Heft 3/ 2012 September 1. Jahrgang Mit Wissen Wachstum schaffen DAS BLATT Informationsdienst der LMS Agrarberatung / LUFA Rostock Wissen Sie, was Ihr Boden zu bieten hat? BODENUNTERSUCHUNG EU-Prämien. Der Wind wird rauer ERFOLGREICH OHNE PRäMIEN? MeLa MeLa in Mühlengeez 13.-16. September 2012 Besuchen Sie uns in Halle 2, Stand 242!
Informationsdienst der LMS Agrarberatung / LUFA Rostock
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Heft 3/ 2012September1. Jahrgang
Mit Wissen Wachstum schaffen
Das BLaTTInformationsdienst der LMS Agrarberatung / LUFA Rostock
Wissen Sie, was Ihr Boden zu bieten hat?
Bodenuntersuchung
EU-Prämien.Der Wind wird rauer
erfolgreich ohne Prämien?
MeLaMeLa in Mühlengeez
13.-16. September 2012
Besuchen Sie uns in Halle 2, Stand 242!
Editorial
02 Das Blatt 3/2012
sehr geehrte damen und herren,liebe leserinnen und leser,
im September ist es wieder soweit – die Fachausstel-lung für Landwirtschaft und Ernährung, Fischwirt-schaft, Forst, Jagd und Gartenbau – kurz MeLa prä-sentiert an vier Tagen die Leistungsfähigkeit der oben genannten Bereiche. Sie ist die traditionsreichste Fachausstellung in Mecklenburg-Vorpommern und in ihrer Kombination von Technik, Präsentationen, Fachprogrammen und züchterischen Spitzenlei-stungen einmalig in Norddeutschland.
Die LMS Agrarberatung mit ihren Unternehmens-bereichen finden Sie wieder am bewährten Platz in Halle 2. An allen Tagen stehen Ihnen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter aus allen Unternehmensbe-reichen für Gespräche gerne zur Verfügung.
Bis zur MeLa wird die Ernte abgeschlossen sein – die Erträge bei Wintergerste waren durchweg gut, die Rapserträge zeigten eine große Varianz. Wir wünschen den Betrieben einen weiteren erfolg-reichen Verlauf der Ernte 2012 und ein gutes Gespür für den richtigen Verkaufszeitpunkt.
Die LMS-Geschäftsführung und alle Mitarbeiter/innen aus Beratung und Analytik freuen sich auf Ihren Besuch auf unserem Stand – Sie sind herzlich eingeladen! Ihr
Berthold MajerusGeschäftsführer
Berthold majerusgeschäftsführer
Willkommen
Inhalt
03Das Blatt 3/2012
Agrarberatung 04
eu-Prämienenergie-managementkommentar zur Preisentwicklung
041013
Der Wind wird rauerDas neue Angebot der LMS AgrarberatungAgrar- und Rohstoffmärkte genau im Blick
22Pflanzenbau
Alternative zu mais? 22 Gas aus Gras – es gibt vieles zu beachten
36Agrarpolitik
greening 36 Was blüht den Landwirten in MV?
18Tierhaltung
reisebericht 18 Milchproduktion im Reich der Mitte
56Veranstaltungen
lms auf der melA 56 Top-Termin. Top-Themen. Top-Beratung.
28BEX – Büro für Existenzsicherung
Besichtigung der „gläsernen meierei“ inhaberschuldverschreibungendiversifizierung erfolgreichBetriebliches risikomanagement
28303134
In Dechow ist bei Milch alles in ButterSind die Risiken höher als die Renditen?Vom Beruf zur BerufungWie stressfest ist Ihr Unternehmen?
Wissen Sie, was Ihr Boden zu bieten hat?Ein Buch für jedes Wetter?Bodenuntersuchung / DüngungsempfehlungAnfrage Energieberatung
58Extras
fristen und termineAnschriften und impressum
5859
Fristen Juni bis Dezember 2012
48LFB Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
ereigniskataster landwirtschaftdüngeberatung raps
4853
Erosion. Nicht den Boden unter den Füßen verlieren.Stickstoffdüngung im Herbst: Ja, nein, vielleicht?
45BIS – Büro für Immissionsschutz
landwirtschaft und Wetter 45 Schietwetter! Nehmen Extreme wirklich zu?
Trotz derzeit hoher Preise für Agrarprodukte wird es schwieriger, landwirtschaftliche Flächen im Zeitalter entkoppelter und sukzessive abschmelzender Prämien zu bewirtschaften. Die zukünftige agrarpolitische Ausrichtung birgt weitere Herausforderungen. Betriebsmittel- und Flächenkosten sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, während die Höhe der Prämien-zahlungen weiter sinkt.
Agrarberatung
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Um in Zukunft überhaupt noch Prämien zu erhalten, müssen we-sentlich verschärfte Anforderungen an die Produktion hingenommen werden, zusätzlich werden die
unterschiedlichen „Prämientöpfe“ umverteilt bzw. deutlich reduziert. Werden zunächst bis 2013 insbe-sondere die intensiven Rinderhal-ter hinsichtlich der Umverteilung
von noch betriebsindividuellen Zahlungsansprüchen das Nachse-hen haben, so ist im Verlauf der nächsten Förderperiode mit einem Abschmelzen des dann regional
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einheitlichen Zahlungsanspruchs zugunsten anderer EU-Mitglieds-länder zu rechnen. Genaue Ver-teilungsmechanismen sind derzeit noch nicht bekannt. Klar ist jedoch bereits jetzt, dass es für die mei-sten Betriebe zukünftig deutlich weniger Gelder geben wird – und das bei steigenden Auflagen. Prä-mienkürzungen werden in vielen Betrieben in unterschiedlicher Höhe zum Tragen kommen. Darüber hi-
naus werden die viel diskutierten „Greening-Inhalte“ mit zusätz-lichen Kosten bzw. einzuhaltenden Vorschriften einhergehen.
optimale AusrichtungDie Zeiten, in denen die landwirt-schaftliche Produktion „prämien-optimiert“ ausgerichtet ist, sind also vorbei. Vielmehr gilt es ein Agrarunternehmen so aufzustellen, dass langfristig ohne entkoppelte
Prämien erfolgreich gewirtschaftet werden kann. Landwirtschaftliche Betriebe haben daher zu prüfen, wie sie sich bestmöglich organi-sieren können, um die Produktion ökonomisch nachhaltig zu gestal-ten. Es ist demzufolge für jeden Betrieb zu prüfen, wie das Kapital Boden bzw. die Flächen optimal eingesetzt werden. Anders aus-gedrückt besteht die Kunst darin, für den Betrieb eine „optimale
EU-Prämien.Der Wind wird rauerDr. Stefan Weber und Johannes Ullrich
erfolgreich ohne Prämien?
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Flächenverwertung“ anzustreben. Daran sollte sich eine strategi- sche Ausrichtung orientieren – auch wenn das Veränderungen in der Betriebsstruktur zur Folge hat.
Verwertungsalternativen aufdeckenNachfolgend soll anhand der LMS-BZA-Ergebnisse dieser Fragestel-lung nachgegangen werden. Da fundierte Aussagen zum nachhal-tigen Erfolg nur aus mehrjährigen Ergebnissen abgeleitet werden können, sind die Ergebnisse der letzten sieben Jahre (2005 bis 2011) dargestellt. Die Marktfrucht- und Milchproduktion stehen hier-bei im Fokus.
Um Aussagen über den „Status- quo“ der betrieblichen Flächenver- wertung treffen zu können, bedarf es einer genauen Analyse der wirt-schaftlichen Ergebnisse. Auf diese Weise können mögliche „Verwer-tungsalternativen“ herausgearbei-tet werden. Natürlich sind dabei auch die einzelbetrieblichen und standortspezifischen Anforderun-gen und Bedürfnisse ins Kalkül zu ziehen. Bei allen aufgeführten Berechnungen bleiben etwaige ent-koppelte Prämienzahlungen unbe-rücksichtigt. Das ist ein wesentlicher Punkt für die Aussagefähigkeit derartiger Überlegungen, wohlwis-send, dass andere Quellen fälschli-cherweise diese Prämienzahlungen als Teil der Leistungen betrachten!
einschätzung des markt-fruchtbausIn Übersicht 1 sind Ergebnisse der Marktfruchtproduktion aus den Jah-ren 2005 bis 2011 auf Basis von Voll-kosten dargestellt. Die Vollkosten enthalten alle Direkt- und Arbeitser-ledigungskosten, die sonstigen Ge-meinkosten sowie Faktoransätze. In der Darstellung wird zwischen dem Durchschnitt aller Teilnehmer- betriebe und den Ergebnissen der 25 % erfolgreicheren Betriebe (sor- tiert nach Saldo €/ha) unterschie-den. In dieser Stichprobe kommen die Ergebnisse von etwa 80 bis 100 Betrieben zum Tragen, das ent-spricht etwa einer ausgewerteten Marktfruchtfläche von 80.000 bis 100.000 ha.
Agrarberatung
Übersicht 1: Wirtschaftlicher erfolg der marktfruchtproduktion in den Jahren 2005 bis 2011
Das Blatt 3/2012
Jahr Ertrag GE/ha
Leistungen Direkt-kosten
Arbeitser-ledigungs-
kostenVollkosten kalkul.
BZEVollkosten deckender Preis/GE
€/GE €/ha
Durchschnitt - Gesamtstichprobe aller Arbeitskreisbetriebe
In der jährlichen BZA-Marktfrucht der LMS werden, differenziert nach Fruchtarten, die Leistungen und die dazugehörigen Kosten erfasst und zugeordnet. So können genaue Aus-sagen zu direktkostenfreien Leistun-gen für alle angebauten Fruchtarten getroffen werden. Insgesamt werden auf über 80 % der ausgewerteten Marktfruchtfläche die Druschfrüchte Getreide und Raps angebaut, die hinsichtlich Anbaustruktur und Ar-beitsverfahren gut vergleichbar sind. Demzufolge kann bei den Drusch-früchten mit ähnlichen Arbeits- erledigungskosten geplant werden. Betriebsindividuell werden diese Ar-beitserledigungskosten jedes Jahr erfasst und über alle Fruchtarten gleichermaßen zugeordnet.
durchschnittlich ist nicht genugBei Betrachtung dieser Ergebnisse wird schnell deutlich, dass selbst unter Berücksichtigung teils sehr guter Getreide- und Rapspreise in den letzten sieben Jahren, der durchschnittliche Marktfruchtbetrieb ohne Prämien keine vollständige Kostendeckung erzielen konnte. Le-diglich in 2007, 2008 und 2010 ist ein durchschnittlich positives Ergebnis erzielt worden. Im Mittel des sieben-jährigen Betrachtungszeitraums be-trägt das Defizit immerhin noch 2,1 € je Getreideeinheit (GE). Mit einer „nur durchschnittlichen“ Marktfruchtpro-duktion ist eine Kostendeckung ohne Prämien also bislang nicht möglich. Die Bilanz der 25 % erfolgreicheren Betriebe sieht schon ganz anders aus. In 2007, 2008, 2010 und 2011 wurden von diesen Betreiben auch vor Prämie deutliche Gewinne erzielt. Im Mittel der sieben Jahre führte dies zu einem Plus von fast 1 €/GE. Die Ertragsunterschiede zwischen den Betrieben sind enorm, jedoch in erster
Linie standort- und wetterabhängig. Die volatilen Märkte, sowohl auf der Einkaufs-, als auch auf der Verkaufs-seite verschärfen diese Unterschiede dramatisch.
düngerpreise treiben die kostenBei aller Sparsamkeit steigen die Kosten, vor allem die Direktkosten, von Jahr zu Jahr an. Weitere Ein-sparungen in diesem Bereich sind schwer, da nicht nur die einge-setzte Menge von Betriebsmitteln entscheidet. Die mit steigenden Agrarpreisen „automatisch“ ein-hergehende Verteuerung von Mi-neraldüngern war in den letzten Jahren häufig „das Zünglein an der Waage“.
Die Arbeitserledigungskosten bie-ten einen weitaus größeren Hand-lungsspielraum. Die Vollkosten ha-ben sich im Mittel von 15,22 € auf 18,86 € bzw. bei den wirtschaftlich erfolgreichen Betrieben von 14,04 € auf 16,43 €/GE entwickelt. Augen-scheinlich bleibt festzuhalten, dass die wirtschaftlich erfolgreicheren unter den gleichen Rahmenbe-dingungen wie der „Durchschnitt“ wirtschaften. Trotzdem wird dort offensichtlich eine deutlich ef-fizientere Marktfruchtproduktion betrieben. Aufwand und Ertrag ste-hen in einem sehr viel günstigeren Verhältnis zueinander.
einschätzung der milch-produktionMecklenburg-Vorpommern verfügt über etwa 268.000 ha Dauergrün-land, zudem werden 134.000 ha Silomais sowie 43.000 ha für wei-teres Ackerfutter angebaut (Quelle: Agrarbericht MV). Hauptverwerter dieser in MV bestehenden Futter-flächen sind die Rinder bzw. die
Milchproduktion. Im Gegensatz zur Futterproduktion auf Ackerflächen besteht zum Dauergrünland keine ernstzunehmende alternative Ver-wertungsoption.
Das Leistungs- und Management-niveau der Milchproduktionsbetrie-be in MV ist sehr hoch. Die letzten Börsenergebnisse unterstreichen diese Aussage. Zu den allermeisten Terminen konnte Milchquote ins Land transferiert werden, insgesamt eine saldierte Menge von bisher 68,5 Mio. kg.
Trotzdem ist in der Milchproduktion die Streuung des wirtschaftlichen Erfolgs zwischen den Betrieben sehr groß. Eine Vielzahl von Einflussgrö-ßen kann zu langwierigen Problemen und somit zu einer defizitären Wirt-schaftsweise führen. In Abhängigkeit von der Marktlage zeigen aber nicht wenige Betriebe, dass mit diesem Veredlungszweig gutes Geld verdient werden kann und teilweise sogar eine sehr viel bessere Flächenverwertung möglich ist als bei manchem Markt-fruchtbetrieb.
Wer soll das bezahlen?In Übersicht 2 sind entsprechende Ergebnisse zur Milchproduktion der letzen sieben Jahre dargestellt, dif-ferenziert nach durchschnittlichen und den Ergebnissen der wirtschaft-lich erfolgreicher wirtschaftenden Betriebe, sortiert nach dem Saldo in ct/kg ECM. Trotz der deutlichen Milchleistungssteigerungen fehlten den Milchproduktionsbetrieben zur kompletten Kostendeckung zwi-schen 1,7 ct in 2007 und 5,6 ct in 2009, im Durchschnitt aller Betriebe lag das Defizit bei 1,7 ct/kg ECM. Auch wenn vorübergehende Preis- rückgänge insbesondere bei Futter-
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mitteln beobachtet und genutzt werden konnten, ist auch in diesem Produktionszweig ein eklatanter Ko-stenanstieg nicht zu übersehen.
effizienz geht vor höchst-leistung Spannend bleibt nach wie vor, dass die erfolgreicher wirtschaftenden Betriebe über die Jahre lediglich eine um etwa 150 kg höhere Milchleistung je Kuh und Jahr als der Durchschnitt erzielen. Dass bei diesem insgesamt sehr hohen Leistungsniveau die ab-solute Höchstleistung nicht mehr im Vordergrund steht, ist demnach sicherlich bei den meisten ange-kommen.
Der unterschiedliche Aufwand und die unterschiedliche Produktivität zwischen den Betrieben sind weiter-hin enorm.
Wie bei den Marktfruchtbetrieben zählen auch in diesem Zweig die Arbeitserledigungskosten zu den wichtigsten Stellschrauben. Und das sogar in doppelter Hinsicht: Zum einem können überzogene Arbeits-erledigungskosten in der Außenwirt-schaft zu überhöhten Futterkosten führen, in der Innenwirtschaft sind betriebsindividuelle und kontinuier-liche Arbeitsabläufe eine wichtige Voraussetzung für eine effektive Arbeitserledigung.
die kombination zähltWenn es um die betriebsindividu-elle Verwertung landwirtschaftlicher Nutzflächen geht, so sollte jeder Be-trieb in seiner Ausrichtung die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten prüfen, um sich für die nachhaltig beste Kombination zu entscheiden. Abhängig von der Vielseitigkeit eines Betriebes kann diese Kombination eher einfach oder vielschichtig ori-entiert sein. Dabei dürfte in Zukunft einem ausgeklügelten Umgang mit innerbetrieblichen Nährstoff- und Warenströmen eine noch viel größere Bedeutung als bisher zugemessen werden und in diversifizierten Be-trieben sehr große Vorteile bieten.
Agrarberatung
Übersicht 2: Wirtschaftlicher erfolg der milchproduktion in den Jahren 2005 bis 2011
Das Blatt 3/2012
Jahr kg ECM/Kuh
Leistungen Direkt-kosten
Arbeitser-ledigungs-
kostenVollkosten kalkul.
BZEVollkosten deckender
Preis/kgct/kg ECM €/Kuh
Durchschnitt - Gesamtstichprobe aller Arbeitskreisbetriebe
In Übersicht 3 sind die direktkosten-freien Leistungen der „klassischen Flächenverwerter“ dargestellt. Dabei wird nochmals zwischen dem Durch-schnitt und den 25 % erfolgreicheren Ergebnissen unterschieden. Lediglich für die Mutterkuhhaltung sind auf- grund der kleineren Stichprobe nur die Durchschnittsergebnisse dargestellt.
nur durch Prämie lebensfähigIn diesem Vergleich wird erneut deut- lich, welch hohe Prämienabhängig- keit in diesem eher extensiven Pro-duktionszweig besteht. Neben den steigenden Betriebsmittelkosten versetzen die steigenden umwelt-relevanten Anforderungen diesen zumeist ökologisch geführten Pro-duktionszweig Mutterkuhhaltung sehr unter Druck.
die gute kuhBei den anderen Verwertungsopti-onen sind zur Milchproduktion und zu den wesentlichen Fruchtarten im Marktfruchtbau die im Mittel erzielten Ergebnisse sowie die der 25 % erfolgreich wirtschaftenden Be-triebe dargestellt. Die absolut höch-sten direktkostenfreien Leistungen werden vor der Zuckerrübe von der Milchproduktion erzielt. Die größte Differenz zwischen den unterschied-
lich erfolgreichen Klassenwerten ist mit 439 €/ha beim Silomais zu finden, wobei die unterschiedlichen Erträge und tatsächlich erzielten bzw. inner-betrieblich angenommenen Erlöse enorm auseinanderliegen. Die für Planungsrechnungen notwendigen Deckungsbeiträge sollten zumin-dest positiv ausfallen. Wie bereits im LMS-Magazin „Das Blatt“, Heft 2 dargestellt, müssten von der di-rektkostenfreien Leistung noch alle variablen Aufwendungen in Abzug gebracht werden, um den Deckungs-beitrag auszuweisen.
