ASTRA/UVEK ABSCHÄTZUNG DER KÜNFTIGEN ENTWICKLUNG VON TREIBSTOFFABSATZ UND MINERALÖLSTEUEREINNAHMEN GRUNDLAGENBERICHT Bern, 20. Februar 2013 Mario Keller, Philipp Wüthrich 7254A_MINÖST_V6.DOCX INFRAS MÜHLEMATTSTRASSE 45 CH-3007 BERN t +41 31 370 19 19 f +41 31 370 19 10 [email protected]BINZSTRASSE 23 CH-8045 ZÜRICH WWW.INFRAS.CH
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ASTRA/UVEK ABSCHÄTZUNG DER KÜNFTIGEN ENTWICKLUNG … · 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 Mio CHF Fiskaleinnahmen MWSt weitere Gebühren (Carbura) Weitere Abgaben...
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ASTRA/UVEK
ABSCHÄTZUNG DER KÜNFTIGEN ENTWICKLUNG VON TREIBSTOFFABSATZ UND MINERALÖLSTEUEREINNAHMEN GRUNDLAGENBERICHT
Bern, 20. Februar 2013 Mario Keller, Philipp Wüthrich
Die Finanzierung der Aufgaben und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Strassenverkehr
auf Bundesebene (Spezialfinanzierung Strassenverkehr) ist hauptsächlich von den zweckge-
bundenen Einnahmen aus Mineralölsteuer und Mineralölsteuerzuschlag abhängig. Diese wiede-
rum hängen letztlich vom Absatz bzw. Verbrauch der fossilen Treibstoffe wie Benzin und Diesel
ab. Seit 2009 ist der Absatz an Treibstoffen rückläufig - und damit einhergehend auch die ent-
sprechenden Steuereinnahmen1.
Aufgrund der geforderten und geförderten allgemeinen technologischen Entwicklung hin zu
verbrauchsärmeren Fahrzeugen oder Fahrzeugen mit anderen Antriebsenergien wie bspw. Erd-
gas oder Elektrizität ist künftig mit einer weiteren Reduktion des spezifischen Treibstoffver-
brauchs zu rechnen. Diesen Trend verstärken u.a. auch umweltpolitische Massnahmen. So dür-
fen – gemäss dem im März 2011 revidierten CO2-Gesetz – neue Personenwagen ab 2015 im Flot-
tendurchschnitt nicht mehr als 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Weitere Absenkungs-
vorgaben sollen folgen, auch wenn diese noch nicht im Detail spezifiziert sind. Ähnliche Mass-
nahmen sind auch für andere Fahrzeugkategorien, namentlich die leichten Nutzfahrzeuge, in
Diskussion.
Vor diesem Hintergrund schätzt der vorliegende Bericht die künftige Entwicklung der Fis-
kalerträge und insbesondere die Einnahmen aus Mineralölsteuer und -steuerzuschlag ab. Basis
dafür ist der im Jahr 2012 vorgelegte Grundlagenbericht „Die Energieperspektiven für die
Schweiz bis 2050“ des Bundesamtes für Energie, welche in verschiedenen Szenarien die künftige
Entwicklung des Energie- und Treibstoffverbrauchs abschätzen. Ergänzend wurde neu ein Be-
rechnungstool entwickelt, mit dem sich abschätzen lässt, wie sich Veränderungen der Mineralöl-
steuertarife auf die Einnahmenentwicklung auswirken. Dabei spielen zwei Effekte eine Rolle:
› Zum einen beeinflusst das Preisniveau die Nachfrage, d.h. höhere oder tiefere Mineralölsteu-
ern werden den Absatz vermindern bzw. tendenziell erhöhen und sich damit direkt auch auf
die Einnahmen auswirken.
› Zum andern spielt der sog. Tanktourismus eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Tanktouris-
mus ergibt sich als Folge von Treibstoffpreisdifferenzen zwischen der Schweiz und dem Aus-
land. Eine einseitige Variation der Mineralölsteuertarife verändert diese Preisdifferenzen und
1 Als Basis für diesen Bericht waren Angaben bis 2011 verfügbar. Inzwischen ist bekannt, dass der Treibstoff-Absatz (Benzin +
Diesel, ohne Flugpetrol) im Jahr 2012 wieder marginal zugenommen hat (+0.7% gegenüber dem Vorjahr). Benzin nahm weiter-hin ab (-3.5%), Diesel hingegen markant zu (+6.1%), was primär auf den nach wie vor steigenden Anteil von Dieselpersonen-wagen zurückgeführt werden kann. Diesel wird zudem stark im Bau- und Transportgewerbe eingesetzt, der dank stabiler Bin-nenkonjunktur einen hohen Absatz verzeichnet.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | ZUSAMMENFASSUNG
je nach Ausmass dieser Variation wird sich der Tanktourismus verändern, er kann auch das
Vorzeichen wechseln, aus „Treibstoffexport“ kann „Treibstoffimport“ werden oder umgekehrt.
Der vorliegende Bericht erläutert zuerst das Modell, mit dem der Mineralölabsatz nachgebildet
wird, geht dann auf das Szenario „WWB“ (Weiter wie bisher) der Energieperspektiven 2050 ein
und zeigt anschliessend auf, wie sich die Mineralölsteuereinnahmen entwickeln werden. Auf-
tragsgemäss werden keine konkreten Vorschläge zur Variation der Mineralölsteuertarife ge-
macht. Vielmehr wird das ASTRA auf der Basis des hier entwickelten Mengengerüsts und des
Berechnungstools die Wirkung solcher Tarifvariationen separat aufzeigen. Im Rahmen der Erar-
beitung hat es sich als notwendig herausgestellt, die Mengengerüste aus den Energieperspekti-
ven namentlich unter dem Aspekt Tanktourismus zu präzisieren und neu zu justieren, da dieser
sich als Folge der wechselkursbedingten Änderungen der Preisrelationen der Treibstoffe in den
Grenzgebieten in den letzten Jahre spürbar verändert hat. In der Folge ergibt sich im vorliegen-
den Bericht eine leicht erhöhte Treibstoffabsatzentwicklung (hier als Szenario „WWB-
Sensitivität“ bezeichnet) im Vergleich zum ursprünglichen Szenario „WWB“ der Energieperspek-
tiven 2050.
Ergebnisse
Figur Z-1 zeigt, dass die Fiskaleinnahmen in Zukunft stetig abnehmen werden. Die Reduktions-
rate beträgt knapp 1% pro Jahr. Die Mineralölsteuereinnahmen (Nettoerträge) werden im 2015
somit gemäss Modellrechnung rund 215 Mio. CHF tiefer ausfallen als im Jahr 2010. Diese Fehlbe-
träge im Vergleich zu 2010 werden im Jahr 2020 auf gut 400 Mio. CHF, im 2025 auf 650 und im
Jahr 2030 auf gut 900 Mio. CHF anwachsen. Dies ist die Kehrseite der geforderten und geförder-
ten allgemeinen technologischen Entwicklung hin zu verbrauchsärmeren Fahrzeugen oder Fahr-
zeugen mit anderen Antriebsenergien.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | ZUSAMMENFASSUNG
ENTWICKLUNG DER FISKALEINNAHMEN, BASIEREND AUF DEM SZENARIO „WEITER WIE BISHER - SENSITIVITÄT“)
Figur Z-1 Brutto-Fiskaleinnahmen im Szenario „WWB-Sensitivität“. Der Nettoertrag ist um ca. 4.5% tiefer als der Bruttoer-trag; die Differenz ergibt sich aufgrund von Rückerstattungen und Erhebungskosten.
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2015
2020
2025
2030
2035
2040
Mio
CH
F
Fiskaleinnahmen
MWSt
weitere Gebühren (Carbura)
Weitere Abgaben
Mineralölsteuerzuschlag
Mineralölsteuer
REFERENZ: WWB
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INFRAS | 20. Februar 2013 | RÉSUMÉ
RÉSUMÉ
Au niveau fédéral, le financement des tâches et des dépenses liées à la circulation routière (fi-
nancement spécial pour la circulation routière) dépend principalement des recettes à affectation
obligatoire provenant de l’impôt et de la surtaxe sur les huiles minérales, lesquelles sont à leur
tour tributaires de la consommation de carburants fossiles comme l’essence et le diesel. Depuis
2009, les ventes de carburants reculent et, partant, les recettes fiscales correspondantes aussi2.
Compte tenu de la nécessité de développer des technologies permettant de concevoir des
véhicules moins gourmands en énergie ou à propulsion alternative (par ex. gaz naturel, électric-
ité) et des mesures d’encouragement en ce sens, il faut s’attendre à un nouveau recul de la con-
sommation spécifique de carburant. Une tendance renforcée notamment par la politique envi-
ronnementale mise en œuvre. Ainsi, conformément à la loi sur les émissions de CO2 révisée en
mars 2011, les nouvelles voitures de tourisme ne devront pas émettre plus de 130 grammes de
CO2 par kilomètre en moyenne du parc automobile à partir de 2015. D’autres prescriptions en ce
sens suivront, même si elles ne sont pas encore complètement définies. Des mesures similaires
sont également à l’étude pour d’autres catégories de véhicules, notamment les véhicules utili-
taires légers.
Dans ce contexte, le présent rapport livre une estimation de l’évolution future des recettes
fiscales et plus particulièrement de celles qui proviennent de l’impôt et de la surtaxe sur les
huiles minérales. Il se fonde sur le rapport de synthèse publié par l’Office fédéral de l’énergie et
intitulé „Die Energieperspektiven für die Schweiz bis 2050”, qui évalue l’évolution future de la
consommation d’énergie et de carburants sous la forme de divers scénarios. Par ailleurs, un
nouvel outil de calcul a été développé pour évaluer comment la modification du barème de
l’impôt sur les huiles minérales se répercute sur l’évolution des recettes. A cet égard, deux effets
sont déterminants :
› D’une part, le niveau du barème influe sur la demande, autrement dit une augmentation ou
une diminution de l’impôt sur les huiles minérales tendra à faire baisser ou progresser les
ventes et aura donc aussi un effet direct sur les recettes.
2 Le rapport se fonde sur des données valables jusqu’en 2011. Dans l’intervalle, on sait que les ventes de carburant (essence +
diesel, hors kérosène) ont de nouveau augmenté de façon marginale en 2012 (+0,7 % par rapport à l’année précédente). La consommation d’essence a continué de baisser (-3,5 %) et celle de diesel a par contre fortement augmenté (+6,1 %), en raison principalement de l’accroissement persistant du nombre de voitures de tourisme roulant au diesel. Ce carburant est en outre très utilisé dans les secteurs de la construction et des transports, qui enregistre un chiffre d’affaires élevé à la faveur d’une con-joncture interne stable.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | RÉSUMÉ
› D’autre part, le tourisme dit „à la pompe” joue un rôle non négligeable. Il résulte de différences
de prix du carburant entre la Suisse et l’étranger. Une variation unilatérale du barème de
l’impôt sur les huiles minérales modifie cette différence de prix et en fonction de son ampleur,
influe aussi sur l’évolution du tourisme à la pompe. En ce qui concerne celui-ci, l’effet peut
s’inverser : les importations peuvent devenir des exportations et vice-versa.
Le présent rapport explique tout d’abord le modèle selon lequel sont représentées les ventes
d’huiles minérales, aborde ensuite le scénario PPA (Poursuite de la politique énergétique ac-
tuelle) des „Perspectives énergétiques 2050” puis montre enfin quelle devrait être l’évolution
des recettes tirées de l’impôt sur les huiles minérales. Conformément au mandat, il ne contient
aucune proposition concrète concernant la variation tarifaire de cet impôt. Les chiffres et outils
de calcul présentés ici permettront plutôt à l’OFROU de mettre en évidence séparément l’impact
de ces variations tarifaires. Lors de l’élaboration du rapport, il s’est avéré nécessaire de préciser
et d’adapter les chiffres des perspectives énergétiques notamment sous l’angle du tourisme à la
pompe, étant donné que celui-ci a changé de façon notable en raison de la modification des
rapports de prix des carburants, due aux taux de change, qui a été observée ces dernières années
dans les régions limitrophes. Il en résulte une évolution légèrement à la hausse des ventes de
carburant (désignée ici comme scénario „PPA – sensibilité”) par rapport au scénario „PPA” initial
des perspectives énergétiques 2050.
Conclusions
L’illustration R-1 montre que les recettes fiscales seront en recul constant à l’avenir. Cette baisse
atteindra à peine 1 % par an. D’après le calcul modélisé, les recettes tirées de l’impôt sur les
huiles minérales (recettes nettes) connaîtront donc en 2015 une diminution de quelque 215
millions de francs par rapport à 2010. Ce déficit passera à 400 millions au moins en 2020, à 650
millions en 2025 et à 900 millions au moins en 2030. Telle est la contrepartie du progrès techno-
logique général et de l’apparition de véhicules moins gourmands en énergie ou à propulsion
alternative.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | RÉSUMÉ
EVOLUTION DES RECETTES FISCALES, SUR LA BASE DU SCENARIO „Poursuite de la politique éner-gétique actuelle – sensibilité“
Illustration R-1 Recettes fiscales (brutes) avec le scénario „PPA – sensibilité“. Le revenu net tiré de l’impôt et de la surtaxe sur les huiles minérales est inférieur d’environ 4,5 % au revenu brut; cet écart s’explique par les remboursements et les coûts de perception.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | SINTESI
SINTESI
Il finanziamento dei compiti e delle spese legate al traffico stradale a livello federale (finanzia-
mento speciale per il traffico stradale) dipende principalmente dai proventi a destinazione vin-
colata dell’imposta sugli oli minerali e del supplemento fiscale sugli oli minerali, i quali a loro
volta dipendono dalla vendita e dai consumi di carburanti fossili, come la benzina e il diesel. Dal
2009 la vendita di carburanti è in calo, e di conseguenza anche il gettito fiscale3.
