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APTAVANI 13 Band II Vorläufige deutsche Fassung, Stand 12/2018 Der Parayan 2018 beginnt mit Kap. 7 ab Seite 323 Hinweis: Als Folge von Formatbereinigungen stimmen die Seitenzahlen und Umbrüche in diesem Gesamtdokument nicht mehr 1:1 mit dem jeweiligen Parayan-Dokument der vergangenen Jahre überein. Für genaue Übereinstimmung mit der Parayanübersetzung könnt ihr das zum damaligen Zeitpunkt gültige Parayandokument verwenden, das auf der Parayanseite weiter zum Download verfügbar ist. JSCA
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APTAVANI 13 Band II - Akram Vignan

Apr 29, 2023

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Khang Minh
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Page 1: APTAVANI 13 Band II - Akram Vignan

APTAVANI 13 Band II

Vorläufige deutsche Fassung, Stand 12/2018

Der Parayan 2018 beginnt mit Kap. 7 ab Seite 323

Hinweis:

Als Folge von Formatbereinigungen stimmen die

Seitenzahlen und Umbrüche in diesem Gesamtdokument nicht mehr 1:1 mit dem jeweiligen Parayan-Dokument der

vergangenen Jahre überein.

Für genaue Übereinstimmung mit der Parayanübersetzung könnt ihr das zum damaligen Zeitpunkt gültige

Parayandokument verwenden, das auf der Parayanseite weiter zum Download verfügbar ist.

JSCA

Page 2: APTAVANI 13 Band II - Akram Vignan

Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dedication (p 4)

Widmung

Wow, Dada, das dreizehnte Aptavani! Es ist eine wunderbare Enthüllung, eine, die zur Befreiung führen wird!

Auf dem Akram-Weg manifestiert sich innerhalb von zwei Stunden Pragnya in mir!

Deine absolut losgelöste Sprache schlägt Anhaftung und Abscheu in die Flucht!

Wenn du sagst: "Das, was verdirbt und reinigt, ist alles Teil des Pudgal", wird die Trennlinie zwischen dem Wissen des Selbst und der Unwissenheit

über das Selbst gezogen!

Derjenige, der lange gebraucht hat, Wissen, Sicht und Verhalten des Selbst zu verstehen,

hat hier die Definition von Wissen und Sicht des Selbst verstanden.

Die Tirthankaras haben die außergewöhnlichen Kräfte des Akram-Weges gelobt!

Aus dem Wissenden-Sehenden Zustand heraus bleibt man der kontinuierlich Wissende!

Wenn man 'einen Pudgal' sieht, bekommt man ein Gefühl für den Zustand von Lord Mahavir!

Man erlebt außergewöhnliche Unabhängigkeit!

Die wahre Sicht ist durch Hu, Bavo und Mangaldas gekennzeichnet!

Dada, wie wunderbar Du bist, der du uns diese nie dagewesene Sprache dargebracht hast!

Alles Unglück ist in Deiner reinen Liebe ertrunken.

Der Durst aus Urzeiten ist von Dada gelöscht worden! Für diejenigen, die in Unglück darben, ist Akram ein Festmahl!

Dein Mitgefühl ergießt sich über alle!

Ein Zustand, in dem subatomare Teilchen nicht unruhig sind, herrscht vor.

Was kann ich dem Kshatriya anbieten, der niemals etwas braucht!

Ich habe so einen Dada gefunden, was für ein Wunder!

Unendliche Lebzeiten sind abgetrennt worden, das an sich ist der Gewinn der Befreiung!

Du bist der Lord des Universums, und trotzdem zeigst Du uns einen bescheidenen Zustand.

Aus genau diesem Grund nehmen alle Dein Bild in ihr Herz auf.

Du musst nichts suchen, denn Du bist der Befreier der Welt!

Ich präsentiere der Welt das dreizehnte Aptavani!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Editorial (p 6)

Vorwort

Menschen, die einzig das Selbst erlangen wollen, haben vermutlich viele Male unzählige Belehrungen über die Seele gehört und gelesen. Dennoch ist die Erfahrung des Selbst etwas sehr Mysteriöses. Um die nach der Erfahrung des Selbst die höchste Befreiung (Purnahuti) zu erlangen, ist es notwendig, viele Dinge zu wissen, etwa: Die Wissenschaft vom Prakruti (relatives selbst); den Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex von Einströmen und Ausströmen; Füllen und Entleeren) zu 'wissen' und zu 'sehen'; die Wissenschaft von Karma; die Funktion der Pragnya (direktes Licht der Seele); Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh); Ärger, Stolz, Täuschung und Gier (Kashays); den absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand der Seele; den Zustand des Absoluten Wissens (Keval Gnan); sowie auch die Lösungen für all die Geheimnisse bezüglich der Seele und diesem physischen Körper (Shtul Sharira), dem subtilen Körper (Sukshma Sharira) und dem Kausalkörper (Karan Sharira). All diese sind hilfreich als Meilensteine, um den höchsten Zustand zu erreichen. Wenn sie nicht in die Sicht und in die volle Erfahrung (Sampurnapane) aus jeder Richtung (Sarvangpane) gelangen, wird die letztendliche Vollendung der Wissenschaft des Selbst nicht erreicht. Und wer außer dem vollständig erfahrenen Atmavignani (Wissenschaftler des Selbst) kann all diese Geheimnisse im Detail erläutern? Was immer die Gnanis1 der Vergangenheit gesagt haben, ist nur in Worten verblieben, in Schriften, und es wurde passend zu ihrem Ort und ihrer Zeit gesagt – was für den aktuellen Ort und Zeit meist nicht passt, weder im Verstehen noch in der Erfahrung. Deshalb haben wir alle in diesem Zeitzyklus in Gestalt eines außerordentlichen Geschenks der Natur die Wohltat der vollständig vollendeten, erfahrenen Sprache erhalten, die den perfekt manifestierten Dada Bhagwan2 im Atmavignani3, Akram Gnani (dem spirituellen Wissenschaftler des stufenlosen Wegs zur Selbst-Realisation), dem absolut verehrten Dadashri, berührt hat. Der absolut verehrte Dadashri hat niemals etwas aufgeschrieben. Nach seiner Aussage war alles, das aus seinem Mund strömte, in Gestalt von Deshna, der befreienden Sprache der Erleuchteten, die alle Standpunkte akzeptiert und keine Sichtweise verletzt (Syadvaad), und die ohne Absicht von Eignerschaft ist. Sie kam durch das 'Tonbandgerät' (der Sprache des Gnani) hervor, wenn er ein Nimit (ein Instrument) traf. Nachdem sie auf Audiokassetten aufgenommen und zusammengestellt war, wurden Anstrengungen unternommen, um sie den gebildeten spirituellen Aspiranten zu übermitteln. Aus diesen Zusammenstellungen wurde die unschätzbare Sammlung der Aptavani4-Bücher veröffentlicht. Zwölf Aptavani-Bücher wurden bereits veröffentlicht,

1 Selbst-Realisierte, die anderen die Selbst-Verwirklichung geben können 2 Dem vollständig erleuchteten Lord in Dadashri 3 Wissenschaftler des absoluten Selbst 4 Die unveränderten gesprochenen Worte des Gnani in Form von Büchern

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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und nun wird der dreizehnte Band veröffentlicht, welcher in die erste Hälfte (Purvardh) und die zweite Hälfte (Uttarardh) aufgeteilt ist. Dadashris Sprache pflegte auf natürliche Weise zu strömen, abhängig vom Fragenden (dem Nimit). Persönlich [gesprochen] pflegte jeder sie exakt zu verstehen, aber es ist schwierig, sie in einem Buch zu einem Thema zusammenzustellen. Und noch schwieriger ist es für den gebildeten Leser, sie exakt zu verstehen! Manchmal wird man aufgrund von Missverständnissen von der Spur abkommen oder fehlgeleitet. Zum Beispiel liest man in den Schriften: "Geh und rufe deine Mutter." Nun muss der Leser hier von alleine verstehen, wer in Bezug auf wessen Mutter spricht. Hier könnte man die eigene Frau rufen, oder auch jemand anderes Frau. Was, wenn es missverstanden wurde?!! Ebenso können das Element, welches die Seele (Atmatattva) ist, und die anderen Elemente des Universums nicht in Worten beschrieben (Avarnaniya) werden. Sie sind nicht auszudrücken (Avaktavya). Gnani Purush Dadashri kommt von einer sehr sehr hohen Ebene, um das in Worte zu fassen und für uns zu erläutern. Die Angelegenheit des 'Sehens' (die richtige Überzeugung; die Sicht, dass ich das Selbst bin) kann von dem erlangt werden, der diese Sicht hat (dem Gnani Purush); sie kann nicht durch Worte bewerkstelligt werden werden. Die wahre Sicht (Muda Drashti), bei der es darum geht, die Wahrnehmung der Seele (Atmsanmukhta) zu erlangen – wie kann sie in Worte gefasst werden? Allerdings werden diese großen Seelen mit enormem positivem Karma, die das Akram Wissen (Gnan) vom absolut verehrten Dadashri erlangt haben, das sofort verstehen, wenn sie es lesen, weil ihre Pragnya (das direkte Licht der Seele) erwacht (Jagrut) ist. Dennoch gibt es bestimmte tiefe Angelegenheiten, die derart sind, dass sie vielleicht sogar über die Köpfe der Selbst-realisierten Mahatmas hinausgehen; oder sie mögen in manchen Punkten als widersprüchlich erscheinen. In Wirklichkeit kann nicht ein einziges Wort des Gnani je widersprüchlich sein. Deshalb übersieh es nicht. Um eine Lösung für den Widerspruch zu bekommen, ist es wert, von einer autorisierten Person Klarheit zu bekommen. Andernfalls lass es offen, und wenn du auf diese Stufe fortschreitest, dann wird es automatisch verstanden werden! Zum Beispiel werden an verschiedenen Stellen die beiden Worte 'Bahnhof' (Railway Station) und 'Bahnsteig' (Railway Platform) verwendet. Für eine Person, die damit nicht vertraut ist, wird Verwirrung aufkommen; und eine damit vertraute Person weiß, dass es ein und dasselbe ist. Oftmals, wenn der verehrte Pujyashri über den Bahnsteig spricht, dann ist vielleicht die Beschreibung am Anfang verschieden, der mittlere Teil ist anders, und ganz am Ende ist die Beschreibung anders. Deshalb kann ein scheinbarer Widerspruch aufkommen. Tatsächlich handelt es sich um die Beschreibung derselben Sache in unterschiedlichen Zuständen! Hier entsprang Dadashris Sprache, den verschiedenen Nimits (Fragenden) entsprechend, an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten, und entsprechend den unterschiedlichen inneren Absichten jedes einzelnen. Das ist es, was zusammengestellt wurde. Sprache über das Thema Prakruti (relatives selbst) kam hervor, von ein bis einhundert Prozent. Allerdings mag der Leser es, wegen der Unterschiedlichkeit der Nimits (Fragenden), ein wenig schwierig zu verstehen finden. Manchmal scheint es, als seien Fragen wiederholt gestellt worden, aber der Fragende ist jedes Mal ein anderer;

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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wohingegen der, der das im Detail erklärt, nur einer ist, der absolute Gnani, Dadashri. Und zu jedem Zeitpunkt ist der Leser des Aptavani nur ein Mensch, der die gesamte heilige Lehre (Bodha) verstehen muss. Und es wurde der Versuch unternommen, das Material subtil zusammenzustellen, wie ein Gespräch des absolut verehrten Dadashri mit nur einer Person. Ja, im Frage-und-Antwort-Format der Sprache mögen die Antworten, die jedem einzelnen gegeben wurden, verschieden erscheinen; aber sie sind solcherart, dass sie uns in viel tiefere Zustände führen! Das kann von denen verstanden werden, die sie ausführlich studieren. Obwohl man all das tut, scheint es sehr sehr schwierig und außergewöhnlich, die ursprüngliche Essenz so zu begreifen, wie sie ist. Im Strom der Sprache des absolut verehrten Dadashri kamen unterschiedliche Worte für dasselbe hervor, zum Beispiel Prakruti (relatives selbst), Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex von Füllen und Entleeren), Ahamkar (Ego) usw. Wohingegen an manchen Stellen nur ein Wort verwendet wurde, um verschiedene Dinge zu beschreiben, zum Beispiel: 'Ich' (Hu) wurde vielleicht für das Ego verwendet, und 'Ich' mag auch für Atma (das Selbst in Bezug auf 'Hu' in "Hu, Bavo und Mangaldas" – ich, der Mönch Mangaldas) verwendet worden sein. Mahatmas sollten das im passenden Kontext verstehen. Um insbesondere das Verständnis des unwiderlegbaren Prinzips im Detail zu erläutern, wurden, wo nötig, bei [bestimmten] Themen redaktionelle Anmerkungen in Klammern eingefügt, die für das Verstehen des Lesers hilfreich sein werden. In der ersten Hälfte (Purvardh) des Bandes, der hier präsentiert wird, werden alle acht Typen von subtilem sich entladenden Karma (Dravyakarma) im Detail erklärt. In den Schriften wurden sie sehr ausführlich beschrieben, was den spirituellen Aspiranten verwirren kann. Der absolut verehrte Dadashri hat nur dem besondere Bedeutung gegeben, was für diejenigen auf dem Weg zur endgültigen Befreiung nötig und nützlich ist, die einzig das Selbst erlangen wollen. Er hat das in sehr einfacher Sprache erklärt und es derart gemacht, dass es von alleine Ergebnisse bringt (Kriyakari). Dadashri hat an bestimmten Stellen auf die Seele (Atma) als Wissender-Sehender Bezug genommen, wogegen er an anderen Stellen die Pragnya (das direkte befreiende Licht der Seele) als Wissenden-Sehenden bezeichnet hat. Genaugenommen ist Pragnya als Repräsentant der Seele (Atma) tatsächlich der Wissende-Sehende, solange das Absolute Wissen (Keval Gnan) nicht erlangt ist. Schlussendlich, sobald Absolutes Wissen erlangt wird, wird die Seele (Atma) selber zum Illuminator (Prakashak) von jeglichem zu Wissenden (Gneya) im gesamten Universum! Bestimmte Diskussionen, wie die über die Pragnya, die immer wieder vorkommen, wirken zu der Zeit vielleicht, als ob sie sich wiederholen. Aber das ist nicht der Fall. Jedes Mal sind die Erklärungen auf einer noch subtileren Ebene. So wie Anatomie in der sechsten Klasse, zehnten Klasse, zwölften Klasse und dann nochmals in der medizinischen Hochschule behandelt wird. Das Thema und sein grundlegendes Verstehen gibt es auf allen Ebenen, aber die Feinheit ist jeweils anders.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Wenn das absolute Prinzip in die Erfahrung kommt, dann ist der Unterschied der Sprache oder der Worte für so eine Person überhaupt kein Hindernis. Für eine Person, die in das Zentrum des Kreises gekommen ist, entsteht keine Meinungsverschiedenheit mit irgendjemand. Mehr noch, sie sieht alles, wie es ist, und deshalb entsteht dort niemals eine Unterscheidung. Oftmals mag ein Mahatma oder Mumukshu (jemand der Befreiung ersehnt) etwas depressiv werden, nachdem er die tiefgehenden Abhandlungen des verehrten Dadashri gelesen hat und fühlt: „Das kann niemals erreicht werden!“ Aber das wird nicht passieren. Dadashri hat immer gesagt: „Was immer ich auch sage: alles, was du tun musst, ist, es zu verstehen. Du musst keine Versuche unternehmen, es in dein Verhalten zu bringen. Dafür wird ein neues Ego gebraucht werden. Halte dich einfach an das Verstehen (der Essenz) der Sache. Es wird von selber in das Verhalten kommen. Aber wenn du es nicht verstanden hast, wie willst du dann vorangehen? Verstehe einfach weiterhin, und bitte um Energien (Shakti) von Dada Bhagwan (dem Reinen Selbst im Innern) und triff die Entscheidung: „Ich möchte Akram Vignan vollständig (Sampurnapane) und aus allen Winkeln (Sarvangpane), in Exaktheit, verstehen!“ Und genau dieses Gewahrsein wird den letztendlichen Zustand (Purnata) bringen. Gegenwärtig sollen Mahatmas nur in Purusharth (spirituelle Bemühung, die keine äußeren Umstände benötigt) des ununterbrochenen Gewahrseins (Avirat Laksha) der Fünf Agnas und des "Ich bin Reine Seele" verbleiben. Seit jeher waren spirituell Suchende hinter nur einer Sache her: „Ich muss Reinigung erlangen. Ich muss diese Unreinheiten beseitigen. Ich muss das Chit (subtile Fähigkeit von Sehen und Wissen) reinigen!“ Wer muss das? Ich, ich, ich! Da fließt Dadashris Sprache der Erfahrung: „Derjenige, der verunreinigt, ist der Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex); und derjenige, der reinigt, ist auch der Pudgal!“ Du bist nur der Sehende von all dem! Somit liefern all die Gespräche ohne Widerspruch das unbestreitbare Prinzip, welches das letztendliche Resultat (Siddhantik) bringt. Die ursprüngliche Seele (Muda Atma) ist, war und wird in der Form des Absoluten Wissens (Keval Gnan Swaroop) sein. All dieses Gefangensein ist durch den Druck der Umstände entstanden, durch die falsche Überzeugung. Und eine falsche Überzeugung kam auf: „Ich bin Niruben“, aus der unzählige falsche Überzeugungen entstanden sind! Dadashri hat durch Akram Vignan innerhalb von zwei Stunden die ursprüngliche falsche Überzeugung zerstört und das ständige Gewahrsein (Laksh) und die Überzeugung (Pratiti) "Ich bin Reine Seele" etabliert. Indem man jedoch die anderen falschen Überzeugungen, die aus der ursprünglichen falschen Überzeugung entstanden sind, loswird und sie zurücknimmt, muss man es zu der wahren ursprünglichen Form des Absoluten Wissens schaffen. Und letztendlich wird das erwachte selbst (Potey) zum Selbst! Durch Pujyashris Sprache wird die Kunst, diese falschen Überzeugungen loszuwerden, an zahlreichen Stellen enthüllt. Sie macht den Weg, einen starken Beschluss zu erlangen, um den Ekavtari Zustand (nur noch ein Leben bis Moksha) zu erreichen, enorm einfach (Sarad) und leicht (Sahaj). Somit hat Dadashri in Aptavani 13, indem er die Wissenschaft des Prakruti enthüllt, alle Begrenzungen überschritten, und zudem hat er die ultimative Wissenschaft von "Hu,

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Bavo und Mangaldas" (Ich, der Mönch Mangaldas) gegeben und damit all die Erklärungen in Feinheit aufgedeckt. Wenn das verstanden wird, ist es möglich, ununterbrochen im Zustand des Gnani (des Erwachten) zu verweilen. Pujya Dadashri hat die göttlichen Richtlinien (Agna) an Niruben und Deepakbhai Desai gegeben, um die Serie der Aptavanis eins bis vierzehn zu veröffentlichen. Er hat gesagt, dass die vierzehn Aptavanis für diejenigen, die nur das Selbst zu erlangen begehren, die Meilensteine werden sollen, um von der ersten bis zur vierzehnten Stufe der spirituellen Entwicklung (Gunthana) aufzusteigen. Somit ist all das grundlegende Wissen in "Ich bin Reine Seele" und in den Fünf Agnas eingeschlossen. Aber die Aptavanis erklären dieses grundlegende Wissen im subtilen Detail. Zum Beispiel, wenn jemand in Delhi fragt: „Niruben, wo lebt du?“, dann würde ich sagen: „Simandhar City, Adalaj.“ Aber wenn die Person Niruben erreichen möchte, dann bräuchte die Person die Adresse im Detail. Wo liegt Adalaj? Wo liegt Simandhar City? Es liegt an der Ahmedabad-Kalol Schnellstrasse, in der Nähe der Adalaj Kreuzung auf dem Weg von Sarkhej nach Gandhinagar, hinter der Bagga Tankstelle; Trimandir Sankul. Nur wenn Details auf diese Art gegeben werden, kann die Person den eigentlichen Ort erreichen. Ähnlich liefern die Aptavanis, die Bände von Dadashris Reden in Form von umfangreichen Schriften, die nötigen Details, um die absolute Form der Seele (Atma) zu erreichen, und helfen einem, zum wahren Selbst, der Seele, in der Form von Absolutem Wissen zu gelangen!

- Dr. Niruben Amin

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APTAVANI 13

PART II

Teil II

[1]

Pragnya

Pragnya

To Understand Pragnya in its Exact Form… (p 17)

Pragnya5 in ihrer exakten Form verstehen

Fragender: Das Gewahrsein (Khyal) "Das ist meine Form als das Selbst (Swaroop), und das ist das andere" – welcher Teil herrscht in diesem konstanten Gewahrsein vor? Welcher Teil ist das?

Dadashri: Es ist die Pragnya, das direkte Licht der Seele, die das alles zeigt. Sie zeigt alles als getrennt [von Dir, dem Selbst].

Fragender: Es bleibt sogar das Gewahrsein erhalten, dass derjenige, der diese beiden als getrennt zeigt, auch nicht ich bin. Ich bin dies.

Dadashri: Das stimmt, das zeigt die Pragnya.

Fragender: Wie entsteht Pragnya, und woher kommt sie?

Dadashri: Sie entsteht eigentlich in dem Moment, wo 'wir' (der Gnani Purush) dir das Wissen des Selbst (Gnan) geben. Die Pragnya ist durch dieses Wissen (Gnan) entstanden. Ab dann beginnt die Pragnya zu arbeiten.

Es gibt im Innern zwei Energien. Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst) entsteht, wenn 'wir' dir Gnan geben. Ansonsten haben alle Lebewesen immer Agnya Shakti (die Energie des Unwissens, Intellekt). Das heißt, wenn die beiden, 'ich' (Hu, das Selbst) und der Nicht-Selbst-Komplex ('Murti'), zusammenkommen, nennt man das Agnya Shakti. Agnya Shakti lässt das weltliche Leben (Sansaar) entstehen. Sie lässt einen nicht aus dem weltlichen Leben herauskommen. Pragnya Shakti lässt das [erwachte Selbst] nicht im weltlichen Leben bleiben. Sie wird das erwachte Selbst zwingen, 'es' fesseln und 'es' nach Moksha (zur endgültigen Befreiung) schleppen. Diese Energie, die aufgetaucht ist, setzt also die Arbeit fort. 'Du' [das Selbst] solltest dich darin nicht einmischen. Die Arbeit geht von alleine weiter, die Arbeit passiert auf natürliche und spontane Weise.

Pragnya entsteht, nachdem der Gnani Purush jemandes Egoismus entfernt hat. Egoismus und das Gefühl "Das ist meins" (Mamata) stehen unter der Regie von Agnya Shakti (der Energie des Unwissens; des Intellekts). Wenn Pragnya auftaucht, dann

5 Pragnya (ohne Shakti) und Pragnya Shakti werden hier synonym verwendet. Ebenso verhält es sich mit Agnya und Agnya Shakti. Shakti bedeutet Energie.

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packt die Energie namens Agnya ihre Sachen zusammen und verschwindet! Genau wie [damals,] als die Kongress-Regierung an die Macht kam, da sind die Briten [ja auch] verschwunden, oder?

Der Lord hat gesagt: "Die Ursache der Gebundenheit ist das Unwissen über das Selbst (Agnya)." Das weltliche Leben (Sansaar) wird durch Agnya gebunden. Negatives und positives Karma (Paap, Punya) werden durch Agnya erzeugt. Das Gegenteil von Agnya ist Befreiung (Mukti), und die geschieht durch Pragnya Shakti. Die Pragnya warnt Dich [das erwachte Selbst] ständig. Sie war vorher nicht da. Vorher war Agnya da. Agnya schlängelt sich immer und immer in die falsche Richtung. Dieses weltliche Leben ist durch Agnya entstanden, durch Pragnya wird es zerstört. Durch Agnya ist das Ego da. Pragnya entsteht, nachdem man frei von Ego (Nirahamkar) geworden ist. Pragnya Shakti entsteht, nachdem das Gewahrsein (Laksha) "Ich bin Reine Seele" sich etabliert hat.

In Unwissenheit über das Selbst (Agnya) ist "Ich habe das gemacht, ich habe den Schmerz erlitten, er hat es getan, er hat mich beschimpft", da. Pragnya sagt: "Ich bin nicht der Handelnde (Karta). Ich bin nicht der Leidende (Bhokta), ich bin der Wissende (Gnata). Der arme Mann, der mich beschimpft hat, ist nur ein instrumentell Handelnder (Nimit), er ist auch nicht der Handelnde." Das ist das ultimative Wissen (Gnan). Das ultimative Werkzeug (Sadhan) zur Befreiung (Moksha) ist einfach das: den anderen nicht als Handelnden zu sehen und das Vorherrschen des Gewahrseins, dass Du nicht der Handelnde bist.

Fragender: Betrachtet man es als angewandtes Gewahrsein (Upayog) der Pragnya, zu 'wissen', dass Anhaftung (Raag) und Abscheu (Dwesh) Anhaftung und Abscheu sind? Ist da die Pragnya am Werk?

Dadashri: Das 'Fundament' der Pragnya ist anders. Selbst jemand, der nicht Selbst-realisiert ist (ein Agnani) versteht, dass diese Person Anhaftung und Abscheu hat. Es ist die Pragnya, die weiß: "Die Anhaftung und die Abscheu sind weg." Jemand, der nicht Selbst-realisiert ist, wird das nicht verstehen. Übrigens würde selbst ein Kind Anhaftung und Abscheu verstehen! Wenn du ein grimmiges Gesicht machst, dann wird das Kind weglaufen und nicht wiederkommen.

Pragnya entsteht, wenn Agnya verschwindet. Solange es in jedem Lebewesen auf der Welt falsche Überzeugungen (Mithyatva) gibt, ist Agnya da, und wenn diese falsche Überzeugung entfernt wird, entsteht Pragnya.

Fragender: Kann Pragnya nicht entstehen, solange man im weltlichen Leben lebt; kann da nur Agnya bestehen?

Dadashri: Nein, Pragnya ist in Dir [dem Mahatma, dem Selbst-Realisierten] entstanden. Ist die Pragnya nicht in dir entstanden, obwohl du ein weltliches Leben lebst? Daher wird sie dich, wo auch immer du im weltlichen Leben gebunden bist, für immer von dieser Gebundenheit befreien, indem sie dich warnt. Wenn Du nicht gewahr bist, dann wirst Du von innen her eine Warnung erhalten, das ist das Werk der Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst). Und wenn du im weltlichen Leben Geschäfte machst, dann wird Agnya Shakti (die Energie des Unwissens) dir sagen: "Wenn du das-und-das machst, kannst du heiraten, du wirst bestimmt jemanden finden."

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Diese Agnya Shakti warnt dich, aber sie wird dazu führen, dass du im weltlichen Leben umherwanderst, während Pragnya dich im Sinne der Befreiung warnt.

Fragender: Alle Entscheidungen werden vom Intellekt (Buddhi) getroffen, oder?

Dadashri: Ja, der Intellekt trifft die Entscheidung, aber es gibt zwei Arten von Entscheidungen. Die Entscheidungen für das Fortschreiten Richtung Befreiung (Moksha) werden von der Pragnya getroffen, und die weltlichen Entscheidungen werden von Agnya (der Energie der Unwissenheit, vom Intellekt) getroffen. Agnya bedeutet Intellekt (Buddhi). Alle Entscheidungen werden von Agnya und Pragyna getroffen.

The Manifestation of Agnya? (p 18)

Die Manifestation von Agnya?

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Gnan (Wissen) und Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Die Pragnya ist eine Energie, die durch Gnan entstanden ist.

Pragnya ist tatsächlich die direkte Energie, ein direktes Licht des Selbst, und Agnya ist ein indirektes Licht. Als Agnya betrachtet man einen Intellekt höchster Stufe, oder selbst, wenn er auf der niedrigsten Intellekt-Stufe beginnt, aber das nennt man alles Agnya. Nichtsdestotrotz ist sie immer noch eine Energie des Selbst. Agnya Shakti ist die [indirekte] Energie des Selbst, und Pragnya ist auch die [direkte] Energie des Selbst.

Fragender: Wie kann sie als Energie des Selbst betrachtet werden?

Dadashri: Agnya Shakti (die Energie des Unwissens, der Intellekt) ist als ein zusätzliches Ergebnis (Vishesh Parinaam) entstanden.

Fragender: Dada, ist es nicht so, dass das ein und dieselbe Energie ist? Sie resultiert in Agnya, wenn sie hinausgeht, und wenn sie wieder mit dem Selbst verschmilzt, dann ...

Dadashri: Nein, so ist es nicht. Diese Agnya Shakti ist anders, aber es sind beides Energien des Selbst. Im Pudgal (dem ewigen Element unbelebter Materie) hingegen gibt es gar keine solche Energie, nicht wahr!

Fragender: Heißt das dann, dass alle Energien, die es gibt, allein zum Selbst gehören?

Dadashri: Es sind alles Energien des Selbst, aber solange das Selbst im zusätzlichen Ergebnis der Überzeugung "Ich bin Chandubhai" (Vishesh Parinaam) gefangen ist, kann es nicht aus der Agnya Shakti heraus, nicht wahr? Wenn es aus der Agnya Shakti herauskommt, wenn es in sein Gewahrsein als das Selbst kommt, das ist der Moment, wo Agnya Shakti verschwindet. Dann entstehen die Ergebnisse 'als das Selbst' (Nij Parinaam). Danach beginnt Pragnya Shakti zu arbeiten. Dann wird sie dich nicht [mehr] ins weltliche Leben gehen lassen.

Beide Energien gehören also tatsächlich zum Selbst. Es gibt dabei überhaupt keine äußere Energie, keine Energie die zu irgendjemand anderem gehört. Pragnya Shakti und Agnya Shakti sind beides 'Dinge', die geglaubt worden sind, sie sind eine Überzeugung.

Fragender: Warum hat Agnya Shakti angefangen? Was war der Grund dafür?

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Dadashri: Grundsätzlich hat sich der Umstand ereignet, dass das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Jada) zusammengekommen sind, der Umstand des Zusammenkommens von Selbst (Chetan) und unbelebter Materie (Jada) hat sich ereignet, was wiederum das zusätzliche Wissen (Vishesh Gnan) entstehen lassen hat, und daraus wurde Agnya Shakti. Fragender: Wer von den beiden, Agnya und Pragnya, dominiert?

Dadashri: Sie regieren beide, jeder an seinem eigenen Ort (Kshetra), beide regieren an ihrem jeweiligen Ort.

Fragender: Gibt es einen Unterschied zwischen Pragnya und dem relativen selbst (Pratisthit Atma)?

Dadashri: Einen Riesenunterschied. Das relative selbst (Pratisthit Atma) ist dieser 'Chandubhai' und Pragnya ist ein Teil des Selbst.

Fragender: Wo hat Pragnya begonnen?

Dadashri: Sie hat keinen Ursprungsort, sie basiert auf Zeit. In dem Moment, wo die falsche Überzeugung (Mithyatva) zerbrochen wird, manifestiert sich Pragnya. Sie wird präsent, weil der Intellekt einen Schlag abbekommen hat.

Fragender: In Gesprächen sagen wir oft, dass Pragnya ein Teil des Selbst ist.

Dadashri: Ja, genau das ist sie!

Fragender: Ist sie ein Teil des Selbst?

Dadashri: Interpretiere es nicht so: "Ein Teil des Selbst." Du interpretierst all diese Punkte in deiner eigenen Sprache.

Das ist ihre Natur – wenn ein bestimmter Zeitpunkt kommt, taucht Pragnya automatisch auf, und dann hört sie auf, wenn sie einen zur Befreiung (Moksha) gebracht hat. Auch diese Agnya ist aufgetaucht und geht zu Ende. Agnya geht zu Ende, wenn Pragnya entsteht. So, wie das Tageslicht auf das Dunkel der Nacht folgt.

Pragnya, Jada or Chetan? (p 19)

Pragnya, Jada oder Chetan?

Fragender: Gibt es denn irgendeinen Anteil von der Überzeugung "Ich bin Chandubhai" (Vikalp) in Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Die Überzeugung "Ich bin Chandubhai" (Vikalp) hat dazu keine Verbindung. "Ich bin Chandubhai" (Vikalp) ist komplett Agnya (die Energie des Unwissens, der Intellekt). Es ist kein "Ich bin Chandubhai" (Vikalp) darin, sie [Pragnya] ist frei von der Überzeugung "Ich bin Chandubhai" (Nirvikalpi). Sie ist das Selbst (Chetan), keine unbelebte Materie (Jada). Fragender: Aber Pragnya ist doch energetisiertes selbst (Power Chetan), oder?

Dadashri: Nein, sie ist kein energetisiertes selbst (Power Chetan), sie ist das ursprüngliche Selbst (Muda Chetan). Allerdings hat sie sich nur vom ursprünglichen Selbst (Muda Chetan) getrennt, um diese Arbeit zu machen [den Erwachten zur

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Befreiung, nach Moksha, zu bringen]. Danach wird sie wieder eins mit dem Selbst werden.

Fragender: Pragnya ist nicht der Nicht-Selbst-Komplex, der sich füllt und leert (Pudgal), ist sie ein Teil, der zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst liegt?

Dadashri: Nein, sie ist nicht der Teil, der zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst ist. Sie ist der Teil des Selbst, der an dem Tag, an dem 'wir' dir Gnan geben, getrennt wird. Das Selbst macht dabei nichts, während sie (Pragnya) einen die gesamte Strecke bis zur Befreiung (Moksha) bringt. Als Teil des Selbst setzt sie also die Arbeit getrennt vom Selbst fort. Es ist so, als ob die gesamte Macht des Selbst in den Händen der Pragnya läge, so, wie bei einer Bevollmächtigung!

Fragender: Was kann denn Gott dann machen? 'Er' ist ein Wissender-Sehender. 'Er' mischt sich in gar nichts ein; Er ist absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Dadashri: Da gibt es nichts mehr, das sich einmischen könnte, oder? Pragnya ist wie die Repräsentantin Gottes.

That is not Right Intellect! (p 20)

Das ist nicht der richtige Intellekt!

Fragender: Dada, ist der richtige Intellekt (Samyak Buddhi) an sich Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst)?

Dadashri: Nein, Pragnya ist höher als das. Pragnya ist eine Repräsentantin des Selbst. Gegenwärtig arbeitet das Selbst alleine nicht daran, Dich (den Erwachten) vom weltlichen Leben zur Befreiung (Moksha) zu führen. Ein Teil des Selbst ist diese Pragnya, es ist genau diese Pragnya, die Dich ständig ermahnt, um Dich zur Befreiung (Moksha) zu bringen.

Das ist Pragnya, und das an sich ist tatsächlich das ursprüngliche Selbst (Muda Atma), aber für den Moment betrachtet man es als Pragnya. Das ursprüngliche Selbst hat keine solche Aktivität, die einen zur Befreiung (Moksha) führen kann.

Wenn die Arbeit der Pragnya getan ist, wird sie wieder ruhig (Sthir) im Selbst, genau so, wie sie es vorher war. Pragnya kann nicht in jedem Lebewesen sein. Pragnya taucht nur auf, wenn der Gnani Purush einen seiner eigenen wahren From als das Selbst gewahr macht. Agnya (die Energie des Unwissens, der Intellekt) ist auf jeden Fall in jedem Lebewesen anwesend, selbst wenn keine Pragnya da ist.

Fragender: Pragnya erlaubt es der Agnya nicht, sich hereinzuschleichen, das ist ihre einzige Funktion, oder?

Dadashri: Vergiss das Nicht-Hereinschleichenlassen von Agnya, sie wird nicht nur Agnya daran hindern, einzudringen, sondern obendrein ist ihre Funktion, Dich zur endgültigen Befreiung (Moksha) zu bringen. Wenn Unwissen (Agnan) aufkommt, wird sie es zerquetschen, sie wird einem das Verstehen geben und 'einen' zur Befreiung (Moksha) bringen. Und die Funktion von Agnya ist, dass sie jedes auch noch so kleine Licht [der Pragnya], das aufgetaucht ist, in Dunkelheit verwandeln wird und einen so ins weltliche Leben (Sansaar) zieht.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Wir sollten also nicht auf der Seite von Agnya Shakti (der Energie des Unwissens, des Intellekts) bleiben. Agnya Shakti hat einen im weltlichen Leben umherwandern lassen. Agnya Shakti hat alle Waffen: Wut, Stolz, Täuschung, Gier. Sie hat ein sehr starkes Ego, diese ganze Armee ist sehr stark. Und in Pragnya Shakti ist kein Ego, deswegen solltest Du [das erwachte Selbst] präsent bleiben. Pragnya Shakti kann nicht verlieren, wenn Du auf ihrer Seite bleibst. Sie wird weiter ihre Arbeit machen. Sie ist in Gänze eine Absicht, die Wut, Stolz, Täuschung und Gier zeitweise darin hindert, offensichtlich zu werden (Upsham Bhaav), deswegen schließe sofort die Tore, wenn innerlich Unruhe aufkommt. Wenn man jedoch absichtlich negativ sein will, indem man sagt: "Ich will jetzt Anhaftung und Abscheu haben", dann wird sich die Pragnya verziehen.

Einzig, um Pragnya Shakti davor zu bewahren, irgendwelchen Schwierigkeiten zu begegnen, dient man dem Gnani Purush [Seva], um diese Energie [Pragnya] weiter zu verstärken. Nichts sollte diese Energie behindern. Wenn sie sich gerade manifestiert hat und einem ein Hindernis begegnet, dann könnte sie ausgelöscht werden.

The State of Agnya Shakti after Self-realization! (p 21)

Der Zustand der Agnya Shakti nach der Selbst-Realisation

Fragender: Bleiben denn Agnya (die Energie des Unwissens) und Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) zusammen, nachdem man Selbst-Realisation (Gnan) erlangt hat? Oder ist Agnya da, wenn Pragnya nicht da ist, und wenn Pragnya da ist, ist keine Agnya da?

Dadashri: Nein, sie bleiben zusammen. Sie sind weiter miteinander verstrickt. Obwohl Du das Gnan erlangt hast, bleiben sie beide trotzdem gemeinsam im Körper. Die Agnya verursacht also ein Gefühl der Enge. Diese Agnya Shakti wird sich nach und nach auflösen, und Pragnya wird stärker werden. Fragender: Wenn Verstrickung auftaucht, habe ich das Gefühl, das Agnya Shakti bald geht.

Dadashri: In dem Moment, wo Verstrickung auftaucht, ist das Agnya Shakti. Und weil sie nicht unter Kontrolle ist, entsteht dann Verstrickung, und danach geht sie zu Ende. Die Agnya Shakti (die Energie des Unwissens) wird so lange bleiben, wie das Unwissen des Selbst (Agnan) da ist. Und je nachdem, wie sehr sich Agnya Shakti verringert, wird im gleichen Maße Pragnya Shakti freigesetzt. Sie [Agnya Shakti] verursacht Enge und Verwirrung und all das. Sie nimmt Uns nichts weg, aber sie verursacht Enge und verhindert so die Glückseligkeit (Sukh), die Dir zukommen sollte. Du sitzt beim Selbst, also sollte Glückseligkeit aufkommen, du solltest die Glückseligkeit des Selbst erfahren (Vedan), aber sie erlaubt das nicht. Sie lässt dich unwohl fühlen. Sie bringt dich nicht dazu, dir Sorgen zu machen, sie verursacht nur Unwohlsein.

Zuerst sind deine Wünsche nach weltlichem Leben entstanden, und Agnya Shakti arbeitet daran, diese Wünsche zu erfüllen. Aber jetzt wird sich die Wucht der Agnya Shakti nicht mehr sehr verstärken. Es werden keine weiteren Wünsche mehr daraus entstehen. Aus dem [bestehenden] Samen wird also kein [neuer] Samen mehr hervorgehen. Was auch immer du hast, ist das, was ist, und gleichzeitig sagt dir die

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Pragnya Shakti: "Ich möchte das alles begleichen (Nikaal). Ich möchte nichts mehr offenlassen." Nikaal bedeutet, eine Lösung herbeizuführen!

Who Follows the Five Agnas? (p 21)

Wer folgt den Fünf Agnas? 'Unsere' Agnya Shakti (Energie des Unwissens) ist zu Ende gegangen, 'unser' Intellekt (Buddhi) ist zu Ende gegangen, 'wir' haben keinen Intellekt. Auch Wissenschaftler würden nicht glauben, dass der Intellekt in 'uns' zu Ende gegangen ist. Niemand kann das glauben, [sie würden denken:] "Wie kann der Intellekt weggehen?"

Fragender: Haben manche Leute mehr (oder weniger) Agnya als andere?

Dadashri: Agnya kann variieren, es kann mehr oder weniger davon vorhanden sein. Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) beginnt sofort zu arbeiten, sobald man Gnan erlangt hat. Worin liegt danach die eigene wahre spirituelle Bemühung, sich als das Selbst weiterzuentwickeln (Purusharth)? Den Fünf Agnas zu folgen ist die wahre spirituelle Bemühung (Purusharth). Wenn man keine Bemühung (Purusharth) unternimmt, nachdem man das Selbst (Purush) geworden ist, dann ist man selbst schuld, oder? Es wird gesagt, dass man nach dem Erlangen des Gnan das Selbst (Purush) geworden ist. Und wenn man den Agnas folgt, nachdem man das Selbst (Purush) geworden ist, wird man immer mehr zum absoluten Zustand des Selbst (Purushottam). Derjenige, der zum absoluten Zustand des Selbst (Purushottam) wird, wird das absolute Selbst (Paramatma). Der Weg ist wirklich eine ganz systematische Schnellstraße, nicht wahr?

Fragender: Wer folgt den Agnas? Es ist das relative selbst (Pratisthit Atma), das ihnen folgt, oder?

Dadashri: Wieso sollte das relative selbst (Pratisthit Atma) den Agnas folgen? Tatsächlich verhält es sich mit den Agnas, denen Du folgen musst, so: Es ist Deine Dir innewohnende Natur als Pragnya (Pragnya Swabhaav), die Dich all das machen lässt. Das Selbst hat eine Energie, die man Pragnya nennt, was braucht man also noch? Es gibt bei alledem keine Einmischung (Dakhal) durch irgendjemanden! 'Du' musst einfach den Agnas folgen. Die Pragnya Shakti erlaubt Dir zu tun, was Agnya Shakti dich gehindert hat, zu tun. Wenn Du den Agnas folgst, bedeutet das: "Ich bin Reine Seele" ist in Deiner Überzeugung (Pratiti) und in deinem aufmerksamen Gewahrsein (Laksha), aber nur ein bisschen in deiner Erfahrung (Anubhav). 'Du' bist noch nicht zu dieser Form (Roop) geworden. 'Du' wirst zu dieser Form, wenn Du den Fünf Agnas folgst. Es muss also weiter nichts getan werden.

Die Agnas sind also Religion (Dharma), und die Agnas sind Buße (Tapa). Solange Buße da ist, ist auch Pragnya da. So lange hat man noch nicht die ursprüngliche Form des Selbst (Muda Swaroop) erreicht. Die Eigenschaften (Guna) der Buße sind nicht im Selbst, es ist die Pragnya, die einen Buße tun lässt.

Fragender: Nachdem man das Gnan erlangt hat, geschehen [sowohl] das konstante Gefühl "Ich bin getrennt" vom Körper, das Mahatmas erfahren, [als auch] das Gewahrsein "Ich bin Reine Seele", das etabliert worden ist, [als auch] die 'Aktivität' des Sehens, die danach weiterhin passiert, durch Pragnya, oder?

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Dadashri: All diese Arbeit gehört zur Pragnya Shakti. Fragender: Dann bedeutet das, dass das Sehen, das durch die 'Aktivität' des Wissens geschieht, also dadurch, dass man das Selbst bleibt (Gnankriya), weit darüber hinaus geht?

Dadashri: Das ist es, momentan ist die 'Aktivität' des Wissens (Gnankriya) die Arbeit der Pragnya Shakti selbst. Die wahre 'Aktivität' des Wissens (Gnankriya) wird geschehen, wenn all diese Akten beglichen worden sind.

Fragender: Ich habe im Aptavani gelesen, dass das, was das Unreine (Ashuddha) kennt ['weiß'], die ungünstigen (Ashubha) und die günstigen (Shuba) Handlungen, intellektuelle Aktivität (Buddhi Kriya) ist, und das, was nur das Reine (Shuddha) kennt ['weiß'], ist die 'Aktivität' des [wahren] Wissens (Gnankriya). Deswegen hatte ich gedacht, dass die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) alles sieht.

Dadashri: Ja, durch die Pragnya. Bis hin zu einer bestimmten Grenze ist es Pragnya. Sie ist so lange da, wie diese Akten noch beglichen werden. Wenn die Akten beglichen sind, ist das Selbst selber der Wissende.

Fragender: Die Pragnya ist also dazu da, einem dabei zu helfen, das Tor der Befreiung (Moksha) zu erreichen?

Dadashri: Nicht [nur] das Tor, sie bringt einen ganz dahin, in der Befreiung (Moksha) zu wohnen. Ja, das, was dir dabei hilft, den absoluten Zustand (Purnahuti) zu erreichen, ist Pragnya.

Fragender: Kommt Pragnya Shakti zurück, nachdem man die Befreiung (Moksha) erreicht hat?

Dadashri: Nein, diese Energie (Shakti) bleibt nur so lange bestehen, bis sie einen zur Befreiung (Moksha) gebracht hat [bis man den Zustand absoluten Wissens (Keval Gnan) erreicht)].

That Which Always Keeps the Separation is Pragnya! (p 22)

Das, was immer die Trennung aufrechterhält, ist Pragnya

Fragender: Es ist die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), die sicherstellt, dass 'wir' nicht eins [mit dem Nicht-Selbst-Komplex] werden, oder?

Dadashri: Ja, Pragnya hält die Trennung präzise aufrecht. 'Dir' ist genau das Wissen des Nicht-Einswerdens (Ekakar) mit dem Nicht-Selbst-Komplex gegeben worden. Die Pragnya warnt Dich. Sie warnt Dich in dem Moment, wo ein Fehler passiert, das ist alles.

Fragender: Wie sagt sie Uns: "Du musst vorsichtig sein"?

Dadashri: Bleib gewahr. Werde nicht eins mit dem da [Chandubhai].

Fragender: Ja, man wird nicht eins mit der zusätzlichen Absicht "Ich bin Chandubhai" (Vishesh Bhaav). Wird das nicht die Aktivität des Selbst, Dada?

Dadashri: Man betrachtet es überhaupt nicht und in keinem Zusammenhang als Aktivität des [absoluten] Selbst.

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Fragender: Ist der Akt des Warnens (Chetavani) eine Aktivität des Selbst oder nicht?

Dadashri: Das Warnen ist eigentlich eine natürliche Handlung.

Fragender: Gehört sie nicht zur Pragnya? Gehört sie zum Selbst oder zur Pragnya?

Dadashri: Sie gehört zur Pragnya. Das ist alles ein und dasselbe. Tatsächlich ist da nichts weiter dabei. Sagen wir nicht: "Sei gewahr"? Halte das angewandte Gewahrsein (Upayog) aufrecht. Upayog bedeutet: "Sei gewahr."

Fragender: Wer ist derjenige, der sich vereinnahmen (Tanmayakar) lässt?

Dadashri: Ja, das ist wirklich Agnya Shakti, und derjenige, der es dir nicht erlaubt, dich vereinnahmen zu lassen, ist Pragnya Shakti. Fragender: Jetzt, wo wir Reine Seele (Shuddhatma) geworden sind, unterliegt nur das Sehen 'unserer' Kontrolle, oder?

Dadashri: Die gesamte Energie des Verstehens, des Sehens gehört zur Pragnya. Die Energie der Reinen Seele, die entsteht, ist Pragnya Shakti. Und die Energie des Egos ist Agnya Shakti, und die hat die Form des Intellekts. Sie zeigt beides: Gewinn und Verlust, wo immer sie hingeht. Sie zeigt sogar dann Gewinn und Verlust, wenn man in einem Bus sitzt. Sie zeigt selbst dann Gewinn und Verlust, wenn man sich zum Essen hinsetzt.

Fragender: Wenn du uns die Dinge erklärst, wen erreicht das dann? Den Körper oder das Selbst?

Dadashri: Das Selbst natürlich! Aber welches Selbst? Nicht das Selbst, das die Reine Seele ist. Der Satsang (spirituelle Diskurs) wird durch die Energie weitergeführt, die man Pragnya nennt. Es erreicht nicht den Körper, sondern die Energie, die zwischen Körper und Selbst liegt. Einzig die Pragnya Shakti versteht das. Pragnya Shakti begreift (versteht) alles, was hier erklärt wird.

That Which Cautions Within is Indeed the Experience of the Self! (p 23)

Das, was dich von innen her warnt, ist wahrlich die Erfahrung des Selbst

Das, was Dich den ganzen Tag über warnt, ist wirklich Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst). Sie trennt immerfort (das Selbst und das Nicht-Selbst). So viel Erfahrung, die Erfahrung des gesamten Tages, sie hält Uns komplett getrennt, nicht wahr?

Fragender: Das stimmt.

Dadashri: Sie erlaubt Uns nicht, eins zu werden.

Fragender: Die Erfahrung des Selbst hat in dem Moment begonnen, wo Pragnya entstanden ist, oder?

Dadashri: Die Erfahrung des Selbst geschieht definitiv [im Gnan Vidhi]. Nur dann kann sie Dich ermahnen, sonst würde das aufmerksame Gewahrsein (Laksha) "Ich bin Reinen Seele" gar nicht bestehen bleiben. So aber bleibt es ständig in Deinem aufmerksamen Gewahrsein, und das erwachte Gewahrsein (Jagruti) bleibt auch ständig bestehen. Dieses Licht scheint auf jeden Fall weiter, aber was kann es ausrichten, wenn Du an einen anderen Ort abdriftest? Und dieses Licht ist immer präsent, wenn Du den

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Agnas folgst. Wenn man so eine Wissenschaft [Akram Vignan] in ihrer Gesamtheit versteht, dann wird sich das lohnen! Ermahnt sie Dich von innen her? Sie ermahnt Dich in dem Moment, wo Du irgendwie abweichst.

Fragender: Ja, sie warnt sofort innerlich. Das ist meine Erfahrung!

Dadashri: Hast Du denn bei diesem Warnen, das geschieht, nicht das Gefühl, dass es weiter so geschieht, obwohl du selbst nicht aktiv wirst? Sie warnt Dich bei jedem Fehler, der geschieht, nicht wahr! Wo auch immer der Fehler (Dosh) geschieht, sie ermahnt Dich, nicht wahr! Was ist das? Es ist Pragnya. Sie warnt Dich auf diese Weise, in dem Moment, wo ein Fehler passiert. Deswegen ist diese Wissenschaft eine lebendige Wissenschaft (Chetan Vignan, die Wissenschaft des Selbst). Und wo aus Schriften gewonnenes Wissen (Shastragnan) ist, muss man alles 'machen'. Du musst alles 'machen', was in den Schriften (Shastra) steht, während Du hier nichts 'machen' musst. Es passiert von selber, nicht wahr!

Fragender: Ok, diese Pragnya warnt einen ständig, das erlebe ich auf jeden Fall, aber gleichzeitig muss doch auch meine eigene spirituelle Bemühung, als das Selbst voranzukommen (Purusharth), da sein, oder?

Dadashri: Was für eine spirituelle Bemühung, als das Selbst voranzukommen (Purusharth)? Fragender: Mit Hilfe der Pragnya erkenne ich: "Da ist etwas Falsches passiert", sollte das dann nicht dadurch bereinigt werden, dass man Pratikraman macht?

Dadashri: Die spirituelle Bemühung (Purusharth) des Pratikraman ist immer da. Pratikraman passiert tatsächlich. Für denjenigen, der Atikraman (Aggression gegen Lebewesen durch Gedanken, Sprache oder Handlung) macht, geschieht ständig die Bemühung des Pratikraman. Das Selbst (Purush) führt ja weiter die Funktion des Selbst (Purusharth Dharma) aus.

Pratikraman passiert tatsächlich automatisch. Es passiert auf natürliche Weise und spontan, und wenn es nicht passiert, dann sollte 'er' (Chandubhai) es machen. Es gibt dabei nichts zu 'tun', man muss nur die innere Absicht (Bhaav) haben. Wenn zu wenig Gewahrsein als das Selbst (Ajagruti) da ist, da musst Du jetzt gewahr bleiben.

Who Makes one go Against What Pragnya Shows? (p 24)

Wer lässt einen gegen das angehen, was einem die Pragnya zeigt?

Fragender: Wenn Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) einen warnt und man ihr trotzdem nicht folgt, wer lässt einen dann gegen das angehen, was sie einem zeigt?

Dadashri: Wenn die Dinge nicht in Übereinstimmung mit dem geschehen, was sie zeigt, dann liegt das tatsächlich daran, dass du selbst solche Hindernisse (Antaray) erschaffen hast. Selbst wenn es das ist, was Du dir wünschst, wird es nicht passieren.

Fragender: Was ist die Lösung für all die Hindernisse, die kreiert worden sind?

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Dadashri: Das, was passiert ist [das Hindernis, das dir jetzt begegnet ist], ist die Auswirkung des Hindernisses [das in der Vergangenheit gebunden wurde]. Du hast keine andere Wahl als das Hindernis zu erleiden, und neue sollten nicht erzeugt werden.

Pragnya and the Divine Vision! (p 24)

Pragnya und die göttliche Sicht

Fragender: Durch die göttliche Sicht (Divyachakshu), die 'du' mir gegeben hast, nehme ich immer wieder die Ergebnisse (Parinaam) der Wut, des Stolzes, der Täuschung, der Gier (Krodh, Maan, Maya, Lobh) wahr, die zum Vorschein kommen, und der Sexualität (Vishay), die in mir auftaucht. Ist diese Sicht die Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst)?

Dadashri: Das wird allein durch die Pragnya Shakti gesehen. Die göttliche Sicht hingegen macht nur eine Sache, sie sieht die Reine Seele (Shuddhatma) in anderen. Diese ganzen anderen Sachen, die Ergebnisse von Wut, Stolz, Täuschung, Gier und Sexualität, die innerlich gesehen werden, sind ansonsten alle eine Funktion der Pragnya Shakti. Pragnya Shakti arbeitet solange, wie die Auswirkungen des weltlichen Lebens noch beglichen werden müssen.

Die göttliche Sicht macht also nur eines, das ist alles. Die physischen Augen zeigen das Relative, und die göttlichen Augen (Divyachakshu) zeigen das Wahre. Die göttliche Sicht macht gar keine andere Arbeit.

Who Cautions the Ignorant One? (p 25) Wer warnt den Unwissenden?

Fragender: Wenn ich etwas Falsches getan habe, habe ich oft das Gefühl: "Das sollte nicht passieren." Wer fühlt sich so? Fühlt sich das Ego so oder passiert das tatsächlich dem Selbst?

Dadashri: Das Gefühl: "Das sollte nicht passieren" geschieht nicht dem Selbst. Es geschieht der Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst), die sich im Innern befindet, deswegen hat sich die Meinung geändert: "Das sollte nicht passieren." Das Ego sagt: "Das sollte passieren", und die Pragnya sagt: "Das sollte nicht passieren." Beide weichen in ihren Meinungen voneinander ab. Einer ist nach Osten, der andere nach Westen gewendet.

Fragender: Derjenige, der keine Selbst-Realisation bekommen hat, hat auch das Gefühl: "Ich sollte solche Arbeit nicht machen." Hat also auch der ein eigenes Level an Ehrlichkeit (Pramanikta)?

Dadashri: Es ist das [weltliche] Wissen, das er erworben hat, das ihn informiert, aber dieses Wissen liefert keine Ergebnisse, es ist nicht so, dass es von sich aus von innen heraus Ergebnisse liefert (Kriyakari). Fragender: Ja. Deswegen wollte ich wissen, wie es bei ihm [dem weltlichen Wissen] funktioniert?

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Dadashri: Dieses [weltliche] Wissen wächst nicht. Es ist Wissen, das keine spirituellen Ergebnisse liefert (Shushka Gnan), wohingegen die Wissenschaft, das absolute Wissen (Vignan), wächst. Das nennt man Vignan.

Who Feels Remorse? (p 25)

Wer fühlt Reue?

Jetzt, wo Du das Selbst realisiert hast, welches Wissen fehlt dir da noch? Du hast das Selbst erkannt, du hast erkannt, dass dieser Teil das Selbst ist und dieser nicht. Wenn etwas mit Gleichmut beglichen wird, ist das nicht das Selbst.

Fragender: Ist es das Selbst oder ist es Chandubhai, der etwas mit Gleichmut begleicht?

Dadashri: Es ist die Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst). Das Selbst muss tatsächlich nichts 'tun'. Wenn Chandubhai sich über etwas aufregt, wenn er schwierig wird, dann gefällt Dir das nicht, [Du fühlst:] "Warum ist das so?" Das ist das Selbst, und das andere ist Chandubhai.

Fragender: Derjenige, der Reue fühlt, nachdem er wütend geworden ist, ist das eine Eigenschaft (Guna) der unbelebten Materie, des Nicht-Selbst (Jada), oder des Selbst (Chetan)?

Dadashri: Es ist weder eine Eigenschaft der unbelebten Materie, des Nicht-Selbst (Jada), noch des Selbst (Chetan). Es ist die der Pragnya innewohnende Natur (Swabhaav). Unbelebte Materie (Jada) oder Selbst (Chetan) haben keine solchen Eigenschaften. Sie haben nicht die Eigenschaft, wütend zu werden.

Fragender: Wer lässt denn die Reue geschehen, die gefühlt wird?

Dadashri: Die Pragnya lässt Dich das alles tun.

Fragender: Wer lässt einen Pratikraman machen?

Dadashri: Die Pragnya lässt Dich das alles tun.

Wenn man beginnt, die Fehler zu sehen, dann kann man Gott werden. Wie beginnt man, Fehler zu sehen? Das geschieht durch unsere Pragnya Shakti. Durch die Pragnya Shakti, die im Selbst wohnte, werden alle Fehler gesehen, und sie zeigt Dir die Fehler, damit Du sie sofort final beenden (Nivedo) kannst. 'Du' sagst: "Junge, mach Pratikraman."

Wenn Pragnya Shakti dir die 'Flecken' zeigt, sagst Du: "Wasch sie weg. Wasch diesen weg. Wasch diesen Fleck weg." Also wäscht er [Chandubhai] alle Flecken weg. Wenn Pratikraman gemacht wird, wird es bereinigt.

Fragender: Wer ist der Sehende all der vergangenen Fehler, die im Samayik (Innenschau) gesehen werden, den wir auf dem Akram-Weg (dem stufenlosen Weg zur Selbst-Realisation) machen? Ist es das Selbst oder ist es Pragnya?

Dadashri: Pragnya, die Energie des Selbst. Solange das Selbst im weltlichen Leben arbeitet, nennt man es Pragnya. Das eigentliche Selbst (Muda Atma) macht nichts.

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Fragender: Oft lässt 'du' uns im Samayik (in der Innenschau) sitzen und sagst uns, wir sollen das Trimantra rezitieren. 'Du' sagst uns, dass wir „Namo Arihantanam“ 'lesen' [im Verstand visualisieren] sollen. Ist es also das Selbst, das in diesem Moment 'liest'? Und wenn wir im Satsang ein Buch lesen, wenn wir das Aptavani lesen, dann übernimmt das reine Chit das Lesen, das andere hingegen wird vom Selbst 'gelesen'. Sind die beiden also ein und dasselbe?

Dadashri: „Das Selbst ist der hauptsächlich Lesende“ meint etwas anderes. Die Bedeutung (Bhaavarth) dessen, dass erwähnt wird, dass es zum Selbst gehört, ist die, Dich auf den [richtigen] Weg zu bringen. 'Wir' wollen damit sagen, dass es nicht die Sinnesorgane (Indriya) sind, die hier am Werk sind. Aber das eigentliche Selbst (Muda Atma) weiß, was der eigene Intellekt macht, was der Verstand macht, es kennt ['weiß'] sie alle. Auch das ist in Wirklichkeit nicht das eigentliche Selbst, es ist Pragnya. Man betrachtet sie als die Energie des eigentlichen Selbst. Deshalb weiß sie alles. Es stimmt, dass sie weiß, aber man darf das nicht falsch verstehen. Es gibt hier keine Sinnesorgane. Genauso ist auch das eigentliche Selbst nicht vollständig. 'Wir' sagen das, damit Du auf den Weg kommst, deswegen betrachtet man es als relativ-real!

Thoughts and Pragnya are Completely Separate! (p 26)

Die Gedanken und die Pragnya sind komplett voneinander getrennt

Fragender: Wenn jetzt ein Gedanke kommt, wie kann man dann unterscheiden, ob er aus der Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst) entstanden ist, oder ob er von Chandubhai kommt?

Dadashri: Nein, nicht ein einziger Gedanke gehört zur Pragnya Shakti. Gedanken sind Entladung, sie alle kommen um zu gehen. Ein Gedanke ist eine Entladung. Sie gehören zum relativen selbst (Pratisthit Atma), und sie gehören zu Chandubhai. Pragnya Shakti sieht bloß: "Was sind da für Gedanken gekommen!" Sie sieht, ob gute Gedanken oder schlechte Gedanken gekommen sind. Sie taucht nicht tiefer in sie ein. Deswegen werden Gedanken zu dem, was gewusst werden muss (Gneya). Für Pragnya Shakti haben sie alle die Form eines Objektes, das es zu wissen gilt (Gneya Swaroop). Gneya bedeutet: das, was es zu wissen gilt, und Drashya bedeutet: das, was es zu sehen gilt. Gedanken sind Objekte, die es zu wissen gilt (Gneya) und Objekte, die es zu sehen gilt (Drashya), und Du bist jetzt der Wissende (Gnata) und Sehende (Drashya). Fragender: 'Du' hast gesagt, dass sogar der Verstand uns Dinge zeigt, so wie ein Radar. Wie kann ich denn im Moment unterscheiden, ob es der Verstand ist, der mir etwas zeigt oder Pragnya?

Dadashri: Vergiss 'im Moment'! Nachdem 'wir' Dir das Gnan gegeben haben, gibt es nur Pragnya. Das, was Dich von allen Gedanken befreit und Dich Richtung Befreiung (Moksha) bringt, nennt man Pragnya! Und die Energie, die man Agnya (Energie der Unwissenheit) nennt, die vorher existiert hat, die, die durch den Verstand und den Intellekt gearbeitet hat, bringt dich tiefer in das weltliche Leben (Sansaar) hinein. Im Moment hast Du also die Energie, die man Pragnya nennt, also bringt sie Dich auf diese Seite [Richtung Befreiung, Moksha]. Die Gedanken, die zum Verstand gehören, sind nicht das Werk von Pragnya. Kommen Gedanken oder nicht?

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Fragender: Sie kommen. Ich sehe sie ständig mit der Sicht des Wissenden-Sehenden.

Dadashri: Sieh sie weiterhin, das ist alles. 'Derjenige', der den Verstand sieht, hat den Verstand besiegt und hat die Welt besiegt. Genauso so hat übrigens Lord Mahavir die Welt besiegt. Gedanken sind also tatsächlich das Werk des Verstandes. Sie werden kommen, Du (das Selbst) musst sie weiterhin sehen. Gedanken gehören nicht zur Pragnya.

Fragender: Gibt es dabei irgendeine Inspiration (Prerna) durch Pragnya?

Dadashri: Nein. Der Verstand zeigt einen Gedanken, und wir verstehen sie in unserer eigenen 'Sprache'. Pragnya kann gar keine Gedanken haben. Was ist ein Gedanke? Gedanke (Vichaar) heißt: die falsche Vorstellung "Ich bin Chandubhai" (Vikalp), und 'Sehender der Gedanken' heißt: Freiheit von der Überzeugung "Ich bin Chandubhai", mit der richtigen Überzeugung "Ich bin Reine Seele" (Nirvikalp). 'Du' bist tatsächlich im Zustand der richtigen Überzeugung "Ich bin Reine Seele." Deswegen musst Du jeden Gedanken sehen, der dir in den Verstand kommt, das ist alles. Und Pragnya zeigt dir das.

How can the Seer get Tired? (p 27)

Wie kann der Sehende müde werden?

Fragender: Ist Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) der Sehende von Verstand, Sprache und Körper (Mun-Vachan-Kaya)?

Dadashri: Ja.

Fragender: Wenn man den ganzen Tag lang den Verstand, die Sprache und den Körper sieht, ist da ein Gefühl der Erschöpfung. Wer ist denn da derjenige, der müde wird?

Dadashri: Diese Erschöpfung ist die falsche Auswirkung, die im Verstand gefühlt wird, diese Auswirkung wird eigentlich müde, niemand sonst wird müde. 'Es' [das Selbst] kann nie müde werden! Der Sehende kann nicht müde werden. Derjenige, der arbeitet, wird müde.

Fragender: Der Sehende ist die Pragnya, oder?

Dadashri: Das ist tatsächlich Pragnya, es ist tatsächlich Pragnya, die jetzt am Werk ist! Solange all diese Einmischungen da sind, wird Pragnya eine Rolle spielen. Danach, wenn keine Einmischung mehr da ist, dominiert das Selbst.

Fragender: Aber Dada, ich fühle mich schon erschöpft. Oft habe ich das Gefühl: "Wann hört das alles auf?" So fühle ich mich doch nur, wenn Erschöpfung da ist, oder? Wenn man natürlich (Sahaj) ist, dann passiert das nicht, oder?

Dadashri: Du fühlst dich erschöpft, aber auch das erscheint nur so. 'Du' kannst dich gar nicht müde fühlen! Der Sehende kann sich nicht müde fühlen. Derjenige, der arbeitet [der Handelnde] kann die Erschöpfung fühlen. Erschöpfung kann den Sehenden gar nicht berühren. Weil er früher mit dem Müdewerden vertraut war, hat er das Gefühl: "Ich bin erschöpft."

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Fragender: "Warum macht der Verstand das?" "Warum ist die Sprache so herausgekommen?" Solche Meinungen mögen vielleicht innerlich auftauchen, vielleicht ist das ein Grund dafür, dass man sich erschöpft fühlt.

Dadashri: Meinungen. Ja, all so etwas passiert in der Tat.

The Separated Pure Chit is Indeed Pragnya! (p 27)

Das getrennte reine Chit ist tatsächlich Pragnya!

Agnya (die Energie, die einen tiefer in das weltliche Leben bringt) zeigt innerlich die Wege für Gewinn und Verlust auf. Sie lässt Dualitäten entstehen.

Fragender: Du hast gerade gesagt: "Sie lässt Dualitäten entstehen." Die Sprache "lässt [...] entstehen" ist herausgekommen, welcher Teil ist das?

Dadashri: Das sind einfach die Worte, die gesprochen werden.

Fragender: Aber ist es der grobe (Sthool) Verstand, der diese Worte sagt?

Dadashri: Nein, sie tauchen durch den Intellekt (Buddhi) auf. 'Auftauchen' bedeutet nicht das Gleiche, wie wenn ein Mann aufsteht. Sie tauchen durch den Intellekt auf.

Fragender: Ja. Aber die Beschreibung, die 'du' gerade gegeben hast, ist präzise, oder? 'Du' kannst sehen, dass sie auftauchen, und 'du' erzählst es uns.

Dadashri: Ja, obwohl 'wir' es sehen und erzählen, können andere das aber nicht sehen! Für sie müssen 'wir' deshalb sagen: "Sie tauchen auf", oder: "So tauchen sie auf." Das [aufkommende Dualitäten, Gewinn, Verlust] ist nicht der Verstand, das ist nicht die Funktion des Verstandes.

Fragender: Welcher Teil ist es denn dann, der sieht?

Dadashri: Dieser Teil ist Pragnya (das direkte, befreiende Licht des Selbst), es ist der Hauptteil des Selbst. Alles kann [durch sie] gesehen werden. Die Pragnya ist in Dir entstanden, aber sie wird nicht vollständig funktionieren, solange Du nicht den absolut unabhängigen Zustand (Niralamb) erreichst. Sie wandert immer noch in den karmischen Knollen (Ganth) herum, oder? Tatsächlich ist es so, dass die Arbeit vorangeht, wenn diese karmischen Knollen (Granthi6) zerstört sind. Der Verstand kann so etwas nie zeigen.

Fragender: Müssen wir es denn Pragnya nennen, weil es das hier beschreibt, weil es in der Ebene der Beschreibung auftaucht?

Dadashri: Ja, das an sich ist Pragnya, und das ist ein Teil des Selbst. Das Chit (die innere Instanz, die aus Wissen und Sicht besteht), das dabei war, unrein zu werden, das, was sich vom Selbst getrennt hat, genau das arbeitet deshalb als Pragnya, nachdem es rein geworden ist. Erst dann kann man sprechen, nachdem man gesehen hat, sonst ist es nicht möglich, zu sprechen, nachdem man gesehen hat! Und wenn spricht, nachdem man gesehen hat, dann trägt man keine Verantwortung.

6 Ganth und Granthi meint das gleiche: Knollen

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Denn derjenige, der spricht, nachdem er gesehen hat, kann es selbst dann nicht verbergen oder verdrehen, wenn er es verstecken will!

Dadashri: Nein, er kann nicht so sprechen. Wie kann er das sagen? Er muss es so sagen, wie es ist! Sonst wird es im Außen ein Problem verursachen, oder? Wenn ich, statt es so zu sagen, wie ich es sehe, versuche, etwas anderes zu machen, dann werden die Menschen verstehen, dass es etwas anderes ist, es ist nicht das, was es ist. Sie wissen vielleicht nicht, wie sie das sagen sollen, aber sie würden es zu verstehen wissen: "Er hat gesprochen, nachdem er gesehen hatte, das hier aber wird gesagt, ohne dass gesehen wurde."

The Difference Between the Two is like Sky and Earth! (p 28)

Zwischen den beiden ist ein Unterschied wie zwischen Himmel und Erde!

Fragender: Dada, was ist der Unterschied zwischen herkömmlichem Intellekt (Samanya Buddhi) und Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: 'Herkömmlicher Intellekt' bedeutet gesunder Menschenverstand. Er hilft dir immer mit Lösungen im weltlichen Leben weiter. Er öffnet alle Schlösser des weltlichen Lebens, aber er kann kein einziges Schloss der Befreiung (Moksha) öffnen. Pragnya entsteht nicht, ohne dass man das Wissen des Selbst (Atmagnan) erlangt hat, beziehungsweise Pragnya beginnt, wenn man die richtige Überzeugung "Ich bin Reine Seele" (Samkit) erreicht hat. Wie beginnt Pragnya mit dem Erreichen der richtigen Überzeugung "Ich bin Reine Seele" (Samkit)? Sie beginnt wie am zweiten Tag des Mondzyklus (Beejna Chandra), und hier [während des Akram Gnan Vidhi] entsteht die vollständige Pragnya. Danach warnt die Pragnya Dich, um Dich zur Befreiung (Moksha) zu bringen. Wer ermahnt Dich immer und immer wieder? Das ist die Pragnya. König Bharat [der Sohn von Lord Rushabdev] musste Leute einstellen, um sich warnen zu lassen, er hatte Diener, die alle fünfzehn Minuten riefen: "Vorsicht, Bharat, Vorsicht." Viermal sagten sie das. Siehst du, du hast niemanden sonst, der Dich warnt, deshalb hast Du die Pragnya, die Dich von innen her warnt.

Diese Agnya Shakti (die Energie der Unwissenheit), die innerhalb des Körpers immer wieder Zusammenstöße verursacht, hat 'uns' schon vor langer Zeit verlassen, nachdem sie in Rente gegangen war. Da wird nicht [mehr] gebrüllt und geschrien. Von der Seite kommen keinerlei Beschwerden, von der Seite gibt es keinerlei Beharren! Es war in der Tat Agnya Shakti, die einen im weltlichen Leben hat umherwandern lassen.

'Wir' sitzen hier, nachdem wir frei von Intellekt (Abhudda) geworden sind. Jemand mag vielleicht fragen: "Hast du viel Intellekt?" Dann sagen 'wir' ihm: "Nein, 'wir' sind frei von Intellekt (Abhudda)." Er sagt dann vielleicht: "Du nennst dich selbst 'frei von Intellekt'?" 'Wir' würden dann sagen: "Ja, 'wir' sind wirklich frei von Intellekt (Abhudda)." Wenn der Intellekt existierte, dann würde er Gewinn und Verlust zeigen, nicht wahr!

'Wir' sind frei von Intellekt (Abhudda), es gibt überhaupt kein Problem, oder? 'Wir' betrachten Gewinn als einen Verlust, und einen Verlust als Gewinn. Darüber hinaus sind die sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) so, dass sie sich weder für diejenigen mit Intellekt, noch für die ohne Intellekt verändern. Sonst, wenn 'wir' nicht vom Ergebnis der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) gewusst hätten, hätten selbst 'wir'

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den Intellekt nicht losgelassen. Wenn 'wir' nicht vom Ergebnis der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) gewusst hätten, wären auch 'wir' nicht frei von Intellekt (Abhudda) geworden. Aber 'wir' wissen: "Es sind die sich bedingenden Umstände (Vyavasthit)", wo sind denn dann das äußerlich verursachte Leiden (Upadhi) oder die Komplikationen (Bhanjgad)? Deshalb haben 'wir' euch auch gesagt: "Es sind die sich bedingenden Umstände (Vyavasthit)." Es ist also in Ordnung, wenn ihr den Intellekt nicht benutzt, wenn ihr frei von Intellekt (Abhudda) werdet. In dem Moment, als der Intellekt aus mir verschwunden war, habe 'ich' alles verstanden: "Was läuft da [nur] für eine Falschheit (Pol)."

Beware Against Listening to the Intellect! (p 29)

Nimm dich in Acht davor, auf den Intellekt zu hören

Fragender: Wenn der Intellekt sich einmischt, bin ich mir dessen gewahr: "Dieser Intellekt hat sich eingemischt." Wer lässt mich das wissen? Ist es die Reine Seele oder Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst), die mich das wissen lässt?

Dadashri: Die Reine Seele (Shuddhatma) macht keinerlei Arbeit. Es ist tatsächlich die Pragnya Shakti, die Dir das zeigt. Statt der Reinen Seele ist es in der Tat Pragnya Shakti als ihre Repräsentantin, die die Arbeit macht, und sie informiert Dich über alles. Außerdem bringt sie Dich zurück in Richtung Selbst, wenn Du dich vom Selbst entfernst. Den Intellekt nennt man Agnya (Energie der Unwissenheit). Die Aufgabe der Agnya ist es, sicherzustellen, dass Du nicht nach Moksha (Richtung Befreiung) verschwindest, also zieht sie dich hierher zurück. Das ist ein Duell zwischen Agnya und Pragnya, und wenn Du mit Agnya verschmilzt, dann war's das, die Arbeit der Agnya ist getan, sie wird sich freuen. Pragnya wird dann müde. Was kann man machen, wenn der wichtigste 'Boss' [mit der Seite der Agnya] verschmilzt!

Fragender: Dada, wie lange wird sich der Intellekt noch auf diese Weise einmischen?

Dadashri: Solange, wie man ihn für wertvoll hält. Nehmen wir an, in der Nachbarschaft wohnt ein Verrückter, der jeden Tag ein paar Mal vorbeikommt, um dich zu beschimpfen. Dann, wenn er kommt und dich beschimpft, weißt du, dass der Verrückte [wieder] gekommen ist. Du würdest also einfach deinen Tee weitertrinken, während er damit fortfährt, dich zu beschimpfen. Lass den Intellekt auf ähnliche Weise kommen und gehen, Du solltest in Deinem Zustand [als das Selbst] bleiben. Alles andere, was existiert, ist eigentlich Füllen und Leeren (Puran und Galan) von unbelebter Materie. Er wird getrennt bleiben, wenn Du nichts sagst, und er wird nicht davon ablassen, zu kommen, auch wenn Du etwas sagst.

Fragender: Willst du damit sagen, dass ich nicht auf den Intellekt hören sollte, wenn er sich einmischt?

Dadashri: Es ist sehr gut, wenn Du nicht auf ihn [den Intellekt] hörst. Aber du kannst es nicht lassen, auf ihn zu hören, oder? Selbst, wenn 'wir' dir sagen, dass du nicht auf ihn hören sollst, kannst du es nicht lassen, es doch zu tun, oder? Der Intellekt wird nicht gebraucht, wenn du Befreiung (Moksha) erreichen möchtest. Der Intellekt ist notwendig, wenn du im weltlichen Leben umherwandern willst. Wenn man all diese Sachen nicht gelesen hat und das Papier leer ist, dann wird es so für einen sein: "Das

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hier ist Chandubhai und das bin ich." Das ist alles, das ist gut. Also ist das alles hier Entladung.

Fragender: Dada, obwohl ich weiß, dass der Intellekt (Buddhi) sich einmischt, höre ich trotzdem auf ihn. Was ist denn in dem Fall geschehen?

Dadashri: Das liegt daran, dass du immer noch Interesse daran hast, darauf zu hören, was der Intellekt sagt. Aber selbst dann wird Pragnya Shakti Dich auf jeden Fall auf die Seite [des Selbst] ziehen.

Fragender: Ich erkenne, dass der Intellekt (Buddhi) sich einmischt, und dennoch höre ich weiter auf ihn, betrachtet man das nicht als Insistieren (Aadai)?

Dadashri: Es ist nichts falsch daran, wenn du weiterhin auf ihn hörst, aber du setzt es nicht um. Ansonsten solltest Du einfach weiterhin sehen, was der Intellekt (Buddhi) so tut! Es ist kein Problem, wenn Du in Deiner dir innewohnenden Natur [als das Selbst] bleibst. Du hast viel Intellekt (Buddhi), aber es wird keinerlei Probleme geben, weil Du die Gnade (Krupa) von Dada bekommen hast.

Fragender: Dada, mein Intellekt (Buddhi) ist sehr aktiv, aber dann besänftige ich ihn ein bisschen. Ich höre nicht mehr auf ihn.

Dadashri: Du solltest dich nicht von ihm beeinträchtigen lassen. Erst, als der Intellekt (Buddhi) bei 'uns' wegging, fanden alle Probleme ein Ende! Unabhängig (Swatantra) – danach kann sich niemand einmischen!

Pragnya is Independent From the Intellect! (p 30)

Die Pragnya ist unabhängig vom Intellekt

Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) ist eine Eigenschaft (Guna) des ursprünglichen Selbst, und nach der vollständigen Trennung dieser Zwei [dieser zwei Elemente, von Selbst und unbelebter Materie], nachdem sie vollkommen getrennt worden sind, passt sie sich wieder in das Selbst ein. Bis dahin trennt sie sich vom Selbst, um einen zur absoluten Befreiung (nach Moksha) zu führen.

Fragender: Passiert das Sich-Entfalten von Pragnya, wenn vollständige Trennung geschieht, und dann geht der weltliche Intellekt (Laukik Buddhi) weg?

Dadashri: Nachdem die Trennung geschehen ist, geht der Intellekt (Buddhi) zu Ende. Die Erfahrung der Pragnya hat eigentlich schon von Anfang an begonnen, selbst wenn die vollständige Trennung noch nicht geschehen ist. Und die Bedeutung von 'Überzeugung' (Pratiti) ist ja gerade, dass Pragnya auf der einen Seite schon begonnen hat. Der Intellekt (Buddhi) bleibt an seinem Platz und Pragnya manifestiert sich.

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Pragnya Only has the Activity of Knowing! (p 30)

Nur Pragnya hat die Aktivität des Wissens

Fragender: Diesen Pragnya-Zustand, der später eintritt, betrachtet man den als Gnan (Wissen)?

Dadashri: Nein, Pragnya ist tatsächlich eine Form von Gnan (Wissen), sie ist wirklich ein Teil davon. Aber solange dieser Körper existiert, betrachtet man sie als Pragnya, und die gesamte Arbeit wird auch von Pragnya gemacht. Und wenn der Körper nicht da ist, dann nennt man es das Selbst.

Fragender: Dass das Selbst nichts tut, ist das der Grund, warum Pragnya alles macht, als Agentin des Selbst?

Dadashri: Ja, aber nicht als Handelnder, sie führt die Aktivität des Wissens durch das Als-Das-Selbst-Verbleiben (Gnankriya) aus.

Pragnya is Above Buddhi; Above Both is Vignan! (p 31)

Pragnya steht über dem Intellekt (Buddhi), und über beiden steht die Wissenschaft (Vignan)

Fragender: Ist Agnya Shakti (die Energie der Unwissenheit) das gleiche wie Intellekt (Buddhi)?

Dadashri: Ja, das an sich ist der Intellekt. Aber diese Energie manifestiert sich, nachdem der Intellekt und das Ego zusammenkommen. Wir nennen ihn Intellekt, wenn er alleine ist, und Pragnya (direkte, befreiende Energie des Selbst) bedeutet Wissen (Gnan). Wenn das Selbst und alle anderen Umstände zusammenkommen, taucht Pragnya Shakti auf.

Fragender: Ist Pragnya etwas viel Höheres als der Intellekt?

Dadashri: Ja, sie ist höher als der Intellekt, aber die Wissenschaft des spirituellen Wissens (Vignan) ist viel höher als Pragnya. Die Wissenschaft (Vignan), an die du glaubst, ist intellektuelle Wissenschaft (Buddhinu Vignan). Also: Sprichst du über die aktuelle Wissenschaft 'da draußen'? Du hast die Bedeutung dieser Wissenschaft in deiner eigenen Sprache (Interpretation) verstanden. Beziehst du dich im gleichen Zusammenhang auf 'Wissenschaft' (Vignan), wie man 'Wissenschaft' in weltlicher Sprache ausdrückt? Das ist die weltliche Wissenschaft (Bhautik Vignan). 'Wir' hingegen sprechen über die spirituelle Wissenschaft (Adhyatma Vignan). Fragender: Normalerweise beziehen sich die Leute auf diese [weltliche] Wissenschaft als Wissenschaft an sich.

Dadashri: Aber ich nenne diese [weltliche] Wissenschaft nicht 'Wissenschaft'. Die Wissenschaft (Vignan), über die ich spreche, ist ein Zustand, der viel höher ist als Pragnya. Dort braucht man keinerlei Intellekt mehr. Pragnya entsteht, wenn der Intellekt angefangen hat, aufzuhören.

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The Support of the Intellect in Spirituality! (p 31)

Die Unterstützung des Intellekts in der Spiritualität

Fragender: Wie lange ist Unterstützung durch den Intellekt (Bhuddi) da? Wie lange ist der Intellekt in der Spiritualität nützlich?

Dadashri: Der Intellekt bringt dich in der Spiritualität nur bis an einen bestimmten Punkt, aber er lässt dich nicht zur Befreiung (Moksha) gehen.

Fragender: Ja, aber bis hin zu welcher spirituellen Ebene bringt er einen?

Dadashri: Nur bis hin zu einer gewissen Ebene des Verstehens. Jenseits des Verstehens, wenn man Richtung Befreiung gezogen wird, in diese Richtung geht er nicht. Er wird einen sofort auf diese Seite ziehen, er zieht einen wieder in Richtung des weltlichen Lebens (Sansaar). In dem Moment, wo man sich Richtung Befreiung gezogen fühlt, wird einen der Intellekt sofort in Richtung des weltlichen Lebens ziehen. Deswegen ist der Intellekt für uns nur dafür nützlich, um Spiritualität zu verstehen.

Fragender: Aber ist er nicht hilfreich dafür, einen Richtung Befreiung (Moksha) zu bringen?

Dadashri: Das wird auf keinen Fall klappen! Der Intellekt wird [dafür] überhaupt nicht nützlich sein, im Gegenteil: Der Intellekt wird einen in die Irre führen. Im Gegenteil, er wird einen die falschen Dinge lehren.

Fragender: Wenn irgendjemand zu Dada kommt, wird er dieses Wissen von Dada zunächst durch seinen Intellekt verstehen müssen, oder? Nachdem man Dadas Gnan bekommen hat, ist das Thema Intellekt dann Geschichte?

Dadashri: Danach hört die Kontrolle des Intellekts einfach auf. Danach übernimmt die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) die Kontrolle. Es ist die der Pragnya innewohnende Natur, Dich ständig zu warnen, bloß um Dich zur Befreiung (Moksha) zu führen.

Jemand, der hierherkommt, um Spiritualität zu verstehen, versteht nicht durch den Intellekt. Überhaupt niemand kann etwas von 'mir' (dem Gnani Purush) durch den Intellekt verstehen. Das ist so, weil die Sprache (Vani), die sich ausdrückt, die Seele (das Selbst) berührt, nachdem sie die Schleier der Unwissenheit (Avaran) gebrochen hat, und dann verstehst Du selbst. Sonst kann der Intellekt noch nicht einmal analysieren, was 'ich' sage. Im Gegenteil, der Intellekt wird müde. Der Intellekt belästigt Dich am Ende. Benutze den Intellekt hierfür gar nicht. Es gibt keinen Bedarf mehr für ihn.

Diese Worte, die 'ich' spreche, sind Worte, die sich durch die Schleier der Unwissenheit bohren. Diese Worte erreichen also die Seele (Atma) der Person, nachdem sie sich durch die Schleier der Unwissenheit gebohrt haben, und was 'ich' sage, ist: "Nimm sie nur an, wenn deine Seele sie akzeptiert." Und deine Seele akzeptiert das. Und der Intellekt bleibt dem ganz fern.

Fragender: Wenn Mahatmas (diejenigen, die durch das Gnan Vidhi Selbst-realisiert wurden) das Bedürfnis haben, immer wieder zu Dada zu kommen, nachdem sie Dadas Gnan genommen haben, geschieht das durch Pragnya oder durch den Intellekt?

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Dadashri: Es ist weder eine Funktion des Intellekts noch der Pragnya. Die Funktionen von Pragnya und Intellekt sind unterschiedlich. Pragnya spielt eine bestimmte Rolle. Zweitens ist das, was einen hierherbringt, alles Teil des eigenen positiven Karmas (Punyai)! Fragender: Ja, das stimmt, aber auch das wird nur passieren, wenn Pragnya wirkt, oder?

Dadashri: Das bedeutet, wenn Pragnya dabei eine Rolle spielt, dann sollten alle Mahatmas hierherkommen, oder? Aber nicht jeder kann das. Sagen die nicht: "Mein positives Karma (Punyai) ist dieser Tage etwas knapp?" Wenn allein Pragnya dafür verantwortlich wäre, dann müsste doch jeder in der Lage sein, hierherzukommen, oder?

That Which Runs Worldly Life is the Intellect! (p 32)

Das, was das weltliche Leben lenkt, ist der Intellekt

Fragender: Was immer wir an Intellekt benutzen, um unser weltliches Leben abzuwickeln, wird als Agnya (Energie der Unwissenheit) betrachtet, oder?

Dadashri: Das ist alles Agnya.

Fragender: Dada, bei diesem Tauziehen, das da zwischen Agnya (der Energie der Unwissenheit, dem Intellekt) und Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst) stattfindet, kann doch nur die Pragnya derjenigen gewinnen, die enormes positives Karma (Punyashadi) haben, oder?

Dadashri: Nein. Jetzt gewinnt allein Pragnya, weil das Wissen, das einem von Dada gegeben worden ist, dem Intellekt 'beide Beine' bricht. Das heißt, es verkrüppelt den Intellekt. Und Pragnya ist stark, weil sie einen wiederholt ermahnt, so viel ist sicher, oder?

Und die Leute fragen 'mich': "Dada, werde ich das Selbst erfahren?" 'Ich' sage ihnen: "Das passiert jeden Tag, was für eine Erfahrung willst Du denn noch? Es passiert, wenn 'wir' dir eine kleine 'Abreibung' erteilen, oder? Sollen wir dich auf den Rücken 'schlagen'?

Fragender: Selbst mit gebrochenen Beinen arbeitet Agnya noch sehr energisch.

Dadashri: Ja, so ist die Arbeit eines Verkrüppelten [Intellekts] wirklich. Er springt viel mehr herum. 'Du' solltest ihm [dem Intellekt] sagen: "Sei still und beruhige dich, jetzt, wo du verkrüppelt worden bist. Du hast uns lange gedient, jetzt setz dich hin. Du hast genug getan."

Fragender: Dada, wenn die Sachen, die noch beglichen werden müssen, die Gedanken und all das, auftauchen, dann fühle ich mich unwohl. Ist das dann Agnya, die herumspringt?

Dadashri: Agnya springt auf jeden Fall herum!

Fragender: Ist das der Grund, warum man sich unwohl fühlt?

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Dadashri: Nein, es ist nicht möglich, dass so etwas allein durch Agnya passiert. Selbst der Verstand wird herumspringen, wenn so etwas passiert. Meistens ist es tatsächlich der Intellekt, der einen herumspringen lässt.

Fragender: Wird Neugier (Jignyasa) als Teil der Pragnya betrachtet oder als Teil des Intellekts (Buddhi)?

Dadashri: Als Teil des Intellekts (Buddhi). Es kann nie Pragnya sein, nicht wahr! Man gilt als 'zum Gnani geworden', wenn Pragnya auftaucht. Aber wie ist der Intellekt (Buddhi) eines Suchenden (Jignayasa)? Es ist ein weiser Intellekt, ein entwickelter Intellekt, es ist der richtige Intellekt (Samyak Buddhi)!

Are Samyak Buddhi and Pragnya One and the Same? (p 33)

Sind Samyak Buddhi und Pragnya ein und dasselbe?

Je mehr Stunden man [im Satsang] verbringt, desto 'richtiger' (Samyak) wird der Intellekt (Buddhi), aber Pragnya kann nicht entstehen. Sie kann nicht ohne das Wissen des Selbst (Gnan) entstehen. Der Zustand, den man als Sthitpragnya bezeichnet, ist ein Zustand, wo das Level des Wissens (Gnan) in einem bestimmten Moment so hoch wird, dass man das Licht sieht. Das geschieht auf dem Schritt-für-Schritt-(Kramic-)Weg. Und hier [auf dem stufenlosen Akram-Weg], taucht Pragnya in dem Moment auf, wo 'wir' dir das Wissen des Selbst geben. Selbst wenn man noch kein Gnan hat, bekommt man den richtigen Intellekt (Samyak Buddhi), indem man einfach nur hier bei 'uns' sitzt.

Pragnya ist das direkte Licht [des Selbst], und der 'richtige' Intellekt (Samyak Buddhi) ist ein indirektes Licht. Deswegen ist nur Pragnya ein direkter Teil des Selbst. Der 'richtige' Intellekt (Samyak Buddhi) ist nicht so. Dennoch wird man auch ihn schlussendlich begleichen müssen (Nivedo). Fragender: Aber richtiger Intellekt (Samyak Buddhi) ist doch nützlich, oder?

Dadashri: Er ist so lange nützlich, wie man nicht die 'Station' [das Wissen des Selbst] erreicht hat. Wenn man die 'Station' einmal erreicht hat, ist er für die weitere Entwicklung nicht hilfreich.

Fragender: Aber nachdem man das Gnan erreicht hat, bleibt der richtige Intellekt (Samyak Buddhi) nicht bestehen, oder?

Dadashri: Nachdem man das Gnan erreicht hat, taucht Pragnya auf. Danach hilft Pragnya Dir dabei, ihn [den Intellekt] mit Gleichmut zu begleichen. Daher gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen dem richtigen Intellekt (Samyak Buddhi) und Pragnya! Der richtige Intellekt (Samyak Buddhi) wird einfach nur als Intellekt betrachtet, Pragnya hingegen ist ein Teil eines ewigen Elements [des Selbst], einer Art davon.

Fragender: Kann der richtige Intellekt (Samyak Buddhi) als zum Nicht-Selbst-Komplex, der sich füllt und leert, gehörig (Paudgalik) betrachtet werden? Das ist auch ein Teil, oder?

Dadashri: Man kann nicht sagen, dass er zur unbelebten Materie (Pudgal) gehört, weil die unbelebte Materie (Pudgal) keinerlei Licht (Prakash) hat. Egal, wie schummrig das

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Licht ist, es ist immerhin Licht! Aber es gehört weder zum Selbst (Chetan) noch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Die Schriften haben es allerdings Selbst (Chetan) genannt, aber es ist kein Selbst (Chetan) darin. Wenn du das [den Intellekt] Selbst (Chetan) nennst, dann wird man das andere (wahre) Selbst (Chetan, Pragnya) nicht finden. Es ist aus relativer Perspektive (Sapeksha Bhaav) so geschrieben worden. Die Menschen können die relative Perspektive verstehen. Die Menschen haben nicht die Kapazität, diese Ebene hier zu verstehen. 'Ich' kann verstehen, dass es aus relativer Perspektive geschrieben wurde.

There is a Sense of Ownership in Samyak Buddhi! (p 34)

Im 'richtigen' Intellekt (Samyak Buddhi) gibt es ein Gefühl der Eignerschaft

Fragender: Was ist der Hauptunterschied zwischen dem 'richtigen' Intellekt (Samyak Buddhi) und Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Dieser Intellekt (Buddhi) bedeutet Intellekt (Buddhi). Solange der Intellekt existiert, ist auch sein Besitzer da. Intellekt geht mit einem Gefühl der Eignerschaft (Malikipana) einher. Pragnya hat keinen Besitzer. Auch wenn es der falsche Intellekt (Viparit Buddhi) ist, hat er einen Besitzer. Selber wenn es der richtige Intellekt (Samyak Buddhi) ist, hat er einen Besitzer.

Fragender: Wenn man den richtigen Intellekt (Samyak Buddhi) hat, und auch noch mit einem Besitzer, kann dieser Intellekt dann wirklich Schaden anrichten, oder zeigt er nur die richtigen Dinge?

Dadashri: Auf jeden Fall, er wird ganz sicher Schaden anrichten! Man weiß nie, wann der Intellekt sich dreht. Man weiß nie, wann der, der sich dem Richtigen verschrieben hat (Samyakta ne Bhaje) sich drehen wird und sich dem Falschen verschreibt (Viparitata ne bhaje). Und was bedeutet richtiger Intellekt (Samyak Buddhi)? Richtiger Intellekt (Samyak Buddhi) ist im weltlichen Leben nicht vorhanden. Er kann nicht durch [das Lesen von] Bücher[n] entstehen. Wenn man die Worte des Gnani Purush hört, wird der Intellekt 'richtig' (Samyak). Ja, danach hat dieser Intellekt weder eine angreifende Natur, noch tut er etwas Derartiges. Egal, wie die Umstände sind, wenn der Intellekt nicht attackiert, dann versteht man das als den richtigen Intellekt, und der Intellekt, der in jeder Situation attackiert, gilt als der falsche Intellekt.

Es ist so wie bei einer Herzattacke, auf ähnliche Weise bekommt hier der Intellekt einen Anfall. Kriegt nicht der Intellekt einen Anfall? Chandubhai (Akte 1) war früher dickköpfig, hattest Du das nicht gesehen?

Fragender: Doch. Die Anfälle [Attacken] kamen, aber ich konnte sie nicht sehen. Erst als ich zu 'dir' gekommen und 'geröntgt' worden bin, habe ich erkannt, wie es im Innern aussieht.

Dadashri: Ja, das stimmt. Erst dann kann man zu wissen beginnen! Bis es gesehen wird, würde man nur das andere [das Nicht-Selbst] als 'eigenes' [zum Selbst gehörig] erkennen, und dass man der Besitzer davon ist. Was gibt es sonst für einen Unterschied? Was ist daran falsch? So, wie es überall ist, ist es auch hier. Außerdem sind darin Aufteilungen in "Dies ist schlecht" und "Dies ist gut" gemacht worden. Hier [bei

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Akram] gibt es so etwas wie richtig oder falsch gar nicht! Hier gibt es Dinge, die Dich in Richtung des Ewigen (Sanatan) bringen. Es gibt Dinge, die Dich von dem, was zur eigenen Natur als das Selbst im Gegensatz steht (Mithya), zum Ewigen bringen. Die Gespräche, die hier geführt werden, die weltlichen Interaktionen (Vyavahar), die hier 'gemacht' werden, all das bringt Dich in Richtung des Ewigen. Wenn Du das siehst, erkennst Du, dass das hier etwas anderes ist, es ist nicht wie das andere.

Fragender: Stachelt einen der richtige Intellekt (Samyak Buddhi) nicht dazu an, Fehler zu machen?

Dadashri: Er wird einen nicht anstacheln, zu attackieren.

Fragender: Und das erwachte Gewahrsein (Jagruti) zeigt Fehler?

Dadashri: Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) wird alles zeigen. Es wird alles zeigen, was im Innern kommt und geht, es zeigt alles. Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) ist nämlich ein Teil des absoluten Wissens (Keval Gnan). Und solange das erwachte Gewahrsein (Jagruti) nicht aufgetaucht ist, schläft die Welt mit offenen Augen.

Fragender: Bei der Art und Weise, in der Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) einen ermahnt, wie hilft da der richtige Intellekt (Samyak Buddhi)?

Dadashri: Er macht ähnliche Arbeit, aber er selber ist zerstörbar (Vinashi)! Deswegen kann er keine bedeutenden Ermahnungen geben.

Fragender: Er hält einfach das Gewahrsein darüber aufrecht, was nützlich ist und was schädlich, das ist alles.

Dadashri: Es ist der gleiche Intellekt, genauso wie der weltliche Intellekt. Wenn du weiterhin mit dem Gnani Purush zusammensitzt, wird dieser Intellekt nichtsdestotrotz 'richtig' (Samyak) werden. Der Intellekt wird immer 'richtiger'. Ansonsten kann nur Gnan (Wissen) 'richtig' (Samyak) sein, aber der Intellekt wird 'richtig'.

Intellekt, der positives Karma bindet, Intellekt, der nicht den falschen Weg einschlägt (Avyabhicharini Buddhi), kann sogar eine nicht friedfertige Situation in eine friedfertige verwandeln, das ist ein Zustand, bevor Pragnya auftaucht.

Sthitpragny State and Manifest Pragnya! (p 35)

Der Sthitpragnya-Zustand und manifestierte Pragnya

Fragender: Es gibt die Worte Pragnya (direkte, befreiende Energie des Selbst) und Sthitpragnya. Bitte erkläre Sthitpragnya.

Dadashri: Sich im exakten Verstehen (Samaj) Seiner wahren Identität zu stabilisieren, das nennt man Sthitpragnya.

Fragender: Das Wort 'Pragnya' führt mich zu den Schriften, wo steht: "Wenn wir das Wissen, das uns in Bezug auf das Selbst gegeben worden ist, bekommen haben, dann wird Pragnya auftauchen." Du hast aber gerade gesagt, dass Pragnya eigentlich natürlich (Swabhaavik) ist.

Dadashri: Die Pragnya ist in der Tat natürlich! Sthitpragnya ist etwas anderes.

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Fragender: Mit "Ich bin Chandubhai" ist der unwissende Zustand eingetreten. Und dann, wenn ich zu 'dir' komme, und damit, dass 'du' mir sagst: "Du bist Reine Seele", dadurch entsteht Sthitpragnya.

Dadashri: Nicht einmal Sthitpragnya, dieses Gespräch ist jenseits [des Zustands] von Sthitpragnya. Sthitpragnya ist ein Zustand, ein Zustand, der der Manifestation der Pragnya nahe ist. Dieser Zustand entsteht dann, wenn Pragnya kurz davor ist, sich zu manifestieren. Es ist der gleiche Zustand, wie all die Zustände des Bezeugens (Sakshibhaav) im weltlichen Leben.

Pragnya entsteht erst, nachdem man das Selbst erlangt hat. Und der Sthitpragnya-Zustand tritt ein, bevor man das Selbst wird, wenn die weltlichen Interaktionen mit Egoismus ausgeführt werden. Die weltlichen Interaktionen sind allerdings wunderschön.

Fragender: Auf dem Stufe-für-Stufe (Kramic-)Weg bezeichnen sie Pragnya als den Intellekt, der im Selbst ruhig (Sthir) geworden ist. Ist auf unserem Akram (stufenlosen) Weg Pragnya dann die Funktion des Wissenden-Sehenden (Gnata-Drashtapanu)? Dadashri: Es ist tatsächlich das Selbst. Es ist wirklich Teil des Selbst, äußerlich hingegen ist der stabile Intellekt der Zustand der Sthitpragnya, das ist nicht Pragnya. Es ist also ein Zustand, in dem der Intellekt ruhig geworden ist.

Wenn Sthitpragnya eintritt, kann Agnya Shakti (die Energie des Intellekts und des Egos) sogar manchmal die Oberhand gewinnen. Sie kann mit der Hilfe von Sthitpragnya auch weggehen, aber im Sthitpragnya-Zustand ist auch die Angst davor da, dass Agnya Shakti übernimmt. Nachdem Pragnya Shakti auftaucht, ist keine Angst mehr da.

Fragender: Taucht denn dieser Sthitpragnya-Zustand dann auf, wenn man aus dem Sthitagnya-Zustand (dem Zustand, in dem der Intellekt im Unwissen stabil ist) herauskommt?

Dadashri: Nein, das ist einfach der Intellekt, der ruhig geworden ist. Agnya (die Energie des Intellekts und des Egos) ist ruhelos (Chanchal). Die, deren Intellekt ruhig geworden ist, solche Leute sind also im Sthitpragnya-Zustand. Pragnya dagegen ist gar nicht da, es ist der Sthitpragnya-Zustand. Sie [die Schriften] bezeichnen es allerdings auch als Pragnya, aber das ist für den Kramic-Weg (den Schritt-für-Schritt-Weg) relevant. Die Pragnya ist tatsächlich ein reiner Teil des Selbst, der sich abtrennt.

Fragender: Wir können das Selbst nicht in das relative selbst (Pratishtit Atma) und das eigentliche Selbst (Muda Atma) unterteilen, oder?

Dadashri: Im Gegenteil, das wird einen durcheinanderbringen. Wenn man die Energie hat, alles zu halten und zu behalten, dann kann man alles in seinen Unterteilungen kennen. So viel Gewahrsein ist nötig, nicht wahr! Aufmerksames Gewahrsein (Laksha) sollte von allen Seiten her aufrechterhalten werden. 'Wir' kennen jeden Bruchteil davon.

Fragender: Kannst du dieses Sthitpragnya bitte noch mal genauer erklären?

Dadashri: Wenn ein Mensch die Schriften intensiv studiert, den Heiligen dient, in seinem Geschäft sehr hart arbeitet und trotzdem einen Verlust erleidet, dann steigt er durch alle möglichen Erfahrungen auf, und wenn dann, während er voranschreitet, sein Intellekt ruhig wird, das nennt man dann Sthitpragnya. Sein Intellekt wird still. Es

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beeinträchtigt ihn nicht, egal, aus welcher Richtung der Wind weht. Wenn der Intellekt auf diese Weise ruhig wird, nennt man das Sthitpragnya.

Der Sthitpragnya-Zustand ist ein Zustand erwachten Gewahrseins und außerordentlicher rechter Besonnenheit (Sadvivek). Man steigt höher auf, während man durch verschiedene Erfahrungen geht. Der Zustand von König Janakvidehi7 war sogar noch höher als der von Sthitpragnya.

Pragnya Shakti ist viel höher als der Sthitpragnya-Zustand. Im Sthitpragnya-Zustand sind die weltlichen Interaktionen ideal. Zweitens kann jemand seinen Zustand einen Sthitpragnya-Zustand nennen, wenn er durch nichts Kritik bei anderen hervorruft. Aber Pragnya wird einen wirklich zur Befreiung (Moksha) bringen, jemand in einem Sthitpragnya-Zustand hingegen wird immer noch einen Weg brauchen, um Befreiung (Moksha) zu erlangen.

The State of Akram is Indeed Very Elevated! (p 36)

Der Akram-Zustand ist tatsächlich ein sehr erhabener

Fragender: Ist der Sthitpragnya-Zustand dann ein Zustand vor Pragnya?

Dadashri: Es ist ein Zustand vor Pragnya, aber die Menschen haben ihn auf ein viel höheres Niveau gehoben. Sthitpragnya ist eigentlich ein niedrigerer Zustand. Pragnya taucht danach auf. Als erstes steigt der Sthitpragnya-Zustand allmählich an, danach taucht Pragnya auf.

Fragender: Dann taucht bei mir eine Frage auf: Sthitpragnya bedeutet, in der Pragnya ruhig zu werden, nachdem man sie entwickelt hat. Ist Sthitpragnya dann ein Zustand nach Pragnya?

Dadashri: Nein, es ist kein Zustand danach. Es ist ein Zustand vor Pragnya. Wenn man den Sthitpragnya-Zustand erreicht, bedeutet das, dass man auf jeden Fall still geworden ist. Sthitpragnya bedeutet, dass Pragnya von Zeit zu Zeit bruchstückhaft auftaucht und man darin still wird. Wenn 'wir' hier hingegen Gnan geben, dann taucht in dem Moment die vollständige Pragnya (Sarvanshe) auf.

Im Gegensatz zum Sthitpragnya-Zustand gibt es noch den Sthitagnya-Zustand (in dem der Intellekt in der Unwissenheit stabil ist). "Ich bin Chandubhai, ich bin sein Onkel mütterlicherseits, ich bin sein Onkel väterlicherseits" – das alles sind Sthitagnya-Zustände. Wenn Agnya (die Energie der Unwissenheit) geht und Pragnya auftaucht, dann gibt es keinen Schmerz in der Pragnya, weil man zum 'Erleidenden' (Bhogi, auch: Genießenden) Seiner eigenen ewigen Glückseligkeit (Sanatan Sukh) wird.

Fragender: Ist das der gleiche Zustand wie der Sthitpragnya-Zustand, auf den in der Gita8 Bezug genommen wird?

Dadashri: Dieser Zustand (Pragnya Shakti) ist viel höher als der von Sthitpragnya.

Fragender: Noch höher? 7 König Janaka, Vater von Sita. Beschrieben im Ramayana. 8 Die Bhagavad Gita, verkürzt auch nur Gita, ist eine der zentralen Schriften des Hinduismus.

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Dadashri: Viel höher, genau genommen. Es ist ein wunderbarer Zustand! Es ist der gleiche Zustand, den Lord Krishna hatte. Das ist eigentlich der Zustand der permanenten richtigen Überzeugung "Ich bin Reine Seele" (Kshayak Samkit). Lord Krishna hatte die permanente richtige Sicht, die permanente richtige Überzeugung "Ich bin Reine Seele" (Kshayak Samyaktva), das heißt, dass die illusionäre Sicht (Mithyatva Drashti, die falsche Überzeugung "Ich bin Krishna") vollkommen verschwunden war.

Die richtige Sicht (Samyak Drashti, die Überzeugung "Ich bin Reine Seele") heißt: Die Sicht, die ganz und gar ausschließlich die des Selbst ist, war entstanden. Das ist also ein sehr erhabener Zustand. Diejenigen im Sthitpragnya-Zustand sind in einem viel niedrigeren Zustand als diesem, aber die Menschen haben Sthitpragnya nicht so ganz verstanden.

Sie haben noch nicht einmal den Sthitpragnya-Zustand erreicht. Was, denken die Menschen, ist der Sthitpragnya-Zustand? Sie haben das Gefühl: "Ich bin die Seele", und sie sind in der Lage, darin für eine kleine Weile stabil zu bleiben, und danach entfernen sie sich von diesem Zustand, das ist Sthitpragnya. Man versucht, in der Pragnya still zu werden, und dann entfernt man sich aus diesem Zustand. Man kann nicht durchgängig darin bleiben, nicht wahr! Man kann nicht die gesamte Wissenschaft erfassen, oder? Der Grund ist, dass selbst wenn man die vier Veden auswendig gelernt hat, die Veden selbst sagen: "Dies ist nicht das, dies ist nicht das." Wenn dies nicht das ist, was ist es dann? Sie werden dir sagen: "Geh zu einem Gnani." Denn, wie kann man das, was sich nicht ausdrücken (Avaktavya) und nicht beschreiben (Avarnaniya) lässt, in Worte fassen? Wie kann das Selbst (die Seele) in Worte gefasst werden? Deshalb gilt es als unausdrückbar und unbeschreibbar.

