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Stadt Bozen Città di Bolzano Stadtarchiv Archivio Storico Hefte zur Bozner Stadtgeschichte Quaderni di Storia Cittadina 2 DOMINIKANER IN BOZEN
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Archäologische Befunde und Funde vom Dominikanerkloster in Bozen.

Feb 23, 2023

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Page 1: Archäologische Befunde und Funde vom Dominikanerkloster in Bozen.

Stadt BozenCittà di BolzanoStadtarchivArchivio Storico

Hefte zur BoznerStadtgeschichteQuadernidi Storia Cittadina2

DOMINIKANER IN BOZEN

Page 2: Archäologische Befunde und Funde vom Dominikanerkloster in Bozen.

Kuratoren: Silvia Spada Pintarelliund Helmut Stampfer

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Assessorato alla Cultura, Ricerca, Piano di Sviluppo StrategicoUfficio Servizi Museali e Storico-Artistici

Assessorat für Kultur, Forschung, Strategischen EntwicklungsplanAmt für Museen und kunsthistorische Kulturgüter

Ausstellungsleitung und KoordinierungSilvia Spada Pintarelli

AusstellungsprojektRoberto Festi, Trient

AusstellungsaufbauesaExpo, Trient

Ausführung des ModellsLorenzo Nainer, Trient

Videomultimedia project, Bozen

VerwaltungssekretariatLaura Bottesi

TransporteMuseumspartner, Innsbruck

Grafische Entwürfe für Katalog und WerbematerialRoberto Festi, Trient

Layout und FotolithografienGianfranco Rizzoli, Trient

ÜbersetzungenWolftraud de Concini (ins Deutsche)Paola Rosà (ins Italienische)Lea Steger (Beitrag von L. Mor)Christian Terzer (Beitrag von A. Alberti,G. Bombonato, L. dal Ri)

Transkription der ArchivurkundenPlazidus Hungerbühler, Sonia Pinato, Harald Toniatti

Bibliografische und ikonografische RecherchenGiovanna Tamassia

BibliografieGiovanni Novello

PresseamtPresseamt der Stadt Bozen

Dominikaner in Bozen

Bozen, Stadtgalerieund Dominikanerkreuzgang20. März – 20. Juni 2010

Wir dankenP. Martin Angerer OSB, Calogero Arceri, Alessandro Campaner, Andrea de Marchi, Stefan Demetz, Salvatore Ferrari, Pietro Fogale, Vincenzo Gheroldi,Luciana Giacomelli, Paola Hübler, Arnaldo Loner, Sara Marazzani, Roland Mayer,Don Carlo Moser, Elisa Nicolini,Giovanni Novello, Hannes Obermair,Luca Pedrotti, Gustav Pfeifer, Attilio Piller, Flavio Pintarelli, Christian Prantl,Thomas Righetti, Christine Roilo,Carlo Romeo, Irene Spada,Charlotte Strobele, Laura Trazzi

LeihgeberBenediktinerabtei Muri-Gries, BozenSüdtiroler Landesarchiv, BozenStadtarchiv BozenStadtbibliothek BozenPropsteibibliothek, BozenDompfarrkirche Mariä Himmelfahrt, BozenStadtmuseum BozenMuseumsverein BozenPfarrei St. Paul, EppanTiroler Landesarchiv, Innsbruck

Ein besonderer Dank gilt allen privaten Sammlern, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben, der Familie Dr. Romeo Letterio, Bozen, die unveröffentlichte Aufnahmen des Militärspitals von Dr. Lorenz Böhler zur Verfügung gestellt hat, Luca Pedrotti und Mario Pintarelli, die ihr Bildarchiv zur Verfügung gestellt haben, und Mario Pintarelli für die Durchführung der Fotokampagne.

Offizielle Webseitewww.gemeinde.bozen.it/cultura

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Archäologische Befunde und Funde vom Dominikanerkloster in Bozen

Alberto AlbertiGino BombonatoLorenzo Dal Ri

Eine umfassende und systematische archäolo-gische Untersuchung im Bozner Dominikaner-kloster steht bis dato aus, sollte jedoch für die Zukunft ins Auge gefasst werden, da einige aus-gedehnte Bereiche von zentraler Bedeutung – wie Teile des Kirchenschiffes und des Altarraumes, die Seitenkapellen an der Ostflanke der Kirche (dem Erlöser Jesu Christi geweiht) und ein Großteil des Kreuzgangs1 – noch unberührt sind, weshalb sie großes archäologisches Potential in sich bergen.Im Laufe der letzten 30 Jahre wurden im Bereich des einstigen Klosterareals zahlreiche archäologi-sche Untersuchungen durchgeführt. Dabei han-delte es sich jedoch um eine Reihe von relativ kleinflächigen Eingriffen, die punktuell angesetzt wurden und stets an die Restaurierungsmaßnah-men geknüpft waren (Taf. 1). Diese erfolgten zudem unter Federführung von vier unterschied-lichen Ämtern2, was eine kontinuierliche Fortfüh-rung der Arbeiten erschwerte.

Dennoch erbrachten die jeweiligen Unter-suchungen mitunter aufschlussreiche Ergebnisse, die es durchaus lohnt, nunmehr in einer ersten Zusammenschau darzustellen.

Die erfassten Befunde lassen sich in vier Ka-tegorien gliedern: älteste archäologische Funde, hochmittelalterliche Baureste, klosterzeitliche Befunde im Zusammenspiel mit der komplexen Baugenese der Anlage und Fundmaterialien aus der Zeit nach der Säkularisierung (1785).

Älteste archäologische Funde

Für die erste Kategorie lassen sich lediglich ver-einzelte Fundobjekte anführen. Dennoch verwei-sen die vor Ort geborgenen Überreste auf eine bereits mehrfach nachgewiesene Besiedlung des Bozner Talkessels in den beiden vorchristlichen Jahrtausenden. Insbesondere ein retuschierter Silex und drei Henkelfragmente eines handauf-gebauten Keramikgefäßes belegen eine Nutzung des Areals im Zeitraum vor Christi Geburt. Für den Ort der späteren Klostergründung ließ sich jedoch nur eine gelegentliche Nutzung während der vorangegangenen Zeitalter nachweisen. Ein richtiggehendes Siedlungsareal hätte hingegen

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Tafel 1 Grundrissplan des Dominikanerklosters Farblegende:-dunkelbraun/hellbraun (erhalten/ergänzt) Ende 13. Jahrhundert;-dunkelgrau/hellgrau (erhalten/ergänzt) archäologische Befunde/Ergänzungen;-schwarz heutiger Bestand (Mitte 14.–18. Jh.);-blau Verblendungen/spätere Erweiterungen-rot Gräber

Tafel 1

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eine weitaus größere Menge an Fundmateriali-en erbracht.Auch die römische Epoche schlägt im Fundbild lediglich mit sporadischen Funden wie einer Fibel, einigen Münzen und Fragmenten von Leisten-ziegeln zu Buche (Abb. 1–3). Ebenfalls römisch könnten Überreste von Kalkmörtelmauern sein, die am Kirchplatz in großer Tiefe zum Vorschein kamen (vor allem unter den Böden des sogenann-ten Torgglhauses) (Abb. 4).

Das Frühmittelalter ist durch einige schwer zu datierende Keramikfragmente3 und einen aus einem Ziegel gewonnenen Spinnwirtel vertre-ten (Abb. 5). Diese Fundsituation entspricht im Wesentlichen jener, die in diesem Teil Bozens auch andernorts dokumentiert ist. Generell dem Neolithikum zuordenbare Funde sowie zahlrei-che Überreste einfacher Gebäude aus spätrömi-scher Zeit kamen vor Jahren bei Grabungen auf dem benachbarten Areal beim Alten Spital4 zum Vorschein (Abb. 6). Ein vorgeschichtliches Kera-mikfragment und eine römische Münze fanden sich 2004 bei einer Untersuchung in der Goe-thestrasse5; vereinzelte eisenzeitliche Keramik-fragmente stammen vom Waltherplatz6. Weitere spätantik-frühmittelalterliche Befunde (Abb. 7) konnten unmittelbar südöstlich des Domes erfasst werden (1990), ebenso römerzeitliche Mauerreste bei Grabungen im Kapuzinerkloster (1999), wo zudem frühmittelalterliche Überreste zum Vor-schein kamen7.