Raufutterproduktion und die Ver-edelung „übers Kuhmaul“ sind ein sehr komplexes und gleichermaßen riskantes Geschäft. Wer dieses jedoch beherrscht, ist durchaus imstande die Flächeneinheit wenigstens so gut zu veredeln, wie ein Ackerbauer über den Anbau einer Raps-Weizen-Gerste-Fruchtfolge.
fazitUm langfristig ohne Prämien zu wirt-schaften, reicht es nicht aus, durch-schnittlich zu sein. Das wird durch die langjährigen Ergebnisse unter-strichen und betrifft alle angespro-chenen Produktionszweige gleicher-maßen. Konsequente Überlegungen
zur optimalen Flächenverwertung bieten eine Chance, um aus dem „Prämiendilemma“ zu entkommen.
Übersicht 3: direktkostenfreie leistungen in €/ha, differenziert nach Produktions-zweig, fruchtart und wirtschaftlichem erfolg in den Jahren 2005 bis 2011
1513
1256
133
1477
1197 1188
749
918
746647
527
809
684592
418
€/ha
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
1600
Milch-produktion
Mutter-kuhhaltung
Zucker-rübe
Silomais Winter-weizen
Winter-gerste
Winter-raps
Winter-roggen
25% erfolgreichere BetriebeMittelwert
für die betriebsindividuelle Ausrichtung bleibt festzu-halten:
Entkoppelte Direktzahlungen sind nicht Bestandteil der Leistungen
Oberste Prämisse ist die Kos- tendeckung je Hektar vor Prämie
Mindestanforderung ist ein positiver Deckungsbeitrag
Alternativen für Flächen mit negativen Deckungsbeiträgen
Ertragsfähigkeit des Dauer- grünlandes bestmöglich aus- nutzen
Für die Planung sollten De- ckungs- und Gewinnbeiträge verschiedener Fruchtarten kalkuliert werden
Die alternative Mindestverwer- tung ist die Brache mit ent- sprechenden Pflegekosten
Sonstige Faktorausstattungen wie Quoten, Lieferrechte, aber auch Nährstoffkreisläufe, müs- sen mit bedacht und darge- stellt werden
Die betriebsindividuell not- wendige Kalkulation erfolgt auf der Grundlage von eige- nen Ertragszahlen, Erlösen und Kosten.
Das Blatt 3/2012
Die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Erhöhung der Energieeffizienz bei der Um-wandlung und Nutzung der Energie wird für Landwirte immer entscheidender. Die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in landwirtschaftlichen Betrieben führt zu deutlichen Kostenreduzierungen.
Jetzt auf Effizienzumschalten Antje Zibell
energie-mAnAgement. dAs neue AngeBot der lms AgrArBerAtung
Agrarberatung
10
Steigende Energiekosten und ge-setzliche Vorgaben zwingen Anla-gen- und Gebäudebetreiber dazu, Energie-Optimierungspotenziale besser zu nutzen. Mit sofort be-triebsbereiten Energie-Management-Lösungen lassen sich Energiedaten jederzeit überwachen.
exakte datenbasisUm in einem landwirtschaftlichen Unternehmen Energie zu sparen, ist es nötig, die Verbrauchsdaten von Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär und Elektro zu kennen. Nur so lassen
sich Optimierungspotenziale offen-legen. Wichtig ist insbesondere, Ver-brauchsdaten möglichst exakt und ohne Verzögerung zu erhalten, also jederzeit zu wissen, welche Anlagen im System wie viel Energie benötigen.
Den meisten Landwirtschaftsbetrie-ben stehen zwölf Werte pro Jahr, in Form ihrer monatlichen Strom- oder Gasabrechnung, zur Verfügung. Es fehlt jedoch in den meisten Fällen das spezielle Fachwissen, um zielfüh-rende Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ergreifen zu
datenaufnahme an einer vorhandenen energieanlage
Das Blatt 3/2012
können. Ein erster Schritt ist es zum Beispiel, die Zähler dort zu installie-ren, wo die größten Energieströme fließen. Das kann die Haupt-, die Unterverteilung oder eine spezielle Anlagenebene sein, z. B. der Melk-stand.
gut beraten ist besser gemanagtDer reine Verbrauch bringt noch nicht die entscheidende Erkenntnis. Dazu ist es notwendig, den Verbrauch in Bezug zu Prozessdaten, Stück-zahlen oder ähnlichen produktions-relevanten Größen zu setzen. Solche Kennzahlen sind im Rahmen eines Energiemanagements notwendig. Sie müssen ermittelt werden, um zu entscheiden, wo Optimierungs-potenziale bestehen, ein sogenann-tes Benchmarking. In naher Zukunft werden sich die Betriebe mit Fragen des Energiemanagements noch stär-ker auseinandersetzen müssen. Die Beratungsangebote von Energie-managern sind hier hilfreich und werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die LMS Agrarberatung bietet seit dem Frühjahr 2012 eine fundierte Energieberatung speziell für landwirtschaftliche Betriebe an.
Bis zu 25 % einsparungZiel der Beratung ist es heraus-zufinden, welche Einsparpoten-ziale in Ihren landwirtschaftlichen
Betrieben schlummern. Mit einer Energieberatung könnten, das haben verschiedene Modellberechnungen gezeigt, nach Einschätzung von Ex-perten in vielen Betrieben bis zu 15 % oder gar bis zu 25 % des Strom- und Wärmeverbrauchs eingespart wer-den. Auch die effizientere Nutzung erneuerbarer Energien ist Thema unserer Energieberatung.
Landwirtschaft und Energie sind eng miteinander verbunden. Die Nutzung regenerativer Energiequellen findet in der Landwirtschaft seit jeher große Beachtung und hat Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion. Dabei geht es neben der Energieer-zeugung auch um den sparsamen Einsatz von Energie. Wettbewerbsfähigkeit und klimaschutzDas Thema Energieeffizienz hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und ist für die Landwirtschaft außerordentlich wichtig. Ein effizienter Energieein- satz bietet gerade in Zeiten niedriger Produktpreise und höchster Anfor-derungen an eine kostengünstige Produktion großes Potenzial. Die Wettbewerbsfähigkeit im einzelnen Betrieb kann dadurch entscheidend beeinflusst werden. Gleichzeitig lei-stet somit jeder Betrieb seinen indi-viduellen Beitrag zum Klimaschutz.Vor diesem Hintergrund hat die LMS Agrarberatung, das Thema Energie-effizienz in der Landwirtschaft auf-griffen.
Es gilt, den Energieverbrauch in allen Bereichen der landwirtschaftlichen Produktion auf den Prüfstand zu stellen – bis hin zu einer optimalen Wärmenutzung bei den verschie-denen Produktionsverfahren. Im
Fokus stehen modernste Regel,- Steuerungs- und Optimierungstech-nologien.
co-Projekt zur energieeffizienzWie sieht es nun mit der Energieef-fizienz in den elektrotechnischen Anlagen der Landwirtschaft aus? Die LMS hat hierzu gemeinsam mit einem externen Partner unterschied-liche landwirtschaftliche Betriebe beispielhaft untersucht, Daten auf-genommen und analysiert. Durch die Analyse der Verbrauchsstruktu-ren können den Landwirten erste wirtschaftliche Einsparpotenziale bei der elektrotechnischen Nutzenergie aufgezeigt werden.
Im Fokus dabei standen, neben der Beleuchtungsanlage, die Antriebe der Förderanlagen und Lüftungen sowie Pumpensysteme, z. B. in Melk-, Heiz- und Wärmeanlagen, die mit Elektroenergie betrieben werden.
Je nach Verbrauchssituation durch Nutzung und Ausrichtung der land-wirtschaftlichen Produktion sind hier-bei Einsparungen von bis zu 9 % und mehr des Jahresverbrauches an Energie zu erzielen. Die sich daraus ergebenen Investitionen liegen im Amortisationsfenster von 24 bis 48 Monaten, unter den derzeitigen Stromkosten gerechnet.
Jetzt auf Effizienzumschalten Antje Zibell
Agrarberatung
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inhalte der energieberatung
Fragen der Energieeinsparung Möglichkeiten einer Erhöhung
der Energieeffizienz Einsatzmöglichkeiten erneuer-
barer Energien im Betrieb Verkauf von Strom und Wärme Etablierung von Energie-
managementsystemen
einsatz eines ultragerätes der fa. emenda tec in einem Zählerschrank
Das Blatt 3/2012
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Vermarktung von strom aus erneuerbaren energien – neue chance und ungenutzte reserve für BiogasanlagenbetreiberSeit dem 1. Januar 2012 besteht die Möglichkeit: - Strom außerhalb des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) direkt zu vermarkten- eine Marktprämie in Anspruch zu nehmen als eine Form der Di-rektvermarktung, deren Rahmen-bedingungen im EEG 2012 § 33g in Verbindung mit der Anlage 4 festgelegt sind- eine Managementprämie für den Wechsel zur Direktvermarktung zu realisieren - Neue Vermarktungsformen zu er-schließen, das heißt, Strom zu dem Zeitpunkt anzubieten, zu dem der Markt eine hohe Nachfrage signa-lisiert- Bedarfsorientiert Strom aus er-neuerbaren Energien zu produzieren
und entsprechend zu vermarkten, das heißt, über die Direktvermarktung Zusatzerlöse gegenüber der EEG-Einspeisevergütung zu erzielen.
Welche risiken gibt es?Bei einer optimierten Vermarktungs-form gilt es, für die Realisierung von höheren Erlösen gleichzeitig eventuelle vertragliche, finanzielle und technische Risiken zu minimie-ren. Die LMS berät Sie gerne zu dieser Thematik und zeigt auf, wie Sie in Ihrem Unternehmen Energie einsparen können.
Bitte beachten Sie auch unser Fax-Formular zum Heraustrennen zur Anforderung von Energiebera-tung auf S. 44.
Kontakt Antje Zibell
Telefon: 039605 61255
Handy: 0162 1388015
E-Mail: azibell@lms-beratung
Agrarberatung
Abbildung: gegenüberstellung einzelner modellrechnungen zur direktvermarktung nach dem eeg 2012
Zugang zu Informationen im Bereich Erneuerbare Energien
Umfassende Beratung und Wirtschaftlichkeitsbetrach- tungen
Senken der Kosten durch Synergie-Effekte, wie Preis- absicherung von Inputstoffen
Das Blatt 3/2012
rohölpreise leicht unterJahresdurchschnittWichtigstes Thema im Frühjahr an den Finanzmärkten war die EU-Schuldenkrise, in deren Folge auch der Euro auf Tiefststände absackte. Nach dem Preishoch für Rohöl im Frühjahr 2012 gaben die Preise im II. Quartal stark nach und pegel-ten sich im Juni/Juli für ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) bei Preisen um die 85 $ ein.
kommentAr Zur PreisentWicklung
Des einen Freud, des anderen Leid – während die Anbauer von Marktfrüchten und Futtermitteler-zeuger von den steigenden Preisen recht angetan sein dürften, sehen sich die Tierhalter leider mit sinkenden Verkaufserlösen konfrontiert. Die Marktbeobachtung bis Juli diesen Jahres offenbart teils enorme Schwankungen.
Agrar- und Rohstoffmärkte genau im BlickTorsten Fiedler
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1,35
1,30
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1,40
1,50
1,60
1,55
$/Barrel €/LiterRohöl Diesel
Abb. 1: Preisentwicklung von rohöl und diesel von Juli 2011 bis Juli 2012
13
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marktfrüchte positiv bewertetVor allem im Osten des Landes mussten im Frühjahr Weizenflä-chen umgebrochen werden, die stark von Auswinterungen be-troffen waren. Zentrales Thema im Verlauf des Frühjahrs war wieder die Trockenheit. Dennoch präsentierten sich die Feldbestän-de im Verlauf der Vegetation, bedingt durch das kühle Wetter, gut. Auf leichten Standorten wur-den Trockenschäden sichtbar. Das Handelsvolumen reduzierte sich im Verlauf des II. Quartals und kam vor Beginn der neuen Ernte nahezu zum Erliegen. Die Preise zogen kurz vor Beginn der neuen Ernte an, was auf Erzeugerseite die Abgabebereitschaft ankurbelte. Im Vergleich zu 2011 lagen die Preise für B-Weizen um fast 3 EUR/dt (+16%) über den Vorjahreswerten. Gleiches gilt für Futtergerste. Die Rapspreise legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls um mehr als 3 EUR/dt zu (+7 %) und tendierten zu Beginn der neuen Ernte knapp unter 50 EUR/dt.
futtermittelpreise extremerDie Futtermittel sind im Verlauf bis Juli 2012 teilweise sprunghaft gestiegen. Getrieben von nega-tiven Prognosen für die Mais- und Sojaernte in den USA, aufgrund der anhaltenden Trockenheit, hat sich auch hierzulande der Anstieg der Preise bei den Getreide- und Pro- teinkomponenten durchgesetzt. Die Forderungen für 44er Soja-schrot haben sich binnen Jahres-frist um ca. 180 EUR/t erhöht, was einem Anstieg von 60% inner-halb von 12 Monaten entspricht. Gleiches trifft für Rapsschrot zu, das sich im Vergleich zum Juli 2011 um 100 EUR/t auf 311 EUR/t im Juli
Juli2011
Sep2011
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EUR/dt B-Weizen Futtergerste
Abb. 2: Preisentwicklung von B-Weizen und futtergerste von Juli 2011 bis Juli 2012
Juli2011
Sep2011
Aug2011
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500
EUR/t Rapsschrot Sojaschrot
Abb. 3: Preisentwicklung von soja- und rapsschrot von Juli 2011 bis Juli 2012
Juli2011
Sep2011
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EUR/t KASHarnstoff MAP
Abb. 4: Preisentwicklung von düngemitteln von Juli 2011 bis Juli 2012
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2012 (+47%) verteuert hat. Unter den erreichten Höchstständen lei-den vor allem die Tierhalter, da im gleichen Zeitraum die Verkaufser-löse für Schweine, Ferkel und Milch gesunken sind.
düngemittel differenziertIn Folge der Trockenheit im Früh-jahr war die Nachfrage nach Stick-stoffdüngern für die dritte N-Gabe und zu Grünland eher verhalten.
Die gesamten Stickstoffdüngemit-tel gaben im II. Quartal teilweise deutlich nach und lagen zu Beginn des neuen Düngejahres mit bis zu 13% unter dem Niveau von 2011. Im Gegensatz zu den Stick-stoffdüngemitteln verteuerten sich die Phosphordünger und lagen im Jahresvergleich bei MAP mit 557 EUR/t 22 EUR/t über, bei DAP mit 512 EUR/t 23 EUR/t unter dem Vorjahreswert. Kali bewegte sich
im Frühjahr weiter seitwärts auf einem Niveau, das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei Korn-kali mit 12 EUR/t unter, bei 60er Kali mit 10 EUR/t über dem Vor-jahresmonat liegt.
Im Rahmen eines Kooperations-projektes zwischen der Volksrepu-blik China und der Bundesrepublik Deutschland ist die LMS in ein Projekt zur Weiterentwicklung der Rinder-zucht in China eingebunden. Mit dem folgenden Bericht und ausgesuchten Bildern wollen wir einen kleinen
Eindruck über Milchproduktion in China vermitteln.
China ist ein Land der Superlative: die älteste noch existierende Hochkultur, das drittgrößte Land der Welt und mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen der bevölkerungsreichste Staat auf un-
serem Globus. Große Vielfalt an Land-schaften und Sehenswürdigkeiten, 56 unterschiedliche Volksgruppen mit alten Traditionen, Kulturschätze und die Vielfalt der chinesischen Kochkunst bieten ein Höchstmaß an Abwechslung. Faszinierend ist die Entwicklung des modernen China, sei
Wie sieht die Milchproduktion der Volksrepublik China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde aus? Wie entwickelt sich die Milchproduktion und vor welchen Herausforderungen steht das Reich der Mitte hinsichtlich seiner landwirtschaftlichen Produktion?
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Tierhaltung
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dr. stefan Weber
es der Aufbau der modernen Groß-städte, des Verkehrssystems oder auch der touristischen Einrichtungen. Die Volksrepublik China grenzt an 14 Staaten, kein Staat hat mehr direkte Nachbarländer.
Bevölkerung und BesiedelungDas Staatsgebiet gliedert sich in 22 Provinzen, fünf autonome Gebiete, vier regierungsunmittelbare Städte und zwei Sonderverwaltungszonen. Davon entfallen auf die drei größten Gebiete 45 Prozent der Staatsfläche: Xinjiang und Tibet im Westen sowie die Innere Mongolei im Norden. Al-lerdings sind diese Gebiete nur wenig fruchtbar und mit einem Anteil von 4 Prozent an der Bevölkerung der Volksrepublik sehr dünn besiedelt. Um das rasche Bevölkerungswachs-tum einzudämmen, wurde die Ein-Kind-Politik betrieben, die wieder gemildert worden ist, weil es zu großen Fehlplanungen und demo-grafischen Verwerfungen gekommen ist. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zunahme der Bevölkerung von etwa 2,8 Prozent in den 1960ern
auf 0,6 Prozent eingependelt. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat mit 1,3 Milliarden mehr Einwoh-ner als Nordamerika und Europa zusammen.
Vielfältiges klimaDas Klima ist mit 18 verschiedenen Klimazonen so vielfältig wie die Geografie: Im Westen, Norden und Nordosten herrscht ausgeprägtes Kontinentalklima mit sehr kalten Wintern und heißen Sommern. Im Süden ist das Klima hingegen subtro-pisch bis tropisch. Die Fläche Chinas besteht zu 1,5 Prozent aus Städten, 2 Prozent aus Feuchtgebieten, 6,5 Prozent aus Ödland, 9 Prozent aus Wald, 21 Prozent aus Wüste, 24 Prozent aus Grasland und zu 36 Prozent aus Ackerland. Landwirt-schaft ist in China im Wesentlichen nur in der östlichen Landeshälfte möglich, da in diesen Gebieten die notwendigen Niederschlagsmengen zu verzeichnen sind.