Lo sviluppo tecnologico richiesto e promosso per giungere alla produzione di veicoli a con-
sumi più ridotti alimentati con energie alternative, ad esempio gas o elettricità, fa prevedere
un’ulteriore riduzione dei consumi specifici di carburante, una tendenza rafforzata anche dalle
misure adottate in ambito ambientale: dal 2015 le emissioni delle automobili nuove saranno
limitate per legge a 130 grammi di CO2 a chilometro in media sul parco veicoli, mentre sono in
arrivo altre prescrizioni di riduzione, attualmente non ancora definite nei dettagli; misure
analoghe sono discusse anche per altre categorie di veicoli, in particolare gli autofurgoni leg-
geri.
Il presente rapporto stima l’andamento futuro del gettito fiscale, con particolare riguardo
all’imposta sugli oli minerali e al supplemento fiscale sugli oli minerali prendendo a riferimento
lo studio Die Energieperspektiven für die Schweiz bis 2050 (prospettive energetiche per la Sviz-
zera fino al 2050) pubblicato nel 2012 dall’Ufficio federale dell’energia, che esamina diversi
scenari del futuro andamento dei consumi di energia e di carburante. È stato inoltre messo a
punto un nuovo strumento di calcolo che permette di stimare l’impatto delle variazioni
d’imposta sulle entrate. Due i fattori chiave:
› il prezzo, che influisce sulla domanda: un’imposta sugli oli minerali più alta o più bassa fa
aumentare o diminuire le vendite e quindi influisce direttamente sulle entrate;
› il cosiddetto „turismo del pieno”, al quale va ascritto un ruolo non trascurabil, risultato delle
differenze di prezzo del carburante tra la Svizzera e l’estero. Se le aliquote dell’imposta sugli
oli minerali cambiano in maniera unilaterale, cambia anche questo rapporto tra i prezzi andan-
do a modificare il predetto fenomeno del turismo del pieno che può mutare di segno, ovvero
trasformarsi da esportazione in importazione di carburante o viceversa.
3 Il rapporto si è basato sui dati disponibili nel 2011; nel 2012 la vendita di carburante (benzina e diesel, carburante per aeromo-
bili escluso) ha fatto registrare un leggero aumento (+0.7% rispetto all’anno precedente), con un ulteriore calo della benzina (-3.5%) e un forte aumento del diesel (+6.1%), riconducibile in primo luogo all’aumento delle autovetture diesel in circolazione. Il diesel è inoltre molto usato nel settore edile e dei trasporti. Grazie alla situazione congiunturale stabile in questo ambito le vendite sono quindi elevate.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | SINTESI
Il presente rapporto illustra dapprima il modello applicato per stimare la vendita di oli minerali,
spiegando in seguito lo scenario „WWB” (Status quo) analizzato dal suddetto studio dell’Ufficio
federale dell’energia, con una previsione del gettito dell’imposta sugli oli minerali. Non essendo
previsto nell’incarico, non sono state formulate proposte concrete in merito alla variazione delle
aliquote d’imposta. In base a quanto analizzato in questa sede e allo strumento di calcolo,
l’USTRA potrà invece illustrare separatamente l’effetto di queste variazioni. Durante la fase di
elaborazione è emersa la necessità di precisare e adattare l’evoluzione delle quantità nelle di-
verse prospettive energetiche, in particolare dal punto di vista del predetto fenomeno del turis-
mo del pieno, che negli ultimi anni è mutato sensibilmente per effetto dell’andamento del cam-
bio che ha influito sui prezzi di carburante nelle zone di confine. Il presente rapporto mostra un
leggero aumento della vendita di carburante (indicato come scenario „Sensitività WWB”) rispet-
to a quanto previsto nello scenario originario „WWB” (Status quo).
Risultati
Il grafico S-1 evidenzia un andamento delle entrate fiscali in continua diminuzione (ca. -1 %
all’anno). Secondo il modello di calcolo adottato, nel 2015 i proventi (netti) dell’imposta sugli
oli minerali scenderanno di circa 215 milioni di franchi rispetto al 2010, calo che raggiungerà i
400 milioni nel 2020, i 650 milioni nel 2025 e i 900 milioni nel 2030. È questo il rovescio della
medaglia dello sviluppo tecnologico richiesto e promosso per giungere alla produzione di veicoli
a consumi più ridotti alimentati con energie alternative.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | SINTESI
ANDAMENTO DELLE ENTRATE FISCALI SECONDO LO SCENARIO „SENSITIVITÀ WWB”
Fig. S-1 Entrate fiscali lorde, scenario Sensitività WWB. I proventi netti dell’imposta sugli oli minerali e del supplemento fiscale sugli oli minerali sono di ca. il 4,5 per cento inferiori ai proventi lordi; la differenza risulta dai rimborsi e dai costi di riscossione.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einleitung, Zweck
1. EINLEITUNG, ZWECK
Die Finanzierung der Strassenaufgaben auf Bundesebene erfolgt über die „Spezialfinanzierung
Strassenverkehr (SFSV)“ und ist hauptsächlich von den zweckgebundenen Einnahmen aus der
Mineralölsteuer abhängig. Die künftige Finanzierung der SFSV hängt somit im Wesentlichen von
der Entwicklung der Mineralölsteuereinnahmen und diese wiederum letztlich vom Absatz bzw.
Verbrauch der fossilen Treibstoffe wie Benzin und Diesel ab, welche heute die Hauptbesteue-
rungsquelle bilden. Von 2009 bis 2011 war die insgesamt besteuerte Menge an Treibstoffen rück-
läufig und damit auch – bei unveränderten Steuertarifen – die Steuereinnahmen4. Hier interes-
siert die Frage, wie sich der Absatz von für die SFSV relevanten Treibstoffen/Energieträgern und
damit die Mineralölsteuereinnahmen künftig entwickeln werden.
Aufgrund der allgemeinen technologischen Entwicklung im Fahrzeugbau (speziell bei der
Antriebstechnik) hin zu verbrauchsärmeren Fahrzeugen oder Fahrzeugen mit anderen An-
triebsenergien wie bspw. Erdgas oder Elektrizität ist künftig mit einer Reduktion des spezifi-
schen Treibstoffverbrauchs zu rechnen. In die gleiche Richtung kann auch eine weltweit wach-
sende Nachfrage nach Energie und damit eine zu erwartende Verteuerung der Energieträger
deuten. Zudem verstärken umweltpolitische Massnahmen verschiedener Länder diesen Trend
bzw. waren auch Auslöser dafür. Das gilt auch für die Schweiz. So haben die eidgenössischen
Räte im März 2011 eine Reduktion der spezifischen CO2-Emissionen von neuen Personenwagen
beschlossen: bis Ende 2015 soll der Flottendurchschnitt von Neuwagen auf 130 g CO2/km absin-
ken. Das revidierte CO2-Gesetz sieht darüber hinaus weitere Absenkungen vor, auch wenn diese
noch nicht im Detail spezifiziert sind. Diese dürften weitgehend durch die Entwicklungen im
Ausland geprägt sein. So hat die EU bereits 2009 für Neuwagen einen Zielwert ab dem Jahr 2020
von durchschnittlich 95 g CO2/km festgelegt.
Vor diesem Hintergrund erläutert dieser Bericht derzeit auf Bundesebene verfügbare Grund-
lagen zur Entwicklung von Verkehr und Energieverbrauch. Die aktuellsten Angaben dazu stam-
men aus den Energieperspektiven 2050 des BFE (BFE 2012a), die in verschiedenen Szenarien die
künftige Entwicklung des Energieverbrauchs und des Treibstoffverbrauchs im Besonderen ab-
schätzen. Der vorliegende Bericht zeigt ergänzend dazu auf, wie sich die Mineralölsteuerein-
nahmen entwickeln werden. Zudem werden – und das ist eine Erweiterung bzw. Vertiefung ge-
4 Als Basis für diesen Bericht waren Angaben bis 2011 verfügbar. Die erst nach Fertigstellung des Berichts vorliegenden Absatz-
zahlen zeigen, dass der Treibstoff-Absatz (Benzin + Diesel, ohne Flugpetrol) 2012 erstmals wieder marginal zugenommen hat (+0.7% gegenüber dem Vorjahr). Benzin nahm weiterhin ab (-3.5%), Diesel hingegen markant zu (+6.1%), was primär auf den nach wie vor steigenden Anteil von Dieselpersonenwagen zurückgeführt werden kann. Diesel wird zudem stark im Bau- und Transportgewerbe eingesetzt, der dank stabiler Binnenkonjunktur einen hohen Absatz verzeichnet.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einleitung, Zweck
genüber den Energieperspektiven – Abschätzungen gemacht, wie sich Veränderungen der Mine-
ralölsteuertarife auf die Einnahmenentwicklung auswirken werden. Eine mögliche Erhöhung
bzw. Absenkung der Mineralölsteuertarife wird – bei gleicher Nachfrage – selbstredend die Mine-
ralölsteuereinnahmen anheben oder senken. Allerdings spielen zwei zusätzliche Effekte eine
Rolle, welche in dieser Form bei den Energieperspektiven nicht im Vordergrund standen:
› Zum einen beeinflusst das Preisniveau die Nachfrage, d.h. höhere oder tiefere Mineralölsteu-
ern werden den Absatz tendenziell vermindern bzw. erhöhen und sich damit direkt auch auf
die Einnahmen auswirken.
› Zum andern spielt der sog. Tanktourismus eine nicht zu vernachlässigende Rolle, da eine ein-
seitige Variation der Mineralölsteuertarife die Preisdifferenzen der Treibstoffe zwischen der
Schweiz und dem Ausland verändert. Je nach Ausmass dieser Differenz wird sich der Tanktou-
rismus verändern, er kann auch das Vorzeichen wechseln, d.h. aus „Treibstoffexport“ kann
plötzlich „Treibstoffimport“ werden oder umgekehrt.
Bei den Energieperspektiven waren diese Punkte nicht im Fokus. Grundlage bildeten die Men-
gengerüste sowie die nationalen und internationalen Preise und Wechselkurse des Kalibrie-
rungsjahres 2010. Aufgrund der inzwischen eingetretenen wechselkursbedingten Änderungen
der Preisrelationen der Treibstoffe in den Grenzgebieten wurde der Aspekt Tanktourismus neu
beleuchtet und das Modell neu justiert. Der Bericht illustriert anschliessend beispielhaft die
Wirkung einer Steuersatzerhöhung. Es ist allerdings nicht Aufgabe dieses Berichts, A-fonds-
Evaluationen durchzuführen oder konkrete Vorschläge zu unterbreiten. Vielmehr wurde zuhan-
den des ASTRA ein Rechentool entwickelt, das die Wirkung solcher Variationen abschätzt.
Der Bericht ist wie folgt aufgebaut:
› Teil A erläutert die verfügbaren bzw. verwendeten Grundlagen zu Verkehr und Energie, auf
denen die Abschätzungen der Entwicklung der Mineralölsteuereinnahmen basieren. Das be-
zieht sich im Wesentlichen auf das sog. Bottom-up-Modell Verkehr, das heute von einzelnen
Ämtern des UVEK (namentlich BFE und BAFU) eingesetzt wird. Die Kapitel 2 bis 4 erläutern
dieses Modell, um Interessierten zu ermöglichen, Mengengerüste und Berechnungsweise zu
verstehen und die Modellergebnisse nachzuvollziehen, zumal die künftige Entwicklung ent-
scheidend von einigen einfliessenden Annahmen abhängig ist. Kapitel 5 illustriert die Anwen-
dung und Ergebnisse für das Szenario „WWB“ (Weiter wie bisher). Dieses stützt sich auf die
heute geltenden rechtlichen Grundlagen und steht deshalb in diesem Bericht im Vordergrund.
› Teil B geht spezifischer auf die Entwicklung der Mineralölsteuereinnahmen ein. Kapitel 6 zeigt
die Berechnung der Mineralölsteuereinnahmen und die heutigen Steuertarife auf. In Kapitel 7
wird die Treibstoffpreisentwicklung in der Schweiz und im angrenzenden Ausland sowie der
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einleitung, Zweck
damit zusammenhängende Tanktourismus analysiert. Auf dieser Basis wird ein vereinfachtes
Modell für den Tanktourismus abgeleitet und auf die Angaben aus dem Bericht Energieper-
spektiven 2050 adaptiert, woraus sich leicht veränderte neue Zahlen ergeben. Kapitel 8 erör-
tert den Effekt von Preisvariationen auf die Nachfrage und fügt eine Illustration an.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Bottom-up-Modellierung des Energieverbrauchs des Verkehrs
TEIL A
2. DIE BOTTOM-UP-MODELLIERUNG DES ENERGIEVERBRAUCHS DES VERKEHRS
2.1. DER KONTEXT Einzelne Ämter des UVEK (namentlich BFE und BAFU) setzen heute ein sog. Bottom-up-Modell
ein. Dieses Modell bildet den Energieverbrauch in den einzelnen Verwendungssegmenten ab,
von Personenwagen über Busse und Bahnen bis hin zum sog. Non-Road-Bereich wie Baumaschi-
nen und Traktoren, welche traditionellerweise auch dem Verkehr zugerechnet werden. Ähnliche
Bottom-up-Modelle existieren auch für andere Sektoren (Haushalte, Industrie etc.) und werden
jeweils bei sektorübergreifenden Fragestellungen eingesetzt, namentlich bei den alljährlich
durchgeführten Ex-Post-Analysen (im Auftrag des BFE) oder bei Energieperspektiven. Mit diesen
Modellen werden die Energieverbräuche für die einzelnen Verwendungszwecke auf Basis der
Mengenkomponenten und der spezifischen Verbräuche ermittelt. Für die „Mengenkomponen-
ten“ – das sind z.B. Fahrzeugbestände oder Fahrleistungen – werden soweit als möglich statisti-
sche Grundlagen des BFS oder auch offizielle prognostische Angaben herangezogen wie z.B.
Verkehrsperspektiven des UVEK, welche ihrerseits auf Modellierungen des ARE basieren. Das
Bottom-up-Modell Verkehr wurde in den vergangenen Jahren von INFRAS im Auftrag von BAFU
und BFE erarbeitet und wird laufend weiterentwickelt, dies in der Regel wenn neue Fragestel-
lungen zu bearbeiten sind. Dieses Modell des Verkehrssektors wird auch für die Schadstoffemis-
sionsperspektiven (im Auftrag des BAFU) eingesetzt, d.h. es erlaubt nicht nur die Berechnung
des Energieverbrauchs, sondern auch der Schadstoff- und Treibhausgas-Emissionen.