Hochmittelalterliche Befunde

Die Klostergründung erfolgte auf einem Areal, das sicherlich schon genutzt wurde. Der Zufahrtsweg in die Stadt, an dem sich die Dominikaner nieder-lassen durften, war zweifellos bereits von Gebäu-den gesäumt8. Vor allem in den tiefsten Schichten am Kirchplatz und unterhalb des Torgglhauses breitete sich ein feinsandiger Trampelhorizont aus, der einem älteren Hofareal samt benach-barten Gebäuden zuzuordnen ist. Zu letzteren gehörte eine Grube, die in einer Hofecke ausge-hoben wurde und vermutlich als Latrine diente9. Deren trockengemauerte Seitenwände ziehen

1. Antonian des Gallienus, 254–268 n.Chr.

2. Konstantinische Bronzemünze, 4. Jahrhundert

3. Kräftig profilierte Bronzefibel, 2.–3. Jahrhundert

4. Innenbereich Torgglhaus mit römerzeitlichen Schichten und Mauerresten

5. Spinnwirtel, aus Ziegel gefertigt

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annähernd glockenförmig nach oben, um am Mauerscheitel in eine Öffnung zu münden. Die-se Bauart ist seltener als die häufiger vertretenen zylinderförmigen Latrinen, die über eine flache hölzerne Deckkonstruktion verfügten (Abb. 8). Die aus Steinen und Erde (vermischt mit unter-schiedlichen Abfällen wie Holzkohle, Keramik-bruch, Tierknochen usw.) bestehende Verfüllung dürfte in einem Arbeitsgang eingebracht worden sein, der vermutlich Anfang der Siebzigerjahre des 13. Jahrhunderts erfolgte, als eine Latrine in un-mittelbarer Nähe einer Kirche (Kirchplatz) nicht mehr angebracht schien, da hier bald darauf die ersten Gräber angelegt wurden. Bei dem Fund-material aus der Latrinenfüllung handelt es sich demnach um einen geschlossenen Fundkomplex von großem archäologischem Interesse.Zum Trampelhorizont (Abb. 9) mit der soeben beschriebenen Latrine gehörten außerdem ei-nige offene Feuerstellen und mehrere Gruben unterschiedlicher Funktion, darunter sicherlich Brenn- und Kalkschichten, sowie kleine, mör-tellose Steinreihen usw.

Die spärlichen Funde aus diesen Befundsitu-ationen erschweren eine Datierung der Überres-te, die auch sukzessive entstanden sein könnten. Mehrere kleine Scheiben10, die aus Porphyrplatten (Abb. 10), aber auch aus Ziegelbruch gewonnen wurden und deren Verwendung rätselhaft bleibt, erinnern an vergleichbare Funde aus dem 1985 am Waltherplatz freigelegten mittelalterlichen Gebäude: Demnach dürften die Funde spätestens aus dem 11.–12. Jahrhundert stammen.

Auch einige andere Befunde (Steinansamm-lungen usw.), die bei Sondagen im Hof des Kreuz-gangs zum Vorschein kamen, könnten vorklöster-licher Zeitstellung sein (Abb. 11).

Klosterzeitliche Befunde

Die erste Kirche

Zwischen der Ankunft der Klosterbrüder 1272 und dem Jahr 1276 wurde mit Sicherheit ein von Spada/Bassetti11 als „chiesa primigenia“ be-zeichnetes Sakralgebäude errichtet, also eine

6. Spätrömische Befunde auf dem Areal des Alten Spitals in der Sernesistraße

7. Grabung im ehemaligen Garten des Pfarrhauses südlich des Doms mit Resten einer Straßentrasse und Gebäuden des 5.–7. Jahrhunderts

8. Grabung am Dominikanerplatz (1988) mit vorklösterlichen Siedlungsresten

9. Mittelalterliche Befunde vorklösterlicher Zeitstellung

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Erstkirche, die dem Erlöser Jesu Christi („ec-clesia Iesu Christi“) geweiht war. Im selben Jahr fanden im Zuge des Friedensvertrages zwischen Meinhard II. und Bischof Heinrich von Trient tatsächlich drei bedeutende Veranstaltungen12

in diesem Gebäude statt. Dem neuen Kloster in Bozen wurde ein Standort entlang der einstigen Nord-Süd-orientierten Einfallstraße in die Stadt zugewiesen. Diese führte Richtung Eisackbrücke und erhielt im Anschluss daran gerade wegen des Klosters den Namen „Predigergasse“. Hier dürfte sich auch das sogenannte „Jägerhaus“ befunden haben, das nach Trojer13 die erste Unterkunft der Dominikaner in Bozen darstellte.Bisher war von diesem ersten Baukörper aus der Gründerzeit der Dominikaner in Bozen nichts Genaueres bekannt. Nunmehr lassen sich jedoch anhand der in den letzten 30 Jahren ergrabenen Bodenbefunde einige diesbezügliche Hypothesen erstellen, die durchaus glaubwürdig erscheinen (Taf. 2).

1980 wurde an der Ostseite des Chores am Dominikanerplatz eine Sondage durchgeführt14. Dabei stieß man unter dem heutigen Pflasterbo-den auf eine Schichtabfolge anthropogenen Ur-sprungs. Zunächst kam eine einen Meter mächtige Schuttschicht ans Tageslicht (Schicht A), bei der es sich wohl um das Abbruchmaterial der Ka-pellen, insbesondere der um 1820 abgerissenen St.-Rita-Kapelle, handelt. Darauf folgte eine et-wa 50 Zentimeter starke, kompakte und beinahe steinfreie Erdschicht (Schicht D), die vermutlich für einen Garten eingebracht wurde. Darunter breitete sich in etwa 1,70 Meter Tiefe eine weitere Schuttschicht aus (die nach oben hin von einem Brandhorizont begrenzt wurde). Dieses Schicht-paket (Schicht G) setzte sich beinahe ausnahmslos aus Steinen und Kalkmörtel zusammen, vermischt mit Wandverputz und Estrichresten. Aus der Schicht stammt ein kleiner Verputzrest mit Fres-komalerei (geometrische Motive). Aufgrund der begrenzten Grabungsfläche konnte die Sondage lediglich bis in eine Tiefe von 2,50 Metern geführt werden, wobei sich letztgenannte Schuttschicht unverändert fortsetzte. Hohlräume zwischen den darin enthaltenen Steinen deuten auf eine eiligst

in einem Arbeitsgang eingebrachte Auffüllung hin, ohne dass sich in den Hohlräumen feineres Material ablagern konnte. Offensichtlich stammt das Schuttmaterial vom Abbruch eines großen steingemauerten Gebäudes.

Der Abriss von gewöhnlichen Wohngebäu-den, die im Bozen des 13. Jahrhunderts großteils in Holzbauweise errichtet waren15 (zumindest was die aufgehenden Teile anbelangt), hätte wohl kaum eine solche Menge an derartigem Bauschutt erbracht. Hält man sich außerdem den Fundort vor Augen, könnte man in den Ablagerungen ohne Weiteres das Abbruchmaterial der ersten Dominikanerkirche vermuten. Offensichtlich ließ sich das heterogene Material16 für den Bau neuer Gebäude nicht mehr verwenden, wurde jedoch dazu genutzt, das Gelände vor Ort künstlich anzu-heben, um so den Gehhorizont im Außenbereich an das Bodenniveau im Gebäudeinneren anzu-gleichen. Zusammenhängende Befunde kamen im Zuge der Untersuchungen in anderen Teilen des Klosters ans Tageslicht.

198917 wurde entlang der Ostmauer des Kreuzgangs, die zugleich die Westmauer des Kir-chenschiffs bildet, ein kleinflächiger Suchgraben angelegt. Dabei kamen drei aufeinanderfolgende Mauerabschnitte unterschiedlicher Machart zum Vorschein. Ersterer bestand aus Rechteckquadern, die beiden folgenden aus unterschiedlich behau-enen Geröllsteinen. Außerdem ließen sich eine vermauerte Türöffnung und Überreste zweier weiterer Mauern nachweisen.

199318 wurde in der Johanneskapelle der bei den Restaurierungsarbeiten der Nachkriegszeit eingebrachte Fußboden entfernt. Dabei stieß man unter anderem auf einen Ost-West-orientierten Mauerzug, der das Kapellenschiff quert. Die Mauer misst im Aufgehenden 90 Zentimeter; an der Basis schließen nach außen hin mehrere Ab-sätze an, weshalb sich die Mauerstärke auf etwa 140-150 Zentimeter erhöht. Daran lehnen nach Norden hin jüngere gemauerte Grabkammern an.

200419 konnte beim Einbau der Bodenhei-zung im Chorraum eine großflächigere Unter-suchung durchgeführt werden. Nach dem Ent-fernen des neuzeitlichen Bodenbelags kamen die

10. Aus Porphyrplatten hergestellte Scheiben

11. Künstlich angehäufte Steinansammlungen vorklösterlicher Zeitstellung im Kreuzgang (1998)

Tafel 2 Grundriss des Dominikanerklosters im ausgehenden 13. Jahrhundert

Tafel 2

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Mauerkronen eines Baukörpers zum Vorschein, der sich innerhalb des heutigen Chors ausdehn-te. Offensichtlich handelt es sich dabei um einen früheren Chorbau, der wesentlich schmäler und kürzer als der heutige war und nahezu parallel zu diesem verlief (Abb. 12). Sowohl Länge als auch Breite dieses älteren Chors lassen sich annähernd bestimmen. Das an der Außenfassade erhaltene Fundament eines Eckpfeilers belegt zudem, dass dieser erste Chorbau bereits über ein Gewölbe verfügte (Abb. 13). Die Mauer zeigt eine ziem-lich regelmäßig gestaltete Innenfassade, die ihr Erscheinungsbild bis in eine Tiefe von etwa zwei Metern unverändert beibehält (Abb. 14).

