-
54 Arb. morphol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem, Band 8. 194-1, 2ä\
1.
38 % i-m Vergleich zur Mitte der betreffenden Parzelle.
Befallene Kapselnenthielten "bis zu 7 mal mehr versohrumpfte Samen,
als voll entwickelte.
Der Einfluß der Vorfrucht auf den Befall ist ans folgender
Tabelle zuersehen:
T, . , , ! Anzahl erwachsener Ihripse Prozensatz
beschädigterVorfrucht i - . „ „ „ „ T. , , ... „, b
jaufKX) Pflanzen, Durchschnitt! Pflanzen
Koggen i 185 | 96,3Brache \ 104 | 66,5Neuland. ; 61 ; 86,0Klee ;
48 [ 28^0
In .Rußland durchgeführte Bekämpfungsversuche mit chemischen
Mitteln(Anabaslt-Sulfat und "Naphtalin) zeigten sich als
wirkungslos oder ungenügend.Dagegen erwies es sich als durchaus
vorteilhaft, den Termin der Aussaat mög-lichst früh zu verlegen.
Auf diese Weise gelang es, den Ernteverlnst auf dieHälfte, den an
Samen auf mehr als ein Dritte) herabzudrücken.
Beiträge zur Kenntnis des Kopuiationsapparatesund der Systematik
der Aealyptraten,1)
31). Pallopteridae, Thyreophoridae, Diopsidae, Pseudopomyza,
Pseudodinia.
(Diptera.)Von W i 11 i Ho n n ig .
Deutsches Entomologisebes Institut. Berlin-Dahlem.
(Mit i Tafel und 14 Textfiguren).
I. Pallopteridae.
Die Untersuchung des Kopulationsapparat.es der VaUopteridae
bildetden Hauptg-egenstand der vorliegenden Arbeit. In den meisten
modernenArbeiten werden die Pallopteriden mit den Loncliaeiden
systematisch ver-einigt. Die, Lonchaeidae werden dann in die zwei
Subfamilien Lonchaeinaeund Palloptcrinac zerlegt, zu denen
gelegentlich noch die „I'kcryf/naiho-myiinao" (mit der einzigen
Gattung Eurygnathomyia C z e r n y ) hinzu-gefügt werden. Diese
Familie Lonchaeidae wird von H e n d e l (in meh-reren Arbeiten, z.
B. in H e n d e l & B e i e r , 1937, p. 1951 — 1952) iudie
Verwandtschaft, der Trypctidae, Otitidae usw. gestellt, also zu
einerGruppe, die H e n d e l neuerdings als „Trypetides"
bezeichnete und dieauch unter dem Namen Ortalidiformes bekannt ist.
M a l l och (19 33)
*) Beitrage . . . I. Chamaemyiidae und Odiniidae erschien in:
Arb, mor-phol. taxon. Ent.; 5, 201-213, 1938.
Sei t räge . . . I I Tethinidae, Miliehiidae, Anthomyzidae und
Opomyzidaeerschien 1 c , 6, 81—94, 1939.
-
Arb. morphol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem. Band 8, 1941, Kr. 1.
55
allerdings trennt beide Gruppen und behandelt „Pallopteridae"
und „Lon-•chaeidae" gesondert, allerdings in unmittelbarer
Nebeneinanderstellung.
Daß die Lonchaeidae s. str. nichts mit den eigentlichen
„Trype-tidesi{ zu tun haben, habe ich mehrfach festgestellt. Eine
genauere Unter-suchung des Kopulationsapparates (die zu einer
umfassenderen Übersichtüber die Lonchaeiden erweitert werden sollte
— ein Vorhaben, das einst-weilen aufgeschoben werden muß) hat nun
gezeigt, daß der Kopulations-apparat der Lonchaeidae mit dem der
Chamaemyiiden (siehe „Beiträge. . . P , 1. c.) außerordentlich nahe
verwandt ist, so daß die Lonchaeidaezu den ..Lauxaniides" im Sinne
H e n d e l s in unmittelbare Nähe derChamaemyiiden gestellt werden
müssen. Die Ähnlichkeit zwischen demQ Legrohr der Lonchaeidae und
dem der „Trypetides" beruht auf Kon-vergenz. Aufgabe der
vorliegenden Arbeit ist es nun zu untersuchen,ob der
Kopulationsapparat der Pallopteridae mit dem der
Lonchaeidae.übereinstimmt oder ob die Paliopteridae, die sich
habituell ja recht er-heblich von den Lonchaeidae unterscheiden,
von den Lonchaeidae ge-trennt werden müssen.
