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Zeitschrift für Archäologie Jahrgang 42 – 2014 DR. RUDOLF HABELT GMBH · BONN Herausgegeben von S. Brather, U. Müller und H. Steuer des Mittelalters
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Castrum quod Slesvig villam speculator. Research on the Möweninsel within the Schlei in front of Schleswig

May 09, 2023

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Page 1: Castrum quod Slesvig villam speculator. Research on the Möweninsel within the Schlei in front of Schleswig

Zeitschrift für Archäologie

Jahrgang 42 – 2014

dr. rudolf hAbelt gMbh · bonn

herausgegeben vons. brather, u. Müller und h. steuer

des Mittelalters

Page 2: Castrum quod Slesvig villam speculator. Research on the Möweninsel within the Schlei in front of Schleswig

issn 0340-0824

isbn 978-3-7749-3976-9

© 2015 by dr. rudolf habelt gmbh, bonn

e d i t o r i a l b o a r d :

Anders Andrén, stockholmArmand baeriswyl, bern

Mindaugas berta™ius, KaunasJan van doesburg, Amersfoort

Jan Kláp™tì, PragAnne nissen-Jaubert, tours

Jerzy Piekalski, breslauJussi-Pekka taavitsainen, turku

Miklós takács, budapestclaudia theune-Vogt, Wien

die wissenschaftlichen beiträge in der Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters unterliegen dem Peer-Review-Verfahren durch gutachter aus dem Kreis des Editorial Boards.

the articles presented in the Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters are subject to thepeer review practice by members of the Editorial Board.

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Inhaltsverzeichnis

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Annamaria Pa z i e n z a , Identity, funerary practices and memory in Lombard Tuscia (6th to 8th centuries) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Chrystel R. B r a n d e n b u r g h , The textiles from the early medieval cemeteries of the Sint-Servaas church in Maastricht. A comparative study of the cemeteries of the church, Pandhof and Vrijthof

Ádám B o l l ó k , From Carolingian Europe to its periphery and back again. A brief contribution to the study of the last phases of Carolingian metalwork and the Western European booty of the ancient Hungarians . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Felix R ö s c h /Ulrich Mü l l e r /Walter D ö r f l e r , Castrum quod Slesvig villam speculator. Untersu-chungen zur Möweninsel in der Schlei vor Schleswig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Fabian B r e n k e r, Hochmittelalterliche Beleuchtungsformen im deutschen Südwesten. Ein interdis-ziplinärer Blick auf die profane Sachkultur des 12. und 13. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Kerstin G e ß n e r, Bausteine für das Himmlische Jerusalem. Glasfoliierte steine aus dem Kyritzer Klos-ter St. Johannis und die Bauallegorese der Franziskanerarchitektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

* * *

B e s p r e c h u n g e n u n d A n z e i g e n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Peter Milo, Frühmittelalterliche Siedlungen in Mitteleuropa. Eine vergleichende Strukturanalyse durch Archäologie und Geomagnetik (Bonn 2014) (E. No w o t n y )

Matthias Fröhlich, Burg und Bergbau im südlichen Schwarzwald. Die Ausgrabungen in der Burg am Birkenberg (Gde. Bollschweil-St. Ulrich) (Ostfildern 2013) (H. Wa g n e r )

A n s c h r i f t e n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Jahrgang 42, 2014, Seiten 117–158Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

1. E i n l e i t u n g2. Ü b e r l i e f e r u n g u n d F o r s c h u n g s g e - s c h i c h t e 2. 1. Schrift- und Bildquellen 2. 2. Die archäologischen Untersuchungen zwischen 1935 und 20053. Un t e r s u c h u n g e n 2 0 1 2 – 2 0 1 3 3. 1. Bohrprospektionen 3. 1. 1. Natürliche Schichten 3. 1. 2. Anthropogene Strukturen 3. 1. 2. 1. Altschnitte La Baume (1950) 3. 1. 2. 2. Wälle 3. 1. 2. 3. Abgrabungen? 3. 2. Tauchprospektion4. D e u t u n g e n 4. 1. Befestigungen/Jürgensburg 4. 2. Herzogliches Haus und Schanze 4. 3. Brückenüberreste5. Q u e l l e n6. L i t e r a t u r

1. E i n l e i t u n g

Die Möweninsel (auch „Möwenberg“), in der inneren Schlei gelegen, ist eng mit der frühen Ent-wicklung der Stadt Schleswig verknüpft (Abb. 1). Das Eiland gilt als historischer Standort der St. Jür-gensburg, temporärer Sitz der Schleswiger Herzöge. Des Weiteren findet die Insel mit ihren beiden mar-kanten, nach Osten weisenden und je nach Wasser-stand sichtbaren Sandhaken1 sowie der hügelartigen Erhebung Erwähnung als Staatsgefängnis und Zoll-

1 Auch als Riffe betitelt (Hülsmann/Müller 1999, 8). Unter geomorphologischen Gesichtspunkten handelt es sich um Sand-haken.

station. Sie ist Schauplatz verschiedener Ereignisse landes- und regionalgeschichtlicher Bedeutung.

Die Insel besteht aus einer Moränenkuppe die erst im Zuge der Littorina-Transgression zur Insel wurde. Zuvor war sie im Norden mit der heutigen Schleswiger Altstadthalbinsel verbunden. Davon zeugt auch heute noch die geringe Wassertiefe von 1,5 m (MW) zwischen Insel und Altstadt. Der natür-liche Inselkörper besteht aus Fein- bis Mittelsanden sowie stellenweise kiesigem Sand.2 Bei mittlerem Was-serstand weist die Insel mitsamt den nördlichen und südlichen Sandhaken Ausmaße von 350 × 230 m auf, während sie im Kernbereich etwa 180 × 45 m groß ist. Im nördlichen Bereich erhebt sich ein über 5,0 m NN aufragender Hügel anthropogenen Ursprungs von ca. 50–60 m Durchmesser. Unmittelbar südlich dieser Kuppe befindet sich eine bis auf 3,0 m absinkende Mulde. Im südlichen Teil des Kernbereichs liegt eine plateauartige Fläche von 80 × 60 m auf ca. 2,5 m NN. An deren westlicher und südlicher Seite verläuft ein bis auf 3,5 m ansteigender Wall. Dieser lässt sich im Osten ebenfalls fassen, ist aber deutlich geringer aus-geprägt (Abb. 2; 3).

Durch ihre prominente Lage stellt die Insel bis heute einen bedeutenden topographischen Bezugs-punkt in der Stadtlandschaft Schleswigs dar. Die Insel war und ist bis heute in der Wahrnehmung der Bevöl-kerung verankert. Legenden, die bis ins 19. Jahrhun-dert zu Raubgrabungen verleiteten, der sogenannte „Möwenpreis“ und der „Möwenkönig“3, die Pacht

2 La Baume 1950; 1950b.3 Zum Brauch des Möwenpreises, einem im 18. und 19. Jh. jährlich ausgerichteten Spektakel, bei dem nach der Brutzeit auf die Möwen geschossen wurde vgl. Hülsmann/Müller 1999, 12–17. Möwenkönige wurden im 19. und 20. Jh. eingesetzt. Es handelte sich dabei um Pächter der Insel, die das Recht innehat-ten, Möweneier einzusammeln (Hülsmann/Müller 1999, 38–42).

Castrum quod Slesvig villam speculatorUntersuchungen zur Möweninsel in der Schlei vor Schleswig

von

Fe l i x Rö s ch , U l r i ch Mü l l e r und Wa l t e r Dör f l e r, Kiel

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durch den Naturschutzverein Jordsand 1990 sowie die jüngsten Maßnahmen zur Erosionsprävention unter Mitwirkung Schleswiger Fischer zeigen dies eindringlich.4 Angesichts dieser vielfältigen Überlie-ferungen liegt es nahe, dass die Möweninsel immer wieder in das Interesse von Historikern und Archäo-logen rückte.5 Anders als die umfassenden außer-wissenschaftlichen Aktivitäten zur und auf der Insel sind allerdings kaum tiefgreifende wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt worden. La Baume

4 Müllenhoff 1975, 143–144; 369–370; Hülsmann/Müller 1999, 7 f.; Jennert 2013.5 Umfangreichere Nennungen, die allerdings weit von einer Vollständigkeit entfernt sind, finden sich u.a. bei La Cour 1972; Loewe 1998, 287–288; Nakoinz 2005a, 102–103; Kat. 2; Bela-sus 2004, 21–25.

führte 1950 mit Laien eine mangelhaft dokumen-tierte Grabung durch,6 und im Zuge der Dokumen-tation und Auswertung des „Möweninselwracks“7 erfolgte nur eine kurzfristige Prospektionen. Die wissenschaftlichen Arbeiten beschränkten sich weit-gehend auf Hypothesen zu Insel und Burg. In den Jahren 2012 und 2013 erfolgten daher archäologi-sche Prospektionen auf und an der Insel.8 Das Ziel der Arbeiten war:

6 La Baume 1950b.7 Belasus 2004; 2009.8 Die Arbeiten erfolgten begleitend zum Projekt „Zwischen Wikingern und Hanse“ (Träger: Archäologisches Landesmuseum Schleswig, Christian-Albrechts Universität Kiel) der VW-Stif-tung. Siehe hierzu u.a. Hilberg/Rösch/Schimmer 2012; Müller/Rösch/Schimmer 2014; Rösch im Dr.

Abb. 1 Verortung der Möweninsel bzw. des Möwenbergs vor Schleswig in der inneren Schlei (© GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.LVermGeoSH.schleswig-holstein.de] ATKIS®Basis-DLM 2013, DTK 5, bearbeitet durch J. Cordts).

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Abb. 2 Digitales Geländemodell (DGM) und TK 1:5000 der Möweninsel mit den Grabungsschnitten von 1950 (1), den bei 1981 Flachwasser dokumentierten Pfahlstellungen (2), den 1993 dokumentierten Backsteinanhäufungen (3) und den Fundort des Mö-weninselwracks (4; Karte F. Rösch auf Grundlage von © GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.LVermGeoSH.schleswig-holstein.de]

ATKIS®Basis-DLM 2013, DGM1, DTK 5, bearbeitet durch J. Cordts).

Abb. 3 Auf Grundlage von Laser Scan Daten erstelltes 3D-Modell (4–fach überhöht, interpoliert) der Möweninsel. Durch künstli-che Überhöhung und höhenspezifischen Einfärbung treten auch kleinste Unterschiede im Relief deutlich hervor (Modell A. Rösch auf Grundlage von © GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.LVermGeoSH.schleswig-holstein.de] ATKIS®Basis-DLM 2013, DGM1,

bearbeitet durch J. Cordts).

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– Zusammenfassung der bisher vorliegenden Quellen und Daten.

– Untersuchungen zum Aufbau der Insel und zur Beschaffenheit der möglichen Burganlagen so-wie deren zeitliche Einordnung.

– Untersuchung der Pfahlreihen im nördlichen Flachwasserbereich der Insel.

2. Ü b e r l i e f e r u n g u n d F o r s c h u n g s g e - s c h i c h t e

2. 1. Schrift- und Bildquellen

Die Möweninsel und die Burg („Juriansborg“, „Jürgensburg“, „St. Georgsburg“)9 wird in einer Reihe von Schriftquellen erwähnt, deren Angaben allerdings wenig eindeutig sind und von Archäologen wie Histo-rikern unterschiedlich bewertet werden. Dies gilt vor allem bei historischen Ereignissen, die nur indirekt mit der Burg verknüpft werden, jedoch keine explizite Erwähnung dieser enthalten. Einigkeit besteht darin, dass das ergastulum10, castellum11, castrum12 sowie die ab 1216 als iurisborgh13 und 1291 als Juriansborgh14 erwähnte Anlage einer Fortifikation auf der Möwen-insel gleichzusetzen ist. Dies folgt aus weiteren Anga-ben, in denen die Burg sinngemäß als „in der Schlei vor Schleswig liegend“ genannt wird.

Eine mögliche, aber umstrittene Ersterwähnung der Burg erfolgte bereits 1105.15 Da vergleichbare Hinweise fehlen, bleibt der Bezug zur Möweninsel fraglich.16 Erst ab 1130 häufen sich die Quellen, die mit einer Burg in Verbindung gebracht werden kön-

9 Jürgen ist eine Namensvariante von Georg. Beide stehen für denselben Schutzheiligen. Die Bezeichnung Jürgensburg für die fortifikatorischen Reste auf der Möweninsel ist in der deutschspra-chigen Literatur am weitesten verbreitet und soll auch hier ver-wendet werden. Zur Namensherkunft gibt es zwei sich gleichende Theorien, wobei sie aufeinander aufzubauen scheinen. A. Sach (1875) führt an, die Burg habe diesen Namen erhalten, weil das Schleiufer westlich der Schleswiger Altstadt St. Jürgen als Schutz-patron geweiht war. J. Petersen (1997, 28) erwähnt St. Georg als „Schutzpatron der ganzen Umgegend“. Nach Einschätzung Chr. Radtkes (Freundl. mündl. Mittl. 2014) ist jedoch völlig unklar, wie der Name zustande kam.10 Saxo XIV, 435.11 Langebek I, 385.12 La Cour 1972, 74.13 SHRU I. 319.14 SHRU II. 780.15 Loewe 1998, 287–288; Nakoinz 2005a, 102–103; Kat. 2.16 Vgl. Petersen 1957, 19–20; La Cour 1972, 74 ff.; Radtke 1977; Petersen 1997, 27–28.

nen. In ostii Slesuicensis ergastulum17 sowie in weiteren Quellen noch castrum quoddam prope Slesvicum18 und castrum quod Slesvig villam speculatur19 genannt, wird Christiernus, ein Verbündeter des (Gegen-) Königs Erich Emune, eingesperrt, nachdem er von König Niels aufgegriffen wurde. Nach Chr. Radtke20 fand dieses Ereignis wahrscheinlich im Jahre 1132 statt. Zwei Jahre später findet die Burg erneut Eingang in die Schriftquellen, als sie 1134 als Gefängnis er-wähnt wird. König Niels unterlag im Juni 1134 in der Schlacht bei Fodevig (Schonen) Erik Emune und seinen Verbündeten. Daraufhin floh er nach Schles-wig und wurde in der aula regia von aufgebrachten Schleswigern ermordet.21 Die Söhne Björn und Erich von Erik Emunes Halbbruder Harald Kesia, der auf der Seite Niels stand, werden im castellum quod est ante portum Slesvig22 zunächst gefangen gehalten und anschließend in der Schlei ertränkt23. Die Jürgens-burg diente offenbar als Gefängnis für hochrangige Feinde, und womöglich waren bereits die vom könig-lichen Statthalter in Schleswig, Knud Laward (1096–1131), 1128/1130 gefangengehaltenen slawischen Fürsten Pribislaw und Niklot hier untergebracht24.

