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Chemische Wae
Warnzeichen der US-amerikanischen Streitkrfte fr
chemischeWaen
Chemische Waen (auch Chemiewaen) sind toxischwirkende, feste,
ssige oder gasfrmige Substanzenoder Gemische, die in Verbindung mit
der notwendi-gen Waentechnik zur Ausbringung (Granaten,
Sprh-vorrichtungen) ursprnglich hergestellt wurden, umMenschen in
kriegerischen Auseinandersetzungen sowiebei Terror- und
Sabotageakten zeitweilig kampf- bzw.handlungsunfhig zu machen oder
zu tten.[1] In der1997 inkraftgetretenen Chemiewaenkonvention
wirddie Verwendung auf jede Chemikalie in Waen er-weitert, deren
toxische Eigenschaften Menschen oderTiere zeitweiligen oder
permanenten Schaden zufgenund auch die zu ihrer Produktion
verwendeten Vor-gngerstoe, sofern sie nicht fr eine andere Formder
Weiterverarbeitung vorgesehen sind, zu den che-mischen Waen
gezhlt.[2] Im erweiterten Sinn wer-den auch Brand- (Napalm), Nebel-
und Rauchstoe so-wie Entlaubungsmittel (Herbizide) und Nesselstoe
zuden chemischen Waen gerechnet.[1] Chemische Waf-fen gehren zu den
Massenvernichtungswaen (CBRN-Waen).
1 GeschichteBereits im Peloponnesischen Krieg 431 bis 404 v.
Chr.setzten die Spartaner Brandkrper ein, die hohe
Luft-konzentrationen von Schwefeldioxid verursachten. In der
Schlacht bei Liegnitz 1241 wurden die christlichen Rittervon den
Mongolen durch dampfausstoende Kriegsma-schinen in Schrecken
gesetzt.Die ersten modernen chemischen Waen sind im ErstenWeltkrieg
eingesetzt worden und basierten zunchst aufSubstanzen, die bereits
in der chemischen Industrie ver-wendet wurden, also in ausreichend
groen Mengen vor-handen waren; das waren Gase wie Chlor,
Phosgen,Cyanwassersto (Blausure) oder Arsin. Diese hatten je-doch
zwei groe Nachteile: Zum einen waren sie durchwechselnde
Windrichtungen unberechenbar (so konnteeine Gaswolke auf die eigene
Stellung zurckgeweht wer-den), und andererseits verchtigte sich das
Gas rela-tiv schnell. Daher sind die meisten spteren
chemischenKampfstoe Flssigkeiten, die als Aerosole versprhtwerden.
Das hat zur Folge, dass die Substanzen an Bo-den, Kleidung, Haut
und Gasmasken klebenbleiben undin die Filter eindringen knnen.
Deshalb ist die Verweil-dauer viel lnger als bei Gas, und die in
die Filter ein-gedrungenen Trpfchen verdunsten mit der Zeit, so
dassdie Trger kontaminierter Gasmasken kontinuierlich einegewisse
Rate an Kampfsto einatmen.Das Hauptziel der neueren Kampfstoe ist
nicht alleindie Lunge, sondern auch die Haut. Ein solcher Kampf-sto
diundiert durch die Haut hindurch in die Blutbahnund wird so
schnell im ganzen Organismus verteilt. Daherstellen nur
Ganzkrperschutzanzge einen ausreichendenSchutz gegen Kampfstoe dar.
Ein bekannter und wich-tiger Kampfsto dieser Gruppe ist
Schwefellost, auch be-kannt unter dem Namen Senfgas.Dass bereits 21
Jahre vor dem Ersten Weltkrieg die Ent-wicklung von Chemiewaen
politisch relevant war, zeigtein Artikel der Times von 1893, in dem
das War Of-ce Explosives Committee die Unmglichkeit thematisier-te,
Tests der neuen Waen geheim zu halten:
Die Experimente mssen teilweise in den ei-genen Labors
durchgefhrt werden, die an f-fentliche Einrichtungen angegliedert
sind, anderen Angestellte kein ozieller Anspruch aufGeheimhaltung
gestellt werden kann; teilwei-se im Gebude des War Department
ChemicalEstablishments, wo Angestellte verschiedens-ter Grade
arbeiten und wo laufend Beamte al-ler Art vorbeischauen, sowie
Privatpersonen;gleichzeitig muss die Einrichtung ihre prakti-schen
Experimente im Freien auf dem Geln-de des Waenlagers ausfhren, wozu
die Zei-tungsreporter und ihre Agenten freien Zugang
1
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2 1 GESCHICHTE
haben.[3]
1.1 Erster Weltkrieg
Hauptartikel: Gaskrieg whrend des Ersten WeltkriegesIm Ersten
Weltkrieg kam es zum ersten Einsatz
Livens-Gasgranatwerfer werden geladen
Luftaufnahme eines deutschen Gasangris (1916)
Durch Giftgas geblendete britische Soldaten warten auf die
Be-handlung
von chemischen Kampfstoen im August 1914 durchfranzsische
Truppen, die Xylylbromid ein fr die
Pariser Polizei entwickeltes Trnengas gegen deut-sche Truppen
einsetzten. Erste Versuche beider Seitenmit Stoen wie
Bromessigsureethylester (durch Frank-reich im Mrz 1915) und
o-Dianisidinchlorsulfonat, ei-nem feinkristallinen Pulver, das
Schleimhute der AugenundNase reizte (durchDeutschland am 27.
Oktober 1914bei Neuve-Chapelle), verliefen nicht zufriedenstellend,
dadie Stoe sich beim Abschuss durch die entstehende Hit-ze
zersetzten.In groem Umfang setzte zuerst das deutsche HeerKampfgase
ein, als Ende Januar 1915 an der Ostfront beiBolimw in Polen bei
einer Oensive der 9. Armee mitXylylbromid gefllte Geschosse gegen
russische Trup-pen abgefeuert wurden. 18.000 Gasgranaten waren
be-reitgestellt worden, deren Wirkung aber durch Klte undSchnee
nahezu aufgehoben wurden.[4] Ungleich bekann-ter wurde jedoch der
erste wirkungsvolle Einsatz von che-mischen Waen an der Westfront
vom 22. April 1915 inder Zweiten Flandernschlacht bei Ypern. Das
deutscheXV. Armee-Korps unter General der Infanterie von De-imling
lie 150 Tonnen Chlorgas nach dem so genanntenHaberschen
Blasverfahren aus Flaschen entweichen. Ein-geatmetes Chlorgas fhrt
zu einem lebensbedrohlichentoxischen Lungendem. Da Chlor schwerer
als Luft ist,sank das Gas in die franzsischen Schtzengrben
undforderte dort angeblich rund 5.000 Tote und 10.000 Ver-letzte;
heute geht man von 1.200 Toten und 3.000 Ver-wundeten aus.[5]
Frankreich setzte als erste der kriegfhrenden Nationenam 22.
Februar 1916 Phosgen (COCl2) in Reinform ein,nachdem deutsche
Gastruppen eine Mischung aus Chlor-gas mit einem etwa
fnfprozentigen Zusatz von Phos-gen bereits Ende Mai 1915 an der
Ostfront in Bolimwan der Bzura gegen russische Truppen[6][7] sowie
an derWestfront am 31. Mai 1915 bei Ypern gegen franz-sische
Truppen[8] verwendet hatten. Phosgen wird dergrte Anteil an allen
Gasverletzten zugeschrieben. Sp-ter wurden die Kampfstoe mittels
Giftgasgranaten ver-schossen, bei denen durch farbige Kreuze
(Blaukreuz,Gelbkreuz, Grnkreuz und Weikreuz) erkennbar war,welche
Art von Kampfsto sie enthielten. An der West-front wurde verstrkt
Gelbkreuz eingesetzt, das frHautkampfstoe stand.
1.1.1 Buntschieen
Whrend des Ersten Weltkrieges wurden Kampfstoein der Sptphase
hug kombiniert eingesetzt. Stark rei-zend wirkende Kampfstoe in
Aerosol- oder Pulverformwie Blaukreuz konnten die Filter der
Gasmasken durch-dringen und zwangen die Trger, die Gasmaske
abzu-nehmen. Gleichzeitig mit diesen Maskenbrechern wur-den
lungenschdigende Kampfstoe wie Grnkreuz ein-gesetzt. Der
kombinierte Einsatz verschiedener Kampf-stoe zu diesem Zweck wurde
mit dem EuphemismusBuntschieen oder Buntkreuz bezeichnet.