Das männliche Postabdomen ist in Fig. i dargestellt. Die
Abbil-dungen zeigen, daß das Postabdomen aus 2 Segmentkomplexen
besteht,die einerseits dem (5., andrerseits dem 7. und 8. Segment
entsprechen. Dasist das typische Verhalten der meisten
Acalyptratenfamilien mit Ausnahmeder „Drosophilides" im Sinne
Hendels . Aus den Abbildungen gehtweiter hervor, daß diese Segmente
stark asymmetrisch ausgebildet sindund wesentlich (besonders gilt
das für Segment 6) auf die rechte Körper-seite verlagert sind.
Dieses Verhalten ist typisch für die von den
Dry-omyzidac-Hclcomyfjiäae-Goelopidae (diese 3 Familien sind kurz
in meinerBearbeitung- der Coelopidae H e n n i g , 1937, behandelt)
— NeottiopJn-lidae, weiterhin T/iyreopIwridae nnd Piophilidae
gebildete Verwandt-schaftsgruppe und außerdem für die t)2Yypetides"
im Sinne Hendels-Das Hypopygium trägt entweder nur 1 Anhangspaar
(Cerci?, GattungPalloptera, Fig. 1) oder es sind deren 2 vorhanden
(? Cerci + ? Gono-poden, Gattungen Eurygnathomyia, Fig. 2 und
Lleloparia, Fig. 3).
Der innere Kopulationsapparat (Tafel 3, Fig. 1—4) ist
starkvereinfacht. Die Gabelplatte (9. Sternit) ist einfach
ringförmig undträgt gewöhnlich einen unpaaren proximalen Fortsatz.
Die Tragplattestellt in ihrem proximalen Teil wie fast bei allen
Acalyptraten mitder ringförmigen Gabelplatte beiderseits in breiter
Verbindung. Einedistale 2. Verbindung zwischen Gabel und Tragplatte
bilden bei denAcalyptraten im allgemeinen die beiden
Gonapophysenpaare. Diesesind bei den Pallopteriden nicht vorhanden.
Die distale Verbindungzwischen Gabel- und Tragplatte ist hier rein
membranös. Eine Aus-nahme macht die chilenische Gattung Iieloparia
(Neodrymyza), bei
-
56 W. H e n n i g . Kopulationsapparat der Aoalyptraten.
der die Gonapophysen ziemlich rudimentär angedeutet sind. Sie
zeigtdarin primitive Züge. Von besonderem Interesse ist das
eigentliche Be-gattungsglied (Aedeagus). Bei den Gattungen
Pallopteru und Eurygna-thomyia ist es stark verlängert und
sclilauchförmig (Fig. 4) und mit
K
S.6
Fig. 1. Palloptera pallida Loew. (Pallopteridae). Postabdomen
des
-
Arb. iriorphol. taxen. Ent. Berlin-Dahlem, Band 8, 1941, Xr. 1.
57
stellenweise dichten filzigen Haaren besetzt. In der Buhe wird
es beidiesen Gattungen außerhalb des eigentlichen
Kopulationsapparates im5. Segment des Praeabdomens untergebracht,
in der auch das Postabdo-men + eingezogen ist. Bei der Gattung
Heloparia ist der Aedeaguskurz, aber ebenfalls mit einem Haarfilz
bedeckt. Dieser Bau des Aedea-gus bestätigt die Verwandtschaft mit
den Familiengrnppen, die oben beider Besprechung der
Postabdominalsegmente genannt wurden: der Aedea-gus der Gattungen
Palloptera und Eurygnathomyia entspricht dem der„Trypetides" und
der Piophilidae-Thyreophoridae, während der von lle-loparia mehr an
den Aedeagus der Dryomysidae-llelcomyzidae-Goleo-pidae
erinnert.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß die Pallopteridcw, nichts
mitden Lonchaeiden zu tun haben: die Lonchaeiden gehören zu den
Lauxa-niides in die unmittelbare Nahe der Cliamaemyiidae, wahrend
die Pallo-pteridae in eine Verwandtschaftsgruppe gehören, die durch
die „Trype-tides" und die Familien
Dryomyzidae-NeottiopMlidae-Helcomyzidae-Coe-lopidae-Thyreophoridae
und Piophilidae gebildet wird. Die Trypetideskommen für eine nähere
Verwandtschaft (auf Grund des Baues des QLegrohres und aus anderen
Erwägungen) nicht in Frage, so daß diePallopteridae in die Nähe der
restlichen genannten Familien gestelltwerden müssen. Übrigens ist
damit auch die Systematik der „Trypeti-des" geklärt, wenn man die
von Hende l fälschlich hierher gestellten(und zu den Drosopliilides
gehörenden) Agromyzidae ausnimmt und be-rücksichtigt, daß die
„Phytahnndae" von mir kürzlich aufgelöst wurden(Henn ig , 1940).
