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Das Ausgreifen des Fränkischen Reiches nach Nordelbien unter Karl dem Großen im Licht archäologisch-historischer Forschungen

Jan 31, 2023

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Thumby-Bienebek

Kaupang

Lindisfarne

Balladoole

Kiev

Gnëzdovo

BirkaUppsala

HedebyKosel

Ribe

Alt Lübeck

Novgorod

RericWolin

RoskildeGudme

Île de Groix

Starigard

QuentovicNivelle

Bardowick

JouarreChelles

Uppåkra

Rösta

Festschrift für Michael Müller-Wille

Sunhild Kleingärtner · Ulrich Müller · Jonathan Scheschkewitz (Hrsg.)

Kulturwandel im Spannungsfeldvon Tradition und Innovation

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Kulturwandel im Spannungsfeldvon Tradition und Innovation

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HerauSgegeben von

Sunhild Kleingärtner • ulrich Müller • Jonathan Scheschkewitz

In verbindung mit

der Christian-albrechts-universität zu Kiel, dem Institut für ur- und Frühgeschichte der Christian-albrechts-universität zu Kiel,

dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-vorpommern (Schwerin),dem niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (Wilhelmshaven)

und dem Zentrum für Skandinavische und baltische archäologie (ZbSa)in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß gottorf in Schleswig

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Kulturwandel im Spannungsfeldvon Tradition und Innovation

Festschrift für Michael Müller-Wille

2013

WaCHHoLTZ verLag neuMünSTer

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redaktion: Sunhild Kleingärtner, Wilhelmshaven, ulrich Müller, Kiel, und Jonathan Scheschkewitz, esslingenTechnische redaktion: Holger Dieterich, Kiel

umschlagfoto: Hendrik Mäkeler, uppsala

ISbn 978 3529 01853 4

alle rechte, auch die des auszugsweisen nachdrucks,der fotomechanischen oder digitalen Wiedergabe und der übersetzung, vorbehalten.

Wachholtz verlag neumünster2013

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort 9

Schriftenverzeichnis von Michael Müller-Wille 11 Verzeichnis der von Michael Müller-Wille betreuten Hochschulschriften 23

Tabula Gratulatoria 27

MobILITäT uNd INTERAkTIoN

Anton Englert Reisegeschwindigkeit in der Wikingerzeit – Ergebnisse von Versuchsreisen mit nachgebauten Schiffsfunden 31

Jörn Staecker der Held auf dem achtbeinigen Pferd 43

Torbjörn brorsson A new method to determine the provenance of pottery – ICP analyses of pottery from Viking age settlements in Northern Europe 59

Monika Maleszka-Ritchie ‘Measures of Capacity’ – The evidence for standardisation within early medieval Western Slavic pottery 67

kuLTuRkoNTAkT uNd uRbANISIERuNG

Sunhild kleingärtner der Seehandelsplatz von Rostock-dierkow 89

Christiane Zimmermann und Hauke Jöns Ein kammfragment mit Runeninschrift vom frühmittelalterlichen Handelsplatz Groß Strömkendorf, Nordwestmecklenburg 107

Marcus Gerds Tiergrab, Tierbeigabe, Tieropfer? Pferde und Hunde auf dem frühmittelalterlichen bestattungsplatz von Groß Strömkendorf bei Wismar 127

Florian Westphal Eine Wassermühle am bach von Haithabu? 139

Ralf Wiechmann byzantinische Treppen und englische kreuze – Zwei Münztypen des 11 Jahrhunderts – geprägt in Haithabu? 145

INFRASTRukTuR uNd VERSoRGuNG

Jens-Peter Schmidt Alles im Fluss? der älterbronzezeitliche Hortfund von Golchen, Lkr demmin 161

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dietlind Paddenberg Ausgrabungen im Zuge von deichbaumaßnahmen in Sachsen-Anhalt – Ein Überblick über die jüngsten untersuchungen 175

Silke Eisenschmidt Häuser der Wikingerzeit in Nordschleswig 195

Petra Westphalen der burgwall von köllmichen im dornröschenschlaf 215

Heiko Schäfer Holzschächte aus dem umfeld des kröpeliner Tores in Rostock – Ein beitrag zur mittelalterlichen Wasserversorgung einer Hansestadt 227

Henning Stilke Mittelalterlicher Fischfang mit Angelhaken 237

Peter Steppuhn Ergebnisse und Perspektiven einer Glas-Archäologie des 12 bis 17 Jahrhunderts im Hochtaunus 247

GLAubE uNd RELIGIöSITäT

Alfried Wieczorek die spätantiken Gräber und Funde aus Mannheim-Sandhofen/Steinäcker 271

dirk Meier das Ausgreifen des Fränkischen Reiches nach Nordelbien unter karl dem Großen im Licht archäologisch-historischer Forschungen 281

Michael Schirren Zwei Vögel aus usedom – Zur christlichen deutung von Metallschmuck des 12 Jahrhunderts aus Vorpommern 301

Edgar Ring Pilger in Lüneburg 313

ulrich Müller Zwischen Himmel und Hölle – Randgruppen in der Vormoderne 321

Rüdiger von Schnurbein 850 Jahre domkapitel brandenburg 335

TRACHT uNd bEWAFFNuNG

ulrike Leithäuser buntes vom band – bemerkungen zur Tradition der merowingerzeitlichen Trachtsitte von Fibelanhängern 347

Przemysław Sikora die ortbänder aus Hafurbjarnarstaðir und Ljárskógar – Zwei besondere Fundstücke aus Island bemerkungen zur ihren datierung und bedeutung 361

Jonathan Scheschkewitz Eine mittelalterliche Spiegelfassung aus der Rottweiler Mittelstadt 373

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Die vorliegende Festschrift ist Ausdruck des gro-ßen Engagements von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Michael Müller-Wille als Hochschullehrer. Sie ent-stand aus dem Wunsch seiner Schülerinnen und Schüler heraus, ihm für diese Leistung gleicherma-ßen Anerkennung und Dank zu zollen.

Während die erste Festschrift „Studien zur Ar-chäologie des Ostseeraumes. Von der Eisenzeit zum Mittelalter“ zu seinem 60. Geburtstag Beiträge be-freundeter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-ler sowie von Kolleginnen und Kollegen enthält, weist die zweite Festgabe „Kulturtransfer im Span-nungsfeld von Tradition und Innovation“ nun Bei-träge seiner Schülerinnen und Schüler auf. Fünf-undzwanzig von Michael Müller-Wille promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland – an Hochschulen, in der Denkmal-pflege und an Museen tätig – haben mit ihren Bei-trägen zum Entstehen dieser Festschrift beigetragen. In der Tabula Gratulatoria finden sich die Namen all derjenigen Absolventinnen und Absolventen bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich als Ange-hörige des Kieler Instituts für Ur- und Frühgeschich-te während der aktiven Professorenzeit Michael Mül-ler-Willes mit diesem verbunden fühlten. Gleiches gilt für die Kolleginnen und Kollegen der unmittel-bar benachbarten Universitätsinstitute und archäo-logischen Einrichtungen in Schleswig-Holstein.

Die Karte auf dem Einband, auf der die wichtigs-ten der im Rahmen seiner Forschungen untersuch-ten Fundorte vermerkt sind, steht stellvertretend auch für den geographischen Blickwinkel, der für den Forschungsansatz Michael Müller-Willes kenn-zeichnend ist. Das über dem Titel gezeigte Foto von Valsgärde verweist gleichsam symbolhaft auf seine persönliche und wissenschaftliche Verbundenheit mit Mittelschweden.

Das große thematische Spektrum dieser Festschrift spiegelt die vielfältigen Interessengebiete des Jubi-lars wider. Die Basis für seine umfangreichen For-schungen legte Michael Müller-Wille mit der Wahl seiner Studienfächer Ur- und Frühgeschichte, Klas-sische Archäologie, Geographie, skandinavische Vor-geschichte und Quartärgeologie an den Universitäten Münster, Uppsala und Montpellier. Sein auf Schles-

wig-Holstein und Nordeuropa konzentrierter geo-graphischer Schwerpunkt findet frühen Ausdruck in den Themen seiner Abschlussarbeiten, der 1964 an der Universität Münster eingereichten Disserta-tion zu den eisenzeitlichen Fluren in den festländi-schen Nordseegebieten und seiner 1970 an der Uni-versität Kiel abgeschlossenen Habilitationsschrift zu frühgeschichtlichen Bestattungen im Boot. Die von ihm während seiner Professorenzeit in Mainz (1976–1981) und Kiel (1981 –2003) gesetzten wissenschaft-lichen Schwerpunkte sind hier als Überschriften der einzelnen thematischen Blöcke summarisch aufge-griffen: Mobilität und Interaktion, Kulturkontakt und Urbanisierung, Infrastruktur und Versorgung, Glau-be und Religiosität sowie Tracht und Bewaffnung.

Sein großer zeitlicher und geographischer For-schungsraum spiegelt sich in dem hier vollständig abgedruckten Schriftenverzeichnis Michael Müller-Willes und der Liste der von ihm betreuten Absolven-tinnen und Absolventen wider. Als Hochschullehrer und Wissenschaftler waren Michael Müller-Wille die Weitergabe und Vermittlung seines Wissens so-wie internationale Wissenschaftskommunikation ein persönliches Anliegen. Dieses erfuhr verdienst-volle Würdigung mit der Verleihung der Ehrendok-torwürde durch die Universitäten von Umeå, Poznań und York. Als Rektor steuerte Michael Müller-Wil-le die Universität Kiel in Zeiten weitreichender po-litischer Umwälzungen durch stürmische Gewässer und baute bis heute bestehende Brücken nach Osteu-ropa. Durch seine außergewöhnlichen wissenschaft-lichen Leistungen in enger Forschungskooperation mit Russland erhielt er 1999 die Lomonossow-Gold-medaille als höchste Auszeichnung durch die Russi-sche Akademie der Wissenschaften.

Michael Müller-Wille selbst ebnete durch seine verbindliche und kommunikative Art, sein wissen-schaftliches Lebenswerk auszugestalten, unbewusst den Weg für diese Festschrift. Seine Zusammenar-beit mit wissenschaftlichen Institutionen und Ver-einen drückt sich in der Auswahl an Einrichtungen aus, die in Verbindung mit der Herausgabe des vor-liegenden Bandes stehen. Dies gilt in erster Linie für die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, für die Michael Müller-Wille als Rektor tätig war, sowie das

Vorwort

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Institut für Ur- und Frühgeschichte, dessen Renom-mee durch sein Mitwirken in verschiedenen wissen-schaftlichen Kommissionen und Gremien – gemein-sam mit Alfred Haffner und Ole Harck – beständig wuchs. Dies gilt weiterhin für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpom-mern in Schwerin, dem ehemaligen Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, sowie das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, mit denen Mi-chael Müller-Wille über Projektkooperationen und Wissenschaftsaustausch eng verbunden ist. Nicht zu-letzt ist das Zentrum für Baltische und Skandinavi-sche Archäologie in Schleswig anzuführen, das in-haltlich an die von Michael Müller-Wille vertretenen Wissenschaftsschwerpunkte anknüpft. Die genann-ten Institutionen haben ebenso wie die Stiftung Ol-denburger Wall e.V. und der Förderverein des Ar-chäologischen Landesmuseums e.V. Schloß Gottorf durch ihre finanzielle Beteiligung die Entstehung dieser Festschrift ermöglicht. Dafür sei ihnen herz-lich gedankt!

Vielen weiteren Personen ist ebenso herzlich zu danken, die durch ihr Engagement zum Entstehen dieser Festschrift beitrugen: Holger Dieterich über-nahm die technische Redaktion mit der Gestaltung des Einbandes, der Überarbeitung der Textabbildun-gen und der Erstellung des Layouts. Hendrik Mäke-ler und Familie Müller-Wille stellten das Umschlag- und Porträtfoto des Jubilars zur Verfügung. Durch David Bibby und Beverley Hirschel erfolgten Kor-rektur und Übersetzung der englischsprachigen Bei-träge. Steffen Berger half bei der Überprüfung von Literaturzitaten. Anke Wesse und Hauke Jöns stan-den stets mit Rat und Tat zur Seite.

