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CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa August/2010 Abdelhamid Barzali eMail: [email protected]
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CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa

Jan 18, 2015

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Abdelhamid81

Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa
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Page 1: CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa

CarSharing: Nachhaltige Mobilitätin Deutschland und Europa

August/2010

Abdelhamid Barzali

eMail: [email protected]

Page 2: CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa

Kurzfassung

Anthropogene CO2-Emission1 und Umweltschutz sowie Ressourcenknappheit und dieEntlastung der Verkehrsinfrastruktur gehören zu den vieldiskutierten Themen der letztenJahre. Daher werden energieeffiziente Konzepte besonders bei der Planung und Umsetzungvon Verkehrssystemen als zunehmend wichtiger empfunden. Die Nutzung von CarSharingim Personen- und Güterverkehr verspricht eine Minimierung derzeitiger Umweltprobleme,da sie zum einen mit zur CO2-Reduktion beitragen und zum anderen, dem wachsendenVerkehrsaufkommen entgegen wirken können, was dem Klima, der Natur und schliesslichjedem Einzelnen zugute kommt. Im Rahmen dieser Arbeit soll auf Fakten und Stand dernachhaltigen Mobilität CarSharing in Deutschland und anderen europäischen Landerneingegangen werden.

1CO2: Kohlenstoffdioxid

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“Mobilität von Menschen und Gütern ist nicht Folge,

sondern Grundlage unseres Wohlstands.”

Eberhard von Kuenheim (*1928)

Allgemeines zum Thema CarSharing

Das Nutzen eines Gemeinschaftsautos: Also das Teilen eines Autos mit anderen Men-schen ,ohne dass man es als Privateigentum haben muss, bezeichnet man als CarSharing.CarSharing gibt dem Nutzer die Möglichkeit, Fahrzeuge zu nutzen ohne ein Eigeneszu besitzen. Diese moderene Mobilitätsart kommt nicht nur dem Geldbeutel zugute,sondern sie ist noch komfortabler, flexibler und vor allem umweltfreundlicher als dienormalen traditionellen Mobilitätsdienstleistungen. Das Konzept "Teilen statt besitzen"hat sich auch auf dem modernen Automobilitätsmarkt allmählich durchgesetzt. Namhaftedeutsche Autohersteller haben in den letzten Jahren langsam umgedacht und ihre Unter-nehmensstrategie zu den sogenannten "Mobilitätsanbietern" weiter entwickelt. Peugeotmit Mu2, BMW mit Drive-Now3, Daimler mit Car2Go sowie VW4 mit Quicar setzen aufCarSharing und haben vor mit so einer Mobilitätsdienstleistung weiter nachzuziehen.

CarSharing: Mobilitätsdienstleistung als Alternative

Die Fragen der Zukunft werden sein: Braucht man ein Auto? Will man die Invistitions-kosten hierfür ausgeben? Oder ist der Zugriff auf Mobilität flexibler und sparsamer?

Unsere Gesellschafft entwickelt sich immer mehr von einer “Besitz-Gesellschaft” zu einer“Zugriffs-Geselschaft”: Anstatt sich ein „Automobil “ zuzulegen macht es eigentlich Sinn,stattdessen bedarfsweise direkt auf „Automobilität “ zurückzugreifen.

2“Mu by PEUGEOT ist ein Mietservice für Fahrzeuge, Scooter, Fahrräder oder Zubehör von PEUGEOT”.(www.mu.peugeot.de)

3Drive-Now: ist eine Mobilitätsdienstleistung von BMW (www.drive-now.com)4VW: Volkswagen

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Bei der Studie “Zukunft der Mobilität 2020” [BADLMW09] vom Arthur D. Little5

wurde ein Handlungsbedarf deutlich gemacht: Sowohl die Bereitschaft ein Fahrzeug zubesitzen als auch die Bereitschaft, viel Geld in Mobilität auszugeben werden zukunftignur noch sinken, wohingegen wird die Anforderung an qualitative, innovative und nach-haltige Mobilität nur noch steigen. Ein von Arthur D. Little für die Transformation vomAutomobilitäts- zum Mobilitäts-Markt dabei entwickeltes Modell namens “Basic MobilityProvider” wird zukünftig die Mobilität vom Fahrzeugbesitz befreien. Bei dem Modell istvor allem klar, dass Mobilität und Automobilität unterschiedliches bezeichnen und beidewerden definitionsgemäss nicht gleichgesetzt.