Die Trypetides umfassen danach die:
Pyrc/otidae,Plaiystomidae-Richardiidae, Trypetidae-Tachiniscidae,
Otitidae-Pterocal-lidae, Ulidiidae.
Über die Gattungen der Pallopteridcw hat vor einiger Zeit Hende
l(1937) eine Übersicht gegeben. Ihre geographische Verbreitung ist
ingroßen Zügen folgende: Holarktis: Palloptera, Eurygnatlwmyia;
Chile-nische Region: Heloparia [— Neodryomyzä] und die von M a l l
o c h1933 beschriebenen Gattungen Pseudopyrgota, Homaroides,
Aenigma-tomyia und vielleicht Gayomyia; Neuseeland: Maorina. Die
Pallo-pteridae fallen danach unter den Verbreitungstypus, den auch
die Oti-tidae (siehe H e n n i g , 1939) zeigen (die Tatsachen, daß
die Pallo-pteridae nicht in die Orientalis eindringen und in
Neuseeland eine, offen-bar mit den chilenischen Gattungen verwandte
Vertreterin haben, sinddabei von sekundärer Bedeutung).
II. Thyreophoridae.In den Arbei ten H e n d e l s (siehe z . B .
auch H e n d e l [& B e i e r ]
1 9 3 7 , 1. c. p . 1 9 5 6 ) werden die Thyreophoridae in die
Nähe der Pio~
-
58 W. H e n n i g . Kopulationsapparat der Acalyptraten.
zu den ^Sciomyzides" gestellt, also in eine
Verwandtschafts-gruppe, zu der auch die Dryomyzidae usw. und nach
den oben ange-führten Gründen noch die Pallopteridae gehören. Sack
(1939) gibtdagegen in seiner Bearbeitung der paläarktischen Arten
dieser interes-santen Gruppe an, daß die Thyreophoridae
wahrscheinlich mit den Relo-myzidae (die zu den Lauxaniides
gehören) näher verwandt seien. Umauch darüber ein Urteil zu
bekommen, habe ich den Kopulationsapparatvon Centrophlebomyia
furcata Fab. untersucht. Wie aus dem Vergleichder Fig. 5 und 1
hervorgeht, zeigt das Postabdomen die gleichen Ver-hältnisse wie
die Pallopteridae (und damit auch die Dryomyeidae usw.,siehe oben)
und wie auch die PiopJiilidae (deren Kopulationsapparat ineiner
späteren Arbeit geschildert werden soll). Der innere
Kopulations-apparat (Big. 5, Taf. 3) zeigt die typischen
Verhältnisse des Kopulations-apparates der Cyclorrhaphen mit fast
schematischer Klarheit. Besondersklar ist die distale
Verbindnngsbrücke zwischen Gabel- und Tragplatte(bzw. Aedeagus)
ausgebildet. Sie weicht nur insofern ab, als ihr (ebensowie bei den
Pallopteriden) die Gonapophysen fehlen. Der Aedeagus ist(ebenfalls
wie bei Palloptera und wie bei den Piophilidae) lang-
undsclilauchförmig und mit filzartigen Haaren besetzt. .Da mir
infolge derSeltenheit der Tiere mir 1 Präparat zur Verfügung stand,
konnte ichkeine Gesamtabbildung' des Aedeagus geben. An der Basis
ist der Aedea-gus zu einer Blase aufgetrieben, der auch der Spinus
titillatorius aufsitzt.