Diese Festschrift dokumentiert darüber hinaus die langjährige Beziehung zwischen Michael Müller-Wille und dem Wachholtz Verlag. Diesem, und ins-besondere Renate Braus, ist für die bewährt gute Zu-sammenarbeit herzlich zu danken.

Mit dieser Festschrift sei dem Jubilar Michael Mül-ler-Wille für sein Engagement als Hochschullehrer unser herzlicher Dank ausgesprochen. Wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.

Sunhild Kleingärtner Ulrich Müller Jonathan Scheschkewitz

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Um 800 geriet Nordelbien (Nordalbingien) in die Auseinandersetzungen zwischen Franken, Sachsen, Slawen und Dänen. Ausgangspunkt waren die Sach-senkriege Karls des Großen, die sich seit 772 wider Erwarten und/oder wegen ihres brutalen Vorgehens über Jahrzehnte hinzogen. Der politisch-kultische Bund der Sachsen (Springer 2004) zerfiel in sozi-al und regional differenzierte Gruppen. Zwischen Rhein und Weser waren Westfalen ansässig, östlich davon die Engern. Das daran anschließende Sied-lungsgebiet der Ostfalen reichte bis zum Harz. Nörd-lich der Elbe fanden sich bis zur Eider die Nordalbin-gier, welche nach der um 1075 verfassten Hamburger Kirchengeschichte Adams von Bremen (II, 15) drei Stammesgaue umfassten. An der Nordseeküste lag zwischen Elbe und Eider der Gau der Dithmarscher, östlich davon der Holsten- und Gieselgau, welcher sich bis zum slawisch besiedelten heutigen Osthol-stein erstreckte. Im Südwesten befand sich zwischen Krückau und Pinnau sowie der Elbe beziehungswei-se dem Sachsenwald Stormarn. Nördlich der Eider begann der Einflussbereich der Dänen.

Eine gewisse Stabilisierung der verschiedenen sächsischen Stämme ergab sich aus dem gemeinsa-men germanischen Kult, den Angriffen der Fran-ken von Süden und dem Vordringen der Slawen von Osten her (Prinz 1985, 95; Riché 1991, 133). Ihr dicht bewaldetes, von Flüssen durchzogenes und von Mooren bedecktes Land schützen Burgen in Form einfacher Ringwälle. Die unsichere politische Lage an der Nordostgrenze seines Reiches erforderte eine Reaktion Karls des Großen. Daher wollte er zur Ab-sicherung des fränkischen Kernlandes die heidni-schen Sachsen in sein Reich integrieren und durch Missionierung daran binden (von Padberg 2005, 365 –376). Politische und kirchliche Motive waren dabei eng miteinander verbunden. Die nach 795 ent-standenen Viten von Sturmi (Engelbert 1968), Li-udger und Willehad beschreiben die Sachsen als wil-des, dem Irrglauben verfallenes Volk, das gegen die

Franken anstürmend, immer wieder vom rechten Weg abgekommen sei. Zur Kontrolle der Sachsen sollte die Christianisierung dienen (von Padberg 2005, 371 Anm. 36). In der zeitnah zu den Ereig-nissen um 790/91 entstandenen Vita Gregorii, deren Verfasser Liudger als Missionar in Utrecht und York ausgebildet wurde und seit 777 bei den Friesen be-ziehungsweise 792 bei den Sachsen wirkte, wird zwar ein friedlicheres Vorgehen überliefert, letztlich blieb aber das politisch-christlich konnotierte karolingi-sche Reichsinteresse Karls des Großen bestimmend (von Padberg 2005, 372–375).

Karl der Große begann den Krieg 772 mit einem Feldzug gegen die Engern (Abb. 1), eroberte die Eres-burg (Obermarsberg) an der Diemel und zerstörte die Irmisul, das in der Vorstellung der Sachsen das Himmelsgewölbe tragende Kultsymbol. Durch die Entweihung ihres Zentralheiligtums sahen sich die Sachsen zu einem erbittert geführten Krieg gedrängt (von Padberg 2005, 367– 368) und fielen 774 wäh-rend der Abwesenheit Karls des Großen plündernd in Hessen ein. Im Winter 775 befahl der Frankenkö-nig einen Gegenschlag und die Bekehrung der Sach-sen. Er eroberte die Sigiburg (Hohensyburg an der Ruhr), ließ die Eresburg wieder aufbauen, errichte-te dort drei Kirchen und erreichte mit seinem Heer entlang der Diemel die Weser. Nach einem weite-ren, großen Schrecken verbreitenden Heereszug sei-ner Panzerreiter (Abb. 2) unterwarfen sich große Tei-le der West- und Ostfalen sowie der Engern 776 an der Lippequelle. Karl der Große zog die Diemel wei-ter entlang und errichtete in einem wald- und quel-lenreichen Gebiet bei den Paderbrunnen sein Haupt-quartier. Hier ließ er zur Absicherung des Erreichten mitten im Eroberungs- und Missionsgebiet Pader-born als Pfalzort anlegen sowie als zukünftigen Bi-schofssitz ausbauen und befestigen (von Padberg 2005, 369). Ferner beauftragte er 777 Sturmi, den Abt von Fulda, mit der Sachsenmission (Riché 1991, 134).

Das Ausgreifen des Fränkischen Reiches nach Nordelbienunter Karl dem Großen

im Licht archäologisch-historischer Forschungen

Von Dirk Meier, Wesselburen

Die Sachsenkriege Karls des Großen

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Als sich Karl der Große 778 Problemen in Spanien zuwenden musste, rief der westfälische Edeling Wi-dukind die Sachsen zu einem Aufstand auf. Noch be-vor Karl der Große mit seinem Heer selbst erschien, hatten fränkische Truppen im Verein mit sächsischen Adeligen den Aufstand niedergeworfen, nachdem ein fränkisches Heer am Süntel vernichtet worden war. 782 übertrug Karl der Große teilweise die Verwaltung des Landes loyalen sächsischen Edelingen, die er zu Grafen ernannte. Ferner wurden in Verden an der Al-ler zahlreiche Sachsen getauft. Diese Zwangsmaßnah-men führten 783/84 unter dem westfälischen Edeling Widukind (* 743, † 807) zu einem nochmaligen Auf-stand, woran sich auch Teile der unter fränkischer Herrschaft stehenden Friesen beteiligten (Braken-siek 1997). Die gerade gegründeten Missionskir-chen wurden zerstört, die Missionare Willehad (* 740, † 789) und Luidger (* 742, † 809) mussten flüchten. Da Karl der Große mit seinem Heer Teile Sachsens erneut verwüstete, unterwarf sich Widukind 785 auf der Pfalz Attigny und ließ sich taufen. Zudem erließ

Karl der Große 782 oder 785 die Capitulatio in parti-bus Saxoniae, welche harte Strafen bei unchristlichem Verhalten vorsah (von Padberg 2005, 369). Die-se wurden 797 jedoch abgemildert, da die Mischung von kirchlichen und politischen Zwangsmaßnahmen den neuen Glauben kaum förderte.

Die mit der Capitulatio in partibus Saxoniae ein-geleitete fränkische Schreckensherrschaft führte zwi-schen 794 und 799 zu einem erneuten Aufstand in ganz Sachsen, als Karl der Große gegen die Awaren rüstete. Um auch die Sachsen nördlich der Elbe zu unterwerfen, verbündete sich Karl der Große mit dem slawischen Stamm der Abodriten und dessen Herrscher Drăsco, der nach den offiziösen Fränki-schen Reichsannalen mit Hilfe fränkischer Legaten die nordelbingischen Sachsen 798 auf dem Sventana-feld bei Bornhöved schlug. Karl der Große wollte zu-nächst zwar die nordelbingischen Sachsen ebenso wie diejenigen aus Wigmodien ins Reichsinnere de-portieren, doch kam dies in größerem Maße nicht zur Ausführung, da er sie als Verbündete in der unsi-

Abb. 1. Sachsenkriege Karls des Großen mit Daten historischer Ereignisse (Grafik: D. Meier).

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cheren Grenzsituation brauchte. Die Sachsen durften daher ihr eigenes Stammesrecht in Form des 802 er-lassenen Lex Saxonum behalten.

Nachdem Karl der Große den Abodriten zunächst das sächsische Land nördlich der Elbe überlassen wollte, entschloss er sich schließlich doch dazu, die Grenzverhältnisse in Nordelbien neu zu regeln: So wurde 811 in einem Vertrag mit dem dänischen Kö-nig Hemming die Eider als Grenze festgelegt. Der 818 erstmals erwähnte Limes Saxoniae, ein Ödland- und Waldgebiet zwischen Kieler Förde und Elbe, bildete eine Grenzregion zu den Abodriten (Abb. 3). In der Folgezeit waren die inneren Verhältnisse des Gebie-tes nördlich der Elbe durch seine periphere Lage zum Reich und durch diese Grenzsituation bestimmt. In-folge dessen hielten sich dort die alten Verfassungs- und Sozialverhältnisse lange. Die Gesellschaft be-ruhte auf einer bäuerlichen Gemeinschaft, aus der

allenfalls wenige reiche Familien als besonders ein-flussreich herausragten.

Hingegen bildete das Fränkische Reich ein christ-lich organisiertes Staatswesen, das innerhalb von drei Jahrhunderten das historisch wichtigste Reich seit dem Zerfall des Römischen Reiches im abend-ländischen Europa wurde. Zahlreiche Kriege hatten die fortschreitende Feudalisierung der Gesellschaft mit der Herausbildung eines zunehmend mächtiger werdenden Adels und von Grundherren abhängigen Bauern bewirkt. Das gesellschaftliche System war komplex und von gegenseitigen Abhängigkeiten ge-prägt. Die Bauern wurden als überwiegender Teil der Landbevölkerung nach ihrem Rechtsstatus in Freie, Halbfreie und Unfreie unterschieden, die in eine kö-nigliche, adelige, klösterliche oder kirchliche Grund-herrschaft eingebunden waren. Der Adel war Teil des fränkischen Reichssystems, an dessen Spitze der Kö-nig stand, welcher über Bauern, Adlige, Reichsäbte und Bischöfe gebot. In vielen Gebieten hatte er Ad-lige zu Grafen ernannt, welche die Aufsicht über in der Nähe gelegene Königsgüter und einzelne Fron-höfe ausübten, beim Heeresaufgebot mitwirkten und die königlichen Abgaben einzogen. Alle Königsgüter lieferten dabei ihre Überschüsse an die Pfalzen, wel-che als vorübergehende Aufenthaltsorte des Königs dienten. Die Ökonomie des Reiches beruhte sowohl auf der Landwirtschaft als auch auf dem Nah- und Fernhandel mit seinen wichtigen Flussrouten, wel-che, wie der Rhein und später die Elbe, unter fränki-scher Kontrolle standen.

Machtinstrument Karls des Großen war sein Heer, das mit Waffen und sonstigem Kriegsgerät, Lebens-mitteln und Kleidung ausgerüstet werden musste, wobei jeder Reiter einen Schild, eine Lanze, je ein langes und ein kurzes Schwert, einen Bogen und ei-nen Köcher mit Pfeilen mitzubringen hatte. Die Art der Heeresorganisation ist durch Kapitularien über-liefert. Ihre Umsetzung ist allerdings ebenso schwie-rig zu beurteilen, wie die Größe des Heeres, das nach verschiedenen Schätzungen zwischen 5.000 und 36.000 Reiter umfasste, hinzu kamen Fuß- und Hilfs-truppen (Riché 1991, 119). Die Schlagkraft des Hee-res beruhte dabei weniger auf seiner Größe als viel-mehr auf seiner Bewaffnung, Logistik und Strategie, wobei insbesondere die schwerbewaffnete Reiterei (scarae) seit der Zeit Karl Martells an Bedeutung zu-genommen hatte (Abb. 2).