Viele Bauern, wenig flächeBei allen Verbesserungen im Detail ist
das Hauptproblem der chinesischen Bauern jedoch erst ansatzweise ge-löst. Es gibt in China für das zur Verfügung stehende Land zu viele Bauern, und deshalb haben die meisten Bauern zu wenig Land zum Bewirtschaften. In Zentralchina ist jeder erwachsenen Person einer Bau-ernfamilie im Durchschnitt nur etwa 1-2 mo (1 mo = 666 m2, 1 ha = 15 mo) Land zugeordnet. Es werden in der Regel zwei Ernten eingefahren, nach Getreide wird Mais gelegt. Der Ge-treideertrag liegt bei etwa 350-500 kg/mo (entspricht 50-75 dt/ha). Die Düngung und Pflanzenschutz werden weitestgehend von Hand auf den sehr kleinen Parzellen ausgeführt. Für die Saat bzw. Ernte stehen sehr einfache und kleine Maschinen zur Verfügung.
Zunehmend mehr WanderarbeiterDie Landbevölkerung Chinas beträgt ungefähr 800 Mio. Menschen, für die Bewirtschaftung des Landes werden aber, selbst beim Einsatz nur einfacher Mittel, nur 100 Mio. Menschen gebraucht. Solange nicht Industrie in Zentralchina aufgebaut wird, werden die Bauern arm blei-ben. In China ist es bis heute einem Landbewohner nicht erlaubt, sich in einer Stadt ohne Aufenthaltserlaub-nis niederzulassen. Beispielsweise darf ein Einwohner Pekings erst nach fünf Jahren eine Wohnung oder ein Auto kaufen. Es wurden in den letzten Jahren aber immer mehr zeitlich begrenzte Aufent-haltserlaubnisse für Arbeiter aus der Landbevölkerung ausgestellt. Während es 1994 noch ungefähr 40 Millionen solcher so genannten Wanderarbeiter gab, hat ihre Zahl bis heute auf 100 bis 200 Millionen, die Schätzungen gehen sehr ausei-nander, zugenommen.
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Übersicht 1: Ausgewählte informationen und Wirtschaftskennzahlen für china und deutschland im Vergleich, (klammerwerte Weltrang)
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merkmale Volksrepublik china deutschland
Hauptstadt Bejing Berlin
Staatsform Volksrepublik parlam. Bundesrepublik
Fläche 9.571.302 km2 357.112 km2
Einwohnerzahl 1.339.724.852 81.778.000
Bevölkerungsdichte 140 EW / km2 229 EW/ km2
BIP total nominal 5878 Mrd $ (2) 3.402 Mrd $ ( 4)
BIP / Kopf nominal 4382 Mrd (94) 40.273 (21)
Wirtschaftswachstum % zu 2009 9,1 % 1,2 %
Planvolle milchproduktionIn China werden zurzeit etwa 13 Mio. Milchkühe gehalten. Regierungsseitig ist geplant, dass der Bestand stabil bleiben soll, Milchmenge und Qualität sollen jedoch durch entsprechende Maßnahmen gesteigert werden. Loka-le Regierungen und Provinzen geben teilweise die Rahmenbedingungen, die Rassen und Produkte vor, daher auch in vielerlei Hinsicht die unter-schiedlichen Systeme.
selten über 10.000 kgNach Angaben der Universität in Peking liegt die durchschnittliche Milchproduktion über alle Betriebe bei etwa 4.000 kg je Kuh. Die großen Betriebe erreichen ein Niveau von 7.000-8.000 kg, einige wenige Spit-zenbetriebe liegen über 10.000 kg. Hinsichtlich der Milchleistungsprü-fung gibt es 21 sogenannte DHI-Prüf-stellen (Dairy Health Improvement), welche die Milchleistungsprüfung in den Betrieben durchführen. Die DHI-Prüfstellen und Betriebe bekommen monatliche Subventionen für die Milchmengenerfassung und Daten-verarbeitung. Im Rahmen dieser Leistungsprüfung werden die Prü-fungen im Betrieb durchgeführt und mit entsprechenden Zusatzinforma-tionen zu Inhaltsstoffe und Qualität dem Betrieb wieder zur Verfügung gestellt. Weitere Parameter, wie z.B. Harnstoff oder Aceton, können in Forschungsstellen untersucht wer-den.
Voraussetzung für die Mitglied-schaft bei einer der DHI-Stationen sind ein überdurchschnittliches Leistungsniveau und Herdengröße sowie Melkanlagen mit denen eine ordentliche Leistungsprüfung möglich ist. Als Gegenleistung bekommen die Mitgliedsbetriebe
Erstattungen vom Staat. Die Sub-ventionen liegen etwa bei 70 yuan (8 €)/Milchkuh und Jahr.
Zentrale ZuchtdatenbankDie zentrale Datenbank des chine-sischen Milchverbandes berechnet jedes Jahr den CPI (Chinesischer Milchvieh Index). Jeden Mai werden die Relativzuchtwerte veröffentlicht. Grundlage dieser Nachkommenprü-fung sind die DHI-Datensätze Fett, Eiweiß, Zellzahl, Lactose, Harnstoff und Milchleistung. Zuchtdaten wer-den in ca. 1.000 Betrieben mit 400.000 Kühen getrennt.
Zwölf demonstrationsbetriebeNachfolgend soll anhand von zwei Betrieben die Milchproduktion be-schrieben werden. Diese beiden Betriebe unterscheiden sich in vie-lerlei Hinsicht voneinander, so dass lediglich ein kleiner Einblick in die vielfältigen Strukturen und Bedin-gungen möglich ist. Diese zwei Betriebe gehören mit zu den 12 Demonstrationsbetrieben, die im Rahmen des Projekts mitarbeiten.
Betrieb hutuBi in der Provinz XinjiangIm Betrieb HuTuBi arbeiten insgesamt 1.800 Mitarbeiter in 5 Betriebsein-heiten und einer Verwaltung mit 10 Abteilungen für den Gesamtbetrieb. Gegründet 1995 ist dieser Betrieb ak-tiv in dem bestehenden Ort von etwa 110.000 Einwohnern eingebunden. Gelegen ist dieser Betrieb in Xinjiang, einer der größten autonomen Provin-zen Chinas, ganz im Nordosten an den Grenzen zu Kasachstan und der Mongolei, also einer Gegend mit sehr wenig Niederschlag und extremen Jahreszeiten. Bekanntermaßen ist die Desertifikation (Wüstenausdehnung) eins der größten Probleme Chinas.
Zum Betrieb gehört eine eigene Molkerei, die Flächenausstattung umfasst 20.000 ha, der Rinderbe-stand von insgesamt 10.000 Tieren ist auf 4 Betriebseinheiten verteilt. 20 % der Tiere sind der Rasse Fleck-vieh zuzuordnen, deren Milchleistung bei etwa 6.600 kg Milch liegt. Der besichtigte Betrieb hat derzeit eine Kuhherde von 1.002 Fleckviehkühen, davon 800 in Milch. HuTuBi gilt als größter Fleckviehbetrieb in China und verkauft entsprechend viele Zuchtbullen. Die Tagesproduktion lag bei 18 t, das entspricht einem Melkdurchschnitt von 23 kg je Kuh. Gemolken wird dreimal am Tag in einem Doppel-20-SBS-Melkstand.
Die Jungviehaufzucht wird im ge-schlossenen System organisiert. Die Grobfutterproduktion, die in den allermeisten Betrieben recht proble-matisch erschien, basiert im Wesent-lichen auf Maissilage, Luzerneheu und sehr extensivem Schafgrasheu. Das Luzerneheu wurde von den grö-ßeren Betrieben teuer zugekauft. Die Maissilage war qualitativ unbefrie-digend, da Häcksellänge, Ertrag und Nährstoffgehalte nicht sehr hochwer-tig waren. Auch wenn teilweise neue Ställe und Gebäude existierten, so waren doch viele Unzulänglichkeiten hinsichtlich Kuhkomfort, Fütterung und Haltung zu beobachten.
Bejing san Yuan lvhe haltungs-zentrum in der Provinz hebeiDer Betrieb verfügt über einen Milch-kuhbestand von 2.000 Milchkühen und eigener Jungviehaufzucht.
Er gehört zur SanYuan LvHe-Hol-ding, zu der ein Kuhbestand von insgesamt 20.000 Kühen gehört, bzw. insgesamt 42.000 Rindern. Die große, progressive SanYuan-
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Unternehmensgruppe verfügt über verschiedenste Geschäftsbereiche im Bereich der Tierzucht und -haltung. Die Milchviehhaltung der Unterneh-mensgruppe steht an erster Stelle der Milchproduktion in China. Zur Unternehmensgruppe gehören 27 große Milchproduktionsbetriebe, das Gesamtunternehmen verfügt über 2.000 Mitarbeiter. Alle Betriebsein-heiten sind flächenlos, die zentrale Verwaltung übernimmt die Aufgaben des gemeinsamen Betriebsmittel-einkaufs, Planung und Controlling der Betriebe. Produktionsvorgaben werden regelmäßig angepasst, Be-triebsvergleiche zur Wertung der Ergebnisse werden kontinuierlich durchgeführt. Bei Übererfüllung zen-traler Vorgaben werden zusätzliche Ausschüttungen gewährt.
Die Betriebseinheit in San Juan verfügt über 2.600 Rinder, davon 1.350 Milch-kühe der Rasse HF. Die Tagesproduk-tion liegt bei 31,4 t das entspricht einem Melkdurchschnitt von etwa 26 kg. Im Betrieb sind 89 Mitarbeiter beschäftigt, davon 6 Tierärzte, 4 Be-samer und 2 Dokumentare. Seit 2002 besteht eine enge Zusammenarbeit mit Beratern aus Israel.
So wurde in 2002 ein größeres Pro-jekt angeschoben mit Neubau von Stall und Melkstand sowie etlichen Maßnahmen von Kuhkomfort und Dokumentation. Im Betrieb erfolgt die tägliche Milchmengenerfassung über Melkstand und Aktivitätserfas-sung über Hals-Pedometer.
Die Tiergesundheit wird sehr ernst genommen. Als Zielgrößen für die Aufzuchtverluste werden 1 % und für Totgeburten 6 % genannt. Der Gehalt an somatischen Zellen soll unter 200.000 Zellen liegen.
Als wesentlichste Abgangsgründe werden Fruchtbarkeit, Klauen und Gelenke und als Hauptursache Durch-fall genannt. Als Ursache ist hierbei auf die angegebenen Kraftfuttermengen von 15-16 kg zu verweisen, die stoff-wechselseitig zu enormen Belastungen führen. Als wesentliches Problem steht hierbei wie in den meisten anderen Betrieben die geringe Grobfuttermen-ge und -qualität im Vordergrund.
Vorgabe für 2012: 28 % Rastzeit (RZ) 55-60 Tage Zwischenkalbezeit (ZKZ) 360-400 Tage Erstbesamungserfolg (EBE) 40 % (so niedrig, weil mit
gesextem Sperma gearbeitet wird) Brunstbeobachtung herkömmlich über Beobachtung
und Aktivitätsmessung Trächtigkeitsuntersuchung (TU) ab dem 60 Tag p.p.
impressionen vom Bejing san Yuan lvhe haltungszentrum
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Ist Gras eine Alternative zu Mais als Biogassubstrat? Das Interesse, Mais als Biogassubstrat zumindest teilwei-se durch alternative Substrate zu er-setzen, ist gestiegen. Als alternatives Substrat ist immer wieder Gras bzw. Grassilage im Gespräch. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern gibt es Grünlandflächen, die nicht mehr vollständig für die Milch- und Fleisch-produktion benötigt werden, wes-halb auch aus dieser Sicht eine ener-getische Grasverwertung interessant ist. Zwar hat sich gezeigt, dass Grün-landaufwüchse bzw. Grassilagen grundsätzlich zumindest anteilig als Kosubstrat für Biogasanlagen geeig-net sind, jedoch besteht hinsichtlich der unterschiedlichen Grasqualitäten und deren Biogaspotenzial noch Untersuchungsbedarf.
Wissenschaftliche untersuchungenIm Rahmen gemeinsamer Untersu-chungen durch die LFA MV und die Universität Rostock wurde die Bio-gasausbeute von zwei ausgewähl-ten gräser- bzw. rotkleedominierten Gräsermischungen als Ausgangsma-terial für die Grassilageproduktion geprüft. Dabei handelte es sich um zwei Ackerfuttermischungen, die im Rahmen des bundesweiten Projektes EVA II am Standort Dummerstorf angebaut wurden. Damit stand eine gut definierbare Ausgangsbasis mit abgeklärten gesicherten Versuchs-bedingungen als Voraussetzung für reproduzierbare Daten zur Verfü-gung. Die Ansaatmischung AM 2 ist eine weidelgrasdominierte Mischung aus Welschem Weidelgras (7 kg/ha),
AlternAtiVe Zu mAis?
Gas aus Gras – es gilt vieles zu beachten Dr. Antje Priepke und Dr. Heidi Jänicke – Landesforschungsanstalt MV, Institut für Tierproduktion DummerstorfDr. Denny Wiedow und Jörg Burgstaler – Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock
Da die Gasausbeuten in Biogasanlagen und damit die Wirtschaftlichkeit neben der Verfahrens- und Prozesstechnik maßgeblich durch die Zusammensetzung des eingesetzten Substrates beeinflusst werden, sind Kenntnisse zum Biogaspotenzial der einzusetzenden Substrate notwendig.
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Versuchsfläche und Ansaatmischung Am 4
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Bastardweidelgras (7 kg/ha), Deut-schem Weidelgras (10 kg/ha) sowie einem Rotkleeanteil von 30 % (11 kg/ha), während die Mischung AM 4 durch Rotklee dominiert wird (12 kg Rotklee/ha) sowie 8 kg Wiesen-schweidel/ha. Die Ernte erfolgte in den Erntejahren 2009 und 2010 zu jeweils fünf Schnittterminen.
labortests Die Untersuchungen umfassten ne-ben der Erfassung der Trockenmas-seerträge sowie der Analyse der Inhaltsstoffe eine Messung der Bio-gas- und Methanausbeute mittels Batchversuchen. Diese wurden an der Universität Rostock sowohl mit Frischgras als auch mit angefertig-ten Weckglassilagen durchgeführt.
Das täglich produzierte Biogas wurde in kalibrierten Gasmäusen über 35
Tage aufgefangen und mengenmä-ßig erfasst. Die Zusammensetzung des Biogases wurde mit einem Gasa-nalysegerät bestimmt (Abbildung 1).
Die gemessene Methankonzentra-tion diente zur Berechnung der Methanausbeute. Der ermittelte Biogasertrag ist in Normliter (lN), d.h. bei standardisierten Werten für Temperatur und Luftdruck (20 °C, 1013 kPa) angegeben.
Obwohl die Übertragbarkeit von Messergebnissen aus Batchversu-chen auf praktische Biogasanlagen nur eingeschränkt möglich ist, da weder Verweilzeit noch Belastung der Anlagen simuliert werden und die verschiedenen Abbauvorgänge nicht zeitgleich ablaufen, wird die Methode für einen standardisierten Vergleich von Substraten als geeig-net angesehen.
Versuchsergebnisse dertrockenmasse-erträgeIn Abbildung 2 sind die gemessenen Trockenmasseerträge dargestellt. Die ersten Aufwüchse waren in beiden Jahren geprägt von der Regeneration nach stärkerer Wintereinwirkung.
Noch gravierender waren in beiden Jahren die fehlenden Niederschläge für die Folgeaufwüchse, wodurch das Wachstum erheblich eingeschränkt wurde. So wurden für Ackerfutter insgesamt nur vergleichsweise mä-ßige TM-Erträge erreicht. Besonders 2010 blieben sie hinter den Erwar-tungen zurück. Damit bestätigt sich die Erfahrung, dass in Jahren mit einem Niederschlagsdefizit in der Vegetationszeit von Ackergras und Rotklee, besonders zu den Phasen der Hauptertragsbildung, auf der Mehrzahl unserer Standorte mit deutlichen Ertragseinbußen zu rech-nen ist. Es sei denn, es besteht die Möglichkeit zur Beregnung.
In betriebswirtschaftlichen Planun-gen werden die Ertragsschwankun-gen zwischen den Jahren nicht im-mer ausreichend berücksichtigt. Für einen Vergleich und die Bewertung von Substraten für die Biogaserzeu-gung ist der Methanertrag je Hektar ein empfohlener Maßstab. Dieser wird wesentlich vom TM-Ertrag beeinflusst, so dass bei Minderer-trägen das zuvor kalkulierte positive wirtschaftliche Ergebnis am Ende nicht immer aufgeht. Dies muss
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Abb. 1: laborversuchsanlage zur Bio-gasgewinnung der universität rostock, Professur für Agrartechnologie und Verfahrenstechnik (oben: Batchgefäß im Wasserbad, unten: gasmäuse mit gas- analysegerät)
Abb. 2: trockenmasse-erträge der Ackergrasmischungen Am 2 und Am 4 in den erntejahren 2009 und 2010, standort dummerstorf
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19,9
35,3 38,437,3
4,0018,0 7,80
21,3
11,03,10
81
115
23,3
35,941,3
36,5
6,3015,312,024,5
8,203,20
91
115
AM 2 AM 4
1.Schnitt
2.Schnitt
3.Schnitt
4.Schnitt
5.Schnitt Gesamt
1.Schnitt
2.Schnitt
3.Schnitt
4.Schnitt
5.Schnitt Gesamt
20
0
40
60
80
100
120
140
TM dt/ha 2009 2010
bei der Beurteilung eines gezielten Anbaus von Ackerfuttergras bzw. seiner Mischungen für die Biogas- erzeugung vergegenwärtigt wer-den.
Anders fällt die Bewertung aus, wenn z.B. nur einzelne Aufwüchse in ergänzender Verwertung zur ei-gentlichen Futterproduktion in die Biogasanlage gelangen. Ähnliches gilt für Grünlandaufwüchse, die zur Versorgung der Tierbestände nicht benötigt werden und für die oh-nehin Bedarf an Verwertungsalterna-tiven besteht. Hier ist die möglichst kostengünstige Silageerzeugung das vorrangige Kriterium.