Besitz und Unterhalt eines eigenen Kraftfahrzeugs begünstigt ein Mobilitätsverhaltenwo möglichst viele Fahrten mit dem Auto erledigt werden. Selbst wenn attraktive Al-ternativen existieren, fällt die Wahl bevorzugt auf dieses Verkehrsmittel, damit sich diedamit verbundenen Fixkosten besser rentieren. Die verstärkte Nutzung von Gemein-schaftsfahrzeugen belohnt es stattdessen, nur die Fahrten per Auto zu machen, wo dieseFortbewegungsform wirkliche Vorteile bringt. Solch eine Mobilitätskultur passt zu densich wandelnden Mobilitätsbedürfnissen von zunehmend mehr Menschen.

CarSharing ist grün

Die Anthropogenen CO2-Emissionen und damit verbundenen Umweltprobleme erfor-dern inzwischen ein Umdenken zur Reduzierung von Verbrauch und CO2-Emissionen.Alleine im Verkehrsbereich werden jährlich 149 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, wasungefähr 20 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland entspricht [vU10].Dazu wurden im Jahr 2010 laut einer ADAC6-Auswertung [vA10] ungefähr 185.000Stauereignisse auf deutschen Autobahnen mit knapp 45.000 mehr als im Jahr zuvorgemeldet, wobei die Gesamtlänge der gemeldeten Staus dabei 400.000 Kilometer betrug.Laut Bundesverband Parken e.V.7 parken private PKWs durchschnittlich 23 Stundenpro Tag und verursachen dabei Kosten ohne genutzt zu werden. Täglich 60 Millionenleere Sitzplätze im Individualverkehr sowie schlecht ausgelastete Kapazitäten bei denöffentlichen Verkehrsmitteln haben deutlich Stau, Smog und einen Mangel an Parkplätzenzur Folge. Hinzu kommt, dass der Besitz und Unterhalt eines eigenen Kraftfahrzeugsein Mobilitätsverhalten begünstigt, wo möglichst viele Fahrten mit dem Auto erledigtwerden. Selbst wenn attraktive Alternativen existieren, fällt die Wahl bevorzugt aufdieses Verkehrsmittel, damit sich die damit verbundenen Fixkosten besser rentieren. Die

5Arthur D. Little ist ein internationales und nahmhaftes Beratungsunternehmen. Gegründet im Jahr1886 vom MIT-Professor Arthur Dehon Little in Cambridge (USA) .

6ADAC : Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club7Der Verband führt den Namen „Bundesverband Parken e.V.“ und beschäftigt sich unter anderen mit derWahrnehmung der allgemeinen wirtschaftspolitischen Interessen der Parkraumbewirtschaftungsbranche.(www.parken.de)

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Attraktivität von CarSharing und Fahrgemeinschaften minimiert redundante Fahrten undschafft somit neue Kapazität. Solch eine Mobilitätskultur passt zu den sich wandelndenMobilitätsbedürfnissen von zunehmend mehr Menschen. Der Vizepräsident des Umwelt-bundesamts Dr. Thomas Holzmann sagte: „Zahlreiche Unternehmen, aber auch öffentlicheEinrichtungen, haben erkannt, dass für deren dauerhaften Erfolg neben wirtschaftlichenund sozialen Aspekten auch Umweltziele wichtig sind. Ein Handlungsfeld, auf dem nichtnur Privatpersonen sondern auch gewerbliche Kunden etwas für die Umwelt tun undzudem Kosten sparen können, ist die Nutzung von CarSharing-Angeboten. CarSharing istzudem eine kostengünstige Alternative zum firmeneigenen oder privaten Auto. Dies giltumso mehr, wenn Reiseziele mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbarsind.“ [e.V10]

