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Das Schriftzeichen "Rosette" und die Göttin Seschat Author(s): Thomas Schneider Reviewed work(s): Source: Studien zur Altägyptischen Kultur, Bd. 24 (1997), pp. 241-267 Published by: Helmut Buske Verlag GmbH Stable URL: http://www.jstor.org/stable/25152742 . Accessed: 16/12/2012 18:31 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Helmut Buske Verlag GmbH is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Studien zur Altägyptischen Kultur. http://www.jstor.org This content downloaded on Sun, 16 Dec 2012 18:31:51 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Das Schriftzeichen ”Rosette” und die Göttin Seschat, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 24 (1997), 241-267.

Jan 18, 2023

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Das Schriftzeichen "Rosette" und die Göttin SeschatAuthor(s): Thomas SchneiderReviewed work(s):Source: Studien zur Altägyptischen Kultur, Bd. 24 (1997), pp. 241-267Published by: Helmut Buske Verlag GmbHStable URL: http://www.jstor.org/stable/25152742 .

Accessed: 16/12/2012 18:31

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Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat

von

Thomas Schneider

Das vor der 1. Dyn. - u.a. auf der Narmerpalette und dem Keulenkopf des Skorpion

- belegte Schrift

zeichen "Rosette" besitzt vermuthch den Lautwert nb nach dem schon fruh belegten Wort wnb "(Lotus-)

Blute". Die in der Fruhzeit damit notierte Herrscherbezeichnung ist nb "Herr". Das von der Seschat auf

dem Kopf getragene Symbol oder Attribut ist mit der Rosette genuin vielleicht identisch und stellt dann ein

Lautzeichen dar, mit dem der ursprungliche Name der Gottin notiert ware. Eine Stiitze dieser Argumenta tion ist vielleicht der singular in PT 426 genannt Gott (wohl "Nebu", nicht "Seschau"). Der postulierte

ursprungliche Name der Gottin laBt sich mit einer ikonographischen Eigentumlichkeit der Seschat verbin

den: Die Gottin tragt ein Pantherfell, wodurch die Schreibung mit der Rosette das Wort nbjt "Pantherkatze" notieren konnte. Alternativ konnte Seschat, die seit fruhester Zeit im Griindungsritual die

Fluchtstabe setzt, urspriingUch die Personifikation dieses Fluchtstabes (agypt. nbyt) gewesen sein.

?1 Bisherige Lesungen des Schriftzeichens "Rosette". ?2 Belege des Schriftzeichens

"Rosette". ?3 Eine Bezeichnung der Blute als Rebuswort. ?4 Die Rebusschreibung: Nota

tion von nb "Herr" durch wnb "Blute". ?5 Das sog. Attribut der Seschat: bisherige Mei

nungen. ?6 Belege des Seschat-Zeichens in der 1.-5. Dyn. ?7 Das "Attribut" der Seschat als

Lautzeichen. ?8 Der Gott von PT 426 (Spruch 285). ?9 Name und Funktion: Das PantherfeU der Seschat/Die Gottin Seschat in der Grundungszeremonie.

?1 Bisherige Lesungen des Schriftzeichens "Rosette"

Vor kurzem hat Erich Winter emeut das Problem der Lesung der in der agyptischen Fruhzeit

prominent belegten Hieroglyphe "Rosette" aufgegriffen und eine eigene Interpretation

vorgelegt1. Wenn ich mit dem vorUegenden Versuch eine wiederum andere Deutung

1 E. Winter, Wer steht hinter Narrner?, in: M. Bietak/ J. Holaubek/ H. Mukarovsky/ H. Satzinger (Hrg.), Zwischen den beiden Ewigkeiten. Festschrift Gertrud Thausing, 1994, 279-290 mit Taf. VIII/Abb. 16. Ich danke den Herren Professoren E. Hornung und E. Winter, Herrn Dr. J. Kahl und Herrn cand.phil.

A. Dorn fur Diskussion und Hinweise. Abkiirzungen: Kaplony, IAF/ IAFS = P. Kaplony, Die Inschriften der agyptischen Friihzeit, AA 8, 1963, bzw. Supplement, AA 9, 1964; Kahl, System = J. Kahl, Das

System der Hieroglyphenschrift in der 0.-3. Dynastie, GOFIV 29, 1994.

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vorschlage, so deshalb, weil m.E. alle bisherigen Ansatze bestimmte hypothetische Pra

missen zugrunde legen und verschiedene Aspekte der Problematik ausschlieBen. Da Winter

die Forschung zu dem Problem umfassend referiert, kann ich mich auf eine schlagwortartige

Auflistung der Lesungsvorschlage unter Angabe der im einzelnen problematischen

Pramissen beschranken:

(1) Die Rosette stellt die Swt-Pflanze in Aufsicht dar; es handelt sich also um die

Schreibung von nsw "Konig"2 bzw. es handelt sich um die Krone einer Palme mit diesem

Lautwert3. Problem: die s^Pflanze ist bisher botanisch nicht identifiziert4; der Wechsel von

Aufsicht zu Ansicht bleibt spekulativ. Zur problematischen Identifizierung mit einer Palme

s. unten ?5.

(2) Die Rosette ist nach dem Wort hrrt "Blute" zu lesen; es handelt sich um eine Rebus

schreibung fiir Hr "Horus" (vorherrschende Meinung5). Problematisch ist dabei, daB hrrt

"Blute" erst in der 18. Dynastie - anderthalb Jahrtausende nach dem Schriftzeichen Rosette

- belegt ist und wohl ein Wanderwort unklarer Herkunft darstellt (dazu s. unten).

(3) Die Rosette stellt ein "butisches" Schriftzeichen dar, das einen nichtagyptischen

Konigstitel aus dem Delta wiedergibt6. Problem: die - wohl abzulehnende - These der

Existenz einer "butischen" Schrift7.

(4) Die Rosette ist dem mesopotamischen Bereich entlehnt8. U.a. wird das Sumerische

herangezogen, wo der achtzackige Stem zum Keilschriftzeichen fiir DINGIR "Gott"9 wird10.

2 Vgl. Winter, op.cit. (Anm. 1), 283: G. Benedite, J. Vandier, P. Kaplony, W. Barta.

3 P. Kaplony, in: BiOr 28, 1971, 49 mit Anm. 51. 4

Vgl. dazu T. Schneider, in: ZAS 120, 1993, 167, Anm. 7 (anders L. Keimer, Die Gartenpflanzen im alten

Agypten II, hrg. v. R. Germer, 1984, 45-51). 5

Vgl. Winter, op.cit. (Anm. 1), 283. Etwa W. Schenkel, s.v. Schrift, in: LA IV, 723; ders., in: Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinares Handbuch internationaler Forschung, I, 1994, 293; Kahl, System, 55.57; A. Loprieno, Ancient Egyptian. A Linguistic Introduction, 1995, 20.

6 Vgl. Winter, op.cit. (Anm. 1), 284: W. Helck.

7 Kahl, System, 144-150.

8 Vgl. Winter, op.cit. (Anm. 1), 284f. (mit Angabe von Varianten dieser These). Vgl. dazu innerhalb eines umfassenderen Rahmens H.S. Smith, The Making of Egypt: A Review of the Influence of Susa and Sumer on Upper Egypt and Lower Nubia in the 4th Millennium B.C., in: R. Friedman/B. Adams (Eds.), The Followers of Horus. Studies Dedicated to Michael Allen Hoffman, 1992, 235-246 (zur Rosette:

241-245). 9

Nicht: "zur akkadischen Schreibung fur den Konig" (wie Winter, op.cit. (Anm. 1), 285, schreibt)! 10 So auch J. Spiegel, Das Werden der altagyptischen Hochkultur, 1953, 397f.- U. Moortgat-Correns, Die Rosette - ein Schriftzeichen?, in: AoF 21,1994, 359-371, vermutet, daB das Schriftzeichen fiir DINGIR aus der Rosette entstanden, folglich die Rosette mit dem Stern gleichzusetzen sei (S. 367). Vgl. noch B. Musche, Zur altorientalischen Rosette: Ihr botanisches Vorbild und dessen pharmazeutische Verwertung, in: Mesopotamia 29, 1994, 49-71 (Hinweis lic.phil. T. Hofmeier).

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Problem: die Ubernahme konkreter sumerischer Schriftzeichen nach Agypten, die im

Gegensatz zu einer Ubernahme der Idee "Schrift" nicht plausibel ist.

(5) Die Rosette ist als Stern aufzufassen und ncr "Gott" zu lesen, wie spat (erst seit

Alexander dem GroBen!) die Hieroglyphe "Stern" fiir ncr "Gott" stehen kann11. Problema

tisch ist die Deutung als Stern, da die Darstellungen deutlich eine Blattzeichnung wieder

geben, auBerdem der lange zeitliche Abstand von 3000 Jahren zwischen den Notationen.

