Bündner Programm Gesundheitsförderung und Prävention im Alter 2017 – 2020 KONZEPT Gesundheitsamt Graubünden Chur, 5. Dezember 2016
Bündner Programm
Gesundheitsförderung und Prävention im Alter
2017 – 2020
KONZEPT
Gesundheitsamt Graubünden
Chur, 5. Dezember 2016
Inhaltsverzeichnis
I. Zusammenfassung ............................................................................. 2
II. Konzept ............................................................................................... 3
1. Grundlagen ............................................................................................................ 3
1.1 Nationale Ausgangslage ............................................................................ 3
1.2 Ausgangslage im Kanton Graubünden ...................................................... 4
1.3 Ergebnisse und Empfehlungen der ersten Programmphase 2013–2016 10
2. Zweckmässigkeit der Weiterführung des Programms ..................................... 12
3. Zielgruppe, Setting, Themenschwerpunkte und Vorgehensweise .................. 13
3.1 Zielgruppe ................................................................................................ 13
3.2 Setting ..................................................................................................... 14
3.3 Themenschwerpunkte ............................................................................. 15
3.4 Vorgehensweise ...................................................................................... 15
4. Ziel und Massnahmen des Programms ............................................................. 16
4.1 Programmziel .......................................................................................... 16
4.2 Angestrebte Wirkung des Programms ..................................................... 16
4.3 Massnahmen ........................................................................................... 17
4.3.1 Handlungsfeld 1: Information und Sensibilisierung .......................... 17
4.3.2 Handlungsfeld 2: Beratung und Support Gemeinden ....................... 18
4.3.3 Handlungsfeld 3: Vernetzung ........................................................... 20
4.3.4 Handlungsfeld 4: Themenbezogene Projekte .................................. 21
5. Vorgehen mit den Gemeinden ............................................................................ 22
6. Programmorganisation ....................................................................................... 25
7. Evaluation ............................................................................................................ 25
8. Zeitplan und Meilensteine ................................................................................... 26
9. Budget .................................................................................................................. 27
III. Anhang .............................................................................................. 28
2
I. Zusammenfassung
Das Programm Gesundheitsförderung und Prävention im Alter wurde im Jahr 2013
vom Gesundheitsamt Graubünden lanciert. Ziel ist es, die Lebensqualität und die
Gesundheit, soziale Kontaktmöglichkeiten, die Selbständigkeit und die Mobilität der
älteren Menschen solange wie möglich zu erhalten und damit die Pflegebedürftigkeit
möglichst lange hinaus zu zögern.
Chronische, nichtübertragbare Krankheiten treten im Zusammenhang mit den demo-
grafischen Veränderungen, dem medizinisch-technischen Fortschritt und dem heuti-
gen Lebensstil häufiger auf. Eine gesunde Lebensweise soll längerfristig verhindern,
dass die finanziellen Aufwände des Kantons und der Bevölkerung zu belastend wer-
den.
Die Massnahmen des Programms sind in vier Handlungsfelder geordnet; Information
und Sensibilisierung (HF 1), Beratung und Support der Gemeinden (HF 2), Vernet-
zung (HF 3) und Themenbezogene Projekte (HF 4). Sie richtigen sich an zu Hause
lebende Menschen ab 60 Jahre, Multiplikatoren und Bezugspersonen älterer Men-
schen.
In der ersten Phase 2013-2016 ist es dem Gesundheitsamt gelungen, die Anliegen
der Gesundheitsförderung im Alter im Kanton breiter bekannt zu machen (u.a. mit
dem Magazin Salute) und medienwirksame Projekte umzusetzen. Als Erfolgsfaktor
gilt der partizipative Ansatz in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden (ehemaliges
Projekt "insieme sano"). 21 Gemeinden setzen neue Massnahmen zur Gesundheits-
förderung und Prävention im Alter um. Die Programmleiterin ist national und kantonal
gut vernetzt.
Das Programm Gesundheitsförderung und Prävention im Alter kann einen wesentli-
chen Beitrag an die Erreichung des im Regierungsprogramm 2017-2020 formulierten
Ziels "Die Bevölkerung des Kantons zu einem gesundheitsbewussten Verhalten mo-
tivieren" und damit auch zur Dämpfung des Kostenanstiegs im Gesundheitswesen
leisten. Das Programm ist entsprechend in einer zweiten Phase weiter zu führen.
Die Planung der Phase 2017-2020 baut auf den Ergebnissen und Erfahrungen der
ersten vier Jahre auf. Der Fokus bei der Arbeit mit den Gemeinden wird auf eine
bessere regionale Verankerung der Gesundheitsförderung und Prävention gelegt.
Kooperationen mit regionalen Gesundheitszentren werden angestrebt.
3
II. Konzept
1. Grundlagen
1.1 Nationale Ausgangslage
Demenz, mangelnde Bewegung, Stürze, Einsamkeit, Depression, Fehl- und Mangel-
ernährung beeinflussen die Gesundheit der immer älter werdenden Bevölkerung.
Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention setzen beim Erhalt und der
Stärkung der Gesundheit und Selbständigkeit, beim eigenverantwortlichen Handeln
der älteren Menschen, an. Ebenso bedeutsam ist die Gestaltung von Rahmenbedin-
gungen im nahen Lebensumfeld (Wege, Wohnsiedlungen, Anlagen, Treffpunkte, Mit-
tagstische), welche es der älteren Menschen erleichtern, ihrer körperlichen und psy-
chischen Gesundheit Sorge zu tragen.
Die Hauptaufgaben bei der Umsetzung von Massnahmen im Bereich der Gesund-
heitsförderung und Prävention liegen in der Verantwortung der Kantone. Die Planung
und Umsetzung von kantonalen Programmen hat sich für eine zielgerichtete Bünde-
lung von Massnahmen bewährt.
In Zusammenarbeit mit diversen Kantonen – auch mit dem Kanton Graubünden -
setzt sich die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz seit 2010 intensiv mit Gesund-
heitsförderung und Prävention im Alter auseinander. Gesundheitsförderung Schweiz
publizierte als Grundlage für die Planung von kantonalen Aktionsprogrammen den
Bericht "Gesundheit und Lebensqualität im Alter"1. Hintergründe, Rahmenbedingun-
gen, Daten der wissenschaftlichen Evidenzen zu wirksamen Interventionen sowie
Handlungsnotwendigkeiten betreffend die Gesundheitsförderung und Prävention im
Alter sind darin zusammengefasst.