Abb. 2. Karolingische Reiterei aus dem Psalterium Aureum, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 22, saec. IXex, S. 140 als Illustration zu Ps 60 (Feldzug des Joab) (Quelle: St. Gallen Stiftsbibliothek).

Die ökonomische Bedeutung Nordelbiens

Schleswig-Holstein mit seinen Küsten sowie ins Landesinnere führenden Flüssen und Förden war aus Sicht von Franken und Dänen ökonomisch be-deutsam, berührten sich hier doch die maritimen Fernverbindungen von Nord- und Ostseeraum

(u. a. Düwel u. a. 1987; Steuer 1987; Meier 2009, 73 –121). An der Nordseeküste bildeten Elbe und Ei-der, an welche die nordelbischen Sachsengaue grenz-ten, die wichtigsten Flusssysteme. Die frühmittel-alterliche Bedeutung der Elbe als Schifffahrtsweg

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unterstreichen Stade und Hamburg, die als Handels-zentren in den fränkisch-friesischen Fernhandel ein-gebunden waren. Ausgangspunkt des Fernhandels an der Nordsee war der friesische Handelsort Dorestad am Zusammenfluss von Lek und Krummen Rhein bei Wijk bej Duurstede, über den die Masse des Wa-renverkehrs nach England verlief. Dieser stand seit Ende des 7. Jahrhunderts unter der Kontrolle der merowingischen Könige. Von hier aus befuhren friesische Kaufleute die Küstengebiete der Nordsee (Meier 2009, 142 –144), in denen sich mit Domburg auf Walcheren, Medemblik, Emden, Bremen, Stade, Hamburg und Ribe wichtige Fernhandelszentren he-rauskristallisierten. Diese Umschlagplätze befanden sich am Schnittpunkt von Land-, Fluss- und See-wegen. Auch das südliche Nordseeküstengebiet im heutigen Schleswig-Holstein war nach Ausweis der Funde von der Wurtsiedlung Wellinghusen in Dith-marschen (Meier 2001a, 70 – 98) seit dem Ende des 7. Jahrhunderts besiedelt. Ihre Bewohner profitierten ebenso wie diejenigen anderer ländlicher Siedlungen

von dem zunehmenden Fernhandel, der über grö-ßere und kleinere Umschlagplätze innerhalb eines dichten maritimen Verkehrsnetzes betrieben wurde. An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste nörd-lich der Eider wanderten im 8. Jahrhundert Friesen ein, deren Landnahme sich jedoch der historischen Überlieferung entzieht.

Die Küstenlandschaft und das dahinterliegende Binnenland waren dabei auf vielfältige Weise mitei-nander verknüpft. So entstanden seit dem 7./8. Jahr-hundert in Nordeuropa die Grundlagen für eine die Nord- und Ostsee umspannende maritime Kultur mit verschiedenen, miteinander verbundenen Ver-kehrszonen. Über Schnittpunkte von See-, Küsten- und Binnenschifffahrt gelangten Waren von Byzanz nach Nordeuropa, von den friesisch besiedelten Küs-tengebieten bis hin nach England und Skandinavien. Der Ausbau dieses Verkehrsnetzes wurde zu einer politischen und ökonomischen Aufgabe ersten Ran-ges (Düwel 1987). Überragende Bedeutung für den Fernhandel hatten See- und Flusswege. Im Norden

Abb. 3. Nordelbien im frühen 9. Jahrhundert mit Burgen, Emporien, Wurtensiedlungen und Verkehrsverbindungen (Grafik: D. Meier).

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des Fränkischen Reiches war dabei nach der Unter-werfung Sachsens zweifellos die Elbe der Ziel- und Blickpunkt Karls des Großen. Zum einen existier-te mit dem, archäologischen Untersuchungen zufol-ge, um 670 n. Chr. nachweisbaren Stade ein wichti-ges Handelszentrum an der Mündung der Schwinge in die Elbe (Michel/Schäfer 2007, 94–97; Mei-er 2011), zum anderen gab es einen wichtigen Elb-übergang im Stromspaltungsgebiet nahe der Tide-elbe beim heutigen Hamburg (Busch 1995; Busch/Harck 2002; Meier 2011, 85–88).

Bereits im 8. Jahrhundert befand sich auf der Geesthalbinsel zwischen Alster und Bille eine säch-sische Siedlung mit einer Doppelkreisanlage (Abb. 4). Nach Ausweis der archäologischen Ausgrabungen von 1949 –1951 brechen die sächsischen Funde kurz nach 800 ab und werden von einer Schicht mit über-wiegend slawischer Keramik überlagert (Schindler

1956, 49–72). Dies mag man dahingehend interpre-tieren, dass hier kurzzeitig Abodriten siedelten, de-nen Karl der Große – wie bereits ausgeführt – zu-nächst die nordelbischen Sachsengaue überlassen hatte. Da aber neben slawischen Funden auch säch-sische vertreten sind, hat es keine totale Aussiedlung der nordelbischen Sachsen gegeben. Karl der Große ließ hier 810 eine Taufkirche errichten. Ob er den Ort auch befestigte, bleibt unklar. Ludwig der Fromme erklärte Hamburg 831 zum Bistum, welches durch Papst Gregor IV. 832 zum Erzbistum erhoben und mit Ansgar (* 801, † 865) besetzt wurde. In dieser Zeit entstand mit der Hammaborch (Ham = Ufer/Marsch) eine Befestigung mit Wall und Graben, welche die aus Holz errichtete Missionskirche, den späteren Marien-dom, und ein Kloster schützte (Busch 1995; 1997, 133 ff.; Busch/Harck 2002; Harck/Kempke 2002). Auf der Westseite lag eine Siedlung für Schiffskauf-leute, Handwerker und Fischer. Archäologische Fun-de deuten dabei auf die Anwesenheit von Friesen hin, die in Ufernähe mit der Kultivierung der Marsch be-gannen. Der Versorgung der Siedlung diente eine Anlegestelle für flachbodige Schiffe (Schiffslände) an der Nordseite eines Prieles zwischen Alster und Bil-le (späteres Reichenstraßenfleet). Das hochwasserge-fährdete Areal wurde durch Ufersicherungen aus Fa-schinen und Baumstämmen geschützt (Busch 1997, 133 ff.). Am anderen Ufer der Marscheninsel gründe-ten Schiffsleute im 9. Jahrhundert eine Einstraßen-siedlung (spätere Reichenstraße). Dieses aufblühende emporium geriet nach dem Tode des fränkischen Kai-sers Ludwig des Frommen († 840) während der durch innere Machtkämpfe verursachten Schwächeperiode des Karolingerreiches in den Strudel der Unruhen hi-nein, die mit den Überfällen der Wikinger auf die Küs-ten des Frankenreichs kulminierten. Fünf Jahre nach dem Tod Ludwigs des Frommen wurde die kaum ge-gründete ostfränkische Bischofsburg Hamburg 845 von Wikingern erstmals überfallen und trotz weiterer Übergriffe seitens der Slawen in den folgenden Jahr-zehnten wiederholt aufgebaut und sogar erweitert.

Abb. 4. Das frühmittalterliche Hamburg nach archäologischen Grabungen (Grafik: D. Meier).

Die Anfänge der Christianisierung

Mit der Unterwerfung Sachsens und des restlichen Frieslands unterstützte Karl der Große die fortschrei-tende Christianisierung. Die ersten christlichen Missi-onare waren den Fernhandelswegen über die Nordsee gefolgt (von Padberg 1995). Ausgangszentrum der frühen Mission war Utrecht, von wo aus der angelsäch-sische Missionar Bonifatius, seit 746 Erzbischof von Mainz, das westlich der Lauwerszee gelegene Friesland predigend durchzog bis er und sein Begleiter 754 oder 755 vermutlich bei Dokkum den Märtyrertod erlitten. Ihre Ermordung durch die Friesen belegt die mit dieser Bekehrung verbundenen Schwierigkeiten.

Nach Dokkum kam um 770 auch der aus North-umbrien stammende Priester Willehad. Während er in den Gebieten westlich der Lauwerszee erfolgreich wirkte, stieß die Mission östlich davon im heutigen Gebiet von Groningen und Ostfriesland auf Schwie-rigkeiten. Zu Hilfe kam ihm jedoch die fränkische Eroberung Sachsens. 781, im zweiten Jahr seiner An-kunft, so heißt es in seiner Lebensbeschreibung, ver-sprachen Friesen und Sachsen, Christen zu werden (Göhler 2006, 2– 6). Kurz danach, 787, bestellte ihn Karl der Große zum Bischof von Wigmodien, Lara und Rüstringen, also den sowohl friesisch als auch

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sächsisch besiedelten Gebieten zwischen Hunte und Weser. Mit Hilfe dieser Politik wollte Karl der Große das Eigengewicht der einzelnen, locker miteinander verbundenen Stammesgruppen brechen. Beiderseits der unteren Ems erhielt der aus der Utrechter Mis-sionsschule stammende Liudger (Angenendt 2005) 787 einen friesischen Sprengel, 792 bestellte ihn Karl der Große zum Hirten im westlichen Sachsengebiet. In Westfalen wurde schließlich Münster seine Wir-kungsstätte, wenn ihm auch sein friesischer Bistums-teil bis hin zu den Groninger Küstengebieten erhal-ten blieb. Die Zuordnung der friesischen Gaue von der Lauwerszee bis zur unteren Weser mit den Bistü-mern Münster und Bremen war Folge der Sachsen-kriege Karls des Großen. Nach Willehads Tod blieb der Bremer Bischofsitz vermutlich infolge sächsi-scher Aufstände bis 805 unbesetzt.

Die Viten der Missionare Willibrord, Liudger und Willehad (Schmid 1997, 12 ff.; Meier 2011, 72–78) lassen erkennen, dass die Bevölkerung an der Küs-te verschiedenen Göttern huldigte. Die Familienver-bände der Siedlungen im friesischen Küstengebiet ebenso wie die in Sachsen bestatteten ihre Toten auf Grabhügelfeldern. Seit dem 8. Jahrhundert wurde die sozial herausgehobene Elite der Krieger mit vollstän-diger Bewaffnung, das heißt Lang- und Kurzschwert, Lanze, Schild sowie Steigbügeln beigesetzt. Während die Beigabensitte in den friesischen Küstengebie-ten um 800 allgemein endete, zeugten einzelne kost-bare Reiterausrüstungen noch in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts von der sozialen Stellung ihrer Träger (Schmid 1997, 31 ff.). Mit den Eroberungen und Bündnisverträgen des Frankenreiches gelang-ten kostbare Metallarbeiten wie beispielsweise Spo-ren mit Schlaufenornamentik in den Besitz der ein-heimischen Oberschicht. Diesen Familienverbänden gehörten auch mit Perlenketten und Silbernadeln reich ausgestattete Frauengräber an. Derartige Beiga-ben verdeutlichen zugleich die kulturellen und wirt-schaftlichen Verbindungen, die in der Zeit um 800 zwischen den friesischen Küstenregionen und dem Karolingerreich bestanden. Infolge dieser Kontakte wurden die Brandbestattungen von der zweiten Hälf-te des 8. Jahrhunderts an von West-Ost orientierten Körpergräbern abgelöst. Als Anzeichen erster Missi-onserfolge mögen dabei kleine als Amulette an Hals-ketten getragene Zierschlüssel gelten, wie sie in heid-nisch geprägten Frauengräbern der Oberschicht seit dem 7. Jahrhundert vorkommen. Das Exemplar aus Dunum bei Esens in Ostfriesland weist mit seiner ty-pischen Tierornamentik Stilelemente des anglo-iri-schen Kunsthandwerks und somit ein Herkunftsge-biet auf, aus dem viele der frühen Missionare kamen (Schmid 1997, 39 ff.). Die Verbreitung dieser Amu-lettschlüssel, für die es verschiedene Interpretationen gibt, deutet dabei auf die Routen der Missionare hin, welche den Händlern folgten.

