I swiss cup I 14 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 15 Ariella, wie geht es dir? Supergut! Denn ich hatte bis jetzt noch nie die Möglichkeit, länger auf Reisen zu gehen. Wohin fliegst du? Nach Asien. Viele sagen zwar, dass man an Ariella Kaeslin als Stargast am Swiss Cup «Ich bin wissensdurstig» SWISS CUP WELTKLASSE TURNEN 6. November Hallenstadion Zürich Ariella Kaeslin hat genug vom Kunstturnen. Am Swiss Cup, ihrem Lieblingswettkampf, wird sie sich von dieser Sportdisziplin offiziell verabschieden. Aber zuerst erfüllt sie sich den Wunsch nach einer längeren Reise. event. traf sie vor dem Abflug und sprach mit ihr über ihre Zukunft. Ariella Kaeslin in der Wingwalker Bar im Restaurant Runway 34 beim Flughafen Zürich. Drei Stunden vor dem Abflug zur ersehnten Asienreise lässt sie sich ganz entspannt auf einen Kaffeeschwatz ein. Mit event.-Redaktorin Selina Müller sitzt sie an einem der aus Flugzeugteilen designten Tische. die Asiaten nicht herankommt, aber mich fas- ziniert diese Welt. Bisher besuchte ich ferne Länder vor allem während den Wettkämpfen. Da hatten wir jeweils nur einen Tag Freizeit. Da kann man die Kultur nicht kennenlernen. Wie sieht die Route aus? Zwei Wochen Singapur, dann zwei Wochen Shanghai, dort besuche ich meine Kollegin, die im Zirkus arbeitet, und dann gehts weiter nach Tokio, wo die Turnweltmeisterschaft statt- findet, die ich nicht verpassen möchte. Tokio war schon immer meine Traumdestination. Warum? Ich bin fasziniert von den Tokio-Bildern aus dem Fernsehen. Und weil es dort Sushi gibt. Du treibst sicher auch Sport in den Ferien. Ich werde sicher viel joggen, denn beim Joggen sieht man am meisten von einer Stadt. Darum gehe ich immer frühmorgens ein Stündchen «durs Züg go seckle». Hast du andere Sportarten entdeckt? Surfen! Ein Ziel meiner Reise ist Bali, da werde ich wellenreiten. Ich kann es zwar noch nicht so gut und ich habe Angst vor Haien. Und Turnen ist passé? Fitness und Krafttraining behalte ich bei. Was war eigentlich ausschlaggebend, dass du beschlossen hast, aufzuhören? Ich bin während meiner Karriere immer mei- nem Bauchgefühl und meinem Herzen gefolgt. Es braucht wirklich viel, wenn man eine Olym- piavorbereitung machen will, und für mich hat das nicht mehr gestimmt. Da habe ich mir ge- sagt: Das Leben ist zu kurz, etwas durchzu- stieren, was ich nicht mehr wirklich will. Und da gibt es kein Zurück? Ein Comeback? Nein, da müsste ich wieder ein, zwei Jahre trainieren, bis ich auf dem gleichen Stand wäre. Aber es fehlt mir wirk- lich nicht und ich freue mich auf Neues. Es gibt so viel tolle Sachen. Das Turnen war mein Ding bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich merkte, nein, das stimmt nicht mehr. Was wirst du vermissen? Meine Turnkolleginnen und die vielen Hochs und Tiefs, die Emotionen, die man im Spit- zensport hat. Ich hoffe, dass ich diese an einem anderen Ort wiederfinde. Das wird aber wahrscheinlich schwierig. Und wenn deine Fans eine Facebook- Gruppe gründeten oder mit Bannern «Wir wollen Ariella zurück», am Swiss Cup stünden, würde das nichts bewirken? Das würde mich natürlich schon freuen. Aber es würde nichts nützen, mein Entscheid ist gefallen. Und ich habe super Nachfolgerin- nen, die jetzt schon auf einem Top-Level sind. Wen siehst du da vor allem? Das sind einige: Julia, Jessica, die grosses Po- tenzial haben. Da brauchts mich nicht mehr. Auch nicht in der Rolle eines Coach? Ich möchte sicher den Nachwuchs fördern, mein Wissen irgendwie weitergeben, aber in welcher Form, das weiss ich noch nicht. Was planst du für die Zukunft? Kommen andere Sportarten infrage oder möchtest du etwas ganz anderes machen? Sport wird sicher ein grosser Teil in meinem Leben bleiben, denn das ist mein Lifestyle, der für mich Lebensqualität bedeutet. Neben dem Sport zeichnet sich ein anderer Weg ab, ich werde sicher wieder in die Schule gehen. Richtung Sportstudium, um Sportlehrerin zu werden? Ich glaube, dazu hätte ich die Geduld nicht. Also weg vom Sport, wieder richtig die Schulbank drücken, warum das? Ich war jetzt drei Jahre lang nicht mehr in der Schule, habe einfach nur geturnt. In dieser Zeit hat sich in mir ein grosser Wissensdurst angestaut. Und ich war auch sonst schon immer ein neugieriger Mensch. Darum muss ich dieses Bedürfnis, zu lernen, mir Wissen anzueignen, jetzt wieder einmal stillen. Und Sport ist der Ausgleich. Genau, zurzeit bewege ich mich immer noch 15 bis 20 Stunden pro Woche. Für mich ist das voll locker. Andere sagen: «Hey, du spinnst ja, immer noch so viel zu machen.» Aber ich brauch das einfach. Heute morgen um halb sechs bin ich auch noch schnell eine halbe Stunde im Regen herumgerannt, in der Hoffnung, danach etwas frischer auszusehen. Hat funktioniert! Und nach den Ferien am Swiss Cup siehst du noch besser aus. Ich werde aber nicht turnen. Nicht mal einen Abschlusssprung machen? Nein, keine Chance! Ich könnte gar nicht. Das geht so schnell weg, wenn man es nicht jeden Tag macht. Aber dieser Swiss Cup ist für