The One That Does Not Eat-Drink-Speak is the Self! (p 37)

Das, was weder isst, noch trinkt, noch spricht, ist das Selbst

Fragender: Was ist die Sprache von jemandem im Sthitpragnya-Zustand? Was isst und was trinkt er?

Dadashri: Dieses Sthitpragnya ist ein höherer Zustand, er hat eine höhere Sprache, aber wie du siehst, sagt man sogar falsche Dinge darüber! Was isst er? Was haben essen und trinken mit diesem Zustand zu tun? Weil der Essende (Khanaar) vollkommen getrennt ist. Der Essende ist vollkommen getrennt von demjenigen, der frei sein möchte, der Essende ist komplett getrennt von demjenigen, der gebunden ist. Der Essende ist also getrennt von demjenigen, der sich wünscht, frei zu sein. Was hat derjenige also mit dem Essenden zu tun? Wer würde denn solch subtile und profunde Gespräche enthüllen? Würde irgendjemand das tun? Was denkst du? Ist er getrennt oder nicht?

Fragender: Er ist getrennt.

Dadashri: Der Essende ist in der Tat getrennt. Deswegen haben 'wir' (der Gnani Purush) die Trennung vorgenommen. Also ist es kein Problem. 'Wir' haben kein Problem damit, wenn du isst. Dann wird man fragen: "Dürfen wir Kleidung tragen?" Trag die besten Kleider, wenn du willst. Es ist der Körper, der sie trägt, nicht wahr! "Dürfen wir Ohrringe tragen?" Selbst Ohrringe kannst du tragen. "Können wir Ringe tragen?" Dann sagen 'wir': "Trag sie." 'Wir' eröffnen das erst, nachdem wir gesehen

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haben, dass sie getrennt sind, sonst würden wird das nicht sagen, oder! Das liegt daran, dass der Körper von dem, der frei werden will, komplett getrennt ist. Derjenige, der isst, trinkt, sich schön anzieht, Tee trinkt, Wasser trinkt, genüsslich schlürft, seinen Schnurrbart krault – die sind alle getrennt. Sie sind auch von demjenigen, der gebunden ist, getrennt. Derjenige, der gebunden ist, würde all diese Dinge nicht tun, oder? Der Gebundene kennt seine 'Fesseln' (Bandh). Derjenige, der die 'Fessel' kennt und erlebt, ist als 'der Gebundene' bekannt. All diese Leute könne nicht 'Gebundene' genannt werden, oder? Sie wissen nicht einmal, dass sie gebunden sind. Sie haben noch nicht einmal das Gewahrsein "Ich bin gebunden."

Das Wort Sthitpragnya ist ein Wort für die weltliche Interaktion (Vyavaharik). Der Intellekt (Buddhi) ist so ruhig geworden, dass er auch in schwierigen Situationen keine Angst hat. Es ist ein Teil des Intellekts. Der Intellekt hat die Ebene von Sthitpragnya erreicht und Pragnya ist noch nicht aufgetaucht. Jedes Lebewesen hat diesen Agnya-Zustand, den Zustand der Abwesenheit des Wissens vom Selbst.

Upto Ninety-nine it is Sthitpragny, and at Hundred it is Pragnya! (p 38)

Bis neunundneunzig [Prozent] ist es Sthitpragnya, und bei hundert ist es Pragnya

Der Sthitpragnya-Zustand, auf den sich Lord Krishna bezog, ist ein niedrigerer Zustand als der von Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst).

Fragender: Ist Sthitpragnya ein niedrigerer Zustand?

Dadashri: Es ist ein Zustand unter dem von Pragnya. Sthitpragnya-Zustand heißt, dass er nach und nach durch den Intellekt erreicht wird. Welcher Intellekt (Buddhi) ist denn das jetzt? Es ist der tugendhafte, anständige Intellekt (Avyabhicharini Buddhi). Lord Krishna hat zwei Arten von Intellekt erwähnt: den 'unanständigen' (Vyabhicharini) und den 'anständigen' (Avyabhicharini) Intellekt. Der anständige Intellekt (Avyabhicharini Buddhi) beginnt, ruhig (Sthir) zu werden, momentan ist er aber unruhig (Asthir). Unruhig (Asthir) bedeutet: emotional. Er fängt an, ruhig zu werden, jeden Tag ein bisschen mehr. Wenn er ruhig wird, dann ist es einfach so: nach 97 Prozent geht er weiter zu 98 und 99 Prozent , und 100 Prozent gelten als die Hauptsache, da passiert die Vollkommenheit (Purnahuti). Das nennt man hundert Prozent. Dieser Sthitpragnya-Zustand ist die hundertprozentige (vollkommene) Stille des Intellekts, Pragnya dagegen ist wirklich das Absolute, das ursprüngliche Element (Muda Vastu). Fragender: Bitte erkläre [die Aussage], dass der Sthitpragnya-Zustand kein erfahrbarer Zustand des Selbst ist.

Dadashri: Wenn Pragnya vollständig wird, dann geschieht die Erfahrung des Selbst. Was Sthitpragnya anbelangt: Solange das Adjektiv 'sthit' (ruhig) noch da ist, kann die Erfahrung nicht da sein. Aber wenn das Adjektiv weggeht und Pragnya bleibt, das ist der Zustand der Erfahrung [des Selbst].

Derjenige, dessen Intellekt ruhig wird, wird als Sthitpragnya betrachtet. So eine Person wird von Auswirkungen nicht berührt. Und wenn das Adjektiv weggeht, nennt man das Pragnya, und in diesem finalen Stadium ist die Erfahrung des Selbst da. Bis 99 Prozent ist es Sthitpragnya, und wenn es 100 Prozent sind, dann ist es Pragnya.

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The Moment Moha is Destroyed, One Becomes Still in the Unchanging! (p 38)

In dem Moment, da die illusionäre Anhaftung (Moha) zerstört wird, wird man im Unveränderbaren still

Fragender: Arjun sagt: "'Ich' bin jetzt stabil, weil meine illusionäre Anhaftung zerstört ist, und das Gewahrsein des Selbst wurde erreicht (Nashto moha, smrutilabdha, sthitosmi).“ Dadashri: Ja. Aber er ist ruhig geworden, oder?

Fragender: Ja, aber ich würde gerne wissen: wie?

Dadashri: Jemand, bei dem folgende Eigenschaften (Lakshan) auftauchen, jemand, dessen illusionäre Anhaftung (Moha) zerstört ist, das ist das Zeichen dafür, dass er (der Intellekt) ruhig (Sthir) wird. Die andere Sache, die innerlich geholfen hat, ist, dass man sich des Selbst gewahr geworden ist (Smrutilabdha ist eingetreten), das ist also das Zweite, das geholfen hat. Er (der Intellekt) wird aus all diesen Gründen ruhig, und er bleibt wenigstens einigermaßen still. Von dem Punkt an, nennt man das den Sthitpragnya-Zustand, wenn er derart ruhig bleiben kann. Er sagt aber, dass seine illusionäre Anhaftung zerstört worden ist. Das ist ein gehobener Zustand.

Fragender: Hier ist normalerweise die Situation eines jeden wie ein Kreisel, selbst Arjun war also in der Tat ein Mensch, und er sagt: "Sthitosmi." Es ist darin gesagt worden, dass er zu Lord Krishna sagt: "Oh, Unfehlbarer (Achyuta), ich bin durch Deine Gnade ruhig geworden." Ist das denn ein Widerspruch für Menschen?

Dadashri: Er hat aufgehört, der Kreisel zu sein, und ist im Wahren (im Selbst) angekommen, obwohl er ein Prakruti (einen Nicht-Selbst-Komplex) hat, er ist im Wahren angekommen. Das liegt daran, dass seine Überzeugung "Ich bin dieser Körper" (Dehadhyas), "Ich bin das", war. Diese Überzeugung wurde komplett zerstört. Weil die illusionäre Anhaftung zerstört worden ist und die Überzeugung zu "Ich bin dies (das Selbst)" geworden ist. Das Prakruti (der Nicht-Selbst-Komplex) ist nämlich beweglich (Sachar) und das ursprüngliche Selbst (Muda Atma) ist unveränderlich (Achar). Deswegen ist die Überzeugung, die beweglich war (das Nicht-Selbst), verschwunden, und die Überzeugung von dem, was unveränderlich ist (dem Selbst), ist entstanden, und so ist Er ruhig geworden.

Sthitagny as Long as There is Doubt! (p 39)

Sthitpragnya, solange Zweifel da sind

Wieviele ihrer eigenen Fehler können Menschen sehen?

Fragender: Man kann seine eigenen Fehler nicht sehen, wenn die Pragnya (direkte, befreiende Energie des Selbst) nicht da ist!

Dadashri: Ja. Trotzdem fragen manche Leute sogar: "Ist mein Zustand der von Sthitpragnya?" Ich sagte: "Warum musst du das fragen? Hast du irgendwelche Zweifel daran?" und "Wenn du Zweifel hast, dann wisse, dass du im Sthitagnya-Zustand (in dem der Intellekt in der Unwissenheit stabil ist) bist." Ist das keine Falschheit in Bezug

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auf die andere Seite?! Er ist nach Norden gegangen. Nur, weil er den Nordpol nicht erreicht hat, heißt das, dass der Südpol verschwunden ist?

Fragender: Bitte erkläre, was Sthitagnya ist.

Dadashri: Jemand glaubt nur an das, was Unwissen über das Selbst (Agnan) ist und zieht Glück und Freude daraus. Nur darin ist er stabil (Sthit). Wenn er unruhig (Asthir) im Unwissen (Agnan) wird, dann können wir sagen, dass er einen Fortschritt gemacht hat. Worin hat er einen Fortschritt gemacht, wenn er ruhelos im Unwissen wird? Dann sagt man, dass er sich auf Pragnya zubewegt hat.

Beyond the Sthitpragny State! (p 39)

Jenseits des Sthitpragnya-Zustandes

Fragender: Es gibt da etwas, das weit jenseits des Sthitpragnya-Zustandes ist, bitte erkläre das.

Dadashri: Sthitpragnya ist ein Zustand, in dem auf dem Weg zum Vaikunth-Zustand, einem Zustand, in dem die Tendenzen des Chit zu wandern aufhören (traditionelle Bedeutung: das himmlische Domizil von Lord Vishnu), der Intellekt ruhig wird. Der Vaikunth-Zustand, den Lord Krishna erwähnt hat, wenn man seiner Sprache lauscht, wenn man im Studium der Gita fortschreitet, wird der Intellekt (Buddhi) ruhig, und jemand, dessen Intellekt ruhig wird, den nennt der Lord Sthitpragnya. Es muss noch viel mehr darüber hinaus gewusst werden. Hier (als Sthitpragnya) hat man die Berechtigung erhalten, ein Visum zu nur einem Ort zu bekommen.

Fragender: Ist damit die reine richtige Sicht (Shuddha Samkit) und die absolute richtige Sicht (Parmarth Samkit, die permanente Überzeugung "Ich bin Reine Seele") gemeint?

Dadashri: Nein. Es ist nicht die reine richtige Sicht (Shuddha Samkit). Es ist die richtige Sicht (Samkit, die richtige Überzeugung), die niedriger ist als die reine richtige Sicht (Shuddha Samkit). Vielleicht tut man sogar etwas Negatives, wenn man eines Tages mit negativen Umständen konfrontiert wird. Aber weil der Intellekt ruhig (Sthir) geworden ist, wird man nicht beeinflusst.

Ja, wann spricht man dann von der richtigen Sicht (Samkit)? Wenn das Negative nicht hereinkommt. Kein Umstand kann einen aufrütteln, das nennt man Samkit. Jemand im Sthitpragnya-Zustand dagegen kann von den Umständen aufgerüttelt werden. Deswegen hat er Angst. Wenn der Intellekt allerdings ruhig wird, entsteht Weisheit, eine sehr hochgradige Weisheit. Momentan gibt es nur wenige Menschen, deren Intellekt ruhig geworden ist, wirklich nur sehr wenige, sie sind sehr rar. In Indien gibt es vielleicht ein, zwei solcher Leute, ansonsten nicht einmal das, leider.

Fragender: War denn die Pragnya bei denen im Sthitpragnya Zustand nicht etabliert?

Dadashri: Nein. Es ist im gegenwärtigen Abschnitt des Zeitzyklus nicht möglich, den Sthitpragnya-Zustand zu erreichen. Das geschieht im Satyug (dem Abschnitt des Zeitzyklus, der durch die Einheit von Gedanken, Sprache und Handlung charakterisiert ist). Im gegenwärtigen Abschnitt des Zeitalters, wenn deine Tochter aufs College geht und abends nicht nach Hause kommt, würdest du denken: "Warum ist sie nicht nach Hause gekommen?" Die Antwort ist, dass sie geheiratet hat! Also sag mir, wie kann der

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Intellekt da ruhig bleiben? Früher dagegen [im Satyug] hätten sie nicht geheiratet. So war das nicht. Man hätte keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Wie kann der Intellekt heutzutage ruhig bleiben? Die Tochter heiratet vielleicht irgendwann [ohne vorherige Ankündigung]. Die junge Ehefrau bittet vielleicht irgendwann um die Scheidung. Wie kann jemandes Intellekt in solchen Zeiten ruhig bleiben? Er kann es nicht. Man kann also Akram Vignan sehr dankbar sein, dass es alle auf ewige Zeiten gesegnet (Kalyan) hat. Fünfzigtausend Menschen sind für ewige Zeiten gesegnet worden. Es sind vielleicht mehr oder weniger, aber sie sind auf jeden Fall enorm gesegnet worden.

Is the Ego Situated in Sthitpragny? (p 40)

Befindet sich das Ego in Sthitpragnya?

Fragender: Ist Sthitpragnya ein Anzeichen (Lakshan) von Ego?

Dadashri: Das Ego kann existieren und Sthitpragnya kann auftauchen, es ist möglich, dass beide gemeinsam anwesend sind.

Fragender: Oder vielleicht ist es auch nicht da?

Dadashri: Nein, so ist es nicht, es wäre schon da.

Fragender: Erzähle uns etwas über die Trennlinie zwischen Sthitpragnya und denjenigen, die frei von Anhaftung und Abscheu sind (Vitaraag). Die Abgrenzung zwischen beiden ...

Dadashri: Sthitpragnya bedeutet: In der Präsenz des Ego ist der Intellekt ruhig geworden, nachdem man die Essenz und die Nicht-Essenz (Saarasaar) des weltlichen Lebens extrahiert hat; das ist Sthitpragnya. Der Sthitpragnya-Zustand gilt als Teil der Besonnenheit (Vivek). Er versteht den Unterschied (Vivek) zwischen Essenz und Nicht-Essenz.

Fragender: Und im Zustand der absoluten Nicht-Anhaftung (Vitaraagata) ist das Ego nicht anwesend?

Dadashri: Ja [im Vitaraagata-Zustand ist das Ego verschwunden]. Weil im Sthitpragnya-Zustand die Essenz und die Nicht-Essenz erkannt worden sind, ist man jetzt auf dem Weg zum Vitaraagata-Zustand. Man ist zu dem Entschluss gekommen, dass man aus diesem weltlichen Leben kein Vergnügen ziehen kann, aber das ist in Anwesenheit des Ego geschehen. Man hat hier den Weg gefunden, auf dem man weitergehen kann – das hat schon begonnen.

Hier [bei Akram] haben wir keine Sthitpragnya, wir haben Pragnya. Bei Sthitpragnya ist also das Ego da, und bei Pragnya nicht. Deswegen erlangt man das Selbst (Vastu) eine lange Zeit nachdem man den Sthitpragnya-Zustand erreicht hat, Pragnya dagegen wird einen in wenigen Lebzeiten nach Moksha (zu endgültiger Befreiung) bringen, in ein, zwei Lebzeiten.

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The Difference Between Sthitpragny and Vitaraag! (p 40)

Der Unterschied zwischen Sthitpragnya und Vitaraag

Fragender: Was ist denn dann der Unterschied zwischen Sthitpragnya und Vitaraag?

Dadashri: [Das ist] Ein großer Unterschied. Sthitpragnya bedeutet, dass man still wird, indem man alles durch den eigenen Intellekt denkt. Und wenn man still wird, dann kann man Lösungen für seine eigenen Probleme finden. Aber das nennt man Sthitpragnya. Sthitpragnya ist nichts anderes als die Ruhe des Intellekts.

Fragender: Aber auch dabei wird gesagt, dass es einem genauso an Anhaftung und Abscheu (Raag-Dweesh) mangelt wie einem Vitaraag (jemandem, der frei ist von Anhaftung und Abscheu).

Dadashri: Nein, das ist kein Zustand ohne Anhaftung und Abscheu. Aber man kann eine Lösung für jede Frage finden. Man hat also keinerlei Anhaftung oder Abscheu gegen irgendjemanden. Wenn eine Lösung gefunden wird, warum sollte man das dann machen? Es geschieht alles durch den Intellekt. Die Ruhe des tugendhaften Intellekts (Avyabhicharini Buddhi) nennt man Sthitpragnya. Diejenigen, deren Intellekt ruhig geworden ist. Normalerweise ist der Intellekt der Menschen emotional (Asthir). Nur jemand, dessen Intellekt ruhig geworden ist, wird Sthitpragnya genannt, weil er (der Intellekt) sich durch den Zustand des Unwissens über das Selbst (Agnya) auf besondere Weise mehr und mehr verstärkt hat und sich bis ganz hin zur Pragnya weiterentwickeln wird.

Er muss noch den Zustand der absoluten Nicht-Anhaftung (Vitaraagata) studieren, er muss den Weg der absoluten Nicht-Anhaftung (Vitaraag Marg) studieren. Wenn er einmal den Weg der Nicht-Anhaftung erreicht, wird sich sein Zustand absoluter Nicht-Anhaftung (Vitaraagata) nach und nach verstärken. Deswegen verstärkt sich die Eigenschaft (Guna) der Nicht-Anhaftung weiter, nachdem man die Station Sthitpragnya erreicht hat.

Fragender: Und steht Sthitpragnya in Verbindung zu Güte (Daya) und Mitgefühl (Karuna)? Dadashri: Ja, es steht in Verbindung zu Güte. Mitgefühl ist keins da. Niemand außer dem absolut nicht-angehafteten Lord (Vitaraag-Lord) hat Mitgefühl. Was bedeutet Mitgefühl? Es bedeutet, dass weder Anhaftung noch Abscheu da sind. Es ist keine Anhaftung daran da, eine Maus zu retten, und auch keine Abscheu gegen die Katze. Das nennt man Mitgefühl.

Are These Discoveries Through Pragnya or Buddhi? (p 41)

Sind das Entdeckungen durch Pragnya oder durch den Intellekt (Buddhi)?

Fragender: Die Entdeckungen, die Wissenschaftler machen, werden die durch Pragnya oder durch den Intellekt (Buddhi) gemacht?

Dadashri: Nein, sie haben die Sicht (Darshan). Es kann nie einen Wissenschaftler ohne Sicht geben. Die Sicht ist natürlich. Die Hilfe der Natur ist tatsächlich seine Sicht.

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Fragender: Alle Heiligen der Vergangenheit wie Akha Bhagat, hatten die Pragnya oder nicht?

Dadashri: Nein. Das nennt man Sehen (Darshan). Das nennt man nicht Pragnya. Man kann es erst Pragnya nennen, nachdem man das Selbst erlangt hat. In weltlicher Sprache nennen sie es Pragnya, aber mit dem Weltlichen kommt man hier nicht weit, nicht wahr? Was kann man mit dem Weltlichen anfangen? Dort wird niemand für etwas Weltliches bezahlen!

Pragnya Cautions the Ego! (p 41)

Pragnya warnt das Ego

Fragender: Wenn bestimmte Gedanken kommen, antworte ich darauf mit: "All das ist ein Fehler von dir." Wer ist denn derjenige, der das sagt? Bevor ich dich getroffen hatte, war da nichts, wer ist denn derjenige, der einen auf diese Weise anleitet? Ist das Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) oder der Intellekt?

Dadashri: Die Pragnya warnt Dich, weil du jetzt das Visum für die Befreiung (Moksha) hast. Wenn man diese Pragnya dann mit Hilfe des Egos unterdrückt, wird man wieder verrücktspielen.

Fragender: Wenn die Pragnya einen von innen her warnt, macht sie das durch den Verstand, den Intellekt, das Chit oder das Ego?

Dadashri: Wenn Pragnya ermahnt, dann ermahnt sie das [Entladungs-]Ego, niemanden sonst.

Fragender: Aber warnt sie es direkt oder was?

Dadashri: Direkt. Niemand sonst hat das Recht, das zu machen! Es gibt niemanden über dem Ego. Obwohl das Ego keinen Vorgesetzten über sich hat, macht es trotzdem den ganzen Tag das, was der Intellekt sagt.

Fragender: Was macht der Intellekt, wenn Pragnya das Ego warnt? Hält der Intellekt dann Abstand?

Dadashri: Was hat der Intellekt damit zu tun? Der Intellekt wird gar nicht auftauchen.

Fragender: Ist danach nichts mehr da?

Dadashri: Für den Intellekt gibt es tatsächlich nichts mehr zu tun, nicht wahr!

Fragender: Wenn Pragnya auftaucht, bleibt die Existenz des Intellekts nicht länger bestehen, oder?

Dadashri: Deswegen wird der Intellekt einem danach helfen, er wird das machen, was das Ego ihm sagt.

Fragender: Oh! Dann macht auch der Intellekt alles richtig?

Danach kommen sie alle zusammen und stellen die Dinge richtig. Nicht nur der Intellekt, sie alle.

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Pragnya Helps One do the Nididhyasan of Dada! (p 42)

Pragnya hilft einem dabei, Dada innerlich zu sehen (Nididhyasan)

Fragender: Heute Morgen im Samayik (Innenschau als das Selbst) habe ich 'dich' überall innerlich gesehen (Nididhyasan, Kontemplation mit Visualisierung), was ist das? Ich verstehe das als reines Chit (Shuddha Chit). Dadashri: Nein, das ist alles das Werk von Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst). Reines Chit ist das Selbst an sich. Reine Seele (Shuddhatma) ist wahrlich reines Wissen und reines Sehen (Shuddha Chidroop). Das ist tatsächlich Pragnya, die das alles tut.

Fragender: Ich sehe Dada überall sitzen, was ist das?

Dadashri: Das ist in der Tat deine Pragnya. Agnyashakti (die Energie des Unwissens) zeigt dir andere Dinge. Das, was dir Geld und Frauen zeigt, ist alles Agnyashakti. Agnyashakti lässt dich innerlich Frauen sehen (Nididhyasan) und Pragnya Shakti lässt dich innerlich den Gnani Purush sehen (Nididhyasan). Gnani Purush bedeutet, dass sie dich das Selbst innerlich sehen lässt (Nididhyasan). Fragender: Wenn jetzt jemand das Wissen des Selbst schon hat, aber innerlich immer noch Bilder von Frauen auftauchen (Nididhyasan), ist das dann die Abteilung Agnya (Unwissen über das Selbst)?

Dadashri: Das ist Teil von Chandubhai. Was hast Du damit zu tun?

Fragender: Nein, ich meine, welche Rolle spielt das Chit dabei?

Dadashri: Das ist ein Teil von Chandubhai, das ist unreines Chit (Ashuddha Chit). Fragender: Welche Rolle spielt denn dann das Chit bei dieser Pragnya Shakti, die uns innerlich das Bild des Gnani Purush sehen lässt (Nididhyasan)?

Dadashri: Das Chit wird dabei nicht gebraucht. Pragnya Shakti kann selber sehen.

Fragender: Sprechen wir da über exakte Fotografie?

Dadashri: Ja, genau. Besser als Fotografie. Fotografie kann es nicht so schön erfassen. Träume sind nicht nur besser als Fotos, sie sind sogar besser als das direkte Treffen.

Fragender: Das Chit wird überhaupt nicht gebraucht. Dadashri: Das reine Chit, das da war, ist eins geworden mit dem Selbst. Es hat sich im Selbst aufgelöst.

Pure Chit is Indeed the Pure Soul! (p 43)

Reines Chit ist wahrlich die Reine Seele

Fragender: Wer ist denn dann der Sehende des inneren Bildes (Nididhyasan)?

Dadashri: Das ist Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst).

Fragender: Sie ist wirklich derjenige der sieht, und wahrlich derjenige der es hält (Dharan)?

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Dadashri: Sie ist tatsächlich alles. Alle Aktivitäten gehören zur Pragnya. Das Chit wird da überhaupt nicht gebraucht. Solange das Chit unrein (Ashuddha) ist, kann es alles sehen, was zum weltlichen Leben (Sansaar) gehört. Das unreine Chit ist nicht in der Lage etwas zu sehen, das sich auf das Reine (Shuddha) bezieht. Wenn das Chit rein wird, wird es deswegen eins mit dem Selbst, es verschmilzt mit dem Selbst. Wer bleibt dann übrig? Niemand bleibt in der Mitte. Pragyna Shakti arbeitet weiter, das ist alles. Wenn es Einmischungen (Dakhal) gibt, dann wird selbst das reine Chit beginnen, zu verfallen. Wenn Dunkelheit (Unwissenheit über das Selbst) da ist, dann wird es weiter verfallen. Wo können wir es dann wieder reparieren lassen? Es gibt keine Fabriken dafür. Und Pragnya Shakti werden wir nicht reparieren müssen. Wenn das, was nicht [ewig] ist, verdirbt, wenn man es alleine lässt, muss es repariert werden. Wenn das, was nicht das Selbst (Vastu) ist, verdirbt, dann wird es repariert werden müssen. Deswegen braucht man nichts in der Mitte. Alle Aktivitäten werden von Pragnya ausgeführt.

Fragender: Taucht Pragnya auf, wenn das Chit rein wird?

Dadashri: Wenn das Chit rein wird, verschmilzt es mit der Reinen Seele (Shuddhatma). Danach fängt Pragnya Shakti an. Reines Chit ist an sich das Selbst mit reiner Sicht und reinem Wissen (Shuddha Chidroop Atma). Fragender: Dieses innere Sehen (Nididhyasan) des Gnani Purush, das da ist, das hast 'du' Pragnya genannt. Aber 'du' sagst auch, dass das Chit desto reiner wird, je mehr man innerlich dieses Bild hat (Nididhyasan), oder?

Dadashri: Das Reinwerden des Chit (Chitshuddhi) ist ja schon geschehen!

Fragender: Es ist im Kern vollständig geworden, aber was wird aus dem unreinen (Ashuddha) Chit? Dadashri: Das unreine Chit wird sich um alle weltlichen Aktivitäten kümmern. Mischen sich Verstand, Intellekt, Chit und Ego je in das reine Chit ein? Sie werden sich einmischen, wenn das Chit unrein ist, nicht, wenn es rein ist. Wenn noch jemand drittes da wäre, dann würde Einmischung geschehen. Gibt es irgendwelche Einmischung? Halte dir mal eines Tages innerlich dieses Bild vor Augen [und dann sag mir Bescheid].

Fragender: Wessen Einmischung ist während dieses inneren Sehens (Nididhyasan) da?

Dadashri: Das ist sich entfaltendes Karma (Udaykarma). Fragender: Denn wenn Pragnya ihre eigene, unabhängige Abteilung ist, dann ist Pragnya bei allen Mahatmas aufgetaucht, und trotzdem ist es nach dem Gnan nicht für alle unsere Mahatmas gleich …

Dadashri: Das Gnan taucht nicht bei allen in gleichem Maße auf. Es taucht der eigenen Kapazität eines jeden entsprechend auf. Dann kann er den Agnas entsprechend folgen.

Fragender: Also sagst du, dass es sich der eigenen Kapazität entsprechend ausdrückt? Wieso das?

Dadashri: Aber natürlich. Seine Stärke als das Selbst (Nischaybud) und all das muss ja da sein, nicht wahr! Ist das nicht bei jedem anders? Es ist für jeden anders. Für dich ist es anders, für ihn ist es anders, für alle ist es anders, oder?

Fragender: Aber sagst 'du', dass das Chit all dieser Leute (Mahatmas) vollkommen rein geworden ist?

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Dadashri: Ja, erst dann kann man das Selbst erlangen!

Fragender: Wenn also das reine Chit vollkommen rein wird, dann wird dementsprechend viel Pragnya auftreten?

Dadashri: Hmm. Wenn 'wir' Gnan geben, wird das Selbst rein, also wird Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) auf jeden Fall auftauchen. Danach hängt es vom Ausmaß der Einmischung (Bhanjghad, Komplikation) ab, die in ihrer Energie, den Fünf Agnas zu folgen, ist. Entsprechend viel Nutzen wird einem verloren gehen!

Fragender: Das heißt, je nachdem, in welche Maße den Agnas gefolgt wird, dementsprechend kann die Pragnya Shakti aufblühen?

Dadashri: Ja, die Stärke als das Selbst (Nischaybud) und all das sollten da sein.

Fragender: Aber wessen Stärke als das Selbst (Nischaybud) ist das dann?

Dadashri: Das gehört tatsächlich alles zum [erwachten] Selbst.

Fragender: Man trifft selbst die feste Entscheidung (Nischay), und dann wird man selbst stark darin, ist das so? Das habe ich nicht verstanden.

Dadashri: Wenn unreines Chit und der Verstand und sowas alles dominieren, dann erlischt die Stärke als das Selbst (Nischaybud). Je weniger man von ersterem hat, desto stärker herrscht letzteres für einen vor. Machen sie nicht alle diese Einmischungen? Oder sagen wir, du sitzt alleine da und meditierst (Dhyan). Was passiert, wenn draußen Leute einen Aufstand machen? Auf ähnliche Weise wird, wenn dieser ganze Krawall außerhalb (des Selbst) geschieht, derjenige, für den der Krawall größer ist, keinen Erfolg haben.

Fragender: Das ist vollkommen korrekt. Wenn die äußere Unruhe sich legt, dann ...

Dadashri: 'Wir' haben keine äußere Unruhe, haben 'wir' also irgendwelche Probleme? Und wenn nur drei Menschen Unruhe stiften, wirst du unruhig werden. Solche Sachen wie: "Sie tun es mir an," berühren 'mich' überhaupt nicht! So sitze 'ich' da, 'ich' würde niemals draußen sitzen! 'Ich' habe keinen solchen Wunsch (Shokh). Wenn du den Wunsch hast, dann mach, setz dich zu den drei Leuten draußen und mach bei ihrem Aufstand mit. 'Ich' aber würde in meinem eigenen 'Zimmer' [dem Selbst] sitzen und mich [schauspielerisch] an dem Aufstand beteiligen. Wann würde ich je fertig damit sein, bei so vielen Leuten?

Fragender: 'Du' ziehst dich gekonnt in 'deinen' eigenen 'Raum' im Innern [im Selbst] zurück.

Dadashri: 'Ich' bleibe tatsächlich im Innern sitzen. 'Ich' komme erst gar nicht heraus. Wenn du das Gefühl hast, 'ich' wäre vielleicht herausgekommen, dann ist das wahrlich ein Fehler, vielleicht hast du einen Schatten gesehen. In Wirklichkeit bin 'ich' das nicht.

Fragender: Das stimmt. 'Du' kommst nicht einmal dann heraus, wenn wir an 'dir' ziehen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The Unique Energy of Dada’s Pragnya! (p 45)

Die einzigartige Energie von Dadas Pragnya

Dadashri: Wenn 'ich' [aus dem Selbst] herauskommen würde, wer würde dann in das Haus dieses Mannes gehen? Kommt'er [Dada] nicht um fünf Uhr morgens in dein Haus? Das ist also für immer [so], nicht wahr! Auch diejenigen in Amerika sagen: "Dada kommt zu mir nach Hause." Es ist eine Tatsache, dass Dada dorthin geht, nicht wahr?

Fragender: Ja, aber wer ist es, der dorthin geht?

Dadashri: Aber es ist eine Tatsache, dass er dorthin geht, nicht wahr?

Fragender: Die Menschen machen diese Erfahrung. Ich weiß nicht, ob er von hier geht oder nicht, aber sie haben das Gefühl, dass er es tut. Was ist das?

Dadashri: All das ist in der Tat die Energie. Die enorme Energie der Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst)!

Fragender: Wir erinnern (Smaran) uns an Dada, und Dada kommt zu uns nach Hause und segnet uns, was ist das? Was ist das für ein Phänomen? Ist das eine Art Prozess?

Dadashri: All das gehört zum Prozess der Pragnya.

Fragender: Wir denken an Dada, und Dada kommt. Ist es ein kleiner Teil von dir, der dabei kommt, oder kommst du als Ganzes?

Dadashri: Es ist alles die Arbeit von Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst). Der Dada, an den man sich erinnert, ist von der gleichen inhärenten Natur als das Selbst. Es ist tatsächlich dein eigenes Selbst, das Dada geworden ist, und die Arbeit erledigt. Das ist also abhängig von der eigenen inneren Absicht (Bhaav, Hingabe), und dabei sollten diese Absichten (Bhaavs) die der Pragnya sein. Jemand sagt vielleicht: "Auch Menschen, die nicht Selbst-realisiert sind (Agnani), können ihren spirituellen Lehrer (Guru) sehen." Das ist die Reinheit seines Chit9!

Fragender: Ist es also deine Pragnya Shakti, die die Arbeit erledigt? Wenn jemand die Erfahrung macht, dass Dada zu ihm gekommen ist, geschieht das durch deine Pragnya Shakti oder durch seine?

Dadashri: Es ist genau von dieser Pragnya Shakti. Es ist die Pragnya Shakti von 'demjenigen, der geht'.

Fragender: Was bedeutet: 'derjenige, der geht'?

Dadashri: Es ist die von demjenigen, der zu seinem Haus geht, es ist seine Pragnya Shakti. Fragender: 'Derjenige', der zu seinem Haus geht, ob man sich das nun überwiegend vorstellt oder ob es einem so erscheint, es ist tatsächlich seine [desjenigen, der geht] eigene, nicht wahr? Erst als du es erwähnt hast, haben wir erkannt, dass du dorthin gegangen warst.

9 subtile Komponente von Sicht und Wissen im innerlich funktionierenden Apparat, der Antahkaran genannt wird und aus Verstand, Chit, Ego und Intellekt besteht.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Er muss so eine innere Absicht (Bhaav, Hingabe) gehabt haben, darum ist es alles zusammengekommen. Diese Energie braucht nicht lange. Wenn die andere Person die innere Absicht hat, dann wird die Energie ankommen. Sie kann von hier auch die ganze Strecke bis nach Amerika reichen.

Fragender: Diese Pragnya Shakti von Dir ist also in gewisser Hinsicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sie wird zu demjenigen [hin]gezogen, der die Absicht (Bhaav) setzt.

Dadashri: Sie wird [hin]gezogen werden. Was sonst? Sie wird zu demjenigen hingezogen werden, dessen Absicht (Bhaav) stark ist.

Fragender: Bemerkst du es, wenn sie hingezogen wird?

Dadashri: Warum sollte ich dem nachgehen?

Fragender: Nein, ich meine, würdest du es bemerken, auch wenn du nicht darauf achten würdest?

Dadashri: Nein.

Fragender: Würde es sich auf diese Art nicht reflektieren? So wie es sich in deinem Wissen (Gnan) reflektiert?

Dadashri: Es würde sich reflektieren, vorausgesetzt, 'wir' achten darauf! Aber warum sollten wir diese Seite beachten? Es gibt von so vielen Menschen Filme, wann würde ich [die Zeit haben und] ihnen Beachtung schenken, und wann würde das aufhören?

Fragender: Es ist nicht nötig, das zu 'tun', man sieht einfach fortwährend.

Dadashri: Im Gegenteil, es wird Interesse daran wecken. Es ist so, dass eine Gewohnheit gebildet wird. Es ist für 'uns' nicht nötig, diesen Film anzusehen. Wenn der Film gesehen werden muss, würden wir dann nicht ins Kino gehen und ihn ansehen? Wenigstens wäre der Film dann nach 3 Stunden vorbei, aber dieser Film würde uns nie gehen lassen.

The Role of Pragnya in Settling a File With Equanimity! (p 46)

Die Rolle von Pragnya beim Begleichen einer Akte mit Gleichmut

Fragender: Hat die Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst) irgendeine Kontrolle über Akte Eins?

Dadashri: Nein, keine Kontrolle.

Fragender: Wenn ich nun sage: "Chandubhai, pass hierbei etwas mehr auf", wer sagt das zu Chandubhai? Ist die weltliche Aktivität, die zu diesem Zeitpunkt geschieht, die des Intellekts (Buddhi), des Egos oder der Pragnya?

Dadashri: Es ist die weltliche Aktivität von beidem: dem Ego und dem Intellekt.

Fragender: Ist Pragnya darin?

Dadashri: Keine Pragnya. Pragnya ist diejenige, die sagt: "Ich möchte mit Gleichmut begleichen (Sambhaave Nikaal)."

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Aber wenn beide, der Intellekt und das Ego, eine Rolle spielen, dann finden solche Aktivitäten eigentlich entsprechend der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) statt, nicht wahr?

Dadashri: Sie unterliegen tatsächlich den sich bedingenden Umständen (Vyavasthit). Du hast überhaupt keine Verantwortlichkeit (Jokhamdari). Fragender: Wenn ich mit Chandubhai rede, dann ist dieses 'Ich' hier tatsächlich die Pragnya, die mit Chandubhai redet, nicht wahr?

Dadashri: Ja, es ist tatsächlich Pragnya, die das sagt. Dieses 'Ich' (Hu) ist Pragnya.

Fragender: Geschieht der Rest der Aktivität dann beruhend auf den sich bedingenden Umständen (Vyavasthit)?

Dadashri: Ja, beruhend auf den sich bedingenden Umständen (Vyavasthit). Wenn du entsprechend der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) jedoch am Ende eine andere Person schlägst, dann musst Du sagen: "Chandubhai, du hast diesen Angriff (Atikraman) begangen, also mache Pratikraman." Das ist alles. Somit bleibt man auf dieser sicheren Seite [das Selbst zu sein und kein Karma zu binden]. Wenn die andere Person in geringstem Maße verletzt ist, dann ist das kein Problem. Aber nachdem das Pratikraman gemacht wurde, hast Du nichts damit zu tun.

Fragender: Wer begleicht die Akte mit Gleichmut?

Dadashri: Das macht die Pragnya Shakti. Sie ist tatsächlich die, die all das macht. Sie ist diejenige, die die Akten und all das begleicht.

Fragender: Ich habe gefragt, weil es da auch die Akte 'Chandubhai' gibt. Ist es ansonsten nicht dieser Chandubhai, der all die Akten sieht?

Dadashri: Das kann nicht passieren, nicht wahr? Chandubhai hat nichts damit zu tun. Die Pragnya Shakti begleicht fortwährend die Akten mit Gleichmut und sie warnt auch. Wenn irgendein Fehler passiert, dann warnt sie. Es ist nicht Chandubhai, der warnt. Chandubhai ist derjenige mit Fehlern. Auch das Selbst warnt nicht. Das Selbst gerät nicht in diese Angelegenheit des Warnens. Daher ist es tatsächlich die Pragnya Shakti, die all diese Arbeit macht. Das bedeutet, es ist die Pragnya Shakti, die die Akten mit Gleichmut begleicht.

The Firm Resolves of Agnya-Pragnya! (p 47)

Die festen Entschlüsse von Agnya und Pragnya

Fragender: Wer fasst den festen Entschluss (Nischay)? Fasst Akte Eins den festen Entschluss?

Dadashri: 'Du' bist es tatsächlich, der den festen Entschluss fassen muss! 'Du' (das erwachte Selbst) musst den festen Entschluss fassen.

Fragender: Bedeutet das, dass die Reine Seele (Shuddhatma) den festen Entschluss fasst?

Dadashri: Nein, nein, nicht die Reine Seele, es ist ihre Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst). Die Pragnya Shakti kann nicht umhin, Dich einen festen

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Entschluss fassen zu lassen. Genau genommen fasst man den festen Entschluss zu dem Zeitpunkt, wenn man das Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt. Fragender: Dada sagt: "Hierbei geht es nicht um das Befolgen der Agnas (spezielle Anweisungen). 'Du' fasst einfach den festen Entschluss, dass Du in den Agnas bleiben möchtest, das ist alles. Alles andere überlass mir." Das ist es, was du sagst, nicht wahr?

Dadashri: Du musst nur den Agnas folgen. Du musst nicht sehen, ob es entsprechend den Agnas passiert oder nicht. Fasse einfach den festen Entschluss, dass Du den Agnas folgen möchtest, das ist alles. Fragender: Hinsichtlich des Punktes, einen Beschluss zu fassen, sagst Du, dass wir nichts 'tun' sollen. Andererseits sagst Du, dass wir einen festen Entschluss fassen sollten.

Dadashri: Das sind nur Worte. Es sind einfach nur so Worte, schauspielernde Worte. Es liegt kein Gefühl von Handelnder-Sein (Kartabhaav) darin.

Fragender: Ja, es ist nur um der Kommunikation willen. Dieser feste Entschluss jedoch, wer fasst diesen festen Entschluss?

Dadashri: Es ist wahrlich für das Selbst passiert. Es ist tatsächlich diese Pragnya Shakti, die den festen Entschluss fasst. So ist es! Fragender: Aber als man das Wissen vom Selbst (Gnan) nicht hatte, da war es das Ego, das den festen Entschluss fasste. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht Pragnya, die es gemacht hat.

Dadashri: Das ist korrekt. Es war nicht das Ego, sondern vielmehr Agnya (die Energie der Unwissenheit), die es getan hat. Nun macht es Pragnya. Agnya (die Energie der Unwissenheit) fasst all die festen Beschlüsse für denjenigen ohne Selbst-Realisation (Agnani), und Pragnya fasst die festen Beschlüsse für diejenigen, die Selbst-Realisation erlangt haben. Agnya und Pragnya sind beides Energien. Agnya ist die falsche Überzeugung, und Pragnya ist die richtige Überzeugung.

Fragender: Sollte man sagen: "Sie fasst den festen Entschluss", oder sollte man eher sagen: "Man sollte den festen Entschluss aufrechterhalten"?

Dadashri: Welche Worte auch benutzt werden, 'fassen' oder 'aufrechterhalten', Du musst das tun, was Dein Ziel vollendet. Du kannst diejenigen Worte benutzen, die du möchtest, 'fassen' oder 'aufrechterhalten', darüber besteht kein Zweifel.

Fragender: Fasst Pragnya den festen Entschluss oder bringt sie einen dazu, den festen Entschluss fassen?

Dadashri: 'Sie' ist diejenige, die den festen Entschluss fasst. 'Sie' lässt Dich den festen Entschluss fassen. All das ist einzig in ihr inbegriffen. Das bedeutet, dass es keine unterschiedlichen Instanzen sind. Fragender: Dann können wir also auch sagen: "Sie bringt einen dazu, den festen Entschluss zu fassen, Sie bringt einen dazu, den festen Entschluss aufrechthalten."

Dadashri: Ja, das kannst du sagen. Es ist alles ein und dasselbe. Wenn du ein und dieselbe Sache über-analysierst, dann obduzierst du sie, sie wird unnötig verdorben werden. Du verlierst am Ende die Absicht davon, was 'wir' dir versuchen zu sagen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Begib dich nicht in das 'Über-Analysieren' hinein. Verstehe einfach den [Gesichts-]Punkt. Das wird von Pragnya (der befreienden Energie des Selbst) getan, und das wird von Agnya (der Energie der Unwissenheit) getan. Das ist alles. Der Intellekt (Buddhi) wird dir [andernfalls] alle möglichen Verschleierungen zeigen.

How to Remain One With Pragnya? (p 48)

Wie bleibt man eins mit der Pragnya?

Fragender: Wer hält das Gewahrsein darüber aufrecht, was vertrauenswürdig ist und was nicht?

Dadshri: All das ist wahrlich die Arbeit der Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst), aber wenn die Pragnya Shakti nicht aktiv ist, dann fährt das sich entladende Ego damit fort, die Arbeit zu tun. Wenn es das tut, dann musst Du (das erwachte Selbst) sehen, worin es versunken ist (Tanmayakar)! Anstatt eins mit der Pragnya zu bleiben, wird es von dem anderen (dem Nicht-Selbst) aufgesogen, es entgleitet. Wenn das erwachte Gewahrsein als das Selbst (Jagruti) da ist, dann kann man in der Pragnya bleiben. In dem Moment, wo es sich in das andere (das Nicht-Selbst) begibt, fehlt das Gewahrsein des Selbst (Ajagruti). Fragender: Nachdem man dieses Wissen vom Selbst (Gnan) von Dir erhalten hat, möchte man wahrlich im erwachten Gewahrsein (Jagruti) bleiben.

Dadashri: Man hat tatsächlich so einen Wunsch, aber es [das Gewahrsein, Jagruti] bleibt nicht bestehen aufgrund der alten Gewohnheit! Wegen dieser alten Gewohnheit neigt man dazu, auf diese andere Seite [des Nicht-Selbst] abzugleiten. 'Derjenige' jedoch, der eine starke Absicht (Bhaav) hat, wird ihn zurückrufen, auch wenn er auf diese andere Seite geglitten ist, indem er sagt: "He, geh da nicht hin." 'Er' [der Erwachte] wüsste das, nicht wahr?

Fragender: Du hast gesagt, dass wir eins mit der Pragnya bleiben sollen. Erkläre das bitte noch mehr im Detail.

Dadashri: Du solltest aufrichtig bleiben. Wem gegenüber bist Du aufrichtig? Wenn Du jetzt die endgültige Befreiung (Moksha) erlangen willst, dann bleibe aufrichtig gegenüber der Pragnya. Und wenn du für Vergnügen und Schmerz umherschlendern möchtest, dann geh für eine kurze Weile dorthin [in das Nicht-Selbst]. Im Augenblick, wenn das sich entfaltende Karma dich dorthin führt, dann ist es eine andere Sache. Auch wenn die Kraft des sich entfaltenden Karmas dich dorthin zerrt, solltest Du auf dieser Seite [des Selbst] bleiben. Du solltest deine Bemühungen beibehalten, das Ufer zu erreichen, auch wenn dich die Strömung des Flusses auf die andere Seite zieht. Solltest Du nicht versuchen, das Ufer zu erreichen? Oder solltest du dich ziehen lassen, wohin auch immer sie dich zieht? Fragender: Man kann also nur dann aufrichtig bleiben, wenn der Entschluss (Nischay) fest ist, nicht wahr?

Dadashri: Man kann es nur bleiben, wenn er [der Entschluss] fest ist! Was wird sonst mit demjenigen, der überhaupt keinen Entschluss fasst, passieren? Er wird in jegliche Richtung gehen, in die der Fluss zieht. Das Ufer wird weit zurückgelassen werden! Und

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Du solltest dich bemühen, das Ufer zu erreichen. Der Fluss zieht dich vielleicht weg, dennoch solltest du eine starke Bemühung in Richtung des [Erreichens des] Ufers unternehmen. Wenn du dich auch nur ein bisschen in Richtung Ufer bewegst, ist es gut. Damit wirst du letztendlich den Boden berühren!

Durch diese Wissenschaft (Vignan) entsteht also die Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst), die einen auf dem Weg zur endgültigen Befreiung (Moksha) warnt. Danach sollte man positiv bleiben. Man sollte keinerlei Negativität hegen. Positiv bedeutet, dass du damit glücklich sein solltest. Jeder hält Positivität aufrecht, und die Menschen lassen nicht zu, dass weltliche Schwierigkeiten sie beeinträchtigen. Wenn Er [der Erwachte] 'richtig' bleibt, dann wird innerlich alles so geregelt, dass die weltlichen Schwierigkeiten ihn nicht beeinträchtigen. Das ist so, weil im unwissenden Zustand, als man das Selbst [noch] nicht erlangt hatte, das heißt, als man Gott nicht wirklich erlangt hatte, sogar da lief das weltliche Leben gut. Würde es dann also ruiniert sein, nachdem man das Selbst erlangt hat? Es wird natürlich nicht ruiniert sein.

What Part Does Pragnya Caution? (p 49)

Welchen Teil warnt Pragnya?

Fragender: Dann warnt also diese Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) das relative selbst (Pratishthit Atma)?

Dadashri: Ja, sie warnt den Teil, der das Ego im relativen selbst ist. Es ist der Teil, der frei werden möchte. Es gibt das Ego gebunden zu werden, und das Ego, frei werden zu wollen. Sie warnt das Ego, das frei werden möchte. Fragender: Das bedeutet also, dass sie eigentlich Chandubhai selbst warnt, nicht wahr?

Dadashri: Nein, sie warnt das Ego. Den Eigentümer des Namens 'Chandubhai', das Ego. Es gibt zwei Arten von Ego. Eines ist das Ego, das all dies entstehen ließ, und dieses Ego ist verschwunden. Das Ego, das versucht frei zu werden, genau das ist das Ego…

Fragender: Sie (Pragnya) warnt dieses.

Dadashri: Ja. Das Ego, das versucht frei zu werden, bekommt also die Hilfe. Allerdings hat tatsächlich jeder das Ego, frei zu werden, doch bis Pragnya (die direkte, befreiende Energie als das Selbst) entsteht, wer wird [ihn] da warnen? Darum bleibt er in einer Verstrickung.

Who Opposes the Mistake? (p 49)

Wer stellt sich dem Fehler entgegen?

Fragender: Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) warnt uns innerlich, wenn ein Fehler gemacht wird. In diesem Fall also, wo im Inneren die entgegengesetzte Absicht: "Das sollte nicht passieren" dem Fehler gegenüber entsteht, wer zeigt diese? Ist

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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das auch Pragnya, die das macht? Sind Pragnya und derjenige, der die entgegengesetzte Absicht zeigt, gemeinsam anwesend?

Dadashri: Das Licht (Prakash) ist von der Pragnya, und die Tendenzen des Chit10 (Chitvrutti), die in diesem Licht rein geworden sind, diese Tendenzen machen das. Aber das Licht ist von der Pragnya, und darum kann man sagen, dass Pragnya es macht. Sie zeigt all die Fehler. Fragender: Aber wenn ein Fehler passiert, und die Geste oder Absicht der Pragnya, die dann entsteht: "Das sollte nicht passieren", so eine entgegengesetzte Absicht - sind sie beide gemeinsam vorhanden?

Dadashri: Das wird nicht als entgegengesetzte Absicht erachtet.

Fragender: Ist: "Das sollte nicht passieren" keine widersprechende Absicht? Entsteht das nicht gegen jegliche negative Absicht, die wir vielleicht gesetzt haben?

Dadashri: "Das sollte nicht passieren" ist die Absicht des Selbst (Atma Bhaav), und: "Das passiert gerade" ist die Absicht desjenigen, der die Überzeugung "Ich bin der Körper" (Dehadhyas Bhaav) hat. Die Absicht von beiden ist tatsächlich unterschiedlich! Die erste ist die Absicht des Selbst (Swabhaav Bhaav), und letztere ist die Absicht des Nicht-Selbst (Vibhaav Bhaav). Fragender: Ist die Pragnya Shakti an sich also die zusätzliche Absicht: "Ich bin Chandubhai" (Vishesh Bhaav)?

Dadashri: Nein. Ärger, Stolz, Täuschung, Gier - sie werden als zusätzliche Absicht "Ich bin Chandubhai" (Vishesh Bhaav) bezeichnet. Ich, das Ego und all das wird als zusätzliche Absicht "Ich bin Chandubhai" (Vishesh Bhaav) bezeichnet.

Fragender: Wenn irgendeine spirituelle Bemühung (Purusharth) unternommen wird, um sich auf die inhärente Funktion als das Selbst (Atma Dharma) zuzubewegen, wessen Aktivität ist das dann?

Dadashri: Das ist alles die Pragnya Shakti. Wie lange bleibt diese Pragnya Shakti bestehen? Indem Du das Wissen vom Selbst (Gnan) erhalten hast, bist Du das Selbst geworden, aber das Selbst befindet noch immer nur im Glauben (Shraddha), in der Überzeugung (Pratiti) und in der Sicht (Darshan). Es ist nicht in das Wissen (Gnan) gelangt, es ist nicht in das Verhalten als das Selbst (Charitra) gelangt. Bis das also passiert, erledigt die Pragnya Shakti weiterhin die Arbeit.

Who Suffers the Results of Pragnya? (p 50)

Wer erleidet [erfährt] die Ergebnisse der Pragnya?

Fragender: Jegliche Arbeit, die durch Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) erledigt wird, obwohl die Pragnya Shakti die Arbeit erledigt - wer erleidet (erfährt; Bhogavanu) die Ergebnisse, die durch diese Arbeit erreicht werden?

10 subtile Komponente von Sicht und Wissen im innerlich funktionierenden Apparat, der Antahkaran genannt wird und aus Verstand, Chit, Ego und Intellekt besteht.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Was gibt es da zu erleiden? Es gibt nichts zu erleiden in dem, was von der Pragnya Shakti getan wird. Es entsteht nur Glückseligkeit (Anand), und Glückseligkeit ist seine [des Selbst] eigene inhärente Natur. Derjenige, der keine Glückseligkeit hatte, ist derjenige, der die Glückseligkeit erleidet [erfährt]. Fragender: Wer erfährt diese Glückseligkeit? Erfährt es das Relative [das Nicht-Selbst] oder das Wahre [das Selbst]?

Dadashri: Nein, nein. Tatsächlich erfährt es das Relative! Das Wahre ist in der Tat bereits glückselig! Derjenige, der solche Glückseligkeit vermisst hat, ist der, der sie erfährt. Sag du selbst mir: früher warst du dies und nun ist es dein Ego, das es erfährt. Jetzt, wo Du Reine Seele (Shuddhatma) geworden bist, bist Du in die Form als Pragnya gelangt. Das Ego ist derjenige, der es erfährt. Die Depression, die es erfahren hat, der Verlust, den es gefühlt hat, all das verschwindet, indem es diese Glückseligkeit erfährt. Das Plus-Minus geschieht.

Both are Separate, the Sufferer and the Continuous Knower! (p 50)

Beide sind getrennt, der Leidende und der ständig Wissende

Fragender: Wer leidet zum Zeitpunkt des Entfaltens von Karma, das Vergnügen und Schmerz erzeugt (Vedaniya Karma)? Und wer ist in genau diesem Moment der Wissende der Empfindung von Schmerz oder Vergnügen (Vedana), die entsteht?

Dadashri: Das Ego leidet (Vedey) und Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) weiß. Pragnya 'weiß' nicht nur den Leidenden, sondern sie weiß auch, dass dieser Leidende den Schmerz erleidet. Du kannst sagen, der Leidende (Vedak) ist das Ego. Alles ist im Ego enthalten.

Das Ego glaubt: "Ich bin tatsächlich derjenige, der den Schmerz erleidet", und so erleidet das Ego ihn. Darum wird es als der Leidende (Vedak) bezeichnet. Und Pragnya Shakti ist der Wissende davon. Nun gerät die Pragnya Shakti für viele unserer Mahatmas in Vergessenheit, und sie gelangen in die Absicht als der Leidende (Vedak Bhaav). Das vergrößert tendenziell den Schmerz, aber sie erleben keinen Verlust. Wenn der Erwachte (Potey) vom Nicht-Selbst-Komplex vereinnahmt wird (Tanmayakar), dann vergrößert sich der Schmerz (Dukh). Ich teile all diesen Jugendlichen hier gesegnete Gaben - Prasad [in diesem Falle ausschimpfen oder auf den Rücken schlagen] aus. Wenn du ihnen das mit Liebe gibst, dann fühlen sie keinerlei Schmerz. Wenn du es jedoch mit dem geringsten Stirnrunzeln tätest, dann wären sie beeinträchtigt. Das ist so, weil das Ego darin verwickelt ist. In dem Falle, in dem sie [die gesegneten Gaben, Prasad] mit Liebe gegeben wird, ist weder das Ego desjenigen involviert, der Prügel einsteckt, noch das von dem, der Prügel austeilt. Es ist in diesem Fall überhaupt kein Ego vorhanden, und darum fühlt es sich gut an.

Wenn Du also eins mit dem Leidenden (Vedak) wirst, dann wirst du viel Schmerz erleiden. Darum wird der Schmerz, wenn Du der beständig Wissende (Gnayak) bleibst, vollständig nachlassen. Es wird vergleichbar mit dem Fall des Austeilens von gesegneten Gaben (Prasad) mit Liebe, wenn man als der Wissende verbleibt!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Pragnya Parishaha (p 51)

Pragnya Parishaha

Fragender: Würde Sprache wirklich enthüllt werden, wenn ein Bruchstück des Wissens vom Selbst (Gnan) erlangt ist?

Dadashri: Ja, das kann sie. Der Umstand für das Entfalten der [befreienden] Sprache tritt ein. Und wenn einem, nachdem dieser Umstand eingetreten ist, nicht erlaubt ist zu sprechen, dann taucht Pragnya Parishaha (das innere Brennen auf, das entsteht, wenn man imstande ist, erleuchtende Worte zu teilen, dies aber nicht kann) auf. Das wird mit Gleichmut zu erleiden sein. Dieses Entfalten der [befreienden] Sprache wird tatsächlich von allein eintreten. Diese Sprache wird sich dann als die Sprache des Wissens (Gnanvani) entfalten. Das bedeutet, dass sich so eine Sprache entfalten wird, die andere verstehen lassen wird. Aber wenn Du jemandem [etwas] erklärst und er hört nicht zu, dann wird zu diesem Zeitpunkt das innere Brennen (Pragnya Parishaha) für dich entstehen.

Fragender: Ist es möglich, dass ich trotzdem nicht in der Lage bin, es in Worten auszudrücken, obwohl es den Wunsch gibt zu sprechen, den Wunsch, es jemandem zu erklären?

Dadashri: Da, das kann passieren. Das Ausdrücken durch Worte ist eigentlich etwas sehr Großes. Wenn du lange weiterhin zuhörst, dann wird sich das Wissen, das man durch Zuhören erlangt (Shrutgnan) etablieren (Pragamavu, festsetzen). Und dann wird es sich in erfahrbares Wissen, das durch das Medium der Sinne und des Intellekts erlangt wird (Matignan), umwandeln. Und dann wird es sich in Form von Sprache ausdrücken. Du musst also lange zuhören. Dann fährt sein 'Joghurt' innerlich fort, fester zu werden. Danach wird sich die 'Sahne' zeigen, und dann kann es zu 'Ghee' (geklärte Butter, das endgültige, brauchbare Produkt) werden. So ist das alles im Detail.

Und wenn jemand einen Fehler gemacht hat und du möchtest diesen aufzeigen, auch wenn du dein Wissen teilen möchtest, und du bekommst keine Gelegenheit, das zu tun, dann wird das innere Brennen (Parishaha) entstehen. "Wann kann ich etwas sagen? Wann kann ich es ihm sagen? Wann kann ich es ihm sagen?" Das ist Pragnya Parishaha.

Als der Lord über verschiedene Formen von innerem Leiden (Parishaha) gesprochen hat, da bezeichnete Er Pragnya auch als eine Form inneren Leidens (Parishaha). Auf dem Stufe-für-Stufe- (Kramic)Weg der Selbst-Realisation setzt die richtige Sicht (Samkit) ein, wenn das innere Brennen (Pragnya Parishaha) entsteht. Dort (auf dem Stufe-für-Stufe-Weg; Kramic) entsteht die richtige Sicht wirklich erst danach. Wohingegen hier (auf dem stufenlosen Weg; Akram), nachdem man das Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt, all das ständig heraus kommt und das 'Khichadee11' immer weiter kocht.

Wenn du in ein Jain-Kloster (Upashraya) gehen und reden würdest, dann würde dir niemand zuhören, nicht wahr? Auch wenn du die reine Wahrheit sagen würdest, sie

11 indisches Gericht aus Reis und Linsen

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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würden nicht zuhören. Deswegen entstünde dieses innere Brennen in dir, das eintritt, wenn du imstande bist, befreiende Worte zu teilen, dies aber nicht kannst (Pragnya Parishaha). Die Verärgerung, die du fühlst: "Niemand möchte meiner Wahrheit, von der ich spreche, zuhören", wird als innere Form von Leiden (Parishaha) bezeichnet. Die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) wird stark, nachdem Du diese Form des inneren Leidens (Parushaha) mit Gleichmut beglichen hast.

The Subtle Understanding of Shraddha-Pragnya! (p 52)

Das subtile Verstehen von Shraddha und Pragnya

Fragender: Sag uns etwas über Vertrauen, Glaube (Shraddha), das befreiende Licht des Selbst (Pragnya), den Sehenden (Drashta) und das Selbst (Chetan). Dadashri: Der Sehende (Drashta) und das Selbst (Chetan) sind dasselbe. Es gibt zwei Arten von Glauben (Shraddha). Der Glaube, an den man sich im Umgang des weltlichen Lebens hält, das ist alles illusionärer Glaube (Mithyatva Shraddha). Und wenn man auf diese Seite [des Selbst] kommt, dann ist es Glaube mit richtiger Sicht (Samyaktva Shraddha), was als Überzeugung (Pratiti) bezeichnet wird. Es ist ein Teil vom Selbst (Chetan). Auch die Pragnya ist ein Teil vom Selbst (Chetan), aber Pragnya ist ein separater Teil, anders als der Glaube (Shraddha), der der Überzeugungs-Teil ist. Und später wird sie [die befreiende Energie des Selbst; Pragnya] wieder eins [mit dem Selbst]. Wohingegen dieser Glaube (Shraddha), die Überzeugung tatsächlich für immer getrennt bleiben wird. Sie sind getrennt in Bezug auf ihre Eigenschaften (Guna) und eins in Bezug auf ihre ihnen innewohnende Natur (Swabhaav). Fragender: Man hat drei englische Worte für sie benutzt: Glaube (Faith, Shraddha,), Vernunft (Reason, Pragnya) und Bewusstsein (Consciousness, Chetan).

Dadashri: Es ist so: Was wird als 'eine Bedeutung' erachtet? Wenn es ausgewogen ist, dann kann es als 'eine Bedeutung' erachtet werden. Das heißt, wenn es zehn Pfund auf dieser Seite gibt, dann müssen auf der anderen Seite auch zehn Pfund sein. Wohingegen hier der Glaube (Shraddha), die befreiende Energie des Selbst (Pragnya) und das Selbst (Chetan) zehn Pfund wiegen und dort drüben wiegt alles dreieineinhalb Pfund.

Fragender: Also ist es unausgewogen.

Dadashri: Deswegen bedeutet eineinhalb Pfund, dass es eine grobe (Sthool) Sache ist. Die andere ist die exakte (Yathartha) Sache. Also wiegt dies eineinhalb Pfund, und das andere wiegt zehn Pfund. Fragender: Aber du hast gesagt, dass Glaube (Shraddha) und Pragnya tatsächlich zwei Teile vom Selbst (Chetan) sind.

Dadashri: Nein. Glaube (Shraddha) ist im Grunde tatsächlich seine ihm innewohnende Natur. Wenn es in die Überzeugung (Pratiti) gelangt, dann besteht es in der Form von Glauben (Shraddha), und Pragnya wird getrennt [vom Selbst]. Pragnya vollendet ihre eigene Arbeit, und dann wird sie wieder eins [mit dem Selbst]. Es gibt die Pragnya, um die Energie der Unwissenheit (Agnya) zu zerstören. Pragnya hat die Eigenschaft (Guna), die Energie der Unwissenheit (Agnya) zu zerstören. Nachdem sie sich [vom Selbst] getrennt hat, wird sie jedoch sofort wieder eins mit dem Selbst (Atma), sobald

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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sie die Energie der Unwissenheit (Agnya) zerstört [hat]. Pragnya an sich ist also tatsächlich das Selbst, aber sie wird Pragnya genannt, weil sie sich [vom Selbst] trennt. Fragender: In diesem Fall ist der Glaube (Shraddha) also die Grundlage - das, was du als Überzeugung (Pratiti) bezeichnest.

Dadashri: Die Überzeugung (Pratiti) ist die Grundlage, ja. Folglich laufen die Dinge darauf basierend, ob die [Menschen der] Welt die richtige oder die falsche Überzeugung (Pratiti) etabliert haben. Eine fälschlicherweise etablierte Überzeugung wird einen im weltlichen Leben umherwandern lassen, wohingegen eine Überzeugung, die richtigerweise etabliert ist, einen zur endgültigen Befreiung (Moksha) führt. Alles, was für das Etablieren dieser Überzeugung gebraucht wird, ist ein instrumentell Handelnder (Nimit).

The Relation Between Sooj and Pragnya! (p 52)

Der Zusammenhang zwischen Sooj und Pragnya

Fragender: Diese natürliche Intuition, Erkenntnis (Sooj) also, die man hat, in welchem Zusammenhang steht sie zur Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Diese Intuition (Sooj) an sich bringt einen hin zur Pragnya. Ja, es ist tatsächlich diese Intuition (Sooj), die arbeitet. Wenn etwas hierin natürlich arbeitet, dann ist es einzig die Intuition (Sooj). Im unwissenden Zustand (Agnan Dasha) ist es einzig die Intuition (Sooj), die arbeitet.

Fragender: Ist es nicht ein Teil der Pragnya?

Dadashri: Nein, Intuition (Sooj) wird als gelichtete (enthüllte) Schleier (Khulla Avaran) erachtet.

Fragender: Aber bringt einen das hin zur Pragnya?

Dadashri: Es bringt einen tatsächlich auf diese Seite, in Richtung des Permanenten.

Fragender: Wo spielt da also diese innere Absicht (Bhaav) hinein?

Dadashri: Diese innere Absicht (Bhaav), die man setzt, das geschieht genau durch dieses Verstehen, die innere Entwicklung (Sooj). Das Ego ist eine andere Sache. Aber das Verstehen, das es gibt, nimmt immer weiter zu, den ganzen Weg hin bis zur Pragnya. Und wenn Pragnya entsteht, dann wird sie tatsächlich eins mit dem Selbst werden. Aber Intuition (Sooj) ist ein Teil des Verstehens. Man setzt eine Absicht (Bhaav) entsprechend des Verstehens, entsprechend des Wissens.

That is Darshan, not Sooj! (p 53)

Das ist Sicht (Darshan), nicht Intuition (Sooj)!

Fragender: Kann Intuition (Sooj) als Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) bezeichnet werden?

Dadashri: Nein. Pragnya ist Wissen (Gnan), wohingegen diese Intuition (Sooj) Sicht (Darshan) ist. Und die Energie der Unwissenheit (Agnya) wird als Intellekt (Buddhi)

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erachtet. 'Wir' können also alles sehen. 'Wir' können das sehen, was passieren wird, das, was passiert ist und 'wir' können sogar sehen, was im Rücken passiert. Diese Person wird also sagen: "Ich stehe hinter dir. Habe ich meine Hand gehoben oder nicht?" Das können 'wir' nicht sehen. 'Wir' können das Grobe (Sthool) und Offenkundige nicht sehen. 'Wir' können das Subtile (Sookshma) sehen. Der Teil, der subtil ist - alles das können 'wir' sehen. Alles das kann aufgrund von Verstehen (Samaj) gesehen werden. Das Grobe kann in seiner Gesamtheit gesehen werden, wenn das absolute Wissen (Keval Gnan) Vollständigkeit erreicht.

Ich habe es alles gesehen, vom 'Keller' bis zur 'Decke'. Ich habe auch gesehen: "Wie ist es am Boden? Wie ist es ganz oben? Wie ist die Perspektive?" Weil ich aus jeder Richtung sah, konnte ich entdecken: "Das ist eigentlich die Tatsache." Sehr wenige Menschen können aus dieser 'Perspektiv-Sicht' [aus jeder Richtung, überall] sehen. Vor etwas zu stehen und die 'Perspektiv-Sicht' zu sehen, das kann nicht beides gleichzeitig passieren. 'Wir' wissen, wie man das macht.

Fragender: Dada, wird das Intuition (Sooj) genannt?

Dadashri: Nein. das ist Sicht (Darshan). Jeder hat Intuition (Sooj). Intuition (Sooj) beruht auf der individuellen Kapazität eines jeden. Die Sicht (Darshan) ist das, was sich ausgebreitet hat, das, was Weite beinhaltet. Das ist etwas sehr Einzigartiges! Ja, sogar inmitten so vieler bitterer Erfahrungen hält sie Dich in der Glückseligkeit. Das ist etwas sehr Einzigartiges, nicht wahr?

Fragender: Die Tonbandaufnahme spricht und ich höre zu. Und: "Das ist eine Tonbandaufnahme und ich 'sehe' sie." Ist der Teil also, der 'sieht', ein Teil von Pragnya?

Dadashri: Dieser Teil ist Pragnya.

Fragender: Darum sagst du: "Ich spreche, nachdem ich 'gesehen' habe."

Dadashri: Ich spreche, nachdem ich 'gesehen' habe. Was vorher ein Zustand der Unwissenheit (Agnyasthiti) war, ist nun zum Zustand der befreienden Energie des Selbst (Pragnyasthiti) geworden. Wodurch haben 'wir' diese spirituelle Wissenschaft des stufenlosen Wegs zur Selbstrealisation (Akram Vignan) gesehen? Durch die Pragnya Shakti. Das Wissen, das durch den Intellekt gesehen (erfahren) wird ist im weltlichen Leben hilfreich, aber 'hier' [für die Befreiung] werden wir wirklich reines Wissen (Nirmal Gnan) benötigen.

Is Agnya itself Ignorance? (p 54)

Ist Agnya an sich Unwissenheit?

Fragender: Energie der Unwissenheit (Agnya) bedeutet Unwissenheit (Agnan), ist das so? So verstehen wir die Bedeutung von Unwissenheit (Agnan). Aber was ist die Energie der Unwissenheit (Agnya)? Wo hat die Energie der Unwissenheit (Agnya) angefangen? Die Begrenzung bis hinauf zum Beginn der Pragnya ist die es Intellekts (Buddhi). Das wird alles tatsächlich als Energie der Unwissenheit (Agnya) erachtet. Ist also Agnya eine niedrigere Ebene als der Intellekt, oder ist die Ebene gleich der des Intellekts?

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Dadashri: Es wird ab dem Zeitpunkt als Energie der Unwissenheit (Agnya) erachtet, wenn der Intellekt beginnt. Wenn der Intellekt zunimmt, dann nimmt auch die Energie der Unwissenheit (Agnya) zu.

Fragender: Wird Unwissenheit (Agnan) als eine niedrigere Ebene als der Intellekt erachtet?

Dadashri: Unwissenheit (Agnan) ist eine Sache, und die Energie der Unwissenheit (Agnya) ist eine andere Sache.

Fragender: Ja, das ist es tatsächlich, was ich verstehen möchte. Ich möchte den Unterschied zwischen den beiden verstehen: Unwissenheit (Agnan) und Energie der Unwissenheit (Agnya). Dadashri: Unwissenheit (Agnan) ist eine Art Wissen (Gnan), wohingegen die Energie der Unwissenheit (Agnya) kein Wissen irgendeiner Art ist. Sie ist einfach der Intellekt. Wenn man also sagt: "Das ist wahr", dann wird die andere Person sagen: "Das andere ist wahr." Sie [die Energie der Unwissenheit] wird kein Einvernehmen zulassen. Der Gewinn und der Verlust entstehen aus der eigenen Perspektive (Drashti). Beide haben unterschiedliche Sichtweisen in Bezug auf Gewinn, in Bezug auf alles. Die Energie der Unwissenheit (Agnya) schaut immer nur auf Gewinn und Verlust. Das ist wahrlich ihr Geschäft, wohingegen die Unwissenheit (Agnan) nicht so ist.

Fragender: "Es gibt eine Art Wissen in der Unwissenheit (Agnan)." Erkläre das bitte.

Dadashri: Unwissenheit (Agnan) bedeutet, all das weltliche Wissen zu kennen [zu 'wissen'], und innerlich um das Selbst zu 'wissen', wird als wahres Wissen (Gnan) bezeichnet. Die Energie der Unwissenheit (Agnya) ist entstanden, um Unwissenheit (Agnan) zu erlangen, und die direkte, befreiende Energie des Selbst (Pragnya) entsteht, um des Wissen vom Selbst (Gnan) zu erlangen.

Fragender: Ja, Unwissenheit (Agnan) bedeutet, ob nun richtig oder falsch, aber es ist definitiv [weltliches] Wissen (gnan), stimmt das?

Dadashri: Nein, Unwissenheit (Agnan) bedeutet eine Art Wissen, aber es ist zusätzliches Wissen (Vishesh Gnan). Es ist nicht falsch. Es ist zusätzliches Wissen des Selbst (Atma). Es ist Wissen, das zum Wissen des Selbst hinzukommt. Es ist zusätzliches Wissen, aber es erzeugt Schmerz (Dukhdayi), es erzeugt keine Glückseligkeit so wie das Wissen des Selbst. Darum ist es Unwissenheit (Agnan) genannt worden.

Vishesh bedeutet, dass zusätzliches Wissen des Selbst entsteht, aber weil es relatives Wissen ist, darum ist es zerstörbar (Vinashi). Deswegen ist es für 'uns' [als das Selbst] nicht nützlich. 'Wir' [das Selbst] sind grundsätzlich der Genießer (Bhokta) ständiger Glückseligkeit. 'Wir' sind der Genießer ewiger Glückseligkeit. Von demjenigen, der das Ewige aufgibt und derart umherwandert, kann man nicht sagen, wo er in seinem nächsten Leben landen wird. Heute hat er die menschliche Form [angenommen]. Morgen, nachdem er sogar die tierische Lebensform (vier Beine) erlangte, stellt er sich immer noch quer! Wie kann das als respektabel bezeichnet werden? Aber es ist gut, dass man sich dessen nicht gewahr ist. Wenn man sich dessen gewahr wäre, dann würde man aufhören, eine wichtige Miene aufzusetzen. Man würde sehr gefügig werden.

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Pragnya is Neither Real, nor Relative! (p 54)

Pragnya ist weder wahr noch relativ

Fragender: Wer trennt das Wahre und das Relative?

Dadashri: 'Du' würdest tatsächlich alles erkennen, das zerstörbar (Vinashi) ist! Alles das, was durch den Verstand, den Körper, die Sprache erfahren, durch die Augen gesehen, durch die Ohren gehört werden kann, das ist wahrlich alles relativ. Wohingegen das Wahre bedeutet, es ist unzerstörbar (Avinashi). Es gibt die Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst) im Inneren. Sie trennt die beiden. Sie trennt [separariert] nicht nur das, was relativ ist [das Nicht-Selbst], sondern sie trennt [separiert] auch das, was real ist [das Selbst].

Fragender: Dada, heißt das also, dass es drei gibt: wahr, relativ und Pragnya? Ist Pragnya vom Wahren getrennt?

Dadashri: Pragnya ist eigentlich die Energie (Shakti) des Wahren, aber es ist die Energie, die sich vom Selbst [ab]getrennt hat. In Abwesenheit des Relativen wird sie [wieder] eins mit dem Selbst.

Fragender: Ist Pragnya relativ oder wahr?

Dadashri: Sie ist 'relativ-wahr'. Wenn ihre Arbeit vollendet ist, dann geht sie an ihren Ursprungsort zurück. Sie vereinigt sich wieder mit dem Selbst. Pragnya ist 'relativ-wahr'. Wenn sie wahr wäre, dann würde sie als unzerstörbar betrachtet.

Fragender: Wenn das 'Relativ-Wahre' wahr wird, dann ist das Relative nicht mehr da, ist es so?

Dadashri: Das Relative kann nicht im Wahren sein. Alles Relative ist zerstörbar. Diese Pragnya ist also mit Sicherheit zerstörbar, aber sie ist wahr. Sie geht also wieder zurück in ihre eigene inhärente Natur [als das Selbst]. Sie wird nicht vollständig zerstört.

Fragender: Hat Pragnya irgendeine Kontrolle über den relativen Teil?

Dadashri: Niemand hat irgendeine Kontrolle. Im Gegenteil: das Relative hat Kontrolle über das Wahre. Man hat also immer geschrien: "Ich bin gebunden. Ich bin gebunden. Befreie mich, befreie mich." Wenn der Gnani Purush einen also befreit, dann ist man erleichtert und sagt: "Puh! Jetzt bin ich frei!"

The Difference between the Knowledge of Separation and Pragnya! (p 55)

Der Unterschied zwischen dem Wissen der Trennung und Pragnya

Fragender: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), das innerlich ständig die Trennung aufrecht hält, und Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Der Gnani Purush nimmt diese Trennung für Dich vor, und danach entsteht Pragnya. Vorher wird Pragnya nicht entstehen. Und bis diese Trennung vorgenommen wird, ist ganz sicher Agnya (die Energie der Unwissenheit) da.

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Fragender: Was ist der Unterschied zwischen dieser Pragnya und dem Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan)?

Dadashri: Pragnya kann nur entstehen, nachdem das Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), eintritt. Pragnya ist ein Licht und dieses Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), ist auch ein Licht. Aber dieses Licht ist nur für das Trennen der beiden [des Selbst und des Nicht-Selbst] da.

Fragender: Und ist das Licht der Pragnya beständig?

Dadashri: Das Licht der Pragnya ist vorübergehend-beständig. Sie gibt Dir aus sich selbst heraus starkes Licht in jede Richtung, den ganzen Weg, bis sie Dich zur endgültigen Befreiung (Moksha) führt. Sie wird Dich nicht verlassen, nachdem sie erst einmal entstanden ist.

Fragender: Was sollte man tun, um die Kraft von Pragnya hervorzurufen?

Dadashri: In dem Moment, wo man den Fünf Agnas folgt, wird Pragnya entstehen. Sonst nichts. Wenn du fragst: "Wer lässt Dich die Anziehungskraft fühlen, in den Fünf Agnas zu bleiben?", dann ist die Antwort: Pragnya macht das. Das, was Dir Licht (Prakash) gibt, ist Pragnya genannt worden.

The Intellect Will Die if You do 'That’! (p 56)

Der Intellekt wird sterben, wenn Du 'das' machst

Fragender: Ist es auch der Intellekt, der sagt: "Ich bin Reine Seele und nicht der Körper"?

Dadashri: In diesem Fall ist es nicht der Intellekt, der das sagt. Der Intellekt wird dich "Ich bin Reine Seele" überhaupt nicht sagen lassen. Wenn der Intellekt dir erlauben würde zu sagen: "Ich bin Reine Seele", dann würde das seine eigene Zerstörung verursachen. Seine Existenz würde verschwinden. Somit würde er niemals für diese Seite Stellung beziehen. Wenn er "Ich bin Reine Seele" sagen würde, dann würde die gesamte Existenz von Verstand, Intellekt, Chit und Ego verschwinden. Der Verstand ist also auch so, er wird das nicht akzeptieren [nachdem Gnan erlangt wurde]. Sie verstehen das alle, aber wenn die Wucht der Entladung kommt, dann werden sie es nicht akzeptieren. Der Intellekt ist immer auf der Seite des weltlichen Lebens. Er ist nie auf der Seite der Reinen Seele. Er ist auf der entgegengesetzten Seite.

Fragender: Sagt dieses relative selbst (Pratisthit Atma): "Ich bin Reine Seele"?

Dadashri: Es sagt das nicht. Die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), die sich vom Selbst getrennt hat, sagt: "Ich bin Reine Seele", und sie sieht das relative selbst (Pratisthit Atma). Sie sieht, was der 'Kreisel12' macht! Sie wird zur Reinen Seele und sieht.

Fragender: Sieht Pragnya?

Dadashri: Derzeit ist es tatsächlich Pragnya, die all die Arbeit erledigen wird. Bis wir die endgültige Befreiung (Moksha) erreichen, und solange dieser angesammelte

12 Dadas Bild für das relative selbst: Ein Spielzeugkreisel, der sich dreht

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karmische Bestand existiert, wird Pragnya da sein. Sobald dieser angesammelte karmische Bestand zu Ende geht, vereinigt sich Pragnya sofort mit der Reinen Seele (Shuddhatma) im Innern.

Fragender: Wenn man sagt: "Ich bin Reine Seele", wird das auch von der Pragnya gesehen?

Dadashri: Die 'Tonband-Aufnahme' sagt das, aber die Absicht (Bhaav) ist die der Pragnya.

Fragender: Wird das also als natürliche und spontane (Sahaj) Aktivität von Pragnya bezeichnet?

Dadashri: All die Aktivitäten von Pragnya sind tatsächlich natürlich und spontan. Sie sind in sich natürlich.

Shuddhatma, Pratisthit Atma and Pragnya! (p 56)

Shuddhatma, Pratisthit Atma und Pragnya

Fragender: Besteht irgendeine Verbindung zwischen der Reinen Seele (Shuddhatma) und dem relativen selbst (Pratisthit Atma) durch Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Eine Verbindung zwischen den beiden? 'Du' stehst in Verbindung mit Pragnya. Diese anderen Menschen (nicht Selbst-Realisierte) haben nicht einmal Pragnya. Sie stehen in Verbindung mit Agnya (der Energie der Unwissenheit).

Fragender: Gibt es irgendeine Verbindung mit dem Selbst (Atma) durch Unwissenheit (Agnan)?

Dadashri: Unwissenheit (Agnan) kann das Selbst nicht berühren. Wie kann Dunkelheit das Licht (Prakash) berühren? Das bezeichnet man als [etwas] ohne Grundlage und ohne Unterstützung, wohingegen dies auf sich selbst gestützt (Aadhar) steht.

Fragender: Was meinst du mit 'sich selbst'?

Dadashri: Das bedeutet: durch seine eigenen ihm innewohnenden funktionalen Eigenschaften (Gundharma). Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist [existiert] auf der Basis seiner eigenen ihm innewohnenden funktionalen Eigenschaften. Relatives Selbst (Pratisthit Atma) bedeutet Kraft, Energie. Derjenige mit Energie geht zu Ende, und nichts passiert dem ursprünglichen Element [dem Selbst]. Das ist es, sonst gibt es da nichts.

Fragender: Ist das relative selbst (Pratisthit Atma) aus dem ursprünglichen Element entstanden?

Dadashri: Ja. Aber es ist von Umständen abhängig.

Fragender: Wer ist es, der den Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) 'weiß' und dem Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) entsprechend funktioniert?

Dadashri: Das ist das Ego (Ahamkar), das ist alles. Es kennt [weiß] den Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti). Wenn es [das Prakruti] sich hinsetzt um nachzudenken - es weiß das alles.

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Es weiß die Ursache, warum der Fehler passiert ist. Es weiß alles. Es gibt nur einen bestimmten Teil, den es nicht weiß, ansonsten weiß es alles andere. Es kann bis zu neunundneunzig wissen, aber es weiß nicht einhundert. Wenn man den Intellekt (Buddhi) so weit trainiert, dann kann es bis zu neunundneunzig wissen. Aber auch dann kann die Arbeit [der Befreiung] nicht durch das Ego vollendet werden. Es wird [dafür] nur das Reine (Shuddha) benötigt.

Fragender: Wer ist derjenige, der das Selbst kennt [weiß] und auf sich selbst gestützt funktioniert?

Dadashri: Das ist Deine Pragnya Shakti (die befreiende Energie des Selbst). Sie 'weiß' allein durch ihr eigenes Licht (Prakash). 'Funktionieren' bedeutet nicht wörtlich 'funktionieren', es breitet sich aus (Vyape)!

Who is it that Continuously Knows and Sees? (p 57)

Wer ist es, der fortwährend weiß und sieht?

Fragender: Sind nicht alle Dinge innerhalb der wahren Form als das Selbst (Atma Swaroop) beleuchtet? Die Form (Swaroop) des Selbst ist wie die eines Spiegels. Der Spiegel kommt nicht heraus, um zu sehen. Aber all die Objekte, die es zu sehen gilt (Drashyo, Szenen) werden im Spiegel reflektiert [erleuchtet].

Dadashri: Diejenigen, die beleuchtet werden, sind eine eigenständige Sache. Aber das hier ist der Wissende (Gnayak)! Wessen Aktivität ist derzeit also die des Wissens und Sehens (Gnayakata)? Es ist die von Pragnya Shakti. Ja, das ist so, weil Pragnya Shakti jetzt gerade 'aktiv' (Karyakari, das, was von sich aus Ergebnisse bewirkt) ist. Das ursprüngliche Selbst kann nicht 'aktiv' sein. So lange weltliches Leben existiert, entsteht diese aktive Energie - Pragnya. Nachdem all die Arbeit vollendet ist, nachdem alles abgewickelt worden ist, geht diese Pragnya in die endgültige Befreiung (Moksha).

A Perfect Couple: Jagruti and Pragnya! (p 57)

Ein perfektes Paar: Jagruti und Pragnya

Fragender: Gibt es irgendeinen Unterschied zwischen Pragnya Shakti (der direkten, befreienden Energie des Selbst) und Jagruti (erwachtem Gewahrsein)?

Dadashri: Pragnya Shakti ist die reine Energie (Shakti) des Selbst, wohingegen es im erwachten Gewahrsein (Jagruti) sowohl Reinheit als auch Unreinheit gibt. Wenn das erwachte Gewahrsein (Jagruti) allmählich und schrittweise rein wird, wenn es vollkommen rein wird, dann wird das Absolutes Wissen (Keval Gnan) genannt.

Fragender: Jetzt, wo wir in dem Schiff sitzen, das für die endgültige Befreiung (Moksha) bestimmt ist, wird die Pragnya Shakti dann später verschwinden?

Dadashri: Pragnya Shakti hilft Dir, bis Du endgültige Befreiung (Moksha) erlangst, und dann hört die Pragnya Shakti auf.

Fragender: Macht das erwachte Gewahrsein (Jagruti) wahrlich irgendeine Arbeit, nachdem man Befreiung erlangt hat? Wird das erwachte Gewahrsein (Jagruti) trüb?

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Dadashri: Nein, nein, nichts, es wird getrennt. Es gibt überhaupt kein erwachtes Gewahrsein (Jagruti). Danach gibt es dort nur Licht (Prakash). Fragender: Also dann wird erwachtes Gewahrsein (Jagruti) gebraucht, bis man die endgültige Befreiung (Moksha) erreicht, oder wird Pragnya Shakti gebraucht?

Dadashri: Ja. Pragnya Shakti und Erwachtes Gewahrsein (Jagruti), beide laufen parallel zueinander ab. Pragnya Shakti lenkt und wendet fortwährend das erwachte Gewahrsein (Jagruti), und Jagruti greift das auf.

The Origin of Agnyashakti! (p 58)

Der Ursprung von Agnyashakti

Fragender: Agnyashakti (die Energie der Unwissenheit) entsteht vorwiegend aus der phantasievollen Energie (Kalpshakti) der Seele. Ist phantasievolle Energie (Kalpshakti) die inhärente Natur (Swabhaav) der Seele?

Dadashri: Nein. Die Energie der Unwissenheit (Agnyashakti) entsteht wissenschaftlich. Diese sechs Elemente (Tattva) bewegen sich fortwährend. Wenn das Selbst (Chetan) und das Nicht-Selbst (Pudgal) dabei zusammen [einander nahe] kommen, dann entsteht die Energie der Unwissenheit (Agnyashakti). Und wenn 'wir' die beiden trennen, dann verschwindet Agnyashakti. Das Ego (Ahamkar) und Mein-heit (Mamata, My-ness) - beides verschwindet.

So wie die Unwissenheit (Agnan) aufgrund des Drucks äußerer Umstände (nicht derer des Selbst) zunimmt und das wiederum den Zustand von Unwissenheit (Agnan Pad) aufkommen ließ, ebenso entstand der Zustand des Wissens (Gnan Pad) durch diesen anderen Druck [durch das Instrument (Nimit) des Gnani Purush].

That Cannot be Pragnya! (p 58)

Das kann nicht Pragnya sein

Fragender: Wie viel von der inhärenten Natur als das Selbst (Swabhaav) auch entsteht - bezeichnen wir diesen Teil als Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst)?

Dadashri: Dieser Teil ist nicht Pragnya. Derjenige, der auch weiß, dass das Gefühl als das Selbst (Swabhaav-Bhaav) entstanden ist, ist Pragnya. Derjenige, der weiß, wieviel die Identifikation mit dem Nicht-Selbst (Vishesh Bhaav, die Überzeugung: "Ich bin Chandubhai") abgenommen hat und wieviel von der Haltung als das Selbst (Swabhaav-Bhaav) entstanden ist, zugenommen hat - derjenige, der das alles weiß, ist Pragnya. Und zu diesem Zeitpunkt ist derjenige, der weiß, was das Selbst ist, derjenige, der all das weiß - das ist Pragnya.

Fragender: Auch Pragnya nimmt zu und ab, nicht wahr?

Dadashri: Na klar, auch Pragnya nimmt zu und ab. Sie nimmt zu (Guru) und nimmt ab (Laghu). Denn wenn letztendlich die Haltung als das Selbst (Swabhaav-Bhaav) vollkommen wird und die Haltung als das Ego (Aham-Bhaav) zum Ende kommt, zu

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diesem Zeitpunkt kommt Pragnya an sich zum Ende. Bis dahin funktioniert weiterhin diese Pragnya.

Dada’s Meddlesome Pragnya! (p 58)

Dadas einmischende Pragnya

Fragender: Hat Dada Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst)? Dada, es geht um dich.

Dadashri: Jeder [hat sie], ohne Pragnya kann man es tatsächlich nicht schaffen!

Fragender: Der Satsang, den Dada gibt, all die weltlichen Interaktionen, die ablaufen, passiert das alles durch Pragnya?

Dadashri: Ja.

Fragender: Aber Pragnya gibt es für uns, nicht für dich, nicht wahr?

Dadashri: Selbstverständlich gibt es sie! Es gibt definitiv auch in mir Pragnya! Pragnya geht zu Ende, wenn Absolutes Wissen (Keval Gnan) erfolgt. Sie vereinigt sich wieder mit dem Selbst.

Fragender: Sie wird eins mit dem Selbst.

Dadashri: Sie wird eins mit dem Selbst. Bis dahin bleibt sie vollkommen getrennt, wie gäbe es sonst Einmischen (Khatpat, konstruktiv eingreifen) von meiner [Dadas] Seite? Zu sagen: "Komm her, ich werde dir das Wissen vom Selbst (Gnan) geben", wird das alles nicht als Einmischen bezeichnet? Dieses Einmischen geschieht aufgrund von Pragnya.

Fragender: Pragnya bringt dich dazu, dich einzumischen.

Dadashri: Ja, und derjenige, der keine Pragnya hat, wird sich nicht einmischen. Wenn dir geschadet werden wird, dann wird er nichts sagen, auch wenn du seinen Darshan (eine lebendige Verbindung durch Augen-Kontakt herstellen) machst. 'Wir' werden zu diesem Zeitpunkt nicht emotional, weil 'wir' keinen Intellekt haben. Der Intellekt macht 'uns' nicht emotional. Es ist Pragnya, die 'uns' uns einmischen lässt. Wenn 'wir' darüber sprechen, was nützlich und was schädlich für dich ist, dann kann man 'uns' als einmischend (Khapatia) betrachten. Wie ist 'unser' Einmischen? Es ist so, dass ihr alle das Glücklichsein erlangen könnt, das 'wir' erlangt haben. Das ist 'unser' Einmischen. Und wenn du nicht kommst, um es zu erlangen, dann würden 'wir' dich bitten: "Guter Mann, warum bist du gestern nicht gekommen?" Man fragt vielleicht: "Was ist dein Eigen-Interesse (Garaj) dabei?" 'Wir' würden ihm sagen: "Das ist 'unser' Einmischen, kein Eigen-Interesse." Die Menschen sagen zu mir: "Dada, warum schaffst du dieses Wort nicht ab: 'einmischen' (Khatpat)? Es klingt so schlecht." Ich sage ihnen: "Nein, nein, nur dieses Wort passt. Es an sich ist so ein schönes Wort." Warte nur, eines Tages wird es geschätzt werden. Die Menschen haben Widerwillen gegenüber diesem ganzen Wort 'einmischen' (Khatpat) entwickelt, aber sie werden sich [noch] über dieses Wort freuen. Einmischen kann auch so sein [für die Befreiung von anderen]. Es kann wie dieses andere sein [Tricks anwenden, um Dinge erledigt zu bekommen], aber es kann auch so sein.

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The Significance of Grace! (p 59)

Die Bedeutung von Gnade

Fragender: Dada Bhagwans Gnade (Krupa) und die Gnade des Gnani Purush - sind sie verschieden? Was ist der Unterschied zwischen ihnen?

Dadashri: 'Ich' kann wissen, dass Dada Bhagwans Gnade für diese Person sehr gut ist, wohingegen der Gnani - Er hat nichts mit Gnade oder keiner Gnade zu tun, gar nichts! Er hat damit nicht viel zu tun!

Fragender: Warum hat der Gnani nichts mit Gnade zu tun?

Dadashri: Nein, wenn jemandem Dadas Gnade zuteilwird, dann muss der Gnani nichts tun, nicht wahr?

Fragender: Aber allgemein wird von "dem Wohlgefallen (Rajipo) des Gnani Purush, der Gnade (Krupa) des Gnani Purush" gesprochen?

Dadashri: Du musst in den weltlichen Interaktionen so sprechen. 'Er' ist Gott selbst und Er ist alles. Eigentlich nehmen 'wir' die Unterscheidung hier vor, sie würden dagegen so eine Unterscheidung nirgendwo sonst machen, nicht wahr? Der Grund, warum 'wir' so eine Unterscheidung machen, ist, damit die Menschen das Gefühl haben, dass das korrekt ist, dass das ein vollkommen klarer und eindeutiger Punkt ist! Und 'wir' haben nicht dieses Verlangen danach, Gott zu werden.

Fragender: Aber Dada Bhagwan im Innern ist frei von aller Anhaftung (Vitaraag), nicht wahr?

Dadashri: Ja, absolut logelöst!

Fragender: Wozu dann die Frage danach, ob Er jemandem mehr oder weniger Gnade erweist?

Dadashri: Nein, so ist es nicht. Unabhängig von Ihm haben wir Gnanis nicht so einen Wunsch wie: "Es wäre schön, wenn die Menschen uns Gott nennen würden." 'Wir' brauchen so eine Zuneigung und so eine Süße nicht. All dieser Hunger hat aufgehört.

Fragender: Ja, das ist richtig, aber unser Dada Bhagwan…

Dadashri: 'Er' ist tatsächlich vollkommen frei von aller Anhaftung (Vitaraag). Fragender: Das Erweisen von Gnade, das geschieht automatisch, nicht wahr? Es ist spontan (Svaym), richtig? Oder ist es die Gnade (Krupa) von Dada Bhagwan?

Dadashri: Dada Bhagwan, Er ist in der Tat ein vollkommen erleuchteter Lord, frei von aller Anhaftung (Vitaraag Prabhu), aber es ist durch diese Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), dass die Gnade erwiesen wird.

Fragender: Aber der Gnani Purush selber ist jetzt das Selbst (Atma). Wo kommt also Pragnya ins Spiel?

Dadashri: Nein, es bedeutet, dass die Gnade durch sie zuteilwird. Pragnya wird überall vorherrschen. Bis man endgültige Befreiung (Moksha) erlangt, wird Pragnya draußen [getrennt vom Selbst] vorherrschen und fortfahren, die Arbeit zu machen.

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Fragender: Die Gnade ergießt sich also durch Pragnya über uns.

Dadashri: Ja, die Gnade wird durch Pragnya erwiesen. Darum erfahren 'wir': "Dieser Mann wurde gesegnet."

Fragender: Aber hat Pragnya kein Problem mit dem Zustand von absoluter Anhaftungslosigkeit (Vitaraagata)?

Dadashri: Pragnya kann niemals frei von aller Anhaftung (Vitaraag) sein.

Fragender: Pragnya ist nicht frei von aller Anhaftung (Vitaraag)?

Dadashri: Sie kann niemals frei von aller Anhaftung (Vitaraag) sein. Pragnya ist einzig für die Aufgabe gekommen, alles zu begleichen. Ihre Funktion ist es, auf jegliche Weise alles zu begleichen und einen zur endgültigen Befreiung (Moksha) zu bringen.

Fragender: Aber deine Pragnya ist viel höher [entwickelt].

Dadashri: Sie ist sehr hoch entwickelt, aber ihre Funktion ist tatsächlich genau die gleiche. 'Wir' würden auch sagen: "Guter Mann, die Gnade des Lord für dich hat nachgelassen."

Fragender: Das bedeutet, dass dieses Gespräch tatsächlich das von Pragnya an sich ist.

Dadashri: Ja, aber 'wir' sagen ihm auch: "Die Gnade hat sich aus irgendeinem Grund verringert." Dann, wenn er die Ursachen verändert [korrigiert], kann die Gnade wieder fließen.

Fragender: Aber dieses ganze Gespräch handelt von Pragnya.

Dadashri: Dieser 'Dada Bhagwan' ist tatsächlich frei von aller Anhaftung (Vitaraag)! Ein Vitaraag hat nichts damit zu tun.

Fragender: Pragnya bleibt also, bis man Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt?

Dadashri: Bis dahin, Pragnya ist bis zum Schluss da. Sie ist nicht [mehr] da, nachdem man Absolutes Wissen erlangt.

Fragender: Nachdem man Absolutes Wissen erlangt, wird man ein Tirthankara (ein absolut Erleuchteter, der andere befreien kann) oder ein Kevali (vollständig Erleuchteter). Dann stellt sich die Frage nach seiner Gnade nicht mehr, weil Pragnya dann nicht [mehr] existiert.

Dadashri: Alles ist erlangt worden! Alles hört auf. So lange Pragnya da ist, gibt es irgendein Geben und Nehmen mit dem Körper. Danach besteht vollständige Trennung vom Körper! 'Wir' haben das Absolute Wissen (Keval Gnan) nicht erreicht. Nichtsdestotrotz, ja, 'wir' haben gesehen, "was Absolutes Wissen (Keval Gnan) ist."

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The Ego is an Evidentiary Doer in World Salvation and Pragnya Makes it do it! (p 61)

Das Ego ist der instrumentell Handelnde bei der Befreiung der Welt, und Pragnya bringt es dazu

Fragender: Wer lässt uns ein Instrument in der Arbeit für die Befreiung der Welt (Jagat Kalyan) werden (Nimitroop)?

Dadashri: Alles das ist die Funktion der Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst). Pragnya Shakti lässt einen alles tun. Das Selbst lässt dich hierin nichts davon tun. Das Selbst hat überhaupt keine Energie, dich das tun zu lassen. Egoismus ist ein Nimit (instrumentell Handelnder).

Fragender: Egoismus ist ein Nimit (instrumentell Handelnder). "Ich mache es", ist das der Nimit (instrumentell Handelnder)?

Dadashri: Ja. Wer bringt es dazu? Die Antwort ist: Pragnya Shakti. All das ist einzig die Arbeit von Pragnya Shakti. Fragender: Jetzt wird all das, was gesehen wird, innerhalb des Selbst gesehen [beleuchtet], aber der Sehende ist eine andere Instanz, nicht wahr?

Dadashri: Es scheint so, als wäre es innerhalb des Selbst. Was gesehen wird, ist getrennt.

Fragender: Ja, aber derjenige, der es beschreibt, dieser Sehende ist getrennt, nicht wahr?

Dadashri: Das Beschreiben, das geschieht, ist alles die Arbeit von Pragnya. Was auch immer die Energie der Unwissenheit (Agnyashakti) vorher beschrieben hat, geschah durch die Kraft des Intellekts (Buddhibud). Und Pragnya Shakti macht das durch die Kraft (Bud) des Wissens vom Selbst (Gnan), durch die natürliche Kraft des Selbst.

Fragender: Die Energie der Unwissenheit (Agnya) sagt es mit Habgier (Parigraha), und Pragnya spricht ohne Habgier.

Dadashri: Nicht die Spur von Habgier. Keine Habgier!

Till Then, Only Pragnya is the Knower-Seer! (p 61)

Bis dahin ist nur Pragnya der Wissende-Sehende

Fragender: Wenn 'wir' als der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta Bhaav) verbleiben, ist es dann die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), die das bleibt, oder ist es das Selbst (Atma)?

Dadashri: Nein, im Moment ist Pragnya der Wissende-Sehende. Pragnya ist ein Teil des Selbst an sich. Derzeit wird all die Arbeit von der Pragnya erledigt. Wenn diese Pragnya eins mit dem Selbst wird, zu diesem Zeitpunkt tritt Absolutes Wissen (Keval Gnan) ein, und kurz nachdem Absolutes Wissen (Keval Gnan) erreicht wurde, geht das Selbst in die endgültige Befreiung (Moksha).

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Im diesem Augenblick bist Du, die Seele des Gnani Purush, der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta). Bei uns ist Pragnya der Wissende-Sehende.

Dadashri: Bei mir ist auch Pragnya der Wissende-Sehende. Bis Absolutes Wissen (Keval Gnan) eintritt, ist es Pragnya.

Fragender: Dann sieht und weiß also das Selbst alles. Der Wissende-Sehende ist das Selbst an sich, nicht wahr?

Dadashri: Ja, aber es ist der Teil, der Pragnya genannt wird.

Fragender: Nachdem Gnan erlangt wurde, wer ist dann derjenige, der seinen eigenen Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) sieht?

Dadashri: Es ist tatsächlich das Selbst, das sieht. Wer sonst? Alles liegt beim Selbst. Aber das Selbst bedeutet [in diesem Fall] Pragnya. Hier kannst du es nicht direkt als Selbst bezeichnen. Das Selbst (Atma) bedeutet, dass es hauptsächlich Pragnya ist, die die Arbeit macht, aber 'wir' sagen: [es ist] das Selbst (Atma). 'Wir' sagen das einfach, das ist alles!

Fragender: Früher war mein Verstehen so, dass, nachdem man Gnan erlangt hat, Pragnya gutes erwachtes Gewahrsein (Jagruti) für uns Mahatmas aufrecht hält. In dem Moment, wo ein Fehler (Dosh) passiert, warnt es mich sofort: "So viele Fehler hiervon… davon… werden gemacht."

Dadashri: Ja, sie warnt fortwährend.

Fragender: Aber ich war mir nicht so recht desjenigen gewahr, der als der Wissende-Sehende verbleibt.

Dadashri: Nein, Pragnya ist tatsächlich überall der Wissende-Sehende. Das Selbst kann nur Absolutes Wissen (Keval Gnan) sehen.

Fragender: Deswegen wird das Selbst nur der Wissende-Sehende, wenn Absolutes Wissen (Keval Gnan) einsetzt, bis dahin ist es allein Pragnya, die die Arbeit macht.

Dadashri: Auch sie [Pragnya] kann als das Selbst betrachtet werden. Mach da keinen Unterschied. Wenn du versuchst, sie zu unterscheiden, dann wirst du nicht verstehen.

Fragender: Warum nennst du es dann Pragnya? Warum nennst du es nicht einfach das Selbst?

Dadashri: Ja. 'Wir' sagen das so, aber dann bringen diese Leute es wieder auf. Die Details sind besprochen worden, um die Menschen verstehen zu lassen. Interpretiere die Details nicht so: "Auf der einen Seite…"

Fragender: Wenn man ganz genau darauf blicken würde, dann ist es Pragnya, und wenn du auf grober Ebene darauf blicken möchtest, dann ist es das Selbst. Dann warnt uns also nicht das ursprüngliche Selbst (Muda Atma)?

Dadashri: Ja, das ursprüngliche Selbst warnt dich nicht. Im Moment warnt dich diese Pragnya. Dann wird sie eins [mit dem Selbst]. Zu dem Zeitpunkt, wo unsere ganze Karma-Geschichte ('Ramayan') zu Ende geht, wird auch sie [Pragnya] eins [mit dem Selbst].

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Das Wissen (Gnan), durch das man frei vom weltlichen Leben wird, wird das Wissen vom Selbst (Atma Gnan) genannt, und wenn dieses Wissen benutzt wird, dann wird das Pragnya genannt.

Das, was einen im Verhalten als das Selbst (Vartana) hält, ist das Selbst, und das, was einen in der Überzeugung hält, die auf Glaube, Vertrauen (Shraddha) beruht, ist Pragnya. Verhalten (Vartan) bedeutet Verhalten als das Selbst (Charitra). Fragender: Wird der Sehende in dir Pragnya oder das Selbst genannt?

Dadashri: Er wird tatsächlich Pragnya genannt. Er kann als nichts anderes als Pragnya bezeichnet werden. Du kannst ihn definitiv nicht als das Selbst bezeichnen. Im Zustand des weltlichen Lebens arbeitet ständig nur die Pragnya. Sie warnt, in der Tat macht sie im Innern alles.

Who is the Meditator and What is to be Meditated Upon? (p 63)

Wer ist der Meditierende, und worüber ist zu meditieren?

Fragender: Was kann als Dhyata, Dhyeya und Dhyan betrachtet werden? Ist Meditierende (Dhyata) die Reine Seele (Shuddhatma) oder ist es das relative selbst (Pratisthit Atma)?

Dadashri: Nachdem man dieses Gnan erlangt hat, ist Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) der Meditierende (Dhyata), und nicht das relative selbst (Pratisthit Atma). Pragnya ist der Meditierende (Dhyata), und das Ziel, das Objekt der Meditation (Dhyeya) ist das Selbst (Potey). "Ich bin Reine Seele" ist das Objekt der Meditation (Dhyeya). Wenn sich der Meditierende (Dhyata) und das Objekt, über das meditiert wird (Dhyeya) vereinigen, dann lässt das Meditation (Dhyan) entstehen.

Fragender: Kann die Reine Seele in diesem Moment nicht als der Meditierende (Dhyata) betrachtet werden? Dadashri: Die Reine Seele ist unser Ziel (Dhyeya). Die Reine Seele zu werden ist unser Ziel. Die Reine Seele ist das Absolute Selbst (Paramatma) an sich. Es ist das, als was auch immer du es bezeichnest. Der Meditierende (Dhyata) ist Pragnya. Das Objekt, über das meditiert wird (Dhyeya) ist die Reine Seele. Das ist so, weil der Zustand als Reine Seele (Shuddhatmapad), den 'wir' dir gewährt haben, ein Zustand der Überzeugung (Pratiti Pad) ist. Du bist noch nicht vollständig zur Reinen Seele (Shuddhatma) geworden. Wenn sich jedoch inakzeptables Verhalten entfaltet, dann glaube nicht von dir: "Mein Zustand ist verdorben." Darum haben 'wir' es als Reine Seele (Shuddhatma) bezeichnet.

Vorerst kannst Du die Reine Seele entweder in der Form von Pragnya betrachten, oder als den Übergangszustand des Selbst (Antaratma Dasha). Der Zustand wird als der Übergangszustand des Selbst erachtet. Aber dieser Übergangszustand des Selbst oder die Form als Pragnya bestehen nur insoweit, als die Akten beglichen werden müssen. Sobald diese Akten beglichen sind, ist es [das Selbst] die 'vollständige Regierung', das bedeutet: es ist das Absolute Selbst (Paramatma).

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Gnan, Vignan and Pragnya! (p 63)

Gnan, Vignan und Pragnya

Fragender: Was ist dann der Unterschied zwischen Gnan, Vignan und Pragnya?