1 Gesundheit und Lebensqualität im Alter, Bericht 5, Gesundheitsförderung Schweiz, 2016.
4
1.2 Ausgangslage im Kanton Graubünden
1.2.1 Altersleitbild Graubünden
Das Altersleitbild Graubünden 20122 gibt die Richtung der zukünftigen Alterspolitik im
Kanton vor. Es beinhaltet Ziele, Handlungsfelder und Massnahmen, welche vom
Kanton, von den Gemeinden und von den im Altersbereich tätigen Menschen und
Organisationen umzusetzen sind. Die Ziele, Handlungsfelder und Massnahmen be-
rücksichtigen die unterschiedlichen Bedürfnisse älterer Menschen, die Vielfalt des
Themas Alter und orientieren sich an den Leitenden Prinzipien des Altersleitbildes.
Für das Programm sind folgende Prinzipien des Altersleibildes zentral:
Autonomie und Partizipation: Mündige Menschen bestimmen selber darüber, wie sie
ihr Leben gestalten. Dies gilt uneingeschränkt auch für ältere Menschen. Wir schät-
zen die vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen der älteren Menschen und nutzen
sie. Wir realisieren Angebote und Massnahmen gemeinsam mit den betroffenen Ziel-
gruppen.
Gesundheitsförderung und Prävention: Massnahmen der Gesundheitsförderung und
Prävention tragen dazu bei, die Gesundheit und die Lebensqualität der älteren Men-
schen zu erhalten. Ziel ist es, die behinderungsfreie Lebenszeit möglichst lange zu
erhalten und damit ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu leben. Wir sor-
gen für wirkungsorientierte und koordinierte gesundheitsförderliche Rahmenbedin-
gungen und Angebote".
1.2.2 Programm Gesundheitsförderung und Prävention im Alter
Basierend auf dem Gesundheitsgesetz, dem Altersleitbild vom Februar 2012 und
dem Regierungsprogramm 2013 bis 2016 des Kantons Graubünden hat die Abtei-
lung Gesundheitsförderung und Prävention des kantonalen Gesundheitsamts das
Konzept „Kantonales Programm zur Gesundheitsförderung und Prävention im Alter
2013-2016“ erarbeitet.
Im Konzept sind die Wissensgrundlagen zu den Themen Gesundheitsförderung und
Prävention im Alter, die Lebensphasen des dritten und vierten Lebensalters, Modelle
der Lebensgestaltung im Alter, die Einflussfaktoren auf die Gesundheit und die ent-
2 Altersleitbild Graubünden 2012, Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit, 2012.
5
sprechenden Schlussfolgerungen zur Planung und Umsetzung eines Programms be-
schrieben3.
Das vom Gesundheitsamt für die erste Phase 2013-2016 erarbeitete Programm be-
inhaltet Massnahmen in folgenden vier Handlungsfeldern (HF):
HF 1: Information und Sensibilisierung
HF 2: Beratung und Support der Gemeinden (gemeindeorientierter Ansatz)
HF 3: Vernetzung
HF 4: Bewegungsförderung
Das Programm Gesundheitsförderung und Prävention im Alter soll dazu beitragen,
das im Altersleitbild formulierte strategische Ziel zu erreichen:
Stärkung der Autonomie, der Gesundheit und der Lebensqualität der älteren Men-
schen zur Erhöhung der Anzahl der gesunden Lebensjahre und zur Verzögerung der
Heimeintritte.
3 Konzept "Kantonales Programm zur Gesundheitsförderung und Prävention im Alter 2013 -2016, Gesundheitsamt Graubünden,
Mai 2013. www.gesundheitsamt.gr.ch
6
1.2.3 Leitbild zur Organisation der Gesundheitsversorgung im Kanton Grau-
bünden
Im Leitbild des DJSG zur Organisation der Gesundheitsversorgung im Kanton Grau-
bünden4 wird postuliert, für alle Aufgaben im Gesundheitsbereich deckungsgleiche
Gesundheitsregionen zu bilden. Institutionelle Leistungserbringer einer Gesundheits-
region sollen sich zu einem Gesundheitszentrum als einzige Trägerschaft zusam-
menschliessen und Gesundheitsleistungen aus einer Hand nach dem Leitsatz "am-
bulant vor stationär" erbringen.
Abb. 1: Die Spitalregionen entsprechen den Gesundheitsversorgungsregionen des Kantons
Die Absicht des Departements ist es, die den Gemeinden obliegenden Aufgaben der
Gesundheitsversorgung - einschliesslich der Gesundheitsförderung und Prävention -
den Gesundheitsversorgungsregionen zuzuweisen.
Der organisatorische Entwicklungsstand ist in allen zwölf Gesundheitsversorgungs-
regionen unterschiedlich. Die folgende Tabelle fasst den aktuellen Stand zusammen.
Gutes Beispiel ist das CSEB (Center da Sandà Engiadina Bassa) im Unterengadin,
4 Leitbild zur Organisation der Gesundheitsversorgung, Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit, 2013.
www.gesundheitsamt.gr.ch
7
welches Gesundheitsförderung und Prävention bereits als Aufgabe im Gesundheits-
zentrum integriert hat. Langfristiges Ziel ist es, dass alle Gesundheitsvesorgungsre-
gionen in und mit den Gemeinden Massnahmen umsetzen, welche die Lebensquali-
tät, Mobilität, Sicherheit und Gesundheit der älteren Menschen erhalten oder fördern.
Übersicht der Spitalregionen und Gesundheitszentren sowie der Anlauf- und
Koordinationsstellen
Spitalregion Gesundheitszentrum gemäss
Leitbild Kanton
Existierende regionale Anlauf- und Koordi-
nationsstellen für die Bevölkerung
Webportal
www.alter.gr.ch
Valposchiavo
Centro Sanitario San Sisto Gesundheitszentrum ohne Anlaufstelle (aber
Verein ATE)
Nein
Prättigau Flurystiftung -- Ja
Surselva Gesundheits- Gemeindeverband
"Sana Surselva"
www.sanasurselva.ch
Sana Surselva, Geschäftsstelle im Spital Ilanz
Anlauf und Infostelle im Puntreis, Disentis /
Mustér, ab Jan. 2017
Nein
Unterengadin
(Engiadina Bassa)
Center da Sandad Engiadina
Bassa (CSEB)
Beratungsstelle "Chüra" Scuol Ja
Oberengadin
(Engiadina Ota)
-- Beratungsstelle Alter und Pflege Spital
Oberengadin, Samedan
Nein, aber www.
alterundfreizeit.ch/
Mesolcina-Calanca
(Misox)
-- -- Nein
Bregaglia / Bergell Centro Sanitario Bregaglia,
Promontogno
-- Nein
Val Müstair Center da Sandà Val
Müstair (CSVM)
Altersbeauftragte für das Münstertal Nein
Heinzenberg, Dom-
leschg, Hinterrhein,
Albula
-- Koordinationsstelle Domleschg 55+im Aufbau Nein
Churer Rheintal -- Da grosse Region auf Gemeinde Ebene>
Stadt Chur: Fachstelle Alter
Landquart: Anlauf- und Infostelle
Trimmis : Fachstelle Alter
Ja (Stadt Chur)
Davos -- -- Nein, www.gesundheits-
netzdavos.ch
Sursès -- -- Nein
Gesundheitsamt Graubünden Stand, Nov. 2016
8
1.2.4 Demografische Entwicklung in Graubünden
Die folgende Abbildung zeigt, dass die Zahl der betagten (65-jährige und ältere) und
der hochbetagten (80-jährige und ältere) Menschen auch im Kanton Graubünden
stark ansteigt. Gegenüber 1980 wird sich die Zahl der betagten Menschen bis 2030
von 22'390 auf 47‘380 mehr als verdoppeln, bei den hochbetagten von 4'160 auf
14'140 mehr als verdreifachen5. Jüngeren Altersgruppen nehmen im Gegenzug ab.