In der dritten Serie von Moving Beyond the Automobile8[tAbS11] unter dem Titel“CarSharing” wurde gezeigt, wie und zu welchem Zweck ein PKW tatsächlich benutztwird und interessante Statistiken ans Licht gebracht. Mit 1,6 Insassen ist üblicherweiseder Auslastungsgrad eines PKWs gering. Dazu liegen 30 Prozent der zurückgelegtenFahrten sogar unter 3 Kilometern. Außerdem sind Zwei Drittel aller Autofahrten kürzerals 5 Kilometer, wobei die meisten Menschen solche Autofahrten bemerkenswerterweisesogar gut zu Fuss oder mit dem Fahrrad schaffen könnten, statt extra dafür ein Auto zunehmen. Ferner transportieren 1300 Kilogramm Stahl und Kunststoff auf den deutschenStrassen ungefähr 100 Kilogramm Nutzlast. Ein Auto steht mehr als 90 Prozent seiner"Lebensdauer" nur auf dem Parkplatz oder in einer Garage herum.

Die Tatsache, dass CarSharing umweltentlastend ist, haben zahlreiche wissenschaftlicheArbeiten belegt. Eine Evaluationsstudie [fP06] in der Schweiz hat eine ganz interessanteStatistik ans Licht gebracht: Jeder aktive CarSharing-Nutzer in der Schweiz setzt jährlich90 Kg CO2 weniger in die Atmosphäre frei als in einer Situation ohne CarSharing-Angebot. Laut einer Studie des deutschen Bundesverbands CarSharing e.V9 werden 4 bis10 PKWs durch ein CarSharing-Auto ersetzt [mP10]. Dabei sind interessante Statistikenans Licht gekommen, wie die Tabelle(0.1) zeigt. Alleine in Deutschland werden progefahrenem Kilometer durch CarSharing-Fahrzeuge 16 % weniger umweltschädlichesCO2 als private Neufahrzeuge ausgestoßen. Das bringt nur noch Vorteile mit sich: Esgibt weniger Autos, weniger Schrott und vor allem mehr nutzbare und wertvolle freieFläche. Der Bundesverband CarSharing e.V. zeigte nach einer Befragung der Kundenunterschiedlicher CarSharing-Anbieter, dass durchschnittlich die meisten Kunden vordem Beitritt zu einer Cardsharing-Organisation mehr private PKWs besitzten als wäh-rend der Mitgliedschaft. Darüber hinaus emittieren die CarSharing-Fahrzeuge weniger

8Moving Beyond the Automobile: Streetfilms.org ist eine hochgeschätzte Webseite von dem us-amerikanischen Unternehmen OpenPlans. Sie produziert Kurzfilme, die zeigen, wie sich intelligenteVerkehrs- und Transportpolitik positiv auf die Effizienz des Verkehrs auswirkt.

9Der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs) ist der Dachverband der deutschen CarSharing-Anbietermit über 95 Mitgliedern

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Schadstoffe und verbrauchen weniger Treibstoff. Das lässt sich darauf zurückführen, dassdie CarSharing-Fahrzeuge aufgrund des Einsatzes von modernsten Motorengenerationmit hochentwickelter Abgasreinigungstechnologie durchschnittlich “umweltfreundlicher”sind als die Privatfahrzeuge. Wie in der unteren Tabelle (0.1) zu sehen ist, sind dieUnterschiede zwischen den spezifischen CO2-Emissionen einiger CarSharing-Fuhrparksim Vergleich zu den nationalen Pkw-Flotten deutlich zu sehen. Es geht klar daraus hervor,daß der Unterschied fast in allen betrachteten Fällen zwischen 15 % un 20 % liegt mitdem Höchstwert bis zu 25 %. Mit 129,6 g/km weisen diverse europäsche CarSharing-Anbieter mit einer Flotte von über 20 Fahrzeugen einen CO2-Ausstoß von 129,6 g/kmauf. Die verkauften Neuwagen in fast 26 Ländern Europas hatten im Jahr 2008 einenspezifischen CO2-Ausstoß von 153,5 g/km (EC 2010) und sind damit 15,6 % höher alsdie CarSharing-Fahrzeugflotten. Zahlreiche CarSharing-Anbieter erreichen schon heutemit ihren Fahrzeugflotten den ab 2015 verbindlich werdenden Grenzwert 130 g/km.