(6) Die Rosette, die auch im "Attribut" der Gottin Seschat erscheint, ist entsprechend als

sS zu lesen, das urspriinglich nicht "schreiben", sondern "zeichnen, bemalen, schminken"

bedeute12; durch die Rosette sei der Konig auf den genannten Objekten als "der Gesalbte"

(< der Geschminkte) bezeichnet (Winter)13. Problematisch bleibt hier, daB fiir die Rosette

die Lesung sS postuliert wird, weil sie als "Attribut" der Seschat erscheint, die Herkunft

dieses Lautwertes aber unklar bleibt14. Problematisch ist m.E. auch die Annahme einer

Bezeichnung des Konigs als "Geschminkter > Gesalbter"15.

Der vorliegende Versuch mochte eine plausiblere Lesung des Schriftzeichens "Rosette"

und eine Deutung der damit notierten Herrscherbezeichnung vorlegen und in einem zweiten

Schritt das Problem des "Attributes" der Gottin Seschat und der urspriinglichen Charakte

ristik dieser Gottin aufgreifen.

?2 Belege des Schriftzeichens "Rosette"

E. Winter hat eine Scheidung von Verwendungen der Rosette als Schriftzeichen und rein

"dekorativen" (bzw. symbolischen) Belegen unternommen16. Die folgenden vier Belege sind

fiir ihn als Schriftzeichen unbestritten:

11 Vgl. Winter, op.cit. (Anm. 1), 285f.: W. Westendorf.

12 Dazu skeptisch H. Goedicke, A Comment Concerning Cairo JE 47267, in: GM 145, 1995, 67f. 13 J. Assmann, Agypten. Eine Sinngeschichte, 1995, 49, will unter Hinweis auf Winters Ansatz in der

Dienerfigur (unten Abb. 2a, 3a, 4a [zu ?2]) einen "Schreiber" sehen; dabei bleibt aber das zweite

Zeichen (fam/wtpw) unberiicksicht. 14

Die Plausibilitat dieses Ansatzes nahme zu, wenn diese Argumentationslucke geschlossen wiirde. Ein

Vorschlag: in der Rosette konnte eine Lotusbltite erblickt werden, wobei dann sS(S)n "Lotus" allenfalls

Rebusschreibung fur 6Sl/shl (mit <n> bzw. <1> als Allographen von IV) sein konnte. 15 Eine Salbung des Konigs ist bisher nicht belegt, nur erschlieBbar. Bei vergleichbaren Salbungen (von

Gotterstatuen, Beamten usw.) wird nie das Lexem shllsS verwendet. Vgl. E. Martin-Pardey, s.v.

Salbung, in: LA V, 367ff. und die dort angefuhrte Literatur. 16

Winter, op.cit. (wie Anm. 1).

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1. auf dem Keulenkopf des Skorpion (II.) vor der DarsteUung Skorpions mit ober

agyptischer Krone (Abb. la-b) 2. auf der Vorderseite der Narmerpalette im Titel eines Dieners (Abb. 2a-b)

3. auf der Ruckseite der Narmerpalette im Titel eines Dieners (Abb. 3a-b)

4. auf dem Keulenkopf des Narmer17 im Titel eines Dieners (Abb. 4a-b) ZusatzUch mochte ich noch zwei, vieUeicht drei weitere Belege fiir die Rosette in

hieroglyphischer Verwendung anerkennen18:

5. in einem rekonstruierten Teil des Keulenkopfes des Skorpion vor der mutmaBUchen

DarsteUung Skorpions mit unteragyptischer Krone (Abb. la)19

6. auf dem Weihrauchbrenner von Qustul in Nubien20 (Abb. 5)

7. moglicherweise auch auf dem Messergriff des MetropoUtan Museum of Art (MMA

26.241.1) (Abb. 6) vor dem Konig mit oberagyptischer Krone21. Das fragUche Zeichen ist

in seiner Plazierung vor dem thronenden Konig mit dem Qustul-Beleg vergleichbar, doch

unterscheidet sich die konkrete Ausfiihrung (mit fiinf Zacken) deutUch von den ubrigen sechs Belegen.

Die AbbUdungen (Abb. 1-6 [zu ?2]) sind der Arbeit von K.M. Ciatowicz (wie Anm. 19;

Fig. 4a, 5, 16a-b, 17, 18) entnommen, die Detailzeichnungen der Rosetten stammen von V.

Vikentiev (ubernommen von Winter [wie Anm. 1], Abb. 1).

Die eindeutigen Belege 1-5 zeigen deutUch 6 bzw. 7 Blutenblatter mit Blattinnenzeich

nung, die um ein kreisformiges Zentrum angeordnet sind. Es handelt sich damit sicher um

eine Blute mit Fruchtstand22. Ein Stern (W. Westendorf) konnte aUenfaUs auf dem als 7.

Beleg genannten Messergriff des MetropoUtan Museum of Art vorUegen, der dann aber als

Beleg fiir unsere FragesteUung entfaUen wurde.

17 Zuletzt N.B. Millet, The Narmer Macehead and Related Objects, in: JARCE 27 1990, 33-59.

18 Entgegen einer Mitteilung A.J. Arkells ist von einer Rosette vor dem unteragyptischen Konig auf dem

Keulenkopf UC London, Petrie Museum, Inv.-Nr. 14898 keine Spur erhalten: K.M. Cialowicz, Les tetes

de massues des periodes predynastique et archai'que dans la vallee du Nil, 1987, 41. 19

KM. Cialowicz, Symbolika przedstawieri wlladcy egipskiego w okresie predynastycznym [Die Symbolik der Darstellungen des agyptischen Herrschers in pradynastischer Zeit], 1993, 57.

20 Zuletzt abgebildet bei N. Thomas, The American Discovery of Ancient Egypt, 1995, Nr. 29, 114. 21

B. Williams/T.J. Logan, The Metropolitan Museum Knife Handle and Aspects of Pharaonic Imagery before Narmer, in: JNES 46, 1987, 245-285.

22 Wie mir auch Frau Dr. R. Germer bestatigt (miindlich). Die Interpretation als Blute teilt auch W.A.

Fairservis Jr., A Revised View of the Nacrmr Palette, in: JARCE 28, 1991, 1-20, bes. 7. In der

Beurteilung des Ansatzes von Fairservis schlieBe ich mich jedoch Winter, op.cit. (Anm. 1), 286 an.

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Abb. la

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V^<iL-4^ Abb. lb

Abb. 1 (zu ?2)

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Abb. 2-3 (zu ?2)

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Abb. 4a

Abb. 5

Abb. 6 c^>-; -. ^ \1tefil ]

(_v^__^__J_--^-^-

-

Abb. 4-6 (zu ?2)

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?3 Eine Bezeichnung der Blute als Rebuswort

Die bisherige Forschung ist sich darin einig, daB in dem Schriftzeichen "Rosette" die Rebus

schreibung einer Herrscherbezeichnung vorUegen muB.23 Die Belege dokumentieren vier

Verwendungen dieser Bezeichnung:

1. Absolut gesetzt (Belege 5, 7)

2. Vor dem Namen des Konigs "Skorpion" (Beleg 1)

3. Als Nomen rectum nach der wtpw oder fam gelesenen Dienerbezeichnung (Belege 2-4)

4. Vor dem Horusfalken auf der Palastfassade (Beleg 6)

Fiir diese Bezeichnung besteht zwar eine gewisse semantische Spannbreite (aUgemeine

Ausdriicke der Bedeutung "Herrscher", "Konig"; eine Bezeichnung "Gott"; ein konkreter

Gottesname wie "Horus"), doch sind die MogUchkeiten begrenzt. DaB das Rebuswort eine

agyptische Bezeichnung fiir "Blutenrosette" sein muB bzw. derjenigen Pflanze, deren Blute

das Schriftzeichen wiedergibt, schrankt diese MogUchkeiten ganz erhebUch ein. Der

Standardmeinung, nach der hier farrt "Blute" Notation von Hr "Horus" ist, steht aber

entgegen, daB es sich bei farrt "Bliite"24 um ein Kultur- und Wanderwort handeln diirfte, das

erst ab 1500 v.Chr. im Agyptischen und Hethitischen der Boghazkoy-Texte (alel, alii

"Blume, Blute" [mit prothetischem a]) auftaucht und dann in das Griechische (Xeipiov,

XziXiov), Lateinische (UUum), Berberische (aUU), Kuschitische (iUU) sowie spater in die

meisten europaischen Sprachen Eingang findet25. Solange keine fruheren agyptischen Belege

vorgebracht werden konnen, scheint mir der Ruckgriff auf dieses Lexem als Rebuswort fiir

iiber 1500 Jahre altere Notationen nicht mogUch26.

