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II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
. Das Gleichnis vom Sämann und seine Auslegung (,–)
a) Der Kontext im Markusevangelium
Unser Gleichnis findet sich im . Kapitel des Markusevangeliums.
Dieses. Kapitel könnte trotz der erst aus neuerer Zeit stammenden
Kapiteleintei-lung der neutestamentlichen Bücher fast vom Verfasser
so abgeteilt wordensein, weist es doch eine Geschlossenheit auf,
die sich von andern markini-schen Passagen unterscheidet.
So haben wir zunächst in v. – eine umfangreiche Exposition, die
dieSzene für alles folgende schafft: Jesus will wiederum (πάλιν
[pa. lin]) lehren,sieht sich aber von der riesigen Menge (ὄχλος
πλείστος [o. chlos plei. stos])daran gehindert (v. a).1
Darum besteigt er ein Boot, um dann von dort aus zu der Menge
zusprechen. v. wendet sich der Lehre zu; ἐν παραβολαῖς (en
parabolai.s)lehrt Jesus die am Ufer stehende Menge. Es folgt sodann
in v. – unserGleichnis. In v. scheint die großartige Szenerie
vergessen2: Wo ist dasBoot geblieben, wo die unübersehbare Menge?
Hier handelt es sich um ein
1 Karl Ludwig Schmidt: Der Rahmen der Geschichte Jesu, Berlin
(Nachdr. Darmstadt ),S. , bezieht das πάλιν auf θάλασσα und
verweist auf , und ,. Läge es nicht näher, an die διδαχήzu denken?
Recht hat er ohne Zweifel mit der Feststellung: „Von , zu , führt
keine Brücke“(S. ).
Interessant auch die folgende Bemerkung Schmidts: „Man hat die
Frage aufgeworfen: wo befindensich die Jünger? auf dem Schiff oder
auf dem Land? Die vorliegende Erzählung interessiert sich fürdiese
Frage nicht . . . “ (ebd.).
Wie so viele andere Plätze des Evangeliums hat Bargil Pixner
natürlich auch den Ort der Seepredigtaus Mk lokalisiert (vgl. die
Literaturangabe auf Seite in Anm. sowie seine Karte Abb. auf der
folgenden Seite ): „ m von dieser Eremos-Höhle und der über ihr
liegenden Terrasseentfernt trifft man in Richtung Kafarnaum auf
eine schön geformte kleine Bucht, die von einemtheaterartigen
Ufergelände umgeben ist. Dort kann Jesus vom Boot aus zur am Ufer
versammeltenMenge gesprochen haben. Da diese Bucht also für den Ort
der Seepredigt (Mk ,ff) gehalten wird,haben Experten dieses
Naturtheater auf seine akustische Wirkung untersucht und als
ausgezeichnetbewertet. Ich hatte selbst die Gelegenheit, mit
Gruppen die exzellente Hörbarkeit einer Stimme zubestätigen, wenn
von einem Felsblock im See Jesu Predigt nach Markus vorgetragen
wurde“ (a.a.O.,S. ).
Zusammen mit Thomas Mittring und Dangira Damulyte haben wir die
Szenerie im September besichtigt (leider ohne Photos zu machen, was
mich angeht). Thomas Mittring jedoch hat Bildervon dieser Bucht
gemacht, die er mir am . Oktober großzügig zur Verfügung gestellt
hat. Da-für danke ich ihm auch an dieser Stelle sehr herzlich! Zwei
dieser Mittringschen Bilder sind auf denfolgenden Seiten mit seinem
Einverständnis abgedruckt.
Bargil Pixner bietet auf Seite als Abb. eine topographische
Skizze, die freilich weder „mass-stabsgerecht“ ist noch eine
Photographie zu ersetzen vermag.
2 Karl Ludwig Schmidt, a.a.O., S. : „Ein neues Bild ersteht vor
unseren Augen, das ohneRücksicht auf das Vorhergehende wie das
Folgende zu verstehen ist. Jesus befindet sich allein, κατὰµόνας,
nur umgeben von seiner Anhängerschar, zu denen sich auch die Zwölf
gesellen (οἱ περὶ αὐτὸνσὺν τοῖς δώδεκα), und spricht über den Sinn
der Parabeln. Jesus ist der Masse entrückt und nur mitseinen
Treuesten vereint. Alle weiteren Lokalfragen, die man gestellt hat
und die man stellen muß,wenn man einen fortlaufenden Faden der
Darstellung annimmt, sind von Übel.“
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A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
Abbildung : Der vermeintliche Ort der Seepredigt
privatissimum (κατὰ µόνας [kata. mo. nas] heißt es in v. ), das
den Zwölfensamt einem weiteren Kreis von Anhängern Jesu zuteil wird
(οἱ περὶ αὐτὸνσὺν τοῖς δώδεκα [hoi peri. auto. n sy. n toi.s dō.
deka], v. b).
Diese private Belehrung zerfällt ihrerseits in zwei Stücke, v. –
gehtes um die παραβολαί (parabolai.) ganz im allgemeinen, und in v.
–gibt Jesus seinen Anhängern eine Auslegung unseres Gleichnisses
vomvierfachen Acker3. Daran schließen sich drei Passagen an, die
weitere LehreJesu bieten: Einzelsprüche in v. –, die
selbstwachsende Saat in v. –,das Senfkorn in v. –.
Abschließend kommt dann in v. f. eine summarische Bemerkung,
wo-nach Jesus ausschließlich in Gleichnissen lehrt, die er dann
κατ’ ἰδίαν [kat’idi.an] seinen Jüngern erklärt. Soll sich das auf
die drei Passagen beziehen,die unmittelbar vorausgehen? Dann müßte
man annehmen, daß ab v. dieSeeszenerie plötzlich wieder
vorausgesetzt sein soll. Dafür spräche auch dieletzte Perikope
unsres . Kapitels, die Stillung des Seesturms, wo wiederumdie
Seeszenerie erforderlich ist.
Die Schwierigkeit mit der Szenerie führe ich Ihnen hier nicht
als einexegetisches specialissimum vor, sondern weil es für die
Exegese unsresTextes von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.
All unsere Problememit der Szenerie entstehen nämlich in v. , wo
die private Belehrung derJünger Jesu die gesamte Seeszene unmöglich
macht. All unsere Problemeverschwinden daher, wenn wir die Verse –
als einen Einschub auffassen.
3 Diese Bezeichnung ist im Hinblick auf das Gleichnis selbst
verkehrt, vgl. die Interpretation imfolgenden. Im Hinblick auf die
in v. – vorgetragene Auslegung jedoch ist sie zutreffend, dahermag
sie so stehenbleiben.
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II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
Abbildung : Das Pixnersche Buch wird in situ demonstriert
Es ergäbe sich dann ,– am See; v. – ebenfalls noch Predigt
vomBoot aus an die am Ufer lauschenden Mengen; in v. – Bemerkung
desEvangelisten (Summarium). Ab v. neue Perikope (Stillung des
Seesturms),die aber passend an die Seeszenerie anschließt.