Abb. 2: Demographische Entwicklung
1.2.5 Daten aus der schweizerischen Gesundheitsbefragung
Auf der Basis der für die Bündner Bevölkerung repräsentativen Stichprobe (Over-
sampling) der Schweizerischen Gesundheitsbefragung von 20126 wurde eine Aus-
wertung für den Kanton Graubünden vorgenommen. Dies mit dem Ziel, Antworten
auf die Fragen zu erhalten, wie die Bündner Seniorinnen und Senioren zwischen 65–
74 sowie über 75 Jahren die eigene Gesundheit und Lebensqualität beurteilten, wie
häufig Stürze vorkommen und wie oft Spitex- Dienstleistungen in Anspruch genom-
men würden. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
Der selbst wahrgenommene Gesundheitszustand der älteren Bevölkerung im
Kanton Graubünden ist leicht schlechter als im schweizerischen Durchschnitt.
5 ARE, Amt für Raumentwicklung, Dep. Volkswirtschaft und Soziales, Graubünden,
http://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/are/dienstleistungen/grundlagen/Seiten/Bevoelkerungsperspektive2030.aspx 6 Auswertung Daten SGB 2012, Oversampling Graubünden, Interface, 2016
9
Die selbst wahrgenommene Lebensqualität wird von den älteren Personen (75+)
im Kanton Graubünden im Vergleich mit der gesamten Schweiz bei deutlich we-
niger Personen als gut oder sehr gut beschrieben.
Die Anzahl Stürze in den letzten 12 Monaten ist im Vergleich zur gesamten
Schweiz in Graubünden um 3% niedriger.
Im Kanton Graubünden nehmen in beiden Altersgruppen weniger Personen Spi-
texleistungen in Anspruch als im gesamtschweizerischen Schnitt.
10
1.3 Ergebnisse und Empfehlungen der ersten Programmphase 2013–2016
Seit der Lancierung des Programms am 5. Juni 2013 ist es dem Gesundheitsamt mit
Partnerorganisationen laut dem Synthesebericht der Selbstevaluation7 gelungen, das
Thema und die Anliegen der Gesundheitsförderung im Alter im Kanton breiter be-
kannt zu machen und medienwirksame Projekte umzusetzen. Gut wahrgenommen
wird insbesondere das Magazin "Salute".
Die folgende Darstellung (Abb. 3) basiert auf Basis der durch die Programmleitung
erhobenen Daten. Auf der Karte sind diejenigen Gemeinden hellgrün unterlegt, die
von der Programmleitung kontaktiert wurden (Erstgespräche mit Gemeindevertre-
tern). Dunkelgrün unterlegt sind die Gemeinden, die die im Rahmen des kantonalen
Programms lancierten Massnahmen umsetzen. Schwarze Punkte markieren Ge-
meinden, in welchen Grossgruppenveranstaltungen stattgefunden haben.
Abb. 3: Übersicht der ins Bündner Programm involvierten Gemeinden, Interface (Stand Mai 2016)
7 Synthese der Ergebnisse der Selbstevaluation zuhanden Gesundheitsamt GR, INTERFACE, 6. Oktober 2016
11
Mit dem Programm konnten 66 von 116 Gemeinden erreicht werden und 21 davon
konnten mobilisiert werden, neu Massnahmen für Gesundheitsförderung und Präven-
tion im Alter umzusetzen.
Als Erfolgsfaktor wird im Synthesebericht der partizipative Ansatz des Programms
genannt, welcher sicherstellt, dass die Massnahmen den Bedürfnissen der Seniorin-
nen und Senioren und dem Bedarf der Gemeinden entsprechen. Des Weiteren wer-
den die Rahmenbedingungen im Kanton (Altersleitbild, Regierungsprogramm, die po-
litische Akzeptanz und die finanziellen Ressourcen) als Erfolgsfaktoren gewertet. Die
Vernetzung national und innerhalb des Kantons wird als ausgezeichnet beurteilt.
Im Hinblick auf die Konzipierung der zweiten Programmphase wurden im Synthese-
bericht folgende Empfehlungen formuliert:
Empfehlung 1: Erreichtes sichern, verbreiten. Bessere regionale Verankerung
Regionale bzw. kommunale Weiterführungskonzepte zur besseren Verankerung
mittels Vereinbarungen (Gesundheitszentrum, andere ausführende, regional gut
verankerte Organisation vor Ort) erstellen, finanzielle Anreize oder Anreize in
Form von Beratungsleistungen schaffen.
Erfolgreiche Beispiele und Projekte schriftlich aufbereiten und Multiplikatorinnen
und Multiplikatoren zur Verfügung stellen.
Übersichten des regionalen / kommunalen Angebots (Broschüren, Internet) von
den Gemeinden als Leistung einfordern, publizieren.
Gemeindebudget für die Weiterführung der Angebote / Massnahmen muss zur
Verfügung stehen.
Empfehlung 2: Erfolgreiches weiterführen
Mitwirkungsprozesse sind zentraler Erfolgsfaktor: Andere Hälfte der Bündner Ge-
meinden motivieren, aktiv zu werden.
Nutzung bestehender Angebote fördern und diese ergänzen, regionale und kom-
munale Organisationen einbinden: Weiterverfolgen, verstärken, Beratung und Be-
gleitung bei regionalen oder kommunalen Stellen / Organisationen verankern.
Gesundheitsmagazin Salute: Weiterführen
12
Empfehlung 3: Beratung und Begleitung regional verankern
Externe Beratung der Gemeinden / Schlüsselpersonen weiterführen, um damit
Angebote nachhaltig zu verankern: Stabile, regionale Beratung und Präsenz vor
Ort muss aufgebaut und gesichert werden. Aufbau von Anlauf-, Koordinations-
und Beratungsstellen, vorzugsweise integriert in die Gesundheitszentren, finan-
ziert durch Gemeinden/Regionen (umfassendes Beratungsangebot zum Thema).
Empfehlung 4: Synergien prüfen
In den Bereichen der Pflege, der Gesundheitsversorgung und der sozialen Si-
cherheit weitere Angebote mit verantwortlichen Stellen entwickeln (z.B. Gesund-
heit der älteren Migrationsbevölkerung, der pflegenden Angehörigen; Demenzprä-
vention strategische Aufbauarbeit leisten).