Bewertung der BiogasausbeuteEin Vergleich der im Batchversuch gemessenen Biogasausbeute des Ausgangsmaterials und der Silagen ergab bei den meisten Aufwüch-sen ähnliche Werte bzw. etwas geringere Biogasausbeuten bei den Silagen (Abbildung 3), wobei die durchschnittliche Abweichung 6 %
betrug. Im Mittel aller Aufwüchse wurden in den Silagen 522 lN Biogas/kg oTS gemessen, die Spannbreite war jedoch erheblich. Literaturquel-len folgend kann bei Grassilagen mit Biogaserträgen von 550-620 m3/t oTS gerechnet werden.
Weder zwischen den Ansaatmi-schungen noch in der Folge der Aufwüchse zeigte sich in den vorlie-genden Untersuchungen hinsichtlich der Biogasausbeute eine eindeutige Tendenz. Vielfach wird berichtet, dass mit fortschreitendem Alter der Pflanzenbestände bzw. im Schnitt-verlauf die Biogas- und Methanaus-beuten abnehmen. Als begrenzender Faktor werden die Komponenten Lignin und Cellulose genannt, die nur schwer anaerob abbaubar sind. Aus diesem Grunde ist eine sachge-rechte Bewirtschaftung der Bestände sowie die Einhaltung des optimalen Schnitttermins bedeutsam. Gras von Landschafts- und Naturschutzflächen als Biogassubstrat wird als nur wenig geeignet eingeschätzt.
Vergleichend zur Biogasausbeute im Batchversuch wurde das Biogas-potenzial mittels FoTS nach WEISS-BACH (2008, 2009) kalkuliert. Dabei handelt es sich um die Menge an oTS, die unter aeroben Bedingungen potenziell durch Mikroorganismen abgebaut werden kann. Für die Ableitung des Biogas- und Methan-potenzials können laut WEISSBACH (2008, 2009) im Mittel Werte von 800 l Biogas und davon 420 l Methan je kg FoTS angerechnet werden. Die Ergebnisse sind vergleichend am Beispiel der Silagen in der Abbildung 4 dargestellt.
Im Mittel über alle Aufwüchse be-trug das kalkulierte Biogaspotenzial bei den Silagen 672 lN/kg oTS, wobei sich die Werte für das Frischgras und die Silagen kaum unterschie-den. Im Vergleich zu der im Batch-versuch ermittelten Biogasausbeute war das über die FoTS kalkulierte Biogaspotenzial durchgehend höher und streute weniger (Abbildung 4). Die Abweichungen zwischen der
Abb. 3: Biogasausbeute vom frischgras und dessen silagen (Batch), ln/kg ots
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gemessenen Ausbeute und dem kalkuliertem Potenzial betrugen im Frischgras im Mittel 16 % (0 - 33 %) und bei den Silagen 22 % (5 - 38 %). Inwiefern das mittels FoTS kalkulierte Biogaspotenzial von Frischgras bzw. Grassilagen mit Labor- bzw. Praxis-biogasanlagen vergleichbar ist, bleibt weiterhin zu prüfen.
Die zusätzlich nach BASERGA (1998) kalkulierte Biogasausbeute lag in den vorliegenden Untersu-chungen näher bei den Batch-ergebnissen als das mittels FoTS kalkulierte Potenzial.
entscheidend sind methan-ausbeute und -ertragOft wird in der Literatur nur die Bio-gasausbeute angegeben, entschei-dend ist aber der Methangehalt im Biogas und die daraus folgende Methanausbeute. Der in den vorlie-genden Batchversuchen ermittelte Methananteil betrug im Frischgras durchschnittlich 52 %, die Spann-breite war mit Werten von 42-54 %
jedoch beträchtlich. Bei den Silagen betrug der geringste Methananteil im Biogas in der vorliegenden Unter-suchung 47 %, die höchsten Werte lagen dagegen bei 58 und 60 %. Vom KTBL (ANONYMUS, 2010) so-wie von WEISSBACH (2009) wird dagegen ein einheitlicher Wert von 53 % bzw. 52,5 % angenommen. Praxisuntersuchungen berichten je-doch ebenfalls von einem variie-renden Methananteil von 53 - 59 % im Biogas bei Verwendung von Gras-silagen (ROLNIK, 2010).
Die resultierende Methanausbeute ergab zwischen den Aufwüchsen ein ähnliches Bild wie die Biogasaus-beute. In den Grassilagen wurden mittlere Methanausbeuten von 271 lN/kg oTS gemessen. Die Variation war in den von uns geprüften Sila-gen mit Werten zwischen 195 und 337 lN/kg oTS etwas größer als im Ausgangsmaterial. Damit lagen die Werte teilweise unter den in der Literatur für Kleegras angegebenen Werten von 237 bis 500 lN/kg oTS
(siehe GRONAUER UND KAISER, 2007). Sie ordnen sich dagegen recht gut in Untersuchungsergebnisse von ÖCHSNER (2005) für Grassilagen von Intensivgrünland ein.
Zur Beurteilung der Rentabilität un-terschiedlicher Substrate ist der Me-thanertrag je Hektar entscheidend, der durch die Methanausbeute/ kg oTS sowie durch den TM-Ertrag/Hektar bestimmt wird. Da vom 1. Schnitt 2009 keine Biogas- und Methanausbeute im Batchversuch ermittelt werden konnte, wurde zur Kalkulation des Gesamtmethan-Ertrages/Jahr für den 1. Schnitt die gleiche Methanausbeute wie im 2. Schnitt angenommen und mit dem ermittelten oTS-Ertrag verrechnet. In den vorliegenden Untersuchungen ergaben sich die höchsten Me-than-Erträge/Hektar im 1. und 2. Schnitt, während der Ertrag ab dem 3. Schnitt aufgrund deutlich geringerer Trockenmassezuwächse zurückging. Dies schlug sich auf den Gesamtjahresertrag nieder, der
Abbildung 4: Vergleich der Biogasausbeute (Batch) mit dem mittels fots (nach WeissBAch) kalkulierten Biogaspotenzial in grassilagen, ln/kg ots
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Pflanzenbau
im Erntejahr 2009 bei rund 3.000 bzw. 2.700 m3/ha (AM 2 bzw. AM 4) betrug. Damit lag der Methanertrag unterhalb von Literaturangaben für Kleegrasmischungen (3.121-5.385 m3/ha/a, siehe WURTH, 2008), aber noch im Rahmen von Daten aus der intensiven Grünlandnutzung. Im Folgejahr 2010 wurden aufgrund der geringeren Zuwachsleistung ca. 30 bzw. 20 % geringere Gesamterträge von ca. 2.100 m3/Methan/Hektar/Jahr erzielt. Zwischen den Ansaat-mischungen war kein gerichteter Unterschied zu erkennen.
Insgesamt scheint der Einfluss des TM-Ertrages auf den Methaner-trag deutlich größer zu sein als die ermittelte Methanausbeute zu den jeweiligen Schnittzeitpunkten. Hohe stabile Erträge sowie eine ver- lustarme Ernte und Konservierung sind somit entscheidend für hohe Methan-Erträge je Hektar. Die Er-träge von Grünlandaufwüchsen können in Abhängigkeit von Stand-ortfaktoren und Nutzungsintensität stark schwanken. Mit dem Ziel hoher Erträge werden in Abhängigkeit von der Witterung bis zu 5 Schnitte an-gestrebt, was jedoch u.a. mit hohen Mechanisierungskosten verbunden ist. Denkbar ist deshalb eine Redu-zierung der Schnittfrequenz von fünf auf drei Schnitte, wobei der etwas geringere Minderertrag in Unter-suchungen von MESSNER ET AL. (2011) durch eine Kosteneinsparung ausgeglichen wurde.
empfehlungen für den prak-tischen einsatzDas Siliergut von Grasaufwüchsen sollte kurz gehäckselt sein (5-7 mm), um Schwimmschichtbildung zu ver-meiden, den Bakterien für den Ab-bau des Substrats viel Angriffsfläche
zu bieten und damit den Abbaupro-zess günstiger zu gestalten. Für den Schnittzeitpunkt wird ein Termin favorisiert, zu dem eine ähnlich hohe Qualität wie für die Milchkuhfütterung realisierbar ist, d.h. eine hohe Verdaulichkeit ist erwünscht. Für die Verwendbarkeit von qualitativ weniger gut zu bewer-tenden Aufwüchsen bedarf es noch weiterer Untersuchungen.Übereinstimmend wird berichtet, dass hohe Sandgehalte im Substrat für den Anlagenbetrieb problema-tisch sind. Wie auch in der konventi-onellen Futterproduktion ist also die Verschmutzung so weit wie möglich zu vermeiden. Die Technik der Biogasanlagen muss den Substrateigenschaften ange-passt werden, wenn Grassilage ein-gesetzt wird. Bei Dosierern (z.B. möglichst substratauflockernd), Schnecken, Steigrohren (z.B. Durch-messer ausreichend groß bemessen, kurze Wege mit möglichst wenigen Biegungen), Rührwerken, Pumpen und eventueller Separation sind Besonderheiten zu beachten bzw. ggf. entsprechende Veränderungen erforderlich.Besondere Anforderungen bestehen bezüglich der Temperatur und der Raumbelastung, für die, ausgehend von einem niedrigen Niveau, ein allmähliches Herantasten bei lau-fender Prozesskontrolle empfohlen wird. Das betrifft in ähnlicher Weise die Einsatzmenge von Grassilage. In engem Zusammenhang dazu steht die potenziell steigende Gefahr ei-ner Hemmung der Bakterien durch zu hohe Konzentrationen von NH4/NH3, da Grassilage in der Regel proteinreich ist und prozessbedingt die Umsetzung in Ammoniak vollzo-gen wird. Bei Überschreitung eines Grenzwertes von 3 g NH3/l im Gärge-
misch wird von einer Hemmung der Gasbildung und einem Leistungsab-fall der Anlage ausgegangen. Auch dafür wird die laufende Prozesskon-trolle durch ein Labor empfohlen.
Zusammenfassung und fazitDer ermittelte Jahres-Methanertrag der geprüften Gräsermischungen be-trug 2009 ca. 3.000 bzw. 2.700 m3/ha und fiel im Folgejahr aufgrund des unzureichenden Ertragszuwachses 30 bzw. 20 % geringer aus. Damit lagen die Ergebnisse unterhalb von Literaturangaben für Kleegras. Ent-scheidenden Anteil hatte der mäßige Trockenmasse-Ertrag/ha. Da die Höhe der spezifischen Methanausbeu-te von Substraten im Wesentlichen durch die Zusammensetzung der In-haltsstoffe bestimmt wird, die sich mit dem Alter der Pflanzen ändert, ist die Ernte ein Kompromiss aus maximalen TM-Ertrag, Silierbarkeit und hoher Qualität der Inhaltsstoffe (z. B. Nährstoffverdaulichkeit). Es be-steht weiterhin Bedarf, den Zusam-menhang zwischen der Biogasaus-beute und spezifischen Inhaltsstoffen (z. B. ADL) im Vegetationsverlauf zu untersuchen.
Der Einsatz von Grassilagen in Bio-gasanlagen erfordert grundsätzlich eine entsprechende Anpassung der Anlagentechnik. Werden höhere Mengen an Grassilage eingesetzt, sind die Prozesssteuerung und -über-wachung ebenfalls auf die Beson-derheit des Kosubstrates Grassilage auszurichten und Erfahrungen aus schon funktionierenden Anlagen zu berücksichtigen.
Für jeden Interessierten besteht die Möglichkeit, die Gläserne Meierei zu besichtigen, bei einem Rundgang durch den Schaugang der Produk-tionshallen einzelne Prozessabläufe nachzuvollziehen und sich alle Fragen zur Produktion beantworten zu las-sen. Anschließend kann man sich bei
einer Verkostung von der Qualität der angebotenen Produkte – insbeson- dere Milch und Käse – überzeugen.
Vollmilch und heumilchDie Gläserne Meierei füllt frische Milch als Vollmilch mit 3,8 % Fett oder als fettarme Milch mit 1,5 %
Fett ab. Eine Besonderheit in der Milchabfüllung ist die separate Ab-füllung der so genannten „Heu-milch“, die von Kühen kommt, die ausschließlich mit Weidefutter und Heu versorgt werden – es werden also keine Silagen als Grundfutter-mittel eingesetzt. So hat diese „Heu-
Besichtigung der „gläsernen meierei“
Die Gläserne Meierei in Dechow wurde dieses Jahr am 16. April offiziell von Agrarminister Dr. Till Backhaus eröffnet. Seitdem werden täglich ca. 150.000 Liter frische Trinkmilch abgefüllt. Als neues-tes Projekt wurde die Erzeugung von Joghurt in Angriff genommen.
In Dechow ist bei Milch alles in Butter
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Sabine Melenk-Dexheimer
BEX – Büro für Existenzsicherung
milch“ einen kräftigeren Geschmack und wird von Milchkennern gerne gekauft.
Butter, Joghurt und käse der regionWeiterhin wird in der Gläsernen Meierei Butter für die Vermarktung im eigenen Laden und Märkte in der Region produziert. Die Erzeu-gung von Joghurt stellt aktuell das neueste Projekt dar – die bereits vorhandene Technik für die Joghurt-erzeugung soll demnächst in Betrieb genommen werden.
Im Laden der Meierei kann man die frisch abgefüllte Trinkmilch des Hauses, Butter, Käse (aus der Ur-sprungsmolkerei in Brandenburg – dort werden 7 verschiedene Käse-sorten erzeugt) und viele andere re-gionale Bioprodukte kaufen. Zudem gibt es das Angebot von Kaffee und Kuchen, den man im Laden kaufen und an einigen Tischen mit Blick ins Grüne genießen kann. Bei der Abfül-lung von Trinkmilch und der Herstel-lung von Butter sind einige Punkte zu berücksichtigen. Die Ansprüche an die Hygiene im Produktionsbe-reich und an die geforderte Qualität der erzeugten Produkte sind hoch.
höchste QualitätsanforderungenDie Rohmilch, die ausschließlich von Bio-Betrieben aus Mecklenburg-Vorpommern geliefert wird, muss bei Ankunft in der Meierei zunächst untersucht werden – dabei wer- den verschiedene Test durchgeführt, u. a. auf Hemmstoffe, Zellzahl und Keimgehalt, die für eine gute Qua-lität Voraussetzung sind. Erst wenn die Milch für gut befunden wurde, wird sie aus dem Milchtanker in das Rohrleitsystem der Meierei ge-pumpt. Anschließend wird in einer
Zentrifuge überschüssiger Rahm von der Trinkmilch getrennt (je nach gewünschter Fettstufe). Die Trinkmilch wird pasteurisiert und homogenisiert. Eine Ausnahme bil-det hier die „Heumilch“, bei der die Absonderung von Rahmstückchen nicht als Qualitätsmangel angese-hen wird. Für Trinkmilch, die länger haltbar ist, steht eine Anlage zur Mikrofiltration zur Verfügung, in der größere Bestandteile der Milch aus-gesiebt bzw. zerkleinert werden. Die Abfüllung der Milch erfolgt auto- matisch in 1-Liter-Portionen, die Pa-lettenweise ins Kühllager und später zum Abnehmer gebracht werden.
transparente ProduktionDie Gläserne Meierei ist mit mo-dernster Technik ausgestattet, die
vom Schaugang aus durch große Fenster gesehen werden kann. Die Produktion wird auf bunten Schautafeln bildlich dargestellt und beschrieben – von der Milchabho-lung auf den Betrieben bis zur Ab-holungen der fertigen Butter bzw. Frischmilch. So sind die einzelnen Vorgänge für jeden nachvollziehbar. Ein Besuch und eine Besichtigung der Gläsernen Meierei in Dechow lohnen sich auf jeden Fall für interes-sierte Kinder und Erwachsene. Bei einer Führung können alle Fragen rund um die Arbeit der Meierei be-antwortet werden.
Kontakt: Sabine Melenk-Dexheimer
Tel.: 0381 877133-45
E-Mail: smelenkdexheimer@
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große fenster – das passt zu einer „gläsernen meierei“
Das Blatt 3/2012 29
BEX – Büro für Existenzsicherung
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Bei einer Inhaberschuldverschreibung, auch „Anleihe“ genannt, leiht eine Person (oder ein Unternehmen) einem Unternehmen oder Kreditinstitut Geld und bekommt für dieses „Darlehen“ Zinsen gezahlt. Dabei werden häufig attraktiv hohe Zinssätze angeboten – teilweise 6-7%. Diese Art der Direkt-anleihe ist aber nichts für Anleger, die sichere Geldanlagen suchen. Generell gilt: Je höher die versprochenen Zinsen, desto größer das Risiko. Für sichere Geldanlagen gibt es derzeit Zins- sätze um die 3 %. Keine Geldanlage ist hochrentabel und gleichzeitig sicher!
Angeboten werden diese Inhaber-schuldverschreibungen häufig von mittelständischen Unternehmen, die Kapital brauchen. Diese Unterneh-men haben es häufig schwer, bei Kreditinstituten Geld zu bekommen und werben mit besonders hoher Rendite – verbunden mit besonders hohem Risiko.
Verlust- und AusfallrisikoWer sich für eine Inhaberschuldver-schreibung entscheidet, sollte sich den damit verbundenen Risiken be-wusst sein und im Zweifelsfall große Verluste verschmerzen können. Das größte Risiko besteht darin, dass der Schuldner die Zinsen nicht voll-ständig zahlt oder im Extremfall die
gesamte Einlage verloren ist. Selbst bei seriösen Anbietern besteht im Gegensatz zu anderen Geldanlagen ein großes Ausfallrisiko. Die getätigte Einlage ist nicht gesichert – wie es häufig bei anderen Wertpapieren der Fall ist. Zudem unterliegen Inhaber-schuldverschreibungen auch einem Zinsänderungsrisiko. Durch steigende Marktzinsen kann der Kurs der Inha-berschuldverschreibung während der Laufzeit unter 100% des ursprüngli-chen Nennwertes fallen. Selbst bei vollständiger Auszahlung wäre damit ein Verlust verbunden.
Ein weiteres Risiko, dass unabhän-gig von der „Zahlungsmoral“ des beliehenen Schuldners steht, ist das Risiko der Bonität des Schuldners. Bei negativer Geschäftsentwicklung kann sich die Zahlungsfähigkeit derart ver-schlechtern, dass nur noch ein Teil des eingesetzten Kapitals zurückgezahlt wird oder ein Totalausfall droht.
