Chance Niederlassung. Das Erfolgsmodell Existenzgründung.
Chance Niederlassung.Das Erfolgsmodell Existenzgründung.
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Inhalt
EditorialvonUlrichSommer
4 StrukturelleEntwicklungWissensSplitter–AktuellesvomGesundheitsmarkt
8 NachgefragtSelbständigkeit–„Ja,bitte“oder„Nein,danke“?
10 ChanceNiederlassung:DieStudie Wieso?Weshalb?Warum?–EineBestandsaufnahme
14 InterviewmitUlrichSommer DasComebackderSelbständigkeit
16 WirtschaftlicheRahmenbedingungen ZuRisikenundNebenwirkungen...
19 Betriebswirtschaft 1x1derUnternehmensführung
20 FacettenderSelbständigkeit WerdieWahlhat…
24 Zeitmanagement WenndieUhrtickt
25 MitderapoBankindieSelbständigkeit SoläuftesrundmitderExistenzgründung
26 Zukunftstrends Gesundheitswesen2025
30 DieStandortederapoBank LustaufSelbständigkeit?HiererhaltenSieUnterstützung!
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LiebeHeilberufler,liebeMitgliederundKunden,
„DieSelbständigkeitistattraktivundlohntsichauchfinanziell“,rufendieVerfechterderNiederlassung.„AbersieistrisikobehaftetundlässtzuwenigRaumfürdieFamilie“,entgegnendieKritiker.DieMeinungenzurselbständigenBerufsausübunggehenweitauseinander.Dochwirsindüberzeugt:DieSelbständigkeitistbesseralsihrRuf!
SieisteineChance–füralldiejenigen,diemutigneueWegegehenwollen.Fürdie,diesichpersönlichentfaltenundihrenArbeitsalltagfreigestaltenwollen.DasbestätigteineStudiederapoBank,inderenRahmensichmehrals400Apotheker,Ärzte,ZahnärzteundTierärztezudenVor-undNachteilenderSelbständigkeitgeäußerthaben.
KeineFrage:DieStudiezeigtdeutlich,dassesVorbehaltegegendieNiederlassunggibt.UndnüchternbetrachtetsinddieseVorbehaltenichtgegenstandslos,sonderndurchausernstzunehmen.Siesolltenabernichtentmutigen.DennvieleHindernisseerscheinengrößeralssietatsächlichsind.UndsielassensichmitderrichtigenUnterstüt-zungüberwinden.
Wiedasgeht,daszeigenwirIhnenaufdenfolgendenSeiten.
IchwünscheIhneneinespannendeLektüreundeinenneuenBlickaufdieChancenderNiederlassung.
Ihr
UlrichSommerVorstandderapoBank
4
AltersstrukturZahnärzte2012Quelle: BZÄK
älterals64Jahre
55bis64Jahre
45bis54Jahre
35bis44Jahre
jüngerals35Jahre
6%24%
33%22%
15%
0 10 20 30
DemografiespieltNachwuchsindieKarten
DiedemografischeEntwicklungstelltdieVersorgungsland-schaftvoreinegroßeHerausforderung.EtwaeinDrittelderheutetätigenÄrzte,Zahnärzte,TierärzteundApothekerwirdvoraussichtlichbis2022indenRuhestandgehen.Gleich-zeitigrückenzuwenigeHeilberuflernach.DieKonsequenz:SchonheutestehenvielePraxenundApothekenzurAbgabe–undnichtjedefindeteinenNachfolger.AuchdieKlinikenspürenersteAuswirkungendesFachärztemangels.Entspre-chendhartumworbensinddiejungenHeilberufler.
WissensSplitterAktuelles vom Gesundheitsmarkt
STRUKTURELLE ENT WICKLUNG
AltersstrukturÄrzte2013Quelle: BÄK
älterals65Jahre
60bis65Jahre
50bis59Jahre
40bis49Jahre
35bis39Jahre
jüngerals35Jahre
5%11%
28%27%
12%18%
0 10 20 30
AltersstrukturTierärzte2012Quelle: BTK
älterals69Jahre
60bis69Jahre
50bis59Jahre
40bis49Jahre
30bis39Jahre
jüngerals29Jahre
2%10%
26%30%
25%8%
0 10 20 30
AnteilangestellterundselbständigerApothekerinApothekenQuelle: ABDA
Angestellte
Selbständige
100%
80%
60%
40%
20%
0%
2007
40%
60%
2013
34%
66%
AnteilniedergelassenerundangestellterÄrzteinArztpraxenundKlinikenQuelle: BÄK
InKlinikangestellteÄrzte
InPraxisangestellteÄrzte
NiedergelasseneÄrzte
100%
80%
60%
40%
20%
0%
2007
44%
52%
2013
38%
55%
4% 7%
AngestelltenzahlenimAufwindDerWandelistunsererGesellschaftimmanentundmachtauchvordemGesundheitswesennichtHalt:NochdominiertdieSelbständigkeitdieambulanteVersorgung–dochdasBildändertsich.DieZahlderangestelltenHeilberuflerwächst–undzwarinallenBerufsgruppen:InApothekensindtraditi-onellmehrheitlichangestellteApothekertätig.BeiÄrzten,ZahnärztenundTierärztensinktderAnteilderNiedergelas-senen.ParallelzeichnetsichimambulantenBereicheindeut-licherTrendinRichtungAnstellungab.DieWeichenhierfürwurdenmitdemVertragsarztrechtsänderungsgesetzgestellt.EserlaubtÄrztenundZahnärzten,auchinPraxenangestellttätigzusein.2007wardaseinabsolutesNovum.ZuvorwardieAnstellungnurimstationärenBereichoderineinemMedi-zinischenVersorgungszentrum(MVZ)möglich.
5
AnteilangestellterundniedergelassenerZahnärzteinZahnarztpraxenQuelle: BZÄK/KZBV
Angestellte
Selbständige
100%
80%
60%
40%
20%
0%
2007
97%
2012
11%
89%
3%
AnteilangestellterundniedergelassenerTierärzteinTierarztpraxenQuelle: BTK
Angestellte
Selbständige
100%
80%
60%
40%
20%
0%
2007
29%
71%
2012
35%
65%
EntwicklungderApothekenzahlQuelle: ABDA
25000
20000
15000
10000
5000
0
2008 2009 2012 201320112010
21238
3661
21441
3478
21548
3224
21602
2851
20921 20662
3853 4001
GesamtzahlApotheken Filialapotheken
TrendzugrößerenStrukturen
ImmergrößereStrukturenprägendenGesundheitsmarkt.Seit2004steigtdieZahlderMVZ.AuchdieZahlderdurchschnittlichineinemMVZtätigenÄrztenimmtzu:Bis2012istsievon3,6auf6,1gestiegen.ZudemnährenMVZdenTrendzurAnstellung:InsiebenvonzehnMVZarbeiteten2012ausschließlichangestellteÄrzte–Tendenzsteigend.ParallelgehtdieZahlderMVZ,indenenausschließlichselbständigeÄrztepraktizieren,zurück.MVZbietendamitvorallemÄrzten,dieangestellttätigseinwollen,eineKarriereoption.Heutesindbereitsmehrals10.000ÄrzteinMVZangestellt.EineähnlicheEntwicklungvollziehtsichimApotheken-markt.ImmermehrApothekerentschließensich,Filialapothekenzueröffnen.DieFolgeist,dassauchhierzunehmendStellenfürangestellteApothekerentstehen.GleichzeitigsinktdieZahlderEinzelapotheken.
MVZ-TypennachArtderärztlichenBerufsausübungQuelle: KBV
NurVertragsärzte VertragsärzteundAngestellte
NurAngestellte
1400
1200
1000
800
600
400
200
02004 2006 201220102008
1351
1093
699
298267
10123 27
396
111
459
102 83
486
19
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STRUKTURELLE ENT WICKLUNG
KooperationistZukunftsmodell
DieSelbständigkeitistfacettenreichergeworden.SiebietetheutedeutlichmehrGestaltungsmöglichkeitenundlässtsichnachganzindividuellenVorstellungenausleben.DerGrundliegtindenvielfältigenMöglichkeitenzurKooperation.GanzgleichobBerufsausübungs-,Geräte-oderEinkaufsgemein-schaft,obMVZoderÄrztehaus:KooperationenerfahrenvonallenSeitenZuspruch,wasnichtverwundert.FastjederzweiteHumanmediziner,dersich2012niedergelassenhat,entschiedsichfüreineKooperation.BeidenZahnärztenwaresknappjederDritte,ebensobeidenTierärzten.
DieKooperationerleichterteszudem,inTeilzeittätigzusein:2013übtenvierProzentderniedergelassenenHumanmedizi-nerihreTätigkeitmiteinerTeilzulassungaus.InnerhalbeinesJahresbedeutetedieseinenAnstiegvon26Prozent.VieledavondürfteninKooperationentätigsein.
FrauenmacheneinenUnterschied
NochistdieMehrheitderHeilberuflermännlich.DochdieUmkehrdesKräfteverhältnissesistinvollemGange:Schonheutesindrund60ProzentderStudienanfängerinderHu-man-undZahnmedizinweiblich,beidenPharmazeutensindesknapp70undbeidenVeterinärmedizinernsogarüber80Prozent.DieserBoomwirddazuführen,dassinnaherZukunftmehrFrauenalsMännerindenHeilberufentätigsind.UnddaswirddenGesundheitsmarktverändern.
SowerdenetwaTeilzeitmodellevonFrauenintensivgenutzt:ImstationärenBereichsindsiebenvonzehnTeil-zeitstellenmitFrauenbesetzt.Jedochistzuerwarten,dassderWunschnachTeilzeitarbeitkünftigauchhäufigervonMännernartikuliertundeingefordertwerdenwird.
DerSelbständigkeitstehenFrauengrundsätzlichaufge-schlossengegenüber:ZweiDrittelderVeterinärmediziner,diesichselbständigmachen,sindFrauen.IndenBereichenHuman-undZahnmedizinistjederzweiteExistenzgründerweiblich–Tendenzsteigend.DieQuotebeidenApothekernliegtleichtdarunter.HierbeläuftsichderFrauenanteilbeidenExistenzgründernaufrund40Prozent.