Dadashri: Wissen (Gnan) bedeutet das, was man selber 'tun' muss. So viel wie man weiß, das muss man alles 'tun'. Und Wissenschaft (Vignan) passiert einfach von allein, wir müssen nichts 'tun'. Und Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) ist ein Zustand zwischen diesen beiden. Wenn du erst einmal wissenschaftlich verstanden hast: "Wenn jemand diese Medizin nimmt, dann wird er definitiv sterben", dann wirst du diese Medizin nie wieder nehmen – vorausgesetzt, du verstehst das wissenschaftlich. Wenn jemand dir jedoch einfach so sagen würde [ohne dass du es wissenschaftlich verstehst]: "Diese Medizin ist giftig, und man kann sterben, wenn diese Medizin eingenommen wird", dann nimmt man diese Medizin vielleicht sogar. Das Wissen also, das von sich aus Ergebnisse hervorbringt (Kriyakari), gilt als wissenschaftliches Wissen (Vaignanik Gnan). Das Wissen, das von sich aus (spontan) Ergebnisse hervorbringt, ist Wissenschaft (Vignan). Und das Wissen, das nicht von sich aus Ergebnisse schafft, das Wissen, das einen dazu führt, zu 'tun' (zu handeln), das wird [weltliches] Wissen genannt. Freundlichkeit (Dayaa) bewahren, Frieden (Shanti) erhalten, all das muss 'getan' werden. Darüber hinaus wird das, was nicht durch das Selbst (Potey) 'getan' werden kann, als [weltliches] Wissen betrachtet.

Deswegen gibt es in den Schriften [weltliches] Wissen, dort kann es keine Wissenschaft (Vignan, das, was von sich aus passiert) geben. Schriften enthalten schriftliches Wissen. Und 'das' ist eine Wissenschaft (Vignan), also fährt das Wissen als das Selbst (Chetan Gnan) fort, innerlich zu arbeiten. Dieses Wissen (Gnan) an sich fährt fort, die Arbeit im Inneren zu erledigen. Wohingegen es ganz gleich ist, wie viel Wissen aus den Schriften du liest oder dir in Erinnerung rufst, es macht die Arbeit nicht [von selbst]. Du musst sie 'machen'. Und diese Wissenschaft (Vignan) fährt wirklich fort, die Arbeit selber zu erledigen. Sie gibt von innen das erwachte Gewahrsein (Jagruti), und alles geschieht weiterhin von allein. Sie fährt fort, von allein im Inneren für Dich zu wirken, nicht wahr? Das wird Wissenschaft (Vignan) genannt. Was ist Wissenschaft (Vignan)? Es ist das Wissen als das Selbst (Chetan Gnan), das Wissen, das lebendig ist (Chetan), es ist erweckt worden. Das an sich ist Wissenschaft (Vignan), und das ist tatsächlich das Selbst (Atma). Im Moment besteht es in Form von Pragnya. Wenn Pragnya aufhört, ihre Arbeit zu machen, wenn diese Akten beglichen worden sind, dann wird Pragnya zu ihrer eigenen Form als das Selbst (Swa-Swaroop) zurückkehren, in die Form als das Absolute Selbst (Paramatma Swaroop). Fragender: Wann ist Pragnya eins (Abhinn) mit dem Selbst?

Dadashri: Im Augenblick ist sie nicht eins mit dem Selbst, aber was bedeutet das? Pragnya ist diese Form (Swaroop, als das Selbst). Solange sich das Selbst nicht [vollständig] manifestiert hat ist das sofortige Warnen, sobald irgendein Fehler passiert, die Aufgabe der Pragnya. Wenn der Zustand der absoluten Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) erreicht ist, dann passieren äußerlich keine Fehler. Danach ist Pragnya an sich das Absolute Selbst ('Swaroop', die Form).

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Separation Through the Intellect, Oneness through Pragnya! (p 64)

Trennung durch den Intellekt, Einssein durch Pragnya

Fragender: Dieses Einssein (Abhedta), das geschieht, kann das als die höchste Ebene von Intellekt betrachtet werden oder nicht?

Dadashri: Nein, dieses Einssein bedeutet die Abwesenheit von Intellekt, es ist Gnanbhaav (in der Haltung, dem Gefühl von Wissen). Durch Gnan sind wir alle eins, und durch den Intellekt sind wir alle getrennt.

Fragender: Kommt Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) hier ins Spiel oder nicht?

Dadashri: Es ist tatsächlich sie selbst! Wir sind tatsächlich alle eins durch Pragnya, aber wir sind durch den Intellekt getrennt. 'Wir' hatten den Intellekt in 'uns' zerstört. 'Wir' hatten ihn beseitigt, auf welche Art 'wir' das auch konnten. 'Wir' hatten eine Lösung dafür herbeigeführt, wann immer der Intellekt sich entfaltete. 'Wir' unterstützten das Entfalten des Intellekts nicht. 'Wir' hatten das meiste davon im vergangenen Leben überwiegend beseitigt, deswegen mussten 'wir' in diesem Leben nicht mehr so viel loswerden. Wir hatten es vorher erledigt. Plagt dich der Intellekt jetzt nicht häufig?

What Does ‘Attaining Oneness’ Mean? (p 64)

Was bedeutet: Einssein erreichen?

Fragender: Was bedeutet Einssein (Abhedta)? "Möge ich vollkommenes Einssein erreichen." Wir bitten im Charan Vidhi darum, nicht wahr?

Dadashri: Einssein bedeutet, vereinnahmt (Tanmayakar) zu werden [vom Selbst]. Wir werden eins mit Gott. Im Moment [gilt das für] diejenigen, die getrennt sind. Wie viel Getrenntsein besteht zwischen der Reinen Seele (Shuddhatma) und dir? Gegenwärtig bist Du auf der Ebene der Überzeugung (Pratiti) die Reine Seele geworden. Der Glaube ist in seiner Gänze verankert worden: "Ich bin Reine Seele." Dafür hast du die Zusicherung. Du hast etwas Erfahrung (Anubhav) davon erlangt, aber Du bist [noch] nicht zu dieser Form [als das Absolute Selbst] geworden. Also sagst Du zum Lord im Innern: "Lass mich diese Form werden!" Das ist Einssein.

Fragender: Das bedeutet, dass es überhaupt kein Getrenntsein gibt.

Dadashri: Es gibt Getrenntsein, es ist noch Trennung da. 'Ich' muss dich noch zur Reinen Seele werden lassen. Danach muss 'Ich' das nicht [mehr] machen, danach musst Du eins (Abhed) [mit dem Selbst] werden.

Fragender: Es ist das Ego, das eins mit der Reinen Seele wird, nicht wahr?

Dadashri: Nein, nicht das Ego. Diese Pragnya, die sich [vom Selbst] getrennt hat, um die weltliche Interaktion (Vyavahar) zu begleichen (Nikaal), sie ist es, die eins [mit dem Selbst] wird. Das bedeutet, dass die Arbeit vollendet ist.

Fragender: Wer wird eins mit wem?

Dadashri: Pragnya und die Reine Seele. Die beiden, die getrennt sind, werden eins. Im Augenblick verweilt die Ich-heit (Hupanu) in der Pragnya. Das, worin wir derzeit

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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verweilen, ist Pragnya. Wir halten uns nicht mehr im Ego auf ("Ich bin Chandubhai"). Als das 'Ich' (Hu) also in Chandubhai weilte, da galt das als 'sich im Ego zu befinden'. Jetzt waltet das 'Ich' als Pragnya. Das bedeutet, es ist nicht die Reine Seele, darum ist es, was als der Übergangszustand des Selbst (Antaratma) bezeichnet wird.

'Unsere' Pragnya ist größtenteils fast so, als wäre sie still, stabil (Sthir) im Selbst (Atma) geworden. Deswegen müssen 'wir' weder "Shuddhatma" sagen noch müssen 'wir' darüber nachdenken. Und in dieser Form erscheint es fast wie Einssein (Abhedta). Es fehlt ein klein wenig, es fehlen vier Grad. Wohingegen Du noch eins (Abhed) [mit dem Selbst] werden musst. Allmählich, wenn all diese Akten langsam beglichen werden, beginnt man, eins (Abhed) [mit dem Selbst] zu werden. In dem Moment, wenn die Akten vollständig beglichen sind, wird man eins (Abhed) [mit dem Selbst]. All das sind nur Schwierigkeiten mit den Akten. Aber derzeit bestehst Du (das erwachte Selbst) in der Form von Pragnya, und Pragnya ist ein bestimmter Teil von Gott [dem Absoluten Selbst]. Wenn die Arbeit vollendet sein wird, dann wird Pragnya wieder eins mit Selbst werden. Gott und das [Absolute] Selbst (Atma) sind tatsächlich eins. Wenn das relative selbst frei vom weltlichen Leben wird und nur in der eigenen Form [als das Selbst] verweilt, dann wird es das Absolute Selbst (Paramatma) genannt. Ständig in der Form als das Selbst (Swaroop Ni Ramanta) zu verweilen ist tatsächlich das Absolute Selbst. Und wenn es Verweilen sowohl in der Form als das Selbst als auch in der Form als das Nicht-Selbst gibt, dann wird es der Übergangszustand des Selbst (Antaratma) genannt - und das ist wahrlich Pragnya!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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[2.1]

Attachment-Abhorrence

Anhaftung und Abscheu

Root Cause of Worldly Life, Ignorance! (p 66)

Unwissenheit, Grundursache von weltlichem Leben

Die Vedanta sagt Illusion (Mada), Entwurf aufgrund von Illusion (Vikshep) und Unwissenheit des Selbst (Agnan). Die Jains sagen Anhaftung (Raag), Abscheu (Dwesh) und Unwissenheit des Selbst (Agnan). Es gibt diese beiden Sichtweisen in Bezug auf das Erreichen von Befreiung (Moksha). Wenn diese drei Dinge weggehen würden, dann könnte ein Mensch Befreiung erlangen. Was ist das vorrangig Gemeinsame dieser beiden [Sichtweisen]? Die Unwissenheit des Selbst (Agnan). Was ist die Grundursache? Anhaftung und Abscheu sind nicht die Grundursache. Illusion und Entwurf aufgrund von Illusion (Mada-Vikshep) sind nicht die Grundursache. Was ist dann die Grundursache? Es ist die Unwissenheit des Selbst. Befreiung kann nur erreicht werden, wenn die Unwissenheit des Selbst verschwindet.

Nachdem dieses Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt ist, erfahren wir in der Tat hier und jetzt Befreiung (Moksha). Freiheit (Mukti) an sich herrscht vor. Zuerst kommt Freisein von der Unwissenheit des Selbst. Danach wird ganz, ganz allmählich all die Anhaftung und Abscheu beglichen. Nachdem man beginnt, diese mit Gleichmut zu begleichen, kann man all die Anhaftung und Abscheu bereinigen (Nikal). So wird endgültige Freiheit, endgültige Befreiung (Aatyantik Moksha) erreicht.

Only the Ones with a Body Become Vitaraag! (p 66)

Nur die mit einem Körper werden Vitaraag

Anhaftung und Abscheu bestanden, solange es [die Überzeugung] "Ich bin Chandubhai" gab. Aber in dem Moment, als die Unwissenheit des Selbst wegging, gingen [auch] Anhaftung und Abscheu weg. Wenn die Unwissenheit des Selbst geht, werden sogar für ein kleines Kind Anhaftung und Abscheu weggehen, einhundertprozentig. Für uns hier [auf dem Akram-Weg] geht die Unwissenheit des Selbst weg, einhundertprozentig. Also gibt es keine Anhaftung und Abscheu irgendwelcher Art.

Fragender: Aber solange man einen Körper (Deha) hat, solange werden Anhaftung und Abscheu nicht weggehen. Nun, was du sagst ist, dass Anhaftung und Abscheu nicht weggehen werden, solange es die Unwissenheit des Selbst (Agnan) gibt.

Dadashri: In dem Moment, da die Unwissenheit des Selbst weggeht, kann es überhaupt keine Anhaftung und Abscheu [mehr] geben.

Fragender: Bleibt danach der Körper, oder nicht?

Dadashri: Lass den Körper hundert Jahre bleiben und bleibt in Glückseligkeit.

Fragender: Die 99,99 Prozent sind nicht für jedermann, sie sind für dich.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Genau jetzt gibt es so viele, die das geworden sind [frei von Anhaftung und Abscheu].

Fragender: Ja, das ist in Ordnung. Allerdings ist dies eine Frage des Loslassens von Anhaftung und Abscheu. Was ich also zu sagen versuche, ist, dass der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) bestehen bleibt, solange der Körper existiert, solange Leben da ist; und solange wird es Anhaftung und Abscheu geben.

Dadashri: Also dann, was bleibt, nachdem der Körper weg ist? Nur, wenn Anhaftung und Abscheu in der Gegenwart des Körpers weggehen, kann man als Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) erachtet werden. Ansonsten sind Anhaftung und Abscheu mit Sicherheit anwesend. In Indien gibt es so viele, die frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden sind! Weil du ein Vorurteil aus der Vergangenheit hast, empfindest du auf diese Weise. Also solltest du verstehen: "Oh ho! Dieses Vorurteil ist im Innern immer noch da."

Lass mich dir die Folgen (Parinaam) erläutern: wo immer es Anhaftung und Abscheu gibt, wird man nicht leben, ohne dass Sorgen aufkommen. Deshalb haben die Gnanis des traditionellen spirituellen (Kramic) Weges zweifellos Sorgen, während auf dem stufenlosen (Akram) Weg keine Sorgen aufkommen, weil es keine Anhaftung und Abscheu gibt.

Fragender: Wenn wir keine Anhaftung (Raag) im weltlichen Leben aufrechterhalten, verbrennt es uns, und wenn wir Anhaftung haben, dann hindert uns das daran, Befreiung zu erlangen.

Dadashri: Es ist so: wer bist du wirklich? Bist du in Wirklichkeit Chandubhai, oder bist du Reine Seele (Shuddhatma)?

Fragender: Reine Seele.

Dadashri: Dann gibt es für Dich überhaupt keine Anhaftung oder Abscheu. Wenn "Ich bin Reine Seele" [gilt], dann gibt keine Anhaftung und Abscheu, und wenn du wirklich Chandubhai bist, dann hast du Anhaftung und Abscheu.

Angenommen, du wirst wütend auf jemand, und ich würde dich nur so viel fragen: "Bist du Chandubhai oder bist du Reine Seele?" Dann würdest du sagen: "Ich bin Reine Seele". Also ist nichts übrig, was ich zu Dir sagen kann. Wenn du wütend wirst, weiß ich, dass der karmische Vorrat, welcher auch immer aufgefüllt worden ist, hervorkommt. Wir haben nicht das Recht, das [Hervorkommen] zu verhindern. Allerdings solltest Du definitiv zu Chandubhai sagen: "Das sollte nicht passieren." Es gibt kein Problem damit, Chandubhai das zu sagen, denn er ist dein Nachbar, nicht wahr? Akte Nummer Eins!

Davon abgesehen ist eine Grenzlinie platziert: Dieser Teil ist der Deine, und dieser Teil ist der seine [von Akte Nummer Eins]. Angenommen, da ist ein Haus. Ehefrau und Ehemann teilen den Besitz einvernehmlich auf. Nachdem es aufgeteilt wurde, würde man sofort verstehen: "Das gehört nicht mir." Genauso [ist es], nachdem aufgeteilt wurde, was Deins ist und was seins ist – wie kannst du dich da einmischen?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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A State Without Attachment-Abhorrence in Akram! (p 67)

Ein Zustand ohne Anhaftung und Abscheu in Akram

Anhaftung und Abscheu sind die Ursache von weltlichem Leben. Und die, die frei von Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) geworden sind, haben Freiheit vom weltlichen Leben erlangt. Die Welt befindet sich wahrlich in Anhaftung und Abscheu. Solange man nicht das Wissen des Selbst (Gnan) erlangt hat, hat man nicht die richtige Sicht (Samkit) erlangt; bis dahin gibt es Anhaftung und Abscheu. Und auf dem Schritt-für-Schritt(Kramic)-Weg bestehen Anhaftung und Abscheu immer noch bis zu einem gewissen Maße, auch, nachdem man die richtige Sicht erlangt hat. Wenn man zwanzig Prozent der richtigen Sicht (Samkit) erlangt hat, dann bleiben achtzig Prozent Anhaftung und Abscheu bestehen. Und hier in Akram (dem stufenlosen Weg), sind Anhaftung und Abscheu zu einhundert Prozent weg.

Fragender: Vielleicht hat Chandubhai Tendenzen, mit denen Anhaftung und Abscheu einhergehen.

Dadashri: Das kann man nicht Anhaftung und Abscheu nennen. Was bedeutet Anhaftung und Abscheu? Die Überzeugung "Ich selbst bin Chandubhai" an sich ist Anhaftung und Abscheu, und diese Überzeugung verändert sich nicht. Die Überzeugung "ich schlafe", "ich bin so-und-so" usw. geht nie weg. Nur wenn 'wir' das Wissen vom Selbst (Gnan) geben, dann sagt man: "Das ist meine Akte. Ich bin getrennt und diese Akte ist getrennt." 'Der', der diese Akte als Akte 'gewusst hat', dieses Selbst ist wahrlich rein (Shuddha). Auf dem Schritt-für-Schritt(Kramic)-Weg wird man dazu [zu dieser Akte] sagen: "Ich bin tatsächlich dies."

Fragender: Also dann passieren Anhaftung und Abscheu diesem relativen selbst (Pratisthit Atma)?

Dadashri: Auch es [das relative selbst] hat keine Anhaftung und Abscheu. Es wird als Anhaftung und Abscheu erachtet, wenn darin eine gewaltsame Absicht (Himsak Bhaav) ist. Dies ist nur eine entladende Absicht. Es wird als Anhaftung und Abscheu erachtet, wenn es dabei sowohl Aufladung als auch Entladung gibt. Dies ist einfach eine entladende Absicht, was bedeutet, dass der aufgefüllte karmische Vorrat (Bharelo Maal) sich entleert (Galan). Wenn also Wut oder etwas dergleichen passiert, wird das nicht als Anhaftung und Abscheu betrachtet. Wenn Chandubhai jemand schlägt, ist das nicht Anhaftung und Abscheu. Ansonsten, wenn Chandubhai jemand verflucht oder ihn ein paarmal schlägt, dann wird Chandubhai die Frucht (Wirkung) davon erhalten. 'Du' [das erwachte Selbst] musst fortfahren zu sehen, wie viele Schläge andere [Menschen] Chandubhai gegeben haben. Hast Du nun unsere Wissenschaft (Vignan) verstanden?

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Attachment, Attraction – the Science of Subatomic Particles! (p 68)

Anhaftung, Anziehung – die Wissenschaft der subatomaren Teilchen

Fragender: Aber hinterher verwandelt sich Anhaftung (Raag) in Anziehung (Anuraag) und dann in eigennützige Liebe (Aasakti: innere Tendenz von Anziehung, die anhaftet; Liebe mit einem eigennützigen Motiv). Dann, egal, was der Fehler ist, fühlt sich alles gut an.

Dadashri: Es ist so: Raag, Anhaftung, ist die Ursache. Anuraag, Anziehung, und Aasakti, eigennützige Liebe, sind Wirkungen. Also muss nicht die Wirkung gestoppt werden. Die Ursachen müssen gestoppt werden.

Denn wie ist diese sogenannte Liebe (Aasakti, die inneren Tendenzen in Richtung Anziehung, die sich anhaftet)? Eine Dame sagte [zu mir]: "Du hast uns beiden, meinem Sohn und mir, das Wissen vom Selbst (Gnan) gegeben. Dennoch habe ich immer noch so viel Anhaftung (Raag) für ihn. Obwohl du [mir] dieses Wissen gegeben hast, geht die Anhaftung (Raag) dennoch nicht weg." Ich sagte zu ihr: "Das ist nicht Anhaftung (Raag): es ist eigennützige Liebe (Aasakti)." Also sagte sie: "Aber solch eigennützige Liebe (Aasakti) sollte nicht mehr dableiben, oder?" Ich antwortete ihr: "'Du' (das erwachte Selbst) hast keine eigennützige Liebe (Aasakti)." Angenommen, du hast einen Magnet, und es liegen ein paar Reißzwecken herum: wenn du dann das machst [den Magneten über sie bewegen], werden sich die Reißzwecken sich hin und her bewegen oder nicht?

Fragender: Das werden sie.

Dadashri: Von wo tauchte diese Tendenz zur Anziehung, die sich anhaftet (Aasakti), in den Reißzwecken auf? Genauso gibt es eine magnet-ähnliche Eigenschaft in diesem Körper, weil dies ein elektrischer Körper ist. Aufgrund von Elektrizität ist eine magnet-ähnliche Eigenschaft im Körper entstanden. Aber gleichgültig, wie stark ein Magnet ist, er wird kein Kupfer anziehen. Was wird er anziehen? Nur Eisen, das, was ihm selber ähnlich ist.

Auf ähnliche Weise sind die Parmanus (subatomare Teilchen von Materie), die in unserem Körper sind, magnetisiert, so dass sie die ihnen ähnlichen [Teilchen] anziehen. Das ist die Tendenz zur Anziehung, die sich anhaftet (Aasakti). 'Du' fährst damit fort, den Sturm zu sehen. 'Du' fährst einfach fort zu sehen, wie dieser Körper umherspringt, wo er hingeht usw., und lässt [die Überzeugung] los: "Das passiert mir." Aber wenn du das aus diesem Grund missbrauchst, indem du sagst: "Nichts wird mich mehr berühren", was wird dann passieren? Es wäre das Gleiche wie deine Hand ins Feuer zu halten. Du musst das erwachte Gewahrsein (Jagruti) aufrechterhalten: "Auf wen bezieht sich 'mich'?" Wenn das erwachte Gewahrsein von "Ich bin Reine Seele" für Dich bestehen bleibt, dann ist es für Dich nicht nötig zu sagen: "Mir kann nichts passieren!" Da besteht einfach eigennützige Liebe (Aasakti) für den Sohn. Die subatomaren Teilchen (Parmanus) haben zusammengepasst; es sind drei subatomare Teilchen (Parmanus) von dir und drei von ihm. Wenn es vier von mir und drei von dir gibt, dann haben sie nichts miteinander zu tun. All das ist in der Tat eine Wissenschaft (Vignan). Eine Frau wird gut mit einer verrückten Schwiegertochter zurechtkommen, aber sie wird nicht mit einer klugen Schwiegertochter auskommen, auch wenn sie auf sie zugeht.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Das ist so, weil sie das subatomare Teilchen (Parmanus) nicht hat. Die subatomaren Teilchen (Parmanus) passen nicht zusammen.

Gott sieht einzig, wieviel Anhaftung und Abscheu passieren. Anhaftung und Abscheu passieren nicht! Das hat nichts mit dem Rest zu tun. Warum stoppen sie auf dem Schritt-für-Schritt(Kramic)-Weg die Aktivitäten? Weil Anhaftung und Abscheu infolge der Existenz von Aktivitäten bestehen. Deshalb reduzieren sie die Aktivitäten, während hier (in Akram Vignan) Anhaftung und Abscheu überhaupt nicht passieren. Wo besteht dann ein Problem? Aber wenn 'wir' das sagen würden, dann würde man den falschen Weg gehen. Welche Bereitschaft (Compliance) man auch hätte, den Agnas13 zu folgen, sie würde enden. Dann kann man nichts zu jemand sagen, und alles würde stagnieren, nicht wahr? Also müssen 'wir' alles so weitergehen lassen, wie es ist.

The Pure Soul Does not Have Attachment-Abhorrence! (p 69)

Die Reine Seele hat keine Anhaftung und Abscheu

Nachdem man dieses Gnan erhalten hat, ist das, was als Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) erscheint, tatsächlich Anziehung (Aakarshan) und Abneigung (Vikarshan). Es ist eine Eigenschaft der unbelebten Materie (Pudgal). Allerdings ist es in dem Moment, wo du sagst: "Das geschieht mir", Abscheu.

Darüber hinaus sind Anhaftung und Abscheu nicht die eigene inhärente Natur (Swabhaav). Die inhärente Natur des Selbst ist absolut nicht die von Anhaftung und Abscheu. Das Selbst (Atma) ist gemäß seiner ganz eigenen ihm innewohnenden Natur Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). Anhaftung und Abscheu sind tatsächlich die dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) innewohnende Natur. Somit sind Anhaftung und Abscheu die inhärente Natur des Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex). Man (Potey) glaubt, die inhärente Natur des Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex) sei die eigene, und dann sagt man: "Anhaftung und Abscheu geschehen mir." Das ist die falsche Überzeugung. Diese missliche Lage (Vesh) wird so lange bestehen, wie die Überzeugung da ist: "Ich bin der Nicht-Selbst-Komplex, ich bin definitiv dies, ich bin tatsächlich Chandubhai." Und wenn [die Überzeugung] "Ich bin Chandubhai" weggeht und [die Überzeugung] "Ich bin Reine Seele" einsetzt, dann wird diese missliche Lage aufhören.

Wo auch immer Anhaftung und Abscheu sind, dort existiert das Selbst (Atma) nicht; und wo auch immer das Selbst existiert, dort gibt es keine Anhaftung und Abscheu. Je weniger Anhaftung und Abscheu bestehen, umso mehr manifestiert sich das Selbst. In dem Moment, da alle Anhaftung und Abscheu gehen, wird das Selbst voll offenbar (Sampurna, absolut). Deshalb wurde Dir der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag Pad) gegeben. Ist das irgendein gewöhnlicher Zustand? Er ist exakt. Du musst nicht darüber nachdenken, und wenn Sorgen beginnen aufzutauchen, dann wisse, dass dies nicht der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagta) ist. Jetzt, da Du Dich in Richtung von diesem [dem Selbst] gewendet hast, wirst Du Dinge erleben, die dies nähren. Das ist so, weil Du selber Reine Seele (Shuddhatma) bist. Und alles andere, das bleibt, das zu Wissende (Gneya) und das zu Sehende (Drashya), das du hervorbringst – damit hast Du nichts zu tun. Das zu Wissende kann von dieser Art sein

13 Fünf Anweisungen, die in Akram Vignan das Gewahrsein als das Selbst erhalten

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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und auch von jener Art. Tatsächlich, das zu Wissende; das, was im Verstand auftaucht: "Ich werde Selbstmord begehen müssen." Aber auf wen bezieht sich das? Auf ihn [das Ego], genau! Was hat es mit Dir (dem erwachten Selbst) zu tun? 'Du' bist der Wissende. Also ist dieser Zustand ein anderer, es ist ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu.

Fragender: Vorher [vor der Selbst-Realisation] ist man nicht fähig, als der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta) zu verbleiben, und man sagt: "Nein, das ist für mich nicht geeignet."

Dadashri: Ja, das passiert. Und jetzt kannst Du wirklich im Zustand des Wissenden und Sehenden bleiben! Du kannst das nicht im vorherigen [Zustand, ohne Selbst-Realisation]. Im vorherigen [Zustand] bleibt eine kleine innere Anziehungskraft (Khenchan); Anziehung (Aakarshan) bleibt. Dieser [Zustand] ohne jegliche Anziehung ist so wundervoll! Wo Anziehung aufhört, entsteht der Zustand ohne Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Das ist hier der Fall, deine Anziehung hat aufgehört. Jetzt wird der Zustand ohne Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) entstehen.

Auch 'wir' hatten in der Vergangenheit [im vergangenen Leben] karmischen Vorrat aufgefüllt, aber für 'uns' gibt es keine Anziehung. 'Wir' haben nicht die geringste Anziehung. Deshalb bleibt für 'uns' dort drüben der Zustand ohne Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bestehen.

Der karmische Bestand ist aufgefüllt worden; also können die Anziehung und das innere Angezogensein, welche jetzt passieren, nicht als Anhaftung (Raag) betrachtet werden. Anhaftung benötigt einen 'Handelnden'. Es muss ein Handelnder (Karta) der Anhaftung vorhanden sein. Ohne den Handelnden kann Anhaftung nicht geschehen. Bist Du ein Handelnder?

Fragender: Ich neige manchmal dazu, versunken (Tanmay) zu werden, was bedeutet, dass ich dazu neige, der Handelnde zu werden.

Dadashri: Tatsächlich wird man dort versunken, wo Interesse (Ruchi, Vorliebe) besteht. Wenn Leute Geld zählen, neigen sie [dann] dazu, darin versunken zu sein oder nicht?

Fragender: Ja, sie neigen dazu.

Dadashri: Ja, das ist so. Daran ist nichts falsch. Das Selbst fragt nicht: "Warum bist du darin versunken?" Das Selbst ist wahrlich das Selbst. Mehr noch, der andere Zustand (im Nicht-Selbst versunken zu sein) beginnt allmählich abzunehmen. Dies [der Zustand als das Selbst] geht in Richtung Absolutes Wissen (Keval Gnan). Wenn das Wissen des Selbst (Gnan) beständig anhält, nennt man das Absolutes Wissen (Keval Gnan). Wohingegen man derzeit noch die Akten begleichen muss, nicht wahr?

Only Then can the Path of Liberation be Attained! (p 70)

Nur dann kann der Weg der Befreiung erreicht werden!

Wenn Du zu Chandubhai wirst, dann gelten Anhaftung und Abscheu als deine; wie sonst kann es Anhaftung und Abscheu genannt werden? Also wird man fragen: "Was ist das dann, was geschieht?" Die Antwort lautet: All das, was geschieht, geschieht

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Chandubhai, und Du, die Reine Seele, bist der Wissende dessen, was geschieht. Und Du sagst auch: "Das sollte nicht passieren."

Fragender: Ja, das ist alles richtig.

Dadashri: Deshalb bist Du, weil Deine Meinung anders ist, frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Das ist der Grund, warum wir sagten, dass da enorme wirkliche spirituelle Bemühung für den Fortschritt als das Selbst (Purusharth) bei Dir passiert. Nachdem Du Purush (Selbst-realisiert) wurdest, kann Purusharth (spirituelle Bemühung als das Selbst) bestehen bleiben. Andernfalls können Anhaftung und Abscheu nicht von alleine aufhören, nicht einmal für einen Augenblick. Für wen geschieht Anhaftung und Abscheu?

Fragender: Es geschieht nicht.

Dadashri: In dem Fall ist das wahrlich das Selbst, und es fährt damit fort, einzig alles zu 'sehen'. Wenn ein schlechter Gedanke im Verstand aufgetaucht ist, wenn ein guter Gedanke aufgetaucht ist, wenn etwas anderes passiert ist, etwas Drittes passiert ist: Es [das Selbst] 'sieht' all das sofort. Egal, welche Sprache jemand hervorgebracht hat, ob jemand negativ oder positiv gesprochen hat: auch dann geschehen Anhaftung und Abscheu nicht. Wenn Anhaftung und Abscheu nicht auftreten, das kennt man das Selbst (Atma). Und wenn Anhaftung und Abscheu auftreten, das kennt man als das weltliche Leben (Sansaar); die Überzeugung: "Ich bin der Körper" (Dehadhyas). “Raag-dwesh, agnan e mukhya karma ni granth, thay nivrutti jeha thi tej moksha no panth.”

“Anhaftung und Abscheu, Unwissenheit, [das] ist die Hauptknolle von Karma. Davon frei zu werden ist wahrlich der Weg der Befreiung.” – Shrimad Rajchandra Das, was Freiheit [Rückzug] von dieser Anhaftung und Abscheu bringt, ist der Weg der Befreiung. In diesem Fall haben sich deine Anhaftung und Abscheu zur Ruhe gesetzt (Nivrutt). Fragender: Ja, das geschieht durch dieses Akram. Deshalb ist Akram ein Weg zur Befreiung.

Dadashri: Ja, das ist wahrlich der Weg zur Befreiung.

[By Applying] ‘Not Mine’, You Become Free! (p 71)

Indem du "Nicht meins" anwendest, wirst du frei

Für den, der gefesselt sein möchte, gibt es da draußen bereits einen Weg. Der, der gefesselt sein möchte, hat in der Tat den Weg des Intellekts (Buddhi). Für den, der frei werden möchte, ist er [der Weg] in jeder Weise offen und klar.

Man kennt es als den Weg der Befreiung, wenn man keine Anhaftung und Abscheu 'macht'. Man fährt einfach fort, all das zu 'sehen', was geschieht. Das weltliche Leben (Sansaar) ist eigentlich nur ein Nimit (instrumentell Handelnder), damit Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) auftauchen. Es an sich ist nur der Nimit. Wozu veranlasst ein Nimit einen?

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Fragender: Er lässt einen Anhaftung und Abscheu haben.

Dadashri: Ja, also würde man sich niemals auf diesen Nimit einlassen! Wenn Du also sagst: "Nicht meins", dann wirst Du frei davon. In dem Moment, da Du sagst: "Nicht meins", wirst Du (Potey) getrennt. Das Wissen des Selbst, das 'wir' gegeben haben, zeigt Dir, was Deins ist und was nicht Deins ist. Wenn Du das jetzt sagen würdest, dann würdest Du getrennt werden. In dem Moment, da Du dieses Wissen nicht anwendest und eins [mit dem Nicht-Selbst] wirst, klebt es an dir.

Fragender: Es lohnt sich in der Tat, innerlich eine solche Trennung aufrechtzuerhalten.

Dadashri: 'Du' musst es innerlich genauso getrennt halten wie im Außen! Was hast Du mit dem zu tun, was außerhalb [vom Selbst] ist? Was hat das mit Dir zu tun? Genau genommen, wenn jemand ihm [Chandubhai, Akte Nummer Eins] fortgesetzt für eine Stunde Beleidigungen entgegenwerfen würde, [und] dann fängt er an zu streiten – was hast Du [das Selbst] damit zu tun?

Facing the Opposition of the Mind… (p 71)

Dem Widerstand des Verstandes begegnen…

Wenn der Verstand sich widersetzen würde, doch [dabei] Anhaftung und Abscheu nicht auftreten, dann ist das mehr als genug. Es gibt kein Problem damit, wenn der Verstand sich widersetzt, aber Anhaftung und Abscheu sollten nicht auftreten.

Fragender: Wie kann der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) aufrechterhalten werden, wenn der Verstand sich widersetzt?

Dadashri: Er kann aufrechterhalten werden. Du musst weiter den Widerstand des Verstandes sehen. Der gesamte Verstand muss einfach gesehen werden! Der Verstand ist etwas zu Sehendes (Drashya). Fragender: Also, wo auch immer der Verstand sich widersetzt, dort wird der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) vielleicht nicht bestehen bleiben. Aber ist es möglich, als der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta) zu verbleiben?

Dadashri: Wissender-Sehender [zu verbleiben] ist wahrlich der Zustand dessen, der frei ist von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagpanu). Man kann nicht als Wissender und Sehender verbleiben, ohne dass man frei von Anhaftung und Abscheu wird. Für so viel Zeit, wie man frei von Anhaftung und Abscheu wird, für so viel Zeit kann man Wissender und Sehender bleiben.

Fragender: Der Widerstand des Verstandes hält vielleicht für eine sehr lange Zeit an, aber dann, in dem Moment, wo in Exaktheit gesehen wird: "Der Verstand ist etwas zu Sehendes (Gneya), und ich bin der Wissende", dann verschwindet der Widerstand des Verstandes.

Dadashri: Der Widerstand verschwand, weil der Verstand eine Lösung (Samadhan, Abschluss) fand, das ist alles. Der Verstand sucht in jeder Weise, die ihm möglich ist, nach einer Lösung. Und was du sagst, ist: in dem Moment, wo er eine Lösung fand, verschwand es [das Widersetzen]. Das gesamte Problem löst sich zu dem Zeitpunkt auf.

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Fragender: Was oft passiert, ist, dass der Verstand zu dem Zeitpunkt eine Lösung findet, aber wenn das durch relatives Wissen geschieht, dann muss notwendigerweise eine Reaktion kommen, oder?

Dadashri: Es gibt Reaktionen der Situationen (Avastha), die darunter liegen. Eine Schicht verschwindet, und eine weitere tritt auf. Jede einzelne Sache hat Schichten.

Nun, die Menschen wissen nicht, dass es solche Zustände gibt! Könnten die Menschen das wissen? Die Menschen haben überhaupt keine Ahnung davon!

Attachment-Abhorrence no Longer Remains for Mahatmas! (p 72)

Anhaftung und Abscheu bestehen nicht länger für Mahatmas

Alle Aktivitäten ohne Anhaftung und Abscheu sind Aktivitäten des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal). All diese Aktivitäten werden nicht dazugerechnet. In den Aktivitäten, bei denen Anhaftung und Abscheu passieren, liegt die Verantwortung beim relativen selbst. Wir können nicht sagen, dass Anhaftung und Abscheu passiert sind, obwohl jemandes Gesicht vielleicht Irritation zeigt. Nur der Besitzer [der, dessen Gesicht Irritation zeigt], kann dir sagen, dass Anhaftung und Abscheu passiert sind. Obwohl das Gesicht Irritation zeigt, können wir nicht sagen, dass Abscheu (Dwesh) passiert ist.

Fragender: Aber die Tatsache, dass die Irritation auftauchte, würde nur passiert sein, wenn man sich [in die Aktivität] verwickelt hätte, nicht wahr?

Dadashri: Nein, nichts dergleichen ist da.

Fragender: Was bringt einen dazu, sich irritiert zu fühlen?

Dadashri: Es würde passieren, selbst wenn man sich nicht verwickelt hätte. Es ist die Aktivität des Nicht-Selbst-Komplexes. Diese Aktivität wird weiterhin passieren, obwohl man sie nicht mag.

Fragender: Können wir sagen, dass jemand getrennt ist, weil er nicht mag, was passiert?

Dadashri: Das ist glasklar, oder nicht? Jeder würde das sagen, sogar ein kleines Kind würde das sagen. Aber nur deshalb, weil jemand verärgert war, würde ich nicht annehmen, dass ihm Anhaftung und Abscheu passiert sind. Selbst wenn du [eine Selbst-verwirklichte Person] verärgert wärest, würde ich es nicht annehmen. Und wenn jemand anderes [nicht Selbst-verwirklicht] nicht verärgert wäre, dann würde ich glauben, dass er Anhaftung und Abscheu hat. Wenn ein Mensch das Wissen des Selbst (Gnan) nicht erlangt hat, und obwohl er vielleicht ruhig spricht, auch dann würden 'wir' sagen, dass er Anhaftung und Abscheu hat. Der aufgefüllte Vorrat [im Innern] ist bereit. Die Maschinerie ist aktiv, sie funktioniert mit Anhaftung und Abscheu. Er befindet sich in Abscheu, wenn er verärgert ist, und wenn er nicht verärgert ist, befindet er sich in irgendeiner Art von Anhaftung; aber auf jeden Fall befindet er sich in etwas. Und schau nur auf diese Aura von Einfluss und Kraft (Prataap) dieses Akram Vignan (stufenloser Weg zur Selbst-Verwirklichung)! Obwohl keiner der Asketen und weltlich-religiösen Lehrer (Sadhu-Archaryas) dies akzeptiert, trotzdem akzeptieren unsere Mahatmas das. Und nicht nur zwei bis vier von ihnen, sondern alle. Sie alle heben zusammen die Hand

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[zum Zeichen ihrer Zustimmung]. Was sagen zu der Zeit all die vorgenannten (Asketen und weltlich-religiösen Lehrer, Sadhu-Archaryas)? Sie sagen: "Meine Güte, es scheint, dass sie alle verrückt sind, hmm!" Also ist ihre Welt weise und unsere ist gänzlich verrückt!

Wenn vorher [vor der Selbst-Verwirklichung] der Chef etwas Falsches getan hätte, dann würden Tag und Nacht Gedanken über ihn auftauchen, und du würdest in deinem Verstand fühlen: "Hoffentlich passiert etwas, damit er weiß, wo es langgeht." Du hättest negative Gedanken über ihn. All das betrachtet man als Abscheu. Und wenn jemand Höhergestelltes dir hilft und du ihm gegenüber viele gute Gefühle hast, dann kennt man das als Anhaftung. Das ist alles. Wohingegen hier (für Mahatmas) jetzt weder Abscheu passiert noch Anhaftung passiert. Es wird lediglich mit Gleichmut beglichen.

All die Aktivitäten sind vom Nicht-Selbst (Prakrutik). Und die Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu in ihnen ist tatsächlich Befreiung. Abscheu gegenüber dem Bitteren zu haben und Anhaftung für das Süße, ist die der Unwissenheit (Agnanta) innewohnende Natur. Wenn die Unwissenheit (Agnan) weggeht, dann bleiben das Bittere und das Süße nicht.

Thereafter, it is the Filled Karmic Stock! (p 73)

Danach ist es der aufgefüllte karmische Vorrat!

Fragender: Vor dem Erlangen vom Wissen des Selbst, und auch jetzt gelegentlich, passiert dies. Wenn ich durch eine Schwierigkeit hindurchgehen musste, und dann begegnet jemand anderes derselben Schwierigkeit, dann fühle ich von innen her: "Es ist gut, dass das passiert ist." Was ist das?

Dadashri: Das Gefühl: "Es ist gut, dass das passiert ist" ist eine Wirkung von Abscheu; und wenn du fühlst: "Es ist schlecht, dass das passiert ist", dann ist das eine Wirkung von Anhaftung. Der Vorrat an Wirkungsabsichten von Anhaftung und Abscheu, die man (in der Vergangenheit) im Innern aufgefüllt hatte, drückt sich heute aus. Wohingegen es in der Sicht Gottes (des Absoluten Selbst) nicht so etwas wie gut oder schlecht gibt. Alles ist einzig das, was es zu wissen gilt (Gneya). Es ist nur wert, gewusst zu werden.

Fragender: Was sollte ich tun, wenn das passiert? Sollte ich Pratikraman machen (bekennen, um Vergebung bitten und den Entschluss fassen, den Fehler nicht zu wiederholen)?

Dadashri: Wenn das geschieht, solltest Du das sehen. "Dies geschah hier, und das geschah dort." Das ist alles, was Du in der Situation sehen musst. Und wenn vielleicht durch die Wirkung von Abscheu der anderen Person übermäßiges Unrecht getan wird, dann solltest Du da zu Chandubhai sagen: "Mein Freund, du machst besser Pratikraman. Warum hast du Atikraman (Aggression gegenüber anderen, durch Gedanken, Sprache oder Handeln) gemacht? Jetzt mache Pratikraman." Mach das nur, wenn es übermäßig ist. Ansonsten ist nicht nötig für das, was gegenüber der anderen Person nicht verletzend ist. Das ist einfach Dein Verstehen. 'Du' selber solltest es wegwaschen. Wenn Du es als zu wissendes Objekt siehst, wird es weggewaschen. Wohingegen du im unwissenden Zustand, wenn jemandem etwas Schlechtes passieren

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würde, fühlen würdest: "Es ist gut, dass das passiert ist", und in der Tat herrscht Abscheu gegen ihn vor. Jetzt (nach der Selbst-Realisation) gibt es keine Abscheu, die der Situation zugrunde liegt. Vielleicht fühlst du wirklich: "Es ist schlecht, dass das passiert ist", oder: "Es ist gut, dass das passiert ist". Also ist das der aufgefüllte Vorrat von Karma, der in der Gänze herauskommt.

Where the Tuber of Sexuality is Destroyed, There is Clear Experience of the Self! (p 73)

Wo die Knolle von Sexualität zerstört ist, dort ist die klare Erfahrung des Selbst!

Fragender: Diese Abscheu hält einen in erwachtem Gewahrsein (Jagruti), und Anhaftung lässt einen verwickelt (Tanmayakar) werden. Welchen Verlust zieht man sich dann also durch sexuelles Begehren und Wut (Kaam-Krodh) zu? Sind sie nicht notwendig?

Dadashri: Sexuelles Begehren und Wut bringen allesamt fortgesetzt Schmerz (Dukh). Sie bringen viel Schmerz. Was ihre Notwendigkeit anbelangt, werden sie nur solange gebraucht, wie man das weltliche Leben (Sansaar) mag. Wenn man jedoch den Schmerz nicht ertragen kann, dann sind es in der Tat sexuelles Begehren und Wut, die den Schmerz entstehen lassen, nicht das eigene Kind. Niemand da draußen bringt den Schmerz. Es sind tatsächlich die eigenen inneren Feinde, die den Schmerz bringen.

In Wirklichkeit sind es diese sechs inneren Feinde des Selbst (Shadaripu: Wut, Stolz, Täuschung und Gier, Anhaftung und Abscheu), die den Schmerz bringen. Es gibt niemand im Außen, der den Schmerz bringt; es sind nur diese Unglückseligen. Wenn sie vom Selbst getrennt werden, dann ist eine finale Lösung entstanden. Ich [das erwachte Selbst] sehe dies, und keiner im Außen gibt mir [dem erwachten Selbst] den Schmerz. So lange die sechs inneren Feinde des Selbst im Innern existierten, haben sie den Schmerz verursacht. Jetzt haben sie alle den 'Shop' im Innern geschlossen. Sie sind alle dahin zurückgegangen, woher sie gekommen sind.

Was ist zu Hause die Ursache von Aufruhr (Akadaman)? Man könnte fragen: "Passiert das, weil der Ehemann so ist?" Nein. Dann: "Ist die Ehefrau so?" Nein. Weil Anhaftung und Abschau (Raag-Dwesh) vorhanden sind, fühlt man den Schmerz. Es gäbe überhaupt keinen Konflikt mit irgendwem, wenn Anhaftung und Abscheu nicht da wären. Es ist man selber, der Anhaftung und Abscheu hat. Anhaftung und Abscheu bedeutet: selbst-Bezogenheit14 (Swarth). In die eigenen selbst-Interessen verwickelt zu sein kennt man als Anhaftung und Abscheu. Haben 'wir' irgendwelche Komplikationen durch selbst-Bezogenheit? Da 'wir' ganz und gar nichts von irgendwem wollen, gibt es überhaupt kein Problem irgendeiner Art. Stell dir nur die Anzahl von Komplikationen vor, die entstehen, wenn man nur einen Genuss der Freuden des weltlichen Lebens (Rasaswaad) schmecken möchte. Mehr noch, wenn man nach dem Schmecken für immer glücklich würden werden, dann wäre es gut. Aber durch das Schmecken gibt es nicht als Kummer und Leid (Rokakadat). Sag mir die Wahrheit: Gibt es wirklich Kummer und Schmerz, nachdem man sie geschmeckt hat, oder nicht? 14 Als Schreibweise ist hier das kleingeschriebene 'selbst' gewählt, weil es sich auf das weltliche, relative selbst bezieht.

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Fragender: Ja, das ist es, was geschieht, das ist absolut wahr!

Dadashri: All das passiert wegen Anhaftung und Abscheu. Es ist weder der Fehler der Ehefrau noch des Ehemannes. Es gibt sogar zwischen den besten Menschen Konflikte. Der Grund dafür ist [die Existenz von] Anhaftung und Abscheu. Und wenn [weltliche Interaktionen] mit vollständiger Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ausgeführt werden würden, dann würde es keine Konflikte geben. Aber wann wäre das (möglich)? Wenn man das Wissen des Selbst (Atma Gnan) hat. In diesem Falle, wenn die Frau sagt: "Du hast keinen Verstand", dann würde er (mit dem Wissen des Selbst) sagen: "Es ist gut, dass du das heute gesagt hast. Dieser Chandu ist tatsächlich so. Er war von Anfang an so. Du hast das heute gesagt, also habe ich erfahren, dass du das gerade jetzt erkannt hast. Aber ich kenne diesen Chandu ganz von Anfang an!"

Fragender: Wenn die klare und eindeutige Erfahrung des Selbst (Spashta Vedan) geschieht, dann würden auch Sexualität und sexuelle Impulse (Vishay-Vikaar) nicht bleiben, oder?

Dadashri: Solange Sexualität besteht, kann die klare und eindeutige Erfahrung des Selbst nicht passieren. Die klare und eindeutige Erfahrung des Selbst geschieht, wenn man [das Selbst] kein Gefühl von Eignerschaft (Malikipanu) bezüglich des Verstandes, der Sprache oder des Körpers hat. 'Unser' Zustand ist der, der die Gedanken des relativen selbst sieht (Nirvichaar Dasha); 'unser' Zustand ist frei von der Überzeugung "Ich bin Chandubhai" und all der relativen Ich-heit, die daraus entsteht (Nirvikalp); 'unser' Zustand ist frei von Wünschen (Nirichchak); und das ist so, wenn dieser Zustand (der klaren und eindeutigen Erfahrung des Selbst) innerlich entstanden ist. Mit unendlicher Dankbarkeit verehren 'wir' diesen Zustand und verneigen uns vor ihm. Also, das ist der Zustand, der zu erlangen ist. Wenn danach noch die eine oder andere Haltestelle übrigbleibt, dann sei es so. So viele Haltestellen wurden erreicht [hinter sich gelassen]. Wie schwierig wird jetzt eine weitere sein? Und außerdem wird sie nah bei Gott sein [innerhalb Seines Bereichs]. Sogar das 'Signal' ist angekommen, alles ist [bereits] angekommen. Es ist schon lange angekommen. Auch du hast das 'Signal' passiert. Du hast den Bahnsteig noch nicht erreicht, aber du hast das 'Signal' passiert.

Fragender: Es wird beides sein: innerhalb des Bereichs Gottes, und in der Gegenwart Gottes.

Dadashri: Ja, der Bereich Gottes und die Gegenwart Gottes! Das wird wahrlich die Erlösung bringen!

Attachment-Abhorrence has Gone a Hundred Percent! (p 75)

Anhaftung und Abscheu sind zu einhundert Prozent weg

Schau, darüber steht hier geschrieben: "Selbst wenn [nur] so wenig wie ein Parmanu (kleinstes, unteilbares, unzerstörbares Teilchen von Materie) der Absicht von Anhaftung und Abscheu, von Wut, Stolz, Täuschung und Gier vorhanden ist, dann kennt man das Selbst (Atma) nicht, obwohl man alle Schriften kennt. Und da man das Selbst nicht kennt, kennt man auch das Nicht-Selbst (Anatma) nicht. Und deshalb hat man auch nicht die richtige Überzeugung (Samyak Drashti)." Nun, was wirst du tun? Die

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Aussage, die geschrieben wurde, ist absolut einhundert Prozent korrekt, und ich habe den richtigen 'Zustand' gegeben, einhundert Prozent. Wer ist dann also der, der den Fehler macht?

Fragender: Wann wird ein Mensch erkennen, dass nicht mal ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) von Anhaftung übrig ist? Und warum erkennt ein Mensch das nicht?

Dadashri: Aber man muss nach dem diesbezüglichen Gewahrsein fragen. Man sollte fragen: "Ist das richtig, oder mache ich hier Fehler?" Fragender: Wie kann man wissen, ob noch ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) von dieser Anhaftung und Abscheu übrig ist oder nicht?

Dadashri: 'Ich' weiß, dass kein subatomares Teilchen (Parmanu) von Anhaftung übrig ist. Wie also kommt es, dass du das nicht weißt?

Fragender: Nicht auf solche Weise. In der weltlichen Interaktion?

Dadashri: Nenne es weltliche Interaktion (Vyavahar) oder nenne es einen Feiertag (Tehvar) [was immer du möchtest] – aber diese subatomaren Teilchen (Parmanu) gibt es in Dir nicht. Gibt es nur eine Art von weltlicher Interaktion? Gibt es nicht Feiertage? Den Feiertag Diwali, den Neujahrstag, all diese Feiertage gibt es! Aber Du hast nicht ein subatomares Teilchen (Parmanu) von Anhaftung.

Fragender: Da ist nicht mal ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) von Anhaftung – das ist in der Tat ein sehr wichtiger Punkt!

Dadashri: Ja. Wenn es da nur ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) davon gibt, wie kann es dann als richtige Überzeugung (Samyak Drashti) gelten? Ja, also dann! 'Du' bist derjenige mit der richtigen Sicht (Samyak Darshan). Also dann, was ist falsch: ist es das, was geschrieben steht, oder ist es Deins (Dein Zustand)?

Fragender: Das, was geschrieben steht, ist korrekt.

Dadashri: Was ich dir gegeben habe, ist einhundert Prozent korrekt. Ich habe die richtige Sicht (Samyak Darshan) gegeben. Sie ist einhundert Prozent korrekt, und was hier geschrieben steht, ist auch korrekt. Wenn das so ist, dann finde heraus, wessen Fehler es ist.

Nun, bist Du Chandubhai oder bist Du Reine Seele (Shuddhatma)?

Fragender: Reine Seele.

Dadashri: Also bleibt nicht ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) von Anhaftung, von Abscheu in der Reinen Seele. Deshalb ist der Zustand, in den 'wir' Dich versetzt haben, vollständig Reine Seele; warum also machst du das? Wir haben Dich zu einhundert Prozent in diesem Zustand etabliert, einem Zustand, wo es nicht das kleinste bisschen Anhaftung und Abscheu, Wut, Stolz, Täuschung und Gier gibt. Hast Du dieses Rätsel nun verstanden? Es ist einfach nur so, dass du diese alte Gewohnheit hast, die nicht weggeht. In deiner Gewohnheit ist: "Das [Anhaftung und Abscheu, Wut, Stolz, Täuschung und Gier] geschieht tatsächlich mir." Dies [der Zustand, der gegeben wurde]

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ist etwas Garantiertes. Dies ist nichts Gewöhnliches. Dies ist eine garantierte Befreiung (Moksha), die gegeben wurde. 'Wir' haben Befreiung (Moksha) in Deine Hände gelegt. Aber sie ist in dem Maße die Deine, in dem Du weißt, wie man sie genießt.

Mahatmas are Vitaraag, Even if They Quarrel-Fight! (p 76)

Mahatmas sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), auch wenn sie zanken und streiten

Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) sind wahrlich weltliches Leben (Sansaar). Nachdem man das Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt hat, beginnt man, den Agnas zu folgen, und indem man das tut, hören Anhaftung und Abscheu vollständig auf. Deshalb gibt es hier [in Akram] Anhaftung und Abscheu nicht. Und selbst wenn er [ein Selbst-Realisierter] seinen Sohn schlägt, werden 'wir' dennoch sagen, dass er in Befreiung (Moksha) ist. Angenommen, alle Mahatmas kommen im Bus mit dir; sagen wir, es sind etwa 400 bis 500 Leute im Bus. Wenn sie streiten würden, würden 'wir' sie auch dann segnen. 'Wir' würden ihnen sagen: "Streitet, wenn ihr müsst, streitet in meiner Gegenwart." Solche Freiheit (von Karma) kann nicht in meiner Abwesenheit stattfinden. Wenn du hier streitest, in meiner Gegenwart, dann kann auch eine Lösung gefunden werden. Alles wird gewiss bereinigt werden. Die Akten werden bereinigt werden.

All unsere Mahatmas wissen, dass sie wirklich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) sind. Auch wenn sie ein Geschäft führen oder streiten, sind sie dennoch frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sie erkennen es vielleicht nicht, aber ich würde es gewiss erkennen! Würdest du das nicht erkennen? Du denkst vielleicht: "Wie kann ich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) sein?" Aber ich weiß das tatsächlich! Genau wie bei einem Patienten vielleicht im Verstand Zweifel darüber aufkommen, ob seine Krankheit stärker oder weniger geworden ist; aber der Arzt würde das wissen. In ähnlicher Weise würde ich tatsächlich wissen, welche Arznei ich gegeben habe. In dem Augenblick, da dieser Mann spürte, wie es stärker und weniger wurde, gab ich sofort die Arznei, nicht wahr? Überall gibt es nichts als Anhaftung und Abscheu, Anhaftung und Abscheu, Anhaftung und Abscheu. Egal, in welche Religion (Dharma) du dich hineinbegibst, sie kann nicht ohne Anhaftung und Abscheu sein. Es gibt Anhaftung für die Heiligen und Abscheu gegenüber den Wertlosen! Was sonst?

Eine Person fragte: "Ich ging in den Ashram (spirituelle Einsiedelei) des Gurus. Ich hatte dort keine Anhaftung und Abscheu, oder?" Ich sagte zu ihm: "Auch dort gibt es viel Anhaftung und Abscheu, genauso viel wie hier besteht. Denn solange Anhaftung und Abscheu in dir bestehen, werden sie weiterhin auftreten, egal wohin du gehst. Was kann der Ort ausrichten?" Alles, was du im Innern hast, ist einzig Anhaftung und Abscheu. Egal, an welchen Ort du gehst, dein karmisch vorhandener Vorrat (Sillak) wird sich definitiv zeigen. Ich habe keinerlei karmischen Vorrat (offenen Restbetrag) in dir übriggelassen. Wohin du also auch gehst, wie wirst du Anhaftung und Abscheu haben? 'Ich' (Hu) und 'mein' (Maru) sind in Wahrheit Anhaftung und Abscheu. 'Ich' und 'mein' gibt es nicht länger, wie also können Anhaftung und Abscheu bestehen? Gibt es irgendwelche Heiligen oder Asketen (Sadhu-Santo) ohne 'ich' und 'mein'? Du hast 'ich' und 'mein', aber sie sind (oberflächlich) wie in einem Schauspiel. In einem Schauspiel

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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gibt es keine Anhaftung und Abscheu. Gleichgültig, wie sehr er (der Schauspieler) argumentiert, streitet und flucht, auch dann gibt es keine Anhaftung und Abscheu. Wenn du einen Ort ohne Anhaftung und Abscheu sehen willst, dann sieh das. Hast du nicht ein Schauspiel gesehen?

Attachment-Abhorrence is an Extraneous Property! (p 76)

Anhaftung-Abscheu ist eine zusätzliche Eigenschaft!

Fragender: Und Anhaftung-Abscheu gilt wirklich als eine zusätzliche15 Eigenschaft (Vyatirek Guna), nicht wahr?

Dadashri: Ja, zusätzlich (Vyatirek). Wenn der Gnani Purush das Wissen vom Selbst (Gnan) geben würde, dann würden beide [die Elemente des Selbst und der unbelebten Materie] frei davon werden. Du kannst sie [Anhaftung und Abscheu] in ihrer Existenz sehen, aber sie gehören nicht zu den zwei [dem Selbst und der unbelebten Materie]. Diese Eigenschaften bestehen nicht im eigentlichen Selbst (Muda Chetan) noch in der eigentlichen unbelebten Materie (Muda Parmanu). Sie sind im unnatürlichen Zustand (Vikrutata) präsent. Daher sind sie nicht die Eigenschaften von einem der zwei, [und] dennoch sind sie aufgetaucht. Und wegen dieses unnatürlichen Zustandes (Vikrutata) sagen manche Leute: "Sie sind in meinem [relativen] selbst." Andere sagen: "Sie befinden sich im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)".

Fragender: Gilt der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) als eine zusätzliche Eigenschaft (Vyatirek Guna)?

Dadashri: Ja. In erster Linie ist er weder ein Merkmal der unbelebten Materie (Parmanu) noch des Selbst (Chetan).

Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) bedeutet Füllen (Puran, Einströmen) und Entleeren (Galan, Ausströmen). Das Füllen (Puran) hört auf, nachdem man das Wissen vom Selbst erlangt hat. Jetzt bleibt nur noch das Entleeren (Galan). Mit den einströmenden Fehlern (Puran Dosho) gibt es Gebundenheit, wohingegen ausströmende Fehler (Galan Dosho) als Entladen von Karma (Nirjara) bekannt sind. Ausströmende Fehler sind Entladen von Karma ohne Gebundenheit, und einströmende Fehler sind Gebundenheit, welche den Zufluss von neuem Karma nicht verhindern [das Aufladen setzt sich fort].

To Have no Attachment-Abhorrence Towards Pudgal is Knowledge of the Self! (p 77)

Keine Anhaftung und Abscheu gegenüber dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) zu haben ist Wissen vom Selbst!

Es ist wirklich der Nicht-Selbst-Komplex aus Einströmen und Ausströmen (Pudgal). Es gibt nichts außer dem Pudgal. Dass Anhaftung und Abscheu gegenüber dem Pudgal auftauchen, ist als weltliches Leben (Sansaar) bekannt. Nicht-Gewahrsein (Murchha) 15 Engl: extraneous, eine Eigenschaft, die weder zum Selbst noch zum Nicht-Selbst gehört; entstanden aus dem nahen Zusammenkommen von Selbst und Materie.

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zu haben, welches aus illusionärer Anhaftung entsteht, nennt man weltliches Leben, und keine Anhaftung und Abscheu gegenüber dem Pudgal zu haben nennt man Gnan (Wissen vom Selbst). Das heißt Freiheit (Mukti), [und] das ist alles. Das ist alles, was es damit auf sich hat. Es ist wahrlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Es ist der gleiche Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), ansonsten verändert sich nichts. Vorher [bevor man das Wissen des Selbst erlangte] pflegten Anhaftung und Abscheu aufzutreten, und jetzt (nach Gnan) treten Anhaftung und Abscheu nicht auf. Essen, Trinken, umherwandern, sprechen, zum Satsang gehen usw. ist alles Pudgal. Aber es ist so: Wenn du etwas mit Seife wäschst, hinterlässt die Seife ihren 'Schmutz'. Wenn wir diesen Satsang (spiritueller Diskurs, spirituelle Gemeinschaft) machen – das gilt auch für den Satsang mit dem Gnani Purush – ist das als reiner Satsang bekannt. Das bedeutet, dass der 'Schmutz' des Gnani nicht an dir festhaftet, und deine Unreinheiten fallen ab. Wohingegen dort draußen der 'Schmutz' des Guru an dir haften wird, und folglich musst du 'Tinopol16' verwenden. Danach geht dieser Schmutz raus, aber dann wird das 'Tinopol' seinen Schmutz auf dir hinterlassen haben. Dies gilt als reiner Satsang, und deshalb wird kein Schmutz auf dir haften. Bei dir passieren Anhaftung und Abscheu nicht mehr, richtig? Dann ist alles gut!

Wenn du durch die Sinnesorgane (Indriya) siehst und weißt und dennoch Anhaftung und Abscheu nicht auftreten, ist das das Wissen jenseits der Sinne (Atindriya Gnan). Und wo Anhaftung und Abscheu präsent sind, dort sieht und weiß man durch das Wissen, welches durch das Medium der Sinnesorgane erlangt ist (Indriya Gnan)! Die Überzeugung, welche aus den Sinnesorganen abgeleitet ist (Indriya Drashti), verursacht Anhaftung und Abscheu. Die richtige Überzeugung (Samkit Drashti) 'sieht' einzig die Reine Seele (Shuddhatma).

The Light of Knowledge has no Unawareness Arising from Illusory Attachment! (p 77)

Das Licht des Selbst hat kein Nicht-Gewahrsein, das aus illusionärer Anhaftung entsteht!

Fragender: Die Reine Seele besteht in Form von Wissen (Gnan Swaroop) und in Form von Illumination (Prakash Swaroop), nicht wahr?

Dadashri: Es ist nicht diese Art von Licht (Prakash).

Fragender: Nein, es ist eine andere Art von Licht, aber das Reine Selbst (Shuddha Chetan) in der Form von Licht…

Dadashri: Tatsächlich ist das das Licht des Nicht-Selbst (Par-Prakash), es ist kein Licht wie dieses. Licht bedeutet, dass es dem Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung (Murchha) nicht erlaubt, irgendwo aufzutauchen. Man sieht vielleicht alle Dinge der Welt, aber das Licht (Prakash) ist so, dass es nicht erlauben wird, dass Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung entsteht. Wenn du zum Fort gehst (ein Ort in Bombay, wo verlockende Dinge verkauft werden) und all die Dinge siehst,

16 Markenname eines Weißwaschmittels

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entsteht dann für einige Dinge Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung (Murchha)?

Fragender: Das kommt vor.

Dadashri: Aber dieses Licht wird das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung nicht entstehen lassen. Du wirst keine Lust haben, etwas zu kaufen, obwohl du das Geld hast.

Fragender: Ich habe Lust, alles anzusehen.

Dadashri: Nein, es ist nichts falsch am Sehen. Zu 'sehen' ist wahrlich die Funktion (Dharma) des Selbst, aber darin taucht kein Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung auf. Man kann wegen dieses Lichts 'sehen', aber das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung taucht nicht auf. Und wenn man in Abwesenheit dieses Lichts sieht, dann wird das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung sofort für einen entstehen. Nachdem sie einen Sari gesehen hat, erinnert sie sich weiter an ihn, sobald sie zu Hause ist: "Wie schön dieser Sari war!" Sie ist völlig verloren in dem Sari. Wohingegen für eine Person, nachdem sie dieses Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt hat, kein Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung entsteht, da sie das Licht (Prakash) erlangt hat. Das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung ist weniger geworden, oder?

Fragender: Ich habe vielleicht etwas gesehen, aber ich habe nicht mehr den Wunsch danach.

Dadashri: Ja, also passiert das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung nicht mehr. Dieses Licht wird das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung daran hindern zu entstehen. Man sieht all die Dinge, die dazu neigen, Anhaftung und Abscheu zu verursachen. Man schaut sie auf diese Weise an, auf andere Weise, und auf jede Weise, die möglich ist, aber Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung geschieht nicht. Das Selbst bleibt an seinem Platz [dem des Selbst], und es [das Ding] bleibt an seinem eigenen Platz. In der anderen Situation, wenn das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung auftritt, wird das gesamte relative selbst darin verschlungen.

Fragender: Das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung, welches entsteht, gehört das aufgrund seiner inhärenten Natur zum Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti)?

Dadashri: Ja, das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung gehört aufgrund seiner inhärenten Natur zum Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti). Wir haben es als entladende illusionäre Anhaftung bezeichnet (Charitra Moha). Die illusionäre Anhaftung (Moha), die in der Vergangenheit [im letzten Leben] eingefüllt wurde, hat sich heute entfaltet, und wir begleichen das durch das Wissen vom Selbst (Gnan) mit Gleichmut. Mit Gleichmut zu begleichen (Sambhaave Nikaal) bedeutet, etwas zu begleichen, indem man das Wissen vom Selbst anwendet. Etwas mag auf diese Weise für die Augen attraktiv sein, aber wenn zur gleichen Zeit das Wissen präsent ist: "Das sollte nicht so sein", dann wird alles bereinigt. Dieses Wissen wird es nicht unterlassen,

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das Nicht-Gewahrsein infolge von illusionärer Anhaftung zu beseitigen, aber die entladende illusionäre Anhaftung wird auf jeden Fall gegenwärtig sein.

Fragender: Ist das alles in Wirklichkeit Vyavasthit (ein Resultat der sich bedingenden Umstände)?

Dadashri: Ja, Vyavasthit!

The One Without Attachment-Abhorrence is Non-violent! (p 78)

Jemand ohne Anhaftung und Abscheu ist gewaltlos!

Fragender: Ab welchem Stadium wird die Anhaftung, die auftaucht, als Gewalt (Himsa) erachtet?

Dadashri: Beides, Anhaftung (Raag) und Abscheu (Dwesh) sind Gewalt. Abscheu ist Gewalt, und ebenso Anhaftung. Es lohnt sich zu verstehen, dass es tatsächlich die Anhaftung ist, die den Menschen zu allen Arten von Gewalt herausfordert. Das ist nicht etwas, das man so leicht verstehen kann. Warum galt der Lord als gewaltlos (Ahimsak)? Weil Er keine Anhaftung oder Abscheu in sich hatte – absolut gewaltlos!

Fragender: Gilt derjenige, der in seiner eigenen ihm innewohnenden Natur (Swabhaav; als das Selbst) ist, als gewaltlos?

Dadashri: In der eigenen, einem innewohnenden Natur zu sein, bedeutet sozusagen, wie Gott zu sein. Dennoch gilt derjenige, der von Anhaftung und Abscheu getrennt (Abhaav) ist, als gewaltlos. Nachdem die Trennung von Anhaftung und Abscheu entsteht, dann kommt man in die eigene, einem innewohnende Natur (Swabhaav).

However Much the Disease, That Much is the Attachment! (p 79)

So viel Krankheit, [wie vorhanden ist,] so viel Anhaftung ist da

Fragender: Gandhiji17 schrieb, als er über Shrimad Rajchandra18 schrieb: "So viel Krankheit (Rog), wie in ihm war, so viel Anhaftung (Raag) hatte er im Innern."

Dadashri: Das ist in der Tat die Regel. So viel Krankheit vorhanden ist, so viel Anhaftung ist da tatsächlich. Heute mag man die Krankheit in Form von Anhaftung haben oder nicht. Warum ist das so? Die Krankheit, die man jetzt hat, ist eigentlich die resultierende Wirkung (Parinaam) von Anhaftung. Aber heute hat man vielleicht keine Anhaftung. Wenn ihr (Mahatmas) alle irgendeine Krankheit habt, dann ist sie jetzt eine resultierende Wirkung von Anhaftung. 'Du' (nach der Selbst-Verwirklichung) hast keine Anhaftung und Abscheu. Deshalb hast Du jetzt keine solche Auswirkungs-Anhaftung (Raag Parinaam; in Form von Ursachen).

17 Mahatma Gandhi. Das angehängte -ji steht für Verehrung. 18 Gnani Purush 1867-1901

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Deshalb kann man im Falle von Krupadudev (Shrimad Rajchandra) nicht sagen: "Es ist wirklich so." Denn man kann sagen, dass dies (die Krankheit) ein Ergebnis von Anhaftung ist (eine Wirkung). Aber man kann nicht voraussetzen, dass Er jetzt Anhaftung (als Ursache) hat. Nun, niemand kann diese subtile Rede verstehen, nicht wahr? Nur wenn der Gnani Purush es sagt, verstehst du es. 'Er' hat tatsächlich genauso darüber gesprochen, wie Er es gesehen hat.

Und was die Tirthankaras anbelangt, ist ihr Zustand wirklich so, dass sie frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) sind. Sie haben eine resultierende Wirkung (Parinaam), die frei von Anhaftung und Abscheu ist, und sie sind wiederum ohne Anhaftung und Abscheu (in den Ursachen); beide Situationen bestehen gleichzeitig.

Fragender: Kann die Krankheit auch infolge von Abscheu (Dwesh) bestehen, oder besteht sie nur infolge von Anhaftung (Raag)?

Dadashri: Die Krankheit besteht wegen beidem, Anhaftung und Abscheu. Indem ich es Anhaftung nenne, wollte ich sagen, dass beides, Anhaftung und Abscheu, vorhanden sind. Wenn eins anwesend ist, dann muss das andere auch anwesend sein. Meistenteils ist die Krankheit nur durch Abscheu bedingt. Meistenteils ist die Abscheu, die viel Schmerz mit sich bringt, die Krankheit der Abscheu, und die Abscheu, die nicht viel Schmerz bringt, ist die Krankheit der Anhaftung. Das, was nicht viel Schmerz bringt, wo man eine schnelle Heilung finden kann – alles das sind aus Anhaftung resultierende Wirkungen.

All das ist ein karmisches Konto. 'Springe' so viel wie du möchtest. Du musst 'springen', indem du deine eigene Stärke verwendest. Wenn (dir) jemand Beleidigungen (entgegen)schleudert, dann sorge dafür, dass das beglichen wird. Das ist so, weil niemand die unabhängige Macht (Satta) hat, Beleidigungen umherzuschleudern. Und wenn er (dir) Beleidigungen (entgegen)schleudert, dann ist da (deinerseits) etwas falsch. Sorge dafür, dass es beglichen wird. Auch wenn jemand dir Schaden zufügt, sorge dafür, dass es beglichen wird. Für den Fall, dass du schließlich anderen Schaden zufügst, stelle sicher, dass du Pratikraman machst. 'Wir' teilen dir so viele Methoden mit, wie es gibt. Wenn durch dich für jemanden etwas Falsches passiert ist, dann mache Pratikraman. Wenn eine beidseitig befriedigende Lösung (Samadhan) zustande kommt, dann wird, sobald diese Lösung in deinem Verstand 'passt', wann immer eine ähnliche Situation auftaucht, diese Lösung zu der Zeit zum Vorschein kommen. Sobald dieses Wissen (Gnan) zum Vorschein kommt, wird es uns definitiv seine Früchte bringen. Deshalb höre (dem Satsang) weiter Tag und Nacht zu, aber beende nicht deine Geschäfte. Führe weiter deine Geschäfte fort und mache auch weiter mit diesem [Satsang]. Jemand, der sich nur auf eine Seite konzentriert, wird letztlich beide ruinieren. Wenn man sich nur auf das weltliche Leben konzentriert, ruiniert man nicht nur sein weltliches Leben, sondern man ruiniert auch das Selbst. Diejenigen, die sich auf Religion (Dharma) konzentrieren, ruinieren nicht nur das weltliche Leben, sondern auch das Selbst. Sie ruinieren beides. Aber derjenige, der das Gleichgewicht zwischen beidem aufrechterhält, ruiniert gar nichts. Das ist, was 'wir' zu sagen versuchen. Werde nicht übereifrig.

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That Which is Without Attachment-Abhorrence is Pure Knowledge! (p 80)

Das, was ohne Anhaftung und Abscheu ist, ist reines Wissen

Nun, was bedeutet es, das Selbst in angewandtem Gewahrsein (Upayog) zu halten? Das Selbst ist kein Ding, es ist Wissen und Sehen (Gnan-Darshan). Dieses Wissen und Sehen muss in angewandtem Gewahrsein gehalten werden: reines Wissen und Sehen. Was bezeichnet man als reines Wissen und Sehen (Shuddha Gnan-Darshan)? Das Wissen und Sehen, das frei von Anhaftung und Abscheu ist, ist reines Wissen und Sehen. Wohingegen das Wissen und das Sehen, was die Welt hat, Anhaftung und Abscheu beinhaltet. Es ist unrein (Ashuddha), es beinhaltet Anhaftung und Abscheu; und als reines Wissen (Shuddha Gnan) gilt das, was ohne Anhaftung und Abscheu ist.

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[2.2]

Like-Dislike (p 81) Mögen und Nicht-Mögen

It is Attachment-Abhorrence Only if the Ego Gets Involved!

Es ist Anhaftung und Abscheu nur, wenn das Ego involviert ist

Fragender: Wenn Mögen und Nicht-Mögen (Gamo-Angamo) im Fluss unseres Chit19 vorkommt, besteht dann ein Mangel an Gewahrsein (Ajagruti) im Zustand des Wissenden-Sehenden oder nicht?

Dadashri: Durch das erwachte Gewahrsein (Jagruti) wird man (das erwachte Selbst) [dies] 'wissen'. Dinge wie: "Man kann hier sitzen und nicht dort, und dort drüben kann man auch nicht sitzen." Was ich sage, ist: angenommen, du hast zu Hause eine Sitzbank, aber wenn du draußen umherläufst und müde wirst, suchst du nach einer Bank, um auszuruhen. Da ist eine kaputte Bank, die unten etwas verfault ist. Wenn du jetzt auf ihr sitzt, heißt das nicht, dass Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) für sie bestehen – da ist Mögen und Nicht-Mögen (Gamo-Angamo). Fragender: Heißt das, es ist der Bestand an Prakruti (Nicht-Selbst-Komplex), was auch immer innerlich aufgefüllt wurde?

Dadashri: Das ist, was es ist, sonst nichts. Wenn das Ego darin involviert worden wäre, dann würden Anhaftung und Abscheu passieren. Wenn das Ego nicht weg wäre, dann bestünde heute genau für diese Sache Anhaftung und Abscheu. Das Ergebnis davon, dass das Ego weg ist, ist, dass Anhaftung und Abscheu nicht passieren.

Fragender: Es bleiben nur Mögen und Nicht-Mögen.

There is no Attachment-Abhorrence After Attaining Akram Gnan! (p 81)

Nachdem man Akram Gnan erlangt hat, gibt es keine Anhaftung und Abscheu

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen 'mögen' und 'sehr mögen'? Gilt 'sehr mögen' als Anhaftung (Raag)?

Dadashri: Ob es 'ich mag es' oder 'ich mag es sehr' ist: es gibt keinen Unterschied. Anhaftung geschieht nicht. Nachdem man unser Gnan erlangt hat, kann Anhaftung überhaupt nicht [mehr] passieren. Wenn Du 'unseren' Agnas folgst, dann entsteht keine Anhaftung. Weder Anhaftung noch Abscheu entstehen; und aufgrund von Anhaftung und Abscheu besteht das weltliche Leben (Sansaar) weiterhin. Nachdem man 'unser' Gnan erhält, passieren Anhaftung und Abscheu nicht [mehr], und Ärger, Stolz, Täuschung und Gier, die auftreten, treten ohne irgendwelche Anhaftung und Abscheu auf. Die 'Essenz' ist daraus entfernt worden. Genau wie wenn die 'Essenz' aus dem Zimt20 entnommen ist, wird es noch Zimt genannt, aber es hat nicht mehr die 19 innere Aufmerksamkeit und visuelle Vorstellungskraft 20 Die dünne Innenschicht zwischen Borke und Mittelrinde wird entnommen und rollt sich röhrenartig zum Stangenzimt zusammen, sobald sie vom Holz getrennt ist.

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Eigenschaften von Zimt. Es ist einfach ein Stück Holz. Auf ähnliche Weise wurde diese 'Essenz' entfernt.

Worin auch immer das Ego involviert ist, das wird als Anhaftung und Abscheu betrachtet. Das, was in der Entladung als Anhaftung und Abscheu erscheint, nennt man Mögen und Nicht-Mögen. Vielleicht magst du also einige Dinge und magst andere nicht, aber das ist nicht Anhaftung und Abscheu. Mögen und Nicht-Mögen sind Entladung. Wenn Anhaftung und Abscheu bestehen, wird definitiv Karma gebunden werden. Wenn Ego in das 'Mögen' hineinkommt, gilt es als Anhaftung.

Nicht nur du hast Mögen und Nicht-Mögen, auch 'wir' haben das. Wenn niemand auf diesem Platz sitzen würde, dann würden 'wir', wenn 'wir' hierherkommen, in der Tat direkt dort hingehen und da sitzen. Da 'wir' uns nicht hier auf den Boden setzen, fragt vielleicht jemand: "Hast du Anhaftung an diesen Platz?" Nein. Er sagt vielleicht: "Wenn du dich hierhin setzt, dann kann ich dort drüben sitzen." 'Wir' haben keine Abscheu, 'wir' haben jedoch Mögen und Nicht-Mögen. 'Wir' würden sicherlich vor allem dies [den Platz] mögen (bevorzugen), aber wenn 'uns' jemand veranlassen würde, von diesem Platz aufzustehen, dann würde in 'uns' keine Abscheu entstehen. Aber zweifellos würden 'wir' uns da hinsetzen. Dieses Karma bindet nicht.

Whose Interference is it in ‘I Like This Taste - I Don’t Like This Taste’? (p 82) Wessen Einmischung steckt in: "Ich mag diesen Geschmack – Diesen Geschmack

mag ich nicht"? Wenn du, nachdem du Essen gegessen hast, dies nicht fortgesetzt erinnerst, dann ist das so, weil Anhaftung und Abscheu weg sind.

Fragender: Aber auch beim Essen gibt es Mögen und Nicht-Mögen, oder?

Dadashri: Natürlich, bei allem. Es gibt einen großen Unterschied dazwischen, den Geschmack eines bestimmten Essens nicht zu mögen, und dem Nicht-Mögen, das entsteht. Es ist einem vielleicht danach, etwas Saures zu essen, aber das ist einem nicht möglich; also ist auch das ein Unterschied. Das ist eine Einmischung (Dakhal) der subatomaren Teilchen (Parmanus) im Innern, die es einem nicht erlauben [das Saure] zu essen. Vor zehn Jahren hättest du gesagt, dass du den Geschmack einer Süßspeise aus Zuckerrohr nicht magst, und heute sagst du, dass du den Geschmack einer [Süßspeise] mit Zucker nicht magst, aber den Geschmack von der [Süßspeise] mit Zuckerrohr magst. Warum ist das so? Es sind die sich bedingenden Umstände. Die subatomaren Teilchen (Parmanus) im Innern haben sich verändert. Sie [die Parmanus], die von innen her danach verlangen, haben sich alle verändert, während die weltlichen Leute glauben: "Tatsächlich bin ich es, der all das macht."

Wenn du ihn fragst: "Wenn du derjenige bist, der das macht, warum kannst du dann nicht essen, obwohl du möchtest?" Er wird sagen: "Aber was kann ich tun? Ich mag den Geschmack nicht." Aber he, warum? Du möchtest essen, aber du magst den Geschmack nicht. Jetzt sag mir, wessen Einmischung ist das? Er glaubt: "Diesen Geschmack nicht zu mögen ist meine mir innewohnende Natur (Swabhaav) geworden." Nun, wie kann er all das verstehen? Er ist sich nicht bewusst, dass da eine andere Einmischung besteht!

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Dada’s Likes and Dislikes! (p 82)

Dadas Mögen und Nicht-Mögen

Fragender: Hat der Akram Gnani wirklich Mögen und Nicht-Mögen?

Dadashri: Das Mögen und Nicht-Mögen besteht nur zum Anschein. Es dauert nicht an, wie in einem Theaterstück, in einem Schauspiel. In einem Theaterstück hat man nicht wirklich Abscheu gegen das, was er [in seiner Rolle als Schauspieler] nicht mag; noch hat man Anhaftung an das, was er mag.

Fragender: Kannst du bitte 'schauspielerndes' Mögen und Nicht-Mögen mit einem Beispiel erläutern?

Dadashri: Wenn der Schauspieler Laxmichand [die Rolle von König Bhartruhari spielend, der später ein Jain-Mönch wird] seine Sätze rezitiert: "Mutter Pingda, gib mir Almosen", dann weiß er innerlich: "Ich bin eigentlich Laxmichand, und wenn ich meine Rolle nicht gut spiele, dann werden sie meine Bezahlung kürzen." Also weint er, er gibt vor zu weinen. Nun, vier Personen, die das Theaterstück sahen und den Schauspieler weinen sahen, rannten von zu Hause weg [überwältigt von Gleichgültigkeit gegenüber dem weltlichen Leben] und wurden seitdem nicht mehr gesehen. Sie dachten, dass der arme König wirklich viel Leiden spürte! Hätten sie ihn gefragt, hätte er ihnen gesagt: "Es ist nur ein Theaterstück, und ich, Laxmichand, spiele einfach die Rolle des Königs." Er würde das wissen, nicht wahr?

Fragender: Ja, das stimmt, er würde das wissen.

Dadashri: Ja. Also 'weißt' Du: "Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)", und fährst damit fort, die Rolle von Chandubhai zu spielen. Das Theaterstück muss in der Tat aufgeführt werden, exakt so wie es ist!

Dieses Mögen und Nicht-Mögen ist alles die inhärente Natur des Körpers. Körper bedeutet, es ist der anfassbare (Sthool) Teil. Das ist die inhärente Natur des Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex). Was dir passiert, nennt man Wohlgefühl und Abneigung (Rati-Arati). Wenn 'wir' den Satsang betreten, dann sucht jeder nach einem 'sicheren Ort' [einem guten Platz] oder nicht? Deshalb nennt man es 'Rati' (Wohlgefühl), wenn man am 'sicheren Ort' sitzt. Und wenn ihn jemand fragt: "He, du hast Dadas Gnan genommen. Wie kommt es also dass du 'Rati' (Wohlgefühl) hast?" Die inhärente Natur des Pudgal ist in der Tat so: Sie sitzt erstmal nur dort, wo es gut ist. Wenn dann jemand bittet: "Warum sitzt du auf der Couch? Setz dich auf den Boden", dann würde ich mich auf den Boden setzen. In dieser Situation würde es keine Veränderung in der inneren Stimmung geben, nicht mal den Hauch einer Veränderung. Wohlgefühl und Abneigung (Rati-Arati) werden also bis ganz zum Schluss passieren. Das ist in der Tat die inhärente Natur des Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex).

Fragender: Würde für die Gnanis des Schritt-für-Schritt (Kramic)-Weges nur Wohlbehagen und Abneigung (Rati-Arati) entstehen, wenn sie nur [noch] Wirkung [übrig] hätten?

Dadashri: Bei ihnen bestehen Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) nur entsprechend dem, wieviel restliches Ego übrig ist, das gereinigt werden muss; und im Rest ist nur Wohlgefühl und Abneigung (Rati-Arati). Die Menschen draußen [die nicht Selbst-realisiert sind] haben tatsächlich in allem Anhaftung und Abscheu. Selbst in den

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allertrivialsten Dingen ist Anhaftung und Abscheu. Die Wirkung davon, ein Gnani zu sein, ist dies [keine Anhaftung und Abscheu]. Wenn man die Hälfte von Gnan hat, dann hat man die Hälfte von Anhaftung und Abscheu. In dem Maße, wie das Ego vermindert ist, um so viel sind Anhaftung und Abscheu vermindert. In dem Maße, wie das Ego gesund und munter ist, so viel Anhaftung und Abscheu werden dort entstehen. Dies sind alles sehr subtile Punkte! Du musst nur so viel verstehen: Indem du meinen Fünf Agnas folgst, ist nur dieser Teil Ursache [von Karma]. Der ganze Rest ist Wirkung.

The Path to Vitaragaata Begins From Upeksha! (p 83)

Der Weg zu Vitaraagta21 beginnt mit Upeksha

ragender: Kannst du bitte ein bisschen über Upeksha (ein Zustand von Indifferenz, Gleichgültigkeit) und Abscheu (Dwesh) erläutern?

Dadashri: Upeksha heißt, obwohl man etwas nicht mag, gibt es keine Abscheu dagegen. Und Abscheu bedeutet, dass man kein Upeksha (Zustand von Indifferenz, Gleichgültigkeit,) hat, sondern es besteht Abscheu gegenüber dem, was man nicht mag. Man versteht [in Upeksha], dass kein Nutzen darin liegt, Abscheu zu empfinden. Mit diesem Verständnis: "Das ist schädlich", erhält man einen Zustand von Gleichgültigkeit/Indifferenz (Upeksha). Man sollte gegenüber jeglichem schädlichen Umgang (Kusang, Verbindung zu dem, was dich vom Selbst abbringt) Upeksha (Gleichgültigkeit, Indifferenz) haben. Wir sollten hier einen Zustand von Indifferenz aufrechterhalten. Vielleicht ist jemand Alkoholiker, ein anderer spielt vielleicht: dort solltest du einen Zustand von Indifferenz halten. Hab dort keine Abscheu, das ist, was ich zu sagen versuche. Das, wo keine Abscheu ist, nennt man einen Zustand von Indifferenz. Und wenn Abscheu besteht, kann es nicht als Zustand von Indifferenz genannt werden. Weltliche Menschen [die nicht Selbst-realisiert sind] haben Abscheu. Wenn sie etwas Falsches nicht mögen, haben sie Abscheu dagegen, und sie haben Anhaftung dem gegenüber, was sie mögen. Ein Zustand von Indifferenz bedeutet, dass weder Abscheu noch Anhaftung gegenüber irgendetwas besteht. In dem Augenblick, da man sieht: "Ich habe nichts damit zu tun", wird man frei davon.

Fragender: Worauf basiert ein Zustand von Indifferenz, der sich scheßlich ausbreitet?

Dadashri: Man hält einen Zustand von Indifferenz aufrecht, basierend auf dem, was man als nützlich oder schädlich für das Selbst (Potanu) betrachtet. Man spürt, dass es falsch ist, Abscheu zu haben. Es gibt Falsches, und man [das Selbst] 'weiß', dass es falsch ist; zudem sollte man keine Abscheu dagegen empfinden. Demzufolge muss man diesen Zustand von Indifferenz behalten, zum Nutzen des eigenen Selbst (Atma). Fragender: Gilt es als Zustand von Indifferenz (Upeksha), wenn man sich entsprechend seines sich entfaltenden Karmas (Udaykarma) verhält?

Dadashri: Tatsächlich ist alles sich entfaltendes Karma! Ein Zustand von Indifferenz bedeutet, dass Du [das erwachte Selbst] – obwohl du vielleicht weiterhin, entsprechend

21 Zustand völlig frei von Anhaftung und Abscheu

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dem sich entfaltenden Karma, negative Gefühle bezüglich jemandem hast – dennoch davon getrennt bleibst: "Das sollte nicht so sein."

ragender: Das heißt, oftmals, wenn du sagst: "'Wir' sind wie ein 'Paket'. 'Wir' gehen, wohin ihr 'uns' auch bringt": giltst du dann als Beispiel von jemand, der die Absicht [den Zustand] von Indifferenz (Upeksha Bhaav) hat?

Dadashri: Nein. Dies [Dadas Zustand] gilt wahrlich als der Zustand (Bhaav) ohne Eignerschaft.

Was meinen wir mit einem Zustand von Indifferenz? Es bedeutet, dass man agiert, als ob sie [die problematische Person] nicht-existent ist. Gib dem [was dazu neigt, dich zu tangieren/zu beeinflussen] keine Aufmerksamkeit.

ragender: Das Ego ist im Zustand von Indifferenz beteiligt, oder?

Dadashri: Das ist wahrlich die Arbeit des Egos. Ein Zustand von Indifferenz kann nur so lange bestehen, wie es das Ego gibt.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Nispruhi und Upeksha?

Dadashri: Nispruhi (desinteressiert, ohne Vorlieben) zu sein ist eigene Schwäche. Nispruhi (desinteressiert zu sein) heißt, es besteht eigentlich mit der Überzeugung: "Ich bin jemand." Nispruhi (desinteressiert zu sein) bedeutet: mit Egoismus. Wenn der Egoismus zunimmt, heißt das, man ist Nispruhi, und Upeksha (ein Zustand von Indifferenz) bedeutet, dass der Egoismus nicht zunimmt; und aus Upeksha (Indifferenz) wird Udaseenta (ein Zustand von Neutralität bezüglich des Relativen, mit verminderter Anhaftung und Abscheu) entstehen, und dann entsteht Vitaraagata (ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu). Vitaraagata wird aus Upeksha und Udaseenta geboren.

Desinteresse (Nispruhata) ist tatsächlich überall zu finden. In [dem Zustand von] Desinteresse (Nispruhata) hat man sich zu etwas entschlossen. Angenommen, hier sitzt ein Asket, und wenn diese Person sich neben ihn setzt, dann wird auch sie desinteressiert (Nispruha) werden, nur indem sie ihn anschaut. Jemand, der desinteressiert (Nispruhi) ist, hat keine Substanz. Der Asket sagt: "Ich bin Nispruha (habe keinerlei Vorlieben)", und so lernt der junge Mann, der neben ihm sitzt, ebenfalls: "Ich bin Nispruha (habe keinerlei Vorlieben)." Wenn der Asket sagt: "Nein! Bringe keinerlei Essen oder Trinken!", dann sagt der junge Mann ebenfalls "Nein". Keine Vorlieben zu haben (Nispruha) ist eine höhere Form von Abscheu; was der Grund dafür ist, dass 'wir' niemals Nispruhi (desinteressiert) wurden! 'Wir' sind ohne Vorlieben (Nispruha) in Angelegenheiten, die deinen Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) betreffen, und 'wir' haben Vorlieben (Saspruha) in Angelegenheiten, die die Seele (Atma) betreffen. 'Wir' sind Nispruha-Saspruha. Wenn jemand keine Vorlieben hat, dann herrscht innerlich Abscheu vor.

[Wir' sind] Saspruha (mit Vorlieben) in Angelegenheiten des Selbst. Deshalb sind 'wir' Nispruha-Saspruha (ohne weltliche Vorlieben, aber dem Selbst zugeneigt). Hast du je einen Menschen ohne Vorlieben gesehen? Sie [diese Menschen] werden sagen: "Was hat das mit mir zu tun? Ich will gar nichts! Hau ab, nimm es mit!" Sie verwünschen dich derart und machen all sowas!

Ein Mensch, der Vorlieben hat (Saspruhi), hat Demut (Vinay), weil er Sehnsucht (Ichchha) hat, wogegen ein Mensch, der Nispruha (ohne Vorlieben) wurde, keine

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Demut hat. Er ist wie ein Tier. Er wird sogar wie ein Tier sprechen. Ich habe diese Asketen gesehen, die Nispruha sind!

Wenn man Nispruha (ohne Vorlieben, desinteressiert) wird, fällt man auf diese Seite, und wenn er nur Saspruha (mit Vorlieben, zugeneigt) wird, fällt man auf jene Seite. Du brauchst beides, Nispruha und Saspruha.

Fragender: Wenn es da etwas gibt, das man nicht mag, aber es liegt keine Abscheu darin, dann gilt das als ein Zustand von Indifferenz (Upeksha). Ist das dann das gleiche in Abneigung (Abhaav)? Angenommen, wir haben Abneigung einer Person gegenüber, dann entsteht keiner Abscheu irgendeiner Art dieser Person gegenüber, oder?

Dadashri: Das ist keine Frage über 'nicht mögen', oder?

Fragender: Nein, ich meinte, in Indifferenz (Upeksha)?

Dadashri: In Indifferenz (Upeksha) bedeutet es [hat man das Verstehen]: "Diese Sache ist nicht gut für mich", also ist die eigene Interaktion dem gegenüber ohne Abscheu. Die Menschen der Welt [diejenigen ohne Selbst-Realisation] werden gegenüber diesen Sachen Abscheu haben. Sie werden fortgesetzt Abscheu gegenüber Zwiebeln haben. In dem Augenblick, da sie sie [die Zwiebeln] sehen, fühlen sie sich angeekelt. Das gilt nicht als Indifferenz (Upeksha). Selbst wenn man die Zwiebel sieht, selbst wenn sie die Füße berührt, wird man sich nicht angeekelt fühlen. Trotzdem hat das nichts mit Dir (als das Selbst) zu tun. Diejenigen ohne Selbst-Realisation spüren die Wirkung.

Fragender: Dada, da ist Abscheu, wenn jemand gegenüber Abneigung (Abhaav) aufkommt, nicht wahr? Wenn man jemand gegenüber Abneigung empfindet, dann heißt das, dass darin etwas Abscheu ist, nicht wahr?

Dadashri: Abneigung bedeutet an sich, dass Abscheu besteht. Man nennt es Nicht-Mögen (Angamo), wenn keine Abscheu besteht. [Nicht-Mögen] gelangt nicht ganz bis zum Selbst; das Ausmaß ist begrenzt auf die Sinne (Indriya). Deshalb kann es nicht als Abscheu betrachtet werden. Es kann nur als Abscheu betrachtet werden, wenn es bis zum Selbst heranreicht. Deshalb reicht es [unser Zustand nach der Selbst-Realisation] nur bis zum Mögen und Nicht-Mögen.

ragender: Dieses Udaseenta (Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen, mit verminderter Anhaftung und Abscheu) ist über Upeksha (Zustand von Indifferenz) hinausgegangen, oder?

Dadashri: Udaseenta ist anders. Es ist eine Ebene weiter. Es gibt einen leichten Unterschied zwischen Udaseenta (Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen) und Vitaraagata (Zustand frei von Anhaftung und Abscheu). Auch ein Gnani kann das tun. Es ist kein Ego notwendig, um Udaseen (neutral gegenüber dem Relativen) zu werden. Wohingegen in Upeksha (Zustand von Indifferenz) definitiv das Ego benötigt wird.

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Udaseenta is Higher Than Upeksha! (p 85)

Udaseenta ist höher als Upeksha

Fragender: Udaseenta (Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen, mit verminderter Anhaftung und Abscheu) und Bequemlichkeit, wie können die zwei unterschieden werden? Sagen wir, ich bin bequem in Bezug auf das Tragen von Schmuck: ich muss ihn von der Bank abholen, ich muss dies und jenes tun; wie kann man die zwei unterscheiden?

Dadashri: Was würdest du deinen Sohn lehren? Wie würdest du deinen Sohn erkennen lassen, ob er bequem ist oder dem Relativen gegenüber neutral (Udaseen) geworden ist? Es ist ein schwerwiegender Fehler, einen Menschen, der dem Relativen gegenüber neutral (Udaseen) ist, als bequem zu bezeichnen. Dem Relativen gegenüber neutral (Udaseen) zu werden ist ein Stadium, bevor man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird. Es ist keine Bezeichnung für gewöhnliche Menschen. Deshalb ist all das tatsächlich Bequemlichkeit (Pramad, Adas). Man kann nicht einen Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) erreichen. Wie kann der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) entstehen? Wie kann ein Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) in einer so großen Stadt wie Ahmedabad entstehen, wo man bekommen kann, was immer man möchte? Was lässt dich annehmen, es sei der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta)?

Fragender: Ich empfinde: "Warum sollte ich mir die Mühe machen zu reisen, diese Dinge anzuziehen und all sowas." Liegt darin also meine Bequemlichkeit (Pramad, Adas)? Wie kann ich sagen, ob für mich der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) entstanden ist, oder ob es meine Bequemlichkeit ist?

Dadashri: Der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) ist ein höherer Zustand, nachdem man Losgelöstheit gegenüber dem weltlichen Leben (Vairagya) erreicht hat, und es ist ein Zustand, der dem Vitaraag-Zustand (völlig frei von Anhaftung und Abscheu) vorausgeht. Solange man eine starke Lösgelöstheit gegenüber dem weltlichen Leben erlebt, aber der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) noch nicht entstand ist, dann besteht für diese Zeit der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseen Dasha). Das ist ein sehr hoher Zustand. Solch ein Zustand gibt es bei den Menschen hier nicht!

Fragender: All die Wünsche, die man hatte, als man fünfundzwanzig Jahre alt war, diese Wünsche bleiben im Alter von vierzig oder fünfundvierzig nicht. Wie kann man zwischen all dem unterscheiden: ob das wirklich im wahren Sinne der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) ist, oder ob all das weniger intensiv geworden ist?

Dadashri: Dies [die Wünsche], was weniger intensiv geworden zu sein scheint, wird in Wirklichkeit jetzt wieder aufleben und erwachen. He, ein siebzig Jahre alter Mann wird sich an Jalebi (frittierte Süßigkeit, in Sirup getaucht), an Ladvas (süßes Gebäck) erinnern! Er wird sich an alle Arten von Dingen erinnern. Obwohl er nichts kauen kann, wird er Dinge erinnern, die er nicht kauen kann. Also tauchen diese sinnlichen Freuden (Vishay) nicht nur dann auf, wenn man jung ist. Sie neigen dazu, viel häufiger aufzutauchen, wenn die Menschen älter werden. Deshalb wird kein Zustand von

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Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) entstehen. Mache dir darum keine Sorgen. Halte nicht an dieser Furcht fest.

Fragender: Bitte gib uns eine wahre Definition von Udaseenta (Neutralität gegenüber dem Relativen).

Dadashri: Was ist Udaseenta? Sobald man etwas sieht, mag man es. Solange man es nicht sieht, wird man es nicht erinnern. Und wenn man es erinnert, nagt es nicht an einem: das ist der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen. Den Zustand jenseits davon nennt man Vitaraagta (Freiheit von Anhaftung und Abscheu). Bis dahin bleibt der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen. Er erinnert es nicht mal, und wenn es passiert, dass er so etwas sieht, dann geht er und genießt es genau hier und jetzt. In dem Moment, da es verschwindet, erinnert er es nicht länger. Er ist Udaseen (neutral dem Relativen gegenüber)

Das ist nicht wie dieser Zustand (Absicht) von Indifferenz (Upeksha Bhaav), über den wir sprechen. Dieser Zustand von Neutralität (Udaseenta) ist ein höherer Zustand. Somit braucht es eine Weile, damit der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen entsteht. Man hat noch nicht mal Lösgelöstsein gegenüber dem weltlichen Leben (Vairagya) erreicht. Udaseenta bedeutet, dass alles Mögen (Bhaav) für vorübergehende [zerstörbare] Dinge zerbricht, und obwohl man nach dem Ewigen [Unzerstörbaren] sucht, ist es nicht erlangt!

Fragender: Ist der Zustand von Neutralität (Udaseenta) oder der von Indifferenz (Upeksha) die Grundlage von Vitaraagta (Freiheit von Anhaftung und Abscheu)?

Dadashri: Vitaraagta (Freiheit von Anhaftung und Abscheu) entsteht aus dem Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta). Wohingegen der von Indifferenz (Upeksha) vor dem Zustand von Neutralität (Udaseenta) kommt; er ist [geschieht] durch den Intellekt (Buddhi). Fragender: Bitte erläutere den Unterschied zwischen normalem Udaseenta und Bhaav Udaseenta.

Dadashri: Was bedeutet Bhaav Udaseenta? Man bindet kein Karma. Und normales Udaseenta (Zustand von Neutralität) bedeutet, dass es nah ist bei Vitaraag Bhaav (dem Gefühl, frei zu sein von Anhaftung und Abscheu). Es ist Upekshapanu (der Zustand von jemand, der indifferent ist). Upeksha bedeutet, dass ein Gefühl von Neutralität (Udaseen Bhaav) dafür besteht, will sagen, dass auf dieser Seite keine Anhaftung und Abscheu ist.

Bhaav Udaseenta ist etwas sehr Hochstehendes. Du bindest dabei überhaupt kein Karma. Das Gnan, das 'wir' Dir geben, es ist eines von Bhaav Udaseenta (dem Zustand, der auf der Überzeugungsebene dem Relativen gegenüber neutral ist). Dies ist die Wissenschaft (Vignan) von Bhaav Udaseenta. Man isst vielleicht keine Kartoffeln, und man isst vielleicht einige andere Dinge nicht. Lieber Herr, wenn 'wir' in diesem Leben Befreiung erlangen wollen, dann können wir auskommen, ohne Blumengirlanden zu tragen. Allerdings haben 'wir' hier noch ein weiteres Leben, oder vielleicht zwei, zu leben, bevor wir Befreiung erlangen; was also haben 'wir' hier zu verlieren? Jetzt, da das gesamte Universum unter 'unsere' Kontrolle gelangt ist, was haben 'wir' dann zu verlieren? 'Wir' haben nicht mal den Wunsch, an diesen Blumen zu riechen!

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Udaseenta und Vitaraagta?

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Dadashri: Der Unterschied ist, dass Udaseenta (dem Zustand von Neutralität) der Schöpfer von Vitaraagata (völlig frei sein von Anhaftung und Abscheu) ist. Es ist die Mutter von Vitaraagta. Ein Sohn kann nur geboren werden, wenn es eine Mutter gibt, richtig? Somit ist Vitaraagata (völliges Freisein von Anhaftung und Abscheu) der letztendliche Zustand, und Udaseenta (Neutralität gegenüber dem Relativen) ist der anfängliche Zustand. Am Anfang zeigt sich ein Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta). Udaseenta bedeutet, dass es keine Tendenz in Richtung Anhaftung oder Abscheu gibt. Sogar dort, wo Abscheu 'getan werden' muss, gibt es keine Vorliebe dafür, und es besteht, keine Vorliebe, wo auch immer Anhaftung 'getan werden' muss. Und wenn man jenseits davon geht, entsteht Vitaraagata (Zustand ohne jede Anhaftung und Abscheu). Aber solange es Udaseenta (den Zustand von Neutralität) gibt, wird es Freundlichkeit (Dayaa) geben. Und der absolute Zustand kann nicht existieren, solange es Freundlichkeit gibt. Deshalb ist Mitgefühl (Karuna) das Höchste. In dem Moment, da bedingungsloses, beständiges Mitgefühl (Kaarunyata) entsteht, bedeutet es, dass alles erreicht ist!

Wenn man das befolgt, was der Gnani einem sagt, dann wir der 'Schlusspunkt' definitiv kommen. Es gibt keinerlei Störung irgendeiner Art!

Fragender: Das Selbst bleibt in Udaseen Bhaav (der Absicht von Neutralität gegenüber dem Relativen), und auf der anderen Seite ist Wissender-Sehender und ewige Glückseligkeit die dem Selbst innewohnende Natur (Swabhaav). Wie kann das Selbst dann in Udaseen Bhaav bleiben?

Dadashri: Udaseen bedeutet, dass das Selbst keinerlei Erwartung im weltlichen Leben hat. Das ursprüngliche Selbst (Muda Atma) hat keine weltlichen Erwartungen, und so bleibt es in Udaseen Bhaav (der Absicht von Neutralität gegenüber dem Relativen). Die Menschen verstehen es nicht, wenn du sagst: "Das Selbst ist in Vitaraag Bhaav (dem Gefühl, frei zu sein von Anhaftung und Abscheu)", aber sie verstehen, wenn es als Udaseen (neutral gegenüber dem Relativen) bezeichnet wird. Das ursprüngliche Selbst kümmert sich überhaupt nicht um das weltliche Leben. Es hat nichts damit zu tun. Seine eigene ihm innewohnende Natur ist anders, und die Natur des weltlichen Lebens ist anders. Die dem weltlichen Leben innewohnende Natur ist die von Füllen und Entleeren (Pudgal), während die eigene inhärente Natur die des Selbst ist.

Das Reine Selbst (Shuddha Chetan) bleibt in der Tat in Udaseen Bhaav (der Absicht von Neutralität gegenüber dem Relativen). Es spendet nur Licht (Prakash). Du verwendest es, wofür auch immer du möchtest, weil das Licht nicht kommt, um irgendetwas zu geben. Genau wie die Sonne, sie kommt nicht, um Licht zu geben. Licht ist ihre ihr innewohnende Natur. Und wenn wir ihr gegenüber sinnloserweise dankbar sind, wird sie ganz im Gegenteil beleidigt sein. Sie wird sagen: "Was sind das für Leute, sie haben nichts zu tun!" In der Tat, das [Licht zu spenden] ist ihre ihr innewohnende Natur.

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Wherever There is Attachment-Abhorrence, There is Recollection! (p 87)

Wo Anhaftung und Abscheu besteht, dort ist Erinnerung

Vorliebe (Padsandgi) ist eine illusionäre Meinung. Etwas zu erinnern (Yaad) hängt von der eigenen Vorliebe ab. Allerdings wird man das, wofür man Anhaftung oder Abscheu hat, erinnern.

Fragender: Nun, wenn man eine Vorliebe hat, gilt das als Anhaftung und Abscheu, richtig?

Dadashri: Vorliebe ist in Ordnung. Das, worin auch immer man Anhaftung hat – Anhaftung bedeutet Vorliebe. Darin ist ganz viel einbegriffen. Wenn wir es zusammengefasst sagen, dann ist es nicht nur Vorliebe, sondern man erinnert nicht nur all das, wofür man Anhaftung hat, sondern auch das, wofür man Abscheu hat.

Fragender: Von Anfang bis zum Ende ist Anhaftung angesammelt worden, indem man einfach in jeder Sache eine Vorliebe hat.

Dadashri: Es ist so: Vorliebe ist eigentlich in Anhaftung enthalten. Anhaftung ist nicht in Vorliebe enthalten.

Also wird man weiter das erinnern, wofür man Anhaftung und Abscheu hat. Das ist der Grund, warum ein Vitaraag (ein Mensch frei von Anhaftung und Abscheu) gar nichts erinnert. Aber das ist nur ein Wort, das darauf basierend geschrieben wurde, einzig für diesen Satz. Wenn wir allerdings die Definition von Vitaraag als "Jemand, der gar nichts erinnert" anwenden, dann erinnern all diese Asketen nichts, und sie hausen alle dort im Himalaya. Das wäre die falsche Bedeutung des Wortes. Was bedeutet Vitaraag? Es ist, was es ist: ohne jegliche Anhaftung und Abscheu, frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)! Ein Vitaraag müsste überhaupt nichts vergessen! Weil er keinerlei Anhaftung irgendeiner Art hat, deshalb gibt es nichts, woran er sich erinnert. Wie kann Anhaftung vergessen werden? Ein Mensch mit Anhaftung und Abscheu wird niemals vergessen.

Fragender: Man ist nicht Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu), wenn man Dinge erinnert.

Dadashri: Ja. Sich zu erinnern basiert auf Anhaftung und Abscheu. Nicht einfach ein Wort allein, nicht einfach ein Wort vergessen: das gesamte Wörterbuch selbst ist nicht da.

The Difference between Affection and Attachment! (p 88)

Der Unterschied zwischen Zuneigung und Anhaftung

Fragender: Bedeutet Sneha (Zuneigung, Liebe) Anhaftung (Raag)?

Dadashri: Sneha bedeutet Klebrigkeit. Wenn für eine Mango Sneha (Zuneigung, Liebe) entsteht, dann hängt sie sich an dir fest. In dem Moment, da Zuneigung für einen Freund entsteht, hängt sich das an dir fest. Sneha bedeutet Klebrigkeit. Es besteht ein großer Unterschied zwischen Zuneigung (Sneha) und Anhaftung (Raag). Fragender: Was ist der Unterschied zwischen den beiden?