Alternative mit festem ZinssatzAuch die Landwirtschaftliche Renten-bank bietet Inhaberschuldverschrei-bungen an. Bei diesen Wertpapieren gewährt man der Rentenbank einen Kredit, für den feste Zinszahlungen während der Laufzeit vereinbart wer-den. Am Laufzeitende wird der voll-ständige Nennwert des Darlehens
zurückgezahlt. Der Kurs der Inhaber-schuldverschreibung kann während der Laufzeit über, er kann aber auch unter dem ursprünglichen Nennwert notieren – im letztgenannten Fall wird bei vorzeitiger Beendigung ein Verlust realisiert. Veräußert man die Inhaber-schuldverschreibung zu Zeiten mit hö-herer Notierung, kann man zusätzliche Kursgewinne realisieren. Diese Form der Inhaberschuldverschreibung ist für Anleger geeignet, die unter Inkauf-nahme des Bonitätsrisikos (Risiko, dass die Bonität des Schuldners schlechter wird) einen festen jährlichen Zinssatz oberhalb risikoärmerer Geldanlagen wünschen. steuerliche relevanzZusätzlich zu allen Risiken muss auch berücksichtigt werden, dass Erträ-ge und realisierte Kursgewinne aus Inhaberschuldverschreibungen der Abgeltungssteuer (25%) sowie dem Solidaritätszuschlag unterliegen. Die steuerliche Behandlung ist abhängig von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers und kann künftigen (auch rückwirkenden) Änderungen unterworfen sein.
Kontakt: Sabine Melenk-Dexheimer
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inhABerschuldVerschreiBungen
Sind die Risiken höher als die Renditen? Sabine Melenk-Dexheimer
Geld verleihen und mit hohen Zinsen zurückbekommen – wer wäre da nicht interessiert? Attraktive Renditeversprechen verleiten zu leichtfertigen Geldanlagen, die nicht immer halten, was vorab versprochen wurde. Wer sich nicht genau informiert, muss unter Umständen mit Verlusten rechnen.
Das Blatt 3/2012
BEX – Büro für Existenzsicherung
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Mit 613.000 kg Milchquote, durch-schnittlich 100 Milchkühen, 700 Mastschweineplätzen und einer Be-triebsfläche von ca. 250 ha wirtschaf-tete der Betrieb Wolfram Zieger von 1992 bis 2003. Diese Jahre waren gekennzeichnet von Aufbruchstim-mung, Idealen, viel Arbeit und der Bereitschaft zu verzichten, und zwar auf Freizeit und auf Geld.
Am Anfang war die ArbeitNeben der Arbeit war das Familien-leben mit 4 Kindern zu organisieren, ein umgebauter Wohnwagen kam mit zur Feldarbeit, in dem die Kinder
unter Aufsicht waren und dort auch ihre Schularbeiten machten.
Das Fremdkapital betrug damals ca. 1 Mio. DM und die Familie und Angestellten arbeiteten en-thusiastisch und hatten das große Ziel, Fremdkapital ab- und Eigen-kapital aufzubauen vor Augen. In der täglichen quirligen Betriebsam-keit des Unternehmens fiel es zu-nächst gar nicht besonders auf, dass der Kontokorrentrahmen häufiger erweitert werden musste. Waren die fallenden Schweinepreise, das teure Schweinefutter, der Milchpreis
oder der schlechtere Getreidepreis Schuld? Egal, so lange die Hausbank mit sich reden ließ, ging alles seinen gewohnten Lauf.
der WendepunktIrgendwann, als die Familie länger über dem Jahresabschluss saß, ge-stand sie sich ein, dass jeder gerne fleißig und engagiert arbeitet, aber es doch nicht sein kann, dass keine ausreichende Eigenkapitalbildung stattfand. Trotz sparsamen Lebens und ohne geregelten 8-Stunden-Tag – es blieb kein ausreichendes Einkommen übrig!
diVersifiZierung erfolgreich durchgefÜhrt
Im Mai 2012 konnte Familie Zieger aus Waschow im Landkreis Nordwestmecklenburg zwei Jubiläen mit einem großen Hoffest feiern: Vor 20 Jahren wurde der Landwirtschaftsbetrieb gegründet und auch die Hofschlachterei mit Partyservice besteht bereits seit 10 Jahren.
Vom Beruf zur Berufung
Das Blatt 3/2012
Dr. Margit Brandstädter
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Was war zu tun? Es folgte die knap-pe sachliche Feststellung: Wenn wir trotz überdurchschnittlichem Einsatz im Unternehmen kein Geld verdienen, ist etwas nicht richtig und muss geändert werden! Erste Ideen kamen aus der Familie: Wenn man das Fleisch selbst vermarkten würde, wäre man unabhängig von schwankenden Preisen. Herr Zie-ger sagte, dass er eigentlich schon
immer lieber in der hofeigenen Fleischverarbeitung tätig wäre und Tochter Maxi, zu dieser Zeit mit der Frage beschäftigt „was will ich werden“, entschloss sich, eine Flei-scherlehre zu machen. Frau Zieger fand Gefallen an der Idee, die selbst aufgezogenen Rinder und Schweine über die hofeigene Schlachtung und einen angegliederten Partyservice zu vermarkten.
die umstellungsphaseDie Idee war geboren und die Weichen gestellt, jetzt musste sich die Familie nur noch ein Herz fas-sen – die Milchquote und die Kühe wirklich verkaufen, mit dem erlösten Geld Darlehen tilgen, die Schwei-neproduktion drastisch reduzieren, dem hofeigenen Verarbeitungs- und Vermarktungsumfang anpassen und aus den verbliebenen Jungrindern allmählich eine Mutterkuhherde auf-bauen.
Damit entfielen das zeitaufwändige zweimalige Melken am Tag und vor allem war die Gefahr gebannt, mit der Milch oder auch den Schweinen Verluste einzufahren.
So motiviert wurden erste Rezepte in kleinerem Umfang am eigenen Herd ausprobiert, es wurde Sauerfleisch in kleinere Portionsgläser gefüllt, traditionelle Wurstrezepte auspro-biert und abgewandelt. Einheitliche Weckgläser sowie Etiketten mussten zuvor angeschafft werden. Neue Ideen brachte Tochter Maxi ein, die inzwischen die Fleischerlehre beendet und die Meisterausbildung begonnen hatte um später die Fleischerei zu
das neue Verkaufsauto steht an 4 Wochentagen auf märkten
Auch kalträuchern auf Buchenspänen gehört dazu
dr. stieger bei der fleischbeschau
BEX – Büro für Existenzsicherung
Das Blatt 3/2012
übernehmen. Arbeitsabläufe und Herstellungsverfahren wurden pro-fessioneller.
die eigenvermarktung boomtNachdem die „Rohstoffproduktion“ vom Umfang her klar war, die Rezepte „saßen“ und geregelt war, wer in der Familie wann welche Aufgabenzu erledigen hatte, musste nur noch die Kundschaft möglichst zahlreich überzeugt werden. Frau Zieger sagte rückblickend: „Bei uns glaubt jeder, etwas am besten zu können und so macht jeder von uns auch seine Arbeit in bester Qualität“.
Über saisonale und regionale Märkte wurde zunächst nur eigene Bratwurst vom Grill verkauft und ab Hof haupt-sächlich Frischfleisch, Mettwurst und das eine oder andere Glas eingekoch-te Wurst. Die Produkte wurden aber bald zum Renner im Umkreis von 50 km bis hin zur Landeshauptstadt Schwerin, nach Wismar und ins Lauenburgische. Mit dieser Super-Vermarktung war die wohl größte Hürde bei diesem Vorhaben genom-men und aus dem Beruf endgültig Berufung geworden.
Mit der Steigerung des Umsatzes auf das 2,5-fache wurde die große Mühe belohnt und die anfängliche Ungewissheit wurde zur Gewissheit, dass die Entscheidung richtig war.
Wir wünschen Familie Zieger, dass der Betrieb so erfolgreich weiterbe-steht und zur richtigen Zeit um neue Ideen aus der jungen Generation bereichert wird.
Kontakt: Dr. Margit Brandstädter
Tel.: 0162 1388062
E-Mail: mbrandstaedter@
lms-beratung.de tierartgerechte mutterkuh-, schweine- und schafhaltung
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BEX – Büro für Existenzsicherung
Das Blatt 3/2012
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BEX – Büro für Existenzsicherung
BetrieBliches risikomAnAgement AnPAssen
Wie stressfest ist Ihr Unternehmen? Monika Berlik
Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist zwar kein Atomkraftwerk und doch nehmen die Risiken für den Landwirt als Unternehmer derzeit zu. Auf der anderen Seite sinkt in vielen Unternehmen die Fähigkeit, Risiken zu tragen.
Gründe dafür sind, ein sehr hoher Fremdkapitalanteil durch Wachs-tumsinvestitionen, eine starke Spezi-alisierung auf eine Produktionsrich-tung, oder auch viele Pachtflächen. Ein Stresstest für das eigene be-triebliche Risikomanagement ist in Zeitabständen empfehlenswert.
Die Hauptrisiken eines landwirt-schaftlichen Unternehmens wurden durch FRENTRUP/HEYER/THEUVEN 2010 nach LEHRNER 2002 gegliedert nach den Ursachen in intern und extern systematisiert (Abb. 1).
interne und externe risikenMit den internen Risiken haben die meisten Unternehmer im Land in den vergangenen 20 Jahren Er-fahrungen gemacht, Vorsorge ge-troffen und zu leben gelernt. So auch Herr Brauer. Ein dynamischer Mittfünfziger mit Lebenserfahrung und Entscheidungsfreude.
Für seinen Marktfruchtbetrieb und für die wichtigsten Risiken existieren Versicherungen. Satte 34.000 € stehen unter dieser Position im Buchabschluss.
Durchschnittlich 41 €/ha werden in Mecklenburg-Vorpommern jährlich für betriebliche Versicherungen in den Landwirtschaftsunternehmen
ausgegeben. Die Marktfruchtbe-triebe haben in der Regel etwas geringere Risiken und wenden ca. 33 €/ha und Jahr auf. Die Spanne liegt bei den Testbetrieben in MV zwischen 24 €/ha und 64 €/ha, je nach Risikolage, Risikotyp und auch Anbieter.
familie und Betrieb schützenHerr Brauer hat sich auch Gedanken über die ernsten Lebenssituationen gemacht und gehandelt! Die Familie ist abgesichert und die Fortführung des Unternehmens vertraglich vorbe- reitet und geregelt. Das Unternehmen ist langsam gewachsen, hat sich sta-
(Quelle: FRENTRUP/HEyDER/THEUVSEN 2010 nach LEHRNER 2002)
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bilisiert und kann sich sehen lassen. Die Finanzen und die Buchfüh-rung verantworten die Familie ge-meinsam. Die Buchhaltung ist gut organisiert und wird gleichzeitig als Controlling-Grundlage hervor-ragend genutzt.
einflüsse von außenDoch leider ist dies nicht alles. Es gibt externe Risiken, die behagen Herrn Brauer gar nicht. Die Preise bei landwirtschaftlichen Produkten und Betriebsmitteln schwanken so stark, dass es nicht nur Freude über die guten Raps- und Getreidepreise gibt.
Viel unsicherer und noch schwerer abzuschätzen ist, was die Politiker in Brüssel vorbereiten. Und was machen Deutschland und die Lan-despolitik daraus?
systematisch analysierenAlle auftretenden Risiken sind sehr wohl einzeln zu beleuchten und zu bewerten. Eine systematische He- rangehensweise erleichtert die Ar-beit.
Schwieriger wird es bei der erforder-lichen gemeinsamen Betrachtung aller Faktoren, da sich viele Risiken bedingen oder beeinflussen. Am routiniertesten ist Herr Brauer bei der regelmäßigen Anpassung der Hagelversicherung an die Ertrags- und Erlössituation.
Kann aber das Unternehmen bei sehr hohen Produktionskosten, wegfallenden Pachtflächen und deutlich reduzierten EU-Ausgleichs-zahlungen den Kapitaldienst erwirt-schaften? Was passiert, wenn dann eine ausgiebige Vorsommertrocken-heit die Ernte drastisch reduziert?
checklisten nutzenZur Anpassung des betrieblichen Risikomanagements ist die Nutzung von Checklisten hilfreich. So kön-nen die Risiken, die für das eigene Unternehmen relevant sind, iden-tifiziert werden (Abb. 2). Es folgen die Bewertungen der Eintrittswahr-scheinlichkeit und des Schadensaus-maßes. Die Darstellung in einer Ma-trix erleichtert dann die Einordnung in Risiken, die ein geringes Schad-ausmaß und ggf. eine niedrige Ein- trittswahrscheinlichkeit haben oder ein hohes Schadausmaß mit einer großen Eintrittswahrscheinlichkeit.
individuelle AnpassungenWie dann die Vorsorge und das be-triebliche Management anzupassen sind, hängt von der persönlichen Ri-sikobereitschaft des Unternehmens und der betrieblichen wirtschaftlichen Situation, der Risikotragfähigkeit, ab.
Der wirtschaftliche Erfolg, die Eigen-kapitalausstattung, die Höhe des
Kapitaldienstes und die Liquidität sind einige Kennziffern zur Einschät-zung, welche Verluste Herr Brauer verkraften kann, ohne seinen Land-wirtschaftsbetrieb in der Existenz zu gefährden. Für die Überprüfung und Feinabstimmung des eigenen Risikomanagements hat die Land-wirtschaftliche Rentenbank Check-listen erarbeiten lassen. Sie sind sehr gut zur eigenen Überprüfung und in der Beratung nutzbar. Ab Herbst 2012 wird ein Online-Tool im Internet unter www.rentenbank.de kostenfrei nutzbar sein.
Zum Thema „Risiken“ lädt die Bauernzeitung auf der diesjährigen MELA zur Podiumsdiskussion ins Forum ein (Freitag, 14.09., 16:00-16:30 Uhr, Halle 2). Wir werden gern Rede und Antwort stehen.
Abb. 2: risikobewertung – Beispiel (nach mAnn 2010)
eintrittswahrscheinlichkeit
häufig
wahrscheinlich
gelegentlich
vorstellbarAusfall des
Handelspartners
unwahrscheinlich kleiner CC-Verstoß
unvorstellbar
unwesentlich gering kritisch katastrophal
erwartetes schadausmaß
Risiken akzeptieren selektiv managen vermeiden oder abwälzen
Brand der
Betriebsgebäude
Agrarpolitik
36 Das Blatt36
Die Vorschläge der EU-Kommission (hier Artikel 30, 31, 32*) für die neue Förderperiode liegen auf dem Tisch. Die Direktzahlungen an die Land-wirte werden verbunden mit Leistungen für die Allgemeinheit, für die Umwelt.
7 Prozent vs. 6.682 Anträge Ein Bestandteil ist das Greening. 7 Prozent der Ackerfläche sind im Umweltinteresse auszuweisen – so der Vorschlag aus Brüssel. Es wird viel diskutiert: über die Höhe der 7 Prozent, über den Nutzen oder den wirtschaftlichen Schaden dieser Vorgabe, über die Anrechenbarkeit langjähriger Umweltleistungen der Landwirte – aber die Bereitschaft der EU dieses Thema fallen zu lassen,
ist z.Z. nicht erkennbar. Die jetzt im Europaparlament vorliegenden Än-derungsanträge zum Gesamtpaket (6.682 Anträge!) werden zu Kom-promissen führen.
In der Fachpresse findet man Beiträge von Ministerin Aigner und dem Berufs-stand. Die 7% sind nicht akzeptabel. Andererseits berichten alle Medien über die Wünsche und Forderungen der Verbraucher: eine umweltfreund-liche, ressourcenschonende, nachhal-tige Landbewirtschaftung.
Unrealistische und illusionäre Vor-stellungen von der Arbeit und dem Einkommen von Landwirten gilt es zu entkräften.
Die Bundesregierung befasst sich seit Anfang des Jahres mit der Kon-kretisierung eines Konzeptes für ökologische Vorrangflächen. Ein For-schungsteam erarbeitet Vorschläge zum Greening und der praxisorien-tierten Gestaltung. Mit einer umwelt-freundlicheren Bewirtschaftung soll der Verlust der Biodiversität in der Agrarlandschaft aufgehalten wer-den. Diese Richtung verfolgen auch die Vorschläge zur Anbaudiversifizie-rung (3 Kulturen) und der Erhalt des Dauergrünlandes.
Wo geht die reise hin?In den EU-Unterlagen sind folgende (Acker)Flächen im Umweltinteresse benannt:
greening
Die Ziele der EU-Agrarpolitik sind ökologische Vorrangflächen, doch wie sollen sie aussehen in Deutschland und in Mecklenburg-Vorpommern? Was will die EU? Was möchte man in Deutschland? Wie wirkt sich das in MV aus?
Was blüht den Landwirten in MV? Monika Berlik
Das Blatt 3/2012
Agrarpolitik
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In unserem Land können also ins-besondere Brachflächen, Landschaft-selemente und Schutzstreifen für die EU-Prämie (Ökologisierungsprämie) noch wichtiger werden.
Das Bienenweidenprogramm (Richt-linie Blühflächen) hat derzeit in MV trotz großer Nutzung nur einen gerin-gen Umfang. Die Anlage von Schon-streifen ist bereits jetzt möglich, aller-dings mit großen Einschränkungen (Breite min. 10 m, max. 20 m, Hin-weise zur Gebietskulisse u. a.).
Weiterhin zu beobachten ist, dass viele Landwirte bereits jetzt, also ohne Pflicht, breite Gewässerrandstreifen und Schutzstreifen um Sölle anlegen. Da orientiert man sich natürlich an den Arbeitsbreiten der Landtechnik und der Ortslage und nicht an büro-kratischen Vorgaben.
In der neuen Förderperiode geht es bei der Ausweisung ökologischer Vorrangflächen (öVF) um eine breite biologische Vielfalt in der Agrarland-schaft. Dieses Ziel ist schematisch/bü-rokratisch nicht erreichbar. Aus Natur-schutzsicht müssen sich ökologische Vorrangflächen nicht ausschließlich
auf Stilllegungsflächen oder Brachen beziehen. Schützenswerte Tiere und Pflanzen haben verschiedenste Le-bensräume und Ansprüche. In jedem Betrieb gibt es Naturschutzpotenziale – entlang von Gräben, an Waldrän-dern, an Feldhecken oder an den Randbereichen der Biotope. Der Verbund von Biotopen kann sinnvoll sein, aber auch die Anlage von Na-turschutzstreifen in der Fläche.