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1.2 Zwischen den Weltkriegen 3
Bei der Oensive deutscher und sterreichisch-ungarischer Verbnde
im Raum Flitsch-Tolmein(Schlacht von Karfreit oder auch Zwlfte
Isonzo-schlacht) am 24. Oktober 1917 wurde der Angridurch
Buntschieen von Gasbatterien vorbereitet. Dieitalienischen Soldaten
verfgten nur ber ungengendeoder gar keine Schutzbekleidung in
diesem Abschnittstarben durch den Gasangri ber 5.000 Italiener.
Dieangreifenden Verbnde hatten es dadurch erheblichleichter, den
Durchbruch durch die italienische Frontzu erreichen. Auch die
psychische Wirkung auf dieItaliener war verheerend. Sehr viele
Soldaten ergabensich den Angreifern, die Kampfmoral sank
drastisch.Die italienische Front musste bis an den Piave
zurckge-nommen werden; zur Verstrkung wurden franzsischeund
britische Verbnde an diese Front verlegt. DieItaliener konnten die
Lage nach einer Reorganisationspter selbst wieder stabilisieren. Im
Juni 1918 versuch-te sterreich-Ungarn in einer letzten Oensive,
denPiave zu berschreiten. Der Angri war jedoch nichterfolgreich, da
zum einen die Italiener besser gegenGasangrie gerstet waren und zum
anderen ein Teil derchemischen Waen zu lange gelagert worden war
unddamit seine Wirksamkeit verloren hatte.Ein weiterer militrisch
erfolgreicher Fall von Bunt-schieen, wie von Oberst Georg
Bruchmller erfunden,erfolgte bei der Deutschen Frhjahrsoensive vom
21.Mrz bis 17. Juli 1918 an der Westfront in Nordfrank-reich. Dabei
lag das Augenmerk nicht auf einer lan-gen Artillerievorbereitung
und einem schwerflligen An-gri auf breiter Front, sondern auf einem
kurzen, aberzustzlich durch gemischten Einsatz von
Gasgranateneektiven Artillerieschlag. Danach sollten die
soge-nannten Sturmbataillone nachrcken und
verbliebeneWiderstandsnester ausrumen. Der gemischte
Gaseinsatzlhmte dabei die Widerstandskraft des Gegners
entschei-dend.
1.1.2 Bewertung von chemischen Kampfstoen alsKriegswae
Chemische Kampfstoe werden heute allgemein als
dieschrecklichsten Waen des Ersten Weltkrieges angese-hen. Sie
verursachten kurzzeitig groe Ausflle, wobei al-lerdings im
Vergleich zu anderen damaligen Waen dieTodesraten sehr gering
waren. Trotz der teilweise qual-vollen Verletzungen waren die
Heilungschancen besserals im Vergleich zu Verwundungen durch
Schussverlet-zungen oder Artillerie; abgesehen von den Sptfolgen
wiezumBeispiel Hautkrebs im Falle von S-Lost, die zum Teilerst nach
Jahrzehnten eintraten.Chemische Waen verursachten im Ersten
Weltkriegauf beiden Seiten insgesamt etwa 90.000 Tote und
1,2Millionen Verwundete. Aufgrund mangelhafter Ausstat-tung mit
Schutzausrstung hatte Russland mehr als dieHlfte der Toten zu
beklagen. An der Westfront hat-ten die Alliierten etwa doppelt so
hohe Verluste wie die
Deutschen.[9] Deutschland und sterreich-Ungarn rste-ten ihre
Soldaten mit wirksameren Gasmasken aus undkonnten so hhere Verluste
bei Gasangrien vermeiden.Aufgrund der verhltnismig niedrigen
Todesrate (man-che Historiker nehmen an, dass insgesamt nur
18.000Mann an der Westfront durch Gasangrie starben) undder
teilweise unkalkulierbaren Wirkung infolge von nichtvorhersehbaren
Faktoren wie bspw. wechselnde Wind-richtungen gilt Giftgas im
ErstenWeltkrieg als eine wenigeektive Wae.[10]
1.2 Zwischen den Weltkriegen
Gasschutzbung 1926 in Potsdam
Im Ersten Weltkrieg hatte die Flugzeugtechnik
deutlicheFortschritte gemacht: Reichweite, Zuverlssigkeit,
Ge-schwindigkeit und maximale Zuladung hatten stark zu-genommen.
Auch hatten alle Seiten die Ntzlichkeit vonAufklrungsugzeugen
erkannt.Ab 1919 wurde das Konzept der kolonialen Kontrolleaus der
Luft von Winston Churchill erstmals umgesetzt.Die Royal Air Force
sollte dabei die Kontrolle ber dieKolonien im Nahen Osten
bernehmen. Neben konven-tionellen Waen wurden dabei auch
Giftgaseinstze ausder Luft erwogen und von Churchill gefordert.
Aufgrundvon technischen Problemen wurde Giftgas nur mit denbereits
im Ersten Weltkrieg erprobten Methoden gegendie irakische
Bevlkerung angewandt. Dabei kam es auchzu Giftgaseinstzen gegen die
Kurden in Sulaimaniyya imheutigen Irak.[11]
Vorbehalte britischerMilitrs wies Churchill zurck: Ichverstehe
die Zimperlichkeit bezglich des Einsatzes vonGas nicht. Ich bin
sehr dafr, Giftgas gegen unzivilisier-te Stmme einzusetzen, lie er
verlauten. Das eingesetz-te Gas msse ja nicht tdlich sein, sondern
nur groeSchmerzen hervorrufen und einen umfassenden
Terrorverbreiten.[12]
ImRifkrieg in Nordmarokko setzte Spanien ab 1924 che-mische Waen
gegen die aufstndischen Rifkabylen, ei-nen Berber-Stamm, ein. Dabei
wurde Spanien von Frank-reich und in einem Geheimvertrag von der
deutschenReichswehr untersttzt.[13]
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4 1 GESCHICHTE
Siehe auch: Chemiewaeneinsatz im Rifkrieg
Ein weiteres Mal wurde Giftgas vom faschistischen Ita-lien im
Krieg gegen Libyen 19241930 sowie gegenthiopien 19351936 verwendet.
Italien setzte Giftgas-bomben in thiopien ein, nachdem die
thiopischeWeih-nachtsoensive erfolgreich italienische Truppen
zurck-gedrngt und Versorgungslinien unterbrochen hatte.