2. Zweckmässigkeit der Weiterführung des Programms
Die Bewältigung der demografischen Herausforderungen auf Grund der Veränderung
der Altersstruktur ist auch in Graubünden ein politischer und gesellschaftlicher
Schwerpunkt. Die ausgeprägte Zunahme der älteren Menschen in der Bevölkerung
sowie die Umsetzung des Leitsatzes "ambulant vor stationär" sprechen für die ver-
stärkte Umsetzung von gesundheitsfördernden und präventiven Massnahmen in den
Gemeinden, damit die gesunden Lebensjahre zunehmen und damit Heimeintritte
verzögert werden können. Der Kostenanstieg im Gesundheitswesen kann durch die
Verbesserung der Gesundheit und der Erhaltung der Selbständigkeit der älteren
Menschen langfristig gedämpft werden.
Die Synthese des Selbstevaluationsberichts zeigt verschiedene Beispiele, wie sich
Seniorinnen und Senioren in Graubünden für das Gemeinwohl engagieren, interes-
siert sind, sich zu Gesundheitsthemen weiterzubilden sowie Angebote zur Erhaltung
der Gesundheit in Anspruch nehmen (Bewegungsangebote aller Art, Mittagstische,
gemeinsames Kochen und Werken, Treffpunkte besuchen, Gedächtnistreffs, etc).
Studienergebnisse und die Auswertungen der Programme in anderen Kantonen be-
legen, dass sich die Gesundheit auch nach dem Eintritt ins Pensionsalter erheblich
verbessern lässt. Besonders gut belegt ist die Wirksamkeit von Massnahmen in den
Bereichen Ernährung, Bewegung, soziale Teilhabe (psychische Gesundheit) und
Sturzprävention.
13
Wie auch auf Bundesebene besteht in Graubünden (kantonal, regional und kommu-
nal) nach wie vor ein grosser Bedarf an Systematisierung, Koordination und Evalua-
tion von Angeboten und Massnahmen im Altersbereich.
Das Programm Gesundheitsförderung und Prävention im Alter kann einen wesentli-
chen Beitrag an die Erreichung des im Regierungsprogramm 2017-2020 formulierten
Ziels "Die Bevölkerung des Kantons zu einem gesundheitsbewussten Verhalten mo-
tivieren" und damit auch zur Dämpfung des Kostenanstiegs im Gesundheitswesen
leisten. Das Programm ist entsprechend in einer zweiten Phase weiter zu führen.
3. Zielgruppe, Setting, Themenschwerpunkte und Vorgehensweise
3.1 Zielgruppe
Zielgruppe sind in erster Linie zu Hause lebende Menschen ab 60 Jahren. Dabei
handelt es sich um mindestens zwei Generationen, um die sog. "jungen Alten" und
um hoch betagte Menschen. Gerade bei älteren Menschen werden Lebensläufe und
Lebensphasen immer unterschiedlicher. Dies gilt auch für Lebensbedingungen, Inte-
ressen und Fähigkeiten. Ältere Menschen können vital, aktiv und gesund sein, ge-
brechlich oder krank, selbständig oder mit ambulanter Unterstützung leben, in der
Gemeinde oder Nachbarschaft integriert sein oder vereinsamt. Deshalb eignet sich
das chronologische Alter nicht als generelles Abgrenzungsmerkmal. Stattdessen
werden die Lebensphasen in der Gesellschaftsgestaltung stärker berücksichtigt. Fol-
gende Übergangsereignisse8 können den Gesundheitszustand und den Lebensstil in
der Lebensphase "Alter" beeinflussen und verändern:
Auszug der Kinder (empty nest)
Ausscheiden aus dem Erwerbsleben (Neuorganisation von Zeit, Kontakten)
Beginn "aktives" Alter (Reisen, mehr Interesse an Gesundheitserhaltung)
Grosselternschaft ("intergenerationell" sorgendes Alter), Freiwilligenarbeit
Beginn funktionaler Einschränkungen (mehr Ausgaben für Gesundheit)
Tod des Partners, der Partnerin (singularisiertes Alter, Einsamkeit, Trauer)
Übergang in besondere Wohnformen (betreutes Wohnen, Pflegeheim)
Das Lebensphasenmodell im Anhang verdeutlicht die Heterogenität der Zielgruppe
und zeigt auf, welche Organisationen, Multiplikator/-innen und Bezugspersonen der
8 Prof. Dr. Rolf G Heinze, wissenschaftlicher Direktor, Ruhr Universität Bochum, 2014
14
älteren Menschen in die Planung, Umsetzung und Verbreitung von Massnahmen
eingebunden werden sollen.
3.2 Setting
Die Detail-Planung und Umsetzung des kantonalen Programmes setzt dort an, wo äl-
tere Menschen am meisten Zeit verbringen, am besten erreichbar sind und einbezo-
gen werden können: im Setting9 Gemeinde. Die Gemeinden bestimmen die Rah-
menbedingungen für Lebensqualität. In der gemeindenahen Gesundheitsförderung
und Prävention geht es vor allem um die Stärkung des Bewusstseins, für die eigene
Gesundheit Verantwortung zu tragen (persönlichen Gesundheitskompetenzen) sowie
um die Nutzung des sozialen Kapitals der Gemeinschaft (Beziehungsnetze) und um
strukturelle Verbesserungen im Lebensraum (Policy, Strategie).
Die Abbildung Bausteine zur Umsetzung von Gesundheitsförderung in den Gemein-
den fasst diese drei Ebenen zusammen:
Abb. 4: Bausteine Gesundheitsförderung in den Gemeinden, Gesundheitsamt 2013.
Die Ausführungen zu den Bausteinen sind in den Planungsgrundlagen10 beschrieben
und haben immer noch Gültigkeit für die Arbeit des Gesundheitsamts.
9 Ein Setting ist ein abgegrenztes sozialräumliches System, in welchem Menschen leben und welches Einfluss auf die Gesund-
heit Einzelner und von Gruppen hat. Bekannte Beispiele für Settings sind die Schule, der Arbeitsplatz/Betrieb, das Quartier, die Gemeinde, das Spital, der Wohnraum etc. Quelle: http://www.quint-essenz.ch/de/topics/1167 10
Planungsgrundlagen für die Umsetzung der Bausteine des Kantonalen Programms 2013–2016 zur Gesundheitsförderung im Alter, Gesundheitsamt Graubünden: 2013/Version Graubünden.
15
3.3 Themenschwerpunkte
Die wichtigsten Themenschwerpunkte, welche zur Gesundheitsförderung und Prä-
vention sind folgende:
Bewegungsförderung und Sturzprävention: Erhaltung von Kraft, Gleichgewicht,
Ausdauer, Beweglichkeit; Überprüfung Wohn- und Umgebungsfaktoren; Erfassung
Infrastrukturen und Angebote in der Gemeinde / Region; Koordination der Massnah-
men; Vernetzung (allenfalls Schulung) der vom Thema betroffenen Akteure.
