HESSEN-FORST Artgutachten 2006 FFH-Artgutachten Die Verbreitung des Seefrosches Rana ridibunda, des Kleinen Wasserfrosches Rana lessonae und des Teichfrosches Rana kl. esculenta (Arten der Anhänge IV bzw. V der FFH-Richtlinie) in Hessen FENA Servicestelle für Forsteinrichtung und Naturschutz
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Artgutachten 2006 Rana ridibunda lessonae esculenta...Die Nomenklatur ( Seefrosch für Rana ridibunda, Kleiner Wasserfrosch für R. lessonae und Teichfrosch für Rana kl. esculenta)
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HESSEN-FORST
Artgutachten 2006
FFH-ArtgutachtenDie Verbreitung des Seefrosches Rana ridibunda,des Kleinen Wasserfrosches Rana lessonaeund des Teichfrosches Rana kl. esculenta(Arten der Anhänge IV bzw. V der FFH-Richtlinie)in Hessen
FENAServicestelle für Forsteinrichtung und Naturschutz
Helmut STEINER & Annette ZITZMANN 2006: Die Verbreitung des Seefrosches Rana ridibunda,des Kleinen Wasserfrosches Rana lessonae und des Teichfrosches Rana kl. esculenta (Arten derAnhänge IV bzw. V der FFH-Richtlinie) in Hessen. Gutachten im Auftrag von FENA Hessen Forst.Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen e.V. (AGAR), Rodenbach. 53 S. +Anhang.
im Auftrag von
HESSEN-FORSTFORSTEINRICHTUNG UND NATURSCHUTZ
Europastraße 10-1235394 Gießen
Abschlussbericht zu dem Projekt
�Landesweites Gutachten 2006 zur Verbreitung des Kleinen Teichfrosches (Rana lesso-
nae), des Wasserfrosches (Rana esculenta) und des Seefrosches (Rana ridibunda) in
Hessen (Arten der Anhänge IV bzw. V der FFH-Richtlinie)�
Stand: August 2008
Bearbeitung:
Helmut SteinerAnnette Zitzmann
Abbildung Deckblatt: Rana kl. esculenta, H. Steiner 2006
STEINER & ZITZMANN 2006: Die Verbreitung der Grünfrösche in Hessen 1
Für die Quotienten aus den o.g. Längenmaßen macht die FACHBEHÖRDE NATURSCHUTZ DES
NIEDERSÄCHSISCHEN LANDESVERWALTUNGSAMTES (1982) folgende Angaben: Bei R. lessonae
sollte der Wert ZL/FHL kleiner als 2 sein und die USL ist kürzer als ½ KRL. Bei R. esculenta
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AGAR, Gartenstraße 37, 63517 Rodenbach
sollte der Wert ZL/FHL zwischen 2 und 3 liegen und die USL entspricht in etwa ½ KRL. Bei R.
ridibunda sollte der Wert ZL/FHL zwischen 2,5 und 4 liegen und USL ist kürzer als ½ KRL.
Die arttypischen Ausprägungen der genannten Merkmale haben für die Identifizierung der drei
Arten R. ridibunda, R. kl. esculenta und R. lessonae jedoch unterschiedliche Eignungen (Schrö-
er 1997).
Abb. 1: Ausbildung des Fersenhöckers und relative Hinterbeinlängen bei Grünfröschen (verändert nachFACHBEHÖRDE FÜR NATURSCHUTZ DES N IEDERSÄCHSISCHEN LANDESVERWALTUNGSAMTES 1982 und PLÖTNER
2005
Abb. 2: Oszillogramme der Paarungsrufe von R. ridibunda, R. lessonae und R. kl.esculenta (aus: PLÖTNER 2005).
STEINER & ZITZMANN 2006: Die Verbreitung der Grünfrösche in Hessen 12
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Der Autor ermittelt die höchste Bestimmungsgenauigkeit für R. lessonae anhand der Form des
Fersenhöckers (81%), für R. kl. esculenta anhand der Fersenprobe (92%) und für R. ridibunda
anhand der Form des Fersenhöckers (96%).
In der vorliegenden Studie wurden sämtliche genannten Merkmale für die Identifizierung der Ar-
ten einbezogen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Merkmale mit der höchsten Bestim-
mungsgenauigkeit gelegt wurde.
In den Erfassungsbogen wurde die genaue Anzahl nachgewiesener adulter und juveniler Tiere,
Kaulquappen und Laichballen dokumentiert.
3.2.2 Habitate und Lebensraumstrukturen
Unter Verwendung des im Jahr 2005 überarbeiteten �Erhebungsbogens für Gewässer� (vgl.
Cloos 2004) erfolgte eine kurze Analyse der Habitate. Dazu zählten Angaben zu Anzahl und
Qualität der Laichgewässer (Gewässertyp, Exposition, maximale Tiefe, Anteile von Flachwas-
serzonen, aquatischer Vegetation und Röhricht, Nutzung) sowie eine Analyse des Gewässer-
umfeldes in Bezug auf seine Eignung als Landhabitat (Strukturreichtum und Art der vorkom-
menden Biotoptypen in bis zu 300 m Entfernung vom Gewässer).