Die Quellen belegen, dass die Burg bereits zu Beginn der 1130er Jahre, allerspätestens aber 1134 existierte. Prinzipiell kann auch von einem früheren Errichtungsdatum ausgegangen werden. Nach Chr. Radtke 25 könnte die Burganlage bereits um 1120 er-richtet worden sein. Auf die Initiative Knut Lawards wurden aufgrund von Piratenüberfällen in der Schlei Befestigungsmaßnahmen durchgeführt. Eine weitere Erwähnung soll 1171 erfolgt sein.26 Dieses Datum bezieht sich auf die in der Knytlingasaga genannte Verlobung von König Knud mit Getrud, der Tochter Heinrich des Löwen. Da der Ort der Verlobung strittig ist,27 bleibt die Erwähnung unsicher. Rund 30 Jahre später regelt § 30 der um 1200 kodifizierten ältesten Version des Schleswiger Stadtrechts, dass alle den Ha-fen verlassenden Schiffe am castellum Zoll entrichten mussten. Alle einlaufenden Schiffe waren hingegen

17 Saxo XIV, 435.18 Langebek I, 385.19 La Cour 1972, 74.20 Radtke 1977, 32.21 Radtke 1977, insb. 30–32; 1995, 72.22 Langebek I, 385.23 Radtke 1977, 3324 Helmold 49.25 Radtke 1977, 39; 1981a.26 Loewe 1998, 288.27 Radtke 1977, 33–34.

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an der Schleimündung zollpflichtig.28 Die nächsten Nennungen fallen auf die Jahre 1215 und 1216, in denen König Waldemar II. auf der iurisborgh29 drei Urkunden30 ausstellt, eine davon für Lübeck.31

Im Jahre 1237 findet auf der Burg die Hoch-zeit zwischen dem schleswigischen Herzog Abel und Mechthild, der Tochter des holsteinischen Grafen Adolf IV. von Schauenburg statt, und 1250 wird Herzog Abel (1218–1252) von seinem Bruder, Kö-nig Erich IV. „Plogpenning“ (1216–1250) nach jah-relangen Machtstreitigkeiten auf der Jürgensburg be-sucht. Nach anfänglich friedlicher Atmosphäre lässt Abel Erich jedoch gefangen nehmen, über die Schlei entführen, erschlagen und mit Eisen beschwert bei Missunde versenken. Dieser Tat verdanken wir die wahrscheinliche Darstellung der Burg, da Erich kurz nach seinem Tod zum Märtyrer stilisiert und seine Passion in vier Großfeldern des Deckengewölbes in der Ringstedter Kirche dargestellt wurde. Die ers-ten beiden Felder, die in den letzten Dekaden des 13. Jahrhunderts entstanden, zeigen Erich auf einer

28 Petersen 1957, 19; La Cour 1972, 76.29 SHRU I. 319.30 Während La Cour (1972, 75) von drei Urkunden spricht, erwähnt Sach (1875, 57) nur zwei.31 La Cour 1972, 75; Radtke 1977, 34.

Abb. 4 Ausschnitt von zwei Bildzyklen der Passion Erich IV. vom Deckengewölbe der Ringsteder Kirche (spätes 13. Jh.). Die Bilder links und rechts neben der Darstellung von Königin Agnes zeigen den König beim Spiel und bei der Abendmahlsgabe in einer von Wasser umgebenden Burganlage – der Jürgensburg? („St.-Bendts-Kirche [Ringsted]“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bear-

beitungsstand: 4. 4. 2014, bearbeitet durch J. Cordts und I. Reese).

von Wasser umgebenen Befestigung mit Zinnen. Das erste Feld stellt Erich beim Brettspiel mit einem Gefolgsmann Herzog Abels, das zweite der Abend-mahlsgabe durch einen Priester dar (Abb. 4).32 Auch wenn es sich bei der Befestigung um die Jürgens-burg handelt, ist die Darstellung kaum als realistisch einzustufen. Dies mag auch für die Abbildung einer Burg auf dem ältesten, um 1250 datierenden Schles-wiger Stadtsiegel gelten. Eine zinnenbewehrte Mauer und ein dahinterliegender Turm, die von Wasser um-flossen sind (Abb. 5),33 sind typische Elemente von Stadtsiegeln und finden sich vergleichbar auf den Siegeln aus Plön und Lütjenburg.34

Bereits 1291 wird die Jürgensburg in einem Privileg Herzog Waldemars IV. als castrum antiqu-um, also als alte ggf. verfallene Burg, bezeichnet. Zugleich liefert die Quelle auch eine Beschreibung des zur Stadt Schleswig gehörenden Schleigebiets. Die westliche Grenze stellt dabei das castrum anti-quum quod Juriansborgh dicitur dar.35 Diese Quelle ist gleichzeitig die erste, in der der Name „Jürgens-burg“ zusammen mit einer geographischen Veror-

32 Radtke 1977, 40; Hoffmann 1977, 56–60; Kaspersen 1989.33 Petersen 1957, 20; Stoob 1973.34 Christiansen 1950.35 SHRU II. 780.

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tung auftritt. Dass die Jürgensburg nunmehr als eine „alte Burg“ tituliert wird, verwundert nicht. Im Jahre 1268 erwirbt Herzog Erich von Schleswig im Rahmen eines Tauschgeschäftes die bischöfliche Burg (Neu-) Gottorf/Gottorp minor und ließ sie mit großem Aufwand (sumptibus maximus) (um)bauen. Neu-Gottorf befand sich am Standort des heutigen Barockschlosses, und Untersuchungen der Baudenk-malpflege belegen die Errichtung einer massiven Wehrmauer im späten 13. Jahrhundert.36 Es kann also davon ausgegangen werden, dass der Herzog die Jürgensburg kurz nach dem Erwerb Neu-Gottorfs verließ.

In Überlieferungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit erscheinen die Möweninsel und ihre Baulichkeit nur noch selten. Nachdem die Quel-len rund 100 Jahre schweigen, wird 1416 die Beset-zung der Möweninsel durch den Dänenkönig Erich VII. von Pommern (1382–1459) genannt. Im spä-ten 16. Jahrhundert lässt Herzog Johann Adolf von Schleswig-Holstein (1526–1586) auf der Möwen-insel ein Haus errichten. So bildet die Schleswiger Stadtansicht von Braun-Hogenberg aus dem Jahre 1584 ein Haus mit rotem Ziegeldach und vier trauf-seitigen Fenstern ab (Abb. 6), an dessen Realismus allerdings gezweifelt wird.37 Der zum Bild gehörige Kartuschentext spricht von der Burg des heiligen Ge-org, bemerkt aber, dass sie allgemeinhin als „Jurgens Burch“ bezeichnet wird.38 Aufschlussreich ist die 1583 verfasste Topographie der Stadt Schleswig von Adam Thraziger, dem Kanzler des Herzogs. Thrazi-ger schreibt, dass im vergangenen Jahr (also 1582) die Grundmauern der Burg in der Erde gefunden worden seien und diese „mühsam mit Mauern auf-geführt“ sind.39 Dieser „Bodeneingriff“ erfolgte im Zuge des Baus des Herzogshauses, was wiederum aus der Schleswig-Beschreibung Heinrich Rantzaus her-vorgeht. In ihr werden die Errichtung durch Herzog Adolf und die aufgedeckten Fundamente erwähnt.40 Aus den frühneuzeitlichen Quellen erfahren wir auch erstmals von der Existenz von Brücken und Dammanlagen die zur Möweninsel führten. So soll laut Thraziger41 ein Damm von Südufer der Schlei

36 Wiesinger 2009, 16–27.37 Unverhau 1983, 91–92.38 Unverhau 1979, 43; 1983, 91–92.39 Philippsen 1931.40 Unverhau 1979, 81.41 Ähnlich äußern sich auch Braun-Hogenberg sowie Heinrich Rantzau (Unverhau 1979, 78–81).

bei Haddeby über die Möweninsel nach Norden zur Stadt Schleswig geführt haben. Dieser würde in Tei-len bei Westwinden sichtbar und von Ortskundigen als Furt benutzt. Da Thrazinger Schleswig, die Mö-weninsel und die Überreste Haithabus einschließlich der Hochburg als Teil einer ehemals zusammenhän-genden Stadt versteht,42 ist der konkrete Bezug zur Insel jedoch nicht eindeutig.

Dem Aufschwung der Kartographie im 17. und 18. Jahrhundert sind mitunter recht präzise Angaben zur Insel und ihren Landverbindungen zu verdanken. Dämme tauchen etwa ein halbes Jahrhundert später in den Schleiatlanten Johannes Mejers von 1641 und 1649 auf.43 In der Version von 1641 ist eine als „alte dam“ bezeichnete Wegstrecke zu sehen, die in einem Abschnitt von der westlichen Altstadt auf den östlichen Inselteil zuläuft und im weiteren Verlauf, von der Südseite kommend am Nordufer der Schlei auf Höhe des heutigen Campingplatzes Haithabu an der Haddebyer Chaussee endet (Abb. 7). 1649, in der zweiten Fassung, wird die Strecke hingegen als Alte Brugke bezeichnet und läuft von der Insel, einen kleinen Knick machend, direkt nach Süden aufs Ufer zu (Abb. 8). In beiden Quellen findet sich der Name der Burg (Vestig S. Jurgensburg/Iurgensborg) sowie erstmals die Bezeichnung Mewenbarg.44

Eine weitere bildliche Darstellung und Beschrei-bung findet die Möweninsel in Generalmajor Za-charias Wolffs (1722) „Practischer Kriegsbaukunst“ von 1722.45 Auf der Skizze, auf der sich „Beobach-tung und Phantasie“46 mischten, ist die Möweninsel erstmals mit ihren charakteristischen Sandhaken abgebildet, ansonsten wirken Insel und Burg stark stilisiert. In seiner Beschreibung gibt Wolff folgendes zur Signatur auf dem Möwenberg an: Der Keller von der alten Jürgens Burg, alwo man noch Steine siehet, über welches 1580 noch ein gemeuertes Haus gestan-den. Unter der Signatur am Nordufer der Insel findet auch die Brücke Erwähnung: Alhie ist in alten Zeiten die Brücke gegangen nach der Stadt, wovon man noch die Spur findet bey einen starken anhaltenden West-wind.47 Diese nach starken Westwinden sichtbaren Pfahlreste werden in zahlreichen darauf folgenden

42 Philippsen 1931.43 Vgl. Unverhau 198544 Zum Namen der Insel und Geschichte der dort ansässigen Seevogelkolonie vgl. Hülsmann/Müller 1999; Hülsmann 2007.45 La Cour 1972, 76–77.46 Christiansen 1950.47 Wolff 1722; Christiansen 1950; La Cour 1972, 76–77.

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Abb. 5 Siegel der Stadt Schleswig ab ca. 1250 (nach Stoob 1973; Original im Stadtarchiv Schleswig, bearbeitet durch J. Cordts).

Abb. 6 Abbildung der Möweninsel mitsamt Gebäude aus der Schleswiger Stadtansicht von Frans Braun und Georg Hogenberg

1584 (bearbeitet durch J. Cordts und I. Reese).

Abb. 7 Kartenausschnitt aus dem Schleiatlas von Johannes Me-jer in der Ausgabe von 1641 (bearbeitet durch J. Cordts).

Abb. 8 Kartenausschnitt aus dem Schleiatlas von Johannes Me-jer in der Ausgabe von 1649 (bearbeitet durch J. Cordts).

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Abhandlungen und Kartenwerken über Schleswig immer wieder zur Sprache gebracht oder illustriert48.

Auch die „Special=Charte der Gegend um Schles-wig“ von 1761 verzeichnet eine brückenartige Anlage am Ende des südlichen Sandhakens.49 Hierzu passt die Erwähnung von Überresten zweier Schiffe, die bei starkem Westwind vor der Möweninsel zum Vorschein traten50 und 1822 in der Schleswiger Chronik des Ni-colas Helduarders Eingang fanden. Die Textstelle ist zugleich die erste und bis 2000 einzige Erwähnung von Schiffsfunden im Kontext der Möweninsel.51

„Leichtgläubige Stadt- und Landleute“ suchten die Insel des Nachts auf, um dort „mit Hacken und Schaufeln versehen […] den verborgenen Nachlass ihrer Vorfahren an das Tageslicht zu bringen“.52 J v. Schröder erwähnt indes nicht nur von Legenden, welche die Insel umranken, sondern weiß auch von Mauerwerk als Überrest der ehemaligen Burganlage zu berichten.53

Die Zeit zwischen dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864) bot für die Insel eine neue Nutzungsperspekti-ve. Dänemark verstärkte ab 1861 die bereits aus dem Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) exis-tierenden Danewerkstellungen und verlegte im Zuge dessen auch eine Reihe von Anlagen vom Haithabuer Halbkreiswall und aus Busdorf nach Schleswig. Da-bei wurde auch eine Fleche, eine Pfeilschanze, im nördlichen Teil der Möweninsel angelegt und mit vier Kanonen54 bestückt. Ein sich im Bau befindli-ches Pulvermagazin konnte vor Ausbruch der Kampf-handlungen nicht mehr zum Abschluss gebracht wer-den. Die Fleche war Teil von Schanze I im mittleren Abschnitt der drei Danewerkstellungen, zu der neben der Hauptschanze auf der Halbinsel Öhr westlich der Möweninsel auch eine Batterie auf dem Holm zählte. Ihre Funktion lag in der Kontrolle und Bestreichung

48 Vgl. v. Schröder 1827, 37; Sach 1875; Philippsen 1924, 58; Christiansen 1950; Petersen 1957, 20; Klatt 1972, 73–74; Vogel 1983, 34–35.49 Petersen 1957, 16–20.50 Jürgensen 1822, 14.51 Belasus 2009, 90.52 v. Schröder 1827, 36.53 v. Schröder 1827, 36 ff.54 Während P. F. L. Hoffmann (1914, 50) von zwei Kanonen spricht, zitiert H. Philippsen (1928, 255–256) einen kurz nach der Besetzung der Verteidigungsanlagen angefertigten amtlichen Bericht, in dem von vier aufwendig verzierten 18-Pfündern die Rede ist, die im Flachwasser vor der Insel angetroffen wurden. A. Herz-Christiansen (2004, 51) erwähnt wiedrum vier 12-Pfünder mit gezogenen Läufen.

der Haddebyer Chaussee.55 Als die Dänen sich wäh-rend des Krieges am 5. Februar 1864 zum Rückzug entschlossen, wurde die Fortifikation aufgegeben und die Geschütze ins Wasser geworfen. Drei Jahre nach der Niederlage Dänemarks im Oktober desselben Jah-res wurde die Schanze auf der Möweninsel geschleift.56 Der fortifikatorische Charakter indes blieb: Im Sep-tember 1868 errichtete man hier anlässlich des Schles-wig-Besuchs Kaiser Wilhelms I. eine Holzburg.57

2. 2. Die archäologischen Untersuchungen zwischen 1935 und 2005

In den Fokus archäologischen Interesses rückte die Möweninsel erstmals 1935, als im Zuge von Sandaus-baggerungen in 4–5 m Tiefe ca. 150 m westlich der Insel, tausende, größtenteils aus Flint bestehende Fun-de sowie eine wikingerzeitliche Parierstange zu Tage traten. Die neolithischen Artefakte deuten auf einen mittelsteinzeitlichen Siedlungsplatz, der im Zuge der Littorina-Transgression überflutet wurde58. Zur wi-kingerzeitlichen Parierstange von 1935 gelangte 1949 noch ein Knauf aus privatem Nachlass. Beide sind aus Bronze gefertigt und scheinen aufgrund von Patina und Ornamentik vom selben Schwert zu stammen. Die Bestandteile des Schwertes lassen sich als Typ W nach J. Petersen klassifizieren59 und gehören nach P. La Baume in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.60

Unter P. La Baume (Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte) fand 1950 die erste und bislang ein-zige Ausgrabung auf der Insel statt. Die Ergebnisse wurden in einem dreiseitigen Grabungsbericht, einer sehr groben Skizze der Schnitte und einer Reihe von Photos festgehalten. Die Grabung hatte das Ziel, die postulierte Existenz der mittelsteinzeitlichen Sied-lung sowie einer wikingerzeitlichen Burganlage zu überprüfen.61 Dazu ließ Grabungsleiter P. La Baume mithilfe von Jugendlichen des Jugendaufbauwerks (JAW) auf der Insel im Herbst/Winter 1950 einen N-S ausgerichteten Schnitt von 92 m Länge über die Insel legen. Hinzu trat noch ein O-W-ausgerichteter Schnitt, zu dessen Länge zwar keine Angaben vorlie-

55 Herz-Christiansen 2004, 51–53.56 Hoffmann 1914, 50; Philippsen 1926, 116; 1928, 247–258.57 Philippsen 1924, 60.58 La Baume 1950.59 Petersen 1919, 156 ff.; Abb. 123.60 La Baume 1954.61 La Baume 1950b.