Diethiopischen Truppen waren sehr schlecht ausgerstetund viele
Krieger kmpften noch mit Speeren. Die Krie-ger trugen traditionelle
Kleidung und verfgten ber kei-ne Schutzausrstung, so dass besonders
das hautschdi-gende Senfgas zu hohen Verlusten fhrte. Laut
sowjeti-schen Schtzungen kamen durch den Einsatz von Giftgas15.000
bis 50.000 thiopier ums Leben.[14]
Siehe auch: Italienische Kriegsverbrechen in Afrika
Einheiten der Roten Armee unter dem Befehl des sp-teren
Marschalls Michail Tuchatschewski setzten bei derNiederschlagung
des Aufstands von Tambow 1921 mitErlaubnis der Regierung Giftgas
ein, um Aufstndischezu tten.[15]
Der deutschen Reichswehr war die Entwicklung und derBesitz von
chemischen Waen durch den Versailler Ver-trag verboten. Um das
Verbot zu umgehen, kooperierteDeutschland ab 1923mit der
Sowjetunion (siehe: Vertragvon Rapallo) und erprobte auf dem
Testgelnde Tomkachemische Waen.[16] Eine Zusammenarbeit fand
auchmit Spanien statt[13].In den USA wurden Chemiewaen zwischen den
Welt-kriegen weiterentwickelt. Zustndig dafr war neben derAmerican
Chemical Society (Institut fr Chemie an derNorthwestern University)
eine Militrbehrde, die Na-tional Association for Chemical
Defense.[17] Deren Lei-ter H. Edmund Bullis[18] empfahl 1928 sogar
den Poli-zeibehrden den Einsatz dieser hchst eektiven undzugleich
humansten aller Waen, eben Chemiewaen.In Cleveland und Chicago
testeten Polizisten in demJahr erfolgreich aus genialen
Fllfederhalter-groenoder aus normalen Pistolen abgefeuerte
neuartige Ga-se, die gezeigt haben, dass man drei oder vier
Mnner,die zusammen nicht weiter als fnf Meter entfernt ste-hen, mit
einem einzigen Schuss nachhaltig ausschaltenkann. Auch Kneipen, die
illegal Alkohol ausschenkten(Speakeasys), knne man mit Chemiewaen
mindestenseinen Monat lang unbewohnbar machen.[19] Bullis setz-te
sich vehement gegen ein weltweites Verbot von chemi-schen Waen im
Krieg ein, mit der Begrndung:
Wir sollten uns nicht die Hnde durch eine in-ternationale
bereinkunft binden lassen, derenEinhaltung man nicht sicherstellen
kann.[20]
Er nannte als Beispiel den Austritt toxischenPhosgengases aus
einem Tank in Hamburg. DasDeutsche Reich durfte eigentlich solche
Giftgase gar
nicht herstellen und lagern.Die englische entlichkeit
diskutierte nach dem ErstenWeltkrieg ber eine strkere
Zusammenlegung von zivi-ler und militrischer Forschung, wozu auch
die Entwick-lung neuer Chemiewaen gehrte. Die ganze Zukunftder
chemischen Kriegfhrung hngt von der Farbsto-industrie ab, schrieb
1920 der Kriegskorrespondent derLondoner Times.[21]
1.2.1 Genfer Protokoll
Die Verwendung von vergiftenden Waen war schon vordem Ersten
Weltkrieg durch die Haager Landkriegsord-nung gechtet, deren
Formulierung bot jedoch ausrei-chend Spielraum zu verschiedenen
Auslegungen, so dassder Einsatz von Giftgas nicht eindeutig
verboten war. An-gesichts der Gruel im Ersten Weltkrieg wurde 1925
imGenfer Protokoll die Anwendung von Giftgasen und
bak-teriologischen Mitteln ausdrcklich verboten.Die Ratizierung
erfolgte zgerlich: 1926: Frankreich,1928: Italien, Sowjetunion
(Erklrung), 1929: Deutsch-land, 1930: Grobritannien, 1970: Japan,
1975: USA.[22]
Viele der Unterzeichnerstaaten behielten sich
bestimmteHandlungen vor, namentlich[22]
den C-Waeneinsatz gegen Nichtvertragsstaatenund
Gegenangrie, falls sie mit solchen Waf-fen angegrien werden
sollten ( Abschre-ckung/Vergeltung)
Der Vertrag ist nur ein Verbot des Ersteinsatzes von B-und
C-Waen.[22]
1.3 Zweiter Weltkrieg
Kaiserlich Japanische Marineinfanterie mit Gasmasken
undGummianzgen whrend der Schlacht um Shanghai
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1.3 Zweiter Weltkrieg 5
Whrend des Zweiten Weltkrieges war die einzige Nati-on, die
chemische Waen einsetzte, das Kaiserreich Ja-pan. Diese wurden
zusammen mit biologischen Waenin China sowohl gegen chinesische
Truppen als auch zurgezielten Massenttung von Zivilisten
eingesetzt.[23][24]
Nach Erkenntnissen der Historiker Yoshiaki Yoshimiund Seiya
Matsuno erhielt Yasuji Okamura vom KaiserHirohito die Erlaubnis,
chemische Waen whrend die-ser Gefechte einzusetzen.[25] Zum
Beispiel ermchtigteder Kaiser den Einsatz von Giftgas whrend der
Schlachtvon Wuhan von August bis Oktober 1938 in 375 ver-schiedenen
Einstzen gegen die 1,1 Millionen chinesi-schen Soldaten, von denen
400.000 whrend der Schlachtstarben.[26] Artikel 23 der Haager
Konvention (1899 und1907) und Artikel V des Vertrags in Bezug auf
die Nut-zung von U-Booten und Schadgasen in der Kriegfh-rung vom 6.
Februar 1921 verurteilten jedoch bereitsden Einsatz von
Giftgas.[27][28] Whrend der Schlacht vonChangsha im Herbst 1939
setzte die Kaiserlich Japani-sche Armee ebenfalls in groen Mengen
Giftgas gegenchinesische Positionen ein. Ein weiteres Beispiel ist
dieSchlacht von Yichang im Oktober 1941, in der das
19.Artillerieregiment die 13. Brigade der 11. Armee durchBeschuss
der chinesischen Streitkrfte mit 1.000 gelbenGasgranaten und 1.500
roten Gasgranaten untersttzte.Das Gebiet war mit chinesischen
Zivilisten, deren Eva-kuierung durch die japanische Armee untersagt
wurde,berfllt. Von den rund 3.000 chinesischen Soldaten indem
Gebiet waren 1.600 von der Wirkung des Gases er-heblich
betroen.[29]
Whrend der Schlacht um Changde im November undDezember 1943
versuchten Truppen der Kaiserlich Ja-panischen Armee, darunter die
Einheit 516, zusammenmit der Versprhung von biologischen Kampfstoen
vonFlugzeugen aus, durch den massiven Einsatz von Giftgas,welches
hauptschlich mit Artilleriegranaten sowohl aufchinesische
Stellungen im Umland als auch in die Stadtabgeschossen wurde, den
Widerstand der Verteidiger zubrechen.[24] Bei dem eingesetzten Gas
handelte es sichneben anderen Arten zur Hauptsache
hchstwahrschein-lich um Senfgas und Lewisit. Im Laufe der Schlacht
star-ben 50.000 chinesische Soldaten und 300.000 Zivilisten.Wie
viele davon durch die biologischen und chemischenWaen gestorben
sind, ist ungeklrt. Sowohl die Ein-stze von biologischen als auch
von chemischen Waendurch die Kaiserlich Japanische Armee werden zu
denjapanischen Kriegsverbrechen gezhlt.Zu den zahllosen
Menschenexperimenten der japani-schen Armee, darunter der Einheit
731, gehrte auchdas Testen von Giftgas an gefangenen chinesischen
Zi-vilisten. Im Jahr 2004 entdeckten Yuki Tanaka und Yo-shimi im
australischen Nationalarchiv Dokumente, diebelegen, dass Zyanidgas
im November 1944 auf denKai-Inseln (Indonesien) an australischen
und niederln-dischen Kriegsgefangenen getestet wurde.[30]
Das Verbot der Anwendung von vergiftenden, chemi-
schen und biologischen Waen wurde im Zweiten Welt-krieg
zumindest auf dem europischen Kriegsschauplatzweitgehend beachtet,
obwohl nicht alle beteiligten Ln-der dem Protokoll beigetreten
waren. Ein weiterer wich-tiger Aspekt war auch die gegenseitige
Abschreckung,vergleichbar mit der atomaren Abschreckung im
KaltenKrieg: Htte eine der kriegfhrenden Parteien
Giftgaseingesetzt, wurde als Folge eine Bombardierung des eige-nen
Territoriums mit chemischen Waen durch Gegnerbefrchtet. Fr den
Fall, dass Deutschland an derOstfrontKampfstoe einsetzen sollte,
hatte der britische Premier-minister Churchill bereits im Mai 1942
mit einem Gro-einsatz von Kampfstoen gedroht. Ein
amerikanischerPlan vom April 1944 sah fr den Fall des
Kampfsto-einsatzes durch Deutschland einen Vergeltungsangri ge-gen
30 groe deutsche Stdte vor. Innerhalb von 14 Ta-gen sollten in
diesem Fall die Stdte mit einer Gesamt-che von 217 km angegrien und
ber ihnen insge-samt 15.345 t Senfgas (Lost) und 21.176 t Phosgen
ab-geworfen werden. Wegen der extrem hohen Kampfsto-konzentration
in diesem Fall (168 Gramm je Quadratme-ter) gingen Schtzungen von
5,6 Millionen unmittelbardurch den Einsatz Getteten und weiteren 12
Millionenan den Folgen des Angris Gestorbenen und Verletztenaus.
Auch wre der Einsatz meist unvorteilhaft gewesen,da die eigenen
Soldaten in der Oensive verseuchtes Ge-lnde eingenommen htten und
daher selbst Vergiftungenzu frchten gehabt htten.
Ein britisches Plakat whrend des Zweiten Weltkrieges warnt
vormglichen Gasangrien
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6 1 GESCHICHTE
An den europischen Fronten sind whrend des ganzenZweiten
Weltkriegs nur vier Flle bekannt geworden, indenen Menschen durch
Kampfstoe gettet oder ver-letzt wurden, dabei handelte es sich um
einen gezieltenKampfstoeinsatz sowie drei Unflle:
Vermutlich aufgrund der Entscheidung eines einzel-nen Oziers
verwendeten polnische Truppen Senf-gasbomben zur Sprengung einer
Brcke und zurVerminung einer Straensperre in der Nhe vonJaslo.
Dabei wurden am 8. September 1939 zweideutsche Soldaten gettet und
zwlf verwundet.
Am 11. September 1939 wurden drei deutsche Sol-daten bei
Ostrowiec (Polen) durch Gas verletzt, alssie einen aulligen Behlter
neten.
