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Nr. 88, Mrz 2011
Am 1. August 1914 war es zu spt,pazifistische Propaganda zu
treiben, war es zuspt, militaristische zu treiben tatschlich
istauch damals von den Militaristen nur geerntetworden, was sie
zweihundert Jahre vorher gesthaben. Wir mssen sen." [1] Das schrieb
derdeutsche Pazifist Kurt Tucholsky in einem Artikelmit der
berschrift "ber wirkungsvollenPazifismus", verffentlicht im jahre
1927. Mehr als80 Jahre spter sen die Militaristen immer noch.Die
Anwesenheit des Militrs in Schulen ist dasungeheuerlichste Beispiel
fr das Sen undPflanzen militaristischer Gedanken in die Gehirnevon
Kindern und zuknftigen Soldaten bzw. vonUntersttzern des
Militarismus und der Kriege. Esist ungeheuerlich, weil einerseits
Schulen positiveWerte und Wissen vermitteln sollten,
nichtPropaganda, und andererseits halt Kinder frPropaganda und
Indoktrination sehr empfnglichsind.Militaristische PropagandaEine
Schlsselfunktion der militrischenPrsenz in Schulen ist Propaganda.
Das wird sehroffensichtlich, wie wir in dem Artikel von Serdar
M.Deirmenciolu's ber Militarismus in den Schulender Trkei (siehe
Seite 4) sehen knnen oder,etwas unterschwelliger, an der Verwendung
desSimulationsspiels "Politik & InternationaleSicherheit" durch
das Militr in deutschen Schulenund Universitten (siehe den Artikel
von MichaelSchulze von Glaer auf Seite 9). Diesemilitrische
Propaganda zielt darauf ab, in denGehirnen der Kinder
militaristische Werteeinzupflanzen, damit sie die Existenz und
dieVerwendung des Militrs im spteren Leben nichtin Frage
stellen.
Wie Sergeiy Sandler schreibt: Die Prsenzdes israelischen Militrs
in den Schulen dienstnicht so sehr der Rekrutierung, sondern
demErhalt einer sozialen Ordnung." (siehe Seite 3).Das gilt fr die
meisten Lnder, mit oder ohneWehrpflicht. Und es deutet auf viel
grereSachverhalte hin, die ber den Antimilitarismushinausgehen: die
Schule selbst dient mit oderohne militrische Prsenz zum Erhalt
einersozialen Ordnung (der Staat, Kapitalismus, diebolivanische
Revolution) und nicht nur zur Bildungund zum Wissenstransfer. Wie
stark das Militt inden Schulen gegenwrtig ist (und wie oft
dasMilitr als positives Vorbild in den Schulen benutztwird in
Geschichte, Wissenschaft, usw.) kann alsAnzeiger des Grades des
Militarismus in unserenGesellschaften angesehen werden.Rekrutierung
zum MilitrAber bei der militrischen Prsenz in denSchulen geht es
nicht nur um Propaganda.Besonders in Lndern ohne Wehrpflicht oder
mithoher "Professionalisierung" des Militrs mussdas Militr
potentielle neue Rekruten vonKindesbeinen an ansprechen. David Gee
zitiert inseinem Artikel ber Grobritannien (Soldaten aufdem
Spielplatz, Seite 7) den Leiter der
AbteilungArmeeRekrutierungsstrategie, Colonel DavidAllfrey: "Unser
neuer Ansatz ist es, ein Bewutseinzu schaffen, und das erfordert
einen Zeitraum von10 Jahren. Es fngt damit an, dass
einsiebenjhriger Junge einen Fallschirmspringerwhrend einer
Flugvorfhrung sieht und denkt:'Das sieht toll aus.' Ab da versucht
die Armee,Interesse durch stetiges Tropf, Tropf,
Tropfaufzubauen."
EditorialMilitr raus aus der Schule keingewhnliches Thema fr die
War Resisters' International, obwohl sicherlichein wichtiges. Wie
diese Ausgabe desZerbrochenen Gewehrs zeigt, ist dieMilitarisierung
unseres Bildungssystems sei es zum Zweck der Indoktrinierung der
Jugend oder zumZweck militrischer Rekrutierung eine uerst wichtige
Angelegenheit.Mit dieser Ausgabe schliet sichdie War Resisters'
International an dasZerbrochene Gewehr Nr. 78 vom Mai2008 ber die
Professionalisierung desMilitrs an. Die wachsende Militrprsenz in
Schulen ist in den Staaten, diefr die Rekrutierung nicht mehr auf
dieallgemeine Wehrpflicht zurckgreifen,ein wesentliches
Rekrutierungs undPropagandawerkzeug, wie wir in verschiedenen
Artikeln dieser Ausgabedes Zerbrochenen Gewehrs sehenknnen.In den
kommenden Jahren wirddas Programm der WRI zum Themadas Recht, das
Tten zu verweigernseinen Schwerpunkt mehr auf Aktivitten gegen
Rekrutierung haben, undder Widerstand gegen die Militrprsenz in
Schulen ist ein wichtigerAspekt dieser Arbeit. Wir planenirgendwann
2012 ein europaweitesSeminar zum Thema Widerstand gegen
Rekrutierung und hoffen, daseuropische WRINetzwerk mehr indiese
Arbeit einbinden zu knnen.Ganz ohne Zweifel ist das ein Gebiet, wo
die europischen (und anderen) antimilitaristischen Bewegungeneine
Menge zu lernen haben von derTiefe der Erfahrung in den USA, wo
dieAntimilitaristen leider jahrzehntelang gegen die Militarisierung
derSchulen, Universitten und andererffentlicher Rume kmpfen
mussten,die auf die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht in den
1970er Jahrenfolgte. Aber auch in anderen Teilen derWelt existiert
eine reiche Erfahrungvon Aktivitten gegen Rekrutierung,und wir
hoffen, es wird mglich sein,alles dieses zu anzusprechen, um
dieArbeit gegen Rekrutierung in Europa(und anderswo) zu strken. Es
gibtdafr einen dringenden Bedarf inEuropa, wo das Militr mit dem
Endeder allgemeinen Wehrpflicht hauptschlich allein gelassen wurde,
wennes um die Rekrutierung ging. Es ist einWiderspruch, groe Massen
fr AntiKriegsProteste gegen die Kriege imIrak, Afghanistan und...
zu mobilisieren, aber den tglichen Rekrutierungsaktivitten der
Armee nichts entgegenzusetzen. Diese Ausgabe des Zerbrochenen
Gewehrs wird hoffentlich einige Ideen fr neue Aktivitten
liefern.Andreas SpeckFortsetzung auf Seite 2
Militr raus aus den
Schulen!GegendieMilitarisierungderBildung
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Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20112
Verpflichtung wird als soziales Ziel betrachtet und inder Tat
als Mittel, junge Menschen vonunterprivilegierten Gemeinschaften zu
frdern, siein die Gesellschaft Israels zu integrieren
(inWirklichkeit ist der Militrdienst ein zentraler Faktorfr soziale
Ungleichheit, speziell der Geschlechter,Klassen und ethnischen
Ungleichheit in Israel, aberdas ist eine Sache fr eine eigene
Diskussion).Das israelische Bildungssystem arbeitet freiwilligund
begierig auf allen Ebenen und in vielen Weisenmit der Armee
zusammen. Das schliet rtlicheInitiativen ein, die Grundschulkinder
verschicken, ummilitrisches Training nachzuffen oder
zuStudienreisen, die vergangene Schlachtfelder zumSchwerpunkt
haben, und die allgegenwrtige Praxisin Schulen und speziell in
Kindergrten,Geschenkpakete zu packen und sie an Soldaten zusenden
(sie werden oft in besonderen Zeremonienausgehndigt, bei denen die
Soldaten anwesendsind, und auch die bliche
Waffenausstattung).[4]New Profile hat auch Berichte von
Schulbeirtenerhalten, die jede vertrauliche Informationen, die
sieber die Schler bekommen, an die Armeeweitergeben. Lehrer
versuchen ihre Schler von derWichtigkeit der Lehrinhalte zu
berzeugen, die sielehren, indem sie sie so darstellen, als
verbessertensie die Chancen des Schlers, in
speziellenMilitreinheiten zu dienen (Sport wrde einen in
eineKampfeinheit bringen, Arabisch zurGeheimdiensteinheit). In der
Tat werden dieseVerbindungen oft vom Bildungsministerium
formellgutgeheien, da verschiedene Lehrinhalte offiziellTeil der
Vorbereitung auf den Lehrplan desMilitrdienstes sind.[5]Viele der
Schler akzeptieren diese Perspektiveauch. Private Kurse fr
krperliche und geistigeVorbereitung auf den Kampfdienst sind
eineblhende Industrie. In eine Eliteeinheitaufgenommen zu werden,
wird von einemisraelischen Teenager als Statussymbolangesehen
(besonders unter denmnnlichen). Diese jungen Leuteakzeptieren die
Botschaft, die vomBildungssystem und von der Gesellschaftals ganzer
ausgeht, Soldat zu sein sei einnatrlicher Abschnitt im Leben
einesMenschen, Militrdienst sei der exklusive,privilegierte Weg
sozialer Teilhabe, dieeinzige soziale Pflicht, die ein Mensch
hatund die einzige Handlung im Leben, diewirklich zhlt. Kriegsmige
Reaktionen aufdie vielen Konflikte, in denen Israel sichverstrickt,
entstehen in natrlicher Weiseaus all dem. Junge Israelis
werdenaufgezogen im Glauben, dass dieMilitrmacht die
selbstverstndliche Lsungfr jedes Problem ist, und dass man
anPalstinenser und Araber im Allgemeinenberhaupt nur als Ziele
militrischer Aktiondenken soll.Also ist das Thema der
Militrprsenzin israelischen Schulen nicht so sehr diemilitrische
Rekrutierung. Es geht um dieAufrechterhaltung einer sozialen
Ordnung.Es ist also nicht berraschend, dass dasbisschen Arbeit
gegen die Rekrutierung,das wir in New Profile und anderenGruppen
machen, oft als Hochverratangesehen wird. New Profile hat so
dieEhre, die einzige Organisation in Israel zusein, deren
Aktivisten offiziell verboten ist,Schulen zu betreten und sich an
Schler zuwenden. Trotzdem stellen wir auch ein
wachsendes Unbehagen, zumindest in einigenKreisen, gegen einige
der extremeren Formen vonMilitrprsenz in Schulen fest, die als
bertriebengesehen werden. Die Opposition gegen dieMilitarisierung
der Bildung in Israel entwickelt sichauch unter Jugendlichen und
Erziehern, trotz dervielen formellen und informellen Strafen, die
ihnendrohen, wenn sie sich dagegen aussprechen.Vielleicht knnen
diese eine ffnung fr wirksameGegenrekrutierungsarbeit in Israel in
der Zukunftschaffen.Anmerkungen[1] Dikla Schneider, Chief of Staff:
MandatoryConscription for Everyone To Military orNational Service,
The IDF SpokesepersonsOffice Website, 2 Dec.
2009,http://dover.idf.il/IDF/News_Channels/today/09/12/0201.htm [in
Hebrew].[2] Zu dieser und anderen Formen derMilitrprsenz in Schulen
siehe The New ProfileReport on Child Recruitment in
Israel,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/english.pdf
und Antworten der NRO auf dieListe der Gegenstnde in Verbindung mit
derBetrachtung des Anfangsberichtes Israels fr die53. Sitzung des
Komitees fr die Rechte
desKindes,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/Reply_to_List_of_I...,
S. 2934.[3] Efrat Zemer, "Combat for Graduates, Money forSchools,
NRG, 18 Aug.
2009,http://www.nrg.co.il/online/1/ART1/930/993.html[in
Hebrisch].[4] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S.
1620.[5] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S.
2327.
Dieses "Tropf, Tropf, Tropf" ist eineLangzeitstrategie, so dass
wenn jemand dasrekrutierfhige Alter erreicht eine Karrierebeim
Militr als interessante Option erscheint.Es berrascht sicher nicht,
das die Militrprsenz in Schulen in sogenannten benachteiligten
Stadtteilen viel grer ist. Die Rekruteure denken, dass sie hier
unter den Jugendlichen leichter Beute finden, die
geringereMglichkeiten haben, eine Arbeit zu finden,und damit
leichter fr das Militr rekrutiertwerden knnen. Aber moderne
Armeenbrauchen auch gut ausgebildete Soldaten.Deshalb setzt das
Militr auch seine Rekrutierungsbemhungen an den Universitten
ein.WiderstandInnerhalb der Friedens und Kriegsgegnerbewegungen
gibt es unterschiedliche Annherungen an das Thema Prsenz des
Militrs inden Schulen. Einige argumentieren fr "gleichen Zugang" fr
die Friedensbewegung anden Schulen, damit sie der
Militrpropagandaetwas entgegensetzen knnen. Es kann sehreffektiv
sein, die Argumente eines militrischenRekruteurs oder "Beraters" in
einer direktenKonfrontation auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer
zu kontern aber es bleibt dieFrage der Resourcen. Selbst wenn es
unsgestattet wre, wren wir als aktive Kriegsgegner in der Lage, an
jede Schule jedesmalzu gehen, wenn das Militr dort im Klassenzimmer
oder Schulhof anwesend ist? Ich bezweifle das nicht nur ich bin
ziemlich sicher,das es unmglich ist.Ein anderer Standpunkt und aus
meinerSicht der grundlegendere ist es, zu verlangen, dass das
Militr in den Schulen nichts zusuchen hat es sollte komplett aus
allenSchulen verbannt werden. Das mag radikalklingen aber es ist
nicht unrealistischer als inder Lage zu sein, jegliche militrische
Prsenzin den Schulen "zu begleiten".Unabhngig von diesen zwei
Vorgehensweisen, wird die Friedenserziehung oft als eineAufgabe der
Schulen gefrdert. Whrend
jegliche Form von Friedenserziehung sicherwichtig ist, habe ich
persnlich so meine Zweifel, wie wir diese in ein System einpassen
knnen, das "zum Erhalt einer sozialen Ordnung"konstruiert ist, die
auf Krieg vertraut. Schulenan sich sind gewaltttige Institutionen,
Vertretungen struktureller Gewalt. Manche Lehrerversuchen, die
strukturelle Gewalt, die unserem existierenden Bildungssystem
innewohnt,zu unterlaufen, aber sie ist trotzdem immer da:der Druck
"gute Noten zu erzielen", autoritreRegeln und in vielen
Lndern/Schulen sogarSchuluniformen und Kleidungsvorschriften,
diedazu dienen, jegliche Form persnlichen Ausdrucks zu unterdrcken.