Fehlende Gewölbeansätze an der Innen-fassade sprechen dabei gegen einen eingetieften Innenraum, also einer Art Krypta unterhalb des Chors. Eine solche Altarkrypta wäre für die Kir-chenbauten der damaligen Bettelorden ohnehin völlig unüblich gewesen. Die Mauer zeigt deut-liche Spuren einer intentionalen Zerstörung, von der die Außenschale abschnittsweise weit mehr betroffen war als die Innenfassade. An der Außenseite kamen zwei aufeinanderfolgen-de Absätze zum Vorschein. Ein weiterer Absatz zeichnete sich an der Innenfassade etwa 20 Zen-timeter unterhalb des heutigen Chorbodens ab. Allerdings fanden sich keine Hinweise auf einen dazugehörigen Boden. Womöglich handelte es sich dabei ursprünglich um einen Holzfußboden, wie er in unserem Raum für vergleichbare Bauten des Öfteren nachgewiesen ist. Ein derartiger Bo-denbelag, der im Zuge von Erneuerungsarbeiten vollständig entfernt wird, hinterlässt klarerweise nur sehr geringe Spuren.

Bei einem dünnen Kalkestrich, der im In-nenraum in etwa zwei Meter Tiefe entlang zieht, handelt es sich vermutlich um eine provisorische Arbeitsplattform.

In diesem Fall dürfte das Bodenniveau im Chorraum weit höher gelegen haben als der au-ßerhalb davon verlaufende Gehhorizont. Die Ver-wendung sehr tiefer Fundamente beim Bau des ersten Chors wird wohl aufgrund des beachtlichen Geländegefälles nötig gewesen sein.

Auch die relativ grobe Mauertextur (be-

12. Mauerzüge im Innenraum des heutigen Chors der Dominikanerkirche

13. Detail des Pfeilerfundaments an der Ostseite des Chors der Erstkirche

14. Detail der Innenfassade des Chors der Erstkirche

15. Fundament der Nordmauer der Erstkirche

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hauene Steine) erklärt sich daraus, dass es sich zumindest an der Innenfassade um unverputzte Mauerabschnitte handelte, die von jeher in den Boden eingetieft waren. Jedenfalls ist davon aus-zugehen, dass es sich bei den 2004 freigelegten, polygonal verlaufenden Mauerzügen um den Chorbau der zwischen 1272 und 1276 errichte-ten Erstkirche handelt.

Bei der Erneuerung des Fußbodens im Kir-chenschiff im Jahr 200720 konnten einige Mau-erzüge erfasst werden, die sich bereits an der Oberfläche der Steinrollierung für den Fußboden des 19. Jahrhunderts abzeichneten. Dazu gehört eine durchschnittlich etwa 80 Zentimeter starke (annähernd Ost-West-orientierte, aber etwas von der heutigen Fassade abweichende) Quermauer, die bis an die Westmauer des heutigen Kirchen-schiffes reichte, während das gegenüberliegende Mauerhaupt zwei Meter vor der Ostmauer am Leitungsgraben der in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts verlegten Heizung abbricht (Abb. 15). Besagte Mauer zeigte verschiedene Ausbrüche aufgrund der Abrissarbeiten, jedoch keine regelmäßige Ausnehmung, die von einer Türschwelle oder einem Türdurchbruch herrüh-ren könnte. Ihre Ausrichtung stimmt exakt mit dem zweiten bereits weiter oben beschriebenen, deutlich erkennbaren Wechsel der Mauertextur an der Außenfassade der Kirchenschiffwestmau-er überein.

Zumindest hypothetisch könnte es sich bei den beiden Brüchen in der Textur der Kirchen-schiffwestmauer um Hinweise auf die jeweils einstigen Nordwestecken der Erstkirche handeln: nämlich jener des Originalbestandes sowie einer möglichen Verlängerung des Kirchenschiffes21.

Das neu erbaute Dominikanerkloster in Bo-zen orientierte sich also an der Achse eines von der Talfer gebildeten Geländekegels22 mit einem ursprünglichen Gefälle von 2,5 Prozent. Daher mussten sich bereits die Baumeister der Erstkir-che künstlicher Hilfsmittel bedienen, um die Geländeneigung auszugleichen und ein ebenes Bodenniveau zu schaffen: Tatsächlich musste der bergseitige Teil des Baugeländes abgetieft und der talseitige Abschnitt erhöht werden.

Mehr lässt sich über die Erstkirche derzeit nicht sagen, außer dass sie mit Wandmalereien geschmückt und in den Augen der Zeitgenossen ausreichend repräsentativ gestaltet (und ausrei-chend groß) war, um darin wichtige öffentliche Veranstaltungen abzuhalten. Freilich wissen wir nicht, ob der Erstbau einzig aufgegeben wurde, um einem prestigeträchtigeren Bau zu weichen, der den mittlerweile gestiegenen Ansprüchen der Klostergemeinschaft Rechnung trug, die sich un-ter anderem neuen architektonischen Trends an-passen wollte, oder ob mitunter auch ein plötzlich eintretendes Katastrophenereignis mit für den Abbruch verantwortlich zeichnet23.

Der Kreuzgang

Unter Berücksichtigung der für Klostergrün-dungen24 der Bettelorden geltenden Schemata ist von Beginn an mit einem Kreuzgang zu rechnen. Archaisch anmutende Fassadenabschnitte aus Geröllsteinen mit Fugenstrich lassen sich an der Südmauer des heutigen Kreuzgangs ausmachen. Sie dürften auf diese frühe Bauphase verweisen. Auf der Westseite lehnte der südlichste Abschnitt der Kirchenschiffmauer an die Ostmauer eines als Sakristei genutzten Gebäudes an beziehungsweise stimmte damit überein. An diese Sakristei schloss ein weiterer Raum an, der als Kapitelsaal diente.

Die Ringmauer

Zum ursprünglichen Bestand der Klosteranlage gehörte die einstige Ringmauer, die das Kloster-areal im Norden zur Ziegelgasse hin begrenzte und im Osten (Abb. 16) der Predigergasse folgte. Später wurde die Mauer mehrmals beim Bau der östlichen Seitenkapellen geschnitten. Die Stadt-ansicht von Pfendter (1607) (Spada 2, Abb. 1) liefert zudem einige Hinweise zum Verlauf einer Ringmauer, die auch an der Süd- und Westseite entlang zog. Vermutlich stimmt deren Verlauf mehr oder weniger mit der ursprünglichen Si-tuation überein.

16. Östliche Begrenzungsmauer

17. Apsisfundament der Nikolauskapelle

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Die Umgebung des Klosters

Während der 2001 durchgeführten Grabung auf dem Areal des Alten Spitals kamen interessante Hinweise auf Bonifizierungsmaßnahmen ans Tageslicht. So stieß man in großer Tiefe auf eine Reihe parallel verlaufender Bodenfurchen, die mit organisch angereichertem Erdmaterial verfüllt waren und zahlreiche hoch- und spätmittelalterli-che Funde enthielten (mehrheitlich Keramik und Tierknochen, aber auch Münzen usw.). Der Be-fund wurde als Beleg für die Urbarmachung25 und regelmäßige Düngung des Bodens interpretiert, die in Zusammenhang mit der Selbstversorgung des nahen Klosters standen. Tatsächlich sind auf der obgenannten Ansicht von 1607 an dieser Stelle Obstgärten zu erkennen.

Die zweite Kirche

Um 1300 wird eine neue Kirche mit einer ge-genüber dem Vorgängerbau etwas verschobenen Längsachse errichtet. Neben einem neuen, lang gezogenen Chorraum verfügte der Neubau über ein mächtiges Kirchenschiff, das vom Chor durch einen Lettner getrennt war.Die westliche Chormauer der jüngeren Kirche orientiert sich zumindest im südlichsten Abschnitt am Verlauf der Westmauer eines bereits bestehen-den Gebäudes (Sakristei). Der neuen Erlöserkirche wurde an der Westseite ein Glockenturm zur Sei-te gestellt und vermutlich gleichzeitig damit ein seitlicher Anbau (Johanneskapelle), dessen nörd-licher Abschnitt die ersten beiden Turmgeschosse einnimmt. Tatsächlich bildet die Westmauer des neuen Chorraums zugleich die Ostmauer der Kapelle. Der Umstand, dass die Achse des neuen Chors gegen Osten hin verschoben wurde, dürf-te wie erwähnt damit zusammenhängen, dass im Westen bereits einige Gebäude standen, die es zu berücksichtigen galt. Aus demselben Grund fehlen an der Fassade der Chorwestwand (die zugleich die Ostwand der Johanneskapelle bil-det) Negativspuren einstiger Stützpfeiler, die gar nicht nötig waren26, da der Chor auf dieser Seite an ein bereits bestehendes Gebäude anlehnen

konnte. Auf der Nordseite der Johanneskapelle sind eine Reihe von Strebebogen in der Stärke der Kapellenwestwand als Überreste einer Treppe zu deuten, die zumindest teilweise in der Mauer selbst verlaufen sein dürfte und zum Lettner be-ziehungsweise von dort aus in das Dormitorium und den Glockenturm führte. Diese Treppe wurde bereits im 14. Jahrhundert durch eine außenseitige Wendeltreppe ersetzt, die an die Rückwand der Sakristei anlehnt. Der einstige Stiegenaufgang27

wurde vermauert und verschwand unter einer bemalten Verputzschicht.