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Dadashri: Zuneigung (Sneha) wird als Klebrigkeit betrachtet.

Fragender: Heißt das, dass sie über Anhaftung hinausgegangen ist?

Dadashri: Nein, nicht so. Anhaftung wird man sehr schwer los, wogegen Zuneigung (Sneha) auch zerbrechen kann.

Fragender: Aber du hast sie klebrig genannt?

Dadashri: Sie ist klebrig, weil sie zerbrechen kann. Zuneigung (Sneha) bedeutet Klebrigkeit, nichts sonst.

Fragender: Ist da keine Anhaftung enthalten?

Dadashri: Nein. Sie hängt sich fest, weil sie klebrig ist. Dann kann sie auch entfernt werden.

Fragender: Ist sie also wie Anziehung (Aakarshan), ist es Anziehung?

Dadashri: Anhaftung entsteht durch Anziehung. Ein Blatt wirbelte umher und klebte an dir fest. Nun, es klebte aufgrund von Zuneigung (Sneha) an dir fest. Aber während die Sonne darauf scheint, trocknet all die Feuchtigkeit im Innern aus und es fällt von alleine ab. Weil es nass ist, hat es sich hier festgehangen. Was jedoch würde geschehen, wenn die Sonne darauf scheinen würde?

Fragender: Es würde abfallen.

Dadashri: Du wirst es nicht abnehmen müssen; während Anhaftung etwas anderes ist. Anhaftung wird dich tatsächlich Dinge nicht begleichen lassen, bis Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) erreicht ist. Wofür hast Du jetzt Anhaftung?

Fragender: 'Ich' habe keine Anhaftung für irgendetwas.

Dadashri: Ja, dann ist es gut! Das nennt man Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). Derzeit kannst Du [das erwachte Selbst] nicht als Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) erachtet werden. Du kannst als Vitadwesh (frei von Abscheu) erachtet werden. Da ist keine Abscheu mehr.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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[2.3]

Vitadwesh (p 90)

The Definition of Raag-Dwesh!

Vitadwesh

Die Definition von Raag und Dwesh

Dadashri: Treten Anhaftung (Raag) und Abscheu (Dwesh) auf?

Fragender: Gewiss, Anhaftung und Abscheu treten zwangsläufig auf!

Dadashri: Dann muss es einige Methoden geben, um das Auftreten von Anhaftung und Abscheu zu stoppen, nicht wahr?

Fragender: Man sollte das richtige Verstehen erlangen.

Dadashri: Was ist besser, das Aufhören von Abscheu oder das Aufhören von Anhaftung?

Fragender: Ich kann Abscheu verstehen, was bedeutet Anhaftung? Abscheu bedeutet Eifersucht (Irsha), Feindseligkeit gegenüber jemandem zu haben.

Dadashri: Alle Wörter, die Gegenbegriffe sind von: Eifersucht, Neid (Irsha), verächtliche Ablehnung (Tiraskaar), Aversion (Abhaav), Nicht-Mögen (Angamo) usw., gehören zur Anhaftung (Raag). Anhaftung bedeutet Mögen (Gamo), Anziehung (Aakarshan). Nun ist die ganze Welt unglücklich (Dukhi) aufgrund von Abscheu. Die Menschen sind nicht unglücklich aufgrund von Anhaftung. Anhaftung lässt einzig Vergnügen (Sukh) entstehen. Dennoch wohnt in genau diesem Vergnügen die Abscheu. Aus diesem Vergnügen an sich treten die Schwaden der Abscheu aus. Darum hat der Lord gesagt, dass später auch die Anhaftung loszulassen ist. Werde zuerst frei von Abscheu (Vitadwesh). Der Lord wurde erst frei von Abscheu (Vitadwesh) und dann wurde Er frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag).

Would Attachment Arise for Jail? (p 90)

Würde Anhaftung für das Gefängnis entstehen?

Fragender: Es ist wahrhaftig Anhaftung, die dieses Umherirren von einem Leben ins nächste vergrößert, nicht wahr?

Dadashri: Anhaftung wird das definitiv vergrößern!

Fragender: Anhaftung ist auch Feuer, nicht wahr?

Dadashri: Anhaftung? Anhaftung ist kein Feuer. Wenn es Feuer wäre, dann würde Anhaftung nicht geschehen. Der Wunsch (Ichchha) ist Feuer, Anhaftung ist es nicht. Im Gegenteil, man würde sich gut fühlen, wenn es Anhaftung gibt, mentaler Frieden oder Ruhe wird [dann] gefühlt.

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Fragender: Abscheu ist wie ein feuchter Feuerwerkskörper. Er wird fehlzünden und verglimmen. Er wird nicht viel Schaden verursachen, aber Anhaftung wird eine Menge Schaden anrichten, ist das wahr?

Dadashri: Nein, so ist es nicht. Diese Welt existiert aufgrund von Abscheu, von Feindseligkeit (Ver). Und aus Feindseligkeit ist Anhaftung entstanden. Somit ist Feindseligkeit die Hauptursache dieser Existenz. Mit anderen Worten: die Welt bleibt bestehen aufgrund von Feindseligkeit. Diese Abscheu, Feindseligkeit - sie gehören alle zur gleichen Familie. Ihretwegen existiert diese Welt. Werde deswegen frei von Feindseligkeit (Nirveri), so dass nirgendwo Feindseligkeit jeglicher Art verbleibt. Wenn man das Wissen vom Selbst (Atma Gnan) erlangt, dann wird man zuerst frei von Abscheu (Vitadwesh). Danach wird man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Die Anhaftung, die es im weltlichen Leben gibt, wie ist sie? So wie ein Gefangener im Gefängnis, er hätte geweint, als er ins Gefängnis geworfen worden wurde. Aber nachdem er eingesperrt worden wäre, würde er den Boden und den Schlafbereich seiner Zelle mit Lehm verputzen. Würde er das nicht machen, wenn es Löcher gäbe und raue Oberflächen? Du würdest denken: "Wow! Er hat Anhaftung an seine Gefängniszelle." Wenn du ihn dann fragen würdest: "Hast du Anhaftung an das Gefängnis?", dann wird er antworten: "Überhaupt nicht. Wie könnte irgendjemand Anhaftung an das Gefängnis haben? Aber wie soll ich nachts schlafen, wenn es so ist? Darum mache ich das."

Gleichermaßen hat man auch keine Anhaftung an dieses weltliche Leben. Aber was kann man tun? Da man jetzt darin gefangen ist, muss man sich darum kümmern. Man muss tatsächlich alles tun. Würde man es nicht verputzen müssen [lebenswert machen]?

Fragender: Ja, das muss man tun, Dada.

Dadashri: Darum denken die Menschen draußen, dass er eine Anhaftung an das Gefängnis entwickelt hat. He, würde irgendjemand Anhaftung an ein Gefängnis haben? Man muss alles unfreiwilligerweise machen. Muss man das nicht?

It is Primarily Abhorrence that Makes One Wander! (p 91)

Es ist vor allem Abscheu, die einen umherwandern lässt

Fragender: Ist Liebe (Prem, Anhaftung) oder illusionäre Anhaftung (Moha) so gefährlich wie Abscheu? Welche der beiden ist gefährlicher?

Dadashri: Abscheu ist gefährlicher als Liebe (Prem). Liebe trägt weniger Verantwortlichkeit in sich, weil Liebe aus Abscheu geboren wird. Abscheu ist der Samen. Liebe ist nicht der Samen von Liebe. Der Samen von Liebe ist in Wirklichkeit Abscheu.

Du magst Liebe (Prem) für jeden zu Hause empfinden, aber wenn keine Abscheu in dir entsteht, dann erkenne, dass der Samen nicht wieder gesät werden wird. Aber wenn Abscheu entsteht, dann wird wieder und wieder Liebe für sie [diejenigen zu Hause] entstehen. Andererseits ist es, nachdem man dieses Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt hat, nicht mehr möglich, dass neue 'Verträge' entstehen. Du solltest das mit den neuen 'Verträgen' verstehen. Wenn du tief in all die anderen Sachen eintauchst, dann wirst du herausfinden, dass es eine sehr tiefgehende Wissenschaft ist. Und es ist eine knappe

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[komprimierte] Wissenschaft. Habt ihr das mit diesem 'neuen Vertrag' alle verstanden? Der neue Vertrag entsteht aus den Erfahrungen des vergangenen Lebens, durch den Druck der Kräfte [der Umstände]. Das Gewahrsein der eigenen Reinen Seele sollte bestehen, das ist alles.

Abhorrence is Indeed the Mother of Attachment! (p 91)

Abscheu ist tatsächlich die Mutter von Anhaftung

Was wird als Satsang erachtet? Sich von schlechtem Umgang (Kusang) wegzubewegen, wird als Satsang (Verbindung mit dem, das dich in Richtung Selbst bringt) bezeichnet. Ja, ganz gleich, wo du dann sitzt, wenn du dich von dem schlechten Umgang (Kusang) wegbewegst, dann ist es Satsang. Wohingegen du vielleicht in einem Tempel sitzt, aber wenn du dich nicht vom schlechten Umgang (Kusang, Verbindung zu dem, was einen vom Selbst wegführt) wegbewegst, dann kann es nicht als Satsang bezeichnet werden.

Hätte der Lord Abscheu, wenn man schlechten Umgang (Kusang) hat? Hätte der Lord solch eine Abscheu für dich: "Diese Person bewegt sich nicht vom schlechten Umgang (Kusang) weg"? Wenn Abscheu je eine lohnenswerte Sache gewesen wäre, dann hätte Lord Mahavir gesagt: "Guter Mann, es ist in Ordnung, wenn du keine Anhaftung für bestimmte Dinge hast, aber habe definitiv Abscheu für diese Leute! Für Alkoholiker, unmoralische Leute - habe definitiv Abscheu für all diese Leute." Ist es das, was der Lord sagen würde? Aber warum tat Er es nicht?

Fragender: Wenn man keine Anhaftung an diese Dinge hat, dann entsteht keine Abscheu.

Dadashri: Alles, was man aufgeben muss, ist die Abscheu. Anhaftung muss überhaupt nicht aufgegeben werden.

Fragender: Wenn wir die Abscheu loslassen, wird die Anhaftung dann weggehen?

Dadashri: Mach dir überhaupt keine Sorgen um die Anhaftung. Der Lord hat gesagt: "Werde frei von Abscheu (Vitadwesh)." Frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu werden, das wird dann von allein passieren.

Fragender: Die Leute sagen, wo immer es mehr Anhaftung gibt, da wird mehr Abscheu entstehen.

Dadashri: Nein. Weil jemand Abscheu hat, deswegen entsteht Anhaftung in ihm. Sagen wir mal, ich habe Abscheu für jemanden, dann wird Anhaftung entstehen. 'Ich' fühle keinerlei Abscheu, wie kann dann also Anhaftung in 'mir' entstehen? Somit ist Anhaftung aus Abscheu entstanden. Hierbei ist Abscheu die Ursache, und Anhaftung ist die Wirkung (Parinaam). Deswegen mach dir keine Sorgen um die Wirkung, sorge dich um die Ursache. Das ist es, was der Lord sagt. So ein subtiles Gespräch kann nicht verstanden werden, nicht wahr? Das ist sehr subtil, ein sehr subtiles Gespräch!

Fragender: Inwiefern ist Abscheu eine Ursache und Anhaftung eine Wirkung?

Dadashri: Ja, Abscheu ist eine Ursache und Anhaftung ist eine Wirkung.

Fragender: Das ist so, weil Anhaftung und Abscheu zusammengehören. Wo es Anhaftung gibt, da gibt es Abscheu.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Nein. Abscheu geschieht und Anhaftung entsteht als Reaktion auf diese Abscheu. Wenn nicht die geringste Abscheu aufkäme, dann würde definitiv keine Anhaftung entstehen.

There is Abhorrence First, at the Subtle Level! (p 92)

Zuerst gibt es Abscheu auf der subtilen Ebene

Sie [die Welt] existiert aufgrund von Abscheu. Ihre eigentliche Grundlage besteht aus Abscheu. Wenn 'wir' also das Wissen vom Selbst (Gnan) geben, dann verschwindet die Abscheu. Danach bleibt dieses Hingezogen-werden (Khenchan) zu den Dingen, aber auch das ist das Hingezogen-werden des Relativen (Vyavaharik Khenchan). Es ist nicht das Hingezogen-werden des Selbst (Nischay, des Wahren). Erst danach wird man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sehr viel später, nachdem man frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden ist, wird man Vitaraag. Zuerst muss man (das erwachte Selbst) frei von Abscheu (Vitadwesh) werden.

Fragender: Es ist schwerer, die Anhaftung loszuwerden als die Abscheu.

Dadashri: Nein, die Anhaftung loszuwerden ist das Leichteste. Die Abscheu loszuwerden ist am schwersten. Weil die Abscheu zunächst nicht weggeht, darum verschwindet tatsächlich die Anhaftung nicht. Diese arme Anhaftung, sie wird verschwinden, wenn die Abscheu verschwindet.

Jetzt sagen die intelligentesten Menschen des Vedanta-Wegs, und auch Kabir22: "Man kann nicht denken, wenn Hunger aufkommt (Bhookh Lage Tab Kuch Nahi Sooje)." Das Wissen und die Meditation – das wird am Ende alles in Richtung des Essens wandern. Kabir sagt: "Hör zu, guter Mönch, lass diesen Magen in Flammen aufgehen. (Kahat Kabir, Soono Bhai Sadhu, Aag Lago Ye Pothee Mein.)"

Die Vitaraag-(frei von Anhaftung und Abscheu) Lords sagten jedoch nicht: "Lass den Magen in Flammen aufgehen." Sie untersuchten es durch das Wissen (Gnan), sie analysierten es mit Wissen (Gnan). Wohingegen sie [die Intellektuellen des Vedanta-Wegs und Kabir] tatsächlich glaubten: "Es ist wahrhaftig mein Magen. Zünde ihn also an." Und die Vitaraags (diejenigen ohne Anhaftung und Abscheu) analysierten: "'Ich' [das Selbst] bin getrennt, dieser [Körper] ist getrennt, der Essende (Aahari) isst, und 'Ich' bin der Nicht-Essende (Niraahari)." Nachdem die Vitaraags also solch eine Entdeckung machten, hatten sie keine Abscheu gegenüber dem Magen, wohingegen die anderen Abscheu hätten, nicht wahr? "Lass den Magen in Flammen aufgehen", kann man das als ein geringes Maß an Abscheu bezeichnen? "Verbrenne den Magen!" Hat das irgendjemand bisher gemacht? Die Menschen reden so, aber haben sie ihn je verbrannt?

Woher kommt nun die erste Abscheu in dieser Welt? Sagen wir mal: ein Mann läuft weg, in den Dschungel. Auch dort fühlt er den Hunger. Also wird er zu diesem Zeitpunkt verärgert sein, und in Verärgerung gibt es nur Abscheu, darin ist keine Anhaftung. Wenn du jemandem zu dem Zeitpunkt, wo er hungrig ist, Gold und all das zeigst, wird er dann irgendeine Anhaftung daran haben? Er wird nur Abscheu haben.

22 Ein berühmter indischer Mystiker, 1440-1518

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Deswegen hat das weltliche Leben aufgrund von Abscheu angefangen. Und es beruht auf dem Beginn dieser Abscheu, dass die Grundlage [des weltlichen Lebens] bestehen bleibt.

And In Attachment, The Preference is One’s Own! (p 93)

In der Anhaftung ist die Vorliebe die eigene [allein]

Fragender: Wie kann man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden?

Dadashri: Man wird automatisch Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). 'Du' musst nichts 'tun', um Vitaraag zu werden. Das größte Problem ist, sich frei von Abscheu (Vitadwesh) zu machen.

Fragender: An einem Tag hattest du gesagt, dass Anhaftung durch Abscheu geschieht.

Dadashri: Ja, all die Anhaftung rührt tatsächlich aus der Abscheu. Wenn du, nachdem du etwas Bitteres gegessen hast, ein wenig von etwas anderem isst, dann wird Anhaftung an diese Sache einsetzen. In dem Moment, wo du das isst, verringert es den bitteren Geschmack [im Mund], nicht wahr? Wenn du dieselbe Sache jedoch gegessen hättest ohne das Bittere davor, dann wird keine Anhaftung daran einsetzen. Deswegen ist Anhaftung aufgrund dieser Abscheu entstanden. Darum verschwindet zuerst die Abscheu, und danach geht die Anhaftung weg. Anhaftung (Raag) bedeutet, dass es etwas ist, wofür man eine Vorliebe hat (Pasandgi). Abscheu (Dwesh) dagegen entsteht auf natürliche Art (Kudarati). Sagen wir mal, da gibt es einen mächtigen König, der sehr glücklich ist und keinerlei Anhaftung oder Abscheu irgendwem gegenüber hat. Er lässt Gerechtigkeit walten, das bedeutet, er ist gerecht und nimmt nichts von anderen. Er hat den Eid abgelegt, nur die Wahrheit zu sagen. Er ist jemand, der nicht lügt. Aber wenn er in den Dschungel gehen und sich dort verirren würde, und wenn er dann anfängt hungrig zu werden, hätte er zu diesem Zeitpunkt Anhaftung? Was passiert, wenn man Hunger hat? Man fühlt Schmerz und Leiden (Vedana), nicht wahr? Jetzt, wo er hungrig ist, was wird er in dieser Situation tun? Er wird tun, was auch immer notwendig ist, um etwas zu essen, auch wenn das bedeutet, zu lügen oder zu stehlen. Wird er das tun oder nicht? Und auch wenn der Schleim vom Kind eines armen Mannes darauf ist, wird er so ein Essen zu sich nehmen oder nicht?

Fragender: Er wird es essen, weil er hungrig ist.

Dadashri: Das ist so, weil der Schmerz des Hungers, den er innerlich erfährt, eigentlich Abscheu ist, die geschieht. Wenn er dem Magen also ein wenig gibt, dann ist die Abscheu beschwichtigt. Und wenn du etwas von jemandem genommen hast, indem du ihn belogen hast, und jemand anders nimmt dir das weg, wirst du dann Anhaftung oder Abscheu für diese Person fühlen?

Fragender: Abscheu wird entstehen.

Dadashri: All das ist also die Ursache von Abscheu. Diese fünf Sinne: ihr Anfang ist die Ursache von Abscheu. Und wann entsteht dann Anhaftung? Wenn es auf der einen Seite Brot gibt und auf der anderen Dessert, dann wird man, auch wenn es gestohlen ist, sofort sagen: "Ich werde das Dessert essen!" Das ist Anhaftung, die eigene Wahl spielt

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hier ein Rolle, oder? Aber hauptsächlich geschieht Abscheu, nicht wahr? Hauptsächlich geschieht Abscheu, und dann entsteht Anhaftung. Anhaftung ist also eine Art Vorliebe, die wir haben. Anhaftung geschieht, nachdem es einen Überschuss gibt. Aber in den wesentlichen Bedürfnissen, die man hat, geschieht nur Abscheu. Wenn jemandes Grundbedürfnis nicht erfüllt wird, dann entsteht Abscheu. Wenn also jemand dir dein Brot wegnimmt, wieviel Abscheu entsteht dann für diese Person? Deswegen ist Anhaftung so, dass sie [von allein] weggehen wird. Danach gibt es keine Probleme mit der Anhaftung.

Fragender: Die Leute sagen, dass das ganze weltliche Leben eigentlich auf Anhaftung beruht.

Dadashri: Was unser Akram Vignan sagt ist: "Dieses [weltliche Leben] existiert auf der Grundlage von Abscheu." Für wen auch immer diese Grundlage zerbrochen ist, dessen Anhaftung wird von allein verschwinden. Sagen wir mal, jemand hat Anhaftung an Tee. Was würde passieren, wenn du ihn ein Dessert essen lässt, bevor er Tee trinkt?

Fragender: Er wird den Tee fade finden.

Dadashri: Die Anhaftung an Tee wird schwach werden [weniger intensiv]. Wenn 'wir' dieses Wissen vom Selbst (Gnan) geben, dann wird die Glückseligkeit (Sukh), die dadurch entsteht, alle anderen Vergnügen fade erscheinen lassen. Und so geht die Anhaftung [an sie] weg.

Fragender: Das ist ein bewiesenes Experiment.

Dadashri: Ja, ein bewiesenes Experiment.

The Four Kashays are Abhorrence Indeed! (p 94)

Die vier Kashays sind tatsächlich Abscheu

All das, was man mag, wird Anhaftung (Raag) genannt. Und das, was man nicht mag, wird Abscheu (Dwesh) genannt. Magst du Anhaftung sehr? Wie ist es mit der negativen inneren Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan) und der negativen inneren Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan)? Wie kannst du das dann Anhaftung nennen? Und diese Abscheu also, magst du sie?

Fragender: Die mag ich nicht.

Dadashri: Finde bei Anhaftung und Abscheu heraus, wer der Schuldige ist. Weil die Schuldigen nicht gefunden worden sind, hängt diese ganze Welt in der Luft.

Wenn du Gewürze in diesen (Tee) gibst und ihn mir reichst, dann ist es kein Problem, wenn Anhaftung in mir entsteht. Es ist auch kein Problem, wenn du dich letztendlich später noch daran erinnerst. Wenn jedoch Abscheu entsteht, während du etwas Bitteres trinkst, das dir angeboten wird, dann ist das ein Problem. Es ist kein Problem, wenn Anhaftung entsteht und du dich weiterhin daran erinnerst. "Ich werde diesen Saft noch einmal trinken. Und wenn ich ihn ein drittes Mal bekomme, dann werde ich ihn ein drittes Mal trinken." Aber dafür gibt es eine Grenze (Ant). Bei dem anderen [Abscheu] ist es endlos (Anant). Da gibt es kein Ende, wohingegen dies [Anhaftung] ein Ende hat.

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Fragender: Auch in den Schriften wird gesagt: "Lass diese Mein-heit (Mamata, my-ness) los." Man muss die tiefe Überzeugung "Das ist meins" (Mamata) loslassen. Wenn wir also die Mein-heit loslassen müssen, dann bedeutet das, dass wir zuerst die Anhaftung loslassen müssen, nicht wahr?

Dadashri: Hier geht es überhaupt nicht um Mein-heit (Mamata). Hier sprechen wir nicht über das Wort "Mein-heit". Was bedeutet frei von Abscheu (Vitadwesh)? Aussagen wie: "Abscheu geht weg, nachdem Mein-heit verschwindet, andernfalls geht sie nicht weg", werden hier gar nicht gemacht. Solche Gespräche sind für diejenigen außerhalb von Akram Vignan.

Fragender: Dieses Gespräch ist tatsächlich für diejenigen, die dem Akram (stufenlosen)-Weg nicht folgen.

Dadashri: Aber solche Gespräche helfen hier keineswegs, nicht wahr? Hier werden die Menschen wahrlich frei von Abscheu (Vitadwesh). Diese Menschen sind zunächst frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden, nicht wahr? Sie sind nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) gemacht worden. Man kann nicht Vitaraag gemacht werden, man wird fortfahren, Vitaraag zu werden [automatisch]. 'Ich' habe den Samen (von Abscheu) beseitigt, der Samen ist weg.

Fragender: Dada, lass mich jetzt eine andere Frage stellen. Diese zwei Worte, über die du sprichst: Anhaftung und Abscheu. Gier (Lobh) und Täuschung (Maya) sind in Anhaftung inbegriffen, wohingegen Stolz (Maan) und Ärger (Krodh) in Abscheu inbegriffen sind, dann…

Dadashri: Bei all dem, worüber du sprichst, geht es um etwas im Außen [für den Akram-Weg nicht relevant]. Das und dieses haben nichts miteinander zu tun.

Fragender: Ich spreche über das, was in den Schriften geschrieben worden ist.

Dadashri: Die Schriften sind korrekt, aber es sind Gespräche im Außen [außerhalb von Akram]. Gespräche im Außen bedeutet, dass es Gespräche auf grober (Sthool) Ebene sind. Es sind weltliche (Laukik) Gespräche, wohingegen diese (Akram) Gespräche über die Welt hinausgehen (Alaukik). Ärger, Stolz, Täuschung und Gier (Krodh, Maan, Maya, Lobh) sind tatsächlich Abscheu an sich. Jedes der vier [Kashays, innere Feinde] ist Abscheu.

Fragender: In den Schriften werden nur zwei [als Abscheu] erwähnt.

Dadashri: Sie werden nur die zwei nennen, aber letztendlich sind alle vier Abscheu, weil sie das [relative] selbst (Atma) verletzen, also werden sie alle als innere Feinde (Kashays) betrachtet. Deswegen entsteht alles, so lange sie vorhanden sind. 'Wir' haben Dich frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht. Alles, was Du sehen musst, ist, ob Du fühlst, dass Du frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden bist.

Fragender: Ja, das fühle ich.

Dadashri: Dann ist frei von Anhaftung (Vitaraag) [zu werden] eine Wirkung, dafür muss also nichts getan werden. Die Ursachen wurden beseitigt, nicht wahr? Die Hauptursache wurde ausgeschaltet.

Nun, dieses Gespräch ist so subtil, dass man es auch nach vielen Jahren nicht verstehen kann! Das ist kein Gespräch, dass durch den Intellekt verstanden werden kann (Buddhi

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Gamya). Das ist eigentlich ein Gespräch aus erfahrbarem, aus dem Wissen des Selbst entstehendem Wissen (Gnan Gamya), das herausgekommen ist. Siehst du, es kam heraus, nicht wahr?

Fragender: Aber es ist eine Tatsache: jeder hat die gleiche Erfahrung gehabt, dass man gegenwärtig keinerlei Abscheu gegenüber irgendetwas hat…

Dadashri: Für niemanden tritt irgendwelche Abscheu auf. Außer dass sie definitiv alles mögen, was sich gut anfühlt und süß schmeckt, wie Mangos. Wenn da etwas Bitteres ist, dann essen sie in der Tat das Bittere, aber es geschieht keine Abscheu. Sie begleichen es mit Gleichmut, sie führen eine Lösung dafür herbei. Deswegen ist alles, das [zu tun] bleibt, nachdem Du frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht wurdest: frei von Anhaftung (Vitaraag) [zu werden].

Main Cause of Hunger is Abhorrence! (p 96)

Die Hauptursache von Hunger ist Abscheu

Eine Person, die frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraag), hat keinerlei Gefühl von Handelnder-sein (Karvapanu). Es passiert tatsächlich von allein. Isst ein Mensch aus Anhaftung oder aus Abscheu? Wenn ein Mensch losgeht, um etwas zu essen, isst er dann aufgrund von Anhaftung oder aufgrund von Abscheu?

Fragender: Aus Anhaftung.

Dadashri: Nein, er isst aufgrund von Abscheu.

Fragender: Dada, erkläre das bitte. Das habe ich nicht richtig verstanden.

Dadashri: Wenn er nicht hungrig ist, dann bleibt der arme Mann sitzen. Wenn er hungrig wird, dann fühlt er innerlich Schmerz, und wenn Schmerz aufkommt, dann hat er Abscheu, nicht wahr? Die Qualen des Hungers an sich sind eine Ursache von Abscheu. Durstig zu sein ist eine Ursache von Abscheu. In ihm entsteht Abscheu. Andernfalls, wenn er nie hungrig wäre, was [würde] dann [passieren]? Wenn man keinerlei Hunger in Bezug auf Sexualität hätte, Hunger in Bezug auf den Körper oder irgendeinen anderen Hunger, was [würde] dann [passieren]?

Fragender: Dann wird dieser Mensch frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden.

Dadashri: Er ist wirklich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)! Es entsteht nur dieser quälende Hunger. Wie viele Arten von Hunger entstehen in ihm?

Fragender: Es gibt eigentlich unendlich viele Arten von Hunger!

Dadashri: Sagen wir, so wie an jenem Tag, fühlst du überhaupt keinen Hunger in dir aufkommen, also entschließt du dich, dass du nicht draußen umherwandern möchtest. Du entschließt dich, im Bett zu bleiben und zu schlafen. Wird nicht auch dann Hunger entstehen? Wird der Hunger dich in Ruhe lassen? Für einen Tag oder zwei?

Fragender: Der Hunger wird entstehen.

Dadashri: Was passiert also innerlich mit einem?

Fragender: Man fühlt sich unwohl.

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Dadashri: Das bedeutet, man fühlt Schmerz (Dukh), Schmerz-Signale (Vedana) zeigen sich. Das Auftreten von Schmerz-Signalen bedeutet, dass man sagen kann, dass die resultierende Wirkung von Abscheu (Dwesh Parinam) eingetreten ist. Wenn die resultierende Wirkung von Abscheu (Dwesh Parinam) entstanden ist, dann wird man jeden verfluchen, der vorbeikommt. Ja, wenn man hungrig ist, dann wird man fluchen, man wird sogar beißen. Wenn du etwas zum Essen bei dir hast und es ihm nicht gibst, dann wird er dich beißen. Das ist der Fall bei Hunger, bei Durst, bei Sexualität. Sexualität ist eine Art Hunger. Sagen wir mal, eine Person ist 'hungrig' nach einem Film, aber du lässt sie nicht gehen, um ihn sich anzuschauen. Was wird sie dann machen? Wird sie Abscheu haben oder wird sie Anhaftung [an dich] haben?

Fragender: Sie wird Abscheu haben.

Dadashri: Es ist wahrlich diese Abscheu, die diese Welt, die existiert, entstehen lassen hat. Die Anhaftung, das arme Ding, hat eigentlich überhaupt kein Problem. Lauf mit sieben Frauen herum, wenn du möchtest, vorausgesetzt du fühlst keine Abscheu!

Fragender: Ist es wahr, dass jemand, der sehr hungrig wird, mehr Abscheu fühlt?

Dadashri: Ja, selbstverständlich. Wenn er weniger hungrig ist, dann wird er weniger Abscheu haben. Derjenige, der die Absicht von Enthaltsamkeit (Brahmacharya, Freiheit von Sexualität in Gedanken, Sprache, Handlungen) im vergangenen Leben aufrechterhalten hat, was bedeutet, dass er diese Absicht aufgeladen hat, für den wird sich Brahmacharya in diesem Leben entfalten. Nachdem er [der Zustand frei von Sexualität] sich für ihn entfaltet, wird er nicht mehr hungrig danach [Sexualität] sein. Somit ist seine Abscheu dafür weggegangen. Das bedeutet, dass er frei von Abscheu (Vitadwesh) in dieser Sache geworden ist. Auf gleiche Weise wird er, wonach auch immer er hungrig ist, in dieser Sache frei von Abscheu (Vitadwesh) werden.

Fragender: Solange es den Körper gibt, wird zwangsläufig Hunger auftreten.

Dadashri: Nein, aber für denjenigen, der die Absicht von Enthaltsamkeit (Brahmacharya) gesetzt hat, ist es möglich, wenigstens einen Hunger weniger zu haben. Alle anderen Arten von Hunger werden unvermeidbar entstehen.

Fragender: Ja, der andere Hunger, den wir alle haben, ist, Nahrung zu uns zu nehmen. Den wird man definitiv haben. Dann wird die Abscheu also nie weggehen, nicht wahr?

Dadashri: Abscheu wird also überhaupt nicht weggehen. Darum haben 'wir' diese Wissenschaft gegeben, die zum absoluten Zustand frei von Anhaftung und Abscheu führt (Vitaraag Vignan), und Dich frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht.

Fragender: Hunger kommt immer noch jeden Tag auf, wie kann man also als von Abscheu frei geworden zu sein (Vitadwesh) betrachtet werden?

Dadashri: Du musst diese Wissenschaft erst noch verstehen. Wenn das passiert, dann wird er [der Vitadwesh-Zustand] da sein. Diese Wissenschaft muss noch verstanden werden, nicht wahr? All diejenigen, die hier sitzen, haben verstanden: "Wer ist derjenige, der den Hunger fühlt, und wer fühlt ihn nicht." Sie wissen das alles. "Wer ist derjenige, der den Hunger fühlt", ihr sitzt hier alle und habt das verstanden, stimmt’s? Und die anderen Menschen [die nicht Selbst-realisiert sind] wissen nur dies: "Ich habe Hunger."

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Wenn dieser Hunger oder Durst nicht aufkäme, dann würden diese Mönche (Sadhus) nicht die Jain-Klöster (Upashraya) verlassen. Anhaftung ist eigentlich später entstanden. Anhaftung ist der Teil, der nach "Das ist gut und das ist schlecht" entstanden ist. Alles ist überwiegend aus dem hier [Abscheu] entstanden. Wenn die Wurzel gepackt werden würde, dann hätte man seine Arbeit erledigt, nicht wahr?

Deswegen bist Du frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht worden. Sitze jetzt weiterhin bei mir [im Satsang] und werde frei von Anhaftung (Vitaraag). Sitze so viel bei mir, wie du kannst. Und ziehe so viel Nutzen wie möglich daraus. Und man hat noch ein weiteres Leben, zwei, drei, fünf Leben, oder höchstens fünfzehn Leben, bevor man Befreiung erlangt, aber man wird keinen Verlust erleiden, nicht wahr? Und erfährst Du nicht die Glückseligkeit davon?

Die Menschen kommen nur deswegen jeden Tag hierher, weil sie solch eine Glückseligkeit erfahren, nicht wahr? Wer in der Stadt Mumbai würde sonst bis zu sechs oder sieben Stunden verschwenden wollen? Einige verbringen [hier] vier Stunden, manche drei Stunden, manche zwei Stunden und einige bis zu acht Stunden. Es gibt wohl einige Menschen, die kommen sogar für sechs Stunden her, nicht wahr?

Fragender: Ja.

Dadashri: Abscheu ist also derart, dass jedes weltliche Ding oder Thema, an dem man Vergnügen hat (Vishay), dass all diese, die es in unserem Leben gibt, Schmerz verursachen. Darum entsteht Abscheu in einem. Und mit dieser Abscheu unternimmt man Anstrengungen, um das 'Feuer' zu löschen. Später lernt man: "Das ist gut und das ist schlecht", das ist eine Ratnagiri-Mango, und die andere ist so und so eine. Diese Anhaftung lernt man nach einer langen Zeit. Es gab [vorher] überhaupt keine Anhaftung. Wann braucht man diese Ratnagiri-Mango? Was ist, wenn [nur] eine andere verfügbar ist und diese gar nicht?

All diese Bedürfnisse, die Menschen haben, gehen mit Abscheu einher. Anhaftung ist später entstanden. Danach begann die Unterscheidung von: "Dies ist besser als das." Aber wenn einen der Hunger quält, sorgt man sich dann um gut oder schlecht?

All These are Sensations of Pain! (p 98)

Das alles sind Empfindungen von Schmerz

Wenn dich der Hunger quält, dann wird dieser Hunger als Empfindung von Schmerz (Ashata Vedaniya) betrachtet. Nun verursacht niemand von außen das Entstehen der Schmerzempfindung. Die Empfindung von Schmerz (Ashata Vedaniya) bedeutet, Abscheu entsteht weiterhin innerlich, Nicht-Mögen entwickelt sich, und so beschimpft man jeden, der einem begegnet. Nun entsteht diese Schmerzempfindung (Ashata Vedaniya) auf natürliche Weise, niemand hat das getan. Es ist eine Bestrafung dafür, den Körper angenommen zu haben. Die Abscheu, die aufkommt, rührt also daher. Aufgrund all dieser Schmerzempfindungen (Ashata Vedaniya) entsteht die Empfindung von Durst. Deswegen gehört es alles zur Schmerzempfindung (Ashata Vedaniya), wo auch immer der Ausdruck "die Empfindung zu spüren" (Laage Chhe) erscheint. Die Tatsache, dass du das 'Brennen' von Hunger spürst, von Durst, von Schlaf, von Müdigkeit. Der Ausdruck "die Empfindung [von…] zu fühlen" bedeutet, es brennt. Das

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ist alles die Empfindung von Schmerz (Ashata Vedaniya). Fühlt man nicht auch die Empfindung [das Brennen], müde zu sein? Das ist alles die Empfindung von Schmerz (Ashata Vedaniya). Und das ist die Ursache dafür, dass Abscheu entsteht. Und dann, aus dieser Abscheu heraus, beginnt man aufgrund der Schmerzempfindung (Ashata Vedaniya) nach Essen zu suchen.

Dann isst man schließlich, was auch immer man bekommen kann, um seinen quälenden Hunger 'abzukühlen'. Und dann fängt man an auszuwählen, was man möchte, und das ist der Anfang von Anhaftung. Anhaftung ist also unsere individuelle Wahl von diesem oder dem oder jenem in allem und jedem. Wohingegen Abscheu tatsächlich zwingend notwendig (Farajiyat) ist. Guter Mann, so wie eine Person nicht ohne Essen auskommt, nicht wahr? Genauso kommt man auch nicht ohne Schlafen aus! Wenn jemand dich am Schlafen hindert, was würdest du ihm gegenüber fühlen? Wärst du von Anhaftung oder von Abscheu überwältigt?

Fragender: Es würde ein enormes Maß an Abscheu für ihn entstehen.

Dadashri: Was passiert, wenn du hungrig bist, und jemand hält dich vom Essen ab? Anhaftung bedeutet: jemandes eigener Wunsch, es ist seine eigene unabhängige Sache. In der Abscheu ist man überhaupt nicht unabhängig. Liest man die Schriften oder denkt man im Detail darüber nach?

Fragender: Dada, wie kann man in solchem Detail darüber nachdenken?

Dadashri: Sie lesen in den Schriften [darüber]. Die Schriften wurden als eine kollektive Lösung für jedermann geschrieben. Nimm die Medizin, die dir am besten gefällt. Verlass deine Frau nicht [entsage ihr nicht] unnötigerweise und lauf weg. Diejenigen, deren sich entfaltendes Karma derart ist, die machen das vielleicht, und wenn es nicht im sich entfaltenden Karma ist, dann sei es so. Wenn es im eigenen Karma ist [zu entsagen] und man wird dazu gebracht, ein Familienleben führen, dann wird man am dritten Tag weglaufen.

Abhorrence is First Indeed, Then Comes Attachment! (p 98)

Abscheu ist tatsächlich zuerst da, dann kommt Anhaftung

Wenn man überhaupt keine Abscheu gegenüber seiner eigenen Frau empfindet, dann wird gar keine Anhaftung an eine [andere] Frau entstehen. So ist das natürliche Gesetz. Folglich hat der arme Mann aus Hilflosigkeit heraus Anhaftung an eine Frau. Eigentlich geschieht Abscheu [Hunger nach Sex] in ihm, und es ist genau diese Abscheu, die ihn in die Anhaftung an sie treibt. Wenn Abscheu gar nicht aufgekommen wäre, dann würde nie Anhaftung an eine Frau entstehen. Nur durch ein bisschen Denken würde er erkennen, dass es nichts ist, woran es sich lohnt Anhaftung zu haben. König Bharat hatte dreizehnhundert Königinnen. In ihm kam vielleicht Anhaftung an sie auf, aber Abscheu wäre nicht in ihm entstanden! König Bharat war frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden!

Heutzutage dagegen - sagen wir mal, ein Mann heiratet eine Frau, und sie ist dunkelhäutig. Dann wird in ihm definitiv Anhaftung an eine andere Frau mit heller Haut aufkommen. [Wenn man ihn fragt:] "He, Du! Du hast doch eine Frau, nicht wahr?",

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dann wird er sagen: "Aber sie ist nicht hellhäutig!" Wenn es also keine Frauen mit heller Haut gäbe, würde dann irgendwelche Anhaftung in ihm aufkommen?

Fragender: Nein, das würde es nicht.

Dadashri: Das ist es, die Ursache ist überwiegend die Abscheu. Man hat das Bedürfnis nach einer Frau. Diese Sinnesorgane (Indriya) sind so, dass man das Bedürfnis nach einer Frau hat und nach allen anderen Dingen, bis man das Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt.

Fragender: Gibt es nach dem Erlangen von Gnan kein Bedürfnis [danach]?

Dadashri: Es gibt kein Bedürfnis, nachdem man das Gnan erlangt. Das bedeutet, dass nur die Sexualität und sexuelle Impulse für das andere Geschlecht (Vishay-Vikaar) aufhören. Der Rest, Essen und all das, das wird man bis zum Schluss brauchen, so lange wie der Körper lebt.

Children, a Resultant Effect of Abhorrence Done in the Past Life! (p 99)

Kinder sind eine resultierende Wirkung von Abscheu, die im vergangenen Leben ausgeübt wurde

Wenn du keine Abscheu gegenüber der Frau oder den Kindern hast, dann wird nie Anhaftung entstehen.

Fragender: Wie denn das? Wenn es etwas gibt, das wir mögen, etwas, an das wir Anhaftung haben, könnte es dann Abscheu dafür geben?

Dadashri: Es gibt tatsächlich Abscheu. Nur dann wird Anhaftung geschehen. Anhaftung kann nicht ohne Abscheu geschehen.

Fragender: Bedeutet das, Abscheu ist zuerst da?

Dadashri: Anhaftung kann nie ohne Abscheu geschehen. Abscheu [rührt] aus Anhaftung und Anhaftung [rührt] aus Abscheu. Wenn du einem kleinen Kind Medizin gibst, was würde passieren, wenn das Kind die Medizin ausspuckt und sie in dein Auge gerät?

Fragender: Dann wird Abscheu entstehen.

Dadashri: Dann wird Abscheu entstehen. Wenn daher zuerst die Abscheu weggeht, dann wird die Anhaftung gehen. Gegenwärtig ist die Abscheu für Dich weggegangen. In Dir kommt keine Abscheu für irgendjemand auf, aber die Anhaftung wird tatsächlich bleiben. Es ist jedoch eine sich entladende (Nikali) Anhaftung. Zudem verbleibt auch überhaupt keine sich entladende Abscheu.

Fragender: Ich verstehe immer noch nicht recht, wie Anhaftung aus Abscheu entsteht. In dem Moment, wo wir unser Kind sehen, ist Anhaftung das Erste, was geschieht.

Dadashri: Anhaftung wird nur entstehen, wo Abscheu vorkommt. Ansonsten würde Anhaftung gar nicht entstehen.

Fragender: Würde die Abscheu aufgrund von irgendeinem Karma aus dem vergangenen Leben vorkommen?

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Dadashri: Diese Anhaftung entsteht als eine daraus resultierende Wirkung (Parinaam). Und wenn weiterhin ein enormes Maß an Abscheu dem Kind gegenüber geschieht, dann wird es als dein Enkelkind zu dir kommen und auf deinem Schoß spielen und du gibst ihm Küsse! He du! Warum küsst du es, wenn du es nicht einmal gemocht hast?

Abhorrence from Attachment, and Attachment from Abhorrence! (p 99)

Abscheu [entsteht] aus Anhaftung, und Anhaftung [entsteht] aus Abscheu

Die Ursache von Konflikten ist Abscheu. Wenn zu viel Anhaftung entsteht, dann beginnt Nicht-Mögen sich zu entwickeln. Vertrautheit bis zu einem gewissen Punkt wird zu Anhaftung führen, und wenn es über den 'höchsten Punkt' (die normale Grenze) hinausgeht, dann führt es zu Abscheu. Wenn Abscheu einsetzt, dann werden genau zu diesem Zeitpunkt die Ursachen für Anhaftung erzeugt. Und an der Wurzel von all dem ist Anhaftung und Abscheu eine Wirkung, und die Unwissenheit in Bezug auf das Selbst (Agnan) ist die Ursache!

Fragender: Ich habe in einem Kapitel vom Aptavani gelesen, dass der Samen von Abscheu durch Anhaftung gesät wird, und der Samen von Anhaftung wird durch Abscheu gesät. Erkläre das bitte ein wenig. Wie passiert das?

Dadashri: Warum? Wie ist sonst deine Sichtweise?

Fragender: Ich kann verstehen, dass Abscheu Anhaftung entstehen lässt, aber ich verstehe nicht, dass Anhaftung Abscheu entstehen lässt.

Dadashri: Was verstehst du unter: "Abscheu lässt Anhaftung entstehen"?

Fragender: Du hattest gesagt, dass man [im vergangenen Leben] vielleicht gesagt hat: "Ich will sein Gesicht nicht sehen", und dann wird er [in diesem Leben] als Sohn geboren.

Dadashri: Und da küsst man ihn fortwährend.

Fragender: Aber das bedeutet, dass Anhaftung aufgrund von Abscheu entstanden ist, nicht wahr?

Dadashri: Beide stehen tatsächlich im Widerspruch zueinander. Dies [Anhaftung] lässt das [Abscheu] entstehen, und das [Abscheu] lässt dies [Anhaftung] entstehen. Keines von beiden wird sich auf eine Person auswirken, die frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist.

Fragender: Erkläre bitte, wie Abscheu aus Anhaftung entsteht.

Dadashri: Obwohl du vielleicht sehr viel Anhaftung an jemanden hast: wenn diese jedoch übermäßig wird, dann verwandelt sie sich in Abscheu.

Fragender: Wenn sie [die Anhaftung] übermäßig wird, denn entsteht Abscheu. Das ist ein unumstößliches Prinzip (Siddhant). Erkläre das bitte eingehender an einem Beispiel.

Dadashri: Die Ursache für die Streitereien (Kakadaat), die jeden Tag zu Hause passieren, ist wahrlich Anhaftung. Wenn sie übermäßig wird, dann entsteht Abscheu. Das Ergebnis von täglichen Streitereien ist Abscheu.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Eine Frau hat sehr viel Anhaftung (Raag) an ihren Ehemann. Entstehen deswegen die Streitereien zwischen ihnen?

Dadashri: Ja, wenn er dann von zu Hause weggeht und nicht rechtzeitig zurückkehren kann, dann wird sie zunehmend gereizt. Nichts passiert mit einer Person, die frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist. Die Person mit einem großen Maß an Anhaftung wird fortfahren, Streit zu haben.

Fragender: Es passiert, wenn es ein großes Maß an Anhaftung gibt, das ist wahr.

Dadashri: He, das passiert auch, wenn es weniger Anhaftung gibt.

Fragender: Wenn wenig da ist, dann wird wenig passieren, und bei dem anderen passiert mehr.

Dadashri: Aber es passiert mit Sicherheit weiter. Jemand hatte viel Anhaftung an seinen einzigen Sohn. Bei seiner Rückkehr aus Mumbai nach sechs Monaten, als sein Sohn anfing, "Papaji" zu sagen, da nahm er ihn sofort hoch und umarmte ihn so stark, dass der Kleine ihn biss! Übermaß ruiniert alles! Du solltest die Balance in allem lernen. Indem man alles angemessen ausbalanciert, wird man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Allmählich, indem man alles in die Balance bringt, wird man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wird ein Kleinkind beißen oder nicht?

Fragender: Ja, selbstverständlich wird es beißen.

Dadashri: Hat er angemessen gehandelt oder das Kind?

Fragender: Das Kind handelte angemessen. Ja, das ist korrekt.

Dadashri: Auch dann machen die Sterblichen damit weiter, [es] übermäßig zu umarmen.

Fragender: Indem zu viel Anhaftung gezeigt wurde, entstand Abscheu in dem Kind.

Dadashri: Nein, Abscheu entstand, weil zu viel Anhaftung auftrat. Als das Kind ihn dann also biss, ließ das Abscheu im Vater entstehen. Er setzte das Kind ab [auf dem Boden] und gab ihm einen Klaps. Aber auch dann versteht der Vater nicht. Er umarmte das Kind sogar noch fester. Er weiß nur: "Obwohl ich ihm viel Liebe zeigte, biss mich das Kind trotzdem!"

So ist die Welt: die Menschen laufen blind in der Dunkelheit [Unwissenheit] umher. Aber was kann man machen? Also, geh es gemächlich an, ohne Hast, während du die 'Brille' [die göttliche Sicht] trägst, die ich dir gegeben habe. Die 'Brille' ist gut, nicht wahr? Du stolperst nicht, richtig?

Ich habe dir genaue Erklärungen über die subtilsten Dinge gegeben, die die Welt sonst niemals entdeckt hätte.

Akram Vignan has made One Vitadwesh! (p 101)

Akram Vignan hat einen frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht

Nur [der Begriff] Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) ist benutzt worden. Deswegen ist in dem Moment, wo das Wissen vom Selbst (Gnan) gegeben wird, Abscheu das Erste, das bei jeder Person verschwindet. Auch wenn jemand einen

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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verflucht, wird man diese Person mit Gleichmut begleichen, aber er wird keine Abscheu haben. Erfährst Du das in gewissem Maße? Erfährst Du das vollständig?

Fragender: Ich erfahre das ständig.

Dadashri: Obwohl man dich verflucht! Was wäre sonst [ohne Gnan] das Ergebnis davon, wenn jemand dich verfluchen würde? Was würde passieren, wenn man dich verflucht? Würdest du Abscheu oder Anhaftung für ihn fühlen?

Fragender: Es würde tatsächlich Abscheu sein. Nachdem wir dieses Wissen vom Selbst (Gnan) erlangt haben, erfahren wir Abscheu nicht einmal dort, wo Abscheu vermutlich auftreten wird.

Dadashri: Wenn du keine Abscheu hast, auch wenn du dich im Haus einer Person aufhältst, für die wahrscheinlich Abscheu entstehen dürfte, dann wisse, dass du würdig geworden bist, frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu werden!

Es ist sinnlos, Abscheu an Stellen zu haben, wo Abscheu normalerweise entsteht. Die Abscheu, die du in der Vergangenheit zu erfahren pflegtest, entsteht an keiner Stelle mehr, nicht wahr?

Fragender: Sie passiert an einer Stelle.

Dadashri: Es ist kein Problem, sie an einer Stelle zu haben. Wenn sie nur an einer Stelle geschieht, dann übergib sie mir. Aber an anderen Stellen – sie passiert an keiner anderen Stelle in dieser ganzen Welt, nicht wahr? Die eine Stelle, wo sie passiert, ist eigentlich ein Fehler in deiner Sicht (Drashti), da ist ein Fehler in deinem Verstehen. In Wirklichkeit passiert es nicht einmal dort. Und es passiert nirgendwo sonst, nicht wahr? Deswegen entsteht an keiner Stelle Abscheu bei dir, nicht wahr?

Fragender: Nein, nirgendwo.

Dadashri: Sagen wir, vier andere Leute sitzen mit dir in einem Auto und einer von ihnen sagt: "Ich werde in fünf Minuten zurückkommen, nachdem ich den Darshan genommen habe." Würdet ihr vier, die im Auto sitzen, dann denjenigen verfluchen, der weggegangen ist? Was würdet ihr tun?

Fragender: Wir müssen den Umstand sehen, der sich vor uns gezeigt hat. In diesem Fall also würde überhaupt keine Abscheu in uns aufkommen.

Dadashri: Nein, aber was würdest du tun? Würdest du es mit Gleichmut begleichen? Du würdest hinterher keine Abscheu für ihn haben, nicht wahr? Auch wenn es fünfzehn Minuten oder eine halbe Stunde geworden wäre, richtig?

Fagender: Ja, auch dann wird keine Abscheu entstehen.

Dadashri: 'Wir' haben Dich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitadwesh) gemacht.

In welch einem Wissen (Gnan) habe ich Dich etabliert? [Eines, in dem] 'Deine' Abscheu vollständig verschwunden ist. Ich habe also deine Anhaftung überhaupt nicht behindert. Ich habe dir gesagt: "Iss Alphonso-Mangos, nimm Mango-Püree und Chapatti (indisches Brot) und all das zum Essen, trage [schöne] Kleidung, geh dir Filme ansehen!" Warum habe ich das gesagt? Weil du dem gegenüber keine Feindseligkeit erfährst. Da ich deine Abscheu gestoppt habe, kannst Du den ganzen Tag in einem Zustand bleiben, in dem die Trennung auch inmitten von Wut, Stolz, Täuschung, Gier,

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Anhaftung und Abscheu aufrechterhalten wird (Saiyam). All dieser Ausdruck von Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Asaiyam) besteht aufgrund von Abscheu. Eine Person kann nicht den ganzen Tag Anhaftung haben, sie hat nur Abscheu!

Es ist also so: wenn sich die resultierende Wirkung von Abscheu verringert hat, dann ist es kein Problem, wenn Anhaftung besteht. Obwohl Du gerade befreit worden bist, nachdem Du frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht wurdest, wird Dich gegenwärtig also dennoch niemand als frei von Anhaftung (Vitaraag) bezeichnen. Aber welche Ebene hast Du erreicht? Du bist Vitadwesh geworden. Für Dich haben die negative innere Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan), und die negative innere Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan), aufgehört. Dieses Artadhyan und Raudradhyan sind Abscheu. Würden Artadhyan und Raudradhyan als Anhaftung oder als Abscheu erachtet werden? Sie sind wirklich Abscheu. Würde es dort, wo es Anhaftung gibt, Raudradhyan (negative innere Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt) geben? Wenn es Anhaftung gibt, dann kann zu diesem Zeitpunkt kein Raudradhyan auftreten. Raudradhyan besteht dort, wo es Abscheu gibt.

Why not Vitaraag? (p 102)

Warum nicht Vitaraag?

Du bist frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden, aber du bist noch nicht frei von Anhaftung (Vitaraag) geworden! Das geschieht, wenn die Anhaftung weggeht. Nun, wie geht diese Anhaftung weg? Es ist so: du wirst definitiv das loslassen, was bitter ist, und du wirst die Abscheu für das loslassen, was bitter ist. Aber du wirst Zeit brauchen, um das loszulassen, was süß ist. Und es wird auch einige Zeit dauern, bis die Anhaftung, die du daran hast, weggeht. Jeder weiß, wie man das Bittere loslässt, aber was ist mit dem Süßen?

Fragender: Das ist wahr, das dauert lange.

Dadashri: Darum sagte 'Ich': "Du bist frei vom Bitteren geworden. Das war tatsächlich die größte Gefahr, die der Abscheu."

Fragender: Also ist es grundsätzlich aus Abscheu entstanden? Dadashri: All das ist grundsätzlich aus Abscheu entstanden. Und wenn du darüber hinausgehst, dann ist es aus Feindseligkeit (Ver) entstanden. Deine [spirituelle] Arbeit wird also erledigt, wenn du Freundschaft schließt. Andernfalls wird Feindseligkeit dich binden, solange sie besteht. Wenn die Menschen der Welt nur diesen Punkt der vierundzwanzig Tirthankaras verstünden, dann würde die Welt Befreiung erlangen. Nur diesen einen Punkt der vierundzwanzig Tirthankaras: "Werde frei von Abscheu (Vitadwesh)!"

Fragender: Es ist ein sehr wichtiger Punkt. Dadashri: Ja, es ist ein sehr tiefgehender Punkt. Nur sehr selten ergibt sich so ein Gespräch. Frei von Abscheu (Vitadwesh) und frei von Anhaftung (Vitaraag)! In der Tat hat die Welt noch nicht einmal von dem Wort "Vitadwesh" gehört!

Fragender: Und wenn sie verschwinden, dann verschwindet zuerst die Abscheu und danach geht die Anhaftung weg.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Ja. Die Abscheu geht zuerst weg. Die Abscheu muss tatsächlich zuerst weggehen. Wenn die Abscheu nicht geht, dann kann keine Befreiung (Moksha) geschehen. Ganz gleich, wie viel Anhaftung man auch los wird, man wird dennoch nicht weiterkommen.

Attachment for ‘I am Chandubhai’ Means Abhorrence for the Real Form as the

Self! (p 103)

Anhaftung an "Ich bin Chandubhai" bedeutet Abscheu für die wahre Form als das Selbst!

"Ich bin Chandubhai" an sich ist Anhaftung an den fälschlicherweise zugeschriebenen (Aropit) Platz, und und am anderen Platz besteht Abscheu. Das bedeutet, es gibt Abscheu in/für die wahre Form als das Selbst (Swaroop). Wenn es Anhaftung an einer Stelle gibt, dann gibt es tatsächlich Abscheu auf der gegenüberliegenden Seite, in der gegenüberliegenden Ecke. In dem Moment, da dem 'wir' dich deiner wahren Form als das Selbst gewahr werden lassen, wenn 'wir' das Gewahrsein der Reinen Seele (Shuddhatma) im Innern etablieren, kommst Du in den Zustand frei von Abscheu (Vitadwesh). Und während Du weiter fortschreitest, beginnst Du, frei von Anhaftung (Vitaraag) zu werden. Frei von Anhaftung (Vitaraag) bedeutet: das Wissen (Gnan) und die Sicht (Darshan, Verstehen) des ursprünglichen Ortes, der wahren Form als das Selbst.

Upon Attaining Gnan, One Becomes Vitadwesh! (p 103)

Mit dem Erlangen von Gnan wird man Vitadwesh

Fragender: Diese Vitaraag23-Lords, sie haben überhaupt keine Anhaftung, aber wir haben Anhaftung an dich.

Dadashri: Es gibt kein Problem mit der Anhaftung, die du an mich hast.

Fragender: Darum möchten wir hierher kommen.

Dadashri: Du würdest definitv Anhaftung an mich haben.

Fragender: Was bedeutet dann Vitaraag? Dadashri: Vitaraag bedeutet, dass man, wollte man Vitaraag im wahren Sinne darstellen, "Vitaraag-Dwesh" sagen sollte. Aber warum bezeichnen sie sie als Vitaraag? Die Antwort ist: als sie das erwachte Gewahrsein (Jagruti) als das Selbst erlangten, erlangten sie die richtige Sicht (Samyak Darshan). Zu dem Zeitpunkt [des Erreichens] von der permanenten Überzeugung des richtigen Glaubens von: "Ich bin Reine Seele" (Kshayak Salmyak Darshan) werden sie mit Sicherheit frei von Abscheu (Vitadwesh). Wenn 'wir' dir das Wissen vom Selbst (Gnan) geben, dann wirst Du frei von Abscheu (Vitadwesh). Das bedeutet, die Sache, die Abscheu genannt wird, bewegt sich aus Deinem Inneren weg.

23 Frei von jeglicher Anhaftung oder Abscheu

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Die Abscheu geht weg. Darum magst Du es nicht, wenn Ärger entsteht. Wenn Verachtung (Tiraskaar) gegenüber jemandem aufkommt, dann magst Du es nicht. All das, was als Abscheu betrachtet wird, was als Verachtung betrachtet wird, wird es [in Dir] nicht geben. Also bist Du definitiv frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden.

After Becoming Vitadwesh, Discharge Attachment Remains! (p 103)

Nachdem man Vitadwesh geworden ist, bleibt sich entladende Anhaftung übrig

Fragender: Wenn es Anhaftung gibt, dann wird Abscheu auftreten. Anhaftung ist eine Erscheinungsform (Paryay) von Gier (Lobh),und sie ist das Letzte, das verschwinden wird. Darum ist es möglich, Anhaftung zu haben, aber keine Abscheu. Jedoch gibt es keine Abscheu, wo keine Anhaftung besteht. Anhaftung ist die Hauptsache. Mit ihrer Zerstörung erlangt man den absoluten Zustand als das Selbst. Dann kann man sagen, dass Befreiung erlangt ist. Erkläre das bitte.

Dadashri: Die inhärente Natur (Swabhaav) von Abscheu ist bitter, somit wird man frei von der 'bitteren' Absicht, wohingegen das andere (Anhaftung), das süß ist, bleibt. Es ist bitter und wird nicht gemocht, aber was kann man tun, da es nun einmal ins Innere eingedrungen ist,? Später dann verschwindet die Abscheu, wenn man das Wissen vom Selbst erlangt, oder wenn es eine Änderung in der Sicht (Drashti) gibt – wenn sie zu der Sicht wird, die das Selbst sieht (Atmadrashti). Wenn die Sicht, die das Selbst sieht (Atmadrashti), erlangt wird, dann wird die Abscheu verschwinden, weil sie bitter ist. Wenn sie süß wäre, dann würde ihr der hier [Akte Nr. 1] nicht erlauben, wegzugehen! Deswegen bleibt die Anhaftung bis ganz zum Schluss.

Fragender: Dada, wenn 'du' uns das Wissen vom Selbst (Gnan) gibst und Anhaftung und Abscheu beide vorhanden sind, dann verschwindet bei ebendieser Gelegenheit die Abscheu. Warum passiert das?

Dadashri: Abscheu geht zuerst weg, weil das negative Karma (Paap) zerstört wird. Dann bleibt nur Anhaftung übrig, die sich allmählich erschöpft, und auch das in Form von Entladung, nicht in der Form von Aufladung. Sie wird allmählich geringer, und letztendlich wird man Vitaraag (frei von Anhaftung) genannt. Man gilt als Vitaraag, wenn auch die Anhaftung weggeht.

Fragender: Dada, wenn die Anhaftung lediglich in der Form von Entladung besteht, würde Abscheu dann auch in Form von Entladung verbleiben oder nicht?

Dadashri: Nein, Abscheu geht definitiv weg. Neues Karma würde gebunden werden, wenn Abscheu anwesend wäre. So lange Abscheu besteht, werden Sorgen aufkommen. Hier entsteht auch nicht eine einzige Sorge. Der Grund dafür ist, dass die Abscheu am allerersten Tag zerstört wurde. Fragender: Nicht am ersten Tag - sie wird in ebendiesem Augenblick zerstört.

Dadashri: Man wird in dem Augenblick also zu demjenigen, der all die Sinne erobert hat (Jeetendriya Jina). Aber weil man als so jemand (Jeetendriya Jina) tatsächlich all die Sinnesorgane (Indriya) erobert hat, deswegen passiert es für denjenigen in diesem Augenblick. Also wird er frei von Abscheu (Vitadwesh). Er besiegt all die Sinnesorgane.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Aber bleibt die Abscheu als Entladung bestehen oder nicht?

Dadashri: Nein.

Fragender: Sie bleibt nicht bestehen. Die Erfahrung zeigt, dass keine Feindseligkeit denjenigen gegenüber bleibt, die wir vorher als unsere Feinde betrachtet haben.

Dadashri: Sie wird überhaupt nicht bestehen bleiben. Du bist frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden. Fragender: Unsere Abscheu geht weg, aber was sollte man tun, damit die Abscheu der anderen Person weggeht?

Dadashri: Fahre fort, Pratikraman zu machen. Anhaftung ist aus Abscheu entstanden, sie beide haben eine Beziehung von Ursache und Wirkung. Wenn also keine Abscheu geschieht, dann hat die gesamte Ursache aufgehört - [man ist] Vitadwesh [geworden]!

Fragender: Dada, Anhaftung bleibt dann noch bestehen. Wenn man eine Frau hat, Kinder, ein Büro, ein Geschäft - die Anhaftung würde dann noch bleiben, nicht wahr? Wird diese Anhaftung als in der Form von Entladung betrachtet?

Dadashri: Diese Anhaftung besteht in der Form von Entladung. Anhaftung besteht in der Form von Aufladung, wenn man das Gewahrsein von: "Ich bin Chandubhai" hat. Dann ist es wirklich Anhaftung. Aber wenn zu diesem Zeitpunkt das Gewahrsein: "Ich bin Reine Seele" besteht, dann ist wirklich keine Anhaftung da. Dann besteht sie in Form von Entladung.

The Moment Attacking Stops, One Becomes God! (p 105)

In dem Moment, wo das Attackieren aufhört, wird man Gott Man spricht von Religion (Dharma), wenn Anhaftung und Abscheu unter keinen Umständen auftreten. Es ist in Ordnung, wenn Anhaftung geschieht, aber Abscheu sollte niemals auftreten. Wohingegen man [ohne Selbst-Realisation] zurückschlagen würde.

Stelle nur sicher, dass kein [Gefühl von] Attackieren entsteht. Und wenn dir nach Angreifen zumute ist, dann komm und sag zu 'mir': "Ich habe ständig Gedanken an Angriffe [Attackieren]." Lass diese Gedanken kommen, aber solche Angriffe sind nicht Deine, nicht wahr? Wenn deine Antwort ist: "Nein, das sind sie nicht", dann gibt es kein Problem.

Die Schriften sagen, wenn du nicht die Absicht (Bhaav) hast, jemanden zu attackieren, dann bist du tatsächlich Mahavir (der Siegreiche). In dem Moment, als meine Angriffe aufhörten, habe ich mich als Mahavir betrachtet. Es ist nur so, dass ich das nicht sagen würde. Es muss die gleiche Sache sein, von der der Lord gesprochen hat. Ich habe nichts mehr, wonach noch zu suchen bleibt. Geh und finde einen Mann in dieser Welt, dessen Angriffe aufgehört haben. Es kann keinen geben. Es geschieht nur aufgrund von diesem 'ich', 'mir' und 'meins', dass man von hier aus nicht vorwärts kommt. Wenn dieses 'ich' verschwindet, dann wird alles Weltliche verschwinden. Es gibt keinen solchen Prediger (Updeshak), der fähig war, seine Angriffe zu stoppen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The Unique Karmic Account of the Suffering due to Attachment-Abhorrence! (p 105)

Das einzigartige karmische Konto des Leidens infolge von Anhaftung und Abscheu

Fragender: Wofür auch immer man Anhaftung hat, das muss man später mit Abscheu erfahren (erleiden). Und wofür auch immer man Abscheu hat, das muss später mit Anhaftung erfahren (erlitten) werden. Erkläre bitte diesen Leitsatz (Sutra). Dadashri: Anhaftung kann niemals ohne einen Grund auftreten. Anhaftung tritt auf, wenn man Schläge irgendeiner Art erfahren hat. Wenn man wegen irgendwelcher Unstimmigkeiten aufhört, mit seinem Freund zu sprechen, und wenn der Schwur, nicht miteinander zu sprechen, sechs Monate oder ein Jahr andauert, dann wird enorme Anhaftung zwischen beiden entstehen. Wenn sie dann anfangen, wieder miteinander zu reden, dann werden die Narren einander umarmen. Sie haben aufgrund von Abscheu .aufgehört, miteinander zu sprechen. Und die Anhaftung, die aus dieser Abscheu entstanden ist, vergrößerte sich bis zu einem Punkt, an dem es schlussendlich, als sie sich schließlich umarmten, so viel Eintracht gab, die sich in ihrer Freundschaft entwickelt hatte, dass du das gar nicht begreifen kannst! So funktioniert die ganze Welt.

Anziehung tritt nur auf, wo du ein karmisches Konto (Hisaab) hast. Anhaftung ist bekanntermaßen das, dem du freudig erlaubst, Anziehung entstehen zu lassen. Und was ist die Ursache dafür, dass das nicht als Anhaftung erachtet wird? Das ist so, weil die Anziehung (Aakarshan) geschieht, obwohl du es nicht möchtest. Kommt das vor, oder nicht?

Fragender: Ja, das tut es.

Dadashri: Dann kann es nicht als Anhaftung betrachtet werden. Bei der Anhaftung passieren die Dinge entsprechend deinen Wünschen. Wohingegen es jetzt nicht Dein Wunsch ist. Nachdem 'wir' dieses Wissen vom Selbst (Gnan) geben, haben all diese Leute Ehefrauen. Aber das sollte entgegen dem eigenen Wunsch sein, nur bis zum Ausmaß von Anziehung!

Abscheu ist Abstoßung (Vikarshan) und Anhaftung ist Anziehung. Es ist die inhärente Natur der nicht-belebten Materie (Pudgal), Anziehen und Abstoßen fortzusetzen. Die inhärente Natur des Selbst ist nicht so.

This is the Absolute Science! (p 105)

Dies ist die Absolute Wissenschaft

Von dem Moment an, da du den Gnani Purush getroffen hast, bist Du frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht worden. Danach beginnst Du, frei von Anhaftung (Vitaraag) zu werden, indem die Akten beglichen werden. Und sobald man alle Akten begleicht, ist man Vitaraag geworden. Der Gnani Purush ist auf diese Weise vollkommen Vitaraag. Es könnten ein oder zwei Grad fehlen, aber sonst ist Er vollkommen (Sampurna) frei von Anhaftung (Vitaraag)! So wie der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) zunimmt, so viel Freiheit von Anhaftung und Abscheu ist erlangt. Und so viel Befreiung (Moksha) man anfängt zu verstehen, so viel beginnt dadurch der vollkommene (Purna) Zustand zu

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entstehen. [Derjenige in] absolutem Vitaraagata (dem Zustand frei von jeglicher Anhaftung und Abscheu) ist als Gott bekannt.

Dies ist eine wissenschaftliche Methode, all dies von 'uns'! Dies ist in der Tat die absolute Wissenschaft! Es ist gänzlich eine Wissenschaft (Vignan). Alles, was ich in den letzten siebenundzwanzig Jahren gesagt habe, ist vollständig Wissenschaft. Jedes einzelne Wort davon ist Wissenschaft. Wissenschaft gilt als ein unwiderlegbares Prinzip (Siddhant).

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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[2.4]

Prashasta Raag (p 107)

That Which Can Never be Forgotten is Prashasta Raag!

Prashasta Raag Das, was man nie vergessen kann, ist Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)

Als erstes wird man Vitadwesh (frei von Abscheu), dann wird man Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). Nachdem der Vitadwesh-Zustand (die Freiheit von Abscheu) entsteht, bleibt die Anhaftung (Raag) an sich übrig. Die der Anhaftung (Raag) innewohnende Natur ist so, dass sie erst später weggeht. Das liegt daran, dass sich Anhaftung (Raag), wenn sie sich vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) löst, auf den Gnani Purush richtet. Aber wie ist diese Anhaftung (Raag)? Es ist Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Es ist die Anhaftung an den Gnani, der dir das Gnan (Wissen des Selbst) gegeben hat, oder die Anhaftung (Raag) an die Schriften, die dir gezeigt worden sind. Deswegen nennt man die verbleibende Anhaftung an die Werkzeuge, die mit dem [Erreichen des] Selbst in Verbindung stehen, Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Und diese Anhaftung (Raag) verringert sich nach und nach, und wenn sie schließlich verschwindet, wird man Vitaraag, frei von Anhaftung und Abscheu. Früher oder später wirst du definitiv auch die Anhaftung, die auf den Gnani Purush und alle [anderen Werkzeuge zum Erlangen von Befreiung] gerichtet wird, loswerden müssen, nicht wahr?

Fragender: Wo Anhaftung (Raag) ist, ist also auch Abscheu (Dwesh), ist das nicht so?

Dadashri: Wenn es weltliche Anhaftung (Paudgalik Raag) ist, dann ist Abscheu (Dwesh) da. Das hier [hingegen] nennt man Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), das hat keine Abscheu (Dwesh). Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist nicht so, dass sie von Abscheu erfüllt ist. Diese Anhaftung (Raag) ist eine bemerkenswerte Anhaftung (Raag), und es ist diese Anhaftung (Raag) selbst, die dir Befreiung (Moksha) bringt. Man hat Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) für den Gnani Purush. Fragender: Das ist keine Anhaftung (Raag), das ist Liebe (Prem). Dadashri: Es ist Liebe, aber man bezeichnet es als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Wenn das auftaucht, ist das mehr als genug.

Fragender: Bitte erkläre die Bedeutung des Wortes 'Prashasta Raag' (Anhaftung an das Wahre).

Dadashri: Es ist eine sehr gehobene Art der Anhaftung. Man betrachtet es als eine Art von Anhaftung, die keine karmische Gebundenheit verursacht. Die Auswirkung dieser Anhaftung führt nicht zu Gebundenheit. Alle anderen Arten von Anhaftung verursachen Gebundenheit, diese Anhaftung hingegen führt zur Befreiung.

Wenn man ständig an Dada denkt, dann ist das Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Passiert das jemandem, Dada niemals vergessen zu können? Mal sehen: Hebt die Hand, wenn das bei euch der Fall ist. Eins, zwei, drei ... es ist bei allen so! Wow! Er [Dadashri] wird fortwährend nicht vergessen [werden]. Dada zu vergessen ist

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gleichbedeutend damit, das Selbst (Atma) zu vergessen, weil der Gnani Purush wahrlich das eigene Selbst ist.

Fragender: Wenn wir nicht hierher zu dir kommen, haben wir das Gefühl, dass wir etwas verpassen.

Dadashri: Solange ihr nicht die klare und deutliche Erfahrung eures eigenen Selbst habt, solange ist der Gnani Purush selber euer eigenes Selbst, und wenn ihr in seiner unmittelbaren Nähe bleibt, dann erreicht ihr alles. Das ist ein ganz einfacher Punkt, nicht wahr! Es ist nicht schwer.

Craze For The Gnani! (p 107)

Verrückt nach dem Gnani!

Fragender: Aber was ist mit: "Man kann Freiheit erreichen, indem man den Gnani ständig beobachtet" gemeint?

Dadashri: Man kann werden wie der, den man beobachtet. Wenn du ihn weiter beobachtest, wirst du wie er.

Fragender: Wenn ich andere normal ansehe, sehe ich sie innerlich als Reine Seele (Shuddhatma Bhaav). In deinem Fall denke ich so etwas nicht. Der Verstand bleibt an deinem Körper hängen (Sharira). Dadashri: Es gilt als das Selbst, wenn es mit diesem ganzen Körper zusammen ist.

Fragender: Wir erleben viel Zuneigung (Bhaav) für dich. Wenn also ein Verrückt-Sein (Gelcha) nach dir auftritt, würde man dann nicht das Wichtigste, das wir erlangen sollen, vernachlässigt?

Dadashri: Nein, nein. Es tritt kein Verrückt-Sein auf. Würdest Du das Verrückt-Sein nicht verstehen?! Weil Du das Selbst bist, würdest Du nicht verstehen, dass das Verrückt-Sein bei Chandubhai liegt?

Fragender: Warum ist das Gautam Swami [Lord Mahavirs erstem Anhänger] passiert?

Dadashri: Das ist tatsächlich passiert, und das Gnan kann deswegen zum Stillstand kommen [behindert werden], aber es wird nicht weggehen. Das Gnan steht still, aber das gilt als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Was ist das Ergebnis [die Auswirkung] von Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Der Zustand von jemandem, der frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraagpanu). Die Auswirkung von weltlicher Anhaftung (Sansaarik Raag) hingegen sind Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh). Welche Anhaftung (Raag) bleibt also übrig, nachdem man frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden ist? Die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bleibt übrig. Das ist die Anhaftung, die die direkte Ursache für Befreiung (Moksha) ist. Es ist kein Quäntchen weltlicher Anhaftung darin.

Fragender: Geht Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auf natürliche Weise weg?

Dadashri: Sie stellt kein Problem dar. Selbst wenn die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nicht weggeht, ist das kein Problem, weil sie erst Ruhe geben

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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[zufrieden sein] wird, wenn sie dir Befreiung (Moksha) liefert. Du brauchst dir darüber also keine Sorgen zu machen. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), die Art, die Gautam Swami an Lord Mahavir hatte. Wenn nicht jetzt, dann wird sich die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nach einer Weile von alleine auflösen, sie löst sich weiter auf.

Fragender: Das hat Gautam Swamis Befreiung (Moksha) angehalten.

Dadashri: Wie kann man sagen, dass sie angehalten wurde? Sie geschieht vielleicht nach sechs oder zwölf Jahren, vielleicht passiert sie nach fünfzehn Jahren, oder sie kann im nächsten Leben geschehen. An der Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gibt es nichts zu fürchten, die weltliche Anhaftung ist die Gefahr. Egal, wieviel Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) da ist, es lohnt sich nicht, Angst davor zu haben.

Fragender: Absolutes Wissen (Kevalgnan) kann mit Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nicht eintreten, oder?

Dadashri: Was soll die Eile mit dem Absoluten Wissen (Kevalgnan)? Sag ihm: "Komm, wenn du willst." So ist es, wir sitzen im Zug [zur Befreiung, Moksha]. Das Absolute Wissen (Kevalgnan) ist die allerletzte Station. Es wird von alleine kommen. Warum sollte man es damit eilig haben? Du hast das Absolute Wissen (Keval Gnan) [schon] fast in deinen Händen. Man kann es wirklich von dem Moment an als Absolutes Wissen (Kevalgnan) bezeichnen, wo du die klare und deutliche Erfahrung des Selbst (Spashta Vedan) machst.

Fragender: Das Absolute Wissen (Keval Gnan) wird vielleicht nicht aufgehalten, aber das Gnan schon, oder?

Dadashri: Nein. Das Gnan wird überhaupt nicht angehalten. Im Gegenteil, das Gnan wird sich verstärken. Wem geschieht das? Nehmen wir mal an, jemand, der sehr in das weltliche Leben verstrickt ist, bekommt dieses Gnan. Dann werden also seine Verstrickungen bereinigt, und es ergibt sich so, dass er eine einzigartige Sicht entwickelt. Das passiert nicht bei jedem. Wenn man sehr fest im weltlichen Leben verwurzelt ist, wenn das Chit an zu vielen Orten im weltlichen Leben hängengeblieben ist und das Chit dann hier hängenbleibt [beim Gnani], dann wird es sich von allen früheren Orten, an denen es feststeckte, lösen. Das ist nicht schädlich. Es wird als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bezeichnet. So eine Anhaftung tritt nicht oft auf, aber wenn sie auftritt, dann wird sie große Dinge vollbringen.

Fragender: Kann, von der Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) abgesehen, weltliche Anhaftung (Paudgalik Raag, Anhaftung, die sich auf den Nicht-Selbst-Komplex bezieht) an den Gnani auftreten?

Dadashri: Weltliche Anhaftung (Paudgalik Raag, Anhaftung, die sich auf den Nicht-Selbst-Komplex bezieht) wird sich immer lösen. Die Anhaftung bleibt durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) stecken, aber sie wird sich später lösen, und schlussendlich bleibt nur die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) übrig. Das ist passiert, das ist schon vorgekommen, oder? Das ist nichts Neues.

Das passiert, aber letztendlich wird man dadurch von allem frei. Egal, worin man sonst noch verstrickt ist, man wird frei davon, und die Anhaftung läuft an einem Ort

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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zusammen. Deshalb betrachten die Leute Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) als das beste Werkzeug. Alle anderen 'Verstrickungen' neigen dazu, sich zu lösen.

Prashasta Raag is a Stepping-Stone! (p 109)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist ein Sprungbrett

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bedeutet Anhaftung, die Befreiung (Moksha) schenkt. Diese Anhaftung funktioniert schrittweise. Mit dem ersten Schritt wird man Abscheu (Dwesh) los, einfach so. Obwohl alle Anhaftung an 'uns' haben, gilt das deswegen trotzdem als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Es ist keine weltliche Anhaftung. Es ist keine weltliche (Sansaari, Bhautik) Absicht darin.

Prashasta Raag and Prashasta Moha! (p 109)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) und illusionäre Anhaftung an das Wahre (Prashasta Moha)

Es lohnt sich, die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) zu jeder Zeit aufrechtzuerhalten. Prashasta bedeutet, dass es eine Art Anhaftung ist, die nicht schlecht ist, sie ist förderlich. Es ist eine Anhaftung, die die Gnanis gelobt haben. Und Aprashasta bedeutet: schlecht, das lässt einen im weltlichen Leben umherwandern.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Anhaftung (Raag) und Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)?

Dadashri: Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist die Anhaftung, die einen zur Befreiung (Moksha) bringt. Anhaftung (Raag) dagegen lässt einen im weltlichen Leben ertrinken. Die Anhaftung an weltliches Glück, die auftaucht, nennt man Raag, und die Anhaftung, die einen dazu bringt, das Weltliche loszulassen, wenn sie erst einmal etabliert ist, nennt man Prashasta Raag (Anhaftung an das Wahre).

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) und illusionärer Anhaftung an das Wahre (Prashasta Moha)?

Dadashri: Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) kann man vernachlässigen, sie kann abgewaschen werden. Illusionäre Anhaftung (Moha) abzuwaschen, dauert eine Weile. Anhaftung (Raag) ist etwas, an das man sich selbst angeheftet hat, illusionäre Anhaftung (Moha) dagegen ist etwas, das schon an einem klebt. Später wird sich die Anhaftung lösen, es ist nichts Klebriges daran. Ist Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) in irgendeiner Weise klebrig? Weltliche Anhaftung ist klebrig, und Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist frei von Klebrigkeit.

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Devotion for the Gnani is Greed That is Pure! (p 109)

Hingabe an den Gnani ist eine Gier, die rein ist

Fragender: Wenn Hingabe an Dada aufkommt, wenn mein Herz überfließt, wie sollen wir das einordnen? Wie sollten wir das einordnen: als Wut, als Stolz, als Täuschung oder als Gier?

Dadashri: Das läuft unter Gier. Nur unter Gier.

Fragender: Ist das keine Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), Dada? Inwiefern wird das als Teil von Wut, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet? Der Mahatma fühlt Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) [an Dada].

Dadashri: Deswegen ist es Gier, oder?

Fragender: Gier, richtig.

Dadashri: Es ist keine Gier mit Täuschung. Bei anderer Anhaftung treten Täuschung und Gier gleichzeitig auf. Die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist nur Gier.

Fragender: Es ist die Gier nach Befreiung (Moksha). Dadashri: Gier.

Fragender: Die Mahatmas haben weiterhin die Absicht (Bhaavna) für die Erlösung der Welt (Jagat Kalyan), sie läuft ständig innerlich ab, was ist das?

Dadashri: Das bedeutet, dass nur jemand, der seine eigene Erlösung erreicht hat, solche Gedanken haben wird, ansonsten hat niemand auf der Welt je solche Gedanken gehabt. Wie könnten andere [nicht Selbst-Realisierte] solche Gedanken haben? Für den Sterblichen hat die Einmischung im eigenen Zuhause kein Ende! Nur Krupadudev hatte solche Gedanken, aber nicht einmal die Mönche und Asketen (Sadhu-Sanyasis) hatten solche Gedanken, weil sie selber von ihren Anhängern die Nase voll hatten. Was können sie da machen?

Fragender: Diese Gefühle (Bhaav) für die Erlösung der Welt, gelten die auch als Gier?

Dadashri: Ja. Das ist auch Gier. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist [auch] eine Art von Anhaftung, nicht wahr! Diejenigen, die ihre eigene Erlösung erlangt haben, streben das an. Diese Jungen, alle Brahmacharis (junge Männer und Frauen, die Enthaltsamkeit praktizieren), macht den ganzen Tag lang nichts Anderes. "Wow ... es gibt keine [anderen] Menschen, die so sind wie sie." Die Menschen sind außerordentlich beeindruckt (Aafrin), wenn sie sie sehen, denn sie [die Brahmacharis] wollen nichts, sie wollen aus nichts einen Nutzen ziehen!

Fragender: Aber Dada, es ist gut für die Mahatmas, solche Gier zu haben, oder? Die Gier nach der Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)?

Dadashri: Wenn du diese Gier hast, werden sich alle deine Tendenzen (Vruttio) im Hinblick auf weltliche Dinge lösen, und die Tendenzen werden auf einen einzigen Ort ausgerichtet. Wenn sie bei Dada hängenbleiben, dann wird Dada dir in deinem nächsten Leben helfen; welchen Verlust hast du dir dabei [also] zugezogen? Deswegen ist es mehr als genug, wenn diese anderen Tendenzen verschwinden, wenn sie nicht mehr an die anderen Orte wandern.

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Fragender: Wenn die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) entstehen würde, würden dann alle anderen Tendenzen vollständig brechen?

Dadashri: Sie werden zerbrechen. Deswegen sagen 'wir' dir: "Habe Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Das ist die einzige Anhaftung (Raag), die du offen haben darfst!" Es ist also kein Problem.

Wenn Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nicht für jemand so Wohltätiges entstehen würde, für wen dann? Warum hatte Gautam Swami für Lord Mahavir Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Das lag daran, dass Lord Mahavir im einen Gefallen erwiesen hatte, Er hatte ihm einen großen Gefallen getan. Der Lord hatte ihn gerufen und ihm den Weg zur Befreiung (Moksha) gegeben. Er hat Gautam Swami den Status des obersten Anhängers (Gandhar Pad) verliehen. Dann erwies der Lord Gautam Swami die Gunst, ihn [zum Zeitpunkt seiner endgültigen Befreiung, Nirvana] wegzuschicken. Das war der Moment, wo Er erkannt hat: "Oh, was für eine riesige Menge an Anhaftung sich hier eingeschlichen hat!" [Er sagt zu Gautam Swami]: "Lass deine spirituelle Apathie (Pramad) los, lass sie los!" Dann vollbrachte der Lord ein Wunder, Er erreichte endgültige Befreiung (Nirvana), nachdem er Gautam Swami weggeschickt hatte. Gautam Swami fühlte dann sofort, wie eine plötzliche Angst in ihm aufstieg: "Oh je! Wie konnte der Lord das machen?" In dem Moment, wo er es dann analysierte, erkannte er: "Der Lord würde keinen solchen Fehler machen. Es ist mein eigener Fehler. Oh! Der Lord war frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), aber ich war derjenige, der die Anhaftung (Raag) hatte. Um meine eigene Anhaftung (Raag) loszuwerden, hat der Lord das also gesagt, bevor er ging." In dem Augenblick erlangte er absolutes Wissen (Keval Gnan), das absolute Wissen manifestierte sich. Es war allein durch seine Anhaftung (Raag) aufgehalten worden.

Fragender: Dada, also wird unsere Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auch weggehen, wenn wir uns dem letzten Augenblick nähern, oder?

Dadashri: Ihr werdet dort drüben frei davon werden. Dort drüben, im Moment eures Darshans mit Lord Simandhar Swami, wird sich alles lösen. Eigentlich ist es so: Wenn ihr hier den Darshan eines solch hochrangigeren Zustandes machen würdet, dann würde sie sich jetzt sofort lösen.

Fragender: Aber um zu Lord Simandhar Swami zu gelangen, werden wir sicherstellen müssen, dass diese Anhaftung (Raag) bestehen bleibt, oder?

Dadashri: Sie wird auf jeden Fall haften bleiben, sie wird sich nicht lösen, selbst wenn du versuchst sie zu lösen.

Fragender: Wenn wir dorthin zu Lord Simandhar Swami gehen, dann ist es egal, ob sie sich löst.

Dadashri: Sie wird sich von alleine lösen. Das hat nichts mit Dir zu tun. Das, was außen ist [vom Selbst aus gesehen] sollte sich lösen.

Fragender: Wenn es sich hier [bei Dada] anhaftet, dann wird es sich auf jeden Fall von allem lösen, was außerhalb [des Bereiches des Selbst] ist.

Dadashri: Wenn irgendetwas außerhalb [des Bereichs des Selbst] haften bleibt, dann wirst du zurückkommen müssen, um ein weiteres Leben zu vollenden, Du bist vom Weg abgekommen!

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Even God Has Praised Prashasta Raag! (p 111)

Sogar Gott hat die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gelobt

Fragender: Wenn also Anhaftung (Raag) an Dada auftaucht, dann ist diese Anhaftung (Raag) notwendig.

Dadashri: Natürlich wird das passieren! Diese Anhaftung (Raag) ist sogar nützlich. Sie ist nützlich dafür, unabhängig (Niralamb) zu werden. Es ist die letzte Abhängigkeit (Avalamban), und weil diese Anhaftung (Raag) hier entsteht, hört die Anhaftung an anderen Stellen auf. Man kann nur an einem Ort zur Zeit sein. Wenn er hier ist, kann er nicht dort sein, und wenn er dort ist, kann er nicht hier sein.

Fragender: Dada, das ist genau das, was häufig geschieht. Das ist genau das, was jetzt geschehen ist. Als die Anhaftung (Raag) hier auftauchte, haben sich tatsächlich alle anderen Anhaftungen aufgelöst.

Dadashri: Deshalb hat sogar Gott die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gelobt.

Fragender: Dada, aber selbst dann fühlt es sich, weil wir ein weltliches Leben haben, so an, als ob jemand uns zieht, wir müssen weggezogen werden.

Dadashri: Es macht keinen Sinn, gezogen zu werden. Das ist Entladung.

Fragender: Nein. Aber vorher war tatsächlich Anhaftung (Raag) da.

Dadashri: Die hat sich aufgelöst. Deswegen fühlt sie sich für euch so belastend an. Selbst wenn euch jemand großen Respekt erweist, fühlt sich das belastend an.

Fragender: Ja … genauso fühlt es sich an.

Dadashri: Selbst wenn euch jemand Respekt zollt, gefällt euch das nicht mehr. Wenn sie zu Chandubhai sagen: "Chandubhai, Sir, bitte besuchen Sie mich zu Hause," selbst dann gefällt euch das innerlich nicht. Du sagst zu dir selbst: "Wozu schon wieder diese unnötige Einmischung?" Das, was du früher 'süß' fandst, gefällt dir jetzt nicht mehr.

Heading Towards the Vitaraag [State]! (p 112)

Auf den Vitaraag-Zustand zusteuern

Fragender: Was bewirkt Anhaftung (Raag)?

Dadashri: Sie verursacht Unbewusstheit, die aus illusionärer Anhaftung entsteht (Murchha), Unbewusstheit, die aus illusionärer Anhaftung entsteht (Murchha), einen Zustand groben Nicht-Gewahrseins (Bebhaanpanu)! Das Ergebnis von Anhaftung (Raag) ist ein Zustand groben Nicht-Gewahrseins, und das Ergebnis von Abscheu (Dwesh) ist Angst.

Jetzt müssen sie frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden. Eins von beiden [Freiheit von Anhaftung oder Abscheu] muss vollendet werden. Man würde fragen: "Nachdem man frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden ist, wo bleibt dann noch Anhaftung (Raag)?" Die Antwort ist: Es würde Anhaftung (Raag) an den Gnani

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entstehen. Die Anhaftung (Raag), die sich vorher auf weltliche Dinge gerichtet hat, hat sich von diesen entfernt und hat sich jetzt für den Gnani manifestiert, für die Mahatmas. Aber die Anhaftung (Raag) gilt als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag, Anhaftung, die zur Befreiung führen wird).

Diese Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist die Ursache für den Zustand der vollständigen Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Es ist die einzige Anhaftung, die einen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) macht. Ist in dir Anhaftung (Raag) an die Mahatmas aufgekommen oder nicht?

Fragender: Ja, das ist sie.

Dadashri: Die Anhaftung an den Gnani Purush, an die Mahatmas, die entsteht, gilt als nützliche Anhaftung. Was ist das Ergebnis von Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Es ist Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sie wird in der Tat von alleine Früchte tragen, du musst weiter nichts tun. Sie ist wahrlich die Frucht hiervon. Du hast den Samen gesät, du hast ein Maiskorn gesät, du hast es gegossen und auch sonst alles gemacht – wächst denn dann der Maiskolben von alleine, oder musst du hineingehen und ihn anfertigen?

The Gnani himself is Your Atma! (p 112)

Der Gnani selbst ist Deine Seele (Atma)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist die Anhaftung, die dich von allem Schmerz (Dukh) befreit. Es ist die Anhaftung, die all den Schmerz, den weltlichen Schmerz nicht-existent macht. Du musst also frei von Abscheu werden, aber deine Anhaftung ist noch nicht verschwunden. Diese Anhaftung, die überall festhängt, verschwindet von da an und richtet sich auf 'mich' [den Gnani Purush] aus. Die andere Anhaftung (Raag) fühlt sich jetzt schmerzhaft an. Also wird man fragen: "Was ist mit der Anhaftung an Dada?" Die betrachtet man als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), Anhaftung, die die direkte Ursache für Befreiung (Moksha) ist! Dann werden alle anderen Probleme vorbei sein!

Und Krupadudev hat geholfen, das zu bestätigen, indem er gesagt hat. "Der Sat Purush (der Gnani, der Selbst-Realisierte) ist tatsächlich dein Selbst (Atma)." Und so fließt dieses 'Wasser' [Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)] genau in diese Richtung! Alle Aussagen sind so, dass sie bestätigt werden können!

Attachment Towards Dada Arises Instantly Upon Attaining Gnan! (p 113)

Anhaftung an Dada entsteht sofort, wenn man das Gnan erhält

Fragender: Dada, du hast gesagt, dass das Einzige, was Gautam Swami davon abgehalten hat, das absolute Wissen (Keval Gnan) zu bekommen, seine Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) [an Lord Mahavir] war!

Dadashri: Ja. Was denn sonst? Es ist kein Problem, wenn sie wegen dieser Anhaftung (Raag) verhindert wird. Es ist selbst dann kein Problem, wenn sie wegen dieser Anhaftung (Raag) für fünf Lebzeiten verhindert wird. Es gibt auf der Welt keine

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Anhaftung (Raag), die so groß ist wie diese. Immerhin werden keine anderen Dinge des weltlichen Lebens von dir Besitz ergreifen! Und diese Anhaftung (Raag) ist sehr nutzbringend. Aber solche Anhaftung (Raag) entsteht nicht [so leicht], oder? Es ist schwierig für sie, zu entstehen! Es ist bloß so: Das hier ist Akram Vignan, die Wissenschaft des Absoluten, und deshalb wird diese andere [Anhaftung] komplett befriedet. Deswegen taucht sofort Anhaftung an Dada auf, das würde sonst nicht geschehen. Egal, wie sehr du versuchst, sie zum Anhaften zu bewegen, sie wird nicht haften bleiben.

Fragender: Dada, nachdem wir hierher zu dir gekommen sind, haben viele Leute diese Erfahrung gemacht. Innerer Frieden tritt ein, und so richtet sich die Anhaftung (Raag) auf Dada.

Dadashri: Wenn innerer Frieden eintritt, wird auf jeden Fall Anhaftung (Raag) entstehen. Auch im weltlichen Leben entsteht alle Anhaftung (Raag), die auftritt, aufgrund von Frieden, aber dieser Frieden ist ein Frieden, der voller Vernarrtheit, voller Anhaftung ist, die zu Anhaftung führt (Aasakti). Er bleibt eine Weile, und dann verschwindet er wieder. Deshalb kämpft man danach letzten Endes. Diese Anhaftung (Raag) [an das Wahre] jedoch, die entstanden ist, darin kann nichts sonst sein, oder? Das ist das Wunder dieses Zeitalters (Kaal), wenn man das versteht, dann kann man seine Arbeit vollenden. Aber wenn man vom Wege abkommt, dann kann es auch schiefgehen. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist in keinem Abschnitt des Zeitzyklus aufgetreten, oder? Wenn das so gewesen wäre, dann wäre man definitiv nicht in dem [bedauernswerten] Zustand, in dem man sich heute befindet!

Prashasta Raag is Itself Moksha for This Era of the Time Cycle! (p 113)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) an sich ist in diesem Abschnitt des Zeitalters schon Befreiung (Moksha)!

Die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gilt als frei von Abscheu (Vitadwesh), aber man kann sie nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) nennen. Man wird erst dann frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), wenn auch die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) verschwindet. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist in diesem Abschnitt des Zeitzyklus tatsächlich sehr nützlich. Wenn diese Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bestehen bleibt, dann wisse, dass du Befreiung erlangt hast, weil sie alle anderen Anhaftungen zerstört. Diese Anhaftung (Raag) zerstört alle äußeren weltlichen Vergnügungen, sie zerstört alle anderen Anhaftungen. Deshalb gilt es für diesen Abschnitt des Zeitzyklus als Befreiung (Moksha), wenn Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auftritt.

Fragender: Was ist die Funktion von Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)?

Dadashri: Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) entfernt die Anhaftungen an anderen Stellen, sie entfernt die Anhaftung an alle vorübergehenden Dinge, und wenn die Anhaftung sich auf das richtet, wo sich das ewige Element manifestiert hat, d.h., wenn sie sich auf den Gnani Purush richtet, dann löst sich alles sehr schnell auf.

Nachdem die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) einsetzt, löst sich die andere [weltliche] Anhaftung (Raag), die sich etabliert hatte. Man muss sie entfernen, nachdem

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sie sich etabliert hat. [Genau] Wie du den Herd anmachen musst, und wenn du mit dem Kochen fertig bist, musst du den Herd wieder ausmachen. Musst du den Herd nicht wieder ausmachen, wenn du mit dem Kochen fertig bist?

Fragender: Man sollte ihn ausmachen.

Dadashri: Man mag also vielleicht fragen: "Wenn du ihn wieder ausmachen musst, warum hast du ihn dann überhaupt angeschaltet?" Weil die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) etabliert wurde, musste sie entfernt werden. Deine ist nicht etabliert, du musst sie etablieren. Sobald sie etabliert ist, wird die äußere [weltliche] Anhaftung aufhören, sie wird entfernt werden, sie wird zu Ende gehen! Danach muss, sobald die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) etabliert worden ist, auch diese weggezogen werden. Die Lösung [absolute Befreiung] wird sich ergeben.

Through Attachment Only for the Self, One can Meet a Gnani! (p 114)

Wenn man ausschließlich Anhaftung an das Selbst hat, kann man einem Gnani begegnen

Fragender: Als ich dich gefragt habe, ob wir auch in unserem nächsten Leben einen Gnani treffen werden, hast du gesagt, dass wir definitiv einen treffen werden. Aber dann sagst du, dass nur einmal in Millionen von Jahren ein Gnani erscheint, wie kann man denn dann in seinem nächsten Leben einen treffen?

Dadashri: All diejenigen, die ein karmisches Konto haben, einen Gnani zu treffen, werden definitiv einem begegnen! Diejenigen, die ein karmisches Konto mit ihm gebunden haben. Wo auch immer man Anhaftung erzeugt hat, wird einen das loslassen?! Selbst wenn ich nein sagen würde, es wird nicht verschwinden, und selbst wenn du nein sagen würdest, würde es nicht verschwinden. Genau deswegen sage ich: "Mach dir keine Sorgen. Hab keine Angst."

Fragender: Dada, sind wir uns dann vorher schon einmal irgendwo begegnet, oder nicht?

Dadashri: Ja, wir sind durch die Beziehung von beidem zusammengetroffen, von Anhaftung ausschließlich an das Selbst (Parmarthik Raag) und weltlicher Anhaftung (Sansaari Raag). Weltliche Anhaftung ist tatsächlich sowieso überall, aber die Anhaftung ausschließlich an das Selbst nennt man auch Anhaftung (Raag). Und auf der Grundlage dieser Anhaftung (Raag) erhält man den absoluten Sinn, das absolute Selbst (Parmarth). Was wäre, wenn die Anhaftung (Raag) nicht da wäre? Wenn Dada frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden wäre, dann wärst du nicht in der Lage gewesen, etwas von deiner Arbeit durch mich zu erledigen. Schlussendlich nennt man diese Anhaftung 'Anhaftung an das Absolute', Parmarth Raag. Es ist die Anhaftung (Raag) der Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst). Sie verhindert, dass karmische Gebundenheit auftaucht, und garantiert die Befreiung (Mukti).

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[2.5]

Vitaraagata

Vitaraag in Attachment! (p 117)

Vitaraagata

Vitaraag24 in der Anhaftung

Diese Welt hat den Gleichmut (Sambhaav) der Gnanis in der gegenwärtigen Epoche des Zeitzyklus (die durch die fehlende Einheit von Gedanken, Sprache und Handlungen gekennzeichnet ist, Dushamkaal) nicht gesehen, in diesem fünften kosmischen Zeitalter (Ara). [Sie bewahren] Gleichmut und bleiben in der Anhaftung frei von aller Anhaftung (Vitaraag). In dieser [traditionellen Lehre] hingegen geht es darum, im Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) frei von aller Anhaftung (Vitaraag) zu bleiben. He, so etwas ist nicht möglich! In der Anhaftung Vitaraag zu bleiben, das ist der wahre Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Stattdessen hast du angefangen, den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ohne Anhaftung auszuüben. He du, da gibt es keinen Samen, also auf welcher Grundlage (Aadhar) beruht das?

Braucht man irgendeine Grundlage oder nicht? Man sagt: "Lass all die Anhaftung los." Wie wirst du dann den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) herbeiführen? Wenn die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) für den Gnani entsteht, dann wird einen das an sich zur Befreiung führen. Die verrückte Anhaftung, die du einmal hattest, die weltliche Anhaftung (Aprashasta Raag), die du einmal hattest, die wurde zur wahren (Prashasta), als du dem Gnani begegnet bist. Das an sich wird dich zur Befreiung führen. Ist die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auf dem Weg zur Befreiung erforderlich oder nicht? Fragender: Natürlich ist sie erforderlich.

Dadashri: Das ist tatsächlich die grundlegende Voraussetzung. Deswegen haben all diese Menschen enorme Anhaftung an Dada. Ja, lass die Anhaftung da sein, das ist kein Problem. Sie wird dich zur Befreiung bringen. Fragender: Dada, kann man ihr den Stellenwert 'enorm' zuschreiben?

Dadashri: Natürlich kann man das. In dieser gegenwärtigen Epoche des Zeitzyklus muss man solche Dinge sagen.

One is not Vitaraag Because of Prashasta Raag! (p 117) Aufgrund von Prashasta Raag25 ist man nicht Vitaraag26

Gnanis gelten tatsächlich als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sie sind in dem Maße Vitaraag, in dem sie nicht die geringste relative Anhaftung (Paudgalik 24 frei von Anhaftung und Abscheu 25 Anhaftung an das Wahre 26 frei von Anhaftung und Abscheu

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Raag) haben. Für sie bleibt keinerlei relative Anhaftung oder Abscheu übrig. Auch Du wirst als Vitaraag erachtet, aber Du hast noch Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Fragender: Bete bitte zu Dada Bhagwan, dass der Gnani Purush nicht in diesem Leben Vitaraag wird. Sollte Er Vitaraag werden, dann wird er für niemanden von Nutzen sein. Dadashri: Ja, das ist richtig. Aber er wird es wohl nicht werden, nicht wahr? Die derzeitige Epoche des Zeitzyklus ist auch so, dass man nicht Vitaraag werden kann.

Fragender: Es ist überhaupt nicht möglich, in dieser Epoche des Zeitzyklus Vitaraag zu werden?

Dadashri: Es ist keineswegs möglich. Du wirst auf diese Angelegenheit keinen Einfluss nehmen müssen. Fragender: Das bedeutet, dass man sich keine Sorgen machen muss.

Dadashri: Nein, du musst dich nicht sorgen. Die Grenze dieser Epoche des Zeitzyklus ist so, dass man nicht vollständig (Sampurna) Vitaraag werden kann. Der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) kann nicht vollkommen eintreten.

Review of Samatva! (p 118)

Eine Betrachtung von Samatva Fragender: Was bedeutet Samatva?

Dadashri: Vitaraagata (ein Zustand der absoluten Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu). Es gibt keine Abscheu gegenüber demjenigen, der dich beschimpft, und es gibt keine Anhaftung an denjenigen, der dir Respekt (Maan) zollt. Wenn man respektiert wird, dann mag man das. Dafür geben wir die 'Erlaubnis'. Wir nennen das 'Mögen' und 'Nicht-Mögen'. Dieser Zustand der totalen Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist ein vollkommen anderer Zustand. Wohingegen du es in diesem Fall magst, wenn jemand dich respektiert, aber Anhaftung entsteht nicht. Wenn du die Person, die dir Respekt zollt, mögen würdest, dann würde das als Anhaftung betrachtet werden. Aber hier mag man eigentlich den Umstand, respektiert zu werden. Fragender: In der Geschichte, die den Vitaraag-Zustand von Lord Parshvanath schildert, beschützte das göttliche Wesen Dharanendra den Lord vor den qualvollen Leiden, die dem Lord durch eine andere Gottheit, Kamath, zugefügt wurden. Auch dann hielt der Lord eine unvoreingenommene Sicht (Samdrashti) aufrecht, was bedeutete, dass Er beiden gegenüber exakt dieselbe innere Absicht (Bhaav) bewahrte. Keine Anhaftung an den ersteren und keine Abscheu für den letzteren. Dadashri: 'Er' hat nicht die geringste Abscheu gegenüber Kamath und nicht die geringste Anhaftung an Dharanendra. Nicht die geringste Anhaftung an denjenigen, der wohlwollend Ihm gegenüber war, und nicht die geringste Abscheu für denjenigen, der Ihn so enorm gequält hat.

Aber die Vitaraag-Lords hatten all die Details: Die Gottheit Dharanendra, die Ihn beschützt, ist die sich entfaltende Wirkung Seines positiven (Punya) Karmas. Deswegen erleidet Er [Lord Parshvanaths Nicht-Selbst-Komplex] die sich entfaltende Wirkung

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dieses positiven Karmas. Kamath, der Ihn quält, ist die sich entfaltende Wirkung Seines negativen (Paap) Karmas. Somit erleidet Er [Lord Parshvanaths Nicht-Selbst-Komplex] die sich entfaltende Wirkung dieses negativen Karmas. Der Vitaraag-Lord selbst bleibt im Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Jedoch weiß Er alles, Er ist sich dessen gewahr, was um Ihn herum geschieht.

It Starts From Udaseenta! (p 118)

Es beginnt mit Udaseenta27

Man hat Abscheu gegenüber dem, was stinkt, und Anhaftung entsteht für das, was duftet. Weil diese beiden Einmischungen (Dakha) auftreten, ist das weltliche Leben entstanden. Und von dem [Selbst] ist nichts darin. All das sind nichts als gesellschaftliche Übereinkünfte. All dieses 'richtig oder falsch, dies oder das' sind gesellschaftliche Übereinkünfte!

Das Selbst (Atma) sieht alles, was es zu sehen gilt. Das Selbst sieht all die Objekte, die es zu wissen gilt (Gneya). Das Selbst sieht sie, hat aber keine Anhaftung oder Abscheu, weil es das, was es zu wissen gilt, einzig als das zu Wissende sieht. Hier gibt es so etwas wie richtig oder falsch nicht. Gut oder schlecht, richtig oder falsch, all das ist eine Illusion (Bhranti). Ja, diese Leute werden mit Kuhdung hantieren, aber nicht mit Menschenkot. Das ist auch Dung, nicht wahr? Was ist der Grund dafür? Die Antwort ist: Man glaubt: "Ah ha ha…", das heißt, man selbst hat dem einen Wert beigemessen. Die "Bewertung" ist seine eigene Kreation. So etwas gibt es in der Natur nicht. Ob süßer Duft oder übler Gestank – der Natur nach sind beide gleich. Und es ist das Gleiche dort drüben [mit dem Selbst], aber hier ist es nicht so. Warum ist es das Gleiche dort drüben? Die Antwort ist: Alles besteht in der Form eines Objektes, das es zu wissen gilt. Fragender: Nun, da man der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta) geworden ist, besteht gegenüber dem zu wissenden Objekt auf natürliche Weise Udaseenta (ein Zustand von Neutralität bezüglich des Relativen mit verminderter Anhaftung und Abscheu) ? Dadashri: Ja! Da besteht ganz von Natur aus der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta). Danach hat es (das sich entwickelnde Ich) keine andere Eigenschaft (Guna), es ist wahrlich neutral gegenüber dem Relativen (Udaseen), nicht wahr? Wenn ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) vorherrscht und das [sich entladende] Ego präsent ist, dann gilt das als der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta). Es kann nicht als Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bezeichnet werden, weil das Gift des [sich entladenden] Egos noch da ist. Dieses (das absolute Selbst) hingegen ist frei von Gift, also kann es als Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bezeichnet werden.

Nun wird es auf dem Stufe-für-Stufe- (Kramic) Weg als Zustand der Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) betrachtet. Im letzten Leben wird man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wohingegen man hier [auf dem stufenlosen Weg;

27 ein Zustand der Neutralität gegenüber dem Relativen mit verminderter Anhaftung und Abscheu

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Akram] mit dem Erlangen des Wissens vom Selbst und vom Handelnden (Gnan) Vitaraag wird. Man muss dies nur verstehen, man braucht nichts zu 'tun'.

Dada Sees Through the Vastness [of Knowledge] and Experiences Divinity! (p 119)

Dada sieht durch die Weite [des Wissens] und erfährt Göttlichkeit

Fragender: Manchmal habe ich das Gefühl, dass all die Sinnesorgane (Indriya) frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) sind. Sind sie es?

Dadashri: Was meinst du?

Fragender: Nicht Vitaraag, aber sie haben keine Anhaftung und Abscheu. Wenn wir etwas mit unseren Augen gesehen haben, dann ist es schlichtweg die Eigenschaft der Augen, uns diese Sache zu zeigen, nicht wahr?

