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Zurich Open Repository andArchiveUniversity of ZurichMain
LibraryStrickhofstrasse 39CH-8057 Zurichwww.zora.uzh.ch
Year: 2008
Das königliche Portal und die Nordseite des Maidans von Schah
Abbās I. imsafawidischen Isfahan
Ritter, Markus
Other titles: The Royal Portal and the North Side of the Maydân
of Shah ’Abbâs I in Safavid Isfahan[with 3 figs. and 4 color
plates]
Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of
ZurichZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-47813Book Section
Originally published at:Ritter, Markus (2008). Das königliche
Portal und die Nordseite des Maidans von Schah Abbās I.
imsafawidischen Isfahan. In: Ritter, Markus; Kauz, Ralph; Hoffmann,
Birgitt. Iran und iranisch geprägteKulturen. Wiesbaden: Dr. Ludwig
Reichert, 357-376.
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Vorwort Als die Herausgeber beschlossen, Bert G. Fragner zu
seinem 65. Geburtstag am 27. November 2006 eine Festschrift zu
widmen und im Juni 2005 ein entsprechendes Einladungsschreiben an
Kollegen, Mitarbeiter, Schüler und Freunde des zu Ehrenden
verschickten, waren sie sich wohl bewußt, daß der zeitliche Rahmen
ausgesprochen eng gesetzt war. All denjenigen, die sich davon nicht
abschrecken ließen und sich mit einem Beitrag beteiligt haben, sei
an dieser Stelle herzlich gedankt. Das Manuskript konnte Bert
Fragner in einer Feier an seinem Geburtstag überreicht werden. Da
der Umfang des Bandes nicht beliebig anwachsen konnte, bitten wir
jene um Verständnis, die eben-falls gerne etwas beigetragen hätten,
aber keine entsprechende Aufforderung erhalten haben.
Der Aufbau eines solchen Bandes wird immer Diskussionen
hervorrufen. Wir haben uns für eine thematische Gruppierung
entschieden, von der wir hoffen, daß sie den In-teressen von Bert
Fragner (siehe S. xii-xiv) gerecht wird. Sie entspricht dem
ursprüng-lich angedachten Titel "Zwischen Thron und Küche". Der
Band beginnt mit Beiträgen zur Geschichte und Historiographie und
reicht über Literatur- und Sprachgeschichte, Kultur- und
Religionsgeschichte zur Kunstgeschichte, um mit kulinarischen
Themen das Fest der Schrift zu beenden. Innerhalb der Themengruppen
folgt er im allgemeinen einer historisch-chronologischen Anordnung
und einer Reihung von Iran zu anderen Regionen. Bei der Vielfalt
der Themen schien es uns angebracht, jeweils dem Autor die Wahl des
Systems der Transliteration zu überlassen.
Die Initiative dieses Unternehmens hat Markus Ritter getragen.
Großer Dank gilt Caroline Nik Nafs, die die Texte in ein erstes
einheitliches Format gebracht hat. Nicholas Sims-Williams, dem
Herausgeber der Beiträge zur Iranistik und Ursula Reichert ist für
die Bereitschaft zu danken, die Festschrift in dieser Reihe des Dr.
Ludwig Reichert Verlages aufzunehmen. Brigid O'Connor hat einzelne
englisch-sprachige Beiträge durchgesehen. Giorgio Rota danken wir
für Hinweise. Der Band hätte nicht erscheinen können ohne die
finanzielle Unterstützung der Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft (Halle an der Saale), der Iran Heritage Foundation
(London) und der Societas Iranologica Europaea (Rom), denen aufs
herzlichste gedankt sei.
Die Herausgeber Wien, im November 2007
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Inhaltsverzeichnis VORWORT DER HERAUSGEBER . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . v INHALTSVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vi TABELLEN UND
ABBILDUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ix BERT
G. FRAGNER Foto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xi
Eine biographische Notiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . xii Schriften. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . xv 1 GESCHICHTE UND HISTORIOGRAPHIE Strukturen
und Traditionen Gherardo GNOLI Ancora sull'idea di Iran . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 Christine NOELLE-KARIMI Khurasan and Its Limits: Changing
Concepts of Territory from Pre-Modern to Modern Times . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Beatrice Forbes MANZ Ulugh
Beg, Transoxania and Turco-Mongolian Traditions . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Charles
MELVILLE Between Tabriz and Herat: Persian Historical Writing in
the 15th Century . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 John R.
PERRY The Vakil al-raʿāyā: a Pre-modern Iranian Ombudsman. . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . 39 Memoiren und Biographien Andreas DRECHSLER Der früheste
schiitische Historiker Persiens: Ḥasan b. Muḥammad Qummī . . . . .
. . . . . . . . . . . . . 49 Giorgio ROTA The Death of Ṭahmāspqoli
Xān Qājār According to a Contemporary Ragusan Source (How to Become
a Renegade, 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . 54 Ingeborg BALDAUF Eine Lebenserzählung von der
Peripherie der Sowjetunion: Bobomurod Daminov, der rastlose Kämpfer
(1914-2005) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . 64 Safawidenzeit GOTO Yukako The Safavid Court
and Its Ceremonies During the Reign of Muhammad Khudābanda . . . .
. . . 74 HANEDA Masashi Europeans at Bandar Abbas and the 'State'
of Persia in the 17th and 18th Centuries . . . . . . . . . . . 85
Maria SZUPPE Looking Across the Frontier: a Shaybānid (Non-)View of
the Early Safavid State . . . . . . . . . . . . 94
-
Inhaltsverzeichnis vii Moderne Yann RICHARD Le coup d'Etat de
1921: nouvelles sources européennes . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 J. Paul LUFT The
USA and the Trans-Iranian Railway . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . 120 Touraj ATABAKI Ethnic Minorities, Regionalism and the
Construction of New Histories
in the Islamic Republic of Iran . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Antike Antonio PANAINO
Diplomazia e violenza: a proposito di un caso di rispetto del
'diritto internazionale' nell'antica Persia . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . 144 2 LITERATUR- UND SPRACHGESCHICHTE Literatur und
Bedeutung des Neupersischen Nosratollah RASTEGAR Die Identität von
Niẓāmīs sieben Prinzessinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Michele
BERNARDINI Variables in the Persophonie System . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 166 Wolfgang HOLZWARTH Der persische
Feenprinz besiegt den Kannibalenkönig von Gilgit: Ein Kapitel aus
der Kulturgeschichte Nordpakistans . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Riccardo
ZIPOLI A propos of Qâ'âni's Satirical Obscene Verse . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . 187 Roxane HAAG-HIGUCHI Der Dichterkönig und die
Literaturgeschichte: Betrachtungen zu einem dynamischen Konzept . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . 198 Nima MINA Gefängnismemoirenliteratur aus
dem nachrevolutionären Iran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . 210 Sibylle WENTKER Auf der Suche nach der
persischen Seele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
Sprachgeschichte Pavel LURJE Once more on Sogdian pyšn'm'k
'Surname' and a Bridegroom Named 'Hail' . . . . . . . . . . . . . .
. . . . 232 Velizar SADOVSKI Syntax und Formulierungsstil in der
indo-iranischen Dichtersprache: Einleitendes zum Periodenbau und
einigen figurae per ordinem im Avesta und Veda . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . 242
3 KULTUR- UND RELIGIONSGESCHICHTE Birgitt HOFFMANN Wortkunst im
Dienste der Welteroberer: Ein vergleichender Blick auf persische
Gelehrte, Bürokraten und Dichter unter den mongolischen Ilkhanen .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
-
Inhaltsverzeichnis viii Anna KRASNOWOLSKA Iranian Time-Keepers .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . 272 Christoph WERNER 'Die brautschmückende Feder
verbreitet Moschusduft': Eheverträge im Iran des 19. und frühen 20.
Jahrhunderts (Tafel 11-12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . 284 Ralph KAUZ Bankette und Akrobaten oder wie fetiert man
Barbaren? Ein Beitrag zur interkulturellen Kommunikation . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 297 LIU Yingsheng A Retrospect on Sino-Iranian Cultural
Links in the Late Medieval Period: An East Asian View . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
309 Maria MACUCH Der 'iranisierte' Islam: Zur Entstehung einer
eigenwilligen Synthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . 315 Werner ENDE 'Teilhaber an dem einen Vaterland': Die
Petition saudischer Schiiten vom 30. April 2003 . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
336 4 KUNSTGESCHICHTE Barbara FINSTER Zur Tradition iranischer
Architektur (Tafel 1-3a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 Markus RITTER
Das königliche Portal und die Nordseite des Maidāns von Schah
ʿAbbās I. im safawidischen Iṣfahān (Tafel 3b-5) . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357
Karin RÜHRDANZ Zwischen Botschaft und Kommerz: Zum
geistig-kulturellen Hintergrund persischer Illustrationsstile im
späten 15. und frühen 16. Jahrhundert (Tafel 6-8) . . . . . . . . .
. . . . 377 Klaus KREISER The Equestrian Statue of the Qajar Ruler
Nāṣir ad-Dīn Shāh in Teheran (Tafel 9-10) . . . . . . . . 389 5
KULINARIA Houchang E. CHEHABI Es darf auch manchmal Kaviar sein:
How Caviar Turned Out To Be Halal . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . 401 Sonja FRITZ Narcotica Nartica I . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 Jost
GIPPERT Narcotica Nartica II . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 Peter HEINE Döner
in Deutschland: Migration und kulinarischer Wandel . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 VERZEICHNIS
der Autoren und der Seiten ihres Beitrages . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 TAFELN 1 – 12 . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 436
-
ix
Tabellen und Abbildungen Tabellen List of the participants in
three conflicts according to the TAAA . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 77 Locations of the
naurūz ceremony in Muhammad Khudābanda's era . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Textabbildungen
Tabriz, Moschee des Alī Šāh, Grundriß . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Laškar-e Bāzār, Palast,
Grundriß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . 351 Robāṭ-e Šaraf, Grundriß . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 351 Farumad, Freitagsmoschee, Grundriß
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . 352 Khorsabad, Reliefdarstellung des Palastes von Sargon
II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 Laškar-e Bāzār, Pavillion
der Gartenanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . 355 Iṣfahān, Maidān-i Naqsh-i Jahān mit
Nachbarbauten, Grundriß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 Der Maidān-i Naqsh-i
Jahān im Jahr 1617, Skizze des Nordteils im Tagebuch von Pietro
Della Valle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . 363 Rekonstruktion der Ansicht der
Nordseite am Portal und Vorhof um 1629 . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . 365 Ansicht von Portal und Vorhof im
Stich bei Chardin (1666 und später in Iṣfahān) . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . 368 Ansicht der Nordseite des Maidāns im
Stich bei Le Brun (1704 in Iṣfahān) . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 369 Tafeln Bert G. Fragner . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xi Teheran,
Archäologisches Museum Īrān Bāstān, 1936 vollendet . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tafel 1a
Ktesiphon, Tāq-e Kisrā . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1b Farumad, Freitagsmoschee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2a
Isfahan, Masǧed-e Šāh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2b Isfahan, Hašt Behešt, Stich von Pascal Coste . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3a Iṣfahān, Portal an der
Nordseite des Maidān-i Naqsh-i Jahān, Ansicht . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3b Ansicht der
Nordseite, Foto von F. Sarre, 1897/98 . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . 4 Wandmalereien in der Portalnische, Rückwand,
Schlachtenbild: Umrisse zugesetzter Bogenfenster . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5a Wandmalereien in der Portalnische, Nordwestecke: links Jagdbild
mit der Reiterfigur von Schah ʿAbbās I., rechts Schlachtenbild. . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . 5b Der Bau des Schlosses von
Khwarnaq, Nizami, Khamsa, Herat, 1495; British Library, London, Or.
