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buch.macher enterhak buch.macher enterhak buch.macher enterhak buch.macher enterhak buch.macher enterhaken en en en en Kr Kr Kr Kr Krimis aus dem Norden imis aus dem Norden imis aus dem Norden imis aus dem Norden imis aus dem Norden Ein anonymer Brief zwingt Carsten, den Alltag zu verlassen und nach vielen Jahren auf den Darß zu- rückzukehren. Obwohl er dort die schönste Zeit seines Lebens ver- brachte, hat er die Ostseehalbinsel seit jenem Som- mer stets gemieden. Die Ausstellung in der Prerower Seemannskirche mit den Zeichnungen eines bekannten Malers ist nur der Anfang einer Kette merkwürdiger Ereig- nisse. Carsten muss begreifen, dass niemand der Vergan- genheit ausweichen kann... Der vorliegende Kriminalroman verbindet eine spannende Geschichte mit den Reizen der wunder- schönen Landschaft zwischen Ostsee und Bodden. Schwarze Windflüchter ist Lesestoff für Einheimi- sche, Gäste und Urlauber und alle, die den Darß, Zingst und das Fischland lieben. Uwe Rieger verlebte große Teile seiner Kindheit in Prerow. Heute wohnt er in Mesekenhagen bei Greifswald. Uwe Rieger veröffentlichte bisher in Zeitschriften, Magazinen und Anthologien.
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buch.macher Schwarze Windflüchter Leseprobe issuu

Mar 08, 2016

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Uwe Rieger

Leseprobe Krimi
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buch.macher enterhakbuch.macher enterhakbuch.macher enterhakbuch.macher enterhakbuch.macher enterhakenenenenenKrKrKrKrKrimis aus dem Nordenimis aus dem Nordenimis aus dem Nordenimis aus dem Nordenimis aus dem Norden

Ein anonymer Brief zwingt Carsten, den Alltag zuverlassen und nach vielen Jahren auf den Darß zu-rückzukehren.Obwohl er dort die schönste Zeit seines Lebens ver-brachte, hat er die Ostseehalbinsel seit jenem Som-mer stets gemieden.Die Ausstellung in der Prerower Seemannskirchemit den Zeichnungen eines bekannten Malers istnur der Anfang einer Kette merkwürdiger Ereig-nisse.Carsten muss begreifen, dass niemand der Vergan-genheit ausweichen kann...

Der vorliegende Kriminalroman verbindet einespannende Geschichte mit den Reizen der wunder-schönen Landschaft zwischen Ostsee und Bodden.Schwarze Windflüchter ist Lesestoff für Einheimi-sche, Gäste und Urlauber und alle, die den Darß,Zingst und das Fischland lieben.

Uwe Rieger verlebte große Teile seiner Kindheitin Prerow. Heute wohnt er in Mesekenhagen beiGreifswald.Uwe Rieger veröffentlichte bisher in Zeitschriften,Magazinen und Anthologien.

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Bisher in dieser Reihe:

Willy-Charlotte SchwandtNicht das HerzDer Insel-Rügen-Krimi

Uli MeykeSturmfeld oder Wolf im SchafspelzErzählung

AnthologieTödlicher TauchgangKriminalerzählungen

Hans-Jürgen SchumacherDie weiße Frau von HiddenseeMystery-Krimi um einen alten Fluch

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Uwe Rieger

Schwarze Windflüchter

Der Krimi vom Darß

Fotografik vom Autor

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Erweiterte und völlig überarbeitete Nachauflage.

Danke an Angelika, die mir die Zeit zumSchreiben ließ, und an Sophia für die Letztkorrektur.

Und vielen Dank natürlich an Frau Lau für Unterstützung,Geduld und Verständnis.

ISBN 978-3-935039-14-7

Titelillustration: Uwe RiegerDruck: Pressel-Druck, Remshalden

www.buchmacher-autorenverlag.de

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Es ist auch überflüssig, immer mit dem Verstandealles ergründen zu wollen; es gibt Dinge, die nurdem Gefühl vorbehalten sind.