Schon Julius Wellhausen hat in seinem Kommentar zum
Markusevan-gelium die Verse und für eine Interpolation erklärt und
in v. einetiefgreifende Bearbeitung angenommen.4
b) Das schrittweise Anwachsen der Tradition
Was den Kern der mündlichen Überlieferung, das Gleichnis vom
vierfachenAcker, angeht, rechne ich also mit drei Phasen der
Überlieferung:
α) Grundbestand: v. –β) Allegorische Deutung des Gleichnisses:
v. –γ) Gleichnistheorie: v. –.Die zuletzt genannte Gleichnistheorie
lasse ich zunächst außer Betracht,
da sie uns bei der Interpretation unsres Textes in keiner Weise
behilflichsein kann. Das kann man freilich im Hinblick auf die
allegorische Deutung
4 Julius Wellhausen, S. f. = f. Abgelehnt bei Karl Ludwig
Schmidt, a.a.O., S. : „Die Fragespitzt sich dahin zu: was ist
wahrscheinlicher, daß der Evangelist selbst die einzelnen Stücke in
derjetzt vorliegenden Weise zusammengestellt hat, oder daß ein
neuer Bearbeiter einen bestehenden Zu-sammenhang durch
Einschaltungen ergänzt, bzw. der Evangelist eine ihm vorliegende
Grundschrift(Urmarkus) umgearbeitet hat? Da auch der so
herausdestillierte Urmarkus keine zwingende Folge-richtigkeit hat,
bleibt das erstere die wahrscheinlichere Annahme. ,–; –; –; –; –;–;
– sind einzelne Stücke, die zwanglos nebeneinander gestellt
sind.“
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A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
in v. – nicht so ohne weiteres sagen. Daher werde ich sie in
meinefolgenden Überlegungen mit einbeziehen.
IchDas ursprünglicheGleichnis ,–
beginne mit dem ursprünglichen Gleichnis v. – und seiner
Inter-pretation. Und er begann wiederum zu lehren am See5 und ein
sehr großerHaufe sammelte sich zu ihm, so daß er in das Schiff
sitzen ging aufdem See, und die ganze Menge stand am Ufer. Und er
lehrte sieviel in Gleichnissen und sagte zu ihnen in seiner
Lehre:
„Hört zu! Ein Sämann ging aus zu säen. Und beim Säenfiel
etliches den Weg entlang und die Vögel kamen und fraßen es auf. Und
anderes fiel auf den steinigen Boden, wo es nicht viel Erdehatte,
und es ging alsbald auf, weil es nicht in tiefer Erde lag, undals
die Sonne aufging, litt es unter der Glut, und weil es keine
Wur-zel hatte, verdorrte es. Und anderes fiel auf die Dornen, und
dieDornen gingen auf und erstickten es, und Frucht brachte es
nicht.
Und anderes fiel auf das gute Land und brachte Frucht, gingauf
und wuchs und trug dreißig-, sechzig-, hundertfach. Und ersprach:
Wer Ohren hat zu hören, der höre.“
c) Die Gattung des Gleichnisses v. –
Wir haben hier einen der Fälle vor uns, wo es sehr wichtig ist,
nach derGattung des Textes zu fragen. Seit dem berühmten Buch von
Adolf Jüli-cher unterscheiden wir Parabeln von Gleichnissen (im
engeren Sinn). DieParabel hat einen besonderen Fall zum Thema, ein
einmaliges Geschehen,wohingehend das Gleichnis allgemein Bekanntes
schildert. Unsern Text hatJülicher selbst zu den Parabeln
gezählt.6
„Der Säemann“ – so schreibt Jülicher – „d.h. der, dessen Beruf
das Säenist . . . ging aus, nämlich aus seinem Hause, irgend
einmal; dass sich dasGleiche öfter zuträgt, vielleicht »im Grunde
immer, wenn der Säemannausgeht, um zu säen«, hindert nicht, die
Form der Erzählung zu wählen.Denn jede zur Parabel geeignete, weil
wahrscheinliche Geschichte würdeunter bestimmten Verhältnissen und
Voraussetzungen sich immer wiederso zutragen, sie bleibt trotzdem
ein einmaliger Vorgang.“7 Genau dies ist
5 Ich erinnere Sie erneut daran, daß Wellhausen in seiner
Übersetzung – der ich in dieser Vorle-sung folge – für das
markinische θάλασσα immer »See« setzt, obgleich eigentlich »Meer«
zu überset-zen wäre.
6 Adolf Jülicher: Die Gleichnisreden Jesu. Zweiter Teil:
Auslegung der Gleichnisreden der drei er-sten Evangelien,
Freiburg/Leipzig/Tübingen , S. –.
7 Adolf Jülicher, a.a.O., S. . Vgl. auch Joachim Gnilka I : „Die
Formbestimmung der Gleich-nisgeschichte bereitet Schwierigkeiten.
Seit A. Jülicher sind wir zwischen Parabeln und Gleichnissen
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II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
aber nun die Frage: Haben wir es hier in der Tat mit einem
einmaligenVorgang zu tun oder nicht?
Um Argumente für eine Festlegung der Gattung zu gewinnen, mußman
die Frage beantworten, ob diese hier geschilderte Aussaat und
ihrErfolg alltäglich sind oder nicht. Da ich selbst kein
Agrarexperte oderPalästinakundler bin, habe ich den Rat eines
Experten zu dieser Frageeingeholt, nämlich den Rat von Joachim
Jeremias.8 Dieser greift seinerseitsauf Beobachtungen von Gustav
Dalman zurück.9
Demnach wird Weizen und Gerste in Palästina entweder vor dem
Beginnder eigentlichen Regenzeit (d.h. Ende Oktober/Anfang
November), „oderaber nach dem ersten reichlichen Regen“ gesät. In
beiden Fällen jedoch„vollzieht sich bei der Getreidesaat der
Säevorgang so, daß erst gesät unddie Saat dann eingepflügt wird.“
„»Ein anderes Bedecken der Saat als durchdas darauffolgende Pflügen
ist in Palästina nicht üblich«, da man dort dasEggen nicht
kennt“10.