FrauenanteilunterdenExistenzgründern2012
Ärzte*
Tierärzte***
Zahnärzte**
Apotheker***
50%
63%
50%
37%
Frauen Männer
49%
44%
51%
56%
BeiExistenzgründunggewähltePraxisform2012
Ärzte*
Tierärzte***
Zahnärzte**
27%
Kooperation Einzelpraxis
49%51%
30%
Quellen: *apoBank und ZI, **apoBank und IDZ, ***apoBank
Quellen: *apoBank und ZI, **apoBank und IDZ, ***apoBank
73%
70%
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Anstellung oder Selbständigkeit – vor dieser Entscheidung steht jeder Heilberufler früher oder später. Wir haben vier Heilberufler eingeladen, ihre persönlichen Sichtweisen miteinander zu diskutieren. Schnell wurde klar: Unterschiedlichste Faktoren entscheiden, welche Form der Berufsausübung die individuell passende ist.
Fürmichistklar:Ichwerdemichselbständigmachen.Manisteinfachflexibler–schonalleinmitBlickaufdieArbeitszeitgestaltung.NursoistmeinerMeinungnachdieopti-maleVereinbarkeitvonBerufundFamiliezuerreichen.Dazukommt,dassichfreierinderWahlmeinerBehandlungsmethodenbin,umsozumbestmöglichenBehandlungsergebniszukommen.BesondersfreueichmichaufdiebetriebswirtschaftlichenAspektederSelbstän-digkeit.Vielesehendasanders,aberichfindedieunternehmerischeHerausforderunghochinteressant.UndnichtzuletztistdieSelbstän-digkeitauchfinanziellattraktiv.
FürdenMomentmüssendiePläneabernochzurückstehen:MeineFraustecktmitteninderFacharztausbildungundichwillmicherstdannfestaneinenOrtbinden,wennwirbeidekonkreteZukunftspläneschmiedenkönnen.
Dr. Kolja Alexander Buchberger Fachzahnarzt für Oralchirurgie
Ichmöchtelieberangestelltalsselbständigtätigsein.DaspielenvieleGründeeineRolle.Ganzwichtigistmir,dassichnichtaneinenOrtgebundenbin.Undichdenke,dassichmitmeinerangestrebtenFachrichtung–Neuge-borenenmedizin–aneinemKrankenhausdasspannendereAufgabenfeldfinde.
DurchmeineArbeitbeiderbvmdbekommeichmit,dassvieleStudierendedieSelbstän-digkeitmiteinerhohenArbeitsbelastungundeinemgroßenfinanziellenRisikoverbinden.ManhörtindenPraktikavielNegatives–diepositivenVorbilderfehleneinfach.DieskönntemanzumBeispieldurchbesserbetreuteambulantePraktika,einelongitudinaleEinbin-dungderAllgemeinmedizinoderMentoring-Programmeerreichen.
Janna-Lina Kerth Medizinstudierende, Bundeskoordinatorin für Medizinische Ausbildung bei der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd)
Selbständigkeit–„Ja, bitte“ oder „Nein, danke“?
NACHGEFRAGT
„Ich freue mich auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte der Selbständigkeit“
„Man hört in den Praktika viel Negatives – die positiven Vorbilder fehlen“
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IchhabemichvorknappdreiJahrenzusam-menmiteinemgutenKollegenselbständiggemacht.FürmichstandvonAnfanganfest,dassichdasnichtalleindurchziehe.IchwolltejemandenanderSeitehaben,mitdemichmichaustauschenunddiskutierenkann.Au-ßerdemkannsichsojederaufseineSpeziali-sierungkonzentrieren.DasistdasgroßePluseinerGemeinschaftspraxis.
VorderNiederlassunghabeichmichaus-führlichaufdieanstehendenThemen,wieFinanzierungoderAbrechnung,vorbereitetundmichimmerwiedergefragt,oballesauchwiegeplantklappenwird.AberimNachhineinbetrachtet,gabesgarkeineProbleme.UndauchdieunternehmerischenDingesindmitAbstandbetrachtetwenigerschwierigalsangenommen.NatürlichhateseinigeZeitgedauert,bissichderPraxisablaufunddasneueTeameingespielthatten.AbernacheinergewissenZeitläuftesdannso,wiemanessichvorstellt.FürdieFinessenderAbrechnungoderderbetriebswirtschaftlichenAuswertunggibteszudemvonvielenSeitenUnterstützung,sodassdererfolgreichenÜber-nahmeamEndenichtsimWegestand.
Dr. Alexander RuckerFacharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
„Im Nachhinein betrachtet, gab es gar keine Probleme“
MeinJobalsFilialleiterinistvielfältig.IchnehmeunternehmerischeAufgaben,wieMitarbeiterführungoderWareneinkauf,wahrundhabevoreinigerZeiteineStandortverla-gerungvorgeschlagenundumgesetzt.AuchsonstkannichvieleDingeinderApothekefreigestalten.ZudembinichamUmsatzbeteiligt.
NatürlichstelleichmirzwischendurchimmerwiederdieFrage,obichmichnichtvielleichtdochselbständigmachensollte?Nebenspan-nendenAufgabenwürdediesnatürlichauchneuePflichtenundBelastungenbedeuten.Hinzukommt,dassderApothekenmarktunddasgesamteGesundheitswesenständigenVeränderungenunterliegen,diesichindenvergangenenJahrenstetsnegativaufdenRoh-gewinnausgewirkthaben.EineKooperationgleichwelcherArt,z.B.zurErlangungbessererEinkaufskonditionen,istpraktischunausweich-lich.InsofernbietetdasFilialsystemnaturge-mäßVorteile.ImMomentbinichinmeinerPositionsehrzufrieden.Aberwerweiß,wasdieZukunftbringt?
Ina Schulze-Sfeliniotis Filialleiterin einer Apotheke
„Als Filialleiterin kann ich viele Dinge frei gestalten“
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VormaximalfünfJahrenhabensichdieStu-dienteilnehmerfürodergegendieNiederlas-sungentschieden.Obsiedeneingeschlage-nenWegnocheinmalgehenwürden?„Ja!“,votieren90ProzentderSelbständigen.SiesindvonderSelbständigkeitüberzeugt,sehendarinvieleVorteile.
DaumenhochfürdieSelbständigkeit
DieseTatsachespiegeltsichindenStudien-ergebnissenwider.BefragtnachdenFakto-ren,dieihreEntscheidungfürdieSelbstän-digkeitstarkbissehrstarkbeeinflussthaben,nanntenneunvonzehnTeilnehmerndieGestaltungsmöglichkeiten,gefolgtvomDrangzurSelbstverwirklichung(83Prozent),derArbeitszeitgestaltung(72Prozent)undderEinkommenssituation(66Prozent).AuchdasAufgabenspektrum(65Prozent)unddieAus-sichtaufeinengesVerhältniszumPatienten(64Prozent)beeinflussendieEntscheidungfürdieSelbständigkeitpositiv.
Heilberufler,diesichganzbewusstfürdieAnstellungunddamitgegendieeigenePraxisoderApothekeentschiedenhaben,sehenähnlicheVorteileinderSelbständigkeit:AchtvonzehnAngestelltensprechenderSelbstän-digkeitmehrGestaltungsmöglichkeitenundFreiheitsgradezu.ZweiDrittelbewertendieEinkommenssituationderSelbständigenbesseralsdiederAngestelltenundfastjederZweiteistderMeinung,dasssichdieArbeitszeitinderNiederlassungbessergestaltenlässt.
Wieso?Weshalb?Warum?–Eine Bestandsaufnahme
Wieso sinkt die Zahl der Niedergelassenen? Warum gehen viele Heilberuf-ler in die Anstellung? Und was spricht trotz allem für die Selbst ändigkeit? Wer könnte diese Fragen besser beantworten als die Heilberufler selbst! Deswegen haben wir mehr als 400 Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte nach ihrer Meinung und ihren Erfahrungen gefragt.
WürdenSiesichauchheutewiederfüreineAngestelltentätigkeit/Selbständigkeitentscheiden?
Ja Nein
Angestellte Selbständige
87%
13% 10%
90%
CHANCE NIEDERL ASSUNG: DIE STUDIE
WelchenEinflusshattendiefolgendenKriterienaufIhreEntscheidungfürdieSelbständigkeit?
Humanmediziner Zahnärzte Tierärzte1 Apotheker
(1kleineFallzahl)
5–GarkeinEinfluss1–SehrstarkerEinfluss
1 2 3 4 5
Arbeitszeitgestaltung
Gestaltungsmöglichkeiten
VereinbarkeitvonBerufundFamilie
Aufgabenspektrum
Selbstverwirklichung
Einkommenssituation
EngesArzt-Patienten-VerhältnisKollegialerAustausch/ArbeitimTeam
NutzungmodernerMedizintechnik
Quelle: apoBank
Quelle: apoBank
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Undtrotzdem:ImmerwenigerHeilberuflergehenindieSelbständigkeit.Woranliegtes?AuchdashatdieStudieuntersucht–unddieAngestelltenhabenoffengeantwortet.
DenHindernissenaufderSpur
ZumZeitpunktderEntscheidunghabeniners-terLiniedasfinanzielleRisiko(76Prozent),dieArbeitsbelastung(63Prozent),dieBürokratie(54Prozent)unddieunternehmerischenAs-pekte(46Prozent)gegendieSelbständigkeitgesprochen.KnappjederViertegabzudeman,dasserkeinegeeignetePraxisoderApothekegefundenhabe.
BeidenaufgeführtenArgumentenhandeltessichnichtumeineMomentaufnahme.Viel-mehrsindesernstzunehmendeBedenken.
DennnurbeieinemgeringerenfinanziellenRisiko(77Prozent),beieinemAbbauvonBürokratieundRegulierungen(70Prozent),beieinerbesserenVereinbarkeitvonBerufundFamilie(56Prozent)undbeieinerbesserenVorbereitungaufdieunternehmerischenAspektederSelbständigkeit(54Prozent)wür-densichdieAngestellten–stündensienocheinmalvorderWahl–fürdieSelbständigkeitentscheiden.
DeutlicheUnterschiedetretenzwischendeneinzelnenBerufsgruppenzuTage:Während70ProzentderZahnärzteeinebessereVorberei-tungaufdieunternehmerischenAspektederSelbständigkeitalswesentlicheVoraussetzungfüreineEntscheidung„proSelbständigkeit“nennen,sindesbeidenHumanmedizinernundApothekernjeweilsknappunter50Prozent.
Zur Studie „Chance Niederlassung“: Befragt wurden 414 angestellte und selbständige Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte, die sich in-nerhalb der vergangenen fünf Jahre für oder gegen die Niederlassung entschieden haben. Die Umfrage wurde im Frühjahr 2014 im Auftrag der apoBank durchgeführt.