Das Bottom-up-Modell Verkehr wurde letztmals für die Erarbeitung der Energieperspektiven
2050 eingesetzt (BFE 2012a). Darin lag der Schwerpunkt auf der mittel- bis längerfristigen Per-
spektive, indem es auch absehbare strukturelle Änderungen namentlich im Fahrzeugpark (d.h.
bei der Antriebstechnik) mit einschloss. Es stellt das gegenwärtig aktuellste Mengengerüst zu
Verkehr und Energie auf Bundesebene dar. Deshalb soll auf diesen Grundlagen auch die Ab-
schätzung der Entwicklung der Mineralölsteuereinnahmen erfolgen. Ausgangspunkt der Überle-
gungen zur Entwicklung der Mineralölsteuereinnahmen ist das in den Energieperspektiven 2050
entwickelte Szenario „WWB“ (Weiter wie bisher“), das sich auf die heute geltenden rechtlichen
Grundlagen abstützt.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Bottom-up-Modellierung des Energieverbrauchs des Verkehrs
2.2. ABSATZ VS. NACHFRAGE Die Mineralölsteuereinnahmen hängen direkt vom Treibstoffabsatz ab. Nun ist für die Modellie-
rung im Sektor Verkehr zu unterscheiden zwischen „Absatz“, d.h. den an den Tanksäulen abge-
setzten/verkauften Mengen (Absatzprinzip), und dem „Verbrauch“, d.h. der Energie, die auf den
Verkehrswegen der Schweiz „verbraucht“ wird (Territorialprinzip). Die Erfassung und Darstel-
lung des Absatzes basiert auf statistischen Grundlagen (GEST, Gesamtenergiestatistik) und wird
differenziert nach Energieträgern, während der Verbrauch „bottom up“ modelliert wird, d.h. es
wird der Energiebedarf je einzeln für die verschiedenen Verwendungszwecke und Verbraucher-
segmente ermittelt und anschliessend aggregiert. Bei dieser Modellierung wird die Unterschei-
dung nach Energieträgern beibehalten, so dass die summierten Modellwerte mit dem Absatz
verglichen werden können. Absatz und Verbrauch sind in der Regel nicht identisch, weil u.a. als
Folge von Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und den angrenzenden Ländern Importe oder
Exporte von Treibstoffen über die Grenzen hinweg bestehen. „Tanktourismus“ wird dabei im
Modell als Residualgrösse mitgeführt, um so eine Konsistenz zwischen Absatz und Verbrauch zu
erhalten. Darauf wird in Kapitel 7 speziell eingegangen.
Relevant sind in der Regel vor allem die Absatzzahlen. Dies gilt namentlich für die Mineral-
ölsteuereinnahmen, da diese absatzabhängig sind. Dasselbe gilt auch für die Treibhausgas-
Emissionen, da diese gemäss internationalen Vereinbarungen (wie etwa dem Kyoto-Protokoll)
nach dem Absatzprinzip und nicht nach dem Territorialprinzip berechnet werden.
Die nachstehende Figur 1 zeigt links den Energieverbrauch nach Energieträgern (Absatz-
prinzip) 2010 gemäss GEST (Gesamtenergiestatistik), rechts den gleichen Energieverbrauch,
jedoch gemäss Verwendungszwecken auf der Basis des derzeit verwendeten Bottom-up-Modells.
Die Ausführungen in den folgenden Kapiteln zeigen auf, wie der Energieverbrauch in den ein-
zelnen Verbrauchergruppen modelliert wird. Figur 1 zeigt die Entwicklung des Energieabsatzes
1990-2011 (Details siehe Annex 1). Daraus geht hervor, dass der Verkehr zu rund 95% von fossi-
len Treibstoffen abhängig ist. Zudem nimmt der Benzinabsatz seit ca. 2000 ab und der Dieselab-
satz zu. Die Summe von Benzin und Diesel – den beiden entscheidenden Energieträgern des
Landverkehrs – ist seit 2009 rückläufig.
Sonderfall Flugverkehr:
Ein Sonderfall ist der Flugverkehr: Das Bottom-up-Modell Verkehr bildet den Flugverkehr nicht
ab. Gemäss internationalen Konventionen wird zwischen Inlandverkehr (alle Flüge von A nach B
innerhalb der Schweiz) und Auslandverkehr (alle Flüge von der Schweiz zu einer ausländischen
Destination) unterschieden. Die (geringe) Treibstoffmenge von rund 3.5 PJ (von total 61.2 PJ)
aus dem Inlandverkehr wird im Rahmen des Kyoto-Protokolls der Schweiz zugerechnet und ist
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Bottom-up-Modellierung des Energieverbrauchs des Verkehrs
damit Teil des Bottom-up-Models. Aufgrund des geringen Anteils wird dieser Teil aber nicht
eigens modelliert. Die weitaus grössere Treibstoffmenge aus dem Auslandverkehr gehört zu den
so genannten „Bunkerfuels“, ist nicht Teil des Bottom-up-Models und wird deshalb hier nicht
weiter thematisiert.
ENERGIEKONSUM 2010 DES VERKEHRS
NACH ENERGIETRÄGERN (ABSATZPRINZIP, GEMÄSS GEST)
NACH VERWENDUNGSZWECKEN (GEMÄSS BOTTOM-UP-MODELL)
Figur 1 Gemäss Energiestatistik betrug der Energieverbrauch des Sektors Verkehr (einschliesslich des sog. „Nonroad-Bereichs“) gut 300 PJ/a. Links ist der Energieverbrauch nach Energieträgern gemäss GEST dargestellt, rechts eine model-lierte Darstellung nach Verwendungszwecken.
ENTWICKLUNG DES TREIBSTOFF-ABSATZES (QUELLE: GESAMTENERGIESTATISTIK)
Figur 2 Entwicklung des Energieabsatzes 1990-2011 (Detailzahlen siehe Annex 1). Benzin ist seit ca. 2000 rückläufig, dafür nimmt Diesel laufend zu. Die Summe von Benzin und Diesel war von 2009 bis 2011 rückläufig. Die biogenen Treibstoffe spielen quantitativ praktisch keine Rolle, auch Erdgas als Treibstoff ist vergleichsweise unbedeutend.
0
50
100
150
200
250
300
350
2010
PJ
Flugverkehr (Internat.)
Tanktourismus (B, D)
Flugverkehr (nat).
Off-Road
Wasser
Schiene GV
Schiene PV
Strasse Güter-V.
Strasse Pers-V.
0
50
100
150
200
250
300
350
2010
PJ
Kerosen
Elektrizität
Biogene Tst.
Erdgas
Diesel
Benzin
0
50
100
150
200
250
300
350
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
PJ/a
Benzin Diesel Kerosen Elektrizität Biogene total übrige fossile Treibstoffe
|19
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Bottom-up-Modellierung des Energieverbrauchs des Verkehrs
2.3. ABGRENZUNGEN, SEGMENTIERUNG Segmente des Verkehrssektors
Dem Sektor Verkehr werden im Bottom-up-Modell folgende Segmente zugerechnet:
- LPG: Liquefied Petroleum Gas; CNG: Erdgas; FFV: Flex-Fuel-Vehicle; BEV: battery electric vehicle; PHEV: Plug-in hybrid electric vehicle
- SCR: selective catalytic reduction; EGR: Exhaust gas recirculation
|23
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
Energieverbrauch (wie auch der Schadstoffausstoss) je Segment und Treibstofftyp ermitteln und
beliebig aggregieren und auswerten.
MODELLIERUNG DES ENERGIEVERBRAUCHS DES STRASSENVERKEHRS
Figur 4 Der Energieverbrauch des Strassenverkehrs wird in vier Schritten modelliert.
3.2.1. SCHRITT 1: FAHRZEUGBESTANDESENTWICKLUNG Der erste Schritt modelliert die Fahrzeugbestandesentwicklung. Die Vergangenheit wird über
statistische Angaben gemäss MOFIS, dem automatisierten Fahrzeug- und Fahrzeughalterregister
der Eidgenössischen Fahrzeugkontrolle (EFKO) beim Bundesamt für Strassen (ASTRA), zu Be-
stand und Altersverteilung abgebildet. Ausgehend von einem Basisjahr, d.h. dem letzten Jahr,
zu dem statistische Angaben zu Bestand und Altersverteilungen vorliegen, wird die künftige
Entwicklung anhand von Annahmen zu Neuzulassungen und sog. Überlebenswahrscheinlichkei-
ten (oder äquivalent Ausfallraten) ermittelt. Das heisst, für jedes neue Jahr wird ausgehend vom
Vorjahr anhand von altersabhängigen Überlebenswahrscheinlichkeiten bestimmt, wieviele Fahr-
zeuge im Folgejahr noch im Markt sind bzw. wieviele aus dem Markt fallen. Zusätzlich kommen
neue Fahrzeuge dazu, welche in der Regel Neufahrzeuge sind, die aber auch – z.B. als Import-
Occasionen – einen älteren Jahrgang haben könnten. So wird Jahr für Jahr der „vehicle turno-
24|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
ver“ vom Bezugsjahr bis zum Endbetrachtungsjahr modelliert. Im Bottom-up-Modell, das für die
Energieperspektiven 2050 eingesetzt wurde, wurde 2010 als Bezugsjahr und 2050 als Endbe-
trachtungsjahr gewählt5. Dieses Verfahren (Kohortenmodell) wird für jede Fahrzeugkategorie
separat durchgeführt, wobei jeweils innerhalb der einzelnen Fahrzeugkategorien noch weiter
differenziert wird, z.B. bei den „konventionellen“ PW nach 6 Segmenten, d.h. nach Die-
sel/Benzin-PW und zusätzlich nach drei Hubraumklassen (<1.4 l, 1.4-2 l und >2 l); zudem kön-
nen bei der künftigen Entwicklung neue Technologien wie batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV)
oder Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge (PHEV) einbezogen werden. Die nachstehende Figur zeigt links
ein Beispiel einer Überlebenswahrscheinlichkeitskurve, rechts die Entwicklung des PW-
Bestandes inklusive Altersverteilung, worin der Teil vor 2010 auf MOFIS-Angaben beruht, der
Teil nach 2010 auf Modellannahmen.
ILLUSTRATION DER BESTANDESENTWICKLUNG (BEISPIEL PW)
Figur 5 Die Grafik links zeigt illustrativ die Überlebenswahrscheinlichkeitskurve der PW (Stand 2001/2002). Die schwarze Linie zeigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrzeug (in Abhängigkeit seines Alters) im Folgejahr noch im Verkehr ist, die orange Kurve zeigt die kumulierten Werte (= „Lifetime-function“) und macht eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrzeug nach x Betriebsjahren noch im Verkehr ist. Rechts ist die Entwicklung des Schweizer PW-Bestandes dargestellt, inkl. Neuzulassungen und allmählichen Ausfällen aus dem Verkehr. Durch einen vertikalen Schnitt in einem bestimmten Bezugsjahr lässt sich die entsprechende Altersverteilung der Fahrzeuge ablesen. Damit lassen sich Rückschlüsse auf deren baujahr-spezifischen Treibstoffverbrauch machen.
Dieses Verfahren wird je Segment angewendet. Konkret zeigt die nachstehende Figur am Bei-
spiel der Personenwagen, welche Annahmen im Szenario „WWB“ (Weiter wie bisher) zum Neuwa-
gen-Mix getroffen wurden (links in Figur 6). Das Modell simuliert anschliessend den Flottenmix
über den Verlauf der Jahre (rechts links in Figur 6).
5 Im Rahmen weiterer Aktualisierungsarbeiten wie etwa im Kontext der ExPost-Analysen werden diese Datengrundlagen jeweils
laufend aktualisiert.
0.00
0.20
0.40
0.60
0.80
1.00
1.20
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31
Jahr
p
Überlebenswahrscheinlichkeit Kumulierte Wahrsch.
0
1'000'000
2'000'000
3'000'000
4'000'000
5'000'000
1990 2000 2010 2020 2030
Statistik Kohortenmodell
|25
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
BEISPIEL: ENTWICKLUNG DER PW-FLOTTENZUSAMMENSETZUNG IM SZENARIO „WWB“ DER ENERGIEPERSPEKTIVEN 2050
ANTEILE DER VERSCHIEDENEN SEGMENTE BEI DEN NEUWAGEN (INPUT)
ANTEILE DER VERSCHIEDENEN SEGMENTE IN DER FLOTTE (MODELL-ERGEBNIS)
Figur 6 Die Grafik links zeigt die Annahmen (Input), wie sich die Zusammensetzung des Neuwagenparks entwickeln wird, rechts das Modellergebnis, d.h. der Mix der gesamten Flotten im Verlauf der Zeit. Das Beispiel bezieht sich auf das Szenario „WWB“ (Weiter wie bisher) der Energieperspektiven 2050 (BFE 2012a). Die zugehörigen Zahlen finden sich im Annex 3.
3.2.2. SCHRITT 2: SPEZIFISCHE FAHRLEISTUNGEN Der zweite Schritt bildet die Fahrleistungen nach: Auf der Basis diverser Erhebungen (wie
LSVA-Auswertungen, PEFA [„Periodische Erhebung Fahrleistungen“ durch Strassenverkehrsäm-
ter, ARE 2002] u.a.m.) werden je Fahrzeugkategorie und -segment die spezifischen Fahrleistun-
gen bestimmt (in km pro Jahr und Fahrzeug). Diese wird gleichzeitig differenziert nach Alter
und Grössenklassen. So haben beispielsweise Diesel-PW höhere Fahrleistungen als Benzin-PW,
schwerere Fahrzeuge fahren mehr als leichtere, neuere fahren mehr als ältere etc. Diese Informa-
tion wird für die Zukunft fortgeschrieben, unter Beachtung struktureller Änderungen wie etwa
der Verlagerung von Benzin-PW hin zu Diesel-PW (vgl. Figur 7), welche dazu führt, dass der Mit-
telwert zwar etwa konstant bleibt, die Werte der Diesel- bzw. Benzin-PW jedoch in beiden Fällen
sinken. Gleichzeitig wird berücksichtigt, dass ein Teil der Fahrleistung im Ausland, aber auch
ein Teil der Fahrleistung auf Schweizer Strassen durch im Ausland immatrikulierte Fahrzeuge
zurückgelegt wird. Anschliessend wird diese Fahrleistung je Fahrzeugkategorie auf die drei
Strassentypen verteilt (Autobahnen, ausserorts, innerorts). Bei den Nutzfahrzeugen wird neben
den Gewichtsklassen nach Typen (Solo-LW, Lastenzüge, Sattelzüge) differenziert, was mittler-
26|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
weile anhand empirischer Grundlagen aus dem Kontext der LSVA möglich ist. Zudem interessiert
auch der Beladungsgrad zur Charakterisierung der SNF-Fahrleistungen, weil dieser sowohl den
Energieverbrauch als auch den Schadstoffausstoss mit beeinflusst.