„Für das Gleichnis vom Säemann ergibt sich, daß die Schilderung
Jesuvoraussetzt, daß die Saat eingepflügt werden soll; denn das
Einpflügen derSaat ist nicht nur heute allgemein üblich, sondern
war, wie am deutlichstenb. Schab. b bezeugt, schon im antiken
Palästina Brauch. Darüber hinaus
im engeren Sinn zu unterscheiden gewohnt. Die Parabel berichtet
von einem besonderen Fall, dersich einmal zugetragen haben soll,
und ist nicht selten durch absonderliche Züge ausgezeichnet. Die-se
sollen die Aufmerksamkeit des Hörers fesseln und die angesprochene
Sache bestimmen helfen. DasGleichnis im engeren Sinn dagegen gibt
eine allgemeine Erfahrung wieder, die jeder teilt und die ihmden
Zugang zur Geschichte leicht öffnet. In der Regel handeln diese
Gleichnisgeschichten im Evange-lium vom Reich Gottes. Sie werden
gewöhnlich im Präsens erzählt. Da die vorliegende Geschichte
imAorist gehalten ist, legt sich die Vermutung nahe, es handelt
sich um eine Parabel. Aber stellt sie wirk-lich einen besonderen
Fall und nicht eine immer wieder gemachte Erfahrung dar? Als
ungewöhnlichkönnte der relativ große Verlust der Saat oder die
erstaunlich gute Ernte trotz dieses Verlustes erschei-nen. Jedoch
läßt sich kaum vorstellen, daß die Geschichte, rekurrierte sie auf
den besonderen Fall,für den Hörer eine starke Überzeugungskraft
besaß. Da sie aus dem natürlichen Bereich von Aussaatund Ernte
genommen ist, ist eher damit zu rechnen, daß sie vom Allgemeinen
berichtet. Wir werdenalso lieber, ungeachtet des Aoristes, von
einem Gleichnis im engeren Sinne sprechen.“
8 Joachim Jeremias: Palästinakundliches zum Gleichnis vom
Säemann, NTS (/), S. –. Jeremias seinerseits weist auf die
einschlägigen Arbeiten Gustav Dalmans hin: Viererlei Acker, PJ (),
S. –, sowie desselben Arbeit und Sitte in Palästina, Band II,
Gütersloh , S. ff.
9 Nachdem wir heute [Zusatz : Diese Bemerkung bezieht sich auf
die ursprüngliche Situati-on im Jahr , als diese Vorlesung zum
ersten Mal in Greifswald gehalten wurde. Ich habe sie in
derErlanger Fassung stehengelassen, da sie eine nicht
uninteressante Information bietet.] in der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität versammelt sind, will ich es nicht
versäumen, Sie daran zu erinnern, daßbeide Gelehrte, Gustav Dalman
wie Joachim Jeremias, gemeinsam an unserer Universität gewirkt
undhier diese Probleme miteinander besprochen haben. So schreibt
Jeremias in seinem Aufsatz: „Dalmanhat mich in der Zeit, als wir in
Greifswald gemeinsam wirkten (–), gefragt, ob mir rabbinischeBelege
für die Reihenfolge Säen/Pflügen bekannt seien“ (S. ). (Die
heutigen universitären Verhält-nisse sind leider nicht mehr die aus
der Zeit der genannten Herren Dalman und Jeremias;
dergleichenDebatten finden aus vielerlei Gründen in unsern Tagen
kaum mehr statt . . . )
10 Alle Zitate aus dem zitierten Aufsatz von Joachim Jeremias,
a.a.O., S. .
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A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
zeigt die Erwähnung der auf dem Felde stehenden Disteln (denn
diesesind mit den ἄκανθαι [a. kanthai] in erster Linie gemeint),
daß Frühsaatvorausgesetzt ist, also Saat auf ungepflügtem
Boden.“11
„Von dieser Feststellung her gewinnen die Einzelheiten der
SchilderungJesu Anschaulichkeit und Farbe. Bei dem Weg (Mark. iv. )
möchte man zu-nächst an einen das Feld begrenzenden Weg denken, auf
den versehentlicheinige Körner fallen. Da aber im folgenden von
absichtlichen Handlungendes Säemanns die Rede ist, könnte auch an
einen Weg gedacht sein, dendie Dorfbewohner quer durch den Acker
getreten haben und der besätwird, weil er mit eingepflügt werden
soll. Der felsige Boden (τὸ πετρῶδες [to.petrō. des] Mark. iv. )
ist flachgründiges Land, das sich auf dem ungepflügtenFeld nicht
abhebt. Bei der außerordentlich großen Zahl solcher flachgrün-digen
Stellen im palästinischen Bergland ist es völlig undenkbar, daß
derBauer sie alle . . . umgeht. . . . Die Disteln (αἱ ἄκανθαι [hai
a. kanthai]Mark. iv. ) endlich werden mitbesät, weil sie beim
nachfolgenden Ein-pflügen mit untergepflügt werden sollen . . . .
All das ist deshalb nichtunwichtig für das Verständnis des
Gleichnisses, weil es zeigt, daß nicht einnachlässiges oder
ungeschicktes Säen des Landmannes vorausgesetzt ist, beidem Saatgut
vergeudet wird, sondern der für Palästina normale Vorgangdes
Säens.“12
FürEs liegt ein Gleichnisim engeren Sinn vor
unsere Frage nach der Gattung unsres Textes ergibt sich daraus:
Derhier beschriebene Vorgang des Säens stellt nicht ein besonderes
Geschehendar, sondern für Palästina den Normalfall. Wir haben es
daher nicht miteiner Parabel, sondern mit einem Gleichnis im
engeren Sinne zu tun.13
d) Der Sinn des Gleichnisses Jesu
Damit wenden wir uns nun dem Sinn des Gleichnisses Jesu zu.
VieleExegeten sind der Auffassung, daß wir heute nicht mehr in der
Lage sind,diesen Sinn zu ermitteln. Rudolf Bultmann rechnet „die
Parabel vomSämann Mk ,–“ zu jenen Gleichnissen, bei denen „im Lauf
der Traditionder ursprüngliche Sinn unerkennbar geworden“ ist: „ist
sie ein Trost für jedenMenschen, wenn nicht alle seine Arbeit
Frucht trägt? ist sie in diesemSinn gleichsam ein halb
resignierter, halb dankbarer Monolog Jesu? istsie eine Mahnung an
die Hörer des göttlichen Worts? der Predigt Jesu?
11 Joachim Jeremias, a.a.O., S. .12 Joachim Jeremias, ebd.13 So
entscheidet sich auch Joachim Gnilka: „Da sie [die Geschichte] aus
dem natürlichen Bereich
von Aussaat und Ernte genommen ist, ist eher damit zu rechnen,
daß sie vom Allgemeinen berichtet.Wir werden also lieber,
ungeachtet des Aoristes, von einem Gleichnis im engeren Sinn
sprechen“(I ).
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II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
der Verkündigung der Gemeinde? Oder ist in der ursprünglichen
Parabelüberhaupt nicht auf das Wort reflektiert, und ist etwa im
Sinn von . Esr, zu verstehen: »Denn wie der Landmann vielen Samen
auf die Erde sätund eine Menge Pflanzen pflanzt, aber nicht alles
Gesäte zur Zeit bewahrtbleibt und nicht alles Gepflanzte Wurzel
schlägt, so werden auch die, die inder Welt gesät sind, nicht alle
bewahrt bleiben.«“14
Das Motto bzw. Leitwort der Pommerschen Evangelischen Kirche für
nennt den viererlei Acker. Dies ist insofern sachgemäß, als der
Sämannin unserm Text allenfalls eine Randfigur ist: „Abgesehen von
dem einlei-tenden Verse Mk. , par. ist in dem ganzen Gleichnis vom
Sämann keineRede.“15
Es geht also nicht um den Sämann. Aber geht es um den vierfachen
Acker?Mit Paulus (Kor ,) bin ich versucht zu fragen: „Kümmert sich
Gott etwaum den Acker?“ Die Frage ist rhetorisch, und die
sachgemäße Antwortmuß m.E. heißen: Nein, Jesus kümmert sich in
diesem Fall wirklich nichtum den Acker.