Car-Sharing-Anbieterbzw.Land

Spez. CO2-AnstoßCar-

Sharing-Flotte

AnzahlCar-

Sharing-Fahrzeuge

Spez. CO2-AnstoßnationalePkw-Flotteim Ver-

gleichsjahr

Emissionsein-sparungCar-

Sharing-Flotte

Vergleichsjahr Quelle

10 große Anbieterin Europa, diverse

Länder

141,9 g/km 3.828 153,5 g/km(nur

Neuwagenin 26 EU-Ländern)

7,6 % 2009 momo-BefragungEC 2010

9 große Anbieterin Europa (ohneMobility), diverse

Länder

129,6 g/km 1.628 153,5 g/km(nur

Neuwagenin 26 EU-Ländern)

15,6 % 2009 momo-BefragungEC 2010

10 kleine Anbieterin Europa, diverse

Länder

128,1 g/km 94 153,5 g/km(nur

Neuwagenin 26 EU-Ländern)

16,5 % 2009 momo-BefragungEC 2010

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Page 7: CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa

Mobility, Schweiz 151 g/km 2.200 183 g/km(nur

Neuwagen)

17,5 %(gesamt1.510 t im

Jahr)

2008 Mobility2009

Mobility, Schweiz 155 g/km 1.750 189 g/kmneue Pkw207 g/kmPkw-Flotte

18%25%

2005 BfE 2006

Denzel Mobility,Österreich

126 g/km 169 158,1 g/km(2008,)

20,3 % 2009/2008 DenzelMobility,EC 2010

Cambio,Deutschland

129 g/km 575 165 g/km(2008, nurNeuwagen)

21,2 % 2009/2008 Cambio2009a, KBA

2009Cambio Belgien,

Belgien117 g/km(Flandern),120 g/km(Brüssel),122 g/km(Wallonien)

248 155 g/km(nur

Neuwagen)

21,3 % bis24,5 %

2008 Auskunftper Email,Taxistop

diverse,Großbritannien

110 g/km k.A. 171 g/km(Verbrauch

derersetztenPrivat-Pkw)

36 % 2007bzw.2001

Carplus2008

diverse,Deutschland

148 g/km 1.042 176 g/km(nur

Neuwagen)

16 % 2003 Knie,Canzler2005

Tab. 0.1: Vergleich der spezifischen CO2-Emissione unterschiedlicher Car-Sharing-Flotten(Quelle: momo-Projekt)

Die der vom Kraftfahrt-Bundesamt 10 veröffentlichten Zeitreihe der mittleren spezifi-schen CO2-Emissionen zeigt deutlich, dass die Fahrzeughersteller bei der Motoren- undFahrzeugentwicklung nur relativ langsame Erfolge in den tatsächlichen Verbrauchs- undEmissionswerten der Neufahrzeuge erreicht haben. Dies geht aus den Statistiken in derAbbildung (0.1) hervor. Im Jahr 1998 beliefen sich die spezifischen CO2-Emissionen10Kraftfahrt-Bundesamt: ist ein zentraler Informationsdienstleister rund um das Kraftfahrzeug und seine

Nutzer. (www.kba.de)

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der in Deutschland verkauften Neufahrzeuge auf 188,6 g/km. Darunter betrugen dieCO2-Emissionen der Diesel-Fahrzeuge 178,4 g/ km und und der Benzin-Fahrzeuge 190,8g/km. Im Jahr 2006 wurde schon der Wert von 172,5 g/km erreicht. Die Fahrzeuge, diebeim CarSharing eingesetzten werden, sind allerdings durchschnittlich relativ kleiner unddeutlich niedriger motorisiert, entsprechend dem Einsatzspektrum dieser Fahrzeuge imAlltagsverkehr. Die CarSharing-Flotten bestehen zum größten Teil aus Kleinwagen.