6810, fol. 154b . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6a Bahram Gur
besucht die Prinzessin im grünen Pavillon, Nizami, Khamsa, Tabriz,
1481, Topkapi Saray Museum, Istanbul, H. 762, fol. 189b. . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 6b Frontispiz: Höfisches Fest,
Sultan Husain Baiqara, Diwan, Tabriz? 1520-30, Bibliothèque
nationale de France, Paris, Ms. suppl. turc. 993, fols. 2b-3a . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Sultan mit Gefolge beim Spaziergang, wie Taf. 7, fol. 51b. . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . 8a
-
Tafeln x Jagdszene, Lutfi, Diwan, Istanbul, 1530-40,
Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha,
Forschungsbibliothek Gotha, Ms. orient. T 211, fol. 21b . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8b
Equestrian statue of Nāṣir ad-Dīn Shāh, contemporary images, Shah
and entourage with the statue in the Tūpkhāna, Teheran 1888 . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9a Equestrian
statue of Nāṣir ad-Dīn Shāh, Lithograph of the sculpture by ʿAlī
Akbar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9b Bust of Nāṣir
ad-Dīn Shāh by Gustave Crauk (1873), Golestān Palace . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10a Rock
relief of Nāṣir ad-Dīn Shāh with entourage at the Amol-road in
Māzanderān, 1878 . . . . . . . . . . . . . . 10b Ehevertrag von
1266/1850 zwischen Mīrzā Muḥammad Zamān (Āmīn-i dīvānḫāna-yi
mubāraka) und Šāhzāda Ḥamīda Sulṭān, 120 x 60 cm. . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . 11 Ehevertrag in Buchform von 1334/1916
zwischen Ǧaʿfar Āqā und Ṣaġrā Sulṭān Ḫānum, erste Doppelseite und
letzte Seite. Sammlung Dr. Hamid Khosravi (Tübingen) . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
-
Markus RITTER
Das königliche Portal und die Nordseite des
Maidāns von Schah ʿAbbās I. im safawidischen Iṣfahān * (Tafel
3b–5)
Die Platzanlage des Maidān-i Naqsh-i Jahān im Palastbezirk der
safawidischen Resi-denz Iṣfahān hat seit der Erbauung unter Schah
ʿAbbās I. (995-1038/1587-1629) die Bewunderung und das Interesse
von Besuchern und Wissenschaftlern gehabt. Die jün-gere Forschung1
sucht die Anlage in Traditionen von Plätzen in den vorangehenden
safawidischen Residenzstädten Qazwīn und Tabrīz und in
Provinzstädten einzuordnen.2 Sie sind belegt, aber mit einer
Ausnahme in Kirmān nicht erhalten. Die geschlossene
architektonische Fassung des Platzes in Iṣfahān, der Bauten der
Institutionen Palast, Moschee und Basar verbindet, und die
Doppelrolle als Arena herrscherlicher Reprä-sentation und neuem
städtischen Zentrum gelten als Entwicklungsschritt.3 Gleichwohl
bleibt kontrovers, wann die Anlage gegründet wurde und wie weit
Gestalt und Konzept einem Wandel unterlagen.
Dieser Beitrag betrachtet hierzu erstmals näher die Nordseite
des Maidāns, die sich durch mehrere Elemente auszeichnet. Zu ihnen
gehören das monumentale Portal mit figürlichen Wandmalereien und
einer großen Uhr. Es war das Tor zum herrscherlichen Basar – aber
auch der einzige architektonisch gefaßte Zugang zum Platz und
weiter zum Palastviertel. Beobachtungen am Bau, an Plänen und
historischen Bildquellen ge-ben Hinweise auf das Aussehen vor den
modernen Renovierungen und zur Chronolo-gie. Sie sind durch
künftige bauarchäologische Untersuchungen zu prüfen und zu
präzi-sieren. Insbesondere zwei Bildquellen sind bislang kaum
berücksichtigt worden: Die 1617 entstandene Grundrißskizze von
Pietro Della Valle zeigt den Nordteil des * Diese Arbeit hängt an
einer Studie der Wandmalereien des Portals an der Nordseite des
Maidāns, dazu zuletzt vorgetragen in der Conference of the
International Society of Iranian Studies, London, August 2006. Ich
danke Claus-Peter Haase und Jens Kröger am Museum für Islamische
Kunst Berlin für die Erlaubnis, das Foto in Taf. 4 zu
reproduzieren, Bettina Hofleitner für Unterstützung bei der
Umzeich-nung der Rekonstruktion in Abb. 3. Die Umschrift persischer
und arabischer Namen und Wörter folgt dem System in der Cambridge
History of Iran, verwendet aber "w" statt "v". 1 Zur Anlage in
Iṣfahān zuletzt Sussan Babaie in dies., Kathryn Babayan, Ina
Baghdiantz-McCabe und Massumeh Farhad, Slaves of the Shah: New
Elites of Safavid Iran (London, 2004), S. 82-87; dies., Safavid
Palaces at Isfahan: Continuity and Change (1590-1666), PhD thesis
New York Univ. (Ann Arbor, 1994), S. 62-70; Stephen P. Blake, Half
the World: The Social Architecture of Safavid Isfahan, 1590-1722
(Costa Mesa, 1999), S. xvi-xvii, 22-23, 105-107. Siehe jeweils dort
zu weiterer Literatur und Quellen. 2 Mahvash Alemi, "Urban Spaces
as the Scene for the Ceremonies and Pastimes of the Safavid Court",
Environmental Design: Journal of the Islamic Environmental Research
Center 1-2 (1991), S. 98-107 hat Gestalt und Funktion der
Platzanlagen der drei Residenzstädte gleichzeitig in den Blick
genommen. Babaie in Slaves, S. 85-87 erhebt die Frage ihrer
Entwicklung. Zu Traditionen und Funktionen der Anla-ge in Qazwīn,
Maria Szuppe, "Palais et jardins: le complexe royal des premiers
Safavides à Qazvin, milieu XVe – debut XVIIe siècles", in Ryka
Gyselen (Hg.), Sites et monuments disparus d'après les témoignages
de voyageurs, Res orientales 8 (Bures-sur-Yvette, 1996), S. 171,
173-175. 3 Babaie in Slaves, S. 87.
-
Ritter 358 Maidāns mit dem anschließenden Basar und ist das
früheste Dokument der Anlage.4 Abb. 2 zeigt eine neue, besser
lesbare Umzeichnung. Zu den ältesten Fotos des Maidāns zählt die
1897/98 entstandene Aufnahme der Nordseite von F. Sarre (Taf. 4).
Sie zeigt für den Bereich am Portal einen Befund, der heute durch
Renovierungen ver-loren ist und erlaubt eine Rekonstruktion der
verschwundenen Holzgalerien (Abb. 3). 5
Die Hinweise stützen für die Nordseite die These eines Umbaus
des Platzes und er-lauben es, unter Beiziehung von Textquellen die
Bedeutung des Portals und der Nord-seite für die herrscherliche
Repräsentation am Maidān näher zu fassen.6
Die Nordseite in der Anlage des Platzes Der Maidān-i Naqsh-i
Jahān bildet ein gestrecktes Rechteck von ca. 524 m x 159 m (Abb.
1).7 Er wird von gewölbten Galerien auf zwei Reihen tiefer Arkaden
eingefaßt, die sich zum Platz öffnen und außen geschlossene Wände
bilden. Mit einem Oberge-schoß entsprechender Arkaden wird am Platz
eine zweigeschossige Fassade gebildet. Nach den zeitgenössischen
Berichten fungierte der Maidān als Vorplatz des Palastes und
repräsentativer Raum herrscherlicher Feste, Polo- und Jagdspiele.
Die Arkaden beherbergten Basarläden und an der Nordseite
Kaffeehäuser und Schenken (Abb. 2). Hinter der westlichen
Längsseite lag der Palast. Am Platz wurde er durch das ʿĀlī Qāpū
betreten: ursprünglich ein einfaches Portal, das sukzessive zu
einem Torpalast erweitert wurde und 1615 fünf Geschosse hatte.8
Gegenüber entstand 1011/1602-3 eine Kuppel- 4 Pietro Della Valle,
Diario, vollend. 1626, in MS Cod. Ottob. Lat. 3382, Archiv Della
Valle/Del Bufalo im Vatikanischen Geheimarchiv, fol. 137,
veröffentlicht von Mahvash Alemi, "I 'teatri' di Shah Abbas nella
Persia del XVII secolo dai disegni inediti del diario di Pietro
Della Valle", in Enrico Guidoni (Hg.) Il mondo islamico: Immagini e
ricerche, Storia dell città 46 (Mailand, 1989), S. 21, Anm. 14.
Alemi wird von keiner der rezenten Studien zum safawidischen
Iṣfahān und dem Maidān zitiert. 5 Museum für Islamische Kunst
Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz), Pl. 8957.
Veröf-fentlicht in Friedrich Sarre, Denkmäler Persischer Baukunst,
2 Bde. (Berlin, 1901-10), Taf. 65. Ein frühe-res Foto von Ernst
Höltzer zeigt den gleichen Befund, ist aber nur in geringer
Druckqualität zugänglich: Mohammad Assemi (Hg.), Persien vor 113
Jahren ([Teheran], 1975). Vgl. ein späteres Foto des Franzo-sen
Henry Viollet, der 1911-13 in Iran war: Maria Szuppe (Hg.), Iran:
Question et Connaissances, II, Périodes médievale et moderne,
Cahiers de Studia Iranica 26 (Paris, 2002), Titelbild. 6 In diese
Richtung hat Blake, Isfahan, S. 27, 110 gewiesen, jedoch setzt er
sich nicht mit der Problematik der Befundsicherung, Datierung und
Interpretation auseinander und handelt die Elemente in wenigen
Worten kritiklos nach der Sekundärliteratur ab, ohne gewahr zu sein
oder den Leser darauf aufmerksam zu machen, daß keine
Untersuchungen existieren. Jede Interpretation des Portals muß die
Frage der Chronologie seiner Elemente zu klären versuchen, wie der
unten dargelegte Umstand zeigt, daß die Wandmalereien nachträglich
hinzukamen. Es ist keineswegs erwiesen, daß, wie Blake schreibt,
der Hof-maler Riżā-i ʿAbbāsī daran beteiligt war. Die Portalfassade
ist weder "painted" (ebd., S. 27) noch mit "multicolored porcelain
squares" (ebd., S. 109) dekoriert, sondern mit Mosaikfayence (was
die Datierung eingrenzen kann, denn diese Technik wurde im Verlauf
der Erbauung der 1611 begonnenen Masjid-i Shāh aufgegeben). Ungenau
ist in der Hinsicht auch die Nutzung der Quellen. Dem Versuch,
Portal und Qaiṣarīya aus persischen Quellen in die Jahre 1611-17 zu
datieren, fehlt die Grundlage, siehe Anm. 19. Olearius schreibt in
seinem Reisebericht von 1637 nicht, die Uhr funktioniere, sondern
das genaue Ge-genteil. Tavernier kam nicht dreißig Jahre nach
Olearius nach Iṣfahān, sondern fünf Jahre früher. 7 Eugenio
Galdieri, "Two Building Phases of the Time of Shāh ‘Abbas I in the
Maydān-i Shāh of Isfahan: Preliminary Note", East and West, NS
20/1-2 (1970), S. 68. Grundriß: ders. und Roberto Orazi, Progetto
di sistemazione del Maydān-i Shāh (Rom, 1969), pl. 4. 8 Eugenio
Galdieri, Eṣfahān: ʿAlī [sic] Qāpū; an Architectural Survey (Rom,
1979), S. 39, fig. 4, 9 zur bau-
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 359
Abb. 1 Iṣfahān, Maidān-i Naqsh-i Jahān mit Nachbarbauten,
Grundriß (nach: Galdieri/ Orazi, Progetto, pl. 4).
moschee, die Masjid-i Luṭfullāh.9 An der südlichen Schmalseite
wurde 1020/1611-12 die neue königliche Moschee mit Madrasa, die
Masjid-i Shāh begonnen (Taf. 2b).10
In der Gliederung der Längsseiten mar-kierten je ein Vorhof am
Portal der Luṭf-ullāh-Moschee und des Palastes eine ge-meinsame
Achse, die den Platz in einen langen Nordteil und einen kürzeren
Südteil teilte (Abb. 1).11 Dieser Nordteil grenzt mit der
Schmalseite an den neuen Basar, des-sen Kern die Bauten der
herrscherlichen Qaiṣarīya sind. Die Arkaden der Nordseite bestehen
im Unterschied zu den anderen Seiten aus zwei Zeilen. Sie werden
von ei-nem Portal an einem tiefen Vorhof in der Längsachse des
Platzes unterbrochen. Por-tal und Vorhof bilden einen Bau, der
kom-plexer ist, als er von außen erscheint. Meh-
lichen Abfolge und ersten Eingrenzung der Datie-rungen. Demnach
sei das Holzdach aus der Zeit von Schah ʿAbbās II. (1642-67) der
Vorbau könne schon unter Schah Ṣāfī (1629-42) entstanden sein. Nach
Babaie, Safavid Palaces, S. 119-120, 122-125 gab es 1590-91 ein
einfaches Portal, das der Höhe von zwei Geschossen entsprach.