Die Notwendigkeit, sich der Geländenei-gung anzupassen und dabei die Ausrichtung der älteren Kirche beizubehalten, brachte für die Baumeister weitaus größere Herausforderungen mit sich als beim Bau der Erstkirche. Wie bereits zuvor galt es ein annähernd ebenes Bodenniveau zu schaffen, allerdings mit einer weit größeren Nord-Süd-Ausdehnung als bisher. Um eine derart ausgedehnte Bodenebene (die vom Haupteingang im Norden des Kirchenschiffs bis zum Scheitel des Chorraums im Süden über 60 m misst) zu erhal-ten, musste das Gelände bergseitig abgegraben werden (heute besteht zum Dominikanerplatz hin ein Niveauunterschied von 1,5 m; gemessen an einer freigelegten älteren Schwellensituation sind es etwa 90 cm). Parallel dazu wurde auch das Bodenniveau außerhalb der Kirche angehoben, was gegen Süden hin mit weiteren aufwändigen Erdbewegungsarbeiten verbunden war. Gerade deshalb wurde der beim Abriss der Erstkirche angefallene Bauschutt großteils wohl in Gruben angehäuft und direkt außerhalb des Chors vor Ort verteilt. Darüber lagerte man Erdmaterial ab, das möglicherweise als Gartenerde diente. Dadurch lag das Bodenniveau vermutlich weitaus höher als in der Predigergasse, weshalb auf dieser Straßensei-te eine Art Geländeterrassierung vonnöten war28.

Laut M. Laimer29 wurde der obere Mauer-abschnitt des Chors sekundär erheblich aufge-stockt. Auf diesen Eingriff verweist möglicher-weise eine 1335 verfasste Nachricht30, in der von einer Spendensammlung unter Gläubigen für die Eindachung des Chors die Rede ist. Laut Grund-riss entspricht der Chorraum der zweiten Kirche 18. Fundament eines der Stützpfeiler an der Kirchenfassade

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jedenfalls jenem des heutigen Kirchengebäudes.Das Kirchenschiff musste bis zum Erreichen

seiner heutigen Ausmaße deutlich verlängert wer-den. Diese Verlängerung dürfte bereits frühzeitig erfolgt sein, da an das Kirchenschiff bald (um die Mitte des 14. Jh.) zwei Seitenkapellen (Hl. Nikolaus und Hl. Thomas) (Abb. 17) angebaut wurden. Die Außenmauern sowohl dieser als auch der jüngeren Kapellen konnten während der ver-schiedenen Grabungskampagnen zwischen 1987 und 1999 freigelegt werden. Die Apsismauer die-ser Kapelle durchbrach für gewöhnlich die einsti-ge Ringmauer des Klosters, die der Predigergasse folgte und den Klosterbereich nach außen hin deutlich abgrenzte.

Über etwaige Schäden durch das Erdbeben im Januar 1348, das den Bestand der nahe gele-genen Burg Wendelstein31 und späteren Kapuzi-nerklosters arg in Mitleidenschaft zog, lassen sich keine genauen Angaben machen.

Zwei freigelegte Fundamente beidseitig des nördlichen Portals könnten von zwei Strebepfei-lern stammen (Abb. 18), die die Fassade der neuen Kirche schmückten. Strebepfeiler an der Fassade deuten für gewöhnlich auf ein mehrschiffiges Kir-chenschiff hin. In unserem Fall sind die Lisenen nicht exakt auf die bestehenden Säulenreihen ausgerichtet, was als Hinweis auf einen bereits dreischiffigen Erstbau interpretiert werden könn-te, dessen Viereckpfeiler in der Folge von den spätgotischen Polygonalsäulen einverleibt und überlagert wurden32.

Die spätgotische und barocke Kirche

Der spätgotische Umbau (zweite Hälfte 15. Jh.) (Taf. 3) betraf nahezu ausschließlich den aufge-henden Baubestand, während der Grundriss der Kirche mit geringfügigen Ausnahmen, wie etwa dem Abriss der Strebepfeiler an der Fassade, im Wesentlichen unverändert blieb. Außerdem er-hielt die Kirche ein neues, höheres und steileres Dach, dessen Negativspuren sich am Glocken-turm abzeichnen und das auf der Ansicht von Pfendter aus dem Jahr 1607 gut zu erkennen ist.

Im 17. Jh. wurde die Dominikuskapelle

(Abb. 19) angebaut (1636-1641), die auch als Merkantilkapelle bekannt ist, da sie auf Betrei-ben des Bozner Merkantilmagistrates auf dem bis dahin unverbauten Areal zwischen der Nikolaus- und der Thomaskapelle errichtet wurde. Etwas später folgte der Bau einer vierten und letzten Kapelle (1640?), die der heiligen Rosa von Lima geweiht ist. 1740 wurde unter anderem auch das Dach des Chorraums abgesenkt.

Die Nordfront des Klosters und der Kirchplatz

Bei den Grabungen 1998 kamen am Domini-kanerplatz die Fundamente von einem der zwei Gebäude zum Vorschein, die gegen Norden hin den Kirchplatz säumten. Das Haus ist auf der An-sicht von Pfendter 1607 und auf zeitgenössischen Darstellungen (18. Jh.) abgebildet. Aufgrund der hauptsächlichen Nutzung der Erdgeschossräume ist das Gebäude als Torgglhaus bekannt (Abb. 20). Im Barock besaß der Bau einen kleinen Lauben-gang und verfügte über zwei Obergeschosse. Bei den Grabungen zeichneten sich im Fundament-bereich zwei Gruben ab, von denen eine den zylinderförmigen Torgglstein aufnahm (Abb. 21), während die zweite dem Gewindestock der „Torggl“ (Weinkelter) vorbehalten war (Abb. 22). Letztere wurde während jüngerer Baumaßnahmen zur Anpassung des Gebäudegrundrisses an den Verlauf der Ziegelgasse geschnitten.

Die Gräber

Gutbetuchte Gläubige betrachteten das Klos-ter stets als bevorzugten Bestattungsort. Deren privilegierte Gräber33 lagen im Kircheninneren, im Kreuzgang und in den Grabkapellen. Einige Gräber besaßen sicherlich monumentalen Cha-rakter, wie etwa jenes der Anna von Böhmen oder die der Florentiner Familie dei Rossi. Ihnen sind insbesondere reich ausgestattete Gräber (Schwer-ter34, Rädchensporen und vermutlich Stoffreste) zuzuschreiben, die in der Nikolauskapelle zum Vorschein kamen. Die vermögende Bankiersfami-lie Rossi, die sich später in Botsch35 umbenannte, ließ den Glockenturm der Dominikaner (Abb.

19. Detail der Südostecke der Merkantilkapelle

20. Fundament des Torgglhauses nach der Freilegung 1998

Tafel 3 Grundriss des Dominikanerklosters Mitte des 14. Jahrhunderts

Tafel 3

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23) und zwei Grabkapellen (Johanneskapelle und Nikolauskapelle) erbauen und letztere dem dama-ligen „italienischen“ Zeitgeist gemäß mit reichen Fresken ausstatten. Das Familienoberhaupt Boccio Rossi (+1374) zeichnete für den Bau des Glocken-turms der Franziskaner verantwortlich, steuerte zum Bau der Marienpfarrkirche bei und stattete die Kirche St. Johann im Dorf mit Fresken aus. Weitere Waffen (Schwerter und Rädchensporen aus Eisen und Bronze des 16. Jh.) wurden 1922 zufällig auf dem Lettner geborgen36 (Abb. 24–25), wo man sie nach ihrer zufälligen Auffindung37 au-genscheinlich abgelegt und vergessen hatte. Offen-bar erlebte also der Brauch der Waffenbeigabe38, der im Laufe des 8. Jahrhunderts im langobardi-schen und später karolingischen Italien aufgege-ben wurde, im feudalzeitlichen Norditalien eine Kontinuität (oder eine singuläre Renaissance), die sich auf Adelsgräber beschränkte. Wie die oben zitierten Schwerter zeigen, hielt sich dieser Usus zumindest bis in das 16. Jahrhundert39. Dasselbe Phänomen lässt sich sowohl in Südtirol als auch andernorts belegen40.Gestörte und mit Erde und Abfall verfüllte Kam-mergräber (Abb. 26) fanden sich im Kreuzgang (1990) und auf dem Kirchplatz. Dazu gehörte auch eine an die Fassade angelehnte Krypta direkt vor dem Eingangsportal (Abb. 27). Eine gemauer-te Grabkammer an der Wand der Thomaskapel-le war intakt und enthielt ein Paar ringförmiger Schnallen (Abb. 28). Derartige Schnallen41 ge-hörten zu Ledergürteln der Männertracht. Dabei handelt es sich weniger um echte Grabbeigaben als vielmehr um Gewandaccessoires.