„Der Handlungsträger des Gleichnisses ist vielmehr der Samen
selbst: vonseinem Geschick wird erzählt.“16 „Im ersten Teil
erfahren wir, wie der Sameauf verschiedene Weise vernichtet wird
(V. –). Diese breite Schilderungdes Mißerfolgs geschieht im
Interesse der Spannungserzeugung und verstärktden Eindruck des
zweiten Teils (V. ), wo vom Erfolg des Saatgutes erzähltwird. Die
Geschichte kommt also am Schluß zum entscheidenden Punkt:wo immer
Samen ausgesät werden, da ist gewiß, daß sie Frucht bringen.Denn
der größte Teil fällt ja auf gute Erde und hat Erfolg; daß
einigesWenige dabei erfolglos ist, ändert nichts am guten
Ausgang.“17
Im Unterschied zu der späteren Deutung des Gleichnisses in v.
–,die im Sinn einer Allegorie Zug um Zug überträgt, und so den
Eindruckerweckt, wir hätten es mit vier Teilen zu tun, handelt es
sich bei demursprünglichen Gleichnis Jesu in v. – also um ein
zweiteiliges Gleichnis:Der erste Teil hat die verschiedenen Weisen
der Vernichtung des Samenszum Thema, der zweite Teil dagegen den
Erfolg des Saatgutes.18
14 Rudolf Bultmann, GST .15 Das stellt Eta Linnemann:
Gleichnisse Jesu. Einführung und Auslegung, Göttingen , S. ,
mit Recht fest. Allerdings meint sie: „Auch die Bezeichnung als
Gleichnis vom »viererlei Acker« istirreführend und nur im Blick auf
die Deutung berechtigt“ (ebd.). – Aber mit eben dieser Deutunghaben
wir es jetzt ja zu tun.
16 Hans Weder: Die Gleichnisse Jesu als Metaphern. Traditions-
und redaktionsgeschichtliche Ana-lysen und Interpretationen, FRLANT
, Göttingen , S. .
17 Hans Weder, ebd.18 Hans Weder, a.a.O., S. m. Anm. .
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A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
„Es trifft nicht zu, daß der größte Teil des Samens verloren
geht . . . . Weiles dem Erzähler um diese Pointe . . . geht,
erzählt er vom Mißerfolg undstimmt den Hörer ein in seine
Absicht.“19 Hans Weder versteht das Säenals Hinweis auf die
Verkündigung Jesu: „Sein Wort von der Basileia . . . unddas
Geschick, das es unter den Zuhörern erfährt, sind der Schlüssel
zumVerständnis dieses Gleichnisses. Mit dem Wort von der Basileia
verhält essich wie mit dem Saatgut im Gleichnis: es mag vielleicht
nicht ganz undvon allen gehört werden, wo es aber gehört wird, da
verfehlt es seine Wirkungnicht, denn es bringt gute Frucht
hervor.“20
„Das Gleichnis Jesu widerspiegelt einerseits das Vertrauen Jesu
in dieMacht seines Wortes von der Basileia (das meiste bringt ja
Frucht!), undandererseits ermutigt es die Hörer zum Hören, denn wo
das Wort gehörtwird, ist alles getan, was der Mensch tun
kann.“21
Ich will Ihren Blick in diesem Zusammenhang noch einmal auf
denRahmen unsres Textes lenken: ἀκούετε (akou. ete) heißt es am
Anfang desv. und am Schluß – in v. – ergeht die Aufforderung: ὃς
ἔχει ὦτα ἀκούεινἀκουέτω (ho. s e. chei ō. ta akou. ein akoue. tō)
– Wer Ohren hat zu hören, derhöre!
e) Folgerungen
Ist die vorgeschlagene Deutung unsres Gleichnisses angemessen,
so könnenwir uns, das sei zum Schluß auch noch ausdrücklich gesagt,
bezüglich seinerInterpretation den Blick auf die kirchliche
Interpretation in v. – sparen.Denn diese zielt ja gerade darauf ab,
den vierfachen Acker Zug um Zugeiner Nutzanwendung zuzuführen.
Wir haben jedoch gesehen, daß es auf den vierfachen Acker als
solchengerade nicht ankommt. Und insoweit, das müssen wir jetzt
deutlich aus-sprechen, sperrt sich das Gleichnis Jesu einer
kirchlichen Nutzanwendunggegenüber. Gerade darin kann man ein Indiz
für seine Authentizität sehen.Denn genauso wenig wie Gott sich um
den Acker kümmert, kümmert sich
19 Hans Weder, a.a.O., S. , Anm. .20 Hans Weder, a.a.O., S. .21
Hans Weder, a.a.O., S. . In Anm. steht darüber hinaus: „Von hier
aus sind verschiede-
ne Deutungen abzulehnen. Es geht nicht um das Wirken Jesu
(Frankemölle, BiLe , f), sondernum die Selbstwirksamkeit des
Wortes. Es geht nicht um die Teilung des Volkes angesichts des
Wortes(Gerhardsson, NTS , ), sondern um die Ermutigung aller. Es
geht nicht um Ermutigung zumSäen des Wortes (Branscomb, Mk ),
sondern um das (aktive und passive) Vertrauen in die Kraftdes
Wortes. Es ist ferner nicht vom Kontrast Aussaat – Erntezeit im
eschatologischen Sinne auszuge-hen (Jeremias, Gleichnisse ; ähnlich
Eichholz, Gleichnisse –; Schmid, Mk ), sondern vomGeschick der Saat
in V. ! Es geht schließlich auch nicht um den mit Mißerfolg
rechnenden Sämann(Michaelis, Gleichnisse ), sondern sein Vertrauen
in die Macht seines Wortes.“
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II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
der historische Jesus um die Kirche. Der historische Jesus wußte
nichts vonder Kirche und konnte sich folglich auch nicht um sie
kümmern.
Als Kirche ist es uns freilich auch nicht aufgetragen, den
historischenJesus zu verkündigen. Mag es für einen Neutestamentler
interessant sein,– ich gebrauche die Formulierung, die Joachim
Jeremias an das Ende desVorworts zu seinem Gleichnisbuch gesetzt
hat – mag es für einen Neutesta-mentler immerhin interessant sein,
Zitat: „einen so weit wie irgend möglichgesicherten Zugang zur
ipsissma vox Jesu zu bahnen“, so ist doch die Folge-rung, die
Jeremias daraus zieht, theologisch abzulehnen: „Niemand als
derMenschensohn selbst und sein Wort kann unserer Verkündigung
Vollmachtgeben.“22
Wir verkündigen nicht den historischen Jesus und seine
Botschaft; son-dern wir verkündigen den gekreuzigten und
auferstandenen Herrn. Nur indiesem Zusammenhang kann die Botschaft
des historischen Jesus für unsvon irgendeiner Bedeutung sein. In
diesem Rahmen dürfen wir uns dank-bar an das besprochene Gleichnis
erinnern lassen und in diesem Rahmenist dann sogar dessen
palästinakundlicher Hintergrund von theologischerBedeutung. Sollte
es unserer Verkündigung anders, gar besser gehen als
derVerkündigung Jesu? Der pommersche23 Acker mag sich in
vielfältiger Weisevon seinem palästinischen Gegenstück
unterscheiden: die aufgehende Saatficht das nicht an. Wer Ohren hat
zu hören, der höre.