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125

gen, der sich jedoch anhand des Grabungsplans (s. u.) auf etwa 25 m Länge rekonstruieren lässt. Beide Schnitte waren an der Sohle 1 m breit und wurden in einigen Bereichen aufgrund des Reliefs bis auf 3,6 m Breite ausgeweitet, um ein Abrutschen der Profil-wände zu verhindern. Die genaue Lage der Schnitte auf der Insel findet sich weder im Grabungsbericht noch auf dem zugehörigen Grabungsplan, sodass sie

anhand von Photos und Laserscandaten rekonstru-iert werden musste (Abb. 2).

Folgende Beobachtungen wurden von La Baume (1950b) dokumentiert: im südlichen Teil des Schnitts bestanden die ersten 40–60 cm aus Möwendung62,

62 Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um den stark humo-sen Oberboden, für gewöhnlich als A-Horizont betitelt.

Abb. 9 Die über Jahrhunderte immer wieder bei Niedrigwasserständen im nördlichen Inselteil dokumentierten parallelen Pfahlrei-hen von knapp 35 m Länge. Deutlich ist die Schräglage der innenliegenden Pfähle der Doppelpfähle eines Jochs erkennbar (Archiv Archäologisches Landesmuseum in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, bearbeitet durch J. Cordts).

Abb. 10 Die 1981 dokumentierten Pfahlstümpfe im nördlichen Inselteil (Zeichnung J. Cordts auf Grundlage der analogen Zeichnung von W. Karrasch im Archiv des Archäologisches Landesmuseum in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf ).

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126

darunter grauer Sand, der teilweise mit Brandstrei-fen durchzogen war. Der Ausgräber führt diese auf Vegetationsbrände zurück. Beide Schichten waren mit Backsteinbruch63 durchsetzt. 1,5 m unter der Ober-fläche wurde zwischen 35–40 m (von Süden) der aus hellgelbem und darunter aus kiesigem Sand beste-hende gewachsene Boden angetroffen. Ab Meter 40 durchschnitt die Grabung dann die „wallartige Erhö-hung“ in der Backsteinschutt angetroffen wurde. Zwi-schen 58,4 und 63,4 m trat 2,4 m unter der Oberflä-che ein Mauerwerk aus Backsteinen im Klosterformat (26,5 × 12,5 × 9,0 cm) auf, das von La Baume als die südliche Fundamentecke eines Bauwerks angespro-chen wird. Darüber fanden sich Kalkmörtelschichten.

Nördlich daran anschließend wurde ein 2,0 m höher liegendes Schichtpaket aus Backsteinbruch und Mörtel angeschnitten, welche als 7,0 m breite „Zie-gelschuttmauer […] nach Art der heutigen Beton-bauweise“ beschrieben wird. Unter dieser Mauer fand sich ein Bruchstück innenglasierter, roter Irdenware vom Funktionstyp Grapen. La Baume vermutet in dieser Schuttmauer einen Zusammenhang mit dem 1582 errichteten Haus Johann-Adolfs von Schleswig-Holstein. Auf der „Ziegelschuttmauer“ wurde zudem eine Felssteinsetzung dokumentiert. Wahrscheinlich aufgrund von stratigraphischen Gesichtspunkten bringt La Baume die Möglichkeit ins Spiel, sie könne mit der dänischen Schanze zusammenhängen.

Die letzten 21 m des Schnitts von 71–92 m durch-laufen dann den nördlichen Teil des Hügels. Hier wur-de kein Backstein(bruch) mehr angetroffen, sondern nur Sandschichten, die von sehr festen organischen Schichten („torfartige Erdmasse, die mit viel Busch-holz durchsetzt ist“) durchzogen waren. Im bei 55,5 m nach Westen laufenden zweiten Suchschnitt wurde ebenfalls eine Backsteinmauer auf der gleichen Tiefe angetroffen. Sie wies an mehreren Stellen Beschädi-gungen auf. Nach La Baume wurden diese Backsteine bewusst herausgebrochen.64 Weiter im Westen fanden sich zwei parallele Steinsetzungen, die der Ausgräber als Abstützung eines Ringwalles interpretierte. Im Osten der Backsteinmauer, dort wo der Schnitt die Mulde im Möwenberg durchquert (Abb. 2, B), fand sich zudem Backsteinschutt von geringer Mächtigkeit und ein weiteres Stück glasierter roter Irdenware.65

63 Es wird zwischen „Backstein“ für Mauerwerk und „Zie-gel“ bzw. „Ziegelstein“ für Dachdeckung differenziert (Binding/Linscheid-Burdich 2002, 260–266).64 La Baume 1950b.65 La Baume 1950b.

Neben den Siedlungsresten auf der Insel standen hölzerne Pfähle, die insbesondere bei Niedrigwasser-ständen beobachtet werden konnten, im Blickpunkt des Interesses. Sofern nicht anders erwähnt, werden damit immer die parallelen Pfahlreihen unmittelbar nordwestlich des nördlichen Sandhakens beschrie-ben (Abb. 2; 9). So wurden die Pfähle in den Jahren um 1930,66 1962,67 1967 und 197768 gesichtet und fotografiert. 1973 oder 1979 wurden zwei Pfahlköp-fe für 14C-Datierungen abgesägt.69 1976 wurde eine dreiteilige Pfahlkonstruktion dokumentiert und als einer Holzbrücke zugehörig beschrieben.70 Niedrig-wasser im Herbst 1981 ermöglichte eine genauere Dokumentation der Pfahlreihen durch V. Vogel.71 Die Pfähle sind mehrheitlich in zwei parallele Reihen zu je etwa 30 Hölzern aufgeteilt und beginnen 125 m nördlich des auf dem Hügel befindlichen Messpunk-tes. Die Reihen sind je 30 bzw. 35 m lang und stehen 4–5 m auseinander (Abb. 10). Zwei Pfähle wurden zur dendrochronologischen Beprobung abgesägt, er-brachten jedoch kein Ergebnis. Zusätzlich konnten am gegenüberliegenden, südwestlichen Ufersaum der Altstadthalbinsel ebenfalls Pfähle beobachtet werden.72

Nur ein einziges Mal wird in den 1960er Jahren eine südlich der Insel liegende Pfahlreihe durch ei-nen Laien auf der Haddebyer Chaussee gesichtet, der diese als in östliche Richtung verlaufend beschreibt. Im Jahre 1993 wurden durch J. Meyer neben den bereits bekannten Pfählen an der Möweninsel und dem gegenüberliegenden Ufer auch Stellungen zwi-schen diesen beiden Fundplätzen entdeckt.73 Wei-terhin nennt er Reste einer weiteren Struktur am östlichsten Zipfel des nördlichen Nehrungshakens. Dort konnte Meyer vier bis fünf Backsteinkonzen-trationen von 3–6 m Durchmesser dokumentieren. Diese verlaufen mit einem Abstand von 10–20 m in nördlicher Richtung auf die Altstadt zu und weisen teilweise darin verankerte Hölzer auf (Abb. 2). 13 Jahre später maß W. Kramer die bekannten Pfähle

66 La Cour 1972, Abb. 37.67 Klatt 1972.68 Vogel 1983, Anm. 33.69 Die beiden Fundzettel geben zwar jeweils den gleichen Tag an, unterscheiden sich doch in den Jahren. Die Proben befinden sich im Kühlschrank der Archäologischen Zentralwerkstatt des ALMSH. Eine Datierung ist bislang nicht erfolgt.70 Vogel/Karrasch 1976.71 Vogel 1983, 34–35.72 Vogel 1983, 34–35; Anm. 33.73 Meyer 1993.

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127

an Insel und der Altstadt ein74 und ließ acht Pfähle erneut erfolglos dendrochronologisch beproben.

Neben den Pfählen ist noch auf die Überres-te eines in 1,2 m Tiefe liegenden Schiffes am Ende des südlichen Nehrungshakens hinzuweisen. Die-ses wurde 2000 entdeckt und im selben Jahr sowie 2003 durch W. Kramer (Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein) und die „Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie“ (AMLA) des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts Universität zu Kiel dokumentiert. Bei dem etwa 15 m langen und 4 m breiten Schiff handelt es sich um einen mittelgroßen Frachtsegler in nor-discher Klinkerbauweise. Er wurde um/nach 1163 gebaut und konnte zwischen 10 und 25 t zuladen.75

3. Un t e r s u c h u n g e n 2 0 1 2 – 2 0 1 3

Ausgehend von Daten, Ergebnissen und Inter-pretationen der zwischen 1935 und 2005 erfolgten Arbeiten wurden in den Jahren 2012 und 2013 Pro-spektionen durchgeführt.76 Diese umfassen Bohrun-gen und Einmessungen auf der Insel, Tauchsondagen mit Einmessung sämtlicher sichtbaren Pfähle und Backsteinschüttungen zwischen Altstadt und Insel sowie 14C-Datierungen der Dendroproben von 1981 und 2005.

3. 1. Bohrprospektionen

Das Ziel der Bohrprospektionen war die Daten-gewinnung, um den Aufbau der Insel sowie anthropo-gene Strukturen zu klären. Die Morphologie der Insel wurde in jüngerer Zeit durch menschliche Eingriffe immer wieder beeinflusst oder gezielt verändert.77 So

74 Die Daten der DGPS-Vermessung liegen den Verfassern nicht vor.75 Belasus 2004; 2009; Crumlin-Petersen 1999.76 Die Leitung hatte Felix Rösch. Beteiligt waren Taucher und Taucherinnen der AMLA sowie des Maritime Archaeology Pro-gramme der Universität Esbjerg, Dänemark. Die GPS-Einmes-sung erfolgte durch Ralf Bleile, Archäologisches Landesmuseum/Schleswi-Holstein. 77 Die Vegetationsdecke der Insel besteht im ufernahen Be-reich hauptsächlich aus brackwassertoleranten Pflanzen, insbe-sondere Engelwurz, während landeinwärts treten Sumpfgän-sediestel, Ackerdiestel, Zottiges Weidenröschen, Zaunwinde, Ampfer und Bittersüßer Nachtschatten auftreten. Der Hügel ist mehrheitlich mit Wolligem Honiggras bestanden. Bäume finden sich keine (Hülsmann 2007, 179). Umsäumt war die Insel jahr-

wurden Sicherungsmaßnahmen zur Erosionspräven-tion an den Sandhaken durchgeführt. Dafür wurde Bauschutt aufgebracht und Faschinen angelegt. Im Zuge der Ausbauarbeiten des Schleswiger Yachthafens 2012–2013 wurde das Baggergut hydromechanisch im Umfeld der Insel aufgespült: einerseits unmittelbar westlich der Insel, andererseits zwischen südlichem Sandhaken und Inselkern. Die dadurch entstandenen großen Spülsandflächen wurden mit Faschinen be-festigt. Weitere Eingriffe fanden im Vorfeld der Lan-desgartenschau 2008 statt, als der Flachwasserbereich zwischen Insel und Altstadt für den Schiffsverkehr vertieft wurde.78

hundertelang von einem Schilfgürtel, der in den letzten Jahren aber zunehmend verschwunden ist (Jennert 2013; Wolff 1722.).78 Freundl. mündl. Mitteilung Gerd Ross 2012.

Abb. 11 Über den Kernbereich der Möweninsel gelegtes Raster von 78 Bohrungen. Die Balken kennzeichnen die Lage der Profile (Karte F. Rösch auf Grundlage von © GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.LVermGeoSH.schleswig-holstein.de] ATKIS®Basis-

DLM 2013, DTK5 bearbeitet durch J. Cordts).

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128

Um die Stratigraphie der Insel systematisch zu erfassen, wurde über den Kernbereich ein Bohrraster mit Abständen von 20 m gelegt. Auf vier Achsen, die über als besonders aussagekräftig eingestuftes Relief verliefen, wurden die Abstände verkleinert (Abb. 11). Im Fall der Achsen I, O und 6 auf 10 m, bei Achse 7 (I–XX) auf 2 m. Diese Maßnahme galt vor allem dem Hügel sowie einer im digitalen Geländemodell (DGM) sichtbaren rechteckigen Struktur im Sü-den (s. u.). Durch Auspflocken des Rasters mittels Kompasspeilung und Fluchtung wurden so insge-samt 75 Bohrpunkte markiert, die dreidimensional eingemessen wurden. Die Bohrungen fanden mit Pürkhauer Handbohrgestängen statt, die für Kerne von 2 cm Dicke und 2,0 m Länge ausgelegt waren. Die Bestimmung der Schichten erfolgt unter Zu-hilfenahme der Bodenkundlichen Kartieranleitung und der Munsell Soil Colour Charts.79 Es wurden die Schichtabfolgen mit Gesteinsart, Körnungsgrö-ße, Humositätsgrad, Farbe und anthropogenen Re-likten aufgenommen (Tab. 1). Zusätzlich gelang es, zwei Profile von etwa 1 m Länge im nordwestlichen Teil des Hügels zu dokumentieren und einzumessen. Hier war durch Wellenerosion der Fuß des Hügels beschädigt worden, sodass durch Abstechen der Erosionskante zwei saubere Profile aufgeschlossen werden konnten.