Einfache Gräber fanden auf dem Kirchplatz vor dem Haupteingang der Kirche (neben dem Torgglhaus) ihren Platz, wo 27 Erdgräber42 (Gra-bung 1998) freigelegt wurden. Zu den geborge-nen Fundgegenständen zählen Ringschnallen aus Eisen und Kupfer. Ein Grab (Abb. 29) enthielt eine im Atlantik beheimatete Muschelart (pecten jacobaeus oder Jakobsmuschel), die als Symbol der Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Composte-la gilt (Abb. 30). Die Fundlage (im Brustbereich) und zwei Perforierungen beidseitig des Muschel-wirbels deuten darauf hin, das die Muschel um 23. Wappen der Botsch an zwei Seiten des Glockenturms

21. Grube für den Torgglstein (Grabung 1999)

22. Grube für den Gewindestock der Torggl, von jüngeren Mauern geschnitten

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den Hals getragen wurde oder am Pilgermantel befestigt war und nicht am Pilgerstab. Möglicher-weise handelt es sich bei dem Verstorbenen um einen Bozner, der eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela unternommen hatte und mit seinem Pilgergewand (Mantel) bestattet werden wollte, um an ein prägendes Ereignis in seinem Leben zu erinnern. Allerdings könnte es sich auch um einen ortsfremden Pilger43 handeln, der auf seinem Weg nach Santiago zufällig in Bozen verstarb.

Fundobjekte aus unterschiedlichenBefundsituationen

Einige ausgesprochen qualitätsvolle Fresken-fragmente, die sich zwischen den eingeebneten Fundamentresten des Torgglhauses und in den Auffüllungen der Kammergräber entlang der Kir-chenfassade fanden, stammen vermutlich von den Wandmalereien der 1820 abgerissenen Kapellen, insbesondere der von Guariento ausgeschmück-ten Nikolauskapelle. Ihnen als auch einigen Überresten einer hochwertigen barockzeitlichen Stuckverzierung ist ein eigener Beitrag in diesem Band gewidmet44.Eine Terrakottafliese45 (Abb. 31) mit vor dem Brand eingeritztem Dekor (laufender Hund, Sterne usw.) gehörte wohl zu einem hochwerti-gen Bodenbelag eines Klosterraumes außerhalb des sakralen Bereiches.

Zahlreiche einfache und ornamentierte Ofen-kacheln stammen von verschiedenen Öfen, die pe-riodisch erneuert oder im Laufe der Jahrhunderte ersetzt wurden und zur Ausstattung des Klosters gehörten (Abb. 32). Von besonderem Interesse ist eine zum Ofenmantel gehörende Kachel mit der Darstellung eines Kindes, das auf einem aus-gebreiteten Tuch sitzt (Abb. 33). Wahrscheinlich handelt es sich um den Ausschnitt einer Darstel-lung der Geburt Christi und somit um ein seltenes Beispiel für einen Ofen mit religiösen Motiven, der eigens für das Kloster geschaffen wurde. Die Kachel dürfte um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu datieren sein46. Vermutlich stand der Ofen in einem repräsentativen Teil des Klosters (im Ca-lefactorium?).

24. Oxydierte Reste eines Schwertes (16. Jh.), das am Lettner geborgen wurde

25. Sporenpaar aus Eisen und Bronze, am Lettner geborgen

26. Gemauerte Grabkammer im Garten des Kreuzgangs (Grabung 1990)

27. Grabungsareal vor dem Haupteingang der Kirche (Nordfassade) mit Resten der Krypta

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Die wenigen restlichen dekorierten Ofenka-cheln gehören zu weit verbreiteten Ofentypen, wie sie mitunter heute noch in bürgerlichen Häusern und Ansitzen von Bozen zu finden sind (Südti-roler Reliefkachelöfen) beziehungsweise im Laufe der letzten Jahre bei Stadtkerngrabungen in der Landeshauptstadt in fragmentiertem Zustand tausendfach zum Vorschein kamen. Vertreten sind unterschiedliche Blattkacheln mit Reliefdekor un-ter grüner Glasur und einige Beispiele (Abb. 34) durchbrochen gearbeiteter Gesimskacheln (16.–17. Jh.). Auch jüngere Öfen (18. Jh.) sind belegt. Deren flache oder gewölbte Kacheln zeigen eine blaue Malerei auf weißem Grund (Abb. 35). Ein Exemplar trägt den Schriftzug MUSI[CA] (Abb. 36) und gehörte wohl zu einem Ofen47 mit alle-gorischen Motiven (die freien Künste).

Den mengenmäßig größten Anteil am inst-rumentum domesticum (Hausrat) nimmt die Ke-ramik ein. Vertreten sind Kochgefäße (Abb. 37) sowie Tafelgeschirr aus unglasierter Irdenware, zu denen beispielsweise die typischen Dreifuß-gefäße48 (Grapen) gehören (Abb. 38). Daneben fand sich ebenfalls zum Tafelgeschirr gehörende innenglasierte Irdenware, außerdem ein Teller mit marmoriertem Dekor49 (Abb. 39) (gelb-braun Tö-nung) und Bruchstücke von kegelstumpfförmi-gen50 Tassen mit profiliertem Rand. Das gesamte Fundrepertoire lässt sich in das 15.–16. Jahrhun-dert datieren. Einige Bruchstücke mit grüner und brauner Bemalung auf weißem Grund (Abb. 40) dürften zu Majolikagefäßen (maiolica arcaica51) des 14. Jahrhunderts gehören und aus dem me-diterranen Raum stammen. Ebenfalls vertreten sind einige Fragment von Sgraffitokeramik52 pa-danischer Herkunft beziehungsweise nach pada-nischem Muster (Abb. 41).

Wohl ebenfalls aus einer padanischen Werk-stätte, vielleicht aus Faenza, stammen einige Fragmente von „maiolica compendiaria“ mit blau-em Dekor auf weißer Grundierung53 (Abb. 42) des 16.-17. Jahrhunderts. Auch bei vereinzelten Fragmenten von reduzierend und mitunter gra-phitgemagerter Schwarzware54 handelt es sich um Importware, die jedoch aus der entgegen-gesetzten Richtung ins Land gelangte, da deren

28. Bronzenes Schnallenpaar eines Gürtels des 14. Jahrhunderts, aus einem Grab nahe der Thomas-von-Aquin-Kapelle

29. Einstiger Kirchplatz, heute Dominikanerplatz (1998–1999). Grab 17, aus dem die Jakobsmuschel stammt, die als Symbol der Pilgerreisen nach Santiago de Compostela gilt

30. Jakobsmuschel „pecten jacobaeus“ aus Grab 17

Produktionszentren im mittleren Donauraum zu suchen sind.

Unter den Glasfunden verdient der kräftig gerippte Hohlfuß eines Kelchglases eine beson-dere Erwähnung55.

Nach der Säkularisierung (1785)

Von Neuerungen und einer veränderten Nut-zung der einstigen Klosterräume war vor allem der aufgehende Baubestand betroffen. Aber auch untertägig kam es zu Eingriffen, die während der archäologischen Untersuchungen erfasst werden konnten.Der heutige Dominikanerplatz entstand um 1876. Dafür mussten die einstige Klostermauer und die nördlichen Vorbauten (unter anderem das oben beschriebene Gebäude mit der im Erdgeschoss untergebrachten Torggl) abgerissen werden und 1930 schließlich die Gebäude an der Nordseite der Ziegelgasse.

Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch eine einstige Verbindungstür zwischen Kirchplatz und Kreuzgang mit Erdmaterial und Abfällen verfüllt. Die dafür verwendete Erde56 stammte augenscheinlich von Erdbewegungsarbeiten in der unmittelbaren Umgebung und spiegelt zumindest teilweise die Lebensphase des mittlerweile profa-nisierten Klosters (Abb. 43) wider, das nunmehr als Kaserne57, Schule, Krankenhaus und Konser-vatorium diente.

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Fundmünzen aus dem Dominikanerkloster(Gino Bombonato – Fabio Pierobon)

1 Rom, Antonian, 3. Jh.Vs/ ill.Rs/ ill.BZPD 169, Torgglhaus, US7

2 Rom, Antonian, Gallienus 253–268Vs/ ill.Rs/ illBZPD170, Torgglhaus, US7

3 Rom, A3, konstantinischVs/ ill.Rs/ ill.BZPD168, Torgglhaus, US7

4-5 Rom, A3, konstantinisch (zwei durch Oxi-dierung zusammengeklebte Münzen)Vs/ FL COSRs/ GLORIA EXERCITUSBZPD409, Torgglhaus, US27

6 RomVs/ ill.Rs/ ill.BZDOM219, unstratifiziert

7 Verona, Scodellato, Friedrich II. 1218–1250Vs/ F CI I CIRs/ VE RO N ABZPD874, Friedhofserde, US44

8 Verona, Scodellato, Friedrich II. 1218–1250Vs/ FRIR CI CIRs/ VE RO N ABZPD897, Friedhofserde, Auffüllung t. 22

9 Verona, Scodellato, Friedrich II. 1218–1250Vs/ FRIR CI CIRs/ VE RO N ABZPD1060, unter dem Refektorium

10 Verona, Scodellato, Scaligeri 1259–1329Vs/ CI VI CI VERs/ VE RO N ABZPD562, Friedhofserde, US21

11 Verona, Scodellato, Scaligeri 1259–1329Vs/ CI VI CI VERs/ VE RO NABZPD653, Friedhofserde, US 43

12 Verona, Scodellato, Scaligeri 1259–1329Vs/ CI VI CI VE

31. Fragment einer Bodenfliese mit Stempeldekor (14. Jh.?)

32. Fragment einer spätrenaissancezeitlichen Ofenkachel33. Fragment einer Ofenkachel mit sakralem Motiv (Geburt Christi?), 15. Jahrhundert