3.2.3 Artspezifische Beeinträchtigungen und Gefährdungen
Die artrelevanten Gefährdungen ergaben sich zu einem aus der durchgeführten Habitatanalyse
und zum anderen aus der Benennung konkreter Bedrohungen für das Laichgewässer und den
Die Ergebnisse der Punkte 2.2.1 bis 2.2.3 wurden unter Bearbeitung aller genannten Unterpa-
rameter bei jeder Geländebegehung in einem Begehungsprotokoll (siehe Anhang) verzeich-
net. In einem dazugehörigen Bewertungsbogen trugen die Kartierer als Schlussfolgerungen
aus den erhobenen Daten ihre Einschätzungen der Qualität der Population, der Habitate und
Lebensraumstrukturen sowie der Beeinträchtigung und Gefährdung ein. Die Einschätzung für
die drei genannten Kategorien erfolgte in drei Stufen A - sehr gut, B � gut, C � mittel bis
schlecht
Die Begehungen wurden unmittelbar nach Abschluss des Werkvertrages begonnen. Sie fanden
zwischen dem 15.04. und dem 17.09.2006 statt.
3.3 Begriffsbestimmung
Eine Population ist wissenschaftlich als Fortpflanzungsgemeinschaft einer Art, die einen be-
stimmten Raum besiedelt, definiert. Eine Abgrenzung von Populationen ist daher bei gewöhnli-
chen Bestandsaufnahmen im Gelände nicht möglich (Sowig et al. 2007). Als neutrale Formulie-
rung wird daher der Begriff des Vorkommens gebraucht, der wissenschaftlich nicht definiert ist.
Im Kontext dieses Gutachtens wird ein Vorkommen wie folgt definiert: Aufgrund ihrer Morpholo-
gie und/oder den Paarungsrufen bestimmte oder unbestimmte Grünfrösche in einem abge-
grenzten Gebiet, zu dem ein eigener NATIS-Gebiets-Datensatz vorliegt. Für die Größenabschät-
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zung der Vorkommen wird der Begriff Populationsgröße beibehalten, da die Abschätzung ne-
ben der Zahl auch die Populationsabgrenzung beinhaltet. Abgesehen davon wird der Begriff der
Population soweit wie möglich vermieden.
Nachweis ist der konkrete Beleg eines Vorkommens zu einem definitiven Zeitpunkt. Qualitativ
wird der Begriff synonym zu Vorkommen gebraucht, wobei quantitativ mehrere Nachweise zu
einem Vorkommen vorliegen können. Zu jedem Nachweis liegt ein eigener NATIS-
Kartierungsdatensatz vor. Gebiet ist jede räumliche Einheit, für die ein eigener NATIS-Gebiets-
Datensatz angelegt ist. Alle im Rahmen der Grünfroschkartierung 2006 untersuchten Gebiete
sind distinkte räumliche Einheiten. Im Rahmen andere Kartierungen von der AGAR 2006 erfass-
te Gebiete sind ebenfalls distinkte Einheiten, für die übrigen vorliegenden Daten wurde kein
Versuch unternommen, Gebiete zu synonymisieren.
4. Ergebnisse
4.1 Ergebnisse der Geländeerfassung
Die Geländeerfassung fand hessenweit auf der Basis von einem Untersuchungsgewässer pro
Messtischblattviertel statt. Begangen wurden Gebiete in insgesamt 663 Quadranten auf 187
Messtischblättern. Diese Kartierung erbrachte 2677 NATIS-Datensätze (2632 zu Amphibien, 45
zu Reptilien) aus 735 Gebieten. In 66 Gebieten (65 Quadranten) wurden Vorkommen von R.
lessonae, in 311 Gebieten (303 Quadranten) Vorkommen von R. kl. esculenta und in 94 Gebie-
ten (89 Quadranten) Vorkommen von R. ridibunda nachgewiesen.
Neben den Grünfröschen wurden als Beifänge 13 weitere Amphibienarten und 4 Reptilienarten
nachgewiesen.
Abb. 3: Vergleich der Fersenhöcker von Rana lessonae (links) und Ranakl. esculenta (rechts). Foto: A. Malten
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4.2 Seefrosch Rana ridibunda
4.2.1 Flächige Verbreitung der Art in Hessen
Zu Beginn der aktuellen Untersuchung lagen in Hessen nur wenige Daten zur Verbreitung des
Seefrosches vor. Die ausgewerteten Gutachten und vorhandenen Natis-Daten erbrachten für
den Zeitraum von 1990 bis 2005 dreizehn dokumentierte Vorkommen auf elf Messtischblatt-
quadranten (Karte 4).
Karte 4: Verbreitung von Rana ridibunda in Hessen (Kenntnisstand 1990-2005)
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Bei der Kartierung 2006 wurden Seefrösche in 89 Messtischblattvierteln nachgewiesen (Karte
5). Auffällig ist das Fehlen von Nachweisen in vielen Bereichen Südhessens, beinahe im ge-
samten Westen und im Osten Mittelhessens.
Karte 5: Nachweise von Rana ridibunda im Jahr 2006
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Die aktuelle Verbreitung (Karte 6), die alle verfügbaren Daten ab 1990 mit einbezieht, zeigt 95
besetzte Quadranten. Sie entspricht mehr oder weniger der aktuellen Kartierung.
Karte 6: Aktuelle Verbreitung von Rana ridibunda (beinhaltet den Kennt-nisstand 1990-2005, die Kartierung 2006 und zur Verfügung gestellte Da-ten aus der FFH-Grunddatenerfassung)
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4.2.2 Verbreitung und Zustand der Art in den naturräumlichen
Haupteinheiten
Betrachtet man die aktuelle Verteilung der Grünfroschnachweise (1990-2006) auf die natur-
räumlichen Einheiten nach SSYMANK & HAUKE (SSYMANK 1994), so ergibt sich für den Seefrosch
folgendes Bild: Die meisten Funde (46) finden sich im Naturraum D46 (Westhessisches Berg-
land). Der Naturraum D47 (Osthessisches Bergland, Vogelsberg und Rhön) hat mit 31 Vor-
kommen den nächst höchsten Wert für Hessen, gefolgt von D53 (Oberrheinisches Tiefland) mit
17 Vorkommen, D55 mit sechs, D41 mit drei und D39 mit 2 Vorkommen. D36 und D40 bilden
mit je einem Vorkommen (Karte 7). Zahlenwerte zur naturräumlichen Verteilung der Kartie-
rungsergebnisse 2006 sind in Tab. 13 widergegeben, zur naturräumlichen Verteilung der Ge-
samtdatenlage siehe auch Kap. 5.2.