Am 2. Dezember 1943 bombardierte die deutscheLuftwae den
italienischen Hafen von Bari. Dabeiwurde der unter anderem mit 100
t Sticksto-Lostbeladene US-Frachter John Harvey getroen
undversenkt. Ein Teil der Ladung lief ins Wasser, einanderer Teil
wurde durch die Explosionen und dieBrnde in der Luft verteilt. Da
auf Grund der Ge-heimhaltung nur wenige Personen in Bari von
derExistenz dieser Ladung wussten und diese allesamtdurch das Gas
gettet wurden, konnten die Verwun-deten zunchst nicht richtig
behandelt werden. Ge-naue Zahlen ber die Opfer existieren nicht; es
wirdgeschtzt, dass ber 600 Soldaten und Angehrigeder Handelsmarine
vertzt wurden, wovon etwa 100starben. Die Zahl der getteten
Zivilisten drfte umdie 1.000 betragen. Dieser Vorfall htte beinahe
ei-ne Eskalation des Krieges ausgelst. Eine im Ha-fenbecken
gefundene Gasbombe wurde aber nochrechtzeitig als amerikanisches
Modell identiziert,so dass Vergeltungsschlge mit Giftgas gegen
diedeutschen Truppen unterblieben.
Am 8. April 1945 grien amerikanische Jagdbom-ber den Bahnhof
Lossa (zwischen Smmerda undNaumburg) an. Dabei wurden einige mit
Tabun ge-fllte Bomben beschdigt, die im Rahmen der Ver-lagerung
eines Luftwaen-Munitionslagers whrendihres Transportes dort
standen. Genaue Verlustesind nicht bekannt geworden.
Im nationalsozialistischen Deutschen Reich wurde imDezember 1936
bei I.G. Farben im Werk Leverkusendurch den Chemiker Gerhard
Schrader das NervengasTabun entdeckt. Im Dezember 1939
synthetisierte erdas in seiner Wirkung noch strkere Nervengas
Sarin.Ab Frhjahr 1942 produzierte I.G. Farben in ihremWerk in
Dyhernfurth in Schlesien das Nervengift Ta-bun. 1944 entdeckte der
Nobelpreistrger Richard Kuhnmit seinem Mitarbeiter, Konrad Henkel,
das Nerven-gas Soman in einer vom Heereswaenamt
unterhaltenenAbteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts fr
medizinische
Forschung in Heidelberg. Diese Nervengase wurden auf-grund der
Furcht vor einemGegenschlag nicht eingesetzt.Deutschland hatte Ende
der dreiiger Jahre als erste Nati-on die grotechnische
(industrielle) Produktion von Ner-vengasen entwickelt, war also als
einzige Kriegspartei zurHerstellung von Nervengasen im Kilogramm-
und Ton-nenbereich in der Lage. Dieser Umstand, gekoppelt mitder
Verfgbarkeit modernster Trgersysteme wie der V-2, htte die
politische Fhrung in die Lage versetzt, ei-nen strategischen
Gaskrieg zu entfesseln, der unter Um-stnden von der Tragweite her
hnlich gravierend httesein knnen wie die Atombombenabwrfe auf
Hiroshi-ma und Nagasaki. Die verantwortliche Fhrung des deut-schen
Kampfgasentwicklungsprogramms verheimlichteHitler gegenber bewusst
die tatschlichen Mglichkei-ten, denn eine Eskalation zum Gaskrieg
wurde befrch-tet, falls Hitler klar werden sollte, welche Wirkung
bei-spielsweise ein mit Tabungefechtskpfen bestckter V-2-Angri auf
London htte haben knnen. Fr den tak-tischen Einsatz waren bereits
als Trger Werferwaen(sog. Nebelwerfer) hergestellt und die
entsprechendenTruppen (Nebeltruppe) geschult worden. Die oft
ge-uerte Vermutung, dass die Erfahrungen Hitlers im Ers-ten
Weltkrieg ihn davon abgehalten haben sollen, che-mische Kampfstoe
einsetzen zu lassen, entbehrt je-der Grundlage, da er selbst die
Produktion dieser befahlund die Vorbereitungen fr den Beginn eines
Gaskrie-ges anordnete.[31] Die Grnde dafr, dass die ab 1942in groem
Umfang produzierten Nervengase nicht zumEinsatz kamen, waren
grtenteils logistischer (Rohsto-knappheit) und militrstrategischer
Art. Ebenfalls vonBedeutung waren sowohl die deutsche
Fehleinschtzung,die Alliierten wrden ebenfalls ber Nervengas
verf-gen, als auch die alliierte Androhung massiver Gegen-schlge im
Falle eines deutschen Ersteinsatzes chemi-scher Kampfstoe.[32]
In den Gaskammern der deutschen
VernichtungslagerAuschwitz-Birkenau, Belzec, Sobibor,
Mauthausen,Treblinka und Lublin-Majdanek wurden viele Opferdes
Holocaust mit dem blausurehaltigen InsektizidZyklon B und mit
Motorabgasen (Kohlenstomonoxid)ermordet.
1.4 Nach 1945
Nach demZweitenWeltkrieg wurden umfangreiche deut-sche
Giftgasbestnde in der Nord- undOstseemitsamt ih-ren Transportschien
versenkt, so vor der norwegischenHafenstadt Arendal 1946. Die
Versenkung der Schie er-folgte durch Sprengung oder Beschuss durch
Bordwaenbegleitender britischer Kriegsschie.Gesichert ist, dass
gypten chemische Waen im Jemeneingesetzt hat. Die Technologie dazu
stammte aus derSowjetunion, welche diese auch an andere mit ihr
ver-bndete Staaten des Nahen Ostens wie dem Irak wei-tergegeben
hatte.
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1.5 Chemiewaenbereinkommen (1992/1997) 7
Ausbringen von Entlaubungsmitteln im Zuge der OperationRanch
Hand durch drei UC-123B whrend des Vietnamkrieges
Whrend anfangs von Frankreich und den USA nochkonventionelle
Brandbomben wie Napalm gegen dieNordvietnamesen und die FNL
verwendet wurden, star-tete die Regierung Kennedy 1961 den
systematischenEinsatz von Chemikalien gegen Nordvietnam. Die imZuge
der Operation Ranch Hand als Entlaubungsmitteleingesetzten
Herbizide (vor allem Agent Orange) soll-ten dem Gegner die Deckung
durch die Vegetation neh-men sowie seine Ernte vernichten. Agent
Orange war mit2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin verunreinigt und
verur-sachte dadurch schwere gesundheitliche Schden unterder
Bevlkerung und Soldaten beider Seiten.Erste Verhandlungen zu
einemChemiewaenbereinkommen (CW, auch Che-miewaenkonvention
genannt) begannen 1968 mit derWorking Group on Chemical Weapons bei
der EighteenNations Conference on Disarmament (ENCD) der UN inGenf,
die seit 1962 bestand. 1969 nahm eine Conferenceof the Committee on
Disarmament of the UN (CCD)ihre Ttigkeit auf. Der angebliche
Einsatz von Saringegen eigene Krfte (Deserteure) in der
OperationTailwind im September 1970 in Laos entpuppte sichals
politisch motivierte Falschmeldung. 1975 gab es30 Teilnehmerstaaten
fr ein CW; darunter warenauch die Bundesrepublik und die DDR. 1976
fandenbilaterale Verhandlungen von USA und UdSSR statt.