23 Vgl. auch noch W. Davis, Masking the Blow. The Scene of Representation in Late Prehistoric Egyptian Art, 1992, 195.224 (spricht von der

" 'royal' rosette").

24 Zu hrrt s. J. Dittmar, Blumen und BlumenstrauBe als Opfergabe im alten Agypten, MAS 43, 1986, 58. 25 J. Puhvel, Hittite Etymological Dictionary I: Words beginning with A, 1984, 32f.; J. Tischler, Hethi

tisches etymologisches Glossar I, 1983, 16f.; J. Hubschmid, Mediterrane Substrate mit besonderer

Beriicksichtigung des Baskischen und der west-ostlichen Sprachbeziehungen, 1960, 37-39; E. Masson, Recherches sur les plus anciens emprunts semitiques en grec, 1967, 58f.; B. Hemmerdinger, Noms

communs grecs d'origine egyptienne, in: Glotta 46, 1968, 238-247, bes. 240; ders., De la me

connaissance de quelques etymologies grecques, in: Glotta 48, 1970, 40-66, bes. 61; W. Vycichl, Dictionnaire etymologique de la langue copte, 1983, 310; H. Genaust, Etymologisches Worterbuch der

botanischen Pflanzennamen, 3., vollstandig iiberarb. u. erw. Aufl., 1996, 341. 26 Falls der Beleg auf dem Weihrauchbrenner aus Qustul (Abb. 5 [zu ?2]) sicher zu den Rosette-Belegen

zu zahlen ist, wtirde er wohl auch ein Argument gegen diese Herleitung darstellen: im Schriftsystem der

Friihzeit ware der durch die Darstellung des Horusfalken reprasentierte Name "Horus" eher nicht noch

zusatzlich durch ein Lautzeichen <hr> bezeichnet.

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Ein plausiblerer Ansatz scheint sich durch ein anderes Lexem der Bedeutung "Blute,

Blume" zu eroffhen: wnb21. Durch sein Vorkommen in den Pyramidentexten ist es als

genuines agyptisches Wort der altesten Sprachstufe erwiesen und bis in das Demotische,

spate TB-Versionen und die Tempeltexte von Dendera zu belegen. Eine spezifischere Be

deutung "(Lotus-)Blute" (statt "Blume") legen v.a. der Passus in Urk. IV, 1383.16f. (neben

"Frucht" und "Knospe") und der unter Thutmosis III. belegte terminus technicus des Tem

pelbauvokabulars nahe. Die Mehrzahl der Belege entstammt reUgiosen Texten, wo "la fleur

wnb n'est autre que le lotus primordial dont emerge le soleil de l'aube, a l'Orient"28; "wnb

mit Sicherheit den Urlotos (meint)"29. Die Belegsituation iUustriere ich durch die folgenden TextsteUen:

PT, ?544 (Spruch 334)

O ?\? Jt 5 k?? JH m Jfc5kl=>fc?? "Teti ist die Blume, die hervorging aus dem Nil bei Sais, die Goldblute, die hervorkam aus

Behbetel-Hagar30."

CT III, 287a (Spell 228)

"Ich lasse seine Lotusse gedeihen, ich lasse die Blute hervor."

CT VI, 198a (Spell 581)

"Ich bin die Blute, die aus Re hervorging, die Clc-Blume, die aus dem Horizont

hervorging."

27 Wbl,319.

28 P. Koemoth, Osiris et les arbres. Contribution a l'etude des arbres sacres de l'Egypte ancienne,

Aegyptiaca Leodensia 3, 1994, 63. 29 J. Dittmar, op.cit. (Anm. 24), 57. Die gleiche Meinung vertrat J. Zandee, Sargtexte, Spruch 80 (Coffin

Texts II, 27d-43), in: ZAS 101,1974, 62-79, bes. 72. Der Beleg im Hibis-Tempel, den Zandee anfiihrt, notiert aber wibw (vgl. unten und Anm. 47).

30 Pyr., Ubers. Ill, 22f.

31 Textzeuge B3C (innerer Sarg der Satudjhetep, el-Bersche, CG 28085). 32 Textzeuge P. Gardiner II.

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CT VI, 281s (Spell 660)

(NN) jl? Jt^?m^??2*? z:m%.iA "Dieser NN ist die einzige Bltite seiner Mutter, der dritte derer, deren Gesichter furchtbar

sind."

CT VI, 322y (Spell 691)

"Ich bin die Bliite von Nlrrf die Nbhh-Blume des westUchen Horizontes, sagt Osiris35."

Urk. IV, 1383.16f. (Einsetzung des Wesirs bei User)

"Bliite und Knospe sind enthiillt,37 und du erhaltst die Frucht, die hervorkommt fur (?)..."

Urk. IV, 168.9: Inschrift Thutmosis' III. 38

"Die Blutenblatter davon aus Gold" als Bezeichnung des Bliitenkelchs an der Basis der

Papyrussaule39.

TB, Spruch 28 40

if D ̂ ^Ji,-.4f o o flJiuP;Ok t^

"O Lowe, ich bin die Blute, mein Abscheu ist der Schlachtblock."

33 Textzeuge B1B0, auBerer Sarg des Djehutinacht, el Bersche, Boston 20.1822-27.

34 Textzeuge LI Li, auBerer Sarg des Sesenebnef, Lischt.

35 Vgl. Koemoth, op.cit. (Anm. 28), 62.

36 S. W. Helck, Die Berufung des Wesirs W?r, in: Fs Grapow, 107-117, bes. 109-111. 37

Vgl. dazu noch M.-L. Ryhiner, Lofifrande du Lotus dans les temples egyptiens de l'epoque tardive (Rites

Egyptiens VI), 1986, 8f. 38 P. Lacau, L'or dans l'architecture egyptienne, in: ASAE 53, 1955, 221-250 mit pi. I-V: 228; P. Spencer,

The Egyptian Temple. A Lexicographical Study, 1984, 242. 39 wnbwt (mit Lacau, op.cit. (Anm 36); R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. GroBes Handworterbuch

Agyptisch-Deutsch (2800-950 v.Chr.), 1995, 198), anders erganzt in Urk. IV, 168. 40

Textzeugen: etwa Pap. Louvre 111.93: Tb (Naville) I, pi. XXXIX, 2; aus der 26. Dynastie etwa U.

Verhoeven, Das saitische Totenbuch der Iahtesnacht. P. Colon. Aeg. 10207, Papyrologische Texte und

Abhandlungen 41, 1993, Teil 1, 122 mit Anm. 1; Teil 2, *24; Teil 3, Kol. 19,2. Vgl. T.G. Allen, The

Egyptian Book of the Dead Documents in the Oriental Institute Museum at the University of Chicago, OIM 82, 1960, 113 "blossoms"; Z.I. Fabian, Heart-chapters in the Book of the Dead, Akten'des 4. Intern. Agyptol. Kongresses Munchen 1985, III, 1989, 249-259: 257 mit n. 14.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 251

TB, Spruch 42

^^S^^^SJ\S^^S^_341 "Siehe, ich spreche, denn ich bin die Blume, die aus dem Nun hervorkam."42

Pap. Leiden 347,10,7: 43

Umschrift und Ubersetzung von A. Massy sind problematisch. Der Text nennt die Blute

(wnb) und (Z. 8) die (n)&/i-Pflanze, "die aufgegangen ist in Edfu"44.

Ein demotischer Beleg auf einem Ostrakon in Strasbourg45

Dendera IV, pi. 64, col. 8; Beginn der romischen Zeit: ._. ^ 46

h^^^l^Q ^ W^^^O __. _Vo ^ o^S)Uni

"Erhebe dich, Herr der WeiBen Krone [Osiris], gekront im SchoB der Mutter, der Dame der

Blute, erschienen in den / als kkw-Bixsche".

Eine koptische Form des Wortes, aus der Ruckschlusse auf die Silbenstruktur und Voka

lisierung moglich waren, scheint bislang nicht bezeugt zu sein. Von dem Lexem zu trennen

ist wiblwnb "Wurzel"47, unklar ist noch die Pflanzenbezeichnung winb/winib4*.

41 Textzeuge: Pap. des Mesemnetjer: Tb (Naville) I, pi LVI, 24.

42 So etwa auch R.O.. Faulkner, The Ancient Egyptian Book of the Dead, rev. ed. 1985, 62; Verhoeven,

op.cit. (Anm. 40). Tb (Hornung), 118 iibersetzt nach dem homophonen wnb "Wurzel". Vgl. aber die

Stellen aus PT und CT und die Stellungnahmen von Koemoth, op.cit. (Anm. 28) und Dittmar, op.cit.