Karte 7: Aktuelle naturräumliche Verbreitung von Rana ridibunda in Hessen
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Das größte hessische Seefrosch-Vorkommen liegt im NSG Ermschwerder Kiesteiche im Nor-
den des Bundeslandes (Tab. 2). Der Bestand wird auf 1000 Tiere geschätzt. Ähnliche Be-
standszahlen könnte das Vorkommen der ehemaligen Kiesseen in der Werraaue erreichen.
Tab. 2: Übersicht der größten Rana ridibunda-Vorkommen Hessens
Rana ridibunda: Die größten Vorkommen Hessens
TK25&Q Gebiet Gesamtpopulation (Schät-zung)
Bewertung Habitat Bewertung Gefähr-dung
TK 4624-2Ermschwerd, NSG Ermschwer-der Kiesteiche
1000 a a
TK 4826-2Aue, ehem. Kiesseen in Werra-aue
200-1000? b b
TK 4822-3Niedermöllrich, Agar Neuanlageam Kieswerk
*als unsicher eingestufte Bestimmungen sind nicht berücksichtigt
Abb. 4: Seefrosch Rana ridibunda. Foto: H. Steiner
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4.3 Kleiner Wasserfrosch Rana lessonae
4.3.1 Flächige Verbreitung der Art in Hessen
Ähnlich wie beim Seefrosch lagen zu Beginn der aktuellen Untersuchung in Hessen nur äußerst
spärliche Kenntnisse zur Verbreitung des kleinen Wasserfroschs vor. Die ausgewerteten Gut-
achten und vorhandenen Natis-Daten erbrachten für den Zeitraum von 1990 bis 2005 lediglich
sieben dokumentierte Vorkommen, die sechs Quadranten belegen (Karte 8).
Karte 8: Verbreitung von Rana lessonae in Hessen (Kenntnisstand 1990-2005)
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Bei der Kartierung 2006 wurden in 65 von insgesamt 663 Quadranten Vorkommen des kleinen
Wasserfroschs nachgewiesen. Dabei lag ein Verbreitungsschwerpunkt der Art in Südhessen
und ein weiterer im nördlichen Teil Mittelhessens. Im Norden ist der kleine Wasserfrosch nur auf
fünf Quadranten vertreten (Karte 9).
Karte 9: Nachweise von Rana lessonae im Jahr 2006
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Als Ergebnis der vorliegenden Daten, der aktuellen Erfassung und zur Verfügung gestellten Da-
ten aus der FFH-Grunddatenerhebung ergibt sich folgendes Gesamtbild für die Verbreitung von
Rana lessonae in Hessen (Karte 10): In 69 Quadranten tritt die Art in Hessen auf mit einem
Verbreitungsschwerpunkt in Südhessen.
Karte 10: Aktuelle Verbreitung von Rana lessonae (beinhaltet den Kenntnis-stand 1990-2005, die Kartierung 2006 und zur Verfügung gestellte Daten ausder FFH-Grunddatenerhebung)
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4.3.2 Verbreitung und Zustand der Art in den naturräumlichen
Haupteinheiten
Die aktuelle Verteilung der Grünfroschnachweise auf die naturräumlichen Einheiten nach SSY-
MANK & HAUKE (SSYMANK 1994) ergibt für den kleinen Wasserfrosch folgendes Bild: Rana les-
sonae wurde besonders häufig in den großen Naturräumen D53, D46 und D47 gefunden. Die
Art fehlt in den Naturräumen D 18, D40 und D44, die in Hessen allerdings eine nur sehr geringe
Ausdehnungen haben (Karte 11). Zahlenwerte zur naturräumlichen Verteilung der Kartierungs-
ergebnisse 2006 sind in Tab. 13 widergegeben, Daten zur naturräumlichen Verteilung der Ge-
samtfunde finden sich in Kap. 5.2.
Karte 11: Aktuelle naturräumliche Verbreitung von Rana lessonae in Hessen
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Die größten hessischen Vorkommen des Kleinen Wasserfrosches werden auf 200 bis zu 1000
Tiere geschätzt. Das größte Vorkommen mit geschätzten 1000 Individuen existiert im nördli-
chen Mittelhessen bei Schwarzenborn. Das zweitstärkste Vorkommen mit 500 Tieren befindet
sich in Nordhessen bei Udenhausen. Ebenfalls individuenstarke Vorkommen mit 250 bis 300
Tieren sind die Vorkommen von Hofbieber und Olberode und mit etwa 200 Tieren die Populati-
onen von Rosenthal, Schwarzenborn, Lehnheim und Erfelden (Tab. 5).