DieVerhandlungen wurden im selben Jahr unterbrochen.Erst 1979
einigten sich die USA und UdSSR weitgehendber die Grundstruktur des
Vertrags und weitgehendauch ber Verikationsmanahmen; ungelst
bliebaber die Frage von Ad-hoc-Verdachtskontrollen vorOrt. 1979 gab
es ein Committee on Disarmament of theUnited Nations (CD); es hatte
40 Teilnehmerstaaten.[33]1980 bildete sich ein Ad Hoc Committee on
ChemicalWeapons.[33]
1981 beschuldigte der US-amerikanische Auenminister
Alexander Haig die UdSSR und die von ihr untersttz-te
Vietnamesische Volksarmee, im Zweiten LaotischenBrgerkrieg (196373)
Mykotoxine eingesetzt zu haben,um Tausende von Hmong zu tten.[34]
Diese Vorwrfekonnten nicht bewiesen werden.[35]
Ende der 1980er Jahre erkannte das US-Militr, dass
diebisherigen, lange gelagerten Chemiewaen bis sptes-tens 1990
zumGroteil zersetzt und damit militrisch un-brauchbar sein wrden;
daher unterschrieb Prsident Ro-nald Reagan 1987 ein Gesetz, um die
alten chemischenKampfstoe zu zerstren und gegen neue, binre
Kampf-stoe zu ersetzen.[36] Bei diesen wird nicht der endgl-tige
und wirksame chemische Kampfsto bereitgehal-ten, sondern
verschiedene, stabilere und weniger korro-sive Komponenten, die
beim Einsatz der binren Waendann erst zum Wirksto reagieren.Siehe
auch: Aktion Lindwurm
1.5 Chemiewaenbereinkommen(1992/1997)
Hauptartikel: Chemiewaenkonvention
Nach dem Ende des Kalten Krieges um 1990 nderte sichdie
geostrategische Lage deutlich. Es kam zu
zahlreichenAbrstungsverhandlungen zwischen westlichen Staatenund
Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Chemische Waf-fen (oft lagerten
sie in inzwischen rostigen Tanks) galtenvielen inzwischen als
Altlast.Am 3. September 1992 wurde das CW von den Mit-gliedstaaten
der Genfer Abrstungskonferenz (UNCD)verabschiedet. Seit 13. Januar
1993 kann es unterzeich-net werden.[37] Eine Unterzeichnung
erfolgte durch etwa150 Staaten, darunter USA und Russland.[33]
Deutschland hat die Konvention 1994 ratiziert, ster-reich und
die Schweiz 1995.Am 29. April 1997 trat das Chemiewaenbereinkom-men
inkraft. 1997 erfolgte die Ratizierung auch durchdie USA und
Russland.[33] Die ratizierenden Staaten ha-ben sich durch das
CWunter anderem dazu verpichtet,bis zum Jahr 2012 smtliche
Chemiewaen unter inter-nationaler Aufsicht zu vernichten.Stand
Dezember 2013 sind 190 Staaten der Konventi-on beigetreten. Als
jngstes Ratizierungsland ist Syriender Konvention am 14. September
2013 beigetreten.[38]Im Januar 1993 unterzeichnet, aber bis heute
noch nichtratiziert wurde der Vertrag von Israel und Myanmar.Vier
Staaten haben die Konvention bisher weder unter-zeichnet noch
ratiziert: gypten, Angola, Nordkoreaund Sdsudan.[39] Die Einhaltung
des Abkommens wirddurch die Organisation fr das Verbot chemischer
Waf-fen, OVCW (englisch Organisation for the Prohibition ofChemical
Weapons, OPCW) berwacht. Die OVCW ist
-
8 2 CHEMISCHE WAFFEN
eine internationale Organisation mit Sitz in Den Haag.[40]
1.6 Erster Golfkrieg
Iranischer Soldat mit Gasmaske
Schon zu Beginn des Ersten Golfkriegs setzte die iraki-sche
Armee auf Weisung Saddam Husseins chemischeWaen gegen den Iran ein.
So warf die irakische Luft-wae bereits 1980 speziell dafr
entwickelte Kanistermit chemischen Kampfstoen ber iranischen
Stellun-gen ab.[41] Bekanntheit erlangte der Giftgasangri aufdie
Fernverkehrsstrae am 9. August 1983 RawanduzPiranschahr.[42]
Insgesamt wurden etwa 100.000 iranische Soldaten Op-fer von
Gasangrien. Viele davon wurden durch Senfgasverwundet. Etwa 20.000
davon wurden whrend des Ein-satzes sofort hauptschlich durch die
Nervengase Tabunund VX gettet. Diese Zahlen schlieen allerdings
kei-ne Zivilisten ein. Da Giftgas whrend der Kmpfe auchauf
Stellungen und Posten abgeworfen wurde, die sichin oder um Drfer
befanden und deren Einwohner kei-ne Mglichkeit hatten, sich gegen
die Gase zu schtzen,gab es auch unter der Zivilbevlkerung sehr
viele Op-fer. Auerdem wurden durch den Einsatz verschiedenerGase
Gebiete mit gefhrlichen chemischen Schadstoenkontaminiert.[43]
[44]
Der Irak setzte chemische Waen auch gezielt ein, umZivilisten zu
tten. Tausende wurden bei Giftgasangrif-fen auf Drfer, Stdte und
Frontkrankenhuser gettet.Bekanntestes Beispiel ist der Giftgasangri
auf Halab-dscha am 16. Mrz 1988, bei dem etwa 5.000 iraki-sche
Kurden gettet und 7.000 bis 10.000 so schwer ver-letzt wurden, dass
viele von ihnen spter starben. Die ira-kischen Streitkrfte setzten
mehrere verschiedene Gasegleichzeitig ein. Dazu gehren Nervengase
wie Tabun,Sarin und mglicherweise VX, aber auch Senfgas und
einCyanidkampfsto.[45]
Im Rahmen der Vorbereitung auf den ersten und zweitenIrakkrieg
kam es zu Auseinandersetzungen zwischen denUSA und Deutschland ber
die Herkunft der irakischenChemiewaentechnologie.
1.7 Terrorismus
1995 kam es beim Terror-Anschlag der japanischenAum-Sekte zur
Freisetzung des Nervengases Sarin in derU-Bahn von Tokyo. Es gab 12
Tote und ber 5.000 Ver-letzte. Ein frherer Anschlag der Sekte mit 7
Toten und144 Verletzten wurde erst im Nachhinein bekannt.Im Oktober
2002 verwendeten russische Sicherheitskrf-te in Moskau vermutlich
das Opioid Carfentanyl unddas Ansthetikum Halothan in Form eines
Aerosol-Gas-Gemischs, um Terroristen kampfunfhig zu machen, diein
einem Musical-Theater 800 Geiseln festhielten. AlleGeiselnehmer und
ber 129 Geiseln kamen ums Leben,die meisten aufgrund des Gases.
Viele erlagen im Kran-kenhaus ihren Vergiftungen, wozu
mglicherweise auchdie fehlende Zusammenarbeit der Sicherheitskrfte
mitden rzten beigetragen hat. Der Einsatz von Carfentanylwurde
oziell nie besttigt, mglicherweise im Hinblickauf die von Russland
ratizierte Chemiewaenkonventi-on.Whrend des Irakkrieges setzte eine
Terrororganisati-on, bei der es sich Berichten zufolge um die
al-Qaidahandelte,[46][47] chemische Waen hauptschlich
gegenZivilisten ein, aber auch gegen US-Soldaten und iraki-sche
Soldaten und Polizisten. Bei dem eingesetzten Gashandelte es sich
um Chlorgas. Da die Anschlge alle un-ter freiem Himmel durchgefhrt
wurden, war die Zahlder Todesopfer meistens gering, die Zahl der
Verletztenbetrug jedoch oft mehrere hundert. Zu den am
meistenwahrgenommenen Giftgasanschlgen im Irak zhlen derAnschlag
auf eine Polizeiwache am 6. April 2007 mit 27Toten[48] und der
Anschlag auf einen Dorfmarkt in AbuSayda am 15. Mai 2007 mit 45
Toten.[49]
1.8 Brgerkrieg Syrien 2013
Im Umland von Damaskus sind laut Chemiewaenin-spektoren der UNO
in mehreren Drfern Kampfmittelmit Sarin zum Einsatz gekommen. Der
mgliche Einsatzvon chemischen Waen in drei weiteren Orten
(Chanal-Asal und Scheich Maksud in der Provinz Aleppo so-wie
Sarakib, einer Kleinstadt nahe der ProvinzhauptstadtIdlib,[50])
soll untersucht werden.Siehe auch: Giftgasangrie von Ghuta
2 Chemische Waen
2.1 Chemische Kampfmittel
Als chemische Kampfmittel bezeichnet man jede Artvon Gegenstnden
(Munition, Schweltpfe, aber auch imstrengen Sinne z. B. einfache
Flaschen), die es ermg-lichen, einen chemischen Kampfsto zu
transportieren.
-
2.2 Chemische Kampfstoe 9
155-mm-Senfgasgranaten der US-Armee
Sie lassen sich nach ihrem Angrisgebiet am menschli-chen Krper
beziehungsweise ihrer Wirkung einordnen.Eine Grenzziehung zwischen
den einzelnen Gruppen istdabei aber nicht immer eindeutig mglich.
Auch ist beimanchen dieser Gruppen bereits die bloe Zuordnung zuden
chemischen Kampfstoen umstritten.Die chemischen Kampfmittel an sich
werden in folgendeKategorien unterteilt:
Chemische Kampfstoe im klassischen Sinn: Lun-genkampfstoe,
Blutkampfstoe, Hautkampfstof-fe, Nervenkampfstoe,
Psychokampfstoe.
Reizstoe: Reizen die Augen oder die Atemwege.Ein Beispiel ist
das CS-Gas, das von der Polizeiund zur Selbstverteidigung
eingesetzt wird. Reiz-stoe unterscheiden sich von anderen
Hautkampf-stoen durch ihre weniger starke Wirkung. In sehrhohen
Dosen oder bei empndlichen Personen (z.B. Asthmapatienten) knnen
die so genannten Tr-nengase ebenfalls zu Hautreizungen, Atemnot
oderAugen- und Lungenschden fhren und in ausrei-chender
Konzentration tdlich sein. Ein weiteresBeispiel sind sogenannte
Maskenbrecher. Sie fhrenzu belkeit und sollten ihre Opfer dazu
bringen ih-re Atemschutzmasken abzunehmen. Meist wurdendiese
Substanzen mit anderen chemischen Kampf-stoen in Kombination
eingesetzt, um deren toxi-sche Wirkung voll zum Einsatz zu
bringen.