Im Rahmen der strukturellen Gewalt (und der militrischen
Propaganda), knnte Friedenserziehungheuchlerisch erscheinen.Aber es
gibt Widerstand in einigen Schulen mehr, in anderen weniger, in
einigen Lndern mehr, in anderen weniger. Lehrer knnenes einfach
ablehnen, das Militr in ihre Klassen einzuladen, Eltern knnen ihre
Kinder ausKlassen herausnehmen, die mit dem Militrverbunden sind,
und Schler knnen sichweigern, an solchen Klassen
teilzunehmen,entweder legal oder indem sie einfach nichterscheinen.
Widerstand existiert oft bei Einzelpersonen, aber er wird wirksam
und zur Gefahr, wenn er organisiert wird, wie z. B. in
denVereinigten Staaten durch das "National Network Opposing the
Militarization of Youth"(Nationales Netz gegen die Militarisierung
derJugend) oder in Deutschland in den regionalenKampagnen "Militr
raus aus den Schulen".Wie diese Kampagnen arbeiten knnen, hngtsehr
von dem politischen und bildungspolitischen Kontext des jeweiligen
Landes ab. Aberhnliche Kampagnen sind berall wichtig.Wir mssen
senAber es reicht nicht, das Militr aus denSchulen zu vertreiben.
Der Staat und dasMilitr sen Militarismus in unseren Schulen,damit
sie bei Bedarf ernten knnen um inden Krieg in Iraq, Afghanistan,
oder [schreibenSie hier das nchste Land rein] zu ziehen d.h. damit
sie das Kanonenfutter/die profesionel
len Mrder (ja, Soldaten sind beides), die frdiese Kriege bentigt
werden, rekrutierenknnen. Und noch einmal Tucholsky ber"effektiven
Pazifismus": "Was aber fast berallvllig fehlt, das ist die
pazifistische Propaganda im Alltag, auf der Gasse, in der
Vierzimmerwohnung, auf ffentlichen Pltzen derPazifismus als
Selbstverstndlichkeit. Vieroder fnf Mal im Jahr sind wir da, auf
Kongressen, oft in Versammlungen. Und danngehen alle nach Hause,
und das Leben tritt inseine Rechte das Leben das ist in diesemFalle
die offizielle Staatsgesinnung, die denKrieg lobt das Kino, das den
Krieg verherrlicht die Zeitung, die den Krieg nicht in seinerwahren
Gestalt zu zeigen wagt die Kirche, diezum Kriege hetzt ... die
Schule, die den Kriegin ein bombastisches Panoptikum umlgt
dieUniversitt, die den Krieg feiert , berall derKrieg." [2]Schulen
die Klassenzimmer sind einwichtiger Ort fr pazifistische Propaganda
undGegenpropaganda. Wir sollten nicht erwarten,dass sie ein Teil
des Stundenplans werdenund dass das dem Staat berlassen werdenkann.
Weit entfernt. Die Staatssache istMilitarismus und Krieg.
Pazifistische Propaganda in den Schulen muss auerhalb
deroffiziellen Kanle organisiert werden durchLehrer und ihre
Gewerkschaften, durchSchler und ihre Organisationen, durch
Eltern.Das Kontern der militrischen Rekrutierung an den Schulen
beginnt nicht, wenn dieRekruteure auftauchen es muss mit demKontern
des "Tropf, Tropf, Tropf" der Militrstrategie beginnen, mit dem
Kontern derVerherrlichung des Militrs und des Krieges inallen
Fchern des tglichen Unterrichts einerSchule. Man muss die durch das
Militrgesete Samen rausreien und etwas anderespflanzen. Fangen wir
mit dem Sen an.Andreas SpeckAnmerkungen:[1] Kurt Tucholsky (als
Ignaz Wrobel): ber wirkungsvollen Pazifismus, in Weltbhne, 11.
Oktober 1927,http://www.textlog.de/tucholskyueberpazifismus.html[2]
Siehe Funote [1]
Fortsetzung von Seite 1
Israel:SchulenalsRekrutierungsanstaltenVon Sergeiy Sandler, mit
Untersttzung von ShirGivoni und Bar Rose, New Profile.
Am 1. Dezember 2009 trafen sichHunderte Schulleiter israelischer
Oberschulenzu einer besonderen Konferenz zum ThemaVorbereitung
eines bedeutsamen Dienstes inden israelischen Verteidigungskrften
mit demPersonalchef des israelischen Militrs alsHauptredner.
Anwesend war auch derisraelische Minister fr Bildung und vielehhere
Beamte aus den Ministerien fr Bildungund Verteidigung sowie hhere
Offiziere.[1]Dieses Ereignis ist nur ein Beispiel einesandauernden
Trends wachsender militrischerPrsenz in israelischen Oberschulen
whrendder letzten Jahre. Seit 1999 wurden Soldatenin Uniform, deren
Aufgabe es ist, Schler zurRekrutierung zu veranlassen und sie mit
(oftirrefhrenden) Informationen ber die Armee
zu versorgen, in fast jeder Oberschule in Israeleingesetzt als
Teil eines verbindlichenLehrplans der Vorbereitung auf
denMilitrdienst. Eine wachsende Zahl vonBildungsprogrammen und
initiativen umfasstden Einsatz hherer und mittlerer Offiziere
inOberschulen, um Schler und Lehreranzusprechen.[2]Nun scheint es
in vielen Lndern einenhnlichen Trend zu geben. Militrische
Werberhaben in Europa und Nordamerika in denletzten Jahren mehr
Zugang zu Schulen alsfrher, und Militrmessen und
ffentlicheEreignisse haben seit kurzem angefangen,Kinder als
Publikum anzusprechen. Das ist oftdas Ergebnis der Abschaffung der
allgemeinenWehrpflicht: Die Armeen mssen Rekrutensuchen und nutzen
ihre Ressourcen undpolitischen Einfluss, um greren Zugang zuihnen
zu gewinnen.
Doch bei nherer Untersuchung ist derFall Israels anders. Israel
hat die allgemeineWehrpflicht. Die Armee hat trotz ihrer Klagenan
das Land mehr Verpflichtete, als sieeinsetzen kann. Das Wachstum
derVerpflichtungszahlen, die mehr als zweiJahrzehnte lang gefallen
sind, und der Kampfgegen die Drckebergerei werden allerdingsals die
Hauptziele des neuesten Schwalls vonArmeeprsenz in den Schulen
genannt, aberdiese Ziel wird in Israel nicht ausschlielich
alsmilitrisches Ziel gesehen. Im Gegenteil hatder gegenwrtige
Bildungsminister Israels,Gideon Saar, das Anwachsen
derVerpflichtungszahlen als ein zentrales Ziel desBildungssystems
genannt und hat ein Systemfinanzieller Anreize angekndigt, um
Schulenund Lehrer fr wachsendeVerpflichtungszahlen ihrer frheren
Schler,speziell in Kampfeinheiten, zu belohnen.[3] Die
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Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 2011 3
Verpflichtung wird als soziales Ziel betrachtet und inder Tat
als Mittel, junge Menschen vonunterprivilegierten Gemeinschaften zu
frdern, siein die Gesellschaft Israels zu integrieren
(inWirklichkeit ist der Militrdienst ein zentraler Faktorfr soziale
Ungleichheit, speziell der Geschlechter,Klassen und ethnischen
Ungleichheit in Israel, aberdas ist eine Sache fr eine eigene
Diskussion).Das israelische Bildungssystem arbeitet freiwilligund
begierig auf allen Ebenen und in vielen Weisenmit der Armee
zusammen. Das schliet rtlicheInitiativen ein, die Grundschulkinder
verschicken, ummilitrisches Training nachzuffen oder
zuStudienreisen, die vergangene Schlachtfelder zumSchwerpunkt
haben, und die allgegenwrtige Praxisin Schulen und speziell in
Kindergrten,Geschenkpakete zu packen und sie an Soldaten zusenden
(sie werden oft in besonderen Zeremonienausgehndigt, bei denen die
Soldaten anwesendsind, und auch die bliche
Waffenausstattung).[4]New Profile hat auch Berichte von
Schulbeirtenerhalten, die jede vertrauliche Informationen, die
sieber die Schler bekommen, an die Armeeweitergeben. Lehrer
versuchen ihre Schler von derWichtigkeit der Lehrinhalte zu
berzeugen, die sielehren, indem sie sie so darstellen, als
verbessertensie die Chancen des Schlers, in
speziellenMilitreinheiten zu dienen (Sport wrde einen in
eineKampfeinheit bringen, Arabisch zurGeheimdiensteinheit). In der
Tat werden dieseVerbindungen oft vom Bildungsministerium
formellgutgeheien, da verschiedene Lehrinhalte offiziellTeil der
Vorbereitung auf den Lehrplan desMilitrdienstes sind.[5]Viele der
Schler akzeptieren diese Perspektiveauch. Private Kurse fr
krperliche und geistigeVorbereitung auf den Kampfdienst sind
eineblhende Industrie. In eine Eliteeinheitaufgenommen zu werden,
wird von einemisraelischen Teenager als Statussymbolangesehen
(besonders unter denmnnlichen). Diese jungen Leuteakzeptieren die
Botschaft, die vomBildungssystem und von der Gesellschaftals ganzer
ausgeht, Soldat zu sein sei einnatrlicher Abschnitt im Leben
einesMenschen, Militrdienst sei der exklusive,privilegierte Weg
sozialer Teilhabe, dieeinzige soziale Pflicht, die ein Mensch
hatund die einzige Handlung im Leben, diewirklich zhlt. Kriegsmige
Reaktionen aufdie vielen Konflikte, in denen Israel sichverstrickt,
entstehen in natrlicher Weiseaus all dem. Junge Israelis
werdenaufgezogen im Glauben, dass dieMilitrmacht die
selbstverstndliche Lsungfr jedes Problem ist, und dass man
anPalstinenser und Araber im Allgemeinenberhaupt nur als Ziele
militrischer Aktiondenken soll.Also ist das Thema der
Militrprsenzin israelischen Schulen nicht so sehr diemilitrische
Rekrutierung. Es geht um dieAufrechterhaltung einer sozialen
Ordnung.Es ist also nicht berraschend, dass dasbisschen Arbeit
gegen die Rekrutierung,das wir in New Profile und anderenGruppen
machen, oft als Hochverratangesehen wird. New Profile hat so
dieEhre, die einzige Organisation in Israel zusein, deren
Aktivisten offiziell verboten ist,Schulen zu betreten und sich an
Schler zuwenden. Trotzdem stellen wir auch ein
wachsendes Unbehagen, zumindest in einigenKreisen, gegen einige
der extremeren Formen vonMilitrprsenz in Schulen fest, die als
bertriebengesehen werden. Die Opposition gegen dieMilitarisierung
der Bildung in Israel entwickelt sichauch unter Jugendlichen und
Erziehern, trotz dervielen formellen und informellen Strafen, die
ihnendrohen, wenn sie sich dagegen aussprechen.Vielleicht knnen
diese eine ffnung fr wirksameGegenrekrutierungsarbeit in Israel in
der Zukunftschaffen.Anmerkungen[1] Dikla Schneider, Chief of Staff:
MandatoryConscription for Everyone To Military orNational Service,
The IDF SpokesepersonsOffice Website, 2 Dec.
2009,http://dover.idf.il/IDF/News_Channels/today/09/12/0201.htm [in
Hebrew].[2] Zu dieser und anderen Formen derMilitrprsenz in Schulen
siehe The New ProfileReport on Child Recruitment in
Israel,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/english.pdf
und Antworten der NRO auf dieListe der Gegenstnde in Verbindung mit
derBetrachtung des Anfangsberichtes Israels fr die53. Sitzung des
Komitees fr die Rechte
desKindes,http://www.newprofile.org/data/uploads/child_soldiers/Reply_to_List_of_I...,
S. 2934.[3] Efrat Zemer, "Combat for Graduates, Money forSchools,
NRG, 18 Aug.
2009,http://www.nrg.co.il/online/1/ART1/930/993.html[in
Hebrisch].[4] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S.
1620.[5] New Profile Report on Child Recruitment inIsrael, S.
2327.