1012/1603-4 wurde ein Iwan aufgesetzt, der die Höhe verdoppelte,
das fünfte Geschoß entstand bis 1615. Vorbau und Tālār setzt sie um
1643 an, ebd., S. 109-115, 130, 132-134. Bla-ke, Isfahan, S. 63-64
verschiebt entsprechend seiner Theorie einer späteren Gründung des
Maidāns (siehe unten) die Datierung der Bauphasen. Ihm zufolge
existierte das einfache Portal 1011/1602-3, der in der Höhe
verdoppelte Bau 1017/1608-9. Der fünfgeschossige Bau sei erst
1038/1628-29 zu bele-gen (ohne auf Babaies Hinweis einer Erwähnung
im Jahr 1615 einzugehen). 9 Das Portal ist durch eine Inschrift
datiert; eine andere im Bau gibt 1028/1618 an, wohl das Datum der
Vollendung; Luṭfullāh Hunarfar, Ganjīna-i āthār-i tārīkhī-i Iṣfahān
(Iṣfahān 1344sh), S. 402. 10 Robert McChesney, "Four Sources On
Shah ʿAbbas's Building of Isfahan", Muqarnas 5 (1988), S. 109-111.
Das Portal ist 1025/1616-17 datiert: Hunar-far, Ganjīna, S.
427-428. 11 Die Skizze von Della Valle (Abb. 2, Nr. 7) bestä-tigt
den ursprünglichen Vorhof am Palastportal, den Galdieri, ʿAlī Qāpū,
fig. 4, 16 rekonstruiert.
-
Ritter 360 rere kleine Räume im Obergeschoß ziehen sich um die
Portalnische zu Balkonnischen an den Ecken und Seiten des Vorhofs
(Taf. 3b).
In der Entstehung des Platzes sind einige Punkte umstritten.
Pietro Della Valle beschreibt 1617 im wesentlichen die heutige
Gestalt der Umfassung. In einer Bauun-tersuchung der Längsseiten
und der Südseite hat E. Galdieri zwei Phasen festgestellt. Demnach
hatten die Arkadengalerien der Umfassung zuerst eine geringere
Tiefe, die Pfeiler wurden in einer zweiten Phase in den Platz
hinein verlängert. Erst dabei sei das Obergeschoß entstanden, die
Galerien davor seien eingeschossig gewesen.12 R. McChesney gefolgt
von S. Babaie hat aus historischen Quellen die Jahre
999-1000/1590-91 auf die Gründung und 1011-12/1602-3 auf diesen
Umbau bezogen und in Zusammenhang mit dem Basar als Betonung der
wirtschaftlichen Funktion des Platzes gedeutet.13 St. Blake kam in
einer anderen Interpretation zu der Ansicht, daß erst die
Baumaßnahmen des späteren Datums 1602-3 die Gründung des Maidāns
meinen. Dieser sei in einem Zug und von Beginn an mit
zweigeschossigen Arkaden gebaut worden.14 Die Argumente dieser
Datierung sind kritisiert, aber noch nicht ausgeräumt worden. 15 In
jedem Fall kann der archäologische Nachweis von zwei Bauphasen in
den Arkaden nicht ignoriert werden. Auch die Hypothese einer späten
Gründung16 müßte eine zweite, dann auf 1603-17 einzugrenzende Phase
erklären.
An der Nordseite, die Galdieri nicht untersucht hat, ist die
Frage baulicher Phasen ungeklärt. Es ist vermutet worden, der
Portalbau sei später als die Arkaden oder als der dahinterliegende
Qaiṣarīya-Basar17 gebaut worden.18 Tatsächlich läßt sich aus
Quellen eine solche Aussage bislang nicht ableiten.19 12 Eugenio
Galdieri, "Two Building Phases of the Time of Shāh ‘Abbas I in the
Maydān-i Shāh of Isfahan: Preliminary Note", East and West, NS
20/1-2 (1970), S. 66, fig. 2a-b, 4-5, 10-11. 13 Robert McChesney,
"Sources", S. 114-116; ders. "Postscript to ‚Four Sources On Shah
ʿAbbas's Building of Isfahan'", Muqarnas 8 (1991). Babaie, Palaces,
S. 64-68. 14 Die früheren Erwähnungen bezögen sich dagegen auf den
alten Maidān-i Hārūn-i Wilāyat im Norden der Stadt: Blake, Isfahan,
S. 18-23, 105. 15 Sussan Babaie, Rezension von Blake, Isfahan, in
Iranian Studies 33/3-4 (2000), S. 479-480 mit scharfer Kritik
darüberhinaus. 16 Trotz der berechtigten Kritik von Babaie und
meinen eigenen Vorbehalten (Anm. 6, 19) lassen sich die Argumente
von Blake, Isfahan für die Spätdatierung nicht ohne weiteres
zurückweisen. Für eine Spätda-tierung können die Berichte von Abel
Pinçon, Relation und George Manwaring, True Discourse, in E.
Denison Ross (Hg.), Sir Anthony Sherley and His Persian Adventure:
Including Some Contemporary Narratives (London, 1933) sprechen, die
in dem Zusammenhang noch nicht genannt wurden. Sie waren als
Begleiter der Gesandtschaft von Sherley von Ende 1598 bis 1599 in
Iran. Beide berichten vom Maidān in Qazwīn und einem Empfang durch
Schah ʿAbbās dort und im Basar, verlieren in Iṣfahān aber kein Wort
über einen neuen Maidān und Basar. 17 Die Qaiṣarīya wird in Quellen
erstmals 999-1000/1590-92 nach McChesney, "Sources", S. 117 und
1011/1602-3 nach Blake, Isfahan, S. 108 erwähnt. 18 McChesney,
"Sources", S. 117 konzediert lediglich die Möglichkeit, daß das
Portal später errichtet wurde. Godard, "Iṣfahān", Athār-é Īrān 2
(1937), S. 103-105, 121, gefolgt von Hunarfar, Ganjīna, S. 467,
meinte mit Verweis auf Della Valle, das Portal sei 1617
fertiggestellt worden. Dieser berichtet jedoch nur, es habe ein
Portal gegeben. Eine Fehlinterpretation von Iskandar Baigs Text ist
Godards Angabe, die Qaiṣarīya selbst sei 1029/1619 errichtet
worden, darin gefolgt von Arthur U. Pope, "The Ṣafavid Peri-od", in
Pope und Phyllis Ackerman (Hg.), A Survey of Persian Art (3. Ausg.
Teheran u.a., 1977), III, S. 1199. Vgl. Blake, Isfahan, S. 108,
Anm. 40. Galdieri, ʿAlī Qāpū, S. 11, 38 und ders., "Phases", Anm. 3
nimmt 1619 ohne Begründung für das Portal selbst in Anspruch. Heinz
Gaube und Eugen Wirth, Der
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 361Elemente
der Nordseite Die zwei Arkadengalerien – Die Umfassung der
Nordseite des Maidāns hat die doppel-te Tiefe der anderen Seiten.
Vor den zweigeschossigen Arkadengalerien steht hier eine zweite,
eingeschossige Arkadenzeile, die mit einem Terrassendach vor die
Arkaden des Obergeschosses springt (Taf. 3b). Galdieri war der
Ansicht, daß diese vordere Galerie erst spät, in der Zeit von Schah
Sulṭān Ḥusain (1697-1722) errichtet worden sei.20
Dem widersprechen jedoch schon zwei frühere Ansichten der
Nordseite21 (Abb. 4). Die Skizze von Della Valle zeigt nun, daß die
Nordseite bereits 1617 unter Schah ʿAbbās I. einen Aufbau aus zwei
Zeilen hatte (Abb. 2). Zwischen diesen Zeilen ist in der Skizze
eine Stützenreihe angegeben. Das deutet auf Galerien, die durch
offene Ar-kaden verbunden sind. Die Zahl von sechs gegenüber heute
elf Interkolumnien an jeder Seite kann allerdings nicht wörtlich zu
nehmen sein. Auch dürfte es irgendeine Abtren-nung zwischen
vorderer und hinterer Galerie gegeben haben, denn die Skizze gibt
für sie unterschiedliche Aufgaben an. Die Fassade der vorderen
Galerie wird in der Abbil-dung bei Chardin (nach 1666) mit einem
Wechsel aus zwei Arkadenöffnungen mit je einem Podest und einer
Torarkade angegeben (Abb. 4).
Beobachtungen deuten darauf, daß dieser Aufbau erst durch einen
Umbau entstand. Sie erlauben zwei alternative Hypothesen. Im
Baubefund von Sarres Foto aus dem 19. Jahrhundert (Taf. 4) gibt es
am Portalvorhof Unterschiede zwischen den beiden Gale-rien. So
haben die Lisenen der zweigeschossigen Wände von hinterer Galerie
und Por-talbau eine Glasurziegeldekoration, die auf den Lisenen der
vorderen Galerie fehlt. Deren Seitenwand weicht am ersten Blendfeld
aus der Flucht ab. Die Dachkante setzt an dieser Stelle zwei
Backsteinlagen weiter unten an. Wenn diese Beobachtungen nicht
Bazar von Isfahan (Wiesbaden, 1978), S. 55, führen Erwähnungen
der Qaiṣarīya durch den Chroni-sten Iskandar Baig an, doch bezieht
sich keine davon auf Bau- oder Dekorationsarbeiten; siehe Iskandar
Baig (Autor), Tārīkh-i ʿĀlam-ārā-i ʿAbbāsī (hiernach TAAA), Roger
Savory (Übers.), History of Shah ʿAbbas the Great, 2 Bde. (Boulder,
1978), II, S. 1044, 1046, 1073. 19 Blake, Isfahan, S. 27, meint,
Vorhof und Portal der Qaiṣarīya seien nach dem Beispiel des
gegenüber-liegenden Portalvorhofes der 1611 gegründeten Masjid-i
Shāh entstanden, doch begründet die Ähnlich-keit keine
chronologische Folge. Ebd. S. 23, 107 heißt es, da nur die
Qaiṣarīya in historischen Quellen genannt und das Portal erstmals
1617 erwähnt werde, sei es nicht vor diesem Jahr fertig gewesen.