WelcheRandbedingungenmüsstensichändern,damitSiesichfüreineSelbständigkeitentscheidenwürden?
Angestellte,in%
(1kleineFallzahl)
7180
10080
7673
5065
6358
6347
4570
8849
4553
2563
2543
3837
3623
2513
2928
2515
Geringeres finanzielles Risiko
Abbau von Bürokratie und Regulierungen
Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Bessere Vorbereitung auf die unternehmerischen Aspekte der Selbständigkeit (z. B. an der Uni oder in Seminaren)
Finanzielle Anreize
Förderprogramme
Bessere Kenntnis der flexiblen Berufsausübungsmöglich-keiten/Kooperationen
Bessere Beratung/mehr Unterstützung von Dritten
HumanmedizinerZahnärzteTierärzte1
Apotheker
Quelle: apoBank
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AberistdieHürde„Unternehmertum“tatsächlichsoschwerzunehmen?UndistdasfinanzielleRisikoinderTatsohochwieangenommen?
Vielesistleichteralsgedacht
EineklareAntwortdaraufhabendieselb-ständigenApotheker,Ärzte,ZahnärzteundTierärztegegeben:AlleHürden–vonderFinanzierungüberdieSuchenachderpassen-denPraxisoderApothekebishinzurAbrech-nung–habensichimNachhineinalswenigerhochherausgestelltalszuvorangenommen.AmstärkstenüberschätztwurdedieHeraus-forderungderFinanzierung.Während33Pro-zentderApothekerund30ProzentderÄrzte,ZahnärzteundTierärztehierinimVorfeldderExistenzgründungeinegroßebissehrgroßeHürdesahen,warenesimNachhineinnurnoch15bzw.13Prozent.
AuchdieSuchenachdergeeignetenPraxisoderApothekesowiedieThemenAbrechnungundMitarbeiterverantwortungstelltensichimNachhineindeutlichwenigerkomplexdaralsanfangsgedacht.
MitHilfeschnelleransZiel
DennochbestehtineinzelnenAufgabenfeldernauchnachdemSchrittindieSelbständigkeitBeratungsbedarf.DasbestätigendieStu-dienteilnehmer.InsbesondereistdasdannderFall,wennesdarumgeht,TransparenzüberdiewirtschaftlicheSituationderPraxisoderApothekeherzustellen:EinJahrnachderExistenzgründunghättesichgutjederzweiteNiedergelasseneindiesemPunktmehrUnterstützunggewünscht.43Prozenthät-tengerneHilfestellungrundumdasThemaMitarbeiterführungund41ProzentimBereichderAbrechnunggehabt.Letzteresgiltinsbeson-
CHANCE NIEDERL ASSUNG: DIE STUDIE
AuffindenderpassendenKooperationspartner
ErstellungdesPraxiskonzepts/Apothekenkonzepts
AuffindenderpassendenPraxis/ApothekePraxisfinanzierung/FinanzierungderApothekeMitarbeiterverantwortung
Abrechnung
AlswiehinderlichhabenSieimVorfelddiefolgendenThemengesehen/habensichdieeinzelnenThemenimNachhineinherausgestellt?
Humanmediziner Zahnärzte Tierärzte1 Apotheker
(1kleineFallzahl)
1–SehrgroßeHürde 1–SehrgroßeHürde
VorderEntscheidung NachderEntscheidung
5–ÜberhauptkeineHürde 5–ÜberhauptkeineHürde
1 2 3 4 5 1 2 3 4 5
13
derefürHumanmedizinerundZahnärzte.AuchZeitmanagementistfürvieleSelbständigeeinThemenkomplex,fürdensiesicheinJahrnachdemSchrittindieSelbständigkeitkompetenteBegleitunggewünschthätten(38Prozent).EsfolgenPatientengewinnung(29Prozent),Apothekenführung(28Prozent),Praxisführung(27Prozent)sowiedieVereinbarkeitvonBerufundFamilie(23Prozent).ZehnProzentderSelbständigengabenan,keineweitereUnter-stützungbenötigtzuhaben.
UnterdemStrichzeigendieStudienergeb-nisse,dasssichvieleVorbehalteundBeden-kenimProzessderExistenzgründungauflösenoderzumindestrelativieren.
MitdiesemWissenimHinterkopfsolltenalle,dienochvorderWahlstehen,indenEnt-scheidungsprozesseinsteigen,dieverschie-denenOptionenabwägenundmitanderendiskutieren.
HeutebeziehendieHeilberuflervorallemFamilie,FreundeundKollegeninihreEnt-scheidungsfindungein.DieUnterstützung,dieSpezialisten,wieetwaNiederlassungsberaterderStandesorganisationenundVerbändeoderBankberater,bietenkönnen,wirdnurverein-zeltgekanntundinAnspruchgenommen.DabeiwäregeradehierspezifischesKnow-howzufinden,könntengeradehierVorbehalteentkräftetundErfahrungengeteiltwerden.
InwelchenBereichenhättenSiesicheinJahr,nachdemSiesichselbständiggemachthaben,mehrUnterstützunggewünscht?
Selbständige,in%
(1kleineFallzahl)
Schaffung von Transparenz über die wirtschaftliche Situation
Mitarbeiterführung
Abrechnung
Zeitmanagement
Patientengewinnung
Praxisführung
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Apothekenführung
Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Unterstützung benötigt.
5246
6747
3865
1148
6154
3015
383233
45
1143
3738
3654
30–
1419
4427
–––
28
98
713
HumanmedizinerZahnärzteTierärzte1
Apotheker
Die Zahl der Existenzgründer geht zurück, die der ange-stellten Heilberufler nimmt zu. Die Anstellung scheint deutlich attraktiver zu sein als die Niederlassung…Daswürdeichsonichtunterschreiben.Richtigist,dassdieExistenzgründungszahlenfürsichbetrachtetgegendieNieder-lassungsprechen.Aber:DieSelbständigkeitistattraktiv.Siehat–ebensowiedieAnstellung–ihreganzeigenenVorzüge.Überdiewirdnurwenigergesprochen.Das,wasdieNiederlassungimPositivenausmacht,istinderöffentlichenDiskussionindenHintergrundgeraten.WennjemandheutedasWortSelbstän-digkeitindenMundnimmt,folgeninderRegelnegativbesetzteAussagen–vomfinanziellenRisikobiszurBürokratie.DaswollenwirändernundmitunsererDiskussiondieChancenderSelb-ständigkeitwiederindenFokusrücken.
Sie sagen, die Selbständigkeit sei attraktiv, biete viele Chancen. Ist das nicht Schönfärberei?AufkeinenFall.Nocheinmal:DieSelbständigkeitist–ganzrealistischbetrachtet–eineguteEntscheidung!Dasuntermau-ertauchunsereStudie:90ProzentderSelbständigenwürdendenSchrittindieNiederlassungnocheinmalgehen.Dasalleinsprichtfürsich.UndsowohlAngestelltealsauchSelbständigesehendieVorteilederSelbständigkeitindenGestaltungsmög-lichkeiten,derSelbstverwirklichung,derArbeitszeitgestaltung.DasisteinPfund.Denndasheißt:IchkannmeinePraxis,
meineApothekesoführenwieichdasmöchte.Ichkannsoar-beiten,wieichesfürrichtigbefinde.Ichbinnichtweisungsge-bunden,kanndieMaterialienundGeräteeinsetzen,vondenenichüberzeugtbin.UndauchunterwirtschaftlichenGesichts-punktenistdieSelbständigkeitattraktiv.
In der Öffentlichkeit wird das oft anders dargestellt.Hiermussmandifferenzieren.TrotzderberechtigtenForderun-gennacheinerangemessenerenVergütung:DiewirtschaftlicheSituationderNiedergelassenenistsehrsolide.UndinderRegelistsiesogardeutlichbesseralsdiederangestelltenHeilberufler.
Woran hapert es dann, dass gerade junge Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte nicht in die Selbständigkeit
gehen wollen? EsgibtvieleVorbehalte,eventuellauchUnsicher-
heiten.UnsbegegnenimGesprächmitdenjungenHeilberuflernvorallemvierArgumente
–unddiesind:finanziellesRisiko,schlechteVereinbarkeitvonBerufundFamilie,hohe
BürokratieundRespektvordenunterneh-merischenHerausforderungen.
DasComebackderSelbständigkeit
Vorbehalte gegen die Selbständigkeit sind maßgeblich dafür, dass immer weniger Heilberufler den Weg in die eigene Praxis oder Apotheke finden. Im Gespräch erklärt Ulrich Sommer, Mitglied des Vorstands der apoBank, welche Vorbehalte entkräftet werden können und warum er sich mehr positive Schlagzeilen über die Selbständigkeit wünscht.
„DieSelbständigkeitisteineguteEntscheidung“
Ulrich Sommer, Mitglied des Vorstands der apoBank
INTERVIEW MIT ULRICH SOMMER
15
Wie problematisch stufen Sie diese Aspekte ein?DieEinwändesindernstzunehmen.DennsiefallenbeiderEntscheidungstarkinsGewicht.Wieschaffeiches,FamilieundBerufuntereinenHutzubekommen?Wiegelingtesmir,meinePraxisoderApothekewirtschaftlicherfolgreichzuführen?WiekannichdieFinanzierungstemmen–insbesondereauchmitBlickaufdieFamilienplanung?WennmankeineAntwortenauf
dieseFragenfindet,wirdmandenWegindieSelbständigkeitkaumeinschlagen.UmsowichtigeristdasWissen,dassesfürallediesePunkteLösungengibt.
Was genau würden Sie einem Existenzgründer sagen, der Sie mit diesen Vorbehalten konfrontiert? IchwürdeihmeinrealistischesBildderSelbständigkeitzeich-nen,dieChancenundMöglichkeitenaufzeigenundihmauchausunsererErfahrungmitaufdenWeggeben,dasssichvieleVorbehalteimNachhineinrelativieren.
