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Psycholinguistik Definition: Psycholinguistik (synonym: Sprachpsychologie) erforscht das kognitive (mentale) System, das den Sprachgebrauch erlaubt.
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Jun 06, 2018

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Psycholinguistik

Definition: Psycholinguistik (synonym: Sprachpsychologie) erforscht das kognitive (mentale) System, das den Sprachgebrauch erlaubt.

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Teilgebiete der PsycholinguistikKönnen danach klassifiziert werden, was wir mit Sprache machen:

1. Spracherwerb- Erstspracherwerb- Zweitsprachlernen

2. Sprachverstehen- auditives Sprachverstehen (Hören)- visuelles Sprachverstehen (Lesen)- somatosensibles Sprachverstehen (Lesen)

3. Sprachproduktion- Sprechen- Schreiben- Zeichensprache

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Teilgebiete der PsycholinguistikAlternative Klassifikation auf der Grundlage der einzelnen Teilbereiche unseres genutzten sprachlichen Wissens:

• Akustisch-Phonetische Verarbeitung

• Visuelle Wortverarbeitung

• Das mentale Lexikon

• Syntaktische Verarbeitung (Parsing)

• Semantische Verarbeitung (Satz-Interpretation)

• Semantische Verarbeitung (Diskurs-Interpretation)

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Angrenzende Wissenschaften der Psycholinguistik sind:

• Sprachwissenschaft und ihre Anwendungsge-biete Phonetik, Computer- und Neurolinguistik

• Psychologie (Allgemeine, Entwicklungs-, Kognitions- und Neuropsychologie)

• Neurologie, Rehabilitationsmedizin, Logopädie

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Typische Fragestellungen in der Psycholinguistik

• Wie erwerben Kinder ihre Muttersprache (Erstspracherwerb)?

• Wie lernt man eine Fremdsprache (Zweitsprachlernen)?

• Wie ist die Sprache im Laufe der menschlichen Evolution entstanden?

• Wieso gibt es individuelle Unterschiede in der Sprachentwicklung und -verwendung?

• Denken wir in Sprache?

• Besitzt nur der Mensch Sprache oder gibt es auch Tiere, die über sprachliche Fähigkeiten verfügen?

• Wie wird der kontinuierliche akustische Strom in Teile, insbesondere Wörter, zerlegt?

• Wie lange dauert es, ein Wort zu verstehen?

• Wie werden mehrdeutige Wörter verstanden?

• Wird beim leisen Lesen die phonologische Form eines Wortes aktiviert?

• Wie wird aus den einzelnen Wörtern, die einen Satz ausmachen, beim Sprachverstehen eine zusammenhängende syntaktischen Struktur aufgebaut?

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Typische Fragestellungen in der Psycholinguistik

Wie kann man diese Fragen beantworten?

- Introspektion?

- Beobachtung?

- Messungen?

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Mögliche Experimentaltechniken• Experimente mit Säuglingen: High Amplitude-Sucking• Experimente mit Kleinkindern: Headturn Preference Procedure• Worterkennung: Phoneme Monitoring• Worterkennung: Visual and Auditory Lexical Decision• Worterkennung: Gating• Wortproduktion: Naming ; Picture-Word Interference Paradigm• Satzverstehen: Self-Paced Reading• Satzverstehen: Lesen mit Blickbewegungsmessung• Satzverstehen: Cross-Modal Lexical Priming • Satzproduktion: Syntactic Priming

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Gliederung:

1. Experimentelle Methoden der Psycholinguistik

2. Spracherwerb

3. Ausgewählte Versuchsparadigmen und Befunde

- Kategoriale Wahrnehmung

- Priming

- Interferenz-Techniken

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Experimentelle Methoden der Psycholinguistik

1. Was ist ein Experiment / Grundbegriffe

2. Wie zeige ich Unterschiede bzw. Zusammenhänge

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Kreislauf empirischer Forschung

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Was ist ein Experiment?

Definition (Bortz, 2005):

Untersuchung mit randomisierten Stichproben, um die Auswirkung der unabhängigen Variablen aufdie abhänigigen Variablen zu überprüfen.

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Was sind unabhängige und abhängige Variablen?

Unabhängige Variable:Merkmal, dessen Auswirkung auf andere

Merkmale überprüft werden soll.

Abhängige Variable:Merkmal, das durch die unabhängige Variable

beeinflußt wird.

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Kreislauf empirischer Forschung

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Interne vs. Externe Validität

Interne Validität:Ergebnis der Untersuchung ist eindeutig interpretierbar.

Interne Validität sinkt mit wachsender Anzahl plausiblerAlternativerklärungen für das Ergebnis.

Externe Validität:Ergebnis der Untersuchung ist generalisierbar.Externe Validität sinkt mit wachsender Unnatürlichkeit der

Untersuchungsbedingungen bzw. mit abnehmenderRepräsentativität der untersuchten Stichprobe.

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u.a. zu kontrollieren ...

• Reiz-/Organismusvariablen

• attributive Variablen (Geschlecht etc.)

• Störvariablen: hat außer der unabhängigen Variablen ebenfalls Einfluß auf die abhängige Variable– 1. Versuchsleiter kann sie nicht kontrollieren oder kennt sie nicht

– 2. Versuchsleiter kennt Wirkung – werden als neue UV aufgenommen oder kontrolliert

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Wie lassen sich Daten beschreiben?

1. Maße der zentralen Tendenz:Werte, mit denen alle Versuchspersonenzusammen am besten charakterisiert werdenkönnen.

2. Dispersionsmaße:Kennzeichnen die Unterschiedlichkeit von Versuchspersonen

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Maße der zentralen TendenzWelcher Wert gibt die Merkmalsausprägung einer zufällig

ausgewählten Person am besten wieder?

• Derjenige Messwert, der am häufigsten vorkommt? (Modalwert)

• Der Wert, über und unter dem genau gleich viele Fälleliegen? (Median)

• Die Summe aller Werte dividiert durch deren Anzahl? (Arithmetisches Mittel)

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Reicht das?

Ähneln sich zwei Gruppen hinsichtlich ihrerzentralen Tendenz, so können sie dennochwegen unterschiedlicher Streuung der einzelnenWerte stark voneinander abweichen.

Beispiel: Schuhgrößen in zwei Gruppen

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Verbreitestes Dispersionsmaß

Varianz: beschreibt wie stark jeder einzelne Wert vom

arithmetischen Mittel abweicht

(Varianz = Summe der quadrierten Abweichungenaller Messwerte vom arithmentischen Mittel, dividiert durch die Anzahl aller Messwerte)

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Wie teste ich Zusammenhänge?

Annahme, dass zwei oder mehr zuuntersuchende Merkmale miteinanderzusammenhängen.

Überprüfung durch Korrelationsstatistik

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Wie teste ich Unterschiede?

Annahme, dass sich zwei oder mehr zuuntersuchende Gruppen bezüglich einesMerkmals unterscheiden.

Überprüfung z.B. durch T-Test oderVarianzanalyse