f) Das privatissimum (,–)
Wir haben zu Beginn der Auslegung dieses Kapitels gesehen, daß
in v. ein abrupter Wechsel der Szene vorliegt: Boot und Menge sind
vergessen,die Szenerie wechselt zum privatissimun (κατὰ µόνας
[kata. mo. nas]) für dieZwölf und einen weiteren Kreis von
Anhängern Jesu (οἱ περὶ αὐτὸν σὺντοῖς δώδεκα [hoi peri. auto. n sy.
n toi.s dō. deka], v. b). Und als er allein war, fragten ihn seine
Begleiter samt den Zwöl-fen nach den Gleichnissen24. Und er sprach
zu ihnen: „Euch istdas Geheimnis des Reiches Gottes gegeben, zu
denen da draußen aberergeht alles im Gleichnis, damit sie sehen und
nicht erkennen,hören und nicht verstehn, auf daß sie nicht umkehren
und Vergebungfinden.“
22 Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu, Göttingen , S. .23
Dafür ist natürlich in dieser Auflage der bayerische Acker
einzusetzen. Die Formulierung
stammt aus dem Jahr , in dem ich den ersten Entwurf dieser
Vorlesung auf dem pommerschenAcker ausbrachte . . .
24 Julius Wellhausen, dem die Übersetzung entlehnt ist, bietet
„um die Gleichnisse“, was nun dochzu altmodisch klingt . . .
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A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
Im Gefolge Wellhausens hat Bultmann unsere Verse – als ganz
sekundärbezeichnet.25 Die Frage ist jedoch: »ganz sekundär« in
bezug worauf? Ichhabe drei Phasen für das Zusammenwachsen unseres
Kapitels rekonstruiert,und will Sie hier kurz daran erinnern. Wir
unterscheiden
α) Grundbestand: v. –β) Allegorische Deutung: v. –γ)
Gleichnistheorie: v. –.Die Frage lautet also genau: Wem ist diese
Phase γ) zuzuordnen? Dem
Evangelisten Markus? Oder einer vormarkinischen Redaktion?
Bultmannentscheidet sich für die erstgenannte Möglichkeit: „M.E.
ist Mk ,–eine redaktionelle Bildung des M[ar]k[us] . . . , in der
die Überleitung steckt,die schon in der Quelle des M[ar]k[us] vom
Sämannsgleichnis zu seinerDeutung geführt hatte. In V. wird nach
dem Sinn der Parabelrede über-haupt gefragt und darauf antwortet V.
f. Aber V. setzt voraus, daß nachdem Sinn der eben erzählten
Parabel gefragt worden ist. Die Frage in V. muß also in der Quelle
etwa gelautet haben wie Lk ,. In V. ist auch dasursprüngliche
Subjekt des Fragens, οἱ περὶ αὐτόν [hoi peri. auto. n], erhalten,zu
dem M[ar]k[us] das σὺν τοῖς δώδεκα [sy. n toi. s dō. deka] gefügt
hat; natür-lich stammt von ihm auch das ὅτε ἐγένετο κατὰ µόνας [ho.
te ege.neto kata.mo. nas] . . . .“26 Die Meinungen der
Kommentatoren sind geteilt. Währendetwa Eduard Schweizer im NTD
Phase im wesentlichen vor Markuseinrangiert, plädiert Lührmann für
deren markinische Herkunft.27
25 Rudolf Bultmann, GST .26 Rudolf Bultmann, GST , Anm. .
Auffallend ist, daß Bultmann in dieser Anm. mehrfach
von einer „Quelle“ des Markus spricht. Hat er damit eine
(schriftliche) vormarkinische Sammlungim Blick? Oder wie sonst käme
er dazu, von einer „Quelle“ zu sprechen? Des Rätsels Lösung ist
dieAussage oben im Haupttext, wo Bultmann sagt, daß die „Grundlage“
des Gleichnisabschnitts Mk,– „eine schon dem Mk vorliegende kleine
Sammlung gewesen zu sein scheint“ (S. ) – dies alsosoll die
„Quelle“ sein!
27 Eduard Schweizer, S. f.; Dieter Lührmann, S. f. Ist die Lage
in bezug auf v. Lührmann zu-folge noch einigermaßen unübersichtlich
(S. ), so beurteilt er v. f. klipp und klar als
markinischen„Einschub“ (ebd.). „ enthält zwar mit µυστήριον ein
markinisches Hapaxlegomenon, auch sonst kei-ne als ausschließlich
redaktionell auszuweisenden Wörter, dennoch dürfte das Logion als
ganzes re-daktionell sein, da es ganz auf den Kontext bezogen ist .
. . . Wäre ein ursprünglich isoliertes Logionvorauszusetzen, so
wäre es wie für diesen Kontext geschaffen“ (S. ).
Auch Koch hält das Stück im wesentlichen schon für
vormarkinisch, da es gerade theologisch„quer zum sonstigen Befund
im MkEv“ steht: „Mk bezeichnet die Menge sonst nie als
ausgesprochenunverständig. Sie kommen zu Jesus von überall her, sie
umlagern ihn als Wundertäter, und das istin den Augen des
M[ar]k[us] durchaus fragwürdig. Aber das negative Urteil von ,b und
vor allemdie Verstockungsaussage von V gehen weit darüber hinaus.
Im Rahmen des MkEvs paßt diesescharfe Frontstellung – abgesehen von
den Jüngern – nur zu den Gegnern Jesu, den Pharisäern
undSchriftgelehrten: diese sind für M[ar]k[us] in der Tat verstockt
(,!). Aufgrund dieser inhaltlichenDifferenzen liegt die Annahme
nahe, daß das Logion V und das Schriftzitat von V bereits vorMk in
die szenische Überleitung zwischen Parabel und Parabeldeutung
eingeschoben worden sind.
