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Vom Welterklärer zum Web-Navigator
Wie das Internet den Journalisten-Beruf verändert
Beitrag von Bernd Oswald zum Seminar „World Wide Web -globaler Segen oder Fluch?!“ an der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel
13. April 2011
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Agenda
I. Neue Kommunikationsmuster
II. Neue Informationsmuster
III.Herausforderungen für das journalistische Berufsbild
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I. Neue Kommunikationsmuster
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Digitalisierung
• Digitale Inhalte sind jederzeit:
• verfügbar
• Austauschbar
• Kopierbar (Urheberrecht)
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Neue Kanäle
• Blogs (private, professionelle)
• Foren
• Social Media
• Content-Plattformen wie YouTube und Flickr
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Sender-Empfänger-Modell ist Geschichte
• Früher brauchte man für (Massen-)Kommunikation ein klassisches Medium: Zeitung, Zeitschrift, Radio, Fernsehen
• Mit dem Internet ist ein mächtiges Medium hinzugekomen
• Jeder kann kommunzieren
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Content-Explosion
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Internet als Aufmerksamkeitsökonomie
• Links (zu viralen Inhalten)
• Mentions
• Retweets
• Kommentare
• Likes
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II. Neue Informationsmuster
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Angebotsexplosion auch im Journalismus
• Online-Ableger klassischer Medien (immer stärker auch mit eigenen mobilen Angeboten)
• Online only: Netzeitung, Meedia, European
• Journalistische Blogs (oft sehr spezialisiert)
• Bürgerjournalismus (z.B. myHeimat)
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Politische Information vor allem über klassische Medien
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...doch auch im Netz hat Politik Konjunktur
Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2010
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Im Netz stehen die Online-Angebote der klassischen Medien hoch im Kurs
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Spiegel Online als neues Leitmedium
• Online-Angebot der ersten Stunde
• Größte journalistische Online-Redaktion Deutschlands
• Aktuell, exklusiv, meinungsbildend
• Meist zitiertes Online-Angebot
• Sehr hohe Reichweite
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Aus: Spiegel Quality Channel: DAS Nachrichtenportal im Internet: http://www.spiegel-qc.de/deutsch/media/dokumente/partner/basis/spon_basis.pdf
Zum Vergleich: Der Print-Spiegel erreicht ca. 6 Mio Leser/Woche (Anm. B.O.)
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Quelle: „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien - Internationale Delphi-Studie 2030“, veröffentlicht beim Nationalen IT-Gipfel 2009 in Stuttgart
Rosige Zukunft für die klassische Leitmedien?
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Quelle: „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien - Internationale Delphi-Studie 2030“, veröffentlicht beim Nationalen IT-Gipfel 2009 in Stuttgart
...insbesondere für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
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„Guttenplag Wiki“: kollektive Rechercheleistung
• Plagiatsvorwürfe werden in einem eigenen Wiki überprüft und dokumentiert (Crowdsourcing)
• Im Social Web bricht eine Spottwelle über Guttenberg herein (Remix-Kultur)
• Klassische Medien greifen beides auf und vertiefen es durch eigene Rechrechen
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Bedeutung von „Guttenplag“ für Mediennutzung
• Meinungsbildung stark über das Internet: Wiki als Quelle, Blogs, Facebook
• Klassische Medien und Internet ergänzten sich hier vorzüglich
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„Einmalig an der Guttenberg-Affäre war, dass die Aufklärung noch nie so demokratisch war wie in diesem Fall, weil sie nicht mehr allein Journalisten vorbehalten war.“
(Nicolas Richter, stv. Ressortleiter Investigative Recherche bei der Süddeutschen Zeitung)
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Verlieren klassische Medien ihre
Deutungshoheit?
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Funktionsteilung zwischen alten und neuen Medien
• „neue“ Medien: individuelle, schnelle, aktuelle, immer verfügbare Information an der Oberfläche
• „alte“ Medien: sinnvolle Deutung und Vernetzung der Einzelinformationen ➡ (Hintergrund-)Wissen
Quelle: „Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien - Internationale Delphi-Studie 2030“, veröffentlicht beim Nationalen IT-Gipfel 2009 in Stuttgart
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Journalistische Hauptleistungen
• Informationen strukturieren und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen
• Das Priorisieren von Meldungen - das klassische Agenda-Setting - macht aus Informationen relevante Nachrichten
• Informationen auf ihre Seriosität hin untersuchen
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Wer erbringt diese Leistungen besser?
Online- oder klassische Medien?