Tab. 5: Übersicht der größten Rana lessonae-Vorkommen Hessens
Rana lessonae: Die größten Vorkommen Hessens*
TK25&Q GebietGesamtpopulation
(Schätzung)Bewertung
HabitatBewertungGefährdung
TK 5022-4 Schwarzenborn, Knüllteich, westlicher Teil 1000 a a
TK 4522-2 Udenhausen, Fischteiche nahe Kaiserteich 500 b c
TK 5425-1 Hofbieber, Teich an der K25 300 b b
TK 5122-2Olberode, AGAR Neuanlage am Fliegerteich-TÜP
250-300 a a
TK 4919-3Rosenthal, Teich im oberen Nemphetal WNWWillershausen
ca. 200 a a
TK 5122-2 Schwarzenborn, TÜP, Teich Lerchenfeld 200 b b
TK 5320-3 Lehnheim, Abtsteich bei Merlau >200 a b
TK 6116-3 Erfelden, Schusterwörther Altrhein Süd >200 a a
*als unsicher eingestufte Bestimmungen sind nicht berücksichtigt
Im Naturraum D47 (Osthessisches Bergland, Vogelsberg und Rhön) liegt das mit geschätzten
1000 Individuen größte hessische R. lessonae-Vorkommen (Tab. 6). Das zweitgrößte Vorkom-
men (gesch. 500Tiere) liegt im Naturraum D36 (Weser- und Weser-Leine-Bergland). Große
Vorkommen finden sich ebenfalls in den Naturräumen D46 (Westhessisches Bergland) und D53
(Oberrheinisches Tiefland). Die Naturräume mit individuenschwachen Vorkommen des kleinen
Wasserfrosches sind D39 (Westerwald), D41 (Taunus) und D55.
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Tab. 6: Übersicht der größten Rana lessonae-Vorkommen je naturräumliche Haupteinheit
Rana lessonae: Die größten Vorkommen je naturräumliche Haupteinheit*
D-Natur-raum TK25&Q Gebiet
Gesamt-population(Schätzung)
BewertungPopulation
BewertungHabitat
BewertungGefährdung
D36 TK 4522-2Udenhausen, Fischteiche nahe Kaiser-teich
500 a b c
TK 5514-1 Thalheim, Kiesgrube Bus-Daum 10 b b aD39
TK 5514-2Obertiefenbach, Kompostwerk Beselichin der Grube Niederstein
5 c b b
TK 5617-1Eschbach, Fischteich mit Nebengewäs-sern W Usingen-Eschbach 5 c c bD41
TK 5814-4 Seitzenhahn, S, Teich 2 c a aTK 5320-3 Lehnheim, Abtsteich bei Merlau >200 a a b
TK 4919-3Rosenthal, Teich im oberen NemphetalWNW Willershausen
ca. 200 a a a
TK 5320-1Bernsfeld, Fischteiche NSG "Rödern beiBernsfeld" >100 a b b
*als unsicher eingestufte Bestimmungen sind nicht berücksichtigt
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4.4 Teichfrosch Rana kl. esculenta
4.4.1 Flächige Verbreitung der Art in Hessen
Die ausgewerteten Gutachten und vorhandenen NATIS-Daten erbrachten für den Zeitraum von
1990 bis 2005 insgesamt 70 dokumentierte Vorkommen des Teichfrosches, die 43 Quadranten
belegen (Karte 12).
Karte 12: Verbreitung von Rana kl. esculenta in Hessen (Kenntnisstand 1990-2005)
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Im Rahmen der Kartierung 2006 wurden in 303 Messtischblattvierteln Vorkommen des Teich-
frosches gefunden.
Karte 13: Nachweise von Rana kl. esculenta im Jahr 2006
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Zusammen mit den vorher bekannten Daten und den zur Verfügung gestellten Funden aus der
Grunddatenerhebung, ergibt sich das in Karte 14 dargestellte aktuelle Verbreitungsmuster für
den Teichfrosch in Hessen. Insgesamt sind 314 Quadranten besetzt. Verbreitungslücken erge-
ben sich dabei vor allem im Westen, Norden und Osten Hessens.
Karte 14: Aktuelle Verbreitung von Rana kl. esculenta (beinhaltet denKenntnisstand 1990-2005, die Kartierung 2006 und zur Verfügung gestellteDaten aus der FFH-Grunddatenerfassung)
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4.4.2 Verbreitung und Zustand der Art in den naturräumlichen
Haupteinheiten
Die meisten Funde von Rana kl. esculenta stammen aus den Naturräumen D46 (Westhessi-
sches Bergland) und D53 (Oberrheinisches Tiefland). Die Art fehlt weitgehend in den Naturräu-
men D18 und D38, die ihren Hauptflächenanteil außerhalb Hessens haben, sowie vollständig
im Naturraum D44. Zahlenwerte zur naturräumlichen Verteilung der Kartierungsergebnisse
2006 sind in Tab. 13 widergegeben, Daten zur naturräumlichen Verteilung der Gesamtfunde
finden sich in Kap. 5.2.
Karte 15: Aktuelle naturräumliche Verbreitung von Rana kl. esculenta in Hessen
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Die größten hessischen Teichfroschvorkommen werden auf bis zu 1000 Individuen geschätzt.
Es existieren fünf solcher Vorkommen, deren Lebensräume durchweg mit A- sehr gut bewertet
wurden (Tab. 8). Sieben Vorkommen werden auf 500 oder mehr Tiere geschätzt, sechs von ih-
nen leben in mit A � sehr gut bewerteten Habitaten. Das Gefährdungspotenzial wird für die
meisten dieser großen Vorkommen als gering eingeschätzt. Bemerkenswert ist jedoch das gro-
ße Vorkommen von Oberschütz mit einem hohen Gefährdungspotenzial.