Dadashri: Sie zeigen sie, das ist alles. Wenn du durch ein Fernglas schauen würdest, was kann das arme Fernglas da tun? Die Anhaftung herrscht in demjenigen, der durch das Fernglas schaut, und darum gibt es Anhaftung dort drüben [an das, was gesehen wird]. Deswegen wird, wenn Unwissenheit bezüglich des Selbst (Agnan) besteht, alles falsch gesehen werden. Was können die armen Sinnesorgane tun? Die Leute fragen mich: "Dada, wie erscheint dir die Welt?" Ich sage ihnen: "Denkst du, mir scheint es, als sei die Sonne heruntergefallen?!" Oh Sterblicher, hast du deinen Verstand verloren, oder was? Würde 'ich' die Dinge wirklich irgendwie anders sehen, als du sie siehst? Du hast Anhaftung und Abscheu für das, was du siehst, ich dagegen habe keinerlei Anhaftung und Abscheu dafür. Das ist der einzige Unterschied. Was auch immer du sehen kannst – 'ich' sehe genau das Gleiche.

Zweitens kann ich unbegrenzt all die Dinge sehen, die Du nicht sehen kannst. Das ist die [Funktion der] Weite meines Gnans (Wissens) und der Zustand des Gottseins, der Göttlichkeit (Aishwaryapanu). 'Du' dagegen siehst entsprechend Deiner eigenen spirituellen Energie (Aishwarya), gemäß Deiner Begrenzung und Deines 'Geländes'. Der Zustand der Göttlichkeit (Aishwaryapanu) bedeutet 'Gelände'. Der Zustand der Göttlichkeit (Aishwaryapanu), der die ganze Welt das 'Gelände' werden lässt, ist vollkommen!

When Does Vitaraagata Manifest and How Does it Happen? (p 120)

Wann manifestiert sich Vitaraagata28, und wie passiert es?

Fragender: Wann manifestiert sich für uns Mahatmas der vollkommene Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata)?

Dadashri: Wenn du die Zahlen von eins bis einhundert schreibst, kommt dann sofort die Zahl einhundert?

Fragender: Nein, kommt sie nicht.

28 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Nachdem du dann die Zahl zwanzig geschrieben hast, musst du also schauen, ob du in der Lage bist, die Zahlen einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig aufzuschreiben oder nicht. Das heißt, es (das Wissen) wird sich vervollständigen. Es selbst (das Wissen) vervollständigt es. Du [als das relative selbst] musst es nicht vervollständigen. Diese Geschwindigkeit [das Fortschreiten des Wissens] selbst wird es zur Vollständigkeit bringen.

Früher [vor dem Erlangen des Wissens vom Selbst] warst du auf: "Wie können Anhaftung und Abscheu verringert werden" fokussiert. Jetzt, da die falsche Überzeugung zur richtigen geworden ist [von "Ich bin Chandubhai" zu "Ich bin Reine Seele"] hat sich die Sicht hingewandt zu: "Wie kann der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) verstärkt werden, wie kann man ihn absolut (Purna) 'machen'." Früher richtete sich die Sicht auf das Verringern von Anhaftung und Abscheu. Arbeitet doch die ganze Welt hart daran, die Anhaftung und Abscheu zu verringern – ohne Ergebnis! Den ganzen Tag gibt es nichts als äußerlich verursachte Probleme und das sich daraus ergebende Leiden (Upadhi). Nichts als Sorgen. Die drei schrecklichen flammenden Infernos der mentalen, physischen und emotionalen Qual (Trividh Taap: Aadhi-Vyadhi-Upadhi)! Welchen Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) haben wir (Mahatmas)? Ein bisschen Vitaraagata, nur einen Bruchteil, aber es ist dennoch Vitaraagata. Das kann als die vollständige Auflösung von Anhaftung und Abscheu betrachtet werden! Nur ein Bruchteil von Vitaraagata wird die Intensität (Ras) der Anhaftung und Abscheu im Innern vollständig auflösen. Es erscheint nach Außen vielleicht wie Anhaftung und Abscheu, aber innerlich ist kein Interesse (Ras) da. Sieh nur: solch ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata)! Fragender: Wann und wie werden Mahatmas den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) erlangen, den du hast?

Dadashri: In dem Maße, in dem sie mit mir in Verbindung bleiben, in dem Maße [wird es geschehen]. Das kann man nicht durch Einprägen lernen, es wird durch Beobachten gelernt.

Die Menschen sehen in die Augen. Warum sehen die Menschen, warum sieht jeder in die Augen? Man wird sagen: "Alles, all die inneren Absichten können in den Augen gelesen werden!" Man kann all diese Dinge lesen, welche innere Absicht jemand hat. Die Menschen merken: "Dieser Mann sollte nicht ins Haus gelassen werden." Sie werden sagen: "Er hat keine anständigen, guten Absichten in seinen Augen." Gleichermaßen kann der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) in den Augen des Gnani gesehen werden. Du wirst in seinen Augen so etwas wie Anhaftung oder Abscheu für irgendetwas nicht sehen. Kein verdecktes Motiv irgendeiner Art spielt in seinen Augen. Da ist kein Betteln um Geld oder etwas anderes. Da ist nur der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Wenn man diesen Zustand (Vitaraagata) beobachtet, dann erlernt man ihn. Mehr steckt nicht dahinter.

Lass mich dir ein Beispiel dazu aus dem Geschäftsleben geben. Ich sagte einmal zu einem Mann: "Was muss hier getan werden? Du hast tatsächlich so viel Zeit wegen so einer kleinen Sache verschwendet!" Er sagte zu mir: "Aber niemand hat mir je gesagt, wie man das macht, sonst hätte ich es schnell gemacht." Also zeigte ich ihm eines

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Tages, wie es gemacht wird. Gleich am nächsten Tag machte er es dann und zeigte es mir. Ansonsten war er seit zwei Monaten nicht dazu fähig gewesen. Also zeigte ich ihm die Technik, die er dafür brauchte. Er erlernte die Technik ebenfalls und fing an, sie einzusetzen.

Also, durch theoretisches [Wissen] wird nichts erreicht, es wird praktisch [angewandt] werden müssen. Die Theorie ist nur zum Verständnis da. Was bedeutet praktisch? In der Praxis, indem man den Gnani Purush beobachtet, indem man mit 'ihm' in Kontakt kommt, kann alles erreicht werden. Es kann mühelos erreicht werden. Es ist nur, dass du nicht das günstige sich entfaltende Karma hast [mir nahe zu sein]. Andernfalls – angenommen jemand wäre gekommen, um mich zu beschimpfen und du hättest die Gelegenheit, das zu sehen – dann würdest du das wahrlich genießen.

Vitaraagata Through Vision Free From Attachment and Abhorrence! (p 121)

Vitaraagata29 durch die Sicht frei von Anhaftung und Abscheu

Fragender: Wenn jemand alles ohne Anhaftung und Abscheu sehen kann, dann kann er Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) werden. Wenn einer also nicht alles ohne Anhaftung und Abscheu sehen kann, bedeutet das, dass er selbst voll von Anhaftung und Abscheu ist?

Dadashri: Nein. Er ist nicht voller Anhaftung und Abscheu, aber er möchte frei von ihnen (Vitaraag) werden. Dieser Zustand ist jedoch noch nicht erreicht, diese Sicht hat sich [noch] nicht völlig manifestiert. Die gesamte Sicht hat sich noch nicht vollständig eröffnet.

Fragender: In welchem Zustand befindet er sich dann?

Dadashri: Er wird diesen Zustand in Kürze erreichen.

Fragender: Das bedeutet, das gilt nur für diejenigen, die dieses Gnan erlangt haben, nicht wahr?

Dadashri: Ja, nicht für die anderen.

Fragender: Wie ist es für die anderen?

Dadashri: Für andere gehen die Anhaftung und Abscheu noch weiter! Außer Anhaftung und Abscheu gibt es da nichts..

Fragender: Aber gilt sein relatives selbst (Mishrachetan) als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)?

Dadashri: 'Er' selber [das Selbst] ist vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu - Vitaraag. 'Derjenige', der erkennt: "Ich bin Vitaraag", wird hier vollständig Vitaraag geworden sein – in genau dieser Welt.

Fragender: Bedeutet das also, dass wir ihn als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) verstehen müssen?

29 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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Dadashri: Ja, wenn so viel verstanden wird, dann ist man vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden.

Fragender: Durch welche Sicht kann das verstanden werden?

Dadashri: Das ist genau der Punkt. Aber dieser Punkt muss verstanden werden. Wenn man vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird, dann wird die ganze Welt als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) erscheinen. Wenn die Sicht sich auf diese Weise ändern würde, dann wäre jemandes Arbeit erledigt, nicht wahr?

Wenn fünfhundert Kühe vorbeiziehen, dann erscheinen sie uns alle gleich, oder? Bleiben die Menschen da nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Sie sehen alle gleich aus, oder?

Fragender: Ja, ja, sie scheinen gleich.

Dadashri: Das ganze Problem besteht wahrlich nur in den Menschen, nicht wahr? Und auch da: Du [lebst] in Amerika, überall sonst bist du tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), nicht wahr? Deine Probleme sind auf deine 'Akten' beschränkt, richtig? Wo hast du also Probleme?

Fragender: Nur mit den 'Akten'.

Dadashri: Und in der Tat sind die 'Akten' nur zusammengekommen, um dir deine karmischen Wirkungen zu bringen, und sie sind wahrlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Fragender: 'Du' hast gesagt, dass die ganze Welt nichts anderes als makellos (Nirdosh) ist…

Dadashri: "Sie ist makellos," ist eigentlich ein Weg, um frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu werden, aber 'wir' betrachten das nicht als den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Wenn du es Vitaraag nennst, dann würde es als kritisierend oder respektlos (Viradhana) gegenüber dem Vitaraag gelten. Ein Vitaraag wird als Gott betrachtet. Deswegen bezeichnen 'wir' das [andere] als "makellos".

Fragender: Dada, du hast gesagt, es ist die 'Aufnahme', die sagt: "Du bist ein Dieb! Du bist ein Dieb!" Und dann, Dada, kommt der Gedanke auf: "Was bin ich wirklich?" Innerlich entsteht definitiv der Wunsch, das zu wissen. Und es entsteht auch der Wunsch, tiefer ins Innere zu tauchen, um zu analysieren und herauszufinden, ob "ich ein Dieb bin", oder nicht.

Dadashri: Nein, so ist es nicht. Selbst wenn du ein Dieb bist, ist es kein Problem. Und wenn du kein Dieb bist, dann ist es auch kein Problem.

Fragender: Dann meint also dieser Satz, dass, wenn die Welt als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) gesehen wird, die Lösung erreicht ist, nicht wahr?

Dadashri: Du kannst nicht sagen: "Die Welt ist Vitaraag." Du kannst sagen: "Die Welt ist makellos." Diese Welt wird als makellos gesehen.

Fragender: All diese Prozesse, die gesehen werden können, sind alle mechanische Prozesse.

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Dadashri: Er glaubt: "Das ist tatsächlich das, was als Vitaraag betrachtet wird!" Haben wir nicht gesagt: "Das ist eine Tonbandaufnahme, die spricht!" Bei all den Handlungen ist es so ähnlich.

"Die Welt ist makellos", "der Fehler liegt beim Leidenden" – worauf weisen all diese [Sätze] hin? Wenn die Welt als makellos gesehen wird, dann wird das dem gleichgesetzt, sie als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu sehen. Niemand kann makellos sein, ohne frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu sein. Bist du wirklich in der Lage, diesen Satz zu verstehen?

Fragender: Ja, ich verstehe ihn gut.

The Moment ‘I’ and ‘My’ Leave, One Becomes Vitaraag! (p 122)

In dem Moment, in dem 'ich' und 'meins' weggehen, wird man Vitaraag30

Dadashri: Wenn die 'Ich-heit' (Hupanu) und das Gefühl von 'das ist meins' (Marapanu, engl.: my-ness), die in diesem relativen selbst (Mishrachetan) existieren, davon weggenommen werden, dann wird das relative selbst (Mishrachetan) frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi). Da die 'Ich-heit' und das Gefühl von 'meins' beseitigt wurden, ist es frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi) geworden.

Fragender: Das kann nur passieren, wenn man dieses Wissen (Gnan) hat, richtig?

Dadashri: Ja, aber auch wenn man dieses Wissen (Gnan) nicht hat, ist es dennoch frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi). Nichtsdestotrotz liegt es wahrlich an der 'Ich-heit' und dem Gefühl von 'meins', dass Anhaftung und Abscheu auftreten. Wenn man die 'Ich-heit' und das Gefühl von 'meins' nicht benutzt und man kein Gnan hat, dann ist man tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Fragender: Wenn Unwissenheit in Bezug auf das Selbst (Agnanta) da ist, wäre man nicht wahrlich davon vereinnahmt? [Von der] 'Ich-heit' und dem Gefühl von 'meins'…

Dadashri: Ja, aber auch dann wurde gesagt, wenn man es nicht beansprucht, dann gibt es kein Problem. In dem Moment, wenn man es benutzt, ist man verloren. Das relative selbst (Mishrachetan) ist wahrlich so: Es ist wirklich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi)! Fragender: In Bezug auf die andere Person wird es [das relative selbst] also als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) erachtet. Verhält es sich für das eigene [relative] selbst anders? Versuchst du also zu sagen, dass ich, sofern es mich selbst betrifft, die andere Person auf jeden Fall als Vitaraag betrachten sollte?

Dadashri: Nein! Auch dein eigenes [relatives selbst], alles ist tatsächlich Vitaraag. Die Einmischung geht lediglich von diesen beiden, dem Ego und der Überzeugung: "das ist meins" (Mamata, my-ness) aus. Wenn es diese beiden nicht gäbe, dann wäre da kein Problem.

Wenn es keine Anhaftung und Abscheu gäbe, dann würde es natürlich und spontan (Sahaj) sein! Das Prakruti würde fortfahren, sich natürlich zu entfalten, das ist alles.

30 frei von Anhaftung und Abscheu

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Fragender: Das Ego und die Überzeugung "das ist meins" in ihm können auch schauspielernd sein (so wie in einem Theaterstück, nicht echt).

Dadashri: Damit gibt es kein Problem. Das schauspielernde Ego wird auch als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) betrachtet. Es hat weder Anhaftung noch Abscheu, wenn es zu Pingda wird (zur Darstellerin, die die Rolle einer Königin in einem Theaterstück spielt). Es ist bereits entschieden worden [in dem Stück; im letzten Leben], darum passiert es. Das sind keine Anhaftung und Abscheu. Deswegen kann die Welt tatsächlich als makellos angesehen werden. Warum wird das relative selbst (Mishrachetan) als makellos angesehen?

Fragender: Also, was es auch immer an Anhaftung und Abscheu im relativen selbst (Mishrachetan) gibt, ist die Ursache für das nächste Leben, nicht wahr? Deswegen müsste es derzeit tatsächlich als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) in diesem Leben bezeichnet werden. Ist es so?

Dadashri: Es ist wirklich Vitaraag. Darum kann es wahrlich die ganze Welt als makellos sehen.

Fragender: Wenn es aufgrund der Einmischung des eigenen Egos und der Überzeugung: "Das ist meins" von Anhaftung und Abscheu erfüllt wird, was ist dann?

Dadashri: Es schadet demjenigen, dem das passiert. Welchen Schaden sollte es jemand anders zufügen? Was haben andere damit zu tun? Es ist schädlich für denjenigen, dem es passiert. Für diese Person wird es die Ursache für das nächste Leben.

Fragender: Und doch würde das, was auch immer dieser Mechanismus gerade treibt, als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) erachtet werden?

Dadashri: Es ist tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Auch diese Augen sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), selbst die Ohren sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wenn jemand dich beschimpft, dann werden die Ohren sich nicht aufregen. Es ist der im Innern, der sich total aufregt.

Fragender: 'Der im Innern' – wer ist das?

Dadashri: Das Ego und die Überzeugung: "Das ist meins".

Fragender: Zählt 'sich aufregen' auch zum Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata)? Es bedeutet, dass man berührt worden ist. Ist es so?

Dadashri: Sogar 'sich aufregen' ist in Ordnung, aber es sollte natürlich und spontan sein. Es ist in Ordnung, wenn man sich ärgert, oder auch wenn man streitet. Und dennoch bleibt man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Man kann auch streiten, ohne Anhaftung und Abscheu zu haben. Man kann so bleiben, wenn man dieses Wissen vom Selbst (Gnan) hat.

Dieses Jalebi (knuspriges, in Sirup getauchtes indisches Dessert) ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), sogar Gift ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), Nektar ist ebenfalls frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Alle Dinge sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Fragender: Was ist mit all denen, die lebendig erscheinen?

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Dadashri: Auch sie sind alle frei von Anhaftung und Abscheu – Vitaraag. Wenn jemand nur so viel verstehen würde, dann wäre seine Arbeit getan. Diejenigen, die ein weltliches Leben geführt und das verstanden haben, sind selbst frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden. Wenn du all diese als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) betrachtest – was bedeutet frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Was meinen 'wir' damit? Wir nennen sie nicht frei von Anhaftung und Abscheu - Vitaraag. Sie Vitaraag zu nennen, ist ein Verbrechen, weil die Wertigkeit der wahren Vitaraags und dieser [sogenannten] Vitaraags nicht die gleiche ist. Deswegen nennen 'wir' sie nicht Vitaraag. Was 'wir' sagen ist, dass jedes Lebewesen definitiv makellos ist. Die Tatsache, dass sie als schuldig (Doshit) gesehen werden, ist an sich eine Illusion (Bhranti). Deswegen nennen 'wir' sie nicht Vitaraag. Es würde die [wahren] Vitaraags entwerten. 'Wir' sagen nicht Vitaraag. Wenn man dennoch versteht, dass sie Vitaraag sind, dann war es das. Dann ist Vollständigkeit erreicht worden.

Was ist, wenn diese "Schallplatte" in der Lage wäre, Beleidigungen auszustoßen? Wenn die Schallplatte dir Beleidigungen an den Kopf wirft: "Chandubhai, du bist ein Dieb, Chandubhai, du bist ein Dieb, Chandubhai, du bist ein Dieb", was würdest du dann machen?

Fragender: Es ist eine Schallplatte, also müsste ich lachen.

Dadashri: Auch das [eine Person, die Beleidigungen ausstößt] ist ebenfalls eine Schallplatte. Aber du hast die Überzeugung: "Er hat es gesagt", und derjenige, der es gesagt hat, hat auch die Überzeugung: "Ich habe es gesagt." So ist es, es lohnt sich nicht, zu viel zu erklären. Wenn übermäßige Erklärungen gegeben werden, dann setzt Leidenschaftslosigkeit gegenüber dem weltlichen Leben (Vairaagya) ein. Was setzt ein?

Fragender: Wurde beim Herbeiführen dieses Zustands der Leidenschaftslosigkeit gegenüber dem weltlichen Leben (Vairaag) irgendetwas ausgelassen?

Dadashri: Nichts wurde ausgelassen. Auch wenn ein wenig zurückgelassen worden ist, solltest du es dann auslassen?

Angenommen jemand würde, während du gerade auf der Straße gehst, zu dir sagen: "Du bist nutzlos, du bist ein Dieb, du bist ein Gauner." Wenn die Person dir solche Beleidigungen entgegen schleudert und in Dir der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) aufrechterhalten bleibt, dann wisse, dass Du diesbezüglich in diesem Ausmaß zu Gott geworden bist. In jeglicher Angelegenheit, in der Du gewonnen hast, da bist Du zu Gott geworden. Und wenn Du die Welt für Dich gewinnst, dann bist Du vollständig zum absoluten Gott geworden. Danach wird es keine Entzweiung aufgrund von Meinungsverschiedenheit (Matbhed) mit irgendjemandem geben.

Set Your Body Free! (p 124)

Gib deinen Körper frei!

Du kannst dich unterhalten und all das, [aber] Anhaftung und Abscheu sollten nicht vorkommen. Lass deinen Körper frei [zu spielen, wie er will]. So als würde ein sich drehender Kreisel, nachdem du ihn aufgezogen hast, dann von selbst immer weiterdrehen. Du musst ihn loslassen. Das bedeutet, dass Anhaftung und Abscheu nicht

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auftreten können, nicht wahr! Wenn 'ich' und 'meins' verschwunden sind, dann bedeutet das, dass Anhaftung und Abscheu verschwunden sind. In dem Moment, da 'ich' und 'meins' weggehen, wird man Vitadwesh – frei von Abscheu. Danach, wenn man die Akten mit Gleichmut begleicht, wird man Vitaraag – frei von Anhaftung.

Fragender: Was bedeutet: "Gib den Körper frei"?

Dadashri: Sobald der 'sich drehende Kreisel' geworfen wurde, dann ist, was auch immer der Kreisel 'spielt' [wie er sich dreht], korrekt. Danach brauchst du die Schnur nicht noch einmal aufwickeln. Der 'Kreisel' wird sich hier entlang drehen und sich dorthin bewegen, er wird sogar hochspringen und dann wird er an einer Stelle etwas zur Ruhe kommen. Dort wird er sich wieder hier und da entlangbewegen. Du wirst also wissen, dass er jetzt ins Krankenhaus geht. Wenn er aus dem Krankenhaus zurückkommt, dann geht es ihm gut [alles wieder beim Alten]. Würdest du nicht wissen, dass die kritische Zeit eines möglichen frühzeitigen Todes vorbeigezogen ist?

Fragender: Er dreht sich vielleicht auch ein bisschen in die falsche Richtung.

Dadashri: Ja, er dreht sich vielleicht sogar in die falsche Richtung. Das kann man bei dem 'Kreisel' nie sagen!

Fragender: Auf welche Art auch immer man frei von Anhaftung und Abscheu werden kann, das ist der Weg der Vitaraags. Dadashri: Nicht in geringstem Maße Anhaftung zu haben und nicht in geringstem Maße Abscheu zu haben. Das kann nicht alles auf einmal passieren. Indem man jedoch eine solche Absicht (Bhaavna) nährt, werden sie allmählich weggehen. Aber nur, wenn du dieses Gnan erlangt hast, andernfalls wird es nicht passieren. Es kann nicht einmal in einer Million Lebzeiten passieren.

Was diese aufgeladene unbelebte Materie (Pudgal; aufgeladene subatomare Teilchen, Parmanu) sagt, ist: "Denk nicht, dass Du frei geworden bist, nur weil Du Reine Seele geworden bist. Du hast uns verunstaltet, also musst Du uns jetzt rein machen. Dann bist Du frei und wir sind es auch." Deswegen fragst Du: "Wie kann ich euch freigeben?" Die Antwort ist: "Du siehst einfach weiterhin, was auch immer wir tun. Misch dich in keiner Weise ein. Sieh fortwährend ohne Anhaftung und Abscheu."

Fragender: Ich muss also fortwährend ohne Anhaftung und Abscheu sehen?

Dadashri: Sieh fortwährend, das ist alles. Dann sind wir [unbelebte Materie, subatomare Teilchen (Parmanus)] frei. Wir sind beeinträchtigt worden aufgrund von Anhaftung und Abscheu, aufgrund deiner Anhaftung und Abscheu. Und mit Deinem Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) sind wir freigegeben. Die subatomaren Teilchen (Parmanus) werden rein.

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Right Vision and Self-realization! (p 125)

Richtige Sicht und Selbst-Realisation

Fragender: Ist die richtige Sicht (Samyak Darshan) und Selbst-Realisation (Atma Sakshatkar) das Gleiche?

Dadashri: Ja, das ist das Gleiche. Da gibt es überhaupt keinen Unterschied. Richtige Sicht meint tatsächlich Selbst-Realisation (Sakshatkar). Welche weltlichen [relativen] Dinge man auch gewohnt war zu sehen – jetzt sieht man das, was permanent (Avinashi) ist. Bis jetzt hat man das Weltliche, das Vergängliche (Vinashi) gesehen und hatte Liebe dafür. Als sich Liebe für dies [das Selbst] entwickelte, da war man in der Lage, das Permanente zu sehen. In dem Moment, in dem man das Permanente sieht, ist man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden. Fragender: Gibt es also einen Unterschied zwischen den beiden: der richtigen Sicht und der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)?

Dadashri: Die richtige Sicht ist der Anfang vom Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Und je nachdem, wie viel der Vitaraagata sich zu entwickeln beginnt, um so viel erhöht sich ihr Anteil. Und der vollkommene Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist der endgültige Zustand. Vollständige Vitaraagata wird als Absolutes Wissen (Keval Gnan) betrachtet.

Can the Pratishthit Atma Become Vitaraag? (p 125)

Kann Pratishtit Atma31 Vitaraag32 werden?

Fragender: Wie sind die Sprache, die Gedanken und das Verhalten eines Lebewesens, das Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt?

Dadashri: Sie sind ohne Anhaftung und Abscheu. Auch wenn man jemanden mit Beleidigungen überhäuft, gibt es keine Anhaftung und Abscheu. Es gibt keine Anhaftung oder Abscheu, sogar wenn man jemanden schlägt. Bei einer Person dagegen, die nicht Selbst-realisiert ist, gibt es Anhaftung und Abscheu, auch wenn sie niemanden schlägt. Das Verhalten [Desjenigen mit absolutem Wissen, Keval Gnani] ist also ohne Anhaftung und Abscheu, es ist ohne Angst. Da ist Furchtlosigkeit (Nirbhayata)! Fragender: Kann das relative selbst (Pratishthit Atma) auch frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden? Dadashri: Nein, das ist ein energetisierter Nicht-Selbst-Komplex (Power Atma). Er wird die Eigenschaften des Zustands der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) erlangen. In Wirklichkeit ist er nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Die Kraft des Zustands frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) wird in ihm entstehen. Bei Lord Mahavir war sie tatsächlich da, nicht wahr?

31 das relative selbst 32 frei von Anhaftung und Abscheu

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Clear Definitions of Vitaraagata! (p 126)

Klare Definitionen von Vitaraagata33

Fragender: In welcher Hinsicht kann Lord Mahavirs Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) anders sein als der anderer Vitaraags?

Dadashri: Er ist in keinerlei Hinsicht anders. Es gibt da keinen Unterschied in dem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Der Unterschied liegt in demjenigen, der den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) aufrecht hält. Fragender: Ist der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ein mentaler Zustand oder ein innerer Zustand?

Dadashri: Vitaraagata ist weder ein mentaler noch ein interner Zustand. Es ist ein Zustand des Wissens (Gnan Dasha). Es ist ein Zustand des eigenen Wissens. Es ist eine sich ergebende Auswirkung (Parinaam) dieses Wissens des Selbst. Fragender: Ist der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ein Zustand, der durch Bemühung als das Selbst (Atma Purusharth) erreicht wird, oder ist er ein Teil der Schöpfung der Natur?

Dadashri: Er ist ein Zustand, der durch die Bemühung als das Selbst erreicht wird. Er ist kein Teil der Schöpfung der Natur. In der Schöpfung der Natur wachsen Zitronen, wachsen Guaven, wachsen Granatäpfel, aber der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) entsteht nicht. Du wirst nirgends einen Vitaraagata-Baum finden, der genau davon Früchte trägt. Fragender: Was ich mit Schöpfung der Natur meinte, ist, ob ein Umstand entsteht, durch den wir frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden, oder können wir nur durch die Bemühung als das Selbst Vitaraag werden?

Dadashri: Nein, die Schöpfung der Natur hat damit überhaupt nichts zu tun. Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) kann nur durch die Bemühung als das Selbst entstehen. Das hat folgenden Grund: Je nachdem, in welchem Maße du die Bemühung, den [Fünf] Agnas zu folgen, beibehältst, nachdem der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) und das Selbst (Purush) getrennt worden sind, in dem Maße entsteht der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Und die Bemühung als das Selbst kann ohne die Trennung von Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) und Selbst nicht unternommen werden. Die andere Bemühung (Purusharth), die die weltlichen Menschen unternehmen, ist eine illusionäre Bemühung. Fragender: Trägt die Entschlossenheit, etwas zu erreichen (Sankalp), irgendwie zum Erlangen der Vitaraag-Wissenschaft bei? Dadashri: Am Anfang kann man nur frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) bleiben, wenn der Entschluss, der gefasst wurde, ein Stück weit erreicht wurde. Nur dann wird man ihn loslassen! Die Entschlossenheit, etwas zu erreichen (Sankalp) ist also erst einmal notwendig, nicht wahr? Dann, nachdem dieser Zustand erreicht ist, wird man frei von diesem Entschluss (Sankalp). Wenn du von hier zum Bahnhof gehen 33 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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möchtest, kannst du dann den Zug direkt von hier nehmen? Du musst eine Rikscha nehmen. Ist die Rikscha nicht beteiligt, wenn du von hier nach Mumbai fahren willst? Die Antwort ist: ja. Aber bis zu welchem Punkt? Nur bis zum Bahnhof, weiter nicht. Auf ähnliche Weise trägt auch [hier] die Entschlossenheit (Sankalp) etwas bei!

On What Basis Did He Become Vitaraag? (p 126)

Auf welcher Grundlage wurde Er Vitaraag34?

Fragender: Lord Ramchandra und Lord Mahavir wurden beide vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wurden sie aufgrund des Wissens des Selbst (Gnan) Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) oder auf der Basis von irgendwelchen vergangenen Aktivitäten [des letzten Lebens]?

Dadashri: Aufgrund von Gnan.

Fragender: Sie beide? Und wurden ihre Nicht-Selbst-Komplexe (Pudgal) noch in demselben Leben vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Dadashri: Ja!

Fragender: Lord Ramchandra und Lord Mahavir.

Dadashri: Lord Ramchandra erlangte in demselben Leben Befreiung (Moksha). Fragender: Gingen also sogar die ganze Anhaftung und Abscheu seines Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) wirklich weg?

Dadashri: Sie gingen alle weg. Fragender: 'Schauspielernd'. Er führte währenddessen lediglich ein Schauspiel auf. Das ganze Schauspiel von Ramayan, das sich ereignete, beruhte das auf Karma aus dem vergangenen Leben?

Dadashri: Ja, Er hatte Vasishtha Muni getroffen, einen Gnani. Fragender: Er erhielt das Wissen des Selbst (Gnan) von ihm.

Dadashri: Er erlangte in demselben Leben Befreiung (Moksha), weil Er ein Lebewesen (Jeev) war, das 'bereit' war. Alles, was Er benötigte, war, von einem Gnani berührt zu werden. Er brauchte jemanden, der in dem Prozess als Instrument diente (Nimit).

The Path of Attaining the State of Vitaraagata! (p 127)

Der Weg des Erlangens von Vitaraagata35

Fragender: Was sollte man machen, um im Vitaraag-Zustand (Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu) zu bleiben?

Dadashri: Derjenige, der keinerlei Anhaftung, Abscheu, Ärger, Stolz, Täuschung, Gier gegenüber irgendjemandem verübt, ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). In 34 frei von Anhaftung und Abscheu 35 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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dem Moment, wo eines davon ausgeübt wird, ist es einem misslungen, im Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag-Zustand) zu bleiben. Wenn aber doch eines davon passiert, dann wisse, dass es dir misslungen ist, hierin [im Vitaraag-Zustand] zu bleiben. Dann musst du dich bemühen, diesen wieder zu erreichen. Wenn du ihn verpasst, dann stelle ihn erneut her. Wenn du das fortwährend tust, dann wirst du in der Lage sein, still zu werden. Derjenige, der das möchte, wird nicht davon ablassen, endgültig eine Begleichung herbeizuführen, nicht wahr?

Auch Kleinkinder fallen hin und stehen wieder auf, und dann fangen sie wieder an, ihre Lauflernhilfe herumzuschieben. Sie fallen hin und stehen wieder auf. Indem sie das machen lernen sie, unabhängig zu laufen, nicht wahr? Passieren also letztendlich Anhaftung und Abscheu? [Was ist mit] Ärger, Stolz, Täuschung, Gier? Das tun sie nicht, oder? Das ist dann also schließlich der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata), nicht wahr? Du brauchst nach nichts anderem zu suchen, das an sich ist der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Es gibt keinen anderen Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Die Menschen behaupten wirklich: "Nein, nein, ich habe keinerlei Anhaftung und Abscheu." Schau sie nur an! Diese Menschen ohne Anhaftung und Abscheu…! Wenn 'wir' das klären, indem 'wir' sie fragen: "[Passieren] Ärger, Stolz, Täuschung, Gier?", dann sagen sie: "Die gibt es mit Sicherheit." He ihr Sterblichen! Ihr versteht Anhaftung und Abscheu überhaupt nicht!

Die Kurzform von Ärger, Stolz, Täuschung, Gier ist Anhaftung und Abscheu. Von den Kashays36 sind diese vier die einzigen Krieger: Ärger, Stolz, Täuschung, Gier, und ihre Kurzform ist Anhaftung-Abscheu. Durch diese Kashays besteht die Welt fort. Das Land Indien ist von Kashays beeinflusst. Die Arbeiter und alle schwelgen in Kashays, die Menschen im Ausland hingegen schwelgen in sinnlichen Vergnügungen (Vishay). Man befindet sich entweder in sinnlichen Vergnügen (Vishay) oder in Kashays, oder man befindet sich in einem Zustand frei von Kashays (Akashay) – das bedeutet, in einem Zustand Gottes (Bhagwan Pada). Deswegen gilt man ab dem Moment, wo man in einen Zustand frei von Kashays gelangt, als jemand, der im Zustand Gottes ist. Aber du kannst den Menschen das nicht sagen. Wenn du das sagst, dann werden sie negativ [sarkastisch] reden: "Sieh ihn an, als ob er irgendein großer Gott geworden wäre!" Du musst nur in deinem Verstand verstehen, dass du an der letzten Station angekommen bist. Du musst das niemandem erzählen. Du kannst 'mir' das vielleicht erzählen! Wenn du es anderen erzählst, was werden sie sagen? Fragender: Sie werden uns Idioten nennen.

Dadashri: Du kannst es ihnen niemals erzählen. Nichtsdestotrotz ist dieser Zustand frei von Kashays der Zustand von Gott.

36 innere Feinde; Leidenschaften, die das richtige Wissen und Verhalten behindern und Aufladen von Karma und Verstrickung in das weltliche Leben fortsetzen

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The One Who Becomes Vitaraag and Fearless is God! (p 128)

Derjenige, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) und frei von Furcht wird, ist Gott

Fragender: Die Leute bezeichnen Lord Krishna als Gott, und dann sagen sie auch: "Gott ist in dir." Also, wie genau sollten wir aus Dadas Perspektive verstehen, dass Gott ist? Dadashri: Solange man Anhaftung und Abscheu hat, gilt man als ein sterbliches Wesen (Jivatma). Und in dem Moment, wo man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird, ist man Gott. Derjenige, der weder Abscheu empfindet, wenn ihn jemand beschimpft, noch Anhaftung hat, wenn ihn jemand mit Blumenketten schmückt, ist Gott. Derjenige, der die Dualität transzendiert hat gilt als Gott. Hast du 'Dualität' verstanden oder nicht? Als was verstehst du sie? Wenn das eine da ist, dann wird unweigerlich auch das andere da sein. Wo es Gewinn gibt, wird es definitiv Verlust geben. Jemand, der über die Dualität hinausgegangen ist, hat weder Freude noch Schmerz. Es ist kein Schmerz da, wenn jemand ihn beschmipft, und es ist keine Freude da, wenn jemand ihm Blumenketten umhängt. Er gilt als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), er ist furchtlos (Nirbhayata). Dann ist das [relative] selbst Vitaraag – frei von Anhaftung und Abscheu; man kann es als Gott bezeichnen. Das Selbst im Innern hingegen nennt man Paramatma, das Absolute Selbst. Derjenige, der äußerlich Gott geworden ist, in dem ist das Selbst wahrlich das absolute Selbst (Paramatma). Wenn man innerlich den Zustand des absoluten Selbst (Paramatma) erreicht, dann wird in dem Moment auch die äußere Verpackung Gott geworden sein. Verstehst du das ein bisschen, was ich sagen will, diesen Standpunkt?

Fragender: Also, was ist denn dann damit, wie Lord Krishna bezeichnet wird ... Dadashri: Ja, das ist so, das ist das Gleiche. Jeder kann Gott werden, das ist keine Lizenz allein für Lord Mahavir oder Lord Krishna. Wer auch immer zu diesem Zustand werden kann, dem gehört er! Derjenige, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) und frei von Angst (Nirbhay) werden kann, ist Gott. Fragender: Gott ist also eine Qualität, Er ist kein bestimmtes Individuum. Ist Gott bloß ein Adjektiv? Dadashri: Das ist der ultimative Zustand des Körpers (Pudgal). Wenn der ultimative Zustand dieses Körpers (Pudgal) Gott ist, dann ist im gleichen Moment der ultimative Zustand des Selbst Paramatma, das Absolute Selbst. Das Selbst wird nicht als Gott bezeichnet. Gott ist der ultimative Zustand des Nicht-Selbst (Pudgal). Deswegen sagen 'wir', dass 'wir' nicht Gott sind. Und wenn wir 'unser' [relatives] selbst als Gott bezeichnen würden, wäre das Selbst in 'uns' das Absolute Selbst (Paramatma) geworden, und das Selbst, das das Absolute Selbst (Paramatma) geworden ist, würde sich nicht einmischen. 'Wir' dagegen mischen uns sehr wohl ein, indem 'wir' sagen: "Chandubhai, komm her." Ich mache das nicht für mich selber, aus irgendwelchen persönlichen Gründen, Ich mache es für euch. Was ich entschieden hatte, war: "Mögen andere die gleiche Glückseligkeit bekommen, die ich bekommen habe." Tatsächlich ist

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es das Ich, das das Bedürfnis (Garaj) hat: "Mögen diese Menschen Glückseligkeit und Befreiung (Moksha) erlangen." Das Absolute Selbst hingegen hätte keinerlei Bedürfnis. Fragender: Aber Dada, dieses Bedürfnis, das in 'dir' aufgetaucht ist, das ist Mitgefühl, das keinerlei Gegenleistung erwartet (Nishkaam Karuna), oder? Dadashri: Es ist Mitgefühl, das keinerlei Gegenleistung erwartet (Nishkaam Karuna), aber selbst dieses Mitgefühl ist doch ein Bedürfnis, nicht wahr! Nachdem man diesen Zustand erreicht hat, wird auch der andere Zustand kommen. Wenn man diesen Zustand erreicht hat, ist der letzte Zustand, der noch kommt, ein Zustand, der die Welt glücklich machen wird. Es ist der Zustand des Tirthankara. 'Er' lebt allein für die Erlösung aller Wesen, Er lebt nicht um Seinetwillen. Hast du ein bisschen was von dem verstanden, was ich zu sagen versuche? Fragender: Ja. Dada, als du das Gnan (Wissen) erlangt hast, wer hat dir da gesagt, dass du die Welt erlösen sollst? Welche Kraft (Shakti) hat dir das gesagt? Dadashri: Niemand hat mir das gesagt. Ich hatte von Anfang an die Absicht, dass diese Welt nicht so sein sollte, es sollte Erlösung für die Welt geben. Dadurch sind diese Ursachen hervorgebracht worden! Wie zum Beispiel: "Möge jemand solches Wissen (Gnan) bekommen, und mögen die Menschen Befreiung erlangen." Und genau dieses Wissen (Gnan) ist das, was ich bekommen habe. Ich wusste nicht, dass solches Wissen (Gnan) [in mir] entstehen würde. Fragender: Das heißt, die sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) haben dich ausgewählt. Dadashri: Die Regeln der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) haben mich ausgewählt. Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hätte definitiv kein Verlangen danach, dass die Leute ihn Gott nennen. Dadashri: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hat so einen Wunsch vielleicht nicht, aber der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) wird exakt so, der Schatten wird genau wie Gott. Fragender: Nur dann kann er frei werden, nicht wahr? Dadashri: Ja.

Vitaraagata, What a State! (p 129)

Vitaraagata – was für ein Zustand!

Fragender: Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) und Mitgefühl (Karuna)? Dadashri: Nachdem der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) entstanden ist, ist Mitgefühl da. Nachdem das Mitgefühl entstanden ist, kann es keinen Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) geben. Deswegen kann das Mitgefühl nicht als erstes entstehen. Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist die Ursache für Mitgefühl. Fragender: Wie ist die weltliche Interaktion von jemandem, der Mitgefühl hat?

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Dadashri: Mitgefühl kann nur dann entstehen, wenn man in den weltlichen Interaktionen kein Gefühl der Eignerschaft (Malikipanu) für den eigenen Körper, die eigene Sprache oder den eigenen Verstand hat. Fragender: In dir können wir Mitgefühl in sichtbarer Form sehen. Wir können den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) in dir sehen. Dadashri: Ja, aber bei jemandem, der keine Eignerschaft für den Körper mehr hat, entsteht unweigerlich Mitgefühl. Das liegt daran, dass solange kein Mitgefühl entstehen kann, solange nur das kleinste Bisschen Eignerschaft für den eigenen Körper da ist, selbst wenn es nicht viel ist, sondern nur ein bisschen. Fragender: Bestehen Mögen und Nicht-Mögen im Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) wirklich weiter? Dadashri: Weil es in diesem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) Mögen und Nicht-Mögen gibt, gilt er als ein niedrigerer Vitaraagata-Zustand. Das gilt als der Beginn des Zustandes der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Er kann aber nicht als das Ende des Zustandes der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) gelten. Am Anfang ist beides da, Mögen und Nicht-Mögen. Es ist nicht Anhaftung und Abscheu, sondern Mögen und Nicht-Mögen. Fragender: Kann man Mitgefühl als eine ursprüngliche Eigenschaft der Seele betrachten? Dadashri: Mitgefühl ist definitiv gar keine Eigenschaft der Seele. Mitgefühl ist ein Merkmal (Lakshan) von jemandem, der das Selbst erlangt hat, von jemandem, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden ist. Du kannst ein Ding an seinen Merkmalen erkennen. Die Wut ist keine ursprüngliche Eigenschaft der Seele; sie ist weder eine Eigenschaft der Seele (Chetan), noch ist sie eine ursprüngliche Eigenschaft unbelebter Materie (Jada). Sie ist eine vollkommen neue Eigenschaft einer dritten Komponente, die dann entsteht, wenn zwei Elemente zusammenkommen (Vyatirek Guna). In ähnlicher Weise ist auch Vergebung (Kshama) ein Charakterzug, der dem der Wut entgegengesetzt ist, sie ist keine Eigenschaft der Seele. Auf Grundlage [des Charakterzuges] des Vergebens kannst du erkennen: "Dieser Mensch ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden." Vergebung sollte jedoch natürliche und spontane Vergebung (Sahaj Kshama) sein. Sie sollte nicht so sein: "Ich vergebe dir." Und man sollte auch überhaupt nicht um Vergebung bitten müssen, sie würde einfach ständig gewährt. Deswegen sind diese Eigenschaften natürlich und spontan, es ist natürliche und spontane Bescheidenheit (Vinamrata) da. Die Vergebung ist natürlich und spontan. Die Aufrichtigkeit (Saradata) ist natürlich und spontan. Man muss sich nicht anstrengen, aufrichtig zu sein. Auch die Zufriedenheit (Santosh) im weltlichen Leben ist natürlich und spontan. Alle Charakterzüge, die entstanden sind, sind also natürlich und spontan. Sie sind jedoch keine Eigenschaften der Seele. Anhand dieser Charakterzüge können wir messen, in welchem Ausmaß sich das Selbst innerlich manifestiert hat. Es sind keine Eigenschaften des Selbst. Die eigenen Eigenschaften des Selbst sind da, wenn man dort ganz angekommen ist. In der weltlichen Interaktion dagegen sind die Charakterzüge, über die wir gesprochen haben, jeweils Seine /Merkmale. Wenn du jemanden schlägst und er mit einem Lächeln antwortet, dann wisse, dass seine Vergebung natürlich und spontan ist. Dann kannst du verstehen: "Ja, in diesem Punkt stimmt das."

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Fragender: Genau wie Mitgefühl würde man auch den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) als Merkmal betrachten, oder? Dadashri: Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) gilt als Merkmal (Lakshan), er ist keine Eigenschaft (Guna). Selbst Anhaftung und Abscheu sind keine Eigenschaften des Selbst, und der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist genauso wenig eine Eigenschaft der Seele. Diese Merkmale sind durch das Relative (Vyavahar) entstanden. Das ist so, weil es, was das Selbst anbelangt, nichts gibt, das man mit Worten beschreiben könnte, nicht wahr! Solange es Worte gibt, solange existiert das Relative. Es gibt, was das Selbst angeht, keine Eigenschaften, die man mit Worten beschreiben kann.

What is the Highest Possible Degree of Compassion? (p 130)

Was ist die höchstmögliche Stufe von Mitgefühl?

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen dem Mitgefühl eines Tirthankaras, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, und dem Mitgefühl des lebendig inkarnierten (Sajeevan Murti) Dada, einem vollkommen Losgelösten, der sich im Interesse der Erlösung anderer auf konstruktive Weise einmischt (Khatpatia Vitaraag)? Dadashri: Hier wird es personalisiert, das andere Mitgefühl hingegen ist überall für alle gleich. Hier ist es persönlich: "Diese Person ist gekommen, jene Person ist gekommen etc." Für die Tirthankaras ist es nicht individualisiert, es ist dasselbe, es ist gleich. Ob Seine Tochter kommt oder sonst irgendjemand, selbst da ist es gleich. Fragender: Würden sich die resultierenden Auswirkungen (Parinaam) des Mitgefühls des Gnani und dieder Tirthankaras unterscheiden? Dadashri: Die resultierenden Auswirkungen wären von gleicher Art. In den resultierenden Auswirkungen gäbe es keinen Unterschied. Aber im Verhalten würde es unterschiedlich erscheinen. Die Auswirkungen sind rein, aber das Verhalten ist am Ende ein anderes. Das Verhalten [in diesem Leben] ist von der Überzeugung (Pratiti) abhängig, die im letzten Leben bestanden hat. Deswegen ist hier ein kleiner Unterschied im Verhalten ersichtlich. Die Vitaraag-Lords37 haben nicht einmal die geringste Anhaftung und Abscheu. Deswegen können Sie nichts 'tun'. In 'uns' [dem Gnani] hingegen existiert die Kraft des 'Tuns', weil 'uns' noch ein bisschen was fehlt – vier Grad. Das ist das einzige Problem. [Dennoch] wirkt [das Mitgefühl des Gnani] in vollem Umfang. Die Tirthankaras haben nicht die Macht des 'Tuns', der Gnani hingegen hat diese Macht, das ist der einzige Unterschied. Das liegt daran, dass der Gnani um vier Grad gescheitert ist, die Tirthankaras hingegen haben den absoluten Zustand (Purnahuti) erlangt. Deswegen taucht so eine Gelegenheit im Leben nur sehr selten auf.

Weil uns noch ein bis zwei Lebzeiten bleiben, mischen wir uns ein, wir sind ein sich einmischender Vitaraag! 'Wir' sagen sogar: "Bitte bring den Kerl her. Mach dies und

37 Diejenigen, die frei sind von jeglicher Anhaftung und Abscheu

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mach das." Die Vitaraag-Lords dagegen beteiligen sich überhaupt nicht. Man kann Erlösung erreichen, indem man einfach nur den Darshan des Tirthankara 'macht' [ihm in die Augen sieht]. Man muss allerdings wissen, wie man den wahren Darshan macht. Man wird in dem Maße [spirituell] profitieren, wie man weiß, wie man Darshan macht. Das ist es. 'Er' ist der Vitaraag, aber derjenige, der den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) des Tirthankara erkannt hat, der darf sich diesen Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) nehmen. Je nachdem, wie sehr man ihn erkennt, dementsprechend profitiert man. Die Tirthankaras selber mischen sich in solche Sachen nicht ein.

'Ihre' Sprache fließt weiter ganz natürlich und spontan, das ist alles. Sie mischen sich nicht ein. 'Wir' sind ein sich einmischender Vitaraag, also sagen 'wir': "Bringt diese Dame her, damit sie profitieren kann." Das ist so, weil 'wir' wissen, dass das hier nicht 'unsere' letzte Lebzeit ist, deswegen können 'wir' hier all diese Dinge sagen. Die Tirthankaras dagegen würde solche Dinge wie "Niemand steht über dir" oder "Niemand kann sich in dein Leben einmischen" nicht sagen. 'Sie' äußern solche Worte nicht. Denn für Sie gilt [ist die Absicht]: mögen diejenigen, die bereit sind, die endgültige Befreiung zu erlangen, diese erlangen, nachdem sie Ihren Darshan38 [den der Tirthankaras] gemacht haben; und die, die nicht dazu bereit sind, endgültige Befreiung zu erlangen, mögen diese sie nicht erreichen; [denn] Sie sind Vitaraag – frei von jeglicher Anhaftung oder Abscheu. Mögen diejenigen, die sie erlangen werden, sie erlangen, und mögen die, die sie nicht erlangen werden, sie nicht erlangen. 'Wir' dagegen sind da ein bisschen eigensinnig. 'Wir' mischen uns konstruktiv ein. Man kennt 'uns' als jemand absolut Losgelösten, der sich im Interesse der Erlösung anderer auf konstruktive Weise einmischt (Khatpatia Vitaraag). Fragender: Aber Dada, das Getrenntsein [von dir] durch Meinungsverschiedenheiten würde doch weggehen, wenn man zu dir kommen und das hier verstehen würde, aber wenn jemand nicht kommt, dann bleibt sein durch Meinungsverschiedenheiten [von dir] Getrenntsein doch bestehen, oder? Zu Zeiten der Tirthankaras muss das doch auch so gewesen sein, oder? Dadashri: Das stimmt, aber Sie mischen sich nicht ein, nicht wahr? 'Wir' hingegen mischen uns sehr wohl konstruktiv ein! 'Wir' würden dich vor dieser Seite bewahren, und auf diese Weise würden 'wir' dich auch vor der anderen Seite bewahren. Die Ersteren [die Tirthankaras] sprechen nur, das ist alles. Wenn dir das, was du hörst, nicht gefällt, dann geh. 'Wir' dagegen mischen uns konstruktiv ein, 'wir' würden sicherstellen, dass du bei 'uns' sitzen bleibst, und 'wir' würden weiterreden [um dich zu überzeugen]. Fragender: Selbst wenn 'du' dafür die ganze Nacht aufbleiben müsstest! Dadashri: Ja, auch wenn ich die ganze Nacht wach bleibe. Dieser Mann ging dreißig Jahre lang in einen Ashram, also habe 'ich' ihm erklärt: "Was du tust, ist nicht falsch, aber wenn du das Selbst erkennen möchtest, dann ist das nicht das Richtige." Woher können Menschen das Selbst erlangen? Die Menschen haben nicht die Kapazität, das zu tun, oder?

38 Ihnen in die Augen blicken, sie sehen

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The Salvation of the World Will Definitely Happen! (p 132)

Die Erlösung der Welt wird definitiv geschehen!

Das ist eine Art von Einmischung, die 'wir' machen, indem wir sagen: "Komm hierher, und 'wir' werden dir Befreiung (Moksha) geben. Sagen wir, dieser Mann hat ein Problem mit seiner Akte, dann würden 'wir' ihm helfen, frei davon zu werden.

Fragender: 'Du' würdest ihm sagen, dass er nur im Satsang bleiben soll. Dadashri: Ja. Das ist genau der Grund, warum 'wir' all diese Einmischungen (Khatpat) machen müssen, nicht wahr? Derjenige, der für sich selbst gar nichts will, den nennt man Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu)! Welche Art von Einmischung? Die Absicht ist: "Mögen andere etwas erlangen, das dem ähnelt, was ich erlangt habe." Lord Mahavir war kein sich einmischender Vitaraag, ich [dagegen] lade euch ein, indem ich sage: "Bitte kommt her. All eure Not wird verschwinden." Das war bei Lord Mahavir nicht der Fall. Jemand, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, mischt sich gar nicht ein, nicht wahr! Kein Reinreden, keine Einmischung. So jemand, der in dieser Welt überhaupt nichts will. Selbst wenn Ihm alles Gold der Welt gegeben wird, Er will es nicht. 'Ich' habe keinerlei Gedanken über Frauen. Was braucht jemand, der frei von allen Fesseln geworden ist? Außer dieser einen Sache: "Möge die Welt Befreiung erlangen", und das wird auf jeden Fall geschehen. Und die Welt wird tatsächlich eine ganz neue und andere Form annehmen. Ein völlig neuer Trend, eine neue Form.

Fragender: Diese Arbeit [der Erlösung der Welt] kann eigentlich nur passieren, wenn so viel Glauben da ist. Was für ein großes Projekt!

Dadashri: 'Ich' habe das tatsächlich gesagt, nachdem ich es gesehen hatte. Nachdem ich gesehen hatte, was passieren würde, habe 'ich' gesagt: "Im Jahr 2005 wird Indien zum (spirituellen) Zentrum der Welt geworden sein!" Das steht in einem Buch geschrieben, das 1971 veröffentlicht worden ist. 'Ich' sage das nicht, weil Indien mein Land ist. 'Ich' sage es frei von Anhaftung und Abscheu (mit Vitaraagata), genau so, wie es ist. 'Wir' haben innerlich nicht die Überzeugung "Das ist meins." Das wird der weltlichen Interaktion zuliebe gesagt, aber in Wirklichkeit ist es nicht so.

Our Total Commitment Towards World Salvation! (p 132)

Wir haben uns ganz der Erlösung der Welt verschrieben

'Einmischen' bedeutet, dass 'wir' hiergeblieben sind [statt Moksha zu erlangen], um diese Einmischung zu 'machen'. Deswegen nennt man 'uns' einen absolut Losgelösten, der sich im Interesse der Erlösung anderer auf konstruktive Weise einmischt (Khatpatia Vitaraag). 'Wir' haben bloß diesen einen Wunsch, 'wir' haben keinen anderen Wunsch: "Wie können die Menschen Frieden erlangen." Aus genau dem Grund sind 'wir' diese totale Verpflichtung eingegangen: Ich mache jeden Tag elf Stunden lang diesen Satsang.

Fragender: Da dieser Wunsch bei dir noch da ist: Hindert er dich daran, die verbleibenden vier Grad zu vervollständigen? Dieser Wunsch wird eine Art von Gebundenheit, oder?

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Dadashri: Nein, dieser Wunsch, der da noch ist, ist tatsächlich ein sich entladender Wunsch. Er ist nicht wie ein aufladender [Wunsch], die Aufladung hat aufgehört. Wenn es keine Aufladung gibt, dann gibt es kein Problem. Wer auch immer die 'Dada-Notbremse' [analog zu den Notbremsen in indischen Zügen] zieht, kann seine Arbeit vollenden. Das liegt daran, dass die Anwesenheit einer Person, die frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, in jedem Abschnitt des Zeitzyklus etwas sehr Seltenes ist, und in diesem Abschnitt des Zeitzyklus ganz besonders. Jemand, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, kann nicht existieren. Trotzdem sind 'wir' für alle Lebewesen tatsächlich absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), jedem Lebewesen gegenüber. 'Wir' haben nur noch etwas Anhaftung an 'unser' Karma, einfach zu dem Zweck, dieses Karma aufzubrauchen. Ein bisschen Anhaftung ist noch da, und auch die ist dazu da, sich im Interesse der Erlösung der Welt einzumischen, und das ist ja nicht so, dass es einen Verlust verursacht, oder? Das gilt auch als Anhaftung. 'Wir' hatten dieses Eigeninteresse (Garaj), deswegen haben 'wir' uns von dort aufgemacht und sind hierhergekommen.

Fragender: Du sagst also, dass du ein sich einmischender Vitaraag (jemand ohne Anhaftung und Abscheu) bist! Dadashri: Ja, wie soll man 'uns' denn sonst nennen? 'Wir' mischen uns ein, aber 'wir' sind trotzdem frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Finde erst mal jemanden, der sich einmischt, und [trotzdem] frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist! Es ist nicht ein einziger Tag vergangen, an dem der Satsang vor halb zwölf Uhr abends beendet war. Für 'uns' ist das also nichts Neues! Und dann stehen 'wir' gegen drei, halb vier Uhr morgens wieder auf. Danach sitzen wir anderthalb Stunden im Schneidersitz (Padmaasan) und 'reisen' in all die fernen Länder. Dann schlafen 'wir' gegen halb sechs, sechs wieder ein; das heißt, 'wir' schlafen eine halbe Stunde lang. Außerdem verursacht der Körper keinerlei Schmerzen oder Unwohlsein. Diejenigen, die meine Beine massieren, sagen: "Wir profitieren davon, dass wir das hier tun [dem Gnani dienen]." Deswegen sage ich ihnen: "Dann massiert weiter!" Das bereitet uns keinerlei Probleme. Wenn sie sie jeden Tag massieren würden, dann würde es zur Gewohnheit. Bei 'uns' würden sich aber keine Gewohnheiten oder Ähnliches ausbilden, überhaupt nicht. Andere würden eine Gewohnheit entwickeln. Der Körper wird so werden [er gewöhnt sich daran, eine Massage zu brauchen].

In the Complete Non-dualistic State as the Self on Gurupurnima day! (p 133)

Am Gurupurnima39-Tag im vollständigen nicht-dualistischen Zustand als das Selbst

Fragender: 'Du' machst Satsang und am Gurupurnima-Tag gibst 'du' Darshan40, gibt es zwischen beidem wirklich einen Unterschied? Dadashri: Einen großen Unterschied. Hier [im Satsang] kannst du sagen, dass 'ich' [aus dem Zustand des Selbst] herausgekommen bin. Das andere, der Darshan, ist etwas sehr Großartiges, den betrachtet man tatsächlich als vollständigen [Purna] Darshan! Wenn 39 indischer Feiertag, an dem die Lehrer geehrt werden und der Gnani die 360-Grad-Sicht hat 40 Dem Gnani in die Augen blicken

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man nur einmal kommen würde, um Darshan zu machen, wäre das mehr als genug. An diesem Tag, gehen wir nicht in das "Ich bin Chandubhai" oder "Willkommen, XY" hinein. 'Wir' bleiben an diesem Tag im absoluten Zustand als das Selbst (Purna Bhaav), an anderen Tagen dagegen, hier [im Satsang], würden 'wir' dich rufen und dich sogar zur Kenntnis nehmen. Am Gurupurnima-Tag würden 'wir' dich weder zur Kenntnis nehmen noch würden 'wir' dich rufen. Fragender: In der weltlichen Interaktion (Vyavahar). Dadashri: 'Wir' sind in dem Moment in einem nicht-dualistischen Zustand (Advaita Bhaav, nur das Selbst), und gerade jetzt müssen wir in einem dualistischen Zustand (Dwaita Bhaav, das Selbst und das Nicht-Selbst) sein. Fragender: Gibt es einen Unterschied zwischen dem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) und der Funktion des Zeugen (Sakshipanu)? Dadashri: Durch das Ego zu sehen und Zeuge zu bleiben, das ist das als Zeuge Fungieren. Und durch das Selbst zu sehen, das ist das als Wissender-Sehender (Gnata-Drashta-Panu) Fungieren, das ist der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Das bedeutet, dass es nicht das als Zeuge Fungieren ist, sondern das als Wissender Fungieren (Gnatapanu). Mit Vitaraagata ist die Funktion als beständig Wissender (Gayakpanu) gemeint, der konstant Wissende (Gnayak)!

Yet a Difference Remains Between the 14th Day of the Moon and the Full Moon! (p

133)

Es gibt aber noch einen Unterschied zwischen dem vierzehnten Tag des Mondzyklus und dem Vollmond!

Die Welt hat nie zuvor diese Art von reiner Liebe (Prem) gesehen, die sich hier [im Gnani] manifestiert hat. Das hat folgenden Grund: Wo auch immer sich eine so reine Liebe manifestieren konnte, geschah das in den Vitaraag-Lords, die absolut frei von Anhaftung und Abscheu sind, und deshalb war diese reine Liebe nicht sichtbar. Weil 'wir' [das Erreichen von Keval Gnan, absolutem Wissen] verpasst haben, ist die reine Liebe geblieben, und der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist nicht entstanden.

Fragender: Du hast gesagt: "Wir sind zur Verkörperung reiner Liebe (Prem Swaroop) geworden, aber in der Konsequenz hat sich der vollständige Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) manifestiert." Das wollte ich verstehen. Dadashri: Was bedeutet reine Liebe? Wenn die innere Absicht niemandem gegenüber im Geringsten verdirbt, dann nennt man das reine Liebe. Das heißt, der vollständige Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) kann selbst als reine Liebe betrachtet werden. Fragender: Wo steht denn dann die reine Liebe? Welcher Zustand kann hier als reine Liebe betrachtet werden? Dadashri: Reine Liebe bedeutet eigentlich Folgendes: In dem Maße, wie man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird, in dem Maße entsteht reine Liebe. Derjenige, der vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, der wird vollkommene

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reine Liebe haben! Also, ihr [Mahatmas] seid wirklich alle frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden. Und während ihr allmählich in allen Belangen frei von Anhaftung (Vitaraag) werdet, wird reine Liebe beginnen, zu entstehen. Fragender: Naja, 'du' hattest vorhin gesagt: "Für 'uns' heißt es reine Liebe." Wenn 'du' sagst: "Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist nicht entstanden," was bedeutet das? Dadashri: Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bedeutet, dass 'unsere' reine Liebe so ist, dass sie sichtbar ist, wohingegen die reine Liebe der Vitaraag-Lords nicht offensichtlich ist. Aber nur ihre reine Liebe kann als wahre Liebe betrachtet werden. Die Menschen können 'unsere' reine Liebe sehen, das betrachtet man nicht als wahre Liebe. Das kann nicht als ganz exakte reine Liebe gelten. Exakte reine Liebe ist die, in der man vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, dann ist es wahre Liebe. 'Unser' Zustand dagegen wird als vierzehnter Tag des Mondzyklus (Chaudash) bezeichnet, er ist nicht der 'Vollmond'(Poonam)-Zustand! Fragender: Hat derjenige mit dem Vollmond-Zustand dann mehr reine Liebe als das hier? Dadashri: Faktisch ist nur die reine Liebe desjenigen im Vollmond-Zustand wahre Liebe! Die reine Liebe desjenigen, der im Zustand des vierzehnten Tages des Mondzyklus ist, wird in einigen Bereichen unvollständig sein. Deswegen kann wahre Liebe nur die desjenigen im 'Vollmond'-Zustand sein. Fragender: Vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu zu sein und trotzdem keine reine Liebe zu haben, das ist nicht möglich, oder? Dadashri: So jemand kann niemals ohne reine Liebe sein, nicht wahr! Fragender: Also, Dada, es gibt einen großen Unterschied zwischen den Zuständen des vierzehnten Tages des Mondzyklus und des Vollmondes, da ist einen Riesenunterschied, oder? Dadashri: Ein Riesenunterschied! Es mag uns sogar wie der Vollmond erscheinen, aber da ist ein Riesenunterschied! Es gibt nichts, das ich unter Kontrolle habe, oder! Die Tirthankaras dagegen haben alles unter ihrer Kontrolle! Was habe ich unter Kontrolle? Nichtsdestotrotz ist die Zufriedenheit, die ich erfahre, die gleiche wie die des Vollmond[-Zustandes]! 'Unsere' Energien arbeiten in einem solchen Maße für das eigene Selbst, dass 'wir' das Gefühl haben, als hätten 'wir' den Vollmond[-Zustand] erreicht!

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[3]

It is the Pudgal That Defiles and it is Also the Pudgal That Cleans! (p 135)

Es ist der Pudgal, der beschmutzt, und es ist auch der Pudgal, der saubermacht

Where Words and Speech Come to an End, There One Himself is Vitaraag!

Wo Worte und Sprache zu Ende gehen, da ist man selbst Vitaraag

Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) bedeutet rein. Wo es keine Worte und keine Sprache gibt, da ist man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wo Worte existieren, da ist man nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Nachdem die Worte zu Ende gegangen sind, bleibt nur das Selbst (Potey). Wo Worte existieren, da bleibt beides: die Worte und das Selbst.

Fragender: Werden danach beide eins, 'derjenige, der spricht' und der Wissende?

Dadashri: Das sind sie in der Tat! Dieser gegenwärtige Zustand ist allein dadurch entstanden, dass sie eins geworden sind!

Fragender: Können sie denn dann getrennt werden?

Dadashri: Sie können vollständig getrennt werden. Tatsächlich sind sie beide getrennt worden. In dem Maße, in dem man rein wird, in dem Maße sind sie getrennt.

Fragender: Ja, das stimmt. Wird denn dann der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) auch sagen: "Jetzt sind sogar wir rein geworden, also sind wir jetzt getrennt?"

Dadashri: Nein, nein. Tatsächlich liegt es daran, dass man selber (Potey) rein geworden ist, deswegen werden die kleinsten, unteilbaren und unzerstörbaren Materie-Partikel des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanu) unweigerlich rein. Durch das hier [das relative selbst] wird der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) beschmutzt. Wenn das [relative] selbst keine Ursachen erschaffen würde, dann wären die kleinsten, unteilbaren und unzerstörbaren Materie-Partikel des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanu) eigentlich rein.

Who Catches Onto the Mistake? (p 135)

Wer begreift den Fehler?

Warum bist du in letzter Zeit zurückgefallen? Was passiert da für ein Fehler?

Fragender: Ich bin dabei, das zu untersuchen, aber ich finde anscheinend nicht heraus, was der Fehler ist.

Dadashri: Warum beeinträchtigt Dich das? Warst du später in der Lage es herauszubekommen? "Den Fehler erwischen", das ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). "Den Fehler nicht erwischen" ist auch Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), und "derjenige, der den Fehler begreift" ist auch Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). 'Du' bist eigentlich der Wissende, was hast Du mit all dem zu tun? 'Du' bist losgezogen, um herauszufinden, was der Fehler ist, oder? Ist es das, was passiert ist?

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Fragender: Genau das ist passiert. Als die Akten aus allen Richtungen kamen, hab ich sofort gedacht: "Lass mich die Akten analysieren." Das wiederum hat noch mehr Unwohlsein verursacht. Den Grund dahinter finde ich aber immer noch nicht.

Dadashri: Aber warum wirst Du zu demjenigen, der den Grund erfasst? 'Du' 'weißt' ihn einfach. Weil Du zu demjenigen geworden bist, 'der den Grund begreift', ist eine Belastung entstanden, und deswegen sind dir die Gesichtszüge entglitten.

Fragender: Aber wie ist das entstanden? Das versuche ich herauszubekommen.

Dadashri: He! Es ist aus dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) entstanden, es wird aus dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) entstehen. Darüber hinaus ist eigentlich der [karmische] Bestand das, was [innerlich] da war. Es wird kein neuer [karmischer] Bestand hereinkommen. Warum machst du das trotzdem, obwohl dir das gesagt worden ist?

Fragender: Von jetzt an wird so ein Fehler nicht mehr geschehen.

Dadashri: Aber inwiefern ist Chandubhai fehlerhaft? 'Du' bist derjenige, der sich innerlich vereinnahmen lässt! 'Du' bist nach innen gegangen um zu suchen: "Was ist die Hauptursache dafür?" – oder? 'Du' musst nur wissen, dass Du nicht danach suchen solltest. 'Du' solltest einfach den Polizeihauptkommissar (engl.: Deputy Superintendent of Police) schicken. Sag dem Polizeihauptkommissar: "Untersuchen Sie das." Wenn Du anstelle des Polizeihauptkommissars gehst, was wird dann passieren? Außerdem würde der Polizeihauptkommissar trotzdem den ganzen Tag lang weiter sein Gehalt verdienen [ohne etwas zu tun]. Er wird Eis essen und solche Sachen. Dieser Fehler wird nicht mehr passieren, oder?

Fragender: Nein, wird er nicht.

Dadashri: Treten Anhaftung und Abscheu auf?

Fragender: Nicht-Mögen taucht auf.

Dadashri: In Bezug auf wen?

Fragender: In Bezug auf die Arbeit. Egal, welche Arbeit ich mache, dafür entsteht Nicht-Mögen.

Dadashri: Oh ho ho! Du bereust das weiterhin, oder? Dann gilt es nicht als Nicht-Mögen, das ist Reue. Aber bei wem besteht das, bei Chandubhai oder bei Dir?

Fragender: Es bleibt für Chandubhai so.

Dadashri: Und warum nimmst Du es dann auf deine Kappe? Wenn Chandubhai nicht bereut, dann solltest Du ihm sagen: "Bereue es. Warum hast du das gemacht? Warum hast du Atikraman (Agression gegen Lebewesen durch Gedanken, Sprache oder Handlung) 'gemacht'? Also mach jetzt Pratikraman!"

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Who Shows You the Garbage? (p 136)

Wer zeigt dir den Müll?

Fragender: Oft wissen wir [das erwachte Selbst]: "Das sollte man nicht tun." Wir sagen sogar zu Chandubhai: "Das lohnt sich nicht," aber Chandubhai macht es trotzdem. Wie also sollten wir das verstehen?

Dadashri: Er macht das Schlamassel weg, das er produziert hat. 'Du' hast weder das Schlamassel produziert, noch wirst du das je. Derjenige, der es verursacht hat, hat es bereinigt. 'Du' sagst ihm: "Mach nicht wieder eine Sauerei." Wenn er es alles abwäscht, dann solltest du verstehen, dass er das Schlamassel vorher produziert haben muss, und deswegen muss er es bereinigen. Du musst also nur weiterhin sehen. Dann sag ihm ab und zu: "Ok, mach das nicht wieder."

Die Arbeit des Müll-Beseitigens muss jetzt also weitergehen. 'Du' musst ihm zeigen, welche Arbeit als nächstes gemacht werden muss. 'Du' selbst wirst die Aufgaben finden: "Welche Aufgaben sind noch offen?" Wenn Du losgehst, um einen bestimmten Ort zu inspizieren, dann musst Du ihm sagen: "Geh und überprüf alles." Und wenn Du etwas Bestimmtes bemerkst, dann sag ihm: "Bereinige das!" Dann musst Du ihm andere Dinge zeigen: "Lieber Mann, dies ist nicht gemacht worden, das ist nicht gemacht worden." 'Du' bist derjenige, der ihn auf alles hinweist. Das Selbst (Atma) weist auf nichts hin. Es ist eigentlich die Energie des Selbst, Pragnyashakti, die alles aufzeigt.

Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) fährt fort [Dinge] zu 'tun', und Du musst ihn weiterhin sehen. 'Du' musst ihm zeigen: "Sieh mal, das ist noch offen." 'Du' sagst es ihm, also wirst Du sauber (Chokhkha). Wenn er es dann bereinigt, wird es sauber.

Fragender: Wenn wir es ihm sagen, werden wir sauber …

Dadashri: 'Du' wirst sauber, aber nur, wenn er es tut. Wenn er sauber wird, dann wirst auch Du sauber.

Fragender: Wer ist dabei das Du? Wenn du [der Gnani Purush] 'Du' sagst, auf wen beziehst du dich dann? Wer muss sauber werden?

Dadashri: 'Du' bezieht sich tatsächlich auf die Reine Seele. Auf der einen Seite ist das Selbst und auf der anderen Seite ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Was sagt Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) zum Ego? In dem Maße, in dem du sauber wirst, in dem Maße wirst du 'hier' hineinkommen müssen (in das Selbst).

Fragender: Das bedeutet, dass das Ego es tun muss.

Dadashri: Ja. Das Ego, das heißt, das, was entstanden ist, als der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) und das Selbst zusammengekommen sind! Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) kam als Handelnder (Kartabhaav) dazu, und das Selbst als Wissender (Gnatabhaav)! Wenn Du also in die Funktion des Wissenden (Gnatapanu) kommst, wirst Du frei, und wenn der andere [der Pudgal] in die Funktion des Handelnden (Kartapanu) gelangt, wird er frei.

Fragender: Beide werden frei.

Dadashri: Dieser Punkt ist also sonnenklar. Was geht verloren, wenn das aufgezeigt wird?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Ja.

Dadashri: Erst, als ich dir etwas gezeigt habe, ist dein Handelnder-Sein weggegangen, das des Ego. Aber gibt es danach ein Problem, wenn einem etwas weiter voraus Liegendes aufgezeigt wird? Wer zeigt einem das? Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) zeigt einem das alles.

Even the Extraordinary Effort is by the Pudgal!!! (p 137)

Selbst eine außergewöhnliche Bemühung geschieht durch den Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex)

Fragender: 'Du' hattest ein Beispiel gegeben: "Wenn jemand um Mitternacht zu dir nach Hause kommt und deine innere Absicht nicht verdirbt, dann nennt man das Purusharth (das wahre Bestreben, sich als das Selbst weiterzuentwickeln), und wenn es Dich überhaupt nicht berührt, dann nennt man das Parakram (eine außergewöhnliche Bemühung als das Selbst).

Dadashri: Diese innere Absicht wird nicht von Dir gemacht, Du musst sie einfach nur sehen. Wird nicht eine negative Absicht [Haltung] auftauchen? Diese negative Absicht wird nicht von Dir gemacht. Derjenige, der diese Absicht macht, ist getrennt. 'Du' musst das einfach nur sehen. Du kannst das nur verstehen, wenn 'wir' dir ein Beispiel geben – wie kannst du es sonst verstehen?

Die negative Absicht wird 'gemacht', das bedeutet, dass der Handelnde dieser negativen Absicht der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, und Du bist Reine Seele. Derjenige, der eine negative Absicht macht, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), und derjenige, der eine positive Absicht macht, ist auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Ob der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nun eine positive oder eine negative Absicht macht – der Wissende davon ist die Reine Seele. Aber sogar dazu sagen 'wir' dir folgendes: "Ob nun eine negative Absicht gemacht wurde oder ob der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sie in eine positive verändert hat, Du musst beide sehen." Es sollte allerdings keine negative Absicht entstehen. Das versuchen 'wir' zu sagen; und selbst wenn eine entsteht, solltest Du der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta) bleiben.

Fragender: Eine Sache verstehe ich immer noch nicht so ganz. Wenn es wirklich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, der die gute oder schlechte Absicht macht, wer macht denn dann die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram)?

Dadashri: Die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Fragender: Die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)?

Dadashri: Zu wem kann sie denn sonst gehören, die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram)? Die relative Bemühung (Purusharth), die du in deinem letzten Leben gemacht hast und die du durch das Unwissen über das Selbst (Agnanta) für die wahre spirituelle Bemühung (Purusharth) gehalten hast, die hat heute die Form der außergewöhnlichen Bemühung als das Selbst (Parakram) angenommen. 'Du' bist jetzt der Wissende-Sehende geworden, und das andere ist der Handelnde. Damals [im letzten

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Leben] warst du der Handelnde, deswegen hast du die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) gemacht. Heute ist das [die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst, Parakram] als Wissender-Sehender zur Wirkung gekommen.

Fragender: Und für die, die kein Gnan erlangt haben, gibt es so etwas wie relative Bemühung (Purusharth) und die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) nicht, oder?

Dadashri: Das Sehen bleibt, aber Du musst weiterhin sehen, was für eine relative Bemühung (Purusharth) du im letzten Leben aus Mangel an Verstehen gemacht hast. Das ist genau der Grund, warum du Chandubhai sagen musst: "Mach das." 'Du' musst Chandubhai sagen: "Hab so eine innere Absicht." Ob Chandubhai das dann macht oder nicht, das musst Du dann sehen.

Fragender: Ja, das ist okay. Auf diese Weise sind wir also frei.

Dadashri: Nun, das Leiden, das man hat, das ist Chandubhais, und es hat die Form von Entladung, und niemand hat in der Entladung irgendeine Wahl, oder? Als Lord Mahavirs Trommelfelle mit Holznägeln durchstochen wurden, war das auf seinem Gesicht sechs bis acht Monate lang zu sehen. Was war im Gesicht des Lords zu sehen? Es war Pein.

Fragender: Man würde durch den Schmerz in der Tat leiden!

Dadashri: Heißt das, dass Karma gebunden wurde? Nein. Und dennoch wurde schlussendlich eine Lösung (Ukel) gefunden. Für ihn wurde das Karma komplett ausradiert. Nur, weil man Pein spürt, heißt das nicht, dass [Karma] gebunden wird. Das ist so, weil Es, das Selbst, nicht leidet. Der Körper leidet. Auf ähnliche Weise bist Du, als das Selbst, auch nicht in den Kashays Wut, Stolz, Täuschung und Gier.

Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist es.

Dadashri: Ja. Tatsächlich wird sich letzten Endes eine Lösung für den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ergeben. Er muss definitiv beglichen werden. Werde seiner nicht überdrüssig; so sollte es sein.

Fragender: Diese Kashays (innere Feinde Wut, Stolz, Täuschung, Gier) sind tatsächlich vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) abhängig, oder? Sie wirken sich durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) aus, oder?

Dadashri: Sie sind faktisch ein Teil des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal). Fragender: Wenn man der Wissende-Sehende bleibt, dann geht es nicht [mehr] darum, Pratikraman41 zu machen, oder?

Dadashri: Das macht tatsächlich keinen Sinn. Als der Wissende-Sehende zu verbleiben und Pratikraman [zu machen]?! Das ist eigentlich dafür da, wenn noch ein kleines Manko im Verbleiben als Wissender-Sehender besteht.

Fragender: Sollte Pratikraman denn dann gemacht werden?

Dadashri: Ja, aber das Pratikraman soll nicht von Dir selber gemacht werden. Weil das hier Akram Vignan ist, sind die Kashay[-Schleier], die noch übrig sind, ein bisschen

41 Prozess der Bitte um Vergebung

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dicker. Wenn Chandubhai nun auf solche Weise mit jemandem schimpft, dass es die andere Person verletzt, dann musst Du zu Chandubhai sagen: "Lieber Mann, warum bist du durch Sprache aggressiv geworden? Jetzt mach Pratikraman." 'Du' sollst das Pratikraman nicht machen.

Fragender: Es ist immer noch Verwirrung über den Zustand des Wissenden-Sehenden da. Der Teil des Wissenden-Sehenden gehört eigentlich zum Selbst, Pratikraman dagegen muss von Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gemacht werden?

Dadashri: Ja, der Teil gehört zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Die Aggression gegen andere durch Gedanken, Sprache und Körper (Atikraman) gehört zum Pudgal, und Pratikraman gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Fragender: Ja. Wenn man das verstanden hat, dann bleibt nicht mehr viel Verwirrung übrig.

Although The Pudgal is the Doer, One Believes ‘I did it’! (p 139)

Obwohl der Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex) der Handelnde ist, glaubt man: "Ich habe es getan"

Dadashri: Derjenige, der beschmutzt hat, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), und derjenige, der es wieder sauber macht, ist auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Und obwohl es eigentlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, der etwas schmutzig gemacht hat, hast du gesagt: "Ich habe es gemacht." Zum Zeitpunkt des Saubermachens ist es tatsächlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der das macht, aber wenn du auch da wieder sagst: "Ich habe es gemacht", wirst Du aufs Neue an dieses karmische Konto gebunden. Daher: Derjenige, der es sauber oder dreckig macht, oder der ein Chaos anrichtet – Du bist nicht derjenige, der all das tut! Zu dem Zeitpunkt, als es schmutzig gemacht wurde, hast Du nicht gesagt: "Das bin nicht ich", und das ist genau der Grund, warum das alles weitergelaufen ist. Wenn Du, jetzt, zum Zeitpunkt des Saubermachens, sagst: "Das bin ich nicht", dann bist Du frei.

In Wirklichkeit hast du es nicht schmutzig gemacht; trotzdem hast du geglaubt: "Ich habe es getan", und so hast du die Verantwortung auf dich gezogen. Wenn Du jetzt, wo es wieder bereinigt wird, wo der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) es wieder bereinigt, sagst: "Ich bin nicht derjenige, der das tut", dann wird die Verantwortung abgegeben.

Für die gesamte Welt ist es eigentlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der etwas immer wieder schmutzig macht, aber die Leute sagen: "Ich bin tatsächlich derjenige, der das tut." Sogar wenn man eine Kuh melkt, ist es der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der das macht, aber man sagt: "Ich melke die Kuh." Wer melkt die Kuh? Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Aber was sagen wir? "Ich habe die Kuh gemolken." Und was passiert, wenn die daraus hervorgehende Wirkung abgewaschen werden muss? Dann sagt man: "Ich habe es bereinigt." Und so geht man die Verbindlichkeit ein. Durch diesen Fehler haben wir die Verantwortung auf uns gezogen. Die gesamte Welt existiert auf der Grundlage von Verbindlichkeiten, wir dagegen werden frei von Verbindlichkeiten.

Als der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sich schmutzig gemacht hat, haben wir gesagt: "Ich habe es schmutzig gemacht." Sogar, wenn er etwas ein wenig anhebt, sagen wir:

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"Ich habe es hochgehoben." Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hebt es hoch; es ist sogar der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der Gewinn macht, und es ist auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der einen Verlust macht. Bei all dem sagen wir: "Ich habe es gemacht." Das ist genau der Grund, warum wird in die gegenwärtige Zwangslage geraten sind. Es ist das Ego, das sagt: "Ich habe es gemacht." Die Reine Seele hingegen [sagt]: "Ich habe dabei nichts gemacht."

Die falsche Überzeugung "Ich habe es getan" [zu haben], nennt man Mithyatva, und [die richtige Überzeugung] "Ich habe es nicht getan" zu haben, nennt man Samyaktva. Wenn man erkennt, 'wer der Handelnde ist', dann ist das Rätsel für immer gelöst.

Es ist eigentlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der es schmutzig macht, und wenn einem gesagt wird, dass man es sauber machen soll, obwohl es der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) war, der es schmutzig gemacht hat, geht man selber wieder los, um es sauber zu machen. Und in dem Moment, wenn man selber losgeht, um es sauber zu machen, glaubt man: "Ich selber mache das." Das ist der Punkt, an dem man wieder einen Fehler macht. Man wird zum 'Saubermachenden'. Die [Überzeugung] "Ich bin der Verschmutzer" ist weg, und jetzt wird man zum 'Saubermachenden'. Das ist ein und derselbe. Da stecken die Menschen fest. Das ist die Ursache der ganzen Last!

Belief-Vision-Experience-Conduct! (p 139)

Überzeugung, Sicht, Erfahrung, Verhalten

Es ist bloß so, dass du es einfach nur gehört hast; das heißt noch nicht, dass es in dein Verhalten (Vartan) gelangt wäre. Die Überzeugung (Shraddha) ist etabliert worden, aber sie gelangt nicht ins Verhalten, oder? Das kann sie gar nicht, oder?

Fragender: Dada, wie ist es denn, wenn sie ins Verhalten gelangt?

Dadashri: Das ist ganz anders.

Fragender: Also, bei allem, was ich heute gehört habe, hat sich die Überzeugung (Shraddha) etabliert. Sie hat sich innerlich [in meinem Verstehen] eingerichtet, und ich hatte das Gefühl: "Diese Worte sind wirklich zu einhundert Prozent korrekt."

Dadashri: Du fühlst dich vielleicht wirklich so, aber es kommt nicht in dein Verhalten. Das heißt, dass es nicht die ganze Zeit in deinem erlebten Gewahrsein (Khyal) bleibt.

Fragender: Ja, es bleibt nicht die ganze Zeit in meinem Gewahrsein.

Dadashri: Wenn es immer in deinem Verhalten ist, dann wird es permanent in deinem erlebten Gewahrsein bleiben. Wie auch immer es in deinem Verhalten ist, so ist es auch in deinem erlebten Gewahrsein. Es kann jedoch nicht in deinem Verhalten so sein, oder? Es verstärkt sich allmählich, Tropfen für Tropfen. Aber es kann sich jeweils immer nur ein klein wenig verstärken, wenn du weißt, wie, wenn du weißt, wie es funktioniert/. Alle steuern in diese Richtung, aber am Ende stecken sie eine Niederlage ein. Sie haben vor, es sauber zu machen, es rein zu machen, aber die, die es schließlich 'tun', die werden mindestens einmal zu dieser Form [vereinnahmt]. Erkennst du das überhaupt?

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Fragender: Was du vor Kurzem in Bezug auf das 'Sich-Selber-Tadeln' gesagt hattest, ist in mir tatsächlich zwei Tage lang weitergelaufen. Den ganzen Tag lang lief das ab. Deswegen fing ich andererseits an, mich unwohl zu fühlen: "He, ich werde tatsächlich zu der Form." Das erwachte Selbst (Potey) ist zum 'Tadelnden' [Ego] geworden.

Dadashri: Ja. Das solltest 'Du' nicht werden.

Fragender: Das ist am Ende passiert.

Dadashri: Das wird unweigerlich passieren, das passiert tatsächlich unweigerlich bei jedem.

Fragender: Das ließ mir innerleich keine Ruhe: "Das ist tatsächlich etwas Neues, das da aufgetreten ist." Ich konnte das nicht verstehen.

Dadashri: Ich (Hu, das erwachte Selbst) sehe denjenigen, der tadelt: "Tadelt er ordentlich oder nicht?"

Fragender: Danach habe ich in der finalen Auswertung das hier verstanden: "Derjenige, der tadelt, der auf die Fehler hinweist, der Pratikraman macht, das ist alles ein und derselbe."

Dadashri: Das ist ein und derselbe. Fragender: Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) stellt einfach das Licht (Prakash) zur Verfügung, das dieses … Dadashri: Sie sieht einfach, das ist alles.

Fragender: Ja. Ihr Licht erleuchtet [die Dinge] einfach, das ist alles.

Dadashri: Nicht jeder kann in dieses Licht treten. Das heißt, sie kommen jeden Tag ein bisschen hinein, Stückchen für Stückchen, und auf diese Weise verstärkt es sich! Für sie ist das Licht komplett in ihrer Überzeugung. Aber nachdem sich das Karma entfaltet, das ist der Moment, wo es zu Verstehen (Darshan, Sicht als das Selbst) wird. Danach gelangt das Wissen des Selbst für sie in die Erfahrung (Anubhav). Erst nachdem es in die Erfahrung gelangt ist, wird es in das Verhalten gelangen. Momentan gelangt es noch nicht in die Sicht (Darshan). Es wird nach einer Weile in die Erfahrung gelangen. In dem Maße wird es dann in das Verhalten gelangen.

Fragender: Was heißt 'nach einer Weile'? Vierundzwanzig Stunden haben so viele Minuten und Sekunden. Wieviele Sekunden davon bleibt diese Sicht als das Selbst, dieses erwachte Gewahrsein (Jagruti) bestehen? Und du sagst: "Es sollte immer bestehen bleiben." Die kurze Zeit, die es überhaupt bestehen bleibt, hat also gar keinen Wert, oder?!

Dadashri: Es bleibt vielleicht nicht bestehen, aber es wird sich auf diese Weise verstärken. Es ist mehr als genug, wenn allein das aufmerksame Gewahrsein (Laksha) darüber ständig bestehen bleibt!

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The One Energized with the Intent of the Self is Pudgal! (p 141)

Derjenige, der mit der Absicht des Selbst energetisiert wird, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)

'Du' betrachtest dich ja jetzt als Reine Seele, deswegen wird der äußere, weltliche Teil, den wir Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nennen, sagen: "Aber was ist mit mir? 'Du' bist jetzt eine Reine Seele geworden, aber Du wirst nicht frei werden, solange nicht auch für mich eine endgültige Begleichung erreicht ist, bis dahin wirst Du nicht in der Lage sein, Freiheit zu erlangen." Was er sagt, ist: "Solange Du es mir nicht ermöglichst, meinen ursprünglichen Zustand wiederzuerlangen, solange lasse ich Dich nicht frei. Weil Du tatsächlich derjenige bist, der meinen ursprünglichen Zustand ruiniert hast. Also versetze Du mich jetzt in meinen ursprünglichen Zustand zurück!"

Fragender: Aber das sagt uns eigentlich, dass diese Haut, dieses Blut, diese Knochen und dieses Fleisch, die im Innern sind, das, was aus den fünf Elementen Luft, Wasser, Licht, Erde und Raum besteht – was hat das mit uns zu tun? Wozu braucht man das?

Dadashri: Nein, nein, nein. Chandubhai ist lebendig. Du bist Reine Seele und Chandubhai ist lebendig. Er ist kein physischer Körper aus Blut, Fleisch, Eiter und so etwas, er ist lebendig. Du wirst ihn tatsächlich ein für allemal begleichen müssen!

Fragender: Wir verderben für niemanden etwas, alles passiert den sich bedingenden Umständen (Vyavasthit) gemäß.

Dadashri: Nein, das ist nicht akzeptabel. Was die subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) sagen, ist: "'Du' hast uns verdorben, Du hast uns so unnatürlich (Vikrut) gemacht. Du hast uns aus dem natürlichen und reinen Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der wir mal waren, unrein und unnatürlich gemacht." Sie [die Pudgal Parmanus] sind erst unnatürlich geworden, als du die Absicht [der falschen Überzeugung "Ich bin Chandubhai"] 'gemacht' hast!

Fragender: Aber Dada, was kümmert es denn den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), die unbelebte Materie (Jada), ob sie natürlich (Swakruti) oder unnatürlich (Vikruti) ist?

Dadashri: Im Innern gibt es doch ein energetisiertes selbst (Power Chetan), oder?! 'Du' (das Selbst) bist getrennt, und dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), derjenige, der mit der Absicht des Selbst (Chetan Bhaav) energetisiert worden ist, ist getrennt. Im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gibt es ein energetisiertes selbst, kein wahres Selbst.

Fragender: Wer hat den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) verunreinigt?

Dadashri: Die Absicht, die du gefasst hast, die an sich ist das subtile aufladende Karma (Ursachenkarma, Bhaavkarma). Die hat den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) entstehen lassen. Wäre das subtile aufladende Karma nicht passiert, dann wäre der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nicht entstanden. Die subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) haben damit nichts zu tun, die armen Dinger sind tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). In dem Moment, wo du die Absicht 'machst', verwandeln die subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) sich sofort. Die subatomaren Teilchen (Parmanus), die unrein geworden sind, müssen also gereinigt werden, sonst nichts.

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Je nachdem, wievel Entladung also noch offen ist, so viele unreine subatomare Teilchen (Parmanus) sind noch da; und, während Du sie [als getrennt] siehst, werden auch die noch verschwinden, nachdem sie rein geworden sind.

Parmanus Have to be Purified, But How? (p 141)

Die Paramanus (subatomare Teilchen) müssen gereinigt werden, aber wie?

Du bist die Reine Seele geworden, welche Arbeit bleibt für Dich also jetzt noch zu tun? Was sagt das hier [der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)]? Was sagt Chandubhai? Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sagt: "Wir waren eigentlich rein. 'Du' hast uns in diese jetzige Form verwandelt, also mach uns jetzt rein, so, wie wir vorher waren."

Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) muss also wieder rein gemacht werden?

Dadashri: Ja, wenn Du mit Gleichmut begleichst, verschwinden entsprechend viele subatomare Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus), nachdem sie rein geworden sind.

Fragender: Wenn wir alle Entladung mit Gleichmut begleichen, werden dann alle subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) heilig (Pavitra)?

Dadashri: Das ist es, sie werden vollkommen rein, nicht heilig, sondern rein! Es ist nicht so, dass sie heilig oder unheilig werden, sondern rein, sie sind in ihre usprüngliche Form zurückgekehrt.

Fragender: Die verunreinigten subatomaren Teilchen (Parmanus), die wir wieder rein machen müssen, zu ihrer ursprünglichen Form, wie machen wir das?

Dadashri: Wenn jemand dich beschimpft und Du im Gleichmut bleibst, dann werden in dem Moment alle subatomaren Teilchen (Parmanus) rein.

Fragender: Heißt das, dass diese subatomaren Teilchen (Parmanus) unrein bleiben, wenn kein Gleichmut aufrechterhalten wird?

Dadashri: Wenn kein Gleichmut aufrechterhalten wird, dann werden entsprechend viele subatomare Teilchen (Parmanus) verdorben.

Fragender: Und was, wenn wir später Pratikraman machen?

Dadashri: Auch dann werden sie ruiniert.

Fragender: Werden sie nicht gereinigt, wenn wir Pratikraman machen?

Dadashri: Der Müll bleibt trotzdem bestehen. Die Reinigung ist nicht so wie die, die geschieht, wenn Gleichmut aufrechterhalten wird! Was auch immer [an Parmanus] zu dir kommt, Du musst sie loslassen, nachdem du sie bereinigt hast. Sie können nicht alle auf einmal rein gemacht werden. Mach es mit so vielen, wie eben gerade vorbeikommen; wieviele subatomare Teilchen (Parmanus) auch immer bei Tagesanbruch herbeikommen, soviele reinige. Durch die Fünf Agnas wird alles bereinigt. Indem man die 'Akten' mit Gleichmut begleicht, wird alles rein. Wann können sie in einen reinen Zustand versetzt werden? In dem Moment, wo sie sich entladen, lässt

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du sie los, nachdem Du sie [als getrennt] gesehen hast. So werden sie rein. Im Moment des Aufladens, als du Anhaftung oder Abscheu hattest, wurden sie unrein, und wenn Du sie zum Zeitpunkt der Entladung loslässt, nachdem du sie gesehen hast, was soviel heißt, dass Du sie loslässt, indem Du in einem Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bist, dann werden sie rein.

Fragender: Dada, aber was müssen wir mit dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) machen? Das Wahre ist hier doch das Selbst, oder?

Dadashri: Gar nichts. Lass Deine Dir innewohnende Natur als ständig Wissender (Gnayak Swabhaav) nicht los. Sieh immer, 'was los ist', sieh das, was es zu wissen gilt (Gneya). Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist das Objekt, das es zu wissen gilt, und Du bist der ständig Wissende (Gnayak). Die Gedanken, die im Verstand auftauchen, sind alles Objekte, die es zu wissen gilt, und Du bist der ständig Wissende. 'Du' musst nicht länger sehen, ob es gute oder schlechte Gedanken sind. 'Du' musst sie einfach nur [als getrennt] sehen, weil sie Objekte sind, die es zu wissen gilt. Während Du sie siehst, fallen sie ab, nachdem sie rein geworden sind. Sie müssen einfach nur bereinigt werden. 'Du' bist rein geworden, aber erst, wenn Du sie bereinigst, können sie frei werden, das ist alles. Sie sind die 'Akten'.

Fragender: 'Du' hast uns die Reine Seele gezeigt, also ist jetzt für uns nichts mehr offen, oder?

Dadashri: Für Dich selbst ist nichts mehr offen, aber die Verbindlichkeit des in der Vergangenheit begangenen Fehlers ist noch da, oder?

Fragender: Das werden wir erleiden, das ist kein Problem. Wenn es im sich entfaltenden Karma so etwas gibt, dann werden wir es erleiden.

Dadashri: Nein. Es einfach nur zu erleiden, das allein wird nicht reichen. Du magst es zwar erleiden, aber das wird noch nicht dazu führen, dass es ein für alle mal beglichen ist. Es wird nicht vollständig aufgelöst werden. Was sagt der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)? "Lass jedes subatomare Teilchen des Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal Parmanus) los, nachdem du es gesehen hast. 'Du' bist der ständig Wissende, und dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist das Objekt, das es zu wissen gilt." Wenn Du diese Beziehung als ständig Wissender mit dem Objekt, das es zu wissen gilt, aufrechterhältst, dann werden die zu wissenden Objekte sauber werden, sie werden gehen, nachdem sie rein geworden sind. 'Objekt, das es zu wissen gilt' heißt soviel wie [subatomare Teilchen des] Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal [Parmanus]). Die, die verunreinigt sind, werden gehen, nachdem sie sauber geworden sind. Soviele [Pudgal Parmanus], wie sich auflösen, nachdem sie sauber geworden sind, so viele Akten sind also beglichen worden. Weil sie rein gemacht worden sind, werden die subatomaren Teilchen (Parmanus) rein (Vishrasa). Es bleibt ein Zustand der Freiheit vom Einfließen neuen Karmas (Samvar), es geschieht kein Binden neuen Karmas (Bandh). Die Entladung subatomarer Teilchen (Vishrasa) geschieht übrigens bei allen Lebewesen, aber bei ihnen geschieht das Entladen subatomarer Teilchen (Parmanus), während neues Karma gebunden wird. Hier [bei Akram] dagegen geschieht ständig Entladung subatomarer Teilchen (Parmanus), ohne dass irgendwelches neue Karma gebunden wird, es geschieht Samvarpurvak Vishrasa.

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One Himself is the Detergent as Well as the Fabric! (p 143)

Man selber ist sowohl das Waschpulver als auch der Stoff

Fragender: In dem Moment kommt einem der Gedanke: "Bis jetzt bin ich mit der Überzeugung 'Ich bin dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)' herumgelaufen. Auch das war ein Fehler von mir, aber jetzt korrigiere ich diesen Fehler. Und weil die Verbindung (Saiyog) nur mit dir [dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)] eingegangen worden ist, kannst du diese Verbindung bitte loslassen." Was gibt es sonst noch?

Dadashri: Nein, nein. Wie wird es Dich freilassen? Das arme energetisierte selbst (Power Chetan)! Wieviel kann es tun, und wie? Wie wird es Dich freigeben? Es wird auf jeden Fall frei werden, indem Du es siehst. Jeder einzelne Strang des Fadens wird frei. Sogar wenn eine Million solcher Stränge da sind, wird die ganze Million frei werden, und sie werden nicht mehr gebunden werden. 'Du' bist frei geworden. Die Stränge des Fadens sind in ihr eigenes 'Zuhause' gegangen, und Du gehst in dein eigenes 'Zuhause', was bleibt dabei sonst noch?

Fragender: Was wir da alles rezitieren müssen, das ist nur zum Zweck der Reinigung unseres Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) da, oder?

Dadashri: All das ist zur Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) da. Ja, bis dahin wird der absolute Zustand nicht erlangt werden. Dada hat Dich rein gemacht, jetzt bleibt noch die Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) zu tun. Dieser hat aufgehört, unrein zu werden. Jetzt kann Reinigung in einem Ausmaß geschehen, dass es nur noch eine weitere Lebzeit dauert [bis man endgültige Befreiung erlangt]. Die Reinigung geht weiter, während Du in den Fünf Agnas bleibst.

Fragender: Die gesamte Wissenschaft ist zur Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) da, oder? Diese fünf Sätze, die in Form von Anweisungen (Agnas) [gegeben worden] sind, oder diese Wissenschaft, all das dient dem Zweck der Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal), oder? Es hat nichts mit dem Selbst zu tun.

Dadashri: Im Grunde gibt es nicht einmal eine Notwendigkeit für Dich, den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) rein zu 'machen' [aktiv, als Handelnder]. Wenn es in Deinem reinen Zustand [als der Wissende-Sehende] keine unreine Überzeugung ["Ich tue es"] gibt, dann wird der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) definitiv rein werden. Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) wird definitiv von alleine weiter rein werden!

Fragender: Aber die Unreinheit gehört doch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), oder?

Dadashri: Aber würde die Welt je glauben, dass der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) unrein ist? Die ganze Welt glaubt, dass die Unreinheit die der Seele (Atma) ist. Sie sagen: "Es ist definitiv meine Seele, die ein Sünder ist." Die Menschen verstehen die Unreinheit des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) nicht, oder? Hast du das verstanden? Wenn im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) keine Einmischung (Dakho-Dakhal) 'gemacht' wird, dann wird er weiterhin ausschließlich rein werden, aber der hier mischt sich ein. Man mischt sich ein (Dakho), und dann tauchen tendenziell die Reaktionen auf die Einmischung (Dakhal) auf! Wer 'macht' die Einmischung? Es sind die unwissenden [falschen] Überzeugungen.

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Fragender: Was auch immer du durch diesen Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sagst, dem höre ich zu.

Dadashri: Das Unwissen (Agnanta) hat im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gewohnt. Diese Worte zerstören den Schleier der Unwissenheit über dem Selbst, sogar die Worte an sich sind Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) an sich ist schmutzig, er wird auch zum Waschpulver, und er ist auch der Stoff, und letztendlich wird er selber sauber.

Dada Gives a Simple Explanation! (p 144)

Dada gibt eine einfache Erklärung

Du hast diesen Dada gefunden, der erklärt. Du wirst niemand anderen finden.

Fragender: Dadas Erklärungen sind simpel.

Dadashri: Aber es wird lange dauern, das hier zu verstehen.

Fragender: Die ultimativen Worte sind etwas vollkommen anderes!

Dadashri: Die Worte sind die gleichen, aber das hier sind die ultimativen Worte! Dieses wissenschaftliche System und seine Methode kann nicht in nur einen Satz gepackt werden. Und ich sage es euch genau so, wie ich es verstanden habe, so wie ich es sehe, während ich hier sitze. Und ich sage euch das so, dass ihr es verstehen könnt. Und ich sage euch faktisch das, was ich schon gesehen habe. Also versteht ihr diese Punkte sehr gut, aber im Innern bleibt noch mehr, das verstanden werden will, da ist noch sehr viel offen.

A Precious Jewel From the Mine of Knowledge! (p 144)

Ein kostbares Juwel aus der Mine des Wissens

Oft kommt ein Aspekt heraus, den es sich zu notieren lohnt. Er mag sehr einfach und leicht erscheinen, aber es lohnt sich, ihn sich zu merken. Das ist der Grund, warum 'wir' auch sagen: "Ein sehr kostbares Juwel ist aus der Edelstein-Mine gekommen."

Fragender: Ja, Dada, was du gesagt hast, war wundervoll. Alle Verwirrung ist verschwunden. Die Sprache, die gegenwärtig aus dir hervorkommt, bezieht sich nur auf den Aspekt des Aufrechterhaltens totaler Trennung, und es geht um die ultimative Wissenschaft.

Dadashri: Ja, die ultimative [Wissenschaft].

Fragender: Der Ort des Egos, seine Herkunft, wie man es trennen kann, die Rolle der Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), und jetzt veranschaulicht Dada es sogar noch weiter.

Dadashri: Du hast das verstanden, oder?

Fragender: Ja, Dada, du gibst uns sehr klare Erklärungen. Dada, wenn wir es jetzt nicht verstehen, dann gibt es auf der Welt keinen größeren Dummkopf als uns.

Dadashri: Nein. Später werdet ihr gar nicht mehr in der Lage sein, das hier zu finden …

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Fragender: Wir werden nicht in der Lage sein, es zu finden.

Dadashri: Wenn du dieses Juwel verlierst, wirst du nie mehr in der Lage sein, es in diesem weiten Ozean wiederzufinden …

Fragender: Dada, heute hatte ich ständig das Gefühl: "Wie dumm wir alle sind! Wir machen uns tatsächlich gar keine Gedanken darum, unsere eigenen Sachen sauberzumachen. Dada kümmert sich Tag und Nacht darum, uns zu helfen, unsere Sachen sauberzumachen."

Dadashri: Was gibt es dann noch? 'Unser' Wunsch ist, dass jeder Mensch, der etwas für 'uns' getan hat, der 'uns' zum Beispiel Tee serviert hat – dass er [spirituell] von 'uns' profitieren möge.

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[4.1]

Knowledge of the Self - Ignorance of the Self

Wissen des Selbst – Unwissen des Selbst

The Fundamental Difference Between Gnan and Agnan! (p 146)

Der grundlegende Unterschied zwischen Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan) Fragender: Was ist der grundlegende Unterschied zwischen dem Wissen des Selbst (Gnan) und dem Unwissen des Selbst (Agnan)? Dadashri: Unwissen (Agnan) ist auch Wissen, Unwissen ist nichts anderes. Es ist eine Art Dunkelheit. Es ist auch ein Licht (Prakash), aber es ist ein Licht, das die Dinge erleuchtet, die nicht mit dem Selbst verbunden sind. Es ist ein relatives (Vishesh) Erleuchten, ein relatives Licht. Es ist das Licht, das alles äußere [außerhalb des Selbst] zeigt. [Wahres] Wissen, Gnan, hingegen erleuchtet sowohl das Selbst als auch das Nicht-Selbst, es erleuchtet beide. Unwissen, Agnan, erlaubt Dir nicht, zu wissen und zu erfahren, "wer Du wirklich bist". Gnan (Wissen) dagegen lässt Dich dein Selbst erkennen. Das Wissen, dass du gegenwärtig besitzt, ist Wissen als das Nicht-Selbst (Paudgalik Gnan). Es ist definitiv eine Art von Wissen, aber es ist ein Wissen in Form von Unwissen [bezüglich des Selbst]. Deswegen liefert es keine Glückseligkeit und es entsteht keine natürliche Erfahrung als das Selbst (Swabhaavikata). Das weltliche Wissen ist eigentlich relatives Wissen (Prakrutik Gnan). Man nennt es Unwissen (Agnan). Nichtsdestotrotz hat der Lord auch Unwissen (Agnan) als Wissen bezeichnet. Die Menschen der Welt haben Unwissen (Agnan), aber in welchem Kontext steht das? Auf Grundlage des Wissens des Selbst gilt es als Unwissen. Für die Menschen der Welt aber gilt es als Wissen, nicht wahr! "Das ist mein Schwiegervater," gilt wahrhaftig als Wissen! Wird es nicht als solches betrachtet? Es kann so betrachtet werden, aber es ist relatives Wissen, es ist intellektuelles Wissen (Buddhijanya Gnan). Es ist relatives Wissen und weil es nicht nützlich dafür ist, Befreiung zu erlangen, ist es aus dieser Perspektive als Unwissen bezeichnet worden. Ansonsten wird es nicht funktionieren, Menschen zu erzählen, dass das Unwissen ist, nicht wahr! Du bringst all diese Fälle vor Gericht, also kannst du dieses [Wissen] nicht als Unwissen bezeichnen, oder? Selbst der Intellekt (Buddhi) ist im Bereich des Unwissens angesiedelt worden.

Das Selbst an sich hat die Form von Wissen (Gnan Swaroop), es ist nichts Imaginäres. Und [wahres] Wissen (Gnan) kann nie zu Unwissen (Agnan) werden, Gnan bleibt Gnan. Fragender: Ein Schleier der Unwissenheit (Avaran) legt sich darüber. Dadashri: Ja, wenn sich ein Schleier darüber legt, wird es relatives oder weltliches Wissen (Vishesh Gnan). Aber dieses Wissen ist immer noch [relatives] Wissen. Deswegen gibt es nur dann Befreiung, wenn ursprüngliches Wissen da ist, das reine Wissen, und das reine Wissen ist an sich das Selbst (Atma), es ist Befreiung an sich, es ist wahrhaftig die natürliche Glückseligkeit des Selbst (Swabhaavik Sukh).

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Alles weltliche Wissen ist relatives Wissen, auf Grundlage des ursprünglichen Wissens ist es Unwissen (Agnan). Aber die weltlichen Menschen betrachten es als Wissen. Außerdem ist das Unwissen dieses Wissens anders. Wenn man noch nicht einmal dieses weltliche Wissen kennt, dann ist wiederum Unwissen diesbezüglich vorhanden.

Fragender: Ja, das ist richtig. Wenn wir das Beispiel der Zubereitung von Kadhee (Joghurtsuppe) nehmen: Wenn jemand nicht weiß, wie man sie macht, dann ist er diesbezüglich unwissend. Dadashri: Das ist als Unwissenheit (Agnan) bezeichnet worden. Im Grunde ist man selbst eigentlich unwissend [in Bezug auf das Selbst], und trotzdem ist es [die Überzeugung "Ich bin Chandubhai"] als Wissen bezeichnet worden. Sieh mal, haben diese Leute irgendeine Ahnung davon, was für unterschiedliche 'Hüte' getragen [Identitäten angenommen] werden? Sie lassen dich den 'Hut' tragen, auf den sie gerade Lust haben! Sag diesen Leuten stattdessen: "Ich will von jetzt an keine 'Hüte' mehr tragen. Ich werde in mein eigenes Dorf [Ort des Selbst] gehen."