3. 1. 1. Natürliche Schichten

Die natürliche Moränenkuppe der Insel besteht nach den Angaben La Baumes mehrheitlich aus Mit-tel- bis Feinsanden.80 Das konnte durch eine Reihe von Bohrkernen, die in die natürlichen Schichten reichten, sowie den beiden Profilaufschlüsse bestä-tigt werden (Abb. 11). Besonders bei Letzteren hob sich der gewachsene Boden deutlich von den anth-ropogenen Schichten ab (s. u.). Er besteht hier aus Mittelsand von rotbraun-gelblicher Färbung der im oberen Bereich humos ist. Nach unten hin wird der Humositätsgrad zunehmend geringer, bis nach ca. 30–40 cm ein gänzlich ahumoses Niveau erreicht ist. Zudem ist der Sand mit waagrechten Torfbändern von max. 1 cm Stärke durchzogen, die ebenfalls nach unten hin abnehmen. Im nach Osten gerichteten Profil 1 (Abb. 12) verläuft diese Sandschicht auf etwa

79 Ad-hoc-AG Boden 2005; Munsel 1975. Im Folgenden wer-den für die Schichtansprachen nicht die Munsell Codes verwen-det, sondern deren decodierte Angaben verwendet.80 La Baume 1950; 1950b.

0,7–0,8 m. Diese Höhe lässt sich im nordöstlichen Teil des nach Südosten gerichteten Profils 2 (Abb. 13) wiederfinden, während die Schicht nach Südwes-ten hin stark abfällt: über 0,5 m innerhalb eines Pro-filmeters. Ab einem Niveau von ca. 0,25 m konnte sie aufgrund der Profilunterkante nicht weiter verfolgt werden. Auch wenn beide Profilaufschlüsse recht klein sind, besitzen sie doch genug Aussagepotenzial, um einen natürlichen Sandkern im anthropogenen Hügel zu belegen.

In den 75 Bohrkernen, von denen knapp drei Viertel auf den gewachsenen Boden stießen, ist die-ser ebenfalls durch weitgehend ahumosen Sand von meist fein bis mittlerer, seltener grober Korngröße charakterisiert. Die Farbe bewegt sich im Bereich von Gelb, Rot und Brauntönen. Der Höhenverlauf dieser natürlichen Sandschicht scheint sich mit den Beobachtungen in den Profilen zu decken. Der An-stieg im Bereich des Hügels lässt auch in den Bohr-profilen nachvollziehen, wo er bis auf eine maximale Höhe von 2,15 m (Bohrkern XIII) erfasst werden konnte. Am deutlichsten stellt sich der Anstieg in der eng gesetzten Bohrstrecke I–XX dar (Abb. 14). Wei-tere hohe Werte zwischen 1,2 m und 1,8 m finden sich zudem bei L6, O9, Q6 und Q8. In den anderen Fällen war das Bohrgestänge mit 2 m zu kurz, um auf den natürlichen Boden vorzustoßen oder mächtige Backsteinschuttschichten verhinderten ein tieferes Vordringen.

In der südlichen Inselhälfte liegt das Niveau zwi-schen 0,8 m und 1,2 m mit zwei Ausreißern auf ca. 1,4 m NN. Dies deckt sich auch mit der Ausgrabung von 1950, bei der der gewachsene Boden („hellgelber Sand“81) unmittelbar unterhalb des Hügels in 1,5 m Tiefe auftritt (s. o.). Durch Abzug des dort herr-schenden Höhenniveaus von ca. 2,5 m liegt er auf ca. 1,0 m NN. Am südlichen Ende steigt der gewachse-ne Boden bei Kern E7 noch einmal auf 1,76 m NN. Drei Werte über 1,3 m auf der 4er Achse befinden sich am Westrand der Insel. Womöglich geben sie, zusammen mit E7 und dem 1,57 m hohen Punkt F6, Zeugnis über einen natürlichen Uferwall (Tab. 1).

Im Norden, Nordosten und Nordwesten des Hügels sinkt der gewachsene Boden schnell ab und liegt mit bis zu -1,34 m NN deutlich unter dem heu-tigen mittleren Wasserstand der Schlei. Im Westen konnte dies ebenfalls dokumentiert werden (I3). Im Osten wurde der gewachsene Boden nicht erreicht,

81 La Baume 1950b.

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129

Abb. 12 Profil 1. Ostprofil an der westlichen Abbruchkannte der Insel. 1 10 cm A-Horizont, darunter sehr stark humoser Feinsand; 2 im oberen Bereich stark humoser Feinsand, im unteren Bereich sehr schwach humoser Feinsand; 3 stark humoser Feinsand, im unteren Bereich durchzogen von Bändern aus Mittelsand, etwas Ziegelbruch; 4 von humosen Bändern durchzogener Mittelsand, im

oberen Bereich humos, im unteren Bereich ahumos (Zeichnung K. Greve, bearbeitet durch J. Cordts und I. Reese).

Abb. 13 Profil 2. Südostprofil an der westlichen Abbruchkannte der Insel. 1 10 cm A-Horizont, darunter sehr stark humoser Fein-sand; 2 stark humoser Feinsand, stellenweise ahumoser Mittelsand, vereinzelt feiner Ziegelbruch; 3 humoser Feinsand, durchsetzt mit grobem Ziegelbruch, vereinzelt Holzkohleflitter; 4 marmorierte Sodenschicht, bestehend aus ahumosem Mittelsand (6), stark humosem Feinsand, schwach humosem Mittel- bis Feinsand, Feinsand mit Holzkohle und vereinzeltem Ziegelbruch; 5 von humosen Bändern durchzogener Mittelsand, im oberen Bereich humos, im unteren Bereich ahumos (Zeichnung S. Schäfer/K.Greve bearbeitet

durch J. Cordts und I. Reese).

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131

da in diesem Bereich die hydromechanischen Sand-aufspülungen erfolgten (s. o.), die aufgrund ihrer Wassersättigung oft zu Kernverlusten der tieferen Schichten führten (Abb. 15).

Der Oberboden bzw. A-Horizont der Insel be-steht in den meisten Bohrprofilen aus sehr stark hu-mosen, braunem bis dunkelrötlichbraunem Fein- bis Mittelsand. In den oberen Lagen setzt er sich neben Pflanzenresten auch stark aus Möwendung zusam-men. Der A-Horizont ist meist zwischen 20 und 30 cm mächtig, was auch in den beiden Profilen doku-mentiert werden konnte. In einigen Fällen erreicht er aber Werte von bis zu 80 cm. Ein Muster ließ sich dabei nicht erkennen. 1950 wurde ein 40–60 cm starker A-Horizont im südlichen Inselteil dokumen-tiert. Der von La Baume in dieser Schicht beobach-tete Backsteingrus82 konnte in den Bohrungen aller-dings nur in wenigen Fällen nachgewiesen werden. Dahinter steht kein Muster, sondern es spiegelt sich hier lediglich eine zufällige, durch Umlagerungspro-zesse bedingte Verteilung wider (s. u.).

3. 1. 2. Anthropogene Strukturen

Die markante Morphologie legt nahe, dass ins-besondere der Hügel im nördlichen Kernbereich künstlichen Ursprungs ist. Die steil ansteigenden Hü-gelflanken haben keine Parallele im glazial geprägten Relief Schleswig-Holsteins, und der Hügel erinnert eher an hoch- bis spätmittelalterliche Motten. Dies zeigt sich deutlich anhand der DGM-1-Daten (Abb. 2) und dem entsprechenden 3D-Modell (Abb. 3).

82 La Baume 1950b.

Die im Folgenden angeführten Strukturen konnten im Zuge der Geländearbeiten ermittelt werden.

3. 1. 2. 1. Altschnitte La Baume (1950)Die Schnitte von P. La Baume wurden wahr-

scheinlich aufgrund fehlender Bezugspunkte nicht eingemessen. Im Gelände war es aufgrund der ge-ringen Höhenunterschiede und des Bewuchses nicht möglich, die Lage der Schnitte zu lokalisieren. Dem-gegenüber ermöglichte die Fotodokumentation eine ungefähre Rekonstruktion der Lage der Altschnitte. Das digitale Inselmodell lässt an diesen Stellen die Sa-ckung der wiederverfüllten Schnitte deutlich erken-nen und erlaubt eine Präzisierung. Drei Bohrkerne (M8, O8, XVIII), die im Bereich des Altschnittes lie-gen, unterstreichen dessen Lokalisierung. Abgesehen von einer rezenten, stark humosen Feinsandschicht im oberflächennahen Bereich weisen die Kerne M8 und XVIII relativ homogene Schichten auf, die mit Backsteinbruch, Holzkohle und Mörtel durchsetzt sind. Kern O8 ist bereits in 0,93 m Tiefe auf die von La Baume erwähnte „Ziegelschuttmauer“ gestoßen, die er als nah unter der Oberfläche beschreibt.83

3. 1. 2. 2. WälleDer natürliche Inselkörper, der unter dem Hügel

mindestens auf 2,15 m NN ansteigt, besteht aus Fein- bis Grobsand ohne größere Steine. Die unmittelbar darüber liegenden Schichten sind anthropogenen Ur-sprungs. Das legt der hohe Gehalt an Backsteinbruch nahe. Deutliche Hinweise ergeben sich aus Profil 2. Unmittelbar über dem gewachsenen Boden wurde

83 La Baume 1950b.

Abb. 15 Oberkante des gewachsenen Bodens (Sand) unter dem Inselrelief (4–fach überhöht), Blick von Westen, Norden und Süden (Modell F. Rösch auf Grundlage von © GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.LVermGeoSH.schleswig-holstein.de] ATKIS®Basis-DLM

2013, DGM1, bearbeitet durch J. Cordts).

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eine marmorierte Schicht von bis zu 30 cm Stärke angetroffen, die aus ahumosen, hell-rötlich braunem Sand und humosem, dunkel rötlich-braunen Fein-sand sowie dünnen Streifen stark holzkohlehaltigem, schwarzen Feinsand besteht. Die unterschiedlichen Bodentypen treten dabei mehrheitlich in spaten-blattgroßen Linsen auf (Abb. 12). Es kann sich bei dieser markanten Schichtzusammensetzung nur um Soden handeln, die auf dem gewachsenen Boden auf-gebracht wurden. Weniger deutlich lassen die ahu-mosen Sandstreifen auch in Profil 1 nachvollziehen. Wir interpretieren diese Befunde als das Aufbringen einer Sondenstruktur im Zuge der frühen Baumaß-nahmen.84 Einen Hinweis auf Sodenlagen außerhalb des Hügels findet sich in Bohrprofil G4 aus dem westlichen Wall im südlichen Inselteil (Abb. 11, Tab. 1). 80–100 cm unter der Oberfläche waren zwei sehr schwach humose, dunkelrötlichbraune Feinsand-schichten zu verzeichnen, die denen aus Profil 2 äh-neln. Es ist also durchaus denkbar, dass der Wall im südlichen Inselteil ebenfalls aus Soden aufgeschichtet wurde. Das Fehlen von Backsteinbruch oder Steinpa-ckungen lässt eine Holz-Erde-Konstruktion vermu-ten. Der stellenweise dokumentierte Backsteingrus wird durch Umlagerungsprozesse vom Hügel in diese Bereiche gelangt sein.

Der Hügel besteht unter dem humosen A-Hori-zont fast ausschließlich aus Schichten mit Backstein-bruch. Die tieferen Bohrungen im Randbereich des Hügels zeigen, dass sie oft direkt auf dem gewach-senen Boden aufliegen. Der Bruch reicht von Back-steinflitter bis hin zu massiven, mehreren Dezimeter starken Packungen. Meistens handelt es sich jedoch um mit Backsteingrus vermischte Sande. Hinzu treten in vielen Fällen auch Mörtelreste. Eine massive Kon-zentration wurde in den wallartigen Erhebungen um die Mulde des Hügels (vgl. Abb. 2, B; 3) angetroffen. Diese bilden eine annähernd quadratische Struktur mit etwa 25,0 m Seitenlänge. Die Erhebung ist durch die Bohrpunkte O6–O8, N6, M6, M8 und XIV gut erfasst. M6, N6 und O6 führen in fast sämtlichen Schichten hohe Anteile Backsteinbruchs. In zwei Fäl-len in O6 und in einem Fall in N6 dominiert er sogar die Schichten. In N6 kam es einen Meter unter der Oberfläche (3,91 m) zu 60 cm Kernverlust aufgrund

84 An anderen Stellen konnten Soden bisher nicht nachgewie-sen werden. Auch die Dokumentation der Grabung von 1950 erwähnt sie nicht. Da bei der Grabung weder saubere Profile angelegt und gezeichnet, noch die Stratigraphie des Hügels be-schrieben wurde, stellt dieser Umstand kein Gegenargument dar.

des hohen Bruchanteils. Das war ebenfalls an Bohr-punkt XIV (4,34 m) in 1,24 m Tiefe der Fall, nach-dem der Backsteinbruchanteil in den darüber liegen-den Schichten kontinuierlich zunahm. Bei O7 wurde bereits nach knapp 60 cm (4,73 m) ein Kernverlust verzeichnet. Mit den Punkten M8 und O8 wurde der Nord-Süd Altschnitt La Baumes erfasst.

Die drei Bohrpunkte O7, O8 und XIV sind je-weils auf der Kuppe des Walles lokalisiert, alle drei hatten Kernverluste zu verzeichnen oder konnten gar nicht erst in die maximale Tiefe von 2,0 m vorsto-ßen. O8 stieß bei 3,92 m NN auf Widerstand, O7 konnte nicht tiefer als 3,5 m NN vordringen, auf 4,16 m NN wurde bereits ein Kernverlust im Bohrer dokumentiert (Tab. 1). Bei XIV trat der Kernverlust ab 3,1 m NN auf (Abb. 14). Die geringen Eindring-tiefen von O7 und O8 erklären sich dadurch, dass die Gestänge auf die durch La Baume aufgezeich-nete „Ziegelschuttmauer“ gestoßen sind. Diese ist von Nord nach Süd auf 7,0 m Länge dokumentiert worden und lässt sich durch den Abstand der Bohr-punkte auf mindestens 10,0 m, in Anbracht des Re-liefs tendenziell auf 15–20 m Breite rekonstruieren (vgl. Abb. 2, B; 3). Sie befindet sich genau unter dem höchsten Areal der Insel auf etwa 3,6–4,6 m NN. Auch wenn es bei XIV zu einem Kernverlust kam, kann aufgrund der zahlreichen Bohrungen im unmittelbaren Umfeld sowie dem Altschnitt davon ausgegangen werden, dass im Süden des „quadra-tischen Walls“ eine solche Struktur nicht bestand.