(Anm. 29); auBerdem S. Morenz/J. Schubert, Der Gott auf der Blume, 1954, 92 (der Lotus als "der aus

dem Nun hervorkommt" bezeichnet). Guglielmi (Anm. 47) interpretiert das Wort als "SproB". 43 A. Massy, Le Papyrus Leyde I 347, 1885-1886 (eine Kopie der entsprechenden Seiten verdanke ich

Herrn Dr. J.F. Quack). 44

Vgl. pSalt 825 (Derchain), 183 mit n. 170. 45 G. Charpentier, Recueil de materiaux epigraphiques relatifs a la botanique de l'Egypte Antique, 1981,

322 (326). Fiir eine Auskunft zu diesem Beleg danke ich Herrn Dr. D. Devauchelle. 46

Mariette, Dend. IV, pi. 64, col.8; Koemoth, op.cit. (Anm. 26), 27.

47 Vgl P.P. Koemoth, La "Racine" wlb\ Du mythe a la metaphore, in: SAK 20, 1993, 109-123.

48 GrundriB der Medizin VI, 124; J.L. Foster, Oriental Institute Ostracon #12074: "Menna's Lament" or

"Letter to a Wayward son", in: JSSEA 14, 1984, 88-99: 98 n. zu Z. 63 (Hinweis Dr. G. Lapp). Letzteren

Beleg stellt W. Guglielmi (Eine "Lehre" fur einen reiselustigen Sohn, in: WdO 24, 1983, 147-166: 160f.

Anm. ff) zu dem Lexem wnb von TB 42, das sie als "SproB" o.a. wiedergeben mochte.

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252 T. Schneider SAK 24

?4 Die Rebusschreibung: Notation von nb "Herr" durch wnb "Blute"

Durch die Festlegung des Rebuswortes als wnb ist auch die damit notierte Herrscher

bezeichnung gegeben: nb "Herr". Die Ignorierung des Halbkonsonanten w - wie sie hier

vorlage - bzw. j, auBerdem der Liquida i und sogar starker Konsonanten wie

c gehorte zu

den gangigen Prinzipien der Herausbildung eines Inventars von Lautzeichen (und steht in

Ubereinstimmung mit dem Befund der Defektivschreibungen der Friihzeit und der

Pyramidentexte49), was durch folgende Belege illustriert sei:

J h < hc.t "Docht" J b < bw "Ort, Stelle"

j? q<qii "Hiigel, Anhohe" ^ m < jmw "Eule"50

e bh<jbh"Zahn" <=^ r<r'"Mund"

^^ t < wtj "setzen, stellen"51 ^

c < cww.t "Schlange"52

H. Roeder hat zuletzt herausgestellt, daB die semantische Kategorie "Herrscher" im

Agyptischen von den beiden zentralen Begriffen "Herrscher (hqiw)" und "Besitzer/Herr

(nb)" vertreten wird53. Der agyptische Konig ist der "Herr" par excellence, wobei meist der

Besitz als Nomen rectum oder Possessivsuffix beigefugt wird: er ist konkret insbesondere

Herr der beiden Lander, aber auch der oberste Herr des einzelnen Beamten, in dessen

Titeln von ihm Mh (Zeit des Djoser) als "sein Herr" in Parallele zu nsw "Konig" die Rede

ist: "Verwalter der Akten des Konigs, der, den sein Herr liebt"54, "Der, der das

Vollkommene fur das Herz seines Herrn kennt / der, der fur die Dinge des Konigs

verantwortlich ist"55. Entsprechend ist z.T. nb-j "mein Herr", nb-f "sein Herr" in

Personennamen aufzufassen56. Mit Blick auf unsere Beleglage ist die Etymologie des

49 Kahl, System, 79-98; ders., Die Defektivschreibungen in den Pyramidentexten, in: LingAeg 2, 1992, 99

116. Voraussetzung ist, daB das nicht beriicksichtigte <w> "nicht den Anfang einer vollig zum Wort stamm gehorenden geschlossenen Silbe" bildete (System, 12; 87-93).

50 E. Edel, Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der "Weltkammer" aus dem Sonnenheiligtum des

Niuserre IL, NAWG 1963, Nr. 4, 87-142, bes. 99-101; Kahl, System, 54. 51 Falls diese Ableitung Giiltigkeit hat: S. Schott, Hieroglyphen. Untersuchungen zum Ursprung der

Schrift, Abh. der Geistes- und Sozialwiss. KI., Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz,

Jahrgang 1950, Nr. 24, 1951,44; E.A. Knauf, Zur Etymologie der Handhieroglyphe, in: GM 59, 1982,

29-39; ders., in: GM 79, 1984, 17f. 52 W. Schenkel, in: GM 52, 1981, 94; Kahl, System, 54. 53 H. Roeder, Mit dem Auge sehen. Studien zur Semantik der Herrschaft in den Toten- und Kulttexten,

SAGA 16, 1996, 6; Einzelnachweise im Reg. S. 353 s.v. nb. 54 J. Kahl/ N. Kloth/ U. Zimmermann, Die Inschriften der 3. Dynastie. Eine Bestandsaufhahme, AA 56,

1995, 57 (Ne/Sa/28). 55

Ibid., 187 (D3/Sa/9). Fiir Belege der 4. und 6. Dynastie mit Suffixpronomen s. Goedicke (Anm. 59), 43ff.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 253

Wortes und insbesondere seine absolute Verwendung im Sinne von "der Herr = Herrscher"

beachtenswert.

Etymologisch wird die Bezeichnung seit A. Ember zu arab. nab, pi.' anyab "Stammes

hauptling" gesteUt57. Durch seine Identifizierung mit "den beiden Herren" (nbwj), Horus und

Seth, ist der Konig "Herr und Herr" in einer Person58, nb kann aber absolut (ohne Possessiv

suffix) den Konig selber bezeichnen und ist dann ein ParaUelausdruck zu nsw "Konig". Vgl.

dazu aus dem Alten Reich folgende SteUen59:

Urk. I, 65.7

hr tbfa(.j) hr nbjnj-tw n-fqrSw m r'-lw

"Da erbat ich bei dem Herrn, daB man fur ihn einen Sarg aus Turah bringe."

Urk. I, 255.5

hsj-kwj far-S jn nb

"Ich wurde deswegen belohnt durch den Herrn."

Urk. 1133.11

jw jrj-n(.j) r fasjt nb

"Ich handelte zum GefaUen des Herrn."

Urk. 1134, 1.5.12

mfa nb jb-f jm(-j) "Der Herr vertraute auf mich."

Urk. 1,57.16

n sp ct(-j) ht nb cw r rmc nb hr fam n nb

"Nie sagte ich irgendwelche boswiUigen Sachen gegen irgendeinen Menschen vor der

Majestat des Herrn."

56 Ranke, PN II, 200f. mit Anm. 8.

57 O. Rossler, Das Agyptische als semitische Sprache, in: F. Altheim/ R. Stiehl (Hrg.), Christentum am Roten Meer, 1971, 263-326, bes. 310 (?30); W. Vycichl, Dictionnaire etymologique de la langue copte, 1983, 138.

58 K. Sethe, Urgeschichte und alteste Religion der Agypter, 1930, ?128; H. Kees, Horus und Seth als

Gotterpaar, 1. Teil, 1923, 63-72; 2. Teil, 1924, 29-40. 59 H. Goedicke, Die Stellung des Konigs im Alten Reich, AA 2, 1960, 42-49, 76-79; D.P. Silverman, The

Nature of Egyptian Kingship, in: D. O'Connor/ D.P. Silverman (Eds.), Ancient Egyptian Kingship, PA

9, 1995, 65f. Nach Goedicke zeigt sich in der nach ihm auf die 5.-6. Dynastie beschrankten Verwendung des Ausdrucks nb "Herr" (mit Gottesdetenninativ) fiir den Konig eine Wandlung des Konigskonzeptes.

Nach den eben zitierten Belegen der 3. Dynastie und unten anzufuhrenden der 1.-2. Dynastie ist dies vielleicht zu modifizieren.

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254 T. Schneider SAK 24

Urk. I, 99.10

tbh-kwj m-c fam n nb

"Ich erbat von der Majestat des Herrn."

T.G.H. James, The Mastaba of Khentika caUed Ikhekhi, London 1953, pi. VI, D 12

tbfa-Sn m-c fam n nb

"Sie erflehten von der Majestat des Herrn."

Urk. I, 146.6-7

jw tbh-n(-j) m Slr(-j?) m-c fam n nb nsw-bjt Nfr-kl-rc

"Ich erbat als Bitte von der Majestat des Herrn, dem Konig Neferkare."

Urk. I, 142.9-10

rtj-n wj fam n nb nsw-bjt Mr-n-rc (...) m faitj-c

"Die Majestat des Herrn, der Konig Merenre, ernannte mich zum Furst."

Urk. I, 142.11

rtj-n wj fam n nb nsw-bjt Nfr-kl-rc (...) m mr-Smc

"Die Majestat des Herrn, der Konig Neferkare, ernannte mich zum Vorsteher von Ober

agypten."