Dieses "Tropf, Tropf, Tropf" ist eineLangzeitstrategie, so dass
wenn jemand dasrekrutierfhige Alter erreicht eine Karrierebeim
Militr als interessante Option erscheint.Es berrascht sicher nicht,
das die Militrprsenz in Schulen in sogenannten benachteiligten
Stadtteilen viel grer ist. Die Rekruteure denken, dass sie hier
unter den Jugendlichen leichter Beute finden, die
geringereMglichkeiten haben, eine Arbeit zu finden,und damit
leichter fr das Militr rekrutiertwerden knnen. Aber moderne
Armeenbrauchen auch gut ausgebildete Soldaten.Deshalb setzt das
Militr auch seine Rekrutierungsbemhungen an den Universitten
ein.WiderstandInnerhalb der Friedens und Kriegsgegnerbewegungen
gibt es unterschiedliche Annherungen an das Thema Prsenz des
Militrs inden Schulen. Einige argumentieren fr "gleichen Zugang" fr
die Friedensbewegung anden Schulen, damit sie der
Militrpropagandaetwas entgegensetzen knnen. Es kann sehreffektiv
sein, die Argumente eines militrischenRekruteurs oder "Beraters" in
einer direktenKonfrontation auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer
zu kontern aber es bleibt dieFrage der Resourcen. Selbst wenn es
unsgestattet wre, wren wir als aktive Kriegsgegner in der Lage, an
jede Schule jedesmalzu gehen, wenn das Militr dort im Klassenzimmer
oder Schulhof anwesend ist? Ich bezweifle das nicht nur ich bin
ziemlich sicher,das es unmglich ist.Ein anderer Standpunkt und aus
meinerSicht der grundlegendere ist es, zu verlangen, dass das
Militr in den Schulen nichts zusuchen hat es sollte komplett aus
allenSchulen verbannt werden. Das mag radikalklingen aber es ist
nicht unrealistischer als inder Lage zu sein, jegliche militrische
Prsenzin den Schulen "zu begleiten".Unabhngig von diesen zwei
Vorgehensweisen, wird die Friedenserziehung oft als eineAufgabe der
Schulen gefrdert. Whrend
jegliche Form von Friedenserziehung sicherwichtig ist, habe ich
persnlich so meine Zweifel, wie wir diese in ein System einpassen
knnen, das "zum Erhalt einer sozialen Ordnung"konstruiert ist, die
auf Krieg vertraut. Schulenan sich sind gewaltttige Institutionen,
Vertretungen struktureller Gewalt. Manche Lehrerversuchen, die
strukturelle Gewalt, die unserem existierenden Bildungssystem
innewohnt,zu unterlaufen, aber sie ist trotzdem immer da:der Druck
"gute Noten zu erzielen", autoritreRegeln und in vielen
Lndern/Schulen sogarSchuluniformen und Kleidungsvorschriften,
diedazu dienen, jegliche Form persnlichen Ausdrucks zu unterdrcken.
Im Rahmen der strukturellen Gewalt (und der militrischen
Propaganda), knnte Friedenserziehungheuchlerisch erscheinen.Aber es
gibt Widerstand in einigen Schulen mehr, in anderen weniger, in
einigen Lndern mehr, in anderen weniger. Lehrer knnenes einfach
ablehnen, das Militr in ihre Klassen einzuladen, Eltern knnen ihre
Kinder ausKlassen herausnehmen, die mit dem Militrverbunden sind,
und Schler knnen sichweigern, an solchen Klassen
teilzunehmen,entweder legal oder indem sie einfach nichterscheinen.
Widerstand existiert oft bei Einzelpersonen, aber er wird wirksam
und zur Gefahr, wenn er organisiert wird, wie z. B. in
denVereinigten Staaten durch das "National Network Opposing the
Militarization of Youth"(Nationales Netz gegen die Militarisierung
derJugend) oder in Deutschland in den regionalenKampagnen "Militr
raus aus den Schulen".Wie diese Kampagnen arbeiten knnen, hngtsehr
von dem politischen und bildungspolitischen Kontext des jeweiligen
Landes ab. Aberhnliche Kampagnen sind berall wichtig.Wir mssen
senAber es reicht nicht, das Militr aus denSchulen zu vertreiben.
Der Staat und dasMilitr sen Militarismus in unseren Schulen,damit
sie bei Bedarf ernten knnen um inden Krieg in Iraq, Afghanistan,
oder [schreibenSie hier das nchste Land rein] zu ziehen d.h. damit
sie das Kanonenfutter/die profesionel
len Mrder (ja, Soldaten sind beides), die frdiese Kriege bentigt
werden, rekrutierenknnen. Und noch einmal Tucholsky ber"effektiven
Pazifismus": "Was aber fast berallvllig fehlt, das ist die
pazifistische Propaganda im Alltag, auf der Gasse, in der
Vierzimmerwohnung, auf ffentlichen Pltzen derPazifismus als
Selbstverstndlichkeit. Vieroder fnf Mal im Jahr sind wir da, auf
Kongressen, oft in Versammlungen. Und danngehen alle nach Hause,
und das Leben tritt inseine Rechte das Leben das ist in diesemFalle
die offizielle Staatsgesinnung, die denKrieg lobt das Kino, das den
Krieg verherrlicht die Zeitung, die den Krieg nicht in seinerwahren
Gestalt zu zeigen wagt die Kirche, diezum Kriege hetzt ... die
Schule, die den Kriegin ein bombastisches Panoptikum umlgt
dieUniversitt, die den Krieg feiert , berall derKrieg." [2]Schulen
die Klassenzimmer sind einwichtiger Ort fr pazifistische Propaganda
undGegenpropaganda. Wir sollten nicht erwarten,dass sie ein Teil
des Stundenplans werdenund dass das dem Staat berlassen werdenkann.
Weit entfernt. Die Staatssache istMilitarismus und Krieg.
Pazifistische Propaganda in den Schulen muss auerhalb
deroffiziellen Kanle organisiert werden durchLehrer und ihre
Gewerkschaften, durchSchler und ihre Organisationen, durch
Eltern.Das Kontern der militrischen Rekrutierung an den Schulen
beginnt nicht, wenn dieRekruteure auftauchen es muss mit demKontern
des "Tropf, Tropf, Tropf" der Militrstrategie beginnen, mit dem
Kontern derVerherrlichung des Militrs und des Krieges inallen
Fchern des tglichen Unterrichts einerSchule. Man muss die durch das
Militrgesete Samen rausreien und etwas anderespflanzen. Fangen wir
mit dem Sen an.Andreas SpeckAnmerkungen:[1] Kurt Tucholsky (als
Ignaz Wrobel): ber wirkungsvollen Pazifismus, in Weltbhne, 11.
Oktober 1927,http://www.textlog.de/tucholskyueberpazifismus.html[2]
Siehe Funote [1] Israelische Arbeitsbltter aus einem
Kindergarten,bereitsgestellt von Amir Terkel
Israel:SchulenalsRekrutierungsanstaltenVon Sergeiy Sandler, mit
Untersttzung von ShirGivoni und Bar Rose, New Profile.
Am 1. Dezember 2009 trafen sichHunderte Schulleiter israelischer
Oberschulenzu einer besonderen Konferenz zum ThemaVorbereitung
eines bedeutsamen Dienstes inden israelischen Verteidigungskrften
mit demPersonalchef des israelischen Militrs alsHauptredner.
Anwesend war auch derisraelische Minister fr Bildung und vielehhere
Beamte aus den Ministerien fr Bildungund Verteidigung sowie hhere
Offiziere.[1]Dieses Ereignis ist nur ein Beispiel einesandauernden
Trends wachsender militrischerPrsenz in israelischen Oberschulen
whrendder letzten Jahre. Seit 1999 wurden Soldatenin Uniform, deren
Aufgabe es ist, Schler zurRekrutierung zu veranlassen und sie mit
(oftirrefhrenden) Informationen ber die Armee
zu versorgen, in fast jeder Oberschule in Israeleingesetzt als
Teil eines verbindlichenLehrplans der Vorbereitung auf
denMilitrdienst. Eine wachsende Zahl vonBildungsprogrammen und
initiativen umfasstden Einsatz hherer und mittlerer Offiziere
inOberschulen, um Schler und Lehreranzusprechen.[2]Nun scheint es
in vielen Lndern einenhnlichen Trend zu geben. Militrische
Werberhaben in Europa und Nordamerika in denletzten Jahren mehr
Zugang zu Schulen alsfrher, und Militrmessen und
ffentlicheEreignisse haben seit kurzem angefangen,Kinder als
Publikum anzusprechen. Das ist oftdas Ergebnis der Abschaffung der
allgemeinenWehrpflicht: Die Armeen mssen Rekrutensuchen und nutzen
ihre Ressourcen undpolitischen Einfluss, um greren Zugang zuihnen
zu gewinnen.
Doch bei nherer Untersuchung ist derFall Israels anders. Israel
hat die allgemeineWehrpflicht. Die Armee hat trotz ihrer Klagenan
das Land mehr Verpflichtete, als sieeinsetzen kann. Das Wachstum
derVerpflichtungszahlen, die mehr als zweiJahrzehnte lang gefallen
sind, und der Kampfgegen die Drckebergerei werden allerdingsals die
Hauptziele des neuesten Schwalls vonArmeeprsenz in den Schulen
genannt, aberdiese Ziel wird in Israel nicht ausschlielich
alsmilitrisches Ziel gesehen. Im Gegenteil hatder gegenwrtige
Bildungsminister Israels,Gideon Saar, das Anwachsen
derVerpflichtungszahlen als ein zentrales Ziel desBildungssystems
genannt und hat ein Systemfinanzieller Anreize angekndigt, um
Schulenund Lehrer fr wachsendeVerpflichtungszahlen ihrer frheren
Schler,speziell in Kampfeinheiten, zu belohnen.[3] Die
VenezuelaRevolution asSpectacleDas Buch Revolution as Spectacle
von Rafael Uzctegui analysiertdas Regime von Hugo Chvez voneiner
antiautoritren Perspektive aus.Es entkrftet Behauptungen, die
vonrechtsgerichteten Kreisen in Venezuela und den USA erhoben
wurden,die Regierung von Chvez sei diktatorisch, ebenso wie
Behauptungenvon Linken in Venezuela und denUSA, die Regierung von
Chvez seirevolutionr. Stattdessen argumentiertdas Buch, das Regime
von Chvezsei eines in einer langen Reihepopulistischer Regime
Lateinamerikas, die abgesehen von der revolutionren Rhetorik
letztlich ebensoden Vereinigten Staaten wie den multinationalen
Gesellschaften hrigwaren. Das Buch schliet mit derErklrung, wie die
autonomensozialen, Arbeits und Unweltbewegungen vom Regime Chavez
systematisch entmachtet wurden, aberdass sie trotzdem die Basis
einerwirklich demokratischen, revolutionren Alternative
bleiben.Rafael Uzctegui war seit 1995Herausgeber der langjhrigen
venezolanischen anarchistischen Zeitschrift El Libertario. Seit
2006 war erder wichtigste Ermittler fr die venezolanische
MenschenrechtsgruppePROVEA (Programa Venezolano deEducacin de
Derechos Humanos)und war Mitautor ihrer DokumentationEl Masacre de
El Amparo: 20 Aosde Impunidad (Das Massaker von ElAmparo: 20 Jahre
Straflosigkeit). SeitJanuar 2010 ist er Mitglied des WRIRates.Die
spanische Ausgabe diesesBuches kann heruntergeladen werdenunter
http://wriirg.org/pubs/VenezuelaRevEspectaculo.Die WRI vertreibt
das Buch in Europaber ihren InternetBuchversand. Sieknnen das Buch
fr 11 plusVersandkosten bestellen
unterhttp://wriirg.org/node/12285.
-
Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20114
MilitarismusistantrkischenSchulenallgegenwrtig Serdar M.
DeirmencioluSchulen bieten dem Militarismus einenfruchtbaren
Nhrboden: Dort gibt es ein zumBleiben verpflichtetes Publikum,
einumfassendes Mandat, eine hierarchischeStruktur und eine
deutliches Machtgefllezwischen Schlern und Lehrern. Schulenknnen
sehr leicht in paramilitrischeEinrichtungen verwandelt werden.Der
Militarismus wird nicht durch dendirekten Kontakt mit dem Militr
vermittelt oderaufrecht erhalten. Vielmehr helfen die Schulenund
andere zivile Institutionen dem Militarismusdabei, den Alltag und
die Glaubenswelt derMenschen zu durchdringen. Anders als
dieWehrpflicht wirken die Schulen sehrsystematisch und nachhaltig:
Mit der Schulpflichtknnen fast alle Bereiche und fast alle Kinder
freine sehr lange Zeit erreicht werden, sowohlJungen als auch
Mdchen. Die Schulen knnenden Militarismus bereits an sehr junge,
etwa fnfoder sechs Jahre alte SchlerInnenweitergeben.