BEISPIEL PW: ENTWICKLUNG DER SPEZIFISCHEN FAHRLEISTUNG (IN KM/A UND FZG)
Figur 7 Entwicklung der spezifischen Fahrleistung der PW nach Treibstoff im Zeitraum 1990 – 2035.
Diese Bottom-up-Modellierung von Fahrzeugbestand und spezifischer Fahrleistung wird abge-
glichen mit den externen „Makro-Vorgaben“ zur künftigen Entwicklung der Fahrleistung wie
etwa den Verkehrsperspektiven (ARE 2004, ARE 2006). Im Kontext mit den Energieperspektiven
2050 (BFE 2012a) wurden dazu vom ARE einige Ergänzungen eingeführt, welche der Entwick-
lung der letzten Jahre und aktualisierten Bevölkerungsprognosen durch das BFS Rechnung tra-
gen (ARE 2012). So ergibt sich schliesslich aus Schritt 2 kombiniert mit Schritt 1 die Fahrleis-
tung je Segment, d.h. differenziert nach Antriebstechnologie und Grössenklasse. Die Angaben
zur Fahrleistungsentwicklung finden sich in Annex 3.
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
BEISPIEL: ENTWICKLUNG DER PW-FAHRLEISTUNG DIFFERENZIERT NACH ENERGIE-RELEVANTEN SEGMENTEN
Figur 8 Entwicklung der PW-Fahrleistung differenziert nach Antriebstechnologien und Grössenklassen als Basis für die Energieverbrauchsberechnung im nachfolgenden Schritt.
3.2.3. SCHRITT 3: MODELLIERUNG DES ENERGIEVERBRAUCHS Für die Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs sind die spezifischen Energie-
verbräuche der verschiedenen Fahrzeugtypen und deren Entwicklung ein Kernelement. Die
nachstehende Figur zeigt, dass der Verbrauch der Neu-PW bis zum Jahr 2007 im Mittel jährlich
um rund 1.5% abnahm, seit 2007 nahm diese Absenkung deutlich zu auf durchschnittlich 3.7%
pro Jahr und liegt im Jahr 2010 bei 6.62 Liter pro 100 km, was 160 g CO2/km entspricht (zum
Vergleich: EU: 140 g CO2/km). Bis 2007 war die Reduktion zu einem guten Teil auf die Verlage-
rung zu Diesel-Fahrzeugen zurückzuführen, die innert knapp 10 Jahren von ca. 5% auf knapp
30% angestiegen ist. Seit 2007 pendelt dieser Anteil um 30% (zum Vergleich EU: ca. 50% Anteil
Diesel-PW am Neuwagenpark). Diesel-PW verbrauchten im (verkaufsgewichteten) Mittel rund
20% weniger Treibstoff, was aufgrund unterschiedlicher Dichten von Benzin und Diesel rund -
10% CO2-Emission bedeutet. In den letzten Jahren hat sich diese Differenz verkleinert, mittler-
weile emittiert die Diesel-PW-Flotte (Neuwagen) heute leicht mehr CO2/km als die Benzin-Flotte.
Zum Effizienzgewinn hat in den letzten Jahren neben technischen Massnahmen auch die
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
PW (NEU-FAHRZEUGE): ENTWICKLUNG DES SPEZIFISCHEN TREIBSTOFFVERBRAUCHS (IN l/100 KM BZW. g CO2/KM)
PW: ENTWICKLUNG VON HUBRAUM BZW. LEER-GEWICHT DER NEU-FAHRZEUGE
PW: VERGLEICH DER SPEZIF. CO2- EMISSION SCHWEIZ UND EU
Figur 9 Entwicklung von Kenngrössen der Neu-PW 1996 – 2011 (Angaben auto-schweiz, jährliche Auswertungen).
Tendenz zu leichteren Fahrzeugen beigetragen. Nachdem das Leergewicht der Fahrzeuge im
Zeitraum 1996-2006 um rund 200 kg zunahm, sanken Gewicht und insbesondere Hubraum
(downsizing) seit ca. 2007 ab; das Leergewicht nahm 2010/11 allerdings wieder leicht zu. Ein
Teil der ausgewiesenen Absenkung dürfte allerdings auch auf eine Optimierung des Normver-
brauchs im Typenprüfzyklus NEFZ (Neuer europäischer Fahrzyklus) zurückzuführen sein, da
dieser Wert neu als Basis für die Reglementierung des Flottenverbrauchswert verwendet wird.
Der effektive Verbrauch auf der Strasse ist in der Regel höher, weil der Normzyklus kein reales
Fahrverhalten abbildet und unter Laborbedingungen gefahren wird (z.B. kein Gepäckträger,
keine Strassenlängsneigungen, normiertes Beladungsgewicht etc.); insbesondere sind auch
zusätzliche Verbrauchsgeräte wie Klimaanlagen darin nicht eingeschlossen. Europäische Stu-
5.0
5.5
6.0
6.5
7.0
7.5
8.0
8.5
9.0
9.5
10.0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
L/100Km
D
B
Alle (CH)
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
100
120
140
160
180
200
220
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
g C
O2/Km
D
B
Alle (CH)
%D CH
%D EU
1'000
1'100
1'200
1'300
1'400
1'500
1'600
1'700
1'800
1'900
2'000
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Hubraum (ccm) Leergewicht (kg)
100
120
140
160
180
200
2201996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
g C
O2/km CH
EU
|29
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
dien (z.B. JRC 2011, ICCT 2012) setzen den „Real World“-Verbrauch generell um 15 bis 20% hö-
her an. In der hier verwendeten Bottom-up-Modellierung werden einzelne Faktoren (Klima-
Anlagen, Fahrverhalten) separat berücksichtigt. So wird das Fahrverhalten aus dem VM-UVEK
(Verkehrsmodell des ARE) abgeleitet, indem die dort enthaltenen Fahrleistungen verschiedenen
Verkehrssituationen gemäss HBEFA (Version 3.1)6 zugewiesen werden. In der Summe resultieren
für den realen spezifischen Verbrauch höhere Werte, die mit den erwähnten europäischen Stu-
dien vergleichbar sind.
Im vorliegenden Kontext interessiert vor allem die relative Entwicklung des Verbrauchs der
Neuwagen. Dazu liegt mit den Angaben von auto-schweiz eine empirische Grundlage vor7.
Gleichzeitig wird allerdings berücksichtigt, dass der Realverbrauch der NEFZ-Absenkung nicht
zu 100% folgt, da – etwa in Anlehnung an JRC (2011) – die Differenz zwischen Typenprüfanga-
ben und Realverbrauch mit abnehmendem Verbrauchswert immer grösser wird8. Mit Szenario-
abhängigen Annahmen zur künftigen Entwicklung des spezifischen Verbrauchs der Neuwagen
lässt sich dann die Entwicklung des Gesamtverbrauchs der Flotte modellieren. Dabei sind zwei
Einflussfaktoren bedeutsam:
› Bei den PW gilt neu eine Reglementierung, welche Zielwerte des (gewichteten) Neuwagenver-
brauchs festlegt (konkret: 130 g CO2 /km ab 20159; weitere Ziele wie z.B. 95 g CO2 /km ab 2020
sind in Diskussion, jedoch noch nicht beschlossen).
› Gleichzeitig ist mit strukturellen Verschiebungen innerhalb der Fahrzeugflotte zu rechnen
(z.B. Veränderung der Dieselanteile, Einzug von Elektrofahrzeugen, welche mit 0 CO2 Emissio-
nen gewichtet werden).
Die Modellierung muss also beide Aspekte simultan berücksichtigen. Figur 10 illustriert die An-
nahmen zum spezifischen Verbrauch von PW-Neuwagen unter Einbezug eines sich ändernden
Flottenmixes (d.h. unter Einbezug von Elektrofahrzeugen) im Szenario „WWB“ der Energieper-
spektiven. Konkret wurde unterstellt, dass die Neuwagen im Jahr 2030 im Durchschnitt den
Zielwert von 95 g CO2/km (im NEFZ-Zyklus) erreichen. Dabei wird ein E-Fahrzeug-Anteil von
6 Im HBEFA (Handbuch für Emissionsfaktoren des Strassenverkehrs, Version 3.1 [INFRAS 2010]) werden verschiedene Verkehrssi-
tuationen definiert, aus dem für die verschiedenen Fahrzeugtypen entsprechende Emissions- und Energieverbrauchsfaktoren abgerufen werden können. Verkehrssituationen werden einerseits nach statischen Parametern unterschieden, d.h. für rund fünf verschiedene Streckentypen in städtischen und ländlichen Gebieten sowie in Abhängigkeit der Tempolimiten; andererseits wer-den die Verkehrssituationen zusätzlich differenziert nach vier Verkehrsqualitätsstufen (LOS, Level of service): flüssiger Verkehr, dichter Verkehr, gesättigter Verkehr und Stop+Go.
7 Gewisse Unschärfen resultieren daraus, dass das Bottom-up-Modell sich an die BFS-Angaben hält (d.h. Bezugszeitpunkt ist Ende Sept.), während auto-schweiz Auswertungen jeweils für das Kalenderjahr macht. Zudem werden für die Gewichtung der verschiedenen Segmente (d.h. kleine, mittlere, grosse PW) im Bottom-up-Modell die Angaben aus MOFIS verwendet, während auto-schweiz das eigene Sample verwendet, wo in der Regel die grösseren Fahrzeuge etwas stärker vertreten sind.
8 Gemäss Angaben von TNO ist diese Schere noch deutlich ausgeprägter als in der JRC-Studie ausgewiesen. 9 Bundesgesetz vom 23. Dezember 2011 über die Reduktion von CO2-Emissionen
30|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Strassenverkehrs
rund 20% (vgl. Figur 6, links) unterstellt. Der Mittelwert der Benzin- bzw. Diesel-Neuwagen wird
dadurch noch etwas höher liegen, da die E-Fahrzeuge mit 0 g CO2/km eingerechnet werden. Der
reale Wert der Gesamtflotte wird aber im Jahr 2030 noch immer bei 125-130 g liegen. Analog
sind die Annahmen für die Folgejahre bis 2050 zu interpretieren.
ILLUSTRATION: ENTWICKLUNG DES SPEZIFISCHEN TREIBSTOFFVERBRAUCHS (IN g CO2/KM) DER NEUWAGEN IM NORMZYKLUS BZW. DER FLOTTE IM REALBETRIEB
Figur 10 Annahmen zur Weiterentwicklung des spezifischen CO2-Emissionen von Neu-PW bis 2050.
Diese für die PW illustrierte Vorgehensweise wird grundsätzlich für alle Fahrzeugkategorien ap-
pliziert. Allerdings ist für die übrigen Fahrzeugkategorien keine empirische Datenbasis verfüg-
bar, die mit der von auto-schweiz jährlich im Auftrag des BFE durchgeführten Erhebung des
Energieverbrauchs der neuen PW vergleichbar wäre und die eine Einschätzung der Vergangen-
heitsentwicklung erlauben würde. Der spezifische Verbrauch der übrigen Fahrzeuge stellt des-
halb auf die im HBEFA ausgewiesenen Verbrauchswerte ab, die ihrerseits auf Labormessungen
basieren bzw. auf Werten des Modells PHEM der TU Graz10. Die Annahmen über die weitere rela-
tive Entwicklung des spezifischen Verbrauchs können aber in gleicher Art und Weise wie bei den
PW durchgeführt werden; denn für jedes zu modellierende Jahr kennt man die Zusammenset-
10 PHEM: Passenger car and Heavy duty Emission Model (z.B. Hausberger et.al. 2009)
übriger Verkehr“ wie Belüftung Tunnel, Bahnhöfe 1‘236 25%
Total 4‘862 100%
Tabelle 2 Im Bottom-up-Modell wird lediglich die Traktionsenergie dem Sektor Verkehr zugerechnet. Die übrigen Verbrau-chersegmente sind in den andern Sektoren enthalten.
4.3.2. MODELLIERUNG DER TRAKTIONSENERGIE DES SCHIENENVER-KEHRS
Kernelement der Modellierung des Energieverbrauchs im Schienenverkehrs ist ein Mengenge-
rüst, das den Stromverbrauch über eine Verkettung mehrerer Einflussfaktoren ermittelt (vgl.
Figur 11): Ausgehend von der Nachfrage (Pkm bzw. Tkm) und Annahmen zum Auslastungsgrad
wird das Angebot (d.h. die Zugsleistungen in Zugskm im Personen- bzw. Güter-Bereich) ermit-
telt. Über Annahmen zur Entwicklung der Zugsgewichte werden Bruttotonnenkilometer [Btkm]
ermittelt, über die – mit ergänzenden Annahmen bzw. Erwartungen zum spezifischen Energie-
verbrauch (ausgedrückt in Wh/Btkm) – schliesslich der Gesamtenergieverbrauch berechnet
wird.
|35
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Nonroad-Bereichs
BERECHNUNGSMODELL SCHIENENVERKEHR
Figur 11 Berechnungsmodell Schienenverkehr
Dieser Berechnungsgang wird nach 5 Segmenten differenziert durchgeführt:
› ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr, d.h. Tram und Trolleybusse)12,
› Personenfernverkehr (Fernverkehr),
› Personennahverkehr (Regionalverkehr),
› Güterfernverkehr,
› Güternahverkehr.
