Baltikum2018-Teil 3-neu / Seite 1 von 12 www.zickensegeln.de S. Y. Vinur Baltikum 2018 –Teil 3 (Hel bis Danzig und Kalmar) Hel – Danzig (Mittwoch, der 20.06.2018; 17,4 sm alles Motor) Um 9.00 Uhr haben wir keine Lust mehr auf das Geschaukel. Obwohl der Wind nachgelassen hat steht immer noch ein wenig alter Schwell im Hafen. Also den üblichen Gassigang zu dem wenige Grün am Ha- fen, dann ein Frühstück und Leinen los. Unsere Nachbarn, ein niederländisches Ehepaar mit eine X 312 winkt uns zu und wir gehen davon aus, dass wir uns in Danzig wiedersehen. Da der Wind eher gegenan steht und dann noch zwei Verkehrstrennungsgebiete (eines nach Gedingen, eines nach Danzig) zu que- ren sind und zudem viel militärischer Verkehr unterwegs ist machen wir die Strecke unter Motor. Wir um- fahren zwei Ankerlieger, lassen eine Fähre vorbei und laufen vor einem Frachter durch die Hafenmolen von Danzig. Hurra – wir haben es geschafft. Wir sind in Danzig – der Beweis: Taja auf dem „G“ Danzig war ebenso wie Bergen in Norwegen schon lange unser Ziel in der Sammlung der Hansestädte. Und nun haben wir es geschafft. Wir sind gespannt. Vorbei geht es an der Westerplatte, wo wir zum Ge- denken der auf See gebliebenen die Deutschlandfahne dippen, dann durch Hafenbereiche im Bau und Hafenbereiche im Zerfall. Vorbei an Werften und Verladestationen für Zement, Kohle und wer weiß was noch so stark stauben kann. Wir machen die Luken dicht und durch. Endlich wird es städtischer, wobei wir dank Kartenplotter leicht die Übersicht in den Hafenbecken und Fahrwassern behalten. Dann endlich auf der Backbordseite der erste Hafen und – eine Tankstelle. Ach was - die sollte eigentlich ein Stück wei- ter oben und auf der anderen Fahrwasserseite sein. Schon kommt die neue Fußgängerbrücke in Sicht, deren Öffnungszeiten auch den aktuellen Seekarten nicht zu entnehmen ist. Egal: Wir haben Glück, denn sie ist offen und eine Digitalanzeige gestattet sogar das Passieren in beide Richtungen. Wir schießen nun Foto um Foto: Das Krantor, die historischen Fassaden, im Hintergrund die Kirchen und alles auf eigenem Kiel! Phantastisch.
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Baltikum 2018 Teil 3 (Hel bis Danzig und Kalmar) 3.pdfWir sind in Danzig – der Beweis: Taja auf dem „G“ Danzig war ebenso wie Bergen in Norwegen schon lange unser Ziel in der
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Baltikum2018-Teil 3-neu / Seite 1 von 12 www.zickensegeln.de S. Y. Vinur
Baltikum 2018 –Teil 3 (Hel bis Danzig und Kalmar)
Hel – Danzig (Mittwoch, der 20.06.2018; 17,4 sm alles Motor)
Um 9.00 Uhr haben wir keine Lust mehr auf das Geschaukel. Obwohl der Wind nachgelassen hat steht
immer noch ein wenig alter Schwell im Hafen. Also den üblichen Gassigang zu dem wenige Grün am Ha-
fen, dann ein Frühstück und Leinen los. Unsere Nachbarn, ein niederländisches Ehepaar mit eine X 312
winkt uns zu und wir gehen davon aus, dass wir uns in Danzig wiedersehen. Da der Wind eher gegenan
steht und dann noch zwei Verkehrstrennungsgebiete (eines nach Gedingen, eines nach Danzig) zu que-
ren sind und zudem viel militärischer Verkehr unterwegs ist machen wir die Strecke unter Motor. Wir um-
fahren zwei Ankerlieger, lassen eine Fähre vorbei und laufen vor einem Frachter durch die Hafenmolen
von Danzig. Hurra – wir haben es geschafft.
Wir sind in Danzig – der Beweis: Taja auf dem „G“
Danzig war ebenso wie Bergen in Norwegen schon lange unser Ziel in der Sammlung der Hansestädte.
Und nun haben wir es geschafft. Wir sind gespannt. Vorbei geht es an der Westerplatte, wo wir zum Ge-
denken der auf See gebliebenen die Deutschlandfahne dippen, dann durch Hafenbereiche im Bau und
Hafenbereiche im Zerfall. Vorbei an Werften und Verladestationen für Zement, Kohle und wer weiß was
noch so stark stauben kann. Wir machen die Luken dicht und durch. Endlich wird es städtischer, wobei
wir dank Kartenplotter leicht die Übersicht in den Hafenbecken und Fahrwassern behalten. Dann endlich
auf der Backbordseite der erste Hafen und – eine Tankstelle. Ach was - die sollte eigentlich ein Stück wei-
ter oben und auf der anderen Fahrwasserseite sein. Schon kommt die neue Fußgängerbrücke in Sicht,
deren Öffnungszeiten auch den aktuellen Seekarten nicht zu entnehmen ist. Egal: Wir haben Glück, denn
sie ist offen und eine Digitalanzeige gestattet sogar das Passieren in beide Richtungen. Wir schießen nun
Foto um Foto: Das Krantor, die historischen Fassaden, im Hintergrund die Kirchen und alles auf eigenem
Kiel! Phantastisch.