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Rs/ VE RO N ABZDOM223, Kreuzgang

13 Verona, Scodellato, Scaligeri 1259–1329Vs/ CI VI CI VERs/ VE RO N ABZPD1025, unstratifiziert

14 Trient, Scodellato, Vescovi 1235–1255Vs/ --SRs/ F INBZPD836, Friedhofserde, US36

15 Venedig, Scodellato, Lorenzo Tiepolo 1268–1275Vs/ S. MARCUSRs/ LATE UP DUXBZPD923, unstratifiziert

16 Meran, Berner, König Heinrich 1295–1335Vs/ anepigraphischRs/ O MBZD63, Zone Süd, unstratifiziert

17 Meran, Berner, König Heinrich 1295–1335Vs/ anepigraphischRs/ - MBZD64, Zone Süd, unstratifiziert

18 Trient, Berner, Nicolò di Bruna 1338–1347Vs/+ N EPS TRs/ anepigraphischBZD62, Zone Süd, unstratifiziert

19 Meran, Vierer, Leopold III. 1373–1386Vs/ LIVP OLDUSRs/ CONES TIROLBZDOM228, Zone Nord, unstratifiziert

20 Siena, Quattrino, Republik Siena 1351–1376Vs/ SENA VETUS SRs/ CIVITAS VIRGBZPD921, Torgglhaus, unstratifiziert

21 Mantova, Sesino, Francesco II. Gonzaga 1484–1519Vs/ FRANZISCUS:MAR:MAN IIRs/ IN.AETE RNUMBZPD150, US 6, zwischen USM6 und USM14

22 Erzherzogtum Österreich, Vierer, Ferdinand II. 1564–1595Vs/ ill.Rs/ ill.BZPD837, US 36, Friedhofserde

37. Restauriertes Keramikgefäß (13. Jh.) vom Dominikanerplatz (Grabung 1998–1999)

38. Fuß eines Keramiktopfes (Grapen)

39. Fragment eines Tellers mit marmoriertem Dekor

34. Fragment einer Gesimskachel, 16. Jahrhundert

35. Fragment einer Ofenkachel mit blauer Bemalung, 18. Jahrhundert

36. Fragment einer Ofenkachel mit aufgemaltem Schriftzug, 18. Jahrhundert

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40. Fragment von „maiolica arcaica“, 14.–15. Jahrhundert

41. Fragment von Sgraffitokeramik mit Pflanzendekor, 16.–17. Jahrhundert

42. Fragment eines Majolikakrugs mit blauer Figurenmalerei („stile compendiario“)

23 Tirol, Vierer, Leopold V. 1618–1632Vs/ -TIROL-Rs/ -PIETAS-BZPD331, US 206, Torgglhaus

24 Tirol, Vierer, Leopold V. 1618–1632Vs/ -IDUCISRs/ COME- -OLBZPD 561, US 21

25 Tirol, Vierer, Leopold V. 1618–1632Vs/ CRUCIGNO TIROLENSISRs/ PIETAS -UTILBZPD 1028, unstratifiziert, Friedhofserde

26 Erzherzogtum Österreich, Kreuzer, Joseph II. 1780–1790Vs/ ill.Rs/ ill.BZDOM222, Zone Nord zwischen Apsis und Kloster

27 Erzherzogtum Österreich, Kreuzer, Joseph II. 1790Vs/ JOS II D.g.R.I.S.A.GE.HV.BO.REX.A.ARs/ EIN KREUZER 1790 SBZPD182, US8, unstratifiziert

28 Erzherzogtum Österreich, Kreuzer, Joseph II. 1790Vs/ EIN KREUZER 1790Rs/ JOS II D G R.I.S.A.G.E.HV.BO.REX.A.ABZPD922, Torgglhaus, unstratifiziert

29 Erzherzogtum Österreich, Vierer, Joseph II. 1790Vs/ JOS – C ZRs/ LAND—LAZ-SEBZPD1056, Sondage Nord-West

30 Erzherzogtum Österreich, Kreuzer, Leopold

II. 1792Vs/ EIN KREUZER 1792Rs/ LEOP II D.G -I S.A.--REX.A.A.M.BBZPD1026, Friedhofserde, unstratifiziert

31 Bayrisches Herzogtum, Kreuzer, Max JosefVs/ anepigraphischRs/ BAIERISCHE LANDMUNZ .1806BZDOM96, unstratifiziert

32 Unklassifiziert 1740Vs/ DOMIN – EST.REGNUM.1740Rs/ RETH.I -NO A RIABZPD1059, unter dem Refektorium

33 UnklassifiziertVs/ -US MON-Rs/ -SBZDOM220, unstratifiziert

34 UnklassifiziertVs/ -ND GROSCHENRs/ -LEBZPD181, US8, bei Mauer 12

35 BZPD1027, unleserlichFriedhofserde, unstratifiziert

36 BZPD1031, RechenpfennigVs/Rs/Friedhofserde, unstratifiziert

37 BZDOM99, RechenpfennigVs/ -NS.LAVFER.IN.NUR-Rs/ -ALLEIN.DIE.HERN.S-Zone Nord, unstratifiziert

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43. Fragmente von Keramikpfeifen unterschiedlicher Form und Dekore

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1 Besonders bedauerlich ist der Umstand, dasswährend der umfangreichen Bodeneingriffe zur Verle-gung einer Heizungsanlage Anfang der Sechzigerjahre des20. Jahrhunderts keine archäologische Begleitung stattfand.Damals wurde eine zweirohrige Zementleitung (auf einerGesamtbreite von mindestens 5 Metern) verlegt, die denAltarraum längs der Westseite durchzieht und unter demLettner hindurch an der Ostseite durch das Kirchenschiffführt. Zweifelsohne wurden dabei insbesondere im Al-tarraum, der das Zentrum eines jeden Kirchengebäudesbildet, Mauerreste von zentraler Bedeutung zerstört sowiezahllose Gräber verwüstet.

2 Die Soprintendenza statale monumentale Verona,weiters das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler Bozen,die Soprintendenza archeologica del Veneto und das Amt fürBodendenkmäler Bozen.

3 Vergleichbare Keramikfragmente fanden sich etwaauf Castelfeder bei Montan (Baggio/Dal Ri 2003, S. 44.Taf. 18–20). Ein aus einem Ziegel gewonnener Spinnwirtelstammt aus Brixen, Stufels (Dal Ri 1984, S. 450, Abb. 8).

4 Marzoli 2001, S. 12–13.5 Zu den 2004 durchgeführten Grabungen in der

Goethestraße (ex Biasion) siehe Marzoli 2006, S. 182–183.6 Dal Ri 1991, S. 263.7 Bombonato/Dal Ri/Marzoli/Rizzi 2000,

S. 286–287.8 Dominikanerplatz 2001, S. 32.9 Es fanden sich keine Spuren eines Ablaufs im

Boden: vielleicht konnte die Jauche direkt durch den be-sonders durchlässigen Schwemmkies entweichen, in dendie Grube eingetieft war. Möglicherweise konnte man ausdemselben Grund auch auf die andernorts nötige perio-dische Entleerung der Latrine verzichten. Diese scheintgroße Ähnlichkeiten mit einem Exemplar aus Freiburg zubesitzen (Oexle 1992, S. 369).

10 Dal Ri 1991, S. 257–258, Abb. 23, 10–11.11 Spada Pintarelli/Bassetti 1989, S. 19.12 Mayr 1976, S. 308–309; Siller 1991, S. 230–231.13 Trojer 1949, S. 67 Nr.10.14 Bisher unveröffentlichte Daten, die dem Grabungs-

tagebuch des Verfassers G. Rizzi, Brixen entnommen sind(im Archiv des Amtes für Bodendenkmäler Bozen).

15 Dal Ri 1991, S. 248–249. Dieser Gebäudetypusmit steingemauertem Kellergeschoss und aus Holz errich-teten Obergeschossen wurde vermutlich als “domus cum canipa murata” bezeichnet (siehe Voltelini/Huter 1951,S. 64).

16 Vergleichbare Auffüllschichten, die während derGrabungen im Kapuzinerkloster zum Vorschein kamen,wurden als verbliebenes Schuttmaterial des Erdbebens von1348 interpretiert (Bombonato/Dal Ri/Marzoli/Rizzi2000, S. 294, Taf. 2, U. S. 86). Trotz vereinzelter Analo-gien glauben wir aufgrund mehrerer Beobachtungen, dienahe des Chors der Erlöserkirche gemacht wurden, dassdas Schichtpaket im vorliegenden Fall bereits deutlich vorbesagtem Erdbeben abgelagert wurde.

