SEITE 26 - NR. 234 SONNABEND, 7. OKTOBER 2017 SPORT Gelingt ihm diesmal der große Wurf? Im vergangenen Jahr verpasste Ralf Look den Turniersieg nur knapp. Keine Unbekannte in Irland: Anke Klöpper geht zum vierten Mal beim „Queen of the Roads“ an den Start. +++ FKV-QUARTETT FIEBERT DEM ABENTEUER IM IRISCHEN BALLINCURRIG ENTGEGEN +++ Vorfreude größer als die Nervosität AUSBLICK Ralf Look und Anke Klöpper hoffen bei „King & Queen of the Roads“ auf den großen Wurf Beide Werfer starten zum vierten Mal auf der grünen Insel. Dort reichen aber nicht nur gute Leistungen aus. VON JENS SCHIPPER OSTFRIESLAND – Die Vorfreude beim friesischen Klootschie- ßerverband (FKV) steigt von Tag zu Tag. In der kommenden Woche ist es soweit, denn in der Nacht zum Donnerstag wird sich der FKV-Tross samt seiner vier Werfer auf dem Weg nach Irland zum „King & Queen of the Roads“ machen. Während die beiden Jugend- werfer Jari Sturm und Julia Heiken erstmals im irischen Ballincurrig an den Start ge- hen, ist es für Anke Klöpper und Ralf Look bereits die vierte Teilnahme an den wohl be- deutsamsten Wettkämpfen mit der Eisenkugel. Look verpasste im vergan- genen Jahr nur knapp den ers- ten deutschen Sieg beim „King of the Roads“. Die Entschei- dung fiel dabei aber nicht dank der besseren Leistung seines Finalgegners Thomas Mackle, sondern durch Pech und einen irischen Fuß, der die Kugel von Look nach sei- nem letzten Wurf gestoppt ha- ben soll. Während in Deutsch- land der Wurf wiederholt wor- den wäre, gilt in Irland auch eine angehaltene Kugel als Tatsachenentscheidung. Der Traum vom Titel war damit ge- platzt. „Ob die Kugel nun an- gehalten wurde oder nicht, sei dahin gestellt. Ich habs nicht gesehen“, erklärt Ralf Look. Auf jeden Fall habe er durch die Finalteilnahme wieder Blut geleckt, gesteht der Boßler aus Großheide. Mit neuer Motiva- tion startete er bei der Cham- pionstour voll durch, sicherte sich erneut den Gesamtsieg und wird die Farben des FKV am kommenden Samstag zum vierten Mal in Irland vertreten. „Die Vorfreude ist riesengroß“, erklärt Look, der es in seinem Halbfinale mit Bryan O’Reily und Gary Daly zu tun be- kommt. Letzteres kennt er aus den Jahren zuvor. O’Reil bisher nur vom sehen, berichtet Look, der in den vergangenen Wochen intensiv trainiert hat. Gut vorbereitet fühlt sich auch Anke Klöpper. Die erfolg- reiche Boßlerin aus Südarle geht nach 2012, 2014 und 2015 zum vierten Mal beim „Queen of the Roads“ an den Start. Die 25-Jährige spricht von einem besonderen Erlebnis, das man als leidenschaftlicher Boßler einfach miterlebt haben muss. „Die Strecke, die Menschen auf der Straße und das ganze Drum und Dran ist in Irland sehr speziell“, berichtet Klöp- per. Für sie persönlich ist es eine Ehre in Ballincurrig star- ten zu dürfen, denn dort ge- hen nur „die Besten der Bes- ten“ an den Start, wie die Aus- nahmewerferin weiß. Im Halbfinale bekommt es die Ostfriesen mit zwei nam- haften Gegnerinnen zu tun: Zum einen mit Emma Fitzpa- trick, die bei ihrer Qualifika- tion unter anderem die Vize- Europameisterin Claire O’Sul- livan hinter sich ließ, zum an- deren mit der erfahrenen Wer- ferin und Siegerin von 1999 und 2013, Carmel Ryan. „Ich habe großen Respekt vor bei- den, aber keine Angst“, erklärt sie weiter und gibt sich vor dem Duell am Freitag selbst- bewusst: „Ich reise nicht nach Irland, um zu verlieren.“ Eigentlich war der Wett- kampf für den Vormittag am Freitag vorgesehen, doch er wurde von den irischen Tur- nierverantwortlichen kurzer- hand auf den Nachmittag ge- legt. „Ich finde es gut, so habe ich vormittags noch Zeit, um mich von der Anreise am Vor- tag zu erholen und mich in Ru- he auf meinen Wettkampf vor- zubereiten“, sagt Klöpper. Mit Blick auf das anstehende Abenteuer sei zwar gewisse Nervosität vorhanden, die Vor- freude aber überwiegt, erklärt sie. Gegenüber ihrer bisher letzten Teilnahme vor zwei Jahren nimmt sie sich diesmal vor, sich noch mehr auf ihre Würfe zu konzentrieren und sich nicht von den vielen Zu- schauern verunsichern zu las- sen. Ausreichend trainiert ha- be sie. Doch gute Leistungen allein reichen auf der grünen Insel nicht aus, denn auch das Quäntchen Glück darf be- kanntermaßen nicht fehlen. Die Wettkämpfe im irischen Ballincurrig locken zahlreiche Zuschauer an die Strecke. Dies führt zum Teil zu engen Wurfpassagen für die Teilnehmer. ARCHIVBILD: JOCHEN SCHRIEVERS Nur als Team eine Chance JUGENDWERFER Jari Sturm und Julia Heiken vertreten FKV OSTFRIESLAND/JES – Erfolgs- druck aufgrund des