Tab. 8: Übersicht der größten Rana kl. esculenta-Vorkommen Hessens
Rana kl. esculenta: Die größten Vorkommen Hessens*
TK25&Q GebietGesamtpopulation
(Schätzung)Bewertung
HabitatBewertungGefährdung
TK 4926-3 Blankenbach, Waldteich S B400 1000 a a
TK 4822-1 Obervorschütz, Ziegelei 1000 a c
TK 4723-2 Vollmarshausen, Ausgleichsgewässer Deponie 1000 a a
TK 5621-2 Fischborn, NSG Graf Dietrichs-Weiher 501-1000 a a
TK 5519-2 Langd, Privatteich Schälesberg 500-1000 a a
TK 6016-1 Bauschheim, NSG "Wüster Forst" > 500 a a
TK 5119-2 Emsdorf, Kuhteiche 500 a a
TK 6116-1 Erfelden, Schusterwörther Altrhein Nord >500 a a
TK 6116-3 Erfelden, Schusterwörther Altrhein Süd >500 a a
TK 6416-2 Lampertheim, NSG Lampertheimer Altrhein >500 a a
TK 5917-4 Neu-Isenburg, NSG "Gehspitzweiher" > 500 a b
TK 5622-1 Obersotzbach, großer Waldweiher im Forst Aurora >500 b a
TK 5620-1 Schwickartshausen, Teiche an den Orlitzhöfen 500 b b
*als unsicher eingestufte Bestimmungen sind nicht berücksichtigt
Bezogen auf die naturräumlichen Haupteinheiten (Tab. 9) finden sich die größten Vorkommen
in den Naturräumen D46 (Westhessisches Bergland), D47 (Osthessisches Bergland, Vogels-
berg und Rhön) und D53 (Oberrheinisches Tiefland).
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Tab. 9: Übersicht der größten Rana kl. esculenta-Vorkommen je naturräumliche Haupteinheit
Rana kl. esculenta: Die größten Vorkommen je naturräumliche Haupteinheit*
D-Natur-raum TK25&Q Gebiet
Gesamt-population(Schätzung)
BewertungPopulation
BewertungHabitat
BewertungGefährdung
D18 TK 4927-3 Willershausen, Teich im Golfplatz 1-20 b a a
TK 4523-3 Oberförsterei Gahrenberg, Pfadfinderheim 200 b b b
TK 4422-4 Oberförsterei Hofgeismar, Moosgrund <= 150 b a a
Tab. 11: Übersicht der reinen und gemischten Grünfroschvorkommen (gemischteVorkommen als diskrete Kategorien, nur Kartierung 2006)
Art des VorkommensAnzahl der
Vorkommen%
R. ridibunda R 35 9,0 %
R. lessonae L 15 3,9 %
R. kl. esculenta E 209 53,9 %
R. ridibunda + R. lessonae R-L 0 0 %
R. ridibunda + R. lessonae + R. kl. esculenta R-L-E 6 1,6 %
R. ridibunda + R. kl. esculenta R-E 52 13,4 %
R. lessonae + R. kl. esculenta L-E 45 11,6 %
Vorkommen unbestimmt 26 6,7%
Summe 388 100 %
Tab.12: Die sechs erfassten Vorkommen, in denen R. ridibunda, R. lessonae und R. kl. esculenta ge-meinsam vorkamen (L-R-E-Vorkommen) und die Zahl der dort gefundenen Individuen pro Art
TK 25-Q GebietD-
NaturraumR. ridibunda
Anzahl GesamtR. lessonae
Anzahl GesamtR. kl. esculentaAnzahl Gesamt
TK 5021-3Rommershausen, NSG Leist-wiesen
D46 15 3 20
TK 5024-4Blankenheim, NSG Alte Fulda,Kleinteiche nähe Bahntrasse
D47 3 5 10
TK 5118-1Goßfelden, Sandgrube, 1.großer Teich an Bahn
D46 1 20 13
TK 5218-3 Roth, Rieselfeld D46 50 2 50
TK 5617-1Eschbach, Fischteich mit Ne-bengewässern W Usingen-Eschbach
D41 2 3 20
TK 5917-4Neu-Isenburg, NSG "Geh-spitzweiher"
D53 4 10 50
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4.6 Gesamtüberblick über die hessischen Grünfroschvorkommen
Karte 16 zeigt alle zwischen 1990 und 2006 erfassten Grünfroschvorkommen.
Karte 16: Aktuelle Verbreitung von Rana lessonae, R. kl. esculenta, R. ridibunda sowie unbe-stimmten Grünfröschen (beinhaltet den Kenntnisstand 1990-2005, die Kartierung 2006 und zurVerfügung gestellte Daten aus der FFH-Grunddatenerhebung)
STEINER & ZITZMANN 2006: Die Verbreitung der Grünfrösche in Hessen 37
AGAR, Gartenstraße 37, 63517 Rodenbach
Tabelle 13 zeigt die naturräumliche Verteilung der Grünfroschvorkommen aus der Kartierung
2006.
Tab. 13: Naturräumliche Verteilung der verschiedenen Grünfroschvor-kommen der Kartierung 2006
Kartierung 2006: Naturräumliche Verteilung der Vorkommen
*) Hier waren Mehrfachnennungen möglich. Der Anteil gibt an, in welchem Prozentsatz der Datensätze der ent-sprechende Typus genannt wurde. Die Summe der Anteile aller Typen addieren sich daher nicht zu 100%.
Bei den in Tab. 18 aufgeführten Gewässerparametern fallen folgende Präferenzen auf:
Im Verhältnis zu allen kartierten Gebieten kommt Rana ridibunda deutlich häufiger in Gewäs-
serkomplexen vor, Rana kl. esculenta zeigt diese Tendenz nur schwach, Rana lessonae so gut
wie gar nicht. Im Vergleich aller Funde des Rana-esculenta-Komplexes zeigt nur R. ridibunda
eine Präferenz für Gewässerkomplexe.
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R. ridibunda kommt deutlich häufiger in Seen und deutlich seltener in Teichen und Weihern vor,
R. lessonae deutlich häufiger in Tümpeln und seltener in Seen, R. kl. esculenta kommt eben-
falls seltener in Seen vor.