Schule als AusbildungslagerEine typische Schule hat
folgendeKomponenten des Militarismus: Herrschaft,Unterwerfung,
Disziplin und Gewalt. Die Gewaltgegen SchlerInnen fhrt zu Gewalt
unter ihnen,die dann wiederum dazu benutzt wird,institutionelle
Gewalt in Form des Militarismuszu rechtfertigen.Eine typische
Schule in der Trkei sieht einebreite Palette militaristischer
Erfahrungen vor.Einige wirken weniger militaristisch als
andere,aber zusammengenommen erzeugen sie einmilitaristisches
Klima. Der Schulalltag sollordnungsgem und diszipliniert
ablaufen.Von den SchlerInnen wird erwartet, dass siemilitrhnlichen
Regeln und Ablufen folgen.Wenn sie es nicht tun, bekommen
sieSchwierigkeiten.Ein Schultag beginnt mit dem Sammeln
derSchlerInnen auerhalb der Schule. DieSchlerInnen gehen nicht
einfach in die Schule,sie formen nach Klassen geordnet eine
Reiheoder Rangfolge und warten, bis sie dran sind,um in die Schule
zu gehen. Die Begrndung frdiese Praxis ist einfach: Die Schulen
sindberfllt. Die SchlerInnen mssen kontrolliertwerden, um Chaos zu
vermeiden.In der Schule selbst finden sich berallFlaggen und
Symbole des Nationalismus.Knige und ihre Eroberungen werden an
denWnden glorifiziert. Oft werden Gedenkfeiernabgehalten, die
entweder an militrische Siegeerinnern oder in militrischer
Manierdurchgefhrt werden. Eine typische Schulebietet den
SchlerInnen kaum Anhaltspunkte frFrieden, Gewaltfreiheit und
Jugendlichkeit.Im Sport werden Elemente militrischerOrdnung, wie
das Bilden einer Reihe oderMarschieren im Gleichschritt, gebt. Von
frh anlernen die SchlerInnen, dass sie die Pflichthaben, auf Befehl
stramm zu stehen diesebung machen sie im Laufe ihrer Grund
undAufbauschulzeit unzhlige Male. Sie verhaltensich wie Fusoldaten.
Sie knnen sich rhren,
wenn keine Erwachsenen in der Nhe sind. Eswird von ihnen
erwartet, dass sie respektvollsind und Respekt beginnt mit
Unterwerfung.Die SchlerInnen stehen auf, wenn ein Lehrer indie
Klasse kommt. Der Lehrplan befasst sich
viel mehr mit Verpflichtungen als mit Rechtenund Freiheiten.
Obwohl der Lehrplan inzwischenweniger nationalistisch und
diskriminierendausgerichtet ist: Die alltgliche Praxis ist nochden
alten Mustern verhaftet.Zeremonien und UniformenZeremonien sind
sehr wichtig fr denMilitarismus. Die Zeremonien in den
Schulenstrken ihn. Die Schulwoche in der Trkeibeginnt und endet mit
einer Zeremonie. ZuBeginn wird die Flagge gehisst und
dieNationalhymne gesungen. In den Augen derNationalisten ist dies
ein heiliges Ritual. Allehaben stramm zu stehen. SchlerInnen, die
sichwhrend dieser Zeremonie nicht feierlichgenug verhalten, werden
oft geschimpft,gedemtigt oder diszipliniert. In denGrundschulen
beginnt jeder Tag mit einemarchaischen nationalistischen Schwur.Von
den SchlerInnen wird auch dieAnwesenheit bei bestimmten
offiziellenZeremonien auerhalb der Schule erwartet. Zuverschiedenen
Anlssen werden sieaufgefordert, Militruniform und eine Waffe
zutragen. Whrend der Polizeiwoche ist es blich,die Kinder in
Polizeiuniformen zu stecken. DerKindertag, der 23. April, ist
vielleicht die
umstrittenste Veranstaltung. In jeder Stadt wirdim Stadion eine
offizielle, sehr militaristische,Zeremonie veranstaltet. Das
jeweilige Ausmades Militarismus hngt vom Ort und dempolitischen
Klima des Landes ab.Zeiten des KonfliktsMilitarismus braucht
Konflikte. OffeneKonflikte sind dafr am besten, weil sie
dieKriegsmaschine rechtfertigen. Wenn derMrtyrertod durch die
Tradition gefeiert und inden Schulen propagiert wird, knnen
auchGefallene den Militarismus anheizen.Die Republik Trkei wurde
nach einemBefreiungskrieg gegrndet und der Mrtyrertodist seitdem zu
einem Element dernationalistischen Ideologie geworden. Mit derZeit
wurde er zu einem Werkzeug zurLegitimierung der Streitkrfte.
Inzwischen ist erzu einem vielseitigen Mittel fr die
Politikergeworden, die Gewalt und ihr natrlichesErgebnis, den Tod,
rechtfertigen wollen. Auchdie Schulen haben ihren Anteil daran.Der
Staatsapparat kmpft seit Mitte der1980er gegen die Kurdische
Arbeiterpartei(PKK). Als sich die Toten huften, wurde derMrtyrertod
benutzt, um den Tod zu glorifizierenund dabei die fortwhrende
Gewalt zurechtfertigen. Im letzten Jahrzehnt wurdenmassive
ffentliche Kampagnen gestartet, umden Nationalismus anzuheizen.
Eine davon wardas koordinierte Bemhen, an die Schlacht vonGallipoli
zu erinnern, in der Trkei auch oft alsanakkaleSieg bezeichnet. Das
war nichteinfach eine gewhnliche Schlacht. Es war
einAbnutzungskrieg, bei dem Tausende Soldatenber Monate hinweg
extreme Bedingungenaushalten mussten. Viele starben an
Hunger,Krankheiten oder wenn sie in die offenenLatrinen der
Schtzengrben fielen. Aber beiden Gedchtnisfeiern wird nur an
denMrtyrertod und den Sieg erinnert.Zum Gedenken an den Tag des
Sieges, den18. Mrz 1915, werden militaristischeSchulveranstaltungen
organisiert. Viele Schulenfhren Reisen nach Gelibolu (Gallipoli)
durch,um an den Sieg zu erinnern und ihreHochachtung vor den
Mrtyrern zu bezeugen.Diese Reisen entwickelten sich bald zu
einem
richtigen Pilgerstrom. Eine groe Zahl vonSchlerInnen und
Erwachsenen wird nachGelibolu gebracht. Die Botschaft dabei ist
klar:Wir sind eine starke Nation und selbst diemchtigste Macht kann
uns nicht besiegen. Wiralle sind bereit zu kmpfen und, wenn ntig,
zusterben.Die Bemhungen, die ffentliche Meinungzu polarisieren,
gehen weiter. Whrend einerDemonstration im Mrz 2005 in Mersin
wurdezwei Jugendlichen eine Flagge ausgehndigt,die sie schnell
zerstrten. Das wurde in denMedien als Entweihung der trkischen
Flaggedurch Kurden gezeigt. Spter stellte sich heraus,dass die
Szene gestellt war, aber sie wirkte.Schon bald gab es berall
Flaggen, auch in denSchulen. Die Schulen fllten sich mit noch
mehrZeichen des Nationalismus und Militarismus.Zwei Jahre spter
wurde eine weitereGedchtnisfeier ins Leben gerufen: Der Tag, andem
1921 die Nationalhymne verabschiedetwurde. Nun gibt es in jeder
Schule am 12. Mrzeine militaristische Feier zur Erinnerung.Die
Verherrlichung von Mrtyrertum undNationalismus wird immer
weitervorangetrieben. In den letzten Jahren gab es inden Schulen
auch Gedchtnisfeiern fr dieMrtyrer der Schlacht von Sarkam, die
vomDezember 1914 bis Januar 1915 stattfand, ein
weiterer Abnutzungskrieg.Falsch gedachtPrivatschulen werden in
der Trkei oft alsvorbildlich dargestellt. Sie werden nicht vomStaat
kontrolliert und es wird daher davonausgegangen, dass sie weniger
militaristischsind. Das trifft ganz sicher nicht zu. Auch
vielePrivatschulen organisieren Pilgerfahrten nachGelibolu. Eine
sehr teure Privatschule in Bodrum organisierte eine Veranstaltung,
bei derschon die VorschlerInnen Militruniform trugenoder in die
Flagge gekleidet waren.Letztes Jahr organisierte eine private
Schulein Kayseri eine Fahrt zum Berg Erciyes, woSchlerInnen in
Uniform die Schlacht whrenddes Schneesturms nachstellten. Begleitet
wurdedies von den lokalen Behrden (Schulamt, Polizei und Militr)
wie auch von den Medien. Eingeladen waren auch der Regisseur und
derHauptdarsteller eines Films, in dem Kinder alsMrtyrer
verherrlicht werden. Die Kinderversorgten im I. Weltkrieg die
Truppen mit Munition und erfroren danach in einem Schneesturm.Der
Leiter des Bezirksschulamtes war sehrglcklich. Die Zeremonie, so
schrieb er, lehrt dieKinder, die Heimat, die Flagge und
dasVaterland zu lieben.
Sind Namen nur Schall und Rauch?Der Militarismus lebt vom Hass.
ffentlicheRume knnen benutzt werden, um Konflikte zuwachzuhalten
und den Alltag mit Elementen desHasses zu durchsetzen. Als zentrale
Institutionen des ffentlichen Lebens knnen auch Schulen dazu
genutzt werden, Konflikte wachzuhalten und Hass und Gewalt
fortzuschreiben.
Genau das passiert in der Trkei. VieleSchulen sind inzwischen
nach Mrtyrernbenannt. In rcksichtsloser Weise wurdenSchulen zu
Grabsteinen gemacht. Auch einigeandere ffentliche Rume, wie Parks,
oderInstitutionen, wie Gesundheitszentren, wurdenZiel dieser Form
des Militarismus.Manche Namen sprengen geradezu dieGrenzen der
Vorstellungskraft, zum Beispiel dieMrtyrergrundschule oder die
Grundschule zuEhren der MrtyrerLehrer. In einigen Fllenwurden
bestehende Namen gendert. 2007 hatzum Beispiel das Bezirksschulamt
von Kars dieNamen von sieben Dorfschulen mit einereinzigen
Entscheidung gendert. Ursprnglichwar jede von ihnen nach dem Dorf
benannt, indem sie steht. Nun tragen sie Namen, die nichtsmit dem
Ort oder der Region zu tun haben. Siewurden zu Denkmlern eines
niemals endendenKonflikts gemacht.Was nun?
Schulen knnen bei jungen Menschen Wunderbewirken oder genau das
Gegenteil. Alleshngt von der Art der Erziehung ab, die frangemessen
gehalten wird. In der Trkei ist derMilitarismus eine wichtige
Komponente desNationalismus. Die Schulen sind vomMilitarismus
verseucht. Viele SchlerInnenwidersetzen sich Praktiken, die ihnen
dummoder ungerecht erscheinen, aber die meistensind vom
Nationalismus und Militarismusbeeinflusst. Der zivile Widerstand
gegen denNationalismus und Militarismus an den Schulenwchst. Aber
der Tag, an dem es keinenMilitarismus an den Schulen mehr geben
wird,ist noch fern.Serdar M. Deirmenciolu ist erreichbar
unterfolgender eMailAdresse: serdardegirmencioglu[at]
gmail.combersetzung: Rudi Friedrich und HeikeMakowski
Ein Mdchen rezitiert die Nationalhymne inUniform am Tag des
Kindes (23. April 2008)
Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli
Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli
Broschre einer Privatschule Jungen in Militruniform, Mdchen in
Flaggenkleid (oben links)
-
Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 2011 5
MilitarismusistantrkischenSchulenallgegenwrtig Serdar M.
DeirmencioluSchulen bieten dem Militarismus einenfruchtbaren
Nhrboden: Dort gibt es ein zumBleiben verpflichtetes Publikum,
einumfassendes Mandat, eine hierarchischeStruktur und eine
deutliches Machtgefllezwischen Schlern und Lehrern. Schulenknnen
sehr leicht in paramilitrischeEinrichtungen verwandelt werden.Der
Militarismus wird nicht durch dendirekten Kontakt mit dem Militr
vermittelt oderaufrecht erhalten. Vielmehr helfen die Schulenund
andere zivile Institutionen dem Militarismusdabei, den Alltag und
die Glaubenswelt derMenschen zu durchdringen. Anders als
dieWehrpflicht wirken die Schulen sehrsystematisch und nachhaltig:
Mit der Schulpflichtknnen fast alle Bereiche und fast alle Kinder
freine sehr lange Zeit erreicht werden, sowohlJungen als auch
Mdchen. Die Schulen knnenden Militarismus bereits an sehr junge,
etwa fnfoder sechs Jahre alte SchlerInnenweitergeben.
Schule als AusbildungslagerEine typische Schule hat
folgendeKomponenten des Militarismus: Herrschaft,Unterwerfung,
Disziplin und Gewalt. Die Gewaltgegen SchlerInnen fhrt zu Gewalt
unter ihnen,die dann wiederum dazu benutzt wird,institutionelle
Gewalt in Form des Militarismuszu rechtfertigen.Eine typische
Schule in der Trkei sieht einebreite Palette militaristischer
Erfahrungen vor.Einige wirken weniger militaristisch als
andere,aber zusammengenommen erzeugen sie einmilitaristisches
Klima. Der Schulalltag sollordnungsgem und diszipliniert
ablaufen.Von den SchlerInnen wird erwartet, dass siemilitrhnlichen
Regeln und Ablufen folgen.Wenn sie es nicht tun, bekommen
sieSchwierigkeiten.Ein Schultag beginnt mit dem Sammeln
derSchlerInnen auerhalb der Schule. DieSchlerInnen gehen nicht
einfach in die Schule,sie formen nach Klassen geordnet eine
Reiheoder Rangfolge und warten, bis sie dran sind,um in die Schule
zu gehen. Die Begrndung frdiese Praxis ist einfach: Die Schulen
sindberfllt. Die SchlerInnen mssen kontrolliertwerden, um Chaos zu
vermeiden.In der Schule selbst finden sich berallFlaggen und
Symbole des Nationalismus.Knige und ihre Eroberungen werden an
denWnden glorifiziert. Oft werden Gedenkfeiernabgehalten, die
entweder an militrische Siegeerinnern oder in militrischer
Manierdurchgefhrt werden. Eine typische Schulebietet den
SchlerInnen kaum Anhaltspunkte frFrieden, Gewaltfreiheit und
Jugendlichkeit.Im Sport werden Elemente militrischerOrdnung, wie
das Bilden einer Reihe oderMarschieren im Gleichschritt, gebt. Von
frh anlernen die SchlerInnen, dass sie die Pflichthaben, auf Befehl
stramm zu stehen diesebung machen sie im Laufe ihrer Grund
undAufbauschulzeit unzhlige Male. Sie verhaltensich wie Fusoldaten.