Nebelkampfstoe: Diese Stoe erzeugen in der Luftdichte,
undurchdringliche Nebelschwaden und sol-len somit dem Gegner die
Sicht nehmen. In dieseKategorie fallen z. B. Rauchgranaten.
2.2 Chemische Kampfstoe
Die chemischen Kampfstoe im klassischen Sinn kn-nen erneut in
verschiedeneKampfstoklassen unterteiltwerden, je nach Art und Ort
ihrer Wirkung:
Lungenkampfstoe: Greifen direkt die Lunge an.Dadurch wird die
Sauerstozufuhr des Krpers un-terbrochen, was zum Tode fhrt.
Darunter fallenzum Beispiel Chlor, Phosgen, Diphosgen (Persto)und
Chlorpikrin.
Blutkampfsto: Auch hier wird die Sauerstozufuhrdes Krpers
blockiert. Allerdings wird bei diesenKampfstoen die Zellatmung oder
das Blut ange-grien, das den Sauersto zu den einzelnen Orga-nen
transportiert. Darunter fallen unter anderemCy-anwassersto,
Arsenwassersto und Chlorcyan.
Kanadischer Soldat mit Senfgas-Verbrennung whrend des Ers-ten
Weltkrieges
Hautkampfsto: Hier wird die Haut des Krpers an-gegrien. Dies
kann tdlich sein, wenn die ange-griene Hautche gro genug ist.
Hautkampfstof-fe werden dazu eingesetzt, den Gegner kampfunf-hig zu
machen und ihn dabei nicht unbedingt zu t-ten. Darunter fallen u.
a. Stickstoost, Schwefellost(Senfgas), Lewisit und Phosgenoxim.
Nervenkampfstoe: Hier wird ein Enzymdes Nervensystems des
Menschen blockiert(Acetylcholinesterase), so dass wichtige Teiledes
Krpers (z. B. Zwerchfell) durch Dauer-kontraktion gelhmt werden.
Auerdem werdenstarke Muskelkrmpfe ausgelst. Darunter
fallenDiisopropyluorphosphat, VX, Sarin (GB), Tabun(GA), Soman (GD)
sowie Cyclosarin und CVX.
Psychokampfsto: Hier wird die Psyche des Men-schen angegrien mit
starken Rauschmitteln,um ihn vorbergehend kampfunfhig zu ma-chen.
Langzeitwirkungen und Sptfolgensind jedoch nicht unerheblich.
Darunter fal-len u. a. Lysergsurediethylamid (LSD)
undBenzilsureester (BZ).
Augenkampfstoe: Zu dieser Gruppe werden allechemischen
Substanzen gezhlt, die Reizungen oderVerletzungen der Augen
hervorrufen. Die Stoe
-
10 5 VERNICHTUNG
sind meistens in hohen Dosen nicht tdlich. Beispie-le sind unter
anderem Benzylbromid, Xylylbromidoder Chloraceton.
Nasen- und Rachenkampfstoe: Diese Kampfstof-fe greifen die
Schleimhute der oberen Atem-wege an. Dabei treten oft Reizungen der
Hautund der Augen auf. Diese Stoe sollen nicht t-ten, sondern den
Gegner kampfunfhig machenund werden hug mit anderen Kampfstoen
zu-sammen eingesetzt. Beispiele sind unter anderemAdamsit, Clark I
(Diphenylarsinchlorid) oder ClarkII (Diphenylarsincyanid).
(Buntschieen)
Viele chemische Kampfstoe werden bevorzugt alsBinrkampfstoe
eingesetzt, etwa die Nervenkampfstof-fe Sarin, Soman und VX. Dabei
werden zwei oder mehrim Vergleich zum Endsto relativ ungefhrliche
Substan-zen voneinander getrennt in einem Geschoss gelagert.Der
eigentliche Kampfsto entsteht erst nach dem Ab-schuss meist durch
einfaches Vermischen der Komponen-ten, teilweise unter Zuhilfenahme
eines geeigneten Reak-tionsbeschleunigers. Vorteile sind die
relativ gefahrloseLagerung und Handhabung, da die verwendeten
Chemi-kalien meist weniger giftig sowie besser lagerfhig als
dieKampfstoe selbst sind, d.h. es tritt keine oder nur gerin-ge
Zersetzung der Chemikalien oder Korrosion der Ge-schosse
auf.[51]
3 EinsatzkonzeptIm Gegensatz zu den frhen Kampfstoen, die
gasfrmigwaren, werden heute berwiegend ssige Kampfstof-fe (selten
auch Feststoe) verwendet. Diese werden alsAerosol eingesetzt. Man
unterscheidet hierbei nach derTropfengre zwischen zwei
Einsatzarten: chtig undsesshaft.
3.1 Einsatz chtigBeim chtigen Einsatz werden sehr kleine Tropfen
ver-wendet, die grtenteils augenblicklich verdampfen, sodass sehr
schnell eine hohe Konzentration des Kampf-stoes wirksam werden kann
(50 % als Dampf und 50 %als Feinaerosol). Die Belegungsdichte wird
so gewhlt,dass ein Atemzug in den meisten Fllen tdliche Mengendes
Kampfstoes enthlt. Durch die rasche Verdamp-fung sollte das Gebiet
nach maximal vier Stunden wie-der ohne Schutz passierbar sein. Ziel
des Angries ist es,den Gegner im angegrienen Gebiet stark zu
schwchen,um einen Durchbruch zu erleichtern, jedoch ohne die
ei-genen Truppen durch Schutzanzge zu behindern. Ambesten fr einen
chtigen Einsatz geeignet sind Sarin,Soman und Tabun
(zusammengefasst unter dem BegriG-Stoe oder Trilone) oder Blausure.
Letztere stellt ei-ne Ausnahme dar, da sie sehr leicht chtig ist
und schon
nach wenigen Minuten nicht mehr nachzuweisen ist (ma-ximal 15
Minuten). Man spricht hier von einem super-chtigen Kampfsto.
Wahrscheinlichste EinsatzmittelsindMehrfachraketenwerfer und
Fliegerbomben (eventu-ell mit Submunition), da diese eine sehr hohe
Belegungs-dichte ermglichen.
3.2 Einsatz sesshaft
Beim sesshaften Einsatz werden vergleichsweise groeTropfen (0,1
mm bis 1 mm Durchmesser) eingesetzt.Aufgrund der Gre fallen die
Tropfen schneller, dieDampfkonzentration ist wesentlich kleiner
(20%Dampf,80 % Tropfen) und ein Groteil des Kampfstoes er-reicht
den Boden, wo er je nach Art des Kampfstoes undder Witterung
mehrere Wochen verbleiben kann. Zieldes Angries ist nicht die
unmittelbare Vernichtung desFeindes, sondern die Einschrnkung
seiner Handlungs-freiheit. Schutz- und Dekontaminationsmanahmen
kos-ten Zeit, kontaminiertes Gebiet ist nur mhsam zu durch-queren
und die Moral der Truppe leidet erheblich. DesWeiteren mssen
kontaminierte Truppenteile ersetzt undevakuiert werden, bevor die
Schutzanzge gesttigt sind(normalerweise nach sptestens 12 Stunden).
Die wahr-scheinlichsten Ziele sind gegnerische Flankenstellungen(um
deren Gegenangri zu erschweren oder zu verhin-dern),
Artilleriestellungen (Ausschalten der Feuerunter-sttzung),
Kommandostnde und Nachschubwege. Ambesten fr diese Einsatzart
geeignet sind Yperit (Senf-gas/Lost) und V-Stoe (namentlich VX).
Die mglichenEinsatzmittel sind vielfltig, da nicht auf die
Belegungs-dichte geachtet werden muss (Artillerie, Bomben,
Sprh-ugzeuge, Raketen, Marschugkrper etc.). Eine Sonder-form des
sesshaften Einsatzes ist der Einsatz verdick-ter Kampfstoe. Dem
Kampfsto werden hierzu Verdi-ckungsmittel beigemischt, um dessen
Viskositt und da-mit die Tropfengre weiter zu erhhen. Dies fhrt
wie-derum zu einer geringeren Verdunstungsrate und damitgrerer
Sesshaftigkeit. Des Weiteren wird die Dekon-tamination stark
erschwert. Hauptziele wren z. B. Flug-pltze, um deren Benutzung
langfristig zu verhindern.
4 Internationale chtungSeit 1997 sind chemische Waen durch
dieChemiewaenkonvention international oziell ge-chtet; auch die
Entwicklung, Herstellung und Lagerungsind verboten. Dennoch bleiben
die USA, nebenRussland, nach wie vor grter Besitzer
chemischerKampfstoe.