Rana lessonae hat eine deutliche Präferenz für Gewässer mit einer maximalen Tiefe von 0,3-
1 m. Rana kl. esculenta findet sich häufiger als die beiden anderen Grünfroscharten in Gewäs-
sern mit einer Tiefe von >1 m.
Alle drei Grünfösche haben eine Präferenz für besonnte Gewässer, im Vergleich aller Funde ist
dies bei R. lessonae am stärksten ausgeprägt.
Alle drei Grünfrösche haben eine Präferenz für Gewässer mit einem Flachwasseranteil > 50 %,
bei R. lessonae ist dies am stärksten ausgeprägt, bei Rana ridibunda am schwächsten. Im Ver-
gleich zu allen Funden zeigt R. lessonae dieselbe Tendenz, R. ridibunda findet sich noch am
ehesten in Gewässern mit einem Flachwasseranteil unter 10 %.
Alle drei Grünfrösche zeigen eine Aversion gegenüber Gewässern ohne aquatische Vegetation
und ohne Röhricht. R. kl. esculenta zeigt ansonsten wenig Präferenzen, R. lessonae zeigt eine
Präferenz für höhere Anteile an aquatische Vegetation, R. ridibunda für geringere. Im Vergleich
zu allen Funden nutzt R. lessonae bevorzugt Gewässer mit einem Röhrichtanteil bis 50 % und
kommt sowohl bei höherem als auch bei niedrigerem Anteil seltener vor. Rana ridibunda tole-
riert die Abwesenheit von Röhricht im Vergleich am wenigsten.
Die Parameter �Anteil Flachwasser�, �aquatische Vegetation� und �Röhricht� müssen jedoch im
Zusammenhang mit der Präferenz für kleinere (R. lessonae) bzw. größere (R. ridibunda) Ge-
wässer gesehen werden. Bei einem relativ großen See können auch geringe Anteile entspre-
chend große Flächen darstellen. Die Verhältnisse im genutzten Habitat können sich daher deut-
lich von denen des Gesamtgewässers unterscheiden.
Unter den Gefährdungsfaktoren ist bei Rana ridibunda auffallend häufig die Freizeitnutzung ge-
nannt, was ebenfalls mit seiner Präferenz für größere Gewässer zusammenhängen dürfte. Ra-
na lessonae-Gewässer weisen hingegen deutlich häufiger keine Gefährdung auf, Freizeitnut-
zung und Fischbesatz sind deutlich seltener genannt. Dies dürfte entsprechend die Nutzung
kleinerer Gewässer durch R. lessonae widerspiegeln. Bei Rana kl. esculenta sind im Vergleich
zu allen Gebieten ebenfalls häufiger keine Gefährdung und seltener Fischbesatz ausgewiesen.
Im Vergleich zu allen finden sich keine auffälligen Abweichungen.
Die Vorkommen aller drei Grünfrosch-Formen weisen im Vergleich aller Gebiete häufiger keine
Nutzung und seltener Fischteiche auf. Im Vergleich aller Funde zeigt diese Tendenz R. lesso-
nae am deutlichsten, R. kl. esculenta nur schwach, R. ridibunda scheint am ehesten Nutzung
und Fischbesatz zu tolerieren.
Rana lessonae ist deutlich häufiger in strukturreicher und seltener in mäßig strukturierter Um-
gebung zu finden, Rana ridibunda häufiger in mäßig strukturierter und seltener in strukturreicher
Umgebung. Rana kl. esculenta zeigt keine Präferenz.
Beim Inventar der Umgebung ist bei R. ridibunda Wald sehr deutlich unterrepräsentiert, Ge-
büsch und Hecken, Grünland und Acker sind im Vergleich zu allen Gebieten häufiger. R. kl. es-
culenta zeigt in abgeschwächter Form die selben Tendenzen, nur ist hier das Grünland durch
Siedlungen etc. ersetzt. Bei R. lessonae ist Wald deutlich häufiger genannt, Siedlungen etc.
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deutlich seltener. Im Vergleich aller Funde umfasst das Inventar von R. ridibunda Wald am sel-
tensten und Grünland am häufigsten, bei Rana lessonae ist Wald häufiger genannt als bei den
anderen Formen, Gebüsch und Hecken, Acker und Siedlungen seltener. R. kl. esculenta zeigt
erwartungsgemäß wenig Abweichungen.
Insgesamt bestätigen sich die in der Einleitung skizzierten und in der Literatur (GÜNTHER 1990,
1996a, b, c, PLÖTNER 2005, 2007, SOWIG et al. 2007a, b) dargestellten Habitatansprüche der
drei Grünfroschformen, ebenso der intermediäre Charakter von Rana kl. esculenta.
5.4 Bewertung der Situation der Grünfrösche
Zu �gutachterlichen Bewertungen� ist grundsätzlich anzumerken, dass ein Zustand immer nur
im Vergleich bewertet werden kann (siehe auch LUDWIG et al. 2006). Der � meist stillschwei-
gende � Bezugspunkt ist in vielen Fällen ein angenommener �natürlicher� Zustand, über den in
den meisten Fällen keine Daten vorliegen. Anekdotische Angaben zur einstmaligen Verbreitung
und lokale Daten sind hier nur von sehr beschränktem Wert. In der Folgezeit fand im Zuge der
fortschreitenden Industrialisierung, vor allem der Landwirtschaft, eine dramatische Umgestal-
tung der Landschaft statt, die eine Vernichtung oder Umgestaltung der meisten Amphibienle-
bensräume zur Folge hatte. Jeder Vergleich mit diesem Bezugspunkt � so er möglich wäre -
wird daher von vorne herein negativ ausfallen. Hessenweite Daten zu den einzelnen Grün-
frosch-Formen liegen mit dem vorliegenden Gutachten zum ersten Mal vor. Im Gegensatz zu
den übrigen Amphibienarten, für die die von JEDICKE (1992) publizierte Amphibienkartierung
von 1979-85 als � wenn auch nur eingeschränkt nutzbarer � Vergleichspunkt dient, existiert für
die Grünfrosch-Formen kein entsprechender Bezugspunkt. In der Amphibienkartierung von
1979-85 wurden, wie in allen anderen Kartierungen bis dato, die drei Grünfrosch-Formen unter
dem Sammelbegriff �Grünfrosch-� oder �Rana esculenta-Komplex� zusammengefasst. Ein Ver-
gleich ist daher auch nur auf diesem Niveau möglich (siehe Kap. 5.1). Nachdem Rana lessonae
im FFH-Anhang IV geführt wird, die beiden anderen Formen aber im Anhang V, somit also juris-
tisch und verwaltungstechnisch unterschiedlichen Erfordernissen unterliegen, ist eine derartige
Bewertung ohne Wert.