Sie knnen sich rhren,
wenn keine Erwachsenen in der Nhe sind. Eswird von ihnen
erwartet, dass sie respektvollsind und Respekt beginnt mit
Unterwerfung.Die SchlerInnen stehen auf, wenn ein Lehrer indie
Klasse kommt. Der Lehrplan befasst sich
viel mehr mit Verpflichtungen als mit Rechtenund Freiheiten.
Obwohl der Lehrplan inzwischenweniger nationalistisch und
diskriminierendausgerichtet ist: Die alltgliche Praxis ist nochden
alten Mustern verhaftet.Zeremonien und UniformenZeremonien sind
sehr wichtig fr denMilitarismus. Die Zeremonien in den
Schulenstrken ihn. Die Schulwoche in der Trkeibeginnt und endet mit
einer Zeremonie. ZuBeginn wird die Flagge gehisst und
dieNationalhymne gesungen. In den Augen derNationalisten ist dies
ein heiliges Ritual. Allehaben stramm zu stehen. SchlerInnen, die
sichwhrend dieser Zeremonie nicht feierlichgenug verhalten, werden
oft geschimpft,gedemtigt oder diszipliniert. In denGrundschulen
beginnt jeder Tag mit einemarchaischen nationalistischen Schwur.Von
den SchlerInnen wird auch dieAnwesenheit bei bestimmten
offiziellenZeremonien auerhalb der Schule erwartet. Zuverschiedenen
Anlssen werden sieaufgefordert, Militruniform und eine Waffe
zutragen. Whrend der Polizeiwoche ist es blich,die Kinder in
Polizeiuniformen zu stecken. DerKindertag, der 23. April, ist
vielleicht die
umstrittenste Veranstaltung. In jeder Stadt wirdim Stadion eine
offizielle, sehr militaristische,Zeremonie veranstaltet. Das
jeweilige Ausmades Militarismus hngt vom Ort und dempolitischen
Klima des Landes ab.Zeiten des KonfliktsMilitarismus braucht
Konflikte. OffeneKonflikte sind dafr am besten, weil sie
dieKriegsmaschine rechtfertigen. Wenn derMrtyrertod durch die
Tradition gefeiert und inden Schulen propagiert wird, knnen
auchGefallene den Militarismus anheizen.Die Republik Trkei wurde
nach einemBefreiungskrieg gegrndet und der Mrtyrertodist seitdem zu
einem Element dernationalistischen Ideologie geworden. Mit derZeit
wurde er zu einem Werkzeug zurLegitimierung der Streitkrfte.
Inzwischen ist erzu einem vielseitigen Mittel fr die
Politikergeworden, die Gewalt und ihr natrlichesErgebnis, den Tod,
rechtfertigen wollen. Auchdie Schulen haben ihren Anteil daran.Der
Staatsapparat kmpft seit Mitte der1980er gegen die Kurdische
Arbeiterpartei(PKK). Als sich die Toten huften, wurde derMrtyrertod
benutzt, um den Tod zu glorifizierenund dabei die fortwhrende
Gewalt zurechtfertigen. Im letzten Jahrzehnt wurdenmassive
ffentliche Kampagnen gestartet, umden Nationalismus anzuheizen.
Eine davon wardas koordinierte Bemhen, an die Schlacht vonGallipoli
zu erinnern, in der Trkei auch oft alsanakkaleSieg bezeichnet. Das
war nichteinfach eine gewhnliche Schlacht. Es war
einAbnutzungskrieg, bei dem Tausende Soldatenber Monate hinweg
extreme Bedingungenaushalten mussten. Viele starben an
Hunger,Krankheiten oder wenn sie in die offenenLatrinen der
Schtzengrben fielen. Aber beiden Gedchtnisfeiern wird nur an
denMrtyrertod und den Sieg erinnert.Zum Gedenken an den Tag des
Sieges, den18. Mrz 1915, werden militaristischeSchulveranstaltungen
organisiert. Viele Schulenfhren Reisen nach Gelibolu (Gallipoli)
durch,um an den Sieg zu erinnern und ihreHochachtung vor den
Mrtyrern zu bezeugen.Diese Reisen entwickelten sich bald zu
einem
richtigen Pilgerstrom. Eine groe Zahl vonSchlerInnen und
Erwachsenen wird nachGelibolu gebracht. Die Botschaft dabei ist
klar:Wir sind eine starke Nation und selbst diemchtigste Macht kann
uns nicht besiegen. Wiralle sind bereit zu kmpfen und, wenn ntig,
zusterben.Die Bemhungen, die ffentliche Meinungzu polarisieren,
gehen weiter. Whrend einerDemonstration im Mrz 2005 in Mersin
wurdezwei Jugendlichen eine Flagge ausgehndigt,die sie schnell
zerstrten. Das wurde in denMedien als Entweihung der trkischen
Flaggedurch Kurden gezeigt. Spter stellte sich heraus,dass die
Szene gestellt war, aber sie wirkte.Schon bald gab es berall
Flaggen, auch in denSchulen. Die Schulen fllten sich mit noch
mehrZeichen des Nationalismus und Militarismus.Zwei Jahre spter
wurde eine weitereGedchtnisfeier ins Leben gerufen: Der Tag, andem
1921 die Nationalhymne verabschiedetwurde. Nun gibt es in jeder
Schule am 12. Mrzeine militaristische Feier zur Erinnerung.Die
Verherrlichung von Mrtyrertum undNationalismus wird immer
weitervorangetrieben. In den letzten Jahren gab es inden Schulen
auch Gedchtnisfeiern fr dieMrtyrer der Schlacht von Sarkam, die
vomDezember 1914 bis Januar 1915 stattfand, ein
weiterer Abnutzungskrieg.Falsch gedachtPrivatschulen werden in
der Trkei oft alsvorbildlich dargestellt. Sie werden nicht vomStaat
kontrolliert und es wird daher davonausgegangen, dass sie weniger
militaristischsind. Das trifft ganz sicher nicht zu. Auch
vielePrivatschulen organisieren Pilgerfahrten nachGelibolu. Eine
sehr teure Privatschule in Bodrum organisierte eine Veranstaltung,
bei derschon die VorschlerInnen Militruniform trugenoder in die
Flagge gekleidet waren.Letztes Jahr organisierte eine private
Schulein Kayseri eine Fahrt zum Berg Erciyes, woSchlerInnen in
Uniform die Schlacht whrenddes Schneesturms nachstellten. Begleitet
wurdedies von den lokalen Behrden (Schulamt, Polizei und Militr)
wie auch von den Medien. Eingeladen waren auch der Regisseur und
derHauptdarsteller eines Films, in dem Kinder alsMrtyrer
verherrlicht werden. Die Kinderversorgten im I. Weltkrieg die
Truppen mit Munition und erfroren danach in einem Schneesturm.Der
Leiter des Bezirksschulamtes war sehrglcklich. Die Zeremonie, so
schrieb er, lehrt dieKinder, die Heimat, die Flagge und
dasVaterland zu lieben.
Sind Namen nur Schall und Rauch?Der Militarismus lebt vom Hass.
ffentlicheRume knnen benutzt werden, um Konflikte zuwachzuhalten
und den Alltag mit Elementen desHasses zu durchsetzen. Als zentrale
Institutionen des ffentlichen Lebens knnen auch Schulen dazu
genutzt werden, Konflikte wachzuhalten und Hass und Gewalt
fortzuschreiben.
Genau das passiert in der Trkei. VieleSchulen sind inzwischen
nach Mrtyrernbenannt. In rcksichtsloser Weise wurdenSchulen zu
Grabsteinen gemacht. Auch einigeandere ffentliche Rume, wie Parks,
oderInstitutionen, wie Gesundheitszentren, wurdenZiel dieser Form
des Militarismus.Manche Namen sprengen geradezu dieGrenzen der
Vorstellungskraft, zum Beispiel dieMrtyrergrundschule oder die
Grundschule zuEhren der MrtyrerLehrer. In einigen Fllenwurden
bestehende Namen gendert. 2007 hatzum Beispiel das Bezirksschulamt
von Kars dieNamen von sieben Dorfschulen mit einereinzigen
Entscheidung gendert. Ursprnglichwar jede von ihnen nach dem Dorf
benannt, indem sie steht. Nun tragen sie Namen, die nichtsmit dem
Ort oder der Region zu tun haben. Siewurden zu Denkmlern eines
niemals endendenKonflikts gemacht.Was nun?
Schulen knnen bei jungen Menschen Wunderbewirken oder genau das
Gegenteil. Alleshngt von der Art der Erziehung ab, die frangemessen
gehalten wird. In der Trkei ist derMilitarismus eine wichtige
Komponente desNationalismus. Die Schulen sind vomMilitarismus
verseucht. Viele SchlerInnenwidersetzen sich Praktiken, die ihnen
dummoder ungerecht erscheinen, aber die meistensind vom
Nationalismus und Militarismusbeeinflusst. Der zivile Widerstand
gegen denNationalismus und Militarismus an den Schulenwchst. Aber
der Tag, an dem es keinenMilitarismus an den Schulen mehr geben
wird,ist noch fern.Serdar M. Deirmenciolu ist erreichbar
unterfolgender eMailAdresse: serdardegirmencioglu[at]
gmail.combersetzung: Rudi Friedrich und HeikeMakowski
Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli
Schultheater zur Erinnerung an die Schlacht von Gallipoli
Broschre einer Privatschule Jungen in Militruniform, Mdchen in
Flaggenkleid (oben links)
Zeremonie auf dem Berg Erciyes
Nach einem Mrtyrer benannte Schule, Bayrakli,Izmir.
Schrift auf der Stirn: Ich bin auch Soldat
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Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20116
Venezuela:DieArmeeindenSchulen Rafael Uzctegui
hnlich wie in allen brigen LndernLateinamerikas ist ein Soldat
der wichtigsteGrndungsmythos Venezuelas. Simn Bolvar,der Vater des
Vaterlandes ist als groerMilitrstratege im Gedchtnis. Seine
Gestalt,als Reiterstandbild mit heroischer Gebrdeoder seine Bste,
die seine Stellung in derHierarchie des sogenanntenBefreiungsheeres
zeigt, markiert dasZentrum aller Stdte und Drfer des Landes.In
spezieller Weise ist der Militarismuswichtiger Teil der Kultur und
Phantasie derVenezolaner und Venezolanerinnen. Bolvarwird der Satz
zugeschrieben: Ecuador ist einKonvent, Kolumbien ist eine
Universitt undVenezuela ist eine Kaserne. 51 Jahre lang,bis ins 21.