Bei einer Untersuchung des berliner Wissenschaftszentrums wurden von mehr als 1000 imdeutschen CarSharing eingesetzten Fahrzeugen insbesondere in Großstädten die fahrleis-tungsgewichteten spezifischen Emissionen evaluiert. Die spezifische CO2-Emission betrugfrüher fast 148 g/km. Die CarSharing-Flotten wiesen durchschnittlich 16 % niedrigereCO2-Emissionen auf als die Neuwagen, die im gleichen Jahr in Deutschland gekauftwurden. Wenn man methodisch korrekt einen Vergleich zwischen der durchschnittlichenPkw-Flotte und den Fahrzeugen, die im CarSharing eingesetzt wurden, zieht, würde manden Beweis für einen noch größeren Einspareffekt der CarSharing-Fahrzeuge bringen.

Abb. 0.1: Entwicklung spezifischer CO2-Emissionen von Pkw-Neuzulassungen 1998 bis2006, Vergleich zur CarSharing-Flotte 2003. Quelle: (kba)

Angesichts der Tatsache, dass das ökologische Bewusstsein in Bezug auf das Verkehrsver-halten vieler Menschen und somit das Bedürfnis nach der Nutzung von Elektrofahrzeugenallmählich wächst, ist es durchaus sinnvoll, neue Konzeptmöglichkeiten der Mobilitäts-dienstleistung empirisch zu erforschen, die diesen Anforderungen gerecht werden.

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CarSharing in Deutschland

CarSharing als alternative Mobilitätsdienstleistung hat sich auch in Deutschland als einviel versprechender Modell erwiesen. Der Bundesverband CarSharing e.V. brachte ganzinteressante Statistiken ans Licht (Abbildung 0.2): zu Beginn 2009 ist die Teilnehmerzahlvon CarSharing-Nutzern 18% mehr als das Jahr davor auf 137.000 Teilnehmer gestiegen.Aus der Statistik geht auch hervor, dass die Anzahl der Fahrzeuge sich zwischen 1997und 2009 verdreifacht hat. Deutschland hat bereits die Anzahl von rund 110 CarSharing-Anbieter in über 285 Städten und Gemeinden erreicht. Unter anderen ist CarSharing-Tochter der Deutschen Bahn, die an verschiedenen deutschen Bahnhöfen ihre Mietautosanbieten. Laut den Angaben der Fachtagung "Öffentlicher Nahverkehr und Car-Sharing" inBremen [Vor11], stehen in Deutschland 4.600 Fahrzeuge an 2.200 CarSharing-Stellplätzenden CarSharing-Nutzern zur Verfügung.

Laut den Bundesverbandangaben (bcs)11 [509] kommen auf jedes CarSharing-Fahrzeug34 Nutzer. Unter dem Namen StattAuto12 wurde in Berlin im Jahr 1988 die erste deutscheCarSharing-Gesellschaft ins Leben gerufen. Heute heisst sie Greenwheels mit Gmbh13

als Rechtsform und zählt neben Stadtmobil14 und Cambio CarSharing15 zu den größtenCarSharing-Verbünden Deutschlands. Ab 1999 sind noch weitere CarSharing-Anbietermit unterschiedlichen Rechtsformen gegründet worden. Zahlreiche deutsche Autoherstellerund Organisationen haben sich zu den sogenannten Mobilitätsanbietern weiter entwickelt:Peugeot mit Mu, BMW mit Drive-Now, Daimler mit Car2Go sowie VW mit Quicar setzenauf CarSharing und haben vor mit so einer Mobilitätsdienstleistung weiter nachzuziehen.Je nach “Serviceart” lassen sich die deutschen CarSharing-Organisationen in Zwei Kate-gorien unterteilen: gewinnorientierte Kapitalgesellschaften mit einer Rechtsform wie AGoder GmbH und Nachbarschaftsvereine, die sich meistens auf einen Stadtbezirk beziehenund keinen Gewinn erzielen. Sie versuchen aber meistens die Kosten umzulegen. Fernererforscht und bietet DB Rent16 in ca. 100 Städten CarSharing-Konzepte spezifisch fürKundenforderungen z.B. für Fluggesellschaften. Zu dem Einsatz von Elektrofahrzeugenim CarSharing in Deutschland zählt vor allem die Initiative von der Drive-CarSharing17,Cambio zusammen mit Greenpeace Energy, Mu18 und weitere CarSharing-Anbieter, dieneben Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auch noch Elektrofahrzeuge in ihre Flotte auf-nehmen. Dabei sind auch CarSharing-Unternehmen wie MoveAbout GmbH , Car2Go etc.,die “reine” Elektrofahrzeuge den CarSharing-Kunden zur Verfügung stellen. Deutschland