Theodor Schultze-Jasmer

Meine Jugend ähnelt eher einer vernebelten Land-schaft, in der gelegentlich Erinnerungen wie ver-einzelte Bäume auftauchen... diese Art von Bäu-men, die aussehen, als wollten sie einen packen undfressen.

Stephen King

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Sie trat zwei Schritte zurück und ließ den Blickungläubig durch das Halbrund wandern.

Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an dasmatte Licht, das durch ein Seitenfenster in denRaum unter der Orgel einfiel.

Es mussten um die dreißig Grafiken sein, viel-leicht auch einige weniger. Sie vermochte sie nichtzu zählen, der Schreck war ihr viel zu sehr in dieGlieder gegangen.

„Das kann nicht sein“, sagte sie leise und schüt-telte den Kopf.

Ihre Vorahnung hatte sie also nicht getäuscht. Eswar dieser Bericht über die Ausstellungseröffnung.Sie hatte die Zeitung beiseite gelegt und sich mitdem Frühstück beeilt. Dann war sie mit dem Fahr-rad zur Kirche gefahren.

Irgendwie wünschte sie, dass es anders wäre,aber es gab keinen Zweifel. Sie stand lange, be-trachtete die Bilder und überlegte.

Sie musste etwas tun.

Wieder zu Hause zog sie die Schreibmaschine hin-ter dem Schrank hervor. Sie konnte sich nicht erin-

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nern, wann sie diese zum letzten Mal benutzt hat-te. Seitdem fast alle ein Telefon besaßen, sprachsie lieber mit den Leuten.

Das Schreiben fiel ihr schwer. Als sie wieder ei-nen neuen Bogen einspannte, um den Brief zumvierten Mal von vorn zu beginnen, entschied sie,ab jetzt nicht mehr auf Fehler zu achten. Egal, wel-chen Eindruck der Brief machte- auf den Inhalt kames an.

Die Unterschrift ließ sie weg und auch der Um-schlag erhielt keinen Absender. Als sie das Blattzusammenfaltete überlegte sie einen Moment lang,ob es nicht ratsam gewesen wäre, dabei Handschuhezu tragen.

„Nun wollen wir mal nicht übertreiben“, sagtesie schließlich und drückte die Briefmarke fest an.

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Es war wie früher- hinter Pruchten schaltete dieLandschaft auf Breitwand um.

Der Horizont zog sich auseinander und der Him-mel wurde weiter. Flaches Land und das Panoramawar wunderschön: linkerhand die alte Eisenbahn-brücke, dahinter der Bodstedter Bodden, rechts diewogenden Vorlandwiesen und der Barther Strom,vorn schnurgerade die Straße nach Bresewitz.

Carsten nahm den Fuß vom Gas und drehte dieScheibe herunter. Der Wind zwängte sich durch denSpalt und brachte klare, nach Schilf riechende Luftmit in das Auto.

Früher hatte es hier auch nach Landwirtschaftgerochen. Aber das war lange vorbei.

Damals hatten die Wurzeln der Straßenbäume,die sich zu seiner Rechten wie an einer Schnuraneinander reihten, den Asphalt immer wiederhochgedrückt. Carsten glaubte sich an das trunke-ne Schaukeln des Überlandbusses zu erinnern,seinerzeit ein untrügliches Zeichen dafür, dass siesich endlich der Meiningen-Brücke näherten.

Die Wurzeln der Alleebäume schafften es heutesicher nicht mehr, einen Bus zum Schaukeln zubringen. Der fette schwarze Bitumenbelag war zuschwer.

Die Baumreihe hatte sich über die Jahre erheb-lich gelichtet. Die Zeit hatte große Lücken in die

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Allee gerissen, die dem steten Westwind ohnehinkeinen ernstzunehmenden Widerstand entgegenset-zen konnte. Die Bäume mussten dem Druck nach-gegeben und sich mit ihren Kronen um des eige-nen Überlebens willen anpassen. Nicht alle hattendies überstanden.