Daß kein Portal genannt wird, beweist bei der Natur der Quellen
aber nicht, daß es keines gab. Ebd. S. 107 Anm. 35 wird Godards
Datierung des Portals (Anm. 18) zurückgewiesen, aber ebd. S. 109
für dasselbe Jahr 1617 optiert. Ebd. S. 108-109 nimmt Blake
Junābādīs Beschreibung der Qaiṣarīya als Beleg für ein Portal und
verbindet sie mit dem Datum der Abfassung dessen Textes,
1026/1616-17. Doch ist gar nicht von einem Portal die Rede: "bar
yik rukn-i dīgar, ṭaraf-i muqābil-i jāmiʿ bazzāz-khān-ī, kih dar
ʿimārat wa liṭāfat-i ān jāmiʿ tawānad būd […]"; Mīrzā Baig Junābādī
(Autor), Ghulām-Riżā Ṭabāṭabāʾī-Majd (Hg.), Raużat aṣ-Ṣafāwīya
(Teheran 1378sh), S. 759-760. Wie Blake, Isfahan, S. 109 auf einen
"monumental gateway (darb) mentioned by Junabadi" kommt, ist
unverständlich. 20 Galdieri, "Phases", S. 61. 21 Jean Chardin,
Voyages en Perse et autres lieux de l'Orient, 4 Bde. (Amsterdam,
1735), II, Taf. 37 und Grélots Zeichnung für den Italiener Bembo,
in Anthony Welch, "Safavi Iran as Seen Through Venetian Eyes" in
Andrew J. Newman (Hg.), Society and Culture in the Early Modern
Middle East: Studies on Iran in the Safavid Period (Leiden, 2003),
Abb. 4. Ferner die 1684 entstandene Ansicht: Original Draw-ings of
Dr. Engelbert Kaempfer Drawn by Himself, British Library, MS Sloane
5232, fol. 36r, in Mahvash Alemi, "The Royal Gardens of the Safavid
Period: Types and Models", in Attilio Petruccioli (Hg.), Gar-dens
in the Time of the Great Muslim Empires: Theory and Design (Leiden
und New York, 1997), fig. 4.
-
Ritter 362 durch eine Renovierung zu erklären sind, lassen sie
vermuten, daß vordere und hintere Galerie nicht zeitgleich
entstanden. Zwei Alternativen sind denkbar: Die vordere Gale-rie
wurde der bereits bestehenden hinteren vorgesetzt. Oder die
Nordseite wurde um die hintere zweigeschossige Galerie
einschließlich des Portalbaus verlängert. Mehr scheint für die
erste Möglichkeit zu sprechen. Aus dem Grundriß des Erd- und
Oberge-schosses der Galerien und aus der Wandgliederung des
Portalvorhofes geht hervor, daß die Tiefe der Pfeiler des
Obergeschosses der Tiefe der Pfeiler der ersten Phase an den
anderen Seiten entspricht. Die Gesamttiefe der gemeinsamen
Erdgeschoßpfeiler von vorderer und hinterer Galerie gleicht den
verlängerten Pfeilern der zweiten Phase an den anderen Seiten. Der
vordere Teil entspricht dabei dem erwähnten Blendfeld, an dem die
Seitenwand der vorderen Galerie abknickt.22
Die zweite Hypothese eines Umbaus basiert auf der
unterschiedlichen Arkadenrei-hung von Nord- und Südseite im
Grundriß des Platzes (Abb. 1).23 An der Nordseite enden beide
Galerien mit einem vollen Arkadenschritt. An der Südseite sind aber
in der zweiten Phase die Arkaden vor den Ecken durch die
Verlängerung der Pfeiler der Längsseiten verkürzt worden.
Verschiedene Erklärungen sind möglich, u.a. kann das Fehlen
verkürzter Arkaden an der Nordseite darauf deuten, daß der Entwurf
dort be-reits von den verlängerten Pfeilern der Längsseiten
ausging. Es wären dann beide Ar-kadengalerien der Nordseite in der
zweiten Phase entstanden. Die Wandmalereien am Portal – Wie in den
Arkadengalerien, so lassen sich auch am Portalbau ohne bauliche
Untersuchungen keine sicheren Aussagen zur Frage der Ent-stehung
machen. Veränderungen sind aber im Zusammenhang mit den
Wandmalerei-en der Portalnische festzustellen.
Diese sind ein bemerkenswertes Triptychon herrscherlicher Themen
mit Darstellun-gen von Schah ʿAbbās I. Die prominenteste Stelle,
die Rückwand zeigt das Panorama einer großen Schlacht,
wahrscheinlich zu identifizieren als der Sieg von ʿAbbās I. über
die Usbeken bei Herat 1598 (Taf. 5). Die westliche Seitenwand zeigt
eine herrscherli-che Jagd. In einer Reiterfigur, die durch einen
Schimmel und einen Falken ausgezeich-net wird und seinen
Gesichtstypus24 zeigt, ist ʿAbbās I. zu erkennen. Die Figur wendet
den Kopf zurück, als blicke sie auf die Schlacht des benachbarten
Bildes (Taf. 5b). Die Ostwand trägt das stark renovierte und
möglicherweise veränderte Bild eines Festes europäisch gekleideter
Figuren.
Die Malereien sind Gegenstand einer separaten Studie;25 hier
sind nur zwei Punkte hervorzuheben: sie kamen nachträglich hinzu,
und der Bau wurde dabei verändert. Ris- 22 Grundriß Galdieri/Orazi,
Progetto, pl. 2 a-b. Die Pfeilertiefe der Arkaden der ersten Phase
an den anderen Seiten ist in der maßstäblichen Skizze von Galdieri,
"Phases", fig. 2b mit 2.64 m abuzulesen. Die Pfeiler in den Wänden
des Vorhofs messen 2.65 m; vgl. den Schnitt ohne Maßstab: Ali
Bakhtiyar, "The Royal Bazaar of Isfahan", Iranian Studies 7/1-2
(1974), fig. 3. 23 Galdieri/Orazi, Progetto, pl. 2a. 24 Ernst Grube
und Eleonor Sims, "The Representations of Shāh ʿAbbās I." in
Michele Bernardini et alia (Hg.), L'arco di fango che rubò la luce
alle stele: Studi in onore di Eugenio Galdieri per il suo
settantesi-mo compleanno (Lugano: Edizioni Arte e Moneta, 1995), S.
177-208. Die Darstellungen in den Wand-malereien des Portals werden
darin nicht erwähnt. 25 Anm. *.
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 363
Übersetzung der Legende in Della Valles Skizze: "1 Maidān, d.h.
zwei Drittel seiner
Länge. 2 Portiken (portici, Arkadengale-
rien) des Basars um den Maidān, gedeckt von Gewölben.
3 Kaffeehäuser in diesen Portiken. 4 Basar für Socken und Stoffe
in
diesen Portiken. 5 Basar für Seidenprodukte wie
Bänder, Gürtel und andere ele-gante Dinge.
6 Basar für Arzneimittel und an-dere Dinge.
7 Portal des Königs. 8 Portal der Casaria (Qaiṣarīya)
zum Maidān. 9 Qaiṣarīya, ebenfalls gedeckt von
Gewölben. 10 Portal der Qaiṣarīya zu (einer)
anderen Straße. 11 Platz, um in der Mitte der
Qaiṣarīya oben zu sitzen. 12 Münzstätte. 13 Karawanserei von
Ghilac (d.i.:
Gilakī Sprechende, Leute aus Gīlān).
14 Karawanserei des Lala Beig.26 15 Gewölbte Straße vom Maidān
in
die Stadt. 16 Moschee gegenüber dem Portal
des Königs (Masjid-i Shaikh Luṭ-fullāh).
17 Niedrige Säulen oder Enden für das Polo-Spiel (wörtl.:
pallama-glio auf Pferden).
18 Gewölbte Straßen unter den Portiken, wo Kaffeehäuser
sind.
19 Kleine Tür, die zu den Kaffee-
häusern führt."
Abb. 2 Der Maidān-i Naqsh-i Jahān im Jahr 1617, Skizze des
Nordteils im Tagebuch von Pietro Della Valle. Die handschriftliche
Nummerierung des Originals ist hier durch klarere Ziffern ersetzt
und die nach Süden weisende Skizze analog Abb. 1 genordet
wiedergegeben (nach dem Original, Della Valle, Diario, in Alemi,
"Teatri", S. 21). 26 Der Bau an dieser Stelle gilt allgemein als
das Karwānsarāy-i Shāh, während das Karwānsarāy-i Lālā Baig an
anderer Stelle lokalisiert wird; Gaube/Wirth, Isfahan, S. 175-177
und 169-170, 264; Blake, Isfa-han, S. 122 und 119. Della Valles
Skizze des Qaiṣarīya-Basars wirft weitere Fragen auf, die hier
nicht behandelt werden können.
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Ritter 364 se in der Oberfläche der Rückwand zeigen, daß über
den drei heutigen Rechteckfen-stern27 ursprünglich Bogenfenster
existierten (Taf. 5a). Die Wand war also stärker durchfenstert, der
Raum dahinter heller. Daß die Fenster zugesetzt wurden, ist am
be-sten mit dem Auftrag für Wandmalereien in der Portalnische zu
erklären. Zwar ist Chardin (nach 1666) anscheinend der erste, der
die Malereien erwähnt.28 Der Zustand und die Renovierungen
erschweren eine rein stilistische Datierung in das erste Drittel
des 17. Jahrhunderts, d.h. die Zeit von Schah ʿAbbās I. Doch ist
historisch für das Schlachtenbild diese Datierung plausibel. Die
zwei Holzgalerien ("Naqqārakhāna") – Dem Portalbau schlossen sich
zwei langge-streckte Holzgalerien auf den Arkaden des
Obergeschosses an. Sie bildeten einen ein-drucksvollen Rahmen des
Portals und Vorhofs und ein zusätzliches drittes Geschoß. Reisende
des 17. Jahrhunderts erwähnen sie als Ort der herrscherlichen
Musikkapelle, Naqqārakhāna, die zum Sonnenauf- und -untergang
spielte. Della Valle berichtet 1617 von "zwei Loggien über den
Portiken", in denen eine türkische und eine persische Gruppe mit
militärischen Musikinstrumenten spielte.29 Vermutlich begleitete
die Ka-pelle auch Festveranstaltungen auf dem Maidān und gab bei
Polospielen Signale.
Die Holzgalerien sind verschwunden, aber nach Stichen des 17.
Jahrhunderts (Abb. 4-5)30 und Sarres Foto aus dem 19. Jahrhundert
(Taf. 4) zu beschreiben und hier rekonstruiert (Abb. 3).31 Sie
erstreckten sich über je vier Obergeschoßarkaden beider-seits des
Portalvorhofes. Wo sie betreten wurden, ist unklar. Die Tiefe
entsprach dem Obergeschoß und der hinteren Galerie des
Erdgeschosses.32 Die Höhe richtete sich nach dem obersten Abschnitt
der Portalfassade, etwa halb so hoch wie die Arkaden des
Obergeschosses. In jeder Galerie trugen zwei Eckpfeiler und neun
Holzsäulen an der Fassade, zwei Säulen an den Seiten und die
Rückwand ein vorspringendes Dach. Die Säulen standen auf einer
durchlaufenden Brüstung, die ein eingetieftes Band mit
geo-metrischer Glasurziegeldekoration zeigte. Innen stützten
einfache Holzpfosten längs gelegte Dachbalken. Die Säulen der
Fassade und der Seiten hatten dagegen acht-kantige Schäfte mit
Muqarnaskapitellen. Die Rückwand war durch Rechtecknischen mit
Transennen gegliedert. Zur Portalfassade vermittelte über den
Eckarkaden eine Wand mit Blendnischen. Die vorkragende Dachkante
der Galerie setzte sich über die-
27 Bereits das Foto von Sarre (Taf. 4) zeigt drei
Rechteckfenster in der Rückwand. Das mittlere war bei Reparaturen
der 1970er zugesetzt worden und 1992 vor der jüngsten Renovierung
wieder offen. 28 Chardin, Voyages, II, 27. 29 Pietro Della Valle
(Autor), F. Gaeta und L[aurence] Lockhart (Hg.), I viaggi di Pietro
Della Valle: lettere dalla Persia (Rom, 1972), S. 31-32. 30 Anm.
21. 31 Der Rekonstruktionsvorschlag der Nordseite von
Galdieri/Orazi, Progetto, pl. 5b berücksichtigt die Holzgalerien
nicht; siehe unten "Zum Obergeschoß". Die angedeute schematische
Rekonstruktion in der Ansichtszeichnung des Portals von R. Rössler
in Gaube/Wirth, Bazar, fig. 18 stimmt nicht in der Gliede-rung der
Pfosten und der Ecklösung am Portalvorhof. 32 Das Obergeschoß der
Nordseite muß dort, wo es die Holzgalerien trägt, mindestens deren
Tiefe gehabt haben. Galdieri/Orazi, Progetto, pl. 2b geben im
Grundriß des Obergeschosses nur die Arkaden der Fassade an und
schlagen ebd., pl. 5b für die je ersten fünf eine Rekonstruktion
mit je einem anschließen-den Raum vor, wie sie Galdieri, "Phases",
fig. 8-9 beschreibt. Vgl. unten "Zum Obergeschoß".