Die Mehrheit der Bevölkerung lehnte die Missi-on aber zunächst ab. Am ehesten versprach sich der Adel von dem neuen Glauben Vorteile. Obwohl die Bremer Bischöfe verschiedentlich an den von Wi-kingereinfällen des 9. Jahrhunderts heimgesuchten friesischen Küsten predigten, gab es um 900 noch kaum eine kirchliche Organisationsstruktur. Auch nördlich der Elbe verlief die Christianisierung lang-sam und schwierig. So wurde dem Bericht der Vita Willehadi nach ein Schüler Willehads, der Priester Atrebanus, 782 in Dithmarschen erschlagen (Atre-banum vero clericum in Thiatmaresgaho; Vita Wil-lehadi; Röpcke 1998, 42). Als Willehad 787 zum Missionsbischof für Wigmodien geweiht wurde, er-schienen die nordelbischen Regionen noch nicht in der Aufzählung seiner Diözesen. Karl der Gro-ße ließ somit zu, dass Nordelbien zunächst nicht in die fränkische Kirchenorganisation miteinbezogen wurde, wie es ansonsten seit den 780er Jahren der Fall war. Wie aus der Vita Anskarii und aus der ver-fälschten Gründungsurkunde des Erzbistums Ham-burg von 834 bekannt, erfolgte die erste Kirchen-gründung nördlich der Elbe erst 810 in Hamburg. Der Zusammenhang zwischen der militärischen Be-setzung Nordelbiens durch Graf Egbert und dieser Kirchengründung ist so evident, dass Nordelbien von 810 an als ein Teil des Fränkischen Reiches be-wertet werden kann.

Neben der Kirche in Hamburg und möglicher-weise jener in Heiligenstedten (Kamphausen 1934, 19 –33) im Stormarner Gebiet, wurden nördlich der Elbe eine weitere Kirche in Schenefeld für den Raum Holstein und eine in Meldorf für Dithmarschen ge-gründet. Abgesehen von Hamburg selbst, welches in seiner Funktion als Bischofssitz eine Kirche besaß, sind die übrigen aus der Hamburgischen Kirchenge-schichte Adams von Bremen (II, 15) zu erschließen (Transalbianorum Saxonum populi sunt tres. Primi ad occeanum sunt Tedmarsgoi et eorum ecclesia ma-ter in Melindorp. Secundi Hocetae, dicti a silvis, quas accolunt, eos Sturia flumen interfluit, ecclesia Scana-feld). Heiligenstedten an der in die Elbe mündenden Stör nennt Adam von Bremen (I, 18) ohne nähere Zeitangabe an anderer Stelle (Eodem tempore fertur beatus Ansgarius corpora sanctorum, quae dono Ebo-nis archiespiscopi susceperat trans Albiam deportas-se, et corpus quidem sancti Materniani apud Heligon-stat reposuit, Sixti vero et Simnicii cum aliis martyrum partrociniis collactavit in urbe Hammaburg). Dass es sich dabei um den Ort an der Stör handelt, dürfte aus seiner Lage in geringer Entfernung zum fränki-schen Kastell Esesfeld zu begründen sein. Damit sind vermutlich die von Rimbert in der Vita Anskarii (Kap. 22, S. 1) für das Jahr 848 erwähnten ecclesiae baptismales (Taufkirchen) erfasst, die zum Erzbistum Hamburg gehörten. Weitere Missionskapellen wären denkbar, sind aber nicht nachgewiesen.

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Die Christianisierung Dithmarschens war vom Bremer Bistum aus zwar veranlasst, die Landschaft jedoch bei der Gründung des Bistums Hamburg die-sem 834 kirchlich unterstellt worden. Erst nach der Vereinigung Hamburgs mit Bremen im Jahre 847 kam Dithmarschen unter die Oberhoheit der Bremer Bischöfe. Die Gründung einer ersten Kirche erfolgte in Meldorf vermutlich zwischen 810 (814) und 826, wenn man bei in den 1990er Jahren durchgeführten, bislang unveröffentlichten archäologischen Untersu-chungen im Meldorfer Dom auch nur auf Reste eines romanischen Vorgängerbaus stieß, den A. Kamp-hausen (1934, 31, 58 –75) einst für karolingisch hielt. Gleiches gilt für die Kirchen von Schenefeld und Heiligenstedten. Letzterer, heute noch erhalte-ner Kirchenbau ist im Wesentlichen spätmittelal-terlich (Kamphausen 1934, 22). Die Schenefelder

Kirche hatte 1903 erstmals Haupt als im Kern karo-lingisch erkennen wollen (Haupt 1912). Ihm folgte Kamphausen (1934, 33 –58), während W. Kramer (1980, 256 –266) von einer jüngeren Zeitstellung ausging. Die historische Ersterwähnung dieser Kir-chen wirft ein erstes Licht auf die Mission im Nor-den, wenn auch die von Slawen bewohnten Gebie-te östlich des Limes Saxoniae ebenso wie Dänemark nördlich von Eider und Danewerk heidnisch blie-ben. Erst unter Ludwig dem Frommen erfolgte die weitere Missionierung Nordelbiens und Dänemarks. Es sollte dem Benediktinermönch Ansgar (ca. * 801, † 865) vorbehalten bleiben, die fränkische Mission über die Eider zu tragen und zum Apostel des Nor-dens zu werden (Müller-Wille 2004a, 431–458; Klapheck 2008).

Das sächsische Nordelbien

Wie südlich der Elbe dürfte, wenn auch nicht in historischen Quellen belegt, die sächsische Bevölke-rung der drei nordelbingischen Sachsengaue eben-falls in Freie (Liberti, Frilinge), Halbfreie (Liten, Laz-zen), Unfreie (Servi) sowie einen Burgen besitzenden Geblütsadel der Edelinge (Ingenui) gegliedert gewe-sen sein. Allerdings hebt sich auf sächsischen Fried-höfen – wie Immenstedt in Dithmarschen – eine Gruppe von Körpergräbern ab, die sich nach den Beigaben von Waffen, Reitzeug und Pferden als sozi-al höherstehend auszeichnet (Müller-Wille 1977, 40 –77; Meier 2004, 118). Der Adel dürfte im Besitz der Burgen gewesen sein, welche für die drei nordelbi-schen Sachsengaue nachweisbar sind (Struve 1963; 1970; 1972; Meier 2011, 88 –106).

Vielleicht wurden die einzelnen nordelbischen Sachsengaue nach der Eroberung durch Karl den Großen einem fränkischen Grafen unterstellt, da in den Fränkischen Reichsannalen im Zuge der Erbau-ung des fränkischen Kastells von einem Grafen Eg-bert die Rede ist (Annales Regni Francorum zu 809, 129 –130). Die Namen der nachfolgenden Gra-fen und ihre Stellung bleiben bis ins 11. Jahrhundert jedoch unbekannt. Lediglich Helmold von Bosau (I, 67) erwähnt in seiner Slawenchronik 1044 den Dithmarscher Grafen Etheler, der bei einer Schlacht gegen die Holsteiner im Verlauf der dänischen Thronwirren ums Leben kam.

Aufgrund der dürftigen Quellenlage werden Er-kenntnisse über die nordelbischen Verfassungsver-hältnisse vor allem aus der historischen Überlie-ferung des 12. Jahrhunderts gewonnen. Demnach waren die sächsischen Gaue in vier Aufgebotsbe-zirke unterteilt. Deren Zentren bildeten wohl Ham-burg-Nienstetten, Rellingen, Borgstedt-Südfeld und Rahlstedt-Steinbeck in Stormarn, Schenefeld, Je-

venstedt, Nortorf und Kellinghusen in Holstein so-wie Meldorf, Weddingstedt, Tellingstedt und Süder-hastedt in Dithmarschen. In Holstein standen dabei wohl seit dem 12. Jahrhundert einem Viertel, Over-boden (legati) einem Gau vor. Zentrale Institutionen regionaler Beschlussfassung bildeten dabei Lot und Goding, die einer nordischen Thingverfassung ver-gleichbar waren. Inwieweit diese Verfassungsverhält-nisse bis in frühmittelalterliche Zeit zurückreichen, lässt sich anhand historischer Quellen nicht belegen.

Mit Hilfe der Burgen (vgl. Lemm 2012) sicherten die Edelinge die Zugänge zu ihren Territorien (Abb. 3). In Dithmarschen sperrte die Stellerburg (Abb. 3, 5) den nördlichen Zugangsweg von der Eider über die Lundener Nehrung ins Landesinnere ab. Der auf einem Geestsporn aus Heideplaggen und Erdsoden bei Weddingstedt errichtete Ringwall wies wie auch seine Tore mehrere durch Brandschichten voneinan-der abgetrennte Bauphasen auf. Ein mindestens ein-mal erneuerter Bohlenweg führte durch das Nordtor in die Burg hinein und zum Osttor wieder hinaus. Im Burginneren standen mehrere kleine Stab-, Boh-len- und Bretterbauten um einen Platz herum. Die nachträglich ermittelten Fälldaten deuten in die Zeit der zweiten Hälfte des 8. und die des 9. Jahrhunderts (Laggin 1985, 75 ff.). Möglicherweise ging der Burg eine Wegesperre voraus.

Geringer sind die Erkenntnisse zu der im Süden des Landes errichteten Bökelnburg, da durch die Nutzung ihres Innenraumes als Friedhof nur schma-le Grabungsschnitte längs der Wege untersucht wer-den konnten. Immerhin erbrachten sie Fundmateri-al des 10. Jahrhunderts, wozu die spätere Erwähnung Helmolds von Bosau (I, 19) passt, dass während eines Plünderungszuges durch Holstein Slawen die Bokeldeburg 1032 belagerten. Der gut erhaltene

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a b

c d

e

f

Abb. 5. Sächsische Burgen. a Stellerburg, b Bökelnburg, c Wittorfer Burg, d Einfelder Burg, e Burgwall von Hitzhusen, f Kaaksburg (Gra-fik: D. Meier).

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Burgwall am Rand der steil abfallenden Geest weist im Gegensatz zur Stellerburg nur ein Tor auf. Mög-licherweise war die Bebauung im Inneren der Burg konzentrisch entlang der Innenböschung des Wal-les aufgereiht. Auch wenn ihre Funktion als Flucht-burg möglich und für das Jahr 1032 belegt ist, dürfte die Burg dennoch auch eine Funktion im damaligen Grenzsicherungssystem gehabt haben. Sie lag dicht an den Wasserwegen, die bis an die Dithmarscher Geest heranführten.

Südwestlich der Bökelnburg befand sich am Ku-dener See mit einer Niederungsburg (Abb. 5b) eine weitere, über eine lange Brücke erreichbare frühmit-telalterliche Wehranlage (Lorra 1996, 146; Arnold 2000, 66 f.). Da der Kudensee eine Verbindung über die Burgerau und Holstenau bis zur Wilsterau be-saß, war sie wohl ebenso wie die Bökelnburg auf dem Wasserwege erreichbar. Ob die so genannte West-burg am Kudensee mit ihrer Verstecklage ehemals eine Wehrfunktion innehatte oder die Flussverbin-dungen von der Elbe her überwachen sollte, bleibt unklar. Die dort vorgenommene Höhenvermessung vermittelt das Bild eines zum ehemaligen Kudensee hin offenen halbkreisförmigen Walles von ergänzt 130 m im Durchmesser, der über eine Brücke mit der Geest verbunden war (Arnold 2000, 66 f.). Vom ver-schliffenen Wall sind heute nur noch Reste der höl-zernen Substruktion erhalten. Die Radiokarbonda-tierung eines der Bauhölzer weist in die Zeit um 780 n. Chr. (Arnold 2000, 66 f.). Allerdings lässt die Pro-be eine Datierung zwischen 600 und 1000 zu. Eine weitere, archäologisch bisher nicht nachgewiesene Befestigung und ein vermuteter Versammlungsplatz befanden sich eventuell im Westen von Dithmar-schen an dem von See her erreichbaren Geestrand bei Meldorf, wo nach Adam von Bremen (II, 15) auf

eine Kirchengründung um 820 geschlossen werden darf. Nach der Unterwerfung der nordelbingischen Sachsen durch die Franken dürfte sich die weitere Benutzung dieser Wehranlagen aufgrund der unru-higen politischen Verhältnisse in der Karolingerzeit als notwendig erwiesen haben.