Eine betriebliche und regionale Be-trachtung der Flächen, der Flora und Fauna ist vor Ort angesagt. Man be-nötigt neben dem agrarischen Fach-wissen kompromissbereite Partner vor Ort. Durchaus vorkommende Zielkonflikte zwischen Gewässer-, Erosions- und Biotopschutz sind gemeinsam mit dem Landwirt als Unternehmer zu lösen.
Wie nun konkret?Erste Überlegungen sehen folgen-dermaßen aus: Jedes Bundesland erstellt eine Liste von Möglichkeiten/Typen der ökologischen Vorrangflä-chen. Diese ist abgestimmt mit dem Naturschutz und den regionalen Bio-diversitätszielen. (Anm.: Die gutach-terlichen Landschaftsrahmenpläne (GLRP) analysieren und beschreiben die regionalen Schutzgüter sehr de-tailliert.) Aus der Liste von Maßnah-men kann jeder Landwirt dann die Möglichkeiten auswählen, die am besten zum Unternehmen und der Bewirtschaftung passt. Dies könnten z.B. sein:
Vielleicht haben weniger Auswahl-möglichkeiten auch den Charme eines größeren Gestaltungsspielraumes. Für die Bearbeiter des Konzeptes und der Empfehlungen für die Bundesregie-rung ist klar, dass die Wirkung der Maßnahmen und das Engagement der Landwirte nicht durch Anforde-rungen aus Kontrolle und Verwaltung im Keim erstickt werden dürfen.
Die Beschäftigung mit dem Natur- und Ressourcenschutz ist für jeden Agrar-unternehmer lohnenswert. Kennen sie die Naturschutzindikatoren in der eigenen Region?
Es bleibt abzuwarten, wie stark jeder Landwirt künftig in Naturschutzfragen gefordert wird. Es ist aber unumstrit-ten, dass mit fachlich fundierten und kreativen Lösungen auf möglichst wenig landwirtschaftlicher Fläche bedeutende Umweltleistungen mit ei-ner hohen Wirksamkeit möglich sind.
Landschaftselemente – bereits jetzt durch CC geschützt und in großer Vielfalt in MV
Pufferstreifen – ohne Produk- tion z.B. Gewässerschutz, Wald- und Gehölzränder, Blühstreifen und
Aufforstungsflächen – Neu- aufforstung.
selbstbegrünte Brachen Landschaftselemente Verbund von Landschafts-
elementen Anlage von Hecken (Wind-
schutz-Naturschutzpflanzun- gen)
Getreide mit doppeltem Rei- henabstand (Mindeststan- dards gelten!)
Auch die Diskussion um den Anbau von Extensivkulturen (ohne PS, Düngung) und blü- henden Mischkulturen (Wild- pflanzenmischungen) ist noch nicht beendet.
Blühflächen, Blühstreifen (ein- jährig oder mehrjährig)
Pufferstreifen, Ackerrand- streifen (Ränder, zwischen Schlägen/Kulturen)
*Quelle: Vorschlag für eine Verordnung des EU-Parlaments und des Rates mit Vorschriften über die Direktzahlungen an Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe im Rahmen der Stützungsrege-lungen der gemeinsamen Agrarpolitik (SEK(2011)1153, 1154) Das Blatt 3/2012
LUFA Agraranalytik
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Bereits 1840 erkannte Justus von Liebig, dass die Entwicklung von Pflanzen vordergründig von den mineralischen Nährstoffen abhängig ist, welche der Boden an die Pflanze abgibt. Nach dem gegen-wärtigen Erkenntnisstand benötigt eine Pflanze für ihr Wachstum 18 verschiedene Nährelemente.
Diese Nährelemente sind: Kohlen-stoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stick-stoff, Phosphor, Kalium, Magnesi-um, Calcium, Schwefel, Chlor, Bor, Molybdän, Eisen, Mangan, Zink, Kupfer, Kobalt und Natrium.
kreislauf und Zuführung der nährstoffeKohlenstoff, Sauerstoff und Was-serstoff sind Elemente, die in der
natürlichen Umwelt der Pflanzen in großen Mengen vorkommen und durch den vorhandenen Stoffkreis-lauf immer wieder ergänzt werden.Die Höhe der durch die Düngung zu ersetzenden Nährstoffmengen richtet sich dabei nach dem Entzug durch die Pflanzen und der im Boden für die Pflanzen verfügbaren Nähr-stoffmenge. Zu den Nährstoffen, die dem Boden immer wieder zugeführt
werden müssen, zählen Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium und Calcium, wobei Calcium nicht nur als Pflanzennährstoff sondern auch als Bodendünger zur Verbesserung des Reaktionszustandes (pH) zu sehen ist.
Wissen, was drin istDie chemische Bodenuntersuchung umfasst die Bestimmung des pH-
Bodenuntersuchung
Wissen Sie, was Ihr Boden zu bieten hat?Jens Lorenz und Uwe Klingenberg
Das Blatt 3/2012
LUFA Agraranalytik
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Wertes, von Phosphor, Kalium und Magnesium. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist auch die Bestimmung von mineralischem Stickstoff und Schwefel (Nmin und Smin). Bei Be-darf sind wichtige Mikronährstoffe wie Bor, Kupfer, Mangan, Molybdän und Zink mit zu untersuchen. Für die chemische Bodenuntersuchung in Mecklenburg-Vorpommern haben sich verschiedene Methoden als geeignet erwiesen (Tab. 1).
düngen gemäß gehaltsklasseDie Bodenuntersuchungsergebnisse müssen in Abhängigkeit von Nut-zungsart, standörtlichen Boden- und Klimabedingungen und des Boden-zustandes zur Zeit der Probenahme bewertet werden. Um einen ausrei-chenden, optimalen Bodengehalt zu erzielen, muss auf Grundlage der durch die chemische Boden-untersuchung erzielten Werte der Böden eine Düngungsempfehlung erstellt werden. Den festgestellten
Nährstoffgehalten (Phosphor, Kali-um, Magnesium) in mg/100g Boden werden 5 Gehaltsklassen von A bis E zugeordnet, wobei die Klasse C anzustreben ist.
Für die einzelnen Parameter gelten die „Richtlinien für die Untersuchung und Beratung zur Umsetzung der Düngeverordnung in Mecklenburg-Vorpommern“ vom 01.09.2008.
mikronährstoffe essentiellNeben der Untersuchung auf die Grundnährstoffe (Phosphor, Kalium, Magnesium) sowie den pH-Wert, sollte jeder Landwirtschaftsbetrieb prüfen, inwieweit es notwendig ist, bestimmte Mikronährstoffe mit un-tersuchen zu lassen, da bestimmte Kulturen wie der Raps, die Zucker-rübe oder der Weizen und die Gerste erhebliche Ansprüche an eine ausreichende Bodenversorgung mit Mikronährstoffen stellen.
Für die einzelnen Kulturen werden aus fachlicher Sicht folgende Unter-suchungen empfohlen:
Unter Beachtung der verfügbaren Nährstoffe im Boden, der orga-nischen Substanz sowie Standort- und Anbaubedingungen gibt die Düngungsempfehlung den Bedarf der Pflanzen und des Bodens zum aktuellen Zeitpunkt wieder.
tab. 1: methoden der chemischen Bodenuntersuchung in mV
Bodenuntersuchung – so wird es gemachtDie Bodenuntersuchung sollte alle drei bis vier Jahre immer zu bzw. nach der gleichen Frucht innerhalb einer Fruchtfolge erfolgen. Eine günstige Zeit beim Ackerland ist nach der Ernte von Getreide und Raps oder im zeitigen Frühjahr vor Sommerungen und Hackfrüchten.
Auf dem Grünland sollte sie während der Vegetationsruhe von Oktober bis Februar durchgeführt werden.
Das Probenahmeraster und die Pro-benzahl sollten klug gewählt und angelegt werden, wobei der Schlag in Probenahmeflächen mit einem Raster von 3 bis 5 ha einzuteilen ist und die Größe von 5 ha nicht über-schreiten sollte.
Unterschiedliche Bodenbeschaf-fenheiten, Hang- und Tallagen, Wasserverhältnisse und Hauptbe-arbeitungsrichtung sind zu berück-sichtigen. Nicht in die unmittelbare Probenahme einzubeziehen bzw. ge-sondert zu beproben sind vor allem Schlagränder, Vorgewende, Geilstel-len, Naßstellen, Kuppen, Senken, Silage- oder Dunglagerplätze usw. Die Probenahme sollte nur auf
bearbeitbaren Böden stattfinden, d.h. die Böden dürfen nicht gefro-ren, übernässt und ausgetrocknet sein.
Je Probenahmefläche ist dann eine Mischprobe herzustellen, wobei auf dem Ackerland 20 - 30 Einstiche je Mischprobe und auf dem Grünland 30 - 40 zu machen sind.
Die Probenahmetiefe beträgt beim Ackerland Krumentiefe 20 - 30 cm und beim Grünland Narbentiefe 10 - 15 cm. Es ist besonders darauf zu achten, dass die Einstiche senkrecht durchgeführt werden und dass bei scholligem Ackerboden der Ober-boden angetreten wird.
Desweiteren haben die Einstichstel-len auf der Probenahmefläche ent-lang einer „Diagonalen“ oder einer „Zickzack-Form“ zu erfolgen. Bitte die Probenahme niemals parallel zur Bearbeitungsrichtung des Schlages durchführen.
Für das Labor wird dann aus dieser Mischprobe eine 300 bis 400 g schwere Probe angefertigt.
Probenformular nutzenNach der Analyse werden die Er-gebnisse der Bodenuntersuchung mit einer entsprechenden Dün-gungsempfehlung für die ange-baute Kultur zur Verfügung gestellt. Voraussetzung dafür ist, dass der Landwirt die entsprechenden Anga-ben zur angebauten Fruchtart in die Probenformulare der LUFA Rostock der LMS einträgt.
Bodenproben und Probenformulare können dem zuständigen LUFA-Außendienstmitarbeiter übergeben, zu den Kurierabholstellen gebracht
die durchführung einer Bo-denanalyse ist notwendig zum erkennen von
Wie Wetter entsteht, wie viele Faktoren für ein bestimmtes Wet-ter ineinandergreifen, ist ein fas-zinierendes Thema. Für viele Men-schen beeinflusst das Geschehen am Himmel auch Kleiderwahl, Freizeitplanung und Stimmung. In Mecklenburg-Vorpommern berei-tet NDR-Wetterexperte Stefan Krei-bohm auf die Hochs und Tiefs der kommenden Tage vor.
In seinem Sachbuch gewährt Stefan Kreibohm Einblicke in seinen Ar-beitsalltag, zeigt, wie er zu seinen Prognosen kommt und warum die Wettervorhersage eine kleine Kunst ist. Er erklärt die Auswirkungen der geografischen Bedingungen auf das
Wetter und der globalen Wetter-lagen auf Sonne und Regen in der norddeutschen Region. Persönliche Erfahrungen, erläuternde Zeich-nungen und zahlreiche Fotos ver-schiedener Wetterphänomene, zum Beispiel vom Seenebel, der langsam den Leuchtturm auf Hiddensee einhüllt, machen diese Reise in die Atmosphäre anschaulich und ab-wechslungsreich.*
BuchVorstellung
Ein Buch für jedes Wetter?
stefan kreibohmkreibohms Wetter! sonne, regen – und die kunst der VorhersageHinstorff Verlag, 14,99 EUR112 Seiten, Broschur, 56 Fotos und AbbildungenISBN 978-3-356-01542-7
* nach Meldung des Hinstorff-Verlages vom 27. Juni 2012
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Veranstaltungshinweis der lms:„nachhaltigkeitszertifizierung in der landwirtschaft“im Bundesland mecklenburg-Vorpommern
2-tägiges Seminarprogramm zum BLE-Projekt mit Besichtigung von Gut Dummerstorf unter dem Aspekt der Nachhaltigkeitspraxis
Die mit Abstand stärkste Abweichung vom vieljährigen Mittel zeichnet sich in Bayern ab, denn dort ist der dies-jährige Sommer bisher im Mittel 0,6°C wärmer als in dem Vergleichs-zeitraum. Das Land Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich da ein wenig bescheidener. Bezogen auf die oben genannte Referenzperiode ist es im Mittel weder wärmer noch kälter. Dabei schwanken auch in diesem Bundesland die Werte für die unter-schiedlichen Regionen. Für die Stadt Anklam wird bisher eine Abweichung von +0,3°C ermittelt, für Boltenha-gen dagegen eine Abweichung von -0,3°C. In diesem Bereich schwankt also die Abweichung von der mittle-ren Lufttemperatur in Mecklenburg-Vorpommern.
Aber was nützt einem die ganze Statistik, wenn Kälte und Trockenheit im Frühjahr die landwirtschaftlichen
Erträge bedrohen? Was nützt einem die Statistik, wenn schwere Unwet-ter ganze Existenzen gefährden? Was nützt einem die Statistik, wenn kräftige Stürme Eigentum und Leben in Gefahr bringen?
mehr Wetterextreme oder mehr Berichte über extremes Wetter?Die Berichte von solchen extremen Wetterereignissen häufen sich schein-bar. So vermeldet die Ostseezeitung am 14. Juli 2012 „Tornado über Tessin“. Im Nordkurier ist am 10. Juli 2012 zu lesen „Kälte und Trockenheit sorgen für schlechte Ernte“. Auf NDR1 Radio MV ist am 19. Juni 2012 zu hören: „Auf-räumen nach schwerem Unwetter“.
Es scheint, als ob in den letzten Jahren derartige Ereignisse zuge-nommen haben. Aber ist das wirk-lich so? Vor zwanzig Jahren gab es eben noch nicht diese multimediale
Vernetzung der heutigen Zeit. In Bruchteilen von Sekunden kann der interessierte Bürger lesen oder hö-ren, was vielleicht gerade 1.000 km weiter nördlich oder südlich passiert. All die heutigen Medien kämpfen mit solchen, oft reißerisch präsentierten, Meldungen um Einschaltquote und Auflagezahlen. Mittlerweile hat sich auch die Infrastruktur entsprechend verdichtet, so dass von nur einem Sturm wesentlich mehr Menschen und Güter betroffen sind, als noch vor dreißig oder vierzig Jahren. Auch deshalb vermelden Rückversicherer immer höhere Schadenssummen, die durch solche extremen Wetter-ereignisse verursacht werden. Also bedarf es einer etwas detaillierteren Betrachtung des Themas.
Wird es global gesehen wärmer?Darüber, dass sich die globale Mit-teltemperatur der Erde langsam aber
lAndWirtschAft und Wetter
Schietwetter! Nehmen Wetter-extreme wirklich zu?
Entgegen dem menschlichen Empfinden ist der Sommer 2012 in Deutschland bisher „zu warm“. Der DWD vermeldet für ganz Deutschland im Mittel eine Erwärmung von 0,1°C, bezogen auf eine Referenzperiode 1961-1990. Soweit die Statistik. Wie gesagt, diese Aussage bezieht sich auf die gesamte Bundesrepublik.
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olaf sakuth
BIS – Büro für Immissionsschutz
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stetig erhöht, gibt es in wissenschaft-lichen Kreisen keine Zweifel mehr. In diesem Zusammenhang gibt es dann auch schon die ersten fragenden Gesichter, häufen sich doch in den letzten Jahren Kälteperioden und mittelmäßig warme Sommer ge-rade in unseren Breiten. Für einen konkreten Ort für sich betrachtet mag das sogar stimmen. Aber die hier aufgeführte Erwärmung bezieht sich auf eine Temperatur, die über den gesamten Erdball und über ein gesamtes Jahr gemittelt wird. Eine solche Erwärmung erfolgt natürlich auch nicht kontinuierlich. Dazu ist die Atmosphäre ein viel zu kom-plexes Gebilde, als dass es in ihr nicht eine große Variabilität und Diskon-tinuität gibt. Dennoch ist ein Trend ersichtlich, die global gemittelte Temperatur erhöht sich.
mehr oder weniger niederschläge?Eine höhere Temperatur führt unwei-gerlich dazu, dass die Luft mehr Was-ser aufnehmen kann. Was das für den Niederschlag bedeutet, darüber sind sich die Forscher noch nicht voll-ends einig. Wahrscheinlich wird es in einigen Regionen insgesamt weniger Niederschlag geben. Es scheint aber
ebenfalls sehr wahrscheinlich zu sein, dass sich Starkregenereignisse in den nächsten Jahren häufen wer-den. Nur wo und zu welchem Zeit-punkt diese Wassermassen sich über das Land ergießen werden, ist nicht klar und auch nicht vorherzusehen. Diese Aussagen zum Niederschlag beziehen sich auf das Klima, nicht auf das Wetter an sich. Da muss auch immer genau unterschieden werden. Eines ist dabei aber sicher klar, das Wetter wird sich auch in Zukunft nicht nach den Belangen und den Wünschen des Menschen richten.
Laut Klimastatusbericht des DWD für das Jahr 2011 gab es, was den Nie-derschlag betrifft, in Mecklenburg-Vorpommern einen „normalen“ Winter. Die mittlere Niederschlags-summe der Monate Dezember, Ja-nuar und Februar war in etwa ge-nauso hoch wie das vieljährige Mittel der Jahre 1961-1990. Das Frühjahr (März, April, Mai) sowie der Herbst (September, Oktober, November) hingegen waren sehr trocken. Hier wurden gerade einmal zwischen 26 und 75% des Bezugsmittelwertes der Niederschlagssumme erreicht. Allerdings gab es dann auch einen extrem regenreichen Sommer (Juni,
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.0
.2
.4
.6
.8
1.0
1.2Temperature Change for Three Latitude Bands
Tem
pera
ture
Ano
mal
y (°
C)
Northern Latitudes(90°N–23.6°N)
(a)
−.4
−.2
.0
.2
.4
.6
.8
Tem
pera
ture
Ano
mal
y Low Latitudes(23.6°N–23.6°S)
(b)
1900 1920 1940 1960 1980 2000
−.4
−.2
.0
.2
.4
Tem
pera
ture
Ano
mal
y
Southern Latitudes(23.6°N–90°S)
(c)
Abb.1: jährliche Abweichung der Jah-resmitteltemperatur bezogen auf eine referenzperiode 1951-1980 (schwarze Quadrate) und daraus ermitteltes fünf-jähriges mittel (rote linie), dargestellt für drei unterschiedliche regionen: nördliche hemisphäre (90°n – 23,6°n), tropen (23,6°n – 23,6°s) und südliche hemisphäre (23,6°s – 90°s)*
* Quelle: http://data.giss.nasa.gov/gisstemp/graphs_v3/ Stand: 25.07.2012 [Aktualisierung der Abbildung 5 in Hansen et al. (1999)]** Quelle: Klimastatusbericht 2011, Deutscher Wetterdienst (DWD)
Abb.2: niederschlagsabweichung der Jahreszeiten in Prozent des vieljährigen mittels 1961-1990**
Winter Frühling Sommer Herbst
Das Blatt 3/2012
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BIS – Büro für Immissionsschutz
Juli, August). Hier wurde in einzelnen Regionen bis zu 250% und mehr des vieljährigen Mittels von 1961-1990 erreicht. Im ganzen Bundesland gab es während diesen Sommers dazu nicht einen Ort, an dem für die Nie-derschlagsumme weniger als 175% des Mittelwertes aus der Referenz-periode gemessen wurde.
und die stürme?Eine höhere Lufttemperatur bringt ebenfalls einen wesentlich höheren Energiegehalt der Atmosphäre mit sich. Trotz dieser Tatsache gibt es momentan für eine Intensivierung oder eine Zunahme von großräu-migen Sturmereignissen, sogenann-ten Winterstürmen, keine Indizien. Sicher, die durch solche Stürme verursachten Schadenssummen sind in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen, aber das wird dann eher doch an der immer dichter wer-denden Infrastruktur und der im-mer sensibleren und empfindlicheren Technik liegen, die dem Menschen das Leben erleichtern soll. Eine Zu-nahme ist auch statistisch schwer zu ermitteln, da einfach zu wenig solcher Ereignisse auftreten.