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 365
Abb.
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Ritter 366 sen Wandabschnitten und den Portalrahmen zur anderen
Seite fort. In den Galerien und in zugehörigen Räumen soll es
Wandmalereien und Stuckdekoration ähnlich dem obersten Geschoß im
safawidischen Palast ʿĀlī Qāpū gegeben haben.33 Einige Details
deuten auf vorausgehende Reparaturen, so die recht rohe Gestalt der
Dachbalken. Die Halbrundbögen der Blendnischen weisen auf das
18.-19. Jahrhundert.34 Chardins Ab-bildung zeigt an der Stelle
ungegliederte, vielleicht hölzerne Wände.35
Hinweise im Foto des 19. Jahrhunderts (Taf. 4) lassen vermuten,
daß die Holzgaleri-en später als das Portal errichtet wurden. Sie
und die verbindenden Wände erreichen an den Ecken eine größere Höhe
als die Portalfassade. Diese wurde durch zusätzliche Backsteinlagen
erhöht, die sich deutlich von der mit Glasurziegeln dekorierten
Dachli-sene abheben. Die verbindende Wand zwischen den Holzgalerien
und der Portalfassa-de wirkt improvisiert, wie erzwungen aus der
Notwendigkeit, ein bestehendes und ein neues Element in einen
Zusammenhang zu bringen. Der gemauerte Pfeiler der Holzga-lerie an
der Ecke zum Portalvorhof scheint später aufgesetzt worden zu sein,
denn er springt aus der Wandflucht zurück und verwendet ein anderes
Backsteinformat.
Zum Obergeschoß der Arkadengalerie – Entstand das Obergeschoß
der Arkadengale-rien am Maidān erst in der zweiten Phase, wie
Galdieri vermutet hat, sind an der Nord-seite die darauf stehenden
Holzgalerien jedenfalls dieser oder einer weiteren Phase
zuzurechnen. Auch der Befund des Obergeschosses ist aber durch
moderne Renovie-rungen verloren gegangen. Zwar ist der Aufriß nach
dem Foto des 19. Jahrhunderts zu rekonstruieren, und ein paar
Punkte lassen sich richtigstellen (Abb. 3, Taf. 4).36 Ohne
Bauuntersuchungen lassen aber Anhaltspunkte wie der Hinweis auf
einen Bauversatz am Eckpfeiler zwischen dem Portalvorhof und dem
Obergeschoß der Arkadengalerie keinen Schluß auf eine bestimmte
Abfolge von Portalbau, Obergeschoß und Holzgale-rien zu.37
33 Abū-l-Qāsim Rafīʿ Mihrābādī, Āthār-i miʿmārī-i Iṣfahān
(Teheran, 1352sh), S. 390. 34 Rundbögen und kreisförmige Fenster
erscheinen Anfang des 19. Jahrhunderts: Markus Ritter, Mo-scheen
und Madrasabauten in Iran 1785-1848: Architektur zwischen Rückgriff
und Neuerung (Leiden, 2005), S. 449-450. 35 Der Stich zeigt
außerdem sieben statt neun Säulen an der Fassade. Die Brüstung
erscheint anders als im Foto auch an der Seite zum Portalvorhof. 36
Für die Rekonstruktion in Abb. 3 ist festzuhalten, daß in Sarres
Foto die ersten vier – nicht wie heute drei – Arkaden jeder Seite
eine höhere Dachkante als die folgenden Arkaden hatten und die
Holzgaleri-en trugen. Der Rekonstruktionsvorschlag von
Galdieri/Orazi, Progetto, pl. 5b ist in diesem Punkt falsch. Die
Kante setzte niedriger an und war ohne Dekoration; heute setzt sie
das Muster der Lisenen des Po-talvorhofs fort. Das schmale
Blendfeld hatte keine Blendarkade. Über den ersten vier Arkaden und
dem Blendfeld folgte ein Band mit Glasurziegeldekoration, das der
Holzgalerie als Brüstung diente. – Ferner ist darauf hinzuweisen,
daß die Anlage des Obergeschosses der Arkaden am Maidān nach der
Beschrei-bung Chardins (nach 1666) doppelt so tief war, als
Galdieri sie nach Fotos mit einer Balkonnische und einem Raum an
jeder Arkade rekonstruiert. Nach Chardin, Voyages, II, S. 20 gab es
an jeder Arkade insgesamt vier Räume: eine Balkonnische und einen
Raum am Platz und zwei rückwärtige Räume. Zur Erschließung ist ein
durchlaufender Korridor anzunehmen. 37 Der Befund ist im heutigen
Zustand verloren. Im Foto war die Fassade des Eckpfeilers am Platz
nied-riger als die anschließenden Wände des Vorhofs, die Dachlisene
der Obergeschoßarkaden brach vor der Ecke ab. Die Lisene setzte
sich mit gleicher Stärke über den ersten vier Arkaden fort, die die
Holzgale-
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 367Die
zweiteilige Inschrift – An den Seitenwänden des Portalvorhofs
befindet sich eine Quadratkufiinschrift aus blauen Glasurziegeln in
zwei Quadratfeldern,38 die sich auf den Maidān und Portalbau
beziehen läßt: Ostwand: Westwand:
Gharaż naqsh-ī-st kaz mā bāz mānad kih hastī-rā na-mī-bīnam
baqāʾ-ī,
magar ṣāhibdil-ī rūz-ī bih raḥmat kunad dar ḥaqq-i miskīnān
duʿāʾ-ī.
Wunsch ist, daß ein Bild von uns bleibt, seh ich doch daß sonst
nichts besteht.
Vielleicht ein Weiser aus Barmerzigkeit für den Armseligen ein
Bittgebet erfleht.
Die zwei Verse zitieren aus einem Gedicht des Gulistāns von
Saʿdī (st. 691/1292). Dieses wurde gerne als Sinnspruch verwendet,
der sich auf die Fertigstellung eines Werkes bezieht, und ist auch
an anderen Bauten anzutreffen. Hier sind die Verse mit dem Wort
"naqsh" ein passender Verweis auf den zeitgenössischen Namen des
Maidāns, Naqsh-i Jahān. In der Bedeutung "Dekoration, Bild" können
sie als Anspie-lung auf die Ausschmückung der Portalnische mit
Wandmalereien gemeint sein. Das kann heißen, daß die Inschrift mit
diesen nachträglich angebracht wurde. Zufällig läßt sich der zweite
Halbvers der ersten Zeile analog einem Chronogramm mit dem Jahr
1017/1608-9 berechnen, dessen Winter Schah ʿAbbās I. gänzlich in
Iṣfahān verbrachte. Darin einen weiteren Grund für die Wahl des
Zitats zu sehen, bleibt Spekulation. 39
Uhr und Glocke am Portal bildeten eine ungewöhnliche Attraktion.
Sie sind nicht mehr erhalten und bislang nur aus europäischen
Berichten bekannt, die hier ausgewer-tet werden sollen.40 Olearius
zufolge, der 1637 mit einer holsteinischen Gesandtschaft in Iṣfahān
war, seien sie, "weil man in ganz Persien weder Glocken noch so
große Stadt Uhren hat, für ein Wunderwerck gehalten worden".41 Doch
lassen sie sich in eine Tradi-tion monumentaler Uhren in
Vorderasien setzen.
Die Uhr war wahrscheinlich oben an der Rückwand der Portalnische
angebracht, wo sich heute eine große rechteckige Öffnung und
dahinter ein Raum des zweiten Ober-geschosses befinden.42 Olearius
gibt an, daß sie über dem Tor hänge, unter Schah ʿAbbās I.
angebracht worden sei und nun nicht mehr funktioniere.43 Der
Niederländer Le Brun (De Bruijn) berichtet (1704), die Uhr sei über
dem Schlachtenbild. Seine For-mulierung "horloge sonnante" kann
sich auf die Glocke beziehen, die er nicht eigens erwähnt, kann
aber auch bedeuten, daß die Uhr schlug, also zu seiner Zeit
funktionier-te. Nach Chardin (1666 und später) war es eine große
Uhr, die drei Fuß im Geviert rien tragen, und war dann über den
folgenden Arkaden eine schmale Kante, die der Dachkante der
Obergeschoßarkaden an den anderen Seiten des Platzes entspricht. 38
Hunarfar, Ganjīna, S. 467. 39 Markus Ritter, "Two Notes on
Monumental Epigraphy in Iran: Paired Panels With Square Kufic
Script and Saʿdī Verses in Safavid and Previous Architecture",
Eurasian Studies 8/1 (2008). 40 Übersichtsweise hat sich als erster
Muḥammad-Riżā Nūrbakhsh, "Sāʿat-i mīkānīkī dar Īrān", Āyanda 13/6-7
(Teheran, 1366sh), S. 404 mit den Berichten zur Uhr und der
Geschichte mechanischer Uhren in Iran beschäftigt. Zu beiden Themen
auch Willem Floor, "Clocks", s.v. in Encyclopaedia Iranica, V
(Costa Mesa/Cal.: Mazda, 1992), S. 715 (siehe jedoch Anm. 46, 50
Abs. 2, 51). 41 Adam Olearius, Vermehrte Newe Beschreibung Der
Muscowitischen und Persischen Reyse (Schles-wig, 1656. Reprint
Tübingen, 1971), S. 559. 42 Zum Raum vgl. den Schnitt in Bakhtiyar,
"Royal Bazaar", fig. 3. 43 Olearius, Reyse S. 559.
-
Ritter 368
Abb. 4 Ansicht von Portal und Vorhof im Stich bei Chardin (1666
und später in Iṣfahān): vordere Arkadengalerie, Holzgalerien und
Glocke (nach: Voyage, II, Taf. 37, Ausschnitt).
maß.44 Le Bruns Stich (Abb. 5) zeigt oben in der Portalnische
anstelle der heutigen Öffnung zwei kleine Fenster, über oder
zwischen denen die Uhr zu suchen wäre.45 Sie ist wie im Stich bei
Chardin (Abb. 4), der die Nische anders darstellt, nicht zu
erken-nen.46 Die Glocke hängt dort in einem kleinen viereckigen
Gehäuse auf dem Dach des Portals. Dieser 'Dachreiter' ist aus vier
Arkadenstellungen aufgebaut und hat ein Pyra-midendach. Bei Le Brun
ist 40 Jahre später ein einfacher querstehender Glockenstuhl mit
einem kleinen Giebeldach dargestellt. Auf beiden Stichen wirkt die
Glocke sehr groß, doch schätzt Chardin das Gewicht auf 800-900
Pfund. Die Glocke hat einen Klöppel und hängt an einem Querbalken.
Es ist nicht erkennbar, wie sie in Bewegung gesetzt wurde, und ob
es einen weiteren Schlagmechanismus gab. Eine Verbindung der Uhr
mit der Glocke als Läutwerk wird von den europäischen
Berichterstattern still-schweigend vorausgesetzt. Chardin und J. de
Thevenot (1664) überliefern eine christli-che lateinische Inschrift
auf dem Rand der Glocke, die sie unterschiedlich, vielleicht
jeweils in Teilen wiedergeben.47
Alle Angaben deuten darauf, daß es sich um eine mechanische Uhr
europäischer Provenienz handelte. Zur Herkunft von Uhr und Glocke
überliefern die meisten Be-richte, sie seien Beutegut aus dem
portugiesischen Hormuz, doch herrscht Unklarheit, ob beide von dort
kamen. Die Insel im Persischen Golf, die seit 1515 ein reicher
Han-delsstützpunkt der Portugiesen war, wurde 1622 im Rahmen des
Ausbaus safawidischer Herrschaft unter Leitung von Imām Qulī Khān,
Gouverneur in Shīrāz mit Unterstüt- 44 Chardin, Voyages, II, S. 27.