Von den anderen als sächsisch eingeordneten Bur-gen in Holstein und Stormarn (Struve 1963; 1970) ist die Datierung nicht bei allen Anlagen archäolo-gisch gesichert. Zu den Wehranlagen im alten Hols-tengau (Abb. 5) gehörten vermutlich eine Burg auf der Eiderinsel von Rendsburg, die am Borgdorfer See bei Nortorf (Struve 1963, 69), die 1920 und 1925 ergrabene so genannte Margarethenschanze bei Ein-feld (Struve 1963, 69), die Wittdorfer Burg am Zu-sammenfluss von Schwale und Stör (Hingst 1952, 54 – 60; Struve 1963, 69), der den Heerweg sperren-de Wallberg von Willenscharen am westlichen Ufer der Stör (Kersten 1939, 154; Struve 1963, 67), der teilweise archäologisch untersuchte Burgwall von Hitzhusen (Abb. 5e) an der Bramau westlich des al-ten Heerwegs (Struve 1963, 57–73) und die Kaaks-burg (Abb. 5f) am Zusammenfluss von Bekau und Mühlau (Kersten 1939). Zum Schutz der östlichen Gaugrenze der Holsten gegen die Slawen lagen alle diese Burgen etwa gleichweit voneinander entfernt. Dabei sollten die Befestigungen vor allem die Wege, Flüsse und leicht überwindbaren Gebiete absperren, aus denen man Angriffe erwarten konnte. Ihre Er-richtung im 9. Jahrhundert sowie das Ende der meis-ten Anlagen im 10. Jahrhundert kann infolge ar-chäologischer Ausgrabungsergebnisse angenommen werden. K. W. Struve (1963, 70) sah in der Errich-tung dieser Burgen ein Abwehrsystem gegen die Sla-wen. Allerdings ist die Ausdehnung der Westgrenze des alten Holstengaus in der Forschung öfters kon-trovers diskutiert worden (Struve 1963, 70 –72). Die Burgenkette lag wohl niemals direkt an der öst-lichen Grenze des Holstengaus, sondern stets etwas westlich davon.

Etwa bei Ulzburg berührten sich die Siedlungsge-biete von Holsten und Stormarnern. Neben der Ulz-burg an der Pinnau befand sich im Gau der Stor-maner die Mellingburg mit Haupt- und Vorwall auf einer Halbinsel an der Alster. Die Wehranlagen im Bereich des Limes Saxoniae, wie Sirksfelde (Struve 1981, 107–109) und Nüttschau (Struve 1981, 108), sind der Keramik nach eher slawischen Ursprungs.

Ferner entstanden drei fränkische Kastelle als Schutz gegen die Slawen, die Ertheneburg bei Lauen-burg (Abb. 3) im alten Stormarngau, Esesfeld an der Stör bei Itzehoe (Abb. 3; 6) sowie die Hammaburg (Abb. 4) als Nachfolgeanlage einer sächsischen Be-festigung, deren Gründung nach bisheriger Kenntnis als Domburg aber erst unter Ludwig dem Frommen erfolgte. Von der Ertheneburg ist nur der Rest eines bogenförmigen Ringwalles erhalten, der mit einem

Abb. 6. Fränkisches Kastell Esesfeld an der Stör nach Schäfer 1980, 352 (Grafik: D. Meier).

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vorgelagerten Graben eine Fläche von 65 x100 m umschloss. Ihre frühmittelalterliche Zeitstellung ist nicht gesichert. Erstmals wurde die Anlage 1026 er-wähnt. Die Burg wurde 1181 von Heinrich dem Lö-wen, der sich hier öfter aufhielt, bei seiner Flucht vor Friedrich Barbarossa in Brand gesteckt. Besser unter-sucht ist die 809 auf Befehl Karls des Großen hin er-richtete Burg Esesfeld (Abb. 3; 6), die an einer alten Störschleife bei Itzehoe gelegen war (Schäfer 1980, 351–355). Heute verläuft die Stör etwa 250 m weiter südlich. In der Oldenburgskuhle bei Heiligenstedten sicherte die Befestigung im Übergangsbereich zwi-schen Geest und Marsch den südwestlichen Punkt des Heerweges sowie die Stör, über welche man in die Elbe und weiter in die Schwinge bis nach Stade gelangen konnte. Die Burg umfasste eine Fläche von etwa 1 ha und war ehemals von einem über 6 m ho-hen und an der Basis 10 m breiten Erdringwall umge-ben, dem ein doppelter Graben vorgelagert war, von dem weitere Stichgräben wegführten. Letztere hat-ten möglicherweise den Zweck, potentielle Angrei-fer aufzusplittern. Die archäologischen Funde deu-ten ausnahmslos ins 9. Jahrhundert. Das nur etwa 20 Jahre in Benutzung befindliche karolingische Kastell fiel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dem Straßenbau zum Opfer; erkennbar sind nur noch ei-nige Grabenreste (Schäfer 1980, 352 f.).

Neben den Burgen beruhen unsere archäolo-gischen Kenntnisse zur Siedlungsgeschichte des

sächsischen Nordelbiens vor allem auf den Wur-tenausgrabungen in Fahrstedt, Wellinghusen und Hassenbüttel im Dithmarscher Küstengebiet, wel-ches nach Ausweis archäologischer Ausgrabungen in Wellinghusen (Meier 2001a; 2001 b; 2004, 111–124) seit Ende des 7. Jahrhunderts besiedelt war. Für die karolingische Zeit dokumentieren Wohnstall-häuser eine auf Viehhaltung basierende Wirtschaft. Zu den wenigen in Holstein untersuchten ländlichen Siedlungen gehört Schenefeld. Die Gründung von Taufkirchen nördlich der Elbe ist indirekt in Rim-berts Vita Ankarii (Kap. 12, S. 34) bezeugt. Adam von Bremen (I, 65) überliefert den Ort als Scanafeld. Nahe der Kirche konnten mehrere, etwa 16 bis 22 m² große, rechteckige Grubenhäuser des letzten Vier-tels des 8. Jahrhunderts freigelegt werden (Kramer 1980, 256 –266; Tummuscheit 2008, 42 – 50). Die aufgefundenen Hausreste bilden wohl nur den klei-nen Teil einer ehemals größeren Siedlung. Der zwei-malige Wiederaufbau eines der Grubenhäuser belegt dabei eine Siedlungszeit von 50 bis 60 Jahren. Zwei-fellos war Schenefeld im frühen Mittelalter ein wich-tiges Zentrum in Holstein, auch wenn der archäolo-gische Nachweis einer karolingischen Kirche bislang aussteht. Die älteste Phase der für 826 bis 848 ange-nommenen Gründung der heute noch existierenden St. Bonifatius Kirche ist bislang nicht sicher datiert, auch wenn Kamphausen (1934, 33 – 58) diese als ka-rolingisch ansah.

Karl der Große und Göttrik

Der dänische Machtbereich begann im frühen Mittelalter nördlich der Eider. Für die frühmittelal-terliche Geschichte Dänemarks ebenso wie für das übrige Skandinavien gibt es mit Ausnahme der frän-kischen und christlichen Quellen kaum schriftliche Belege. Die einzigen in der Landessprache erhalte-nen Texte bilden vor dem 11. Jahrhundert Runen-inschriften, die ab der Mitte des 12. Jahrhunderts durch literarische Texte und Gesetzessammlungen ergänzt werden. Die isländischen Sagas sowie die historischen Werke norwegischer und dänischer Autoren des 12. Jahrhunderts erweitern die verfüg-baren Informationen. Da diese aber einige Jahrhun-derte nach der spätestens 1066 zu Ende gehenden Wikingerzeit geschrieben wurden, bleibt unsicher, inwieweit deren Schilderungen nicht eher die Zu-stände ihrer eigenen Zeit als tatsächlich die der Wi-kinger widerspiegeln. Ähnlich verhält es sich mit den hoch- und spätmittelalterlichen Gesetzesbü-chern, auch wenn diese sicher auf älteren, nicht leicht zu identifizierenden Regelungen basieren (Meier 2011, 14; 2012).

In den meisten Teilen Skandinaviens lag die Macht im frühen Mittelalter zunächst nicht in den

Händen von Königen, sondern war zwischen ade-ligen Herren und Stammesfürsten mit jeweils eige-ner Anhängerschaft aufgeteilt. Kriegerische Ausein-andersetzungen untereinander hatten zur Folge, dass die Erfolgreichen als Oberherren anerkannt wurden. Solche Ober- oder Lehnsherrschaften waren natur-gemäß wenig dauerhaft und konnten durch Nieder-lagen eines Oberherrn ihr Ende finden. Nur wenige bestanden länger als eine Generation. Die ersten be-kannten skandinavischen Lehnsherren waren däni-sche Könige, die seit dem frühen 9. Jahrhundert mit ihrer Flotte nicht nur die dänischen Inseln, sondern auch die umliegenden norwegischen und schwedi-schen Küstenabschnitte kontrollierten. Die Entste-hung sowohl des norwegischen als auch später des schwedischen Königreiches, die sich in langwierigen Prozessen etablierten, muss man vor diesem Hinter-grund betrachten (Sawyer 2008, 115).

Göttrik (Gudfred, Gottfried) war vermutlich der erste mehrerer Kleinkönige, mit dem sich die Frän-kischen Reichsannalen und Einhard beschäftigten (Zettel 1985, 11). Besondere Aufmerksamkeit wid-mete man dabei den Vorgängen von 777, als Sachsen in die Nordmannia flohen, und dem Tode Göttriks

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810. In den offiziösen Fränkischen Reichsannalen für das Jahr 808 (Annales Regni francorum zu 808, 125) wurde Göttrik als vesanus rex – als wahnsinni-ger König dargestellt, der es wagte, gegen Karl den Großen vorzugehen. Dieser Argumentation folgte man gerne bis zur Neuzeit, indem man die dänische Flottenmacht und das Landheer Karls des Großen als gleichwertig betrachtete. So sollte die Unterwerfung Sachsens den dänischen König zu einem aggressi-ven Vorgehen gegen die Franken veranlasst haben (Mühlbacher 1972, 220). Dieses Bild wird dabei von den späteren Vorstößen der Wikingerflotten ge-prägt, die zur Regierungszeit Ludwigs des Frommen während einer Schwächeperiode des Reiches infol-ge innenpolitischer Auseinandersetzungen in der Nachfolge Karls des Großen die Küsten des Franken-reiches bedrohten. Zur Zeit Karls des Großen war das Kräfteverhältnis noch ein anderes: Das kleine dänische regnum konnte sich damals nicht mit dem Fränkischen Imperium messen.

Konnte Göttrik schon kein gleichwertiges Heer aufstellen, so waren es weder politische noch ökono-mische Interessen, um deren Willen er einen Krieg riskieren wollte. Göttrik wollte auch nicht, wie Ein-hard (Kap. 14, S. 17) in der Vita Karoli Magni be-hauptet, seine Macht über die gesamte Germania ausdehnen und bis nach Aachen marschieren. Die-ser Auffassung folgten noch Historiker der Neuzeit: O. Scheel (1940, 129) bewertete Göttrik aus einer stark ideologisch geprägten Perspektive heraus gar als einen Vertreter des heidnischen Nordens, indem er ihm pangermanische Eroberungsversuche unter-stellte. H. Jankuhn (1957, 45– 66) sprach von einer nordischen Großmacht, mit der Göttrik Karl dem Großen dessen Herrschaft über das Fränkische Reich streitig machen wollte. Bei H. Löwe (1973, 173) le-sen wir: „Seine Pläne gingen weit; er sah schon ganz Germanien, wenigstens aber Friesland und Sach-sen, als unterworfene Gebiete.“ H. Schledermann (1967, 1 ff.) hingegen sah Göttrik und Karl den Gro-ßen als gleichrangig an. Nach ihm war Karl der Gro-ße zu Lande, Göttrik zur See überlegen.