Fig. 5. Centrophlebomyia furcata Fabr. (Thyreophoridae).
Postabdomendes (5". c = ? Cerci ; g = ? G-onopoden ; h = Hypopygium
;S ~-= Segment. Der innere Kopulationsapparat ist herausgelöstund
in Fig. 5, Tafel 3, besonders dargestellt.
Fig. 6. Megalabops qiiadrigullata Walker (== Teleopsis bigoti
Hendel.Diopsidae). Postabdomen des $. c = ? Cerci; g = '?
Gonopoden;h = Hypopygium ; i. k = innerer Kopulationsapparat (in
Fig. 6,Tafel 3, besonders dargestellt.
-
Arb. morpliol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem, Band 8, 1941. Nr. 1.
59
Danach spricht also der Ban des Kopulationsapparates ebenfalls
für dieAnsicht Hendels, wonach die Thyreophoridae in die gleiche
Verwandt-schaftsgruppe gehören wie die Piophilidae, während Sack
mit seinerAnnahme einer Helomyzideu-Verwandtschaft offenbar im
Unrecht wäre.
III. Diopsiäae.Die Diopsiden werden liier nur angeführt, weil
ich in meiner Be-
arbeitung dieser Familie in Lindner (Die Fliegen der
paläarktischenRegion, Teil 39 c) keine Gelegenheit habe, auf die
tropischen Formennäher einzugeben. Fig. 6 zeigt das Postabdomen von
Mecjalabops quadri-guttata Walker ( = Teleopsis Irigoti Hendel). Es
besteht wie für dieSciomyzides typisch aus 2 Komplexen (6. und
T.H-8. Segment) und demHypopygium (9. -r 10. Segment). Dieses trägt
hier (und soviel ich ge-sehen habe auch bei Arten der Gattungen
Diopsis, Diasemopsis undPseudodiopsis) 2 Anhangspaare (? Oerci und
? Gonopoden). Bei der Gat-tung Sphyracephala (die, in meiner
genannten Bearbeitung der paläark-tischen Formen näher behandelt,
ist) ist dagegen im allgemeinen (außer beinigrimana Loew) nur 1
Anhangspaar („Cerci") ausgebildet, währendstatt des 2. nur einige
unbewegliche Fortsätze am Hypopj'gium vor-handen sind. Der innere
Kopulationsapparat (Fig. 6, 7, Taf. ,'i) zeigt dietypisch
ringförmige Gabelplatte und die stabförmige Tragplatte. Beidesind
proximal breit miteinander verbunden. Deutliche Gonapophysen
sindbei Megalabops nicht vorhanden. Der Aedeagus ist ziemlich
kompliziert-gebaut und besonders ist die komplizierte Gestalt des
Spinus titillatoriusauffällig. Der innere Kopulationsapparat der
Gattung Sphyracephalazeigt insofern erhebliche Abweichungen als 1
Gonapophysenpaar vor-handen ist. Ob dieses der vorderen oder
hinteren Gonapoplnrse oder einemVersehmelzungsprodukl beider
entspricht, ist unbekannt. Weiterhin istauffällig, daß der Aedeagus
und sein Spinus titillatorius stark vereinfachtsind. Insbesondere
ist der Aedeagus fast ganz menibranös und trägtnur wenige stärker
chitinisierte Stellen; er ist aber im übrigen eben-falls nicht
unkompliziert (mit verschiedenen sackartigen Ausstülpungen usw.,die
in der Abbildung nicht zum Ausdruck kommen). Es ist nicht
un-wahrscheinlich, daß diese Unterschiede zwischen den
palaeotropischen For-men und der Gattung Sphyracephala, die ihren
Verbreitungsschwerpnnktin der Holarktis hat (oder zum mindesten in
früherer Zeit hatte) phylo-genetische Bedeutung haben. Diese
Unterschiede kommen ja auch inanderen Merkmalen (z. B. in den nur
angedeuteten Augenstielen beiSphyracephala und im Flügelgeäder) zum
Ausdruck.