Woran denken Sie konkret? NehmenwirdasThemaWork-Life-Balance:NachunsererErfah-runglassensichBerufundFamilieauchinderNiederlassungmiteinandervereinbaren.DerSchlüsselkanneineKooperation,eineTeilzulassungoderJobsharingsein.Bedauerlichist,dassjedervierteHeilberuflerdieseOptionenderBerufsausübunggarnichtimDetailkenntundsiedamitauchnichtbeiderEntscheidungberücksichtigt.AuchdasfinanzielleRisikoistnüchternbetrachtet–undhiersprecheichausderErfahrungeinerBank,diejedezweiteExistenzgründunginDeutschlandbegleitet–gering.DieAusfallratederFinanzierungenunsererBankistsehrgering.Von1.000Finanzierungenkönnen998problemlosbedientwerden.MitderrichtigenPlanunglässtsichdieseHürdealsoleichtnehmen.UndauchdasvermeintlicheHindernis„UnternehmerischeVerantwortung“lässtsichmeinerMeinungnachüberwinden.IchdenkehierbeianentsprechendeFort-undWeiterbildungen.HierunterstützenwirdieHeilbe-ruflernachKräftenundbietenzumBeispielSeminarerundumThemenwieMitarbeiterführung,ZeitmanagementoderPraxis-undApothekenführungan.
Sie haben das unternehmerische Know-how angespro-chen. Ihre Studie zeigt, dass viele Existenzgründer sich hierzu auch ein Jahr nach der Niederlassung noch Unter-stützung wünschen.Richtig.Manmusssichvorstellen,dassmitderSelbständigkeitnatürlichviele–wennauchspannende–ThemengebieteaufdieHeilberuflereinprasseln.VoneinemTagaufdenanderenmussmansichumwirtschaftlicheKennzahlenkümmern,ein
Teamführen,abrechnen.HierkannmangarnichtvonheuteaufmorgeneinExperteinallenGebietensein.DeshalbunterstützenwirauchnachderExistenzgründungbeiallenFragenundken-nendierichtigenAnsprechpartner.Dasalleinreichtabernicht.DasThemaUnternehmensführungsollteschonfrühzeitiginderAusbildungbehandeltwerden.BeidenmedizinischenBerufenvielleichtnichtschonimStudium,sondernerstwährendderFacharztausbildung.AberspätestensdannsolltendieGrund-steinegelegtwerden,damiteineBasisvorhandenist,aufdermanseinWissenSchrittfürSchrittweiteraufbauenkann.
Ist die Selbständigkeit DAS Modell der Zukunft? Wieschongesagt:90ProzentderSelbständigenwürdensicherneutfürdieSelbständigkeitentscheiden.Dasisteinebeein-druckendeZahl.Natürlichgehtesnichtdarum,jedenApothe-ker,jedenArzt,ZahnarztoderTierarztfürdieNiederlassungzugewinnen.NichtjederfindetseinGlückinderSelbständigkeit.UndfürvieleistdieAnstellungdiepassendereFormderBerufs-ausübung.Aber:Ichplädieredafür,diejenigenandieHandzunehmen,diederSelbständigkeitoffengegenüberstehen–diedenWegindieNiederlassungaberausdengeradeskizziertenGründenscheuen.
Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft? MeinWunschist,dasswirinnaherZukunftdieSchlagzeilele-sen:„ExistenzgründungenbeiHeilberuflernwiederimAufwind.“
Dennichhoffe,dassesunsgelingt,diejungenHeilberuflerfürdieSelbständigkeitzubegeistern,unddasswiresschaffen,dieHeilberuflerschonvieleherinihremEntscheidungspro-zesszubegleiten.GemeinsammitdenStandesorganisationenhabenwirunsdaraufverständigt,dasswirdieskünftiginnochengererAbstimmungmiteinandertunwollen.Dennichbinüberzeugt,dasswirgemeinsamvielbewegenkönnen–unserZielistdasComebackderSelbständigkeit!
„VieleVorbehalterelativierensich“
„WirwollenfürdieSelbständigkeitbegeistern“
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WereineeigenePraxisoderApothekeeröffnenwill,setztsichunweigerlichdamitauseinander,welcheAuswirkungendieEntscheidungmitsichbringt.WährendaufderPlus-SeiteDingewieSelbstverwirklichung,GestaltungsfreiraumundSelbstbestimmungstehen,werdenaufderMinus-SeiteofthoheInvestitionsrisikenundschlechteVerdienstmöglichkeitengenannt.Dochwieimmergilt:MansolltedenBeipackzettelderNiederlassungsorgfältiglesen.
DasfinanzielleRisiko:GutePlanungalsAntidotEgalobeinePraxisoderApothekeneugegründetoderüber-nommenwird,obmansichalleinoderineinerKooperationselbständigmacht:DieExistenzgründungistmithohenInvesti-tionenverbunden.DiesevariierenjenachHeilberufsgruppeundGründungsformundhängenzudemstarkvondenindividuellenVorstellungendesExistenzgründersab.
DochunsereErfahrungzeigt:HoheInvestitionensindnichtmiteinemhohenRisikogleichzusetzen.ImGegenteil.Entscheidend
fürdenErfolgdesProjekts„Selbständigkeit“ist,obdasVorha-benwirtschaftlichtragfähigist.WerdenSchrittindieSelbstän-digkeitauchunterfinanziellenGesichtspunktengenauestensplant,minimiertdaswirtschaftlicheRisikoundkannauchbeieinerFinanzierungssummevonmehreren100.000Euronochruhigschlafen.
Entsprechendwichtigistes,zuBeginnallegeplantenInvesti-tionenundKosten–vonPersonal-undMaterialkostenbishinzuRaummietenundprivatenAusgaben–aufzuschlüsselnundaufdieserBasiszuermitteln,welcherMindestumsatzdauerhafterzieltwerdenmuss,damitdiePraxisoderApothekerentabelist.MöglicherweisemussindieserPhaseandereinenoderan-derenStellschraubegedrehtodereineInvestitionzurückgestelltwerden,damitdasVorhabenwirtschaftlichaufgesundenFüßensteht.WennderPlanabererstelltundbetriebswirtschaftlichfundiertist,istdaswirtschaftlicheRisikoüberschaubar.
DerbesteBeweisdafür:998von1.000Existenzgründungsfi-nanzierungenkönnenproblemlosbedientwerden.
ZuRisikenundNebenwirkungen ...
Ein hohes finanzielles Risiko und schlechte Honoraraussichten – stehen diese Punkte tatsächlich auf dem Beipackzettel der Niederlassung?
Apotheker*Für die Übernahme einer Filialapotheke investierten Pharmazeuten 2012 im Schnitt 408.000 Euro. Das Investitionsvolumen für die Übernahme einer Einzel- bzw. Hauptapotheke belief sich durchschnittlich auf 440.000 Euro. Davon entfielen 68 Prozent auf den Apothekenkaufpreis.
408.000 €
440.000 €
Allgemeinmediziner**Deutlich moderater fielen die Investitionsvolumina für eine hausärztliche Praxis aus. Wer zusammen mit einem bereits niedergelassenen Arzt eine Berufsaus-übungsgemeinschaft (BAG) gründete, investierte 103.000 Euro. Wer gemeinsam mit anderen Ärzten eine BAG übernahm, kalkulierte 126.000 Euro ein.
103.000 €
126.000 €
Orthopäden**Geräteintensive Fachgruppen mussten höhere Investitionen einplanen. Für die Gründung einer BAG mit einem bereits Niedergelassenen investierten Orthopäden im Schnitt 223.000 Euro, für die Übernahme einer Einzelpraxis 334.000 Euro.
223.000 €
334.000 €
Zahnärzte***Existenzgründer in der Zahnmedizin investierten je nach Niederlassungsart zwi-schen 241.000 Euro und 338.000 Euro. Das geringste Investitionsvolumen fiel für den Beitritt in eine BAG an, das höchste für die Neugründung einer Einzelpraxis.
241.000 €
338.000 €
Kleintierärzte*Die Investitionen für eine Kleintierpraxis bewegten sich im Schnitt zwischen 120.000 Euro für eine Einzelpraxisneugründung und 173.000 Euro für eine Einzel praxisübernahme.
120.000 €
173.000 €
Niederlassungsform mit niedrigstem Investitionsvolumen Niederlassungsform mit höchstem Investitionsvolumen
Details unter www.apobank.de/existenzgruendung
Quellen: *apoBank, **apoBank und ZI, ***apoBank und IDZ
WIRTSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank
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DieHonorarsituation:Nebenwirkungpositiv
SchlechteHonoraraussichtenmachenimmerwiederSchlagzei-len.DennochistdiewirtschaftlicheSituationderNiedergelas-seneninsgesamt,beiallenberechtigtenForderungennacheinerbesserenHonorierung,solide(s.Grafik)unddeutlichattraktiveralsdiederAngestellten.ZudemgehenaktuellePrognosendavonaus,dassdieHonorarederVertragsärzteindenkommendenfünfJahrenumdeutlichmehralszehnProzentsteigenwerden.AuchfürdieZahnärzteisteinepositiveEntwicklungzuerwarten.SchätzungenzufolgeisteinejährlicheSteigerungvonrundzweiProzentrealistisch.ImApothekenmarktführtdiesinkendeZahlderApothekendazu,dassderUmsatzproApothekesteigenwird.ZugleichwirktsichdieUmstellungderNacht-undNotdienstvergütungpositivaus.
DieEinkommenssituationlässtsichzudemaktivgestalten.SchondieNiederlassungsformentscheidetmitüberspätereVerdienstmöglichkeiten.KooperationenetwabieteneineninteressantenHebel,umKostenzusenkenunddenÜber-schussanteilderPraxiszusteigern.SoliegtetwaderUmsatzeinerzahnärztlichen2-erBAG11,7ProzentunterdemeinerEinzelpraxis,derÜberschussanteiljedochnur2,0Prozent.MitanderenWorten:TrotzdesniedrigerenUmsatzes,dersichvermutlichauseinergeringerenArbeitszeitinderKooperationergibt,istannähernddergleicheÜberschusserzielbar.
SüßePille„Niederlassung“
DieNiederlassungineigenerApothekebzw.Praxisistundbleibtwirtschaftlichattraktiv.Vorausgesetzt,dieSelbständigkeitwirdoptimalvorbereitet:angefangenbeieinergenauenAnalysederInvestitionenundfortlaufendenKostenüberdasFinanzierungs-konzeptbishinzurPraxis-bzw.Apothekenstruktur.SowerdenpotenzielleRisikenvonBeginnaneingegrenztunddiesüßePille„Niederlassung“kannihrevolleWirkungentfalten.
ApothekerNach Auswertungen der apoBank betrug der Gesamtumsatz einer Einzel- bzw. Hauptapotheke 2012 durchschnittlich knapp 2,1 Mio. Euro. Dies führte zu einem Betriebsergebnis von 122.000 Euro.
2,1 Mio €
122.000 €
AllgemeinmedizinerIn einer Einzelpraxis tätige Allgemeinmediziner verzeichneten Gesamteinnah-men von 295.000 Euro und einen Praxisüberschuss von 148.000 Euro.