17 (Unveröffentlichte) Untersuchung seitens einesAutors (A.A.) dieses Beitrages, die während der Verlegungvon Rohrleitungen im Kreuzgang erfolgte.

18 Im Jahr 1993 (unveröffentlichte Untersuchungs-ergebnisse eines Autors dieses Beitrages (A. A.). Bezüglichder Gräber siehe den Beitrag von Alberto Alberti in dervorliegenden Publikation.

19 Marzoli 2006, S. 183.20 Untersuchungen durch Rizzi, Brixen (Marzoli

2007, S. 192).21 Wiederholte radikale Umbauten innerhalb weni-

ger Jahrzehnte sind für die Dominikanerklöster dieser Zeitmehrfach belegt, so etwa auch in Wien (drei verschiedene

Infokasten

1954–1962Arbeiten im Kirchenschiff; Freilegung von Mau-erzügen und GräbernSoprintendenza ai monumenti e gallerie, Trient1971Außenbereich Kirche, Ostseite; Arbeiten für eineUnterführung (Botsch-Gräber)Gemeinde Bozen / [G.Innerebner]1980Außenbereich Chorraum, Ostseite; Sondage.Landesdenkmalamt Bozen1980Kreuzgang; Fundbergung (Werksteine)Gemeinde Bozen / G.A.B.

1988Außenbereich Kirche, Ostseite; Grabung (Ka-pellenmauern)Soprintendenza monumentale,Verona

1988Garten im Kreuzgang; Sondagen (Gräber).Gemeinde Bozen1989Kreuzgang, Sondagen, Vermessung und Unter-suchung der Mauern. Gemeinde Bozen

1991Kreuzgang, Vermessung und Untersuchung derGrabsteine. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt1992Fundbergung auf dem Lettner (Schwerter, Spo-ren). Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

1993Johanneskapelle und Sakristei; Vermessung undUntersuchung der Mauern. Pfarrkirche MariaHimmelfahrt

1996Außenbereich Kirche, Nordseite; GrabungKirchplatz (Gräber). Soprintendenza ai Beniarcheologici, Padua

1998Außenbereich Kirche, Nordseite; Grabung(Mauerreste, Friedhof ). Soprintendenza ai Be-ni archeologici, Padua1999Außenbereich Kirche, Nord- und Ostseite;Grabung (Mauerreste). Amt für Bodendenk-mäler Bozen

2004Chorraum; Grabung (Mauerreste)Amt für Bodendenkmäler Bozen

2007Kirchenschiff, Zugang Kreuzgang; verschiede-ne Sondagen. Amt für Bodendenkmäler Bozen

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Kirchen innerhalb von nur 80 Jahren) (Donin 1955, S. 16–18).

22 Coltorti 1991, S. 17–37, Abb. 12.23 Die Nachricht über den zweiten der verheeren-

den Großbrände in Bozen bezieht sich auf das Jahr 1291 (Mahlknecht 2006, S. 47–52). Auch wenn es schwerlich vorstellbar ist, dass sich dieser Brand über die Stadtmauern hinaus auf periphere Gebiete ausbreiten konnte.

24 Schenkluhn 2000, S. 231, Abb. 159.25 Die Befunde wurden während der 1990 durchge-

führten Grabungen erfasst (Marzoli 2001, S. 12–13).26 Hinweis von Helmut Stampfer, der die Thematik

in seinem Beitrag für diesen Band ebenfalls aufgreift.27 Spada Pintarelli/Bassetti 1989, S. 20. Eine

Wendeltreppe an der Außenseite der Johanneskapelle lässt sich anhand der Planunterlagen aus der Zeit der Säkulari-sierung vermuten.

28 Wie vor einigen Jahren auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse einige Dutzend Meter weiter südlich im Bereich eines als Garten genutzten Areals nahe dem Ka-puzinerkloster beobachtet werden konnte (Bombonato/Dal Ri/Marzoli/Rizzi 2000, S. 289, Abb. 9).

29 Laimer 2007, S. 174–175.30 Freundlicher Hinweis von Helmut Stampfer; pu-

bliziert in Obermaier 2005, Nr. 507.31 Bombonato/Dal Ri/Marzoli/Rizzi 2000,

S. 294, Abb. 11, Taf. 1.32 So etwa in der Kirche Santa Maria in Primiero

nachgewiesen (Bombonato/Ravagnan 2003, S. 605–606).33 Zu den Adelsgräbern der Dominikaner siehe den

Beitrag von Alberto Alberti in der vorliegenden Publikation.34 Bei dieser Gelegenheit kam ein zweites Schwert

zum Vorschein. Das von Georg Innerebner trotz seiner akkuraten Vorgangsweise übersehene Fundstück kam wohl bei den Arbeiten zur Unterführung zum Vorschein. Die Bergung des Fundes ist einem Arbeiter der Baufirma zu verdanken. Das Stück gelangte schließlich in die Hände eines Wächters des kleinen Parkplatzes neben der Kirche. 1985 wurde einer der Autoren (G.B.) darüber informiert, dass eine Privatperson ein mittelalterliches Schwert zum Verkauf anbot. Nach kurzen Nachforschungen unter den Antiquaren der Stadt kam das Stück bei einem Händler in der Rauschertorgasse zum Vorschein, der das Schwert an das Landesdenkmalamt verkaufte. Bei einer genaueren Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich um ein 113 cm langes Prunkschwert handelte. Die einfache und gerade verlaufende Parierstange ist im Querschnitt viereckig. Der polyedrische Knauf zeigt goldtauschierte Kreuzornamente. Vom Griff hat sich einzig der Schaft erhalten; möglicher-weise bestand die mit Metallniete befestigte Griffhülse aus Elfenbein oder einem anderen wertvollen Material. Die zweischneidige Klinge besitzt eine mittige Hohlkeh-le. Typologische Vergleiche liefern Schwerter des 14. Jh. Aufgrund der Oxidation lässt sich an der Klinge keine eventuell vorhandene Herstellermarke mehr feststellen.

Siehe Mayr 1976; Demetz 1995, S. 228, Abb. 187b.35 Der Name Botsch ist ein Patronymikon, das sich

vom verdeutschten Namen des Bozner Stammvaters Boccio (1310-1374) ableitet und geht nicht, wie andernorts be-hauptet, auf den Nachnamen des Familienzweiges Bambo-rossi zurück. Dabei handelt es sich vielmehr um ein weiteres Patronymikon, das von den Nachfahren des Bartolomeo I. Rossi, genannt Bambo, übernommen wurde. Seit jeher gliederten sich die Rossi in Florenz in verschiedene Famili-enzweige mit unterschiedlichen Namen und Wappen (laut unveröffentlichten Studien eines der Autoren A. A.).

36 Die Funde wurden 1992 von einem der Autoren (A. A.) auf dem Lettner entdeckt, wo sie vermutlich wäh-rend der letzten Grabungen in der Kirche oder bei den Ar-

beiten für den in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts angelegten Heizungskanal, der die Westwand des Chores mit dem Kirchenschiff verband, vergessen wurden. Diese und andere Hinweise zu den jüngsten Restaurierungsar-beiten verdanken wir dem Architekten Luciano Bardelli, dem dafür herzlich gedankt sei.

37 Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt auch ein 2004 während der Restaurierung entdeckter, barockzeit-licher Holzreliquiar mit vergoldetem und versilbertem Überzug aus einer vergleichbaren Befundsituation.

38 Hier sei beispielsweise an das Grab des Cangran-de della Scala in Verona erinnert. Siehe Boccia/Coelho1975, S. 227, Abb. 26–27.

39 Ein Grab mit Waffen des 16. Jahrhunderts fand sich jüngst in Salzburg am Friedhof unter dem Residenz-platz: siehe Höglinger 2009, S.7.

40 Demetz 1995, S. 214, Abb. 232 (Blatt 6.73).41 Zu vergleichbaren Funden aus Südtirol: St. Maria

Kirche in der Au in Bozen, Grab ante 1406 (Dal Ri 2004, Abb. 18). Außerdem jüngst in der Mühlbacher Klause (Terzer 2010, S. 62, Nr. 94, Kat.-Nr.. 58–59).

42 Dominikanerplatz 2001, S. 36.43 Siehe Nothdurfter 2005. Zum Symbolgehalt der

Muschel siehe den Aufsatz von D. Biella und M. Lazzari, Convergenze tra realtà e comunità virtuale nel pellegrinaggio a Santiago de Compostela. Insbesondere Il Camino de Santi-ago – La figura del pellegrino medievale, i riti e la simbologia del Camino.

(www.unibg.it/lazzari/santiago_de_compostela/da-niele_biella/cap2_2.htm). Was die Anwesenheit von San-tiagopilgern in der Stadt betrifft, ist auf das ins Jahr 1400 datierte Freskenepitaph am Glockenturm neben dem Kreuzigungsbild auf der nördlichen Außenfassade des Bozner Domes hinzuweisen, das an den Tod Ulrichs er-innert, der auf seiner Pilgerreise nach Santiago von einer Glocke erschlagen wurde. Freundlicher Hinweis von Silvia Spada Pintarelli.