Carsten sah in den Rückspiegel. Hinter ihm drän-gelte einer. Es war ein weißer Wagen, so ein Mit-telding aus Kombi und Transporter.

Carsten ließ sich von der Ungeduld des anderennicht beeindrucken und schaute zur alten Eisen-bahnbrücke hinüber. Früher war dort eine langeReihe stillgelegter Reichsbahnwagen abgestellt.Auf diese Weise war das tote Gleis, das ein paarhundert Meter weiter an der Meiningen-Brücke en-dete, wenigstens sinnvoll genutzt worden.

Das Auto hinter ihm fuhr immer dichter auf. „Nunüberhol doch schon“, murmelte Carsten.

Dort vorn, am Ende der Gerade lag Bresewitz,der letzte Ort auf dem Festland. Am Ortseingangwar bereits die scharfe Linkskurve zu erkennen,hinter der sich die Meiningen-Brücke befand.

Das Auto schob und drängelte weiter.Carsten sah auf seinen Tacho. Er fuhr nicht ganz

80. Sicher, etwas schneller könnte er schon sein,aber wegen des Dränglers wollte er es nicht.

Jetzt blinkte Wagen links und scherte endlich aus.Carsten sah nach vorn. Das Überholen erschien ihman dieser Stelle recht gewagt, immerhin war der

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Ortseingang von Bresewitz bereits zu erkennen undvon vorn kam auch etwas. Carsten gab trotzig Gas.

Der andere Wagen setzte sein Manöverunbeeindruckt fort. Als beide Autos auf gleicherHöhe waren, sah Carsten zum Fahrer hinüber. Dersaß nach vorn gebeugt, hielt das Lenkrad mit beidenHänden und schimpfte wie ein Rohrspatz. Der Bei-fahrer starrte auf die Straße.

„Das wird knapp, nicht wahr?“, setzte Carstensein Selbstgespräch fort.

Er konnte jetzt deutlich erkennen, dass von vornetwas kam. Der Fahrer im Auto neben ihm machteallerdings keine Anstalten, das Tempo zu verrin-gern.

„Das wird knapp!“, wiederholte Carsten, trat nocheinmal richtig durch und nahm dann aber doch denFuß vom Gaspedal.

Der andere konnte sich gerade noch rechtzeitigvor ihm einordnen. Vom Entgegenkommenden gabes aufgeregte Zeichen mit der Lichthupe. Der Fah-rer im Auto vor ihm gestikulierte.

Sie hatten bereits Bresewitz erreicht und muss-ten bremsen, um die Linkskurve überhaupt zuschaffen. Nur wenige Meter dahinter war bereitsdas Ende einer Schlange aus wartenden Fahrzeu-gen zu erkennen. Brückenöffnungszeit.

Jetzt anhalten? Carsten zog ein mulmiges Gefühldurch den Magen. Er ärgerte sich über sein blöd-sinniges Verhalten. Warum hatte er so überreagiert?

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Was war mit ihm los?Carsten ließ seinen Wagen langsam heranrollen,

stellte den Motor ab und klappte die Sonnenblen-de herunter. Aus den Augenwinkeln beobachteteer das Auto vor ihm.

Der andere Fahrer musterte ihn durch den Rück-spiegel. Ihre Blicke trafen sich. Kurz darauf stiegder Mann aus.

Carsten begann sich für sein idiotisches Verhal-ten zu hassen. Der Typ macht Probleme, hämmer-te es in seinem Kopf.

Der andere Mann war Carsten äußerlich ähnlich:Anfang Vierzig, etwas dünnes, dunkelblondes Haarund ganz offenbar hatte auch er ein paar Kilos zuviel drauf. Der Mann trug eine dunkle Stoffhoseund ein Oberhemd mit Schlips, er schien dienst-lich unterwegs zu sein.