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Einfahrt nach Danzig und das imposante Krantor
Auf der linken Seite dann der Danziger Yachthafen. Eine junge Dame steht am ersten Steg und winkt uns
zu ihr zu folgen. Machen wir und mit ihrer Hilfe sind wir im hinteren Hafenteil zwischen einem Steg und ei-
nem Finger fest. Zu unserer Überraschung treffen wir hier nicht nur die Turandot wieder, sondern auch
die Amica, mit der wir vor zwei Jahren eine Woche lang in Visby eingeweht waren und die wir dann in un-
serem Heimatrevier wiedergetroffen haben. Was für ein Zufall. Es gibt natürlich ein großes Hallo.
Auch die Amica nimmt an der Fahrt nach Kaliningrad teil, die eine Art von Promotionsaktion für das Revier
ist, d. h. die Teilnahme ist kostenlos und beinhaltet auch die Zollformalitäten, die Liegegebühren und wei-
tere Aktionen. Na das ist doch mal was. Grundsätzlich würde es allerdings förderlicher für den Tourismus
sein, wenn dieser winzig kleine Teil von Russland einfach rfei befahrbar wäre.
Sobald die Leinen fest sind machen wir uns auf den Weg zum Hafenbüro und buchen uns bis Samstag
ein. Pro Nacht bezahlen wir 72 Zloty, incl. Strom, Wasser und Toiletten, nur Duschen ist extra. Da kann
man nichts sagen, denn für umgerechnet unter 20 Euro findet mein kein Hotelzimmer in derart zentraler
Lage. Unser erstes Ziel ist ein Restaurant, oben an der Kaimauer des Hafens mit Blick auf das Boot und
in Richtung Altstadt. Natürlich belohnen wir uns mit einem Anlegerbier.
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Der zentrale Yachthafen von Danzig
Dann machen wir uns aber auch umgehend auf den Weg in die Stadt. Wir müssen nur zwei Brücken que-
ren, die wie in Bremen über eine kleine Insel in der Mottlau führen und schon stehen wir vor dem ersten
Stadttor. Nach wenigen Schritten sind wir auf dem Langen Markt und in der historischen Altstadt. Absolut
beeindruckend! Wir kommen aus dem Schauen und Staunen nicht mehr heraus, ebenso wie die Besu-
cher eines Kreuzfahrtschiffes, die gruppenweise durch die Stadt ziehen. Alles was es zu sehen gibt kann
man nicht beschreiben, da einfach unbeschreiblich. Wir halten inne und genießen in einem Restaurant,
essen Pizza und beobachten das Treiben – genießen einfach das Ambiente.
Satt und zufrieden buchen wir bei der Touristinformation für morgen 14.00 Uhr eine zweistündige Führung
auf Deutsch. Dann laufen wir quer durch die Stadt, bis wir ans Ende der Altstadt kommen und sehen zu
unserem Erstaunen ein neues großes Einkaufszentrum über 4 Stockwerke und erfahren auch, dass es
erst vor wenigen Tagen eröffnet wurde. Hier finden wir einen Supermarkt, kaufen Kleinigkeiten ein und
beschließen morgen noch mal vorbei zu schauen. Am Ufer der Mottlau pilgern wir auf dem Rückweg
durch die Bernsteinläden und Gaby findet einen schönen Ring mit Bernsteineinlegearbeiten. Für umge-
rechnet € 100 durchaus angemessen, wenn man unsere Preise aus Deutschland kennt. Für Polen aber
schon im oberen Bereich.
Dann geht es zurück zum Schiff – wir sind erschöpft und froh sitzen zu können. Die Sonne lacht ins
Cockpit und wir spannen sogar das große Sonnensegel auf, um wenigstens etwas Schutz zu finden.
Leider handelt es sich bei der Insel, die zwischen unserem Hafenbecken und der Altstadt liegt um eine
einzige große Baustelle. Dementsprechend ist es laut und staubig bis in die Nacht hinein. Zusätzlich ist
die Pier des Hafenbeckens Anziehungspunkt für viele Jugendliche, die sich abends auf ein zwei Bier hier
treffen – und dann auch von der Polizei kontrolliert werden. Gaby und ich wissen jetzt schon, dass wir die-
se Art des Liegeplatzes nie lange aushalten.