Förderung einer ausgewogenen Ernährung: Vermeidung von Übergewicht oder
Mangelernährung. Informationsveranstaltungen und Broschüren, Rezepte; Aufbau
von Mittagstischen, Kochgruppen und anderen Aktivitäten in diesem Bereich.
Förderung der psychischen Gesundheit: Ermöglichung sozialer Teilhabe, Schutz
vor Einsamkeit; Suchtprävention. Begegnungsmöglichkeiten schaffen, bestehende
Treffpunkte beleben oder neue initiieren, bei allen Veranstaltungen nebst Informatio-
nen oder Aktionen immer auch Sequenzen einplanen und durchführen, welche Be-
gegnungen und Kontakt ermöglichen.
3.4 Vorgehensweise
Das vom Gesundheitsamt erarbeitete Programm beinhaltet weiterhin Massnahmen in
den nachfolgend aufgeführten vier Handlungsfeldern (HF). HF 4 wird inhaltlich aus-
geweitet und von "Bewegungsförderung" in "Themenbezogene Projekte" umbenannt.
HF 1: Information und Sensibilisierung
HF 2: Beratung und Support der Gemeinden (gemeindeorientierter Ansatz)
HF 3: Vernetzung
HF 4: Themenbezogene Projekte
Der gemeindeorientierte Ansatz (HF 2) ist das Herzstück des Programms und wird in
Kapitel 5 ausgeführt.
16
4. Ziel und Massnahmen des Programms
4.1 Programmziel
Das Programmziel entspricht dem strategischen Ziel des Altersleitbildes für das
Handlungsfeld "Gesundheitsförderung und Prävention":
Stärkung der Autonomie, der Gesundheit und der Lebensqualität der älteren Men-
schen zur Erhöhung der Anzahl der gesunden Lebensjahre und zur Verzögerung der
Heimeintritte.
4.2 Angestrebte Wirkung des Programms
Mit dem Programm werden folgende Wirkungen (Impacts) angestrebt:
Die physische und psychische Gesundheit und die Lebensqualität der
Seniorinnen und Senioren sind erhöht
Die Zahl der Stürze ist reduziert und das Bewegungsverhalten verbessert
Die Pflegebedürftigkeit wird hinausgezögert
Das nachfolgende Wirkungsmodell zeigt über alle Handlungsfelder auf, mittels wel-
cher Leistungen (Outputs) des Kantons, welche Wirkungen (Outcomes) bei den Mul-
tiplikator/-innen und bei den Senior/-innen, im Zeitraum 2017-2020, erreicht werden
sollen.
ImpactWirkung/Outcome
Senioren/-innen
Senioren/-innen beteiligen sich aktiv
am Prozess
Multiplikator/-innen nehmen Informationen wahr
und nutzen sie für ihre Arbeit mit Senior/-nnen
Kanton informiert und sensibilisiert
Multiplikator/-innen und Senior/-innen via
Medienbeiträge, Salute, Broschüren,
Newsletter
Senior/-innen nutzen Angebote
Die physische
und psychische
Gesundheit und
Lebensqualität
der
Senior/-innen
sind erhöht
Die Zahl der
Stürze wird
reduziert und
Bewegungs-
verhalten ist
verbessert
Die Pflege-
bedürftigkeit wird
hinausgezögert
Senior/-innen nehmen Informationen
wahr und schätzen sie
Wirkung/Outcome
Multiplikatoren und Gemeinden
Leistung/Output
Kanton
Handlungs-
felder
HF
2: B
erat
ung
und
Sup
port
der
Gem
eind
enH
F1:
Info
rmat
ion
und
Sen
sibi
lisie
rung
Multiplikator/-innen setzen Projekte um
Der Kanton setzen mit Partnern Projekte um
zu:
Ernährung
Bewegungsförderung
Sturzprävention
Psychische Gesundheit und soziale
Teilhabe
HF
4:
The
men
bezo
gene
Pro
jekt
e
HF
3:
Ver
netz
ung Kanton fördert Erfahrungsaustausch
Pro
gram
m-
man
agem
ent
Der Kanton sucht in allen 12 Ge-
sundheitsversorgungsregionen neue
Gemeinden für die Zusammenarbeit
Senior/-innen nutzen Anlaufstellen
Kanton fördert gemeinsam mit Partnern die
nachhaltige Verankerung von
Gesundheitsförderung und Prävention in den
Gemeinden und Regionen
Multiplikator/-innen nehmen gute Beispiele wahr
und multiplizieren sie
Gemeinden beteiligen sich an Finanzierung von
Anlaufstellen in acht Regionen
Senior/-innen nutzen Angebote
Kanton stellt Gesundheitsbildungsangebote
zur Verfügung; Partner übernehmen die
Verbreitung Gemeinden nehmen Angebote in Anspruch
Kanton publiziert gute Bespiele
Multiplikator/-innen nehmen an
Erfahrungsaustausch teil
Kanton schliesst Leistungsverträge mit
externen Partnern ab und führt Controlling
durch
Kanton führt Selbstevaluation durch und
stellt Datenverfügbarkeit sicher
Kanton setzt Kampagne zum aktiven
Lebensstil im Alter um.
Multiplikator/-innen beteiligen sich an
Kampagne
Senior/-innen nehmen an Aktivitäten
der Kampagne teil und schätzen sie
Gemeinden beteiligen sich am Zusammenar-
beitsprozess und publizieren ihre Angebote für
Senior/-innen
Alle beteiligten Gemeinden erstellen
Weiterführungskonzept (inkl. Budget)
17
Wie sich die unterschiedlichen Gesundheitsdeterminanten der Senioreninnen und
Senioren im Kanton Graubünden über die Zeit entwickeln und ob das kantonale Pro-
gramm einen Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitszustandes leiset, kann erst
beurteilt werden, wenn 2017 wiederum ein kantonales Oversampling der Schweizeri-
schen Gesundheitsbefragung vorliegt und die Daten von 2012 und 2017 miteinander
verglichen werden können. Um herauszufinden, ob die Pflegebedürftigkeit hinausge-
zögert werden kann und Heimeintritte später stattfinden, müssen jedoch andere Da-
tenquellen einbezogen werden.
4.3 Massnahmen
Im Folgenden werden pro Handlungsfeld die Massnahmen beschrieben. Zudem
werden die Leistungen des Kantons, die Wirkungsziele bei den Multiplikator/innen
und Gemeinden sowie die Wirkungsziele bei den Senior/-innen in Tabellenform dar-
gestellt.
