30 NEUN TÖNE, DIE ES IN SICH HABEN Auf der rechten Seite sehen Sie eine Zusam- menstellung von Farbakkorden, die das neunteilige Farbdreieck anbietet. Die obere Reihe beginnt mit den Primärfarben Gelb, Karminrot* und Ultramarinblau*. Es sind Farben, die sich aus anderen Tönen nicht erzeugen lassen. Mischt man zwei von ihnen, ergeben sich die Sekundärfarben Orange, Violett oder Grün. Das komplette Farbdreieck zeigt, dass die Tertiärfarben (Dreiecke rechts außen) aus je einer Primärfarbe und zwei Sekundärfarben gemischt sind. In der zweiten Reihe steht eine Primärfarbe einer Sekundärfarbe direkt gegenüber. Das sind die komplementären Farbpaare Rot/Grün, Blau/Orange und Gelb/Violett. Dritte Reihe: Zwischen komplementäre Farbpaare gestellt, können die Tertiärfarben deren direkte Konfrontation mildern, aber auch ihre Leuchtkraft steigern. Die untere Reihe zeigt drei Beispiele einer Vielzahl von Farbakkorden, die das neun- teilige Farbdreick ermöglicht. Alle Kombinationen sind als helle oder dunkle Varian- ten vorstellbar und werden im Fortgang des Buches immer wieder erwähnt. Die Natur schult das Farbensehen. In ihr finden sich zahllose Beispiele, wie Farben auf unterschiedlichste Weise kommunizieren. Die Fotografie links demonstriert dies. *nachfolgend Rot und Blau genannt DAS NEUNTEILIGE FARBDREIECK Oben: An der Schwabenheimer Schleuse · ar
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DAS NEUNTEILIGE FARBDREIECK - dpunkt.de Töne die es in... · 30 NEUN TÖNE, DIE ES IN SICH HABEN Auf der rechten Seite sehen Sie eine Zusam-menstellung von Farbakkorden, die das
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NEUN TÖNE, DIE ES IN SICH HABEN Auf der rechten Seite sehen Sie eine Zusam-
menstellung von Farbakkorden, die das neunteilige Farbdreieck anbietet. Die obere
Reihe beginnt mit den Primärfarben Gelb, Karminrot* und Ultramarinblau*. Es sind
Farben, die sich aus anderen Tönen nicht erzeugen lassen. Mischt man zwei von
ihnen, ergeben sich die Sekundärfarben Orange, Violett oder Grün.
Das komplette Farbdreieck zeigt, dass die Tertiärfarben (Dreiecke rechts außen) aus
je einer Primärfarbe und zwei Sekundärfarben gemischt sind.
In der zweiten Reihe steht eine Primärfarbe einer Sekundärfarbe direkt gegenüber.
Das sind die komplementären Farbpaare Rot/Grün, Blau/Orange und Gelb/Violett.
Dritte Reihe: Zwischen komplementäre Farbpaare gestellt, können die Tertiär farben
deren direkte Konfrontation mildern, aber auch ihre Leuchtkraft steigern.
Die untere Reihe zeigt drei Beispiele einer Vielzahl von Farbakkorden, die das neun-
teilige Farbdreick ermöglicht. Alle Kombinationen sind als helle oder dunkle Varian-
ten vorstellbar und werden im Fortgang des Buches immer wieder erwähnt.
Die Natur schult das Farbensehen. In ihr finden sich zahllose Beispiele, wie Farben
auf unterschiedlichste Weise kommunizieren. Die Fotografie links demonstriert dies.
*nachfolgend Rot und Blau genannt
DAS NEUNTEILIGE FARBDREIECK
Oben: An der Schwabenheimer Schleuse · ar
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1: Primärfarben
Gelb, Blau und Rot
2: Sekundärfarben
Grün, Orange und Violett
4 bis 6: komplementäre
Farbpaare RotIGrün, Blau/
Orange und Gelb/Violett
7 bis 9: komplementäre
Farbpaare in Kombination
mit je einer Tertiärfarbe
10 bis 12: Auswahl aus
einer Vielzahl möglicher
Farbakkorde, die aus den
Farben des neunteiligen
Farbdreiecks zusammen-
gestellt werden können.
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VORBILD NATUR So wie auf dem Foto von der Blumenwiese auf der Seite zuvor,
scheint auch auf dem Foto von den Fischen jede denkbare Farbe vorhanden zu sein.
Die Attraktivität der Aufnahme liegt in der großen Vielfalt der Farbreize. Auffallend
ist der Kalt-Warm-Kontrast sowie der komplementäre Kontrast zwischen roten und
grünen Farbtönen. Sogar leichte Anflüge violetter Nuancen sind zu erkennen – die
Komplementäre zu gelben Farbtönen. Es sind Paare, die im Farbenkreis und im
Farbdreieck direkt gegenüberliegen (siehe unten). Die gebrochenen Farbtöne der
Tertiärfarben sorgen dafür, dass die leuchtende Reinheit dieser Komplementärfarb-
paare noch stärker zur Geltung kommen kann.
Die Frau links im Bild kleidet sich so, als hätte sie sich die Farbpalette der Lippfische
zum Vorbild genommen. Nur, dass es hier bunte Blatt- und Blumenformen sind –
vermutlich das beliebteste Motiv für die Gestalter von Stoffen. Man denke nur an die
florale Farbenpracht in japanischen Holzschnitten, die um 1900 einen enormen
Einfluss auf die europäische Malerei und vor allem auf die Gebrauchskunst des
Jugendstils hatte. Auch in der orientalischen Ornamentik hat die Farb- und Formen-
welt der Natur einen künstlerischen Ausdruck gefunden.
Oben: In Amsterdam · ar
Rechte Seite: Meerjunker (Lippfische), Hafen von Porticello, Sizilien · ar
DAS NEUNTEILIGE FARBDREIECK
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GRUNDLEGEND Der Farbtheoretiker Johannes Itten bezeichnet den Akkord der
Primärfaben als einen Farbe-an-sich-Kontrast, der den stärksten Ausdruck hat. In der
Aufnahme auf der rechten Seite ist dies eindrucksvoll demonstriert. Unter einem
schmalen Band eines blauen Himmels drängen sich die beiden anderen gesättigten
Primärfarben mit Macht nach vorne; das Rot noch stärker als die gelbe Farbe.
Die Mengenverhältnisse im Dreiklang der Primärfarben sind für die Bildwirkung von
großer Bedeutung. Wer einen harmonischen Akkord sucht, wird also den Farben
quantitativ unterschiedliche Flächenanteile zuweisen. Das feurige Rot kann hierbei
mit dem geringsten Platz auskommen.
In der Bucht von Corricella ist mir das Bootspaar aufgefallen. Verankert an derselben
Boje tanzten sie miteinander, je nach Wellengang und Windrichtung in immer neuen
Konstellationen. Vermutlich wurde ich auch durch den Akkord der Primärfarben Rot
und Gelb aufmerksam, die sich in der großen Fläche des blauen Wassers gut behaup-
ten können. Aber auch die weißen und schwarzen Flächen im Foto haben eine
Funktion: Sie steigern die Farbwirkung zusätzlich.
DAS NEUNTEILIGE FARBDREIECK
Oben: Marina Corricella, Insel Procida · ar
Rechte Seite: Kabinen am Strand von Chiaiolella, Insel Procida · ar