Göttrik war sich seiner Schwäche aber wohl be-wusst. Dass sein Reich an der Wende des 8./9. Jahr-hunderts keineswegs stabil war, belegt seine Ermor-dung 810, die ein privater Racheakt gewesen sein kann, in der aber auch die Opposition der verschie-denen „partes“ sichtbar wird. Den Bürgerkrieg in Dänemark (Bellum adversum Danos) beschreibt auch Einhard (Kap. 14) in seiner Vita Caroli Mag-ni. Möglicherweise auch aufgrund dieser innerdäni-schen Verhältnisse verhielt sich Göttrik dem fränki-schen Herrscher gegenüber zuvor defensiv. Um die Beziehungen zwischen beiden Herrschern zu erfas-sen, müssen wir in das Jahr 777 und somit zu den Sachsenkriegen, zurückkehren.

Wie die Reichsannalen und andere fränkische

Quellen berichten, war der Anführer des sächsischen Widerstandes südlich der Elbe, Widukind, der Einla-dung zu einem Reichstag in Paderborn nicht gefolgt, sondern hatte Schutz in der Nordmannia gesucht (Annales Regni Francorum zu 777, S. 49, 50; zu 783, S. 65). Bis 782 schweigen die Quellen, doch dürf-ten weitere sächsische Flüchtlinge zwischen 777 und 782 in Dänemark Aufnahme gefunden haben. Ver-mutlich war der dänische König von diesen über die fränkische Stärke, vor allem durch den Einsatz von Panzerheeren, informiert worden. Daher schickte er 782 seinen Vertrauten Halptani mit einer Gesandt-schaft zu einer fränkischen Versammlung (synodus) in Lippspringe (Annales Regni Francorum zu 782, S. 60). Dabei dürfte auch über die sächsischen Emigranten, vor allem Widukund, verhandelt wor-den sein, die Karl dem Großen einen Vorwand hät-ten geben können, in die Nordmannia einzufallen. Widukind kehrte zurück, allerdings nur um 782 die Sachsen zu einem erneuten Aufstand zu veranlassen (Annales Regni Francorum zu 782, S. 60). Im Ge-genzug schickte Karl der Große Boten mit der Nach-richt zu Widukind, dass es für die sächsischen Auf-ständischen keine Gnade gäbe, wenn sie sich nicht unterwerfen würden (Annales Regni Francorum zu 782, S. 60). Göttrik dürfte erleichtert zur Kenntnis genommen haben, dass Widukind Dänemark ver-lassen und sich schließlich Karl dem Großen unter-worfen hatte. Auch in der Folgezeit gab es vermutlich Kontakte zwischen beiden Herrschern.

Karl dem Große war mit seiner Macht letztend-lich das gelungen, was den Römern einst versagt ge-blieben ist, nämlich die unzugänglichen Waldgebiete bis zur Elbe und darüber hinaus zu erobern. Für das Jahr 804 heißt es in den Fränkischen Reichsannalen: „Im Sommer aber zog Karl mit einem Heer nach Sach-sen und führte alle Sachsen, welche jenseits der Elbe und Wihmodi [in einem Gebiet bei Bremen] wohnten mit Weib und Kind ins Frankrenreich ab und gab die überelbischen Gaue den Abodriten.“ (Annales Reg-ni Francorum zu 782, S. 118).

Folgt man den Reichsannalen, waren mit den nor-delbischen sächsischen Stämmen der Stormarner, Holsteiner und Dithmarscher die letzten Aufständi-schen geschlagen und Teile der Bevölkerung in das Innere des Fränkischen Reiches deportiert worden. Dabei dürfte es sich jedoch eher um Geiseln gehan-delt haben, da die Gebiete Nordelbiens nach Aussa-ge archäologischer Befunde in Hamburg und Dith-marschen bewohnt blieben. Vor dem Hintergrund dieser politischen Veränderungen zeichnete sich eine erste Begegnung zwischen Göttrik und Karl ab. Den Reichsannalen für das Jahr 804 nach zu urteilen (Annales Regni Francorum zu 804, S. 118), war Göttrik mit seiner Flotte und seiner gesamten Rei-terei nach Sliesthorp gekommen und somit nahe der Grenze zwischen Sachsen und Dänemark.

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Er kam jedoch nicht als Herausforderer, sondern als Unterhändler (ad colloquium imperatoris). Dass er seine Flotte und Reiterei mitbrachte, war demnach weniger eine Drohgeste, sondern diente zunächst vielmehr seinem Schutz, wagte er es doch nicht, nä-her zu kommen, um Karl den Großen selbst zu tref-fen (Zettel 1985, 17). Aufgrund der Warnungen seines Gefolges blieb er in Sliesthorp, während Karl der Großen beim Burgwall Hollenstedt südlich der Elbe lagerte (Annales Regni Francorum zu 804, S. 118, 119). Als fränkische Stützpunkte werden 805 auf dem linken Ufer der Elbe bei Bardowik Hredi und Magdalgaudus genannt. Beide Burgen sind nicht si-cher lokalisierbar. Seine Wünsche ließ Göttrik durch Boten übermitteln (quicquid voluit, per legatos man-davit; Annales Regni Francorum zu 804, S. 118). Offensichtlich ging es um ein altes Thema, nämlich um die Rückgabe der sächsischen Flüchtlinge, wegen derer Karl der Große Gesandte (legatos) zu Göttrik geschickt hatte. Karl der Große blieb bei seiner For-derung der Auslieferung der sächsischen Flüchtlinge, und Göttrik dürfte dieser entgegen gekommen sein.

Die Flotte diente Göttrik nicht nur zum Schutz, sondern auch einem weiteren Zweck, plante er doch eine Aktion gegen die mit den Franken verbündeten Abodriten (Annales Regni Francorum zu 808, S. 125ff.). Bei dieser 808 ausgeführten, begrenzten Ak-tion gegen einige Burgen (castella) vermuteten die Franken mehr als tatsächlich dahinter stand, weshalb Karl dem Großen Abwehrmaßnahmen gegen Gött-rik notwendig erschienen. Da ein Angriff der Dänen auf Sachsen jedoch ausblieb, erkannte man auf frän-kischer Seite bald diese Fehleinschätzung. Der däni-sche Angriff galt vor allem der Destabilisierung der abodritischen Führungsspitze, die mit der Absetzung Drăscos endete, der das Vertrauen seines Volkes ver-loren hatte (Annales Regni Francorum zu 808, S. 125ff.). Drăsco und dessen Verbündeter, Fürst Gode-lab, ließ Göttrik angeblich aufhängen und unterstütz-te somit die slawische Opposition. Diese war gegen ein Bündnis mit den Franken und ging 817 stattdes-sen ein Bündnis mit Dänemark gegen die Franken ein. Ferner erreichte Göttrik vorübergehend, dass ein Teil der slawischen Stämme zwischen Kieler Förde und Oder, wie die Limonen, Smeldinger und Wilzen, ihm gegenüber tributpflichtig wurden (Annales Re-gni Francorum zu 808, 86).

Einen Teil der Steuern bezog Göttrik aus dem sla-wischen Handelsplatz Reric, bevor er diesen Stütz-punkt nach Verlusten gegenüber den aufständi-schen Slawen – wie die Fränkischen Reichsannalen behaupten (Annales Regni Francorum zu 808, S. 125, 126) – aufgab und die Kaufleute (negotiato-res) wohl nach Sliesthorp überführte (ad portum, qui Sliesthorp dicitur). Allerdings wird dies nicht genau gesagt, heißt es doch nur, dass er die Kaufleute mit-genommen habe und dann mit dem Heer zu Schiff

nach dem Hafen Sliesthorp gefahren sei (Annales Regni Francorum zu 808, S. 126). Hier siedelte er sie neu an und regierte bis zu seiner Ermordung 810 über den Ort. Mussten die Kaufleute vorher den sla-wischen Fürsten Abgaben zahlen, fielen diese nun an den dänischen König. Dass dieser Überfall auf eine slawische Kaufmannssiedlung in den offiziösen Fränkischen Reichsannalen Erwähnung fand, dürf-te auf zwei Gründe zurückzuführen sein: Zum einen registrierte man den Überfall Göttriks auf den slawi-schen Verbündeten, zum anderen bildete Reric die einzige Hafensiedlung an der Ostsee, zu der fränki-sche Kaufleute Zugang gehabt haben dürften.

Haithabu bestand nach Aussage der archäolo-gischen Untersuchungen schon vor der Ankunft der Kaufleute als Siedlung, erfuhr seit dem 9. Jahr-hundert jedoch einen Ausbau (zusammenfassend Brandt u. a. 2002). So war in der zweiten Hälf-te des 8. Jahrhunderts zunächst südlich des im 10. Jahrhundert errichteten Halbkreiswalles eine Sied-lung entstanden (Abb. 7). Zu dieser Südsiedlung ge-hörte ein 1959/60 ausgegrabenes Gräberfeld mit Ur-nen- und Körpergräbern (Jankuhn 1963, 102 –108; Steuer 1974). Letztere waren vor allem west-öst-lich orientierte Frauenbestattungen mit skandinavi-schem Fibelschmuck des 9. Jahrhunderts. Darunter lagen ältere, beigabenlose nord-südlich orientierte Skelettgräber mit nach Süden orientierten Köpfen, die stratigraphisch wiederum beigabenlose Brand-grubengräber des 8./9. Jahrhunderts überdeckten. Ebenfalls älter als die west-östlich orientierten Grä-ber sind mehrere Ringgräben. Die zum Gräberfeld zugehörige Grubenhaussiedlung befand sich wei-

Abb. 7. Haithabu zu Beginn des 9. Jahrhunderts (Grafik: D. Mei-er nach Jankuhn 1963, 111 mit Ergänzungen).

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ter östlich am Rande der Geestkuppe nahe des Noo-res (Jankuhn 1963, 108 –109). Hier wurde auch Ei-sen verarbeitet. Im Laufe des 9. Jahrhunderts wurde die Siedlung aufgegeben, ihre Bewohner zogen in das neue, etwas weiter im Norden gelegene frühstäd-tische Zentrum. Einen Teil der ehemaligen Siedlung nahm nun ein Körpergräberfeld ein. Das seit 800 ne-ben der Südsiedlung und der Hochburg ausgebaute Siedel areal am Ufer des Haddebyer Noores im Ge-biet des späteren Halbkreiswalles sollte zum Kern des emporiums heranwachsen. Archäologische Ausgra-bungen belegen hier neben Häusern nach Ausweis von dendrochronologischen Altersdatierungen ab 836 errichtete Landebrücken für Schiffe, die Platz für einen Ufermarkt boten (Kalmring 2010).

Zu jeder dieser Ansiedlungen gehörte ein auf dem erhöhten sandigen Gelände gelegenes Gräberfeld, in denen die Toten nach verschiedenem Ritus beige-setzt waren. Ob das Hügelgräberfeld auf der Hoch-burg ebenfalls bis in diese Zeit zurückreicht, ist nicht klar. Entscheidend für die örtliche Wahl der drei An-siedlungen war ihre Lage an Süßwasser führenden Bächen. Seit der Mitte des 9. Jahrhunderts – somit in etwa zu der Zeit, in der die Kaufleute aus Reric dort durch Göttrik angesiedelt worden waren – hat-te sich das Siedelzentrum weiter nach Norden an ei-nen kleinen, in das Noor fließenden Bach verscho-ben, der seit dem 10. Jahrhundert kanalisiert und mit Planken eingefasst war. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Wasserstand der Ostsee und damit auch der des Haddebyer Noores zur Besiedlungszeit Haitha-bus niedriger als heute war. So ist der Meeresspiegel der Ostsee seit etwa 1000 n. Chr. um 1,80 m ange-stiegen. Die Uferlinie des Haddebyer Noores hat zur Besiedlungszeit Haithabus im Vergleich zur heutigen damit etwas weiter draußen gelegen.