Ein anderer, ebenfalls oft stillschweigend gewählter Bezugspunkt ist ein Zustand, unterhalb
dessen ein Aussterben der Art in vorhersehbarer Zeit wahrscheinlich ist. Dies hängt zum einen
vom gewählten räumlichen Rahmen ab, zum anderen liegen dazu im Allgemeinen ebenfalls
keine Daten vor. Da der Zustand der hessischen Amphibienpopulationen direkt mit menschli-
chen Aktivitäten zusammenhängt, muss dies auch eine Prognose zukünftiger menschlicher Ak-
tivitäten beinhalten. Der Bezugspunkt wird damit sehr fragwürdig.
Trotz der unzureichenden Datenlage besteht kein Zweifel, dass auch die Wasserfrösche massi-
ve Bestandseinbußen hinnehmen mussten. Indikator hierfür sind Berichte und Erinnerungen an
lautstarke Froschkonzerte in fast allen ländlichen Gebieten aus früheren Zeiten (PLÖTNER
2005).
In der Roten Liste für Hessen (JEDICKE 1996) ist Rana kl. esculenta als �gefährdet� geführt, die
beiden anderen Formen als �Datenlage unzureichend�. Die Rote Liste für Hessen wird gegen-
wärtig überarbeitet, die Einstufung aller hessischen Amphibien ist im Zuge dessen in Diskussi-
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on. Um dem Ergebnis nicht vorzugreifen, wird hier auf eine Bewertung der Einstufung verzich-
tet.
5.5 Praktikabilität der Kartiermethode
Für eine erste landesweite Übersicht ist die Effektivität der angewandten Kartiermethode selbst
hinreichend gut. Als problematisch erwies sich das Zeitfenster für die akustische Kartierung.
Aufgrund der verschiedenen Länge der Zeitfenster hätte die Nachtbegehung vor der Tagbege-
hung erfolgen müssen, aus praktischen Gründen war diese Reihenfolge aber nur selten einzu-
halten (Schwierigkeit, ein unbekanntes Gewässer Nachts zum ersten mal anzufahren). Das Auf-
treten von Paarungsrufen bis Mitte September gilt offenbar nicht für alle Gewässer. An vielen
untersuchten Gewässern wurde die Rufaktivität schon sehr viel früher eingestellt. Ein früherer
Beginn der Kartierungsperiode wäre daher dringend wünschenswert.
Für eine quantitative Erfassung der Vorkommen sind zwei Begehungen zu wenig, SCHNITTER et
al. (2006) erachten drei Begehungen von Mai bis Juni für nötig und eventuell eine weitere Be-
gehung, sollte bis Juni noch kein Reproduktionsnachweis vorliegen.
An vielen Gewässern sind die Tiere nach einer ersten Beunruhigung ausgesprochen schwer zu
fangen. Für diesen Fall könnten mehrere Begehungen mit kürzeren Beobachtungszeiten besse-
re Ergebnisse bringen. Käscherfang nachts mit Hilfe einer starken Lampe ist deutlich erfolgrei-
cher als Tagsüber. An bestimmten Gewässern, speziell bei dichter Vegetation, kann auch Reu-
senfang sinnvoll sein.
Für ein künftiges Monitoring sollte zum einwandfreien akustischen Nachweis und Beleg der Ar-
ten eine Erstellung von Oszillogrammen der Rufe angewandt werden.
Für eine Interpretation der Ergebnisse und Bewertung der Vorkommen ist die Mischung aus
Sichtbeobachtungen und akustischen Nachweisen grundsätzlich problematisch, da die beiden
resultierenden Kenngrößen nicht den selben Aussagewert haben. SCHNITTER et al. (2006) ge-
hen daher nur von einer Zählung der Rufe aus. Dies verschärft jedoch wiederum die oben an-
geführten Probleme mit dem zur Verfügung stehenden Zeitfenster.