11Der Bundesverband CarSharing e.V.12www.greenwheels.com13Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)14Stadtmobil CarSharing ist ein deutscher CarSharing-Verbund ( http://www.stadtmobil.de)15Cambio Mobilitätsservice GmbH & Co KG in Bremen16Die DB Rent GmbH ist eine Tochter der Deutschen Bahn mit rund 220 Mitarbeitern17Drive-CarSharing Gmbh ist ein deutscher CarSharinganbieter. (www.drive-CarSharing.com)18Mu CarSharing-Service von der PEUGEOT Deutschland GmbH

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Page 10: CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa

verfügt also über einen Zuwachsmarkt im Bereich CarSharing.

Abb. 0.2: Die Entwicklung von CarSharing in Deutschland. Quelle: bcs (CarSharing.de)

Stand des CarSharing in Europa

Im Rahmen des momo-Projekts [mP10] wurde bei einem Arbeitsbericht gezeigt, dass inRund 14 europäischen Ländern CarSharing-Dienstleistungen angeboten werden. Aus derTabelle geht hervor, dass Europa im Zeitraum wischen 2008 - 2009 ca 385.000 CarSharing-Teilnehmer mit ungefähr 11.900 CarSharing-Fahrzeugen erreicht hat. Deutschland er-scheint hier als Spitzenreiter (Stand 01.01.2009) mit 137.000 CarSharing-Nutzern und3.900 zur Verfügung stehenden Fahrzeugen.

Land CarSharing-Kunden Fahrzeuge im CarSharing Bemerkungen und QuelleBelgien 6.932 248 Stand Anfang 2009 (ohne

Teilnehmer desnachbarschaftlichen

Autoteilens)momo-Befragung in WP 2.

Dänemark ca. 5000 225 Stand Mitte 2009, DanskeDelebiler 2009

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Land CarSharing-Kunden Fahrzeuge im CarSharing Bemerkungen undQuelle

Belgien 6.932 248 Stand Anfang 2009(ohne Teilnehmer desnachbarschaftlichen

Autoteilens)momo-Befragung in

WP 2.Dänemark ca. 5000 225 Stand Mitte 2009,

Danske Delebiler 2009Deutschland 137.000 3.900 Stand 01.01.2009 , bcs

2009Finnland 2.232 38 Stand Anfang 2009,

momo-Befragung inWP 2 (für Okt. 2009sind 2.500 Kunden

gemeldet)Frankreich 13.000 (geschätzt) 700 (geschätzt) 2008: 9.550 ,

Teilnehmer bei einemWachstum von 57 % ineinem Jahr ; Certu 2008

Großbritannien 64.679 1.459 Stand Ende Jan. 2009,Carplus 2009 (für EndeAugust 2009 wurden