Grundsätzlich wird auch im Schienenverkehr „bottom-up“ modelliert, allerdings im Vergleich
zum Strassenverkehr wesentlich vereinfacht, da der Stromverbrauch der Bahnen nur 5% des
Verkehrsenergieverbrauchs ausmacht. Zudem erfolgt keine explizite Modellierung des „vehicle
turnover“ mit einem Kohortenmodell, weil der Fahrzeug- und damit Technologie-Ersatz im
Schienenverkehr weniger kontinuierlich abläuft als im Strassenverkehr, sondern über „Genera-
tionen“. Deshalb wird dieser an Energieeffizienz gekoppelte Ablöseprozess vereinfacht approxi-
miert.
12 Die mit fossilen Energieträgern betriebenen Autobusse werden dem Strassenverkehr zugerechnet und sind dort integriert (Kap.
3).
Verkehrsleistungen (PKm, TKm)
Auslastungsgrade
Betriebsleistungen (ZugKm, WgKm)
Zugsgewichte
BruttoTonnenKm
Energieverbrauch
Spezif. Verbrauch
36|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Modellierung des Energieverbrauchs des Nonroad-Bereichs
Ausgangspunkt für die quantitative Nachbildung sind Mengengerüste für die Jahre 2005 bis
2010. Der Energieverbrauch gemäss Gesamtenergiestatistik bzw. Elektrizitätsstatistik wird dabei
als massgebende Grösse verwendet (vgl. Figur 1). Das BFS nannte bisher demgegenüber einen
Wert, der rund 15% tiefer ist. Die Angaben zu den aggregierten Grössen des Stromverbrauchs der
Bahnen lassen deshalb einige Abgrenzungsfragen offen, zumal lediglich Summenwerte des
schweizerischen Energieverbrauchs für die Eisenbahnen, Tram und Trolleybusse genannt wer-
den. Auch eine Differenzierung zwischen Personen- und Güterverkehr ist nicht möglich.
Ausgehend vom heutigen Zustand wird die weitere Entwicklung (bis 2050) Szenario-
spezifisch und unter Einbezug verschiedener externer Vorgaben (wie etwa die UVEK-
Verkehrsperspektiven) ermittelt. Dieses Mengengerüst der Referenzentwicklung wiederum ist
die Basis für die Modellierung weiterer Szenarien, wobei die Einflüsse auf die diversen Faktoren
direkt eingeschätzt und modifiziert werden und schliesslich daraus auf die Energieverbrauchs-
entwicklung geschlossen werden kann.
Grundsätzlich liesse sich der Energieverbrauch im Schienenverkehr nach dem ähnlichen
Grundmuster wie im Strassenverkehr modellieren, d.h. als Funktion des Rollmaterials (Zugska-
tegorie wie IC, Regionalverkehr mit entsprechenden Charakteristiken wie Gewicht, Kapazitäten,
Zugslängen etc.), der technologischen Einstufung und Ausrüstung der Zugfahrzeuge (z.B. Leis-
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Anwendung des Modells im Rahmen der Energieperspektiven 2050
Szenario NEP: Neue Energiepolitik
Das Szenario „Neue Energiepolitik“ zeigt demgegenüber eine mögliche Entwicklung des Ener-
gieverbrauchs und der Stromproduktion der Schweiz bis ins Jahr 2050 auf, die es ermöglicht, die
CO2-Emissionen bis im Jahr 2050 auf 1 bis 1,5 Tonnen pro Kopf zu senken. Dieses Ziel gilt als
derjenige Durchschnittswert für Treibhausgasemissionen, der dauerhaft nicht überschritten
werden sollte, um die globale Erwärmung auf einen Korridor um maximal 2 ° C einzuschränken.
Dieses Szenario bedingt eine international abgeglichene CO2- Reduktions- und Energieeffizienz-
politik sowie eine vertiefte internationale Zusammenarbeit im Bereich der Forschung und Ent-
wicklung.
Szenario POM: Politisches Massnahmenpaket
Das Szenario POM überprüft, wie vorgegebene Massnahmen, welche heute vorhandene Techno-
logien und Forschungsergebnisse verwenden, sich auf die schweizerische Energienachfrage
auswirken. Damit wird sichergestellt, dass diese Massnahmen unabhängig von der internationa-
len Energiepolitik, bzw. von internationaler Zusammenarbeit gemacht werden können. In erster
Linie wird auf Effizienzsteigerung gesetzt. Effizienzgewinne sind in der Regel billiger als der
Ausbau von Erzeugungstechnologien. Eine Ausnahme bilden die Emissionsgrenzwerte im Ver-
kehr. Da die Schweiz keine Fahrzeuge produziert sind diese Massnahmen von der internationa-
len Politik abhängig.
5.4. DIE WICHTIGSTEN ANNAHMEN IM VERKEHRSBEREICH DES SZE-NARIO‘S „WWB“
Für die Konkretisierung des Szenarios WWB (Weiter wie bisher) sind für den Verkehrsbereich
folgende Annahmen unterstellt:
Verkehrsentwicklung
Die Verkehrsleistungsentwicklung orientiert sich an den Makro-Vorgaben gemäss ARE / VM-
UVEK (ARE 2012) bis 2030 sowie ergänzenden Annahmen für den Zeitraum bis 2050. Dies führt
zu einer Verkehrszunahme von rund 32% im Personenverkehr (PKm) und rund 58% im Güterver-
kehr (TKm). Differenziert nach Strassen- bzw. Schienenverkehr wird von folgenden Verkehrsleis-
tungsentwicklungen ausgegangen16: 16 Die hier angeführten Zahlen stimmen im Wesentlichen mit den Angaben in ARE 2012 überein; die Zahlen lassen sich allerdings
nicht direkt miteinander vergleichen, weil die ARE-Publikation zwischen OeV und Privatverkehr differenziert, während hier nach Strasse und Schiene unterschieden wird (d.h. hier werden die öffentlichen Autobusse dem Strassenverkehr zugerechnet). Zu-dem sind hier auch die Reisebusse mit enthalten, während diese in den Angaben des ARE nicht mit eingeschlossen sind.
42|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Anwendung des Modells im Rahmen der Energieperspektiven 2050
› Wachstum Personenverkehr des motorisierten Verkehrs:
2010-2030: +19%; 2010-2050: +26% (PKm wie FzKm)
› Wachstum Personenverkehr im öffentlichen Verkehr:
2010-2030: +44%; 2010-2050: +62% (PKm)
› Wachstum Güterverkehr Strasse:
2010-2030: +28%; 2010-2050: +40% (TKm)
Wachstum Güterverkehr Schiene:
2010-2030: +76%; 2010-2050: +88% (TKm)
VERKEHRSLEISTUNGSENTWICKLUNG IM PERSONEN- UND GÜTERVERKEHR (SZENARIO „WWB“)
Figur 12 Entwicklung der Verkehrsnachfrage im Personen- und Güterverkehr im Szenario WWB (vgl. Annex 2). Die hier dargestellten Verkehrsleistungen korrespondieren (über die Umrechnung mit Auslastungs- bzw. Besetzungsgraden) mit den in Annex 3 aufgeführten Fahrleistungen der verschiedenen Fahrzeugkategorien des Strassenverkehrs des Szenarios WWB.
Technologische Entwicklung
› Personenwagen (PW):
› Moderate und vergleichsweise späte Einführung von Elektromobilität bei PW und leichten
Nutzfahrzeugen (vgl. Figur 13 und Figur 14). So wird unterstellt, dass 2025 rund 10% der
Neuwagen, aber erst gut 3% des Bestandes E-Fahrzeuge sind.
› Absenkung des spezifischen Verbrauchs von PW auf einen Zielwert hin von 130 g CO2/km
per 2015 und anschliessend eine kontinuierliche Weiterführung der Absenkung auf 95 g
CO2/km bis 2030 (statt 2020 wie derzeit in der EU geplant). Das bedeutet, dass auch nach
2015 der spezifische Verbrauch aufgrund technologischer Innovation sinken wird. Dies
0
20
40
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80
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2000
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Mrd. PKm
PV Strasse PV Schiene
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2005
2010
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2025
2030
2035
2040
2045
2050
Mrd. TKm
GV Strasse GV Schiene
|43
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Anwendung des Modells im Rahmen der Energieperspektiven 2050
gilt auch für die Periode nach 2030, so dass im Jahr 2050 dieser Wert auf 75 g CO2/km (vgl.
Figur 15) zu liegen kommt.
› Leichte Nutzfahrzeuge (LNF):
Zurückhaltender Absenkpfad des spezifischen Verbrauchs von leichten Nutzfahrzeugen, da
derzeit in der Schweiz noch keine verbindlichen Zielwerte bestehen (vgl. Figur 15)17.
FLOTTENZUSAMMENSETZUNG DER PW IM SZENARIO „WWB“
ZUSAMMENSETZUNG DER NEUWAGEN (INPUT) ZUSAMMENSETZUNG DER FLOTTEN
Figur 13 Zusammensetzung der PW-Neuwagen (links) sowie der PW-Flotte (rechts) im WWB-Szenario (Vgl. Annex 3).
17 In der EU besteht bei den leichten Nutzfahrzeugen (LNF) derzeit ein Flottengrenzwert von 175 g CO2/km per 2017 sowie ein
Zielwert von 147 g CO2/km per 2020. In der Schweiz bestehen zwar vergleichbare Absichten, aber noch keine verbindlichen Re-gelungen.
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Anwendung des Modells im Rahmen der Energieperspektiven 2050
FLOTTENZUSAMMENSETZUNG DER LNF (LEICHTE NUTZFAHRZEUGE) IM SZENARIO „WWB“
ZUSAMMENSETZUNG DER NEUWAGEN (INPUT) ZUSAMMENSETZUNG DER FLOTTE
Figur 14 Zusammensetzung der LNF-Neuwagen (links) sowie der LNF-Flotte (rechts) im WWB-Szenario (Vgl. Annex 3).
ENTWICKLUNG DER SPEZIFISCHEN CO2-EMISSION (IN g CO2/KM) DER NEUWAGEN PW (LINKS) BZW. LNF (RECHTS) IM NORMZYKLUS BZW. DER FLOTTE IM REALBETRIEB IM SZENARIO „WWB“
PW LNF
Figur 15 Annahmen zur Weiterentwicklung der spezifischen CO2-Emissionen von Neu-PW bzw. Neu-LNF bis 2050.
› Übrige Fahrzeugkategorien:
moderate Absenkungen des spezifischen Energieverbrauchs von 0.5%/a für den ganzen Zeit-
raum bei gleichzeitiger Einführung von Elektrofahrzeugen (moderat bei schweren Nutzfahr-
zeugen, überdurchschnittlich bei Motorrädern; vgl. Tabelle 4). Die nachstehende Tabelle zeigt
die Anteile der Elektromobilität an der Fahrzeugflotte bzw. an den zurückgelegten FzKm; bei
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Berechnung der Mineralölsteuereinnahmen
TEIL B
6. DIE BERECHNUNG DER MINERALÖLSTEUEREINNAHMEN
6.1. DIE KOMPONENTEN DER FISKALISCHEN EINNAHMEN Die Mineralölsteuereinnahmen hängen neben dem Treibstoffabsatz selbstredend von den Steu-
ertarifen ab. Figur 18 zeigt, wie sich der Preis eines Liters Benzin bzw. Diesel derzeit zusammen-
setzt (Stand 2012). Für die Spezialfinanzierung Strassenverkehr relevant sind insbesondere
› die Mineralölsteuer; von deren Reinertrag stehen 50% für die Spezialfinanzierung Strassenver-
kehr als zweckgebundene Einnahmen zur Verfügung, die übrigen 50% gehen in den allgemei-
nen Bundeshaushalt,
› der Mineralölsteuerzuschlag: dessen Reinertrag steht zu 100% für die Spezialfinanzierung
Strassenverkehr als zweckgebundene Einnahmen zur Verfügung.
Somit kommen rund 30% der Mineralölsteuereinnahmen dem allgemeinen Finanzhaushalt und
rund 70% der Spezialfinanzierung Strassenverkehr zugute.
Im Treibstoffpreis sind weitere Gebühren und Beiträge enthalten, etwa für die Carbura18
(von 0.4 Rp./L bei Benzin bzw. 1.5 Rp./L bei Diesel). Der Klimarappen (von 1.5 Rp./L) wurde bis
Ende September 2012 erhoben. Mit dem revidierten CO2-Gesetz wurde an dessen Stelle neu eine
CO2-Kompensationspflicht eingeführt19. Demnach müssen die Importeure von Treibstoffen einen
Teil der Treibstoff-bedingten CO2-Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte in der
Schweiz kompensieren. Gemäss CO2-Gesetz dürfen die Importeure die Kompensationskosten bis
max. 5 Rp./L auf den Treibstoffpreis überwälzen. Die genauen Kompensationsbestimmungen
sind allerdings noch nicht festgelegt. Für die nachstehenden Prognosen wird weiterhin mit 1.5
Rp./L gerechnet; dies deckt sich auch mit der Annahme, die in den Energieperspektiven 2050
des BFE unterstellt wurde.
Dazu kommt die Mehrwertsteuer von derzeit 8% des Verkaufspreises (Tankstellenpreis). Die-
ser Wert wird für die Prognosen unverändert belassen. Der Marktpreis (ohne Gebühr) variiert je
nach Marktsituation.
Per 1.8.2011 ist die Änderung vom 18.3.2011 des Bundesgesetzes über die Verwendung der
zweckgebundenen Mineralölsteuer in Kraft getreten. Seither fliesst die Hälfte der Mineralölsteu-
er auf Flugtreibstoffen sowie der Mineralölsteuerzuschlag auf Flugtreibstoffen in die Spezialfi-
nanzierung Luftverkehr. Diese Einnahmen sind in den nachfolgenden Angaben zu den Mineral- 18 Pflichtlagerorganisation der schweizerischen Mineralölwirtschaft 19 Verordnung über die Reduktion der CO2 -Emissionen (CO2-Verordnung) vom 30. November 2012 (SR 641.711)
50|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Berechnung der Mineralölsteuereinnahmen
ölsteuereinnahmen ausgeklammert, weil der hier vorliegende Bericht ausschliesslich die Ein-
nahmeprognosen für die Spezialfinanzierung Strassenverkehr behandelt.