Jetzt öffnete sich die Beifahrertür. Der Mitfahrerwar kräftiger. Er trug seine Haare länger und hattesie hinter die Ohren geschoben. Sein Schlipsstammte aus einem der Geschäfte eines bekanntenKaffeerösters. Carsten wusste es genau, denn erbesaß selbst so ein Exemplar. Seine Frau hatte esihm im letzten Jahr zu Weihnachten geschenkt.

Der Fahrer ging um das Auto herum. Carstenüberlegte, ob er sein Auto von innen verriegelnsollte.

Der andere Mann musterte ihn kurz durch dieWindschutzscheibe, dann wandte er sich wieder

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seinem eigenem Auto zu und öffnete den Koffer-raum. Er kramte ein wenig darin herum und zün-dete sich schließlich eine Zigarette an. BeideMänner rauchten, sie lehnten sich an das Auto, sa-hen auf das Wasser hinaus und unterhielten sich.Hin und wieder schaute einer von beiden herüber.

Carsten atmete auf. Verlegen drehte er am Radioherum. Glück gehabt, die Typen schienen nicht aufStreit aus zu sein.

Etwas weiter vorn konnte Carsten die Ampel ander Auffahrt zur Meiningen-Brücke sehen. Erinne-rungen an seine Kindheit kehrten zurück. Wie ofthatte er ungeduldig in einem Überlandbus geses-sen, der an dieser Stelle halten musste? Damals gabes diese zweite Brücke noch nicht, der Verkehr liefeinspurig und oft genug mussten erst die Fahrzeu-ge aus der Gegenrichtung abgewartet werden.

Später wurde eine Ampel aufgestellt und esbrauchte ausschließlich Geduld, um auf den Darßzu gelangen.

Carsten wusste noch zu gut, wie sie hier im Dun-keln gestanden hatten und das Licht der Ampel denInnenraum des Busses dunkelrot einfärbte. Sehn-süchtig hatte er das Grün herbeigewünscht, damitendlich der Weg zum für ihn schönsten Ort auf die-ser Welt frei wurde...

Diesseits der Brücke tauchten die ersten Segelauf. Das war ein gutes Zeichen, jetzt würde es baldvorwärts gehen. Er beobachtete die weißen Leinen-

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dreiecke, wie sie langsam und geräuschlos durchden Schilfgürtel zogen und sich ihren Weg in denBarther Bodden suchten.

Carsten entdeckte das Handy auf dem Beifahrer-sitz. Es gehörte seiner Frau. Sie hatte es ihm mit-gegeben, damit er sie zu Hause anrufen konnte. Undsie wartete bestimmt schon auf den Anruf.

Draußen ließen die ganz Ungeduldigen bereitsdie Motore an. Auch die Männer aus dem Wagenvor ihm waren bereits eingestiegen.

Carsten drehte das kleine Telefon unschlüssig inder Hand.

Plötzlich ertönte lautes Hupen. Carsten wurde ausseinen Gedanken gerissen. Er hatte Anschluss ver-passt. Der Wagen vor ihm war bereits in RichtungBrücke unterwegs. Er warf das Handy auf den Bei-fahrersitz, startete, löste die Handbremse und be-mühte sich, die Lücke nicht noch größer werdenzu lassen.

Diejenigen Autos, die in Richtung Darß fuhren,konnten die alte Meiningen-Brücke benutzen. Fürdie Gegenrichtung gab es eine Art Behelfsbrücke,die aber über die Jahre zu einer festen Einrichtunggeworden war.

Als Kind hatte er immer auf das Schlagen derschweren Holzbohlen unter den Rädern des Lini-enbusses geachtet. Heute war die Brücke selbst-verständlich asphaltiert, die Stöße zwischen denAbschnitten gaben der Überfahrt ihren eigenen

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Rhythmus.Viel früher war die Meiningen-Brücke eine kom-

binierte Eisenbahn- und Autobrücke gewesen. DieSchienen hatten in ihrer Mitte gelegen. Sie führtendamals bis nach Prerow.

Hinter der Brücke machte die Straße einenRechtsknick. Geradeaus, auf dem alten Bahndamm,war jetzt ein Radweg.