295.000 €
148.000 €
OrthopädenIn einer Einzelpraxis niedergelassene Orthopäden erzielten im Schnitt einen Umsatz von 423.000 Euro. Der Praxisüberschuss lag bei 183.000 Euro.
423.000 €
183.000 €
ZahnärzteBei niedergelassenen Zahnärzten lagen die Praxiseinahmen in einer Einzelpra-xis bei 486.000 Euro. Nach Abzug der Praxis- und Laborkosten belief sich der Praxisüberschuss auf 152.000 Euro.
486.000 €
152.000 €
Umsatz Betriebsergebnis/Praxisüberschuss
KleintierärzteKleintierärzte in Einzelpraxen erzielten Einnahmen von knapp 356.000 Euro aus ihrer Praxistätigkeit. Nach Abzug der Praxiskosten und der tierärztlichen Hausapotheke belief sich der Praxisüberschuss auf knapp 89.000 Euro.
356.000 €
89.000 €
Umsatz Betriebsergebnis/Praxisüberschuss
Quelle: apoBank
WIRTSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
PraxisüberschussnachPraxisform(Zahnärzte)
500.000 €
400.000 €
300.000 €
200.000 €
100.000 €
0 €Einzelpraxis
486.
000
€
334.
000
€
152.
000
€
BAG (pro Inhaber)
429.
000
€
280.
000
€
Umsatz Kosten Überschuss
149.
000
€
Quelle: apoBank
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1x1der Unternehmensführung
Marketing
DieAußendarstellungistelementarfürdenErfolgeinerPraxisoderApotheke.EntsprechendsolltejederExistenzgründereinMarketingkonzepterstellen(lassen).EckpfeilersindeineprofessionellgestalteteundstetsaktuelleInternetseite,Anzei-genschaltungeninderLokalpresseundeineImagebroschüre.ZudemhelfenMund-zu-Mund-PropagandaundEmpfehlungeninBewertungsportalen.BeiallenAktivitätenmüssendieVorgabendesBerufsrechtssowiedieLandesberufsordnung,dasHeilmit-telwerbegesetzunddasGesetzgegenunlauterenWettbewerbberücksichtigtwerden.
Personalführung
EinreibungslosesZusammenspielzwischendemSelbstän-digenundseinemTeamistdasErfolgsgeheimniseinergutlaufendenPraxisoderApotheke.EntsprechendsolltendieMitarbeiternachihrerLeistungsbereitschaftundihrenFähig-keiteneingesetztwerden.InderRegelkannmandreiTypenvonMitarbeiternunterscheiden:MitarbeiterdeserstenTypsübernehmenVerantwortung,leitendieKollegen,übernehmeneigenständigAufgabenunddenkenvorausschauend.Mitarbei-terdeszweitenTypsbenötigenklardefinierteAufgabenberei-cheundStrukturen.IneinemsolchenUmfeldkönnensiesichambestenentfaltenundoptimalzumUnternehmenserfolgbei-tragen.DieMitarbeiterdesdrittenTypsbenötigeninderRegeleinegenaueAnleitung,umeineAufgabezufriedenstellendzuerledigen.DieAufgabensolltendaherdenjeweiligenFähigkei-tenentsprechendverteiltwerden.DarüberhinausmussesdasZieldesPraxis-bzw.Apothekeninhaberssein,dieindividuellenStärkenderMitarbeiterzufördern.
Abrechnung
BeiderAbrechnungistzwischenderAbrechnungvonKassen-leistungenundPrivatleistungennachderGebührenordnungfürÄrzte,ZahnärzteoderTierärzte(GOÄ,GOZundGOT)zuunterscheiden.
BeiderKassenabrechnungsolltenÄrzteundZahnärztezwingenddieHonorarverteilungsmaßstäbekennenlernenundwissen,welcheLeistungeninsBudgetfallenundabgerechnet
werdendürfen.DieerbrachtenLeistungensolltengenauerfasstunddieKV-bzw.KZV-AbrechnungennachEingangaufPlausibi-litätgeprüftwerden.Zudemempfiehltessich,dasAngebotanaußerbudgetärenbzw.Selbstzahlerleistungenauszubauen.Hier-unterfallenu.a.Prävention,Impfungen,ambulanteOperationen.
DaapprobierteHeilberuflerkeinefreikalkuliertenPreiseaus-handelndürfen,werdensowohlLeistungenfürPrivatversichertealsauchPrivatleistungenfürKassenversichertenachderGOÄbzw.GOZabgerechnet.BeiderPrivatabrechnungunterstützenprivateVerrechnungsstellen.DiesebevorschussenhäufigauchdieAbrechnungssumme.SohatderPraxisgründerdeutlichhöhereSicherheitundschnellerenZahlungsfluss.
SteuerungsinstrumentBetriebswirtschaftlicheAuswertung
DieBetriebswirtschaftlicheAuswertung(BWA)istdaswich-tigsteSteuerungsinstrumentderPraxisoderApotheke.SiegibtAufschlussüberdenerwirtschaftetenUmsatz,dieangefallenenBetriebsausgabenunddaserzielteBetriebsergebnis.InderRegelumfasstdieBWAeinekurzfristigeErfolgsrechnung,einenVorjahresvergleichundeineLiquiditätsbetrachtung.
BeiderkurzfristigenErfolgsrechnungwerdenUmsätzeundKostengegenübergestellt.DasErgebniszeigt,wiefinanzkräftigdiePraxisoderApothekeist.FürdenArztoderApothekeristdabeizunächstwichtig,dieHöhedesUmsatzesmitseinerPlanungabzugleichenundeventuelleAbweichungenzurFach-gruppezuerkennen.DerVorjahresvergleichermöglichtzudem,VeränderungenaufzudeckenundentsprechendeRückschlüssezuziehen.BeidenLiquiditätsbetrachtungenwerdennebendenPraxisdatenauchprivateAusgabenwieSteuern,Vorsorgen,TilgungenundprivateEntnahmenberücksichtigt.IstderSaldopositiv,habensichBankkontenundKasseverbessert,imumge-kehrtenFallverschlechtert.
LesenSieonlineweiterunter:www.apobank.de/unternehmensfuehrung
Die Praxis oder Apotheke wirtschaftlich erfolgreich zu führen, ist für viele Heilberufler eine Herausforderung. Worauf kommt es an?
BETRIEBSWIRTSCHAFT
Thomas Voeste, Geschäftsführer der voeste+kollegen GmbH
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Wer die Wahl hat …FACETTEN DER SELBSTÄNDIGKEIT
Voll-oderTeilzeit:WievielVersorgungpasstzumir?
DiefreiberuflicheTätigkeitistfürÄrzteundZahnärzteseit2007nichtmehrnurinVollzeitmöglich.DieAlternativeistdiehalbeZulassung,dersogenanntebeschränkteVersorgungsauftragnach§19aZV-Ä.
VertragsärztemithalberZulassungmüssenanstellevon20nurzehnMindestsprechstundeninderWocheanbieten.AuchderBereitschaftsdienstverringertsichumdieHälfte.EntsprechendlässtsichmiteinerhalbenZulassungdieArbeitszeitdeutlichreduzieren.
InteressantistdiesesModellunteranderemfürÄrzte,diesicheineZulassungteilenwollen,z.B.ineinerBerufsausübungsge-meinschaft(BAG)mitzweihalbenZulassungen.NichtseltenistauchderWunschmaßgebend,nebenderNiederlassunginbe-schränktenUmfangweiterinderKlinikzuarbeitenoderschlicht-wegBerufundFamiliebessermiteinanderzuvereinbaren.
DadiehalbeZulassungjenachVersorgungslagenichtohneWeitereswiederineinevolleZulassungumgewandeltwerdenkann,eignetsiesichnurbedingtalsZwischenlösung.Mitande-renWorten:Mansolltesichnurdanndafürentscheiden,wennmanseinenVersorgungsauftragdauerhaftreduzierenwill.
AuchTierärztekönnenihreSelbständigkeitflexibelgestalten.DieEinbindungvonAssistentenundVertreternverschafftunternehmerischeSpielräumeundhilft,dieWork-Life-Balancezuverbessern.
FürApothekerbestehtebenfallsdieMöglichkeit,indereigenenApothekeflexibleArbeitszeitmodelleeinzuführenundeinefamilienbewusstePersonalpolitikzubetreiben.
SokanndieLeitungderApothekegemäߧ1Abs.2ApoGetwainTeilzeiterbrachtwerden.DiefehlendenStundenwerdendurcheinenangestelltenApothekerergänzt.ZudemistderangestellteApothekernach§2ApoBetrObefugt,denApothe-kenleiterfürbiszudreiMonatezuvertreten.BiszuvierWochenkannsichderApothekerdurcheinenApothekerassistentenoderPharmazieingenieurvertretenlassen.
Alleinodergemeinsam:WassinddieVoraussetzungen?
EinegrundlegendeFrageist,obmandiePraxisoderApothekealleinbetreibenodereineKooperationmitKollegeneingehenmöchte.DieKooperationbringtnichtnureinegewisseFlexibi-litätinpunctoArbeitszeitgestaltungmitsich.SiefördertauchdenfachlichenAustauschundermöglichtKosteneinsparungen.
WereineKooperationinsAugefasst,solltezunächstseineeigeneKooperationsfähigkeitprüfen.Dennnurwerteamfähigundkom-promissbereitist,wirdaufDauermiteinerKooperationglücklichwerden.InsbesondereÄrzte,dieinderAusbildungbereitslängereZeitineinerKliniktätigwaren,tunsichhieroftleicht.
DarüberhinausbrauchteseingemeinsamesKonzept,eine„Idee“.EinunabgestimmtesNebeneinanderwürdediePoten-zialederKooperationnichtausschöpfen.DeshalbsolltezuBe-ginngeklärtwerden,wiemandiePraxispositionierenmöchte,wiesichdiePartnerfachlichergänzenundwelcheSpezialisie-rungensinnvollsind.
EineengeAbstimmungsollteauchinSachenKostenerfolgen.DenneineDoppelpraxisbenötigtimVergleichzurEinzelpraxisnichtdasDoppelteanGeräten,PersonalundRäumen.VielmehrsindEinsparpotenzialevonbiszu30Prozentmöglich.EinemitLebengefüllteKooperationistdaherdasGebotderStunde.