4.3.1 Handlungsfeld 1: Information und Sensibilisierung
Mit einer altersgerechten Information und Sensibilisierung sollen die Kernbotschaften
für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil (physisch und psychisch) in der Öffent-
lichkeit und insbesondere von den Seniorinnen und Senioren wahrgenommen wer-
den. Die Fachpersonen und Gemeinden unterstützen dabei die Verbreitung.
Massnahme 1:
Information und Sen-
sibilisierung
Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Multipli-
katoren/-innen und Ge-
meinden
Wirkungen/Outcome Se-
nioren/-innen
Der Kanton informiert
und sensibilisiert Mul-
tiplikator/-innen und
Senior/-innen über ge-
sundheitsrelevante
Themen.
Multiplikator/-innen
nehmen Informationen
wahr und nutzen sie für
ihre Arbeit mit den älte-
ren Menschen.
Senior/-innen nehmen
Informationen wahr und
setzen diese im Alltag
um.
Beschreibung der
Massnahme
Das Gesundheitsamt (GA) erarbeitet Informationen zur Bedeutung eines gesunden
Lebensstils, zur Erhaltung der Selbständigkeit und Mobilität und verbreitet
sie über geeignete Kanäle. Ein wichtiger Kanal bildet dabei das vom GA produzierte
Gesundheitsmagazin "Salute" mit themenbezogenen Beiträgen. Zudem publiziert
das Gesundheitsamt (GA) Berichte mit positivem Inhalt zu Programm, Projekten,
Aktionen des Programms Gesundheitsförderung im Alter (Print, Radio, TV, digital).
18
Massnahme 2:
Kampagne
Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Multi-
plikatoren/-innen und Ge-
meinden
Wirkungen/Outcome Seni-
oren/-innen
Der Kanton setzt eine
Kampagne zum aktiven
Lebensstil im Alter um.
Multiplikator/-innen be-
teiligen sich an Kam-
pagne.
Senior/-innen nehmen an
Aktivitäten der Kampag-
ne teil
Beschreibung der
Massnahme
Mit einer Öffentlichkeitskampagne wird die ältere Bevölkerung gezielt sensibilisiert,
körperlich aktiv zu sein und soziale Kontakte zu pflegen. Das GA setzt deshalb ge-
meinsam mit Partnern eine Kampagne mit niederschwelligen Bewegungsangeboten
(Spaziergängen) und sozialer Aktivierung im ganzen Kanton um.
4.3.2 Handlungsfeld 2: Beratung und Support Gemeinden
Als Erfolgsfaktoren gilt der partizipative Ansatz in der Zusammenarbeit mit den Ge-
meinden (siehe auch Kapitel 5). Der Beratungs- und Supportprozess in den Gemein-
den ist relativ aufwändig, schafft aber eine hohe Akzeptanz bei den Gemeinden. Es
sollen einerseits neue Gemeinden für die Gesundheitsförderung im Alter gewonnen
werden. Andererseits soll bei den bereits aktiven Gemeinden das Engagement
nachhaltig verankert werden.
Massnahme 3:
Neuakquise von
Gemeinden
Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Multipli-
katoren/-innen und Ge-
meinden
Wirkungen/Outcome Se-
nioren/-innen
Der Kanton sucht in al-
len 12 Gesundheits-
versorgungsregionen
neue Gemeinden für
die Zusammenarbeit.
Gemeinden beteiligen
sich am Zusammenar-
beitsprozess und publi-
zieren ihre Angebote für
Senior/-innen
Senioren/-innen beteili-
gen sich aktiv am Pro-
zess
Beschreibung der
Massnahme
Gemeinden, welche noch nicht am Programm Gesundheitsförderung im Alter betei-
ligt sind, werden für eine Zusammenarbeit motiviert. Zu diesem Zweck führt das GA
jährlich zwei Informationsveranstaltungen für Gemeinden durch, um diese auf das
Programm und ihre Mitwirkungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Das GA legt
allen neuen Gemeinden einen Vertrag vor, welcher die zentralen Punkte regelt:
-Erfassung aller bestehender Angebote durch Gemeinde
-Veröffentlichung aller bestehender Angebote inkl. Aktualisierung
-Verpflichtung seitens der Gemeinde ein Budget für Programmbeteiligung zu spre-
chen
GA und Partner beraten und begleiten Gemeinden in den Spitalregionen
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Massnahme 4:
Nachhaltige Veran-
kerung fördern
Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Multipli-
katoren/-innen und Ge-
meinden
Wirkungen/Outcome Se-
nioren/-innen
Der Kanton fördert die
nachhaltige Veranke-
rung von GF&P in den
Gemeinden und Regi-
onen (gemeinsam mit
Partnern).
Alle beteiligten Gemein-
den erstellen Weiterfüh-
rungskonzept (inkl.
Budget). Sie beteiligen
sich an Finanzierung von
Anlauf- und Koordination
stellen in acht Regionen
Senior/-innen nutzen
Anlaufstellen
Beschreibung der
Massnahme
Bei den bereits "aktiven" Gemeinden wird die Verankerung der Gesundheitsförde-
rung im Alter angestrebt. Zu diesem Zweck beraten das GA und die von ihm beauf-
tragen Partner die Gemeinden beim Aufbau regionaler, kommunaler Anlauf- und
Koordinationsstellen in den Regionen. Zudem beraten sie die Gemeinden bei der
Erarbeitung von Weiterführungskonzepten für Gesundheitsförderung im Alter. Das
GA motiviert weitere Gesundheitsregionen, ein regionales Informationsportal auf
www.alter.gr.ch aufzubauen.
Massnahme 5:
Gesundheitsbil-
dungsangebote
Leistung/Output Kan-
ton
Wirkung/Outcome Multipli-
katoren/-innen und Gemein-
den
Wirkungen/Outcome Se-
nioren/-innen
Der Kanton stellt Ge-
sundheitsbildungs-
angebote zur Verfü-
gung, Partner über-
nehmen Verbreitung.
Gemeinden nehmen An-
gebote in Anspruch
Senior/-innen nutzen
Angebote
Beschreibung der
Massnahme
Mit Gesundheitsbildungsangeboten können Seniorinnen und Senioren für die The-
men der Gesundheitsförderung im Alter gewonnen werden. Ziel ist es, mit gezielter
Informationsvermittlung und praktischen Übungen Zugang zu den Themen zu schaf-
fen. Zudem können bestehende Kursangebote, die es vor Ort gibt, präsentiert wer-
den. Zu diesem Zweck organisiert das GA gemeinsam mit regionalen Partnern und
Fachpersonen Kurse oder Veranstaltungen zu Gesundheits- und Altersthemen.
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4.3.3 Handlungsfeld 3: Vernetzung
Mit der Vernetzung soll der Erfahrungsaustausch und der Wissenstransfer zwischen
Kantonen sowie zwischen den Regionen und Gemeinden in Graubünden sicherge-
stellt werden. Weil verschiedene Angebote oft zu wenig bekannt und oftmals nicht
bzw. nur wenig aufeinander abgestimmt sind, braucht es Netzwerkarbeit.