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II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
Wollten wir diese Frage entscheiden, müßten wir diese Verse sehr
vielgründlicher untersuchen – eine Vorlesungsstunde ginge dabei
bestimmt insLand. Ich lasse die Frage daher unentschieden und weise
Sie an dieser Stellenur noch abschließend auf eine für die
Geschichte der Markuskommentie-rung bahnbrechende Studie von
William Wrede hin.28 Wrede behandeltunsere Stelle sehr eingehend
auf S. – seines Buches. Er stellt fest: „DerBericht des Markus über
das Parabellehren Jesu ist völlig unhistorisch. . . .In der That,
die Meinung des Markus vom Rätselcharakter und vom
Ver-hüllungszweck der Parabelrede schlägt den Parabeln selbst, wie
sie in denEvangelien vorliegen, schlägt dem Wesen der Parabel
überhaupt, der ihreingeborenen Bestimmung zu veranschaulichen, zu
erklären oder zu bewei-sen, geradezu ins Gesicht. . . . Denn
unverständliche Reden zu dem Zweckezu sprechen, um Andere damit zu
verstocken, ist grausam, diese Wirkungvon solchen Reden – und zwar
von Gleichnissen! – erwarten ist sonderbarund mehr als das, und
eine Unempfänglichkeit herbeiführen wollen, die inWahrheit schon da
ist, ist zwecklos.“29 Diese Feststellungen verbindet Wredemit der
Beobachtung, daß „Jesus seine Messianität [im Markusevangelium]als
ein ängstlich zu wahrendes Geheimnis betrachtete.“30
Einige einschlägige Stellen sind uns schon begegnet: Dem Dämon,
derseine Würde ausplaudert, gebietet er Stillschweigen (φιµώθητι
[phimō. thēti],,). Überhaupt bemüht sich Jesus, die Dämonen am
Reden zu hindern(οὐκ ἤφιεν λαλεῖν τὰ δαιµόνια [ouk ē. phien
lalei.n ta. daimo. nia], ,), weilsie ihn kennen (ὅτι ᾔδεισαν αὐτόν
[ho. ti ē. deisan auto. n], ebd.). Besondersauffällig war – Sie
erinnern sich – die Aufforderung an den geheiltenAussätzigen in ,:
„Hüte dich, jemandem etwas zu sagen!“ Diesem Befehlwar der Geheilte
merkwürdigerweise überhaupt nicht nachgekommen (,).Auch in dem
Summarium in Kapitel war Markus auf dieses Thema
Erst in V b, wo ein ganz anderes, jetzt ausgesprochenes
kritisches Jüngerbild erscheint, ist mit einemEingriff durch Mk
selbst zu rechnen“ (Dietrich–Alex Koch: Die Offenbarung des
Verborgenen. ZumVerhältnis von Parabeltheorie und Messiasgeheimnis
in Mk ,–, Protokoll der Tagungen »AlterMarburger« in Hofgeismar,
.–. Januar . .–. Januar , S. –; Zitat S. ).
In diese Richtung geht anscheinend (von Koch nicht bemerkt) auch
(die Erstlingsarbeit? von) PeterLampe: Die markinische Deutung des
Gleichnisses vom Sämann Markus –, ZNW (),S. –.
28 William Wrede: Das Messiasgeheimnis in den Evangelien.
Zugleich ein Beitrag zum Verständ-nis des Markusevangeliums,
Göttingen (Nachdr. ). In meinem Exemplar des Buches ist
dieHarnacksche Beurteilung inskribiert: „. . . die immer wieder
gemachten Versuche zu leugnen, dassJesus die messianische Würde in
Anspruch genommen hat – sie haben durch Wrede’s tapferes,
abermethodisch haltloses und letztlich unbrauchbares Buch über das
»Messiasgeheimnis« kaum eine Ver-stärkung erhalten –, scheitern an
den sichersten Tatsachen der Ueberlieferung (Einzug in
Jerusalem,echte Sprüche etc.) . . . “ (Adolf Harnack: DG I, , S.
f.).
29 William Wrede, a.a.O., S. f.30 William Wrede, a.a.O., S.
.
-
A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
zurückgekommen: Die ausgetriebenen Dämonen schreien es laut
heraus,das „Du bist der Sohn Gottes“ (,), Jesus dagegen sucht eben
dieses zuverhindern (v. ).
Wer das ganze Evangelium daraufhin durchmustert, findet die
Beobach-tung Wredes, daß „Jesus seine Messianität als ein ängstlich
zu wahrendesGeheimnis betrachtete“, durchweg bestätigt. Dieses
Phänomen und dieAussage unserer Verse weisen Wrede zufolge in ein
und dieselbe Richtung:„Denn beide Male verbirgt Jesus die göttliche
Wahrheit. Wenn man nunjene Anschauung von der Selbstverhüllung Jesu
bereits hegte, so konnte derGedanke, dass er in unverständlichen
Bildern gesprochen habe, gar nichtso befremdlich und rätselhaft
sein, es war s.[o] z.[u] s.[agen] schon ein Ortfür ihn
vorhanden.“31
Wrede formuliert aufgrund dieser Beobachtung bezüglich des
Markus-evangeliums die folgende These: „. . . während seines
Erdenlebens ist JesuMessianität überhaupt Geheimnis und soll es
sein; niemand – ausser denVertrauten Jesu – soll von ihr erfahren;
mit der Auferstehung aber erfolgt dieEntschleierung. Dies ist in
der That der entscheidende Gedanke, die Pointe derganzen Auffassung
des Markus.“32
g) Die Deutung des Gleichnisses (,–) Und er sprach zu ihnen:
„Ihr versteht das Gleichnis nicht, wie wolltihr denn die anderen
Gleichnisse verstehn? Der Säemann sät dasWort. Das aber sind die am
Wege: wo das Wort eingesät wird, undwenn sie es hören, kommt
alsbald der Satan und nimmt das in sie gesä-te Wort weg. Und dies
sind die gleichsam auf steinigen Boden Ge-säten: die, wenn sie das
Wort hören, es alsbald mit Freude aufnehmen, aber sie haben keine
Wurzel an sich, sondern sind wetterwendisch;wenn dann Drangsal oder
Verfolgung wegen des Wortes eintritt, fal-len sie alsbald ab. Und
andere sind die in die Dornen Gesäten; dassind die, die, wenn sie
das Wort gehört haben, so dringen die Sor-gen der Welt und die
Täuschungen des Reichtums ein und erstickendas Wort, und es bleibt
ohne Frucht. Und das sind die, die aufdas gute Land gesät sind: die
das Wort hören und es aufnehmen undFrucht bringen, dreißigfältig
und sechzigfältig und hundertfältig.“
31 William Wrede, a.a.O., S. .32 William Wrede, a.a.O., S. (im
Original gesperrt). Zu Wredes Theorie vgl. Hans Jürgen Ebe-
ling: Die Theorie William Wredes vom Messiasgeheimnis in den
Evangelien () und ihre Nachwir-kungen sind darzustellen und zu
prüfen. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines
Li-zentiaten der Theologischen Fakultät der Universität Rostock,
Berlin o.J. [?], S. –; ders.: DasMessiasgeheimnis und die Botschaft
des Markusevangeliums, BZNW , Berlin .
-
II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
Die Deutung des Gleichnisses ist die Ursache für den Namen:
„Gleichnisvom vierfachen Acker“, denn genau darauf zielt diese
Deutung ab, indemsie Zug um Zug die Analogie zum jeweiligen Acker
herstellt.
Bemerkenswert ist, daß v. wieder auf das konkrete Gleichnis v.
–zurückgreift und nicht auf die eingeschobene Versgruppe v. –.
Manmuß nur die ursprüngliche Frage aus v. dazunehmen, dann hat man
einesinnvolle Abfolge: Gleichnis v. –; Frage aus v. ; Antwort in v.
