1 BVR Volkswirtschaft special ab sofort unter neuem Titel und im neuen Design. Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904 Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: [email protected]Der bereits seit dem Jahr 2013 andauernde wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland hat spürbar an Kraft gewonnen. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2017 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % steigen und damit den Zuwachs von 2016 (1,9 %) übertreffen. In 2018 ist mit einem ähnlich soliden Wirtschaftswachstum (2,2 %) zu rechnen. Damit verdichten sich die Hinweise dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer Hochkonjunktur befindet. Wie bereits im bisherigen Verlauf des Aufschwungs und in 2017 dürften auch in 2018 die steigenden Konsumausgaben der wichtigste Motor des BIP-Wachstums bleiben. Von den Investitionen dürften ebenfalls merkliche Wachstumsimpulse ausgehen, wobei sich eine Verschiebung der Haupttriebkräfte von den Bau- hin zu den Ausrüstungsinvestitionen abzeichnet. Der Außenhandel dürfte hingegen rechnerisch keinen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leisten. Die Risiken einer ungünstigeren Wirtschaftsentwicklung und die Chancen auf ein noch höheres Wachstum scheinen derzeit ausgeglichen zu sein. Es gibt durchaus globale Risiken, die das Potenzial haben, das hiesige Wirtschaftswachstum merklich zu beeinträchtigen. So könnte es beispielsweise in China vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung zu ökonomischen Verwerfungen kommen. Andererseits ist aber auch denkbar, dass sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstiger entwickeln werden als erwartet. Sollte der Welthandel stärker expandieren als angenommen, könnte dies auch in Deutschland zu mehr Investitions- und Konsumausgaben führen. Inhalt Deutsche Wirtschaft in einer Hochkonjunktur 2 Dr. Gerit Vogt E-Mail: [email protected]Finanzmärkte 7 Dr. Manuel Peter E-Mail: [email protected]Konjunktur 12 Dr. Gerit Vogt E-Mail: [email protected]Deutsche Wirtschaft in einer Hochkonjunktur Berlin / 13. Dezember 2017
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BVR Volkswirtschaft kompakt-Hochkonjunktur in Deutschland hält 2018 an.
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BVR Volkswirtschaft special
ab sofort unter neuem Titel
und im neuen Design.
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904 Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: [email protected]
Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärkenHerausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirt-schaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904 Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: [email protected]
Der bereits seit dem Jahr 2013 andauernde wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland hat spürbar an Kraft gewonnen. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2017 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % steigen und damit den Zuwachs von 2016 (1,9 %) übertreffen. In 2018 ist mit einem ähnlich soliden Wirtschaftswachstum (2,2 %) zu rechnen. Damit verdichten sich die Hinweise dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer Hochkonjunktur befindet. Wie bereits im bisherigen Verlauf des Aufschwungs und in 2017 dürften auch in 2018 die steigenden Konsumausgaben der wichtigste Motor des BIP-Wachstums bleiben. Von den Investitionen dürften ebenfalls merkliche Wachstumsimpulse ausgehen, wobei sich eine Verschiebung der Haupttriebkräfte von den Bau- hin zu den Ausrüstungsinvestitionen abzeichnet. Der Außenhandel dürfte hingegen rechnerisch keinen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leisten. Die Risiken einer ungünstigeren Wirtschaftsentwicklung und die Chancen auf ein noch höheres Wachstum scheinen derzeit ausgeglichen zu sein. Es gibt durchaus globale Risiken, die das Potenzial haben, das hiesige Wirtschaftswachstum merklich zu beeinträchtigen. So könnte es beispielsweise in China vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung zu ökonomischen Verwerfungen kommen. Andererseits ist aber auch denkbar, dass sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstiger entwickeln werden als erwartet. Sollte der Welthandel stärker expandieren als angenommen, könnte dies auch in Deutschland zu mehr Investitions- und Konsumausgaben führen.
bildung 2). Aber auch von den Investitionen dürften
weiterhin merkliche Wachstumsimpulse ausgehen, wo-
bei sich eine Verschiebung der Haupttriebkräfte von
den Bau- hin zu den Ausrüstungsinvestitionen abzeich-
net. Insgesamt werden die Investitionsausgaben vo-
raussichtlich in ähnlichem Umfang zum BIP-Anstieg
beitragen wie in 2017. Der Außenhandel dürfte hinge-
gen rechnerisch kaum einen Beitrag zum gesamtwirt-
schaftlichen Wachstum leisten. Zwar ist davon auszu-
gehen, dass die Exporte weiterhin spürbar zulegen
werden. Angesichts der hohen inländischen Nachfrage
nach Konsum- und Investitionsgütern ist aber auch mit
einem deutlichen Anstieg der Importe zu rechnen.