45 Corneille Le Brun, Voyages de [...] par la Moscovie, en Perse,
et aux Indes orientales, 2 Bde. (Amster-dam, 1718), I, S. 198, Taf.
76. 46 Floor, "Clocks", S. 716 gibt fälschlich an, die Uhr sei bei
Le Brun abgebildet. 47 Chardin, Voyages, II, S. 27: "Sancta Maria,
ora pro nobis mulieribus"; de Thevenot, Travels, S. 79: "Ave Maria
gratia plena "; vgl. Falsafī in Anm. 50. Beide geben an, die Glocke
käme aus einem Nonnenkloster in Hormuz, siehe jedoch Figueroa in
Anm. 50.
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 369
Abb. 5 Ansicht der Nordseite des Maidāns im Stich bei Le Brun
(1704 in Iṣfahān): Obergeschoß, Holzgalerien am Portal und Glocke.
Das Erdgeschoß wird von Zelten verdeckt (nach: Voyages, I, Taf. 76,
Ausschnitt).
zung von Schiffen der britischen East India Company erobert.48
Die Beute wurde zwi-schen Safawiden und Briten geteilt, ausgewählte
Stücke nach Iskandar Baig, dem Chronisten ʿAbbās' I., für den
königlichen Hof requiriert. Weder er noch ein portugiesi-scher und
britischer Augenzeuge der Teilung erwähnen eine Uhr oder Glocke,
die man freilich auch nicht unmittelbar zu den Schätzen zählen
kann.49
Angaben zu ihrer Herkunft machen Besucher Iṣfahāns. Ihre
Berichte besagen, daß die Uhr, die Glocke oder beide aus Hormuz
kamen und Beute waren; eine späte Quelle bietet die Variante, die
Glocke aus Hormuz sei ein Geschenk der Augustiner.50 Dane- 48
Iskandar Baig, TAAA, Īraj Afshār (Hg.), 2 Bde., Teheran 1334/1955,
S. 979-982; ders., dass., Übers. Savory, S. 1202-1203. Laurence
Lockhart, "European Contacts", in The Cambridge History of Iran,
VI: Peter Jackson und Laurence Lockhart (Hg.), The Timurid and
Safavid Periods (Cambridge, 1986), S. 393. Colin Mitchell, "Shāh
'Abbās, the English East India Company and the Cannoneers of Fārs",
Itiner-ario 24/2 (2000), S. 104-125. 49 Iskandar Baig, TAAA, Hg.
Afshār, S. 982; ders., dass., Übers. Savory, S. 1204. Ruy Freyre de
Andrada (Autor), C. R. Boxer (Hg.), Commentaries (London, 1930);
Monnox, "History at large of the taking of Ormuz Castle", ebd.,
Appendix IX, S. 254-310. 50 J. Tavernier (ab 1632 mehrfach in Iran)
gibt an, die Uhr am Nordportal des Maidāns sei wie die Kano-nen vor
dem Palastportal eine Beute aus Hormuz. Nach Chardin und de
Thevenot kamen beide, Uhr und Glocke von dort: Jean Tavernier, Le
Six Voyages de Jean Baptiste Tavernier […] en Turque, en Perse, et
aux Indes […], 3 Bde. (Paris, 1676-79), I, S. 402, 687; Chardin,
Voyages, II, S. 27; de Thevenot, Travels, S. 79. – Der Venezianer
Gemelli Careri berichtet (um 1694) von "der Glocke der Uhr von
Hormuz". Er weicht insofern von seinen Vorgängern ab, als er
schreibt, die Glocke sei Schah ʿAbbās I. von den Augu-stinern
geschenkt worden: Giovanni Francesco Gemelli Careri, Giro del mondo
[...] Nuova edizione, II, Nella Persia (Venedig: Coleti, 1728), S.
76: "[...] la [...] campana dell'orologio d'Ormuz, donata da' PP.
Agostiniani al Grande Scia-Abas". Im Wortlaut des italienischen
Textes bezieht sich "geschenkt" eindeu-tig auf "die Glocke". Falsch
ist die Paraphrase von Floor, "Clocks", S. 715, in der sich die
Aussage auf die Uhr bezieht. Die Augustiner hatten in Iṣfahān und
vor der Eroberung auf Hormuz je einen Konvent. Wie viel Bedeutung
der Angabe angesichts des späten Datums zukommt, steht dahin. –
Offenbar nach euro-päischer Quelle, die er nicht angibt,
überliefert der iranische Gelehrte Falsafī, daß zur Beute aus
Hormuz eine große Uhr und zwei Glocken mit christlichen Inschriften
gehört hätten, die 1609 für Kirchen auf Hormuz gestiftet worden
seien: Nuṣratullāh Falsafī, Zindigānī-i Shāh ʿAbbās-i awwal, 5 Bde.
(5. Aufl. Teheran, 1371sh), IV, S. 1557. Die nach gregorianischem
Kalender angegebene Jahreszahl deutet dar-auf, daß den Angaben eine
europäische Quelle zugrunde liegt. Die Inschrift lautet: "Betet für
uns Frau-en, daß der Herr Euren Nachkommen vergebe." Das ähnelt dem
von Chardin angebenen Inschriftentext
-
Ritter 370 ben steht die Angabe von Olearius (1637), die Uhr sei
von einem Engländer namens Fesli installiert worden.51 Man könnte
folgern, dieser habe sie gebaut,52 oder die Uhr sei britischer
Herkunft, doch wird eine solche alternative Hypothese durch keine
weite-ren Hinweise gestützt. So scheint der Engländer für die
Montage und vielleicht In-standhaltung der Uhr verantwortlich
gewesen zu sein.53 Die Anbringung von Uhr und Glocke aus Hormuz
wäre also 1622-29 zu datieren, zwischen der Eroberung der Insel und
dem Tod von ʿAbbās, was auch erklären würde, warum Della Valle sie
1617 nicht erwähnt.
"Glocken, die von selber schlagen", d.h. die um 1300 erfundenen,
von einem Gewicht angetriebenen Räderuhren, gehörten zu den
Produkten aus Europa, die in Vorder-asien, wie in Ostasien,
besonderes Interesse fanden.54 Als technische Neuerung fügten sie
sich in Traditionen des mittelalterlichen islamischen Vorderasien
ein. Monumentale Uhren – Wasser- und andere Elementaruhren mit
ausgefeilten Mechanismen – gab es an bedeutenden religiösen Bauten,
meist am Portal. Es waren fürstliche Werke, wie die mechanischen
Automaten, mit denen sie z.B. im Traktat des al-Jazarī (verf. 1206)
für einen Herrscher von Diyarbakır beschrieben wurden.55 Waren
Uhren insofern mit herr- der Glocke in Iṣfahān (Anm. 47). Am Rande
sei in gröberer Schrift der Name von Christus eingraviert gewesen.
Die Glocken seien von portugiesischen Frauen in Hormuz gestiftet
worden. – Offen bleibt, aus welchem Bau Uhr und Glocke stammen
könnten, und was gegebenfalls aus der zweiten Glocke bei Fal-safī
wurde. Der spanisch-portugiesische Gesandte Figueroa nennt 1617 in
seiner Beschreibung von Hor-muz sechs christliche Bauten: "Nuestra
Señora de Garçia, conuento del orden de San Agustin"; "conuento
N.S. del Carmen"; "iglesia y casa de la Misericordia"; "ermita N.S.
de la Esperança"; "ermita N.S. de la Peña"; "ermita Santa Luzia";
García de Silva y Figueroa, Comentarios … de la embajada que de
parte del Rey de España Don Felipe III hizo al Rey Xa Abas de
Persia, 2 Bde. (Madrid, 1903-5), I, S. 250-266. Von diesen Bauten
scheint heute bis auf die Ruine eines Turmes, der als "Glockenturm"
gilt, nichts mehr erhalten zu sein: Aḥmad Iqdārī, Āthār-i shahrhā-i
bāstānī-i sawāhil wa jazāʾir-i Khalīj-i Fārs wa Daryā-i ʿUmānī
(Teheran, 1348sh), S. 704, 734-735. Das portugiesische Fort hatte
eine sogenannte "Bastion der Glocke": de Andrada, Hg. Boxer,
Commentaries, S. 137, 141. 51 Olearius, Reyse, S. 559. Der Name
"Fesli" klingt nicht Englisch, wie Otto Kurz, European Clocks and
Watches in the Near East (Leiden, 1975), S. 62, bemerkt hat. Er
kann korrumpiert wiedergegeben sein oder weist auf eine andere
Herkunft. Verschiedene Übersetzungen und Zitate des Originaltextes
von Olearius lesen falsch "Festi" (Blake, Isfahan, S. 109) oder
"Fessy" (Floor, "Clocks", S. 715). 52 So meint Kurz, Clocks and
Watches, S. 62. 53 Fesli war länger in Iṣfahān, denn Olearius,
Reyse, S. 559, berichtet, er sei dort nach einem Totschlag
hingerichtet worden. Zu erwähnen ist, daß der Leiter der
Hormuzexpedition, Imām Qulī Khān, dem wahrscheinlich die Auswahl
der nach Iṣfahān gesandten Beutestücke zuzuschreiben ist, später
für Schah Ṣāfī mit britischer Unterstützung den Zürcher Uhrmacher
Rudolf Stadler vermittelte (der ein ähnliches Schicksal hatte),
ebd., S. 520-522; Tavernier, Voyages, I, S. 540-548. 54 Carlo M.
Cipolla, Gezähmte Zeit: Wie die mechanische Uhr das Leben
veränderte (Berlin, 1999, Ital. Orig. 1981), S. 87, 93. Ebd., S.
35-85 eine Einführung in die Geschichte der mechanischen Uhr in
Europa. Zur Geschichte in Westasien siehe die Literatur in Anm. 40
und Kurz, Clocks and Watches. 55 Die Lage der Wasseruhr der Moschee
und Madrasa am Grabmal Sayyid Rukn ad-Dīn in Yazd, die dem 1324
erbauten Komplex den Namen Masjid-i Waqt wa Sāʿat gab, scheint
nicht genau bekannt zu sein: Parviz Mohebbi, Techniques et
ressources en Iran: du 7e au 19e siècle (Teheran und Louvain,
1996), S. 199-200; Floor, "Clocks", S. 714); sie ist auch unklar
bei der berühmten Uhr der Madrasa des Abbasidenkalifen al-Mustanṣir
in Bagdad (625/1227-28): Gurgis Awad, "The Mustansiriyyah College
Baghdad", Sumer 7/1 (Bagdad, 1945), S. 16-17. An Toren befanden
sich aber die Uhren am Bāb as-Sāʿa und Bāb Jairūn der Großen
Moschee von Damaskus, die erste aus dem 10.-11. Jh., die zweite
unter dem Zangiden Nūr ad-Dīn 1154-67 errichtet, und die für den
Marinidenherrscher Abū Inān al-Fāris 1357
-
Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I.
371scherlicher Macht assoziiert, konnte in vorislamischer Tradition
Irans Zeitmessung ein Attribut des kosmischen Herrschers sein.
Frühislamische Historiker hielten die Über-lieferung lebendig, daß
der Thron des Sasanidenkönigs Khusrau II. (591-628) als
astro-nomische Uhr funktionierte und die Stunden des Tages
zeigte.56
Die monumentale mechanische Uhr in Iṣfahān hat wenige Vorläufer
in der Region. In Herat hatte Ende des 15. Jahrhunderts der
Timuridenherrscher Sulṭān Ḥusain Bāi-qarā (1470-1506) eine Wanduhr
aus Europa installieren lassen. Der verantwortliche Meister,
Muḥammad Ḥusain Ḥāfiż Iṣfahānī verfaßte ein Traktat über den
Mechanis- mus und baute die Uhr für den Timuriden Sulṭān Aḥmad
Gurkānī (1469-94) in Samar-qand nach. Unklar ist, wo diese Uhren
angebracht waren. Eine Uhr an einem Bau in Kāshān in Iran wird dem
gleichen Meister zugeschrieben.57 Im safawidischen Iran unter Schah
Ṭahmāsp I. (1524-76) sah M. Membré 1542 in Tabrīz eine große Uhr,
die ein Glöckchen schlug, Figuren bewegte und Kärtchen mit
Vorhersagen auswerfen konnte. Sie war von einem lokalen Meister
gefertigt worden, der sagte, er habe sie aus "Bü-chern".58 Es
scheint eine Elementar- und Automatenuhr mittelalterlicher
Tradition gewesen zu sein, doch ist nicht auszuschließen, daß sie
den neuen Rädermechanismus im Traktat des Ḥāfiż Iṣfahānī kopierte.