Jahrhundert, wurde diesesehemalige Exportland fr Kaffee und
Kakao,spter fr l als hauptschliche Industrie desLandes, von
Militrfhrern beherrscht, voncharismatischer Persnlichkeit, mit
weitemBeziehungsnetz und mit einer betrchtlichenund lang dauernden
Einnahmequelle. Indiesen Jahren war der HauptbeitragVenezuelas zur
regionalen Soziologie dieTheorie des Demokratischen Csarismus,der
eine Regierung postulierte, die sich auf diedauernde Wiederwahl
eines charismatischenFhrers sttzte, eines notwendigenGendarmen,
eifrig in der Konzentration derMacht. Ein Simn Bolvar in alle
Ewigkeit.Wenn also die Schulen, Internate undUniversitten
Venezuelas immer dieherrschende Ideologie wiedergegeben habenund
mit ihr den Begriff vom Soldaten und derArmee als Garant von
Effizienz ber einziviles, korrumpierbares Universum, hat es vonder
Wiedermilitarisierung der Prsidentenfigurmit der Machtbernahme von
Hugo Chvez der letzte Militrherrscher regierte bis zumJahr 1958
einen neuen Impuls fr die Absichtgegeben, die Jugend in
Klassenbewusstsein,in eigenen und exklusiven Werten derStreitkrfte
zu bilden.Die vormilitrische AusbildungIm Jahre 1981 entschied man
sich, durch einegemeinsame Erklrung des Verteidigungs unddes
Bildungsministeriums, als Pflichtstoff in derSekundarausbildung in
den beiden letztenJahren vor dem Eintritt in die Universitt
einenKurs in vormilitrischer Ausbildungeinzurichten. Die ersten
Regionen, in denenvormilitrische Kurse gegeben wurden, warendie
grenznahen Zonen (Tchira, Zulia, Apure,Amazonas y Bolvar), aber im
Jahr daraufhatten sich schon andere Staatenangeschlossen, wie Lara,
wo der Autor dieserZeilen damals lebte.In dieser Zeit wurden die
vormilitrischenLektionen ausschlielich in ffentlichenGymnasien
gegeben, die vom Staat abhingen.Und nicht in allen, obwohl leider
an demGymnasium, wo ich damals war. Es gab einentheoretischen Teil,
der im Grunde einDurchgang der Geschichte Venezuelas war
mitSchwerpunkt auf dem Unabhngigkeitskrieg
und den Siegen Simn Bolvars. Auch wenndas historisch falsch ist,
wurde damals undbis heute versichert, dass die
StreitkrfteVenezuelas direkte Erben desUnabhngigkeitsheers seien,
das diespanische Krone aus dem Land trieb. Der Restder Lektionen
waren endlose Sitzungen dersogenannten Formalausbildlung: Auf
Befehlenach den militrischen Weisen zu reagierenund zu marschieren
wie in den Paraden. DasSchlussexamen des vierten Jahres
bestanddarin, in mglichst kurzer Zeit einSturmgewehr zu laden und
zu entladen. Dasdes fnften Jahres, in einer richtigenMilitrkaserne
einen Trainingslauf berHindernisse zu machen. Die
vormilitrischeAusbildung hatte dieselbe Bedeutung wie etwaPhysik,
Chemie, Mathematik oder Literatur.Ganz zu schweigen von Fchern,
dieschlichtweg nicht erteilt wurden, wiePhilosophie oder irgendeine
handwerklicheKunst wie Zimmerei oder Elektrizittslehre, diewirklich
fr das Leben in der Gesellschaftntzlich wren.Im Jahre 1999, als ein
Mitglied der Streitkrftesiegreich Prsident Venezuelas
wird,verstrken sich die militarisierendenTendenzen, die in der
venezolanischen Kulturprsent sind. Von diesem Jahr an
beginnenaktive Uniformierte, in
verschiedenenVerantwortungsbereichen der ffentlichenVerwaltung
Funktionen auszufhren, auch alsBrgermeister, Provinzgouverneure
undMinister. Selbst die Organisationsform dersozialen Basis, die
den ersten Befehlshaberbegleitet, realisiert sich im Grunde
alsKriegsstrategie, es berwiegt die vertikaleBeziehung der
Solidaritt und die FreundFeindLogik. Auf dem Feld der Bildung wird
dieVerpflichtung der vormilitrischen Ausbildungebenso fr die
ffentlichen wie fr die privatenInstitutionen dekretiert.Eines der
ersten Bcher, die als Hilfestellungfr die Klassen der
vormilitrischen Ausbildungherausgegeben wurden, besttigte
denAntagonismus der militrischen Rationalittund der militrischen
Werte bei jedemEntwicklungsprojekt. Der Text Instruccinpremilitar
von Marjorie Vsquez (EditorialBiosfera, 1999, S. 58) versicherte:
Seit densiebziger Jahren () begann als Produktunseres lreichtums
eine wahllose undunkontrollierte Lawine von Immigranten
ausKolumbien, Ecuador, Peru, Santo Domingo,Trinidad, Cuba und
anderen Teilen Zentralund Sdamerikas, die in ihrer Mehrzahl
ohneformale Bildung, ohne bestimmten Beruf, mitTraumata, mit
Krankheiten kamen, um dasleichte Geld zu machen, das ihnen
Venezuelabot. Sofort empfiehlt die Professorin, dieImmigration aus
Europa anzuregen. DieLektionen in Fremdenfeindlichkeit, unerhrt
freinen Schultext, endeten damit nicht. ber dieGrnde der
Immigration von Frauen ausLateinamerika hatte die Autorin auf S. 50
dieKhnheit sich zu fragen: Wie viele von ihnenbieten ihr Fleisch
dem Meistbietenden, umKinder in die Welt zu setzen, die
ihnenerlauben, ihren Wohnsitz im Lande zu
legalisieren? Das Buch verursachte einekurze Polemik ber die
Inhalte, die in denvormilitrischen Klassen vermittelt wurden.Doch
die Stimmen, die forderten, diesesMaterial solle optativ, nicht
verpflichtend seinim Studienpensum, waren nicht stark genug.Das
Werk von Marjorie Vsquez wurdeangepasst und die vormilitrischen
Klassenwerden bis zum heutigen Tage abgehalten.Die Pdagogik der
KaserneDie Universidad Nacional ExperimentalPolitcnica de la Fuerza
Armada (UNEFA) isteine universitre Einrichtung der
StreitkrfteVenezuelas, die 1974 vom Prsidenten RafaelCaldera
gegrndet wurde. Zunchst war ihrZiel, die Professionalisierung der
Mitgliederder Streitkrfte voranzutreiben, mit Kursen
inverschiedenen Zweigen des Ingenieurwesensund mit Sitzen in nicht
mehr als drei Staatendes Landes. Dieser Schwerpunkt ndert sichim
Jahr 1999, als Prsident Chvez derUniversitt den Status einer
NationalenExperimentier Universitt verleiht, waserlaubt, dass vom
Jahr 2004 an ein sowohlterritorialer wie
akademischerWachstumsprozess einsetzt. Die UNEFAumfasst
Berufsbilder wie Hotelwesen,Sozialkonomie, Verwaltung,
dieAllgemeinbildung und Erste Hilfe, was ihrerlaubt, ihre Tren fr
Personen aus derzivilenWelt zu ffnen. Diese Institutionwuchs in
solchem Mae, dass die RegierungVenezuelas versichert, sie sei die
ersteUniversitt mit den meisten Studenten desLandes, etwa
240.000.Es wre irrig zu denken, dass die Universittsich mit dieser
ffnung verndert und ihremilitrische Eigenschaft verloren htte.
DasPhnomen war das gegenteilige: Mit derUNEFA hat sich das
Universum der hherenBildung in Venezuela militarisiert. Das
Instituthat eine Kasernendisziplin, und als Pflichtfach was bis
jetzt in keiner anderen Universittdes Landes existiert werden die
Studenten inmilitrischen Fertigkeiten dressiert. DieMglichkeit, zum
universitren Bildungssystemzu gehren, muss mit der Annahme
derIndoktrination bezahlt werden.Die UNEFA zeigt sich stolz, dass
sie aktiv zurBildung der Bolivarischen Nationalmilizbeitrgt, einer
zivilen Komponente derStreitkrfte, die whrend der RegierungBolvars
geschaffen wurde und die denoffiziellen Zahlen gem im ganzen
Land13.000 mnnliche und weibliche Mitgliederzhlt. Die
Universittsleitung versichert, dassdie Studenten sich freiwillig
der Milizanschlieen, aber ist es mglich, einenGraduiertentitel zu
bekommen, wenn derStudent seine Teilnahme ablehnt?Die Bolivarische
Nationalmiliz hat alsangebliche Legitimationsquelle den Artikel
326der Verfassung, der das sogenannte Prinzipder
Mitverantwortlichkeit der Brgerschaft beider umfassenden
Verteidigung der Nationregelt. Bis zu diesem Augenblick hat sich
dieseInterpretation in der Schaffung dreier Typenzivilmilitrischer
Unternehmungen
konkretisiert: Die Territorialmiliz, dieMilitrreserve und die
Einheiten der Kmpfer.Die Unterscheidung zwischen der Miliz undden
Einheiten der Kmpfer besteht darin,dass die letzteren, gem der
Teilreform desOrgangesetzes der nationalen BolivarischenStreitkrfte
2009 verabschiedet inffentlichen und privaten Firmen des
Landesorganisiert sein mssen, um die Integritt undHandlungsfhigkeit
der Institutionen zusichern, zu denen sie gehren. Doch habendie
Einheiten der Kmpfer immer nochBeziehung zu dem Bildungsmodell, das
vonder sogenannten bolivarischen Revolutionvorangetrieben worden
ist: Sprecher vonInstitutionen wie der Universitt RmuloGallegos
(Unerg), der Universitt SimnRodrguez (SR) und der Nationalen
OffenenUniversitt (UNA), frher Institutionen hhererBildung, aber
heute offen von der Regierungkontrolliert, haben ihre
Verpflichtungversichert, sie unter ihren Angestellten undArbeitern
zu organisieren. Eine Verpflichtung,hnlich der Strkung der Miliz,
lsst sich in derUniversidad Bolivariana de Venezuela (UBV)finden.
Bis jetzt existiert noch keine klareorganische Verbindung
derBildungsinstitutionen mit den Milizen, und die
Initiativen sind isolierte Anstrengungen und mitwenig
Koordination untereinander. Doch dieAnzeichen deuten darauf hin,
dass man inRichtung einer besseren Artikulationvoranschreiten und
eine Institutionalisierungfr die integrale Verteidigung der
Nationschaffen will, die als eine ihrer Komponentendas
Bildungssystem haben soll.Eine andere militaristische Initiative
warvonseiten des Staates die Schaffung dersogenannten
KommunikativenGuerrillakommandos, paradoxerweise dieInitiative
einer Frau, der Regierungschefin desHauptstadtdistriktes Jacqueline
Fara, im April2010. Das Projekt war, Einheiten von 25studierenden
Jugendlichen mittlerer Bildungzu schaffen, um dem entgegenzutreten,
wasdie Regierung des Prsidenten Chvez diekommunikative Hegemonie
der privatenMedien nennt. Die Jugendlichen wurden vorden
vaterlndischen Symbolen vereidigt undmit Militrkleidung in der
sthetik derlateinamerikanischen Guerrilla der 60er Jahreversehen
und mit verschiedenen Werkzeugen,um an den Straen
Wandmalereienanzubringen. Doch diese Initiative hatte keinenErfolg.
VerschiedeneMenschenrechtsorganisationen stellten die
Apologie der bewaffneten Gewalt in Frage,weshalb ihre
sichtbarsten Kerne nur bis zuden Wahlen zur Nationalversammlung am
26.September 2010 aufrechterhalten wurden.Das Verschwinden des
Projektes legt nahe,dass die Kommunikationsguerrillas eineFunktion
hatten, die an der Wahlpropagandaorientiert war, deshalb werden
siemglicherweise fr diePrsidentschaftswahlen des Jahres 2012
einezweite Auflage erleben.Es gibt viel Material zum Nachdenken,
dassder bolivarianische Sozialismus, der vonCaracas aus verbreitet
wird, nicht einer ist, derdie Welt problematisiert und die Wrde
dermenschlichen Wesen erhebt, sondern einer,der die Prophezeiung
erfllt, die vorJahrzehnten vom Schriftsteller Albert
Camusausgesprochen wurde. Das groe Ereignisdes 20. Jahrhunderts war
vonseiten derrevolutionren Bewegung die Aufgabe derFreiheitswerte
die fortschreitende Regressiondes freiheitlichen Sozialismus vor
demCsaren und militrischen Sozialismus. Vondiesem Augenblick an ist
eine Hoffnungweniger in der Welt, eine Einsamkeit hat frjeden
freien Menschen begonnen.
SoldatenaufdemSpielplatz David GeeDie Armee des Vereinigten
Knigreichs vonGrobritannien konzentriert den Groteil
ihrerRekrutierungskampagnen auf Jungs mit wenig oderkeiner
Qualifikation, die in benachteiligtenStadtteilen wohnen. Innerhalb
dieser Gruppe sinddas Hauptziel die sogenannten "VorAuswhlbaren":
junge Leute unter 16. Das ist dasMindestalter fr die Rekrutierung
in Grobritannien.Um diese aufmerksam zu machen, haben Armeeund
Luftwaffe Rekrutierungsplne fr Kinder imAlter von 13 Jahren. Die
Version der Armee,Camouflage genannt, besteht aus
OnlineSpielen,kostenlosen Werbeartikeln und Literatur, die
dasSoldatsein als heroisch und lustig verherrlichen unddie
vorhandenen Abenteuertrainingsmglichkeitenbetonen. Rekruteure
wenden sich bei Dorffestenund Flugvorfhrungen sogar an unter
13jhrige. ImFebruar 2007 sagte der Leiter derRekrutierungsstrategie
der Armee, Colonel DavidAllfrey, der Zeitung The New
Statesman:"Unser neuer Ansatz ist es, ein Bewutsein zuschaffen, und
das erfordert einen Zeitraum von 10Jahren. Es fngt damit an, dass
ein siebenjhrigerJunge einen Fallschirmspringer whrend
einerFlugvorfhrung sieht und denkt: 'Das sieht toll aus.'Ab da
versucht die Armee, Interesse durch stetigesTropf, Tropf, Tropf
aufzubauen."Junge Leute ohne Qualifikation sind die Zielgruppefr
relativ ungelernte Arbeiten, wie Logistik undbesonders die
Infantrie, die den weitaus grtenTeil der Armee bildet. Im Jahre
2010 war dieWahrscheinlichkeit, in Afghanistan gettet zuwerden, fr
Infrantriepersonal sieben Mal hher alsfr den Rest der Streitkrfte.