Zu den zentralen Rahmenbedingungen dieser Prog-
nose zählt die Annahme, dass die Expansion der globa-
len Wirtschaftsleistung in 2018 ähnlich wie in 2017 und
damit nahezu so stark wie im langjährigen Mittel aus-
fallen wird. In den entwickelten Volkswirtschaften, ins-
besondere auch im Euroraum, wird das Wachstum vor
allem durch den Konsum angetrieben, begünstigt
durch die sich weiter verbessernde Arbeitsmarktlage.
In den Schwellenländern dürfte die hohe Konjunk-
turdynamik gehalten werden können, wobei im Zuge
sich stabilisierender Rohstoffpreise verstärkt auch
Wachstumsimpulse von Brasilien und Russland ausge-
hen werden. Zudem wird angenommen, dass die EZB
nicht vor Jahresbeginn 2019 ihren Leitzins anheben
wird. Für den Euro-Wechselkurs wird in Relation zu
wichtigen Handelspartnern, wie allgemein üblich, ge-
genüber dem derzeitigen Stand keine großen Verän-
derungen unterstellt. Bei den Rohölpreis-Notierungen
wird im Prognosezeitraum mit einem moderaten An-
stieg gerechnet. Bezüglich der Finanzpolitik in Deutsch-
land herrscht derzeit, wegen der nach wie vor beste-
henden Unklarheit über die Bildung einer neuen Regie-
rung, eine stärkere Unsicherheit. Hier wird unterstellt,
dass der Status-Quo auf Grundlage der heutigen Ge-
setzeslage beibehalten wird.
Außenhandel legt zu
Im Zuge der Ende 2016 einsetzenden Belebung des
globalen Handels hat das Exportgeschäft der deut-
schen Wirtschaft an Schwung gewonnen. Die Exporte
lagen in den ersten drei Quartalen preisbereinigt um
4,3 % über ihren Vorjahreswert. Maßgeblich hierfür
waren unter anderem die Warenausfuhren in die Part-
nerländer des Euroraums, die im Zuge der konjunktu-
rellen Festigung des Währungsraums deutlich zunah-
men. Die Ausfuhren in die USA wurden dagegen durch
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2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Bruttoinvestitionen Konsumausgaben Außenbeitrag
Konsum- und Investitionsausgaben als WachstumstreiberBeiträge der Verwendungskomponenten zum Anstieg des preisbereinigten BIP in Prozentpunkten*
Abb. 2
*Die Beiträge berechnen sich aus dem Vorjahresanteil der Verwendungskomponente am BIP (auf Basis jeweiliger Preise) multipliziert mit der jeweiligen Veränderungsrate (auf Basis preisbereinigter Angaben). Quelle: Destatis, 2017 und 2018: Prognose des BVR
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die jüngste Aufwertung des Euro-Wechselkurses ge-
dämpft und auch das Geschäft mit dem Vereinigten
Königreich entwickelte sich angesichts des angekün-
digten harten EU-Ausstiegs eher schwach. Im zu Ende
gehenden vierten Quartal und im kommenden Jahr
dürfte das Exportwachstum hoch bleiben. Dies signali-
siert zumindest der ifo Weltwirtschaftsklima-Indikator,
der im Jahresendquartal auf den höchsten Stand seit
2011 gestiegen ist.
Die Importe nach Deutschland nahmen in den ersten
drei Quartalen des laufenden Jahres angesichts der so-
liden Binnenkonjunktur noch stärker zu (5,2 %) als die
Exporte. Auch im gesamten Jahr 2017 und in 2018
dürfte das Importwachstum den Anstieg der Exporte
übertreffen. Wie bereits erwähnt, wird der Außenhan-
del als Ganzes daher rechnerisch kaum zum Anstieg
des BIPs beitragen. Allerdings ist zu berücksichtigen,
dass die Belebung des Außenhandels über damit ver-
bundene zusätzliche Konsum- und Investitionsausga-
ben erheblich die gesamtwirtschaftliche Dynamik be-
fördert.