Die Beobachtungen kleinräumiger Stürme, wie z.B. Tornados, haben in den letzten Jahren zugenommen, da einmal das Interesse daran gestiegen ist und zum anderen auch wesentlich mehr Menschen stets eine kleine Ka-mera mit sich tragen. Nach Angaben von Thomas Sävert, Meteorologe von der Unwetterzentrale bei Me-teomedia in Bochum und Betreiber der Tornadoliste Deutschland, kann davon ausgegangen werden, dass es in Deutschland jährlich etwa 40 bis 60 Tornados gibt. Eine Zunahme ist nicht zu beobachten. Eine ge-nauere statistische Auswertung ist
auf Grund der kurzen Zeitspanne, in der diese Ereignisse bisher syste-matisch aufgezeichnet wurden (seit 2001), noch nicht möglich.
Was bringt die Zukunft?Die Frage ob Wetterextreme zuneh-men, ist also nicht abschließend zu beantworten. Dazu hat das Wetter eine zu große Variabilität und dazu besitzt die Atmosphäre eine viel zu große Komplexität, die nur schwer in den Wetter- und Klimamodellen erfasst werden kann. Der Aufwärts-trend für die Temperatur ist global gesehen unumstritten. Die höhere Temperatur wird voraussichtlich zu insgesamt immer weniger Nieder-schlag, aber auch zu einer Zunahme der Häufigkeit von Starkregener-eignissen führen. Aber das ist noch Gegenstand aktueller Forschung und nicht abschließend geklärt. Wie im IPCC-Report von 2007 zu lesen, wird derzeit davon ausgegangen, dass sich die Zugbahnen intensiver Tiefdruckgebiete und damit auch die Zugbahnen von gefährlichen Winterstürmen polwärts verschieben werden. Das könnte dann Indiz für eine Abnahme der Anzahl solcher Stürme in unseren Breiten sein.
Dabei beziehen sich alle Aussa-gen über die Zukunft immer auf das Klima, welches sich immer auf Zeiträume von mindestens 30 Jah-ren bezieht. Wie sich das tägliche Wetter entwickeln wird, kann aus solchen Aussagen nicht abgeleitet werden. Ob zum Beispiel das pro-gnostizierte wärmere Klima künftig in Mecklenburg-Vorpommern zu wärmeren Sommerwetter führen wird, kann eben nur spekuliert wer-den. Das tägliche Wetter lässt sich über solch lange Zeiträume definitiv nicht vorhersagen. Es ist und bleibt
eben zu einem bestimmten Teil chao-tisch oder wissenschaftlich korrekter, nicht deterministisch. Die Menschen im Land und vor allem auch die Landwirte müssen mit den Launen des Wetters leben und sich daran anpassen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
Dabei darf bei aller Betroffenheit nicht vergessen werden, dass die Meteo-rologen das Wetter nur versuchen vorherzusagen. Sie sind eben immer nur die Überbringer der schlechten Nachrichten. Die „Wetterfrösche“ sind nicht in der Lage, die Vorgänge in der Atmosphäre zu beeinflussen und das ist auch gut so. Die Men-schen müssen mit dem Wetter leben und seine Kapriolen ertragen. Das war schon immer so und wird auch hoffentlich immer so bleiben. Dabei trägt der Wunsch nach sonnigen und warmen Wetter gelegentlich seltsame Früchte. So kann es schon mal passieren, dass der Eintritt eines Meteorologen in eine Firma und die zufällig gerade dann auftretende Schlechtwetterperiode kausal ver-knüpft werden. Aber so einfach ist das dann eben doch nicht.
Abb.3: Ackerfläche nach starkregen im mai dieses Jahres
Quelle: Vereinigte Hagelversicherung VVaG
Das Blatt 3/2012
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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„erosionsereigniskAtAster lAndWirtschAft“
Erosion. Nicht den Boden unter den Füßen verlieren
Grundstückseigentümer und Inhaber der tatsächlichen Gewalt (z.B. Päch-ter) über ein Grundstück sind ver-pflichtet, Maßnahmen zur Abwehr der von ihrem Grundstück drohenden schädlichen Bodenveränderungen zu ergreifen bzw. Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher Boden-veränderungen zu treffen, die durch
ihre Nutzung auf dem Grundstück oder in dessen Einwirkungsbereich hervorgerufen werden können. Von schädlichen Bodenveränderungen im Sinne des BBodSchG können auch landwirtschaftliche Fläche betroffen sein. Hier können schädliche Boden-veränderungen, neben dem Eintrag von Schadstoffen über unzulässige
Reststoff- und Abfallverwertungen, vor allem in Form von Bodenabträgen durch Erosion hervorgerufen werden. Bodenabträge sind durch eine stand-ortangepasste Nutzung möglichst zu vermeiden, insbesondere unter Be-rücksichtigung der Hangneigung, der Wasser- und Windverhältnisse sowie der Bodenbedeckung (siehe www.
Entsprechend Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) sind Böden vor schädlichen Verän-derungen zu bewahren, um die Funktion des Bodens wiederherzustellen und nachhaltig zu sichern. Dazu hat sich jeder, der auf den Boden einwirkt, so zu verhalten, dass schädliche Bodenveränderungen nicht hervorgerufen werden.
Das Blatt 3/2012
dr. silvia kastell, dr. hans-eberhard kape
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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lms-beratung.de unter Landwirt-schaftliches Fachrecht & Beratung / Fachinformationen).
Obwohl die LFB als zuständige Land-wirtschaftsberatungsstelle nach § 17 BBodSchG bereits Vorsorgemaßnah-men zur Vermeidung künftiger Bo-denabträge empfiehlt, treten immer wieder Bodenerosionsereignisse auf landwirtschaftlichen Flächen durch Wasser und Wind auf.
Nach Bundes-Bodenschutz- und Alt-lastenverordnung (BBodSchV) er-geben sich Anhaltspunkte für das Vorliegen einer schädlichen Boden-veränderung durch Erosion insbeson-dere durch allgemeine oder konkrete Hinweise auf erhebliche Bodenabträ-ge und -ablagerungen.
Vom Abtrag zur VeränderungFür Bodenabträge durch Wasserero-sion wurden in der BBodSchV ergän-zende Kriterien für die Ausweisung als schädliche Bodenveränderung festgelegt. Bodenabträge durch Was-sererosion werden dann zu schäd-lichen Bodenveränderungen, wenn:1. durch Oberflächenabfluss erheb- liche Mengen Bodenmaterial aus einer Erosionsfläche geschwemmt wurden und
2. weitere Bodenabträge gemäß Nummer 1 zu erwarten sind.Von erheblichen Mengen Bodenma-terial ist gegenwärtig auszugehen, wenn der Abtrag von Boden den Wert der „Allgemeinen Bodenabtragsglei-chung“ (ABAG) von Bodenzahl/4 (in t/ha/a) bzw. die Obergrenze von 13 t/ha/a überschreitet.
Prognosemodelle nutzbarDie Bedingungen für die Erwartung weiterer Bodenabträge sind in der Regel erfüllt, wenn in den zurück-liegenden Jahren bereits mehrfach erhebliche Mengen Bodenmaterials aus derselben Erosionsfläche ge-schwemmt wurden oder sich aus den Standortdaten und den Daten über die langjährigen Niederschlagsver-hältnisse des Gebietes ergibt, dass in einem Zeitraum von zehn Jahren mit hinreichender Wahrscheinlichkeit mit dem erneuten Eintritt von erhebli-chen Bodenabträgen zu rechnen ist.Für die Abschätzung der Wieder-eintrittswahrscheinlichkeit von Bo- denabträgen können Erosions-prognosemodelle genutzt werden, die insbesondere gebietsspezifische statistische Auswertungen langjäh-riger Niederschlagsaufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes und die örtlichen Relief-, Boden- und
Bewirtschaftungsbedingungen he-ranziehen.
„erosionsereigniskataster (eek) landwirtschaft“Das BBodSchG verlangt, dass Maß-nahmen gegen schädliche Boden-veränderungen durch Bodenerosion ergriffen werden, auch wenn diese nicht durch menschliches Handeln verursacht wurden. Um den Hand-lungsbedarf konkretisieren und die überregionalen Zusammenhänge besser erkennen zu können, ist eine Erfassung der erheblichen Bodenab-träge und -ablagerungen notwendig. Das Auftreten von Bodenerosionser-eignissen, bei denen landwirtschaft-liche Flächen betroffen sind, wird des-halb ab dem Jahr 2012 in MV durch die LFB in einem Erosionsereigniska-taster (EEK) Landwirtschaft erfasst. In diesem Kataster werden sowohl Bodenerosionsereignisse durch Wasser als auch durch Wind erfasst.Das EEK Landwirtschaft ist ein amt-lich geführtes Verzeichnis der ge-meldeten und kartierten Erosions-ereignisse in MV mit Angaben zur Kartografie, zum Standort, zum aktuellen und zu früheren Erosions-ereignissen, dem Erosionsgefähr-dungspotential (Enat-Stufen), der aktuellen Bewirtschaftung, der Ero-sionsprognose sowie den empfohle-nen Bewirtschaftungsmaßnahmen.
genauere erfassungMit der Erfassung der räumlichen Lage von Bodenerosionssystemen im Gelände, des Zeitpunktes des Ereignisses und der äußeren Rahmen-bedingungen in diesem Kataster wird das einzelne Bodenerosionsereignis zu einer abgrenzbaren Flächeneinheit und der Restschlag kann aus der Ein-ordnung als „diffuse“ Erosionsquelle herausgenommen werden.
Abb.1: erheblicher Bodenabtrag
Das Blatt 3/2012
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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Mit dem EEK Landwirtschaft wird ein entscheidender Qualitätssprung gegenüber den bisher vorhandenen Informationen, wie der Ausweisung von Erosionsgefährdungspotenzialen und der Einstufung der Feldblöcke in eine gemittelte Erosionsgefähr-dungsstufe (Enat 0 bis 5) bzw. eine CCWasser- bzw. CC Wind-Stufe der Direktzahlungenverpflichtungenver-ordnung erreicht. Bodenerosions-ereignisse werden damit nachvoll-ziehbar in ihrem räumlichen und jahreszeitlichen Auftreten und in ihrer Wiederkehrhäufigkeit dokumentiert. Zusätzlich können sie nach verschie-denen Merkmalen typisiert werden.
Bessere handlungsmöglichkeitenAnhand der Informationen aus dem EEK Landwirtschaft wird es quali- tativ besser möglich sein, Maßnah-men zur Gefahrenabwehr mit den Pflichtigen zu erörtern und zu ver-einbaren. Zur Vermeidung weiterer Erosionen abgeleitete Bewirtschaf-tungsmaßnahmen werden trans-parenter und damit vergleichbarer, können hinsichtlich ihrer Wirkung besser beurteilt werden. Mit der Erfassung der Maßnahme im EEK können Ungleichbehandlungen und Härtefälle vermieden werden.
Das EEK Landwirtschaft wird es er-möglichen, die Maßnahmen zur Min-derung und Vermeidung zukünftiger Bodenerosionen und Oberflächen-abflüsse auf die tatsächliche Ein-zugsgebietsfläche für das jeweilige Bodenerosionssystem zu begrenzen. Die Bodenschutzmaßnahmen kön-nen mit der präzisen Kenntnis der räumlichen Ausdehnung der Einzugs-gebiete für Bodenerosionssysteme zielgenauer, effektiver und mit mi-nimalem Flächenaufwand in der Landschaft platziert werden.
meldung von erosions-ereignissenBodenerosionsereignisse, ausgelöst durch Wasser oder Wind, werden in der Regel durch den betroffenen Landwirt aber auch durch Dritte bei den zuständigen Bodenschutz-behörden (Landkreis) bzw. der LFB als EEK-führende Stelle gemeldet oder durch Mitarbeiter der Um-weltverwaltung erfasst. Daneben erlangen Straßenbauämter, Wasser- und Bodenverbände, Bürgermeister bzw. Feuerwehren, Presse oder Ver-kehrsfunk sowie die Polizei aufgrund eigener Betroffenheit bzw. durch Meldungen Kenntnis über Boden-erosionsereignisse. Hinweise zu Bo-denerosionsereignissen ergeben sich insbesondere dann, wenn außerhalb der Erosionsfläche gelegene Um-weltbereiche (z.B. Gewässer), urbane Flächen oder Verkehrswege durch abgeschwemmtes oder verwehtes Bodenmaterial befrachtet wurden.
Handelt es sich bei der Erosionsfläche um eine landwirtschaftliche Fläche oder ist solch eine betroffen, werden die gemeldeten Daten zum Boden-erosionsereignis ohne weitere Verzö-
gerung an die LFB weitergeleitet. Von dort werden die weiteren fachlichen Maßnahmen (Untersuchung und Beurteilung) veranlasst. Ausgenom-men sind hiervon Verdachtsflächen außerhalb der „Landwirtschaft“, für deren Untersuchung und Beurteilung die unteren Bodenschutzbehörden – Landkreise und kreisfreie Städte – zuständig sind.
Vorgehen und BegutachtungDas Verfahren zur Untersuchung von Bodenerosionsereignissen durch die Beratungsstelle beginnt mit der Aufnahme des gemeldeten „land-wirtschaftlichen“ Erosionsereignisses im EEK „Landwirtschaft“. Im Rahmen der folgende Vorrecherche werden die Besitzer bzw. Bewirtschafter der Flächen ermittelt und alle erreich-baren Unterlagen für die Fläche zusammengetragen, wie z.B. Katas- terangaben, Boden- und Relief- karten, Luftbilder, Aktennotizen, Meldungen sowie Presseinformati-onen und mit dem Erosionsereignis im Kataster erfasst.
Nach der Vorrecherche wird das Erosionsereignis durch die Bera-
Abb.2: luftbild einer Bodenerosion
Das Blatt 3/2012
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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tungsstelle unter fachlich neutralen Gesichtspunkten begutachtet. Dazu wird zunächst eine Vor-Ort-Begehung der Erosionsfläche gemeinsam mit den betroffenen Besitzern bzw. Be-wirtschaftern sowie der zuständigen Boden- und Landwirtschaftsbehörde durchgeführt. Im Nachgang dieser Vor-Ort-Begehung, die der Ermitt- lung der genauen Lage des Ero- sionsereignisses, der Abgrenzung der Ausgangs- und der Wirkungs-flächen sowie der Eingrenzung der betroffenen Bewirtschafter dient, erfolgt eine detaillierte Kartierung des Erosionsereignisses. Zu dem Erosions-ereignis werden u.a. folgende Daten im Rahmen der Kartierung erhoben und im EEK erfasst:
Beurteilung des erosions-ereignissesNach der Kartierung des Bodenerosi-onsereignisses im Gelände muss der Gefahrenverdacht einer schädlichen Bodenveränderung erhärtet oder ver-worfen werden. Dazu ist anhand der verfrachteten Bodenmengen und der Wirkungen auf andere Schutzgüter zunächst die Erheblichkeit zu beur-teilen. Obwohl hinsichtlich der ab-
getragenen Bodenmengen Kriterien definiert wurden, sind sie hinsichtlich ihrer Wirkung auf Verkehrswege, Umweltgüter oder benachbarte land-wirtschaftliche Flächen unterschied-lich zu bewerten. So können in einer Senke auf einer landwirtschaftlichen Fläche 30 cm ton- und humusrei-cher abgeschwemmter Oberboden durchaus willkommen sein, während 5 cm Sand in einer Kurve einem Motorradfahrer durchaus gefährlich werden können.
Neben der Erheblichkeit des Boden-abtrages ist vor einer Einstufung der Erosionsflächen auch die Wahr-scheinlichkeit der Wiederholung eines erheblichen Bodenabtrages zu beurteilen. Um das Wiederauftreten von Bodenerosionsereignissen zu ermitteln, sind sowohl Recherchen in die Vergangenheit als in die Zu-kunft durchzuführen. Dazu wird in Luftbildarchiven, Aufzeichnungen der Behörden, dem entstehenden Erosionsereigniskataster recherchiert und werden ggf. Bodenerosionspro-gnosemodelle genutzt. Sollte sich zeigen, dass es bereits in früheren Jah-
ren zu erheblichen Bodenabträgen gekommen ist bzw. dass aufgrund der Standort- und Witterungssitu-ation bei der aktuell praktizierten landwirtschaftlichen Nutzung die Wahrscheinlichkeit besteht, dass in-nerhalb der nächsten 10 Jahre erneut Erosionsereignisse eintreten können, ist von einer schädlichen Bodenverän-derung auf der Fläche auszugehen.