5.6 Bewertungsrahmen
Da für Hessen bisher kein Bewertungsrahmen für Grünfrösche existiert, wurde, wie im Metho-
denteil (Kap. 3.2.3) beschrieben, im Rahmen der Kartierung 2006 keine Bewertung nach einem
vorgegebenen Bewertungsrahmen vorgenommen, sondern die Populationen wurden von den
Kartierern nach ihrer Erfahrung bewertet und kommentiert, um zu einer unabhängigen Ein-
schätzung der verschiedenen Kategorien für hessische Verhältnisse zu kommen. Als Orientie-
rungshilfe für die Beurteilung im Feld dienten die Empfehlungen der Bund-Länder-
Arbeitsgruppe (SCHNITTER et al. 2006) für die Bewertungen der Arten der FFH-Richtlinie in
Sachsen-Anhalt und in Deutschland. Sie bilden auch die Grundlage der Vorschläge für die Be-
wertungsrahmen der jeweiligen Grünfroschformen (siehe Anhang I). SCHNITTER et al. (2006)
verwenden als Maß für die Populationsgröße die ermittelte Zahl rufender Männchen bei drei
Begehungen. In der vorliegenden Studie wurde die Populationsgröße gemäß Werkvertrag als
Schätzzahl nach nur zwei Begehungen aufgrund der Rufaktivität und der ggf. gezählten gesich-
teten Tiere angegeben. Sie liegt deshalb meist höher als die tatsächlich erfasste Zahl an rufen-
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den Männchen. Insgesamt ist in Hessen natürlicherweise mit insgesamt kleineren Populationen
zu rechnen, da die Lebensräume hier wesentlich kleiner als in Norddeutschland sind. Wie oben
angeführt ergibt die verwendete Kartierungsmethode und Bearbeitungsintensität keine ausrei-
chend guten quantitativen Daten um klare Intervalle der Populationsgrößen für die drei Bewer-
tungsstufen herauszuarbeiten. Die weite Streuung der tatsächlichen Fundzahlen und Populati-
onsschätzungen innerhalb jeder der drei Bewertungskategorien durch erfahrene Kartierer un-
terstreicht dies. Die Angaben der Populationsgrößen für die Kategorien A, B und C wurden an
die hessischen Verhältnisse angepasst. Richtwert war die Verteilung der Populationsgrößen,
die von den Kartierern den einzelnen Kategorien zugewiesen wurde. Die Verteilung der Popula-
tionsgrößen für die drei Grünfroschformen in Hessen und die daraus abgeleiteten Intervalle für
die drei Bewertungsstufen der Bewertungsrahmen sind in den Abb. 6-8 graphisch dargestellt.
Die im Feld erfolgte Bewertung der einzelnen Populationen in den jeweiligen Gebieten durch
die Kartierer ist über den Balken angegeben, die die jeweiligen Populationen bzw. Gebiete rep-
räsentieren. Für Rana kl. esculenta war dies aufgrund der Datenmenge nicht möglich, hier sei
auf den Anhang verwiesen. Die zugrundeliegenden Tabellen sind in Anhang 1.6 wiedergege-
ben, die Vorschläge für die Bewertungsrahmen selbst in Anhang 1.2.
Rana ridibunda
acaa
ab
bcaabbbbc
abbbbbbbbccccbc
baabbccccbbbbb
abbbbcbabccccbbccc
ccccccbbccccccccc
cccccccbccccc
c
1
10
100
1000
A B C>100 50-100 < 50
Abb. 6: Verteilung der geschätzten Populationsgrößen des Seefrosches Rana ridibunda und die dar-aus abgeleiteten Intervalle zur Bewertung der Populationsgrößen. Über den Balken, die die einzelnenGebiete repräsentieren, ist die jeweilige Bewertung durch die Kartierer angegeben.
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Rana lessonae
a
aaa
aaaaaaa
aaaaaaab abbbbb
bbbb
bbbbb
bb bc c bbbbc c c bc c c
bbc c c cc c c
c cc
c c
c
1
10
100
1000
A B C>100 20-100 < 20
Abb. 7: Verteilung der geschätzten Populationsgrößen des Kleinen Wasserfrosches Rana lessonaeund die daraus abgeleiteten Intervalle zur Bewertung der Populationsgrößen. Über den Balken, diedie einzelnen Gebiete repräsentieren, ist die jeweilige Bewertung durch die Kartierer angegeben.
Rana kl. esculenta
1
10
100
1000
A B C>100 50-100 < 50
Abb. 8: Verteilung der geschätzten Populationsgrößen des Teichfrosch Rana kl. esculenta und diedaraus abgeleiteten Intervalle zur Bewertung der Populationsgrößen.
Die Analyse der Habitatparameter und der Beeinträchtigungen in der vorliegenden Kartierung
ergab ein zu uneinheitliches Bild, um klare Kategorien für einen Bewertungsrahmen zu definie-
ren.. Deshalb wurden die Vorschläge von SCHNITTER et al. (2006) unverändert übernommen.
Die Verwendung der in Anhang I wiedergegebenen Bewertungsrahmen werden nur unter Vor-
behalt empfohlen. Zum Einen bedürfen die Abgrenzungen der einzelnen Kategorien weiterge-
hender Studien, um definitive Festlegungen zu treffen. Zum Anderen ist die Bewertung von Po-
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pulationen nach schematischen Vorgaben grundsätzlich problematisch. Bei allen Bewertungs-
rahmen wird betont, dass sie nur von entsprechend versierten fachkundigen Personen ange-
wendet werden dürfen, die über sehr gute feldherpetologische Kenntnisse verfügen. Aussagen
zur Praktikabilität von verwendeten Bewertungsrahmen bei Monitoring-Projekten können Hin-
weise auf Unstimmigkeiten geben, es fehlen jedoch gezielte Studien, die die Aussagekraft der
damit erzielten Bewertungen verifizieren.
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STEINER & ZITZMANN 2006: Die Verbreitung der Grünfrösche in Hessen 53
AGAR, Gartenstraße 37, 63517 Rodenbach
Anhang I
Steckbriefe der drei Grünfroschformen
Vorschläge für Bewertungsrahmen
Tabellarische Auflistung aller Grünfroschfunde, Gebiete undBegehungsdaten
Fundtabelle Beifang
Tabellen zur Auswertung der Habitatparameter
Tabellen zur Auswertung der Bewertungen
Dokumentation der Natis-Eingabe
Ausdruck der letzten automatisierten Natis-Datenprüfung