Nach der Überführung der Kaufleute nach Haitha-bu dürfte Göttrik das Danewerk als südliche Grenze seines Reiches verstärkt haben. Archäologischen Un-tersuchungen zufolge existierte dieses Bauwerk (An-dersen 1996) in Teilen bereits 737 zwischen Haitha-bu an der Schlei und dem Gebiet von Hollingstedt im Westen und somit zu einer Zeit als der Schwerpunkt des dänischen Königreiches in Jütland lag. Es wurde zur Zeit Göttriks lediglich durch den so genannten Kograben ausgebaut. Das zu seiner Regierungszeit bestehende Danewerk I (Hauptwall, Nordwall, Os-terwall), dendrochronologisch auf 737 datiert, wies einen circa 2 m hohen und etwa 12 m breiten Erd-wall mit einer starken Holzpalisade als Wallfront auf. Seine Errichtung markierte die Grenzlinie gegen die nordelbischen Sachsen und die in Ostholstein sie-delnden Slawen. Das Danewerk II und somit der un-ter Göttrik zwischen dem Selker Noor und der Rhei-der Au erfolgte Ausbau bestand aus einem etwa 2 m hohen und 7 m breiten Erdwall, dem ein circa 4 m breiter und 3 m tiefer Spitzgraben (Kograben) vorge-

lagert war. Die Wallfront war mit einer Holzpalisa-de, die über schräge Pfeiler gestützt wurde, verklei-det. Lange wurde angenommen, dass der Wall im 10. Jahrhundert von den dänischen Königen Sven Ga-belbart oder Harald Blauzahn in Auftrag gegeben worden sei. Radiokarbondatierungen deuten hinge-gen auf eine Bauzeit um das Jahr 800 (Meier 2011, 133–136), also zur Zeit Göttriks hin.

Als Antwort auf die Aktionen Göttriks gegen die Slawen schickte Karl der Große seinen Sohn Karl mit einem Heer über die Elbe, welcher auf dem Höhbek zeitweilig eine fränkische Schanze errichtete und 809 den Hauport der Smeldinger (Smeldingorum maxima civitas), wohl den Burgwall von Menkendorf/Glaisin, zerstören ließ. Im März des gleichen Jahres hatte er zur weiteren Absicherung seiner Eroberungen auf dem rechten Ufer der nördlichen Störschleife bei Itze hoe die schon erwähnte Burganlage von Esesfeld erbau-en lassen, deren Befehlshaber mit Egbert ein Graf im fränkischen Dienst wurde. Göttrik erkannte die Ge-fahr, die von den Franken ausging durchaus und versi-cherte daher Karl dem Großen, dass die Abodriten für die Feindseligkeiten verantwortlich seien. Zur Klärung dieser Streitfragen schlug er ihm gemäß der Fränki-schen Reichsannalen für das Jahr 809 (Annales Re-gni Francorum zu 809, S. 128) ein Treffen kaiserli-cher und dänischer Adeliger (Grafen) vor (conventius comitum). Dieses kam zustande. Es wurden zahlreiche Gespräche geführt, dennoch ging man ohne ein Er-gebnis auseinander. Gründe werden dafür zwar nicht genannt, doch dürfte die Ermordung Drăscos den Dä-nen angelastet worden sein. Am Ende des Berichtes wird der offensichtlich mit erheblichem Aufwand aus-geführte Bau der fränkischen Befestigungsanlage Es-esfeld an der Stör bei Itzehoe geschildert, wenn auch von einer civitas (Ansiedlung) und nicht von einem castellum (Burg) die Rede ist. Die Notwendigkeit für ihre Anlage wird in den Fränkischen Reichsannalen mit den Anmaßungen und dem Hochmut des Dä-nenkönigs begründet. Jedoch war es wohl weniger die Angst vor den Dänen als vielmehr die unsichere Situa-tion bei den Abodriten und die Möglichkeit des Bünd-nisschlusses zwischen Slawen und Dänen, die zur An-lage dieser Befestigung führte und Karl dem Großen seine Position nördlich der Elbe sichern sollte.

Wiederholte fränkische Fehleinschätzungen der Politik Göttriks und die Vorsicht des Dänenkönigs gegenüber den Franken verhinderten allerdings kei-ne Konflikte. So heißt es bei Einhard (Kap. 14, S. 17) in seiner Vita Karoli Magna, dass Göttrik von eitler Hoffnung aufgeblasen Friesland und Sachsen wie sei-ne eigenen Provinzen betrachtet hätte und nach Aa-chen ziehen und seine Herrschaft über ganz Germa-nien errichten wollte (Annales Regni Francorum zu 810, S. 131). Ja, er habe voll trunkener Siegeszu-versicht damit geprahlt, Karl in offener Feldschlacht zu besiegen (Annales Regni Francorum zu 810,

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S. 131). Das dürfte jedoch – wie schon ausgeführt – kaum der Wahrheit entsprochen haben. Auf die ver-schiedenen Motive Einhards soll hier nicht weiter eingegangen werden, vielleicht dienten diese der Ka-rikatur eines Kleinkönigs gegen den christlichen Kai-ser oder der Rechtfertigung eigener Kriegsvorberei-tungen (expeditio) gegen Göttrik 810, von denen die Fränkischen Reichsannalen (Annales Regni Fran-corum zu 810, S. 131) berichten. Vor allem sah Ein-hard den Angriff einer Wikingerflotte auf Friesland 810 als von Göttrik verursacht an, doch liefen der-artige Überfälle auch spontan und nicht immer auf Veranlassung der dänischen Könige ab.

So berichten die Fränkischen Reichsannalen, dass 810 in Friesland 200 normannische Schiffe erschie-nen seien, deren Besatzung dreimal siegreich mit den Friesen gekämpft und den Besiegten Tribute aufer-legt hätten (Annales Regni Francorum zu 810, S. 131). Göttrik – so heißt es weiter – sei aber zu Hause geblieben. Die Annales Maximiani (Zettel 1985, 23) nennen den Namen des Dänenkönigs gar nicht, und im Chronicon Mossiacense (Zettel 1985, 23) liest man, dass Göttrik, heimlich Seeräuber (oc-culte) nach Friesland geschickt habe (Chronicon Mossiacense, S. 309). Während sich die ereignisna-hen Quellen (Einhard schrieb 20 Jahre später) bei der Urheberschaft dieses Ereignisses nicht sicher sind, sehen manche Historiker diesen Feldzug als durch Göttriks initiiert an, damit dieser den Frieslandhan-del in den Griff bekäme (Zettel 1985, 23 –24 mit Lit.). Es spricht jedoch mehr dafür, dass es sich nicht um einen geplanten Angriff Göttriks auf Friesland handelt, sondern um einen der zahlreichen spora-dischen Wikingerüberfälle, die seit der Plünderung des Klosters Lindisfarne in Northumbria 793 ihren Niederschlag in der historischen Überlieferung fan-den (Müller-Wille 2004b, 205–240) und die erste Phase der Wikingerüberfälle prägten, wobei die Zahl der Schiffe oft übertrieben dargestellt wurde. Gött-rik selbst wurde noch im gleichen Jahr des Überfalls

auf Friesland, nämlich 810, ermordet (Annales Re-gni Francorum zu 810, 131). Zwei Jahre nach Göt-triks Tod brachen heftige Thronstreitigkeiten in Dä-nemark aus, in die sich später Ludwig der Fromme geschickt einschaltete, indem er Harald zu seinem Vasallen machte.

Göttriks fünf Söhne (Olaf, König von Westerfold † 827; Göttrik *um 785, † 814 bei Haithabu; Horik I./Erik I. † 854; Rodulf/Rolf † 836 in Friesland; Rag-nar † 836 in Friesland) wurden von seinem Nachfol-ger Hemming († 811/12) nach Schweden vertrieben. Dessen zwölf Unterhändler einigten sich in einem auf der Eiderinsel im heutigen Rendsburg 811 geschlos-senen Vertrag mit zwölf fränkischen Unterhändlern auf die Eider als Grenze zwischen Dänemark und dem Frankenreich. Ob Karl der Große dabei eine Dä-nische Mark errichtete, um den Herrschaftsansprü-chen Göttriks auf Germanien zu begegnen, ist zwei-felhaft; möglicherweise entstand sie erst später.

Trotz des Eidergrenzvertrages bereitete Hemming gegen Karl den Großen einen Kriegszug vor, in des-sen Verlauf er von seinen eigenen Leuten 811 oder 812 ermordet wurde. Daraufhin entfachten die nach Dänemark zurückgekehrten Söhne Göttriks einen blutigen Erbfolgekrieg, in dem die beiden Hauptan-wärter auf den Thron, Sigifried († 811) und Anulo († 812), ihr Leben verloren, so dass schließlich Anu-los Brüder, Ragnfrid (Reginfrid) und Harald Klak (* 785, † 852), Könige von Jütland wurden. Harald Klak regierte von 812– 814 und erneut von 819 – 827 als König über Jütland sowie vielleicht auch über an-dere Bereiche des noch nicht geeinten Dänemark. Das Grenzgebiet an der Eider blieb umstritten. Für das Jahr 828 berichten die Fränkischen Reichsanna-len, dass die Dänen in die Mark (ad marcam) ein-drangen und die Eider überquerten (Annales Re-gni Francorum zu 828, S. 174ff.). In den Annales Fuldenses sind 852 Wächter der dänischen Grenze (custodes Danici limitis) erwähnt (Annales Fulden-ses zu 852, S. 41–43; Riis 2001, 53–60).

Karl der Große und die Abodriten

Zur Zeit Karls des Großen tauchte erstmals der Name des slawischen Großstammes auf, der am wei-testen nach Westen vorgedrungen war. Es sind die Abodriten (Obodriten), welche sich in die Teilstäm-me der Wagrier zwischen Kieler Förde und Trave, Polaben mit ihren Wohnsitzen zwischen Trave und Elbe sowie eigentlichen Abodriten im westlichen Mecklenburg unterteilen. Zu den Vororten letztge-nannter gehörte die Mecklenburg, zu den der Wagri-er Starigard/Oldenburg und zu den der Polaben Ra-cisburg/Ratzeburg (Abb. 3). Vom Ende des 8. bis zur zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erscheint aller-dings nur der Gesamtstamm der Abodriten in den

Schriftquellen, nicht aber jener Teilstamm der Wa-grier.

Ihre urkundliche Ersterwähnung für das Jahr 789 in den Fränkischen Reichsannalen hängt mit einem Feldzug Karls des Großen gegen die öst-lich der Abodriten in Mecklenburg siedelnden Wil-zen zusammen (Struve 1985, 79). Sie scheinen mit den Sachsen sympathisiert zu haben, welche Karl der Große während der langen Zeit der Sachsen-kriege unterwarf. Zudem dürfte zwischen Abodri-ten und Sachsen während der Landnahmezeit kein friedliches Verhältnis geherrscht haben. Neun Jah-re nach dem erfolgreichen Wilzenfeldzug schlugen

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die Abodriten – wie schon erwähnt – die nordelbi-schen Sachsen 798 auf dem Sventanafeld bei Born-höved. Nach Ausweis archäologischer Untersuchun-gen auf slawischen Burgen in Bosau (Gebers 1981; 1986) und Starigard/Oldenburg (Gabriel 1984) sie-delten zu dieser Zeit seit etwa 100 Jahren Slawen in Ostholstein und Lauenburg. Trotz ihrer Niederla-ge erhoben sich die nordelbischen Sachsen 802 ge-gen die Franken. Karl der Große ließ Nordelbien durch ein Heer sächsischer Truppen daraufhin ver-wüsten und entschloss sich 804 zu der schon ausge-führten Umsiedlung der Nordalbingier in das Fran-kenland. Dieser Exodus dürfte jedoch ebenso wenig stattgefunden haben wie eine Ausweitung der abod-ritischen Besiedlung nach Westen. Zwar sind zahlrei-che slawische Funde des 9. Jahrhunderts in Hamburg nachgewiesen, aber nicht im mittleren oder westli-chen Holstein. Demnach scheinen die Slawen ihrer Anzahl nach gar nicht in der Lage gewesen zu sein, den gesamten holsteinischen Siedlungsraum bis hin zum Danewerk auszufüllen, den Karl der Große ih-nen zunächst abgetreten hatte.