Such a Light That no Shadows are Formed! (p 147)

Ein solches Licht, dass keine Schatten gebildet werden

Fragender: Dada, diese Bedingung, die du aufgestellt hast: "[Wahres] Wissen (Gnan) kann man nur erlangen, wenn das Unwissen (Agnan) weggeht." Dadashri: Ja, [wahres] Wissen (Gnan) kann man nur erlangen, wenn das Unwissen (Agnan) sich auflöst. Egal, in wieviele Scheiben man Dunkelheit zerschneidet, käme jemals eine Scheibe Licht dabei heraus? Das wird nichts als Dunkelheit ergeben. Die Menschen schneiden immer mehr Scheiben, in der Hoffnung, dass sie irgendwelches Licht finden. So ist das alles – sinnlos. Egal, in wieviele Scheiben man den Zustand des Unwissens (Agnanta) zerschneidet, es kann niemals Wissen (Gnan) darin sein. Außerdem gibt Wissen (Gnan) einem Glückseligkeit, und Unwissen (Agnan) führt zu Unglück. Solange eine Kombination von Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan) da ist, solange ist man jemand, der ein weltliches Leben lebt (Sansaari). Fragender: Ist es auch dann möglich, Wissen (Gnan) zu erlangen, wenn das Unwissen (Agnan) nicht verschwunden ist? Dadashri: Das ist nicht möglich. Das Licht wird nicht durchdringen, ohne dass die Dunkelheit weggeht. Gnan (Wissen) ist das Licht. Fragender: Ich gebe dir einfach mal eine Beispiel: Nehmen wir an, wo wir sitzen, ist Licht, und da drüben, uns gegenüber, ist Dunkelheit. Das heißt, Dunkelheit kann bestehen, Unwissen kann bestehen. Lass die Unwissenheit dableiben, aber wenn das Wissen des Selbst realisiert wird, dann wird die Auswirkung dieses Unwissens keinen Bestand haben. Dadashri: Man nennt es Wissen (Gnan), wenn keinerlei Dunkelheit mehr zurückbleibt. Dieses [relative] Licht ist so: Wenn du es auf eine Mango richtest, dann wird es hier einen Schatten werfen. Im ersteren [wahren Licht] dagegen bilden sich keine Schatten. Dieses Licht ist so, dass nichts einen Schatten werfen wird. Mit dem [relativen] Licht

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kannst du also die Form [des Objektes] zeigen: "Guck mal, da drüben ist Dunkelheit." Mit dem anderen [wahren Licht] ist das nicht so, da bedeutet Licht [einfach nur] Licht.

Who Attains the Knowledge of the Self? (p 147)

Wer erlangt das Wissen des Selbst?

Fragender: Dieses Wissen des Selbst, das da realisiert wird, wem geschieht denn das dann? Es passiert ja auf jeden Fall nicht dem Teil, der aus unbelebter Materie (Jada) besteht! Dadashri: Es passiert dem, der Unwissen in Bezug auf das Selbst hat. Fragender: Aber zusammen mit dem Unwissen ist auch Wissen (Chaitanyata) da. Dadashri: Nein. Es passiert dem, der Unwissen in Bezug auf das Selbst hat. Derjenige, der sagt: "Ich bin unwissend in Bezug auf das Selbst (Agnani)", ist der, der zum Gnani, zum Selbst-Realisierten gemacht wird! Fragender: Wer muss das Wissen des Selbst nehmen? Dadashri: Derjenige, der vom Weg abgekommen ist, ist der, der das Gnan (Wissen) nehmen muss. Wenn du nach demjenigen suchst, der sich verlaufen hat, wirst ihn auf jeden Fall finden. Wer leidet? Es ist derjenige, der sich verlaufen hat. Es gefällt ihm nicht, zu leiden, also sucht er nach einem Guru [jemandem, der ihn führt]: "Sir, bitte zeigen Sie mir den Weg! Ich will zum Bahnhof. Ich kann den Weg zu meinem Ziel nicht finden." Hast du ihn [den, der sich verlaufen hat] gefunden oder nicht? Hast du ihn nicht gefunden? Fragender: Gibt es in der Wirklichkeit einen Zustand des Unwissens (Agnanta)? Dadashri: In der Wirklichkeit kann es kein Unwissen geben. In der Wirklichkeit gibt es nichts Relatives. Warum musstest du das fragen? Als Wirklichkeit gilt [nur] das, wo es keinerlei Verwirrung gibt. Fragender: Dieses Gnan (Wissen), das du gibst, wem wird das gegeben? Warum gibst du es demjenigen? Dadashri: Ja. 'Wir' geben dieses Wissen (Gnan) dem, der sich verirrt hat. ['Wir' zeigen ihm:] "Lieber Freund, geh nicht hier lang, geh dort lang." Wenn er den 'Bahnhof' dann erreicht, dann wird sich das Wissen manifestieren. Er wird in die Realität eintreten. Fragender: Wer hat sich verirrt? Dadashri: Genau der, der leidet! Fragender: Wir sagen, dass das Selbst, das Absolute Selbst (Paramatma) in jedem ist. Würde es denn für das Selbst soetwas wie das Erlangen von Wissen (Gnan) oder Sich-Verirren [überhaupt] geben? Dadashri: Nein. 'Es' [das Selbst] hat keinerlei Bedürfnis. Aber wenn man sagt: "Okay, ich brauche nichts", wenn man das ständig sagt, wenn das für immer so ist, dann braucht man nichts. Aber tatsächlich sagt man schon am nächsten Tag: "Ich habe Sorgen. Ich werde wütend. In mir taucht Gier auf." 'Wir' machen das [Gnan geben] also, um den Unglücklichen aus seiner Misere zu befreien! Ansonsten bist Du eigentlich frei.

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Aber die Überzeugung "Ich bin unglücklich", ist in dein Verstehen eingesickert. Dieser 'Geist' hat Besitz von Dir ergriffen. Es ist einfach nur ein 'Geist', [und] genau dieser 'Geist' muss ausgetrieben werden. Nehmen wir zum Beispiel an, du hast tagsüber eine Geister-Geschichte gehört oder gelesen, und als du in der Nacht alleine schläfst, hörst du im Nebenzimmer Gläser klirren. Das hat vielleicht eine Maus verursacht, aber die Wirkung "Es muss ein Geist sein" taucht um halb ein Uhr nachts in deinem Verstand auf. Aus Angst untersuchst du das Geräusch nicht einmal näher. Du erleidest die ganze Nacht lang weiter die Wirkung. Als du morgens aufwachst, siehst du als allererstes nach, woher das Geräusch kam, nur um zu entdecken, dass es eine Maus war!

Während dich dieser 'Geist' nur sechs Stunden lang so leiden lässt, lässt dich dieser [andere] 'Geist' des Unwissens, der in dich eingedrungen ist, unendliche Leben lang leiden. Aber wenn er nicht da wäre, dann wärst Du wirklich frei. 'Du' hast keinerlei Gebundenheit, aber Du solltest solch eine Wirkung spüren. Solch eine Erfahrung sollte bei Dir entstehen.

Und alles, was dir diese Heiligen zeigen, welche Anweisung erteilen sie dir? "Halte dein Ohrläppchen so [berühre das linke Ohrläppchen mit der rechten Hand und umgekehrt]!" [Selbst, wenn du sagst:] "He, Sir, ich werde müde. Meine Arme tun mir weh! Warum lässt du mich meine Ohrläppchen nicht auf die einfache Weise halten [rechtes Ohrläppchen mit der rechten Hand]?" Aber sie machen es dir nicht leicht, weil sie selber an der falschen Methode festhalten. Ich dagegen habe es einfach gehalten, also kann ich sie euch auf die einfache Weise halten lassen. Das liegt daran, dass ich rede, nachdem ich es gesehen habe. Die weltlichen Heiligen reden, nachdem sie es von einem niedrigeren Standpunkt aus analysiert haben, ich dagegen spreche von einem höheren Level, ohne zu analysieren und mit geschlossenen Augen. Das ist so, weil alles in meine Erfahrung gelangt ist, und ich habe den Gipfel erklommen. Ich spreche dies aus, nachdem ich bis zum höchsten Punkt aufgestiegen bin, diese Leute hingegen beschreiben alles, während sie noch am Fuße des Berges sind. Das ist der Grund, warum sie die Menschen [bisher] dazu gebracht haben, all die Prügel einzustecken.

Wenn sie einen echten [erfahrenen] Guide (Führer, Wegbegleiter) getroffen hätten, dann würde dieser gegenwärtige Zustand [Misstand] definitiv nicht existieren, nicht wahr! Sie haben die Menschen dazu gebracht, zu chanten (Japa), sie haben sie Buße (Tapa) tun lassen. He, Sterbliche! Warum habt ihr die Menschen alle diese Felder beackern [Karma binden] lassen? Weil die Felder 'gepflügt' worden sind, gibt es eine Strafe, ihr müsst wieder zurückkommen und euch 'um sie kümmern' (sie wissen und sehen)! Außerdem müsst ihr 'nach Hause gehen und essen' [die Früchte des aufgeladenen Karmas ernten], und dann müsst ihr wieder 'die Saat säen' [von Neuem aufladen]. Es gibt nichts als von außen herbeigeführte Probleme (Upadhi), Probleme und Probleme! Das Selbst ist so, dass es frei von mentalen Problemen (Aadhi), körperlichem Leiden (Vyadhi) und von außen hervorgerufenen Problemen ist. Seine wahre Form ist die der unendlichen Glückseligkeit (Samadhi)!

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Who is The Self in all This? (p 149)

Wo ist bei all dem das Selbst?

Man ist durch sein eigenes Unwissen gebunden. Man (das Selbst) kann durch sein eigenes Wissen frei werden. Das [ursprüngliche] Selbst hat tatsächlich Gnan (Wissen), aber wenn 'der hier' (das selbst) Gnan (Wissen) erlangt, dann werden beide getrennt.

Fragender: Also gibst du 'dem hier' Gnan? Dadashri: Ja, wem denn sonst? Dieser andere [das Selbst] ist tatsächlich schon heute ein Gnani! Fragender: Bedeutet das, dass die Schleier der Unwissenheit weggehen? Dadashri: Die Schleier der Unwissenheit gehen weg, das ist alles. Während sich diese Schleier auflösen, manifestiert (Vyakt) sich das [ursprüngliche] Selbst. Das, was man nicht ausdrücken kann (Avyakt), manifestiert sich. Fragender: Wer wird denn dann der Gnani, wenn du Gnan gibst? Dadashri: Derjenige, der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst hat, wird zum Gnani. Das [ursprüngliche] Selbst ist faktisch ein Gnani. Fragender: Wer hat Unwissenheit in Bezug auf das Selbst? Dadashri: Das 'Ich' und das 'Meins'. Der Gebundene, der sagt: "Ich habe Schmerzen", der hat Unwissen in Bezug auf das Selbst. Fragender: Mit anderen Worten kann man also sagen, dass das unreine selbst (Ashuddha Chetan) zum reinen Selbst (Chetan) transformiert wird? Dadashri: Ja, 'wir' bereinigen das unreine selbst. Das unreine selbst, das da ist, ist tatsächlich nicht das ursprüngliche Selbst (Muda Chetan), es ist das energetisierte selbst (Power Chetan). Deshalb machen 'wir' es rein. Wenn es vollkommen rein wird, dann werden beide [das Element Selbst und das Element unbelebte Materie] getrennt. Fragender: Verstärkt sich die Kraft des energetisierten selbst weiter, wenn wir sagen: "Ich bin Reine Seele"? Dadashri: Nein, die Kraft, die falsch war, wird richtig. Die Kraft des Unwissens hat einen die falschen Sachen machen lassen. Das ist jetzt korrigiert worden. Fragender: Wer hat die falsche Kraft? Dadashri: Das Ego. Wenn jemand nicht Selbst-realisiert ist (Agnani), wird er schließlich alles falsch machen. Und wenn 'wir' ihm Gnan geben, dann wird er es richtig stellen, selbst wenn jemand anders etwas Falsches gemacht hat. Weil sein Verstehen richtiggestellt wurde.

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How Can the Ego be Dissolved? (p 149)

Wie kann das Ego aufgelöst werden?

Fragender: Warum benimmt man sich im Verhalten wie ein Unwissender, obwohl das Selbst die Verkörperung Absoluten Wissens (Keval Gnan Swaroop) ist? Dadashri: Das Verhalten ist durch den Einfluss der Gesellschaft (Loksangnya) so. Weil man sich nicht darüber gewahr ist, wo das Glück liegt, glaubt man, es läge in weltlichen Dingen, die im Außen sind. Deswegen ist Unwissen entstanden. Und wenn man erfährt, dass das Glück tatsächlich im Selbst liegt und man es nicht im Außen sucht, dann taucht das Wissen (Gnan) auf. Als Folge dessen hört man auf, es im Außen zu suchen. Es gibt grenzenlose Glückseligkeit in der eigenen einem innewohnenden Natur als das Selbst. Das Glück im Außen dagegen ist nur imaginär. Es ist da, wenn du dir vorstellst, dass es da ist, ansonsten ist es nicht da. Fragender: Wo hat das Selbst den Fehler gemacht, wo man doch die Form Absoluten Wissens hat? Dadashri: Nein, das Selbst hat keinen Fehler gemacht. Es hat tatsächlich die Form Absoluten Wissens. Es ist bloß so, dass auf wissenschaftliche Weise das Ego entstanden ist. Das Selbst ist im Innern tatsächlich präsent. Im Innern hat es tatsächlich die Form Absoluten Wissens. Weder verdirbt es, noch verbessert es sich. Es geschehen keine Veränderungen darin. Genau wie bei Leuten, die 'in Anwesenheit der Sonne' arbeiten, läuft die Arbeit im Innern auf die gleiche Weise ab. Es liegt an der Anwesenheit des Selbst, dass das alles funktioniert. Wenn sich jetzt bei Dir das Ego vollständig auflöst, wenn es zu Ende geht, dann wird dieses Selbst wieder frei. Fragender: Wie kann das Ego aufgelöst werden? Dadashri: Wenn du hierher zu mir kommst, dann werde ich es innerhalb von zwei Stunden für dich auflösen. Ich habe es schon bei vielen Menschen aufgelöst.

Who Gives Rise to Ignorance? (p 150)

Wer lässt Unwissen entstehen?

Fragender: Wenn die Welt aus Unwissenheit entstanden ist, wer veranlasst dann das Unwissen zu entstehen? Dadashri: Umstände (Saiyog). Fragender: Und wer inspiriert das Wissen dazu, zu entstehen? Dadashri: Es gibt keine Macht der Welt, die das Wissen dazu inspiriert zu entstehen. Alles passiert durch Umstände. Umstände lassen Unwissen entstehen. Umstände lassen Wissen entstehen. Es sind allein die sich bedingenden Umstände.

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The Foundation of the World! (p 151) Das Fundament der Welt

Fragender: Ist die Welt aus Unwissen entstanden? Dadashri: Ja, aus Unwissen, und zwar aus Unwissen bezüglich der eigenen wahren Form als das Selbst. Das Wissen über das Selbst wird zu relativem Wissen (Vishesh Gnan, "Ich bin Chandubhai"), das an sich bezeichnet man als Unwissenheit bezüglich des Selbst (Agnan). Fragender: Ich bitte hier um etwas Klarheit. Ein 'Fundament' ist das, aus dem etwas stammt, das, worin es ruhig bleibt und das, worin es danach zu Ende geht. Kannst du auf der Grundlage dieser Definition bitte das Fundament der Welt erklären? Dadashri: Woraus ist das alles entstanden? Es ist also aus dem weltlich interagierenden selbst (Vibhaavik Atma) entstanden, aus dem dem aufladenden relativen selbst (Pratishthit Atma, demjenigen mit der falschen Überzeugung 'Ich bin Chandubhai'), und dann geht es darin zu Ende, und dann entsteht es erneut daraus und geht darin zu Ende. Das ursprüngliche Selbst hat damit nichts zu tun. Es ist einfach so, dass eine neue, relative Sicht (Vibhaavik Drashti) im Selbst entstanden ist. Das bedeutet, dass sich die Überzeugung verändert hat. Sonst hat sich nichts verändert. Weder das Wissen (Gnan) noch das Verhalten (Charitra) hat sich verändert. Das Verhalten als das Selbst [Wissen und Sehen] verändert sich nicht einmal für einen Moment. Sogar, wenn jemand in eine Lebensform in der Hölle eintritt, bleibt das Selbst in seinem eigenen Verhalten, und das aufgeladene relative selbst (Pratishthit Atma) ist in seinem Verhalten als Lebensform in der Hölle. Aufgeladenes relatives selbst (Pratishthit Atma) ist das, worin das Leben der falschen Überzeugung "Ich bin Chandubhai" eingeflößt wurde (Pratishtha). Flößen 'wir' nicht der Götterfigur [Statue] Leben ein? Diese Zeremonie des Einflößens von Leben trägt dann Früchte [Wirkung]. Das nennt man Präzision. Obwohl Unwissenheit über die wahre eigene Form als das Selbst da ist, heißt das nicht, dass sich in der wahren Form irgendetwas verändert hat. Deine 'Ich-heit' (Hupanu) hat sich verändert. Ob sie sich nun durch den Druck von etwas verändert hat oder auf irgendeine andere Weise, aber sie hat sich auf jeden Fall verändert. Wenn diese 'Ich-heit' also wieder an ihrem ursprünglichen Ort etabliert wird, dann ist die Arbeit getan. Da ist nichts dran. 'Deine' Existenz (Astitva) ist tatsächlich da, aber Du hast das Gewahrsein 'Wer bin ich' (Vastutva) nicht mehr. Wenn Du also dieses Gewahrsein wiedergewinnst, dann bist Du tatsächlich diese Form an sich. Wenn das Selbst (Atma) wieder repariert werden müsste, dann würde das bei niemandem passieren. Diese Menschen dagegen glauben tatsächlich: "Lass es uns reparieren. Wenn wir es ruhig machen, dann wird seine Ruhelosigkeit verschwinden." Sie sind in lauter solchen Einmischungen versunken.

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Science is the Origin of The Two: Knowledge and Ignorance! (p 151)

Wissenschaft ist der Ursprung von beidem: Wissen und Unwissen

Fragender: Was ist denn der Ursprung von beidem, von Wissen und Unwissen? Dadashri: Der Ursprung von beidem ist Wissenschaft (Vignan). Aus dem ursprünglichen Selbst, dem Selbst, das an sich Wissenschaft ist (Vignanmay), sind beides, das Wissen und das Unwissen, die Sonne und der Schatten hervorgegangen. In dem Moment, wo es mit den sich bedingenden Umständen zusammengetroffen ist, sind Wut, Stolz, Täuschung und Gier entstanden. Daraus haben Wut und Stolz das 'Ich' (Hu) entstehen lassen, und Gier und Täuschung haben 'meins' (Maru) entstehen lassen. Fragender: Ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst entstanden, weil die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden sind? Dadashri: Die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) selbst sind das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Wenn sie nicht da wären, dann wäre nichts da. Sie sind entstanden, als beides [Selbst und unbelebte Materie] zusammengekommen ist. Fragender: Wie sind aus der Wissenschaft Wissen und Unwissen entstanden? Dadashri: Wissenschaft bedeutet hier: das Selbst. Die sechs ewigen Elemente sind zusammengetroffen; das Selbst ist eines dieser Elemente. Diese sechs Elemente bewegen und verändern sich, sie rotieren ständig. Dadurch, dass die Elemente einander auf diese rotierende Weise nahe kommen, sind all diese zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden. Dadurch, dass die sechs ewigen Elemente zusammengekommen sind, sind also die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden, und das weltliche Leben ist durch die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden. In dem Moment, wo die sechs ewigen Elemente sich trennen, lösen sich die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) auf und so löst sich alles auf.

The Birth of the Ego! (p 151)

Die Geburt des Ego

Fragender: Aber wenn das Ego nicht da wäre, wie würde dann eine Suche nach dem Selbst stattfinden? Da muss es doch irgendeinen Zusammenhang geben, oder? Dadashri: Ob es existieren würde oder nicht, es ist tatsächlich die dem Zustand des Unwissens (Agnanta) innewohnende Natur. Ohne Unwissen würde das Ego definitiv nicht existieren. Solange Unwissen da war, hatte auch 'wir' ein Ego. Fragender: Wo ist das Ego hergekommen, und wem ist das passiert? Dadashri: Vergiss das alles – wo es hergekommen ist und wann. Derjenige der das erleidet, das ist genau das Ego.

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Fragender: Zu wem ist das Ego gekommen? Dadashri: Zu dem, der den Mangel an Verstehen (Ansamjan) hat. Das Ego ist im Unwissen entstanden. Fragender: Wessen Unwissen ist es? Dadashri: Es gibt zwei Dinge, Wissen und Unwissen. Wissen heißt Selbst und Unwissen heißt Nicht-Selbst. Das Ego ist darin entstanden, im Unwissen. Die Geburt des Ego hat das also alles entstehen lassen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht lang sind Sorgen und von außen hervorgerufene Probleme da. Auch wenn einem das weltliche Leben nicht gefällt, muss man darin trotzdem darin leben. Wo kann man hingehen? Wo kann man sonst hingehen? Man muss genau dort bleiben. Das heißt, dass auf dem Bett liegen bleiben muss, auch wenn man nicht einschlafen kann, nicht wahr? Fragender: Von wo aus ist das Ego entstanden? Dadashri: Das Ego ist aus dem Unwissen selbst entstanden. Unwissen und Wissen sind zwei verschiedene Dinge. Nehmen wir an, ein bekannter Geschäftsmann ist hierher gekommen. Normalerweise ist er sehr redegewandt, aber wenn jemand ihm 225 ml Weinbrand zu trinken gibt, wie wird er dann reden? Fragender: Weil der Umstand des Weinbrands aufgetreten ist, ist auch seine Sprache 'kurvig' geworden.

Dadashri: Nein, es liegt daran, dass diese Umstände zusammengekommen sind, dass das alles entstanden ist. Die wahre Form als das Wissen ist mit einem Umstand zusammengetroffen, der wiederum Illusion (Bhranti) hervorgerufen hat. Genau wie dieser Geschäftsmann behauptet man: "Ich bin der Maharaja Vijayshriji. Ich bin dies, ich bin das …" So redet man, oder? Fragender: Und Dada, von woher ist das Wissen aufgetaucht? Dadashri: Wissen kann nicht anfangen zu existieren, nicht wahr! Wissen ist tatsächlich ein ewiges Element. Unwissen ist durch äußere Umstände wie das Trinken des Alkohols entstanden, durch einen Umstand. Wenn also Freiheit von all diesen Umständen da ist, dann kann man vollkommen frei werden. Fragender: Die innere Absicht, die man macht, ist also ein Umstand des Unwissens, dem man begegnet, oder? Dadashri: Hier geht es nicht um eine innere Absicht. Es ist auch kein Umstand des Unwissens, dem man begegnet. Man begegnet anderen Umständen. Er hat den Alkohol getrunken, oder? Unwissenheit ist wahrlich das Ego. Fragender: Im Grunde ist das Selbst Licht, es ist voll unendlicher Energie. Wie entsteht denn dann das Ego darin? Dadashri: Es entsteht nicht darin, oder? Unwissen an sich ist das Ego. Fragender: Was ist das Problem, wenn ein Schleier des Unwissens (Avaran) darüber fällt? 'Es' weiß ja, dass es Licht ist, oder? Dadashri: Das bringt gar nichts, was hat das Ego davon? Das Ego kann solange sagen "Das ist Zucker", bis es die Süße schmeckt. Deswegen muss das Ego ein für allemal aufgelöst werden. Das Selbst ist tatsächlich bereits etabliert.

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Knowledge Illuminates the Self and the non-Self! (p 152)

Wissen erhellt das Selbst und das Nicht-Selbst

Fragender: 'Du' hast das Selbst erfahren, du hast das Wissen des Selbst erlangt, und jetzt gibst du anderen das Wissen des Selbst. Das liegt daran, dass Dada selbst ein Atmagnani, ein Selbst-Realisierter ist! Betrachtest du andere als unwissend oder wissend in Bezug auf das Selbst, wenn du ihnen das Wissen des Selbst gibst? Dadashri: Ich gebe es ihnen und betrachte sie als unwissend in Bezug auf das Selbst. Fragender: [Aber] das Selbst durchdringt alles (Vyaapak), es hat eine Form. Dadashri: Nein, 'wir' sehen tatsächlich das Selbst [in anderen], und 'wir' sehen auch des Selbst in demjenigen, der in Bezug auf das Selbst unwissend ist. 'Wir' sehen sie beide als getrennt. Derjenige, der das Brennen von Wut, Stolz, Täuschung und Gier hat, ist der mit Unwissen in Bezug auf das Selbst, und denjenigen, der kein solches Brennen hat, nennt man Gnani. Fragender: Das heißt, dass das erwachte Gewahrsein (Jagruti) auch das Wissen des Unwissens 'weiß'. Also, wird der Gnani der Sehende (Drashta) von beidem, dem Wissen des Unwissens (Agnan) und dem Wissen des Wissens des Selbst (Gnan)? Dadashri: Von beidem. Der Gnani weiß beides. Er ist der, der das Selbst und das Nicht-Selbst erleuchtet, Swa-Par Prakashak. Swa heißt, dass man das Wissen des Selbst 'weiß', und Par bedeutet, dass man das Unwissen in Bezug auf das Selbst 'weiß', man ist selber Swa-Par Prakashak. Es gibt also kein Defizit mehr. Derjenige dagegen, der in Bezug auf das Selbst unwissend ist, erleuchtet nur das Nicht-Selbst (Par), er erleuchtet nicht das Selbst (Swa).

Knowledge is Natural and Spontaneous, It is not Thought Through! (p 153)

Wissen ist natürlich und spontan, es ist nicht durchdacht!

Indem man etwas durchdenkt; alles, was man tut (Karma), nachdem man es gründlich durchdacht hat, das alles lässt Unwissen entstehen. Und das, was man durch einen Zustand tut, in dem es keine Einmischung in die Gedanken (Nirvichaar) gibt, lässt Wissen entstehen. Das ist natürlich und spontan (Sahaj)! Das, was sich ausdrückt, nachdem man es durchdacht hat, gilt nicht als Wissen. Das, was durchdacht worden ist, gilt in Wirklichkeit als lebloses Wissen, und das, was natürlich und spontan ist, gilt als Wissenschaft (Vignan). Es ist lebendig (Chetan), es ist aktiv (Karyakari, in der Lage, die Arbeit des Selbst zu machen). Das, was durchdacht worden ist, wird dagegen als Unwissen betrachtet, man kann es nicht Wissen nennen, und es liefert nicht von alleine Ergebnisse (Kriyakari), es ist nicht wirksam Dann sagt man: "Ich weiß es, aber ich bin nicht in der Lage, es zu tun. Ich weiß es, aber ich bin nicht in der Lage, es zu tun." Man sagt das von sich aus immer weiter auf. Hast du je jemanden so reden hören?

Fragender: Viele Leute reden so. Dadashri: Alle reden so, sie sagen genau das. Das, was 'gewusst' worden ist, sollte unweigerlich Ergebnisse liefern, und wenn es das nicht tut, dann verstehe, dass es

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überhaupt nicht gewusst worden ist. Und Wissen, das durchdacht worden ist, kann man nicht als [lebendiges] Wissen bezeichnen. Es kann als unbelebtes Wissen (Jada Gnan) bezeichnet werden. Das, was aus Gedanken entsteht, die unbelebt (Jada) sind, ist faktisch selber unbelebt. Die Gedanken sind selber unbelebt. Fragender: Was ist die Ursache für das Wissen, das entsteht oder auf natürliche und spontane Weise geschieht? Dadashri: Damit das passiert, muss der karmische Bestand, den man in den letzten Leben aufgefüllt hat, mit Verstehen gebunden worden sein. Dann taucht es auf natürliche und spontane Weise auf. Es ist mit Verstehen und mit Wissen aufgefüllt worden. Das, was gewusst wird, indem es durchdacht wird, ist nicht nützlich. Wenn es jedoch mit Verstehen aufgefüllt worden ist, dann wird es hilfreich sein. Fragender: Wenn es also mit Verstehen aufgefüllt worden ist, dann wird es sich natürlich und spontan ausdrücken. Dadashri: Man kann es nur dann als Wissenschaft (Vignan) betrachten, wenn es sich auf natürliche und spontane Weise ausdrückt, sonst kann man es gar nicht Wissenschaft nennen.

It is Necessary to Realize ‘I am Bound’! (p 154)

Es ist notwendig zu erkennen: "Ich bin gebunden" Man ist sich immer noch nicht dessen gewahr, dass man in Gebundenheit geraten ist. Wenn jemand erkennt: "Ich bin gebunden", dann wisse, dass diese Person ein höheres Verständnis besitzt. Von dem Moment an, wo sie erkennt: "Ich bin in Gebundenheit geraten", beginnt sie, die Befreiung wertzuschätzen, das würde sie sonst nicht tun! Aber in diesem Fall ist sie weder gebunden, noch ist sie frei geworden.

Weder beim einen noch beim anderen ist etwas Lohnenswertes gewonnen worden. Weder sieht das weltliche Leben gut aus – es gibt endlos viele mentale, körperliche und von außen hervorgerufene Probleme im weltlichen Leben – noch ist über den Weg zur Befreiung gesprochen worden!

Ganz abgesehen vom [Realisieren] des Wissens des Selbst – wenn es indessen auch nur eine Person in Indien gibt, die das relative Wissen (Agnan) in Gänze kennt, dann bin ich bereit, sie zu treffen. Bisher hat noch nicht einmal jemand das Unwissen (Agnan) komplett verstanden, denn derjenige, der Unwissen (Agnan) in Gänze versteht, wird definitiv das Wissen des Selbst verstehen, das sich auf der entgegengesetzten Seite befindet. Wenn man versteht, was Weizen ist, dann kann man Steinchen erkennen, oder wenn man weiß, was Steinchent sind, dann wird man Weizen erkennen42. Man muss nicht lernen, beides zu erkennen, man muss nur eins [von beidem] verstehen.

Wissen als das Nicht-Selbst (Paudgalik Gnan, relatives Wissen) nennt man Unwissen (Agnan), und Wissen als das Selbst (Atmagnan) nennt man wahres Wissen, Gnan. Wenn man nicht das gesamte Wissen des Nicht-Selbst (Pudgal) hat, dann wird das Wissen des Selbst nicht auftauchen, weil man unachtsam sein und getäuscht werden kann. Um beide rein zu machen, brauchst du also das Wissen von beiden. Das Selbst 42 Beim Verlesen des Weizens, bevor man ihn zum Kochen verwendet

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alleine kann nicht rein werden. Wenn man das Wissen des Nicht-Selbst nicht hat, dann kann das Wissen des Selbst gewissermaßen verfälscht werden.

Fragender: Was auch immer für eine Ursache uns in diese Welt gebracht hat, wird uns die gleiche Ursache nicht zur Befreiung bringen? Dadashri: Nein. Die Ursache, die dich in die Welt gebracht hat, war anders. Diese Ursache ist anders. Die Ursache, die dich in diese Welt gebracht hat, war das Unwissen in Bezug auf das Selbst, und das Wissen des Selbst wird dich zur Befreiung bringen. Durch Unwissen bist du in Richtung Welt gegangen, und mit dem Wissen des Selbst gehst du jetzt in die andere Richtung, das heißt, in Richtung Befreiung. Je nachdem, wie weit du also mit dem Unwissen in Bezug auf das Selbst gegangen warst, entsprechend weit musst du dich umdrehen und zurückkommen. Du hättest dich nicht umdrehen müssen, wenn du nicht in diese Richtung gegangen wärst. Zudem: An welchen Schlupfwinkeln und Verstecken du auch immer vorbeigekommen bist, die wirst du alle auf deinem Rückweg wieder aufsuchen müssen. Diese Welt ist also durch Unwissen entstanden, Unwissen über die wahre eigene Form als das Selbst. Man hat vergessen: "Wer bin ich?" Man hat das Gewahrsein darüber verloren. Von dem Moment, wo 'wir' Dich jetzt dessen gewahr machen, wer Du wirklich bist, schreitet die Trennung weiter fort.

The True Form of Maya! (p 154)

Die wahre Form der Illusion (Maya) Fragender: Was ist Illusion (Maya)? Dadashri: Illusion (Maya) bedeutet, die wahre Form einer Sache nicht so zu sehen, wie sie ist, sie in einer völlig anderen Form zu sehen.Sie lässt Dich orientierungslos werden. Man kann in einem Satz sagen, dass Illusion (Maya) das Unwissen in Bezug auf den Zustand des Selbst (Nijswaroop) ist. Durch das Unwissen in Bezug auf das Selbst wird diese ganze Illusion (Maya) gesehen. Weil Unwissen in Bezug auf die eigene Form als das Selbst da ist, ist diese Illusion (Maya) entstanden. In dem Moment, wo das Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, wird die Illusion (Maya) verschwinden. Etwas in einer anderen als in seiner wahren Form zu sehen, wird deshalb als Illusion (Maya) bezeichnet. Dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist in seiner wahren Form nicht so. In seiner wahren Form ist dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sehr schön und wunderbar, aber er wird in einer anderen Form gesehen. Die Illusion (Maya) ist nicht sichtbar (Darshaniya), sie ist eine illusionäre Auswirkung (Bhaasyamaan Parinaam). Illusion (Maya) bedeutet: Unwissen in Bezug auf das Selbst, nichts anderes.

Fragender: Die Illusion (Maya) wird allein durch das Unwissen über das Selbst verursacht, oder? Dadashri: Die Illusion (Maya) bleibt durch das Unwissen in Bezug auf das Selbst bestehen. Deswegen ist die Illusion (Maya) keine besondere Sache, das Unwissen in Bezug auf das Selbst ist das Wesentliche. Ihre Basis ist das Unwissen des Selbst. Die Basis der gesamten Welt ist tatsächlich Unwissen in Bezug auf das Selbst.

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Fragender: Kann Egoismus als Basis der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst betrachtet werden? Dadashri: Nein, Egoismus nicht, die Basis ist wahrlich das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Die Hauptursache ist definitiv das Unwissen des Selbst. Egal, wieviel Ego da ist, das ist kein Problem, aber in dem Moment, wo das Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, verschwindet alles. Fragender: Du sagtest, dass Illusion (Maya) nicht sichtbar ist und dass sie illusionär ist, was bedeutet das? Dadashri: Illusionär heißt, dass sie nur so erscheint, das ist alles. Sie ist nicht wirklich wahrnehmbar. Fragender: Was meinst du damit: "Sie ist nicht wahrnehmbar"? Dadashri: Sie ist nicht wirklich sichtbar. Man hat einfach das Gefühl, dass man sie sehen kann, sie erscheint einem so, das ist alles! Fragender: All diese Nicht-Selbst-Komplexe (Pudgal) sind sichtbar, sind sie nicht Illusion (Maya)? Dadashri: Illusion (Maya) ist etwas anderes. Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) und Illusion (Maya) haben nichts miteinander zu tun. Illusion (Maya) ist eigentlich eine Art Glauben. Die Menschen haben einen Glauben [eine Überzeugung]etabliert, deswegen erscheint es so: "Das ist Gottes Schöpfung (Maya)." Gott erschafft jedoch nichts. Es ist einfach Unwissen in Bezug auf das Selbst, das ist alles! Die Menschen haben wirklich über so grandiose Formen von Illusion (Maya) geschrieben! Darüber ist so viel geschrieben worden. Diese Illusion (Maya) hat die Menschen in der Tat sehr viel aufwendige Anstrengung unternehmen lassen! Illusion (Maya) ist sehr anziehend, aber was ist ihre Grundursache? Unwissenheit in Bezug auf das Selbst. In dem Moment, wo das Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, verschwindet alles! Die Hauptsache ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Das ist in der Tat Illusion (Maya), und sobald dieses Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, kann man sie als das sehen, was sie ist. Das ist alles, aufgrund von Unwissen in Bezug auf das Selbst sieht man [Dinge als] den Tatsachen entgegengesetzt.

The Exact Form of Ignorance of the Self! (p 155)

Die genaue Form des Unwissens über das Selbst

Fragender: Was ist die wahre Form des Unwissens über das Selbst und woher kommt sie? Dadashri: Du bist Chandubhai genannt worden, und noch dazu hast du es geglaubt. Es ist nichts Falsches an dem Namen Chandubhai. Chandubhai ist ein Werkzeug zur Erkennung, aber du hast ihn für wahr gehalten, und das ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Das betrachtet man als falsche Überzeugung. Dann: "Ich bin der Vater dieses Jungen", "Ich bin der Onkel mütterlicherseits dieser Person", "Ich bin der Onkel väterlicherseits dieser Person", "Von dieser hier bin ich der Großvater" – stell dir nur vor, wieviele solcher falscher Überzeugungen man etabliert hat?

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Nun, diese falschen Überzeugungen sind durch und durch die eigentliche Form des Unwissens des Selbst. Wir sind in falschen Überzeugungen versunken. Was brauchen wir? Diese falschen Überzeugungen sind zur Ursache von Elend geworden, deswegen suchen wir nach Glück. Das liegt daran, dass unsere wahre Form [die des Selbst] im Grunde Glückseligkeit ist. Wenn wir also in unsere wahre Form [als das Selbst] kommen, entsteht wieder Glückseligkeit. Falsche Überzeugung bedeutet, dass Du [als das Selbst] von Deinem Weg abgekommen bist. Deswegen zerstören 'wir' deine falsche Überzeugung und etablieren die richtige Überzeugung. Die richtige Überzeugung nennt man Samyak Darshan. Und durch die richtige Überzeugung (Samyak Darshan, das richtige Verstehen), das richtige Wissen (Samyak Gnan) und das richtige Verhalten (Samyak Charitra) geschieht Befreiung. Samyak Darshan bedeutet, dass 'wir' die falsche Sicht korrigieren, 'wir' stellen sie für dich wieder richtig, 'wir' ändern deine Sicht. Verstehst du die wahre Form des Unwissens des Selbst jetzt richtig?

Fragender: Ja. Dadashri: Also, ihr direkt entgegengesetzt ist die wahre Form des Wissens des Selbst. So, wie Norden und Süden entgegengesetzte Pole sind, genau so befindet sich auf der ihm [der wahren Form des Unwissens des Selbst] entgegengesetzten Seite dies: die wahre Form des Wissens des Selbst. "Du bist Chandubhai" – weißt du das eigentlich von dir aus?

Fragender: Jemand hat mir das gesagt. Dadashri: Nein, aber was nützt Wissen, das dir mit Worten vermittelt wurde – Wissen muss verstanden und erfahren werden.

Fragender: Dada, aber alles, was mir erzählt worden ist, war doch die Wahrheit, oder! Dadashri: Dieser Zustand ist so, weil du an ihn glaubst! Die Welt existiert durch dieses mit Worten vermittelte Wissen, mit erfahrbarem Wissen dagegen kann man Befreiung erlangen. Fragender: Betrachtet man nur erfahrbares Wissen als Wissen? Dadashri: Das ist es. Zu wissen und zu erfahren, wer wir wirklich sind, dass wir Reine Seele sind, das ist [wahres] Wissen. Fragender: Gilt alles andere als mit Worten vermittelt? Dadashri: Mit Worten vermitteltes Wissen. Woher hast du erfahren, dass dein Name Chandubhai ist? Wie hast du diese Verbindung hergestellt? Man sagt wahrscheinlich: "Meine Tante hat mir diesen Namen gegeben." Das ist alles. Man weiß nur so viel, deswegen ist es mit Worten vermitteltes Wissen. Fragender: Und das andere ist erfahrenes Wissen. Dadashri: Erfahrenes Wissen bringt einen zur Befreiung, und das mit Worten vermittelte Wissen lässt einen im weltlichen Leben umherwandern.

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Support is Given to Ignorance of the Self… (p 156)

Die Unwissenheit bezüglich des Selbst wird unterstützt …

In Wirklichkeit ist man tatsächlich hilflos [ohne Unterstützung], und trotzdem gibt man Unterstützung. Man selber gibt die Unterstützung. Man wird zum Abhängigen, und man selber unterstützt die Unwissenheit des Selbst [indem man sagt]: "Ich bin tatsächlich Chandulal, hast du mich nicht erkannt?" He, Sterblicher, warum unterstützt du das! Das ist tatsächlich Unwissen! Man gibt dem weiter Unterstützung. Und weil wir dieses Wissen des Selbst bekommen haben, ist da keine Unterstützung mehr, deswegen geht es [das Unwissen] zu Ende.

Durch die Unterstützung, die sie erhalten hat, existiert die Welt weiter. Man selber gibt ihr die Unterstützung. Wenn die Unterstützung nicht gegeben würde, dann würde die Welt zusammenbrechen.

Nachdem man das Wissen des Selbst erlangt hat, ist die Ich-heit (Hupanu) im Ich (Hu, Reine Seele) etabliert worden. Das heißt, dass das Unwissen keine Unterstützung mehr hat, seine Unterstützung ist weggegangen, deswegen kollabiert es. Durch die Unterstützung besteht all dies fort.

Das Unwissen, das keine Unterstützung mehr bekommt, ist mit "Ich bin Chandubhai" von uns unterstützt worden, "Ich bin ein Shah43", "Ich bin ein Jain", "Ich bin dies", "Ich bin das", "Ich bin siebzig Jahre alt", "Ich bin sechzig Jahre alt", "Ich bin fünfzig Jahre alt"; alles, sogar das Alter wird als 'meins' betrachtet. Das war die Unterstützung, die wir gegeben haben. Diese gesamte Unterstützung ist automatisch kollabiert, nachdem die Unterstützung weg ist. Wir haben das Unwissen und eine komplette Illusion aufrechtererhalten, indem wir sie unterstützt haben. Als ich euch das Wissen des Selbst gab, habe ich euch gesagt: "Lasst die Unterstützung los." Nachdem man die Unterstützung weg ist, wird alles kollabieren.

Fragender: Danach ist die einzige Unterstützung, die noch bleibt, die des Selbst, richtig?

Dadashri: Nein. Danach bleibt nur man Selbst (Potey, das Selbst) übrig. 'Wir' [das Selbst] bleiben nicht länger ein Unterstützer von irgendetwas. Vorher [vor dem Gnan] existierte die Illusion (Bhranti), weil wir der Unterstützer waren. Jetzt ist derjenige, der die Unterstützung gegeben hat, weg. In dem Moment, wo das alles nicht mehr unterstützt wurde, ist es schnell zusammengebrochen! Das bedeutet, dass die Unwissenheit zusammengebrochen ist, als die Unterstützung wegging. Was also jetzt bleibt, ist ausschließlich Licht (Prakash), und das ist auch noch so, dass es sowohl das Selbst als auch das Nicht-Selbst (Swa-Par) erleuchtet. Es erleuchtet nicht nur Dich [das Selbst], sondern es erleuchtet auch all das, was mit Chandubhai passiert. Das Licht des Wissens (Gnan Prakash) erleuchtet sowohl das Nicht-Selbst als auch das eigene Selbst! Gelobt sei die Wissenschaft der Befreiung (Vitaraag Vignan)!

43 Nachname

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There is a Difference Between Illusion and Ignorance of the Self! (p 157)

Es gibt einen Unterschied zwischen der Illusion und dem Unwissen bezüglich des Selbst

Fragender: Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen Illusion (Bhranti) und dem Unwissen in Bezug auf das Selbst (Agnan)?

Dadashri: Es gibt einen großen Unterschied zwischen Illusion und Unwissen.

Fragender: Was betrachtet man als Illusion? Was betrachtet man als Unwissen?

Dadashri: Das, was aus der Unwissenheit geboren wird, nennt man Illusion. Viele Dinge werden aus dem Unwissen geboren. Einer der Keime, die daraus hervorsprießen, ist der der Illusion.

Fragender: Kannst du das bitte anhand eines Beispiels erklären?

Dadashri: Diejenigen, die das Gnan (Wissen) erlangt haben, haben keine Illusion. Wenn aber auch sie diese Menge Weinbrand trinken würden, dann würde Illusion bei ihnen entstehen, oder?

Fragender: Ja, das würde sie.

Dadashri: Das bedeutet nicht, dass die Person in Bezug auf das Selbst unwissend geworden ist. Aber ist es nicht wahrscheinlich, dass sie hinterher sagt: "Ich bin Chandubhai"? Sie wird sagen: "Ich bin wirklich der, der das gemacht hat. Also, mach, was du kannst." Würde sie nicht so reden? Das nennt man Illusion. Die Menschen werden sagen: "Die Illusion hat ihn überwältigt." Das ist etwas, das aus Unwissen entsteht.

Fragender: Ich hatte gerade nach dem Unterschied zwischen Illusion und Unwissen gefragt.

Dadashri: Die Illusion ist dabei eigentlich eine der Arten von Unwissen in Bezug auf das Selbst. Es dauert sehr lange, bis daraus Wissen (Gnan) entstehen kann. Selbst wenn die Illusion weggeht, hat sich nur ein bestimmter Teil des Unwissens reduziert. Nur, weil die Illusion weg ist, können wir nicht sagen, dass jemand [Absolutes] Wissen (Gnan) erlangt hat. Für Dich ist nur eine Überzeugung (Pratiti) etabliert worden, und zwar "Ich bin Reine Seele." Um jetzt das Wissen des Selbst zu bekommen – das wird erst passieren, nachdem du andere Werkzeuge (Sadhan) zusammenträgst. Hier ist die richtige Überzeugung (Samyak Darshan) etabliert worden. Das richtige Wissen (Samyak Gnan) hat jetzt zu entstehen begonnen. Genau das ist der Weg. Wenn dir auch nur ein Satz aufgezwungen worden ist, dann wird es nicht funktionieren. Das betrachet man tatsächlich als Gewalt (Himsa), nicht wahr! Jemandem etwas aufzuzwingen gilt tatsächlich als Gewalt.

Überzeugungen (Manyata) können beides sein, richtig oder falsch; die Sicht (Darshan) als das Selbst hingegen ist immer die Wahrheit (Satya). Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Wissen, das man annimmt, und Wissen, das man weiß?

Dadashri: Wissen, das man weiß ist Wissen, das in die Erfahrung gelangt ist. Angenommenes Wissen hingegen bedeutet z. B., dass du vielleicht glaubst: "Zucker ist

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süß", aber verstehst du, was 'süß' bedeutet? Und Wissen, das man weiß, bedeutet, dass du nie wieder danach fragen musst. Sollen sie dir etwas Zucker bringen? Willst du ihn 'erfahren'? Warum erfährst du ihn nicht? Hast du [den Geschmack von] Zucker erfahren? Okay, dann ist es kein Problem. Hast du das, was angenommen worden war, nicht erfahren? "Zucker ist süß" ist angenommenes Wissen, und wenn du es weißt [seine Süße schmeckst], dann gilt das als Wissen, das in die Erfahrung gelangt ist.

Can Acquired Knowledge Go Away? (p 158)

Kann erworbenes Wissen weggehen?

Fragender: Können Verstehen und Wissen [wieder] weggehen, wenn sie einmal erworben worden sind?

Dadashri: Das, was weggeht, kann nicht als Wissen betrachtet werden. Verstehen kann kommen und gehen, aber Wissen geht nicht weg.

Fragender: Sind Unwissenheit und Missverstehen das gleiche, oder sind sie verschieden?

Dadashri: Missverstehen kann entstehen, aber durch Verstehen geht es später [wieder] weg. Unwissen jedoch geht nicht weg. Selbst wenn sich vielleicht ein großer Missverständnis-Knoten bildet, kann dieser Knoten wieder gelöst werden. Es mag sogar vielleicht jemand [anderer] den Knoten für dich lösen, aber Unwissen über das Selbst kann von niemand anderem als vom Gnani Purush entfernt werden.

Fragender: Wie kann Unwissen entfernt werden?

Dadashri: In dem Moment, wo du zu einem Gnani gehst, wird das Unwissen über das Selbst verschwinden. Wenn du zu einem Gnani gehst und dein Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet nicht, dann ist diese Person definitiv kein Gnani. Das beweist, ob er ein Gnani ist. Deswegen ist gesagt worden: "Das Wissen des Selbst sollte man ausschließlich von einen Gnani Purush bekommen.

Fragender: Was ist die Wurzel von alledem, ist es das Unwissen über das Selbst, oder ist es illusionäre Anhaftung (Moha)?

Dadashri: Man betrachtet es tatsächlich so, dass die illusionäre Anhaftung (Moha) aus dem Unwissen entstanden ist. In dem Maße, wie sich das Unwissen reduziert, in dem Maße ist auch die illusionäre Anhaftung (Moha) verschwunden. Das Grundlegende ist das Unwissen über das Selbst, totale Finsternis. Illusionäre Anhaftung (Moha) und andere Dinge sind dann nur Teile davon. Von dem Moment an, wo man das Wissen das Selbst bekommt, verringert sich der Grad der illusionären Anhaftung (Moha). Das Wissen des Selbst jedoch hat keine Grade. Das Wissen des Selbst ist vollständig. Die illusionäre Anhaftung (Moha) hat Grade, wenn sie sich verringert.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Knowledge Has an End, But Not Ignorance! (p 158)

Wissen hat ein Ende, aber Unwissen nicht!

Fragender: Hat das Wissen des Selbst wirklich ein Ende, oder dehnt es sich Tag für Tag aus?

Dadashri: Es ist so: Das Unwissen über das Selbst hat kein Ende. Was endet nicht? Das Unwissen über das Selbst hat kein Ende irgendeiner Art. Es ist grenzenlos. Das Wissen des Selbst (Gnan) hingegen hat definitiv ein Ende. Es muss endgültig [komplett] werden. Erst, wenn es endgültig geworden ist, sage ich irgendetwas von dem hier; ich habe meine letzte Prüfung abgelegt, und ich bin bei dieser letzten Prüfung durchgefallen. Aber die letzte Prüfung ist abgelegt worden, oder? Es gibt also definitiv eine abschließende Grenze.

Wenn seine Ausdehnung mit der Zeit nach und nach wächst, dann kann es gar nicht als Gnan (Wissen) betrachtet werden. Es kann ausschließlich als Unwissen in Bezug auf das Selbst betrachtet werden. Das, was in den weltlichen Handlungen (Vyavahar) passiert, dieses Unwissen ist eigentlich Wissen in eingebildeter [unwahrer, angenommener] Form. Es ist faktisch Unwissen. Aber in welcher Form ist es Wissen? Es ist eingebildet (Kalpit, unecht). Es gibt Halsketten aus unechten Diamanten, oder? Die Kette besteht eigentlich aus Zucht-Perlen, und trotzdem halten wir sie für echt, so ist das.

Wissen hat tatsächlich ein Ende. Es dehnt sich nicht weiter aus.

Fragender: Was bedeutet denn dann Purnata?

Dadashri: Purnata bedeutet 'zu Ende gehen', dann gilt es also als vollständiges Wissen (Purna Gnan). Und das, was gar kein Ende hat, nennt man Unwissen (Agnan). Wenn du immer weiter gehst und deine Heimatstadt trotzdem nicht erreichst, was ist das dann für eine Straße? Es ist eine falsche Straße, oder? Das ist also das, was du seit unendlichen Leben gewusst hast, du hast sogar höherrangiges Wissen als dieses gekannt. Im Gegenteil, du bist jetzt tatsächlich auf einem niedigeren Level gelandet. Wenn du dir das höherrangige Wissen nicht zunutze gemacht hast, wie willst du dir dann das der niedrigeren Ebene zunutze machen? Diese Welt ist so, dass jemand in einem Leben Premierminister wird und im nächsten wird er ein primitiver Mensch. Ein primitiver Mensch wird sich schon freuen, wenn eine schlechte Reissaat in der Erntezeit wächst. Der Premierminister dagegen wird nicht glücklich sein, egal, wieviel Gold du ihm gibst. Nichtsdestotrotz ist [in beiden] ein und dasselbe Lebewesen (Jeev). Wo auch immer man hingeht, man wird den Umständen, die einem begegnen, entsprechend [geformt].

Moksha Has Been Obstructed Due to Ignorance! (p 159)

Die endgültige Befreiung (Moksha) ist durch das Unwissen verhindert worden

Fragender: Jetzt nochmal: Wird der Körper für unendliche Zeiten weiterexistieren?

Dadashri: Er ist durch das Unwissen über die wahre eigene Form als das Selbst bestehen geblieben. In dem Moment, wo das Unwissen verschwindet, wird man frei von den weltlichen Interaktionen werden, und man wird auch frei vom Körper werden.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: In Wirklichkeit ist das Ich also aus dem Unwissen entstanden?

Dadashri: Tatsächlich besteht alles aufgrund von Unwissen. All dies ist eigentlich eine aus dem Unwissen über das Selbst resultierende Wirkung. Es liegt tatsächlich an der Dunkelheit [dem Unwissen in Bezug auf das Selbst], dass Menschen Schmerz erleiden, würde es ansonsten irgendwelches Leiden geben? Wo Helligkeit ist, wo Licht (Prakash) ist, da kann kein Leiden existieren. Leiden existiert nur, wo Dunkelheit [Unwissen] ist. Deswegen sprechen 'wir' ausschließlich über dieses Licht. Worüber reden wir den ganzen Tag? Die Gespräche befassen sich ständig besonders mit einem: "Wie kann dieses Licht entstehen?"

Fragender: Bedeutet das, dass Unwissen auch seit Urzeiten existiert?

Dadashri: Von jeher ist alles seit der Zeit da, wo es da ist. Das Unwissen hat sich seit Urzeiten weiterentwickelt, aber es geht zu Ende, wenn man das Wissen des Selbst erlangt.

The World has Intellectual Knowledge! (p 160)

Die Welt hat intellektuelles Wissen

Das Wort 'Wissen' gibt es bei den Menschen gar nicht, nicht wahr! Sie haben nicht einmal ein Quäntchen Wissen in sich. Es gibt auf der ganzen Welt kein Wissen. Wo sollten sie das Wort 'Gnan' herholen? Man sagt vielleicht: "Ich habe das Wissen, ich habe das Wissen," aber man versteht nicht: "Was wird als Gnan betrachtet?" Man redet wirklich so, viele Leute auf der Welt reden über [das Wort] Gnan.

Fragender: Was du als Gnan (Wissen) bezeichnest und was die Welt als Gnan (Wissen) bezeichnet – was ist der Unterschied zwischen beidem, den du aufzuzeigen versuchst?

Dadashri: Es ist so: Was die Welt als Gnan (Wissen) bezeichnet, ist eigentlich gar kein Gnan.

Lasst mich euch das erste erklären. Hört euch das erst einmal an. Inwiefern ist es kein Gnan? Die Welt besitzt Intellekt (Buddhi, das Licht des Selbst, das durch das Medium Ego dringt). Die ganze Welt lebt von diesem Intellekt, nicht von Gnan, sondern vom Intellekt. Selbst, wenn man sich vielleicht in allen Fächern der Welt auskennt, kann man trotzdem nicht als 'im Gnan' betrachtet werden. Wir können nicht sagen: "Er hat so viel Gnan." Das nennt man Intellekt [intellektuelles Wissen]. Und die eigene wahre Form als das Selbst zu kennen, zu wissen: "Wer bin ich?", allein das zu wissen betrachtet man als Gnan.

Activity-Based Knowledge is Solely Ignorance! (p 160)

Handlungsbasiertes Wissen ist nichts als Unwissen

Deswegen ist all dies illusionäres Wissen. Das Wissen, das es wert ist, gewusst zu werden, ist vielmehr das, das echt und exakt ist, und das in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konstant bleibt – das nennt man Gnan. Das illusionäre Wissen dagegen verändert sich ständig. Wenn bestimmte Entscheidungen sich nicht leicht ergeben und

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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sie widersprüchlich zu sein scheinen, dann ist das Wissen, das durch die Sinnesorgane erworben wurde (Indriya Gnan). Und Wissen jenseits der Sinnesorgane (Atindriya Gnan) gilt als Gnan. Wo die Sinnesorgane (Indriya) nicht gebraucht werden, wo der Verstand, der Intellekt, das Chit und das Ego nicht funktionieren, da ist Atindriya Gnan (Wissen jenseits der Sinnesorgane) präsent.

Fragender: Ich will das nur verstehen, dieses handlungsbasierte Wissen, als was betrachtet man das?

Dadashri: Das betrachtet man als Unwissen (Agnan). Fragender: Und entsteht das durch das Gefühl "Ich bin" (Aham)?

Dadashri: Ja. All dieses Wissen, das in der Welt besteht, ist handlungsbasiertes Wissen.

Fragender: Und die Handlungen, die in uns vorgehen, die Aktivitäten von Verstand, Intellekt, Chit und Ego, die werden eigentlich durch das Unwissen unterstützt, oder?

Dadashri: Ja. Das ist handlungsbasiertes Wissen schlechthin. Die Aktivität "Ich tue" und das Wissen, diese Handlung auszuführen. All das, dieses Wissen ist auch Unwissen (Agnan), und die Handlung ist auch Unwissen (Agnan). Also …

Fragender: Wissen, das auf Ego basiert, ist tatsächlich eine Art von Information, oder? Was ist denn dann der Unterschied zwischen Information und Wissen (Gnan)?

Dadashri: Alle Information ist temporär (Vinashi) und die Anpassung ist temporär! Wissen (Gnan) ist permanent (Avinashi). Fragender: Deswegen ist das Wissen, das man hat, definitiv wirksam (Kriyakari) für einen, nicht wahr! Man verhält sich dementsprechend, man spricht dementsprechend, man denkt dementsprechend.

Dadashri: Aber das Ego ist gleichzeitig auch präsent, oder?

Fragender: Wie hast du denn Kriyakari definiert? Du hast dieses Wissen des Selbst (Chetan Gnan) als Kriyakari bezeichnet …

Dadashri: Wenn das Ego präsent ist, dann kann seine Handlung ausgeführt werden. Es ist auf jeden Fall wirksam (Kriyakari), aber es kann nur dann stattfinden, wenn das Ego präsent ist, sonst kann es nicht passieren. Das andere [Chetan Gnan] hingegen arbeitet eigenständig weiter, das an sich macht die Aktivität. Deswegen nennt man es Chetan Gnan, es arbeitet eigenständig von innen heraus (Swayam Kriyakari). Fragender: Ok, also wird dieses relative Wissen (Vishesh Gnan) nur dann wirksam sein, wenn das Ego präsent ist.

Dadashri: Sonst nicht. Deswegen wird das Ego für das relative Wissen gebraucht.

Du solltest das Wissen "Wer bin ich?" erkennen. Danach wird dieses Wissen eigenständig weiterarbeiten. Du [als das Selbst] musst nichts 'tun'. Das Wissen selber wird die Arbeit fortführen. 'Du' musst nichts 'tun'. Wisse und verstehe es einfach.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dada’s State At the Time of Attaining Knowledge at Surat Station! (p 161)

Dadas Zustand im Moment des Erlangens des Wissens am Bahnhof von Surat

Fragender: Du hast gesagt, dass du 1958 am Bahnhof von Surat das Gnan (Wissen) erlangt hast. Wie war dein innerer Zustand davor?

Dadashri: Achherrje! Es war ein egoistischer, verrückter Zustand, ein Zustand karmischer Gebundenheit. Ich habe diesen Zustand der Gebundenheit gesehen. Ich habe nicht nur das erfahrene Gewahrsein solch eines Zustands der Gebundenheit, sondern ich kenne auch die Erfahrung dieses befreiten Zustands.

Fragender: Wie hast du das Gnan (Wissen) erlangt?

Dadashri: Tatsächlich sind die sich bedingenden Umstände zusammengekommen, und wenn sie das tun, dann passiert es. Das passiert nur wenigen Menschen, ansonsten nicht. Dieses Phänomen würde nicht geschehen. Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas passieren würde.

Fragender: Kannst du uns bitte ein bisschen mehr über deinen Zustand im Moment der Erleuchtung erzählen?

Dadashri: Der [äußere] Zustand war genau der gleiche. Es gibt da keine Methode oder so. Und he … Die Schleier der Unwissenheit im Innern brechen. Die Schleier im Innern lichten sich vollständig. Und wenn du ein bisschen verwirrt bist, taucht dann innerlich eine Einsicht (Sooj) auf oder nicht? Es liegt eben daran, dass diese Schleier brechen [sich lichten], dass die Einsicht (Sooj) auftaucht. Auf die gleiche Weise werden Antworten auf alle Gedanken wie "Wer lenkt diese Welt?", "Wie funktioniert sie?", "Wer bin ich?", "Wer ist das?" enthüllt, wenn der Schleier der Unwissenheit gelüftet wird. Wieviel auch immer davon gesagt werden kann, das sage ich. Der Rest muss erlebt werden, was passieren wird, wenn Du es selbst siehst. Der Rest ist jenseits von Worten. Es gibt keine Worte, es zu beschreiben. Für den Moment ist alles erreicht, wenn Du weißt, wer Du bist. Es ist komplett geworden, vollständig.

Fragender: Wer hat diese Erfahrung bekommen, der Körperkomplex (Pudgal) oder die Reine Seele.

Dadashri: Diese Erfahrung war nichts anderes als eine, bei der das selbst sich selber [als das Selbst] erkannt hat. Derjenige, der früher geglaubt hat, dass er das relative selbst ist, hat sein eigenes Selbst erkannt: "Ich bin dies und nicht das." Also hat die Trennung stattgefunden!

The Self: Independent – Subject to the Non-Self! (162)

Das Selbst: unhabhängig – abhängig vom Nicht-Selbst

Fragender: Dann sag uns, ob das Selbst unabhängig (Swadhin) ist, oder ist es abhängig von äußeren Umständen (Paradhin)?

Dadashri: Es ist beides, sowohl unabhängig als auch abhängig von den äußeren Umständen. In Bezug zum Unwissen ist es abhängig von äußeren Umständen, und in Bezug zum Wissen (Gnan) ist es unabhängig. Das heißt, dass das Selbst (Purush) die echte Bemühung besitzt, als das Selbst Fortschritte zu machen – Purusharth. Bis Selbst-

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Realisation erlangt wird, ist nicht einmal ein Quäntchen irgendeines Purusharths da. Welche Anstrengung auch immer da ist, sie ist eine illusionäre Anstrengung (Bhrant Purusharth), und auch die basiert auf Umständen. Sie basiert darauf, dass jemand oder etwas zum Instrument wird. Deswegen ist die Bemühung (Purusharth), die nach dem Erlangen des Wissens des Selbst geschieht, die, die entsteht, nachdem man das Selbst (Purush) wird. Danach ist das Selbst unabhängig.

Fragender: Nachdem man die Selbst-Realisation erlangt hat und das Selbst unabhängig ist, bleibt für das Selbst nichts zu tun. Und wenn Unwissen in Bezug auf das Selbst da ist und man von äußeren Umständen abhängig (Paradhin) ist, dann kann der von äußeren Umständen Abhängige nichts machen. Ich verstehe also nicht, was das Selbst machen muss?

Dadashri: Nachdem man das Gnan erlangt hat, macht das Selbst nur die Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen - Purusharth.

Fragender: Gnan kann ohne Purusharth (hier: relative, illusionäre Bemühung) nicht erlangt werden, oder? Man muss sogar Purusharth machen, die Zahlen zu lernen, und trotzdem sagst du, dass Purusharth erst nach der Selbst-Realisation passieren kann. Wie ist das?

Dadashri: Purusharth kann erst nach dem Gnan stattfinden.

Fragender: Braucht man denn vorher kein Purusharth?

Dadashri: In der Domäne des Nicht-Selbst (Parsatta) kann es niemals [wahres] Purusharth geben. Jemand, der ständig in der Domäne des Nicht-Selbst lebt, was für eine Art von Bemühung (Purusharth) kann dieses arme Wesen machen? Selbst wenn wir es als Bemühung (Purusharth) betrachten wollen, müssen wir es eine auf Illusion basierende Bemühung nennen. Denn auf welcher Grundlage macht er Fortschritte? Es ist eine auf Umständen basierende Bemühung (Naimitik Purusharth), es ist eine auf Illusion basierende Bemühung.

Fragender: Ist im Zustand des Unwissens über das Selbst, das, was man für Purusharth hält, eigentlich eine auf Umständen basierende Bemühung?

Dadashri: Das ist auch kein Purusharth. Im Zustand des Unwissens hat man tatsächlich keinerlei Gewahrsein. Nur sehr wenige Menschen werden je verstehen, was Purusharth ist.

Fragender: Wenn es im Zustand des Unwissens kein Purusharth gibt, mit welcher Energie ereignet sich dann die Selbst-Realistation? Wie kommt man vom Zustand des Unwissens in das Wissen des Selbst?

Dadashri: Durch die Kraft des eigenen positiven Karmas (Punya). Durch positive Karma-Auswirkung, die wiederum positives Karma für das nächste Leben bindet (Punyanubandhi Punyai) trifft man einen Gnani Purush. Und durch die Gnade (Krupa) des Gnani Purush bekommt man Gnan. [Wahres] Purusharth kann erst eintreten, nachdem man Gnan bekommen hat. Vor dem Gnan existiert es nicht. Vor dem Gnan ist nur Illusion (Bhranti) da. Purusharth (die wahre Bemühung als das Selbst Fortschritte zu machen) kann erst geschehen, nachdem man das Selbst (Purush) geworden ist, wenn beide, das relative selbst (Prakruti) und das [wahre] Selbst (Purush) sich trennen. Purusharth beginnt in dem Moment, wo man Gnan bekommt, und bis zu diesem Punkt

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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sind das relative selbst (Prakruti) und das [wahre] Selbst (Purush) eins. Solange die Vereinnahmung (Tanmayakar) da ist, ist Illusion da.

What are You [The Self]? (p 163)

Was bist Du [das Selbst]?

Fragender: Wenn ich einen Film sehen will, dann bin ich schnell in der Lage, hinzugehen und das zu tun, aber wenn ich hierher, zum Satsang, kommen möchte, dann gelingt mir das nicht so schnell.

Dadashri: Warum denn?

Fragender: Ist mein Schicksal so geschaffen worden?

Dadashri: Der Verstand unterstützt dich dabei, ins Kino zu gehen, deswegen rutschst du aus und gehst in eine niedere Lebensform. Dem Verstand gefällt das. Er hilft dir nicht, stattdessen rutschst du tatsächlich weiterhin auf diese Weise aus. Emporzuklettern [in Richtung einer höheren Lebensform] erfordert Anstrengung. Um mit fokussiertem Gewahrsein Fortschritte zu machen, ist Anstrengung nötig. Wenn man sich zu einer niederen Lebensform zurückentwickelt, rutscht man immer weiter ab. Man muss nicht einmal eine Anstrengung unternehmen, abwärts zu gehen, man rutscht einfach immer weiter abwärts, das Abrutschen passiert automatisch. Hat er dich je abrutschen lassen?

Fragender: Es ist möglich, dass ich wegen der Umstände nicht herkommen konnte, oder?

Dadashri: Aber von wem hängen diese Umstände ab? Du drückst dich, indem du sagst: "Ich konnte wegen der Umstände nicht kommen." Und das ist auch ein stimmiger Punkt, es ist zu einhundert Prozent korrekt, aber von wem hängen diese Umstände ab?

Fragender: Sie hängen von unserem Karma ab.

Dadashri: Und von wem hängt dann das Karma ab?

Fragender: Kannst du mir das bitte erklären? Ich weiß das nicht.

Dadashri: Es ist so: Der gegenwärtige Zustand, in dem wir uns befinden, in diesem 'Dasein' – was sind wir in Wirklichkeit? Wir sind nicht die Form, die den Namen hat. Wir sind nicht die Form, die mit der Welt interagiert. Was sind wir denn dann in Wahrheit? Die Antwort ist folgende: Das Ausmaß an Wissen (Gnan), das wir besitzen, und das Ausmaß an Unwissen (relativem Wissen), das wir besitzen, das sind tatsächlich wir. Wenn wir das Wissen des Selbst haben, dann treffen wir auf Umstände, die diesem Wissen entsprechen. Wenn wir Unwissen (relatives Wissen) haben, dann treffen wir auf Umstände, die dem entsprechen. Die Umstände spielen sich in Übereinstimmung mit dem Wissen des Selbst (Gnan) und dem Unwissen (relativen Wissen) ab.

Fragender: Also wird Karma in Übereinstimmung mit diesem Wissen (Gnan) und diesem Unwissen (Agnan) gebunden?

Dadashri: Ja, Karma wird in Übereinstimmung damit gebunden, und auf dieser Grundlage spielen sich all die Umstände ab. Ein spirituell entwickelter Mensch wird höherklassiges Karma binden, weil sein Wissen ein höherrangiges ist. Ein spirituell

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weniger entwickelter Mensch wird Karma einer niedrigeren Kategorie binden. Man bindet Karma also auf Grundlage des Wissens des Selbst (Gnan) und des Unwissens (relativen Wissens). Da taucht dann die Frage auf: "Hat man darüber Kontrolle?" Die Antwort ist: "Nein, genau das ist man selber. Man ist nicht der Name, man ist nicht das Ego. Das hier [die Kombination von Wissen und Unwissen] ist das, was man wirklich ist.

Fragender: Dada, was meinst du mit "das hier ist das, was man ist"?

Dadashri: Das Wissen oder das Unwissen (relative Wissen), das ist es tatsächlich, wer man [das Selbst] ist. Das an sich ist die eigene spirituelle Entwicklung (Upadaan), aber weil das sehr schwer zu begreifen ist, haben wir seinen Repräsentanten, das Ego, akzeptiert. Das ist ein sehr subtiler Punkt. Nicht einmal die Heiligen oder die Gnanis des Kramik-Weges (Schrit-für-Schritt-Weges) sind sich dessen gewahr.

Fragender: Ja, das ist etwas, was man nicht so leicht verstehen kann.

Dadashri: Man kann es nicht verstehen.

Fragender: Bis jetzt haben wir immer gesagt, dass es das Ego war, dass das gemacht hat.

Dadashri: Dieser Aspekt ist [im Satsang] herausgekommen, weil dieser Herr die Frage gestellt hat. Andernfalls kommen keine solch subtilen Worte heraus. Ich habe euch eine Tatsache benannt. Es lohnt sich, diesen Punkt zu verstehen; er ist subtil.

Deswegen wird das Karma als Resultat des Wissens und des Unwissens (Gnan-Agnan) gebunden. Nenn es spirituelle Entwicklung (Upadaan) oder nenn es Ego (Ahamkar): Es ist ein und dasselbe. Aber in Wahrheit ist das Ego eigentlich getrennt. Das Ego wird als getrennt gesehen. Das hier dagegen sind Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan), Helligkeit und Dunkelheit – es [das Ego] handelt tatsächlich auf Grundlage davon.

Fragender: Ja, aber wenn Wissen (Gnan) präsent ist und Unwissen (Agnan) präsent ist, das Ego aber nicht, was passiert denn dann? Dann kann doch gar kein Karma gebunden werden, oder?

Dadashri: Das Ego wäre auf jeden Fall da. Wo beide, Wissen und Unwissen, zusammen sind, da wird definitiv Ego existieren.

Fragender: Ist das Ego da, weil Unwissen (Agnan) präsent ist?

Dadashri: Es wäre tatsächlich da. Wenn Unwissen [die Überzeugung "Ich bin Chandubhai und ich bin der Handelnde"] verschwindet, verschwindet auch das Ego. Bis dahin bleibt es mit dem Wissen (Gnan) und dem Unwissen (Agnan) zusammen. Das bezeichnet man als teilweise Vernichtung von Karma, und anderes Karma ist noch im schlafenden Zustand (Kshayopksham). Fragender: Welcher Teil ist es, der nach dem Erlangen des Gnan zum Selbst (Purush) wird?

Dadashri: Das Gnan (Wissen) an sich ist das Selbst (Purush). Wie kann das irgendwelche Teile haben? Unwissenheit (Agnan) ist das Prakruti (der Nicht-Selbst-Komplex). Die Form, die eine Kombination aus Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan) ist, ist das Prakruti (der Nicht-Selbst-Komplex). Wissen (Gnan) allein ist das Selbst (Purush), und das an sich ist das absolute Selbst (Paramatma). Wissen (Gnan) ist

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wahrlich das Selbst (Atma). Das Wissen (Gnan), das die Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop) hat, ist das Selbst, das an sich ist das absolute Selbst.

Knowledge is Light, Not Understanding! (p 164)

Wissen ist Licht, nicht Verstehen!

Fragender: Kannst du das hier bitte erklären: "Wissen ist Licht, nicht Verstehen"?

Dadashri: Wenn Du [das Selbst] durch Wissen Licht auf etwas wirfst, dann wird es [das selbst] verstehen: "So muss das also gemacht werden." Wenn das Licht des Wissens nicht da wäre, dann wäre es ja gar nicht in der Lage zu verstehen, nicht wahr? Verstehen ist etwas ganz anderes, und Wissen ist etwas anderes. Während du das Wissen aussprichst, gelangt etwas in das Verstehen: "Der Bahnhof liegt in dieser Richtung, er ist so oder so. Von dieser zu jener Straße, ich muss dort lang gehen." Das wird im Verstehen einsetzen. Dann sagt man: "Ja, das ist ok. Ja, ich habe verstanden." Deswegen ist Verstehen etwas anderes, und Wissen ist das Licht. Verstehen heißt das Ergebnis, das du durch dieses Licht bekommst, und danach findet durch dieses Ergebnis die Handlung statt.

Du verstehst das Wissen, wie du von hier zum Bahnhof kommst. Das Wissen sagt: zuerst hier lang, es zeichnet dir die komplette Karte auf, so dass es in dein Verstehen gelangen kann. Dann sagst du: "Ich habe verstanden." Was würdest du sagen, wenn jemand dir das Wissen zeigen würde?

Fragender: Verstanden.

Dadashri: "Ich habe verstanden!" Dieses Verstehen ist also etwas ganz anderes. Das Wissen ist etwas anderes. Das, was verstanden wird, wird dann in das Verhalten gelangen. Wenn das Verstehen nicht da ist, dann ist es egal, wieviel Wissenslicht gegeben wird, es wird nicht in das Verhalten gelangen.

How is Ignorance Considered Pudgal? (p 165)

Inwiefern wird Unwissen als Pudgal betrachtet?

Fragender: Unwissen (Agnan) ist Pudgal (das, was dem Ein- und Auströmen ausgesetzt ist), Wissen (Gnan) dagegen nicht. Kannst du mir bitte sagen, wie sich das verhält.

Dadashri: Der Verstand ist Pudgal, und er ist die aus der Neugier resultierende Auswirkung, die das Unwissen darstellt. Der Verstand ist eine Knolle der als Unwissen resultierenden Auswirkung. Außerdem gibt es keine Knollen der als Wissen resultierenden Auswirkung (Gnan). Fragender: Was passiert denn dann mit dem Verstand, wenn man das Wissen des Selbst erreicht hat?

Dadashri: Nichts. Die als Wissen resultierende Auswirkung (Gnan Parinaam) ähnelt den Strahlen der Sonne. Sie zeigt das, was es zu wissen gilt (Gneya), als resultierende Auswirkung. Das Wissen zeigt das, was es zu wissen gilt (Gneya) so, wie es ist, in der

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Form eines Objektes, das es zu wissen gilt (Gneyakar), das ist alles. Nur, wenn Anhaftung und Abscheu (Raag-Dweesh) da sind, entsteht der Verstand, und nur dann kann man es Unwissen (Agnan) nennen.

Fragender: Was bezeichnest du denn dann als Wissen (Gnan)? Ich habe verstanden, was Unwissen (Agnan) ist. Die aus Anhaftung und Abscheu resultierende Auswirkung ist Unwissen (Agnan). Und was ist mit Wissen (Gnan)?

Dadashri: Der Zustand der absoluten Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Wenn man nirgends hängen bleibt, dann ist keine Knolle da. Fragender: Ist es dann so, dass Wissen (Gnan) als das Selbst (Chetan) gilt?

Dadashri: Wissen (Gnan) ist das Selbst (Chetan). Unwissen ist definitiv auch das Selbst, aber es ist eine Mischung aus Selbst und Nicht-Selbst (Mishrachetan). Fragender: Warum entstehen denn dann keine guten Wissens-Knollen?

Dadashri: Denkst du, es würden Wissens-Knollen entstehen? Wissen (Gnan) gilt als Licht. Licht kann keine Knollen haben, oder? Erst, wenn das Nicht-Selbst sich mit hineinmischt, kann sich eine Knolle bilden.

Fragender: Jetzt hat es sich [in meinem Verstehen] gesetzt. Es liegt tatsächlich nur daran, dass das Nicht-Selbst sich in die als Unwissen resultierende Auswirkung mischt, dass Knollen entstanden sind.

Dadashri: Es passiert nur, weil es sich damit vermischt! In der als Unwissen resultierenden Auswirkung ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) immer damit verbunden. Es ist nicht so, dass er sich damit vermischt. Die als Unwissen resultierende Auswirkung geschieht wahrhaft durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Wenn der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nicht da wäre, dann wäre als resultierende Auswirkung Wissen (Gnan) da. Setzt sich das nicht wieder in deinem Verstehen? Hat Verwirrung eingesetzt?

Fragender: Nein, nein, das hat sich auf jeden Fall gesetzt!

Dadashri: Wenn du "ja" sagst, wird es sich wieder setzen. Andernfalls kann es erneut Verwirrung verursachen, obwohl es sich [bereits] gesetzt hat.

Fragender: Bis es sich richtig gesetzt hat, ist es wohl wahrscheinlich, dass es Verwirrung verursacht, oder?

Dadashri: Ja, es wird erschüttert. Du musst es einsetzen. Wenn das einmal getan ist, dann ist man frei. Bei niemandem in ganz Indien kann es einsetzen. Dieses Verstehen ist andersartig. Du bist in der Lage es zu begreifen! Es setzt sich in deinem Verstehen. Stell dir das mal vor, ist das nicht ein Wunder? Sonst würde es nicht einsetzen.

Fragender: Aber die Schwingungen der als Wissen (Gnan) resultierenden Wirkung existieren doch auf jeden Fall, nicht wahr?

Dadashri: Nein, die hat keine Schwingungen. Schwingungen beschränken sich ausschließlich auf das Unwissen (Agnan, relatives Wissen). Die als Wissen (Gnan) resultierende Wirkung ist wie das Licht der Sonne, es sind keine Schwingungen darin. Das ist tatsächlich Natürlichkeit. Im Zustand des Unwissens (relativen Wissens) gibt es

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Schwingungen. Schwingungen sind die Kräuselungen der Wellen. Manchmal bilden sich große und ein anderes Mal bilden sich kleine.

Das Licht des Wissens (Gnan) hat keine Knollen oder soetwas, deswegen hat man es Nirgranth genannt – frei von den karmischen Knollen aus Wut, Stolz, Täuschung und Gier. Man ist als 'Nirgranth Muni' (jemand der keine karmischen Knollen aus Wut, Stolz, Täuschung und Gier hat) bezeichnet worden. Bei jemandem mit Knollen werden diese zweifelsfrei sprießen. In dem Moment, wo die Knolle gegossen wird, wird sie sofort sprießen. Wut, Stolz, Täuschung und Gier werden Knollen genannt. Die Gier-Knolle wird sofort sprießen, in dem Moment, wo man Geld sieht. Wenn du an einer Hochzeit teilnehmen würdest, dann würde die Stolz-Knolle sprießen. Und weil es im Wissen (Gnan) keine Knollen gibt, können sie überhaupt nirgends sprießen.

Ignorance Itself is a Big Veil! (p 166)

Unwissen ist selbst ein großer Schleier

Fragender: Was für Schleier (Avaran) gibt es noch außer dem der Unwissenheit?

Dadashri: Unwissenheit ist tatsächlich ein sehr großer Schleier. Die ganze Welt ist darin gefangen, und sogar die Götter waren darin gefangen. Der Schleier des Unwissens ist kein gewöhnlich großer Schleier!

Ja, trotz aller Schriften hat es [das Unwissen] sich kein bisschen zur Seite bewegt. So ist der Schleier des Unwissens, davon brauchen wir gar nicht anfangen! Wie ungeheuer weit sind seine Grenzen! Warum suchst du noch nach anderen [Schleiern]?

Es kann nie einen anderen Schleier geben. Aber obwohl so viel Unwissen da ist, ist die Region um den Nabel herum (Nabhi-Pradesho) einigermaßen frei. Je nachdem, wie frei dieser Bereich ist, entsprechend funktioniert das weltliche Leben. Wenn nicht, ist da nichts weiter als ein dichter Unwissenszustand. All das ist nichts als ein Schleier, es ist nichts als Unwissen. Egal, in wieviele Teile man es unterteilt, es ist einfach nur das: Unwissen.

Only the Gnanis can Explain Knowledge! (p 166)

Nur die Gnanis können Wissen erklären

Fragender: Das Wissen, das sich für den Gnani Purush manifestiert, das kann nicht [von anderen] erklärt werden, oder?

Dadashri: Es ist [für andere] nicht leicht, es gegebenenfalls zu erklären. Diese Person hat auch das Wissen erlangt, aber sie ist nicht in der Lage es [anderen] zu erklären. 'Wir' allein sind in der Lage es zu erklären, ansonsten kann Niruben ein bisschen davon erklären! Diejenigen, die nähere Bekanntschaft [mit dem Gnani] gemacht haben können es ein bisschen erklären. Dieser Mann kann es ein bisschen erklären, ein ganz kleines bisschen, aber er kann es erklären! Weil sie ['unsere'] Bekanntschaft gemacht haben! Man sollte mit 'uns' vertrauter werden, dann kann man alles erklären!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The One and Only Tool to Attain Knowledge… (p 166)

Das einzig wahre Werkzeug zum Erlangen von Wissen …

Fragender: Mit welchem Werkzeug erlangt man Wissen?

Dadashri: Wenn hier eine Kerze ist, dann kannst du Licht sehen. Wenn hier gar keine Kerze ist, würdest du kein Licht sehen, oder? Wo immer du also Licht sehen kannst – das ist ein Gnani. Fragender: Okay. Oft taucht die Frage auf: "Braucht man wirklich einen Guru (spirituellen Führer), um Wissen zu erlangen?

Dadashri: Man braucht definitiv einen Guru. Man kommt in dieser Welt nicht ohne Guru (Lehrer) aus. Von dem Moment an, wo du in der Schule deine Ausbildung begonnen hast, hattest du einen Guru. Selbst wenn du von hier aus zum Bahnhof gehen willst, musst einen Guru suchen. Musst du nicht [nach dem Weg] fragen? Wen auch immer du fragen musst, der ist dein Guru.

Fragender: Heißt das, dass man es nicht von sich aus schaffen kann?

Dadashri: Nein, von allein kann man nichts erreichen. Es ist auch noch niemand auf dieser Welt in der Lage gewesen, es [das Wissen, Gnan] von allein zu erreichen. Und diejenigen, die es aus eigenem Antrieb erlangt haben (Swayamsiddha), haben spontane Selbst-Realisation (Swayam Buddha) erlangt. Sie haben das gemacht, indem sie in ihrem vorherigen Leben andere gefragt hatten. Das heißt, dass die Welt tatsächlich dadurch weiter funktioniert, dass man nach allem fragt.

Fragender: Das Gnan (Wissen), das du gibst, wird das so wie das Absolute Wissen (Keval Gnan) der Tirthankaras?

Dadashri: Das Wissen aller Tirthankaras ist von derselben Art. Es gibt da keinen Unterschied. Ihre Sprache mag unterschiedlich sein, aber das Wissen ist von derselben Art. Es ist auch jetzt dasselbe Wissen, aber die Sprache ist eine andere. Seit ewigen Zeiten gibt es einen Unterschied zwischen dem Licht des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) und dem Licht des Wissens. Das Licht des Wissens aller Gnanis ist dasselbe, während dieses [physische] Licht des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) bei allen Arten von physischem Licht von der gleichen Art ist. Beide Lichter [das Licht des Wissens und das Licht des Nicht-Selbst-Komplexes] sind von ihrer Natur her unterschiedlich.

Das Licht des Wissens unterscheidet sich nicht. Deswegen ist das Wissen dasselbe. Lord Mahavir kann nicht sagen: "Das ist mein Wissen." Wissen ist das, was seit Urzeiten weitergegeben wurde. Das Licht ist ein und dasselbe. Die Menschen fragten 'uns': "Ist deins einzigartig?" Darauf antwortete ich: "Nein, mein Lieber, du hast vielleicht das Gefühl, dass es einzigartig ist, aber dieses Wissen kommt eigentlich aus der Vergangenheit." Die Sprache ist vielleicht einzigartig, aber das Wissen ist das der Vergangenheit. Niemand kann es erschaffen, weil man selbst Wissen ist, wie kann man es dann erschaffen. Mehr noch, das, was erschaffen werden kann, ist auch vergänglich. Das intellekt-basierte Wissen taucht auf und vergeht wieder.

Deswegen gibt es keine zwei unterschiedlichen Arten von Wissens-Licht. Das Licht des Wissens kann nur von einer Art sein. Deswegen kann es gar kein Gnan (Wissen) sein, wenn man sagt: "Ich kann die Hälfte der Zeit über im Gnan bleiben, und in der anderen

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Hälfte kann ich es nicht." Das nennt man Agnan – Unwissen. Gnan ist tatsächlich Wissen, es ist für immer Licht.

Was betrachtet man als Gnan? Es muss in jeder Hinsicht eine Lösung her. Es dürfen keine Widersprüche auftauchen. Egal, von wo aus man spricht – auch nach fünfzig Jahren sollte der Satz passen, und das Gnan selbst wird Früchte tragen (Ergebnisse bringen). Gnan ist immer ertragreich (effektiv), es ist tatsächlich Licht!

Pure Knowledge is Verily the Absolute Self! (p 167)

Reines Wissen ist wahrlich das absolute Selbst

Fragender: Ist Wissen eine Eigenschaft (Guna) des Absoluten Selbst (Paramatma)?

Dadashri: Wissen an sich ist das Absolute Selbst, allerdings nicht das (relative) Wissen. Das Wissen, das du kennst, das Wissen, das die Welt kennt, ist kein Gnan (Wissen des Selbst). Es ist weltliches Wissen (Bhautik Gnan). Reines Wissen (Shuddha Gnan) ist das Absolute Selbst. Reines Wissen ist das, was dir alles genau so zeigt, wie es ist. Es zeigt die Realität. Das heißt, dass es alle Dinge [Elemente] zeigt, die permanent sind. Es erkennt das Temporäre als temporär und das Permanente als permanent. Es (Gnan) zeigt die Realität und es zeigt nur das Reine.

Das Gnan, das existiert, das an sich ist das Selbst. Aber das ist wahres Wissen, richtiges Wissen (Samyak Gnan). Dieses (relative, weltliche) Wissen gilt als illusorisches Wissen (Bhranti Gnan). "Das ist mein Schwiegervater", "Das ist mein Onkel mütterlicherseits", und "Das ist mein Onkel väterlicherseits" – das ist alles illusionäres Wissen. Das ist nicht das Selbst. Nur wahres Wissen ist das Selbst.

Reines Wissen ist Gott und unreines Wissen (Ashuddha Gnan), falsches, negatives Wissen ist der 'Teufel' (Shetan). Wenn du es dir leisten kannst, mit dem Teufel befreundet zu sein, dann schließ mit ihm Freundschaft und wenn du es für angemessen hältst, mit Gott befreundet zu sein, dann sei sein Freund. Ich benutze das Wort 'Teufel' nur zum Zweck des Verstehens!

Auspicious-Inauspicious Knowledge! (p 168)

Günstiges und ungünstiges Wissen

Gnan an sich ist das Selbst. Wo unreines Wissen (Ashuddha Gnan) existiert, da ist das unreine selbst (Ashuddha Atma). Wo günstiges Wissen (Shubha Gnan) ist, da ist das günstige selbst (Shubha Atma), und wo reines Wissen (Shuddha Gnan) ist, da ist das exakte Selbst (Darasal Atma). Aber es ist alles das Selbst, Gnan ist ausschließlich das Selbst.

Die Menschen in anderen Ländern sagen zu mir: "Du sprichst über den Vitaraag-Lord (jemanden, der frei von Ahaftung und Abscheu ist), aber wer hat je einen Vitaraag (jemanden, der frei von Anhaftung und Abscheu ist) gesehen? Wie kann das möglich sein?" Diese Leute können das nicht verstehen. Also sagen 'wir' ihnen, dass sie es in ihrer eigenen Sprache verstehen sollen. Wenn man sie fragt: "Haben das Wissen und das Verstehen, die du hast, irgendeinen Wert oder nicht?" Dann sagen sie: "Ja, sie haben

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auf jeden Fall einen Wert." Dann fragen 'wir' sie: "Sind dein Wissen und dein Verstehen höher oder niedriger als die von Menschen, die sich wie Tiere verhalten?" Was sagen sie dann? Sie sagen: "Sie sind höher." Was haben diese Leute also für ein Verstehen? Es sind unreines Verstehen (Ashuddha Samjan) und unreines Wissen (Ashuddha Gnan). Das Verstehen dieser Menschen ist tatsächlich unrein. Deshalb töten sie ohne jeden Grund. Wenn sie einem Tier begegnen würden, dann würden sie es [einfach so zum Spaß] töten! Nicht, um sein Fleisch zu essen. Nicht nur ihr Verstehen ist unrein, sondern auch ihr Wissen. Preisen die Menschen nicht diejenigen, die besseres Wissen haben als sie? Ja. Dann haben viele Menschen ungünstiges Wissen (Ashubha Gnan). Sie essen nicht-vegetarisches Essen, sie schlachten auch Ziegen. Sie werden sagen: "Natürlich müssen wir sie schlachten. Wie können wir denn sonst ihr Fleisch essen?" Was für ein Wissen ist das? Man nennt es ungünstiges Wissen. Man nennt es nicht unreines Wissen (Ashuddha Gnan), weil ihre Absicht hinter dem Töten die ist, ihr Fleisch zu essen. Soviel können sie immerhin verstehen, oder? Das ist ungünstiges Wissen. Warum betrachtet man es als ungünstig? Mit Vergnügen ein Lebewesen zu essen, das getötet wurde, nachdem man ihm wehgetan und es drangsaliert hat, gilt als ungünstig. Wenn Hühner geschlachtet werden, wimmern sie vor Angst. Hast du je ein Huhn gehört, wenn es geschlachtet wird?

Dann kommen das günstige Wissen (Shubha Gnan) und das günstige Verstehen (Shubha Samjan). Viele Leute sagen: "Töte niemanden. Wenn du niemanden verletzt, dann wird dich auch niemand verletzten." Das nennt man günstiges (Shubha) und ungünstiges (Ashubha) Wissen (Gnan). Wenn jemand mich verletzt, dann werde ich unweigerlich auch ihm Schmerz zufügen, aber wenn er mich nicht verletzt, dann werde ich auch ihm keinen Schmerz zufügen. Das nennt man günstiges und ungünstiges Wissen. All unsere Religionen sind fest in diesem günstigem und ungünstigem Wissen verwurzelt. Das ist das Wissen und Verstehen bezüglich des Günstigen und des Ungünstigen. Wenn jemand allein günstiges Wissen hat und ihn dann jemand belästigt, dann wird er weder diese Person, noch jemand anderen verletzen. So jemanden mit günstigem Wissen und günstigem Verstehen betrachtet man als 'Übermenschen'. Er wird nach seinem Leben als Mensch in das Himmelreich gehen. Das gilt als günstiges Verstehen, als günstiges Wissen. Und jenseits davon ist das reine Wissen (Shuddha Gnan). Wie kann man jemanden mit reinem Wissen erkennen? Jemand mit reinem Wissen wird selbst die Person, die ihm etwas aus der Tasche stiehlt, als fehlerlos sehen (Nirdosh). Wenn du also manche Leute fragst: "Kannst du Taschendiebe als fehlerlos ansehen?" werden sie sagen: "Nein. Wie können wir sie als fehlerlos sehen? Es ist ja völlig offensichtlich, dass sie tatsächlich klauen!" Dann erklären 'wir' ihnen: Ein Vitaraag ist jemand, der das Gegenüber als fehlerlos sieht. So jemanden nennen 'wir' Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). Würden sie [die Bedeutung von] 'Vitaraag' denn dann verstehen oder nicht?

Fragender: Das würden sie.

Dadashri: So erklären 'wir' es ihnen, einen Schritt nach dem anderen. Sie würden nichts erreichen, wenn 'wir' ihnen das Verstehen aufzwingen würden. Jemand, der keine Anhaftung und Abscheu hat, ist Vitaraag. Das versteht er nicht, oder? Weder Anhaftung noch Abscheu. Er sagt: "Anhaftung wird weiterlaufen. Also, wie ist das möglich?" Aber 'wir' erklären ihm, dass es dann solch ein Wissen ist, das selbst einen Taschendieb als fehlerlos zeigt, das entsteht. Das Wissen entwickelt sich bis zu diesem Grad, bis zu

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diesem ultimativen Wissen, das an sich das Absolute Selbst ist. Nenn es, wie du willst, die Reine Seele, das Absolute Selbst. Die Welt wird als fehlerlos gesehen. Jemand, der sowohl den Schuldigen als auch den Unschuldigen als fehlerlos sieht, gilt als Absolutes Selbst. Das betrachtet man als reines Wissen, reines Verstehen (Shuddha Darshan). Das ultimative Wissen ist dieses: "Niemand auf der Welt hat irgendeinen Fehler. Die gesamte Welt ist tatsächlich fehlerlos."

Wissen an sich ist das Selbst (Atma), es ist das Absolute Selbst (Paramatma). Es ist für jeden so. Reines Wissen (Shuddha Gnan) ist das Absolute Selbst. Und sogar das Wissen der [nicht Selbst-realisierten] Menschen ist wahrlich Atma (das Selbst). Und Atma bedeutet Selbst, das eigene Selbst (Potey).

Is New Knowledge Being Acquired or Are the Veils Simply Breaking? (p 169)

Bekommt man neues Wissen oder brechen einfach die Schleier?

Solange jemand in einem Zustand des Unwissens ist (indem man glaubt, dass man Chandubhai und der Handelnde ist) bezeichnet man das als verblendetes Selbst (Mudhatma). 'Wir' haben das verblendete Selbst (Mudhatma) in zwei Teile unterteilt, um es zu verstehen. Es gibt das Selbst, dass sich Sinnesfreuden hingibt (Vishay Atma), und das Selbst, das sich Kashays (Wut, Stolz, Täuschung, Gier) hingibt (Kashay Atma). Wenn man dann das Gewahrsein des Wissens darüber, was das Selbst ist und was es nicht ist (Vastutva), erlangt, dann wird man die Reine Seele (Shuddhatma). Dieser Zustand wird Antaratma, Übergangszustand des Selbst, genannt. Danach beginnt man automatisch, zum Absoluten Selbst (Paramatma) zu werden, bis hin zum Zustand der Vollständigkeit (Purnatva). Fragender: Du hast drei Arten von Selbst erwähnt. Muss man etwas tun, um zu diesem Selbst zu werden oder ist man von Geburt an so? Wie geschieht das?

Dadashri: Nein. All das verändert sich tatsächlich weiter entsprechend der Menge an Wissen, die man bei Geburt aus dem letzten Leben mitgebracht hat. Während man allen möglichen Wissens-Umständen begegnet, verändert es sich ständig. Man geht vom Sich-den-Sinnesfreuden-Hingeben aus und beginnt zu jemandem zu werden, der sich Kashays hingibt (Kashayi). Danach beginnen die Kashays leichter zu werden. Man wird nicht komplett frei, aber die Kashays beginnen leichter zu werden, bis hin zu dem Ausmaß, wo man schlussendlich Reine Seele wird, die frei von Kashays ist.

Du bist jeweils mit soviel hierher gekommen, wie du in deinem letzten Leben getan hast. Jetzt musst du erneut [etwas] erwerben. Obwohl man sich in der Illusion befindet, hilft einem dieses Wissen. Das Wissen, das man hat, ist kein aktives, Ergebnisse produzierendes Wissen (Chetan Gnan), es ist unproduktives Wissen Wissen, das zu keinem Ergebnis führt (Shushka Gnan). Und so muss man Dinge 'tun'. Wir müssen so werden, wie das Wissen es uns diktiert. Und wenn wir erfolgreich sind, dann ist das halt so. Andernfalls, wenn wir uns dem nicht anpassen können, dann bleibt zumindest Folgendes in unserem Verstand: "Man sollte es so machen. Es wurde jedoch noch keine Grundlage dafür geschaffen, deswegen geschieht es nicht so."

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Fragender: Aber während der ganzen Zeit im weltlichen Leben erwirbt man ständig neues Wissen. Ist das nicht das, was im Relativen passiert?

Dadashri: Nein. Tatsächlich wird es enthüllt (Ooghad), das ist alles. Das Wissen, das da war, wird einfach wieder entschleiert. Es gibt kein neues Wissen, dass da entsteht. Der Schleier (Avaran), der da ist, lichtet sich einfach wieder. Wie kann es neues Wissen geben? Warum fragst du das?

Fragender: Im Relativen kann man es sehen, dass jemand medizinisches Wissen erlernt, und dann erlernt er dieses andere, neue Wissen.

Dadashri: Eigentlich verschwinden die Schleier. Das heißt, wo immer man sich mühsam anstrengt, da werden sich die Schleier lichten. Wenn man kontinuierlich Medizin studiert, dann wird man Arzt. Wenn man kontinuierlich Ingenieurwesen studiert, wird man Ingenieur.

Real Knowledge – Relative Knowledge! (p 170)

Wahres Wissen – relatives Wissen

Die Wissenschaftler werden in der Lage sein, es zu verstehen, weil diese Gespräche so sind, dass sie ihnen helfen werden. Momentan sind sie verwirrt: "He, warum glauben die Leute das, obwohl wir das hier entdeckt haben?" Was auch immer sie entdeckt haben, das wird alles hilfreich für sie sein. Das liegt daran, dass das Relative und das Wahre bis hin zu 99,99 Prozent gleich sind.

Die Wirkung, die eine Ursache hat, die Wirkung, aus der eine Ursache entsteht, davon wird ein 'Foto' eingeprägt. Aber von der Wirkung, aus der keine Ursachen entstehen, wird keineswegs ein Foto eingeprägt. Deswegen sind bis 99 Prozent die Wirkungen welche mit Ursachen. Erst im hundertsten Prozent hat die Wirkung keine Ursache.

Fragender: Wie denn das?

Dadashri: Alle Wirkungen, die 'wir' haben, haben keine Ursachen, oder? Ein Foto kann nur bis zu diesem Punkt eingeprägt werden. Bis dahin laufen also das Relative und das Wahre parallel. Wenn ein Foto eingeprägt wurde, hat man den Nutzen eines relativen Fotos. Bei diesem hier dagegen hat man den genauen Nutzen, den des Wahren. Das Wissen läuft bis zu diesem Punkt parallel. Deswegen passt all das [in das Verstehen]. Was auch immer man wissen will, man wird feststellen, dass es bis 99,99% in sein Verstehen passt. Das letzte Bisschen kann man nicht verstehen, den Teil, der keine Fotoprägung hat.

Fragender: Ich habe das nicht ganz verstanden. Kannst du das bitte noch mal erklären, den Punkt, dass das Wahre und das Relative bis hin zu 99,99 Prozent ähnlich sind?

Dadashri: Das Wissen ist relativ, aber es läuft parallel zu dem anderen [dem wahren Wissen], so wie zwei Schienen parallel zueinander laufen! Aber ersteres hat die Form von 'Fotografie' und dieses [das Wahre] hat die 'genaue' Form. Im finalen hundertsten Prozent wird kein Foto geprägt, dieser Teil hat nicht die Form von 'Fotografie'.

Fragender: Das Relative und das Reale – das Wissen ist doch unterschiedlich oder?

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Dadashri: Ja, das Wissen ist unterschiedlich. Das wahre Wissen hat die 'exakte' Form, und das relative Wissen hat die Form eines 'Fotos'. Es gibt tatsächlich einen Riesenunterschied, aber es ist alles genau so, sein Design und das alles sind ähnlich. Es [das Relative] produziert nicht von sich aus Ergebnisse (ist nicht Kriyakari), das hier [das Wahre] dagegen produziert von sich aus Ergebnisse (ist Kriyakari).

As the Veils Clear Away, the Knowledge of the Self Manifests! (p 171)

Wenn die Schleier sich lichten, manifestiert sich das Wissen des Selbst

Das Wissen des Selbst ist faktisch vollständig. Aber das Selbst ist der Gnani selber, oder? In dem Maße, wie die Schleier des Nicht-Selbst-Komplexes verschwinden, in dem Maße wird sich Wissen [des Selbst] manifestieren, das ist alles. Deswegen wird das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) soweit etabliert. Es ist also bis zu diesem Grad angewachsen.

Fragender: Ist das dann das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) oder das Wissen des Selbst?

Dadashri: Das Wissen gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Das Selbst ist alles in allem ein Gnani. Aber je nachdem, in welchem Maße die Schleier des Nicht-Selbst-Komplexes sich lichten, bis zu dem Grad manifestiert sich auf dieser Seite das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal). Fragender: Da sich die Schleier der Unwissenheit verzogen haben, hat sich das Wissen des Selbst manifestiert, oder?

Dadashri: Ja, es hat sich wirklich manifestiert. Nichtsdestotrotz hat das Selbst tatsächlich vollständiges Wissen. Das Wissen gehört zu der Instanz, bei der es sich manifestiert hat. Das Wissen ist definitiv das des Selbst, aber bei wem hat es sich manifestiert? Dass es sich bis zu diesem bestimmten Grad manifestiert hat … Das [relative] Wissen gehört zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Fragender: Man betrachtet es als zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gehörig?

Dadashri: Es gehört zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Das Wissen des Selbst ist tatsächlich vollständiges Wissen, aber schlussendlich wird man erst dann, wenn das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) vollständig wird, Befreiung erlangen, weil sie beide gleich 'gemacht' werden müssen. Indem man fortwährend die Absicht (Bhaavna) hat, dass es tatsächlich in diese Form [als das Selbst] gebracht werden muss. Das relative selbst (Pudgal) muss zu Gott gemacht werden. Wenn man [das relative selbst; Pudgal] wie das [Selbst] wird, dann wird es vollständige Trennung geben. Dann ist Vollständigkeit (Purnahuti) erreicht. Allmählich, indem man fortwährend die Absicht aufrecht hält, muss dieses relative selbst (Pudgal) zu Gott gemacht werden. Wenn Du erst einmal ein Gnani geworden bist, dann bedeutet das, dass noch immer ein kleines bisschen aussteht, es ist noch unzureichend. Nun kann der Gnani nicht als das Selbst betrachtet werden, er wird als das relative selbst (Pudgal) betrachtet. Das wahre Selbst ist vollkommen allwissend (Sampurna Sarvagnya). Darum wird dieses existierende relative selbst (Pudgal) als weltlich interagierendes selbst (Vyavahar Atma) bezeichnet.

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Fragender: Ist es also das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma), dass das Gnan (Wissen) erlangt hat?

Dadashri: Der Teil, der der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, den bezeichnet man als das weltlich interagierende selbst. Wieviel von seinem eigenen Wissen hat denn das weltlich interagierende selbst? Man kann sagen: "Es hat diesen Punkt erreicht." Aber wenn es Vollständigkeit erlangt, dann werden beide frei. Solange nicht beide vollständig sind, solange gibt es keine Befreiung.

Fragender: Wie hat das weltlich interagierende selbst zu existieren begonnen?

Dadashri: Es hat gar keinen Ursprung. Es ist von Anfang an da, seit Urzeiten. Es wird zu Ende gehen, wenn es einen Gnani Purush trifft.

Fragender: Das weltlich interagierende selbst, das zu Gott gemacht werden muss … auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) muss zu Gott gemacht werden – wie macht man denn das?

Dadashri: Genau so, wie du es jetzt machst. Wenn du beim Gnani sitzt, wirst du in dem Maße selbst zum Gnani. Wenn ich mit jemand Allwissendem (Sarvagnya) zusammenbleibe, werde auch ich allwissend. Wenn du in meiner Nähe lebst, dann wirst du werden wie ich. Nach und nach, so geschieht das alles.

Wenn man letztendlich die wahre Form des Selbst erkennt, dann wird man früher oder später eins mit dieser wahren Form als das Selbst. Als erstes kommt es in die Überzeugung (Shraddha), dann kommt es nach und nach ins Wissen (Gnan), und dann wird es sich im Verhalten manifestieren [im Zustand des Wissenden-Sehenden zu bleiben]. Wenn es erst einmal in das Verhalten gelangt ist, dann ist es vollständig geworden. Wissen, Sehen, Verhalten und innere Buße (Gnan-Darshan-Charitra-Tap) sind vollständig geworden.

Pure Knowledge Keeps One Pure! (p 172)

Wahres Wissen hält einen rein

Durch reines Wissen (Shuddha Gnan) ist Befreiung da. Durch tugendhaftes Wissen (Sadgnan) ist Glück da, und durch verblendetes Wissen (Viprit Gnan) ist Unglück da. Wissen an sich ist Freiheit. Das Wissen, das Dich davon abhält, eins mit dem Nicht-Selbst (Anatma) zu werden, das Wissen, das Dich davon abhält, dich vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) vereinnahmen zu lassen, dieses Wissen an sich ist das Selbst. Wenn du das Selbst entdecken willst: Das ist es. Das Wissen, das Dich nicht eins werden lässt mit den Absichten des Nicht-Selbst (Parbhaav, die Überzeugung "Ich bin Chandubhai"), das dich Dich nicht vom Nicht-Selbst einhüllen lässt (Par Ramanata), ist Gnan, und das ist wahrlich das Selbst. Es belässt Dich in der 'Heim-Abteilung' und lässt dich nicht in die 'Außen-Abteilung' eintreten.

[Als ich gefragt wurde:] "Wie muss denn wohl Gott sein?" habe ich geantwortet: "Gott ist tatsächlich rein. Gott ist kein anderes Element, außer reinem Wissen (Shuddha Gnan)" Aber was betrachtet man als reines Wissen? Mit welchem 'Thermometer' kann man reines Wissen messen? Die Antwort ist: Das Wissen, das keine Anhaftung, keine Abscheu und keine Angst entstehen lässt, ist reines Wissen. Und reines Wissen ist

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wahrlich das absolute Selbst (Paramatma). Reines Wissen hat die Form von Licht (Jyoti Swaroop), die Form, die absolutes Licht (Param Jyoti Swaroop) ist, das ist wahrlich das absolute Selbst. Das absolute Selbst ist nichts Greifbares, es ist die wahre Form des Wissens. Es ist einzig absolutes Wissen. Es ist absolut einfach, weil nicht anderes damit vermischt ist, und es ist auch nicht möglich, dass sich etwas damit vermischt.

Ewiges Wissen an sich ist das Selbst. Das Selbst ist Wissen. Das Wissen ist insgesamt nichts als das Selbst, sie sind ein und dasselbe. Das an sich ist das Selbst. Es ist nicht nötig, noch nach einem anderen absoluten Selbst zu suchen. Es wohnt sogar in dir. Das Selbst wohnt auch in dir, und der mit dem physischen Körper auch. Der mit der sichtbaren Form (Murta) existiert und der ohne sichtbare Form (Amurta) auch.

Pure Knowledge is verily the Self! (p 172)

Reines Wissen ist wahrlich das Selbst

Fragender: Wissen an sich ist das Selbst. Wie kann das sein? Kannst du das erklären?