Verbessertes Investitionsklima
Nach einem eher schwachen Vorjahr nahmen die Aus-
rüstungsinvestitionen in diesem Jahr sichtlich an Fahrt
auf. Sie sind in den ersten drei Quartalen mit Verlaufs-
raten von 2,3 %, 3,3 % und 1,5 % expandiert. Die glo-
balen Unsicherheiten, die zuvor das Investitionsklima
merklich belasteten, traten allmählich in den Hinter-
grund. So haben sich beispielsweise die Sorgen, dass es
im Zuge der protektionistischen Tendenzen in den
USA zu einem globalen Handelskrieg kommen wird
oder dass bei der Wahl in Frankreich antieuropäische
Kräfte an Einfluss gewinnen könnten, nicht materiali-
siert. Zudem machte die zunehmende Kapazitätsaus-
lastung in der Industrie zusätzliche Investitionen not-
wendig und die Finanzierungsbedingungen für den
Unternehmenssektor waren nach wie vor ausgespro-
chen günstig. Für das Jahresendquartal 2017 und das
Jahr 2018 lassen modellbasierte Prognosen des BVR
eine weiterhin rege Nachfrage nach Maschinen, Gerä-
ten und Fahrzeugen erwarten. Der Anstieg der Aus-
rüstungsinvestitionen dürfte dabei im kommenden
Jahr etwas höher ausfallen als im laufenden Jahr.
Die Bauinvestitionen haben nach einem witterungsbe-
günstigt sehr wachstumsstarken ersten Quartal (3,5 %)
im Sommerhalbjahr im Wesentlichen stagniert. Insbe-
sondere in Wohngebäude wurde deutlich mehr inves-
tiert, nicht zuletzt wegen der soliden Einkommenszu-
wächse der privaten Haushalte und der niedrigen Fi-
nanzierungskosten. Der gewerbliche- und der öffentli-
che Bau wurde durch Faktoren wie die steigenden
Ausrüstungsinvestitionen und die bessere Finanzlage
vieler Kommunen angeregt. Insgesamt dürften die
Bauinvestitionen in 2017 etwas stärker zulegen als im
Vorjahr. In 2018 dürfte das Wachstum hingegen etwas
schwächer ausfallen als im laufenden Jahr, da die Bau-
unternehmen kaum noch freie Kapazitäten haben. Die
gute Auftragslage dürfte sich daher zunehmend in
steigenden Baupreisen niederschlagen.
Konsum weiter aufwärtsgerichtet
Angesichts der unvermindert günstigen Arbeitsmarkt-
und Lohnentwicklung sowie der lediglich moderaten
Teuerung der Verbraucherpreise erhöhten die priva-
ten Haushalte im ersten und zweiten Quartal ihre Kon-
sumausgaben spürbar (0,8 % bzw. 0,9 %). Befördert
wurde der private Verbrauch zudem durch die im Rah-
men der Flüchtlingsmigration ausgeweiteten staatli-
chen Transferzahlungen und die außergewöhnliche
Anhebung der gesetzlichen Altersrenten vom Vorjahr,
die erst im laufenden Jahr voll wirkte. Von der zu Jah-
resanfang vorgenommenen Entlastung bei der Ein-
kommensteuer gingen hingegen kaum Effekte aus, da
dieser ein Anstieg des Beitragssatzes für die gesetzli-
che Pflegeversicherung gegenüberstand. Im dritten
Quartal kam es bei den privaten Konsumausgaben zu
einer Wachstumsdelle (-0,1 %), die aber schon im lau-
fenden Jahresendquartal überwunden werden dürfte.
Darauf deutet unter anderem der hohe Stand des GfK-
Konsumklimaindikators hin.
In 2018 dürften die privaten Konsumausgaben weiter
steigen. Die Lohnsumme wird voraussichtlich ähnlich
stark wie in 2017 zulegen, da einem schwächeren Be-