Unklar ist, ob sie ein herrscherlicher Auftrag war; sie stand in
einem Haus an der Straße zum Naqqārakhāna des Maidāns am Palast. Im
Laufe des 16. Jahrhunderts brachten Gesandtschaften Uhren, die
kleiner waren, als diplomatische Geschenke nach Iran, im 17.
Jahrhundert waren Uhrmacher am Hofe tätig, und Ende des
Jahrhunderts konnte man Uhren in Iṣfahān leicht erwerben.59 gebaute
Uhr gegenüber dem Portal der Bū Ināniyya Madrasa in Fez: F. Barry
Flood, The Great Mosque of Damascus: Studies on the Makings of an
Umayyad Visual Culture (Leiden, 2001), S. 121, 117. Zu anderen
Uhren und dem Traktat, Derek R. Hill, "Sāʿa 1.", s.v. in The
Encyclopaedia of Islam, VIII (Lei-den, 1995), S. 654-655; ders.,
"al-Djazarī", s.v. in ebd., Suppl. (2004), S. 266. In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts erscheinen Uhrtürme am Portal
religiöser Bauten in Iran: Ritter, Moscheen, S. 201-202. 56 Ernst
Herzfeld, "Der Thron des Khusro", Jahrbuch der Königlich
Preußischen Kunstsammlungen 41 (1920), S. 1-24, 103-147. 57
Nūrbakhs, "Sāʿat-i mīkānīkī", S. 400-401; Mohebbi, Techniques et
ressources, S. 193-195, 199-200; Floor, "Clocks", S. 715. 58
Michele Membré (Autor), Gianroberto Scarcia (Hg.), Relazione di
Persia (Neapel, 1969), S. 37-38; ders. (Autor), Andrew H. Morton
(Übers.), Mission to the Lord Sophy of Persia (London, 1993), S.
33. Morton vermutet, daß es sich um eine Wasseruhr nach dem
Beispiel von al-Jazarī handelt, Floor, "Clocks", S. 715 führt sie
kommentarlos unter mechanischen Uhren auf. 59 Die für 1567
geplante, aber abgesagte Gesandtschaft von Kaiser Maximilian II. an
Schah Ṭahmāsp sollte als Geschenk u.a. zwei Uhren mitnehmen, die
die Stunden schlagen; "Opinio Michaelis Zernovitz super legatione
Persica", Haus- Hof- und Staatsarchiv Wien (HHStA), Persien 1. Für
diesen und den unten genannten Archivbeleg danke ich Giorgio Rota.
Pinçon, Relation, S. 158 berichtet 1598/99, daß am Hof von ʿAbbās
I. ein französischer Uhrmacher lebte, der zu alt sei, sein Handwerk
auszuüben. 1618 empfahl ein Bericht der britischen East India
Company Uhren als Geschenk für den Schah und den Hof; Richard W.
Ferrier, "An English View of Persian Trade in 1618", Journal of the
Economic and Social History of the Orient 19 (1976), S. 214. Doch
hatte schon 1613 ʿAbbās I. anscheinend genug Uhren, um seine
Handelsagenten in Venedig anzuweisen, keine mehr zu schicken;
Guglielmo Berchet, La Repubbli-ca di Venezia e la Persia (Turin:
Paravia, 1865), S. 65. Er schickte 1616 fünf Uhren als Geschenk an
den Mogulherrscher Jahāngīr; sie kamen möglicherweise vom
Osmanenhof aus dem Tribut der Habsburger; Kurz, Clocks and Watches,
S. 63. Zu den Uhrmachern Fesli und Stadler in Iṣfahān, siehe oben
und Anm. 53. Auf eine unbekannte astrologische Uhr weist eine
Metallscheibe mit figürlichen Darstellungen im Victoria &
Albert Museum London, die Iran im 17. Jahrhundert zugeschrieben
wird; Survey, XIII, pl.
-
Ritter 372 So können am Nordportal des Maidāns in Iṣfahān die
Verbindung von Portal und
Uhr in mittelalterlichen islamischen Bauten und das Beispiel
neuer mechanischer Uh-ren an timuridischen Fürstenhöfen und
vielleicht am Hof des Safawiden Ṭahmāsp I. eine Rolle gespielt
haben. Es scheint die erste Uhr an prominenter Stelle einer
Platzan-lage gewesen zu sein. Insofern kann für die Verbindung von
Portal, Wanduhr und gro-ßer Glocke auf dem Dach auch ein Gedanke
europäischer Profan- und Sakralbauten von Bedeutung gewesen sein.
Zwar boten die armenischen Kirchen, die unter der Pro-tektion von
Schah ʿAbbās I. in der Iṣfahāner Vorstadt Julfā entstanden,
Beispiele für ein Portal mit Glocke in einem Dachreiter. Sie hängt
jeweils in einem aus vier Arkaden-stellungen gemauerten Türmchen,
das eine kleine Laterne mit hoher Spitze trägt und wird durch
herabhängende Zugseile betätigt. Doch keines der Portale trug eine
Uhr.60
Die monumentale Uhr mit Glocke blieb also ein Privileg des
Portals am herrscherli-chen Maidān. Sie konnte eine feste
Zeitmessung angeben – unabhängig von den varia-blen und von der
Tageslänge bestimmten Intervallen des Gebetsrufes und der
Kirchen-glocken. Daß sie nach ʿAbbās I. nicht mehr funktionierte,
wollte Chardin mit religiöser Aversion gegen den Glockenschlag
erklären.61 Schlichte Vernachlässigung oder das Fehlen eines
Fachmannes dürften der Grund gewesen sein. Mechanische Uhren waren
auch in Europa Luxusprodukte, die ständiger Wartung bedurften.
Baugeschichtliche Zusammenfassung Die Beobachtungen an der
Nordseite des Maidāns lassen Veränderungen unter Schah ʿAbbās I.
belegen oder vermuten. Sie wären durch bauarchäologische
Untersuchungen weiter zu prüfen. Zunächst ist eine Besonderheit der
Nordseite bereits 1617 in Della Valles Grundrißskizze nachzuweisen:
die zweite, vordere Galerie, vor der hinteren, zweigeschossigen
Galerie. Damit ist Galdieris Annahme hinfällig, die vordere Galerie
sei erst Ende des 17. Jahrhunderts errichtet worden. Bauliche
Details erlauben die Hy-pothese, daß diese Anlage durch einen Umbau
erreicht wurde, bei dem entweder die vordere Galerie der schon
bestehenden hinteren Galerie zugefügt oder die gesamte Nordseite
einschließlich des Portalbaus neu errichtet wurde.
Die heute verschwundenen Holzgalerien, die auf dem Obergeschoß
der hinteren Galerien standen, sind nach Indizien im Foto des 19.
Jahrhunderts von Sarre später als das Portal. Das spricht für die
erste der vorgenannten Alternativen. Bei beiden ist an-zunehmen,
daß die Holzgalerien mit oder nach dem Umbau entstanden.
Am Portalbau sind zwei Ergänzungen zu belegen, die seine
Bedeutung erhöhten. Die erste ist mit einer baulichen Veränderung
verbunden. In der Portalnische entstan-
1404 und Ralph Harari, "Metalwork after the Early Islamic
Period", ebd., VI, S. 2518-2519. 1700-01 konn-te Pater Felice Maria
da Sellano in Iṣfahān selbst mehrere Uhren als Geschenk für den
Schah und hoch-gestellte Höflinge erwerben; Brief da Sellanos von
1702 an Papst Clemens XI., HHStA, Persien 1. 60 Planansichten in
Āndrānīk Huwīyān, Kilīsahā-i Arāminīyān-i Īrān (Teheran 1382sh), S.
143-220. Sol-che Glockentürmchen haben die Kirchen Maryam (1607),
Giʾūrg (1611), Istipānūs (1614), Huwānīs (1621), Baitlaham (1628).
Die Türmchen dürften mehrfach Erneuerungen erfahren haben, wie in
den zwei letztgenannten Bauten durch Renovierungen von 1841 und
1897 belegt ist. Der Uhrtum vor dem Wānk-Kloster stammt aus
nach-safawidischer Zeit. 61 Chardin, Voyage, II, S. 27.
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Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 373den
Wandmalereien. Dabei wurden an der Rückwand mehrere Fenster
zugemauert, um das große Schlachtenbild des Sieges von Schah ʿAbbās
I. über die Uzbeken auszu-führen. Aus der gleichen Zeit dürften an
den Seitenwänden das Bild der herrscherli-chen Jagd und das Thema
des Festes sein. Zweitens wurde in der Portalnische eine
mo-numentale mechanische Uhr mit einer Glocke auf dem Portaldach
angebracht.
Die Hypothese eines Umbaus der Nordseite läßt sich in den
Zusammenhang der von Galdieri nachgewiesenen zweiten Phase der
Längsseiten und der Südseite stellen, deren Arkaden zum Platz
verlängert wurden. Entsprechend der Kontroverse um ein frühes oder
spätes Gründungsdatum (1590-91 oder 1602-3, siehe oben) wäre der
Umbau 1602-3 nach McChesney oder in Ergänzung von Blake 1603-17 zu
datieren. Die An-bringung von Uhr und Glocke am Portal ist in die
Zeit 1622-29 zu setzen.
Bei welcher Gelegenheit die Wandmalereien der Portalnische
entstanden, ist offen. Mit Blick auf das Schlachtenbild liegt es
nahe, daß sie unmittelbar nach dem Sieg über die Uzbeken 1598 in
Auftrag gegeben wurden. Das würde für die frühe Datierung der
Gründung des Portalbaus und damit des Maidāns sprechen. Sie können
aber auch im Zusammenhang des Umbaus der Nordseite oder erst
anläßlich der Anbringung von Uhr und Glocke aus Hormuz ausgeführt
worden sein, die auch einem Sieg zu verdan-ken sind. Schluß:
Aufgaben und Bedeutung Der Aufbau und mehrere Elemente zeichneten
die Nordseite am Maidān aus. Sie sind wahrscheinlich Ergebnis eines
Umbaus. Gesichert ist die Aufwertung des Portalbaus durch
Wandmalereien und die Uhr mit Glocke. Sie unterstreichen die
zentrale Rolle des Portals.
Der Umbau der anderen Seiten des Maidāns bzw. seine Gründung
werden als Aus-weitung des Basars und Stärkung der wirtschaftlichen
Bedeutung des neuen Zentrums gedeutet.62 Wie die Nordseite zeigt,
standen sie zugleich unter der Überschrift herr-scherlicher
Repräsentation. Unter dieser lassen sich die Veränderungen nach
vier Ge-sichtspunkten betrachten: die Nähe zum Basar, der durch das
Portal erreicht wird; eine Verwendung als Aussichtsort am Platz;
das Portal als Hauptzugang zum Maidān und Palastbezirk; und das
Portal als Zeichen des Herrschers.