Dadashri: Es ist an sich das Selbst.Die Menschen jedoch können das nicht verstehen! Was verstehen die Menschen? Sie glauben, dass es wahrscheinlich ein Element gibt, das 'Selbst' (Atma) heißt! Es ist definitiv ein Element, aber die Menschen suchen nach diesem 'Element' entsprechend dem, wie sie es wahrnehmen. Wer würde die Wahrheit darüber ans Licht bringen? Nur der Gnani, andere verstehen das überhaupt noch nicht einmal, oder? Lord Krishna selber ist Wissen, und Wissen ist wahrlich Lord Krishna. Dada Bhagwan an sich ist Wissen, und Wissen ist wahrlich Dada Bhagwan. Wissen ist wahrlich Lord Mahavir, und Lord Mahavir selbst ist Wissen. Aber das ist nicht das Wissen, über das diese Leute reden, dieses andere [Wissen] nennt man spirituelle Wissenschaft (Vignan). Was auch immer diese Leute als Wissen betrachten, wenn 'wir' das als Wissen bezeichnen würden, dann würden sie weiterhin beides gleichwertig miteinander vergleichen. Deswegen wird das Wissen, das absolut ist, als Keval Gnan bezeichnet, und das an sich ist das Selbst. Und Keval Gnan bedeutet absolutes Wissen. Und man selbst ist wahrlich absolut. Keval Gnan wird das Selbst genannt.

The Types of Knowledge! (p 173)

Die Arten von Wissen

Es gibt zwei Arten von Wissen (Gnan). Eine ist das illusionäre Wissen (Maayavi Gnan) und die andere ist das Wissen des Selbst. Wer hat das illusionäre Wissen gelehrt?

Fragender: Es ist seit undenklichen Zeiten weitergegeben worden. Muss es irgendjemand lehren?

Dadashri: Und wenn das Wissen wahr ist, dann kann Gott gesehen werden.

Fragender: Ja, das ist offensichtlich, nicht wahr?

Dadashri: Damit kann Befreiung erlangt werden. Wahres Wissen ist lebendig (Chetan), illusionäres Wissen ist es dagegen nicht. Du hast vielleicht das [illusionäre] Wissen, aber nichts kann passieren. Es können keine Handlungen stattfinden, du hast lediglich das Wissen. Wohingegen ersteres [wahres Wissen] fortwährend von allein arbeiten

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wird, sobald du es kennenlernst. Du musst nichts 'tun'. Angenommen, du gehst einen Weg entlang und schaust dich hier und dort um, und dann siehst du am Boden plötzlich eine Schlange. Was für eine Aktivität findet zu diesem Zeitpunkt statt? Du wirst plötzlich hochspringen. Du hast nicht nur plötzlich [etwas] gesehen, sondern du bist auch ganz plötzlich gesprungen. Das ist die Wirkung des Wissens. Wenn du kein wahres Wissen hättest, dann würde es nicht passieren.

Fragender: Dada, wie viele Arten von Wissen (Gnan) gibt es also?

Dadashri: Es gibt nicht viele andere Arten von Wissen. Die eine ist Wissen in Form von Unwissenheit (relatives Wissen, Agnan Gnan) und die andere ist die Wissenschaft, die das Wissen des Selbst ist (Vignan Gnan). Das war’s, es gibt nur zwei Arten.

Fragender: Bitte erkläre die beiden.

Dadashri: Das, was nicht lebendig ist, obwohl es gewusst wird, das Wissen, das nicht lebendig ist, das wird als relatives Wissen (Agnan Gnan) bezeichnet. Es ist nicht aktiv, das Wissen an sich ist nicht aktiv, und es ist eines, bei dem man Dinge 'tun' muss. Was auch immer wir wissen, das müssen wir 'tun'. Das Wissen, das selber aktiv ist, wird als Wissenschaft (Vignan) erachtet und das gilt als lebendiges Wissen (Chetan Gnan). Fragender: Dada, gib bitte ein Beispiel.

Dadashri: Angenommen, ein Heiliger (Sant Purush) sagt zu dir: "Du darfst nicht stehlen. Tu dies nicht, tu das nicht." Er sagt das vielleicht zu dir, aber danach arbeitet dieses Wissen nicht [zeigt keine Ergebnisse] von selbst. Das ist etwas, das du selber 'tun' musst. Du musst aufhören zu stehlen. Und solange du nicht damit aufhörst, hört das Stehlen nicht auf. Kann dich so ein Wissen mit dem Stehlen aufhören lassen? Würde das Stehlen aufhören, nur weil du das Wissen hast [dass du nicht stehlen sollst]?

Fragender: Nein.

Dadashri: Hiermit [mit der Wissenschaft, Vignan] hingegen treten Veränderungen ab dem Zeitpunkt ein, wo du dieses Wissen erlangst. Was passiert tendenziell? Wissenschaft (Vignan), lebendiges Wissen (Chetan Gnan), fährt fort, dich Tag und Nacht zu warnen. Es lässt dich keineswegs gebunden werden. Gebundenheit mag sich den ganzen Tag lang ergeben, aber in diesem Moment wird es das umkehren, um zu verhindern, dass du in Gebundensein gerätst. Sogar wenn du in Gebundensein geraten würdest, wird es dennoch helfen, dich frei zu setzen. Wohingegen dieses (illusionäre) Wissen überhaupt kein Wissen ist. Das, was in den Büchern geschrieben worden ist, ist auf Büchern beruhendes Wissen, es ist grobes Wissen (Sthool Gnan). Es ist [in der Tat] Unwissenheit (relatives Wissen), nichtsdestotrotz würde man [des Erlangens] des Gnan würdig werden, auch wenn man diese Unwissenheit stärken würde. Aber man hat bisher noch nicht einmal die Unwissenheit gestärkt, nicht wahr?

Die [sogenannten] Gnanis in Indien gelten eigentlich als Gnanis der Unwissenheit (des relativen Wissens), da sie das Wissen aus den Schriften besitzen. He, Sterblicher! Lass es los! Welche Veränderungen haben bei dir dadurch stattgefunden, dass du dieses Wissen hast? Wenn irgendwelche Veränderungen eingetreten sind, das ist es korrekt. Wenn sich Eisen in Gold verwandelt hat, dann ist es wahr. Ansonsten bist du, was du immer gewesen bist!

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Fragender: Gnan gilt als Wissen des Selbst, und Wissenschaft (Vignan) gilt als zusätzliches Wissen (Vishesh Gnan), ist es so?

Dadashri: Nein. Wissenschaft (Vignan) bedeutet Absolutes Wissen. Als relatives Wissen wird es bis zu dem Punkt erachtet, wo man das Wissen des Selbst (Atma Gnan) erlangt. Bis zu diesem Punkt, wo man das Wissen des Selbst erlangt, wird es relatives Wissen genannt. Danach, jenseits davon, wird es als Wissenschaft (Vignan) bezeichnet. Wissenschaft (Vignan) gilt als absolut. Mit relativem Wissen musst du also 'tun', während mit der Wissenschaft (Vignan) die Aktivitäten ständig von allein geschehen.

The Resultant Effects of Gnan-Vignan! (p 174)

Die sich ergebenden Wirkungen von Gnan44-Vignan45

Ich 'weiß' das Selbst in seiner Gesamtheit. Ich weiß es in seiner ganzen Vollständigkeit. Ich 'weiß' jeden Bruchteil davon. Aber ich habe nicht das Wissen über dieses Mikrofon. Wie wird das genannt? Das Wissen über das Mikrofon kann also nicht in dem Wissen über das Selbst enthalten sein, nicht wahr?

Fragender: Das Mikrofon ist ein unbelebter Gegenstand (Jada). Er ist nicht lebendig (Anatma). Dadashri: Das ist subjektives Wissen (Gnan), und alles subjektive Wissen ist gegenständlich/auf Objekte bezogen. In Bezug auf das Selbst ist es gegenständlich. Das wird als subjektives Wissen erachtet. Man hat Wissen über ein Thema, mit dem man sich eingehender befasst hat. Es ist egoistisches Wissen und angenehm für den Intellekt. Auch wenn ein jeder Intellekt hat, aber derjenige, der sich - zum Beispiel als Experte für Einkommenssteuer - eingehender damit befasst hat, der kann dann eine Lösung für die Einkommenssteuer[forderung] herbeiführen.

Zudem ist Gott wirklich in der wahren Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop). Gott bedeutet die wahre Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop). Fragender: Gott ist in der wahren Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop), nicht in der wahren Form von Wissen (Gnan Swaroop). Was bedeutet das?

Dadashri: Ja, Er ist nicht in der wahren Form von Wissen. Als relatives Wissen gilt wenn du entsprechend dem 'handelst', worauf in dem Wissen verwiesen wird, und es dann passiert. Und in der Wissenschaft (Vignan) musst Du gar nichts 'tun'. Sie fährt fort, von allein zu funktionieren. Dieses Wissen (Gnan), das 'wir' dir gegeben haben, ist Wissenschaft (Vignan), somit arbeitet es fortwährend selber von innen heraus. Darüber hinaus wird es Dich umkehren lassen [in die richtige Richtung] indem es warnt: "He! Nicht dorthin."

Wissenschaft (Vignan) ist in der Tat das wahre, ursprüngliche Selbst (Darasal Atma), und relatives religiöses Wissen und Praktiken sind nicht das Selbst.

Fragender: Meint Wissen (Gnan) nicht das Selbst? Dada, das Selbst wird als stabile Instanz (Pind) von Wissen bezeichnet.

44 hier: relatives Wissen 45 Wissenschaft, absolutes Wissen

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Dadashri: Ja, es ist korrekt, dass es als stabile Instanz von Wissen bezeichnet wird, das ist jedoch passend für diese Sprache. Aber solange dieses relative religiöse Wissen und die Praktiken (Gnan) keine Wissenschaft (Vignan) werden, kann es nicht als das Selbst bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz ist es in Worten exakt als das bezeichnet worden: "Wissen (Gnan) an sich ist das Selbst." Letzten Endes ist Wissen (Gnan) an sich das Selbst, aber welches Wissen (Gnan)? Wissen, das fortwährend von allein wirkt (Vignan Gnan). Es gibt zwei Arten von Wissen (Gnan). Eine Art ist die, bei der, obwohl du das Wissen darüber hast, trotzdem nichts getan werden kann und es keine Früchte [Wirkung] trägt, so wie die männliche Papaya-Pflanze, die keine Früchte trägt.

Fragender: Ja, die gibt es.

Dadashri: Du hast vielleicht einen ganzen Baum, den du jeden Tag gießt. Doch auch dann wird er nur Blüten tragen, aber er wird keine Früchte hervorbringen. Deswegen wird dieses Wissen Shushka Gnan genannt (Wissen, das keine spirituellen Ergebnisse erbringt). Und das Wissen (Gnan), das Früchte trägt, wird Wissenschaft (Vignan) genannt. Unseres [Gnan] ist also eine Wissenschaft (Vignan). Deswegen fängt es sofort an zu wirken und warnt dich von innen heraus. Es gibt kein anderes Wissen (Gnan), das einen von innen heraus warnt.

Genau genommen ist Wissen (Gnan) an sich das Selbst. Wenn 'wir' es jedoch nicht Wissenschaft (Vignan) nennen, dann werden all die Menschen sagen: "Wir haben auch Wissen (relatives religiöses Wissen und Praktiken; Gnan)! Ist unseres also nicht das Selbst?" Die Antwort ist: "Nein, das ist es nicht." Das Selbst sollte derart sein, dass es von allein (Karyakari) von innen heraus arbeitet. Sollte es Ergebnisse hervorbringen oder nicht?

Fragender: Es sollte Ergebnisse liefern.

Dadashri: Wenn du Opium nimmst, wird das Opium nicht sofort seine 'Früchte' (Wirkung) zeigen? Wird das Opium dich kurz, nachdem du es eingenommen hast, schläfrig machen oder nicht? Und was ist, wenn jemand diese Menge an Alkohol getrunken hat?

Fragender: Das wird ihn auch schläfrig machen.

Dadashri: Das wird ihn auch schläfrig machen, nicht wahr? Genauso liefert sein Wissen nicht die Ergebnisse, so wie das [andere], nicht wahr? Die Menschen haben schon so lange die Schriften gelesen und bleiben [dennoch] an derselben Stelle. Sie haben sich weder vorwärts noch rückwärts bewegt, genau die gleiche Anhaftung und Abscheu. Das, was die Anhaftung und Abscheu verringert, ist als Gnan (wahres Wissen) bekannt. Das, was die negative innere Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan) und die negative innere Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan) stoppt, wird Gnan genannt. Und so lange die negative innere Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan) und die negative innere Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan) bestehen, wie kann es da jemals Wissen (Gnan) genannt werden?

Deswegen haben 'wir' es Wissenschaft (Vignan) genannt. Im derzeitigen Abschnitt des Zeitzyklus ist es eigentlich tatsächlich Wissenschaft (Vignan), aber es kann als Wissen

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(Gnan) bezeichnet werden. Weil die Menschen dieses [Wort] 'Gnan' jedoch missbrauchen, haben 'wir' es also Vignan (Wissenschaft) genannt. Wie können die Menschen danach das [was sie haben] als Vignan (Wissenschaft) bezeichnen? Beim Wissen (Gnan) [können sie sagen]: "Auch wir lesen die Schriften." Aber das Wissen, das man durch das Lesen der Schriften erwirbt, wird nicht genügen. Das Wissen vom Selbst ist erforderlich. Jeder kennt das Wort 'süß', so wie der Zucker süß ist, aber was bedeutet 'süß'? Was wirst du antworten, wenn du das gefragt wirst?

Fragender: Nein, das ist etwas, das erfahren werden muss.

Dadashri: Ja, das wird passieren, wenn ich ihn auf die Zunge lege. 'Wir' bezeichnen es also als 'süß', indem 'wir' ihn auf die Zunge legen. Wohingegen diese armseligen Menschen sich auf das Wort 'süß' beziehen. Kann dadurch irgendetwas erreicht werden?

The Self in the Real Form as Science is Required! (p 175)

Das Selbst in der wahren Form von Wissenschaft ist erforderlich

Wie viele Arten von Wissen (Gnan) gibt es? Es gibt zwei Arten. Nicht ein einziges Lebewesen kann ohne Wissen (Gnan) leben. Das eine Wissen (Gnan) wird direkt durch die Sinne wahrgenommen (Indriya Pratyaksh), und das andere ist jenseits der Sinne (Atiindriya Pratyaksh). Die ganze Welt ist in Wissen verwickelt, das sich an den Sinnen orientiert. Die Heiligen, die Asketen, die Eremiten - sie [verweilen] alle in Sinnes-orientiertem Wissen.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen den beiden?

Dadashri: Das [relative] selbst, das in der Form von [durch die Sinne wahrgenommenem] Wissen (Gnan-Swaroop Atma) ist, warnt dich keineswegs. Das Selbst in der Form von Wissenschaft (Vignan-Swaroop Atma) dagegen warnt dich tatsächlich. Welches möchtest du also?

Fragender: Ich möchte das, das warnt.

Dadashri: Das ist es das Selbst, das 'wir' geben.

Was bedeutet Wissen (Gnan)? Mit [relativem] Wissen ist das gemeint, das zeigt: "Das ist gut, das ist schlecht." Es unterscheidet zwischen richtig und falsch. Diese Wissenschaft (Vignan) dagegen ist derart, dass sie dir Befreiung gewähren wird.

In the Form as Absolute Knowledge, That is Indeed the Attentive Awareness! (p 176)

In der Form von absolutem Wissen - das ist tatsächlich das aufmerksame Gewahrsein

Fragender: Wird dann also das Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), als das vollständige Wissen betrachtet?

Dadashri: Das Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), ist das vollständige Wissen, und das ist tatsächlich das Fenster [die Öffnung] zum Absoluten Wissen!

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Deswegen ist absolutes reines Wissen (Shuddha Gnan) nichts anderes als das Absolute Selbst (Paramatma) an sich. Das Absolute Selbst hat keinen Körper in physischer Form so wie diesen. Es ist ohne eine physische Form (Nirdehi). Es ist in der wahren Form von reinem Wissen (Shuddha Gnan Swaroop). Es ist in der wahren Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop), es ist in überhaupt keiner anderen Form. Indem man beim Gnani Purush sitzt, kann man selber die wahre Form von aAbsolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) verstehen, weil der Gnani Purush die Absicht hat, einzig in der wahren Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu verbleiben. Allerdings ist es wegen der derzeitigen Ära des Zeitzyklus nicht möglich, ständig in der Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu bleiben. Aber seine [des Gnani] Intention ist es, ständig in der Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu bleiben, denn er selber 'weiß' die Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop). Die Wirkung der derzeitigen Ära des Zeitzyklus ist so machtvoll, dass es nicht möglich ist, in der Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu bleiben. So als ob du deinen Finger unter eine zwei Zoll breite Leitung hältst, und wenn das Wasser, das herauskommt, sehr kraftvoll ist, dann wird es deinen Finger wegdrücken. Aber wenn das Wasser aus einer Halbzoll-breiten Leitung fließt, dann wird sich dein Finger nicht wegbewegen. Gleichermaßen ist die Wucht des derzeitigen Abschnitts des Zeitzyklus so stark, dass sie nicht einmal den Gnani Purush im Gleichgewicht bleiben lassen wird!

The Vitaraag Lords Have Never Lost to Anything/Been Overpowered by Anything! (p 176)

Die Vitaraag Lords haben nie bei irgendetwas verloren/sind nie von etwas überwältigt worden

Wenn das Selbst seine eigene Beschaffenheit (Guna) 'weiß', wenn es seine eigene wahre Form (Swa-Swaroop) 'weiß', wenn es sein eigenes Wissen (Swa-Gnan) 'weiß', dann wird es nicht [von irgendwelchen weltlichen Umständen] berührt.

Ganz gleich, welche Form eine Person annimmt, auch wenn sie alle möglichen Worte gebraucht und allerlei Dinge sagt, nachdem sie deinen Verstand erkannt hat, und du dich dennoch nicht rührst, dann nennt man das Wissen (Gnan). Viele solcher Menschen kommen vielleicht und sind uns lästig, aber unser Wissen (Gnan) wird nicht ins Wanken geraten. Dann ist dieses Gnan selber das Absolute Selbst. Wenn das Absolute Selbst (Paramatma) sich jedoch wegbewegen würde, dann ist es nicht das Absolute Selbst (Paramatma); es ist nicht Gnan (wahres Wissen).

Wissen (Gnan) ist eigentlich endlos, aber es gibt kein Wissen (Gnan) jenseits des Wissens (Gnans), das die Vitaraag Lords (diejenigen, die frei von Anhaftung und Abscheu sind) erobert haben. Derjenige, der niemals irgendwo verliert, ist als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) bekannt. Manchmal verliert vielleicht der Körper, der Verstand mag verlieren, die Sprache mag verlieren, aber Es, das Selbst, wird niemals verlieren. Stell dir nur vor, wie die Vitaraags - diejenigen ohne jede Anhaftung und Abscheu - sind!

Die inhärente Natur des reinen Wissens ist tatsächlich derart, dass es überhaupt nichts berührt. Es bleibt unberührt, absolut unbeeinflusst (Nirlep)! Sogar in der Unwissenheit bleibt das Wissen unberührt (Nirlep). Wissen wird nicht eins [vermischt] mit

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irgendeiner Aktivität, es bleibt vollkommen unberührt (Nirlep). Das, was niemanden berührt oder behindert, wird das Selbst genannt. Es behindert weder Dunkelheit noch Unwissenheit. Unwissenheit behindert es [das Selbst]. Das, was niemanden behindert, ist das Absolute Selbst (Paramatma). Dieser Punkt ist so klar wie Licht, nicht wahr?

The Key for Mahatmas to Remain in the Knowledge of the Self! (p 177)

Der Schlüssel für Mahatmas, um im Wissen des Selbst zu verbleiben

Wissen (Gnan) an sich ist Glückseligkeit (engl.: bliss), Wissen (Gnan) an sich ist das Selbst (Atma), Wissen (Gnan) an sich ist Absolutes Wissen, Wissen (Gnan) an sich ist Befreiung. Deswegen verbleibe im Gnan. Wann kannst du im Gnan verbleiben? Wenn du Chandubhai (das Nicht-Selbst) kennenlernst, kannst du im Wissen (Gnan) bleiben. Lerne Chandubhai in jedem Licht kennen. In mancherlei Hinsicht ist er etwas ungeschickt, in anderer Hinsicht ist er geradeheraus. Lerne ihn in jeder Hinsicht gut kennen. Gott hat nur so viel gesagt: "Wisse das, was es zu wissen gilt (Gneya)." Was ist das erste, das es zu wissen gilt (Gneya)? Es ist der 'Nachbar' [Chandubhai]. Grobe Umstände, subtile Umstände und Umstände der Sprache gehören zum Nicht-Selbst (Para) und sind von den äußeren Umständen (Paradhin) abhängig. Wisse sie. Sie sind das, was es zu wissen gilt (Gneya), und Du bist der Wissende (Gnata). Das, was dich nicht in die Unwissenheit eintauchen lässt, wird Gnan genannt. Angenommen, Chandubhai streitet mit jemandem, indem er sich verteidigt. In Wirklichkeit ist das tatsächlich Unwissen [relatives Wissen], weil es nicht dem Gesetz entspricht, nicht wahr? Das, was nicht dem Gesetz entspricht, und das, was gesetzmäßig ist - beides ist Unwissen [relatives Wissen]. Aber Du solltest Dich da nicht hineinbegeben. 'Du' solltest fortfahren zu sehen.

In dem Moment, wo das Unwissen innerlich bereit ist zu entstehen, wird das Gnan gegenwärtig werden. In dem Moment, wo man einen Gedanken hat: "Sollte ich dieses medizinische Pulver einnehmen?", zeigt sich gleichzeitig das Wissen (Gnan) und warnt dich: "He, das kann dich umbringen." Und der Gedanke wird aufhören, wenn das Wissen (Gnan) gegenwärtig wird.

Fragender: Das Gnan, das gegenwärtig wird, ist das ein Teil von der direkten, befreienden Energie des Selbst (Pragnya)?

Dadashri: Ja, von der Pragnya!

Fragender: Die Schleier (Avaran) der Unwissenheit sind zerstört worden, als du uns das Wissen (Gnan) gegeben hast. Welche Schleier sind jetzt also noch da?

Dadashri: Der Hauptschleier ist verschwunden. Nun sind noch andere Schleier übrig. Die Hauptursache ist weg. Jetzt werden die 'Blätter' darüber austrocknen, die 'Zweige' werden austrocknen, der 'Stamm' wird austrocknen. Auch wenn die Hauptursache beseitigt wurde, abgeschnitten wurde, trotzdem wird der Teil darüber noch ein paar Tage lang grün erscheinen, nicht wahr?

In dem Moment, wo Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt wird, ist alles vollständig. Alle Schleier sind verschwunden. Das wird Wissen, das frei von Schleiern ist (Niravaran Gnan), genannt.

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Fragender: "Ich bin Reine Seele", ist das Wissen (Gnan)?

Dadashri: Nein. Dieses Wissen (Gnan) wird tatsächlich als Wissenschaft (Vignan) erachtet. Relatives religiöses Wissen und Praktiken sind das, was in Worten geschrieben steht, das, was man 'tun' muss. Und das, was nichts 'tut', das, was fortwährend auf natürliche Weise und spontan von allein geschieht, ist Wissenschaft (Vignan). Dies ist weder das Wissen (Gnan) der nach Befreiung Suchenden (Mumukshus), noch ist es das derer, die nach Wissen streben (Jignashus). Dies ist das Wissen (Gnan) der Gnanis. Nun wirst Du selber ein Gnani. Von dem Moment an, wo du dieses Gnan erlangst, wirst Du ein Gnani. Obwohl Du also mit Sicherheit als ein Gnani bezeichnet werden kannst, wirst Du aber nicht wissen, was Du antworten sollst, wenn dich jemand fragen würde: "Erzähle mir etwas darüber". Denn Du hast den Zustand des Gnanis nicht durch Erfahrung erlangt. Du hast dieses Gnan erlangt, während du den Weg entlanggegangen bist.

Awareness of the Self Against the Discharging Pride! (p 178)

Gewahrsein des Selbst gegen den sich entladenden Stolz

Fragender: Dada, nachdem ich jetzt das Wissen (Gnan) erlangt habe, ist seit ein oder zwei Jahren das Gefühl da, dass ich keine Anhaftung oder Abscheu mehr für irgendjemanden gehabt habe. Größtenteils passiert das nicht. Aber dieses Gefühl [die Wirkung] von Stolz (Maan), das ich erfahre, das scheint nicht so leicht wegzugehen.

Dadashri: Du musst das nicht loslassen, 'Du' musst es sehen. Es ist Entladung, und die Anhaftung und Abscheu, die gegenwärtig in der Entladung vorhanden sind, sind eine Wirkung der Unwissenheit [vom letzten Leben]. Dabei ist die Tatsache, dass Du keine Anhaftung oder Abscheu hast, die Wirkung davon, dass Du das Selbst erlangt hast. Das andere ist jetzt eine Entladung, sie wird weiterhin zum Vorschein kommen.

Fragender: Darum mag ich das also?

Dadashri: Zum Zeitpunkt der Entladung solltest Du [zu Chandubhai] sagen: "Du scheinst sehr arrogant zu sein, oder? Es gibt kein Problem mit der Tatsache, dass dir das gefällt, aber jetzt solltest du wieder zur Normalität zurückkehren." Dabei gibt es kein Problem, es ist eine daraus entstehende Wirkung der Entladung.

Fragender: Nein. Aber ist es nicht eine leichte Behinderung, wird es nicht zum Hindernis für das Realisieren [des Selbst]?

Dadashri: Nein, Du hast alles realisiert, aber es braucht Zeit, damit es ins Verhalten gelangt. Da die Anhaftung und Abscheu gegangen sind, giltst Du als jemand, der das Selbst erlangt hat. Das Selbst ist zu einhundert Prozent erlangt worden. 'Du' bist zur Form des Selbst geworden, zu einhundert Prozent. Während sich all der karmische Bestand an Müll, der eingelagert wurde, entlädt, wird das Selbst in die Erfahrung gelangen.

Fragender: Dada, wenn Stolz aufkommt, dann mag ich das wirklich nicht und widersetze mich innerlich [indem ich sage]: "Das ist wirklich falsch." Was für ein erwachtes Gewahrsein (Jagruti) sollten wir in dieser Situation aufrechthalten? Oder sollten wir es einfach fortwährend sehen?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Nein, nein. 'Du' solltest den Stolz sehen, der aufkommt. Das wird Wissen (Gnan) genannt. Der Sehende (Jonaar) wird Gnan genannt, und das, was aufkommt [Stolz], ist Unwissenheit. Der Sehende der Unwissenheit ist das Gnan. Ob es danach ein Grad an Stolz ist oder fünfzig Grad, aber der Sehende der Unwissenheit ist der Gnani. 'Du' erkennst: "Das ist 'Unwissenheit', nicht wahr?"

Fragender: Das Gefühl von Stolz wird als Unwissenheit betrachtet?

Dadashri: 'Du' erkennst das: "Dieses Gefühl von Stolz ist Unwissenheit", nicht wahr? Weil Du die Unwissenheit siehst, darum bist Du ein Gnani. Ansonsten kann eine Person, die unwissend in Bezug auf das Selbst ist, Unwissenheit [in Form von Stolz] nicht erkennen! Da gibt es keinen Fehler.

Fragender: Dies [der Stolz] geht nicht so leicht und schnell weg, wie Anhaftung und Abscheu es taten.

Dadashri: Die [sich entladende] Anhaftung und Abscheu sind nicht weggegangen, du hast sie nicht beseitigt. Das ist nur ein Zeichen [die Tatsache, dass Stolz als Unwissenheit gesehen wird], dass das Selbst erlangt worden ist.

The Purusharth of Every Gnani is the Same! (p 179)

Die spirituelle Bemühung (Purusharth) jedes Gnani ist dieselbe

Wenn jemand [mit mir] schimpft, dann ist es in meinem auf Erfahrung beruhenden Gewahrsein (Khyaal), wen er beschimpft. Somit dringt es nicht in mich ein.

Fragender: Und wenn jemand dir eine Blumengirlande umhängt, wenn man dich ehrt, bleibt das dann zu diesem Zeitpunkt genauso bestehen?

Dadashri: Nein, das Gesicht lächelt zu diesem Zeitpunkt. Das wissen 'wir' auch. Das Gesicht lächelt nicht nur, sondern 'wir' 'wissen' auch die Gefühle, die innerlich überfließen.

Fragender: Du hast gesagt: "Wir sind überhaupt nicht berührt." Ist das so, weil vollkommene Trennung besteht, oder ist es so, weil innerlich ein Prozess stattfindet?

Dadashri: Es gibt da keinen Prozess oder irgendetwas dieser Art. Vorher [vor Erlangen von Gnan] waren der Wissende (Gnata) und das zu Wissende (Gneya) es gewohnt, eins zu werden, jetzt bleiben sie dagegen getrennt.

Fragender: Wenn das Gesicht eines Gnani lächelt, wenn er mit einer Blumengirlande geehrt wird, dann ist er auch der Wissende davon.

Dadashri: Nicht nur die Tatsache, dass Glück im Gesicht erscheint, sondern auch die Gefühle und andere derartige Dinge scheinen dem gleich zu sein, was eine Person erfährt, die nicht Selbst-realisiert ist.

Fragender: Werden die Gefühle auch als die sich entfaltende Wirkung des vergangenen Karmas betrachtet?

Dadashri: Ja, sie werden als die sich entfaltende Wirkung des vergangenen Karmas betrachtet. Das Wissen (Gnan) von heute sieht, 'welche Wirkung das vergangene Wissen verursacht'.

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Fragender: Wird es das Gleiche für Lord Mahavir gewesen sein, der vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) war?

Dadashri: Es wird tatsächlich für jeden das Gleiche sein!

Fragender: Würden die Gefühle auch äußerlich sichtbar sein?

Dadashri: Ja, all die Gefühle wären da. Man würde lächeln, sehr viel lächeln. Man würde sogar weinen, wenn es so eine Situation gäbe. Wenn jemandes Mutter gerade sterben würde, würde er dann nicht auch für fünf Minuten weinen? Und nur weil man weint, bedeutet das nicht, dass dieses Gnan verschwunden ist. Oder wenn jemand entsetzliche Schmerzen erfährt, angenommen, seine Hand wird abgeschnitten, und wenn seine Augen sich dann mit Tränen füllen, dann bedeutet das nicht, dass das Gnan verschwunden ist.

If Today’s Knowledge is Separate, Then it is not Kashay! (p 179)

Wenn das heutige Wissen getrennt ist, dann sind es keine Kashays46

Fragender: Wenn die völlige Trennung (von Selbst und Nicht-Selbst) geschieht, bedeutet das dann, dass Ärger, Stolz, Täuschung und Gier (Krodh, Maan, Maya, Lobh) vollständig verschwunden sind?

Dadashri: Sie sind von dem Moment an verschwunden, da die Überzeugung (Pratiti) verankert ist. Sie gehen in dem Moment zu Ende, wenn die Überzeugung: „Ich bin Reine Seele“ einsetzt. Wann wird es als Ärger, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet? Wenn das sich entfaltende Wissen [aus dem vergangenen Leben] und das heutige Wissen eins werden, dann wird es als Ärger, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet. Wenn das heutige Wissen getrennt bleibt, dann wird es nicht als Ärger, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet. Deswegen wird es als Ärger (mit der Absicht, zu verletzen; Krodh) betrachtet, wenn die Umstände der beiden zusammenkommen. Andernfalls kann man es nicht als Ärger (Krodh) bezeichnen. Es gibt eine Definition dafür. Wenn Chandubhai ärgerlich wird und Du innerlich sagst: „Nein, das sollte nicht passieren“, dann steht Deine Meinung in vollständigem Widerspruch zu dem, was passiert. Ersteres ist also eine Absicht zu verletzen (Himsak Bhaav), und letzteres ist eine Absicht, nicht zu verletzen (Ahimsak Bhaav). Da sich die Absicht der Vereinnahmung (Tanmayakar Bhaav) zwischen den beiden aufgelöst hat, löst sich auch die Absicht zu verletzen auf, die in allen vieren – in Ärger, Stolz, Täuschung, Gier – besteht. ‚Du’ [das Selbst] hast heute nicht die Absicht zu verletzen. Das wird nicht Ärger (mit der Absicht zu verletzen; Krodh) genannt.

Fragender: Wenn vollständige Trennung geschieht, entsteht dann die befreiende Energie des Selbst (Pragnya), und geht der weltliche Intellekt weg?

Dadashri: Wenn die Trennung geschieht, geht der Intellekt zu Ende. Und die Erfahrung der befreienden Energie des Selbst (Pragnya) geschieht gleich von Anfang an. Selbst wenn die vollständige Trennung für jemanden nicht stattfindet, so wird dennoch die Überzeugung [„Ich bin Reine Seele“] in ihm verankert, und auf der anderen Seite entsteht die befreiende Energie des Selbst (Pragnya). 46 Leidenschaften, die das richtige Wissen behindern: Ärger, Stolz, Täuschung, Gier; Innere Feinde

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Acquisitiveness Due to Ignorance, Confusion Due to Acquisitiveness, Solution through Gnan! (p 180)

Habgier aufgrund von Unwissenheit, Verwirrung aufgrund von Habgier, Lösung durch Gnan

Hinter jeder Lösung irgendeiner Verstrickung gibt es immer ein bestimmtes Wissen. Die Welt ist ein Lager von Verstrickungen. All die Verstrickungen können nicht durch nur eine Art von Wissen gelöst werden. Dennoch können Verstrickungen nicht ohne Wissen gelöst werden, nicht wahr?

Fragender: Das ist der Fall, wenn sie gelöst werden, aber was geschieht zum Zeitpunkt, wenn die Verstrickung entsteht?

Dadashri: Verstrickungen entstehen aufgrund von Unwissenheit. Ansonsten würden sie das nicht tun, oder? Und Verstrickungen werden durch Wissen (Gnan) gelöst. Wenn also eine Verstrickung aufgelöst wird, dann schließt man damit ab und findet innere Zufriedenheit (Samadhan) und der Verstand wird frei. Der Verstand beginnt frei von Verstrickungen zu werden.

Tendenziell entstehen Habgier, ein Gefühl von Besitzgier und innere Anhaftung an materielle Dinge (Parigraha) aufgrund der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst. Durch Habgier beginnen Verstrickungen zu entstehen. Und nachdem dann die Verstrickungen durch Wissen (Gnan) wieder aufgelöst werden, wird man frei von Habgier.

Fragender: Ist Habgier abhängig von Wissen (Gnan) und Nichtwissen?

Dadashri: Ja. Wissen, Nichtwissen und Habgier. Nichtwissen lässt Habgier entstehen, und indem die Verstrickungen durch Wissen (Gnan) aufgelöst werden, wird man frei von Habgier.

Parakram is Dependent Upon Knowledge from the Past Life! (p 180) Die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) ist abhängig vom Wissen

des vergangenen Lebens Du hast jetzt das Wissen des Selbst erlangt. Die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) wird in deinem nächsten Leben entstehen. Diese außergewöhnliche spirituelle Bemühung von Dada [in diesem Leben sichtbar] ist die außergewöhnliche spirituelle Bemühung des Wissens aus vergangenen Leben. Die außergewöhnliche spirituelle Bemühung des Wissens, das du in diesem Leben erlangt hast, wird in deinem nächsten Leben zum Vorschein kommen. Bis dahin wird die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) nicht entstehen. Bis dahin wird sie nicht zu Wirkung gelangen. Wenn sie zur Wirkung gelangt, dann wird sie Früchte [Ergebnisse] liefern.

Fragender: Bedeutet das also, dass die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram), die für dich heute entstanden ist, auf der Grundlage des Wissens aus dem vergangenen Leben beruht?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Ja. Diese außergewöhnliche spirituelle Bemühung gibt es aufgrund des Wissens vom vergangenen Leben. Es wird als außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) erachtet, wenn die Worte aus den Tiefen [des inneren Selbst] hervorkommen. Wenn du meine gesprochenen Worte benutzt, dann wird es nicht funktionieren. Worte aus den Tiefen des inneren Selbst, wenn die Schriften von innen heraus gesprochen werden, das wird außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) genannt - die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) aufgrund des vergangenen Wissens!

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[5.1]

Knowledge-Vision (p 184) Wissen und Sicht

Definition of Ratnatraya (the Three Gems)! Die Definition der drei Edelsteine (Ratnatraya)

Fragender: Bitte erkläre Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra). Dadashri: Willst du die weltliche, relative Bedeutung von Wissen und Sicht, oder die absolute? Fragender: Die absolute Bedeutung.

Dadashri: Die absolute Bedeutung! Die absolute Bedeutung von Gnan ist 'Wissen über das Selbst'. Es bedeutet, das Selbst direkt zu erlangen, es gibt keine andere Einmischung dazwischen. Das Wissen, das Selbst zu erlangen, nennt man Gnan. Ob man solch ein Wissen dadurch erlangt, dass man Bücher liest oder es von jemandem hört, es wird durch Shrutagnan erlangt. Nachdem man dieses Gnan erlangt hat, kommt es in die Sicht (Darshan), d.h. die Überzeugung beginnt für einen. Die Überzeugung, dass es genau so ist, wie das Gnan es ihm beschreibt, dies nennt man Sicht (Darshan). Und wenn sich solch eine Überzeugung etabliert hat, dann wird es sich im Verhalten (Charitra) zeigen. Solange sich die Überzeugung noch nicht etabliert hat, kann es [das Wissen] sich nicht im Verhalten manifestieren. Überzeugung gilt als die richtige Sicht (Samyak Darshan), während die Überzeugung, die bezüglich des weltlichen Lebens etabliert wurde, verblendete Sicht (Mithya Darshan) ist. Es ist vergänglich (Vinashi). Es kann niemals Glück darin geben, es ist imaginäres Glück. Wahres Glück kann unmöglich an irgendeinem weltlichen Ort sein, nicht für einen [einzigen] Moment. Was immer es an Glück gibt, es ist alles imaginäres Glück; darüber hinaus ist es Glück, das ein Ende hat. Während ersteres wahres Glück ist, die Glückseligkeit des Selbst (Nirvikalp Sukh). Dieses Glück ist anhaltend, es ist ewig. Nachdem man also dieses Gnan einmal gehört hat, wenn die Überzeugung etabliert wurde, dann wird es sicherlich ins Verhalten kommen und man wird endgültige Befreiung (Moksha) erlangen.

Fragender: Es gibt diesen Satz: "Richtige Sicht, richtiges Wissen und richtiges Verhalten bedeuten der Weg zur Befreiung (Samyak Darshan, Gnan, Charitra-yaani moksha marg)." Wenn sowohl das Wissen (Gnan) also auch die Sicht (Darshan) im absoluten Zustand sind, nur dies gilt als der Weg der Befreiung, oder nicht?

Dadashri: Nein, nein, so ist es nicht. Richtige Sicht (Samyak Darshan), Wissen (Gnan) und Verhalten (Charitra): all die drei sind der Weg der Befreiung. Deshalb heißt es, dass alle anderen Wege Wege der Gebundenheit sind. Wenn du dort 'hineinkommst', in dem Moment, wo du in einen dieser drei Zustände kommst (richtiges Wissen – Samyak Gnan, Sicht – Darshan und Verhalten – Charitra), dann beginnt Dein Weg der Befreiung. Die anderen, die 'verblendeten' Wege (Mithya Marg) sind alles weltliche Wege, und dieser richtige Weg (Samyak Marg) ist tatsächlich der Weg der Befreiung.

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Richtige Sicht (Samyak Darshan), richtiges Wissen (Samyak Gnan) und richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Fragender: Kannst du bitte richtige Sicht (Samyak Darshan) definieren?

Dadashri: Richtige Sicht (Samyak Darshan) heißt, dass eine Abneigung gegenüber der illusionären Sicht (Bhrantik Darshan) auftaucht. Man erlangt die Erkenntnis (Bhaan): "Es gibt kein Glück in weltlichen Dingen", solch eine Überzeugung etabliert sich. Wenn sich die Überzeugung etabliert, "ewige Glückseligkeit liegt im Selbst", dann gilt es als richtige Sicht (Samyak Darshan). Fragender: Und bitte erzähle uns etwas über das richtige Wissen (Samyak Gnan) und das richtige Verhalten (Samyak Charitra)

Dadashri: Nun, da Du die richtige Sicht (Samyak Darshan) erlangt hast, wirst Du danach anfangen, andere Erfahrungen zu sammeln. Während du die Erfahrungen sammelst, beginnt sich die Gradzahl des richtigen Wissens zu erhöhen. Die Erfahrungen, die durch die richtige Sicht (Samyak Darshan) gesammelt werden, werden zu einem Anstieg des richtigen Wissens (Samyak Gnan) führen. Und wenn der Zustand der richtigen Sicht (Samyak Darshan) und des richtigen Wissens (Samyak Gnan) ansteigt, kommt das richtige Verhalten (Samyak Charitra) zur Wirkung. Verhalten, das frei von Anhaftung und Abscheu ist, gilt als richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Endgültige Befreiung (Moksha) ist tatsächlich deine eigene dem Selbst innewohnende Natur! Wenn Wissen, Sicht und Verhalten richtig (Samyak) werden, dann gilt das als Befreiung (Moksha). Wenn das Wissen, die Sicht und das Verhalten, die momentan verblendet (Mithya) sind, stattdessen richtig (Samyak) werden, dann gibt es wirklich Befreiung (Moksha). Fragender: Selbst im weltlichen Leben gibt es verblendetes Wissen, verblendete Sicht und verblendetes Verhalten, oder nicht?

Dadashri: Im weltlichen Leben gibt es definitiv Wissen, Sicht und Verhalten, und es gibt auch Buße (Tapa); aber dies ist [alles] verblendet, falsch (Mithya), während 'dies' richtig ist (Samyak). Verblendet (Mithya) heißt, dass es dem vergänglichen Glück dient, und dies (das richtige; Samyak) dient der ewigen Glückseligkeit (Sanatan Sukh). Der Lord hat gesagt, wenn die Sichtweise (Drashti) sich [in Richtung des Selbst] umkehrt, dann hat man die [wahre] Sicht (Darshan); ansonsten ist es nicht Darshan, es ist 'Adarshan'47 (verblendete Sicht, fehlende Sicht). Das Wissen, das die Sicht dazu bringt, sich umzukehren, ist Gnan, und das Wissen, das die Sicht nicht dazu bringt, sich umzukehren, ist 'Agnan' (Unwissenheit über das Selbst, relatives Wissen). Deshalb ist das [das Weltliche] 'Adarshan', es ist 'Agnan', während dies Darshan ist, dies ist Gnan. Der Lord hat es als das Verhalten als das Selbst (Charitra) bezeichnet, wenn es Wissen und Sehen (Gnan-Darshan) gibt. Und wo es verblendete Sicht (Adarshan) und Unwissenheit (Agnan) gibt, wurde es als negatives Verhalten bezeichnet, als Verhalten, das dem Selbst widerspricht (Kucharitra). Ein Schleier über dem Wissen des Selbst (Gnan) ist Unwissenheit (Agnan), und ein Schleier über der Sicht des Selbst (Darshan) ist verblendete Sicht (Adarshan). Was ist

47 Die Vorsilbe a- drückt im Gujarati das Gegenteil aus.

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das Ergebnis von Unwissenheit und verblendeter Sicht (Agnan–Adarshan)? Kashay (die inneren Feinde Ärger, Stolz, Täuschung und Gier). Und was ist die Frucht von Wissen und Sicht (Gnan – Darshan)? Samadhi (ein glückseliger Zustand als das Selbst, der aufkommt, wenn man frei von geistigen, physischen und von äußerlich auferlegten Leiden wird).

Vision: Experience: Knowledge of the Self! (p 185) Sicht – Erfahrung – Wissen als das /des Selbst

Fragender: Was bedeutet Überzeugung (Pratiti)?

Dadashri: Angenommen, jemand sagt: "Das ist meine Frau (Stri)", dann sagt vielleicht der andere: "Ich habe nicht wirklich verstanden." Also sagt der Mann dann: "Sie ist [meine] Ehefrau (Dhaniyani)." Es gibt in der Tat [unterschiedliche] Worte dafür [für die gleiche Sache], oder nicht? Wenn er das Wort 'Frau' ('Stri') nicht versteht, dann wird er verstehen, wenn man 'Ehefrau' ('Dhaniyani') sagt, oder? Deshalb bedeutet Überzeugung (Pratiti) [das gleiche wie] Sicht (Darshan). Fragender: Wenn "Ich bin Reine Seele" andauernd im Glauben (Shraddha) bleibt, dann nennt man es Überzeugung (Pratiti), oder?

Dadashri: Glaube ist etwas, das verschwinden kann, man kann den Glauben verlieren. Der Glaube kann einen verlassen, selbst nach dem er etabliert worden ist, doch Überzeugung (Pratiti) verschwindet nicht. Fragender: Dann nennt man das also 'Sicht' (Darshan)?

Dadashri: Ja, das nennt man Sicht (Darshan). Sie verschwindet nicht. Fragender: Was bedeutet 'Sicht' (Darshan)?

Dadashri: Sicht (Darshan) bedeutet jenes Verstehen, das fest etabliert wurde. Fragender: Wenn wir uns auf Überzeugung (Pratiti) als Sicht (Darshan) beziehen, in welchen Bereich fällt dann die aufmerksame Achtsamkeit (Laksha)?

Dadashri: Erfahrung (Anubhav), Achtsamkeit (Laksha) und Überzeugung (Pratiti). Von diesen [dreien] gehört die Überzeugung (Pratiti) zur Sicht (Darshan). Achtsamkeit (Laksha) gehört zum erwachten Gewahrsein (Jagruti). Achtsamkeit (Laksha) bedeutet Gewahrsein (Jagruti). Und wenn die Überzeugung, die sich etabliert hat, zur Erfahrung wird, dann nennt man es Wissen (Gnan). "Ich bin Reine Seele" ist Sicht (Darshan), und wenn das Selbst in die Erfahrung gelangt, dann ist es Wissen (Gnan). Fragender: Wir reden über das Wissen des Selbst und die Erfahrung des Selbst. Was ist also der Unterschied zwischen den beiden?

Dadashri: Wissen des Selbst gilt als vollständig (Sampurna), während die Erfahrung des Selbst in der Gradzahl variiert. Anteiliges Wissen (Ansh Gnan) wurde als Erfahrung bezeichnet, und vollkommenes Wissen (Sarvansh Gnan) wurde als [richtiges/wahres] Wissen (Gnan) bezeichnet. Die Erfahrung nimmt Stück für Stück (Grad um Grad) zu und wird vollständig.

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Fragender: Und wenn du gerade den Leuten Gnan gibst, erlangen sie dann das Wissen des Selbst oder die Erfahrung des Selbst?!

Dadashri: Jeder erlangt tatsächlich die Erfahrung des Selbst. Wenn die Erfahrung des Selbst nicht aufkommt, dann kann es überhaupt nicht das Selbst sein, oder? Fragender: Kommt das erwachte Gewahrsein (Jagruti) an sich als Teil der Erfahrung?

Dadashri: Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) wird auf alle Fälle bleiben. Fragender: Das ist an sich die Erfahrung, oder?

Dadashri: Nein, das erwachte Gewahrsein (Jagruti) ist etwas, durch das wir all diese anderen [Arten an] Erfahrung erlangen. Du schreibst vielleicht auf, wie 'Chandubhai' vorher war und wie er jetzt ist. Was ist der Grund für die Veränderung? Dann würdest du sagen: "Es ist aufgrund der Kraft und des Einflusses des Gnan, das ich bekommen habe, aufgrund der Kraft und des Einflusses des erwachten Gewahrseins (Jagruti)." Die Richtung zum Selbst wurde 'erweckt'; [du bewegst dich nun] in die richtige Richtung. Du warst in die falsche Richtung unterwegs, und nun hast du dich vollkommen gedreht. Es fühlt sich wie eine 100%ige Veränderung an.

Fragender: Ja, das ist richtig, die Veränderung geschieht in der Tat. Aber er ändert sich nur, nachdem das erwachte Gewahrsein (Jagruti) aufgetaucht ist, oder?

Dadashri: Nachdem 'wir' dieses Gnan geben, entsteht auf alle Fälle das erwachte Gewahrsein (Jagruti) in ihm.

Fragender: Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) entsteht, nachdem er Gnan erlangt hat. Daraufhin findet allmählich in seinem gesamten Leben eine Veränderung statt.

Dadashri: Ja, eine Veränderung beginnt allmählich. Danach beginnt er, seine eigenen Fehler [die Fehler des relativen selbst] zu sehen. Nicht jeder auf dieser Welt kann seine eigenen Fehler sehen. Wenn man [Fehler sehen] will, dann kann man alle möglichen Fehler bei allen anderen finden. Hier (bei Akram) sieht man seine eigenen Fehler, man kann all das Eigene sehen. Fragender: Wenn man sich danach dessen gewahr wird: Dies ist schlecht--falsch, gut – schlecht", nennt man das dann Erfahrung?

Dadashri: Nein, nicht Erfahrung. Man kommt jedoch dahin, alles zu wissen. Das erfahrene Gewahrsein (Khyaal), das entsteht, ist tatsächlich das Selbst. Doch dieses Selbst gilt als 'Sicht-Selbst' (Darshan Atma; das Selbst, das in der Überzeugung ist). Dann wird es allmählich, so wie die Erfahrung zunimmt, zum 'Wissen-Selbst' (Gnan Atma; das Selbst, das in der Erfahrung ist). Fragender: Das stimmt. Dada, diese Erfahrung ist wirklich geschehen. Wenn zum Beispiel Wut gerade aufkommen will, dann kommt sofort die Erkenntnis. Dieses Gewahrsein (Jagruti) taucht tendenziell auf.

Dadashri: Ja, es taucht sofort auf. Wenn es in dieser Welt kein Gnan gäbe, dann könnte man nie selbst seine eigenen Fehler sehen; man wäre blind dafür. Während derjenige mit Gnan in der Lage sein wird, all seine Fehler zu sehen. So viele [der Fehler] können gesehen werden. Stell dir nur vor… jeden Tag können hunderte Fehler gesehen werden!

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The Experience: Penance: Conduct of the Self! (p 187) Die Erfahrung – Buße – Verhalten des Selbst

Fragender: Kann die Erfahrung (Anubhav) nun 'Verhalten als das Selbst' (Charitra) genannt werden?

Dadashri: Nein, nicht Verhalten als das Selbst. Erfahrung (Anubhav) gilt als das, was die Überzeugung bestätigt (Pratiti): "Dies ist richtig." Dieses Wissen wird allmählich bereit [etabliert; bereit, angewendet zu werden], so wie die Erfahrung bestätigt wird. Fragender: Wann kann man also sagen, dass es das Verhalten als das Selbst geworden ist?

Dadashri: Wenn das Wissen (Gnan) und die Sicht (Darshan) in Wirkung kommen, dann gilt es eigentlich als Verhalten (Charitra). Was immer der Anteil an Erfahrung ist, in diesem Ausmaß entsteht der Zustand der vollkommenen Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata), und nur so viel kann als Verhalten (Charitra) gelten. Verhalten (Charitra) kann nicht ohne Buße (Tapa) entstehen. So viel Buße getan wird, so viel Verhalten (Charitra) entsteht. Die Buße zu wissen und zu sehen ist tatsächlich das Verhalten (Charitra). Fragender: Nachdem es also nun in seine Sicht (Darshan) gelangt ist, kommt es in seinem Verstehen an und wird im Wissen (Gnan) entschieden: "Ich bin Reine Seele". Also …

Dadashri: Das gilt als: "Die Erfahrung (Anubhav) ist aufgetaucht." So viel Erfahrung wie Du sammelst, so viel anteiliges Wissen entsteht. Auf diese Weise entsteht letztendlich vollkommenes Wissen. Und Dir wurde bereits die vollkommene Sicht (Darshan) gegeben, Dir wurde die Absolute Sicht (Keval Darshan) gegeben. Doch je nachdem, wieviel Wissen (Gnan) aufkommt, so viel Verhalten als das Selbst (Charitra) herrscht vor. Und wiederum steigt auch das Verhalten als das Selbst an, wenn das Wissen (Gnan) anfängt zu entstehen. Fragender: Das heißt, wir können also sagen, dass im Moment der Erfahrung das anteilige Wissen zur Wirkung gekommen ist?

Dadashri: Was immer in die Erfahrung gelangt ist, nur so viel gilt als ins Wissen (Gnan) gelangt. Was nicht in Erfahrung gelangt ist, kann man nicht Wissen (Gnan) nennen. Fragender: Was also in Erfahrung gelangt, dieser Anteil kommt zwangsläufig ins Verhalten (Charitra), oder?

Dadashri: Dann wird es ins Verhalten (Charitra) kommen. Die Sicht (Darshan) beginnt von dem Moment ab, an dem 'wir' dir Gnan geben. Während nun die Erfahrung des Selbst aufkommt, ist das Gnan. Wenn du dann jeden Tag im Satsang sitzt, dann entsteht der Zustand des Gnani; all die Erscheinungsformen/Phasen werden vollständig. Und wenn die beiden – die Erfahrung des Selbst (Anubhav) und die Sicht als das Selbst (Darshan) – sich multiplizieren, dann herrscht das Verhalten als das Selbst (Charitra) vor. Nachdem man die Sicht als das Selbst erlangt hat, während das Wissen des Selbst in die Wirkung gelangt, entsteht das Verhalten als das Selbst. Das heißt, dass die

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'Frucht' [das Ergebnis] von Wissen (Gnan) und Sicht (Darshan) in die Wirkung kommt. Gleichermaßen wird innerlich das Verhalten als das Selbst beginnen aufzukommen. So viel Buße Du tust, so viel Verhalten als das Selbst entsteht! Wann immer das Verhalten als das Selbst vorherrscht, zu dem Zeitpunkt hat die Buße geendet. Wenn dir Buße begegnet und du nicht in der Lage bist, die Buße zu tun, dann kann das sogar das Verhalten als das Selbst wegdrücken, es kann es sogar 'rauswerfen'. Dass Buße geschehen kann, dieser Teil ist im Verhalten (Charitra) mit beinhaltet. In welcher Angelegenheit Buße auch gemacht wurde, dies gilt als Verhalten (Charitra). Das Verhalten kann nur entstehen, wenn Buße letztlich endet. Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic Weg) wird die Überzeugung (Pratiti) auf Grundlage des Wissens aus den [heiligen] Schriften erlangt, durch die Erfahrung des Wissens der [heiligen] Schriften. Für uns auf dem stufenlosen (Akram) Weg basiert die Erfahrung des Selbst (Anubhav) auf der Überzeugung, und das [wahre] Wissen (Gnan) manifestiert sich proportional [zu dieser Erfahrung]. Wenn die Überzeugung, die etabliert wurde, in Erfahrung (Anubhav) gelangt, dann gilt das als: "Man hat Gnan (das wahre Wissen) erlangt."

Whose Darshan Can it be Considered? (p 188) Als wessen Sicht (Darshan) kann es angesehen werden?

Fragender: Das, was in die Sicht (Darshan) gelangt, ist diese Sicht (Darshan) eine Eigenschaft des direkten Lichts des Selbst (Pragnya) oder des Intellekts? Als wessen Sicht (Darshan) wird es angesehen?

Dadashri: Dies ist eigentlich etwas, das uns der Pragnya gewahr werden lässt. Sicht (Darshan) bedeutet die Überzeugung, dass du die Seele bist. Zuerst wird die Überzeugung über die Seele etabliert, und wenn einmal die Überzeugung etabliert ist, dann kann das direkte Licht des Selbst (Pragnya) erlangt werden. Fragender: Für wen wird die Überzeugung etabliert, geschieht das für Pragnya?

Dadashri: Die Überzeugung stellt sich für das Ego ein: "In Wirklichkeit bin ich nicht dies, ich bin das." Die Überzeugung, die das Ego hatte – "Ich bin Chandubhai" –, diese Überzeugung wurde nun aufgehoben und etabliert sich in diesem "Ich bin Reine Seele". Dies gilt als Sicht (Darshan). Fragender: Etabliert sich die Überzeugung aufgrund von Pragnya? Lässt Pragnya das geschehen?

Dadashri: Nein. Pragnya (das direkte Licht des Selbst) lässt es nicht geschehen. Dieses Gnan, das ich euch gebe, und die Gnade von Dada Bhagwan lässt es geschehen. Mit dem Gnan, das ich gebe, und durch die Gnade von Dada Bhagwan spürst Du: "In Wirklichkeit ist es tatsächlich so. Bislang war alles falsch; all die Überzeugungen bis heute waren alle falsch." Die Überzeugung, die zuvor falsch war, wurde nun richtig, das ist alles. Es gibt überhaupt keine Einmischung, die dazwischenkommt, durch den Intellekt.

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All Three are Included in Sat! (p 188)

Alle drei sind in 'Sat' (das Ewige) mit eingeschlossen Fragender: Kann die Wahrheit (Satya) durch eine Überzeugung gefunden werden?

Dadashri: Diese Welt ist ebenso eine falsche Überzeugung. Diese Welt ist aus einer falschen Überzeugung entstanden, und mit der richtigen Überzeugung wird das [Befreiung] erlangt. Es gibt hier nichts außer der Überzeugung. Nichts außer der Überzeugung wurde ruiniert. Nur der Überzeugungs-Anteil ist verdorben. Das Wissen wurde nicht verdorben. Wäre das Wissen verdorben, dann wäre das das Ende von allem gewesen. Nur die Überzeugung wurde ruiniert. Bezüglich der Überzeugung gilt also: wenn man die falsche Überzeugung los wird und die richtige etabliert ist, dann ist alles erledigt. Fragender: Wieviel Unterschied gibt es zwischen der richtigen Überzeugung und der Wahrheit (Satya)?

Dadashri: Richtige Überzeugung und Wahrheit? Nein, dies ist Sat (das Selbst, die Absolute Wahrheit, das Ewige). Richtige Überzeugung, richtiges Wissen (Gnan) und richtiges Verhalten (Charitra): alle drei sind in der absoluten Wahrheit, dem Ewigen (Sat) enthalten. Sat kann nicht in diesen enthalten sein. Sat kann nicht in einem dieser drei eingeschlossen sein. Fragender: Bitte erkläre das noch einmal.

Dadashri: Richtige Überzeugung, richtiges Wissen und richtiges Verhalten: all diese drei sind in dem Wort 'Sat' mit beinhaltet. Aber das Ewige (Sat) kann in keinem dieser drei eingeschlossen sein, z.B. kann es nicht in der richtigen Überzeugung mit eingeschlossen sein. Sat ist so riesig, dass all die drei da reinpassen, aber das Ewige (Sat) selbst kann nicht in eines der drei reinpassen. Fragender: Nachdem wir dieses Gnan erlangt haben, bleibt nichts dieser drei für uns [übrig], oder?

Dadashri: Eigentlich ist dieses unser Gnan tatsächlich so, dass es all diese drei berührt: Sicht (Darshan), Wissen (Gnan) und Verhalten (Charitra). Das heißt, dass alle drei teilweise erwacht wurden. Aber danach, wenn wie man die Fünf Agnas anwendet, werden die drei allmählich vollständig (Sarvansh). Wenn jemand dich [Chandubhai] fragen würde: "Bist du wirklich Gott oder bist du ein Anhänger von Gott?", was würde dieser Chandubhai dann erwidern, welche Antwort würde er geben?

Fragender: Vom relativen Standpunkt aus würde er sagen müssen: "Ein Anhänger."

Dadashri: Nein, aber was, wenn sie dich fragen: "Bist du Gott?" Was dann? Fragender: Ich kann sagen: "Ich bin Gott."

Dadashri: Aber wie? Fragender: Denn "ich bin Reine Seele."

Dadashri: Nein, aber bist du ganz und gar Gott?

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Fragender: Menschliches Wesen – Gott (nar–Narayan), Chandubhai ist menschlich (Nar) und ich bin Gott, das Selbst (Narayan). Dadashri: Nein, so ist es nicht. Du solltest sagen: "In der Überzeugung, in Bezug auf den Glauben (Shraddha) [gilt]: "Ich bin Gott." Solch ein Glaube wurde in mir etabliert. Aber ich bin nicht Gott geworden. Bislang wurde der Glaube etabliert. Wenn ich Gott werde, dann sage ich es. Dann komm zu mir. Ich werde dir geben, worum auch immer du mich bittest." Aber wenn dich dann jemand fragt: "Du bist dann also kein Anhänger?", was wirst du dann sagen? Fragender: Gott und der Anhänger sind getrennt.

Dadashri: Du kannst sagen: "Ich bin ein Anhänger, aber von dem relativen Standpunkt aus. Vom wahren Standpunkt aus, d.h. in Wirklichkeit [gilt]: 'Ich bin Gott.' Solch eine Überzeugung wurde in mir etabliert." Wenn der Glaube "Ich bin Gott" etabliert wurde, dann wird man danach frei. Das ist eigentlich die Bedeutung von Sicht (Darshan). Dass der Glaube "Ich bin Gott" etabliert wurde, gilt als Sicht (Darshan), und Wissen (Gnan) bedeutet: "Ich bin Gott" ist in deiner Erfahrung. Ersteres ist in deiner Überzeugung, letzteres in deiner Erfahrung. Du wirst sicherlich sagen, wer du bist, oder? "Von der Überzeugung her bin ich Gott." Dies ist Glaube/Überzeugung. Aber es ist so vom wahren Standpunkt aus (Nischay). All dies gilt als das Wahre (Nischay), und vom relativen Standpunkt aus (Vyavahar) bist du, wer du bist. Zu sagen: "Ich bin Chandubhai. Ich bin sein Anhänger. Ich bin ein Rechtsanwalt", all dies kann vom relativen Standpunkt aus gesagt werden.

Derjenige, der weiß: "Wer bin ich in Wirklichkeit", ist Gott (Khuda), aber man ist nur vom Glauben her Gott. Du bist noch nicht Gott (Khuda) geworden. Du bist noch nicht Gott mit Bezug auf das Wissen. Wenn Du in Bezug auf das Wissen Gott wärst, nur dann käme jemand, um dich (um alles) zu bitten. Du musst ihm sagen: "Lieber Bruder, in Bezug auf das Wissen bin ich noch nicht Gott geworden. Dada ist Gott in Bezug auf das Wissen, geh zu ihm. Ich bin Gott von [meiner] Überzeugung her. Derjenige, der weiß: "Wer bin ich", der ist Gott (Khuda). Wo hast du diese andere Art Gott her? Sieh nur! Streiten sie sich nicht bezüglich Lord Shiva und Khuda da draußen?"

To Know-See One’s Own Prakruti is Itself Conduct as the Self! (p 189)

Das eigene Prakruti zu wissen und zu sehen ist an sich das Verhalten als das Selbst Jemand mag nun fragen; "Warum ist Chandubhais Verhalten so, nachdem er dieses Gnan erlangt hat?" Hier würde ich ihnen sagen: "Lieber Freund, schau nicht auf sein Verhalten, denn seine Überzeugung unterscheidet sich von seinem Verhalten. Seine Überzeugung ist ganz anders."

Hast du nicht erlebt, dass dein Verhalten anders ist als das, was in deiner Überzeugung ist? Das liegt daran, dass dein Verhalten auf der Überzeugung des letzten Lebens basiert und heute hast du eine neue Überzeugung erlangt. Das Verhalten, das also auf Grundlage dieser neuen Überzeugung entsteht, wird von einer vollkommen anderen Art sein. Zuerst etabliert es sich in der Überzeugung, danach manifestiert es sich im Verhalten.

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Fragender: Wie kann man es eine Überzeugung nennen nachdem man die richtige Sicht (Samyak Darshan) erlangt hat?

Dadashri: Nein, nein. Wir helfen dir, es durch die 'Überzeugung' zu erkennen. Es heißt Samyak Darshan (richtige Sicht), doch denjenigen, die auf Englisch studiert haben, helfen wir, es durch [das englische Wort] 'belief' (Überzeugung) zu erkennen. Ansonsten nutzt einem 'Überzeugung' für die relative Interaktion. Es ist nicht die Hauptsache. Die richtige Sicht (Samyak Darshan) ist die Hauptsache. Wir benutzen jedoch das Wort 'Überzeugung' (engl.: belief) als einen Hinweis, um eine Richtung zu geben. Wir müssen etwas sagen, damit es erkannt werden kann, oder nicht? Fragender: Es sollte gesagt werden, ein Hinweis.

Dadashri: Ein Hinweis. Fragender: Die richtige Überzeugung ist an sich die richtige Sicht (Samyak Darshan), oder nicht?

Dadashri: Ja. Dass die Überzeugung "Ich bin Reine Seele" etabliert worden ist, ist an sich die richtige Sicht (Samyak Darshan), und was gibt es außer der Seele? Die Antwort ist: der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Wenn solch eine Überzeugung etabliert ist, ist all das die richtige Sicht (Samyak Darshan). Fragender: Wird dieses Wort 'Überzeugung' (engl.: belief) verwendet, um die gewöhnlichen Überzeugungen (Manyata) zu beschreiben?

Dadashri: Diese Sicht (Darshan) ist eine viel höhere Sache als diese [gewöhnlichen] Überzeugungen. Warnt sie [die Sicht] dich jetzt im Moment von innen heraus oder nicht? Fragender: Sie warnt.

Dadashri: Ja, das Selbst (Potey; Pragnya) kann nur warnen, nachdem es erfahren worden ist. Dies gilt nun als Wissen (Gnan). Und wann kann es Verhalten als das Selbst (Charitra)genannt werden? Wenn es keine äußerliche Einmischung gibt, dann herrscht das Verhalten als das Selbst (Charitra) vor. Keine Scherereien, zur Arbeit gehen oder andere Dinge tun zu müssen, du musst nicht [eine bestimmte] Kleidung tragen; es gibt keine weiteren Scherereien. Verhalten als das Selbst (Charitra) bedeutet Wissender und Sehender (Gnata-Drashta), das ist alles. Aber der Wissende-Sehende wovon? 'Du' (das Selbst) bist der Wissende und Sehende davon, was Chandubhai [Akte 1] macht. Als der Wissende-Sehende seines eigenen Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti) zu verbleiben, das nennt man Verhalten als das Selbst (Charitra).

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The Understanding Regarding Experience-Awareness-Conviction! (p 190) Das Verständnis bezüglich Erfahrung – Gewahrsein – Überzeugung

Ja, Verhalten (Charitra) bedeutet, dass die Anwendung (Upayog) des Wissens und der Sicht des Selbst vorherrscht. Derjenige, für den das angewandte Gewahrsein als der Wissende–Sehende vorherrscht, gilt als [jemand mit] Verhalten (Charitra). Das weltliche Verhalten ist eine Angelegenheit, und dieses Verhalten als das Selbst (Charitra) ist eine andere. Du bleibst weitgehend im Zustand des Wissenden und Sehenden, oder nicht?

Fragender: Ja

Dadashri: In dem Moment hast du das Verhalten (Charitra). Wenn dieses Wissen (Gnan) nun vorherrscht, dann gilt es als 'verdaut' worden. Es bleibt also [ständig] in der Anwendung. Es gilt als 'verdaut', wenn es sich im Verhalten manifestiert. Es kommt nicht zuerst in das Verhalten, es kommt erst in das Wissen (Gnan). Es ist bisher noch nicht in das Verhalten gekommen. Das Wissen (Gnan) beträgt also 360 Grad und was ich Dir gebe ist auch Wissen (Gnan) von 360 Grad. Fragender: Aber ist es nicht vollständig ins Verhalten gelangt?

Dadashri: Selbst für mich ist es noch nicht vollkommen ins Verhalten gelangt. Fragender: Ist es vollkommen in die Erfahrung gelangt?

Dadashri: Alles davon ist in die Erfahrung gelangt. Und für Dich liegt der Nutzen, den Du erlangst, darin, dass die Überzeugung zuerst in ihrer Vollständigkeit etabliert wird. Danach beginnt ein wenig Erfahrung aufzukommen. Genau in dem Moment wird die Überzeugung etabliert. Als du [die Gnan-Sätze] im Gnan Vidhi gesprochen hast, fing die Überzeugung an, sich einzustellen, und das negative Karma fing an, zerstört zu werden. Zuerst wird das negative Karma zerstört, danach stellt sich die Überzeugung ein. Es gibt so viele Funktionen, die innerlich ablaufen. In diesen zwei Stunden des Gnan Vidhi gibt es so viele Funktionen, die innerlich ablaufen, endlose Funktionen laufen weiterhin ab.

Fragender: Aber ich verstehe diese eine Sache nicht: "Die Überzeugung ist etabliert."

Dadashri: Nein, du wirst das nicht verstehen. Es ist nicht leicht, das zu verstehen, oder? Es wird im Gewahrsein ankommen: "Hmm, etwas sich festgesetzt." Angenommen, du hast einen Diamanten, aber wenn du nicht von seinem Wert überzeugt bist, wirst du wegen ihm überall prüfen [nachfragen]. Und nachdem du überall geprüft hast, verkaufst du den Diamanten letztlich zum günstigsten Preis. Selbst wenn dir die Leute sagen, er wäre Milliarden wert, hast du dennoch das Gefühl: "Warum nehme ich nicht einfach diese hundert, zweihundert oder fünfhundert, die sie mir anbieten!" Dies ist so, weil die Überzeugung nicht etabliert wurde, und für denjenigen, dessen Überzeugung etabliert ist, der wird ihn nicht verkaufen, selbst wenn er leidet, selbst wenn er kein Essen hat. Fragender: Ja, er wird den Diamanten nicht verkaufen, wenn er einmal seinen Wert erkannt hat.

Dadashri: Das bedeutet: "Die Überzeugung ist etabliert."

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Fragender: Nachdem man den Wert erkannt hat, wird die Überzeugung etabliert. Aber wie ist es in unserem Fall anwendbar?

Dadashri: Und diese andere Überzugung wurde weggenommen. Fragender: Welche Überzeugung?

Dadashri: "Ich bin Chandubhai, ich bin so und ich bin so." Dies waren alles falsche Überzeugungen. Sie wurden weggenommen. "Ich bin sein Vater, ich bin der Onkel von demjenigen, usw.", all diese Überzeugungen wurden weggenommen und diese Überzeugung ["Ich bin reine Seele"] wird etabliert. Das nennt man 'die andauernde Überzeugung der Sicht: "Ich bin Reine Seele."' (Kshayik Darshan). Kshayik Darshan bedeutet, dass alles was verstanden werden muss, abgedeckt [eingeschlossen] worden ist. Warum musst du dennoch verstehen? Alles, was es zu verstehen gibt, wurde darin mit eingeschlossen, aber du hast es nicht vollkommen verstanden. Deshalb solltest du weiterhin Dada Fragen stellen, wieder und wieder. Fragender: Wenn wir weiterhin fragen, wird sich dann das Verständnis einstellen?

Dadashri: Zunächst wird also die ganze Verstehens-Kette vollständig werden, und danach wird eine Ebene an Erfahrung vorherrschen. Fragender: Man akzeptiert, dass es eine Veränderung im Geisteszustand gibt, wie es vorher war und wie es jetzt ist. Ich bin jetzt in der Lage, den Aspekt über die Veränderung zu akzeptieren

Dadashri: Wann verändert sich je irgendetwas? Nur, wenn die alte Überzeugung gelüftet ist und sich eine neue etabliert, dann kann Veränderung geschehen. Ansonsten wird eine Veränderung nicht stattfinden. [Man ist sich dessen nicht gewahr:] Dieser Weg ist falsch, und so begeht er ihn täglich. Fragender: Wenn es jemanden gibt, der im Haushalt hilft, und er macht die Arbeit nicht richtig, dann wurde früher der Hausbesitzer oft wütend oder aufgebracht. Doch nun, nach Gnan, wird er nicht aufgebracht, er wird nicht sehr wütend.

Dadashri: Das heißt, dass eine große Veränderung geschehen ist. Wir kümmern uns um das Ergebnis [die Veränderung], nicht wahr? Wir kümmern uns nicht um die Worte. Bekommen wir ein Ergebnis oder nicht? Wenn die Veränderung nicht geschieht, dann muss ich Acht geben. Fragender: Oftmals verstehen die Menschen nicht wirklich die Gespräche über das Relative (vyavahaar) und das Wahre (Nischay). Sie 'nehmen' die Gespräche über das Relative in das Wahre, und die über das Wahre in das Relative.

Dadashri: Ja, das ist richtig. Man ist seit unendlicher Zeit nicht damit vertraut gewesen, oder? Obwohl wir einem also mit dieser Methode helfen, auf den Weg zu kommen, wird man wieder auf einen anderen Weg gelangen. Das Resultat dieses Gnan Wegs wird gut sein. Alles was ich prüfe ist, ob eine Veränderung stattfindet oder nicht. Fragender: Ja, eine Veränderung ist auf alle Fälle geschehen.

Dadashri: Diese Wissenschaft (Vignan) ist so, dass sie eine Veränderung bringt. Du musst nichts 'machen'. Wenn du dich nicht einmischst, dann wird sie dich zur Befreiung führen.

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Fragender: Richtige Sicht, richtiges Wissen und richtiges Verhalten gelten als die drei Juwelen. Sind diese notwendig, damit Menschen Befreiung erlangen?

Dadashri: Die Überzeugung: "Ich bin Reine Seele" und "Dieser [Chandubhai] ist eine Akte" wurde also etabliert. Das nennt man die richtige Sicht (Samyak Darshan). Wenn du dann weißt: "Dies ist tatsächlich eine Akte", und du weißt alles, das in dieser Akte ist, das nennt man Gnan. Und der Wissende–Sehende zu bleiben gilt als Verhalten (Charitra). Fragender: Dies ist eine neue Definition. Ich mag sie sehr. Du hast es sehr schön erklärt.

What is Lacking For Mahatmas? (p 192)

Was fehlt den Mahatmas?

Fragender: Die Sicht, die du hast, gehört zum Beispiel zum Selbst, was heißt, dass die Eigenschaften (Guna) des Selbst in deine Sicht gelangt sind. Kann das denn nicht auch bei anderen passieren?

Dadashri: Nein. Richtige Sicht (Samyak Darshan) an sich ist eine Eigenschaft des Selbst. Ihr alle habt die richtige Sicht (Samyak Darshan) bekommen! Fragender: Das ist wahr, aber wir können diese Eigenschaft des Selbst, das wir erlangt haben, nicht anderweitig nutzen (Upayoga), nicht wahr!

Dadashri: Warum, das macht ihr doch, oder? Fragender: Nein, nicht so, wie du sie nutzt …

Dadashri: Bei euch ist es ein bisschen schwächer.

Fragender: Wir verstehen das eigentlich alles, aber das Ausmaß, in dem es bei dir die Erfahrung berührt, was in deine Erfahrung gelangt …

Dadashri: Ihr habt diese Sicht (Darshan) in ihrer Vollständigkeit erlangt. Nur am Wissen (Gnan) mangelt es noch. Eben weil ihr die vollständige Sicht (Darshan) erlangt habt, hat sich eure Überzeugung (Drashti) komplett gedreht. Sicht (Darshan) bedeutet Überzeugung, Sichtweise (Drashti). Die Überzeugung die auf das weltliche Leben gerichtet war, diese Überzeugung hat sich jetzt komplett gedreht und ist auf das Selbst gerichtet worden. Das heißt, dass sie sich komplett verändert hat. Jetzt sollten Erfahrungen auftauchen, die sich auf das Selbst beziehen. Sie geschehen noch nicht so, wie sie sollten. Die Sicht ist also nicht nur vollständig, sie ist das permanente Überzeugt-Sein von der Sichtweise "Ich bin das Selbst" (Kshayak Darshan). Das heißt, dass die Sicht (Darshan) im Zustand der Vollständigkeit ist. Ein Unterschied besteht nur im Wissen (Gnan). Und durch diesen Unterschied im Wissen (Gnan) gibt es einen Unterschied im Verhalten (Charitra). Was bedeutet "Unterschied im Wissen"? Nehmen wir an, jemand ist beleidigt worden, und dann fühlt er sich niedergeschlagen, also sagen wir ihm: "He, Du bist das Selbst, warum wirst Du so niedergeschlagen?" Er ist vielleicht Experte darin, Ratschläge zu erteilen, aber wenn er selbst beleidigt wird, dann wird er genauso [wie

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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andere, die nicht Selbst-realisiert sind]. Der Grund dafür ist, dass das Wissen (Gnan) noch nicht in Deine Erfahrung gelangt ist. Wenn sie [die Kashays] auftauchen, und wenn es dann in deine Erfahrung gelangt, wenn du das Gnan (Wissen) anwendest, und wenn du es danach, wenn es [die gleiche Situation] wieder passiert, mal überprüfst, dann wird sich das Wissen (Gnan) in deiner Erfahrung manifestiert haben. Es sollte also in Deine Erfahrung gelangen, das nennt man Gnan (Wissen). Denn egal, welche Überzeugung etabliert worden ist, wenn Du das zu wissen beginnst, das heißt, wenn es in Deine Erfahrung gelangt, dann betrachtet man das als Gnan (Wissen). Wenn die Dinge, von denen man fest überzeugt ist, in die Erfahrung gelangen, dann kann man das Gnan (Wissen) nennen.

In This Way, Knowledge Manifests Through Experience! (p 193)

So manifestiert sich das Wissen durch Erfahrung

Diese ganze Welt ist in 'unsere' Sicht (Darshan, Verstehen) gelangt, aber wenn sie in die Erfahrung gelangt, dann betrachtet man das Wissen (Gnan) als absolutes Wissen (Keval Gnan). Andernfalls, wenn es nicht in die Erfahrung gelangt ist, wie kann man das absolutes Wissen (Keval Gnan) nennen? Es bleibt bei absoluter Sicht (Keval Darshan). Fragender: Wenn es also in die Erfahrung gelangt, nimmt das erwachte Gewahrsein (Jagruti) dann die Form des Wissens (Gnan) an?

Dadashri: Nein, so ist das nicht. Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) bleibt genau das gleiche. In dem Moment, wo die Erfahrung vollständig wird, ist es wahrlich absolutes Wissen (Keval Gnan). Das erwachte Gewahrsein steigt plötzlich an. Es wird absolut. Die Hauptsache, die es hier zu sehen gilt, ist doch die Sicht (Darshan). Du sollst nicht das Wissen (Gnan) oder die Objekte, die es zu wissen gilt (Gneya), sehen. Fragender: Die Hauptsache ist also die Sicht (Darshan). Dadashri: Ja, die Hauptsache ist die Sicht (Darshan). Fragender: Und auf dieser Grundlage wird es irgendwann in die vollständige Sicht (Darshan) gelangen.

Dadashri: Ja. Solange danach nicht die Bestätigung durch die Erfahrung geschieht, solange ist das Wissen (Gnan) nicht bestätigt. Solange das, was gesehen worden ist, das was sich in der Überzeugung etabliert hat, nicht in die Erfahrung gelangt, solange bleibt es dann in der Sicht (Darshan), und wenn es in die Erfahrung gelangt, wird es zu Wissen (Gnan). Also, bei Akram ist es: Sicht, Wissen, Verhalten (Darshan, Gnan, Charitra). Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) ist die Reihenfolge: Wissen, Sicht , Verhalten (Gnan, Darshan, Charitra). Ihr Wissen basiert auf den Schriften. Welches Wissen auch immer sie durch die Schriften gewonnen haben oder von welchem Wissen auch immer sie gehört haben, es resultiert alles in Wissen, das durch die Sinnesorgane und den Intellekt aufgenommen wird: Matignan. Ihr Wissen ist also Matignan. Wenn dieses Matignan (Wissen, das durch die Sinnesorgane und den Intellekt aufgenommen wird ) in die Erfahrung gelangt, dann wird die Sicht (Darshan), die Überzeugung etabliert.

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Fragender: Weil sie also diese Erfahrung gemacht haben, setzt die Überzeugung ein.

Dadashri: Ja. Hier [bei Akram] wird zuerst die Überzeugung gegeben. Sonst [auf dem Kramic-Weg] setzt die Überzeugung erst ein, nachdem das Wissen in die Erfahrung gelangt ist. Fragender: Deswegen kann diese Sicht (Darshan) auf die Umstände angewandt werden, die einem begegnen. Die Erfahrung, die man daraus zieht, führt dann wirklich zu Wissen (Gnan), oder?

Dadashri: Ja, je nachdem, wie viele Erfahrungen du machst, soviel [Wissen wird daraus resultieren]. Danach wird es ein Objekt, das es zu wissen gilt. Erfahrung ist das, was sich nie verändert.

Fragender: Wird diese Sicht (Darshan) endgültig?

Dadashri: Wenn die Erfahrung in Übereinstimmung mit der Sicht (Darshan) geschieht, dann wird sich diese Erfahrung auch unter anderen Umständen nicht ändern. Fragender: Ok, es ist in die Sicht (Darshan) gekommen, aber auf welcher Grundlage kommt es in die Erfahrung?

Dadashri: Also, wenn du die Situationen durchläufst, die dir begegnen, gewinnst du Erfahrungen. Nehmen wir mal an, dir wird etwas aus der Tasche gestohlen. In Deiner Sicht (Darshan), in Deiner Überzeugung ist: "Es wurde etwas aus der Tasche gestohlen, das hat also mit mir [dem Selbst] nichts zu tun. Der Andere ist überhaupt nicht schuldig, ich [Chandubhai] bin der Schuldige." Aber ohne die Erfahrung ist es schwer, es [das Wissen] in dem Moment aufrechtzuerhalten. Dann wird dir das passieren … Fragender: Mir wird vielleicht einmal etwas geklaut. Heißt das, dass aus dieser Tasche einmal etwas gestohlen werden sollte?

Dadashri: Nein. Nachdem etwas daraus geklaut wurde, sollte Dich das nicht tangieren, und das Wissen (Gnan) bleibt präsent. Die Erfahrung, die vorher gemacht wurde, wird jetzt funktionieren. Andernfalls, wenn die Erfahrung nicht gemacht wurde, dann wird selbst dann, wenn das zweite Mal etwas aus der Tasche geklaut wird, innerlich Leiden auftauchen. Und später wird es sich beruhigen. Aber das kann man nicht als 'aus Erfahrung' [gewonnenes Wissen] betrachten. Erfahrung bedeutet, dass es in dem Moment, wo etwas daraus geklaut wird, so ist, als ob nichts geschehen wäre. So eine Erfahrung würde später nie wieder weggehen. Genau das ist der Grund, warum solche Vorfälle gut für Dich sind! Alle Ereignisse, die kommen, kommen zu Dir, um dir eine Erfahrung zu bescheren, sie kommen nicht ohne Grund. Wenn jemand dich schlägt, schlägt er dich ohne Grund? Schlägt er dich umsonst? Es hinterlässt eine Erfahrung bei dir. Wenn jemand dich schlägt und etwas anderes macht, dann beschert dir das eine Erfahrung. Sei gewahr, wenn dir das passiert. Aber sag nicht draußen zu irgendjemandem: "Ich möchte gerne so eine Erfahrung machen." Diese Welt ist so voller Heuchler, dass sich sonst schnell jemand die Verantwortung dafür aufladen würde, oder? Vielleicht sagt jemand: "Das wird schon passieren, ich kümmere mich darum!"

Je nachdem, wie viele Erfahrungen bestätigt werden, beginnt ein entsprechendes Level an Verhalten. Ohne die Bestätigung der Erfahrung kann das Verhalten nicht entstehen,

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es kann sich nicht manifestieren. Und dann muss man der Überzeugung gemäß Buße (Tapa) tun. Wenn ein Taschendiebstahl geschieht, ist Buße nötig, um die Stille, die der Überzeugung entspricht, aufrechtzuerhalten. Wissen (Gnan), Sicht (Darshan), Verhalten (Charitra) und Buße (Tapa) also. Wenn die Buße aufrechterhalten wird, dann beginnt sich die Erfahrung zu manifestieren.

In the Kramic Path: gnan-Darshan-Gnan-Charitra! (p 194) Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg): [relatives] Wissen, Sicht

(Darshan), [wahres] Wissen (Gnan), Verhalten (Charitra) Fragender: Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) sagen sie zuerst 'Wissen', dann sagen sie 'Sicht' (Darshan). Wieso das?

Dadashri: Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) kommt das [relative] Wissen zuerst, dann die Sicht (Darshan) und danach das Verhalten (Charitra). Und bei unserem Akram Vignan kommt zuerst die Sicht (Darshan), dann das Wissen (Gnan) und danach das Verhalten (Charitra). Hier erlangt man zuerst die Sicht (Darshan). Während man dann Erfahrungen macht, wird die Erfahrung [des Selbst] in dem Maße klar und deutlich, wie man Grade an Erfahrungen ansammelt. Die klare und deutliche Erfahrung des Selbst (Spashta Vedan) beginnt einzutreten. Wenn diese Erfahrung eintritt, wird die spirituelle Wissenschaft (Vignan) ebenfalls klar und deutlich. Danach tritt der Zustand: "Inmitten aller Situationen und Erscheinungsformen, die aus dem Wissen unzähliger zu wissender Objekte entstehen, bin ich vollständig und absolut rein", ein. Beim Wissen aller Objekte, die es zu Wissen gilt, entstehen unzählige Zustände, trotzdem fällt auf das Selbst nicht der kleinste Fleck, obwohl es alles sieht und weiß. Fragender: Erwirbt man denn dann auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) oberflächliches Wissen?

Dadashri: Ja. [Es ist] Tatsächlich oberflächlich. Als erstes wird die relative, die weltliche Interaktion (Vyavahaar) oberflächlich. Und dann verbindet es sich ganz natürlich und von alleine [mit dem Wahren]. Auch dann braucht man noch einen Gnani Purush. Vom relativen Standpunkt (Vyavahaar) aus, ist es [die Reihenfolge]: Wissen, Sicht, Verhalten. Vom wahren Standpunkt (Nischay) aus, ist es Sicht, Wissen, Verhalten (Darshan, Gnan, Charitra). Fragender: Ja, vom wahren Standpunkt aus ist es Sicht, Wissen (Darshan, Gnan). Aber Dada, für diejenigen auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) muss es doch auch irgendwann in den wahren Standpunkt gelangen, richtig?

Dadashri: Ja, indem man Wissen aus den Schriften (Shastranan) gewinnt, kommt man allmählich zum Wissen in Form von Worten (Shabdagnan), und der Glaube an das Wort 'Selbst' (Atma) wird etabliert. Man fühlt: "Ja, das Selbst ist genau so, wie all diese Leute sagen. Es ist genau so, wie diese Worte es beschreiben, es ist nichts anderes." Diese Überzeugung wird etabliert, aber sehr, sehr langsam. Sie beginnt nach und nach zu arbeiten. Fragender: Ja, erst dann erlangt man Wissen, und die Sicht (Darshan) ist dann letztendlich automatisch.

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Dadashri: Nicht automatisch, es dauert wirklich lange, bis die Sicht (Darshan) eintritt. Fragender: Es ist also zuerst die Sicht (Darshan) da und dann das Wissen. Dadashri: Nein, die Sicht (Darshan) entsteht aus diesem Wissen.). Man fühlt: "Das ist etwas." Man bleibt da stecken. Fragender: Ja, na gut, aber man hat es erlangt. Wenn man erst einmal weiß: "Ich weiß das", dann hat man vielleicht noch nicht gesehen (Joyu), aber man hat gewusst. Wird das Sehen dann nicht automatisch dazukommen? Zu dem, was auch immer man gewusst hat?

Dadashri: Was man gewusst hat, ist etwas Oberflächliches. Es ist überflüssig. Das hingegen, was wir gewusst haben, gilt als Erfahrung. Fragender: Das stimmt, aber wenn es für sie nicht überflüssig ist, sondern exakt, was ist das dann für ein Zustand? Natürlich müssen auch sie irgendwann bei der Exaktheit ankommen. Wie ist das denn dann?

Dadashri: Natürlich tun sie das! Fragender: Wie kann denn in dem Moment zuerst Wissen (Gnan) und dann Sicht (Darshan) da sein?

Dadashri: Auch da gilt: Wenn sie sagen: Wissen, Sicht, Verhalten, dann geschieht das vom relativen Standpunkt aus. Später wird das gleiche Relative dann zu [wahrer] Sicht, [wahrem] Wissen, [wahrem] Verhalten (Darshan, Gnan, Charitra). Sonst müssten vier Worte gesprochen werden. Wenn es durch den relativen Standpunkt geschieht [auf dem Schritt-für-Schritt-Weg], dann wären es: [relatives] Wissen, Sicht, [wahres] Wissen und Verhalten (gnan, Darshan, Gnan, Charitra). Fragender: [Relatives] Wissen, Sicht, [wahres] Wissen und Verhalten (gnan, Darshan, Gnan, Charitra). Dadashri: Ja, wenn dieses Wissen [aus den Schriften] die Grundlage bildet, dann sind es vier Worte. Fragender: Ja, das stimmt. Das erste 'Wissen' bezieht sich auf das Wissen, das aus den Schriften gewonnen worden ist, dann kommt die Sicht (Darshan), die aus diesem Wissen entstanden ist, dann …

Dadashri: Dann kommt das auf Erfahrung beruhende Wissen (Gnan). Dann das Verhalten (Charitra). Fragender: Und dann setzt sich das alles in meinem Verstehen. Jetzt stimmt es. Ich habe es verstanden. Bis jetzt hatte es Dada noch nicht so erklärt. Es ist das erst Mal, dass ich so ein Verstehen erhalten habe.

Dadashri: Aber wer stellt die Fragen – es kommt nur dann heraus, wenn jemand fragt. Es gibt so viele Dinge, wenn du fragst, dann wird der ganze Bestand [an Wissen] herauskommen!

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From the Relative to the Real in the Kramic Path! (p 196)

Vom Relativen zum Wahren auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg)

Fragender: Wenn das Wissen (Gnan) durch die Sicht (Darshan) entsteht, ist das die wahre Herangehensweise, und wenn die Sicht (Darshan) nach dem [relativen] Wissen eintritt, dann ist das die relative Herangehensweise. Bitte erkläre das.

Dadashri: Die Sicht (Darshan), die durch das Wissen eintritt, das man durch das Lesen von Büchern erhält – das alles ist relatives Wissen. Fragender: Sind denn die Tirthankaras nicht alle vom Relativen zum Wahren gegangen?

Dadashri: Ja, vom Relativen. Aber da muss das Ego tatsächlich rein gemacht werden, indem man alles [Weltliche] nach und nach los wird. Was muss man tun, um das Ego rein zu machen? Man muss jedes einzelne subatomare Teilchen (Parmanu) aus Wut, Stolz, Täuschung und Gier vom Ego trennen. Man muss sie loswerden, und das Ego muss rein gemacht werden. Das Ego muss so sein, dass es keine Anhaftung oder Abscheu (Raag-Dwesh) darin gibt. Wenn schließlich ein Ego entsteht, das frei von Anhaftung und Abscheu ist (das Vitaraag ist), dann begegnet man der Reinen Seele. Dann geschieht Selbst-Realisation. Fragender: Du sagst: "Der unsere (Akram) ist der einzige wahre Weg, und alle anderen sind relative Wege." Auf welcher Grundlage sind sie relativ? Warum sind die relativ?

Dadashri: Das Wissen, das man durch Bücher erhält, ist relatives Wissen. Egal wie sehr es die Sicht (Darshan) etabliert, es ist immer noch relatives Wissen. Und alles Wissen über das Selbst, das man durch Worte erlangt hat, ist relatives Wissen. Und wenn das Wissen in die Erfahrung gelangt, wird es das, was jenseits von Worten (Nihshabda) ist. Das ist wahres Wissen. Fragender: Aber Dada, das Wissen, das die Tirthankaras ihren Jüngern (Ganadhars) gegeben haben … sind sie vom Relativen zum Wahren gegangen?

Dadashri: Ja, sie sind alle vom Relativen zum Wahren gegangen. Es geschah alles durch das Relative, durch Entsagen, bis ganz zum Schluss. Fragender: Aber die direkte Präsenz des Tirthankaras war doch gegeben, oder?

Dadashri: Obwohl sie präsent waren, gilt das trotzdem als relatives Wissen. Wo immer man auch nur im geringsten Maße entsagen muss, ist es ein relativer Weg, es ist nicht der wahre Weg. Auf dem wahren Weg muss man nichts entsagen. Auf dem relativen Weg ist das Ego präsent, nichts kann ohne das Ego gemacht werden. Fragender: Du hast jetzt alle Religionen Indiens als relative Religionen bezeichnet.

Dadashri: Sie sind alle relativ! Das heißt, dass man auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) das Wissen entweder aus einem Buch oder durch einen Guru bekommen muss. Auf unserem Weg [bei Akram] dagegen, gebe ich euch einfach das Wissen (Gnan), und deshalb entsteht die wahre Sicht (Darshan) und auf unserem Weg gibt es kein Schriften-Wissen. Diese Art von Wissen haben wir gar nicht berührt. Wieviel kann denn nach so viel 'Hämmern' noch 'gehämmert' werden? Selbst nachdem wir zwei Tonnen zerstoßen haben, bekommen wir nur ein Viertelpfund Ware.

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In Akram, The Knowledge Works on Its Own! (p 197)

Bei Akram funktioniert das Wissen von ganz alleine

Fragender: Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) gewinnt man erst das [relative] Wissen, und dann kommt es in die Sicht (Darshan). Kannst du dafür bitte mal ein Beispiel geben.

Dadashri: Dieses [relative] Wissen ist so: "Wenn du dies machst, bindest du negatives Karma, und wenn du das machst, bindest du positives Karma." So ist dieses Wissen, es ist unbelebtes Wissen (Jada Gnan, Wissen, das keine Ergebnisse produziert. Es ist kein lebendiges Wissen (Chetan Gnan). Welches Wissen nennt man lebendiges Wissen (Chetan Gnan)? Unser Wissen ist lebendiges Wissen (Chetan Gnan), die Art, die auftaucht, nachdem es in das Verstehen gelangt ist. Und mit dem ersteren erlangt man Verstehen durch dieses [relative] Wissen, man wird sich bewusst: "Das hier ist etwas." Es taucht das Gewahrsein auf: "Es ist etwas da." Dieses [relative] Wissen ist dazu da, einen gewahr zu machen. Trotzdem werden die Menschen nicht gewahr, oder? Sieh nur! Die Menschen sind hunderttausende von Jahren umhergewandert! Und indem sie sagen: "Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai," wandern sie da nicht umher!? "Ich bin Chandubhai. Ich bin der Mann dieser Frau. Ich bin sein Onkel mütterlicherseits. Ich bin sein Onkel väterlicherseits!" Fragender: Er ist mit der Ausübung des Chandubhai-Seins noch nicht fertig, und obendrein wird er zum Vater.

Dadashri: Wo du auch hinsiehst, die Praxis ist überall die gleiche, und sie müssen die Last ihrer Einmischungen tragen, nicht wahr! Für die Welt ist es also: relatives Wissen, Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra). Unserer ist der Akram-Weg (der stufenlose Weg), und deswegen ist es: Sicht (Darshan), Wissen (Gnan), Verhalten (Charitra). Deswegen ist unser Wissen (Gnan) 'Kriyakari', es wird die Arbeit von alleine machen, von innen her, Du musst nichts tun. Das Wissen (Gnan) selbst wird von innen her die Arbeit machen. Im anderen (weltlichen) Wissen dagegen wird das Gefühl des Handelnder-Seins bei einem auftauchen: "Ich will das machen, aber ich kann es nicht." Dann sagt man immer wieder: "Ich kann es nicht, ich kann es nicht."

Die Leute [auf dem Schritt-für-Schritt-Weg] bezeichnen das als Wissen, was durch Worte verstanden wird, und wenn jemand eine Einsicht (Sooj) daraus erlangt, dann nennt man das Sicht (Darshan). Und wir bei Akram erlangen wir zuerst Einsicht (Sooj), Sicht (Darshan), dann Wissen (Gnan) und dann Verhalten (Charitra). Deswegen ist Kriyakari-Gnan (Wissen, das von innen her von alleine weiterarbeitet) nirgendwo [sonst] auf dieser Welt präsent. Kriyakari-Gnan gibt es nur auf unserem Weg, damit dieser Chandubhai sich hinlegen kann, während die Funktion des Wissens (Gnankriya) in ihm weiterarbeitet. Das Gnan (Wissen) arbeitet für dich, nicht wahr! "Ich bin dies, ich bin nicht das. Dieser Chandubhai ist getrennt. Dieser Fehler ist geschehen. Chandubhai hat den Fehler gemacht." Die Funktion des Wissens macht die ganze Arbeit weiter. Das Gnan (Wissen) selbst setzt die Arbeit fort.

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Deswegen hat er gesagt: "Dieses Gnan arbeitet tatsächlich immer weiter. Dada, was für ein Wunder das ist! Was hast du da in uns platziert!" Ich sagte: "Nein, das ist wirklich die ihm innewohnende Natur. Dieses Wissen ist so, dass es von innen her von alleine weiterarbeiten wird. Es wird dich nicht in Ruhe lassen, bis es dich zur Befreiung gebracht hat. Das Gnan (Wissen) an sich ist so, dass es dich zur endgültigen Befreiung (Moksha) bringen wird.

Profound, More Profound and Most Profound Knowledge! (p 197)

Tiefgründiges, tiefgründigeres und tiefgründigstes Wissen

Fragender: Was betrachtet man als tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan), was als tiefgründigeres Wissen (Guhyatar Gnan) und was als tiefgründigstes Wissen (Guhyatam Gnan)? Dadashri: Das Wissen, das diese Überzeugung für uns etabliert: "Nein, das hier scheint hundertprozentig korrekt zu sein." Es ist nicht korrekt geworden, aber es scheint korrekt. Das Wissen, das eine hundertprozentige Überzeugung etabliert, nennt man tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan). Es etabliert die Überzeugung: "Ich bin wirklich das Selbst. Ich bin wirklich genau so, wie Dadaji es sagt." Das nennt man tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan). Und was ist tiefgründigeres Wissen (Guhyatar Gnan)? Nun, was ist tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan)? Es hat die Form von Sicht (Darshan), das tiefgründigere Wissen (Guhyatar Gnan) dagegen ist das Verhalten. Es ist die Erfahrung der Sicht (Darshan), die etabliert worden ist. Und tiefgründigstes Wissen (Guyatam Gnan) ist Verhalten als das Selbst (Charitra), absolutes Verhalten, was soviel heißt, dass man ausschließlich im Selbst bleibt, niemals das Nicht-Selbst berührt. Man bleibt im Selbst und fährt fort, das Nicht-Selbst zu beobachten. Man bleibt der Sehende all dessen, was das Nicht-Selbst ist. Solange das Wissen entweder tiefgründig (Guhya) oder tiefgründiger (Guhyatar) ist, solange wird weiter eine Mischung der beiden existieren. Manchmal wird man in diese Richtung rutschen und manchmal in die andere. Aber bei tiefgründigstem Wissen (Guhyatam Gnan) rutsch man nicht aus. Meinem Verständnis nach sollen sie das repräsentieren. Was andere darunter verstehen, ist eine intellektuelle Unterscheidung, und das ist etwas ganz anderes. Für mich ist dieses Wissen frei von Intellekt!

Fragender: Du hast sie aus spiritueller Perspektive definiert, aber wenn wir es auf der Ebene der Wortbedeutung definieren würden, dann gäbe es einen kleinen Unterschied.

Dadashri: Was ich sage, ist, dass es gar kein tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan) gibt. Auf die ein oder andere Weise ist es eröffnet [enthüllt] worden. Was betrachtet man als tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan)? Es ist das Wissen, das jenseits des weltlichen Wissens ist. Fragender: Für alles, was tiefgründig (Guhya) ist, gilt: Wenn es eine Wirkung hat, aber seine Ursache nicht verstanden werden kann, dann betrachtet man es als tiefgründig (Guhya). Dadashri: Nein, nein. So ist es nicht. Das Wissen, das Ursachen erzeugt, ist alles weltliches Wissen. Die Sorte, hinter der Ursachen stehen. Weil die Ursache nicht

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gefunden werden kann, ist man nicht in der Lage, dieses Wissen auszugraben. Ja, aber was sie mit tiefgründigstem Wissen meinen, ist, dass das Wissen tatsächlich jenseits des Gewahrseins der Welt (Laksha) ist. Nichts daran ist weltlich. Dieses ganze Wissen ist tatsächlich weltlich, und was auch immer es ist, es ist wie der [männliche] Papaya-Baum, der keine Früchte trägt, das ist fruchtloses Wissen (Shushka Gnan). Tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan) dagegen ist nicht fruchtlos (Shushka), es lebt, es ist lebendig. Alles andere Wissen über Ursache und Wirkung ist dann nicht-lebendig. Dieses Gnan (Wissen) lebt. Warnt es Dich nicht innerlich, nachdem du bei mir gesessen hast? Als erstes habe ich dir tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan) gegeben, am ersten Tag. Dann hat sich innerlich allmählich das tiefgründigere Wissen (Guhyatar Gnan) zu manifestieren begonnen, und in allem, was tiefgründiger (Guhyatar) geworden ist, setzt sich das Verhalten durch, und das ist tiefgründigstes Wissen (Guhyatam Gnan). Der Rest, der noch nicht tiefgründiger (Guhyatar) geworden ist, so viel ist noch übrig. Wenn es vollständig geworden ist, wird der absolute Zustand des Verhaltens als das Selbst eintreten.

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[5.2] Charitra (p 199)

Verhalten

The Relative Conduct of the Vitaraag Lords is Exact! Das relative Verhalten der Vitaraag-Lords ist exakt

Fragender: Im Leben bezeichnen wir das, was unentwegt besteht, als Verhalten (Charitra), nicht wahr? Und wenn, bezogen auf das Wissen des Selbst (Atmagnan), das Wissen des Selbst dabei unentwegt besteht, gilt das als 'in das Verhalten als das Selbst gekommen zu sein'?

Dadashri: Es gibt zwei Arten von Verhalten. Die eine ist relatives oder weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) und die andere ist das Verhalten als das Selbst (Atma Charitra). Ein [spirituell] sehr gehobener Mensch wird reines weltliches Verhalten haben. Was ist weltliches Verhalten genau? Das Verhalten, das komplett in Übereinstimmung mit den Agnas der Tirthankara-Lords ist, wird als weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) betrachtet. Dieses Verhalten ist gänzlich relativ, es gehört zum Körper-Komplex. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Selbst realisiert worden ist. Und das andere, das Verhalten als das Selbst (Atma Charitra), bedeutet zu sehen (Jovu), zu wissen (Jaanvu) und in ewiger Glückseligkeit (Parmanand) zu sein. Wissender und Sehender (Gnata-Drashta), ewig glückselig – das ist alles. Es gibt keine Anhaftung (Raag) oder Abscheu (Dwesh). Weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) hingegen bedeutet, in den Agnas der Tirthankara-Lords zu bleiben, vollständig in den Agnas zu bleiben.

Das Verhalten, das von den Menschen in der Welt befolgt wird, gilt nicht als [wahres] Verhalten. Es gilt nicht als weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra). Wann kann es weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) genannt werden? Nur, wenn man auf dem Weg ist, der frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraag Marg). Im oben erwähnten Fall verweilen die Menschen in konfessionellen Meinungen (Gachha-Mat). Konfessionelle Meinung (Gachha-Mat) bedeutet, sich entsprechend dem zu verhalten, was andere tun. Sie gelten alle als Entsagende (Tyaagi), aber das kann nicht als [weltliches (Vyavahaar)] Verhalten gelten. Wann kann man es weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) nennen? [Dann, wenn] man dem Weg folgt, der von den Vitaraag-Lords vorgeschrieben wurde, wo man keine Religion so betrachtet, als gehöre sie zu anderen und dennoch die Religion der Vitaraag-Lords (die Religion, die vom absolut realisierten Selbst vorgeschrieben wird, die sich bei 360 Grad befindet, unvoreingenommen ist, alle Standpunkte vereinigt und niemandes Standpunkt oder Religion verletzt) als Ziel aufrecht hält. Welches Ziel hält man aufrecht? Die Religion der Vitaraag-Lords. Man akzeptiert die Vitaraag-Lords und man lehnt andere nicht ab, man hat niemandem gegenüber Abscheu. Dann gilt es als weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra). Man hat keine Abscheu gegenüber irgendeiner Religion.

Das weltliche Verhalten (Vyavahaar Charitra), auf das der Lord sich bezieht, ist eine sehr erhabene Sache. Menschen, die weltliches Verhalten wahren, kennen die Haltung der Vitaraag-Lords, sie wissen um die Meinungen der Vitaraag-Lords. Es ist eine

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vollkommen andere Sache, wie die eigene Meinung sein mag, aber man akzeptiert die Meinung der Vitaraag-Lords und führt die ganze Arbeit in Übereinstimmung damit aus. Das ist weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra). Man tut, was man kann, aber man hält entschieden die Meinung der Vitaraag-Lords aufrecht: "Das ist die Meinung der Vitaraag-Lords." Man handelt tatsächlich soweit man kann in Übereinstimmung damit, und das ist weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra). Und in demjenigen, in dem sich das Selbst ausgedrückt hat, werden alle Energien entstanden sein. Alle Gnanis, selbst wenn fünfhunderttausend Gnanis da sind, sie werden alle nur eine Stimme haben. Wenn man hingegen drei Nicht-Selbstrealisierte (Agnanis) hat, würden hundert Arten von [Meinungs-]Verschiedenheiten entstehen. All diese Gespaltenheit aufgrund von Meinungsverschiedenheiten gehört zu den Nicht-Selbstrealisierten (Agnanis). Unter Gnanis entsteht sie nicht. Siehst du irgendeine Uneinigkeit aufgrund von Meinungsverschiedenheiten unter uns allen hier? Auch wenn das Gnan vielleicht unterschiedlich ist. Allen ist das gleiche Gnan gegeben worden, aber es kommt auf Grundlage der eigenen spirituellen Entwicklung zur Wirkung. Ob das [sich auswirkende] Gnan nun mehr oder weniger ist – aber gibt es selbst dann in den [karmischen] Konten, die die Menschen miteinander haben, irgendeine Uneinigkeit aufgrund von Meinungsverschiedenheiten? Hat jemand hier irgendein Beharren oder so etwas? Deshalb wird das als Verhalten (Charitra), weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) bezeichnet.

Im Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra) ist keinerlei Bemühung [erforderlich]. Es ist überhaupt keine Form von Bemühung erforderlich. Die ganze Bemühung ist im weltlichen Verhalten (Vyavahaar Charitra) notwendig. Wenn der Körper (der Nicht-Selbst-Komplex) weise wird, dann wird das als weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) bezeichnet, und wenn das Selbst [das sich entwickelnde Ich] weise wird, dann wird das als Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra) bezeichnet. Dass das Selbst weise wird, bedeutet, es verbleibt einzig als Wissender-Sehender und in ewiger Glückseligkeit. Es wird in keinerlei andere Komplikationen verwickelt. Derjenige, der in das Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra) gelangt, ist in der Tat zu Gott geworden! Außer im Absoluten Wissen (Keval Gnan) ist das Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra) nicht im vollständigen Zustand.

The Difference Between Vyavahaar Charitra and Nischay Charitra! (p 120)

Der Unterschied zwischen dem weltlichen Verhalten und dem Verhalten als das Selbst

Fragender: Es wird gesagt: "Es gibt keine Befreiung – Moksha – ohne [wahres] Verhalten (Charitra) und es gibt keine endgültige Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod (Nirvana) ohne Moksha."

Dadashri: Sag mir in deinen Worten, was du als [wahres] Verhalten (Charitra) verstanden hast. Sag mir, als was auch immer du es verstanden hast.

Fragender: Okay. [Wahres] Verhalten (Charitra) bedeutet, sich passend zu verhalten, wir nennen das auch 'direktes, geradliniges' Verhalten. Ein Mensch, der sich nicht schwierig verhält, gilt als jemand, der ein gutes Verhalten besitzt. Er ist ehrlich, er ist moralisch integer.

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Dadashri: Du kannst viele solcher geradlinigen Menschen finden. Wie kannst du das [wahres] Verhalten (Charitra) nennen? Die vorherige Aussage bezieht sich tatsächlich auf das [wahre] Verhalten (Charitra), das zur Befreiung (Moksha) führt. Wenn in dem [relativen] Verhalten, auf das du dich beziehst, jemand geradeheraus ist, dann werden ihn höchstens einige loben, oder andere werden ihm Geld leihen, das ist alles. Es wird nichts anderes verursachen. Und dennoch werden vielleicht einige negativ über ihn sprechen.