Massnahme 6:
Erfahrungsaustausch
Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Multi-
plikatoren/-innen und
Gemeinden
Wirkungen/Outcome Se-
nioren/-innen
Der Kanton fördert den
Erfahrungsaustausch.
Multiplikator/-innen
nehmen an Erfah-
rungsaustausch teil
Beschreibung der
Massnahme
Das GA ist an unterschiedlichen nationalen, interkantonalen und kantonalen Tagun-
gen und Fachtagungen präsent. Folgende Vernetzungsplattformen und Netzwerk-
treffen bleiben nach wie vor wichtig:
- Nationale Tagungen, Kongresse und Erfahrungsaustauschtreffen (Gesundheits-
förderung Schweiz, Pro Senectute Schweiz, Nat. Forum für Migration etc.)
- Intervision (PIKA ), informelle Austauschtreffen z.B. mit Basel-Stadt
- Kongresse und Tagungen anderer Kantonen
- Kantonale Tagungen in Graubünden (Bündner Forum für Altersfragen)
- Regionalkonferenzen in den Regionen des Kantons (Federführung: Gesund-
heitsamt)
Massnahme 7:
Gute Beispiele
Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Mul-
tiplikatoren/-innen und
Gemeinden
Wirkungen/Outcome Seni-
oren/-innen
Der Kanton publiziert
gute Bespiele (good
practice) auf seiner
Homepage.
Multiplikatoren/-innen
nehmen gute Beispiele
wahr und multiplizie-
ren sie
Beschreibung der
Massnahme
Das GA sorgt für die Dokumentation von guten Projekten (mindestens eine pro Re-
gion) und macht sie öffentlch zugänglich (z.B. an Veranstaltungen für Multiplikato-
ren aus Fachwelt und Gemeinden).
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4.3.4 Handlungsfeld 4: Themenbezogene Projekte
In Kooperation mit Partner werden ergänzend zu den HF 1 bis 3 themenbezogene
Projekte lanciert und umgesetzt. Im Fokus stehen: Bewegungsförderung, Sturzprä-
vention, Ernährung sowie psychische Gesundheit und soziale Teilhabe.
Massnahme 8: Leistung/Output Kanton Wirkung/Outcome Multi-
plikatoren/-innen und
Gemeinden
Wirkungen/Outcome Se-
nioren/-innen
Der Kanton setzt mit
Partnern Projekte um zu
Bewegungsförderung,
Sturzprävention, Ernäh-
rung sowie psychische
Gesundheit und soziale
Teilhabe.
Multiplikatoren/-innen
setzen Projekte um
Senioren/-innen nutzen
Angebote
Beschreibung der
Massnahme
Das Pilotprojekt "Gemeinsam Stürzen vorbeugen" (2015-2017) ist in den zwei Re-
gionen abgeschlossen und ausgewertet. Nach erfolgreicher Evaluation wird das
Projekt auf weitere Regionen ausgeweitet. Zudem wird das Trainingsangebot für
sturzgefährdete Personen analysiert und in Kooperation mit Partnern (z. B. Herz-
und Lungengruppen, Turnvereinen) verbessert. Weitere innovative Projekte werden
gemäss Bedarf und Verfügbarkeit der Mittel umgesetzt. Zudem ist vorgesehen, das
Projekt Radeln ohne Alter, welches die soziale Teilhabe fördert, bis Ende 2020 in
mindestens vier weiteren Pflegeheimen in GR zu integrieren.
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5. Vorgehen mit den Gemeinden
Das HF 2: Beratung und Support der Gemeinden (gemeindeorientierter Ansatz) ist
das Herzstück des Programms und wird als Prozess verstanden. Möglichst viele
Gemeinden sollen motiviert werden, am Programm teilzunehmen und selber Mass-
nahmen umzusetzen. Der idealtypische Prozess ist nachfolgend abgebildet. Je nach
Bedürfnis der Gemeinden sind auch Abweichungen davon möglich.
Stufen der Beteiligung der Gemeinden am Programm
Die Gemeindebehörden werden im ersten Schritt zu den Angeboten, Chancen und
Potentialen der Gesundheitsförderung für die Gemeinden informiert mit dem Ziel, ak-
tiv zu werden (1.-3. Stufe).
Entscheiden die Gemeindebehörden am Programm teilzunehmen (Zusammenar-
beitsvertrag), haben sie verschiedene Möglichkeiten (4. Stufe):
Der aktuelle Stand wird mit einem elektronischen Erfassungsraster erhoben,
um Ressourcen und Lücken im Angebot zu ermitteln. Der Bedarf wird mit ei-
nem Spinnendiagramm visualisiert. Darauf basierend werden zuhanden der
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Gemeinde und der Multiplikator/-innen Empfehlungen formuliert, ein Mass-
nahmenplan erstellt sowie das weitere Vorgehen vorgeschlagen.
- Gemeinden können auch direkt mit einer Grossgruppenmethode einsteigen
und auf diese Weise den Bedarf ermitteln. Die Gemeinde / Region wählt eine
vertiefte Bedarfsanalyse, um die Massnahmen unter Einbezug von Organisa-
tionen und ihrer (älteren) Bevölkerung fundiert zu ermitteln. (Grossgruppen-
Veranstaltung, Fragebogen, Fokusgruppen oder andere Form) (5. Stufe).
- Die Gemeinde führt Veranstaltungen und Kurse zur Gesundheitsbildung (Stär-
kung der individuellen Gesundheitskompetenzen) durch und wertet sie aus.
Die Erarbeitung eines Massnahmenplans zur Gesundheitsförderung und Prävention
im Alter, eines Weiterführungskonzepts sowie der Aufbau regionaler, kommunaler
Anlauf- und Koordinationsstellen sollen ein nachhaltiges Engagement der Gemein-
den ermöglichen (6. und 7. Stufe).
Gemeinsam handeln
Die Planung und Umsetzung von Massnahmen in den Gemeinden erfolgt mit den
Gemeindebehörden, Gesundheitszentren und Akteur/-innen, welche Erfahrungen
und Fachkompetenzen mitbringen, Zugänge zu älteren Menschen haben und mit den
Senior/-innen selbst. Wir binden die Akteur/-innen der Regionen und Gemeinden in
die Situationsanalysen oder Veranstaltungen / Kurse zur Gesundheitsbildung ein,
bieten ihnen eine Plattform zur Präsentation ihrer Angebote und nutzen so gegensei-
tig Synergien. Das Motto "Gemeinsam handeln" leitet den gemeindeorientierten Pro-
zess.
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Der Projektmanagement-Zyklus
Die Interventionen in den Gemeinden erfolgen nach dem Projektmanagement-Zyklus
(PDCA -Zyklus): „Planen, ausführen, kontrollieren, optimieren“: Plan Do Check
Act in Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern, Multiplikator/-innen, Bezugs-
personen und der älteren Bevölkerung selbst.