5 Vernichtung
-
5.3 Russland 11
Ein sowjetischer Chemiewaenkanister aus albanischen Bestn-den,
2006
5.1 Albanien
Mitte Juli 2007 wurde mitgeteilt, dass Albanien als welt-weit
erster Staat seine smtlichen Bestnde an Chemi-schen Waen
nachweislich vernichtet hat. Die Finanzie-rung des Projektes
erfolgte mit insgesamt 48 MillionenUS-Dollar. Die Vernichtung der
Kampfstoe Schwefel-lost, Lewisit, Adamsit und Chloracetophenon
dauerte vonFebruar bis Juli 2007. Die Technologie und damit die
An-lage fr die Vernichtung der Kampfstoe wurde von ei-nem
renommierten deutschen Anlagenbauer gestellt. DerBetrieb der
Vernichtungsanlage erfolgte ebenfalls durchdeutsches
Personal.[52]
5.2 Deutschland
In Deutschland wurden chemische Kampfstoe imZweiten Weltkrieg
unter anderem bei der FirmaORGACID in Halle-Ammendorf und in beiden
Welt-kriegen in Munster hergestellt.[53] Nach Ende desKrieges
verblieben betrchtliche Mengen an Waen inden Produktionssttten. Sie
wurden von den Alliiertenbeschlagnahmt und auf diverse Schie (z. B.
SMSBerlin) geladen, die dann im Skagerrak versenkt wurden.Aus
heutiger Sicht wre dies eine Umweltstraftat, waraber damals
erlaubt.Heute ist an den ehemaligen Produktionsstandorten nurnoch
verseuchter Boden brig, der in zwei Entsor-gungsanlagen der
Gesellschaft zur Entsorgung chemischer
Kampfstoe und Rstungs-Altlasten mbH (GEKA) kon-trolliert
vernichtet wird.[54] In den Anlagen der bundes-eigenen Gesellschaft
wird kontaminierter Boden zuerstgewaschen, um die
hochkontaminierten Bereiche ab-zutrennen. Diese werden mit Kalk
vermischt und in einerPlasmaanlage bei 1.350 bis 1.550 C im
Lichtbogen ge-schmolzen. Es entsteht dabei nach dem Abkhlen
glasar-tige Schlacke, in der nichtbrennbare Stoe gebunden sindsowie
Verbrennungsgase. Mit Chemikalien befllte Mu-nition wird vorher in
einem so genannten Sprengofen ge-sprengt. In beiden Fllen werden
die Gase ausgewaschenund anschlieend die Salze ausgefllt.
5.3 Russland
Am 1. April 2006 wurde die zweite russische Anlagezur
Vernichtung von Chemiewaen in Kambarka, Re-publik Udmurtien in
Betrieb genommen. In der Anlage,die mit deutscher Hilfe nanziert
wurde, sollten 6.350t arsenhaltiger Hautkampfsto beseitigt werden,
derenVernichtungskosten ber 270 Millionen Euro betragen.Deutschland
trgt davon 90 Millionen Euro. Die ersteC-Waen-Vernichtungsanlage
wurde imDezember 2002in der Kleinstadt Gorny im Gebiet Saratow am
Mittel-lauf der Wolga gebaut. Auerhalb von Potschep, im Ge-biet
Brjansk, lagern abgefllt in ber 67.000 Fliegerbom-ben rund 7.500 t
der Nervenkampfstoe Vx, Sarin undSoman. In einem ersten Schritt
wurden die Kampfstof-fe von russischer Seite waenuntauglich gemacht
und ab2009 eine Anlage mit Hochturbulenzreaktoren zur ther-mischen
Entsorgung der Kampfstoe in Betrieb genom-men. Russland bernahm von
der ehemaligen Sowjetuni-on rund 40.000 Tonnen Chemiewaen, die bis
2012 ver-nichtet werden sollen.Die etwa 400 km stlich von Moskau
gelegene StadtDserschinsk wurde 2006, 2007 und 2013 vom
amerikani-schen Blacksmith Institute zu einem der zehn am strks-ten
verseuchten Orte der Welt nominiert. Wasser undBden sind hier
hochgradig mit Chemikalien aus der Zeitder Chemiewaenproduktion im
Kalten Krieg verseucht,da neben Leckagen und anderen Unfllen in den
Jahren1930 bis 1998 etwa 300.000 Tonnen chemischer Abfl-le
unsachgem entsorgt wurden. ber laufende Sanie-rungsmanahmen ist
bislang nichts bekannt.[55]
5.4 Vereinigte Staaten
Die USA nutzten ab Ende der 1980er Jahre bis Ende der1990er
Jahre eine Anlage fr die Vernichtung von chemi-schen Kampfstoen auf
dem Johnston-Atoll im Pazik.Die Vernichtung von 90 % der C-Waen der
USA in denletzten zwei Jahrzehnten durch Verbrennung hat 35
Mil-liarden US-Dollar gekostet.[56]
-
12 8 LITERATUR
Vernichtung einer mit Senfgas gefllten Rakete im Johnston
AtollChemical Agent Disposal System (kurz JACADS)
5.5 berlegungen fr SyrienRussland schlug im September 2013 vor,
Syrien m-ge seine Chemiewaen unter westlicher Aufsicht zer-stren.
Die USA, die zuerst mit einem militrischenSchlag gedroht hatten,
setzten dann auf eine diploma-tische Lsung.[56] Syrien hat nunmehr
am 14. Septem-ber 2013 den Beitritt zur OPCW ratiziert welcher
30Tage spter vertragsgem in Kraft trat. Alle Anlagenzur Produktion
der Waen und zum Abfllen von Mu-nition sollen nach Angaben der OPCW
unmittelbar da-nach zerstrt worden sein.[57] Da die NGO Arms
Con-trol Association und die Organisation fr das Verbot che-mischer
Waen davon ausgehen, dass eine Vernichtungwhrend des laufenden
Brgerkriegs kaum vorstellbar sei,hat letztgenannte einen mehrstugen
Plan zum Abtrans-port der nunmehr auf 1.000 Tonnen geschtzten
chemi-schen Kampfstoe und eine Vernichtung auerhalb Sy-riens unter
der Beteiligung mehrerer Staaten voraussicht-lich bis Ende 2014
vorgestellt.[58][veraltet]
6 Chemikalien-Lieferungen frWaenproduktion?
Die britische Zeitung Daily Mail enthllte am 7. Septem-ber 2013,
dass von 2004 bis 2010 die britische Regierungfnfmal zwei
britischen Firmen die Lieferung der Che-mikalie Natriumuorid
bewilligt habe, die zur Synthesevon uorhaltigem Sarin verwendet
werden kann.[59][60]
AufAnfrage der Fraktion Die Linke gab die deutsche Re-gierung am
18. September 2013 bekannt, dass zwischen2002 und 2006 insgesamt
137 Tonnen Fluorwassersto,Ammoniumhydrogendiuorid, Natriumuorid
sowie Zu-bereitungen mit Kalium- und Natriumcyanid nach Sy-rien
exportiert worden sind. Syrien hat eine geplan-te Verwendung dieser
Dual-Use-Gter fr zivile Zwe-cke plausibel dargestellt. Die
Ausfuhrgenehmigung seierst nach sorgfltiger Prfung aller
eventueller Risi-
ken, einschlielich von Missbrauchs- und Umleitungsge-fahren im
Hinblick auf mgliche Verwendungen in Zu-sammenhang mit Chemiewaen
erteilt worden, so dasWirtschaftsministerium.[61]
7 Siehe auch Liste chemischer Kampfstoe
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13
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Detaillierte Tabelle ber Chemische Kampfstoebei DTIG.org (PDF;
124 kB)
Fotoaufnahmen vomGaseinsatz whrend des ErstenWeltkriegs
Deutsches Merkblatt fr den Gaskampf (1917) Ausfhrungsgesetz zum
Chemiewaenberein-kommen (CWAG) Ausfhrungsgesetz zu dembereinkommen
vom 13. Januar 1993 ber dasVerbot der Entwicklung, Herstellung,
Lagerungund des Einsatzes chemischer Waen und ber dieVernichtung
solcher Waen
Beschreibung der deutschen Produktionsanlagen inMunster auf
geschichtsspuren.de
Giftgas ins Meer; deutscher Wochenschauberichtber die Versenkung
von Transportschien mitGiftgas 1946 in der Nordsee
10 Einzelnachweise[1] Eintrag zu chemische Waen. In: Rmpp
Online. Georg
Thieme Verlag, abgerufen am 9. September 2013.
[2] Article II. Denitions and Criteria. Chemical
WeaponsConvention, abgerufen am 10. September 2013.