Die Bohrungen im Umfeld des „quadratischen Walls“ sind ebenfalls dominiert von Backsteinre-likten. Das gilt insbesondere für die Mulde. In den Kernen XVI und XVII ist jede Schicht mit Bruch durchsetzt, bei XVII–N7/XX beginnt er unter dem A-Horizont aufzutreten. In XVII, XIX und XX/N7 konnten reine Backsteinbruchschichten von bis zu 70 cm Mächtigkeit dokumentiert werden. Sie liegen 50 bis 130 cm unter der Oberfläche (Abb. 14).

Nördlich der Konzentration ist der Bruch bei P6 unter dem A-Horizont noch auf knapp 1,0 m angetroffen worden, in Q6 lässt er sich in Schichten fassen, die zusammengenommen nur etwa 50 cm er-geben. In R6 liegen nur noch zwei dünne Schichten mit Backsteinbruch sowie eine mit Flitter vor. In S6 tritt nichts mehr auf. Anders hingegen auf der 8er Achse. Obwohl Teil des Hügels, wurde bei Q8 kein Backstein angetroffen. In S8 und U8 war das wieder der Fall – wenn auch in äußerst geringer Konzentra-tion (Tab. 1). Im Osten ergibt sich ein ähnliches Bild

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wie auf der 6er Achse. Liegen bei O6 noch Schichten mit Backsteinresten auf knapp 60 cm unter dem A-Horizont vor, sind diese bei O10 und auch bei M10 schon merklich ausgedünnt.

Im Westen stellt sich die Situation wie folgt dar (Tab. 1): während O5 keinerlei Backsteinrelik-te aufwies, traten diese in O4 wieder 70 cm unter dem A-Horizont mit 20 cm Stärke auf. Ab 1,1 m NN konnte das Gestänge nicht tiefer eindringen, sodass hier womöglich weitere massive Bruchpa-ckungen angetroffen worden sein könnten. Zumin-dest macht das etwa zehn Meter nördlich von O4 gelegene Profil 2 diese Annahme plausibel, da hier 35 cm unter der Oberfläche eine 30 cm mächtige Backsteinschuttschicht mit großen Stücken ver-zeichnet werden konnte. Aus der Schicht, die eine 24 prozentige Steigung nach Osten aufweist, konn-te ein nahezu vollständiger, sehr grob gefertigter, rechteckiger Backstein von 8,0–9,0 x 12,5–13,5 x 23 + X geborgen werden. Dadurch lässt er sich ins Mittelalter datieren. Backsteine erreichen nach ih-rem erstmaligen Auftreten in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nördlich der Alpen um 1300 ihr größtes Format und verringern sich danach bis ins 19. Jahrhundert kontinuierlich.85

Südlich des „quadratischen Walles“ ist die Si-tuation der auslaufenden Backsteinschuttschichten durch die eng gesetzte Bohrstrecke I–XX/N7 am präzisesten aufgeschlossen (Abb. 14). Beginnend mit XIII im Norden werden sie nach Süden hin immer dünner, bis sie zwischen VIII und VII auslaufen. Zu Beginn sind die Schichten mit Backsteinbruch über

85 Perlich 2007, 62–66.

einen Meter mächtig, zwischen XII und X liegen sie noch bei etwa 80 cm, um danach stark auszudünnen. Ähnliches konnte auf der 6er Achse dokumentiert werden, auf der die Schichten mit Bruch von M6 über L6 nach K6 abnehmen (Tab. 1). Hingegen ist bei K8 auf Achse 8 noch in mehreren, auf insgesamt über einen Bohrmeter verteilten Schichten, Back-steinbruch aufgetreten (Abb. 16).

Zusammengenommen ergibt sich aus den be-schriebenen Verteilungen folgendes Bild: neben den mächtigen, teilweise massiven Konzentrationen von Backsteinbruch und Mörtel unter dem „quadrati-schen Wall“ auf dem Hügel, finden sich auch in der dazwischenliegenden Mulde mächtige Pakete. Au-ßerhalb des Vierecks dünnen die Schichten in alle Himmelsrichtungen zunehmend aus. Nach Süden und Osten geschieht dies, dem Inselrelief folgend, innerhalb von etwa 20 m. Im Norden und Westen stellt sich die Situation etwas anders dar. In Richtung Norden verläuft auf 20 m weiterhin der Hügel, sodass die Backsteinbruchschichten erst nach Q6 merklich geringer werden und zwischen der R- und S-Achse enden. Einzig die Abstinenz von Backsteinrelikten in Q8 fügt sich nicht in dieses Bild. Im Westen laufen die Schuttschichten deutlich über die 4er Achse hin-aus, ihr Ende konnte mangels weiter westlich liegen-der Bohrungen nicht erfasst werden. Das Fehlen von Backsteinbruch im Bohrkern O5 ist möglicherweise mit in diesem Bereich getätigten Abgrabungen zu erklären. Aus diesem Bild der Backsteinbruchver-teilung lässt sich schließen, dass das quadratische Viereck Standort für ein aus Backsteinen errichtetes Gebäude mit Keller war. Bei und/oder nach seiner Zerstörung sind dessen Relikte einerseits in den Kel-

Abb. 16 Oberkante der ziegelbruchführenden Schichten unter dem Inselrelief (4fach überhöht). Flitter im A-Horizont finden kei-ne Beachtung. Blick von Westen, Norden und Süden (Modell F. Rösch auf Grundlage von © GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.

LVermGeoSH.schleswig-holstein.de] ATKIS®Basis-DLM 2013, DGM1, bearbeitet durch J. Cordts).

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ler gefallen und wurden anderseits in alle Richtungen verteilt. Die in P6 und Q6 sowie insbesondere in Profil 2 dokumentierten Schichten könnten zwar ei-nerseits der Hügelmorphologie geschuldet sein, doch soll hier auch der Gedanke einer weiteren Struktur ins Spiel gebracht werden. Denkbar wäre ein zweites Gebäude oder eine im nordwestlichen Hügelbereich verlaufende Mauer.

Neben den genannten Wällen und dem Hügel wird auf dem DGM im südöstlichen Teil des Insel-kernbereichs noch eine weitere Struktur deutlich. Es handelt sich um ein etwa 25 × 40 m großes, aus Wall und Graben bestehendes Rechteck in nordnordöstli-cher Ausrichtung (Abb. 2; 3). Wall und Graben sind stark verflacht, sodass der Höhenunterschied von der Kuppe bis zur Sohle weniger als einen Meter beträgt. In den Bohrkernen konnte die Struktur nur bedingt nachvollzogen werden. In IV, auf Höhe des Grabens,

reichen die humosen Sandschichten mit 0,82 m NN deutlich tiefer als bei V (1,24 m) im Norden und III (1,4 m) im Süden. Es könnte hier eine Grabenverfül-lung getroffen worden sein. Weitere Anhaltspunkte finden sich nicht. Aufgrund der klaren Geometrie der Struktur, steht ein anthropogener Ursprung je-doch außer Frage.

3. 1. 2. 3. Abgrabungen?Südwestlich des Hügels besteht in Form zweier

Mulden eine weitere Anomalie (Abb. 2; 3). Dieser Bereich war womöglich ebenfalls Teil des Hügels. Das Relief lässt es plausibel erscheinen, dass hier im Zuge von Erdmaterialgewinnung Abgrabungen vorgenommen wurden. Dies würde das Fehlen von Backsteinbruch in Bohrkern O5 erklären. Auf der von Wolff 1722 angefertigten, jedoch stark stilisier-ten Karte der Möweninsel ist der Hügel noch ohne derartige Mulden eingezeichnet,86 sodass sie als ein vager Hinweis für eine spätere Materialentnahme gewertet werden kann.

3. 2. Tauchprospektion

Das Ziel der Tauchprospektionen war es, Infor-mationen über Datierung und Verlauf der verschie-dentlich dokumentierten Pfahlstümpfe im Flach-wasserbereich westlich des nördlichen Sandhakens zu gewinnen. Aus der Zeichnung von 1981 lässt sich erschließen (Abb. 10), dass die Pfähle 125,4 m nordöstlich vom Messpunkt auf dem Hügel entfernt beginnen.87 Insgesamt wurden 17 Pfähle, ein in den Boden eingebrachtes Kantholz und eine liegende Bohle dokumentiert. Die Pfähle, deren Durchmes-ser im oberen Bereich zwischen 10 cm und 20 cm liegen, ragen nur in wenigen Fällen deutlich aus dem Sediment heraus. Sie wurden in 1,2–1,4 m Wasser-tiefe aufgefunden.88 Zwölf Pfähle bilden zwei exakt Nord-Süd ausgerichtete, parallele Achsen von 15 m Länge. Die Achsen weisen je fünf bzw. sechs Hölzer in Abständen von 2,5–3,5 m auf. Zu jedem Pfahl

86 Vgl. La Cour 1972, Abb. 36.87 Diese Angabe ermöglichte die Festlegung des südlichen Ausgangspunktes für die Prospektion, im Zuge derer mehrere Teams mit zwei durch eine Leine verbundenen Tauchern den Seegrund systematisch absuchten. Aufgefundene Pfähle wurden mit Ohrmarken gekennzeichnet, per DGPS kartiert und an-schließend vermessen.88 Der mittlere Wasserstand beträgt am Pegel Schleswig 0,06 m NN bzw. 5,06 m NHN.

Abb. 17 Die ungefähre Lage der 1981 gezeichneten Pfähle (1), die mit GPS eingemessenen Pfähle in deren Flucht (2, 3) und die Backsteinbruchansammlungen (4) sowie die beim Tauchen 2013 per DGPS dokumentierten Pfähle (5; Karte F. Rösch auf Grundlage von © GeoBasis-DE/LVermGeo SH [www.LVerm-GeoSH.schleswig-holstein.de] ATKIS®Basis-DLM 2013, DTK 5,

bearbeitet durch J. Cordts).

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besteht dabei ein Pendant in Abstand von ca. 5 m auf der gegenüberliegenden Achse. Die restlichen Pfähle befinden sich unmittelbar südlich dieser Anordnung. Ein aus drei Pfählen bestehendes Bündel sowie ein gegenüberliegendes Holz könnten ebenfalls in dieses Muster passen, weichen jedoch in ihren Abständen ab. Die südlichsten beiden Pfähle entsprechen nicht der beschriebenen Struktur (Abb. 17.5). Der Ver-such, vier Hölzer durch dendrochronologische Un-tersuchungen zu datieren, blieb erfolglos.

Die Ausrichtung der aktuell dokumentierten Pfähle entspricht kaum dem Befund der Pfahltrasse von 1981, da diese deutlich nach Nordosten aus-gerichtet ist. Allenfalls die sechs südlichen Pfähle könnten diesem Verlauf entsprechen. Angesichts der intensiven Prospektion des umliegenden Seebo-dens erstaunt dies. Allerdings konnte die Nordost-Trasse auch bei Niedrigwasser nicht mehr gesichtet werden89, was eine Folge der genannten Aufspülun-gen sein wird. Strömungsbedingt hat sich der noch nicht verfestigte Sand nach Nordosten entlang des Sandhakens verlagert und die im Flachwasserbereich befindlichen Pfähle verdeckt90. Die 2012 und 2013 neu entdeckten und tiefer liegenden Hölzer waren von dieser Akkumulation nicht betroffen. Zusam-menfassend lässt sich sagen, dass im nordwestlichen, ufernahen Flachwasserbereich der Möweninsel zwei, sich möglicherweise überschneidende Pfahltrassen unterschiedlicher Ausrichtung existieren.

4. D e u t u n g e n

Die Auswertung der schriftlichen wie kartogra-fischen Überlieferung, der Altgrabungen und die ak-tuellen Arbeiten erlauben grundsätzliche Überlegun-gen zur Struktur und Siedlungsabfolge der Möwen-insel sowie zu den Funktionen der Holzstrukturen im Bereich zwischen Insel und Altstadt.

89 Bei starkem Westwind im Zuge des Orkans „Xaver“ konnte die Insel am 06.12.2013 zu Fuß von Land aus erreicht werden. Dabei wurden nur die markierten, Nord-Süd ausgerichteten Pfähle beobachtet (freundl. mündl. Mittl. Ralf Bleile, ALMSH).90 Wie die Form der beiden Sandhaken nahelegt, verlaufen die Erosionsprozesse an der Möweninsel von Westen nach Osten. Davon, dass dabei auch innerhalb kürzester Zeit größere Men-gen Sediments verlagert werden, wurde einer der Verfasser vor Ort selbst Zeuge. Während der Prospektion im November 2013 herrschte von einem Tag auf den nächsten stark anhaltender Westwind. Im Zuge dessen wurde der nördliche Sandhaken von Wasser überspült und mit einer frischen Sandschicht von 5,0 – 10,0 cm Stärke bedeckt.

4. 1. Befestigungen/Jürgensburg

Die Schriftquellen lassen vermuten, dass die Möweninsel Standort eines castrums/castellums war, was wir im weiteren Sinne als einen befestigten Plat-zes deuten, der „Jürgensburg“ genannt wurde. Das Relief bestätigt die Existenz von Strukturen fortifika-torischen Charakters auf Insel. Die Bohrprospektion 2013 und die Grabung von 1950 liefern eine Reihe von Anhaltspunkten zu Aufbau und Bewertung die-ser Strukturen. An erster Stelle ist der ca. 50–60 m im Durchmesser große und 5,0 m hohe Hügel im Norden zu nennen. Er besteht im Inneren aus einer mindestens bis auf 2,15 m NN reichenden Sand-schicht. Am Fuß im Westen konnte eine darüber liegende Sodenlage nachgewiesen werden, während der Hügel sonst aus Backsteinbruch führenden Sand-schichten sowie massiven Backsteinschuttpackungen besteht, die sich im Bereich der im Südosten gelegen Mulde und des sie umgebenden „rechteckigen Wal-les“ massieren. Bei seiner Grabung konnte La Bau-me Backsteinmauerwerk an den Flanken der Mulde dokumentieren. Unmittelbar nördlich davon wurde im Bereich der höchsten Stelle der Insel eine massi-ve flächige Struktur aus Backsteinbruch angetroffen, die von Feldsteinen überlagert war.