Berichte von Europäern und iranischen Chronisten machen
deutlich, daß Schah ʿAbbās I. den Basar in die Arena
herrscherlicher Repräsentation einbezog, was ebenso persönliche
Vorliebe wie handelspolitisches Kalkül gewesen sein mag. Der Gang
mit Gästen durch den illuminierten und geschmückten Basar war eine
inszenierte Show (vielleicht ähnlich der Besichtigung von Fabriken
und Einkaufspassagen bei heutigen Staatsbesuchen). Ladenbesitzer
und Handwerker mußten anwesend sein, ihre kostbar-sten Waren
ausstellen und vorgeben, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen. Das
wird gut aus Abel Pinçons Bericht von 1598 deutlich, der schildert,
wie ʿAbbās I. nach dem siegreichen Khurasān-Feldzug im Beisein der
Gesandtschaft von Sherley im Basar von Qazwīn mehrere Tage feiern
und dabei auch europäische Bilder zeigen ließ: 63 62 McChesney,
"Four Sources", S. 119; Babaie in Slaves, S. 84. 63 Pinçon,
Relation, S. 156-157. Vgl. Manwaring, True Discourse, S. 209.
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Ritter 374 The artisans come there at nightfall, open their
shops which have been closed all day, light an infinite number of
candles and lamps […], displaying outside their shops all their
most expensive wares, even their money, and seat themselves in
their shops as if they wished to sell this merchandise. The king,
for his part, causes infinite treasure to be brought there, as gold
and silver coins, horse-saddles, swords, vases covered with
precious stones, especially with rubies and turquoises, and
pictures which are brought from Venice, in which the prince takes
great delight In Iṣfahān bildete der Gang über den Maidān und durch
die Qaiṣarīya, die beide il-
luminiert und geschmückt waren, einen zusammenhängenden
Programmpunkt bei Empfängen, wie z.B. aus der Chronik von Iskandar
Baig hervorgeht.64 Der Nordteil und die Räume an der Nordseite des
Maidāns standen dabei im Vordergrund. Della Valle schildert in
seinem Tagebuch einen Empfang für die ausländischen Gesandten, bei
dem man mit ʿAbbās I. zuerst den Basar besichtigte und zuletzt in
einem Raum nahe dem Portalvorhof zu einem Bankett zusammenkam.65
Bei dem Anlaß wurden die Arkaden-galerien des Nordteils an den
Vorhöfen des ʿĀlī Qāpū und der Masjid-i Shaikh Luṭ-fullāh
abgesperrt.66 So zeigt es auch Della Valles Skizze, die den Bericht
illustriert (Abb. 2, Nr. 7, 16). Bezeichnenderweise stellt sie nur
diesen in seinen Augen wichtige-ren Nordteil dar (Abb. 2). Andere
Beobachter berichten, daß die Räume der Nordseite Trunk und Tanz
für Herrscher und Hof boten.67
Derartige Aufgaben können den zweireihigen Aufbau der Nordseite
erklären bzw. den mutmaßlichen Umbau motiviert haben. Zwar hatte
das ʿĀlī Qāpū mit seiner Auf-stockung einen Iwan als
repräsentativen Aussichtsort an der Längsseite des Platzes, doch
konnte er nicht allen Gelegenheiten genügen.68 Im Anschluß an die
Besichtigung des Basars konnten auch das Terrassendach und die
oberen Räume der Nordseite ei-nen Aussichtsort bieten. Der Chronist
Jalāl ad-Dīn Munajjim berichtet, daß 1020/1611 Schah ʿAbbās I. und
der Usbekenführer Walī Muḥammad Khān nach einem Besuch der
Qaiṣarīya auf deren Dach sitzend die Salutschüsse von Kanonen und
Gewehren entgegennahmen.69 Das muß sich auf Räumlichkeiten an der
Nordseite des Maidāns beziehen, von denen man den Platz überblicken
konnte. Die gedeckten Holzgalerien, die vermutlich mit dem Umbau
entstanden, wären als Aussichtsort denkbar. Überlie-fert wird
jedoch ihre Aufgabe als Ort der herrscherlichen Musikkapelle. Die
Gestalt als Säulengalerie und die Größe schafften dafür den
eindrucksvollen Rahmen (Abb. 3).
Das Portal ist nicht nur Tor vom Platz zur Qaiṣarīya. In
umgekehrter Richtung war es der einzige monumentale Zugang zum
Maidān und damit sein Hauptportal. Portal und Vorhof waren der Ort,
durch den alle Gesandtschaften kamen. Bezeichnenderwei-se ist das
Original von Della Valles Skizze nach Süden orientiert ist; sie
liegen also am 64 Iskandar Baig, TAAA, Übers. Savory, II, S. 1044,
1046. Vgl. beim Neujahrsfest, ebd., II, S. 1073. 65 Della Valle,
Diario, zit. von Alemi, "Teatri", S. 24, Anm. 22 und Abb. S. 20
Mitte. 66 Ebd., Anm. 14. 67 Thomas Herbert (Autor), William Foster
(Hg.), Travels in Persia 1627-1629; abridged […] by Foster,
(London, 1928. Reprint Frankfurt am Main, 1995), S. 128-129. Vgl.
später Olearius, Reyse, S. 558: "Ge-gen den Nordertheil des Maidans
findet man etliche Schenck Tabernen." 68 So wurde bei einem Anlaß
1619, anscheinend wegen der großen Zahl der Gesellschaft, das
Flachdach des ʿĀlī Qāpū genutzt, das jedoch keinen Schutz vor der
Sonne und dem Wetter bieten kann: Babaie, Safavid Palaces, S.
123-124, 127, 133. 69 Jalāl ad-Dīn Muḥammad Munajjim (Autor),
Saifullāh Waḥīd-Niyā (Hg.), Tārīkh-i ʿAbbāsī (Teheran 1366sh), S.
442.
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Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. 375unteren
Blattrand und erscheinen als zentraler Eingangsbereich des ganzen
Platzes. In der Tat führte dorthin nicht nur die Hauptachse der
Qaiṣarīya, sondern die hinteren Arkadengalerien der Nordseite
sammelten den Strom der aus mindestens drei weiteren Gassen von
Norden kommenden Passanten und leiteten ihn in den Vorhof (Abb. 1).
Im Norden lagen das alte Zentrum und die Wohnviertel der Stadt.
Besonders wichtig war die von der Großen Moschee kommende
Verbindung, die an die Nordostecke der Platzanlage führte und von
dort durch die hintere Galerie lief. Die Skizze von Della Valle
bezeichnet diesen östlichen Teil der hinteren Galerie explizit als
"Straße" (Abb. 2, Nr. 18). Bei zwei Galerien konnte die hintere
also vorwiegend als Verkehrsweg dienen. Kommt der Besucher durch
die hintere Galerie, nimmt er im Vorhof das Portal als
ein-drucksvollen Bau wahr.
Der Rolle als Hauptportal zum Platz und Palastbezirk entspricht
die formale Stel-lung. Von allen Bauten am Maidān hat der Vorhof am
Portal der Nordseite die größte Tiefe. Portalbau und Vorhof sind
durch die achsiale Position am Maidān betont und darin ein
Spiegelbild der Masjid-i Shāh gegenüber (Abb. 1). Der hohe
Portalbau mit Obergeschoßräumen war als ein Element herrscherlicher
Ikonographie verständlich. So heißt es zur Errichtung von
Portalbauten der Gartenresidenzen hoher Amire am Chahārbāgh in
Iṣfahān beim Chronisten Iskandar Baig:70
Jeder sollte am Eingang einen angemessen königlichen Bau
errichten […] mit einem Nischenraum (aiwān), oberen Räumen
(bālā-khāna-hā) und Aussichtsräumen (manẓara-hā) […]. Attribute im
engeren Sinne kennzeichneten das Portal als herrscherlichen Bau.71
Die
Musikkapelle Naqqārakhāna in den Holzgalerien war
herrscherliches Vorrecht.72 Die monumentale mechanische Uhr mit
Glocke war nicht nur fürstliches Luxusobjekt und Mirabilie, sondern
in der prominenten Lage als weithin hörbarer Zeitmesser wie die
Kapelle ein Zeichen herrscherlicher Macht und Autonomie.
Diese Attribute ließen sich auf den Herrscher generell beziehen.
Die Wandmalerei-en weisen jedoch besonders auf die Errungenschaften
von Schah ʿAbbās I. Im Jagdbild wendet er sich zurück und blickt
auf das Bild seines prestigeträchtigen Sieges bei Herat (Taf. 5b).
Das (in der heutigen Form spätere) Festbild nach europäischem
Vorbild er-innert an ʿAbbās' Ausstellung venezianischer Bilder im
festlichen Basar von Qazwīn.73 Als Trophäen aus Hormuz verweisen
Uhr und Glocke auf einen militärischen Erfolg und die Ausdehnung
safawidischer Souveränität.74 70 Iskandar Baig, TAAA, Übers.
McChesney, "Sources", S. 111. 71 Zu klären bleibt, wie in dem
Zusammenhang die astrologischen Figuren in der
Mosaikfayencedekora-tion der Fassade des Portals zu deuten sind.
Die zwei Vierfüßler mit dem Oberkörper eines Bogenschüt-zen, der
auf einen Drachenkopf am Schwanzende zielt, sollen an die Gründung
Iṣfahāns im Aszendenten des Schützen erinnern. Diese Überlieferung
bei Chardin, Voyages, II, S. 118-119 und Hunarfar, Ganjīna, S. 465
ist ungeprüft. 72 A[nn] K. S. Lambton, "Naḳḳāra-Khāna", s.v. in The
Encyclopaedia of Islam, VII (Leiden, 1993), S. 928. 73 Siehe oben
das Zitat. Im Basar von Iṣfahān zeigte der Schah den Gesandten
europäische Gemälde im Laden des Venezianers Alessandro Studendoli:
Della Valle, Diario, zit. von Alemi "Teatri", S. 24. Ein Interesse
des Schahs an venezianischen Bildern wird durch eine 1609 verfaßte
Liste einer Sendung des persischen Handelsagenten in Venedig an ihn
bestätigt, die neun Ölbilder ("quadri ad olio ") unterschied-licher
Themen nennt: Berchet, Venezia e la Persia, S. 208 (Dokument Nr.
40). 74 Michell, " 'Abbās and the Cannonneers", S. 116-120 betont
diesen Aspekt der Eroberung von Hormuz.
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Ritter 376 Der herrscherliche Portalbau belegt eine Phase, in
der die Nordseite des Maidāns
für die Repräsentation Bedeutung hatte, und er ist als Monument
der Herrscherperson Schah ʿAbbās I. zu verstehen. Nach seinem Tod
wurden Uhr und Glocke nicht mehr instand gehalten, und mit der
Errichtung des Vorbaus und Tālārs am Palastportal ʿĀlī Qāpū um 1643
erhielt dieses mehr Gewicht für die repräsentativen Aufgaben am
Maidān. Doch blieb das Portal an der Nordseite bis zu den
Straßendurchbrüchen des 20. Jahrhunderts der Hauptzugang des
Platzes. Hier hatte man den ersten Blick auf das königliche
Ensemble am Maidān des Schah ʿAbbās I., den die Verse an den
Seitenwän-den des Vorhofes kommentieren: "Wunsch ist, daß ein Bild
von uns bleibt".
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Zur Tradition / Portal und Nordseite des Maidāns TAFEL 3
a Isfahan, Hašt Behešt, Stich von Pascal Coste (nach: I.
Luschey-Schmeisser, The Pictorial Tile Cycle of Hašt Behešt in
Iṣfahān and Its Iconograhic Tradition [Rom 1978], pl. 1 A).
b Iṣfahān, Portal an der Nordseite des Maidān-i Naqsh-i Jahān
(Foto M. Ritter, 2006).
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TAFEL 4 Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I.
Iṣfah
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, Pl. 8
957).
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Portal und Nordseite des Maidāns von Schah ʿAbbās I. TAFEL 5
a Rückwand, Schlachtenbild. Pfeile deuten auf die Ecken und
Scheitel der Umrisse zugesetzter Bogen-fenster (Foto M. Ritter,
2006).
b Nordwestecke: links Jagdbild mit der Reiterfigur von Schah
ʿAbbās I., rechts Schlachten- bild (Foto M. Ritter, 2006).
Iṣfahān, Portal an der Nordseite des Maidāns, Wandmalereien in
der Portalnische
Titel Vorwort ToC4 Kunstgeschichte Ritter m Titel Vorwort ToC
Tafeln4 Kunstgeschichte Ritter Tafeln