STRUKTUR VON BENZIN- UND DIESEL-PREIS (STAND 2012)
Figur 18 Struktur der Treibstoffpreise, Stand 2012
Für die Prognose der Mineralölsteuereinnahmen werden in den nachfolgenden Berechnungen
die derzeit gültigen Steuertarife für Benzin und Diesel unterstellt. Das gilt auch für die übrigen
Treibstoffe und namentlich die Biotreibstoffe. Dabei wird angenommen, dass die fiskalische
Förderung umweltschonender Treibstoffe, die mit der Revision des Mineralölsteuergesetzes auf
den 1. Juli 2008 eingeführt wurde, beibehalten wird. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass
die eingesetzten Biotreibstoffe die für eine Steuerbefreiung nötigen ökologischen und sozialen
Mindestanforderungen einhalten, demnach keine Steuererträge anfallen. Die Steuertarife aller
Treibstoffe sowie weitere Kenngrössen wie Dichte, Heizwert und CO2-Emissionsfaktoren finden
sich in Annex 5.
6.2. DIE BISHERIGE ENTWICKLUNG DER EINNAHMEN Figur 19 zeigt die bisherige Entwicklung der abgesetzten Treibstoff-Mengen sowie der Einnah-
men von Mineralölsteuer und –zuschlag (Netto-Ertrag)20. Letztere enthalten die Erträge des
Flugpetrols und anderer Treibstoffe, welche insgesamt rund 70 Mio. CHF (2010) ausmachen. Die
Rp/L (Stand 2012) Benzin DieselMineralölsteuer 43.1 45.9 Mineralölsteuer-zuschlag 30.0 30.0 Total Minöst+Zuschlag 73.1 75.9 Weitere (Klima-Rp o.ä.) 1.5 1.5 Total Minöst+weitere 74.6 77.4 MWSt % 8.0% 8.0%MWSt 13.4 14.3 Fiskalbelastung total 88.0 91.7 weitere Gebühren (zB Carbura) 0.4 1.5 Total-Belastung 88.4 93.2 Marktpreis (ohne Gebühr) 92.4 99.9 Verkaufspreis 180.8 193.1
|51
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Berechnung der Mineralölsteuereinnahmen
Grafik zeigt, dass Treibstoffabsatz und Steuererträge seit 2009 leicht rückläufig sind – dies trotz
kontinuierlich steigendem Fahrzeugbestand bzw. zunehmender Fahrleistung21.
TREIBSTOFF-ABSATZ UND MINÖST-ERTRAG (GEMÄSS EZV)
Figur 19 Treibstoffabsatz und Mineralölsteuerertrag (inklusive Mineralölsteuerzuschlag) gemäss EZV-Angaben. Die hier ausgewiesenen Ertragswerte beziehen sich auf alle Treibstoffe einschliesslich Flugpetrol; letztere machen rund 70 Mio. CHF aus.
6.3. VERGLEICH MODELL – EZV-ANGABEN Modellmässig lassen sich die Einnahmen von Mineralölsteuer und –steuerzuschlag aus den Ab-
satzzahlen und den Steuertarifen ermitteln. Um aus diesen „Brutto-Erträgen“ die letztlich für
die Spezialfinanzierung Strassenverkehr relevanten „Netto-Erträge“ zu schliessen, sind davon
drei Komponenten in Abzug zu bringen:
› die Erhebungskosten (1.5%),
› die Rückerstattungen v.a. für Land- und Forstwirtschaft und die konzessionierten Transport-
unternehmungen im Umfang von ca. 130-140 Mio. CHF (ca. 2.6%) bzw. ca. 230 Mio. Liter, 21 Zum Zeitpunkt der Erarbeitung dieses Berichts lagen die Daten 2012 noch nicht vor. Inzwischen ist bekannt, dass der Treibstoff-
Absatz (Benzin+Diesel, ohne Flugpetrol) im Jahr 2012 wieder marginal zugenommen hat (+0.7% gegenüber dem Vorjahr).
-
1'000
2'000
3'000
4'000
5'000
6'000
7'000
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-
1'000
2'000
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2012
Me
ng
e B
+D
in
Mio
L
Min
öst
in
Mio
CH
F
Minöst netto (EZV) Menge B+D (Mio L, EZV)
52|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Die Berechnung der Mineralölsteuereinnahmen
› ein bevölkerungsproportionaler Anteil zugunsten des Fürstentums Liechtenstein (ca.0.4%).
Bei einem Vergleich mit den Netto-Erträgen gemäss EZV ist zudem der Anteil des Flugpetrols in
Abzug zu bringen, da dieser nicht in die Spezialfinanzierung Strassenverkehr, sondern teilweise
in die Spezialfinanzierung Luftverkehr fliesst.
Die nachstehende Tabelle zeigt anhand der Daten für 2011 eine gute Übereinstimmung von
Modell und empirischen Werten.
TREIBSTOFF-ABSATZ UND MINÖST-ERTRAG – VERGLEICH MODELL / EZV-ANGABEN FÜR 2011
Tabelle 6 Treibstoffabsatz und Mineralölsteuerertrag: Vergleich Modellergebnis mit EZV-Angaben für das Jahr 2011
Brutto-Erträge gemäss Modell 2011Benzin-Absatz Mio L 4'101 Ertrag Benzin Mio CHF 2'998 Diesel-Absatz Mio L 2'850 Ertrag Diesel Mio CHF 2'162 Total (Brutto) Mio CHF 5'161
|53
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
7. SENSITIVITÄTSRECHNUNG ZUM SZENARIO „WEITER WIE BIS-HER“
7.1. TANKTOURISMUS UND TREIBSTOFF-PREISENTWICKLUNG Wie in Kapitel 2.2 erwähnt wurde der Tanktourismus bislang nicht als eigenes Verbraucherseg-
ment modelliert, zumal dieser unsicher und von vielen exogenen Faktoren abhängig und des-
halb kaum belastbar prognostizierbar ist. Im vorliegenden Fall interessiert jedoch nicht die lang-
fristige Entwicklung des Tanktourismus als solche als vielmehr die Frage, wie sich die Mineralöl-
steuereinnahmen verändern, falls einseitig die Mineralölsteuer und/oder der Mineralölsteuerzu-
schlag variiert werden. Deshalb wird der Tanktourismus eigens modelliert. Es hat sich gezeigt,
dass die Treibstoffpreis-Relationen Schweiz/angrenzendes Ausland sich im Verlauf der letzten
Jahre vor allem aufgrund des Wechselkurs-Verlaufs markant verändert haben. In der Folge wurde
beschlossen, im Rahmen dieser Studie die neuesten Wechselkursentwicklungen zu berücksichti-
gen und das Szenario WWB der Energieperspektiven entsprechend anzupassen, eine Sensitivi-
tätsrechnung durchzuführen und diese neuen Zahlen (als Szenario „WWB-Sensitivität“) der Ab-
schätzung der Mineralölsteuereinnahmen zugrunde zu legen. Konkret ist der Tanktourismus bis
2012 reduziert und die Nachfrage um die gleichen Werte nach oben korrigiert werden. Der Ab-
satz insgesamt (und damit die Treibstoffeinnahmen) blieben dabei unverändert. Zudem ist das
Modell auf das Absatzvolumen bis 2011 geeicht22 worden, dies im Unterschied zu den Szenarien
der Energieperspektiven, die sich am Kalibrierungsjahr 2010 orientieren.
7.2. ENTWICKLUNG EINES VEREINFACHTEN MODELLS FÜR DEN TANK-TOURISMUS
Die Modellierung des Tanktourismus umfasste im Wesentlichen fünf Schritte:
Schritt 1: Analyse der Treibstoff-Preisdifferenzen entlang der Grenzen
Ausgangspunkt war die Analyse der Treibstoffpreise in der Schweiz bzw. im benachbarten Aus-
land. Die EZV erhebt monatlich diese Preise diesseits und jenseits der Grenze sowie die Wechsel-
kurse. Die nachstehende Grafik zeigt den Verlauf dieser Preisdifferenzen für den Zeitraum 2001-
2012. Die Werte sind jeweils durchschnittliche Jahreswerte. Die Figur zeigt dabei sowohl die
Ausländer-Optik (ausgezogene Linien) wie auch die Schweizer Optik (gestrichelte Linien) für die
vier Nachbarländer (Deutschland [DE], Österreich [AT], Frankreich [FR], Italien [IT]). Eine nega-
22 Die Absatzzahlen 2012 lagen zum Zeitpunkt der Modellüberarbeitung noch nicht vor.
54|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
tive Preisdifferenz besagt, dass der Treibstoff in der Schweiz billiger ist, weshalb zu erwarten ist,
dass Treibstoff exportiert wird. Ein positiver Wert bedeutet das Inverse.
Konkret war Benzin fast in der ganzen betrachteten Zeitperiode in der Schweiz billiger als
im Ausland (Ausnahme Österreich 2011/2012). Diesel war demgegenüber in der Schweiz meis-
tens teurer– mit Ausnahme einer Periode in der Mitte des letzten Jahrzehnts, wo es je nach
Nachbarland eine mehr oder weniger lange Phase gab, wo Diesel in der Schweiz billiger war.
Die beiden Optiken (Ausland, CH) bzw. Kurven sind um etwa 5 bis 6 Rp. versetzt, was dem
Wechsel von Euro in CHF bzw. umgekehrt entspricht. Das bedeutet beispielsweise, dass für Öster-
reicher Benzin in der Schweiz im Jahr 2002 rund 2-3 Rappen billiger war, für Schweizer war das
Benzin in Österreich ca. 8 Rp. teurer.
Aufgrund dieser Preisentwicklung kann man Hypothesen formulieren, wie sich der Tanktou-
rismus im zeitlichen Verlauf entwickeln haben dürfte, namentlich im Falle von Vorzeichenwech-
seln der Preisdifferenzen. So war z.B. Diesel ab dem Jahr 2010 einzig in Italien teurer als in der
Schweiz, demnach muss der Diesel-Tanktourismus ca. 2010 praktisch zum Erliegen gekommen
sein bzw. ab 2010 muss der Export sich in Import transformiert haben.
Schliesslich zeigt diese Darstellung auch, um wieviel z.B. der Benzinpreis bzw. die Mineral-
ölsteuer oder der Mineralölsteuerzuschlag noch erhöht werden kann, ohne dass das Vorzeichen
dreht und der Tanktourismus zum Erliegen kommt bzw. sich von Export in Import wandelt. Weil
die Differenzen je nach Land unterschiedlich gross sind, fallen diese Reaktionen stufenweise bei
unterschiedlichen Preisveränderungen an.
|55
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
ENTWICKLUNG DER PREISDIFFERENZEN 2001-2012 SOWIE DER KURSVERLAUF EURO/CHF
Figur 20 Die Preisdifferenz-Kurven zeigen die Differenzen aus Sicht des Auslands (durchgezogene Linien) bzw. aus Sicht Schweiz (gestrichelte Linien): eine positive Zahl bedeutet (aus Sicht des Auslands), dass der Treibstoff in der Schweiz teurer war, eine negative heisst, der Treibstoff war in der Schweiz günstiger. Aus Schweizer Optik sind die Preisdifferenzkurven um rund 5 bis 6 Rp. zu verschieben, um dem Wechsel CHF/Euro Rechnung zu tragen. (Quelle: EZV).
Schritt 2: Vergleich des Tanktourismus im WWB-Szenario mit dem CEPE-Modell (Studie
2010, CEPE / Infras)
Das Bottom-up-Modell definiert für die Vergangenheit den Tanktourismus als Differenz zwischen
Absatz und (modellierter) Nachfrage. Eine eigene Studie zum Tanktourismus (CEPE/Infras 2010)
hat die Absatzentwicklung von 2001 bis 2008 von Tankstellen entlang der Grenze untersucht,
mit einem ökonometrischen Modell nachgebildet und so die absolute Grösse des Tanktourismus
und dessen Verlauf für Benzin und Diesel abgeschätzt. Ein Vergleich (vgl. Figur 21) zwischen
dem Bottom-up-Modell und jenem CEPE-Modell, summiert über alle 4 Länder, zeigt für Benzin
eine ähnliche Grössenordnung wie auch einen plausiblen zeitlichen Verlauf. Bei Diesel hingegen
zeigt sich klar, dass die Nachfrage im Dieselsektor durch das Bottom-up-Modell offenbar in den
jüngsten Jahren unterschätzt wurde und in der Folge die „Lücke“ zwischen Absatz und Nachfra-
ge gewissermassen mit Tanktourismus gefüllt wird. Die Preisrelationen zeigen aber, dass im
Verlaufe des Jahres 2010 wohl kaum mehr Diesel exportiert wurde. Das heisst, die inländische
-60
-50
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0
10
202001
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Rp/l
Preisdifferenz Benzin (CH- und Auslandoptik)
DE
AT
FR
IT
DE (CH)
AT (CH)
FR (CH)
IT (CH)
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30
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Rp/l
Preisdifferenz Diesel (Auslandoptik)
DE
AT
FR
IT
AT (CH)
DE (CH)
FR (CH)
IT (CH)
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0.40
0.60
0.80
1.00
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1.80
1.1.
01
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07
1.1.
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09
1.1.
10
1.1.
11
1.1.
12
1.1.
13
CH
F/E
uro
Kursverlauf Euro / CH
KursKauf_Euro KursVerkauf_Euro
56|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
Diesel-Nachfrage entspricht im Jahr 2010 praktisch dem Absatz. Aufgrund der Preisentwicklun-
gen kann man auch folgern, dass der Tanktourismus im 2012 in der vergleichbaren Grössenord-
nung liegen müsste wie am Anfang des letzten Jahrzehnts. Im Folgenden wird angenommen,
dass der Wechselkurs bis 2040 auf diesem Niveau verharrt.
TANKTOURISMUS: VERGLEICH „WWB“ MIT „CEPE-MODELL“
Figur 21 Vergleich des Tanktourismus, wie er sich aus der Differenz von Nachfrage und Absatz im WWB-Szenario ergibt, mit den Angaben aus der Tanktourismus-Studie bzw. dem sog. CEPE-Modell, das Abschätzungen auf der Basis von beobachteten Tankstellenabsatzdaten bis 2008 macht.
Schritt 3: Modellbildung
Das Modell CEPE liefert Tanktourismus-Angaben für die Zeitperiode 2001 bis 2008 für alle vier
Nachbarländer (vgl. Figur 21). Gleichzeitig sind die zugehörigen Preisdifferenzen bekannt (vgl.