Die Ermordung Drăskos 809 durch Vasallen des Dänenkönigs (Jenkis 1955, 101) machte eine Neu-regelung der Verhältnisse erforderlich, zumal auch die Verhandlungen mit den Dänen gescheitert wa-ren. Dänen und Wilzen drangen in die Gebiete der Abodriten ein. Entsprechende, vielleicht mit die-sem Kriegszug zusammenhängende Zerstörungen zu Beginn des 9. Jahrhunderts belegen archäologi-sche Untersuchungen des dendrochronologischen Untersuchungen zufolge um 726 gegründeten Burg-walls von Bosau-Bischofswarder am Plöner See (Ge-bers 1981; 1986) und desjenigen von Starigard/Ol-denburg in Ostholstein. In dem 1953 –1958 sowie 1973 –1976, 1979 –1982 und 1982 –1986 großflächig untersuchten Burgwall von Starigard/Oldenburg lie-ßen sich anhand einer mehrere Meter mächtigen Siedlungsschichtenabfolge wertvolle Erkenntnisse zu Entwicklung und Struktur der Anlage ebenso wie zu Wirtschaft und Kultur der Burgbewohner gewin-nen (Gabriel 1984). Die zur Großburg ausgebaute Burg 3 endete durch den so genannten „Brand 800“. Im östlichen Teil der Burg dokumentiert der einge-zäunte, vom letzten Drittel des 8. bis weit in das ers-te Drittel des 9. Jahrhunderts bestehende herrschaft-liche Bereich mit „Fürstenhalle“ die weltliche Macht (Abb. 8). Vorbilder für diese Großbauten sind nach der Interpretation I. Gabriels (1988, 56– 61, 65–69) in den königlichen Pfalzen des Westens zu se-hen. Die fränkisch-imperiale Präsentation, welche die slawischen Fürsten bei ihren Besuchen im Fran-kenreich beeindruckte, findet dabei ihren Widerhall in den hölzernen Fürstenbauten von Starigard/Ol-denburg. Als Vorbild diente möglicherweise die Pa-derborner Pfalz. Vergleicht man die karolingischen Repräsentationsgebäude der Paderborner Pfalz von

777–799 mit den Anlagen von Starigard/Oldenburg, so ergeben sich durchaus Ähnlichkeiten. Die aula regia (Königshalle) ist in Starigard/Oldenburg 31 m lang und 10 m breit, der Saal weist eine Länge von 22 m auf. Das Gebäude besitzt abgeteilte Nebenräu-me, einen repräsentativen Haupteingang sowie ei-nen Treppenturm. In den Ausbauphasen schließen sich einen Hof umgrenzende Flügelbauten an. Nach-dem der erste Fürstenhof von Burg 3 im ersten Drit-tel des 9. Jahrhunderts abbrannte, erfolgte der Bau ei-ner ähnlichen Anlage an gleicher Stelle unter leicht veränderter Ausrichtung des vierschiffigen Haupt-bauwerks (Gabriel 1988, 59– 61). Die schriftliche Überlieferung zu den Anfängen Starigards/Olden-burgs ist dürftig. Der Name Oldenburg wird erstmals um 1015 in lateinischer Fassung als antiqua civitas durch Thietmar von Merseburg (VI, 43, VII, 3) in seiner Chronik der Sachsen im Zusammenhang mit der Nennung des fünften Bischofs von Oldenburg Reginbert (991/92–1013/14) und seines Nachfolgers Benno beziehungsweise Bernhard (1013/14–1023) überliefert, während Adam von Bremen (II, 21, Zu-satz 29) die deutsche Fassung Aldinburg verwendet.

Die unruhigen Ereignisse nach der Ermordung Drăskos zu Beginn des 9. Jahrhunderts dürften Karl dem Großen gezeigt haben, dass die Abodriten ei-nem gemeinsamen Ansturm von Dänen und Wilzen nicht gewachsen waren, weshalb er 809 das bereits mehrfach erwähnte Kastell Esesfeld bei Itzehoe er-richten ließ. Vermutlich hatten sich in dieser Zeit die sächsischen Führungskräfte nördlich der Elbe mit den Franken arrangiert.

Slavomir wurde der Nachfolger Drăskos. So mel-den die Annales Amandi, dass die Abodriten 810 auf dem Reichstag in Verden erschienen seien und Karl ihnen einen König gegeben hätte (Schröder 1975; Meier 2011, 170f.). Die späteren Herrscher hingegen erscheinen in den fränkischen Quellen meist nur als dux (Herzog). Bei den Abodriten und Wilzen bestand offensichtlich ein erbliches Fürs-tentum, das der Bestätigung durch eine Volksver-sammlung bedurfte. Dem Gesamtverband stand ein Samtherrscher vor, den jeweiligen Einzelstäm-men Teilfürsten. Aus den Fränkischen Reichsanna-len erfahren wir verschiedentlich, dass neben dem Samtherrscher eine sozial führende Schicht der pri-mores (die Ersten), meliores (die Besseren), praestan-tiores (die Vorzüglichen) oder reguli (Kleinkönige) existierte.

Im Zuge der Neuausrichtung der fränkischen Po-litik scheint es dann während der letzten Lebensjahre Karls des Großen († 814) zu einer klaren Gebietsab-trennung zwischen Abodriten und Sachsen gekom-men zu sein, mit welcher die Abtretung der nordal-bingischen Sachsengaue an die Slawen praktisch rückgängig gemacht und mit dem schon erwähnten Limes Saxoniae (Abb. 3) eine neue Grenzlinie von

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Abb. 8. Der fürstliche Komplex von Oldenburg im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts. Grabungsbefund nach Gabriel 1988, 75 (Grafik: D. Meier; Foto: Modell des Fürstenkomplexes im Museum Oldenburger Wall, Foto: D. Meier).

der Kieler Förde über Bad Segeberg, Bad Oldesloe, die Billequelle bis hin zur Elbe bei Boizenburg fest-gelegt wurde. Diese von Adam von Bremen (II, 15b) beschriebene Grenzziehung, die als Ödlandzone bis zur deutschen Ostsiedlung im 12. Jahrhundert beste-hen blieb, folgte Flüssen, Wäldern, Niederungen und Sümpfen als natürliche Barrieren. Sie fällt zugleich

mit der Westausbreitung slawischer Ortsnamen und slawischer Keramik zusammen sowie der späteren Diözesangrenze des Bistums Hamburg-Lübeck aus dem 12. Jahrhundert. Östlich davon, vor allem an Flüssen und Seen, lagen eine Vielzahl kleiner und mittelgroßer durch zahlreiche Ausgrabungen gut untersuchte slawische Ringwälle (siehe dazu Über-

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sicht bei Struve 1981), von denen im 9. Jahrhundert Starigard/Oldenburg als Vorort der Wagrier am be-deutendsten war (Abb. 3). Wälder trennten dabei die einzelnen Siedlungsgebiete voneinander ab, die sich meist an den Seen erstreckten. Zu den dicht besiedel-ten Gebieten gehörten vor allem die Ufer des Plöner Sees (Meier 1990, 159 –168), aber auch die Regionen um Starigard/Oldenburg (u. a. Gabriel 1984; Mül-ler-Wille 1991), Alt-Lübeck und das Lübecker Be-

cken (Meier 1993, 7– 46; Willroth 1983, 7–52) so-wie Polabien mit Ratzeburg (Struve 1981, 101–103).

Zweifellos waren die Abodriten für die Franken nur Werkzeug ihrer Machtpolitik, nämlich Vasal-len, deren Fürsten auf den Reichstagen zu erschei-nen hatten, wohin sie von Ludwig dem Frommen (* 778, † 840) als Nachfolger Karls des Großen beor-dert wurden. Unter seiner Regentschaft lockerte sich das fränkisch-abodritische Bündnis.

Fazit

Nach der Niederlage der nordelbischen Sachsen auf dem Sventanafeld 798 wurden in der Endphase der Sachsenkriege Karls des Großen auch die Gebiete nördlich der Elbe bis zur Eider in das Fränkische Im-perium miteinbezogen. Stärker als die sozialen Ver-änderungen waren dabei zweifellos die Folgen der mit dieser Eroberung einhergehenden Missionie-rung. Der sächsische Adel nördlich der Elbe dürfte sich bald mit den Franken arrangiert haben. Unter-handlungen mit den dänischen Königen Göttrik und Hemming sicherten dabei die Nordgrenze des Rei-ches an der Eider, während der Limes Saxoniae im Osten bis zur deutschen Ostsiedlung im frühen 12. Jahrhundert die Grenze zu den Abodriten bot. Die-ser hatte sich Karl der Große zunächst als Verbünde-ter bedient. Die Christianisierung Nordelbiens kam zur Zeit Karls nicht über ihre Anfänge hinaus. Das

Verhältnis zwischen Slawen und Franken verschlech-terte sich seit dem 9. Jahrhundert zusehends, da die Franken sie nicht als Verbündete, sondern als Ab-hängige betrachteten. Auch die Beziehungen zu Dä-nemark blieben gespannt. Die dänischen Kleinköni-ge konnten sich jedoch nicht mit der karolingischen Macht messen, weshalb Göttrik sehr vorsichtig tak-tierte. Erst in der Schwächeperiode des Fränkischen Imperiums, in der Endphase der Regierung Ludwigs des Frommen, häuften sich die skandinavischen An-griffe auf die Küsten, durch die auch Hamburg 845 zerstört wurde. Sowohl die lückenhaften und teilwei-se auch tendenziösen schriftlichen Quellen als auch die archäologischen Untersuchungen lassen ein Bild dieser unruhigen und von Veränderung geprägten Zeit zwischen Elbe und Eider schlaglichtartig entste-hen.

Summary

The article describes the politics of Charlemagne on the northern border of the Frankish Empire. The written sources as well as archaeological investiga-tions partially allow a reconstruction of the politi-cal, economical and social situation in Northelbia on the northern periphery of the Frankish Empire in the early 9th century. According to his biographer Ein-hard the Saxon war that had lasted so many years was at length ended by their acceding to the terms offered by the King; which were renunciation of their nation-al religious customs and the worship of devils, accept-ance of the sacraments of the Christian faith and reli-gion, and union with the Franks to form one people. In the end phase of the Saxon Wars the allies of Char-lemagne, the Slavonic Abodrites, has beaten the Sax-on tribes north of the river Elbe (Northalbingia) in the battle on the Sventanafeld near Bornhöved in 798. The Saxonian Nordalbingia consisted of three dis-tricts: Stormarn, Holstein and Dithmarschen. The ar-eas were protected by castles, which have been part-ly excavated. Rural Saxon settlements north of the Elbe were investigated in the salt marshes of Dith-marschen (Wellinghusen, Hassenbüttel) as well as in

Schenefeld in Holstein and Hamburg. After the defeat of the Norgalbingians in 798 the areas north of Elbe were given to the Abodrites by Charlemagne. How-ever, in 808 the Abodrites were attacked by Danes. As reported by the Annales Regni Francorum, the Danish king Göttrik (also Gudfred, Godofrid) de-stroyed the Slavonic emporium of Reric and took its merchants with him. Göttrik resettled them to Hede-by (also Haithabu, Sliasthorp), a contemporary em-porium closer to Denmark. Archaeological excava-tions in Haithabu have shown out that the settlement already existed before the merchants from Reric ar-rived, but the importance of the emporium increased from the 9th century onward. In spite of the fact that Göttrik destroyed Reric, he was not the strong king as which he was described in the Frankish documentary sources. From now on Northalbingia was part of the Frankish Empire and Charlemagne protected the area by building the castle Esesfeld in 809. The so-called Limes Saxoniae became the border to the Abodrites (ca. in 818) and the Eider (811) to Denmark. Now the city of Hamburg became the main base for the Frank-ish trade and proselytisation area north of the Elbe.

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Dirk MeierNordstrander Str. 325764 Wesselburen

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