Die Selbständigkeit ist vielseitiger geworden. Neben der klassischen Einzelpraxis können junge Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte heute alternative Wege in die eigene Praxis gehen. Auch Pharmazeuten können ihre Selbständigkeit freier gestalten. Eine ständige Verfügbarkeit ist damit nicht mehr zwingend – wer sich eine flexible Arbeitszeitgestaltung, fachlichen Austausch und Synergieeffekte wünscht, muss lediglich die richtige Wahl treffen. Theo Sander, Geschäfts führer des Instituts für Wirtschaft und Praxis Bicanski GmbH
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KOOPERATIONSFORMEN
KooperationistnichtgleichKooperation:WasistdiegeeigneteForm?
ÄRZTEUNDZAHNÄRZTE*
Berufsausübungsgemeinschaft
DieBAG,auchGemeinschaftspraxisgenannt,istdieamweitestenverbreiteteFormderKooperation.DiebeteiligtenÄrztebildengem.§33IIZV-ÄeineEinheit,siearbeitenmiteinanderundunterstützensichgegenseitig.DerBehandlungsvertragwirdgemeinsamge-schlossen,dieAbrechnungerfolgtuntereinerAbrechnungsnummerundderGewinnwirduntereinanderindividuellgeteilt.
DieBAGbietetnebenfachlichemAustauschundderMöglichkeit,einerweitertesLeistungs-spektrumanzubieten,auchmehrFreiräumefürdieteilnehmendenÄrzte:Vertretungszeitenkönnenbessergeregelt,Sprechstundenflexi-blergehandhabtundUrlaubszeiteneinfacherüberbrücktwerden.ZudembietetdieBAGKosteneinsparpotenzial.
Wichtigistjedoch,dassjederPartnerinsogenannter„freierPraxis“tätigist.Dieswirdu.a.durcheineGewinn-undVerlustbeteili-gung,MitwirkungsrechteundeineBeteiligungzumindestamimmateriellenPraxiswertgewährleistet.
Überörtliche BAG Seitdem1.1.2007könnenVertragsärzteauchineinerüberörtlichenBAGtätigwerden.WiederNameimpliziert,werdendiePraxenhierbeinichtzusammengelegt;vielmehrkönnendiebeteiligtenÄrzteundZahnärzteineinersolchenKooperationsowohlinihrereigenenPraxisalsauchamPraxisstandortderPartnerzeitlichreduziertpraktizieren.
TeilgemeinschaftspraxisZurWahlstehtauchderZusammenschluss„be-zogenaufeinzelneLeistungen“inFormeinerTeilgemeinschaftspraxis.HierbeihandeltessichumeinewenigerengeFormderKooperation,danurTeilbereichedesärztlichenSpektrumsgemeinsamerbrachtwerden.DenkbarwäreetwaeineTeilgemeinschaftspraxisvonInternis-tenundUrologenzurBetreuungmultimorbiderDiabetespatienten.DieÄrztewürdenPatientenausschließlichdiesbezüglichbehandelnunddieseLeistungengemeinsamabrechnen.
Job-SharingSoweiteinPartnernichtübereineKV-Zulas-sungverfügt,kommtdieBAGalsJob-SharinginBetracht.DabeiarbeitetmanquasiaufderZulassungdesbereitszugelassenenPraxisin-habers.AllerdingsistbeimJob-SharingeineObergrenzedergemeinsamenLeistungsmengefestgelegt.AusdemJob-Sharingkanninbe-stimmtenFälleneinezusätzliche,eigenständigeZulassungentstehen–diesetwa,wennderPlanungsbereichentsperrtwirdoderwennmanmehralszehnJahregemeinsamtätigwar.
Praxisgemeinschaft
SchließensichÄrztenichtzurgemeinsamenBehandlung,sondernnurzurgemeinschaftli-chenNutzungvonPraxisräumen,Personalso-wieapparativerundsonstigerEinrichtunggem.§33IZV-Äzusammen,sprichtmanvoneinerPraxisgemeinschaft.EinfacherausgedrückthandeltessichummehrereEinzelpraxen,dieausGründenderKostenersparnisuntereinemDachtätigwerden.
* Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Ausführungen für Ärzte und Zahnärzte gleichermaßen.
WersichmitKooperationenbeschäftigt,stößtzunächstaufeineverwirrendeVielzahlvonBegriffen.DieseumschreibenzwaralleeinegemeinschaftlicheZusammenarbeit,variierenaberindenDetails.
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FACETTEN DER SELBSTÄNDIGKEIT – KOOPERATIONSFORMEN
BehandlungsverträgewerdendahernichtmitderPraxisgemeinschaftgeschlossen,sondernmitdembehandelndenArzt,derauchgegenüberderKVbzw.KZVmitseinereigenenAbrechnungsnummerabrechnet.
UnbedingtzuvereinbarenistbeidieserFormderKooperation,wiedieKostenfürdenge-meinschaftlichorganisiertenTeil–z.B.Geräte,EinkaufoderPersonalpool-aufgeteiltwerden.
Medizinische Versorgungszentren
MVZsindeinebesondereArtderKooperation.HiergründenzugelasseneÄrzte,Zahnärzte,KlinikenoderbestimmteOrganisationengem.§95IS.2SGBVeineneigenständigenRechtsträger,dasMVZ,undnehmensoandervertragsärztlichenVersorgungteil.
DieAbrechnungderBehandlungerfolgtdurchdasMVZ,dieBehandlungderPatientenüberdortangestellteoderselbständigeÄrzte.DiePatientenbehandlungmussmindestensschwerpunktübergreifenderfolgen,quasiauseinerHand.LautKoalitionsvertragsolldieseVoraussetzungderfachübergreifendenTätigkeitentfallen.DannwärenauchreineZahnärzte-oderHausärzte-MVZmöglich.
MVZbieteninsbesonderefürselbständigeHeilberufler,dieingrößeremUmfangmitangestelltenÄrztenarbeitenmöchten,Chan-cen.DenndiegrundsätzlicheRegel,wonacheinVertragsarztnurdreiangestellteÄrztebeschäftigendarf,giltimMVZnicht.
Filiale
GrundsätzlichisteinVertragsarztgehalten,seineSprechstunden,mitAusnahmevonHausbesuchenetc.,amVertragsarztsitz,alsoderpostalischenPraxisadresse,zuerbringen.JederOrteinerweiterennachhaltigenvertrags-ärztlichenTätigkeitwirddahergem.§24Abs.3ZV-ÄalsNebenbetriebsstättebezeichnet.DieKVbzw.KZVkannderartigeAnträgegenehmi-gen,wennamFilialstandortdieVersorgungderVersichertenverbessertunddieordnungsge-mäßeVersorgungamOrtdesVertragsarztsitzesnichtbeeinträchtigtwird.Diesistmöglich,auchwennderweitereFilialstandortfürZulassungengesperrtist.DamitbietetdieFilialeinsbeson-dereGestaltungsmöglichkeitenmitBlickaufdieAusweitungdesPraxisbetriebs.DieskanndenpositivenNebeneffekthaben,dassdurchdieAnstellungeinesArztesVertretungszeitenbessergeregeltundArbeitszeitenflexiblergehandhabtwerdenkönnen.
TIERÄRZTE
Berufsausübungsgemeinschaft
TierärztekönnensichgemeinschaftlichineinerBAGorganisieren.DieberufsrechtlichenRege-lungenführenzuähnlichenOrganisations-undSynergieeffektenwieimärztlichenBereich.
Praxisgemeinschaft/Gruppenpraxis
DieGruppenpraxisistimInnenverhältniseinZusammenschlussmehrererPraxisinhaberzumZweckderfachlichenZusammenarbeit,gegenseitigerVertretung,gemeinsamerNutzungvonPraxiseinrichtungenundInstru-mentensowiedesgemeinsamenEinkaufs.
Seit 2012 besteht die Mög-lichkeit, einen Sicherstellungs-assistenten anzustellen. Dieser kann bis zu 36 Monate in der Praxis tätig sein – Vollzeit oder Teilzeit. So kann die Praxis trotz Elternzeit, Pflege von An-gehörigen oder eines längeren krankheitsbedingten Ausfalls weitergeführt werden.
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AuchMitarbeiterundHilfspersonalkönnengemeinsambeschäftigtwerden.ImAußenver-hältnisbleibendiePraxisinhaberrechtlichundwirtschaftlichselbständig.Sofernnichtandersvereinbart,verbleibtdieAbrechnungderBe-handlungsfällebeimjeweilsBehandelnden.
Praxisstelle/Praxisnebenstelle
TierärztekönnennebendemOrtihrerNiederlassunganweiterenStandorteneinePraxis(stelle)betreiben.Voraussetzungist,dassmindestenseinTierarztdorthauptberuf-lichtätigist.
DarüberhinausistderBetriebeinerPraxis-nebenstellemöglich.DabeihandeltessichumeineorganisatorischundwirtschaftlichunselbständigeUntereinheiteinerPraxismitreduziertemLeistungsspektrum.SieistmitBlickaufPersonalundmedizinischeGeräteoftgeringerausgestattetalseinePraxisstelle.
APoTHEKER
Netzwerke
Synergiennutzen,neueMarktpotenzialeerschließenunddieRentabilitätoptimieren–dasalleslässtsichdurchdenBeitrittzueinemNetzwerkverwirklichen.
BeisolchenfreiwilligenZusammenschlüssenvonApothekernkönnenganzunterschiedlicheZieleverfolgtwerden.Ganzgleich,obmandasBeschaffungsmanagementoptimieren,PlatzierungsempfehlungenundMarketingun-terstützungerhaltenoderSchulungsangebotewahrnehmenwill–dieNetzwerketragenzurEntlastungdesApothekersbeiundhelfen,dasArbeitsaufkommenzureduzieren.
GbR und OHG
WergemeinsammiteinemodermehrerenPartnerneineApothekegründenwill,kanndiesnach§8Abs.1ApoGinFormeinerGe-sellschaftdesbürgerlichenRechts(GbR)undderOffenenHandelsgesellschaft(OHG)tun.HierdurchkönnenVerantwortlichkeitengeteiltundSynergiengenutztwerden.Jedochgilt:klareAbsprachen,eingemeinsamesZielunddiefortwährendeAnpassungandieveränder-tenBedürfnissesindVoraussetzungfürdenErfolgeinersolchenGemeinschaft.
Filialen
Seit2004könnenApothekernebenderHaupta-pothekebiszudreiFilialapothekenführen.