Die Boddenluft war feucht, aber noch ohne dentypischen Salzgeschmack der Ostsee.

Carsten atmete tief durch. Wie lange war er nichtmehr hier gewesen? Waren es wirklich mehr alszehn Jahre? Unglaublich, dass er bald ein Viertelseines Lebens keinen Fuß mehr auf das Land ge-setzt hatte, das ihm früher so viel bedeutete.

Er sah aus dem Fenster.Rechterhand zweigte die Straße in Richtung

Zingst ab. Früher ging der gesamte Verkehr durchden Ort. Damals gab es mindestens drei Haltestel-len, der Bus wurde zwar schön leer, aber die Leutebrauchten zum Aussteigen so unsäglich lange.

Er hätte auch jetzt - nach mehr als dreißig Jah-ren- fast jedes Haus entlang der Zingster Ortsdurch-fahrt beschreiben können.

Heute aber konnte er Zingst rechts liegen lassenund auf der Hauptstraße bleiben, die am Rande ei-nes großen, dichten Waldstücks verlief.

„Im Freesenbruch war nach dem Krieg der Wer-wolf drin“, hatte ihm sein Großvater einmal mit

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geheimnisvollem Unterton erklärt. Ob es wirklichstimmte, wusste er bis heute nicht. Aber welcherEnkel kam schon auf die Idee, die Worte seinesGroßvaters anzuzweifeln?

Das Auto vorn wurde langsamer. Carsten versuch-te den Grund herauszufinden, aber als er leicht aus-schwenkte, zog auch der Wagen vor ihm nach linkshinüber. Als er wieder auf seine Seite der Fahrbahnhinüberfuhr, tat es ihm der andere nach, verringer-te aber dabei weiter die Geschwindigkeit.

Carsten war irritiert und sah in den Rückspiegel.Auf einen Schlag kehrte der dumpfe Schmerz inder Magengegend wieder zurück. Hinter ihm warniemand! Das bedeutete, dass er mit den beidenTypen ganz allein war!

Vergeblich versuchte er, das Gesicht des ande-ren Fahrers zu erkennen. Das Auto vor ihm warwie eine dunkle, unüberwindbare Wand.

Und es wurde immer langsamer.Carsten überlegte, ob er besser in der Einfahrt zu

einem der nächsten Waldwege rechterhand haltensollte.

Der Wagen vor ihm fuhr Schrittgeschwindigkeit,nur noch wenige Meter und es würde zum Stehenkommen.

Carsten fluchte. Er spürte, wie sich seine Händeum das Lenkrad krampften. Gegen die beidenMänner hätte er überhaupt keine Chance.

Er musste etwas tun. Anhalten ging nicht, also

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trat er aufs Gaspedal.Doch das Überholmanöver misslang. Als er ver-

suchte, seinen Wagen unvermittelt nach links her-überzuziehen und mit großer Geschwindigkeit andem anderen vorbeizufahren, beschleunigte derfremde Wagen ebenfalls und blockierte gleichzei-tig die linke Fahrspur.

Carsten gab weiter Gas, beide Autos trenntevielleicht noch ein halber Meter. Jetzt fuhren sieschon weit über der Mittellinie.

Irgendwo ertönte ein langgezogenes Hupen undurplötzlich schwenkte das Auto vor ihm wiedernach rechts. Carsten hatte freie Sicht und sah sichplötzlich einem entgegenkommenden LKW gegen-über.

Dieser hupte ohne Unterbrechung.Nach einer endlosen Schrecksekunde riss Carsten

das Lenkrad herum und brachte den Wagen vonder Gegenfahrbahn. Der LKW donnerte an ihmvorbei.

„Verdammte Idioten!“, schrie er.Das Auto vor ihm machte jetzt richtig Tempo.Hinter der Kurve kam ein Abzweig, hier war noch

einmal die Möglichkeit, in Richtung Zingst abzu-biegen und sozusagen von „oben“ in das Dorf zugelangen.

Das Auto blinkte rechts und verschwand.