Sphyracephala breviata Meunier .Der l iebenswürdigen Hilfe des
Her rn Dr. E . K e i l b a c k - Königs-
berg, für die ich ihm hierdurch meinen verbindlichsten Dank
ausspreche,
-
60 W. H e n n i g , Kopulationsapparat der Acalyptraten.
verdanke ich die Möglichkeit, den Typus von Splvyracepliala
breviata(Baltischer Bernstein) untersuchen zu können. Diese Form
hat besonderesInteresse, da dem Vorkommen einer Diopside im
Bernstein besonderetiergeographische bzw. palaeozoogeopraphische
Bedeutung zuzukommenscheint, insofern, als die mit langen
Augenstielen versehenen Diopsidenals altweltlich-tropische Formen
allgemeiner bekannt geworden sind. DasVorkommen einer Art der
Gattung Sphyracephala, die sich durch be-sonders kurze Angenstiele
und einige primitive Züge im Flügelgeäderauszeichnet, im Baltischen
Bernstein verliert allerdings an Bedeutungdurch die wenig bekannte
Tatsache, daß sie auch heute noch in derpaläarktischen und
nearktischen Region lebt. In der paläarktischen Regionliegen die
bisherigen Fundorte der Gattung1 allerdings in Gebieten, dieauch
sonst als typische KefugiaJgebiete bekannt sind l). Damit fügt
sichdas Vorkommen der Gattung im Baltischen Bernstein in seiner
Bedeutungden Vorstellungen ein, die wir uns auch sonst von den
Verwandtschafts-beziehnngen der Bernsteindipteren (und wohl ganz
allgemein der Bernstein-insekten) zu den rezenten Formen machen
müssen.
Daß es mir möglich war, Sphyracephala breviata zu
untersuchen,ist insofern ein besonders glücklicher Umstand, als ich
sie mit Typenoder einwandfreien Exemplaren der sämtlichen zur Zeit
bekannten zumTeil sehr seltenen Arten der Gattung vergleichen
konnte. Eine Aus-nahme macht nur Sphyracephala babadjanidesi
Zaitzev aus Transkankasien(Bull. Mus. Caucas, 12, 3, 1919). Die
Abbildungen und Beschreibungendieser Art erlauben aber wenigstens
die Feststellung, daß sie hinsichtlichder Borsteusockel des
Scutellums mit den rezenten Arten übereinstimmtund so also von der
fossilen ebenfalls verschieden ist.
Fig. 7. Sphyracephala brevicornis Say. Analzellenregion des
Flügels.Fig. 8. Sphyracephala breviata ifeunier. Analzellenregion
des Flügels.Fig. 9. Sphyracephala breviata Meunier. Flügel.
1j Eine .Karte von der Verbreitung der Gattung gab ich in meiner
Be-arbeitung der Diopsidae in L i n d n e r , Die Fliegen der
paläarktischen Region(Teil 39 c. im Druck).
-
Arb. morphol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem, Band 8, 1941, Kr. 1.
61
Die fossile Form zeigt,, um das zunächst festzustellen, alle
charak-teristischen Merkmale, durch die sich die Gattung von allen
übrigenDiopsiden unterscheidet. Leider ist fast der g'anze Körper
des Tieres miteiner dichten Luftschicht oder den für
Bernsteineinschlüsse charakteristi-schen emulsionsartea Trübungen
überzogen, so daß keine genaueren Unter-
Fig. 10. Scutellum mit Borstensockel bei
Sphyrncephdlabrevicornis Say (a), nigrimana Loew (6; Typus,die
Borste selbst ist liier abgebrochen), hear-seiana Westwood (c).
Fig. 11. Scutellum mit Borstensockel bei Sphyracepludabreviata
Meunier.
suchnngen möglich sind. Trotzdem konnte festgestellt werden, daß
sich diefossile Art in 2 Merkmalen von allen rezenten
unterscheidet: zunächstbildet im Flügelgeäder die Analader c u 2 +
l a die gerade Fortsetzung vonla (Fig. 8), während cu.2 + la bei
allen rezenten Arten an der Mündungvon cu2 deutlich abgeknickt ist
(Fig. 7). In ursächlichem Zusammenhangedamit stellt sicherlich die
bedeutend stärkereEntwicklung des Anallappens im Flügel derrezenten
Arten: durch die Bildung diesesAnallappens ist wahrscheinlich auch
cu,2+ lamit nach rückwärts geführt worden. Das an-dere
Unterscheidungsmerkmal liegt in denlängeren Borstensockeln des
Scutellums. Wäh-rend bei allen rezenten Arten diese Borsten-sockel
deutlich kürzer sind als das Scutellumselbst (Fig. 10), sind sie
bei der fossilen Artmerklich länger (Fig. 11).