Am Donnerstag, den 21.06. geht es gleich nach dem Frühstück los. Wir machen Shopping für uns und für
die Kinder, dann müssen wir uns aber auch schon sputen, denn wir müssen mit den Sachen quer durch
die Stadt zurück und dann wieder halbe Strecke zum Rathaus zurück, da dort die Führung losgeht. Am
Hafen angekommen lesen wir die ausgehängten Warnungen: Sturmböen mit bis zu 90 km/h und Starkre-
gen ab 13.00 Uhr. Na toll! Wir verstauen die Sachen, bauen die große Persenning wieder ab und bringen
noch eine weitere Spring aus. Zudem bitte ich den Skipper der Amica ein Auge auf das Boot zu haben,
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falls wir nicht da sind. Er ist überrascht, dass das Unwetter bereits für jetzt angesagt ist und nicht erst
abends. Wir schaffen es gerade noch eine Tasse Kaffee zu trinken, den Rucksack mit Regenjacken und
Tajas Tragegurt vollzustopfen, dann müssen wir auch schon wieder los. Wir schaffen es rechtzeitig und
sind schon jetzt „bierreif“. Pünktlich um 14.00 Uhr geht es los. Mit uns noch drei weitere Deutsche also ei-
ne überschaubare Gruppe. Taja hängt in ihrem Gurt und so geht es der Führerin hinterher quer über den
Langen Markt, zum Thermometer als Erinnerung an Fahrenheit, einen Sohne der Stadt, dann zum Artus-
haus, dem ehemaligen Sitz der Kaufleute seit der Hanse, dann zum Rathaus, zum im Rokoko-Stiel errich-
teten Kaufmannshaus, durch die weiteren Stadttore, dann zum Zeughaus, durch die Bierstraße, die Frau-
enstraße, zur Marienkirche, zum Ufer der Mottlau, zum Krantor, daran vorbei zum übernächsten Tor, dann
zu einer weiteren Kirche – und alles unter ständigen Erklärungen zur Geschichte der Stadt, den jeweiligen
Orten und überhaupt. Uns raucht der Kopf, es reicht. Zum Glück ist die Führung auch hier zu Ende und so
verabschieden wir uns mit einem Trinkgeld und entscheiden angesichts der Wetterlage schleunigst zu-
rück zum Schiff zu gehen. Schon vor einer halben Stunde haben die dunkel aufgetürmten schwarzen
Wolken Windböen gesandt, die den Sand aufgewirbelt und durch die Straßen geschossen haben. Trotz-
dem es immer dunkler wird haben wir die Sonnenbrillen auf und aufgrund der einzelnen Tropfen auch die
Regenjacken an. Noch vor dem Starkregen schaffen wir es zurück zum Schiff. Zeit auszuruhen und sich
über das Gesehene zu unterhalten. Wir machen es uns einfach mal gemütlich.
Da in den meisten polnischen Häfen die Frage nach Wifi mit Zugangsdaten beantwortet wird, das Netz
dann aber in der Regel gar nicht bis zu den Schiffen reicht, oder man sich zwar im Netz einloggen kann,
das dann aber keine Verbindung zum Internet hat, nutzen wir unser eigenes, um ein wenig fern zu sehen.
Eigentlich hätten wir zumindest in diesem Stadthafen ein richtig gutes Netz erwartet.
Der heutige Freitag (22.06.) beginnt mit einem Bootsputz, allerdings nur innen. Wir saugen und wischen
und sind dann endlich zufrieden. Vom nahen Supermarkt habe ich Brötchen geholt, die nach der äußeren
Haptik schon Tage alt sein müssen. Sind sie aber nicht, sie sind halt hier so. Nach dem Frühstück be-
sprechen wir, wo wir als nächstes hin wollen. Weiter nach Klaipeda? Nach Schweden? Nach Dänemark?
Da alles vom Wetter abhängig ist, entscheiden wir als vorläufige Entscheidung Klaipeda anzusteuern und
die abschließende Entscheidung in Hel zu treffen. Dann machen wir uns auf, noch eine weitere Kirche zu
besuchen, die während des 2. Weltkrieges kaum zerstört wurde und daher noch die älteste Innenausstat-
tung hat. Wir schlendern zur Markthalle, kaufen ein extrem süßes Sahneeis (wir essen nur die Hälfte) und
genießen einfach noch mal die Stadt. Am späten Nachmittag suchen wir uns ein Lokal am Ufer der Mott-
lau und essen lecker Barbecue Rippchen und Schweinesteaks. Wie wir am Abend feststellen werden, al-
les mit viel Knoblauch gewürzt. Trotzdem extrem lecker. Unser Entschluss, am Samstag Danzig zu ver-
lassen bleibt bestehen – es reicht an Stadt. Zudem ist am Sonntag die Danziger Bucht wegen einer Flot-
tenparade nur stark einschränkt zu befahren, also fahren wir morgen. Abends machen wir noch einen
langen Spaziergang entlang der Mottlau, zusammen mit vielen Touristen und Einheimischen, da ja Wo-
chenende ist. Dementsprechend laut wird auch die Nacht. Noch weit bis nach Mitternacht ziehen Gruppen
von grölenden Polen an der Pier entlang und sorgen für einen schlechten Schlaf.