Unter der Annahme, dass spätestens ab 1134 eine Burg auf der Möweninsel existierte, wird diese ver-mutlich nicht als Backsteinbauwerk ausgeführt wor-den sein. Gemeinhin gilt die Waldemarsmauer des Danewerks, die unter König Waldemar dem Großen (1157–1182) errichtete wurde, als frühester Beleg des profanen Backsteinbaus in Nordeuropa. Der noch im 12. Jahrhundert niedergeschriebene Kommentar des Chronisten Svend Aagesen weiß zu berichten, dass der König den Backsteinbau in Dänemark eingeführt hat.91 Die ältesten Sakralbauten gehen auf die Mitte bzw. zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück.92 Die jüngsten Grabungen im Lübecker „Gründungs-viertel“ erbrachten ebenfalls frühe Datierungen aus den 1170er Jahren.93 Eine Verwendung von Backstein als Baumaterial wäre demnach frühestens ab Mitte des 12. Jahrhunderts realistisch. Da es für Naturstein bei der Befestigung auf der Möweninsel keine Anhalts-punkte gibt, muss von einer Konstruktion aus Holz und Erde ausgegangen werden. Damit passt sich die

91 Andersen 1998; Mandok 2013.92 Perlich 2007, 24–37.93 Radis 2014.

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Befestigungen auf der Insel in das in Norddeutsch-land und südlichen Skandinavien gängige Muster ein, wo Holz-Erde-Wälle und Palisadenzäune in Kombi-nation mit Gräben das Gros der Verteidigungsanlagen bis weit ins Hochmittelalter hinein darstellten.94 Die beiden Profile liefern Anlass zur Annahme, dass diese frühen Befestigungen mit Soden ausgeführt worden sind – höchstwahrscheinlich in Kombination mit höl-zernen Elementen.

Da ein weiterer Nachweis für Soden im Bereich des Hügels mangels flächigerer Aufschlüsse oder un-genügender Dokumentation bisher nicht gelang, kön-nen nur anhand des DGM Überlegungen über den Verlauf einer solchen Befestigung angestellt werden. Wahrscheinlich befand sich anstelle des Hügels ein kompletter Ringwall oder halbkreisförmiger Wall im Norden der Insel. Dies war die unter verteidigungs-topographischen Gesichtspunkten günstigste Stel-le. Zum einen war hier der natürliche Inselkern am höchsten, zum anderen waren potenzielle Angreifer am ehesten von Norden zu erwarten. Der geringe Abstand zum Festland, die geringe Wassertiefe sowie nicht zuletzt die an dieser Stelle zu lokalisierende Brü-cke legen dies nahe. Da die Insel abgesehen von einem humosen Oberboden nur aus Sand bestand, konnte das Erdmaterial nicht durch das Ausheben eines Gra-bens gewonnen werden, sondern musste in Form von Soden auf die Insel gebracht werden. Neben dieser Fortifikation im Bereich des Hügels ist auch der süd-liche Teil der Insel vom einem Wall umspannt, der im Relief erkennbar ist. Dieser ist jedoch deutlich weniger mächtig und trägt damit einer geringeren Angriffsflä-che Rechnung. Wenngleich keine Nachweise vorliegen und Zeitgleichheit voraussetzt, ist auch hier eine Er-richtung aus Soden wahrscheinlich. Angesichts dieser Befunde ließe sich die Anlage folgendermaßen rekon-struieren. Denkbar ist einerseits ein kleiner Ringwall im Norden, dem sich im Süden ein vorburgähnliches, leichter befestigtes Areal anschloss. Anderseits er-scheint es auch möglich, dass beide Wälle Teil eines großangelegten Wallsystems sind, welches die Insel komplett umschloss und das im nördlichen Bereich gegebenenfalls mächtiger ausgeführt war.

Die Verwendung von Soden als Baumaterial fin-det weite Verbreitung in zahlreichen Wallanlagen. Am häufigsten treten sie in den frühmittelalterlichen Ring-

94 Vgl. die Übersichtswerke zur Befestigungsarchitektur nörd-lich der Elbe: La Cour 1972; Struve 1981; Ericsson 1984; Lemm 2013.

wällen im Nordseeküstenbereich auf. Die Wälle der im westlichen Holstein auf der Geest gelegenen Anlagen bestehen abgesehen von einem Lehmkern ebenso aus-schließlich aus Soden, im Niederungsgebieten treten noch Holzverstärkungen hinzu. Beispielsweise besitzt der Holz-Erde-Wall der „Neuen Burg“ (11.–13. Jahr-hundert) in Hamburg einen äußeren Plaggenauftrag.95 Im nordwestlichen Niedersachsen findet ein solcher mauerartiger Anbau aus Soden ebenfalls Eingang in derartige Wallkonstruktion.96 Die wikingerzeitliche Phase der Ringburg von Tinnum ist wahrscheinlich unter der Zuhilfenahme von Soden errichtet.97 Wäh-rend die Trelleborgen im späten 10. Jahrhundert ohne Soden errichtet wurden,98 kommen sie bei anderen Befestigungen zum Einsatz. Hierzu gehört die Befes-tigung in Ribe, welche man zwischen Mitte und Ende des 9. Jahrhunderts mit Graben sowie einem Wall aus Grastorfsoden angelegte.99 Die jüngsten Grabungen am Tor des Danewerks konnten ebenfalls ein Schicht-paket aus Soden freilegen, welches zur zweiten Wall-phase zu rechnen ist. 14C-Datierungen legen nahe, dass dieser Wall bereits in der Völkerwanderungszeit errichtet worden ist.100 Demgegenüber gehören im nordwestslawischen Gebiet Soden nur selten zum Baumaterial von Wällen. Angetroffen wurde dieses Baumaterial beispielsweise in Alt Lübeck, Köpenick, Spandau, Behren-Lübchin und Dorf Mecklenburg.101

Welcher Art von Burg die frühe Phase auf der Insel war, lässt sich nicht ausmachen. Für eine „klas-sische“ Ringburg wäre ein potenzieller Wall unter dem Hügel von max. 60 m Durchmesser deutlich zu klein. Vielmehr scheint sich der Verlauf der Wälle an der Inseloberfläche zu orientieren, deren Kernbereich nahezu komplett umwallt ist. Daraus wäre eine Burg mit langrechteckigem Ringwall zu folgern. Als solche ist unter anderem die Hochburg von Haithabu einzu-ordnen, deren dreiphasiger Befestigungsverlauf eben-falls durch das natürliche Relief determiniert wird. Jüngste 14C-Datierungen machen einen Baubeginn im 7. oder 8. Jahrhundert wahrscheinlich.102

Der frühen Fortifikation der Möweninsel folgte eine steinerne Befestigungsphase. Deren Datierung

95 Lemm 2013, 508, Kat.-Nr. 15; Weiss 2014.96 Scheschkewitz 2009, 194.97 Brieske 2005, 614.98 Dobat 2009a.99 Feveile 2009, 78–89.100 Tummuscheit 2014.101 Biermann 2014; Brather 2012, 463 Abb. 5102 Kalmring i. Druck.

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kann bisher nur grob umrissen werden kann. Einen späten terminus ante quem liefern die Beschreibun-gen aus dem späten 16. Jahrhundert (s. o.), die im Zuge der herzoglichen Bautätigkeit auf der Insel von „festen Grundmauern“ sprechen.103 Diese dürften von La Baume im Hügelkern als Backsteinmauern freigelegt worden sein. Neben Stratigraphie und Backsteinformt lassen sich für einen mittelalterlichen Ursprung zudem die Darstellungen des 13. Jahrhun-derts auf dem Stadtsiegel und der Ringsteder De-ckenmalerei anführen. Eine Konzentration von Back-steinbruch im Bereich des Hügels und insbesondere um den annähernd quadratischen Wall belegen auch die Bohrungen. In diesem befinden sich die beiden beobachteten Backsteinmauern, bei denen es sich um die Überreste eines Gebäudes mit Keller gehandelt haben wird. Der Bau wird einen in quadratischen Grundriss mit etwa 25 m Kantenlänge besessen ha-ben und als Turm anzusprechen sein, was auch über die Bildquellen zu erschließen ist (Abb. 4; 5). Wie die Wälle nahelegen, war das Untergeschoß des Turmes wahrscheinlich vollständig von Erdaufschüttungen oder Sodensetzungen umgeben. Dieses „Einmotten“ führte dazu, dass sich das Mauerwerk stellenweise im Verbund erhalten hat. Beim Abbruch des Turmes fiel der Schutt nicht nur in das Untergeschoß, sondern verteilte sich auch um den ehemaligen Turm herum.

Neben dem Turm könnte noch eine weitere Struktur aus Backsteinen bestanden haben. Das Relief des Hügels und die Bruchverteilung lassen eine Stein-mauer wahrscheinlich erscheinen. Es ist denkbar, dass der bestehende Holz-Erde/Soden-Wall im nördlichen Inselteil mit einer Backsteinmauer verstärkt wurde. Diese lief entweder als Ringmauer um den Bereich des Turms herum oder stellte eine Art Schildmauer oder Abschnittswall gen Norden bzw. Nordwesten dar. Neben dieses als Kernburg zu bezeichnende Are-al, tritt im südlichen Inselteil zudem eine mit einem Holz-Erde-Wall befestigte Vorburg. Am Fuß des west-lichen Wallabschnitts fanden sich bei der Grabung Feldsteinsetzungen, die hier möglicherweise als Ber-me fungierten.

Für diese Art von Befestigung lässt sich eine Reihe von vergleichbaren Anlagen aus den däni-schen und schauenburgischen Herrschaftsbereichen anführen.104 Verschiedentlich ist die Befestigung auf der Möweninsel als „Motte“ angesprochen wor-

103 Philippsen 1931.104 Müller i. Dr. 2015; Risch 2014.

den.105 Angesichts der facettenreichen Diskussion um „Motten“, „Turmhügelburgen“ und „Donjons“ in Norddeutschland und Nordeuropa106 sowie der Ausschnitthaftigkeit und recht großen Datierungs-spannweite des Schleswiger Befunde sollte nur all-gemein festgehalten werden, dass es sich bei der Jür-gensburg möglicherweise um eine der frühesten For-tifikationen handelt. Ob diese als klassische „Motte“ anzusprechen ist, bleibt offen. Die Befunde fügen sich eher in das Spektrum der steinernen Anlagen in Dänemark107 ein, die sich stellenweise deutlich von Burgen im Herrschaftsbereich der Schauenbur-gischen Grafen unterscheiden.

Zu der Burgenkette entlang der Schlei108 gehörte die Oldenburg oder Gammelborg zwischen Schlei-mündung und dem Hafen Olpenitz. Sie soll aus den Zeiten Knut Lawards stammen und ist 1132 schrift-lich erwähnt. Weitere Informationen, Karten und Zeichnungen sowie Fundbeobachtungen der Neu-zeit lassen den Schluss zu, dass es sich um einen stei-nernen Rundturm gehandelt hat, dessen Funktion Chr. Radtke als „Zollaußenstelle“ charakterisiert.109 Aufgrund vergleichbarer Anlagen in Dänemark so-wie der Analyse der schriftlichen Quellen datiert er das Bauwerk in die 1120er Jahre.110 Als eine weitere landesherrliche Burg, die angeblich auf Knut Laward zurückgehen soll, ist Stubbe bei Rieseby anzufüh-ren. Bei der südöstlich des Herrenhauses gelegenen Anlage handelt es sich um eine Turmhügelburg mit Steinfundamentierung, die durch ein Wall-Graben-System umschlossen wird, aber nicht genauer datiert ist. Eine Burg wird für 1332 erwähnt.111 Unter den dänenzeitlichen Burgen im östlichen Holstein sind Segeberg sowie die Standorte auf Fehmarn erwäh-nenswert. Die Anlage auf dem Kalkberg mit ihren mansiunculas markiert den Versuch Knut Lawards, auch in Ostholstein Fuß zu fassen. Burg auf der Insel Fehmarn wird 1231 als castrum erwähnt, die Insel zählte seit Waldemar II. zum dänischen Besitz. Begehungen und kleinere Grabungen lassen zwei Standorte vermuten.112 Die Untersuchungen deuten auf einen Steinbau, der mit Sicherheit nicht slawen-

105 Nakoinz 2005a, 95 f.; La Cour 1972, 53 f.; 74–78; Struve 1984.106 Ericsson 1993; Müller i. Dr. 2015.107 Ericsson 1993; Etting 2010.108 Radtke 1976.109 Radtke 1981b, 348.110 Radtke 1981b, 346.111 Dähn 2001, 146.112 Struve 1981, 25.

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zeitlich gewesen ist. Seine Funktion wird man in der Sicherung des Küstenabschnittes sehen dürfen. Wal-demarszeitlich ist auch die Anlage von Glambek, die wohl 1210 für den dänischen Amtsverwalter gebaut und im dreißigjährigen Krieg zerstört wurde.113 Es handelt sich um eine rechteckige Anlage (53 × 36 m), die von einem Wassergraben und einem flachen Wall umgeben ist. Die Anfang des 20. Jahrhunderts wie-dererrichtete Burg weist in der nordöstlichen Ecke Reste des quadratischen Bergfrieds (11 × 11 m) und eine Ringmauer auf. Im Umfeld der Anlagen in und um Lübeck ist der Hirtenberg am Stülper Huck bei Travemünde bedeutsam. Er wird als Standort einer möglichen Turmburg diskutiert, deren Errichtung Mitte des 12. Jahrhunderts erfolgt sein soll.114 Dies erschließt sich durch die Erwähnung in den Schrift-quellen (1147; 1181), die Heinrich den Löwen als Erbauer namhaft machen. Ausgrabungen erfolgten im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Neben Wall-Gra-ben-Systemen konnte ein Innenraum von ca. 30–40 m Durchmesser mit einem Steinfundament freigelegt werden, der wohl zu einem Turm gehört haben dürf-te. Die weitere Geschichte der häufig zerstörten und wiedererrichteten Anlage ist recht kompliziert, so dass eine genauere Ansprache der Befunde schwierig ist.115

Neben den königlichen und landesherrlichen Anlagen sind noch die Burgen der Bischöfe erwäh-nenswert. Hierzu gehören Befestigungen in Schwab-stedt und Alt-Gottorf, die den Schleswiger Bischöfen gehörten, sowie die Anlagen der Ripener Bischöfe wie das Riberhus116, Brink117 oder Møgeltønderhus. Die Anlage Alt-Gottorf bei Gut Falkenberg118 wurde nach August Sachs 1161 zerstört, nach Vilhelm La Cour dagegen im Jahr 1182 erbaut und erst 1193 zerstört.119 Die zweiteilige Anlage besteht aus der 2100 m² großen Hauptburg sowie der rund 1400 m² großen Vorburg, die sich beide 6–8 m in die Landschaft erheben. Zahlreiche der landesherrli-chen und/oder niederadeligen Burgen im südlichen Schleswig sind archäologisch nicht weiter unter-sucht. Für die Anlage Leckhuus bei Leck wird eine Datierung noch in das 11. Jahrhundert vermutet,120