–.33
Aber auch „abgesehen von ,. hat der Kommentar für die Jünger
etwasEsoterisches, d.h. Christlichkirchliches. Er ist später als
die Parabel undkann nicht von Jesus selber herrühren. Das Wort im
Sinne des Evangeliums,die Verfolgung wegen des Evangeliums und der
Abfall davon liegen außer-halb des Gesichtskreises seiner
Gegenwart; die apostolische Gemeinde wirdvorausgesetzt und tritt an
stelle des jüdischen Auditoriums.“34
Man kann diese spätere Perspektive an einigen einzelnen Zügen
deutlicherkennen: In v. ist vom λόγος (lo. gos; Wort im absoluten
Sinn) die Rede:Dieser Sprachgebrauch findet sich bei Markus und in
der christlichenGemeinde, aber noch nicht bei Jesus selbst. Ähnlich
nimmt v. aufdie Verfolgungssituation bezug: εἶτα γενοµένης θλίψεως
ἢ διωγµοῦ διὰτὸν λόγον (ei.ta genome.nēs thli.pseōs ē.
dihōgmou. dia. to. n lo. gon). Das nimmtErfahrungen der späteren
christlichen Gemeinde auf, ist aber im Mundedes historischen Jesus
nicht denkbar.
Ich schließe mit einem Zitat aus dem NTD-Kommentar von
EduardSchweizer: „Wie steht es mit der Verbindlichkeit dieser
Deutung? Gewißist die eigentliche Mitte des Gleichnisses Jesu nicht
getroffen. Aber dieMahnung der Gemeinde ist genauso ernst zu nehmen
wie etwa die desPaulus in seinen Briefen. Sie soll vor
unverbindlicher Rückschau auf dieZeit Jesu bewahren. Sowenig wir
also V. – ohne ihre Verwurzelung inder Heilsansage vom Kommen des
Gottesreiches im Wirken Jesu V. –lesen können, sowenig diese ohne
die Warnung vor dem Widerstand, derje in der bestimmten Lage der
Leser aufbricht und sie um das Geschenkder Botschaft Jesu betrügen
könnte.“35
h) Einzelsprüche, selbstwachsende Saat, Senfkorn, Abschluß
(,–)
Damit kommen wir zum Rest unserer Seeszene, der aus vier
verschiedenenEinheiten besteht. Wir haben zunächst in v. –
Einzelsprüche, es folgt
33 Vgl. Julius Wellhausen, S. = : „, setzt die in ,. begonnene
Rede an die Jünger nichtfort, sondern geht aus einem anderen Ton
und schließt direkt an , . . . Wenn man . . . zu wählenhat, so muß
man sich ohne Frage für , und gegen ,. entscheiden“.
34 Julius Wellhausen, S. = S. .35 Eduard Schweizer, S. .
-
A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
die selbstwachsende Saat in v. – und das Senfkorn in v. –.
DenAbschluß bildet die summarische Bemerkung v. f. Diese bezieht
sichdeutlich auf die gesamte Einheit zurück, die im Sinne des
Markus also vonv. bis v. reicht. In v. beginnt eine neue Szene, die
sich passend an dasVorherige anschließt.
Sehen wir zunächst einmal von den Einzelsprüchen v. – ab, so
er-gibt sich im Blick auf die selbstwachsende Saat und das Senfkorn
auchein inhaltlicher Zusammenhang mit dem Gleichnis aus v. –,
insofernin allen dreien das Bildmaterial aus dem Bereich Saat und
Ernte genom-men ist. Jesus hat sich – im Gegensatz zu Paulus, bei
dem dergleichenExperimente eher zum Scheitern verurteilt sind –
gern und oft auf denländlich-landwirtschaftlichen Bereich
bezogen.36
α) Einzelsprüche Und er sagte zu ihnen: „Kommt etwa das Licht,
um unter denScheffel oder unter das Bett, nicht vielmehr, um auf
den Leuchter ge-stellt zu werden? Denn es ist nichts Verborgenes,
das nicht zutagetrete, und nichts Geheimes, das nicht offenbar
werde. Wer Ohrenhat zu hören, der höre.“
Und er sagte zu ihnen: „Beachtet was ihr hört! Das Maß, dasihr
zumeßt, wird euch zugemessen werden [und noch drüber hinaus]. Denn
wer hat, dem wird gegeben, und wer nicht hat, dem wirdauch das, was
er hat, weggenommen.“
Diese Einzelsprüche sind eine etwas eigenartige Mischung.
Bultmann möch-te sie als „Zusammenstellung nach Stichwort“
erklären: „die Anfügung desWortes vom Licht V. f. an das Gleichnis
von der Saat ist wohl durchdas Stichwort µόδιος [mo. dios]
veranlaßt, und dies hat wiederum wohl dieAnhängung des Wortes vom
Maß V. nach sich gezogen. Jedenfalls ist
36 Vgl. etwa das Ölbaumgleichnis in Röm : Selbst wer es mit
Rengstorf rettet („So arbeitet auchPaulus wahrscheinlich mit
traditionellem Bildmaterial. Wenn das aber stimmt, dann ist damit
zurechnen, dass er im folgenden nicht als Stadtmensch redet, der
von landwirtschaftlichen Verfahrennichts versteht und deshalb auch
nicht weiss, dass man nicht Schösslinge eines wilden Ölbaumsauf
einen edlen Ölbaum überträgt, um durch sie dort herausgebrochene
Zweige zu ersetzen“ sagtK.H. Rengstorf: Das Ölbaum-Gleichnis in Röm
,ff. Versuch einer weiterführenden Deutung, in:Donum Gentilicium.
New Testament Studies in Honour of David Daube, Oxford , S. –;Zitat
S. ), bestätigt damit eigentlich nur das oben im Text behauptete
Phänomen, daß Paulus demländlichen Bereich ferner steht als Jesus,
der es nicht nötig hat, „mit traditionellem Bildmaterial“
zuarbeiten.
Zur theologischen Bedeutung des Ölbaumgleichnisses für die
derzeitige Debatte in der bayerischenLandeskirche ist grundlegend:
Jens Börstinghaus: Bleibende Erwählung Israels nach Röm –, in:
PeterPilhofer: Neues aus der Welt der frühen Christen. Unter
Mitarbeit von Jens Börstinghaus und JuttaFischer, BWANT , Stuttgart
, S. –.
-
II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
dann weiter an V. nach dem Stichwort καὶ προστεθήσεται ὑµῖν
[kai.prostethē. setai hymi.n] . . . das Wort vom Haben und
Bekommen V. ange-reiht.“37 Ein ziemlich mechanisches Verfahren, das
Bultmann da annimmt,doch ich räume ein, daß ich keine
überzeugendere Lösung weiß.
Immerhin ergibt sich auch ein gewisser inhaltlicher Zusammenhang
desv. mit dem Vorherigen: „Der Same muß überallhin ausgestreut
werden,das Licht überallhin leuchten.“38 Insofern ist die Anfügung
von v. indiesem Kontext nicht völlig unmotiviert und beruht nicht
lediglich auf derStichwortassoziation. Inhaltlich ist zu sagen, daß
jedenfalls auf der Ebenedes Markusevangeliums mit dem Licht die
neue Lehre Jesu gemeint ist.Diese neue Lehre muß überallhin
dringen, in der Bildsprache: Sie mußüberallhin leuchten.