Turniersie- ges der beiden FKV-Teilneh- mer im vergangenen Jahr, ver- spüren die beiden ostfriesi- schen Nachwuchswerfer Julia Heiken (wirft für Leegmoor) und Jari Sturm (wirft für Thee- ner) nicht. Dennoch wollen die beiden 17-Jährigen in der kom- menden Woche den Verband in Irland bestmöglich vertreten und im Idealfall den deutschen Titel beim „International Youth Triple Crown“, der im Rahmen des „King & Queen of the Ro- ads“ ausgetragen wird, wieder- holen. Dazu bedarf es in erster Li- nie einer guten Teamleistung. Dies war auch vor einem Jahr, als Fabian Schiffmann und Chantal Bohlen die Kontrahen- ten aus Irland und den Nieder- landen zur Aufgabe zwangen, der Schlüssel zum Erfolg. „Wir müssen als Team funktionie- ren, dann haben wir auch eine Chance“, bringt es Jari Sturm auf den Punkt. Was auf ihn und seine Wurfpartnerin in Irland zukommen wird, haben sie von vielen, die schon dabei waren, häufig erzählt bekommen. „Nun bin ich gespannt, wie es vor Ort wirklich sein wird“, sagt Julia Heiken voller Vorfreude. Zusammen haben sich die beiden Jugendlichen in den vergangenen Wochen intensiv auf ihren Wettkampf in Irland, der am kommenden Sonntag stattfindet, vorbereitet. Wie auch die Frauenwerferin Anke Klöpper werfen die beiden 17- Jährigen die Eisenkugel die Straße bergab, während Ralf Look und seine Männerkon- kurrenz bergauf unterwegs sind. „Entscheidend wird dabei sein, dass wir immer dem an- deren den bestmöglichen Wurf ermöglichen“, erklärt Julia Hei- ken, die sich persönlich von ihrer besten Seite präsentieren möchte. „Wir wissen, dass wir beide die Kugel geradeaus wer- fen können. Aber ob uns das auch in Irland gelingt, werden wir sehen“, hoffen die beiden auf eine gute Leistung. Auf jeden Fall ist es für die Jugendwerfer eine große Ehre beim „King & Queen of the Ro- ads“ an den Start zu gehen – und wer weiß, vielleicht gelingt es den beiden ja, den großarti- gen Erfolg aus dem Vorjahr, zu wiederholen. DAS TURNIERPROGRAMM BEIM 33. „KING & QUEENS OF THE ROADS“ Freitag, 13. Oktober 10 Uhr (Ortszeit) – 1. Halbfinale „Queen of the Roads“ mit Silke Tulk, Kelly Mallon und der Siegerin vom Top-10-Turnier. 12.30 Uhr – Werfen um den „Jim O’Driscoll-Cup“. 15 Uhr – 2. Halbfinale „Queen of the Roads“ mit Anke Klöpper, Carmel Ryan und Emma Fitzpatrick. Samstag, 14. Oktober 10 Uhr 1. Halbfinale „King of the Roads“ mit Martin Coppinger, Thomas Mackle und Jos-Bert Aalbers. 11.30 Uhr – Werfen um den „Charlie McCarthy-Cup“. 13.30 Uhr – 2. Halbfinale „King of the Roads“mit Gary Daly, Bryan O’Reily und Ralf Look. 15 Uhr – Werfen um die„East Cork Oil-Trophy“. Sonntag, 14. Oktober 10 Uhr – Finale beim „Jim O’Driscoll-Cup“. 11.30 Uhr – Finale beim „International Youth Triple Crown“ mit Conor Creedon/Hannah Cronin (Irland), Mirco Breuker/Su- zan Zieverink (Niederlande) und Jari Sturm/Julia Heiken (Deutschland). 13.30 Uhr – Finale beim „King of the Roads“. 15 Uhr – Finale beim „Queen of the Roads“. ab 17 Uhr – Siegerehrung mit anschließender Parade. Für alle Boßelfans gibt es die Chance, die Wettkämpfe im irischen Ballingcurrig live im Internet auf Twitter mitzuverfolgen. P@ Mehr Infos unter @KingQueenofRoad FKV-Männer noch ohne Turniersieg BALLINCURRIG/JES – In der kom- menden Woche ist es wieder soweit. Dann wird das kleine Dorf Ballincurrig in Irland wie- der zum Zentrum des europäi- schen Straßenboßelns. Beim Turnier um den Titel „King & Queen of the Roads“ treffen die besten Boßler Irlands auf die Spitzenwerfer aus den Nieder- landen und aus dem Gebiet des Friesischen Klootschießer- verbands (FKV). Die Veranstal- tung findet inzwischen zum 33. Mal statt und ein Sieg auf der kurvenreichen Strecke in Bal- lincurrig hat für die irischen Sportler einen höheren Stellen- wert als eine Goldmedaille bei der Europameisterschaft. Den ersten Titel sicherte sich die irische Boßel-Legende Bill Daly. Insgesamt wurde er fünfmal mit dem Lorbeerkranz auf der Stirn von einer Dudel- sack Marching-Band zur Sie- gerehrung begleitet. Eine Ehre, die bisher noch keinem Werfer aus Deutschland oder den Nie- derlanden zu Teil wurde. Seit 1996 messen sich auch die Frauen in Ballincurrig. Da- bei hätte der Auftakt für die FKV-Werferinnen gar nicht besser laufen können: Gleich bei der ersten Auflage sicherte sich Antje Schöttler (jetzt Schöttler-Gerjets) den Turnier- sieg. Zehn Jahre später stellte Kerstin Friedrichs ihr Können unter Beweis und gewann. Jari Sturm und Julia Heiken vertreten gemeinsam den Friesi- schen Klootschießerverband. BILDER: JENS SCHIPPER