Infrantristen sind mitgroer Wahrscheinlichkeit auch jnger und
rmerals der Rest der Streitkrfte trotzdem ist Infrantisteine der am
meisten verherrlichten Rollen.Die Schulen zu erreichen, ist ein
Hauptanliegen der
Rekrutierungsstrategie, besonders fr die Armee.Im Jahre 2009
besuchten Rekruteure der Armee 40% der staatlichen Hauptschulen in
London. Wie zuerwarten war: das rmste Fnftel der Schulenwurde am
meisten besucht. Der Grund dafrknnte sein, dass die Armee diese als
Zielgruppehatte oder dass Lehrer in rmeren Schulen dieArmee
einladen, um den jungen Leuten, diewahrscheinlich ihre Prfungen
nicht gut bestehenund fr die es hart ist, eine zivile Arbeit zu
finden,eine Karrieremglichkeit anzubieten. Es gibt keinePolitik
gegen den Besuch von Rekruteuren inHauptschulen der unteren
Klassen, und 2009besuchte die Armee 64 dieser Schule im ganzenLand,
obwohl sie darauf bestand, dass das nichtzum Zwecke der
Rekrutierung geschah.Es ist typisch, dass die Rekruteure
militrischeGertetechnik mit in die Schule bringen (inmindestens
einem Fall landete einMilitrhubschrauber auf dem Spielplatz) und
Kindermilitrische bungen wie den GewehrDrilltrainieren lassen. Die
Besuche der Armee an denSchulen werden ergnzt durch Ausflge
zumilitrischen Anlagen, wie Barracken undMarineschiffen, wo Kinder
mit noch mehrGertetechnik handhaben drfen zum Abschlussbekommen sie
ein Zertifikat ber ihre persnlicheLeistung mit der Adresse des
nchstenRekrutierungsbros.Rekruteure drfen nur mit der Erlaubnis
desSchulleiters in eine Schule gehen. Deshalb arbeitetdie Armee
schwer daran, mit diesenfreundschaftliche Beziehungen zu
entwickeln. Umihr Vorhaben zu untersttzen, bieten dieRekruteure
manchmal den Lehrern Hilfe imKlassenzimmer an, indem sie Kindern
mit Matheund Englischproblemen helfen. Die Armeebeschreibt sich
selbst als "schwer involviert" in dieErfllung des Lehrplans fr 11
bis 16jhrige. 2008gab das Verteidigungsministerium eine
anspruchsvolle Reihe von Lehrplnen zumHerunterladen fr Lehrer
heraus. Erst im Jahre2009 sprach die Armee offen ber
ihreSchulbesuche als Teil ihrer Rekrutierungsstrategievorher hatten
sie darauf bestanden, dass dereinzige Zweck dieser Besuche die
Untersttzungvon Schulen bei den Lehrplnen sei und
"dasAufmerksammachen" auf Karrieren in denStreitkrften.Aus diesen
und auch ihren persnlichen Grndenbegren viele Lehrer die
Rekruteure. Andere sindskeptisch, und einige Schulen und lokale
Behrdenhaben jeden Kontakt verboten. Im Jahre 2008kritisierte die
Nationale Lehrergewerkschaft diemilitrische Rekrutierung in Schulen
und botLehrern Hilfe an, die sich dieser Praxis widersetzenwollten.
Schler haben auch erfolgreicheKampagnen zum Stopp der militrischen
Kontaktedurchgefhrt oder Rekruteure so effektivherausgefordert,
dass diese es vorzogen, nichtmehr zurckzukommen. Auf alle Flle
versuchenRekruteure, Lehrer, Eltern und andere Torwchterzu umgehen,
indem sie sich online mitKriegsspielen aus der Ichperspektive an
jungeLeute wenden, in denen diese die Rolle einesbritischen
Soldaten oder Fliegers spielen.Im Vereinigten Knigreich zielt die
neueOrganisation, Forces Watch, auf die Untersttzungdieses Ansatzes
ab. Eine andere,BeforeYouSignUp.info, versucht,
ausgeglicheneInformationen ber Karrieren in den
Streitkrftenanzubieten, um den verherrlichendenBeschreibungen im
offiziellen Werbematerial zukontern, und bietet einen Stundenplan
auf Basisder ethischen Aspekte der militrischenRekrutierung an.
Vielleicht wre der wirksamsteWeg, unangemessene
Rekrutierungstaktiken in derZukunft zu kontern, die direkte Arbeit
mit Schlern,um ihnen die ethischen Fragen bewut zu machen,die aus
der Rekrutierung in Schulen entstehen.
-
Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 2011 7
Venezuela:DieArmeeindenSchulen Rafael Uzctegui
hnlich wie in allen brigen LndernLateinamerikas ist ein Soldat
der wichtigsteGrndungsmythos Venezuelas. Simn Bolvar,der Vater des
Vaterlandes ist als groerMilitrstratege im Gedchtnis. Seine
Gestalt,als Reiterstandbild mit heroischer Gebrdeoder seine Bste,
die seine Stellung in derHierarchie des sogenanntenBefreiungsheeres
zeigt, markiert dasZentrum aller Stdte und Drfer des Landes.In
spezieller Weise ist der Militarismuswichtiger Teil der Kultur und
Phantasie derVenezolaner und Venezolanerinnen. Bolvarwird der Satz
zugeschrieben: Ecuador ist einKonvent, Kolumbien ist eine
Universitt undVenezuela ist eine Kaserne. 51 Jahre lang,bis ins 21.
Jahrhundert, wurde diesesehemalige Exportland fr Kaffee und
Kakao,spter fr l als hauptschliche Industrie desLandes, von
Militrfhrern beherrscht, voncharismatischer Persnlichkeit, mit
weitemBeziehungsnetz und mit einer betrchtlichenund lang dauernden
Einnahmequelle. Indiesen Jahren war der HauptbeitragVenezuelas zur
regionalen Soziologie dieTheorie des Demokratischen Csarismus,der
eine Regierung postulierte, die sich auf diedauernde Wiederwahl
eines charismatischenFhrers sttzte, eines notwendigenGendarmen,
eifrig in der Konzentration derMacht. Ein Simn Bolvar in alle
Ewigkeit.Wenn also die Schulen, Internate undUniversitten
Venezuelas immer dieherrschende Ideologie wiedergegeben habenund
mit ihr den Begriff vom Soldaten und derArmee als Garant von
Effizienz ber einziviles, korrumpierbares Universum, hat es vonder
Wiedermilitarisierung der Prsidentenfigurmit der Machtbernahme von
Hugo Chvez der letzte Militrherrscher regierte bis zumJahr 1958
einen neuen Impuls fr die Absichtgegeben, die Jugend in
Klassenbewusstsein,in eigenen und exklusiven Werten derStreitkrfte
zu bilden.Die vormilitrische AusbildungIm Jahre 1981 entschied man
sich, durch einegemeinsame Erklrung des Verteidigungs unddes
Bildungsministeriums, als Pflichtstoff in derSekundarausbildung in
den beiden letztenJahren vor dem Eintritt in die Universitt
einenKurs in vormilitrischer Ausbildungeinzurichten. Die ersten
Regionen, in denenvormilitrische Kurse gegeben wurden, warendie
grenznahen Zonen (Tchira, Zulia, Apure,Amazonas y Bolvar), aber im
Jahr daraufhatten sich schon andere Staatenangeschlossen, wie Lara,
wo der Autor dieserZeilen damals lebte.In dieser Zeit wurden die
vormilitrischenLektionen ausschlielich in ffentlichenGymnasien
gegeben, die vom Staat abhingen.Und nicht in allen, obwohl leider
an demGymnasium, wo ich damals war. Es gab einentheoretischen Teil,
der im Grunde einDurchgang der Geschichte Venezuelas war
mitSchwerpunkt auf dem Unabhngigkeitskrieg
und den Siegen Simn Bolvars. Auch wenndas historisch falsch ist,
wurde damals undbis heute versichert, dass die
StreitkrfteVenezuelas direkte Erben desUnabhngigkeitsheers seien,
das diespanische Krone aus dem Land trieb. Der Restder Lektionen
waren endlose Sitzungen dersogenannten Formalausbildlung: Auf
Befehlenach den militrischen Weisen zu reagierenund zu marschieren
wie in den Paraden. DasSchlussexamen des vierten Jahres
bestanddarin, in mglichst kurzer Zeit einSturmgewehr zu laden und
zu entladen. Dasdes fnften Jahres, in einer richtigenMilitrkaserne
einen Trainingslauf berHindernisse zu machen. Die
vormilitrischeAusbildung hatte dieselbe Bedeutung wie etwaPhysik,
Chemie, Mathematik oder Literatur.Ganz zu schweigen von Fchern,
dieschlichtweg nicht erteilt wurden, wiePhilosophie oder irgendeine
handwerklicheKunst wie Zimmerei oder Elektrizittslehre, diewirklich
fr das Leben in der Gesellschaftntzlich wren.Im Jahre 1999, als ein
Mitglied der Streitkrftesiegreich Prsident Venezuelas
wird,verstrken sich die militarisierendenTendenzen, die in der
venezolanischen Kulturprsent sind. Von diesem Jahr an
beginnenaktive Uniformierte, in
verschiedenenVerantwortungsbereichen der ffentlichenVerwaltung
Funktionen auszufhren, auch alsBrgermeister, Provinzgouverneure
undMinister. Selbst die Organisationsform dersozialen Basis, die
den ersten Befehlshaberbegleitet, realisiert sich im Grunde
alsKriegsstrategie, es berwiegt die vertikaleBeziehung der
Solidaritt und die FreundFeindLogik. Auf dem Feld der Bildung wird
dieVerpflichtung der vormilitrischen Ausbildungebenso fr die
ffentlichen wie fr die privatenInstitutionen dekretiert.Eines der
ersten Bcher, die als Hilfestellungfr die Klassen der
vormilitrischen Ausbildungherausgegeben wurden, besttigte
denAntagonismus der militrischen Rationalittund der militrischen
Werte bei jedemEntwicklungsprojekt. Der Text Instruccinpremilitar
von Marjorie Vsquez (EditorialBiosfera, 1999, S. 58) versicherte:
Seit densiebziger Jahren () begann als Produktunseres lreichtums
eine wahllose undunkontrollierte Lawine von Immigranten
ausKolumbien, Ecuador, Peru, Santo Domingo,Trinidad, Cuba und
anderen Teilen Zentralund Sdamerikas, die in ihrer Mehrzahl
ohneformale Bildung, ohne bestimmten Beruf, mitTraumata, mit
Krankheiten kamen, um dasleichte Geld zu machen, das ihnen
Venezuelabot. Sofort empfiehlt die Professorin, dieImmigration aus
Europa anzuregen. DieLektionen in Fremdenfeindlichkeit, unerhrt
freinen Schultext, endeten damit nicht. ber dieGrnde der
Immigration von Frauen ausLateinamerika hatte die Autorin auf S. 50
dieKhnheit sich zu fragen: Wie viele von ihnenbieten ihr Fleisch
dem Meistbietenden, umKinder in die Welt zu setzen, die
ihnenerlauben, ihren Wohnsitz im Lande zu
legalisieren? Das Buch verursachte einekurze Polemik ber die
Inhalte, die in denvormilitrischen Klassen vermittelt wurden.Doch
die Stimmen, die forderten, diesesMaterial solle optativ, nicht
verpflichtend seinim Studienpensum, waren nicht stark genug.Das
Werk von Marjorie Vsquez wurdeangepasst und die vormilitrischen
Klassenwerden bis zum heutigen Tage abgehalten.Die Pdagogik der
KaserneDie Universidad Nacional ExperimentalPolitcnica de la Fuerza
Armada (UNEFA) isteine universitre Einrichtung der
StreitkrfteVenezuelas, die 1974 vom Prsidenten RafaelCaldera
gegrndet wurde. Zunchst war ihrZiel, die Professionalisierung der
Mitgliederder Streitkrfte voranzutreiben, mit Kursen
inverschiedenen Zweigen des Ingenieurwesensund mit Sitzen in nicht
mehr als drei Staatendes Landes. Dieser Schwerpunkt ndert sichim
Jahr 1999, als Prsident Chvez derUniversitt den Status einer
NationalenExperimentier Universitt verleiht, waserlaubt, dass vom
Jahr 2004 an ein sowohlterritorialer wie
akademischerWachstumsprozess einsetzt. Die UNEFAumfasst
Berufsbilder wie Hotelwesen,Sozialkonomie, Verwaltung,
dieAllgemeinbildung und Erste Hilfe, was ihrerlaubt, ihre Tren fr
Personen aus derzivilenWelt zu ffnen. Diese Institutionwuchs in
solchem Mae, dass die RegierungVenezuelas versichert, sie sei die
ersteUniversitt mit den meisten Studenten desLandes, etwa
240.000.Es wre irrig zu denken, dass die Universittsich mit dieser
ffnung verndert und ihremilitrische Eigenschaft verloren htte.
DasPhnomen war das gegenteilige: Mit derUNEFA hat sich das
Universum der hherenBildung in Venezuela militarisiert. Das
Instituthat eine Kasernendisziplin, und als Pflichtfach was bis
jetzt in keiner anderen Universittdes Landes existiert werden die
Studenten inmilitrischen Fertigkeiten dressiert. DieMglichkeit, zum
universitren Bildungssystemzu gehren, muss mit der Annahme
derIndoktrination bezahlt werden.Die UNEFA zeigt sich stolz, dass
sie aktiv zurBildung der Bolivarischen Nationalmilizbeitrgt, einer
zivilen Komponente derStreitkrfte, die whrend der RegierungBolvars
geschaffen wurde und die denoffiziellen Zahlen gem im ganzen
Land13.000 mnnliche und weibliche Mitgliederzhlt. Die
Universittsleitung versichert, dassdie Studenten sich freiwillig
der Milizanschlieen, aber ist es mglich, einenGraduiertentitel zu
bekommen, wenn derStudent seine Teilnahme ablehnt?Die Bolivarische
Nationalmiliz hat alsangebliche Legitimationsquelle den Artikel
326der Verfassung, der das sogenannte Prinzipder
Mitverantwortlichkeit der Brgerschaft beider umfassenden
Verteidigung der Nationregelt. Bis zu diesem Augenblick hat sich
dieseInterpretation in der Schaffung dreier Typenzivilmilitrischer
Unternehmungen
konkretisiert: Die Territorialmiliz, dieMilitrreserve und die
Einheiten der Kmpfer.Die Unterscheidung zwischen der Miliz undden
Einheiten der Kmpfer besteht darin,dass die letzteren, gem der
Teilreform desOrgangesetzes der nationalen BolivarischenStreitkrfte
2009 verabschiedet inffentlichen und privaten Firmen des
Landesorganisiert sein mssen, um die Integritt undHandlungsfhigkeit
der Institutionen zusichern, zu denen sie gehren. Doch habendie
Einheiten der Kmpfer immer nochBeziehung zu dem Bildungsmodell, das
vonder sogenannten bolivarischen Revolutionvorangetrieben worden
ist: Sprecher vonInstitutionen wie der Universitt RmuloGallegos
(Unerg), der Universitt SimnRodrguez (SR) und der Nationalen
OffenenUniversitt (UNA), frher Institutionen hhererBildung, aber
heute offen von der Regierungkontrolliert, haben ihre
Verpflichtungversichert, sie unter ihren Angestellten undArbeitern
zu organisieren. Eine Verpflichtung,hnlich der Strkung der Miliz,
lsst sich in derUniversidad Bolivariana de Venezuela (UBV)finden.