DieHauptapothekesowiedieFilialapothekenmüsseninnerhalbdesselbenKreisesoderderselbenkreisfreienStadtoderineinanderbenachbartenKreisenoderkreisfreienStädtenliegen.DerInhaberderHauptapothekemusszudemfürjedeFilialapothekeeinenverant-wortlichenApothekerbenennen.
ImIdealfallsteigertsichdurchdieFilialenderErtragdesApothekers,sodasserfinanziellenSpielraumhat,umdieArbeitszeitzureduzie-renundeinegrößereVereinbarkeitvonFamilieundBerufzuerreichen.Voraussetzungistjedoch,dassdieProzesseindenFilialengutorganisiertsind.
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DerSchlüsselzumerfolgreichenZeitmanage-mentliegtineinergutenPlanungundinklardefiniertenVerantwortlichkeiten.
Zieledefinierenundschriftlichfesthalten
ZunächstmussdasangestrebteZielklarsein.WiesolldiePraxisbzw.Apothekeeinmalaussehenundorganisiertsein?WievielZeitmöchteichinmeinUnternehmeninvestieren?WelchePartnerundSpezialistenbenötigeichbeiderUmsetzung?DasfestgelegteZielbenö-tigteineFormulierung,diefüralleBeteiligtenglasklar,messbarsowieschriftlichfixiertist.DenndasgesamteTeam,dieganzeErschei-nungderPraxisbzw.ApothekestehtimLichtderÖffentlichkeit.
Soll-Ist-Abgleichvornehmen
StehtdasKonzept,wirddasbereitsVorhan-dendedemZielgegenübergestellt.DieDiffe-renzgiltesinderZeitbiszurEröffnung–undauchdanach–umzusetzen.
Arbeitsschrittezeitlichtakten
Jefrühermanbeginntundjebessermanplant,umsoprofessionellerklapptdieRealisie-rung.AlleanstehendenAufgabenwerdenaufderZeitachsefixiert.
Mitarbeitereinbindenundeinplanen
DieMitarbeitersolltendabeiunbedingtindiePlanungeingebundenwerden.DennsiesindeinentscheidenderFaktorfürdenErfolgderPraxisoderApotheke.Qualifizierte,engagierteundserviceorientierteMitarbeiterstärkendurchEigenverantwortung,Selbständigkeitund
MotivationdasTeamunddieOrganisation.SieentlastendenPraxis-bzw.Apothekeninhaber,dersichaufseinemedizinischeoderpharma-zeutischeTätigkeitsowiedieWeiterentwicklungderPraxisoderApothekekonzentrierenkann.
Aufbauorganisationerstellen
DienotwendigeArbeitsteilungzwischendemExistenzgründerundseinemTeamfunktioniert,wenndieAbläufetransparentundstrukturiertangelegtsind,undwennsievondenMitarbei-terngetragenundlaufendoptimiertwerden.DabeihilfteineAufbauorganisationinFormeinesOrganigramms.EsstelltdieStrukturdarundregeltdieBeziehungen.HierwerdenWei-sungsbefugnissedeutlichundeswirdklar,wievieleMitarbeiterundwelcheQualifikationennotwendigsind.
Ablauforganisationbestimmen
AlleVorgehensweisenundProzesseregeltdieAblauforganisation.DiefestgestelltenAufgabenundVerantwortungsbereiche–wieTechnik,Steuern,Versicherungen,Mitarbeiter,EinrichtungundBudget–sinddenjeweiligenPersonenundBeraternverantwortlichzuübergeben.
Fortschrittüberprüfen
Wermachtwasbiswann?DieseFragesollteinregelmäßigenTreffenmitallenBeteiligten(mindestenswöchentlich)geklärtwerden.SokannmansichaufdieübernommenenAufga-benkonzentrierenundbehältdenÜberblick.AußerdembleibtZeitfürdieFamilieundmanreibtsichwenigerauf.ZurSicherheitsollteinallenBereicheneinZeitpuffereingeplantwerden.
Wenn die Uhr tickt
Ist die Entscheidung für die eigene Praxis oder Apotheke gefallen, muss Vieles entschieden und organisiert werden. Eine detaillierte Planung unterstützt Sie bei der Umsetzung – und gibt Ihnen Zeit für Familie und Freunde.
ZEITMANAGEMENT
Bevoreslosgeht...WennSiefolgendeFragenbeantwortenkönnen,sindSiegutgerüstet.
- Welche Patienten/Kunden soll die Praxis oder Apotheke vorwiegend ansprechen?
- Wie ist die Ausstattung?
- Wann ist Eröffnung?
- Welcher Spezialist und Berater wird benötigt?
- Ist das Logo stimmig? Wie lautet mein Slogan?
- Wie viele Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen benötige ich?
- Welche gesetzlichen, steuerlichen und bürokratischen Abläufe sind zu beachten?
- Welche Bank, welcher steuerliche Berater und welche Abrechnungs-stelle sind darauf spezialisiert und bieten Unterstützung?
- Sind Abläufe und Rituale aus den bestehenden Praxis- bzw. Apothe-kenabläufen zu übernehmen?
- Benötige ich neben der medizi-nischen bzw. pharmazeutischen Fachkompetenz weitere Fähigkei-ten?
- Bin ich organisatorisch, metho-disch und führungstechnisch gut aufgestellt?
Michaela Lückenotto, Business- und Management-Coach
WirhelfenIhnengerneweiter:[email protected]
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SoläuftesrundmitderExistenzgründung
MIT DER APOBANK IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT
ChecklistenundAnalysen
GuteVorbereitungzählt.UnsereChecklistenhelfen,analleszudenken.DieExistenzgrün-dungsanalysengebenIhnendarüberhinauseinenerstenÜberblick,welcheInvestitionenSieeinplanensollten.
Investitions-undKostenberatung
AufBasisdergeplantenInvestitionensowiePraxis-undPrivatkostenanalysierenwir,welcheEinnahmenSieerzielenmüssen,damitIhreExistenzgründungerfolgreichist.SostehtIhrVorhabenvonBeginnanaufgesundenFüßen.
SpezielleBeraterfür(künftige)Selbständige
UnsereBeraterbegleitenSiebeimSchrittindieSelbständigkeit–vonderWahldergeeignetenPraxisformüberdieStandortanalysebishinzurErstellungdesBusinessplans.SosindSiebestensvorbereitet.
DeutschesNetzwerkVersorgungsstrukturen(DNVS)
SieträumenvoneinerKooperation?ImDNVSfindenSiedierichtigenPartner.HierhabensichAnwälte,Steuer-undUnternehmensberater,BauspezialistenundFinanzierungsexpertenzusammengeschlossen,umSiezuunterstützen.
SeminareundNetzwerkveranstaltungen
WieführeichMitarbeiter?Wiestelleichmichwirtschaftlichoptimal
auf?Undwofindeichdiepas-sendePraxisoderApotheke?AufschlussgebenunsereSeminareundNetzwerkver-anstaltungen,wieetwadieExistenzgründertage.
Praxis-undApothekenbörse
DiePraxis-undApothekenbörsederapoBankbringtbundesweitExistenzgründer,AbgeberundKooperationswilligezusammen.EinfachdasGesuchindieBör-seeintragenundlosgeht’s.
Existenzgründungsfinanzierung
WirbegleitenjedezweiteExistenzgründunginDeutschland–aufdieseErfahrungkönnenSiebauen!NebeneinemindividuellenFinanzierungs-konzeptbietenwirmitderapoExistenzgründungmitAirbaggleichdoppelteSicherheit.
Praxis-undApothekenoptimierung
WirbegleitenSieauchnachderExistenz-gründungundhelfendabei,IhrePraxisoderApothekestetigzuoptimieren.MitjährlichenSoll-Ist-AbgleichenidentifizierenwireventuelleSchwachstellenundhelfen,diesezubeheben.
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KaumeineBerufsgruppehatheuteinDeutsch-landsoguteChancenwiediederÄrzte.DieArbeitslosigkeitunterÄrztenliegtbei0,7Prozent.DasbedeutetVollbeschäftigung.DochwasfürdieÄrzteeinSegenist,bringtfürdieGesundheitsversorgungmassiveProblememitsich.VorallemimländlichenRaumstehenPraxenleer.Bis2020werdenzusätzlichfast24.000HausärzteinPensiongehen.DochsoparadiesischdieSituationfürdieeinzelnenÄrzteauchscheinenmag,...sieistesnicht.Jedenfallsnichtfürjene,diealsKranken-hausärztearbeitenwollen.SiekönnenzwarnachderAusbildungunterTausendenvonAngebotenwählen.MitdemEinstiegindenKlinikalltagtreffensieaberdannfastüberallaufdasgleicheBild:deutlichunterbesetzteAbteilungen,diezupermanenterÜberbelas-tungführen.DasalleserfordertnochmehrÄrztinnenundÄrzte.ImUnterschiedzudenIngenieurwissenschaftengabesbeidenMedizinernaberniefreieStudienplätze,durchderenBesetzungdieAnzahlderAbsolventendeutlichzusteigernwäre.
Reservenerschließen
DerAufbauzusätzlicherStudienplätzeistschwierig,denndasMedizinstudiumgehörtzudenteuerstenStudiengängen.SoistdennbiszumJahr2025nurmiteinemmoderatenAn-stiegderAbsolventenzahlenzurechnen.Bes-sereVersorgungmiteinernurwenigsteigen-denAnzahlvonHeilberuflernbeigleichzeitigerSteigerungdesBedarfsdurchdieAlterungderBevölkerung-dasistdieHerausforderungimJahr2025.Diesklingtdramatischer,alsesist,denndasSystemhatvieleReserven.Diesezuheben,könnteschonausreichen.
AlsErsteswärendadieunnötigenBehand-lungen.DasaufGewinnmaximierungausge-richtetedeutscheGesundheitssystembietet
offensichtlichAnreize,Operationendurchzu-führen,fürdiekeinemedizinischeNotwendig-keitbesteht.DerzweiteWegbestehtineinerdeutlichenReduzierungderBürokratie.EinKlinikarztistheutedreiStundentäglichdamitbeschäftigt,seineArbeitzudokumentieren.VerbesserungensindauchbeiderArbeitstei-lungimKrankenhausoderinderArztpraxiszuerwarten.DasbetrifftetwadieChirurgie-undAnästhesieassistenz,dieauchvonmittlerenmedizinischenFachkräftenausgeübtwer-denkann.AuchdasPflegepersonalwirdmitZusatzausbildungimJahr2025mehrärztlicheArbeitenübernehmen.