Im ersten Schritt geht es um die Analyse des Ist-Zustandes. Bestehende Anknüp-
fungspunkte, Stärken und Schwächen werden ermittelt, Bedarf und Bedürfnisse er-
hoben. Die Ergebnisse liefern Grundlagen für die weitere Planung und Umsetzung
(zweiter Schritt).
Die Kontrolle als dritter Schritt wird vorzugsweise von unabhängigen externen Fach-
personen durchgeführt. Im Idealfall sind Personen in den Kontrollprozess involviert,
welche einen Beitrag zur Verbesserung der Prozesse und Projekte leisten können.
Wichtig ist, dass danach der Zyklus geschlossen wird, damit auch wirklich eine Opti-
mierung der Ergebnisse stattfindet. Ebenso sind erzielte (Zwischen-) Ergebnisse und
Erfolge zu dokumentieren, um die Motivation der Projektbeteiligten und das weitere
Vorgehen sicherzustellen.
Darauf aufbauend können weiterführende Arbeiten und Aktivitäten angeregt werden.
Somit ist der Endpunkt gleichzeitig Startpunkt für neue Prozesse (Schritt vier).
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6. Programmorganisation
Das Programm ist wie folgt organisiert:
Aufraggeber Regierung des Kantons Graubünden Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit
Steuerung lic.iur. Gion Claudio Candinas, Departementssekretär Gesundheit Dr. Rudolf Leuthold, Leiter Gesundheitsamt Denise Rudin, Abteilungsleiterin Gesundheitsförderung & Prävention, Gesundheitsamt
Umsetzung Marianne Lüthi, Programmleiterin Gesundheitsförderung und Prävention im Alter
Das Gesundheitsamt stellt die Programmleitung sicher. Gemeinsam mit dem Depar-
tement wird eine Steuergruppe geführt. Diese führt die Programmumsetzung über die
Jahresplanungen.
Für definierte Leistungen werden mit Partnern Leistungsverträge abgeschlossen.
Das Controlling wird sichergestellt.
7. Evaluation
Das Programm Gesundheitsförderung im Alter wird, wie in der ersten Phase, auch
von 2017 bis 2020 mit externer Unterstützung auf Basis einer Selbstevaluation über-
prüft. Die Evaluationsgegenstände und -fragen werden formuliert und eingegrenzt.
Zudem wird das Pilotprojekt "Gemeinsam Stürzen vorbeugen" nach einem Konzept
der ZHAW (Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften) bis Ende 2017
ausgewertet.
Gemeindeorientierte GF & P
Gesundheitszentren
Vernetzung National, Kantonal, Regional
Programmleitung, Abt. GF & P
Öffentlichkeitsarbeit Programmleitung
Abt. GF & P
Themenbezogene Projekte, interne
/externe Projektlei-tende
12 Spitalregionen
Bevölkerung ab 60, Bezugspersonen, Multiplikator/-innen, Freiwillige in den Gemeinden
und Regionen Graubündens
Pilot-projekt Sturz-
präven-tion
Steuergruppe Sturz
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Der Evaluationsprozess für das Programm gliedert sich in folgende Arbeitsschritte:
A: Erstellung des Selbstevaluationsformular (Ende Dezember 2016)
B: Durchführung von drei Selbstevaluationsworkshops inklusive Protokoll, jeweils
im November 2017, 2018 und 2019.
C: Zwischenbericht: Drittes Quartal 2018
D: Zusätzliche Erhebungen nach Bedarf, welcher sich bei der Umsetzung
allenfalls zeigen wird, erneuter Einbezug Schweizerischer Gesundheitsbericht
2017, Oversampling Graubünden zum Vergleich mit dem Bericht der
Befragung 2012
E: Berichterstattung (Drittes Quartal 2020).
8. Zeitplan und Meilensteine
Meilensteine 2017 und 2018
Nr. Meilensteine Termin
M1 Die Jahresplanung 2017 ist durch die Steuergruppe genehmigt. 10. Januar 2017
M2 Kampagne "Lassen Sie sich gehen" ist gestartet.
1. März 2017
M3 Steuergruppensitzung Pilotprojekte Sturzprävention "Gemeinsam Stürzen vor-beugen", Zwischenbilanz ist protokolliert.
7. März 2017
M4 Magazin Salute (Ausg.1) publiziert Gesundheitsforum.
April 2017
M5 Kantonaler Fachtagung GF & P, Davos, ist erfolgreich durchgeführt.
31. Mai 2017
M6 1. Sitzung Programm Steuergruppe: Zwischenbilanz 2017
30. Juni 2017
M7 Magazin Salute (Ausg. 2) publiziert
30. Sept. 2017
M8 Evaluations- u. Planungsworkshop mit INTERFACE ist erfolgt.
31. Okt. 2017
M9 2. Sitzung Programm Steuergruppe: Zwischenbericht und Jahresplanung 2018 ist genehmigt.
30. Nov. 2017
M10 Magazin Salute (Ausg.3) publiziert April 2018
M11 Bündner Forum für Altersfragen durchgeführt Juni 2018
M12 3. Sitzung Programm Steuergruppe: Zwischenbilanz 2018
30. Juni 2018
M13 Magazin Salute (Ausg. 4) publiziert 30. Sept. 2018
M14 Evaluations- u. Planungsworkshop mit INTERFACE ist erfolgt. Zwischenbericht liegt vor
31. Okt. 2018 15. Nov. 2018
M15 4. Sitzung Programm Steuergruppe: Zwischenbericht und Jahresplanung 2019 ist genehmigt. Meilensteinplan 2019 und 2020 liegt vor.
30.Nov. 2018
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9. Budget
Für die zweite Programmphase sind, wie für die erste Programmphase, 80 Stellen-
prozent jährlich für die Programmleitung beim Gesundheitsamt vorgesehen.
Es ist vorgesehen, gewisse Leistungen auszulagern. Von den Gemeinden wird eine
aktive Teilnahme am Angebot erwartet. Die Zusammenarbeit mit den regionalen Ge-
sundheitszentren wird angestrebt.
Für die Umsetzung der Aktivitäten 2017-2020 werden die Sachkosten im Jahres-
budget festgelegt.
Programmkosten Beträge in Franken pro Jahr
Bereich 2017 2018 2019 2020
HF 1: Information und Sensibilisierung
HF 2: Beratung und Support Gemeinden
HF 3: Vernetzung (Altersforum 2018, 2020)
HF 4: Themenbezogene Projekte
Begleitung Selbstevaluation
Total
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III. Anhang
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Lebensphasenmodell mit Bezugspersonen und Multiplikator/-innen als Orientierungsrahmen
Abb.: Lebensphasenmodell, Gesundheitsförderung Schweiz 2016