Urk. I, 108.10

hpr-n m c(-j) mj qt hft hw wdw-n fam n nb

"Es geschah durch meinen Arm gemaB der Anordnung, die die Majestat des Herrn be

fohlen hatte."

Urk. I, 133.9; 134.3.13

jw gr hlb-n wj fam n nb

"Die Majestat des Herrn aber sandte mich."

Noch vor den oben genannten Belegen der 3. Dynastie fiir nb-f "sein Herr" mit Bezug auf

den Konig laBt sich der absolute Gebrauch vieUeicht in dem Personennamen Htp-nb (1.

Dynastie, Zeit des Den60) "Der Herr ist gnadig" und dem Horusnamen Nb-rc (2. Dynastie) "Herr und Sonnengott"61 nachweisen. In den Pyramidentexten erwahnen zwei Passagen (PT

Spruch 255/? 295a(?), Spruch 320/? 516a) nbw "die Herren", womit offenbar die (ver

60 Kahl, System, 782 (Quelle 967).

61 Die Interpretation als "Re ist (mein) Herr" ist, wie J. von Beckerath, Handbuch der agyptischen Konigs namen, MAS 20,1984,49, Anm. 3, vermerkt, nur fur einen Eigennamen, aber nicht einen Horusnamen

moglich. Die von ihm vorgeschlagene Interpretation "Herr der Sonne/ des Tages" (ebenso W. Barta, Zur Konstruktion der agyptischen Konigsnamen VI, in: ZAS 116, 1989, 111-137: 121), was einen kos mischen Herrschaftsanspruch andeute (W. Helck, Untersuchungen zur Thinitenzeit, 1987, AA 45, 117 mit Anm. 11), scheint mir wenig plausibel.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 255

storbenen) Konige gemeint sind, bzw. den "Sohn des Herrn", d.h. Kronprinzen62. Das alte

Ritual des Dramatischen Ramesseumpapyrus bezeichnet in den Wendungen "die Schlachter

des Herrn" und "der Sohn des Herrn" den Konig ebenfalls als nb "Herr"63. Im Mittleren

Reich schwort man den cnh n nb "Eid des Herrn", wobei nb den Konig oder einen lokalen

Patron meint64. Die Konigskronen werden im Pap. Westcar 11,13 als hcw nw nb "Kronen

des Herrn" bezeichnet65. SchlieBlich bezeugt das Neue Reich haufiger die absolute Ver

wendung von nb "Herr" im Sinne von "Konig"66.

Ist die hier postulierte Rebusschreibung korrekt, ware der anonyme Konig des Weih

rauchbrenners von Qustul in Nubien durch die vor dem Horusfalken angebrachte Rosette als

"Herr und Horus" bezeichnet, derjenige des Messergriffs des Metropolitan Museum of Art - falls hierher zu stellen - als "der Herr". Auf dem Keulenkopf des Skorpion ware die

Beischrift vor der Konigsfigur mit oberagyptischer Krone als "der Herr (namens) Skorpion"

zu verstehen und entsprechend das rekonstruierte Pendant vor der Konigsfigur mit unter

agyptischer Krone (falls auch hier urspriinglich der Name beigeschrieben war). In den drei

Belegen, in denen es als Nomen rectum nach einer wtpw oder hm zu lesenden Dienerbe

zeichnung steht - auf der Vorder- bzw. Ruckseite der Narmerpalette und auf dem Keulen

kopf des Narmer -, ware also wtpw (hm) nb, "Aufwarter (Diener) des Herrn" zu verstehen.

Von der Bildung her konnen aus dem Alten bzw. Mittleren Reich Titel wie wtpw n hqi "Aufwarter des Herrschers"67, hm nsw "Diener des Konigs"68 oder hm bjtj "Diener des

unteragyptischen Konigs"69 verglichen werden, aus der Friihzeit hm nsw "Diener des Konigs

(im butischen Palast)"70. Ein moglicher Friihzeittitel mit nb "Herr" konnte -II-, 11J [pjpj jrj

62 Pyr., Ubers. I, 349; II, 385.

63 K Sethe, Dramatische Texte zu altaegyptischen Mysterienspielen, UGAA 10, 1928, 112, 115, 118. Vgl. noch die Bezeichnung des Falkenemblems beim Sedfest-Lauf des Konigs als nb "Herr" (P. Munro,

Bemerkungen zu einem Sedfest-Relief in der Stadtmauer von Kairo, in: ZAS 86, 1961, 61-74, bes. 67). 64 P. Kaplony, s.v. Eid, in: LA I, 1189. Zu jtj "Patron" und nb "Herr" nebeneinander (letzteres meist mit

Possessivsuffix) s. P. Kaplony, s.v. Iti(u), in: LA EQ, 206 mit Anm. 3; zu nb im Sinne von "Patron": ibid., 206 mit Aim 4: B. Grdseloff, in: ASAE 42, 1943, 43, 54ff.; P. Kaplony, in: Asiatische Studien 18/19, 1965/66, 296 und Anm. 31; 301.

65 A.M. Blackman, The Story of King Kheops and the Magicians. Transcribed from Papyrus Westcar

(Berlin Papyrus 3033), edited for publication by W.V. Davies, 1988, 15 (Hinweis Prof. E. Hornung). 66 Wb II, 230.11-13; vgl. noch G.P.F. van den Boom, The Duties of the Vizier. Civil Administration in the

Early New Kingdom, 1988, 56f. 67

W.A. Ward, Index of Egyptian Administrative and Religious Titles of the Middle Kingdom, 1982, 769. 68

Ibid., 897. 69

Helck, Beamtentitel, 92. 70

Kaplony, IAF I, 367.

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256 T. Schneider SAK 24

p nb Set sh sein, faUs er als "Der fur den Thron71 des Herrn Zustandige, der den RatschluB

[scil. des Konigs] verkundet" zu verstehen sein soUte72.

?5 Das sogenannte Attribut der Seschat: bisherige Meinungen

Die anthropomorph dargesteUte Gottin Seschat weist zwei ikonographische Charakteristika

auf: sie tragt haufig -

als einzige Gottin - ein PantherfeU (worauf spater zuruckzukommen

ist) und einen Kopfputz, der bisher als Attribut oder Symbol verstanden wurde, dessen

urspriingUche Bedeutung aber unklar war. SteUvertretend fiihre ich die BeurteUungen von

W. Helck und H. Bonnet an:

W. Helck73: "UrspriingUch Uegt dieser Gottin ein numinoses Gerat zugrunde, das sie

spater in unverstandener Gestalt auf dem Kopf tragt. Noch nicht anthropomorphisiert er

scheint es in einer Auflistung gottUcher Gegenstande im SonnenheiUgtum des Niuserre

neben den (spater zur Neith gewordenen) PfeUen als saitisches Numen. Das Zeichen besteht

aus einer Rosette mit sieben Blattern; ansteUe des achten, untersten Blattes ist immer der

Befestigungsstab angebracht, an dem das Zeichen getragen bzw. mit dem es am Kopf der

Gottin befestigt ist. Dabei soU es anscheinend an einem Band am Hinterkopf befestigt und

nach vorn bUckend vorgesteUt werden. Uber der "Rosette" ist ein mondformiges Gebilde

angebracht, auf dessen Scheitelpunkt zwei Falkenfedern stehen. Dies dtirfte in irgendeiner

Weise das eigentUche Zeichen (die "Rosette") vergottUchen, wie etwa auch in DarsteUungen

des numinosen Antreibstockes wis als Ji(m)t. Auf welches Gerat jedoch die "Rosette"

zuriickzufuhren ist, bleibt unklar, wenn auch zu erwarten ist, daB es in vordynastischer Zeit

mit "Schreiben" oder vielleicht auch "astronomischen Beobachtungen" zu tun gehabt haben

muB. (...) Spatere Zeiten, die das Zeichen nicht mehr verstanden, lasen darin einen

Decknamen sfh cbwj, was urspriingUch weniger "die die beiden Horner lost" bzw. "die mit

den beiden gelosten Hornern" bedeuten soU als "Sieben und 2 Horner" als Beschreibung des

Zeichens, da das mondformige Zeichen im Laufe der bildUchen Entwicklung zu zwei

Hornern geworden war"74.

71 Vgl. aus der Friihzeit p nbwj "Sitz/ Thron der beiden Herren", p nsw wr "Sitz/ Thron des groften Konigs" (Helck, op.cit. (Anm. 61), 154, 200).