EinwesentlichgrößererSchrittwirddieflächendeckendeVerbreitungderTelemedizinbis2025inDeutschlandsein.IhrEinsatzver-ändertnichtnurdasBerufsbildvielerÄrzte,sondernermöglichtzusätzlichenSpezialistendenEintrittindasGesundheitssystem.DieEntwicklungsgeschwindigkeitderInforma-tions-undKommunikationstechnikenverbun-denmitwachsendemProblembewusstseinderVerantwortlichenundmassivenSparzwängenwirddazuführen,dasstechnischeProblemeundSicherheitslückenweitgehendüberwun-denwerdenund2025zumBeispieltele-medizinischeBeratungvonLandarztpraxenNormalitätwird.Dochwährendunserheuti-gesVerständnisvonTelemedizinalleinaufdieVerbesserungdermedizinischenVersorgungnachbisherigenSpielregelnabzielt,werdensichauflängereSichtauchdieSpielregelnselbstverändern.
optimierungvonKörperundGeist
SchonseitgeraumerZeitverlassenwirmehrundmehrdieVorstellung,dassderKörperetwasNaturgegebenesist.Früherhabenwiresunsnichterlaubt,unserenKörperzuoptimieren.Wirhabenihnrepariert,wenner
Gesundheitswesen 2025
Die Veränderungen in der Arbeitswelt haben gravierende Folgen für unser Gesundheitssystem. Wie für Heilberufler und Patienten die Zukunft aussehen wird.
ZUKUNFTSTRENDS
Sven Gábor Jánszky, Zukunfts-forscher, hat Lehraufträge an ver-schiedenen Universitäten in Berlin, Leipzig, Greifswald und lehrt heute im Masterstudiengang „Leadership studies“ an der Karlshochschule International University. Zusam-men mit über 200 der wichtigsten deutschen Unternehmen analysiert Zukunftsforscher Sven Gábor Jáns-zky jährlich die aktuellen Entwick-lungen und konstruiert die künftigen Lebens- und Geschäftswelten für Europa in einem Jahrzehnt.
Sven Gábor Jánszky
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durchUnfalloderKrankheit„kaputtgegangen“war.DochallmählichgewinntdieVorstellungüberhand,dassessichbeiunseremKörperumeineoptimierbarematerielleHüllehandelt.WennwirWissenschaftlerinStudiendanachfragen,obMenschenihrenKörperundihrHirnoptimierenwollen,dannerhaltenwirZustim-mungsratenvon70-80Prozent.Diesbedeutet:DieMenschenübernehmenmehrundmehrdieVerantwortungfürdiephysischeundgeis-tigeLeistungsfähigkeitdieserHülle.
EntsprechendwerdenindennächstenJahrendieNachfrageunddasAngebotnachProduk-tenundTechnologienzurSteigerungderLeis-tungsfähigkeitüberproportionalzunehmen.EsentstehengroßeMärkteinderNahrungs-mittelindustrie,inderBiomedizin,derInforma-tionstechnologiebishinzurNeuroprothetik.
LängereundaktivereLebenszeit
DerwichtigsteTreiberistdabeidieVerlän-gerungunsererLebenserwartungunddamitverbundeneineneue,aktiveLebenszeitzwischen60-90Jahren.KünftigwirdesachtLebensphasengeben.DerenAbfolgeent-sprichtnichtmehrdemtradiertenMustervondreiPhasen.AktiveundpassivePhasenwerdensichentsprechenddenindividuellenBedürfnissenabwechseln.DamitverbundenistdasBedürfnisderÄlterennachdemErhaltihrerLeistungsfähigkeitimVergleichmit
jüngerenMitarbeitern.Wirwerdenum2025herumerleben,dassunsereMitmenschenihrenatürlichenOrganedurchkünstlicheersetzen.AufdiesemWegeholenwirTechnologieimmernäheranunsheranundlassensiesogarindenKörperhinein.Bereitsheutesorgensogenannte3D-DruckerfürAufsehen,indemsieErsatzteilefürdenKörperausdrucken.
DerzeitgehtesnochumNachbildungenvonOrganenauskörperfremdenMaterialien,wiedasOhrausSilikonoderKnochen,ZähneundGelenke.EinezusätzlicheDimensionerreichendie3D-Bio-Printer.Siedruckenmenschli-chesGewebe,soistbereitsderDruckvonmenschlichenAderngelungen.Bis2025wirdbeidieserEntwicklungsgeschwindigkeitderDruckvonetwaskomplexerenOrganenwiemenschlichenHerzennichtnurtechnologischmöglich,sondernzudemsogünstigsein,dasseineMassenanwendungmöglichwird.
NeueDefinitionfürGesundheitundKrankheit
DadurchwirdsichunsereDefinitionvonGesundheitundLebensqualitätverändern.UnsereGesellschaftwirdschnellerundleis-tungsfähigerwerden.UndeinweitererEffektentstehtdurchdiesprunghafteQualitätsstei-gerungindermedizinischenDiagnostik.ImmermehrgesundeMenschenwerdensicheinerGen-undmedizinischenDiagnostikunterzie-henundfeststellen,dasssiezwarscheinbargesund,abereigentlichkranksind.
HeutelebenwirnochineinerVorstellung,dasswirannormalenTagen100Prozentgesundund0Prozentkranksind.DanngehenwirzumArztundsobalddiesereinengelbenZettelaus-füllt,sindwirplötzlich100Prozentkrankund0Prozentgesund.WasfüreinUnsinn!DochnachdiesemUnsinnfunktioniertdaskom-pletteheutigeGesundheitssystem!DurchdieMedizintechnikundunserneuesKrankheits-bewusstseinwerdenwirunsdarangewöhnen,dasseineexaktgemessene70-prozentigeGesundheitsichanfühltwieeine100-prozen-tige.WirwerdentäglichunserenKrankheitszu-standerfahrenunddieWahlhaben,unserenGesundheitszustanddurchdasEssenvonentsprechendenNahrungsmittelnum2-3Pro-zentzuverbessern.InderNahrungsmittelbran-chegiltdieteilweiseVerschmelzungmitderPharmabranchehinzu„MedicalFood“alsderaktuelleZukunftstrend.NahrungsmittelwerdennatürlicheoderpharmazeutischeWirkstoffeenthalten,dieversprechen,denMenschengesünderzumachen.DieMenschenwerden
ZUKUNFTSTRENDS
„WennwirinStudiendanachfragen,obMenschenihrenKörperundihrHirnoptimierenwollen,dann
erhaltenwirZustimmungsratenvon70-80Prozent.“
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voneinemGerätbeispielsweisedieInformationbekommen,dasssieaktuelleineAbweichungvon23ProzentzuihremidealenKörperzustandhaben.ZugleichbekommensiedenRat,dasssieeinenbestimmtenJoghurtoderDrinkzusichnehmensollten,damitsieamnächstenTagnurnoch19Prozentkranksind.
Brain-FoodalsPrinzip
ZugleichwächstdieTechnologieimmernäherandenKörperheran.VielleichtnochnichtfürdasJahr2025,aberindenJahrendanachwirdesMenschengeben,dienachBrain-Chipsverlangen.EswerdenvermutlichnichtdieSpitzenführungskräftesein.Diesewerdendannhoffentlichverstandenhaben,dasssieandere,eherpsychologischeundemotionaleKompetenzenbrauchen.JedochwerdenMen-schenaufeinem„gehobenenSachbearbeiter-Niveau“womöglichzueinemwachsendenTeilnachsolchenBrain-Chipsverlangen.
DochwasbedeutetesfürdieArbeitswelt,wennesMenschengibt,diedieLeistungs-fähigkeitihresKörpersmitDopingoderTechnologiesteigern?EsentstehtdamitauchfürjeneMenscheneinsozialerDruck,diegegenübersolchenSelbstmanipulatio-nennichtaufgeschlossensind.SiewerdendiesenEingriffindieNatürlichkeitvehementablehnen.WirwerdeneineZeitderheftigengesellschaftlichenAuseinandersetzungüberdieseFrageerleben.DochjemehrZeitinsLandgeht,jedeutlichersichdiePrognosenderBiochemikerbestätigen,dasssieWirk-stoffeohneNebenwirkungenentwickeln,destomehrwirdsicheingesellschaftlicherKonsenseinstellen.Vermutlichheißter:Einekompe-tenteNutzungdieserMittelistsinnvollundgesellschaftlichanerkannt,umseinenKörpergezieltfüreinpaarStundenleistungsfähigerzumachen.IndenArbeitsweltendesJahres2025wirdsichdamitdiePolarisierungzwischendenLeistungsfähigenunddenwenigerLeistungsfä-higenweiterdramatisieren.
NeueArbeitsformenundmedizinischeDienstleister
DieFrage,obsichHeilberuflerkünftigfürdieSelbständigkeitoderdasAngestelltseinentscheiden,wirdsichsonichtmehrstellen.DenndieArbeitsformderZukunftwirdPro-jektarbeitimAngestelltenverhältnissein.Alle
dreibisvierJahrewechselnMitarbeiterdenArbeitgeber.DieTätigkeitineinerPraxisoderApothekewirddannnichtmehralslinearerProzessgelebt,sondernprojektweisegeglie-dert.DamitdominiertdieneueArbeitsweltdiebisherigeSelbständigkeitderHeilberufler,erfülltabergleichzeitigderenBedürfnissenachFlexibilitätundgutemEinkommen.
Hinzukommt,dassüberwiegenddieGruppeder50-bis60-JährigenindieSelbständigkeitgeht:Siewarenbisherangestellt,sindfinan-ziellgutsituiertundinnovativ,weilsieessichselbstnocheinmalbeweisenwollen!
UndobestatsächlichdieMedizinerundApothekerseinwerden,diewirNormalbürgerimJahr2025alsunsereBeraterinSachenGesundheitalsErsteumRatfragen,erscheintkeineswegssicher.ZumindestwerdenwirbereitsunserenintelligentenelektronischenGesundheitsassisten-tenundunserenErnährungsberaterbefragthaben,bevorderHeilberuf-ler-zunächstviaApp-zumZugekommt.DieswirdunsereNor-malreaktionaufdenverbreitetenÄrztemangelsein.
„ÜberwiegenddieGruppeder50-bis60-jährigenwirdindieSelbständigkeitgehen-weilsieessichselbstnocheinmalbeweisenwollen.“
Sven Gábor Jánszky
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BildnachweisAndreasPohlmann(Seiten3,14),HeikeHerbertz(Seiten8,9),SvenGáborJánszky(Seite28).
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