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III. Herausforderungen für das Berufsbild
Journalist
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Herausforderungen für das Berufsbild Journalist
1. Berichterstattung in Echtzeit
2. Relevante Informationen sichten
3. Multimediale Informationsaufbereitung
4. Dialog mit dem Publikum führen
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1. Berichterstattung in Echtzeit
• Eilmeldungen
• Ständige Aktualisierungen
• Live-Ticker bzw. Live-Blogs
• Sichtung unterschiedlichster Medien
• Problem der Verifizierung
• Prozessjournalismus
• Berichterstattung von unterwegs
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6 Tipps zum Umgang mit Breaking News
1. Sei vorbereitet – Dein persönlicher Social Circle für Breaking News
2. Identifiziere relevante Quellen
3. Suche nach User Generated Content
4. Newssuche
5. Crisis Mapping
6. Quellen verifizieren Quelle: Steffen Leidel: Breaking News - eine Kurzanleitung
http://training.dw-world.de/ausbildung/blogs/lab/?p=2171
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2. Relevante Informationen sichten• Web-Suche beherrschen
• Social Media-Monitoring
• Abgleich verschiedener Quellen (Agenturen, Pressemitteilungen, Fernsehen, Web-Inhalte)
• Fakten überprüfen, Gegenrecherche (Telefon! Persönliches Netzwerk)
• Datensätze analysieren können (Wikileaks)
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Wikileaks
• Irak-Video „Collateral Murder“ sorgt für weltweite Aufmerksamkeit
• „Afghan War Logs“
• „Iraq War Logs“
• „Cablegate“: US-Botschafterdepeschen
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Weitere Leaking-Plattformen
• Al Jazeera Transparency Unit (AJTU) – seit Januar 2011: www.ajtransparency.com
• Crowdleaks: www.crowdleaks.org
• GreenLeaks: www.greenleaks.com
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Deutsche Leaking-Plattformen
• OpenLeaks, Daniel Domscheit-Berg: www.openleaks.org
• BayernLeaks: www.bayernleaks.de
• Der Westen: www.derwesten-recherche.org
• Anhaltspunkte zum Nachsurfen: www.derwesten.de/blogs/rechercheblog
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Wikileaks als Katalysator für den Datenjournalismus
• Herausforderungen:
• Zigtausend Datensätze müssen gesichtet werden (Ressourcenfrage)
• Relevante Information auswählen (journalistisches Nachrichten-Gespür)
• Visualisierung (optische Aufbereitung)
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Staatliche Daten sollen öffentlich sein
Quelle: http://bund.offenerhaushalt.de/
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3. Multimediale Informationsaufbereitung
• Produktion multimedialer Formate: technische Kompetenzen gefragt
• Datenvisualisierung
• Inhalte aggregieren und kuratieren
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Multimediale Formate
• Audioslideshows
• Podcasts
• Videos
• Interaktive Grafiken
• Interaktive Zeitleisten
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Datenvisualisierung
http://vimeo.com/17976885
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Datenvisualisierung
• Gregor Aisch: „eine Infografik sagt mehr als 1000 Bilder!
• Schwierigkeit: komplexe Sachverhalte auf einen Blick nachvollziehbar machen
• Logische Navigation mit zunehmender Informationstiefe
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Inhalte aggregieren und kuratieren
• Vertrauenswürdige Quellen sichten und verlinken
• Transparenz herstellen
• Sachverhalte in einen Zusammenhang bringen, einordnen
• Mehrwert für den Nutzer schaffen: „People come back to places that send them away“
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Kuratieren mit „Storify“
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4. Dialog mit dem Publikum führen
• Echter Austausch, Gespräch statt ein Sender, viele Empfänger
• Feedback-Möglichkeiten eröffnen (im eigenen Angebot)
• Diskussionen in sozialen Netzwerken führen
• Crowdsourcing, Bsp. Guardian
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Beispielhafte Social Media-Einbindung bei Spiegel Online
• Relaunch von Spiegel Online im August 2009:
• Vorankündigung auf der Homepage
• SPON bildet Relaunch-Diskussion auf Facebook und Twitter auf einer SPON-Seite ab
• Auch auf der eigenen Forums-Seite können sich die Leser austoben
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Kernthesen von Miriam Meckel
• Recherche beginnt immer öfter in Communities
• Journalisten verlieren einen Großteil ihrer Interpretationshoheit
• Es gibt keine „fertigen“ journalistischen Produkte mehr
• Journalisten müssen ihre Geschichten in Gesprächsflüsse einbringen können
• Der Journalist ist in eine Vielzahl von Öffentlichkeiten eingebunden
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Linkliste• www.netzpolitik.org
• www.digitale-gesellschaft.de
• www.datenjournalist.de
• Lab - Blog der Deutschen Welle Akademie
• www.onlinejournalismus.de: Multi-Autoren-Blog
• www.medialdigital.de: Ulrike Langer
• http://www.onlinejournalismus.org/: Seite zum Buch „Onlinejournalismus“ von Gabriele Hooffacker
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Vernetzung gewünscht?
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