Ich übergehe die andern Einzellogien und eile weiter zu
β) Die selbstwachsende Saat (,–) Und er sprach: „Mit dem Reich
Gottes ist es so, wie wenn einerSamen auf das Land wirft und
schläft und steht auf Nacht undTag, und der Same sprießt und geht
in die Höhe, er weiß nicht wie: von selbst trägt die Erde Frucht,
erst Halm, dann Ähre, dann ausge-wachsener Weizen in der Ähre. Wenn
aber die Frucht es gestattet,so läßt er alsbald die Sichel ausgehn,
denn die Ernte ist da.“
„Es fällt auf, daß weder Matthäus noch Lukas diese Perikope
wiedergeben.Daß sie sie in ihrem Markus noch nicht vorgefunden
hätten, läßt sich kaumannehmen; für einen ganz späten Nachtrag ist
sie zu originell. Aber siehaben vielleicht ihre Originalität
verkannt, sie im Vergleich mit . . . [v. –]für nichtssagend
gehalten, oder sich Jesus nicht so zurückgezogen undlosgelöst von
seiner Stiftung denken mögen. Auch die meisten Exegetenalter und
neuer Zeit haben kein Verhältnis zu der edeln Parabel findenkönnen.
Aber Goethe hat sie verstanden: mein Acker ist die Zeit.“39
„Wir haben es diesmal unbestritten mit einem Gleichnis im
engerenSinn zu tun, das eine allgemeine Erfahrung wiedergibt. Gewiß
sind dieerzählerischen Züge im Hinblick auf die gemeinte Sache
ausgewählt. Diepräsentische Tempusform entspricht dem
Gleichnis.“40
Für den Sinn dieses Gleichnisses ist das Wort αὐτοµάτη (automa.
tē) ausv. von entscheidender Bedeutung: „Automatisch“ bringt die
Erde die
37 Rudolf Bultmann, GST f.38 Julius Wellhausen, S. = .39 Julius
Wellhausen, S. = .40 Joachim Gnilka I .
-
A Jesu Wirken in Galiläa (,–,)
Frucht hervor, der Landmann tut von sich aus nichts dazu. Man
sprichtin einem solchen Fall von einem »Kontrastgleichnis«.
Jülicher faßt in sei-nem Gleichnisbuch den Kontrast zwischen dem
untätigen Landmann undder tätigen Erde, die αὐτοµάτη (automa. tē)
ihre Frucht bringt, ins Auge.41
Andere stellen den unscheinbaren Anfang der reichen Frucht am
Ende ge-genüber: „Auszugehen ist vom Kontrast des kleinen
unscheinbaren Anfangs,vergleichbar dem nackten Saatkorn, und der
reichen Frucht am Ende, diefast wie ein Wunder sich dem Landmann
darbietet. Das bedeutet, daß dieBasileia nicht nur sicher kommt,
sondern daß darüber hinaus ihr rettendesEindringen schon jetzt in
der Gegenwart auch erfahren werden kann, nurdem glaubenden
Betrachter wahrnehmbar.“42
γ) Das Senfkorn (,–) Und er sprach: „Wie läßt sich das Reich
Gottes vorbilden oder inwelchem Gleichnis läßt es sich darstellen?
Es ist wie ein Senfkorn;wenn das aufs Land gesät wird, ist es am
kleinsten von allen Samenauf Erden, wenn es aber aufwächst, wird es
am größten von allenKräutern und treibt große Zweige, so daß unter
seinem Schatten dieVögel des Himmels wohnen können.“
Erneut haben wir es mit einem Gleichnis im engeren Sinn zu tun,
wie-der handelt es sich um ein Kontrastgleichnis. Eine Besonderheit
diesesGleichnisses vom Senfkorn besteht darin, daß es unabhängig
vom Markus-evangelium auch in der Spruchquelle Q überliefert wird.
Die Q-Fassungist in Lk ,f. erkennbar, wohingegen Matthäus die
Q-Fassung mit uns-rer markinischen kombiniert hat (Mt ,f.). Eine
dritte Variante findetsich im koptischen Thomasevangelium () – ein
reiches Feld also für dieErprobung des exegetischen
Instrumentariums. Dies müssen wir uns andieser Stelle aus
Zeitgründen allerdings versagen.
Wir kommen stattdessen zur markinischen Bemerkung, mit der die
ganzeEinheit – abgeschlossen wird:
δ) Abschluß (,–) Und in vielen solchen Gleichnissen redete er
ihnen das Wort, sowie sie es verstehen konnten. Und ohne Gleichnis
redete er nichtzu ihnen, privatim aber gab er seinen Jüngern die
Lösung von Allem.
Die beiden Verse stehen in einer gewissen Spannung zueinander:
„Zu-nächst gibt zu verstehen, daß im Vorausgehenden nur eine
Auswahl
41 Adolf Jülicher, a.[Anm. ]a.O., S. –.42 Joachim Gnilka I .
-
II Unverständnis und Unglaube angesichts Jesu Wunder und Lehre
(,–,a)
von Gleichnissen geboten wurde. a dagegen erhebt die
Gleichnisbeleh-rung zur ausschließlichen Belehrung des Volkes. Das
entspricht , unddem markinischen Anliegen. Nach b kommen die
Gleichnisse der Ver-stehenskraft der Hörer entgegen. b dagegen
berichtet, daß Jesus sie denJüngern auflöst. Das setzt ihre schwere
Verstehbarkeit voraus. Vers istvormarkinisch.“43
Um die Sache zu komplizieren, schreibt Gnilka b einem
vormarkini-schen Redaktor zu. Ist dies richtig, so ergibt sich
() Grundbestand v. () Zusatz von v. b() Markinischer Zusatz von
v. a.Phase () ist nach Gnilka diejenige Stufe, der auch die
Auslegung des
Gleichnisses in v. – angehört. Ich will dies im einzelnen hier
nicht nach-prüfen, sondern Sie nur auf eine Folgerung von
grundsätzlicher Bedeutunghinweisen: Während Markus ansonsten
einzelne Traditionen sammelt, sich-tet und aneinanderreiht, haben
wir hier in Kapitel eine vormarkinischeSammlung vor uns, d.h. eine
Reihe ursprünglich isolierter Traditionen(v. –; v. –; v. –), die
schon vor Markus in vermutlich schriftli-cher Form zu einem Ganzen
zusammengefaßt worden ist. In v. habenwir die Schlußbemerkung
dieser vormarkinischen Sammlung vor uns. ImUnterschied zum
»Normalfall« hat Markus hier also auf eine schriftlicheQuelle
zurückgegriffen. Das sollten Sie sich merken.44
43 Joachim Gnilka I .44 Zum Problem der vormarkinischen
Sammlungen vgl. das gleichnamige Buch von Heinz-Wolf-
gang Kuhn: Ältere Sammlungen im Markusevangelium, StUNT ,
Göttingen .