Figur 20). Daraus lassen sich für alle Länder einfache Zusammenhänge je für Benzin bzw. Diesel
herleiten. Figur 22 zeigt die entsprechenden Funktionen, wobei für Benzin lediglich Daten für
„negative Preisdifferenzen“ vorliegen (sprich: Benzin immer billiger in der Schweiz). Plausibler-
weise gehen für alle Länder mit grösseren Preisdifferenzen die abgeleiteten Geraden nicht durch
den Nullpunkt, d.h. sobald die Preisdifferenz negativ wird, „springt“ der Tanktourismus auf ein
gewisses Niveau. Eine zusätzliche Vergrösserung der Preisdifferenz vermag den Tanktourismus
zwar weiter zu steigern, aber der Anstieg ist vergleichsweise moderat. Man kann dies damit er-
klären, dass z.B. viele Grenzgänger mit guter Alltagskenntnis der Preisrelationen schon bei klei-
nen Preisdifferenzen am Ort mit billigerem Treibstoff tanken. Höhere Preisdifferenzen bewirken
bei diesem Nutzersegment keine weiteren grossen Veränderungen mehr. Dass die Kurven
gleichwohl mit zunehmender Differenz ansteigen hat damit zu tun, dass immer mehr Verkehrs-
teilnehmende dazukommen, für die Tanktourismus rentabel ist, seien es solche, die ohnehin
fahren und einen Mitnahmeeffekt realisieren, oder seien es solche, die u.a. wegen des Tankens
eine Extrafahrt unternehmen.
0
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2012
Mio
L/a
TT Benzin (CEPE)
D
Fr
It
A
Sum B (CEPE)
B - WWB
-100
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0
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200
250
300
350
2001
2002
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2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Mio
L /
a
TT Diesel (CEPE)
D
Fr
It
A
Sum D
(CEPE)
D - WWB
|57
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
Beim Diesel ist die Situation schwieriger einzuschätzen: zum einen ist das Diesel-
Verbrauchersegment deutlich heterogener als beim Benzin, denn neben PW sind v.a. Lastwagen,
Busse, Traktoren, Baumaschinen u.a.m. Dieselkonsumenten. Weil die Kenntnisse über deren
Nutzung ungesicherter sind als im motorisierten Individualverkehr, ist auch die Nachfrage-
schätzung deutlich unsicherer. Diese Gruppen sind auch vom Nutzerprofil her weniger geeignet
für Tanktourismus (Traktoren, Busse). Schweizer Transporteure dürfen überdies bei ihrer Rück-
kehr in die Schweiz nur maximal 400 L Treibstoff mitführen (gemäss Mineralölsteuerverordnung,
Art. 34). Deshalb ist es nicht unplausibel, dass die vom CEPE-Modell ausgewiesenen Mengen
deutlich kleiner sind bei Diesel als bei Benzin. In diesem Fall führen die aus den CEPE-Angaben
abgeleiteten Funktionen durch den Nullpunkt (vgl. Figur 22).
Geht man davon aus, dass die CEPE-Angaben den Tanktourismus realistisch abbilden, so
lässt sich daraus ein vereinfachtes Modell ableiten, mit dem der Tanktourismus bei sich ändern-
den Preisdifferenzen (im positiven wie im negativen Wertebereich) ermittelt werden kann. Es
braucht allerdings zusätzliche Annahmen:
› bei Benzin wird für negative Preisdifferenzen das Modell gemäss Figur 22 unverändert unter-
stellt, d.h. für jedes Land wird die eigene spezifische Funktion verwendet. Für positive Preis-
differenzen wird die gleiche Neigung unterstellt. Weil keinerlei empirische Angaben für diesen
Fall bestehen, wenden wir die gleiche Funktion an ohne „Initialeffekt“ im inversen Bereich
(d.h. diese Funktion geht durch den Nullpunkt).
› bei Diesel decken die CEPE-Angaben die positiven und negativen Preisdifferentiale ab, deshalb
können die Funktionen direkt übernommen werden.
› Ergänzend wird unterstellt, dass der Tanktourismus praktisch Null bleibt, solange die Preisdif-
ferenz nicht grösser als 5 Rp ist. Das trägt dem Umstand Rechnung, dass die Ausländer in die-
sem Fall (bei z.B. +3 Rp./L) bereits im Ausland tanken, die Schweizer jedoch noch in der
Schweiz, da für sie der Preis im Ausland noch nicht attraktiver ist.
58|
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
TANKTOURISMUS-MODELL FÜR BENZIN BZW. DIESEL – ABGELEITET AUS DEN CEPE-DATEN
Figur 22 Modellparameter, abgeleitet aus den Angaben zum Tanktourismus aus der Studie CEPE/Infras (2010)
Schritt 4: Beispielhafte Modellanwendung für Deutschland
Anhand des Beispiels für Deutschland kann visualisiert werden, wie sich der Tanktourismus bei
BEISPIEL MODELL DEUTSCHLAND: TANKTOURISMUS IN ABHÄNGIGKEIT DER PREISDIFFERENZ
Figur 23 Beispielhafte Anwendung des vereinfachten Tanktourismus-Modells für Deutschland für Benzin (DE-B) bzw. Diesel (DE-D)
Schritt 5: Anwendung des Modells auf die CEPE-Daten und zeitliche Erweiterung bis 2012
Figur 24 schliesslich zeigt für den Zeitraum bis 2012, wie sich gemäss neuem Modell der Tank-
tourismus entwickelt hat. Für 2012 produziert das Modell rund 260 Mio. L „Export“ (Benzin) und
ca. 30 Mio. L „Import“ (Diesel), netto also rund 230 Mio. L Treibstoff – oder rund 3 bis 3.5%. Also
y = -2.8675x + 55.934
y = -1.8721x + 67.308
y = -0.9616x + 2.5694
y = -0.1315x + 74.149
0
50
100
150
200
250
-60.0 -50.0 -40.0 -30.0 -20.0 -10.0 -
Mio
L
Preisdifferenz in Rp/L (Ausland-Optik)
TT Benzin (Daten 2001-2008)
y = -1.9736x + 0.7871
y = -1.4322x + 4.0207
y = -0.4128x - 0.8728y = -0.9059x + 2.4317
-60
-50
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
40
-30.0 -20.0 -10.0 - 10.0 20.0 30.0
Mio
L
Preisdifferenz in Rp/L (Ausland-Optik
TT Diesel (Daten 2001-2008)
FR
DE
AT
IT
-100
-50
-
50
100
150
200
-50 -40 -30 -20 -10 - 10 20 30 40 50
Mio
L
Preisdifferenz in Rp/L
DE_B
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
deutlich weniger als die als „Faustregel“ oft gehörten rund 10%. Ausgehend von einem Treib-
stoffpreis von rund 1.90 CHF/L entspricht dies einem Umsatz von rund 435 Mio. CHF. bzw. 175
Mio. CHF Mineralölsteuererträge (Steuersatz: total ca. 76 Rp./L, inkl. Mineralölsteuerzuschlag).
Vergleicht man diese Angaben etwa mit jüngst publizierten Daten zum Einkaufstourismus (CS
2013), wonach der Einkaufstourismus (v.a. von Schweizern in Deutschland) auf rund 5 Mrd. CHF
geschätzt wird, so fällt der Tanktourismus im Vergleich dazu deutlich weniger ins Gewicht.
TANKTOURISMUS: MODELL-ANWENDUNG FÜR DIE ZEITREIHE 2001-2012
Figur 24 Anwendung des vereinfachten Tanktourismus-Modells für die Zeitreihe 2001-2012 (Zahlen in Annex 6).
7.3. NEUBERECHNUNG DES ENERGIEVERBRAUCHS („WWB-SENSITIVITÄT“)
Der oben skizzierte neu berechnete Tanktourismus weicht nennenswert ab von den in den ur-
sprünglichen Energieperspektiven bis 2012 ermittelten Werten (vgl. Figur 21), auch wenn es
sich bezogen auf den Gesamtabsatz um lediglich wenige Prozente handelt. Deshalb wurde be-
schlossen, ein Szenario „WWB-Sensitivität“ zu entwickeln, indem der Tanktourismus bis zum
Jahr 2012 neu berechnet und die sich daraus ergebende Differenz der Nachfrage zugeschlagen
wird. Bis 2012 ergibt sich aufgrund dessen keine Änderung am Absatz, es wird lediglich die Auf-
teilung zwischen der Nachfrage (=den expliziten Verbrauchersegmenten) und dem Tanktouris-
mus geändert. Konkret wird so für das Jahr 2010 die Dieselnachfrage um 9.5 PJ erhöht23, dafür
der Diesel-Tanktourismus mit null eingesetzt. Umgekehrt wird die Benzinnachfrage um 1.4 PJ
gesenkt und dafür der Benzin-Tanktourismus um den gleichen Wert erhöht. Für das Jahr 2011
23 Konkret werden diese zu 40% dem Segment PW Diesel, zu 40% dem Segment Güterverkehr und zu 20% dem Nonroad-Sektor
zugeschlagen.
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Mio
L/a
TT Diesel (Modell)
Sum D (CEPE) Sum D Modell (Mio L)
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wird zusätzlich das Niveau der Modellwerte für Benzin und Diesel auf das inzwischen bekannte
Absatzniveau 2011 angepasst24. Für alle Folgejahre wird die Nachfrageentwicklung aus dem
bisherigen Szenario WWB übernommen, aber ausgehend vom neuen Niveau. Daraus ergibt sich
bei Benzin und Diesel eine leichte Niveaukorrektur nach oben.
Der Tanktourismus seinerseits wird nicht mehr auf Null zurückgefahren wie in den Energie-
perspektiven, sondern grundsätzlich mit dem neuen Modell berechnet. Weil die Preisrelationen
unverändert beibehalten werden wie heute (Durchschnitt des Jahres 2012), bleibt der modell-
mässig ermittelte Tanktourismus theoretisch konstant. Er wird aber proportional zur Nachfrage-
entwicklung angepasst; d.h. beim Benzin wird er reduziert und beim Diesel erhöht, weil die
Benzinnachfrage ab- und die Dieselnachfrage zunimmt.
Schliesslich interessiert hier vor allem die kurz- und mittelfristige Sicht, deshalb werden die
Zahlen nur noch bis 2040 ausgewiesen. Die nachstehende Figur zeigt die so ermittelten neue
Treibstoffverbrauchsentwicklung (Benzin + Diesel, in PJ/a) im Szenario „WWB-Sensitivität“ im
Vergleich zu den ursprünglichen Angaben. Die Figur zeigt eine Anhebung des Niveaus der Treib-
stoffentwicklung gegenüber dem ursprünglichen Szenario. Gleichwohl bleibt die Kernaussage
bestehen, dass künftig mit einem stetigen Rückgang des Treibstoffabsatzes zu rechnen sein
wird, auch wenn dies etwas weniger ausgeprägt der Fall sein wird als in den Energieperspektiven
angenommen.
Die Differenzen sind im Wesentlichen auf drei Faktoren zurückzuführen:
› Der Tanktourismus wurde in den ursprünglichen Szenarien per 2035 auf „Null“ zurückgefah-
ren. Neu bleibt er bestehen, aber er wird im Niveau nachfrageproportional fortgeschrieben.
› Das Ausmass des Tanktourismus ist heute deutlich tiefer einzuschätzen als noch z.B. in den
Jahren 2007/08, dies aufgrund der jüngsten unterschiedlichen Entwicklungen der Treibstoff-
preise in der Schweiz bzw. im Ausland: die Preisdifferenzen haben sich primär wechselkursbe-
dingt deutlich abgeschwächt. Damit ist die Inlandnachfrage höher einzuschätzen.
› Schliesslich wurde das Niveau auch aufgrund der effektiven Absatzzahlen 2011 nochmals
leicht angehoben. Die Prognosen starten somit auf einem leicht höheren Niveau als dies in den
ursprünglichen Szenarien der Fall war.
24 Die Absatzzahlen 2012 lagen zum Zeitpunkt der Modellüberarbeitung noch nicht vor.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
ABSATZENTWICKLUNG VON BENZIN + DIESEL IM ADAPTIERTEN SZENARIO „WWB-SENSITIVITÄT“ IM VERGLEICH ZUM URSPRÜNGLICHEN SZENARIO „WWB“ GEMÄSS ENERGIEPERSPEKTIVEN 2050
Figur 25 Treibstoffabsatzentwicklung von Benzin + Diesel (in PJ/a) im ursprünglichen WWB-Szenario und im hier unter-stellten Szenario „WWB-Sensitivität“.
7.4. ERMITTLUNG DER FISKALEINNAHMEN Die Ermittlung der Fiskaleinnahmen basiert auf dem adaptierten Treibstoff-Entwicklungs-
szenario „WWB-Sensitivität“. Figur 26 zeigt die entsprechenden Fiskaleinnahmen (brutto). Da-
bei wird unterschieden nach den verschiedenen Einnahmenarten. Die in Figur 26 eingefügte
Tabelle zeigt die zugrundeliegenden Energiekenngrössen für Benzin und Diesel und die einzel-
nen Ertragszahlen. Zusätzlich werden dort auch die für die Spezialfinanzierung Strassenverkehr
letztlich relevanten Netto-Erträge25 aus der Mineralölsteuer und dem Mineralölsteuerzuschlag
ausgewiesen, indem Rückerstattungen, Erhebungskosten und Anteil Fürstentum Liechtenstein
in Abzug gebracht werden. Bei den Rückerstattungen wird unterstellt, dass diese künftig auf
dem heutigen Niveau bleiben werden (ca. 230 Mio L), da einerseits die entsprechenden Aktivitä-
ten (z.B. Bus-Km, Traktoreneinsatz) eher zunehmen, dafür die spezifischen Verbräuche tenden-
25 Es handelt sich hier um sämtliche Nettoerträge. Gemäss geltendem Recht sind 50% der Mineralölsteuererträge und 100% der
Erträge aus dem Mineralölsteuerzuschlag für die Spezialfinanzierung Strassenverkehr zweckgebunden (siehe auch Ziffer 6.1).