Damit ist also wenigstens sichergestellt,daß S. breviata
tatsächlich den Rang einereigenen Art zu beanspruchen hat. Um die
Be-deutung der Unterschiede zu beurteilen, müssen zunächst die
Verwandt-Kchaftsverhältnisse der rezenten Arten kurz besprochen
werden. Etwas ab-seits steht zunächst die nearktische Art
brevicornis Say durch das gewölbte
Fig. 12. Scutellum mitBorstensockel bei Sphyra-cephala breviata
Meunier,von der Dorsalseite gesehen.
-
62 "W. H e 11 n i g , Kopulationsapparat der Acalyptraten.
Skutellnm (Fig. 10a) und vor allem dadurch, daß das Hypopygium
bei
Diese Verbesserung ist auszuschneiden und in „Arbeiten über
morphologische und taxonomische Entomologie", Band 8, Nr. 1,
Seite 62 an entsprechender Stelle einzukleben.
Nordamerika
Amurgebiet
Fossil
Indien
Afrika
Afrika
Yab =
ab = =
a
V =a¥ =a
0,8
0,8
0,8
1
1,2
1,1-
Kg. 13. Kopf einerArt der Gattung
Sphyracephala.Erklärung im Text.
brevicornis Say
nigrimana Loew
breviata Meunier
hearseiana Westwood Indien
beccarii Rondani
africana Karsch
Die orientaiiscnen (iiearseianaj und atriKamscnen Arten
(oeccarvi,africana) haben im Gegensatz zu den anderen ungezeichnete
Flügel.Leider ist auch dieses Merkmal bei der fossilen Art nicht
der Nach-prüfung zugänglich. Eine Gruppierung der rezenten Arten
ist also, wennüberhaupt, nur nach gering-fügigsten Merkmalen
möglich. Umso höher istes zu. bewerten, daß die fossile Art
anscheinend nicht einer Gruppeder rezenten nähersteht, sondern zu
allen in Gegensatz gebracht werdenkann. Ob daraus zu folgern ist,
daß es sich hier um die Ahnenformder rezenten Arten handelt, das
ist natürlich eine nicht mit Sicherheitzu beantwortende Frage.
Immerhin sei hervorgehoben, daß ich (in L ind-ner , Teil 39 c im
Druck) aus rein systematischen Gründen als dasVerbreitnngszentrum
(bzw. Entstehungszentrum) der Gattung die Holark-tische Region bzw.
wenigstens ein nördlich der palaeotropischen Regionenliegendes
Gebiet angenommen habe, also ein Gebiet, das mit dem ehe-maligen
Verbreitungsgebiet von S. breviata Meunier zusammenfallen
könnte.Mehr Gewicht legen möchte ich auf die Feststellung, daß der
systema-tische Abstand der fossilen und rezenten Arien der von
Arten ist. SolcheFeststellungen sind interessant im Hinblick auf
die Zeitdauer der Art-und Gattungsdifferenzierung bei Dipteren.
IV. Fseudopomysa (Stellung unsicher).Die Gattung Pseudopomysa
mit der einzigen Art atrimana Meig.
ist in ihrer systematischen Stellung ganz ungeklärt. So konnte
ich sie
-
Arb. morphol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem, Band 8, 1941, Nr. 1.
63
nur als Anhang zu den Milichiiden, zu denen sie im allgemeinen
gestelltwird, behandeln (Hennig , 1937, p. 76). Damals war mir nur
1 Q be-kannt. Inzwischen ist mir 1 Ö bekannt geworden und ich halte
es beider außerordentlichen Seltenheit der Art. für zweckmäßig, den
Kopulations-apparat hier abzubilden (Fig. 8, Taf. 3), wenn er auch
zunächst nochnicht zu einer Klärung der verwandtschaftlichen
Stellung der Art bei-tragen kann. Über ihn kann folgendes gesagt
werden: Das Postabdomenbesitzt zwischen Praeabdomen und Hypopygium
nur einen Segment-komplex (Segment 6—8). Dies ist für die
Drosophilides typisch (ist aberauch bei den Opomyziden, die bisher
zu den Lauxaniides gestellt werden,vielleicht aber ebenfalls zu den
Drosophilides gehören, und einigen anderenFamilien nachgewiesen).