bereits 2.086 Fahrzeugegemeldet

Irland 63 9 Stand Anfang 2009,momo-Befragung in

WP 2Italien 15.850 498 Stand Anfang 2009,

momo-Befragung inWP 2

Niederlande 27.000 (geschätzt) 1.832 Stand März 2009, Metz2009

Österreich 11.000 169 Stand Anfang 2009,momo-Befragung in

WP 2Portugal 100 12 Stand Anfang 2009,

momo-Befragung inWP 2

Schweden 14.889 mehr als 492 Stand Juni 2009,Schillander 2009

Schweiz 84.500 2.200 Stand Ende 2008,Mobility 2008

Spanien 2.504 127 Stand Anfang 2009,momo-Befragung in

WP 2Geamt ca. 385.000 ca. 11.900

Tab. 0.2: CarSharing-Kunden und -Fahrzeuge in Europa. Quelle: bcs

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Fazit

Mobilität als Ausdruck von persönlicher Freiheit ist ein Grundbedürfnis jeder modernenGesellschaft. Allerdings würde der stark ausgeprägte Individualverkehr nach dem Vorbildder westlichen Industrieländer das Ökosystem global sicher stark beeinträchtigen. Im Zugeder Rohstoffknappheit und einer zunehmenden Überlastung der Verkehrsinfrastruktur beisteigenden Transportaufkommen, müssen neue Wege gefunden werden, um einerseits dieindividuelle Mobilität des Einzelnen zu sichern und anderseits die Straßen und die Umweltzu entlasten. Daher werden energieeffiziente und umweltschonende Konzepte besondersbei der Planung und Umsetzung von Verkehrssystemen sowie bei der Fahrzeugindustrieals zunehmend wichtiger Aspekt empfunden. Darüber hinaus erscheint eine Verlagerunghin zu mehr Kollektivverkehr und ein intelligenter multimodaler und kombinierter Verkehrsinnvoll, um dem wachsenden Verkehrsaufkommen entgegen zu wirken. Des Weiterenleuchtet die Realisierung eines nachhaltigen und energieefizienten Verkehrsverhaltens ein,um den Klimaschutzzielen gerecht zu werden.

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Page 13: CarSharing: Nachhaltige Mobilität in Deutschland und Europa

Literaturverzeichnis

[509] Arbeitsgruppe SO 5. Umweltentlastung durch CarSharing. 2009.

[BADLMW09] Dr. Christopher Ulrich Philipp Sayler Eike Wenzel Bei Arthur D. Little:Marc Winterhoff, Carsten Kahner. Zukunft der mobilität 2020. DieAutomobilindustrie im Umbruch?, 2009.

[e.V10] Bundesverband CarSharing e.V. CarSharing für gewerbliche Kunden:Gute Beispiele der CarSharing-Nutzung in Unternehmen, Verwaltungen,Organisationen und Vereinen. Januar 2010.

[fP06] Interface Institut für Politikstudien. Evaluation car-sharing. Schlussbe-richt, September/2006.

[mP10] momo Projekt. Aktueller Stand des Car-Sharing in Europa Endbericht D2.4 Arbeitspaket 2. Juni 2010.

[tAbS11] Moving Beyond the Automobile bei Streetfilms.org. Dritte Folge:www.streetfilms.org/mba-car-sharing. April 27, 2011.

[vA10] Staubilanz von ADAC. Stausituation auf deutschen autobahnen. pages3–335, 2010.

[Vor11] Vortragender. Öffentlicher Nahverkehr und Car-Sharing. 2011.

[vU10] Sachstandsbericht von UBA. CO2-Emissionsminderung im Verkehr inDeutschland, Mögliche Maßnahmen und ihre Minderungspotenziale. 2010.

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Abbildungsverzeichnis

0.1 Entwicklung spezifischer CO2-Emissionen von Pkw-Neuzulassungen 1998bis 2006, Vergleich zur CarSharing-Flotte 2003. Quelle: (kba) . . . . . . . viii

0.2 Die Entwicklung von CarSharing in Deutschland. Quelle: bcs (CarSharing.de) x

xiv

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Tabellenverzeichnis

0.1 Vergleich der spezifischen CO2-Emissione unterschiedlicher Car-Sharing-Flotten (Quelle: momo-Projekt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vii

0.2 CarSharing-Kunden und -Fahrzeuge in Europa. Quelle: bcs . . . . . . . . xi

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Abkürzungsverzeichnis

ADAC Allgemeine Deutsche Automobil-Club

BMW Die Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft (BMW AG)

CO2 Kohlenstoffdioxid

e. V. Eingetragener Verein

KBA Kraftfahrt-Bundesamt

PKW Personenkraftwagen

UBA Das deutsche Umweltbundesamt

VW Volkswagen

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