113 Friedhoff 2012.114 Schneider 2013.115 Kempke 2014.116 Feveille/Søvsø 2010.117 Kristensen 2014.118 Struve 1984, 101f.; Dähn 2001, 356.119 Burgenkartei Struve Bd. I, Falkenberg. 120 Dähn 2001, 23.

die jedoch fraglich ist. Deutlich besser ist die Situati-on im nördlichen Schleswig.121 Neben Tønderhus122 oder Tørninghus123 sind die Troiburg/Trøjborg bei Visby, Skodburg und die Adelsburg von Solvig zu nennen. Tørninghus, an einem strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Nordschleswig und dem mittleren und nördlichen Ju tland gelegen, ist eine komplexe, mehrteilige Anlage, über deren Er-richtung Ende des 11. Jahrhunderts allerdings disku-tiert werden kann.124 Mit den Burgen von Trøjborg, Solvig, Nørrevold oder Søndervold sind mehrteili-ge Burgen bekannt, die zumindest in den späteren Phasen in Stein(Ziegel)-Bauweise ausgeführt wur-den. Recht gut untersucht ist die Trøjborg, die je-doch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf einer künstlich angelegten, rund 30 × 30 m großen Erhebung errichtet wurde.125 Der quadratische, rund 12 × 12 m große Steinbau mit Innenhof wurde von zwei Gräben geschützt und ist beispielhaft für eine donjonartige Architektur. Mit Trøjborg vergleichbar ist etwa zeitgleiche Anlage von Solvig bei Arnåen.126 In der ältesten Phase handelt es sich um einen rund 144 m² großen Hügel, auf dem ein Holzturm er-richtet wurde. Etwas später, vermutlich in die Mitte des 14. Jahrhunderts, ist die Anlage von Nørrevold anzusetzen.127 Untersuchungen dieser nur kurzfristig bestehenden Burg belegen einen zentralen Turmhü-gel mit zwei Vorburgen.128

Die Funktionen der Anlagen auf der Möwen-insel lassen sich aus den – wenngleich kontrovers beurteilten – schriftlichen Quellen erschließen. Er-kennbar werden zahlreiche, teilweise miteinander verschränkte Funktionen, die der exponierten Lage entsprechen. Zunächst einmal diente sie der seeseiti-gen Sicherung von Hafen und Stadt. Durch die Lage in der inneren Schlei konnte zudem der nach Süden verlaufende Warenverkehr Schleswigs überwacht werden; sei es mithilfe einer über die Insel verlaufen-den Brückenquerung, einer festen Fährverbindung oder individuell per Boot.129 In diesem Kontext ist auch an einen Schiffstapel- und Abwrackplatz zu denken, da das seichte Wasser entlang der Sandha-

121 Madsen 1992.122 Krants Larsen 2010.123 Gregersen 1982.124 Jantzen/Madsen 1999, 149–157.125 Hertz 1992a; b; Poulsen 2003, 509f..126 Poulsen 2003, 511.127 Poulsen 2003, 514–517.128 Madsen 2011.129 Vgl. dazu Radtke 2004.

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ken optimale Voraussetzungen bot.130 Vor allem aber bot die Möweninsel die Möglichkeit zu Kontrolle und Schutz des Schleswiger Hafens, der in der zwei-ten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf der Südseite der Altstadthalbinsel entstand.131

Eine oft erwähnte und vielfach rezipierte Rolle der Burg ist die als Residenz des Herzogs von Schles-wig.132 Bei der Einrichtung des Herzogssitzes wird die prominente Lage der Burg ebenfalls von Belang gewesen sein. Die Wehrhaftigkeit der gemauerten Befestigung war sowohl für die Schleswiger Be-völkerung als auch die Besatzungen einlaufender Schiffe sichtbar und trug dem herzoglichen Reprä-sentationsbedürfnis Rechnung. Als Schleswig seine Bedeutung als internationaler Umschlagplatz im 13. Jahrhundert zunehmend einbüßt, ändert sich auch das Stadtbild Schleswigs. Die maritime Inf-rastruktur wird zu großen Teilen niedergelegt und ein Marktplatz im Zentrum der Altstadt etabliert.133 Die Kontrolle und Sicherung des Hafens verliert an Bedeutung und die Herzöge erhalten mit der deut-lichen größeren Schlossinsel die Möglichkeit, eine imposantere Residenz zu verwirklichen.

Strittig ist allerdings, ob die Burg auf der Mö-weninsel „von Beginn an“134 als Herzogssitz diente. Dieser in der älteren Forschung vertretenen Ansicht hält Chr. Radtke entgegen, dass die Burg erst nach der Umwandlung des Königshofes ins Graukloster der Franziskaner 1234 als Herzogssitz diente.135 Seiner Meinung nach sei die Burg als ausgelagerter, fortifikatorischer Teil des königlichen Pfalzkom-plexes zu verstehen136 und mit Anlagen wie Goslar, Trondheim und Bergen vergleichbar. Zwar deuten die Befunde eines massiven, als Wehrturm interpre-tierten Gebäudes des 12. Jahrhunderts unter dem Graukloster auf den Standort einer Wehranlage,137 doch fehlen nach wie vor eindeutige Befunde, die

130 Belasus 2009, 97.131 Müller/Rösch/Schimmer 2014; Rösch 2014.132 Von einem „Herzogtum Schleswig“ ist erst ab der Regie-rungszeit Waldemars des Großen (1157–1182) zu sprechen. Un-ter seiner Regentschaft tritt 1170 erstmals der Titel Dux Jucie auf, der mit dem Lehen des zwischen Konge Å und Eider verknüpft war. Der aus der Wikingerzeit stammende und oftmals mit ei-nem Herzog gleichgesetzte Titel des Jarls war hingegen nicht klar umrissen und nicht zwangsläufig mit einer Territorialherrschaft verknüpft (Albrectsen 2008, 52–55).133 Jahnke 2006; Radtke 2007.134 Windmann 1958, 20.135 Radtke 1977, 31.136 Radtke 1977, 34–40.137 Vogel 1983, 27–31; Radtke 2003.

ein herzogliches palatium auf der Altstadthalbinsel belegen.138 Somit ist es durchaus denkbar, dass bis 1234 der Statthalter bzw. Herzog die Möweninsel als Standort wählte.

Fassen wir die Ergebnisse von der Möweninsel in Hinblick auf Strukturen, Datierungen und Funktio-nen zusammen: In der frühen Phase wird eine Befes-tigung in Holz-Erde-Technik unter Verwendung von Soden ausgeführt. Es dürfte sich um einen langrecht-eckigen Ringwall gehandelt haben, dessen Verlauf durch das Inselrelief bestimmt war. Der Wall war im nördlichen Inselteil möglicherweise mächtiger aus-gebaut. Den historischen Quellen folgend, besteht ab 1120, spätestens jedoch ab 1134 eine Burganlage.

In einer zweiten Phase wird im nördlichen In-selteil ein unterkellerter, annährend quadratischer Backsteinbau errichtet, dem im Süden eine befes-tigte Vorburg vorgelagert war. Zusätzlich wird eine Ring- oder Schildmauer gebaut bzw. ein bereits be-stehender Holz-Erde-Wall mit Backsteinen verstärkt. Diesen Ausbauschritt datieren wir aufgrund der „Einführung“ des Backsteinbaus und den schriftli-chen Quellen in die Zeit zwischen der Mitte des 12. und dem frühen bis mittleren 13. Jahrhundert. Folgt man der Argumentation von Chr. Radtke, ließe sich dieser Ausbau mit der Einrichtung des Schleswiger Herzogssitzes auf der Insel um 1234 verbinden.139 Nach Ausweis der Schriftquellen wird die gesamte Burganlage zwischen 1268 und 1291 aufgelassen. Angesichts einer Nutzungsdauer von mindestens 130 Jahren und der Funktion als Zollstation bzw. Herzogssitz verwundert es allerdings, dass kein entsprechender mittelalterlicher Fundniederschlag erfasst wurde. Das bekannte Fundmaterial ist stein-zeitlich oder datiert in die (frühe) Neuzeit. Die Dis-krepanz zwischen schriftlicher und archäologischer Überlieferung wird wohl am ehesten durch die Ab-räumungen der Neuzeit zu erklären sein.

4. 2. Herzogliches Haus und Schanze

Im Jahre 1582 wird auf Initiative Herzog Jo-hann Adolf von Schleswig-Holstein ein „Haus“ auf der Möweninsel errichtet.140 Über die genannten Schrift- und Bildquellen hinaus sind es die archäolo-

138 Müller 2014.139 Radtke 1977, 31 ff.140 Unverhau 1983, 91–92; Philippsen 1930.

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gischen Untersuchungen, die es erlauben, zumindest die Lage des Gebäudes zu lokalisieren. Unmittelbar nördlich der im Nord-Süd Schnitt von La Baume angetroffenen Backsteinmauer wurde ein zwei Me-ter höher liegendes, festes Konglomerat aus Back-steinbruch und Mörtel freigelegt. Darüber wurden Feldsteine angetroffen. Die „Ziegelschuttmauer“, die sich ca. 50 cm unter der Oberfläche damit auf 3,6–4,6 m über NN befindet, konnte auf 7 m Län-ge nachgewiesen werden. Die Bohrungen von 2013 legen nahe, dass sie sich unter der Hügelkuppe auf 15–20 m Breite erstreckt. Es befindet sich also unter dem höchsten Punkt der Insel ein flächiger Auftrag aus mit Mörtel verbundenem Backsteinbruch. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte es sich um das Fundament des 1582 errichteten Hauses handeln. Dafür wurde der im Bereich der Kernburg vorhan-dene Backsteinbruch zusammengetragen und mit Mörtel verfestigt. Das dabei auf die Backsteinmauer gestoßen wurde, liegt nahe. Neben der (stratigra-phischen) Lage kann auch die darunter angetroffe-ne innenglasierte rote Irdenware als Indikator einer neuzeitlichen Zeitstellung gewertet werden.

Aussehen und Zweck des Gebäudes bleiben dagegen im Dunkeln. Z. Wolff erwähnt 1722, das 1580 über den Fundamentresten noch ein gemeuertes Haus gestanden hätte.141 Diese Angabe könnte sich allerdings auf die Abbildung Braun-Hogenbergs be-ziehen. In Anbetracht der Fundamentierung und der darauf angetroffenen Feldsteine sowie vor dem Hin-tergrund vergleichbarer Gutshäuser wäre ein Fach-werkbau mit erdfernen Schwellen denkbar. Auf der Mejerschen Karte von 1641 erscheint das Gebäude nicht mehr, so dass es zu diesem Zeitpunkt bereits niedergelegt worden ist (Abb. 7).

Auf der Abbildung der Möweninselschanze142 liegt diese als mehrstufige Fleche ausgeführte Befes-tigung auf Höhe des Hügels und überformt diesen gänzlich. Nach Herz-Christiansen sind noch Über-reste der Fleche auf der Insel erkennbar,143 was wäh-rend der Geländearbeiten durch die Verfasser aber nicht nachvollzogen werden konnte. Denkbar ist jedoch ein Zusammenhang der postulierten Abgra-bungen im Südwesten des Hügels mit der Schleifung der Schanze.

141 Wolff 1722; Christiansen 1950; La Cour 1972, 76–77.142 Herz-Christiansen 2004, Abb. 26.143 Herz-Christiansen 2004, 53.

4. 3. Brückenüberreste

Die beobachteten Pfahlreihen und Backsteinag-glomerationen sind immer wieder mit Brückenkon-struktionen in Verbindung gebracht worden. Dafür sprechen auf den ersten Blick die für Brücken typi-sche Ausrichtung und Lage der Befunde sowie die Hinweise in den Schrift- und Bildquellen. Letztere geben allerdings nicht mittelalterliche Situationen wieder, denn Brücken (oder Dämme) sind vielfach aufgrund von gesichteten Pfählen oder Informatio-nen aus der Bevölkerung postuliert worden und ha-ben dann Eingang in die neuzeitliche Beschreibun-gen oder Kartenwerke gefunden. Vor allem die west-lich des nördlichen Sandhakens gelegenen und 1981 gezeichneten Pfahlstümpfe tauchen immer wieder in den Nennungen auf, sodass in ihnen wahrscheinlich die Ursache für die neuzeitlichen Erwähnungen ei-ner Brücke zur Altstadt zu sehen ist.

Für die Existenz eines südlichen Schleiübergangs fehlen greifbare Grundlagen hingegen gänzlich. Dass dieser hypothetisch ist, legen bereits die beiden Kar-ten J. Meyers von 1641 bzw. 1649 nahe, die jeweils unterschiedliche Verläufe und Bezeichnungen ange-ben. Sie gehen womöglich auf die Schleswig Beschrei-bungen Thrazigers, Braun-Hogenbergs und Heinrich Rantzaus aus dem späten 16. Jahrhundert zurück, die einen historischen Südübergang nennen.144 Ein-zig für 1761 finden sich auf der Special=Charte am äußersten Ende des südlichen Sandhakens Hinweise auf eine brückenartige Anlage. Hierzu gehören auch nach Osten verlaufenden Pfähle südlich der Insel, die 1981 von einem Laien gesichtet wurden. Archäolo-gisch ist trotz zahlreicher Untersuchungen der Insel bei Niedrigwasserständen im Bereich des südlichen Sandhakens bisher nur das „Möweninselwrack“ be-kannt. Vor diesem Hintergrund wäre eine Verwechs-lung der Wracküberreste mit Pfahlstümpfen bzw. Relikten einer ehemaligen Brücke denkbar. O. Na-koinz vermutet hinter der Brückendarstellung J. Me-jers eine Verwechslung mit einer Fährverbindung,145 M. Belasus diskutiert die Annahme einer südlichen Querung vor dem Hintergrund einer Schiffssperre.146

Die nördlichen, bisher zwischen Altstadt und Möweninsel dokumentierten Pfahlstellungen las-sen die Existenz von Brücken realistisch erscheinen

144 Unverhau 1979, 68 ff.145 Nakoinz 2005b, 185 Kat. 1/6.146 Belasus 2004, 26.

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(Abb. 17). Die in Richtung Nordosten verlaufende und jetzt überspülte Pfahltrasse ist bisher am besten dokumentiert (Abb. 10). Im Grundaufbau besteht sie aus zwei parallelen Pfahlreihen von 25–30 m Länge im Abstand von 3,7–4,0 m. Die Pfähle stehen sich einzeln oder in Bündeln gegenüber, die untereinander zwischen 2–3 m entfernt sind. Die meisten Pfähle sind senkrecht, einige weisen Neigungen nach innen auf. Ohne dass ihr Durchmesser gezielt bestimmt wurde, vermittelt das Gros der Stümpfe einen massiven Ein-druck. Außerhalb der beiden dominierenden Reihen sind noch weitere Pfähle verzeichnet. In der Mitte fin-det sich eine parallele Reihe von fünf Pfählen auf 16 m Länge. Acht Hölzer bilden parallel zur nordwestlichen Hauptreihe im Abstand von nur einem halben Meter eine rechteckige 10,0 × 1,8 m messende Struktur. Die restlichen Pfähle lassen sich zunächst keiner Struk-tur zurechnen, treten im mittleren Abschnitt jedoch gehäuft auf (Abb. 9; 10).