44 Siehe dazu die Beiträge von Spada Pintarelli und Salvoni/ Fattoretto in der vorliegenden Publikation.

45 Unveröffentlicht (Inv. BZDOM2); aus der Gra-bung 1996 zwischen Dominikus- und Thomaskapelle.

Einige Vergleichsbeispiele aus dem Tiroler Raum bei Caramelle 1973, S. 27; Sydow 1994, S. 571. Größere Ähnlichkeiten bestehen mit Bodenfliesen mit eingraviertem Dekor (pflanzliche und zoomorphe Motive) aus der Gra-bung am Münsterplatz in Ulm. Die dortigen Funde stam-men aus dem Barfüßerkloster; siehe Oexele 1992, S. 179.

46 Glasierte Ofenkacheln mit religiösen Motiven fanden sich laut Nothdurfter im Dominikanerinnenkloster von Steinach in Algund (Greiter/Nothdurfter 1991, Taf. 56–57).

47 Zu den bemalten Ofenkacheln Südtiroler Herkunft siehe Bombonato/Dal Ri 2008, S. 62–63, Anmerkung 9–14, S. 69, Abb. 11–14; Terzer 2010, S. 48–49, Abb. 82–84.

48 Zu diesem Gefäßtyp (Grapen) siehe Bombonato/Dal Ri 2008, S. 63–64, S. 69 Nr. 27.

49 Zu diesem Gefäßtyp siehe Bombonato/Dal Ri2004, S. 64, Abb. 21–22.

50 Bombonato/Dal Ri 2004, S. 64, Taf. VI, 232–233.51 Zur Maiolica arcaica aus dem nahen Veneto siehe

Munarini 1990, S. 176–186.52 Zur Sgraffitokeramik siehe Ericani/Marini 1990.53 Zur Maiolica compendiaria aus dem nahen Veneto

siehe Ericani 1990, S. 220–232.54 Zu reduzierend gebranntem oder graphitgemager-

tem Kochgeschirr siehe Terzer 2004, S. 22.55 Ein vergleichbares Kelchglas kam in der Mühlba-

cher Klause zum Vorschein (Terzer 2010, S. 104 (Kat.-Nr. 86), S. 69–70).

56 1997 und 2007 konnte besagtes Auffüllmaterial im Bereich der jetzigen Stadtgalerie und des einstigen Ein-gangs archäologisch untersucht werden.

57 Gut zur Nutzung des Klosters als Kaserne passen verschiedene Fragmente von Tabakpfeifen und ein Spiel-würfel aus Knochen. Zu Tabakpfeifenfunden aus archäo-logischem Kontext siehe Ermische 1990, S. 87–171.

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Abbildungsnachweis

Alberto Alberti, BozenJohannes Andresen, BozenArchiv der Gewerbeoberschule „Galileo Galilei“, BozenSüdtiroler Landesarchiv, BozenStadtarchiv BozenLuciano Bardelli, BozenGino Bombonato, BozenGiuliano dall’Oglio, AsiagoPaul de Doss Moroder, St. UlrichMaria Laura Fattoretto, BozenStiftung N. Rasmo–A. von Zallinger, BozenFotostudio Lambda di Giovanni Ceri, TrientFoto Pedrotti, BozenLaboratorio di analisi e di ricerca L.T.S. bei der SUPSI in Trevano, LuganoSara Metaldi, TrientMünchener Digitalisierungszentrum – Digitale BibliothekFoto A.R.O. von Augustin Ochsenreiter, BolzanoMario Pintarelli, BozenChristian Prantl, Stadtmuseum BozenGianni Rizzi, BrixenSammlung Dr. Letterio Romeo, BozenAdriano Salvoni, Rudiano (Bs)Gianni Santuari, BozenDenkmalpflege, Autonome Provino BozenSoprintendenza per i Beni Storico-artistici, Trient, Bildarchiv (Studio Photo Remo Michelotti, Mezzocorona)Soprintendenza per i Beni Storico-artistici, Trient, Bildarchiv (Foto Stefanini–Di Franco, Trento)Soprintendenza per i Beni Storico-artistici, Trient, BildarchivTiroler Landesarchiv, InnsbruckGrund- und Gebäudekataster, BozenStefan Wörz, St. Ulrich

Außerdemin: Alberti/Bombonato/Dal Ri Tafeln von Alberto Alberti

in: Spada Pintarelli, Das 15. und 16. Jahrhundert: das Pech, Pacher zu heißen,Abbildungen aus:Avraham Ronen, The Peter and Paul Altarpiece and Friedrich Pacher, Jerusalem-London 1974und aus: The illustrated Bartsch. Early german artists, 8, formerly volume 6 (part 1), New York 1980.

in: Salvoni/FattorettoAbbildungen aus: G. Basile, Giotto. Le storie francescane, Milano 1996

in: StampferAbbildungen aus:Mittheilungen der k.k. Central-Commission, II (1857)und aus: Wolfgang Schenkluhn, Architektur der Bettelorden, Darmstadt 2000

in: Dal PràAbbildungen aus:K. Wolfsgruber, Dom und Kreuzgang von Brixen, Bozen 1988J. von Schlosser, Zur Kenntnis der künstlerischen Űberlieferung im späten Mittelalter, in: „Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien“, 1902Circa 1500, Ausstellungskatalog, Milano 2000Martin Schongauer. Maitre de la gravure rhenane vers 1450-1491, Ausstellungskatalog, Paris 1991Sur la terre comme au ciel. Jardins d’Occident à la fin du Moyen Age, Ausstellungskatalog, Paris 2002L. Andergassen, Die mystische Einhornjagd in St. Georgen/Obermais. Zur Darstellung der Verkündigung im Hortus conclusus in Tirol, in: Denkmalpflege in Südtirol 1987/88. Tutela dei Beni Culturali in Alto Adige, Bozen 1989Defensorium inviolatae virginitatis Mariae aus der Druckerei der Hurus in Saragossa in Faksimile-Reproduktion, herausgegeben von Wilhelm Ludwig Schreiber, Weimar 1910Gotik in Slowenien, Ausstellungskatalog, Ljubljana 1995

in: CossettoAbbildungen aus:I. Lehne, Lorenz Böhler. Die Geschichte eines Erfolges, Wien-München-Bern 1991.100 ani Scola d’Ert de Urtijëi 1890–1990. 100 Jahre Kunstlehranstalt St. Ulrich. 100 anni Istituto d’Arte di Ortisei, St. Ulrich, 1990

Die Stadtgemeinde Bozen steht allen eventuellen Inhabern der Bildrechte, die zur Genehmigung des Nachdrucks nicht erreicht werden konnten, zur Verfügung.

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Inhalt

11 EinführungSilvia Spada PintarelliHelmut Stampfer

Geschichte

14 Chronologischer ÜberblickWalter Schneider

16 Die beste gothische Reliquie in Botzen. Zur Bau- undRestaurierungsgeschichteder DominikanerkircheHelmut Stampfer

38 Zur Restaurierungsgeschichtedes Dominikanerkreuzgangs in BozenWaltraud Kofler Engl

54 Bemerkungenzur konservierenden Restaurierungder Wandmalereien im KirchenchorAdriano SalvoniMaria Laura Fattoretto

62 Bemerkungen zur Restaurierungdes Schiffs der BoznerDominikanerkircheSara Metaldi

72 Archäologische Befunde und Fundevom Dominikanerkloster in BozenAlberto AlbertiGino BombonatoLorenzo Dal Ri

90 Gräber und GrabplattenAlberto Alberti

108 Die österreichische Kaserne bei denDominikanern in Bozen (1801–1901)Angela Mura

118 Die k.k. Fachschule für Holzindustriein BozenMilena Cossetto

136 Vorlagen für die Fachschule: Bücher,Kunstwerke und KunstgegenständeSilvia Spada PintarelliGiovanna Tamassia

150 Lorenz Böhler und das„Reservelazarett für Leichtverwundete“in Bozen (1916–1919)Christoph Hartung von Hartungen

Kunst und Kultur

162 Das Trecento. Wandmalereien inKirche und Klosterder DominikanerTiziana Franco

184 Der Crucifixus dolorosus von BozenLuca Mor

192 Das 15. und 16. Jahrhundert:das Pech, Pacher zu heißenSilvia Spada Pintarelli

212 Worte und Bilder in einem„Land der Mitte“: die Einhornjagd zur Zeit von Maximilian I. vonHabsburg auf Fresken in Bozen,Obermais, Fiera di Primiero,Condino und VeronaLaura Dal Prà

236 Das 17. und 18. Jahrhundert:die zerstreute GeschichteSilvia Spada Pintarelli

258 Einige Bemerkungen zum Inventardes aufgehobenenDominikanerklosters in BozenPater Plazidus Hungerbühler

260 Die Bibliothek desDominikanerklosters in BozenJohannes Andresen

Leben im Kloster

266 Die Nutzung der Räumlichkeiten imBozner „Convent des AllerheiligstenNahmen Jesu“ bei der AufhebungLuciano Bardelli

288 Meditation, Freude, AnbetungEin spiritueller Gang durch denDominikanerkreuzgang in BozenSchwester Grazia PapolaDon Antonio Scattolini

302 Literaturverzeichnis