72 Helck,op.cit. (Anm. 61), 229 versteht den Titel als "Der zustandige fur jeden Sitz, der (in) der Halle zuweist" (ubernommen von Kahl, System, 670), was aber nicht recht befriedigt: die Proposition <m>

muB erganzt werden; _cf heiBt nicht "(einen Platz) zuweisen". P. Kaplony nimmt das <?> nicht zu diesem Titel (vgl. die Anordnung der Zeichen bei W.M.F. Petrie, The Royal Tombs of the First Dynasty. I, 1900, pi. XXX), sieht in <ct> eine Notation von <citw> "Halle" und versteht den Titel mit Blick auf die

Belege der ersten Sequenz im Alten Reich - als man nach Helck den alten Titel aber mifiverstand! -

offenbar als "Der Verantwortliche fur alle.Butier der &f>v-Halle" (Kaplony, IAFII, 1050). 73 W. Helck, s.v. Seschat, in: LA V, Sp. 884-888, bes. 884.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 257

H. Bonnet75: "Auch das Abzeichen, das S[eschat] auf dem Haupte tragt, entzieht sich

einer uberzeugenden Deutung. Es gleicht einem siebenstrahligen Stern und wird oben von

einem Btigel umspannt, den ein kleines Federpaar kront. Man hat ihn spater zu einem nach

unten gerichteten Hornerpaar umgebildet. Man laBt sich dabei durch ein Beiwort leiten, das

lange fiir den Namen der Gottin gehalten worden ist. Es lautet Sefchet-abui und bedeutet

"die die Horner abgelegt hat". GewiB will man mit ihm die eigene Lage der "Horner" er

klaren, aber es fragt sich doch, ob das Beiwort aus dieser Absicht entstanden ist, oder ob es

nicht in anderen Tatbestanden wurzelt und erst sekundar der Deutung des Kopfputzes

dienstbar wurde."

Andere Forscher sahen in dem Zeichen eine Palme (P. Kaplony76, J. Parlebas77), wobei

der Grund fur diese Notation des Namens der Schreibergottin fur P. Kaplony die Ver

wendung von Palmblattern oder Palmfasern als Schreibmaterial um 3000 v. Chr. bzw. die

Verwendung der Palme als Jahressymbol78 darstellt.

Diese Deutung ist problematisch. Abgesehen davon, daB die Annahme von Palmblattern

als Schreibmaterial hypothetisch bleibt, ist damit der Bezug zum konkreten Namen der

Gottin nicht erklart. AuBerdem haben die zeitgenossischen Darstellungen von Palmen ein

anderes Aussehen79.

?6 Belege des Seschat-Zeichens in der 1.-5. Dynastie

Eine gewisse Klarung ermoghcht eine Ubersicht uber die Darstellungen des Seschat

Zeichens wahrend der 1.-5. Dynastie, die eine Variability in der Wiedergabe aufzeigen. Im

einzelnen sind mir folgende Belege bekannt (fiir die 0.-3. Dynastie als Schriftzeichen und

einmal in der Darstellung der Gottin; fur die 4.-5. Dynastie sind nur Darstellungen der

Gottin berticksichtigt) (Nummern der Belege = Nummern der Abb. 1-7 [zu ?6])80:

74 Fiir eine weitere spate Umdeutung s. J. Parlebas, L'origine d'une particularite tardive de l'iconographie de la deesse Seshat, in: CdE 51, 1976, 13-16 mit Fig. 1-2.

75 RARG, 699-701, s.v. Seschat: Sp. 701. Vgl. ahnlich J. Cerny, Ancient Egyptian Religion, 1952, 27: ein Stem "carried on a pole and surmounted by a curved rib with two upward projections". 76 P. Kaplony, Der Schreiber, das Gotteswort und die Papyruspflanze, in: ZAS 110, 1983, 143-173, bes. 156.

77 J. Parlebas, La deesse Seshat. Resume detaille, 1976, 2: eine Palme mit Mondsichel bzw. Himmelsge

wolbe und zwei Federn. 78

Kaplony, in: BiOr 28, 1971, 49 mit Anm. 51. 79

Vgl. I. Wallert, Die Palmen im Alten Agypten. Eine Untersuchung ihrer praktischen, symbolischen und

religiosen Bedeutung, MAS 1, 1962, 63-73 und Tf. MIL 80

Nachweis der meisten Fruhzeitbelege bei Kahl, System, 682 und Quellenkatalog.

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258 T. Schneider SAK 24

1. Belege der 0.-3. Dynastie ohne genauere Datierung

1.1 Herkunft unbekannt; Kaplony, IAF III, Abb. 464bis; Kahl, System, Nr. 3475

1.2 Saqqara S 3060; Kaplony, IAFS, Abb. 893; Kahl, System, Nr. 3399

1.3-4 Kaplony, IAFS, Abb. 894A-B; Kahl, System, Nr. 3712

1.5 Kaplony, IAFS, Abb. 985bis (Tf. 31, S. 79); Kahl, System, Nr. 3792

1.6 Martin, The Tomb of Hetepka and other Reliefs and Inscriptions from the Sacred

Animal Necropolis, North Saqqara, 1964-1973, London 1979 (Texts from Excava

tions, Memoir 4), Tf. 19.3; Kahl, System, Nr. 3400

2. Belege der 1. Dynastie

2.1 Dewen, Saqqara S 3507; Emery, Great Tombs of the First Dynasty, III, Tf. 106,8;

Kahl, System, Nr. 1494

2.2 Palermostein rto., 3. Register, 7. und 13. Jahrfeld81

3. Belege der 2. Dynastie

3.1 Zeit des Ninetjer(?). J.-Ph. Lauer, La Pyramide a degres. IV: Les inscriptions

gravees sur les vases, 1, Le Caire 1959, p.56, pi. 21, No. 113; Kahl, System, Nr.

2132 3.2 Relief des Chasechemui; R. Engelbach, A Foundation Scene of the Second Dynasty,

in: JEA 20, 1934, 183f., pi. 24 (nicht reproduzierbar) 4. Belege der 3. Dynastie

4.1 Netjerichet; aus Byblos; P. Montet, Notes et Documents pour servir a Thistoire des

relations entre l'ancienne Egypte et la Syrie, in: Kemi 1, 1928, 84, Fig. 2; Kahl,

System, Nr. 3284.

4.2 Saqqara S 3073, Ende der 3. Dynastie; M.A. Murray, Saqqara Mastabas I, Tf. 1, Tf.

2; Kahl, System, Nr. 3371-2

5. Belege der 4. Dynastie

5.1-2 Snofru; Taltempel der Knickpyramide82

81 H. Schafer, Ein Bruchstuck altagyptischer Annalen, APAW, Berlin 1902, 20-21; vgl. Helck, op.cit. (Anm. 61), 71. Helck, ibd., 162, erkennt noch auf dem Kairo-Fragment I des Palermosteins im Jahr 3

des Semerchet die Notation der "Geburt von Seschat und Sed", doch ist die Lesung dieses Eintrags sehr

umstritten, vgl. G. Daressy, La pierre de Palerme et la chronologie de l'Ancien Empire, in: BIFAO 17,

1916, 161-214, bes. 167 (liest statt Helcks "Geburt von Seschat" mkt wpt r?, was hier spater wieder be

gegnet, s. P. Munro (Anm. 63), 65); M. Clagett, Ancient Egyptian Science I, Tome 1, 1989, 75. 82 A. Fakhry, The Monuments of Sneferu at Dahschur II. The Valley Temple. Part I. The Temple Reliefs,

1961, Fig. 84-86,91-95.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 259

6. Belege der 5. Dynastie

6.1-2 Sahure, Totentempel83

6.3 Niuserre, SonnenheiUgtum84

7. Thinitische Topfmarken. Zur Problematik s. unten. Reproduziert ist hier die Zusammen

steUung bei van den Brink (wie Anm.86).

Nach der Art der Ausfiihrung des "Attributs" bzw. Schriftzeichens in diesen Belegen

mochte ich folgende Varianten unterscheiden:

1. In seiner klassischen Form ("Rosette" + "Sichel" + "Aufsatze") begegnet es in 1.2, 1.6?,

2.2,3.1,3.2,4.2,5.2,6.1,6.2,6.3.

2. In der Form "Rosette" + "Sichel", aber ohne "Aufsatze", erscheint es auf den Belegen 1.1,

1.5, 4.1?, 5.2 und - faUs hierher zu stellen - in den thinitischen Topfmarken.

3. Nur in der Form "Rosette" scheint das Zeichen in den Belegen 1.3, 1.4 (mit Stengel?),

2.1? bezeugt zu sein.