INFRAS | 20. Februar 2013 | Sensitivitätsrechnung zum Szenario „Weiter wie bisher“
ziell sinken werden. Für die andern zwei Komponenten werden gleiche prozentuale Anteile wie
heute unterstellt (Erhebungskosten 1.5%, Anteil Fürstentum Liechtenstein 0.4%). Annex 7 zeigt
die entsprechenden Jahreszahlen für die Periode 2010-2040.
FISKALEINNAHMEN IM SZENARIO „WWB-SENSITIVITÄT“
Figur 26 Fiskaleinnahmen im adaptierten Szenario „WWB-Sensitivität“ (Weiter wie bisher). In der Grafik sind Brutto-Werte eingetragen. Die Tabelle zeigt zusätzlich die Netto-Erträge der Mineralölsteuer und des Mineralölsteuerzuschlags. Einzel-jahreszahlen finden sich in Annex 7.
Die Darstellung zeigt, dass die Gesamtfiskalerträge und damit auch die für die Spezialfinanzie-
rung Strassenverkehr wichtige Grösse der Netto-Erträge der Mineralölsteuer bzw. des Mineralöl-
steuerzuschlags stetig abnehmen werden. Die Reduktionsrate beträgt knapp 1% pro Jahr. Die
Mineralölsteuereinnahmen (inkl. Zuschlag) werden im 2015 somit gemäss Modellrechnung rund
215 Mio. CHF tiefer ausfallen als im Jahr 2010. Diese Fehlbeträge im Vergleich zu 2010 werden
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im Jahr 2020 auf gut 400 Mio. CHF, im 2025 auf 650 und im Jahr 2030 auf gut 900 Mio. CHF an-
wachsen. Dies ist die Kehrseite der geforderten und geförderten allgemeinen technologischen
Entwicklung hin zu verbrauchsärmeren Fahrzeugen oder Fahrzeugen mit anderen Antriebsener-
gien. Die Ökologisierung der Biotreibstoffe (sprich: Steuerbefreiung) spielt unter den hier ge-
troffenen Annahmen keine massgebende Rolle.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einfluss von Preisvariationen auf die Nachfrage
8. EINFLUSS VON PREISVARIATIONEN AUF DIE NACHFRAGE
8.1. EINLEITENDE BEMERKUNGEN Aufgrund der aufgezeigten Mineralölsteuerprognosen ist es naheliegend, dass über Möglichkei-
ten nachgedacht wird, wie dieser Erosion der Steuererträge begegnet werden kann. Eine der
Optionen ist die Anhebung der Steuersätze von Mineralölsteuer und/oder –zuschlag. Die bisher
dargelegten Mengengerüste sind eine taugliche Basis für solche Wirkungsabschätzungen. Dabei
sind vor allem zwei Effekte in Rechnung zu stellen, wenn die Steuersätze einseitig (nur in der
Schweiz) verändert werden und sich in der Folge die Treibstoffpreise verändern:
› Zum einen ist mit einem Nachfrageeffekt zu rechnen, d.h. als Folge von Preiserhöhungen wird
sich ein leichter Rückgang der Nachfrage einstellen, was die erwarteten Mehreinnahmen durch
eine Steuererhöhung dämpft.
› Zum andern verändern sich durch die Veränderung der Steuersätze die Treibstoffpreisdifferen-
zen zwischen der Schweiz und dem angrenzenden Ausland, was den Tanktourismus verändert
oder gar umkehren kann (z.B. von „Export“ zu „Import“).
Es ist nicht Aufgabe dieses Berichtes, die Wirkungen konkreter Steuersatzveränderungen abzu-
schätzen und aufzuzeigen. Vielmehr wurde das vorgängig beschriebene Mengengerüst in ein
Rechentool integriert, mit dem das ASTRA eigenständig entsprechende Abschätzungen durch-
führen kann. Der zweite der oben erwähnten Effekte (Tanktourismus) lässt sich mit dem in Kapi-
tel 7.2 erläuterten vereinfachten Modell zum Tanktourismus abschätzen. Im folgenden Kapitel
8.2 werden Überlegungen gemacht, wie der erstgenannnte Nachfrageeffekt auf der Basis von
Elastizitäten abgeschätzt werden kann. Kapitel 8.3 illustriert dann beispielhaft, wie die Steuers-
ätze erhöht werden müssten um die Steuererträge bis z.B. 2035 auf dem heutigen Niveau zu
halten.
8.2. ELASTIZITÄTEN ZUR ABSCHÄTZUNG DES NACHFRAGEEFFEKTS Der Nachfrageeffekt aufgrund einer Preiserhöhung eines Gutes lässt sich in vereinfachter Weise
mit Hilfe von Elastizitäten26 berechnen. Eine frühere Studie (Infras 2003) ging aufgrund von
Literaturangaben im Personenverkehr von Elastizitäten von -0.3 bis -0.4 aus, im Güterverkehr
von -0.12 bis -0.2. Eine neuere Studie (Baranzini et. al. 2010) weist für Benzin -0.34 und für
Treibstoff insgesamt -0.27 aus. Daraus kann man ableiten, dass für Diesel der Wert tiefer sein 26
genauer: direkte Preiselastizität der Nachfrage. Diese gibt an, um wie viele Prozente die Nachfrage zu-/abnimmt, wenn der Preis für dieses Gut um 1% fällt/steigt.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einfluss von Preisvariationen auf die Nachfrage
muss. Allerdings differenziert die Studie nicht zwischen Güter- und Personenverkehr oder nach
Ursachen (wie z.B. Substitutionseffekten). Frühere Arbeiten im Kontext zur LSVA (GVF 1999)
lassen darauf schliessen, dass die Werte im Güterverkehr deutlich tiefer sind als im Personenver-
kehr, weil die Substitutionsmöglichkeiten geringer sind als im Personenverkehr. Für die Be-
rechnung der Lenkungswirkung ist deshalb zweckmässigerweise zu differenzieren zwischen
Personen- und Güterverkehr. Schwieriger wird allerdings eine zusätzliche Differenzierung zwi-
schen Diesel und Benzin (nur relevant im Personenverkehr; der Güterverkehr ist fast aus-
schliesslich Diesel-orientiert). Gemäss einer ETH-Studie (IVT 2010), die auf „stated preference“-
Äusserungen basiert (und nicht auf „revealed behaviour“) wird der Substitutionseffekt von Ben-
zin- auf Diesel-Fahrzeuge bis zu einem Treibstoffpreis von 3.50 CHF/L und in der Folge eine
Nachfragezunahme höher eingestuft als der Nachfragerückgang, mit dem Effekt dass für Diesel
eine positive Elastizität resultiert:
Werte bei 1.50 Fr./L gemäss IVT (2010):
› Treibstoffe total: -0.14
› Benzin -0.31
› Diesel +0.32
Diese Werte stehen insofern im Widerspruch zu Baranzini et.al. 2009 als in letzterer (auf der
Basis empirischer Daten) der Wert für Treibstoffe total praktisch doppelt so hoch ist (-0.27).
Solange die Preiserhöhungen auf Benzin und Diesel gleich sind, wäre in der Tat ein positiver
Wert für die Elastizität zumindest überraschend, wenn man bedenkt,
› dass der mittlere CO2-Ausstoss der heutigen Diesel-Neuwagen mittlerweile höher ist als jener
der Benzin-PW (vgl. Figur 9),
› dass die neuen Diesel-PW aufgrund der neuen Abgasvorschriften (Euro-6) mutmasslich teurer
werden (aufwändige Abgasnachbehandlungen wie DeNox-Systeme, DPF),
› und dass im WWB-Szenario die Effizienzverbesserung und damit ein effizienzorientierter Sub-
stitutionseffekt bereits in der Neuwagen-Flotte berücksichtigt ist.
Zu beachten ist schliesslich auch, dass die Art der Preisänderung bzw. das Umfeld eine Rolle
spielt:
› eine steuerbedingte Preiserhöhung führt zu sofortigen Reaktionen, bei marktbedingten Preis-
Änderungen sind aufgrund anderer Erwartungshaltungen zeitliche Verzögerungen zu beobach-
ten.
› Verhaltensreaktionen sind nur dann zu erwarten, wenn die Preiserhöhung spürbar ist; d.h. die
Elastizität selber hängt von dieser Spürbarkeit ab (z.B. laut IVT 2010). Unter einer gewissen
Schwelle ist keine nennenswerte Reaktion zu erwarten.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einfluss von Preisvariationen auf die Nachfrage
› Andererseits prägt das Umfeld, in welches eine steuerbedingte Preiserhöhung eingebettet ist,
die Reaktion: Wird die Preiserhöhung mit andern Massnahmen gekoppelt wie Förderung effizi-
enter Fahrzeuge, Anstrengungen zu effizienterem Fahren, fiskalische Anreize, Anbieten von
Substitutionsmöglichkeiten im ÖV etc., so sind höhere Reaktionswerte zu erwarten.
Vorschlag btr. Elastizitäten
Es ist ebenfalls nicht Aufgabe dieser Untersuchung, Elastizitäten festzulegen. Vielmehr erlaubt
das oben erwähnte Rechentool eigene Spezifikationen von Elastizitäten. Gleichwohl kann man
aus den oben gemachten Ausführungen folgern, dass – namentlich aufgrund des Umstands, dass
im zugrunde gelegten Szenario eine Effizienzverbesserung bereits eingerechnet ist – die Elasti-
zitäten nicht allzu hoch gewählt werden sollten. Wir würden z.B. Werte für den Personenverkehr
(Benzin) im Bereich von -0.2 bis -0.3 empfehlen; für das Segment Dieselfahrzeuge im Personen-
verkehr würden wir noch tiefere Werte verwenden, da sich ein markanter Teil davon im Ge-
schäftsverkehr abspielt (z.B. Taxi etc.). Für den Güterverkehr und Nonroad-Bereich sind auf-
grund geringer Substitutionsmöglichkeiten noch tiefere Werte (im Bereich von -0.1 bis -0.2)
angezeigt.
8.3. ILLUSTRATION EINER WIRKUNGSABSCHÄTZUNG Wie stark müsste der Steuersatz angehoben werden, wenn beispielsweise das heutige Mineralöl-
steuerertragsniveau von rund 5 Mrd. CHF bis 2035 beibehalten werden sollte? Diese illustrative
Zielvorgabe lässt sich grundsätzlich über verschiedene Pfade erreichen, z.B. durch die Erhöhung
der Steuersätze von Mineralölsteuer und/oder Mineralölsteuerzuschlag, durch einheitliche oder
durch unterschiedliche Steuersatz-Erhöhung bei Benzin und Diesel. Die in Figur 27 dargestellte
Entwicklung der fiskalischen Erträge, welche in etwa dieser Zielvorgabe entspricht, ergibt sich,
wenn der Mineralölzuschlag kontinuierlich bei Benzin und Diesel von derzeit 30 Rp./L in drei 5-
Jahresschritten (2015, 2020, 2025) um jeweils 5 Rp./L erhöht wird; anschliessend sind dafür
zwei weitere Erhöhungsrunden à 7.5 Rp./L beispielsweise in den Jahren 2030 und 2035 nötig, so
dass der Zuschlag bis 2035 bei 60 Rp./L angelangt ist, was einer Verdopplung gegenüber heute
entspricht. Anschliessend sinkt der Mineralölsteuerertrag weiter ab, so dass eine weitere Erhö-
hung nötig würde, falls ein solches Ziel auch für die Zeit darüber hinaus verfolgt würde.
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INFRAS | 20. Februar 2013 | Einfluss von Preisvariationen auf die Nachfrage
THEORETISCHES BEISPIEL: STUFENWEISE ERHÖHUNG DES STEUERSATZES MIT DEM ZIEL, BIS 2035 DAS ERTRAGSNIVEAU DES JAHRES 2010 ZU HALTEN
Figur 27 Illustration der Wirkung einer kontinuierlichen Erhöhung der Mineralölsteuerzuschlags in 5- Jahresschritten (anfänglich mit Erhöhungen um 5 Rp./L, später um 7.5 Rp./L), bis der Zuschlag im 2035 doppelt so hoch (60 Rp./L) ist wie heute (30 Rp./L).
ANNEX 2: GESAMTVERKEHRSLEISTUNGSENTWICKLUNG IN DEN SZENA-RIEN DER ENERGIEPERSPEKTIVEN Quelle: BFE 2012a, S. 68
GESAMTVERKEHRSLEISTUNGSENTWICKLUNG IN DEN SZENARIEN „WWB“ (WEITER WIE BISHER) UND „POM“ (POLITISCHE MASSNAHMEN)
GESAMTVERKEHRSLEISTUNGSENTWICKLUNG IM SZENARIO „NEP“ (NEUE ENERGIEPOLITIK)
Tabelle 8 Gesamtverkehrsleistungen auf Strasse und Schiene im Personen- und Güterverkehr, je für die Szenarien WWB und POM bzw. NEP (Quelle: Energieperspektiven 2050)
ANNEX 5: KENNGRÖSSEN UND STEUERTARIFE VERSCHIEDENER TREIBSTOFFE
Tabelle 11 Im Bottom-Up-Modell verwendete Kenngrössen der Treibstoffe: Dichte, Heizwert und CO2-Emissionsfaktoren. Die von der EZV verwendeten Dichtewerte weichen bei Benzin (744 g/L) und Diesel (834 g/L) marginal ab.
Tabelle 12 Steuertarife gemäss EZV/EFD. Stand 2012. *) Bei den Biotreibstoffen sind hier die sog. Normalsätze aufgeführt. Seit 1. Juli 2008 besteht die Möglichkeit, Bio-Treibstoffe (gemäss Artikel 19 a Abs. 2 MinöStV) von der Mineralöl-steuer zu befreien (Steuersatz CHF 0.00), sofern die ökologischen und sozialen Mindestanforderungen eingehalten werden. Bei den in diesem Bericht durchgeführten Prognoserechnun-gen wird dies unterstellt (d.h. Steuersatz CHF 0.00). Die Verkaufspreisangaben werden in diesem Bericht nur dahingehend benötigt, um a) Nachfragereaktionen als Folge von Steuertarifvariationen mittels Elastizitäten abzuschätzen, und b) um im Sinne der Vollständigkeit auch MWSt-Erträge auszuweisen.