Bis jetzt existiert noch keine klareorganische Verbindung
derBildungsinstitutionen mit den Milizen, und die
Initiativen sind isolierte Anstrengungen und mitwenig
Koordination untereinander. Doch dieAnzeichen deuten darauf hin,
dass man inRichtung einer besseren Artikulationvoranschreiten und
eine Institutionalisierungfr die integrale Verteidigung der
Nationschaffen will, die als eine ihrer Komponentendas
Bildungssystem haben soll.Eine andere militaristische Initiative
warvonseiten des Staates die Schaffung dersogenannten
KommunikativenGuerrillakommandos, paradoxerweise dieInitiative
einer Frau, der Regierungschefin desHauptstadtdistriktes Jacqueline
Fara, im April2010. Das Projekt war, Einheiten von 25studierenden
Jugendlichen mittlerer Bildungzu schaffen, um dem entgegenzutreten,
wasdie Regierung des Prsidenten Chvez diekommunikative Hegemonie
der privatenMedien nennt. Die Jugendlichen wurden vorden
vaterlndischen Symbolen vereidigt undmit Militrkleidung in der
sthetik derlateinamerikanischen Guerrilla der 60er Jahreversehen
und mit verschiedenen Werkzeugen,um an den Straen
Wandmalereienanzubringen. Doch diese Initiative hatte keinenErfolg.
VerschiedeneMenschenrechtsorganisationen stellten die
Apologie der bewaffneten Gewalt in Frage,weshalb ihre
sichtbarsten Kerne nur bis zuden Wahlen zur Nationalversammlung am
26.September 2010 aufrechterhalten wurden.Das Verschwinden des
Projektes legt nahe,dass die Kommunikationsguerrillas eineFunktion
hatten, die an der Wahlpropagandaorientiert war, deshalb werden
siemglicherweise fr diePrsidentschaftswahlen des Jahres 2012
einezweite Auflage erleben.Es gibt viel Material zum Nachdenken,
dassder bolivarianische Sozialismus, der vonCaracas aus verbreitet
wird, nicht einer ist, derdie Welt problematisiert und die Wrde
dermenschlichen Wesen erhebt, sondern einer,der die Prophezeiung
erfllt, die vorJahrzehnten vom Schriftsteller Albert
Camusausgesprochen wurde. Das groe Ereignisdes 20. Jahrhunderts war
vonseiten derrevolutionren Bewegung die Aufgabe derFreiheitswerte
die fortschreitende Regressiondes freiheitlichen Sozialismus vor
demCsaren und militrischen Sozialismus. Vondiesem Augenblick an ist
eine Hoffnungweniger in der Welt, eine Einsamkeit hat frjeden
freien Menschen begonnen.
SoldatenaufdemSpielplatz David GeeDie Armee des Vereinigten
Knigreichs vonGrobritannien konzentriert den Groteil
ihrerRekrutierungskampagnen auf Jungs mit wenig oderkeiner
Qualifikation, die in benachteiligtenStadtteilen wohnen. Innerhalb
dieser Gruppe sinddas Hauptziel die sogenannten "VorAuswhlbaren":
junge Leute unter 16. Das ist dasMindestalter fr die Rekrutierung
in Grobritannien.Um diese aufmerksam zu machen, haben Armeeund
Luftwaffe Rekrutierungsplne fr Kinder imAlter von 13 Jahren. Die
Version der Armee,Camouflage genannt, besteht aus
OnlineSpielen,kostenlosen Werbeartikeln und Literatur, die
dasSoldatsein als heroisch und lustig verherrlichen unddie
vorhandenen Abenteuertrainingsmglichkeitenbetonen. Rekruteure
wenden sich bei Dorffestenund Flugvorfhrungen sogar an unter
13jhrige. ImFebruar 2007 sagte der Leiter derRekrutierungsstrategie
der Armee, Colonel DavidAllfrey, der Zeitung The New
Statesman:"Unser neuer Ansatz ist es, ein Bewutsein zuschaffen, und
das erfordert einen Zeitraum von 10Jahren. Es fngt damit an, dass
ein siebenjhrigerJunge einen Fallschirmspringer whrend
einerFlugvorfhrung sieht und denkt: 'Das sieht toll aus.'Ab da
versucht die Armee, Interesse durch stetigesTropf, Tropf, Tropf
aufzubauen."Junge Leute ohne Qualifikation sind die Zielgruppefr
relativ ungelernte Arbeiten, wie Logistik undbesonders die
Infantrie, die den weitaus grtenTeil der Armee bildet. Im Jahre
2010 war dieWahrscheinlichkeit, in Afghanistan gettet zuwerden, fr
Infrantriepersonal sieben Mal hher alsfr den Rest der Streitkrfte.
Infrantristen sind mitgroer Wahrscheinlichkeit auch jnger und
rmerals der Rest der Streitkrfte trotzdem ist Infrantisteine der am
meisten verherrlichten Rollen.Die Schulen zu erreichen, ist ein
Hauptanliegen der
Rekrutierungsstrategie, besonders fr die Armee.Im Jahre 2009
besuchten Rekruteure der Armee 40% der staatlichen Hauptschulen in
London. Wie zuerwarten war: das rmste Fnftel der Schulenwurde am
meisten besucht. Der Grund dafrknnte sein, dass die Armee diese als
Zielgruppehatte oder dass Lehrer in rmeren Schulen dieArmee
einladen, um den jungen Leuten, diewahrscheinlich ihre Prfungen
nicht gut bestehenund fr die es hart ist, eine zivile Arbeit zu
finden,eine Karrieremglichkeit anzubieten. Es gibt keinePolitik
gegen den Besuch von Rekruteuren inHauptschulen der unteren
Klassen, und 2009besuchte die Armee 64 dieser Schule im ganzenLand,
obwohl sie darauf bestand, dass das nichtzum Zwecke der
Rekrutierung geschah.Es ist typisch, dass die Rekruteure
militrischeGertetechnik mit in die Schule bringen (inmindestens
einem Fall landete einMilitrhubschrauber auf dem Spielplatz) und
Kindermilitrische bungen wie den GewehrDrilltrainieren lassen. Die
Besuche der Armee an denSchulen werden ergnzt durch Ausflge
zumilitrischen Anlagen, wie Barracken undMarineschiffen, wo Kinder
mit noch mehrGertetechnik handhaben drfen zum Abschlussbekommen sie
ein Zertifikat ber ihre persnlicheLeistung mit der Adresse des
nchstenRekrutierungsbros.Rekruteure drfen nur mit der Erlaubnis
desSchulleiters in eine Schule gehen. Deshalb arbeitetdie Armee
schwer daran, mit diesenfreundschaftliche Beziehungen zu
entwickeln. Umihr Vorhaben zu untersttzen, bieten dieRekruteure
manchmal den Lehrern Hilfe imKlassenzimmer an, indem sie Kindern
mit Matheund Englischproblemen helfen. Die Armeebeschreibt sich
selbst als "schwer involviert" in dieErfllung des Lehrplans fr 11
bis 16jhrige. 2008gab das Verteidigungsministerium eine
anspruchsvolle Reihe von Lehrplnen zumHerunterladen fr Lehrer
heraus. Erst im Jahre2009 sprach die Armee offen ber
ihreSchulbesuche als Teil ihrer Rekrutierungsstrategievorher hatten
sie darauf bestanden, dass dereinzige Zweck dieser Besuche die
Untersttzungvon Schulen bei den Lehrplnen sei und
"dasAufmerksammachen" auf Karrieren in denStreitkrften.Aus diesen
und auch ihren persnlichen Grndenbegren viele Lehrer die
Rekruteure. Andere sindskeptisch, und einige Schulen und lokale
Behrdenhaben jeden Kontakt verboten. Im Jahre 2008kritisierte die
Nationale Lehrergewerkschaft diemilitrische Rekrutierung in Schulen
und botLehrern Hilfe an, die sich dieser Praxis widersetzenwollten.
Schler haben auch erfolgreicheKampagnen zum Stopp der militrischen
Kontaktedurchgefhrt oder Rekruteure so effektivherausgefordert,
dass diese es vorzogen, nichtmehr zurckzukommen. Auf alle Flle
versuchenRekruteure, Lehrer, Eltern und andere Torwchterzu umgehen,
indem sie sich online mitKriegsspielen aus der Ichperspektive an
jungeLeute wenden, in denen diese die Rolle einesbritischen
Soldaten oder Fliegers spielen.Im Vereinigten Knigreich zielt die
neueOrganisation, Forces Watch, auf die Untersttzungdieses Ansatzes
ab. Eine andere,BeforeYouSignUp.info, versucht,
ausgeglicheneInformationen ber Karrieren in den
Streitkrftenanzubieten, um den verherrlichendenBeschreibungen im
offiziellen Werbematerial zukontern, und bietet einen Stundenplan
auf Basisder ethischen Aspekte der militrischenRekrutierung an.
Vielleicht wre der wirksamsteWeg, unangemessene
Rekrutierungstaktiken in derZukunft zu kontern, die direkte Arbeit
mit Schlern,um ihnen die ethischen Fragen bewut zu machen,die aus
der Rekrutierung in Schulen entstehen.
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Militr raus aus den Schulen!
Das Zerbrochene Gewehr Nr. 88, Mrz 20118
Sdafrika:WiemanHerzenundKpfefrdasMilitrunddieVerteidigungsindustriegewinnt
Laura PollecutDie Wehrpflicht sttzte dieApartheidregierung. Ohne
denregelmigen Zustrom weier jungerMnner htte das Apartheidregime
nichtso lange an der Macht bleiben knnen.Die Bewegung gegen die
Wehrpflichtgewann in den 1980er Jahren an Bodenund war einer der
wesentlichen Faktorenfr die damalige Entscheidung derRegierung, in
Verhandlungen einzutreten.Schlielich wurde die Wehrpflicht nachden
ersten demokratischen Wahlen von1994 eine Sache der Vergangenheit,
alsSdafrika eine professionelleFreiwilligenarmee einfhrte.Seit
dieser Zeit haben dann und wannverschiedene
Verteidigungsministervorgeschlagen, es solle einenMilitrdienst
geben, aber dasdurchschlagendste Argument kam von dergegenwrtigen
Ministerin fr Verteidigungund Militrveteranen, Frau Lindiwe
Sisulu.Im Mai 2010 kndigte sie ihre Absicht an,arbeitslose junge
Menschen in einnationales Dienstprogrammeinzuberufen. Sie wies
darauf hin, dasbedeute nicht die Wiedereinfhrung derWehrpflicht
ungeachtet der Tatsache,dass es, obwohl nicht zwingend, wohlaber
unvermeidlich sein werde!Im Wissen, dass sie auf empfindlichemGrund
wandelte, erklrte Sisulu ihrenAufruf mit den Worten: Wir sind uns
sehrder Gefhlsproblematik des nationalenDienstes bewusst, deshalb
unterstreichenwir, dass es sich nicht um
Wehrpflichthandelt.Aufgrund von Wahrnehmungen, dass diehohe
Kriminalittsrate und die Protestegegen die Dienstpflicht ihre
Ursache imDisziplinmangel der Jugend htten,benutzte sie
schwerwiegende Worte, alsob ein nationaler Dienst beim Militr
dieLsung der Probleme sei. Wir httengerne eine Zeit, in der wir
unsere Kindernehmen und ihnen etwas Disziplinvermitteln, sagte sie.
In einer bezahltenIllustriertenbeilage der SANDF (SouthAfrican
National Defence Force,Sdafrikanische Streitkrfte) in
derTagespresse mit dem Titel Zu IhrerVerteidigung setzte sie dieses
Themafort: Wir werden sie aus einem Zustandvon Unttigkeit und
Untatenherausnehmen und ihnen eine Chancegeben, produktive
Mitglieder derGesellschaft zu werden, und weitereWorte mit dieser
Zielrichtung. Sie sprichtauch davon, die Fhrungskrfte vonmorgen
aufzubauen, als wennmilitrisches Training das einzige wre,das dazu
in der Lage wre.Ein Leserbriefschreiber, Keith Gottschalk,bemerkte
zum Vorschlag, die SANDFsolle um mehr als das Fnffache
aufgestockt werden, dies sei keine guteIdee angesichts neuerer
Informationen,dass der SANDF das Budget und dieVerwaltungskompetenz
fehlt, um vieleelende Behausungen ihres existierendenPersonals zu
erhalten und zu reparierensie hat Soldaten, die eine Stunde
nachihrem Antreten zum Dienst die Basisverlassen, ohne etwas zu tun
zu habenund sie muss neue Flugzeuge unbenutztim Hangar lassen.Zur
Zeit als Ministerin Sisulu dieAnkndigung machte, sagte sie,
manhoffe, dass die