Bei den "Aufsatzen" auf der "Sichel" handelt es sich um zwei stangenartige Gebilde,

nicht etwa um Federn. Letzteres vermerkt noch Helcks oben zitierte Charakterisierung, nach

der "dies in irgendeiner Weise das eigentUche Zeichen [die "Rosette"] vergottUchen (durfte), wie etwa auch in DarsteUungen des numinosen Antreibstockes wis als Ji(m)t". Die Dar

steUungsvarianten konnten aber darauf hindeuten, daB die Zusatze zu der "Rosette" ur

spriingUch nicht unabdingbar waren, dann allerdings kanonisch wurden und spater zu Federn

und dann Hornern uminterpretiert wurden85. Mit Vorbehalt konnte dann nach ihrem

Aussehen auch eine Gruppe thinitischer Topfmarken86 der Dokumentation angesehlossen

werden, wie dies J. Parlebas vermutete87:

"La documentation qui la [d.h. Seschat] concerne est alors exceptionneUement abondante

pour une periode aussi reculee, surtout si Ton peut y joindre les marques de poterie

comprenant une forme archaique de son signe et souvent une surface decoupee en elements,

comme nous le supposons. Ces signes de Seshat accompagnes de rectangles decoupes en

rectangles plus petits pourraient etre des aUusions a son role dans l'arpentage, les ovales

decoupes en petits rectangles egalement."

83 Borchardt, Sahure II, BI. 1, 19.

84 Bissing, Re-Heiligtum II, BI. 7.

85 P. Kaplony mochte Seschat mit dem Beamtenzelt identifizieren, das vielleicht aus Palmstammen gebaut und von Rinderschadeln bekront gewesen sei; dieser Bau sei im Seschat-Zeichen vereinfacht wiederge geben (Palme + Rinderhorner): BiOr 28, 1971, 49.

86 W. Helck, Thinitische Topfmarken, AA 50, 1990, Nr. 74-79, 112; E.C.M. van den Brink, Corpus and Numerical Evaluation of the "Thinite" Potmarks, in: R. Friedman/B. Adams, op.cit. (Anm. 8), 265-296, bes. 291 (standardisierte Zeichenform).

87 Parlebas, op.cit. (Anm. 77), 453.

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260 T. Schneider SAK 24

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Abb. 1-2.3 (zu ?6)

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 261

Abb. 4.1

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262 T. Schneider SAK 24

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Abb. 5-6.2 (zu ?6)

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 263

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264 T.Schneider SAK 24

Diese Zeichen weisen nicht nur einen sichelformigen Bogen tiber der "Rosette" auf,

sondern einen Halb- bis Dreiviertelkreis, der die "Rosette" umgibt88. Im Gegensatz zu dem

Urteil von Parlebas scheint es mir aber eher unwahrscheinlich, daB diese haufigen Topf

marken etwas mit Seschat zu tun haben sollen89.

?7 Das "Attribut" der Seschat als Lautzeichen

Chronologisch schlieBen die Belegreihen "Rosette" (bis zur Wende 0./1. Dynastie) und

"Seschat-Zeichen" (ab 0./1. Dynastie) aneinander an90; die ausgefuhrten Versionen der

beiden Zeichen zeigen eine groBe Ahnlichkeit. Verschiedentlich wurde vermutet, daB beide

Zeichen genuin identisch sind91. Die folgenden Uberlegungen mochten diese -

vorlaufig

jedoch nicht beweisbare - Moglichkeit einer urspriinglichen Identitat der beiden Zeichen

weiterentwickeln.

Fiir das Schriftzeichen "Rosette" wurde oben der Lautwert <nb> angesetzt. Falls das sog.

Attribut der Seschat damit identisch sein sollte, wurde auch hier dasselbe Lautzeichen - und

nicht etwa ein numinoses Gerat o.a. - vorliegen. Die Gottin "Seschat" triige dann auf dem

Haupt die Notation ihres urspriinglichen Namens, wie es eine Anzahl anderer Gottheiten

tun, etwa Isis, Geb, Nut oder Nephthys92. Gotternamen sind auch auf Standarten belegt93,

hier wurden sich die Belege des Seschat-Zeichens auf Standarte bzw. als Standarte ein

reihen - falls zu dieser Zeit das Zeichen nicht schon als Attribut aufgefaBt wurde, was sicher

plausibel ist. Diese Argumentationslinie verlangt, den Namen "Seschat" als sekundar anzu

sehen, der phonetisch ausgeschrieben - nicht nur mit dem Seschat-Zeichen notiert - auBerst

selten erscheint, einmal in den Pyramidentexten (Pyr. 616b; Teti) und zweimal in der 26.

Dynastie94. In der bisherigen Diskussion uber die Bedeutung des Namens der Gottin wurde

88 Vgl. etwa einen Beleg wie ^"^rv (Helck, op.cit. (Anm. 86), 74.w.). Ob deshalb an eine Lotusbliite iiber

ihrem Blatt: (JuiO gedacht werden darf (vgl. Abbildung bei R. Germer, Flora des pharaonischen

Agypten, 1985, 37)? 89 Dabei muB hier offen bleiben, ob es sich um Markierungen oder Schriftzeichen handelt und ob, sollte

letzteres zutreffen, hier allenfalls auch eine Lesung <nb> vorliegen konnte. 90 Die eben angeflihrten thinitischen Topfmarken reichen von der vorgeschichtlichen Zeit bis an das Ende

der 1. Dynastie. 91

Etwa G.A. Wainwright, Seshat and the Pharaoh, in: JEA 26, 1940, 30-40: 31 mit n. 2; zuletzt Winter,

op.cit. (Anm. 1). 92

Hornung, Der Eine, 106; W. Barta, s.v. Gottersymbole, in: LA II, 714. 93

Barta, s.v. Gottersymbole, in: LA II, 715; D. Wildung, s.v. Gotterstandarte, in: LA II, 713. 94

Parlebas, op.cit. (Anm. 77), 4.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 265

z.T. die UrspriingUchkeit des Namens "Seschat", "Schreiberin" als solche95 oder aber dieses

Verstandnis des Namens96 angezweifelt.

?8 Der Gott von PT 426 {Spruch 285)

Eine weitere Stiitze der postuUerten urspriingUchen Lesung der Rosette als nb und des

spater als "Seschat" gelesenen Ideogramms als "Nebit" konnte auch noch Spruch 285 der

Pyramidentexte Uefern, der einzige Beleg einer mannUchen, nur mit dem Seschat-Zeichen

+<w> notierten Gottheit "Seschau"97. Gleichzeitig ist dieser Beleg fiir die urspriingUche

Situierung der beiden Gottheiten von Belang. Dieser Schlangenspruch ist jiingst von C.

Reintges (nur der Beginn, 426a98) und C. Leitz (ganzer Spruch99) eingehend behandelt

worden. Ich gebe eine Ubersetzung von 426a-b, die in einigen Punkten davon abweicht:

"Deine zwei Gifttropfen (nSswj-k) sollen zu deinen Giftsacken (Sswj-k).

"Spei aus (bSj)\" sagt der Rote; "spuck (jbh) den Samen (mwy) in das Wasser (mw)"

sagt (j) der, der (sie) anstarrt (y), damit die Kehle zugeschniirt sei (bb nc)100, Nebu."

Dieser Schlangenzauber verwendet - oben durch die Kursivschrift hervorgehoben - das

Stilmittel des "Wortspiels". Das Ende des zitierten Passus wurde bisher bb nc SSlw trans

kribiert. Lesen wir gemaB unserer Neulesung des Seschatzeichens bb nc Nbw, ware dieses

Stilmittel auch hier konsequent angewandt. Gilt auBerdem die im nachsten Abschnitt vorge

schlagene Deutung der "Seschat" (Nebit) als Pantherkatze, konnte hier als ihr mannUches

Pendant ein Panthergott Nebu vermutet werden101.

95 Helck, op.cit. (Anm. 73), 884: "ihr Name ist also eine sekundare, bereits auf die anthropomorphisierte Gestalt bezogene Bezeichnung".

96 Vorgeschlagen wurde etwa "die, die (die Lebenszeit) festsetzt" (Brunner, Geburt des Gottkonigs, 163; Edel, Altag. Gramm., ?117, 132; W. Westendorf, Beitrage aus und zu den medizinischen Texten, in: ZAS 92, 1966, 128-154: 136; Parlebas, op.cit. (Anm. 77), 4); "die Geschickte" (Kaplony, in: BiOr 28, 1971, 48f.; ders., op.cit. (Anm. 76), bes. 158 mit Anm. 117).