[3] The Times vom 24. August 1893, S. 9: The
ExplosivesCommittee.
[4] Der Weltkrieg von 1914 bis 1918. Band 7: Die Operatio-nen
des Jahres 1915. Die Ereignisse im Winter und Frh-jahr. Berlin
1931, S. 166.
[5] Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz: Enzy-klopdie
Erster Weltkrieg. Paderborn 2004, 2. Au., S.520.
[6] Hans Gnter Brauch: Der chemische Alptraum, oder, gibtes
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[7] Carl Duisberg, Kordula Khlem (Hrsg.): Carl
Duisberg(18611935): Briefe eines Industriellen. Oldenbourg Ver-lag,
2012, ISBN 978-3-486-71283-4.
[8] Georg Feulner: Naturwissenschaften: Daten, Fakten,
Er-eignisse und Personen. Compact Verlag, 2008, ISBN
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[9] Analyse des Giftgases im Ersten Weltkrieg.
[10] Hllisch Wolke
[11] Chomsky, N.: Deterring Democracy, Hill and Wang, NewYork
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[12] Winston Churchills Secret Poison Gas Memo. Abgerufenam 11.
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[13] Balfour, Sebastian: Deadly embrace: Morocco and theroad to
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[14] The use of chemical weapons in the 193536 Italo-Ethiopian
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[15] Orlando Figes: Die Tragdie eines Volkes, Berlin, 1998,S.
811 Richard Pipes : Russia under the Bolshevik re-gime, New York,
1993 S. 387401. Siehe auch NicolasWerth: Ein Staat gegen sein Volk.
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Ka-rel Bartosek, Jean-LouisMargolin. Mitarbeit: Rmi Kauf-fer,
Pierre Rigoulot, Pascal Fontaine, Yves Santamaria,Sylvain
Boulouque: Das Schwarzbuch des Kommunismus.Unterdrckung, Verbrechen
und Terror. Mit einem Ka-pitel Die Aufarbeitung der DDR von Joachim
Gauckund Ehrhard Neubert. Aus dem Franzsischen von Irme-la
Arnsperger, Bertold Galli, Enrico Heinemann, UrselSchfer, Karin
Schulte-Bersch, Thomas Woltermann. Pi-per. Mnchen, Zrich 1998, ISBN
3-492-04053-5, S. 51295, hier S. 165178.
[16] Henning Sietz: Es riecht nach Senf! in Die Zeit, 22.
Juni2006 (abgerufen 1. September 2010).
-
14 10 EINZELNACHWEISE
[17] siehe dazuWilliam Baxter: The Chemical Warfare Serviceof
the United States Army During the Inter-War Period.Technische
Universitt Texas, 2004. pdf.
[18] Harold Edmund Bullis, *1888. Der Ozier grndete sp-ter das
Bullis Project, eines von mehreren Vorhaben, inGrundschulen
Standards fr geistige Hygiene festzule-gen. Siehe dasHealth
Instruction Yearbook 1951, StanfordUniversity Presse, S. 203.
[19] zitiert nach der New York Times vom 30. Juli 1928:WarGas
Advocated to Replace Dry Padlock.
[20] New York Times vom 15. Juli 1928:Warnos of War
GasTreaty.
[21] The Times vom 21. Januar 1920, S. 7: The Future of theArmy.
Science as Substitute for Numbers.
[22] Wolfgang Kirstein (Uni Hamburg): Chemiewaen
undChemiewaenbereinkommen (pdf, 576 S.; 10,4 MB),undatiert (oenbar
2007), S. 30.
[23] PBS Perilous Flight.
[24] Vet refuses to take Unit 731 to his grave, Japan
Times,2004.
[25] Yoshiaki Yoshimi/Seiya Matsuno: Dokugasusen KankeiShiry II
(Material on Toxic Gas Warfare). Kaisetsu,1997, S. 2529.
[26] The Tragedy of Wuhan, 1938.
[27] Chang,Maria Hsia; Barker, Robert P. (2003).Victors Jus-tice
and Japans Amnesia. in Peter, Li. Japanese War Cri-mes: The Search
for Justice. Transaction Publishers, S.44, ISBN 0-7658-0890-0.
[28] Washington Treaty in Relation to the Use of Submarinesand
Noxious Gases in Warfare abgerufen am 14. Juni2010.
[29] Yuki Tanaka, Poison Gas, the Story Japan Would Like
toForget, Bulletin of the Atomic Scientists, October 1988,S.
17.
[30] Japan tested chemical weapon on Aussie POW: new evi-dence
The Japan Times Online vom 27. Juli 2004, abge-rufen am 14. Juni
2010.
[31] Hubatsch (Hg.):Kriegstagebuch des OKW (Bd. III.I). 1963,S.
112.
[32] Schmaltz, Florian: Kampfsto-Forschung im
Nationalso-zialismus : zur Kooperation von
Kaiser-Wilhelm-Instituten,Militr und Industrie. Gttingen :
Wallstein 2005, S. 30f.
[33] Wolfgang Kirstein (Uni Hamburg): Chemiewaen
undChemiewaenbereinkommen (pdf, 576 S.; 10,4 MB),undatiert (oenbar
2007), S. 32.
[34] Gelber Regen. Der Spiegel vom 11. Januar 1982, abgeru-fen
am 26. November 2014.
[35] Philip M. Boey: Declassied Cables Add to DoubtsAbout U.S.
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Abgerufen am 26. November2014.
[36] Wolfgang Bartels:Altes und neues Giftgas in der
Bundesre-publik.Wissenschaft und Frieden, 1989-4: Die 90er
Jahre:Neue Horizonte.
[37] www.ausfuhrkontrolle.info (BAFA)
[38] Liste der Mitglieds-Staaten der OPCW.
[39] Liste der Nicht-Mitglieds-Staaten der OPCW.
[40] www.opcw.org eine internationale Organisation.
[41] Botschaft d. Islamischen Republik Iran, Presse- u.
Kultur-abteilung (Hrsg.): Iran und die Islamische Republik:
ZumIrakisch-Iranischen Krieg. Bonn 1981, S. 41.
[42] Henner Frtig: Der irakisch-iranische Krieg. AkademieVerlag
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[43] Farnaz Fassihi: In Iran, grim reminders of Saddams
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[44] Elaine Sciolino: Iraq Chemical Arms Condemned, butWest Once
Looked the Other Way. February 13, 2003.Abgerufen am 17. Dezember
2010.
[45] Death Clouds: Saddam Husseins Chemical War Againstthe
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[46] Multi-National Force Iraq, Combined Press
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Dezember 2010.
[47] Multi-National Force Iraq, Combined Press
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[48] ABC News: Suicide Chlorine Bombing Kills 27.
[49] Ian Black: Chlorine bomb blamed for up to 45 deaths inIraqi
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[50] Syrische Rebellen sagen sich von Nationaler Koalition
los,ORF.at vom 25. September 2013.
[51] Eintrag zu binre Kampfstoe. In: Rmpp Online. GeorgThieme
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[52] Albanien vernichtet alle Chemiewaen, Deutsche Wel-le, 13.
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[53] geschichtsspuren.de: Kampfsto in Munster-Nord
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[54] www.geka-munster.de. Abgerufen am 11. Januar 2015.
[55] THE WORLDS WORST 2013: THE TOP TEN TOXICTHREATS. Abgerufen
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[56] Gigantische Herausforderung.ORF.at vom 11.
September2013.
[57] OPCW-Bericht: Syriens Produktionssttten fr Chemie-waen
stillgelegt. In: Spiegel Online. 31. Oktober 2013,abgerufen am 9.
Januar 2014.
-
15
[58] OPCW stellt Plan fr Vernichtung syrischer Chemiewaf-fen
vor. In: derStandard.at. 18. Dezember 2013, abgeru-fen am 9. Januar
2014.
[59] Sechs-Jahres-Vorrat an Chemikalien fr Sarin-Produktion von
Grobritannien an Syrien geliefert. In:de.sott.net (Signs Of The
Times). 9. September 2013,abgerufen am 9. Januar 2014.
[60] Mark Nicol: Britain sent poison gas chemicals to
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forSIX years. In: Daily Mail. 7. September 2013, abgerufenam 9.
Januar 2014 (englisch).
[61] Deutschland lieferte Chemikalien nach Syrien. Newsmel-dung
bei ORF.at vom 18. September 2013.
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16 11 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN
11 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen11.1 Text
Chemische Wae Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Waffe?oldid=142140640
Autoren: Kurt Jansson, Ben-Zin, Fgb, Pit,Nerd, Aka, Stefan Khn,
WeiNix, Tilo, DF5GO, Mikue, Ilja Lorek, Echoray, Mathias Schindler,
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