Die Anordnung in zwei parallelen Reihen mit relativ gleichmäßig gesetzten Pfählen spricht für eine Brückenanlage (im folgenden Brücke I genannt). Im konkreten Fall bilden die sich gegenüberliegende Pfähle und Pfahlbündel Joche von etwa 4 m Breite die im Abstand von 2–3 m hintereinander stehen. Auf-fällig sind dabei in Paaren zusammenstehende Pfäh-le. Wie die Fotos erkennen lassen, sind dabei einige, hauptsächlich innenliegende Pfähle schräg zur Mitte gerichtet. Durch die Anordnung der Pfähle ist die Konstruktion zu den Pfahljochbrücken zu zählen. Die Ergebnisse der 2013 durchgeführten 14C-Datierun-gen machen eine Errichtung im 11. Jahrhundert oder der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wahrschein-lich.147 Weitere Pfahlreihen liegen in der Flucht von

147 Auszug aus dem Bericht J. Meadows vom 20. Juni 2014: „KIA-48445 (Dendroprobe I; Jahre 76–85) weighted mean 1053 ± 14 BP. According to Sigrid Wrobel, who analysed the timber in 1982, the last surviving ring, Jahr 86, was from the final year before this tree was felled. Jahr 86 dates to cal AD 990–1020 (68.2% probability) or cal AD 980–1030 (95.4% probability). KIA-48446 (Dendroprobe V; Jahre 39–48, weighted mean 958 ± 12 BP. The last surviving ring, Jahr 49, dates to cal AD 1025–1060 (34.0% probability) or cal AD 1085–1135 (48.5% proba-bility) or cal AD 1140–1160 (13.0% probability). According to Sigrid Wrobel, who analysed the timber in 1982, the outermost ring was the final year of growth before this tree was felled. KIA-48447 (Dendroprobe 3; Jahre 24–33) weighted mean 965 ± 12 BP. The last surviving ring was Jahr 37, which dates to cal AD 1030–1060 (44.9% probability) or cal AD 1090–1135 (41.0% probability), or cal AD 1145–1160 (9.4% probability). To this we need to add an estimated 16 rings (+14/-6) for lost sapwood (Sigrid Wrobel, pers comm), and potentially an unknown number of missing heartwood rings, to arrive at the felling date. If Jahr 37

Brückentrasse I in Richtung des gegenüberliegenden Ufers. Diese wurden bereits von Vogel 1981 beschrie-ben und von Meyer 1993, Kramer 2005 und Bleile 2013 dokumentiert. Eine erste Ansammlung aus 15 Pfählen liegt etwa 100 m entfernt in 1,2 m Wasser-tiefe (Abb. 17,2). 35 m weiter nördlich in der Flucht, befinden sich die nächsten 48 Pfähle (Abb. 17,3). Sie sind mehrheitlich in drei parallelen Reihen auf einer Länge von etwa 25 m angeordnet. Hinzu tritt eine Anzahl weiterer Hölzer. Flucht und die Struktur aus parallel angeordneten Pfosten scheint eine Zugehörig-keit zur selben Brückenkonstruktion wahrscheinlich zu machen, auch wenn bislang Datierungen fehlen. Insgesamt würde es sich um einen Anlage handeln, die mindestens 200 m überspannt (Abb. 17).

Vergleiche zu diesen Befunden lassen sich aus dem nordwestslawischen Gebiet anführen. Eine hohe Anzahl gut untersuchter Brückenanlagen des 9. und 12. Jahrhunderts erlaubt es, drei Varianten von Pfahljochbrücken zu unterscheiden.148 Bei der ersten Variante handelt es sich um Joche mit zwei senk-rechten Pfählen und zwei außenliegenden schrägen Stützpfählen. Dieser Konstruktionstyp wurde vor-nehmlich in flachen, max. 2 m tiefen Gewässern ge-nutzt und tritt auch häufig bei Bohlenwegen auf.149 Die zweite Variante ist durch Joche gekennzeich-net, die aus jeweils zwei Bündeln mit drei bis sechs Pfählen bestehen. Sie scheint auf tiefere Gewässer beschränkt und sind unter anderem in Ostrów Led-nicki/PL und der Plöner Olsborg nachgewiesen.150 Ein Joch aus mehreren, in einer Reihe eingebrachten senkrechten Stützpfählen ist das Charakteristikum der dritten Variante. Diese ist im nordwestslawi-schen Bereich bisher nur aus der Peene bei Menzlin bekannt.151 Der Befund gilt jedoch als unsicher, da die Pfahlreihen nur im ufernahen Bereich des Flusses nachgewiesen werden konnten. Es könnte sich nach S. Kleingärtner auch um zwei gegenüberliegende Stege einer potenziellen Fährverbindung gehandelt haben.152 Weitere Brücken dieser Variante, allerdings mit seitlichen Stützpfählen, finden sich bei den Brü-cken 1 und 3 des 9. Jahrhunderts in Mikulčice/CZ153

represents the heartwood-sapwood transition, the tree was felled between cal AD 1040 and cal AD 1200 (95% probability).“ 148 Bleile 1998; 2011; Wilke 2009, 137; 2011.149 Etwa Teterow; Unverzagt/Schuldt 1963.150 Wilke 2009.151 Jöns/Bleile 2005, 101 f..152 2013, 94; Abb. 94; 95.153 Poláček 2011.

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und der Anlage von Ravning Enge bei Jelling/DK aus dem 10. Jahrhundert.154 Vergleichbare Befunde liegen aus Oost-Souburg/NL vor, wo eine Zugangs-brücke zum Burgwall mit drei bis vier Stützpfählen ausgeführt wurde.155 Allgemein finden sich einfache Varianten von Pfahljochbrücken mit nur zwei Stütz-pfählen pro Joch vielfach an Fundplätzen mittelalter-licher Zeitstellung.156

Brücke I der Möweninsel scheint in Bezug auf die Lage am ehesten mit dem Konstruktionstyp I ver-gleichbar. Gleich der Anlage in Teterow diente auch sie der Querung seichten Wassers und weist häufig zwei doppelte Pfahlstellungen pro Joch auf. Da sich jedoch vor allem die inneren Pfähle zur Mitte neigen, muss es sich um eine andere Konstruktionstechnik handeln. Denkbar erscheint, dass die äußeren, massi-veren Pfähle den überspannenden Jochbalken tragen, während sich es bei den Inneren um Stützpfähle han-delt, die einen Teil der Auflast ableiten. Dadurch wird auch ein Durchbiegen des mit ca. 4 m vergleichsweise langen Jochbalkens verhindert. Im Prinzip ist diese Konstruktionsweise mit der durch Kopfbänder un-terstützten Ankerbalkenverzimmerung der sparren-dachtragenden Gebinde in Niederdeutschen Hal-lenhäusern und deren Vorläufern vergleichbar, die seit der Karolingerzeit in Mitteleuropa auftreten.157 Auch wenn bislang eindeutige Parallelen fehlen und die Dokumentation keine eindeutige Rekonstruktion erlaubt158, ist es angesichts der Bedeutung Schleswigs eine Rezeption und Weiterentwicklung entsprechen-der zimmermannstechnischer Lösungen denkbar.

Die acht langrechteckig angeordneten Pfähle sowie die mittlere Reihe und das gehäufte Auftreten zusätzlicher Pfähle im mittleren Abschnitt bei Brü-cke I fallen aus dem Schema. Die Pfähle könnten vielleicht zu einer weiteren Struktur (z. B. Brücken-haus) gehören oder waren Teil einer zusätzlichen Verteidigungsanlage. Derart interpretierte Pfahlstel-lungen sind von den slawischen Inselburgen Groß Raden, Behren-Lübchin und Quetzin bekannt. In Quetzin existiert eine ca. 11,0 m breite Struktur quer zu Brückentrasse159; die als Brückenhäuser in-

154 Ramskou 1980.155 Jöns/Bleile 2005, 102; van Heeringen 1995, 124.156 Vgl. Pflederer 2011; Herzig/Nadler 2011.157 Reichmann 1991, 203 ff..158 Zu den vielfältigen Möglichkeiten des Aufgehenden der Brücke sei auf die folgenden, mit zahlreichen Rekonstruktions-versuchen illustrierten Abhandlungen verwiesen: Bleile 1998; 2011; Wilke 2009; 2011; BGfU 2011.159 Bleile 2008, 69; 113.

terpretierten Befunde von Groß Raden und Behren-Lübchin werden hingegen in paralleler Ausrichtung zur Brücke rekonstruiert.160

Die bei der jüngsten Prospektion im November 2013 dokumentierte Nord-Süd verlaufende Pfahl-trasse bildet durch Ausrichtung sowie Abstand der Pfähle eine weitere Struktur (Abb. 17,5). Die Pfähle liegen auf jeder Reihe mit durchschnittlich 3 m etwas weiter auseinander und die Reihen haben einen grö-ßeren Abstand zueinander. Auch in diesem Fall wäre eine Brücke denkbar (= Brücke II). Es würde sich um eine Konstruktion handeln, deren Joche eine Breite von 5 m überspannen müssten. Voraussetzung dafür sind entsprechend massive Pfähle sowie eine stabile Verzimmerung unter Verwendung von Ankerbalken. Da die Stümpfe nur wenige Zentimeter aus dem Sediment ragten, konnte ihre ursprüngliche Stärke nicht erfasst werden. Auch Aussagen über etwaige Neigungswinkel gestalten sich als schwierig. Dass die Pfähle in nördliche Richtung nicht weiter doku-mentiert werden konnten, könnte jedoch die Folge von Sedimentationen sein. Allerdings sollte auch die Möglichkeit anderer Strukturen wie beispielsweise einer Steganlage in Betracht gezogen werden.

Neben den Holzbefunden sind drei bis vier Backstein(bruch)schüttungen bemerkenswert, die sich zwischen der Spitze des nördlichen Sandhakens und dem Altstadtufer befinden (Abb. 17,4). Bis auf den regelmäßigen Abstand, das Klosterformat der Backsteine sowie das Vorhandensein diverser Höl-zer ist über diese Strukturen bisher wenig bekannt. Dadurch lassen sie verschiedene Interpretationen zu. Auffällig ist, dass sich die Schüttungen an der engsten und flachsten Stelle zwischen Insel und Festland befinden. Dadurch könnten sie als provi-sorische Brückenpfeiler fungiert haben, bei denen Backsteinbruch als Baumaterial diente (= Brücke III). Das dieser von den Überresten den mittelalter-lichen Strukturen auf der Insel stammt, mag nahe-liegen. Gleichzeitig liefert er auch einen terminus post quem. Vor dem ausgehenden 12. Jahrhundert, aller Wahrscheinlichkeit zufolge sogar erst nach 1268, wird diese Querung nicht angelegt worden sein. Zu vermuten wäre daher ein Zusammenhang mit spä-teren Aktivitäten auf der Insel wie der Belagerung Schleswigs 1416, dem Bau des Herzogshauses 1582 oder der Anlage der dänischen Schanze Mitte des 19. Jahrhunderts.

160 Schuldt 1965, 77; 1985, 65 Beil. 3.

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Tab. 1 Bohrungen.Bodenarten: Asc Asche; Econ Eisenkonkretion; G Kies; K Kalkstein; Kve Kernverlust; Hp Schilfreste; Hz Holz; Hzk Holzkohle; If Flint; L Lehm; S Sand; T Ton; U Schluff; Vkk Knochen; Wrz Wurzeln; Yker Keramikfragment; Yks Plastik; Ymt Mörtel; Yz ZiegelAttribute: bst Bruchstücke; e eisenschüssig; f, m, g fein, mittel, grob; fle fleckig; fli Flitter; grs grusig; hpr Schilfrhizome; hw durch-wurzelt; h1–5: Humositätsgrad (sehr schwach bis sehr stark); mr marmoriert; orb organische Beimengungen; pf Pflanzenreste;

res Reste; vb verbacken; vera verascht; voe vereinzelt; vo1–5 vorhanden selten bis häufigFarben: bn braun, ge gelb, gr grau, ro rot, sw schwarz; d dunkel, h hell, = bis

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Tab. 1 (Forts.) Bohrungen.

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Zusammenfassung: Castrum quod Slesvig villam speculator. Untersuchungen zur Möweninsel in der Schlei vor Schleswig

Gefängnis, Zollstelle, Herzogsburg, „Festes Haus“ und Schanze. Auf der im Kern nur knapp einen Hekt-ar großen Möweninsel wechselten sich die vielfältigsten Funktionen ab, die alle ihren Anteil an der Geschichte Schleswigs und der Region zwischen Eider und Kongea haben. Die Auswertungen der Altgrabungen unter Berücksichtigung der schriftlichen und bildlichen Überlieferung sowie die neuerlichen Prospektionen und Bohrungen in den Jahren 2012 und 2013 zeichnen ein bewegtes Bild der Insel vor den „Toren“ Schleswigs. Herauszustellen sind insbesondere der Nachweis einer frühen Burg in Soden- sowie Holz-Erde-Technik, die mit großer Wahrscheinlichkeit in das 11. bzw. frühe 12. Jahrhundert gehört. Weiterhin konnte eine komplexe steinerne Burgstruktur erkannt werden, deren Backsteinturm vermutlich zu einem frühen Beispiel dieser Bauten in der Region gehört. Schließlich bleibt auf die zahlreichen Brückentrassen hinzuweisen, die tendenziell in die ausgehende Wikingerzeit, sicher in das hohe Mittelalter datieren und ein wichtiges Zeugnis für die Wege- und Brückenkonstruktion dieser Zeit darstellen.

Abstract: Castrum quod Slesvig villam speculator. Research on the Möweninsel within the Schlei in front of Schleswig

Prison, customs house, duke’s castle, “keep” and entrenchment. At the Möweninsel, the core of which covers just a hectare, diverse functions alternated, which all have had their impact on the history of Schles-wig and the region between Eider and Kongeå. The evaluation of earlier excavations, considering written and pictorial sources, as well as recent surveys and drillings in the years 2012 and 2013 present an eventful picture of the island “outside” Schleswig. Particularly interesting is the detection of early ramparts erected from divots as well as in wood and earth, which very probably belongs to the 11th or early 12th century. Furthermore, a complex stone structure of a castle could be documented, the brick tower of which represents probably an early regional example of such buildings. Finally, the many bridges have to be mentioned, which can be dated perhaps in the late Viking Age, but definitely in the high middle ages and which constitute an important testimony of track way and bridge constructions of this time.