97 Der Hinweis von Wb IV, 280,13 (danach auch RARG, 701; Kees, Gotterglaube, 108; Westendorf,

op.cit. (Anm. 96), bes. 154), wonach "Seschau" in der Spatzeit ein Beiname des Osiris sei, ist zu

streichen, da es sich dabei korrekt um Schreibungen von R6-wci "Der heil erwacht" handelt, s. B. van

de Walle, R4-wdi comme epithete et comme entite divines, in: ZAS 98, 1972, 140-149; F.R. Herbin, Le

livre de parcourir l'eternite, OLA 58, 1994, 103, 112f., 226. 98

C. Reintges, Pyr. 426a Revisited, in: ZAS 123, 1996, 138-157. 99 C. Leitz, Die Schlangenspriiche in den Pyramidentexten, in: Or 65, 1996, 381-427. 100 Ich stelle bb als "Kehle" zu bbwj "Region der Kehle, Schltisselbeine", bbyt "Kehle", bbt "Kehle" (Wb

1,455; GrundriB der Medizin VII, 246f.) und fasse das folgende ^^c^ (Unas), *""^P (Teti) als

Stativ mit Wunschbedeutung von nc "zuschniiren" auf. 101 Mit dem "Roten" oder "Ockerfarbenen" (s, LA II, 119) von 426a (Deutung Reintges) konnte ebenfalls

eine Pantherkatze als Feind der Schlange gemeint sein. Und ob man den Gott Nebu und die Gottin

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266 T. Schneider SAK 24

?9 Name und Funktion: Das Pantherfell der Seschat/ Die Gottin Seschat in der

Grundungszeremonie

Wenn wir den Namen "Seschat" als sekundar erachten, gilt es gleichzeitig, den neu zu

postuUerenden Namen plausibel mit dem Wesen der Gottin in Beziehung zu setzen. Nun ist

das Auftreten der Seschat schon in friihester Zeit durch zwei Charakteristika gepragt: (1) Sie

tragt - als einzige Gottheit (abgesehen von Bes)

- ein PantherfeU; eine ikonographische

EigentiimUchkeit, die bisher noch keine befriedigende Erklarung fand. AuBerdem erscheint

sie eng mit der Pantherkatze Mafdet verbunden. (2) Ihre hauptsachUche Funktion ist es, zu

sammen mit dem Konig in der Grundungszeremonie die Fluchtstabe zu stecken und da

zwischen das Seil zu spannen.

Diese zwei Punkte konnen mit einem hypothetischen urspriingUchen Gottesnamen Nebit,

der durch das Lautzeichen "Rosette" = <nb> notiert ware, direkt verknupft werden: danach

wurde es sich bei der Gottin "Seschat" urspriingUch um die "Pantherkatze" (agypt. nbjt)

handeln oder aber um die Personifizierung des im Griindungsritual verwendeten Flucht

stabes (agypt. nbytlnblt).

(1) Relikthaft ist im Agyptischen ein Wort nby "Panther" erhalten, bei dem es sich wohl

um eine Schreibvariante zu dem gelaufigen iby102 - mit <1> bzw. <n> als AUographen von

IV - handeln durfte103. In dem Dramatischen Ramesseumpapyrus (Pap. Ram. B) erscheint

eine Materialbezeichnung >?>

JJ ^E2>^ nb, deren Determinativ oder Ideogramm ein ge

flecktes LeopardenfeU darsteUen konnte104. Das Morgenritual nennt einen Ort Nbwy

m?<h*h? bzw. Slfc* (spatauch ^g, Mm )> <"l*? "Buto im memphitischen Gau", dessen Name vieUeicht "die beiden Panther" oder "Panther

ort" bedeutet haben mag und auf einen urspriingUchen Pantherkult hinzuweisen scheint105.

"Seschat" (Nebit) dann auch mit dem unten ?8 genannten Ort Nbwj "Die beiden Panther" verbinden kann?

102 Das Lexem ist wohl alt (gegen F. Kammerzell, Panther, Lowe und Sprachentwicklung im Neolithikum,

Lingua Aegyptia, Studia monographica 1, 1994, 34: 18. Dynastie), s. Kaplony, IAF I, 399; Helck, op.cit. (Anm. 61), 75.

103 J. Yoyotte, Etudes geographiques II. Les localites meridionales de la region memphite et le "Pehou

d'Heracleopolis", in: RdE 14, 1962, 75-111, bes. 101. Das von Yoyotte (nach W. Vycichl) angefiihrte Tuareg-Wort anaba "Panther", das die Annahme eines separaten agyptischen Lexems nby (und nicht einer Variantenschreibung) stiitzen wtirde, kann ich nicht nachweisen.

104 Yoyotte, op.cit. (Anm. 103), 101, n. 1; Sethe, op.cit. (Anm. 63), 198f. mit Anm. 87b (halt aber eine altertumliche Schreibung fur nbw "Gold" und Determinierung durch eine Art Halskragen ohne hinab

hangende Bander fur plausibler). 105

Yoyotte, op.cit. (Anm. 103), 100f.; vgl. G. Roeder, Kulte und Orakel im alten Agypten, 1960, 119: Nebit "Stadt des Panthers", wohl bei Buto.

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1997 Das Schriftzeichen "Rosette" und die Gottin Seschat 267

Wenn wir als urspriinglichen Namen der Seschat Nebit "Pantherkatze" ansetzen, klart sich

die ikonographische Eigenheit des Pantherfells und die aus anderen Belegen hervorgehende

Verbindung oder sogar ursprungliche Identitat mit der Pantherkatze Mafdet106.

(2) Der Fluchtstab, der im Grundungsritual107 von der Gottin Seschat gesetzt wird und so

die Orientierung etwa von Grabanlagen und Tempeln festlegt, heiBt agyptisch nbit/nbyt; ein

Maskulinum nbilnbj hat die Bedeutung "(Trag-)stange; Nebi-MaB"108. Legen wir diesen

Aspekt der Seschat fur die Erklarung ihres Namens Nebit zugrunde, wurde es sich bei der

Gottin um die Personifikation des Fluchtstabes handeln, so wie zahlreiche andere Gegen

stande des Kultgeschehens personifiziert erscheinen109.

Die Verbindung des Seschat-Zeichens mit dem Schriftzeichen "Rosette" zeigt einen mog

lichen Zugang zum urspriinglichen Wesen der Gottheit auf. Eine Entscheidung zugunsten

von einem der zwei eben vorgestellten Ansatze ist nicht definitiv moglich, auch wenn der

erste ("Seschat" als ursprungliche Panthergottin "Nebit", die spater menschengestaltig dar

gestellt wurde und in das Grundungsritual Eingang fand) vielleicht leichter nachzuvollziehen

ist. Davon unberiihrt bleibt die Erklarung der mit der Rosette notierten Herrscherbe

zeichnung als nb "Herr", die sich m.E. problemlos in den Kontext des friihen Konigtums ein

paBt.

106 Sethe, op.cit. (Anm. 63), 219; RARG, 700; Staehelin, Tracht, 177; Westendorf, op.cit. (Anm. 96), bes.

135ff.; ders., Die Pantherkatze Mafdet, in: ZDMG 118, 1968, 248-258, bes. 255; E. Graefe, s.v. Mafdet, in: LA III, 1132f.

107 Dazu A.M. Blackman/ H.W. Fairman, The Consecration of an Egyptian Temple according to the Use of Edfu, in: JEA 32, 1946, 75-91; P. Montet, Le rituel de fondation des temples egyptiens, in: Kemi 17, 1964, 74-100; J.M. Weinstein, Foundation Deposits in Egyptian Temples, Ph. D. Univ. of Pennsylvania 1973, University Microfilms, Ann Arbor/ Michigan, 1-22; Sanaa Abd el-Azim el-Adly, Das Griindungs

und Weiheritual des agyptischen Tempels von der fruhgeschichtlichen Zeit bis zum Ende des Neuen

Reiches, Diss. Tubingen 1981; B. Letellier, s.v. Griindungsbeigabe, in: LA II, 906-912; K. Zibelius

Chen, s.v. Tempelgriindung, in: LA VI, 385f.; H.W. Miiller, Gedanken zur Entstehung, Interpretation und Rekonstruktion altester agyptischer Monumentalarchitektur, in: Agypten

- Dauer und Wandel, Mainz 1985, 7-33, bes. 32f.; M. Isler, The Merkhet, in: VA 7, 1991, 53-67; L. Morenz, Zur Dekoration der fruhzeitlichen Tempel am Beispiel zweier Fragmente des archaischen Tempels von Gebelein, in: R.

Gundlach/M. Rochholz (Hrsg.), Agyptische Tempel -

Struktur, Funktion und Programm, HAB 37, 1994, 217-238, bes. 229f.

108 Wb E, 243 belegt nbltlnbyt "Fluchtstab" fiir die 19. Dynastie und die ptolemaische Zeit. Das Lexem ist

sowohl in der maskulinen als auch femininen Form aber schon fruher belegt: nbl "Stange" auf BM 96

[159] (s. Schenkel, Memphis, Heraklepolis, Theben, 293f. (h) (spate 11. Dynastie); nbyt "pole" etwa

pReisner II, 39 (B 19). Ob zu demselben Wortstamm auch nbjt "Schilfrohr; Blasrohr; Pfeilschaft" ge hort?

109 W. Guglielmi, s.v. Personifikation, in: LA IV, 978-987, bes. 981.

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