Muss der Verdacht einer schädlichen Bodenveränderung verworfen wer-den, empfiehlt die LFB dem Landwirt geeignete erosionsmindernde Maß-nahmen zur Vermeidung weiterer erheblicher Bodenabträge und -abla-gerungen, die im EEK erfasst werden.
maßnahmen zur Vermeidung von schädlichen Bodenverän-derungen Wird die Bodenerosion von einer landwirtschaftlichen Fläche aufgrund des Bodenabtrages und der Gefahr des Wiederauftretens als schädliche Bodenveränderung eingestuft, sind zunächst im Rahmen der Beratung durch die Beratungsstelle (LFB) ge-eignete erosionsmindernde Maß-
nahmen für die landwirtschaftliche Nutzung der Erosionsfläche zu emp-fehlen. Dazu erfolgt in der Regel ein Gespräch mit den Bewirtschaftern, um die betriebliche Situation bei der Auswahl der geeigneten acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen zu berücksichtigen. Sollte zwischen Beratungsstelle und Bewirtschafter keine Einigung erzielt werden, kön-nen diese ggf. durch die zuständige Bodenschutzbehörde angeordnet werden, wobei Einvernehmen mit der zuständigen landwirtschaftlichen Fachbehörde herbeizuführen ist. Dies gewährleistet, dass bei der Auswahl geeigneter Bewirtschaftungsmaß-nahmen zur Vermeidung weiterer Bodenerosionen von erosionsgefähr-deten Flächen neben dem boden-schutzfachlichen Sachverstand auch landwirtschaftliche Anforderungen berücksichtigt werden.
Die Mindestanforderungen an Be-wirtschaftungsmaßnahmen zur Ge-fahrenabwehr von Bodenerosionen von landwirtschaftlichen Flächen sind weitgehend deckungsgleich mit den Vorsorgemaßnahmen des allgemeinen landwirtschaftlichen Bodenschutzes. Auf landwirtschaft-lich genutzten Flächen kommen bei schädlichen Bodenveränderungen vor allem Schutz- und Beschränkungs-maßnahmen durch Anpassungen der Nutzung und der Bewirtschaf-tung von Böden sowie Verände-rungen der Bodenbeschaffenheit in Betracht.
Darüber hinaus können betriebs- bzw. schlagspezifische Maßnahmen definiert werden, die die Wirkung der Hauptursache der Erosion reduzieren (z.B. große Schlaglängen mit glei-chem Anbau als Ursache extremer Wasserzusammenflüsse) bzw. die
aufgrund von vorhandener betrieb-licher Produktions- bzw. Anbautech-nologie (Striptill-Technik) anwendbar bzw. beschaffbar sind.
Die für die Erosionsfläche definierten Bewirtschaftungsmaßnahmen wer-den ebenfalls im EEK erfasst. Dies ist aus Gründen des Bodenschutzes erforderlich, um die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen überwachen und die Wirkung der Maßnahmen auf die Vermeidung
weiterer Erosionsereignisse beurtei-len zu können. Schädliche Boden-veränderungen, die trotz intensiver Bemühungen auf der Erosionsfläche nicht effektiv verhindert werden können, sind dann im Altlasten- und Bodenschutzkataster des Landes zu erfassen.
nein Abgabe des Verfahrens an die Bodenschutzbehörde
jaAnordnung von
erosionsverhindernden Maßnahmen
Erfassung der ausgewählten bzw. angeordneten landwirtschaftlichenBewirtschaftungsmaßnahmen im Erosionsereigniskataster
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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dÜngeBerAtung rAPs
Stickstoffdüngung im Herbst:Ja, nein, vielleicht?
Raps muss vor dem Winter zwei Ziele erreichen: Zum einen eine ausreichende Vegetationsmasse für einen guten Start im folgenden Frühjahr und zum anderen eine ausreichende Härte zum überstehen der winterlichen Witterung.
Um diese beiden, sich nicht unbe-dingt entgegenstehenden Vorgaben zu erfüllen, muss Raps in ein Wachs-tumsstadium mit mindestens 10-12 Blättern, einem Wurzelhalsdurch-messer von ca. 8-10 mm und einer tief sitzenden Rosette kommen. Hierzu hat der Raps nach der Aus-saat etwa bis Ende Oktober Zeit, da das Wachstum bei typischen nord-
deutschen Witterungsbedingungen bis Ende Oktober anhält.
Ein Überschreiten der optimalen Vorwinterentwicklung muss beim Raps im Herbst wie bei allen Win-terungen aber unbedingt verhindert werden, da er sonst überwachsen ist, seine Winterhärte verliert und es bei einem für unsere Regionen nor-
malen Winter zu Ausfällen kommt. Rapspflanzen, die bis Ende Sep-tember bereits 6-8 Blätter gebildet haben, neigen dazu, im Herbst mit dem Streckungswachstum zu begin-nen und dadurch die Winterhärte zu verlieren.
Das Verhindern des Überwachsens von Raps ist in der Regel nur durch
Das Blatt 3/2012
Dr. Hans-Eberhard Kape – LMS Agrarberatung und Dr. Ralf-Rainer Schulz – Landesforschungsanstalt MV
Meldung eines Erosionsereignisses an Beratungsstelle (LFB)
Erfassung im Erosionsereigniskataster
Erheblichkeitja
Kartierung und Beurteilung
der Erheblichkeit
Erheblichkeitnein
Ermittlung und Beurteilung der Wiederholungsgefahr
Wiederholungsge-
fahr nicht vorhanden
Wiederholungsgefahrvorhanden
Einstufung als schädlicheBodenveränderung
Einstufung als nicht schädliche Bodenveränderung
Erfassung der Einstufungim Erosionsereigniskataster
Erfassung der Einstufung im Erosionsereigniskataster
nein Abgabe des Verfahrens an die Bodenschutzbehörde
jaAnordnung von
erosionsverhindernden Maßnahmen
Erfassung der ausgewählten bzw. angeordneten landwirtschaftlichenBewirtschaftungsmaßnahmen im Erosionsereigniskataster
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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den Einsatz von wachstumsbeein-flussenden Mitteln möglich, die zusätzliche Kosten verursachen. Um das Überwachsen zu vermeiden, muss deshalb zum einen der Aus-saattermin richtig gewählt werden bzw. darf der Raps nicht durch ein überreichliches Stickstoffangebot aus dem Boden oder eine organische bzw. mineralische Düngung zu verstärktem Wachstum angeregt werden.
Bodenstickstoff häufigausreichend Für die Ausbildung eines optimalen vorwinterlichen Bestandes benötigt der Raps von der Aussaat bis zur Vegetationsruhe ca. 40-60 (80) kg/ha N. Dazu entwickelt der Raps wie keine andere Winterung bis zur Vegetationsruhe ein beachtliches Wurzelsystem, das den Boden bis zu einer Tiefe von mehr als 90 cm erschließen kann und den im Boden vorhandenen, verfügbaren Stickstoff sehr effektiv aufnehmen kann. Dieser Bodenstickstoff reicht in der Regel für eine optimale Vorwinterentwick-lung aus, so dass eine Stickstoffdün-gung zu Raps im Allgemeinen nicht erforderlich ist, sie nur zusätzliche Kosten verursacht und die Stickstoff-bilanz nach DüV negativ belastet.
Verfügt der Boden aufgrund einer hohen N-Nachlieferung der Vor-frucht (Qualitätsweizen) oder guter Bodenbedingungen (früh geräumte Gerste ohne Strohdüngung) über einen hohen verfügbaren Boden-N-Gehalt (Nmin) und hat der Raps ausreichend Zeit zur Stickstoff- aufnahme, können aus den 60 kg/ ha N leicht 100 kg/ha N werden und die Gefahr des Überwachsens droht.
Raps, der Mitte August ausgesät wurde, erreicht bei normalen Auf- gangs- und Bodenbedingungen die
erforderliche Blattzahl bzw. den notwendigen Wurzelhalsdurchmes-ser für eine optimale Vorwinterent-wicklung in der Regel problemlos und benötigt keine pflanzenbau-liche Unterstützung durch eine Stickstoffdüngung.
Wann extra-Ausbringung notwendig ist Aus zahlreichen Versuchen ist be-kannt, dass in derartigen Fällen eine zusätzliche Herbststickstoffgabe für den späteren Ertrag im Allgemeinen keine Vorteile bringt, da der Raps bei normaler Entwicklung im Herbst aufgrund seines hohen Regenera-tionspotenzials im Frühjahr und bei entsprechenden Wachstumsbedin-gungen hohe Erträge erzielen kann. Dieser im Herbst ausgebrachte Stickstoff belastet dann nicht nur die Stickstoffbilanz, sondern kann insbesondere bei Ausbringungster-minen im Oktober ausgewaschen werden. Die Notwendigkeit einer zusätzlichen Herbststickstoffdün-gung zum Raps ergibt sich nur dann, wenn folgende Ausnahme- situationen bestehen: Sprechen die Standort- bzw. Bewirtschaftungs-
N-Fixierung durch sehr hohe Strohdüngungsmengen zum Raps
geringe N-Nachlieferung aus dem Boden durch nicht optimale
Saatbettbereitung, Trockenheit oder Nässe
ungünstige Aussaatbedingung durch schlechte Bodenstruktur oder
ungünstige Witterung
schlechter oder verspäteter Aufgang aufgrund ungünstiger Witterung
oder verzögerter Ernte
verzögertes und schwaches Wachstum durch ungünstige Witterung
Aussaat nach pflugloser Bodenbearbeitung aufgrund langsamerer
Stickstoffmineralisation
Blattverluste oder -schädigungen durch Erdfloh, Schnecken und
Mehltaubefall
Wachstumshemmungen nach nicht optimalem Herbizideinsatz.
optimal entwickelter raps
Das Blatt 3/2012
LFB – Landwirtschaftliches Fachrecht & Beratung
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bedingungen bereits vor dem Sicht- barwerden eines schwachen Wachs-tums für eine unzureichende N-Nach- lieferung, sollte bereits frühzeitig zusätzlicher Stickstoff zugeführt werden. Zu frühen Terminen kann die Stickstoffzufuhr kostengünstig über organische Wirtschaftsdünger abgedeckt werden. Es ist aber zu beachten, dass die Stickstoffmenge dieser Dünger die Vorgabe der DüV von 40 kg/ha Ammonium-N bzw. 80 kg/ha Gesamt-N nicht über-schreitet.
ursachen für BlattverfärbungenvielfältigWird zu einem späteren Zeitpunkt durch ein schwaches Wachstum des Rapses oder Nmin-Untersuchungen eine schlechte Stickstoffbereitstel-lung aus dem Boden festgestellt, sollte dem Raps mit einer minera-lischen Boden- oder Blattdüngung eine wachstumsfördernde Unter-
stützung angeboten werden. Es ist aber zu beachten, dass Rot- und Violettverfärbungen des Blattappa-rates im Herbst nicht nur auf einen Stickstoffmangel hinweisen. In der Regel haben in derartigen Fällen auch niedrige Phosphor- und Kali-umgehalte bzw. verdichtete oder übernässte Böden zu einem un-günstigen Gesamtnährstoffstatus geführt, der diese Blattverfärbungen auslöst. Eine einseitige Stickstoff-düngung schafft hier in der Regel keine Abhilfe. Nach dem Rückgang der Wassersättigung, dem Anstieg der Temperaturen bzw. dem Durch-wurzeln verdichteter Bodenschich-ten verschwinden diese Symptome häufig von alleine.
Wird beim Raps Mitte September ein schlechtes Wachstum festgestellt oder werden niedrige verfügbare Bodenstickstoffgehalte gemessen, ist eine unverzügliche N-Gabe von
20-40 kg/ha über eine minera-lische Düngung erforderlich. Damit der Stickstoff seine wachstumsför-dernde Wirkung im Herbst noch entfalten kann, sollte diese Stick-stoffgabe spätestens gegen Ende September/Anfang Oktober ausge-bracht werden.
Haben die Rapspflanzen Ende Sep-tember/Anfang Oktober 4 Laubblät-ter ausgebildet und ist der Wurzel-halsdurchmesser mindestens 4 mm stark, erübrigt sich eine zusätzliche Stickstoffdüngung.
gesamt-stickstoff berücksichtigenUm eine Überversorgung des Rapses zu vermeiden, ist vor der Ent-scheidung zu einer herbstlichen Stickstoffdüngung grundsätzlich die Stickstofflieferung aus dem Boden und aus den Ernterückständen der Vorfrucht zu berücksichtigen, denn trotz Strohdüngung oder Stress durch tierische bzw. pilzliche Scha-derreger kann soviel Stickstoff im Boden vorhanden sein, dass es durch eine zusätzliche N-Gabe zu einem Überangebot mit den o. g. Folgen kommen kann.
Die im Herbst ausgebrachte Stick-stoffmenge aus Gülle bzw. ver-gleichbaren Stoffen oder der Mine-raldüngung ist in jedem Fall bei der Rapsdüngung im folgenden Frühjahr zu berücksichtigen und nach DüV bei der Düngebedarfsermittlung mit 20 kg/ha N von der 1. N-Gabe ab-zusetzen.
E-Mail: [email protected] raps mit Verfärbungen aufgrund von staunässe
Das Blatt 3/2012
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Den Besuchern der MeLa wird auch in diesem Jahr wieder eine beein-druckende Kombination von Agrar-/Landwirtschaft, technischem Know-how, Tierschau und -präsentationen
geboten werden. 170.000 m2 Brutto- fläche, 561 Aussteller und 64.800 Besucher – das war die Messebilanz 2011 (Quelle: www.mela-messe.de). Für 2012 dürfen Sie gespannt sein.
Vorträge zu energie und landwirtschaft in halle 3Am Freitag, 14. September, von 15:45-16:30 Uhr werden wir im Fachforum, zentral in Halle 3 gele-
lms Auf der melA
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Das Blatt 3/2012
MeLaMeLa in Mühlengeez
13.-16. September 2012
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gen, Vorträge halten. Unser Thema „Energie und Landwirtschaft – ein neues Feld mit vielen Reserven und Chancen“ wird dargestellt von Ex-perten aus den Bereichen Erneu-erbare Energien, Energiemanage-ment und Agrarberatung:
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fachthemen aus dem Bereich rinderhaltung/milchproduktion„Voller Durchblick dank LMS-Grundanalyse“ und „Fitte Kühe dank BCS (Body Condition Scoring) der LMS!“ – das sind unsere The-men im Bereich Rinderhaltung/Milchproduktion. Unterhalten Sie sich mit unseren Experten und auch hierzu das Wichtigste als Flyer mit nach Hause.
„kennt ihr diese körner? spielt mit!“Aufgrund der ausgezeichneten Re-sonanz bei Jung und Alt in den ver-gangenen Jahren werden wir unser Körnerspiel 2012 neu auflegen. Wir hoffen, dass Sie gemeinsam mit uns dabei wieder viel Spaß haben wer-den.
rege diskussionen ergaben sich auf dem lms/lufA-stand in verschiedenen konstellationen, 2. von rechts: Berthold majerus mit Besuchern
Auch dr. stefan Weber, lms-fachbe-reichsleiter Betriebswirtschaft/rinder-haltung, und eine Besucherin haben spaß beim körnerraten
marion dunker, futtermittelexpertin von der lufA, im gespräch mit dem lms-Praktikanten lucas Pieper
gut gelaunt: rechtsanwalt dr. Philipp groteloh im gespräch mit Johannes ullrich, lms-fachbereichsleiter markt-fruchtbau
susanne otten, leiterin des Büros für existenzsicherung (BeX) der lms, erklärt das körnerspiel
Veranstaltungen
Wie in den vorherigen Jahren am gewohnten Platz – gleich vorne in halle 2/stand-nr. 242
komprimiertes Wissen frisch aus der druckerei: die flyer der lms Agrarberatung zur mela 2012. die themen: mehrerlöse dank lms-energieberatung. Voller durch-blick dank lms-grundanalyse. fitte kühe dank Bcs der lms.
Das Blatt 3/2012
Extras
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fristen sePtemBer Bis deZemBer 2012
ende der Verbotsfrist gehölzschnitt In der Zeit vom 15. März bis zum 30. September ist es verboten, Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen. (§ 39 (5) Naturschutzgesetz)
fristablauf AgrardieselantragDer Antrag auf Steuerentlastung für im Vorjahr verbrauchten Agrardiesel ist spätestens bis zum 30. Sep-tember zu stellen. (§ 57 Energiesteuergesetz i.V.m. § 103 der Energiesteuer-Durchführungsverordnung)
fristablauf milchquotenbörseUnterlagen für den Übertragungstermin 1. November müssen bis zum 1. Oktober eingereicht sein.(§14 MilchAbgV)
Beginn düngeverbot auf grünlandDüngemittel mit wesentlichem Gehalt an verfügbarem Stickstoff dürfen auf Grünland vom 15. Novem-ber bis 31. Januar nicht ausgebracht werden. Die Verbotsfrist gilt auch für Geflügelkot, nicht aber für Festmist. (Düngeverordnung (DüV) § 4 (5))
Beginn Pflugverbot erosionsschutz (Wassererosion)Flächen, die im Erosionskataster als wassererosionsgefährdet eingestuft wurden, dürfen in der Zeit vom 1. Dezember bis 15. Februar nicht gepflügt werden. Außerhalb dieser Frist gelten weitere Auflagen: Bei Flächen der Kategorie CCWasser1 ist eine Herbstfurche nur zulässig bei Aussaat bis zum 1. Dezem-ber oder bei Bewirtschaftung quer zum Hang. Bei Flächen der Kategorie CCWasser2 ist das Pflügen außerhalb der Frist 1. Dezember bis 15. Februar nur zulässig, bei unmittelbar folgender Aussaat und bei Reihenkulturen (Reihenabstand >45cm) ganzjährig unzulässig. (DirektZahlVerpflV §2)
fristablauf PflanzenschutzaufzeichnungenAufzeichnungen über die im Betrieb angewandten Pflanzenschutzmittel sollen zeitnah geführt werden und müssen spätestens bis zum 31. Dezember des Anwendungsjahres vorliegen mit mindestens fol-genden Angaben:• Anwender• Anwendungsfläche (oder Bewirtschaftungseinheit)• Datum der Anwendung• Pflanzenschutzmittel• Aufwandmenge / Flächeneinheit• Schadorganismus oder Zweck der Maßnahme• Kulturpflanze.(PflSchG §6)
(keine Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Fristen)
Fotonachweis Heft 3/2012:Die verwendeten Bilder entstammen Eigenproduktionen bzw. wurden eingekauft bei Shutterstock; Seite 22/23: Böttcher bzw. Priepke, LFA MV, weitere Bildnachweise siehe Innenteil
Erscheinungsweise:„Das Blatt“ erscheint viermal jährlich in den Monaten März, Juni, September, Dezember. Im Juli erscheint außerdem das Sonderheft „Aussaatempfehlungen Herbst 2012 für MV“