Das Hypopygium trägt 2 Anhangspaare. Derinnere Kopnlationsapparat,
einschließlich des Aedeagus ist sehr starkvereinfacht. Er tragt nur
wenige Chitinversteifungen, deren morpholo-gischer AVert kaum zu
deuten ist. Danach kann die Gattung zunächstzu keiner anderen
Familie in Beziehung gesetzt werden. Es kann nurfestgestellt
werden, daß sie zu den Drosophilides gehört (zu denen z. B.auch die
Müichiidae gehören). Vielleicht dient die Fig. 8, Tafel 3 aberdazu,
bei Auffindung eines gleichartig gebauten Kopulationsapparates
beieiner anderen Familie die Stellung der Form zu klären.
V. Pseudodinia meridionalis n. sp. (Ghamaemyiidae).Die
Ghamaemyiidae wurden von mir bereits in „Beiträgen I . . . "
behandelt. Damals lag mir kein Vertreter der Gattung Pseudodinia
vor.Neuerdings ist mir eine neue Art dieserGattung bekannt
geworden, die nach-stehend beschrieben werden soll.
DerKopulationsapparat (Fig. 14) ist völlignach dem Bauplan des
Kopulatiousappa-rates der übrigen Chamaemyiden gebaut.
In einer Ausbeute von H e i n r i c hS c h m i d t , Costa Rica,
fanden sich 6
-
84 "W. H e n n i g . Kopulationsapparat der Aoalyptraten.
einigten Staaten bekannt. Eine Übersicht über die bisher
bekannten 4Arten gibt Mal loch (1921, p, 347).
Da bei der neuen Art die Breite der Stirn deutlich größer ist
alsder Abstand der Ozellen vom Vorderrande der Stirn, m und r.1 + 5
biszum Ende völlig parallel laufen, und der letzte Abschnitt von r4
_i_ 5mehr als zweimal so laug ist wie der vorletzte (der Abstand
zwischentp und taj, so kann sie nur mit P. nitida Heiander
verglichen werden.Von dieser unterscheidet sie sich aber durch
vollständig gelbe Tarsen.Dieses Merkmal hat die neue Art nur mit P.
polita Halloch gemein, beider aber die Stirn länger- ist als breit.
Im übrigen trifft die Beschreibungvon P. nitida Melander (1913, p.
295) auf meridionalis zu. Alle Tarsen,Tibien und die Spitzen der
Feinora sind gelb. Auf den Pleuren sind.keine gelben Linien zu
erkennen. Die Art ist nach der Abbildung desHypopygiums, Fig. 14,
wohl sicher zu erkennen.
Typen: 6
-
Arb. morphol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem. Band 8, 1941, Nr. 1.
Tafel 3.
Ss-8
W i l l i H e n n i g , Beiträge zur Kenntnis des
Kopulationsapparatesund der Systematik der Acalyptraten. III.
-
Ärb. morphol. taxon. Ent. Berlin-Dahlem, Band 8, 194.1, JSr. 1.
65
Fig. 4. ITeloparia (Neodryomyza) lentiphora Hendel
(Pallopteridae). InnererKopulationsappnrat.
5. Centrophlebomyia furcala Fabricius (Thyreophoridae). Innerer
Kopu-lationsnpparat,
„ G. Mcgalabops quadrigattata Walker (Teleopsis bignii Hendel,
Diopsidsio).Innerer Kopnlatinnssipparat.
„ 7. Sphyracephala brevicornis Say (Diopsidae). Innerer
Kopulationsapparat.„ 8. Pseudopomyza airimnna Meigen (Stellung
unsicher). Postabdonien.
ae Aedeagus, c? Gerci, d.V distale Verbindung zwischen
Gabclplatte(g) und Tragplatte (t), f proximaler unpaarer Fortsatz
der Gabelplatte(