Es gibt zwei Arten von Verhalten (Charitra). Die eine ist das Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra), und die andere ist das relative, weltliche Verhalten (Vyavahaar Charitra). Weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) bedeutet, dass keine Neigung zu irgendwelchen sinnlichen Vergnügungen (Vishay) da ist. Keinerlei Neigung zu jeglichen Freuden der fünf Sinnesorgane. Wenn keine Tendenzen dahin gehen, in den Vergnügungen der fünf Sinnesorgane zu verweilen, dann bezeichnet man das als weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra). Wo kann man nun so ein Verhalten finden? Du wirst solch ein Verhalten eher bei denjenigen finden, die dem weltlichen Leben entsagt haben (Tyaagi). Da findest du vielleicht ein paar, weil die Wahrscheinlichkeit größer ist, sie unter den Entsagenden zu finden als unter verheirateten Leuten. Vielleicht findest du sogar so jemanden. Heutzutage kannst du jedoch nicht einmal unter den Entsagenden so jemanden finden, weil sie Geschmack an Essen gefunden haben, ihre Augen blicken ständig [umher]. Deswegen sollte das Verhalten so sein, dass die Tendenzen nicht in irgendwelche Freuden der fünf Sinnesorgane wandern. Das wird weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) genannt.

Fragender: Sie sagen: “Ein Mann sollte Charakterstärke (Charitrabud) haben.” Auf welche Art von Charakterstärke beziehen sie sich?

Dadashri: Die eine ist die, die in weltlichen Interaktionen äußerlich sichtbar ist, und die andere ist die, die innerlich besteht. In den äußeren weltlichen Interaktionen sollte es Ehrlichkeit und Moral geben. Man sollte fair [gerecht] und ehrlich sein, und das innere Verhalten sollte so sein, dass man seiner Ehefrau in Bezug auf Sexualität treu ist. Es sollte keine Untreue geben. Das gilt als Verhalten (Charitra). Fragender: Man versteht unter [relativem] Verhalten (Charitra) das Verhalten in Bezug auf Enthaltsamkeit in Verstand, Sprache und Körper (Brahmacharya). Dadashri: Das ist weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra). Das Verhalten ist so, dass in den weltlichen Interaktionen niemandem auch nur im geringsten Maße Verletzungen zugefügt werden. Verhalten, durch das sichergestellt wird, dass auch für denjenigen, der einen verletzt hat, kein Schmerz entsteht, wird weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) genannt. Und man sollte in keinerlei sexuellen Aktivitäten (Vishay) schwelgen. Was sind die zwei wichtigsten Dinge im weltlichen Verhalten (Vyavahaar Charitra)? Das eine ist, dass es keinerlei sinnliches Vergnügen (Vishay) geben sollte. Welches sinnliche Vergnügen (Vishay)? Das Genießen der sexuellen Beziehung zu einer Frau. Und was ist das andere? Es bezieht sich auf Geld, Wohlstand (Lakshmi). [Echtes] [weltliches] Verhalten (Charitra) kann nicht bestehen, wo man sich Wohlstand (Lakshmi) hingibt.

Fragender: Wie kommt es, dass das [weltliche] Verhalten (Charitra) dort nicht bestehen kann, wo Wohlstand (Lakshmi) genossen wird?

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Dadashri: Das kann keineswegs als [weltliches] Verhalten (Charitra) betrachtet werden, nicht wahr! Wenn Geld ins Spiel kommt, dann ist es so, dass durch Geld all die weltlichen Interaktionen ausgeführt werden müssen. 'Wir' (der Gnani) können keinerlei Geld akzeptieren.

Fragender: Aber darin kann es schlechte Geschäfte geben, und gute Geschäfte können auch passieren, oder?

Dadashri: Nein. In dem Moment, in dem du dich auf gute Geschäfte einlässt, beginnen die schlechten Geschäfte. Weder gute noch schlechte, führe solche weltlichen Interaktionen gar nicht aus. Seit fünfundzwanzig Jahren haben ‘wir‘ keinerlei Geldgeschäfte gemacht! Also gibt es überhaupt keine Probleme, nicht wahr! Ich habe keine vier Annas (alte Währung, entspricht etwa 15 Rupien) in der Hosentasche, nie. Niruben macht die ganze Verwaltung!

Und was gilt als wahres Verhalten (Charitra)? Als Wissender und Sehender (Gnata-Drashta) zu verbleiben, auch wenn man isst und trinkt, das ist wahres Verhalten (Charitra). Wenn das Selbst [das sich entwickelnde Ich] in seine ihm innewohnende Natur gelangt, wenn es in den Zustand des Wissenden-Sehenden kommt, dann ist das wahres Verhalten (Charitra). Ohne dieses [wahre] Verhalten (Charitra) kann es keine Befreiung (Moksha) geben. Das Selbst ist der Wissende-Sehende. Wenn Du Wissender-Sehender bleibst, das ist wahrhaftig [wahres] Verhalten (Charitra), und das ist wahrhaftig die wirkliche Ursache für die Befreiung (Moksha). Und mit Befreiung (Moksha) ist die Ursache gemeint, die Freiheit von allem Elend mit sich bringt. Und ohne dass man so eine Befreiung (Moksha) erlangt hat, kann danach kein Nirvana eintreten. Nirvana bedeutet ultimative Befreiung!

The Exact Definition of Charitra! (p 201)

Die exakte Definition von [wahrem] Verhalten

Fragender: Kannst du bitte Nischay Charitra in einem Satz definieren?

Dadashri: In der ‘Abteilung für Inneres’ (dem Selbst) zu bleiben, wird Nischay Charitra genannt. Nicht in das ‘Auswärtige‘ zu geraten wird als [wahres] Verhalten (Charitra) bezeichnet.

Fragender: Ist die Stille (Stabilität; Sthirata), die im Selbst vorherrscht, Verhalten (Charitra)?

Dadashri: Stille ist tatsächlich eine Eigenschaft (Guna) des Selbst, aber was bedeutet [wahres] Verhalten (Charitra)? All das, was vor sich geht, zu sehen und zu wissen, wird [wahres] Verhalten (Charitra) genannt. Einzig zu sehen und zu wissen und in der ewigen Glückseligkeit des Selbst zu verweilen, nennt man Verhalten (Charitra). Das gilt als das ultimative Verhalten (Charitra). Zu sehen und zu wissen, als Wissender-Sehender und in ewiger Glückseligkeit zu verbleiben. Diese drei [Eigenschaften] sind einzig in ihren eigentlichen Funktionen.

Die Menschen haben die Stille im Selbst als [relatives] Verhalten (Charitra) betrachtet, aber das ist das Verhalten des Schritt-für-Schritt- (Kramic) Wegs. Unser [Akram-] Verhalten (Charitra) ist das des Wissens und Sehens. Die Stabilität [im Selbst] ist

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tatsächlich da, nicht wahr! Das aufmerksame Gewahrsein von "Ich bin Reine Seele" (Laksha) ist etabliert worden, so dass tatsächlich Stabilität entstanden ist, nicht wahr! In dem Maße, in dem man Wissender-Sehender bleibt, in dem Maße wird es als [wahres] Verhalten (Charitra) bezeichnet. Wenn jemand einen beleidigt, dann bleibt man Wissender-Sehender. Wenn schlechte Gedanke aufkommen, dann fährt man fort, sie zu sehen und zu wissen. All das berührt [beeinflusst] einen nicht, man wird nicht darin verwickelt, man weiß und sieht fortwährend – das ist [wahres] Verhalten (Charitra). Während es auf dem Schritt-für-Schritt (Kramic)-Weg [relatives] Verhalten (Charitra) genannt wird, wenn man im Selbst still wird. Dieses Verhalten gilt als anteiliges Verhalten (Ansh Charitra). Allmählich, wenn es vollständig wird, dann wird man der Wissende-Sehende. Bis dahin haben sie nicht den Zustand des Wissenden-Sehenden, sie haben Stille. Wahres Verhalten bedeutet: die Absicht als Wissender-Sehender (Gnata-Drashta Bhaav). Wenn der Wissende in die Absicht als der Wissende (Gnatabhaav) kommt, nennt man das Atma Charitra.

Through Vyavahaar Charitra, One Comes Into Nischay Charitra on the Kramic Path! (p 202)

Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg gelangt man durch weltliches Verhalten in das Verhalten als das Selbst

Fragender: Das weltliche Verhalten (Vyavahaar Charitra) ist wichtig für das Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra), nicht wahr? Ist das jetzt eine Art Vorstufe? Nur wenn es da ist, dann…

Dadashri: Dieses Gnan (Wissen), das du erhalten hast, ist Akram Vignan (die stufenlose Wissenschaft der Selbst-Realisation). Deswegen brauchen wir dieses weltliche Verhalten (Vyavahaar Charitra) hier jetzt nicht [mehr]. Auf dem Schritt-für-Schritt- (Kramic) Weg jedoch kann das Verhalten als das Selbst (Nischay Charitra) nur erlangt werden, wenn man das weltliche Verhalten (Vyavahaar Charitra) hat. Stell dir vor, wie viele Lebenszeiten man vielleicht dabei umherwandert, das weltliche Verhalten zu erwerben!

Fragender: Aber wir brauchen das nicht, oder? Es ist nicht so, dass wir die Befreiung (Moksha) erst dann erreichen können, wenn wir das weltliche Verhalten (Vyavahaar Charitra) erlangt haben, nicht wahr?

Dadashri: Nein. Das ist nicht nötig, weil das hier Akram Vignan ist. Andernfalls ist es sehr schwierig, weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra) zu erlangen. Es ist keine leichte Sache, die Tendenzen dieser zwei Sinnesfreuden (Vishays48) zu stoppen! Die Menschen auf dem Schritt-für-Schritt (Kramic)-Weg haben unendliche Schläge eingesteckt und es trotzdem nicht geschafft, irgendetwas zu erreichen! Dies dagegen ist eine spirituelle Wissenschaft (Vignan), es ist Akram Vignan. Es ist eine einmalige Entdeckung. Das Wissen ist ein und dasselbe, aber die Entdeckung ist sehr hochrangig! Wie viele Menschen muss es auf dem Akram-Weg geben, die Enthaltsamkeit (Brahmacharya) praktizieren? Es sind vielleicht einhundert oder zweihundert! Von

48 Genuss sexueller Aktivitäten und Genuss von Geld

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denen haben mindestens zwei bis fünf das Enthaltsamkeitsgelübde vor ‘uns‘ abgelegt, und das auch noch für ein ganzes Jahr.

Was der Schritt-für-Schritt- (Kramic) Weg sagt, ist: “Wo es kein [weltliches] Verhalten (Charitra) gibt, da gibt es überhaupt nichts.“ Wohingegen unsere Wissenschaft (Vignan) sagt: “Es [das weltliche Verhalten] hat damit nichts zu tun. Vorausgesetzt, Du weißt wie, dann kann Dich nichts hiervon berühren. Die beiden [das Selbst und das Nicht-Selbst] bleiben in ihrer eigenen ihnen innewohnenden Natur.“

Fragender: Chandubhai [das Nicht-Selbst] ist getrennt und Ich [das Selbst] bin getrennt, ist es das?

Dadashri: Ja, sie bestehen tatsächlich beide getrennt voneinander. Genauso ist es. Die Akram [Philosophie] kann nicht mit dem Schritt-für-Schritt- (Kramic) Weg vermischt werden. Denn der Schritt-für-Schritt- (Kramic) Weg ist ein Weg, der immer existieren wird, diesen Stufenlosen (Akram)-Weg dagegen wird es nur für einen begrenzten Zeitabschnitt geben.

Deluled Knowledge – Deluded Vision – Deluded Conduct! (p 202)

Fehlgeleitetes Wissen, fehlgeleitete Sicht, fehlgeleitetes Verhalten

Fragender: Was meinst du damit, wenn du sagst: “Wissen, Sicht und Verhalten sollten im wahren Sinne wirksam werden“?

Dadashri: Für diese Menschen ist die Unwissenheit in Bezug auf das Selbst (Agnan) wirksam geworden, weshalb sie tatsächlich sagen: “Für wen hältst du dich? Ich werde dich jetzt schlagen.“ Das gilt als Unwissenheit in Bezug auf das Selbst, die wirksam ist. Wenn Chandubhai jemanden schlägt und Dir [dem erwachten Selbst] gefällt das nicht, dann ist dort das Wissen des Selbst wirksam geworden. Magst Du es, wenn Chandubhai etwas Falsches macht? Das ist so, weil das Gnan wirksam geworden ist, und im anderen Fall ist die Unwissenheit (Agnan) wirksam geworden. [Wahres] Wissen (Gnan), [wahre] Sicht (Darshan), [wahres] Verhalten (Charitra) und Buße (Tapa), sie alle sind wirksam [liefern ein Ergebnis]. Im ersten Fall werden [relatives] Wissen (Gnan), [relative] Sicht (Darshan), [relatives] Verhalten (Charitra) und [relative] Buße (Tapa) im unwissenden Zustand wirksam. Jemanden zu schlagen gilt als [relatives] Verhalten (Charitra), die Absicht zu haben, jemanden zu schlagen, gilt als [relatives] Wissen (Gnan), der Glaube (Shraddha) “Ich sollte schlagen“ wird als [relative] Sicht (Darshan) bezeichnet. Und jemanden zu schlagen wird [relatives] Verhalten genannt. Wissen, Sicht, Verhalten (Gnan-Darshan-Charitra) sind im Zustand der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst [wirksam]. Gleichermaßen gibt es [wahres] Wissen, [wahre] Sicht, [wahres] Verhalten (Gnan-Darshan-Charitra), [die] im Zustand des Wissens des Selbst [wirksam werden].

Die Leute werden fragen: “Wie seid ihr verwandt?” Dann musst du sagen: “Ich bin sein Schwiegervater.“ Aber wenn der andere ihn unter Druck setzen würde, dann würde er nachgeben. Warum? Weil sein [Entladungs-] Verhalten mit der Überzeugung: “Ich bin sein Schwiegervater“ [verbunden] ist, und darum gibt er nach. So ist es tatsächlich in seiner [relativen] Sicht, in seinem Wissen und in seinem Verhalten. Alle drei sind zusammengekommen. Fehlgeleitetes Wissen (Mithya Gnan), fehlgeleitete Sicht (Mithya

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Darshan) und fehlgeleitetes Verhalten (Mithya Charitra). Wenn sie verschwinden, dann entsteht die richtige Sicht (Samyak Darshan). Genau deswegen sagte der Lord: “Die richtige Sicht ist die Hauptursache.“ [Man fragt vielleicht:] “Wird die Befreiung (Moksha) danach eintreten oder nicht? Und was ist mit dem Verhalten als das Selbst (Charitra)?“ Die Antwort ist: “Die richtige Sicht wird das Verhalten als das Selbst hervorbringen. Geh voran und erwirb selbst die richtige Sicht. Die richtige Sicht wird zum Verhalten als das Selbst führen." So wie es zu fehlgeleitetem Verhalten führt, wenn man eine fehlgeleitete Sicht hat, nicht wahr?

Fragender: Ja, sie bringt fehlgeleitetes Verhalten hervor.

Dadashri: Wenn niemand da ist, dann nimmt das kleine Kind vielleicht [Geld] aus der Hosentasche, weil es das falsche Verstehen (Mithya Darshan, die fehlgeleitete Sicht) erlangt hat. Diese [fehlgeleitete] Überzeugung an sich lässt es das Geld also nehmen. Und es wird auch wissen, wie man das Geld stiehlt.

Fragender: Deswegen hat die Überzeugung die größte Bedeutung.

Dadashri: Tatsächlich ist einzig die Überzeugung von Wert.

Fragender: Darum wird gesagt, dass die richtige Sicht (Samyak Darshan) wichtiger ist. Das relative Wissen hat keine Bedeutung, nicht wahr?

Dadashri: Weder [relatives] Wissen (Gnan) noch [relatives] Verhalten (Charitra) sind nötig. Die richtige Sicht (Samyak Darshan) sagt: “Ich werde dich bis ganz zum Ende bringen, okay!“

Zuerst kommt es in die [wahre] Sicht (Darshan). Sicht (Darshan) bedeutet, es kommt in die eigene Überzeugung (Pratiti): “Das ist korrekt.“ Und die Regel ist immer so: “Wo immer es Überzeugung gibt, da müssen Wissen und Verhalten gehen.“ Was solltest du also machen? Der Gnani Purush gibt dir die Überzeugung an sich, und das ist mehr als genug. Danach werden Dein [wahres] Wissen, Dein [wahres] Verhalten sich bemühen, selbst in diese Richtung zu gehen. ‘Du‘ wirst Dich nicht bemühen müssen, es irgendwohin zu lenken. Wohin die Überzeugung auch geht, alles wird ihr folgen. Diese Überzeugung sitzt [derzeit] außen [in Chandubhai], eine falsche Überzeugung ist etabliert worden. Das sind alles die sich bedingenden Umstände.

The World Has Not Seen Nischay Charitra! (p 203) Die Welt hat [noch] kein Nischay Charitra gesehen

Verhalten (Charitra) ist die Hauptsache. Trotzdem ist es sehr schwer, Verhalten [als das Selbst] (Nischay Charitra) zu finden. Auf dieser ganzen Welt wird es kaum ein Individuum geben, das auch nur das geringste Verhalten (Charitra) hat! Wird es wohl jemanden mit auch nur einem Prozent [wahrem] Verhalten (Charitra) geben? Das Verhalten, auf das sich die Verfasser der Schriften beziehen, ist überhaupt kein [wahres] Verhalten [als das Selbst] (Nischay Charitra). Das ist das [relatives] Verhalten (Charitra), das durch eine leichte Verschiebung in der falschen Überzeugung entstanden ist. Wahres Verhalten hat niemand je gesehen oder davon gehört. Nachdem du dieses Gnan erhalten hast, bist Du in einen [Bruch-]Teil des wahren Verhaltens gelangt, und die Glückseligkeit, die du erfährst, rührt daher. Du hast nur einen Teil

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dieses wahren Verhaltens gekostet. Ein Bruchteil von einem Bruchteil. Es wird nun allmählich zunehmen. Die Welt hat dieses Verhalten [als das Selbst] (Nischay Charitra) weder je gesehen noch hat sie davon gehört. Es ist in einigen Schriften [darüber] geschrieben worden, aber nur in Form von Worten. Aber Worte gehören zur grobstofflichen Ebene, und Sprache ebenso. Darin ist kein [wahres] Verhalten (Charitra). [Wahres] Verhalten (Charitra) ist etwas völlig anderes, nicht wahr! Jemand, in dem auch nur eine Sekunde lang [wahres] Verhalten (Charitra) besteht, gilt als Gott! Was bezeichnen die Leute im Allgemeinen als [wahres] Verhalten (Charitra)? Sie bezeichnen Enthaltsamkeit durch Verstand, Sprache, Körper (Brahmacharya) und einige andere Dinge als Verhalten (Charitra). So definieren sie Verhalten in ihrer Sprache [ihrer eigenen Interpretation entsprechend]. Jede Person hat ihre eigene Sprache. Das ist Verhalten, wie es mit illusionären Begriffen definiert wird. Diejenigen mit der falschen Überzeugung: “Ich bin Chandubhai“ (Bhranti) bezeichnen dies als Verhalten (Charitra). Wie ist dann das [wahre] Verhalten (Charitra), das vom Gnani definiert wird? Das Verhalten, das von den Menschen mit der falschen Überzeugung definiert wird, ist überhaupt kein Verhalten (Charitra), das sage ich aber nur für die Menschen innerhalb dieser vier Wände, außerhalb [von Akram] kann ich das nicht sagen. Außerhalb [von Akram] müssen ‘wir‘ das als Verhalten (Charitra) an sich bezeichnen! Es beruht hauptsächlich darauf. Da draußen ist überhaupt keine Rede von Verhalten (Charitra), das darüber hinaus geht, nicht wahr! Das Reden über Verhalten (Charitra) geschieht einzig mit der falschen Überzeugung! Darum [sagen sie:] “Übe Gewaltlosigkeit (Ahimsa). Sag die Wahrheit. Stiehl nicht. Praktiziere Enthaltsamkeit. Werde nicht habgierig.” All das ist [relatives] Verhalten (Charitra). Außerhalb von Akram muss ich das wirklich sagen. Möchtest du das in der Sprache des Gnanis verstehen oder in der weltlichen Sprache von draußen?

Fragender: Wir leben auch in der Welt da draußen, also müssen wir es auch von diesem Standpunkt aus verstehen, und wir müssen ebenso den inneren [Standpunkt] verstehen. Wir müssen beide kennen.

Dadashri: Ja. So ist es also draußen und so ist es im Innern. Das Verhalten (Charitra), das in der äußeren Welt existiert, ist das der falschen Überzeugung. Es ist ein Kampf, aus der Illusion (Bhranti; der falschen Überzeugung) herauszukommen. Die Leute sagen: “Ich habe viele Tage lang gekämpft, aber nichts ist dabei herausgekommen! Und von ‘dir‘, Dada, habe ich in einer Stunde alles bekommen. Ich habe sogar das [wahre] Verhalten (Charitra) bekommen.“

The Charitra of the Vitaraag Lords is Not Visible! (p 204)

Das Verhalten der Vitaraag-Lords ist nicht sichtbar

Der Lord bezeichnet das Verhalten (Charitra), das mit den Augen gesehen werden kann, keineswegs als [wahres] Verhalten (Charitra). Wissen, Sicht und Verhalten [des Selbst] sind so, dass sie nicht sichtbar sind. Sie können von den Sinnen nicht direkt wahrgenommen werden. Deswegen ist dieses Verhalten (Charitra) vollkommen anders.

Wissen, Sicht und Verhalten [des Selbst] sind also nicht sichtbar, sie sind unsichtbar (Aroopi). Diese Leute suchen in der sichtbaren Form (Roopi) danach! Sie suchen nach seiner sichtbaren Manifestation. [Aber] es hat keine sichtbare Form. Es gibt einen

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riesigen Unterschied zwischen dem, was in der Form sichtbar ist und dem, was keine sichtbare Form hat. Worauf der Lord, die Vitaraags sich bezogen haben, das hat keine Form, es ist unsichtbar. Und das, worüber andere Menschen gesprochen haben, hat eine Form. Aber derjenige, der Befreiung (Moksha) erlangen möchte, wird akzeptieren müssen, was die Vitaraag-Lords gesagt haben. Außer denen der Vitaraag-Lords können niemandes Reden über die Befreiung akzeptiert werden. Deswegen sollten alle drei – Wissen, Sicht und Verhalten [als das Selbst] – unsichtbar (Aroopi) sein. Aus der [weltlichen] Perspektive, betrachten die Menschen [da draußen] ‘unser‘ Verhalten (Charitra) nicht als Verhalten (Charitra), weil wir diese [weltliche] Kleidung tragen. Aber ‘wir‘ haben damit kein Problem. Selbst wenn sie es schlechtes Verhalten nennen, haben ‘wir‘ kein Problem damit. ‘Wir‘ haben ‘unser‘ unsichtbares Wissen (Gnan), ‘unsere‘ unsichtbare Sicht (Darshan) und ‘unser‘ unsichtbares Verhalten (Charitra) bei uns. Alles was sichtbar ist, hat mit diesen ‘auswärtigen‘ [weltlichen] Angelegenheiten zu tun. Und ‘wir‘ vertiefen uns nicht zu sehr in diese ‘auswärtigen‘ [relativen] Angelegenheiten. ‘Wir‘ bleiben überflüssig [oberflächlich]. Dies sind alles ‘auswärtige‘ Angelegenheiten. Alles, was in der Form sichtbar ist, ist ‘auswärtig‘.

Conduct as the Self is of Value! (p 205)

Verhalten als das Selbst ist von Wert

Fragender: Was ist [wahres] Verhalten (Charitra)? Gilt das Selbst (Nischay) als [wahres] Verhalten (Charitra)? Was ist [wahres] Verhalten (Charitra)? Erkläre das bitte.

Dadashri: [Wahres] Verhalten (Charitra). Nun ja, all das dort draußen gilt als weltliches Verhalten (Vyavahaar Charitra), aber auch das kann nicht wirklich als Verhalten (Charitra) gelten. Das weltliche Verhalten sollte in Übereinstimmung mit den Schriften sein. Es sollte so sein, wie es in den Schriften angeordnet wird. Das kann man überhaupt nicht als Verhalten (Charitra) bezeichnen, nicht wahr! Gelübde, Disziplin etc. gehören alle zum weltlichen Verhalten. Im [wahren] Verhalten (Charitra) gibt es keine Entsagung. Und dieses Verhalten gilt als das des Körpers [physisches]. Das Verhalten des Selbst dagegen ist, Wissender und Sehender zu bleiben, das ist alles. Wenn Chandubhai beleidigt wird, dann bleibst Du Wissender-Sehender, und Du sagst zu Chandubhai: “Wir sind für dich da.“

Fragender: Eben hast du gesagt: “Verhalten (Charitra) kann durch Wissen (Gnan) verändert werden, Verhalten (Charitra) kann nicht durch Sicht (Darshan) verändert werden.“ Dadashri: Von der Sicht (Darshan) gelangt es in das Wissen (Gnan). Sicht (Darshan) bedeutet, in Bezug auf etwas die Überzeugung (Pratiti) zu haben: “Das ist richtig.“ Das nennt man Sicht (Darshan). Wenn die Überzeugung nicht etabliert wird, dann kann es nicht Sicht (Darshan) genannt werden. Selbst eine Person, die nicht Selbst-realisiert ist, wird sagen: “He, was er sagt, stimmt.“ Die Überzeugung ist bei ihm jedoch nicht etabliert worden.

Fragender: Das Verhalten (Charitra) kann durch Wissen (Gnan) verändert werden. Welches Verhalten (Charitra) verändert sich also?

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Dadashri: Dieses Verhalten des Selbst, das grundsätzlich da ist, dieses ursprüngliche Verhalten (Charitra) erwacht: exaktes Verhalten als das Selbst (Yatharth Charitra). Bis dahin ist es in Verstrickungen versunken. Es ist weder hierin noch darin und es ist weiterhin in Verstrickungen versunken.

Selbst bei jemandem, der nicht Selbst-realisiert ist, wird sich das Wissen nicht ändern, wenn im Haus ein Tontopf zerbricht. Er würde in dem Moment Wissender-Sehender (Gnata-Drashta) bleiben, aber dieses Wissen und Sehen ist das mit Egoismus. In dieser Situation hält er sich nicht in Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Kashay) auf. Warum ist das so? Es ist so, weil [er denkt]: “Welchen Wert hat schon ein Tontopf? Der Topf, der zerbrochen ist, ist wertlos!“ Und darum sind keine Anhaftung und Abscheu bei ihm entstanden. Somit ändert sich sein Verhalten nicht. Dann sagt er: “Die grundsätzliche Überzeugung war etabliert worden, dass dieser [Topf] nicht sehr wertvoll ist, und er ist vorher vielleicht schon ein- oder zweimal zerbrochen gewesen.“ Dann ist es also in seine Erfahrung gelangt. Wenn er dann wieder zerbricht, dann ändert sich innerlich nichts für ihn. Selbst dann, zu diesem Zeitpunkt, gilt sein Verhalten als erhaben. Wenn Wut, Stolz, Täuschung und Gier nicht offenkundig auftreten, dann wird das als [weltliches (Vyavahaar)] Verhalten (Charitra) bezeichnet.

Ist das Thema Wut, Stolz, Täuschung und Gier hier denn überhaupt relevant? Hier, auf dem stufenlosen (Akram) Weg, ist es [wahres] Verhalten an sich, als der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta) zu verbleiben. Der eigene Sohn verschüttet eine Gallone Milch, und er [das erwachte Selbst] verbleibt als der Wissende-Sehende, das ist [wahres] Verhalten (Charitra). Er [der Nicht-Selbst-Komplex] wird nicht emotional.

Fragender: Deswegen ist die wichtigste Auswirkung [des Verbleibens] als Wissender-Sehender, dass man nicht emotional wird.

Dadashri: Nur jemand ohne Intellekt kann ein Wissender und Sehender werden. Der Intellekt kann es nicht unterlassen, einen emotional zu machen. Erst nachdem dieser Intellekt sich erschöpft hat, entsteht der Zustand des Wissenden-Sehenden.

Fragender: Angenommen wir werden am Tag einhundert Situationen ausgesetzt, und sagen wir, der Intellekt taucht in etwa fünfzig oder sechzig dieser Situationen auf, aber in bestimmten anderen Situationen taucht er nicht auf. Auf welcher Grundlage taucht er also bei Mahatmas in einigen Situationen und in anderen nicht?

Dadashri: Das ist so, weil es etwas Billiges ist. Warum sollte der Intellekt auftauchen, wenn der Tontopf nicht teuer ist? Wo auch immer er einen Wert wahrnimmt…

Fragender: Da taucht der Intellekt auf.

Dadashri: Deswegen sieht man dann, wenn durch [Anwenden] unseres Wissens alles entwertet wird, wenn weltliche Dinge nicht länger wertvoll erscheinen, keine Bedeutung darin. Das ist leicht zu verstehen, nicht wahr?

Fragender: Ja, das ist es. Das bedeutet, dass der Intellekt definitiv da auftauchen wird, wo man (in der weltlichen Überzeugung als Chandubhai) etwas Wert beigemessen hat .

Dadashri: Da etwas ein Wert zugeschrieben worden ist, wird der Intellekt derart auftauchen: “Es wird ein Verlust gemacht, es wird ein Verlust gemacht.” Guter Mann, es ist die dem Intellekt innewohnende Natur, Profit und Verlust zu zeigen. Was ist seine ihm innewohnende Natur? “In diesem Fall wird ein Verlust gemacht und jenes ist

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profitabel.“ Er zeigt Gewinn und Verlust. Das, was Gewinn und Verlust zeigt, wird Intellekt genannt.

Fragender: Für uns Mahatmas ist die Überzeugung ‘der Seele’ etabliert worden. Was ist, beruhend auf dieser Überzeugung, die etabliert worden ist, der Unterschied zwischen der Erfahrung bei uns und bei denjenigen, die nicht Selbst-realisiert sind? Selbst Menschen ohne Selbst-Realisation wissen, dass die Seele existiert.

Dadashri: Es gibt einen großen Unterschied. Die Erfahrung verändert sich vollständig. Eine Person, die unwissend in Bezug auf das Selbst ist, behauptet vielleicht von sich, Gott zu sein, und sagt: “Die Seele existiert in mir, sie in jedem.“ Aber wenn die Leute als ‘Kunden‘ in sein ‘Geschäft‘ kommen, dann wird er sie betrügen. Er verweilt in dem Gedanken: “Auf welche Weise kann ich sie betrügen?“ Und beide – die negative innere Geisteshaltung, die ihn selbst verletzt (Artadhyan), und die negative innere Geisteshaltung, die nicht nur ihn selber, sondern auch andere verletzt (Raudradhyan) – tauchen ständig bei ihm auf. Bei uns dagegen, hier [bei Akram], geht das zu Ende. Ersterer hat ständig Sorgen, sie brennen den ganzen Tag. Ständig entstehen Ruhelosigkeit, Sorgen, Angst und Konflikte in ihrem Verstand. All das hört hier auf. Eine enorme Veränderung findet statt. Bei Mahatmas haben die negative innere Geisteshaltung, die nicht nur einen selber, sondern auch andere verletzt (Raudradhyan), und die negative innere Geisteshaltung, die einen selbst verletzt (Artadhyan), aufgehört, und das hat Gott als Befreiung inmitten des weltlichen Lebens bezeichnet.

Wenn du jetzt fragen würdest: “Mein Herr, obwohl zu Hause zehn Gläser heruntergefallen sind, haben dennoch alle Gleichmut bewahrt. Können sie also als Gott betrachtet werden? Ansonsten würden zwangsläufig verletzende Ausbrüche, innerer Aufstand und Unruhe entstehen, ganz gleich wer es auch sein mag!“ Verletzende Ausbrüche, innerer Aufruhr und Unruhe werden unweigerlich geschehen! Wenn es nun einen intellektuellen Menschen unter ihnen gibt, und der vorher schon mal eine ähnliche Erfahrung wie “Das hat keinen Wert mehr“ gemacht hat, dann würden diese Emotionen bei ihm nicht auftauchen. Ansonsten hätte der Guru (Bapji) sofort einen Ausbruch, selbst wenn nur ein kleines Gefäß zerbrechen würde, und es würden auch bei ihm innerer Tumult und Unruhe aufkommen. Er muss jetzt nicht losgehen und ein anderes [neues Gefäß] kaufen, nicht wahr? Aber die dem Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti) innewohnende Natur lässt nicht locker, nicht wahr! Hier, bei Akram, haben die negative innere Geisteshaltung, die einen selbst verletzt (Artadhyan), und die negative innere Geisteshaltung, die einen selbst und andere verletzt (Raudradhyan), aufgehört, es gibt eine enorme Veränderung, so eine starke Veränderung. Wenn du es überprüfst [um den Unterschied zu sehen], dann wirst du entdecken, was da für ein enormer Unterschied ist!

To Remain as the Knower-Seer is Real Charitra! (p 206)

Als Wissender und Sehender zu verbleiben ist wahres Verhalten

Fragender: Richtige Sicht (Samyak Darshan), richtiges Wissen (Samyak Gnan) und richtiges Verhalten (Samyak Charitra) – diese drei sind getrennt voneinander und dennoch kommen sie gleichzeitig vor, nicht wahr?

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Dadashri: Nein, sie können nicht gleichzeitig vorkommen. Sicht (Darshan) und Wissen (Gnan) treten schrittweise auf. Verhalten (Charitra) ist eine ganz andere Sache. Was die Leute als Verhalten (Charitra) bezeichnen, ist eine andere Sache.

Bei richtiger Sicht (Samyak Darshan), richtigem Wissen (Samyak Gnan) und richtigem Verhalten (Samyak Charitra) werden die Kashays – also Wut, Stolz, Täuschung und Gier – aufgelöst. Das gilt als richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Wahres Verhalten (Darasal Charitra) hingegen ist das des Wissens und Sehens. Aber wenn dieses [richtige; Samyak] Verhalten (Charitra) äußerlich vorhanden ist, dann existiert innerlich das wahre Verhalten. Die Leute können das wahre Verhalten jedoch nicht sehen, aber sie können definitiv richtiges Verhalten (Samyak Charitra) sehen, nicht wahr? Wenn man also innerlich der Wissende-Sehende bleibt, dann gilt das als wahres Verhalten. Als der Wissende-Sehende zu verweilen ist Verhalten [als das Selbst] an sich.

Wenn man jetzt das Wissen des Selbst erlangt hat, und wenn man dann von innen im Verhalten als das Selbst bleiben kann, dann hat Gott keine Einwände. Alles, was man sehen muss, ist, ob man in der Lage ist, innerlich als der Wissende-Sehende zu verbleiben oder nicht. Der äußere Teil kann werden, was immer er möchte.

To See the Discharge Illusory Attachment is Samyak Charitra! (p 207) Die sich entladende illusionäre Anhaftung zu sehen ist richtiges Verhalten

Wissen (Gnan), Sicht (Darshan), Verhalten (Charitra) und Buße (Tapa). [Die Überzeugung:] “Ich bin Reine Seele“ ist Sicht (Darshan). Das ist im Glauben (Shraddha) [etabliert]. Wenn die zwei nicht eins werden, also das Selbst nicht eins mit dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) wird, dann wird das als Verhalten (Charitra) bezeichnet. Und das Leiden, das erfahren wird, wenn die Trennung aufrechterhalten wird, nennt man Buße (Tapa). Wut, Freude, Kummer – all diese Dinge sind tatsächlich in diesen Körper eingefüllt worden. Aber wenn das Selbst nicht davon vereinnahmt wird, und wenn Es jeden Umstand des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) als eine Wirkung des Nicht-Selbst (Parparinam) 'weiß', dann wird das richtiges Verhalten (Samyak Charitra) genannt.

Wenn man nach dem Rein-Werden der Sicht (Darshan) von den äußeren Umständen, die auftauchen, vereinnahmt wird (Tanmayakar), dann ist es sich entladende illusionäre Anhaftung (Charitra Moha). Das Gnan, das das Karma der sich entladenden illusionären Anhaftung (Charitra Mohaniya; illusionäre Anhaftung in der Entladung) ‘sieht‘, ist das richtige Verhalten (Samyak Charitra). Und Du wurdest in [den Zustand von] richtigem Verhalten (Samyak Charitra) versetzt. Sag mir also, was passiert jetzt mit Dir? Stell dir nur vor, Du wurdest nicht in [den Zustand von] richtiger Sicht (Samyak Darshan) versetzt, sondern direkt in den des richtigen Verhaltens (Samyak Charitra). Das Gnan sieht die illusionäre Anhaftung (Moha), die sich entlädt. Das bedeutet, wenn Chandubhai ärgerlich wird, wenn Chandubhai mit jemandem streitet, dann siehst Du [das erwachte Selbst]: “Chandubhai ist streitlustig“ [als getrennt]. Was immer Chandubhai auch macht, wird sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) genannt. Und Du siehst ihn [als getrennt], und das ist richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Derart ist der Zustand, in den Du versetzt wurdest. Aber das kann man nur sagen, wenn man das versteht, nicht wahr!

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Die Menschen [die nicht Selbst-realisiert sind] können sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) nicht sehen. Und sie haben nicht einmal sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha). Selbst die weltlichen Heiligen und Asketen haben keine sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha). Es sind einzig unsere Mahatmas, die sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) haben. Sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) kann nirgends sonst existieren. Dort ist es eigentlich Karma, das die falsche Überzeugung hervorruft (Mithyatva Mohaniya; aufladende illusionäre Anhaftung).

Die, bei denen sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) auftaucht, gelten als 'bereit, Befreiung zu erlangen'.

As Discharge Moha is Cast Aside, The Complete State Manifests! (p 207)

Wenn die sich entladende illusionäre Anhaftung beiseitegeschoben wird, dann manifestiert sich der vollkommene Zustand

Fragender: Was bedeutet Parmarth Samkit?

Dadashri: Das ständige aufmerksame Gewahrsein (Laksha) von: “Ich bin Reine Seele”, das in Dir besteht, ist Parmarth Samkit. Fragender: Gehört das in den Bereich von [wahrem] Verhalten (Charitra)?

Dadashri: Ja, es gehört in den Bereich des [wahren] Verhaltens (Charitra), aber es ist kein vollkommenes Verhalten (Charitra). Solange die sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) nicht weggeht, kann es nicht als vollkommenes Verhalten (Charitra) gelten.

Fragender: Obwohl es mit illusionärer Anhaftung [versehen] ist, gehört es aber trotzdem in den Bereich von [wahrem] Verhalten (Charitra), richtig? Das aufmerksame Gewahrsein geht tatsächlich in diese Richtung, nicht wahr?

Dadashri: Ja, wenn das aufmerksame Gewahrsein entsteht, dann gilt das als im Reich des [wahren] Verhaltens (Charitra) zu sein. Dies dagegen gilt als das Reich der Überzeugung (Pratiti). Aber selbst wenn man nur so viel erlangt, gilt das immer noch als großartig.

Krupadudev hat gesagt: “Wenn man die Überzeugung "Ich bin Reine Seele" (Jem Aavi Pratiti Jeevni Re) erlangt“, und danach durch die Worte "Ich bin Reine Seele" zu verstehen beginnt [wer man ist], und versteht: "Ich bin nicht" all diese anderen Dinge, was passiert dann immer mehr? “Man weiß: ‘Ich bin vollkommen andersartig und getrennt von allem [das ich nicht bin] (Jaane Sarvathi Bhinn Asang).“ Das Selbst ist tatsächlich vollkommen separat, getrennt (Asang). Fragender: Wenn man vollkommen separat, getrennt (Asang) wird, wenn man vollkommen andersartig wird, gilt das als vollkommenes Verhalten (Charitra)?

Dadashri: Nein. Es ist in seiner Überzeugung etabliert, dass er ‘getrennt‘ und ‘andersartig‘ ist.

Deswegen wird der Bereich des [wahren] Verhaltens (Charitra) allmählich bereit. Aber wann kann das passieren? Es passiert, wenn die sich entladende illusionäre Anhaftung

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(Moha) abnimmt. Wenn sich die sich entladende illusionäre Anhaftung (Moha) reduziert, nimmt auf der anderen Seite das reine Verhalten (Charitra) zu.

Samyak Darshan is Required in the Foundation Itself! (p 208)

Als Fundament braucht man die richtige Sicht

[Es gibt] also Sicht, Wissen und Verhalten als das Selbst (Darshan, Gnan, Charitra). Deine Sicht hat sich also umgekehrt [in Richtung des Selbst]. Auch das Wissen dieser Art [in Richtung des Selbst] hat angefangen.

Der Teil, der im [weltlichen] Verhalten verwurzelt worden ist, dieser verwurzelte Teil sollte entwirrt werden.

Fragender: Aus der Vergangenheit?

Dadashri: Selbstverständlich. Die falsche Sicht (Mithyatva Darshan), die man im letzten Leben hatte, führte zu falschem Wissen (Mithyatva Gnan). Und weil es zur Wirkung gekommen ist, ist falsches Verhalten (Mithyatva Charitra) entstanden.

Was ist die Hauptursache? Wenn die Sicht nicht derart verblendet wäre, wenn es die richtige Sicht (Samyak Darshan) wäre, dann würde sie zu richtigem Wissen (Samyak Gnan) führen, was wiederum richtiges Verhalten (Samyak Charitra) zur Folge hätte. Aber diese Sicht war verblendet. Jetzt hat sich diese verblendete Sicht verzogen. Jetzt ist die richtige Sicht “Ich bin wirklich Reine Seele“ entstanden. Chandubhai ist für die weltlichen Interaktionen da, und er ist [ein Ergebnis] des Fehlers des vergangenen Lebens. Aber alles aus dem vergangenen Leben, das im [sich entladenden] Verhalten verwurzelt ist, all diese karmischen Konten werden beglichen werden müssen. Du hast vielleicht das Gefühl: “Warum löst sich das nicht auf?“ Aber wie kann es weggehen? Das, was sich tief festgesetzt hat, ist sehr intensiv. Die Gewohnheiten von Verstand, Sprache und Körper und die diesen Gewohnheiten innewohnende Natur, die ihnen inhärente Natur ist sehr intensiv, nicht wahr? Es wird passieren, wenn sich die Anzahl der Akten sehr reduziert. Man muss das hier ausleeren – diesen Ozean des weltlichen Lebens.

Fragender: Du hast gesagt: “Es ist bisher noch nicht einmal in die Sicht (Darshan) gelangt. Wäre es in die Sicht (Darshan) gelangt, dann würde es in das Wissen (Gnan) kommen und dann in das Verhalten (Charitra).“ Auf welche Sicht (Darshan) beziehst du dich da?

Dadashri: Wenn ‘wir’ sagen: “Verstehe weiterhin”, dann wird dieses Verstehen Sicht (Darshan) genannt. Und was immer ‘wir‘ dir weiterhin erklären, das gelangt in deine Sicht (Darshan). Das bedeutet, dass die Überzeugung in dir gefestigt wird. Und wenn die Überzeugung gefestigt ist, dann kann alles vorankommen.

Die eigentliche Bedeutung des Wortes ‘Verstehen’ ist Sicht (Darshan). Sicht (Darshan) bedeutet Verstehen. Deswegen sagen ‘wir‘: “Verstehe weiterhin.“ Wenn du diese Sache erst einmal verstanden hast, dann kannst du also jetzt verstehen, dass ein Fehler von dir gemacht wurde. Und die Tatsache, dass [Du weißt, dass] ein Fehler gemacht wurde, bedeutet, dass dieser Fehler zerstört werden wird.

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Fragender: Gibt es irgendeinen Unterschied zwischen dem Zustand der Abwesenheit von Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Saiyam) und Verhalten (Charitra)?

Dadashri: Ein resultierender Zustand, in dem es Kontrolle über Wut, Stolz, Täuschung und Gier gibt (Saiyam Parinaam) ist an sich Verhalten (Charitra). Aber es ist kein dauerhaftes Verhalten als das Selbst (Kshayik Charitra). Wenn der resultierende Zustand der Kontrolle über Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Saiyam Parinaam) zu Ende geht, dann ist es dauerhaftes Verhalten als das Selbst. Der resultierende Zustand der Kontrolle über Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Saiyam Parinaam) ist definitiv Verhalten (Charitra), aber es ist nicht dauerhaft (Kshayik), es kommt und geht (Kshayopksham). Fragender: Kshayopksham. Das bedeutet, dass es auf diese Weise zunimmt und abnimmt.

Dadashri: Wahres Verhalten als das Selbst wird tatsächlich als richtiges Verhalten (Samyak Charitra) bezeichnet. Der resultierende Zustand, in dem es Kontrolle über Wut, Stolz, Täuschung und Gier gibt (Saiyam Parinaam), ist an sich Verhalten (Charitra). Aber wenn es zu dauerhaftem Verhalten als das Selbst wird, dann wird gottgleiches Verhalten entstehen.

Fragender: Saraag Charitra.

Dadashri: Saraag Charitra ist ein sehr erhabener Zustand. Gnanis sind in Saraag Charitra, und wenn sie vollkommene Gnanis werden, dann sind sie im Verhalten, das absolut frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraag Charitra). Es ist ein sehr erhabener Zustand. [Jemand in] Saraag Charitra gilt tatsächlich als jemand, der nicht vom Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) vereinnahmt wird, welcher Art der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) auch sein mag (Saiyami)! Zu sehen und zu wissen, ohne dass jegliche Anhaftung oder Abscheu (Raag, Dwesh) entstehen, nennt man Vitaraag Charitra!

Wo weder die geringste Anhaftung an denjenigen entsteht, der dir am gefälligsten ist, noch die geringste Abscheu gegen denjenigen, der dir nichts als Leiden zufügt, so ein Verhalten, das absolut frei von Anhaftung und Abscheu ist, muss verwirklicht werden.

That is Deluded Knowledge… (p 209)

Das ist fehlgeleitetes Wissen … Fragender: Gibt es keine getrennten Bereiche von Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra) des Selbst?

Dadashri: Nein. In Bezug auf das Selbst gibt es nur eins. Das Selbst hat tatsächlich eine Form, die eine Kombination von Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra) und so weiter des Selbst ist. Aber weil sie unterschiedlich sind, versteht man zunächst die Sicht (Darshan), während man auf dem jeweiligen Weg, den man beschreitet, [spirituell] höher aufsteigt. Dann versteht man das Wissen (Gnan) und danach das Verhalten (Charitra). Deswegen versteht man sie alle getrennt voneinander. Grundsätzlich sind sie ein und dasselbe. Aber sie sind alle getrennt aufgeführt worden, damit man versteht. Wenn man also versteht, was Sicht (Darshan) und so weiter sind,

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dann kann man Wissender-Sehender bleiben. Man Selbst ist der Wissende-Sehende, das heißt, man Selbst ist Wissen und Sicht. Und ewige Glückseligkeit (Parmanand) ist das eigene Verhalten als das Selbst (Charitra). Fragender: Ist das ein Ergebnis davon?

Dadashri: Es ist ein Ergebnis, aber das an sich ist Verhalten (Charitra). Fragender: Beginnen Wissen (Gnan), Sehen (Darshan) und Verhalten (Charitra) mit Sicht (Darshan)?

Dadashri: Aus der Perspektive des weltlichen Lebens ist das so. Außerdem besteht keines davon getrennt in ihm. Das liegt daran, dass er in das weltliche Leben eingetaucht ist. Der Schmerz geht darauf zurück. Die Sicht (Darshan), die falsch ist, muss richtiggestellt werden. 'Wir' machen die Sicht richtig, und dann wird das Wissen, das falsch ist, richtig, und danach wird das Verhalten, das falsch ist, richtig. Dieses Wissen, diese Sicht und dieses Verhalten, die es im weltlichen Leben gibt, kann man alle als Verhalten (Charitra) betrachten, aber sie gelten als falsches Wissen (Gnan), falsche Sicht (Darshan) und falsches Verhalten (Charitra). Sie sind nicht das richtige Wissen (Gnan), die richtige Sicht (Darshan) und das richtige Verhalten (Charitra). Falsch heißt: in Richtung auf das weltliche Leben fehlgeleitet (Viparit), und richtig bedeutet: in Richtung des Selbst (Samyak).

The Property of the Self Does Not Need Developing! (p 210)

Die Eigenschaft des Selbst muss sich nicht entwickeln Fragender: Das, was die Eigenschaften (Guna) des Selbst entwickelt, nennt man Wissen (Gnan), und alles andere nennt man Unwissen (Agnan), oder?

Dadashri: Die Eigenschaften des Selbst müssen gar nicht erst entwickelt werden, sie sind schon entwickelt. Das Selbst ist wahrlich Paramatma, das Absolute Selbst. Wer sind wir, dass wir seine Eigenschaften entwickeln wollten?

Fragender: Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra) sind Eigenschaften des Selbst, also kann der Zustand des Absoluten Selbst nur erreicht werden, wenn wir diese Eigenschaften entwickeln, oder?

Dadashri: [Es geht] nicht [um] seine Entwicklung. Es ist schon vollständig. Es ist voll unendlichem Wissen. Es braucht überhaupt nicht entwickelt zu werden. Das lehren sie auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg). Dieses Wissen, diese Sicht und dieses Verhalten sind eigentlich relativ (Vyavahaar), sie sind ganz und gar nicht das Wahre. Von diesem Relativen muss man zum Wahren (Nischay, dem Selbst) gelangen. Nur, wenn man die richtige Sicht (Samkit) irgendwie durch das Relative bekommen würde, würde man die Verbindung zum Wahren finden. Solange die richtige Sicht nicht erreicht worden ist, solange kann man [auch] die Verbindung zum Wahren (dem Selbst) nicht finden.

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Relative Conduct! (p 210)

Relatives Verhalten Jetzt gibt es im Relativen (Vyavahaar) Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra), und es gibt auch im Wahren (Nischay) Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra), und beide sind unterschiedlich. Die des Wahren (Nischay) sind wahr und die des Relativen (Vyavahaar) sind relativ. Das Verhalten der Asketen, der Mönche und ihresgleichen gilt als relatives Verhalten, vorausgesetzt, dass sie sich gemäß den Anweisungen des Lords verhalten, sonst kann man es auch nicht als relatives Verhalten betrachten.

Nun, was bedeutet Verhalten des Relativen? Niemanden zu verletzen, Gewaltlosigkeit zu praktizieren (Ahimsa Dharma). Die Religion, in der die Ausübung von Gewaltlosigkeit gepredigt wird, ist als weltliches Wissen bekannt. Je geringer die [Praxis der] Gewaltlosigkeit, desto geringer ist [auch] das Wissen. Je größer die Praxis der Gewaltlosigkeit, desto größer ist das Wissen, es hängt vom Niveau der Gewaltlosigkeit ab. In jeder Religion wird zumindest etwas Gewaltlosigkeit gepredigt. Auch das Christentum verbietet es, Menschen zu töten, um sie zu essen.

Fragender: Trotzdem essen sie viel Fleisch.

Dadashri: Aber immerhin essen sie keine Menschen, es gibt also zumindest ein bisschen Religion (Gewaltlosigkeits-Praxis) dort. Sie essen Tiere.

Fragender: Wissen (Gnan) bedeutet Verstehen (Samaj), oder?

Dadashri: Wissen (Gnan) bedeutet, sich darüber gewahr zu werden, was nützlich ist und was schädlich ist. Es bedeutet, das Wissen "Das ist nützlich, das ist schädlich" zu haben. Zu wissen, was einem selbst nützt und was einem schadet, nennt man [relatives] Wissen (Gnan). Als erstes liest man vielleicht irgendwo in einem Buch, dass es eine furchtbar barbarische Tendenz ist, Menschenfleisch zu essen. Dann [wird man vielleicht gefragt]: "Was würde passieren, wenn jemand dein Kind äße?" So etabliert sich dann der Glaube an das, was man gelesen hatte, das nennt man [relative] Sicht oder [relatives] Verstehen (Darshan). Und wenn dann das, was man gelesen hatte, wenn das, was sich im Glauben etabliert hat, in die Erfahrung gelangt, dann nennt man das [relatives] Wissen (Gnan), und wenn es in das Verhalten gelangt, dann wird es [relatives] Verhalten (Charitra) genannt. Das sind relatives Wissen, relative Sicht, relatives Verhalten (Gnan, Darshan, Charitra). [Relatives] Wissen bedeutet Erfahrung (Anubhav). Sicht bedeutet [relatives] Wissen ohne Erfahrung. Es ist unentschiedenes Wissen. In dem Moment, wo du etwas liest, wird der Glaube sofort in dir etabliert. Du hast das Gefühl: "Was da gesagt wird, ist korrekt." Solange man das Verstehen des eigenen Selbst nicht hat, sollte man das Verstehen bezüglich Gewaltlosigkeit haben. Bis zu diesem Ausmaß ist Gewaltlosigkeit als Religion angesehen worden, als relative Religion. Je mehr Klarheit über Gewaltlosigkeit herrscht, desto höher ist die Religion. Alle Religionen haben Recht, aber sie sind nicht gleich. Der Grad zu man Gewaltlosigkeit praktiziert, das ist der Grad der eigenen Religion. Das ist alles relatives Wissen, relative Sicht, relatives Verhalten, Gnan-Darshan-Charitra. Und was das Wissen, die Sicht und das Verhalten des Selbst (Nischay) angeht, nachdem man das Selbst erkannt hat: Wenn der Glaube/das Vertrauen

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in Bezug auf das Selbst einmal etabliert ist, wenn der Gnani einem dabei hilft, den Glauben/das Vertrauen in Bezug auf das wahre Selbst zu etablieren, dann nennt man das die richtige Sicht (Samyak Darshan). Fragender: Ist das richtige Wissen (Samyak Gnan) dann der nächste Schritt?

Dadashri: Wenn es in deine Erfahrung gelangt, dann nennt man es richtiges Wissen (Samyak Gnan), und nachdem es in dein Verhalten gelangt ist, nennt man es richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Es gibt also zwei Arten von Wissen-Sehen-Verhalten (Gnan-Darshan-Charitra) und Buße (Tapa) auf dem Weg der Befreiung. Das eine ist relatives Wissen, relative Sicht, relatives Verhalten und relative Buße. Relativ (Vyavahaar) bedeutet: Wissen, das für die [nicht Selbst-realisierten] Menschen da draußen annehmbar ist. Obwohl es äußeres Wissen [außerhalb des Selbst] ist, ist es trotzdem Wissen über den Weg, der zur Befreiung führt. Äußere Sicht (Darshan), Sicht bedeutet Glauben (Shraddha). Und [relatives] Verhalten (Charitra) bedeutet, dass man auf dem Weg zur Befreiung das ungünstige (Ashubha) Verhalten loslässt und das Verhalten günstig (Shubha) wird. Danach wird das Verhalten rein (Shuddha). Erst wird das Verhalten günstig. Diejenigen, die günstiges Verhalten haben, nennt man Asketen (Sadhus). Was ist die Definition für günstiges Verhalten? In Situationen, in denen normalerweise Wut auftauchen würde, wird man nicht wütend; das nennt man günstiges Verhalten. Durch so ein Verhalten verbessert sich der Weg des weltlichen Lebens, das weltliche Leben wird vielversprechend. Befreiung dagegen geschieht nur durch reines Verhalten (Shuddha Charitra)! Bei günstigem Verhalten gibt es keine Sehnsucht nach Respekt oder Ruhm. Und zweitens würde er respektvoll bleiben, selbst wenn wir ihn beleidigen würden. Er würde sich nicht ärgern, und wenn er es täte, dann könnte er gar kein Asket sein. Wenn Menschen, die ein weltliches Leben führen, ärgerlich werden, und wenn Asketen [auch] ärgerlich werden, was gäbe es dann für einen Unterschied zwischen den beiden? Da muss es irgendeine Definition geben, richtig? Oder gäbe es keine Definition? Es gibt eine Definition für Gold, und es gibt eine Definition für Messing, oder? Sonst würde man Messing zum Preis von Gold verkaufen, oder?

"Tu dies, tu Gutes, tu das, mach Pratikraman, mach Samayik (Innenschau als das Selbst)" – hier [bei Akram, im Wahren] gibt es keine solche Unruhe. Hier gibt es nichts zu 'tun'. Hier muss man nur wissen und verstehen. Durch verstehen erlangt man die richtige Sicht (Samkit), und durch wissen entsteht Wissen. Und durch das, was man gewusst und verstanden hat, entsteht das richtige Verhalten (Samyak Charitra).

The Conduct of Mahatmas! (p 212)

Das Verhalten der Mahatmas Shrimad Rajchandra hat gesagt: "Wenn das Verhalten [als das Selbst] sich entfaltet, bleibt man im Vitaraag-Zustand (Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu) – uday thay Charitrano, vitaraagpada vaas".

Die Welt hat noch nie [wahres] Verhalten als das Selbst gesehen, geschweige denn davon gehört. Die Menschen bezeichnen relative Dinge als Verhalten (Charitra). Die Menschen betrachten es als Verhalten (Charitra), sich anders anzuziehen [weiße oder

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ockerfarbene Gewänder zu tragen]. Die Menschen betrachten es sogar als Verhalten (Charitra), die Schriften auswendig zu lernen. Solche 'Juweliere' [die, die den Wert eines Schmuckstücks schätzen können] sind sie, stellt euch das mal vor!

Fragender: Welches Verhalten ist gemeint, wenn es heißt: "Wenn sich das Verhalten entfaltet"?

Dadashri: Das absolute Verhalten (Muda Charitra), das Verhalten als das Selbst (Atma Charitra). Was sie auf dem Kramic-Weg (Schritt-für-Schritt-Weg) beschreiben, ist richtiges Verhalten (Samyak Charitra); das hier dagegen ist das absolute Verhalten (Muda Charitra). In der inneren Natur als Wissender (Gnayak Swabhaav) zu sein bedeutet absolutes Verhalten (Muda Charitra). Verhalten (Charitra) beinhaltet alle Arten von Verhalten, die einen in Richtung des Verhaltens als das Selbst bringen, das heißt, Verhalten, das einen Schritt für Schritt zum Selbst führt. Von dem Moment an, wo man sich vom Verhalten des weltlichen Lebens abwendet und ein Verhalten auftritt, das einen zum Selbst führt, ab dem Punkt gilt es als [wahres] Verhalten (Charitra). Fragender: Die entgegengesetzte Richtung.

Dadashri: Ja, entgegengesetzt, und von dem Punkt an gilt es als [wahres] Verhalten (Charitra). Aber bis zu welchem Punkt gilt [relatives] Verhalten (Charitra) als weltliches Verhalten (Laukik Charitra)? Die Antwort ist: solange man als Körper glaubt: "Ich bin die Seele". Solange die Identifikation mit dem Körper (Dehadhyas) nicht weg ist, solange ist es weltliches Verhalten. Und nachdem die Identifikation mit dem Körper (Dehadhyas) verschwunden ist, entsteht wahres Verhalten (Alaukik Charitra, Verhalten als das Selbst). Bei all denen, denen wir das Gnan gegeben haben, ist das Verhalten als das Selbst tatsächlich entstanden, aber sie selber können nicht verstehen, dass das Verhalten als das Selbst in ihnen herrscht. Der Grund dafür ist, dass alles in nur einer Stunde aufgelöst worden ist. Deswegen wirst du in der Lage sein zu verstehen, wenn du 'uns' weiterhin detaillierte Fragen stellst. Man muss ins Detail gehen.

Fragender: Das [wahre] Verhalten (Charitra) hat sich für die Mahatmas zu entfalten begonnen, oder?

Dadashri: Ja, das ist geschehen. Natürlich. Genau deswegen ist dieser Satz von Shrimad Rajchandra erfüllt/vollendet worden, nicht wahr? Aber die Entfaltung dieses [wahren] Verhaltens (Charitra) bleibt nicht für immer. "Wenn das Verhalten [als das Selbst] sich entfaltet, bleibt man im Vitaraag-Zustand (Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu) – uday thay Charitrano, vitaraagpada vaas". Dann: "Einzig das Wissen über die dem Selbst innewohnende Natur bleibt vollständig bestehen – Keval nij swabhaavnu akhand varte Gnan.“ "Wir nennen es absolutes Wissen (Keval Gnan), wenn endgültige Befreiung da ist, obwohl man einen Körper hat – Kahiye keval Gnan te deha chhata nirvana." Das Verhalten als das Selbst entsteht, weil das hier Akram ist.

Fragender: Was sind seine Merkmale?

Dadashri: Es ist so: Dieses [wahre] Verhalten (Charitra) entsteht für einen nur zu einem sehr kleinen Teil. Mit diesen Augen zu sehen und zu wissen wird nicht als [wahres] Verhalten (Charitra) betrachtet. Durch den Intellekt zu wissen und zu sehen gilt nicht als [wahres] Wissen. Das Sehen und Wissen, das geschieht, wenn die Augen

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nicht benutzt werden, wenn der Verstand nicht benutzt wird, wenn der Intellekt nicht benutzt wird, das ist [wahres] Verhalten (Charitra). Fragender: Ist das der innere Zustand (Parinati)?

Dadashri: Ja, das ist sein Verhalten (Charitra), das Verhalten des Selbst.

That is When the Charitra Comes to Unfold! (p 213)

Dann entfaltet sich das [wahre] Verhalten (Charitra) Fragender: Wie können wir die Entfaltung von [wahrem] Verhalten, Charitra, herbeiführen? In der Alltagssprache bezeichnen wir normalerweise spirituelles Verhalten als Charitra, nicht wahr? Kannst du das bitte ganz genau erklären?

Dadashri: Wissender-Sehender dessen zu bleiben, was Chandubhai tut, das nennt man [wahres] Verhalten (Charitra). Was tut der Verstand von Chandubhai? Was macht sein Intellekt? Das ständig zu sehen, nennt man [wahres] Verhalten (Charitra). Dieses Charitra entfaltet sich.

Fragender: Unterliegt es unserer Kontrolle so ein Purusharth (eine spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) zu machen?

Dadashri: Ja, und zwar weil das Purusharth unter Deiner Kontrolle steht, nachdem Du zum Purush, dem Selbst, geworden bist. Nachdem du zum Selbst (Atma) geworden bist, steht das Purusharth (die spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) unter Deiner Kontrolle. Wenn Dein angewandtes Gewahrsein als das Selbst (Upayoga) manchmal in andere Dinge des weltlichen Lebens hineingeht, fühlst du dich schlecht: "He, bist du wieder da hingegangen? Warum bist du da hingegangen? Bleibe im Selbst." Das ist es, was passiert.

Fragender: In der weltlichen Sprache sagen wir so etwas wie: "Sogar das schlechte Verhalten [als getrennt] zu sehen, nennt man spirituelles Verhalten (Aadhyatamik Charitra)", nicht wahr?

Dadashri: Genau. Genau das ist spirituelles Verhalten! Dieses Verhalten ist wahrlich Verhalten als das Selbst (Charitra). Physisches Verhalten ist kein [wahres] Verhalten (Charitra). Wissender-Sehender und in ewiger Glückseligkeit zu bleiben, ist Verhalten als das Selbst (Atma Charitra). Zu wissen und zu sehen und stabil (Sthir) zu werden, das nennt man Charitra.

Durch erwachtes Gewahrsein steigt die Sicht (Darshan) höher auf, und das [wahre] Verhalten (Charitra) manifestiert sich durch Stabilität (Sthirata). Das Wissen (Gnan) und die Sicht (Darshan) sind das, was ich euch gegeben habe, und Verhalten (Charitra) bedeutet, zu wissen und zu sehen und [im Selbst] stabil zu werden. Wie gesagt, was immer auch den ganzen Tag über passiert, Du weißt und siehst einfach und wirst [als das Selbst] stabil. Sieh einfach das, was auch immer geschieht, sieh das einfach. Wenn ein Verlust gemacht wird, sieh das, und wenn Gewinn gemacht wird, dann sieh auch das kontinuierlich. Wenn dein Kind stirbt, dann sieh auch das, und wenn ein Kind geboren wird, dann sieh auch das. Das ist kein Problem. 'Du' musst einfach weiterhin ohne Anhaftung und Abscheu sehen. Die Aktivität (Kriya) bleibt genau die gleiche. Der Lord hat gesagt: "Die äußere Aktivität, die Handlung des Körpers, ist genau gleich, genau

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wie die von jemandem, der nicht Selbst-realisiert ist (Agnani), aber wenn keine Anhaftung und Abscheu da sind, dann sagt man, dass jemand Vitaraag Dharma (die Religion, die vom absolut realisierten Selbst 'verordnet' wird, das bei 360 Grad ist, das unvoreingenommen ist, alle Sichtweisen umfasst und niemandes Standpunkt oder Religion verletzt) erlangt hat. Das nennt man [wahres] Verhalten (Charitra). Frei zu werden von Anhaftung und Abscheu nennt man [wahres] Verhalten (Charitra). Anhaftung und Abscheu treten bei 'uns' in keinerlei Situation auf. Egal, was für ein großer Verlust im Geschäft gemacht worden ist, selbst wenn du diesen als Instrument (Nimit) herbeigeführt hast, selbst dann haben 'wir' keine Anhaftung oder Abscheu.

Fragender: Das ist die Entfaltung unseres Karmas, oder?

Dadashri: Es ist tatsächlich Vyavasthit (das Ergebnis der sich bedingenden Umstände), nicht wahr! Wir sollten es ausschließlich als Vyavasthit bezeichnen.

The Characteristics of Conduct as the Self! (p 213)

Die Merkmale des Verhaltens als das Selbst Fragender: Wann kann man es als [wahres] Verhalten (Charitra) bezeichnen?

Dadashri: Wenn nichts Dich beunruhigt, dann nennt man es [wahres] Verhalten (Charitra). Sicht (Darshan) bedeutet Überzeugung (Pratiti). Es ist zu hundert Prozent sicher, dass dieses Wissen (Gnan) etabliert wurde. Während das Wissen (Gnan) in die Erfahrung gelangt, wirst du erkennen, dass dieser Mensch tatsächlich makellos (Nirdosh) ist, und die Tatsache, dass du ihn für schuldig gehalten hast, ist ein Fehler. Wenn es also so in das Wissen gelangt ist, dann ist es zum Theorem geworden.

Lord Mahavir hat die Überzeugung (Pratitit) also als Theorie bezeichnet. Er sagte: "Die Theorie ist bekannt, aber sie ist nicht zum Theorem (hier: aus Erfahrungen hergeleiteter Lehrsatz) geworden." Sicht (Darshan) bedeutet 'Theorie des Absoluten', und Wissen (Gnan) bedeutet 'Theorem'. Es ist ein bisschen zum Theorem geworden, aber Du wirst für das Theorem (den Lehrsatz) nur so viele Punkte bekommen, wie du in der Lage bist, zu bekommen, aber Du wirst keinen Bonus bekommen. Und jemand, den gar nichts beunruhigt, der wird Bonuspunkte bekommen. Das Verhalten (Charitra) ist jetzt stärker geworden.

Woran kann man [wahres] Verhalten (Charitra) erkennen? Wie kann man wissen, dass innerlich das [wahre] Verhalten (Charitra) vorherrscht? Was sind die äußeren Anzeichen (Lakshan) dafür? Die Antwort ist: Vitaraagta (ein Zustand, absolut frei von Anhaftung und Abscheu ist). Selbst unsere Mahatmas sagen: "Auch wir haben Vitaraagta." Aber im Innern sind Mögen und Nicht-Mögen, und das sind die 'Cousins' von Anhaftung und Abscheu!

Fragender: Das stimmt, Dada. Aber weil Anhaftung und Abscheu weg sind, sind die 'Cousins' nicht so bedrohlich. Wenn also im Verstand so etwas wie Anhaftung und Abscheu zurückbleibt ...

Dadashri: Aber die 'Cousins' hatten die Macht über uns übernommen! Sie werden sagen: "Wir sitzen auf dem Stuhl unseres Bruders!" Sie werden sogar behaupten: "Außerdem sind wir Blutsverwandte (Kinder der Tante mütterlicherseits)!"

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Fragender: Also wenn Mögen und Nicht-Mögen weggehen, wenn Mögen und Nicht-Mögen gewusst werden und wenn sie weggehen ...

Dadashri: Wenn du sagst: "Wenn sie weggehen", dann wird Abscheu dagegen auftreten. Wir müssen uns keine Gedanken darüber machen, ob sie kommen oder gehen. Während wir weiter Fortschritte machen, werden sie von alleine weggehen, sie werden abfallen.

Fragender: Sie werden abfallen. Wenn wir sagen: "Wenn sie gehen …"

Dadashri: Das betrachtet man als Abscheu.

Fragender: Sie werden von alleine abfallen, während wir Fortschritte machen …

Dadashri: Das ist wahrhaftig der Weg der Vitaraag-Lords.

That is When Right Conduct is Considered to Have Prevailed! (p 214)

Dann kann man sagen, dass das richtige Verhalten vorgeherrscht hat Fragender: Angenommen, wir gucken uns etwas an, angenommen, unsere Aufmerksamkeit geht irgendwo hin, wo sie nicht hingehen sollte. Es ist also in dem Moment egal, dass die Aufmerksamkeit dorthin gegangen ist, aber wenn wir [als das Selbst] das als getrennt gesehen haben und wenn wir in der Lage sind, sie wieder abzuziehen, ohne in irgendeine Aktivität zu verfallen, wessen [wahres] Verhalten (Charitra) ist das dann, was für eine Art von Verhalten (Charitra) ist es?

Dadashri: Das ist tatsächlich das wahre Verhalten als das Selbst (Atma Charitra). Das an sich nennt man [wahres] Verhalten (Charitra). Das ist genau das, was der Lord richtiges Verhalten (Samyak Charitra) genannt hat.

Fragender: Richtiges Verhalten (Samyak Charitra) besteht in Form einer Absicht (Bhaav Swaaroop, Ursachenform), es hat nicht die Form einer physischen Auswirkung (Dravya), oder?

Dadashri: Ja, Absichts-Form (Bhaav Swaroop) bedeutet, dass Du der Wissende-Sehende bist, und wenn das [relative selbst] zu etwas wird, das es zu wissen gilt (Gneya), dann nennt man das richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Entsprechend viel richtiges Verhalten (Samyak Charitra) wird [auf dem Konto der Reinen Seele] gutgeschrieben. Und zu dem Zeitpunkt ... angenommen, du hast das Gnan erhalten, aber das richtiges Verhalten (Samyak Charitra) bleibt mitunter nicht bestehen. Das liegt daran, dass es Umstände aus der Vergangenheit gibt. Weil diese Umstände existieren, wenn [aus Versehen] illusionäres Verhalten (Mithya Charitra) passiert, und wenn Du der Wissende bleibst, dann bleibt die Verantwortlichkeit für das illusionäre Verhalten nicht lange bestehen. Weil diese Umstände existieren, wenn letztendlich illusionäres Verhalten (Mithya Charitra) passiert, und wenn Du der Wissende bleibst, dann dauert die Verantwortlichkeit des illusionären Verhaltens nicht lange an. Wenn du dich übermäßig davon vereinnahmen lässt (Tanmayakar), wenn du außerdem davon gebannt (Moorchit) wirst, dann ist das falsch. Unser Gnan wird dich nicht in einen gebannten Zustand verfallen lassen. Deswegen solltest Du der Wissende-Sehende bleiben. Hier dagegen [im Falle der Umstände aus der Vergangenheit], wird man eins mit dem Objekt, das es zu sehen gilt, obwohl man Wissender-Sehender geblieben ist. Die

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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richtige Sicht (Samyak Darshan) ist in dem Moment da, aber das richtige Verhalten (Samyak Charitra) nicht. Das heißt, es hat sich noch nicht komplett gedreht. Das [wahre] Verhalten (Charitra) wird erst gutgeschrieben, wenn es sich hier im Verhalten (Vartan) abzeichnet.

The Test Examination of the Strength of Charitra! (p 215)

Die Prüfung der Stärke des Verhaltens

Fragender: Wann kann man sagen, dass das Verhalten (Charitra) stark geworden ist? Und wie überprüft man das?

Dadashri: Wenn es mit niemandem Konflikte gibt. Wenn dein Verstand nirgendwo kollidiert, dann kann man sagen, dass das Verhalten (Charitra) stark geworden ist. Der Verstand kollidiert nicht, der Intellekt kollidiert nicht, das Chit kollidiert nicht, das Ego kollidiert nicht, der Körper kollidiert nicht, sie passen sich überall an.

Fragender: Kannst du bitte erklären, was "Der Verstand kollidiert nicht, der Intellekt kollidiert nicht" bedeutet?

Dadashri: Bei niemandem geschieht Einmischung. Es entstehen keine Konflikte. Niemand wird böse auf uns. Niemand wird [durch uns] verletzt, niemand hat Angst [vor uns]. Sie [der Verstand, der Intellekt] haben sich überall angepasst.

Fragender: Wenn man Pratikraman macht, nachdem man mit jemandem in Konflikt geraten ist, dann gilt das als [wahres] Verhalten (Charitra), oder?

Dadashri: Nein. Das ist ein Zeichen dafür, dass man sich auf das [wahre] Verhalten (Charitra) zubewegt.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Charitravan und Sheelvan49?

Dadashri: Sheelvan ist jemand, der das absolute Verhalten (Purna Charitra) hat. Charitravan bedeutet anteiliges Sheelvan, Sheelvan dagegen bedeutet vollständiges Sheelvan. Weil du dieses Gnan bekommen hast, kannst Du also in das [wahre] Verhalten (Charitra) eintreten, andernfalls wäre gar kein [wahres] Verhalten (Charitra) da, oder? Die Geisteshaltung der Buße (Dhyan-Tapa) wird wahrhaftig weitere Verstrickungen entstehen lassen!

Fragender: Dada, was ist der Unterschied zwischen Charitra und Saiyam?

Dadashri: Es gibt einen großen Unterschied zwischen Charitra und Saiyam!

Charitra, wahres Verhalten bedeutet, dass niemand im geringsten verletzt wird, es passieren keine Konflikte. Und was ist mit Saiyam! Den Ausdruck von Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Asaiyam) zu vermeiden nennt man Saiyam. So jemanden nennt man eigentlich in weltlichen Interaktionen einen Saiyami. Aber nach dem Erlangen des Gnan beginnt man, Kontrolle über den Ausdruck von Wut, Stolz, Täuschung und Gier zu haben. Das hat nichts mit [wahrem] Verhalten (Charitra)

49 Jemand, der keine Absicht hat, andere zu verletzen, der frei von Sexualität ist, aufrichtig, moralisch integer, gerade heraus, bescheiden, natürlich, und noch zahlreiche weitere derartige Eigenschaften hat.

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zu tun. Die Menschen werden glücklich, wenn sie jemanden sehen, der die Stärke des Verhaltens als das Selbst besitzt (Charitravan). Fragender: Wenn man Brahmacharya (Enthaltsamkeit in Gedanken, Sprache und Körper) genau befolgt, dann wird man vollständig zu jemandem, der die Stärke des Verhaltens als das Selbst besitzt (Charitravan), oder?

Dadashri: Warum sollte man nicht so werden? Das kann dem passieren, dem das Gnan gegeben wurde, aber bei anderen wird das nicht passieren. Andere werden langsam voranschreiten. Jemand mit Gnan hat vollständiges Charitra! Dir gefällt [der] Sheelvan[-Zustand], oder?

Fragender: Ja, mir gefällt Sheelvan. Aber es gelingt mir nicht, in diesem Zustand zu bleiben. Auch ich gerate immer wieder in Konflikte.

Dadashri: Was 'wir' dir sagen, betrachtet man eigentlich als Bilanz, sie sagt Dir etwas über die Richtung, in die Du gehen musst. Ein Sheelvan gilt als Tirthankara. Und Du musst Sheelvan werden. Und je mehr Dir das gelingt, desto besser. Über den Rest, der noch fehlt, solltest Du wissen, wieviel noch fehlt.

That is When One Has Come into the Self! (p 216)

Dann ist man in das Selbst gelangt

"Vom wahren Standpunkt aus, vom relativen Standpunkt aus – das Selbst hat einzig die Form von Wissen. (Nischaythi vyavahaarthi re, Gnanaadik swaroop re.)” - Shrimad Rajchandra "

Vom wahren Standpunkt aus (Nischaythi) hat das Selbst die Form von [wahrem] Wissen, [wahrer] Sicht und [wahrem] Verhalten, und was ist es aus relativer Perspektive (Vyavaharthi)? Es hat auch die Form von Wissen, Sicht und Verhalten. Das Relative wird durch die Sinnesorgane (Indriyagamya) gewusst, es ist Wissen, das durch das Medium der Sinne erworben wird (Indriya Gnan). Das Relative ist Wissen, Sicht und Verhalten durch die Sinnesorgane, ersteres dagegen ist Wissen, Sehen und Verhalten jenseits der Sinne (Atiindriya). Aber sowohl vom wahren als auch vom relativen Standpunkt aus hat das Selbst die Form von Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra). Dieser 'Chandubhai' ist wie eine Rolle in einem Theaterstück. 'Du' [das Selbst] bist gekommen, um die Rolle von Chandubhai zu spielen. Innerlich weißt Du weiterhin, dass Du Reine Seele bist. So wie der [Laxmichand], der in einem Stück die Rolle von König Bhartuhari spielt, die ganze Zeit von inner her weiß, dass er eigentlich Laxmichand ist. Er vergisst [seine Form als] Laxmichand nicht, ähnlich wie Du Deine [Form als] Reine Seele nicht vergisst. Ersteres ist ein weltliches Schauspiel, und das hier ist das Schauspiel des Selbst. In einem Stück solltest Du also die 'Rolle' spielen. Du kannst so viel schreien, wie du willst, du kannst so viel Trubel veranstalten, wie du willst. [Aber] Innerlich ändert sich nichts. Andernfalls wirst du weinend durch die Erfahrung gehen [leiden]. Also ist alles, was wir Dir sagen, dass du lachend durch die Erfahrung gehen sollst, nicht wahr? Der Unterschied liegt darin, wie die Erfahrung erlitten wird, oder?

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The Uninterrupted Knowledge of the Inherent Nature as the Self! (p 216)

Die dem Selbst innewohnende Natur ununterbrochen wissen "Einzig das ununterbrochene Wissen der dem Selbst innewohnenden Natur herrscht vor (Keval Nij swabhaavnu akhand varte Gnan)." [Wissen] der dem Selbst innewohnende Natur (Nij swabhaavnu) bedeutet, konstant in der inneren Natur als Wissender-Sehender zu sein. Krupadudev sagt: "Außer dem [Wissen] besteht nichts, das betrachten wir als absolutes Wissen (Keval Gnan). Dieser Zustand ist für uns noch ein bisschen fern. Wir müssen in die innere Natur als Wissender-Sehender kommen. Das nennt man [wahres] Verhalten (Charitra). Dada hat uns erst mal nur die Sicht (Darshan) gegeben, die ununterbrochene Sicht (Darshan). Wieviel auch immer davon angefangen hat, in die Erfahrung zu gelangen, soviel ist zu Wissen (Gnan) geworden. Und danach wird daraus [wahres] Verhalten (Charitra) entstehen. Momentan besteht das Verhalten bruchstückhaft.

Je nachdem, wieviel ununterbrochenes Wissen-Sehen (Gnan-Darshan) angesammelt worden ist, soviel [wahres] Verhalten (Charitra) wird entstehen. Und durch was kann man diese Erfahrung erlangen? Indem man die sich entladende illusionäre Anhaftung (Charitra Moha) sieht, das heißt, indem man alles sieht, was Chandubhai macht.

Dada’s Charitra! (p 216)

Dadas Verhalten (Charitra) Fragender: Im Wort Verhalten (Charitra) sind doch sowohl Wissen (Gnan) als auch Sicht (Darshan) enthalten, oder?

Dadashri: Sowohl Wissen (Gnan) als auch Sicht (Darshan) sind darin enthalten.

Es ist folgendermaßen: Das richtige Wissen (Samyak Gnan), die richtige Sicht (Samyak Darshan) und das richtige Verhalten (Samyak Charitra), die 'wir' erwähnt haben, gibt es auf dem Kramic-Weg (Schritt-für-Schritt-Weg). Dies hier ist der Akram-Weg (stufenlose Weg), deswegen sind absolutes Wissen (Keval Gnan), absolute Sicht (Keval Darshan), und absolutes Verhalten (Keval Charitra) präsent. Es reicht also zu sagen, dass Du hier die absolute Sicht (Keval Darshan) erreicht hast! Du hast noch kein absolutes Wissen (Keval Gnan) und kein absolutes Verhalten (Keval Charitra) erlangt.

Das richtige Wissen (Samyak Gnan), die richtige Sicht (Samyak Darshan) und das richtige Verhalten (Samyak Charitra) auf dem Kramic-Weg (Schritt-für-Schritt-Weg) sind äußerlich. Der innere Teil gehört tatsächlich zum Inneren, aber es geschieht alles durch Worte, es ist nicht exakt. Man wird höchstens das sechste Gunthana (spirituelle Entwicklungsstufe, auf der ständig Pratikraman und Pratyakyan ablaufen), und selten, an einem guten Tag, sieht man vielleicht das siebte Gunthanu (spirituelle Entwicklungsstufe, auf der man für circa 48 Minuten in "Ich bin Reine Seele" bleiben kann). Vielleicht ist man bei seltenen Gelegenheiten in der Lage, für maximal eine Stunde das siebte Gunthanu zu erreichen. In diesem gegenwärtigen Abschnitt des Zeitzyklus ist das noch nicht vorgekommen. Das ist nur eine Beschreibung davon. Und auf unserem stufenlosen (Akram) Weg, gibt es absolute Sicht (Keval Darshan), absolutes Wissen (Keval Gnan) und absolutes Verhalten (Keval Charitra), man hat also

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die Ebene von absoluter Sicht (Keval Darshan) erreicht. Es ist [in diesem Abschnitt des Zeitzyklus, von Bharat Kshetra50 aus] nicht möglich, absolutes Wissen (Keval Gnan) zu erreichen. Deswegen sollten wir den Verlust, den wir in der Vergangenheit gemacht haben, ausgleichen, weil Du die [absolute] Sicht ([Keval] Darshan) erlangt hast, [anteiliges absolutes] Wissen ([Keval] Gnan) und [anteiliges absolutes] Verhalten ([Keval] Charitra). Indem wir also hier [im Satsang mit dem Gnani] weiter Fragen stellen, sollten wir jetzt also alle Überziehungskredite, die auf unserem Kontoauszug erscheinen, vollständig abbezahlen. Fang an, sie zu bedienen. Es bleiben keine Sorgen mehr. Wenn das Ego präsent wäre, dann wären alle von außen verursachten Problem da, und das aus ihnen resultierende Leiden (Upadhi). Weil das Ego weg ist, ist alles weg.

Fragender: Je mehr wir Dadas Verhalten (Charitra) beobachten (Darshan), wenn wir die Möglichkeit bekommen, es aus der Nähe zu sehen, dann haben wir immer das Gefühl: "Möge sich dieses Verhalten auch in uns manifestieren."

Dadashri: Das wird wirklich passieren, darum musst du dir gar keine Sorgen machen. Du solltest zu sehen wissen, das ist alles. Bei Akram ist ja der Handelnde der Bemühung nicht mehr da, nicht wahr? Der Handelnde der Bemühung ist selbst zum Nicht-Handelnden geworden (Akarta). Wie kann ein Nicht-Handelnder sich anstrengen?

Fragender: Wenn man keine Anstrengung mehr machen muss, dann werden die Dinge natürlich und spontan (Sahaj) erreicht.

Dadashri: Sogar die Anstrengung, die geschieht, kann man als natürlich und spontan betrachten, weil es das Ego des Zustandes als Leidender (Bhoktapa, Entladungs-Ego) ist, es ist nicht das Ego des Zustandes als Handelnder (Kartapad, Aufladungs-Ego). Die Anstrengung, die das Entladungs-Ego unternimmt, ist in der Tat auch natürlich und spontan. Man kann sie nicht als Anstrengung bezeichnen, aber in Ermangelung des richtigen Wortes dafür müssen 'wir' das sagen.

Fragender: Wenn man weiß, wie man Dadas Verhalten (Charitra) 'sieht' und es sich in einem manifestiert, was ist das dann? Absolutes Verhalten hat sich in Dada manifestiert. Aber welche Art von Fehler hindert mich daran, das zu sehen?

Dadashri: In dem Fall ist das Verhalten (Charitra) kein bisschen verstanden worden! Was sind die äußeren Anzeichen von [wahrem] Verhalten (Charitra)? Die Antwort ist: Vitaraagata, ein Zustand, in dem keine Anhaftung und keine Abscheu auftreten. Wenn du herausfinden willst, ob im Innern [wahres] Verhalten (Charitra) besteht oder nicht, dann musst du die äußeren Merkmale betrachten. Wenn keine Spur von Abscheu gegen denjenigen da ist, der ihn beleidigt, und keine Spur von Anhaftung an den, der ihn mit einer Blumenkette begrüßt, dann können wir daraus schließen, dass in diesem Individuum das Verhalten des Selbst besteht.

Es reicht, wenn du das Verhalten (Charitra) desjenigen beobachtest, der das Selbst realisiert hat (eines Atmagnani). Das ist eine völlig neue Art von Verhalten (Charitra). Nur dieses Verhalten (Charitra) muss man ständig sehen. Es ist nichts, was man lernen muss. Sieh es einfach weiter. Sieh und wisse, sieh und wisse.

Nach dem richtigen Verhalten (Samyak Charitra) wird sich das absolute Verhalten als das Selbst (Keval Charitra) manifestieren. In absolutem Verhalten (Keval Charitra) gibt 50 Bharat Kshetra ist in der Jain-Kosmologie die Bezeichnung für unsere Erde.

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es nichts dergleichen, das 'getan' werden müsste. Um sicherzustellen, dass das Selbst und das Nicht-Selbst nicht eins werden, musst Du von Dir Selbst Besitz ergreifen. Bei absolutem Verhalten (Keval Charitra) ist das nicht der Fall.

Fragender: Es wird automatisch natürlich und spontan.

Dadashri: Das Verhalten (Charitra), das natürlich und spontan vorherrscht, ist Verhalten einer ganz anderen Kategorie. Solange eine Anstrengung gemacht wird, das [erwachte] Selbst daran zu hindern, eins mit dem Nicht-Selbst zu werden, gilt das als richtiges Verhalten, Samyak Charitra. Zu verhindern, dass die beiden eins werden, ist richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Das andere dagegen ist Verhalten, das voll absolutem Wissen ist, das ist ein sehr viel höherrangiges Verhalten.

Zu erlauben, dass beide [Selbst und Nicht-Selbst] eins werden, ist verblendetes Verhalten (Mithya Charitra). Sie daran zu hindern, eins zu werden ist richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Für denjenigen dagegen, der absolutes Wissen erreicht hat, besteht absolutes Verhalten (Keval Charitra). Für ihn gibt es so etwas wie das Verhindern, dass beide eins werden, nicht.

The Understanding Regarding Existence and Charitra! (p 218)

Existenz (Astitva) und Verhalten (Charitra) verstehen Fragender: Es gibt zwei Dinge: Existenz (Astitva) und Verhalten (Charitra). Die Menschen entnehmen alle Beispiele dem Verhalten (Charitra), und die Existenz (Astitva) bleibt getrennt. Wie also kann man zwischen den beiden unterscheiden?

Dadashri: Dieses Verhalten (Charitra) ist nicht das Verhalten (Charitra) des absoluten Wissens (Keval Gnan). Es ist das Verhalten des letzten Lebens. Es ist das Verhalten des vorherigen Lebens. Das Verhalten (Charitra), das man sehen kann, ist kein Ergebnis diesen Lebens. Deswegen ist es nicht absolut (Purna). Das Verhalten ist nicht absolut. Die eigene Existenz (Astitva) ist absolut. Das Wissen "Wer bin ich" (Vastutva) ist absolut, und in der Form als das absolute Selbst ist es auch absolut. Lord Mahavir bezeichnet das sichtbare Verhalten nicht als Verhalten. Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra) sind so, dass sie nicht mit den Augen gesehen werden können. Sie können nicht direkt durch die Sinne wahrgenommen werden (Indriya Pratyaksh). Deswegen ist dieses [wahre] Verhalten (Charitra) eigentlich vollkommen anders, und das [relative] Verhalten (Charitra), das sich entfaltet hat, war eigentlich das Ergebnis des letzten Lebens. Das sichtbare Verhalten eines jeden ist ein Ergebnis des letzten Lebens, wohingegen sich die Existenz (Astitva; wo das ‘Ich‘ vorherrscht) an einem anderen Ort befindet. Das Vorherrschen des Ich ist an der ‘vollständigen Station‘, es ist bei 100 [Prozent], und das Verhalten wäre bei 98 [Prozent]. Das Vorherrschen des Ich rührt aus diesem Leben, das Verhalten hingegen basiert auf dem letzten Leben.

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The Path of Liberation is Only One! (p 218)

Es gibt nur einen Weg der Befreiung Fragender: Gibt es verschiedene Wege, um Befreiung zu erreichen?

Dadashri: Es gibt eigentlich nur einen Weg zum Erreichen der Befreiung, aber es gibt verschiedene Denkweisen. Weil das Prakruti (Nicht-Selbst) eines jeden anders ist, kommt man durch unterschiedliche Denkweisen dorthin. Aber das Wissen in Form von Erleuchtung (Prakash Swaroope) ist genau das gleiche. In der Erleuchtung kann es keine Veränderung geben. Die Erleuchtung ist die gleiche, die es schon seit endlosen Tirthankara-Zyklen (Chovisi, Abfolge von vierundzwanzig Tirthankara im dritten und vierten Segment jedes Zyklus) gegeben hat. In der Erleuchtung kann es keine Veränderung geben. Und wenn es eine Veränderung gäbe, dann wäre Unwissen über das Selbst (Agnan) da. Die Erleuchtung sollte genau die gleiche sein. Das Wissen (Gnan), die Sicht (Darshan) und das Verhalten (Charitra) sollten genau gleich sein. Auf dem Kramic-Weg (Schritt-für-Schritt-Weg) ist es [diese Reihenfolge]: [relatives] Wissen (Gnan), [wahre] Sicht (Darshan), [wahres] Verhalten (Charitra), und auf dem stufenlosen (Akram) Weg ist sie: [wahre] Sicht (Darshan), [wahres] Wissen (Gnan), [wahres] Verhalten (Charitra). Aber die Erleuchtung ist tatsächlich genau die gleiche. Die Erleuchtung es absoluten Wissens ist tatsächlich genau die gleiche. Was wird das Endergebnis sein? Die Antwort ist: Keval Gnan, absolutes Wissen. Die daraus resultierende Auswirkung wird genau die gleiche sein. Die Akram-Methode wird Menschen mit viel positivem Karma zuteil. Diese Methode [Akram] ist übrigens sehr einfach!

Yathakhyat Charitra! (p 219)

Yathakhyat Charitra Fragender: Ist Yathakhyat Charitra der innere Zustand, der das konstante Gewahrsein "Ich bin Reine Seele", Shukladhyan, hervorbringt?

Dadashri: In dem Moment, wo Shukladhyan (das konstante Gewahrsein "Ich bin Reine Seele") entsteht, entsteht auf der anderen Seite Yathakhyat Charitra. Shukladhyan (das konstante Gewahrsein "Ich bin Reine Seele"), so wird dieser innere Zustand genannt, in dem man einzig über sein eigenes Selbst meditiert, nichts anderes gelangt da hinein. Es gilt als der natürliche Zustand des Seins (Dhyan). Fragender: Ist Yathakhyat Charitra an sich absolutes Wissen?

Dadashri: Nein. Absolutes Wissen entsteht, nachdem Yathakhyat Charitra vollständig wird. Im Yathakhyat Charitra wird das vollständige aufmerksame Gewahrsein (Laksha) des Selbst, "Wer bin ich", etabliert! Absolutes Wissen tritt danach ein.

Fragender: Was ist Yathakhyat Charitra?

Dadashri: Es ist Verhalten (Charitra), das ist, wie es ist.

Fragender: Wird es höher eingestuft als richtiges Verhalten (Samyak Charitra)?

Dadashri: Es wird sogar noch höher eingestuft.

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Fragender: [Ist es] Absolutes Verhalten (Keval Charitra)?

Dadashri: Das Verhalten (Charitra) jenseits von Yathakhyat Charitra gilt als absolutes Verhalten (Keval Charitra). Wenn es vollständig wird, dann nennt man es absolutes Verhalten (Keval Charitra). Man verweilt ständig in einem Verhalten, das absolut frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraag Charitra). Das ist das Verhalten (Charitra) von Lord Mahavir. Einzig im Selbst zu verweilen (Atma ramanata, Nij ramanata, Swabhaav ramanata).

Fragender: Ist das Verweilen in der dem Selbst innewohnenden Natur (Swabhaav Ramanata) an sich Yathakhyat Charitra?

Dadashri: Ja, das gilt als Yathakhyat. Fragender: Also Dada, was ist der Unterschied zwischen Yathakhyat Charitra, Samyak Charitra (richtigem Verhalten) und Keval Charitra (absolutem Verhalten)?

Dadashri: Wenn richtiges Verhalten (Samyak Charitra) abtritt, in welches bist Du dann eingetreten? Das ist Yathakhyat Charitra. Wenn du nur 99 Dollar hast, dann kannst du keinen Hundert-Dollar-Schein bekommen. Selbst mit 99,99 Dollar wirst du immer noch keinen Hundert-Dollar-Schein bekommen. Deswegen ist Yathakhyat Charitra der Hundert-Dollar-Schein, und der ganze Rest ist 99, 98 ... Als erstes kommt Samyak Charitra, dann kommt Yathakhyat Charitra, und dann kommt Vitaraag Charitra.

Fragender: Und was sind die Merkmale von Yathakhyat Charitra, Samyak Charitra und Keval Charitra?

Dadashri: Wir [bei Akram] haben kein absolutes Verhalten (Keval Charitra). Wir haben richtiges Verhalten (Samyak Charitra)! Wir werden also tatsächlich als nächstes in das Verhalten ohne Anhaftung und Abscheu (Vitaraag Charitra) eintreten. Yathakhyat kann hier nicht entstehen. Man fällt hin und steht wieder auf, fällt hin und steht wieder auf. In dem Moment, wo man aufhört zu fallen, nennt man das Yathakhyat. Genauso wie ein Kind fällt man hin und steht wieder auf, man fällt hin und steht wieder auf, und wenn das Hinfallen aufhört, ist es Yathakhyat geworden.

Fragender: Wenn das Hinfallen aufhört, ist das Yathakhyat. Das heißt, dass der Zustand, der frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraagta) immer ruhiger wird?

Dadashri: Der Zustand, der frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraagta) entsteht erst dann, wenn Yathakhyat Charitra eintritt, bis dahin kann das sonst nicht geschehen.

Fragender: Was ist denn dann in richtigem Verhalten (Samyak Charitra) enthalten?

Dadashri: Ein Kind fällt hin und steht wieder auf, es fällt hin und steht wieder auf, aber wenn es wieder aufsteht, betrachtet man das als Teil des richtigen Verhaltens (Samyak Charitra). Und wenn es dann einmal aufgestanden ist und stehen bleibt und geht wie andere Menschen auch, dann ist das Yathakhyat.

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The Difference between Keval Charitra and Samyak Charitra! (p 220)

Der Unterschied zwischen Keval Charitra und Samyak Charitra Fragender: Gibt es einen Unterschied zwischen absolutem Verhalten als das Selbst (Keval Charitra) und richtigem Verhalten (Samyak Charitra)?

Dadashri: Das richtige Verhalten (Samyak Charitra) können die Menschen sehen, das absolute Verhalten (Keval Charitra) dagegen kann niemand sehen. Das richtige Verhalten (Samyak Charitra) kann man sehen, die Menschen können es verstehen. Die Menschen können richtiges Verhalten (Samyak Charitra) in ihrer eigene 'Sprache' (ihrer eigenen Interpretration gemäß) verstehen, aber absolutes Verhalten (Keval Charitra) kann man nicht erkennen, man kann es nicht sehen. Es ist nicht so, dass es durch die Sinne gewusst werden kann (Indriyagamya), es kann durch Gnan erfahren werden (Gnangamya). Richtiges Verhalten (Samyak Charitra) kann man also durch die Sinne 'wissen'.

Verhalten, das frei von Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Kashay) ist, ist richtiges Verhalten (Samyak Charitra), und absolutes Verhalten (Keval Charitra) ist ultimatives Verhalten (Charitra). Kashay-freies Verhalten ist erleuchtetes Verhalten (Samyak Charitra) und absolutes Verhalten (Keval Charitra) ist das ultimative Verhalten.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Yathakhyat Charitra und Keval Charitra?

Dadashri: Yathakhyat Charitra heißt, Wissender-Sehender zu bleiben. In der Funktion des ständig Wissenden (Gnaykpanu), so wie es ist. Yathakhyat Charitra geht dem Keval Charitra (dem absoluten Verhalten) voraus. Nachdem das absolute Wissen (Keval Gnan) erreicht ist, kommt absolutes Verhalten (Keval Charitra)! Das ist das ultimative [Verhalten (Charitra)]!

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Niralumb (p 220) Niralamb – Absolute Freiheit von jeglicher Abhängigkeit

Worldly Life Persists on the Basis of Interdependent Relationships!

Das weltliche Leben besteht auf Grundlage von Beziehungen mit wechselseitigen Abhängigkeiten

Menschen sind von schrecklichem Elend geplagt, und dennoch leben sie weiter; auf welcher Grundlage, durch welche Unterstützung (Aadhar) tun sie dies? Es muss dafür irgendeine Grundlage und Unterstützung gehen, nicht wahr? Wenn sie einmal ihr Elend überwunden haben, dann sagen sie: "Ich bin großartiger als all diese Leute." Das ist es. Sie leben auf dieser Grundlage weiter. Es muss sicherlich eine darunterliegende Grundlage für das Leben geben. Jeder Mensch lebt auf einer gewissen Grundlage/durch eine gewisse Unterstützung. Auf welcher Grundlage leben sie? "Wir sind glücklicher als die gewöhnlichen Arbeiter." Ich fragte einmal ein paar Menschen der indigenen Bevölkerungsgruppe (Adivasi): "Auf welcher Grundlage lebt ihr? Ihr müsst doch sicherlich etwas haben, …?" [Sie antworteten:] "Ich bin der Besitzer von vier Kühen." He, ich bin der Besitzer von vier Kühen und zwei bis drei Kälbern! Jeder Mensch lebt auf Grundlage solch einer Unterstützung.

Sie halten an der Unterstützung (Aadhar) von etwas oder jemandem fest. Sie halten an der Unterstützung des Egos fest, manche leben von ihrem Aussehen, manche halten an der Unterstützung der Verwandten fest, manche brauchen die Unterstützung der Sexualität, einer zweiten Sache, einer dritten Sache; all diese Leute leben auf Grundlage solcher Unterstützung. Durch welche weitere Unterstützung leben sie? Der Körper lebt auf Grundlage von Essen, aber von was lebt der Verstand? Er lebt tatsächlich von all diesen Abhängigkeiten (Avlamban). Auf welcher Grundlage lebt der Intellekt? Er lebt von dem, was auch immer ihn nährt. Doch wenn diese Abhängigkeit ewig wäre, dann könnte man niemals frei werden. Bevor ihr Gnan genommen habt, habt ihr die Unterstützung von all diesen Abhängigkeiten angenommen. Wo es nun solch eine Abhängigkeit gibt, da wird man sogar weinen, wenn man zum Witwer wird. Irgendetwas oder irgendjemand wird die Grundlage, auf der man lebt! Und wenn diese Grundlage verschwindet, dann wird die Grundlage für sein Leben das Ego: "Ich bin besser dran als all diese anderen Leute." Auf welcher Grundlage sollte man jeden Tag weiterleben? Solange die wahre Abhängigkeit nicht für einen entsteht – eine Abhängigkeit, die alle drei Zeiten – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – (Trikaad) transzendiert eine ewige Abhängigkeit – bis dahin hat man keine wahre Grundlage, auf der man leben kann! Man sieht andere und beginnt wieder zu leben. "Im Vergleich zu mir gibt es viele Menschen, die unglücklich sind. Sie sind so, und sie sind so." Man kann dann auf dieser Grundlage leben. Somit stellt diese Welt eine sehr große Abhängigkeit dar. Doch all diese Unterstützungen sind vergänglich. In dem Moment, da die Unterstützung verschwindet, wird man wieder aufs Neue verstrickt und verwirrt.

Nur ein Gnani Prurush ist nicht abhängig, er ist absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb). Keinerlei Abhängigkeit von irgendetwas. Die Welt lebt basierend auf einer

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Abhängigkeit, sie lebt auf der Grundlage von einer Unterstützung. Wenn man diese Unterstützung verliert, dann beklagt man sich. Da der Gnani Purush selbst absolut geworden ist, hat er nicht länger Beziehungen, die voneinander abhängig sind. Er ist absolut! Obwohl er den Wunsch (Bhaavna) für die Erlösung der Welt (Jagat Kalyan) hat, ist er dennoch absolut geworden! Absolut bedeutet 'frei von jeglicher Abhängigkeit' (Niralamb). Er braucht keinerlei Abhängigkeit! Unabhängig, absolut, ausschließlich absolut, es gibt keine 'Vermischtsein' mit irgendetwas anderem.

Which Support is Eternal in This World? (p 221)

Welche Unterstützung ist in dieser Welt ewig?

Auf welcher Grundlage hast du zuvor gelebt?

Fragender: Auf Grundlage der Wünsche des Verstandes. Dadashri: All diese Grundlagen, all diese Unterstützungen waren falsch [trügerisch]. Man kann nicht sagen, wann diese Unterstützung weggehen wird. Denn niemand kann dein eigen werden [niemand kann einem gehören, niemand wird einen schützen], nicht wahr? Auf dieser Welt kann niemand jemals dein eigen werden. Selbst, wenn man das eine kurze Zeit lang so machen würde, dann würde es in dem Moment Trennung geben, sobald es eine Entzweiung aufgrund von Meinungsverschiedenheiten (Matbhed) gäbe. Und es dauert gar nicht lange, bis diese Entzweiung (Matbhed) geschieht, oder? Deshalb sind diese Unterstützungen falsch [trügerisch]. Nur die Unterstützung der eigenen Reinen Seele ist wahr, und wenn jemand diese erlangen würde, dann gäbe es [im Verstand] inneren Frieden, oder nicht? Leute hingegen sind die Prügel, die sie durch solche Unterstützung eingesteckt haben, leid geworden. Das ist genau der Grund, warum die Leute es derart satthaben. Viele nehmen darüber hinaus die Unterstützung von Geld. Wie kann man auf der Grundlage von Geld leben? Man kann nie sagen, wann das Geld verschwinden wird. Man kann [auch] nicht auf der Grundlage und der Unterstützung des Körpers leben; man kann nie sagen, wann der Körper schwach werden wird! Man kann nie sagen, wann ein geistig gesunder Mensch verrückt werden wird. Heute halten wir ihn vielleicht für vernünftig, für den Klügsten von allen, aber im darauffolgenden Jahr wird er verrückt. Werden wir nicht irgendeine Unterstützung oder soetwas benötigen? Eine Unterstützung, die ewig hält? Eine Unterstützung sollte so sein, dass sie nie weggeht.

Wenn ich mich auf dieses Kissen stütze und anlehne, dann bin ich mir sicher, dass es nicht herunterfallen wird. Aber wenn ich mich auf die Ehefrau und die Kinder stütze, so wie auf dieses Kissen, dann kann es sein, dass sie irgendwann einmal wegfallen. Denn sie alle sind keine wahre Unterstützung, niemals. Diese Wand wird wenigstens eine gewisse Zeit lang halten. Sie wird nicht nach kurzer Zeit umfallen. Du hast die Gewissheit: wenn du dich daran anlehnst, dann wird das kein Problem sein. In dem Moment jedoch, wo du dich auf erstere [Ehefrau, Kinder] 'stützt' [dich auf sie verlässt], werden sie wegfallen.

Deshalb brauchen diese Leute [hier] in Indien nun Unterstützung von innen heraus. Andere brauchen diese Unterstützung nicht, denn sie leben natürlich und spontan. Sie sind natürlich; sie haben keinerlei Zweifel (Vikalp, Misstrauen oder widerspenstige

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Gedanken). Für sie gibt es nichts so etwas wie die Unterstützung [durch etwas] zu haben oder die Untersützung zu verlieren. Wenn einer sich uneins mit seiner Ehefrau ist, dann wird er sich scheiden lassen und eine andere heiraten. Er hat keine Angst oder Furcht vor der Gesellschaft; er hat keinen gesellschaftlichen Zwang.

Während es mit der Unterstützung der Reinen Seele folgendermaßen ist: von dem Moment an, wo man diese erlangt, ist es sicher, dass man in die absolute Befreiung (Moksha) geht. Man hat den Reisepass, man hat das Visum, man hat alles. Man kann nun nicht mehr zurück, wenn man in den Fünf Agnas bleibt, oder? Aber das ist wiederum die Unterstützung durch Worte. Man muss also absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) werden, auch von dieser Unterstützung [der Worte].

Hey Mortal! Head Towards Your Own Home! (p 222)

He, Sterblicher! Gehe in Richtung deines eigenen Zuhauses!

Heute hat er schwarzen Tee (englischen Tee, ohne Gewürze) getrunken und dann musste er sich ein Pfefferminz in den Mund stecken. He, warum hast du den Tee getrunken, wenn du trotzdem ein Pfefferminz in deinen Mund nehmen musstest? So ist es: man macht 'plus-minus', 'plus-minus', 'plus-minus'. Er hat süßen Tee getrunken, und danach musste er etwas Scharfes zu sich nehmen. Iss stattdessen wenigstens manchmal etwas Süßes. 'Plus-minus' zu machen ist darüber hinaus gleichzusetzen damit, den ganzen Tag zu 'erschaffen und zerstören'. He, warum gehst du nicht zu dir nach Hause [dem Selbst]; lass uns dorthin gehen! Du willst nicht länger hierbleiben. Mach dich auf zu dir nach Hause. Wir finden es nicht passend hier mit all den 'Ausländern' [dem Nicht-Selbst]. Fühlst du dich wohl mit all den 'Ausländern'? Gehe in Richtung Deines eigenen 'Zuhauses', wo es grenzenlose Herrlichkeit gibt; [wo] Du überhaupt nichts brauchst. Niralamb – absolute Freiheit von jeglicher Abhängigkeit. Während es hier so ist: wenn es kein Pfefferminz gibt, dann sagt man: "Mein Mund fühlt sich so fad an, so salzig..." He, vergiss das! Lass diese Unterstützung los, auf der Grundlage davon zu leben: "Der Mund muss sich angenehm anfühlen, die Nase muss in Ordnung sein, die Augen müssen in Ordnung sein." Sieh nur, in welchem Zustand Dada lebt. In einem Zustand, der absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niraaumb Sthiti) ist. Das ist der Zustand, in dem Dada [schon] heute ist. Dada ist so, dass er ohne Abhängigkeit leben kann, denn er hat das absolut unabhängige Selbst (Niralamb Atma) gesehen.

What is the Absolutely Independent Self Like? (p 222)

Wie ist das absolut unabhängige Selbst?

Fragender: Was ist diese außergewöhnliche Sicht (Adbhut Darshan)?

Dadashri: Sie ist außergewöhnlich, die verborgene Form des Selbst! Sie ist der ganzen Welt verborgen, ihre wahre Form ist verborgen. Die gesamte Welt kennt nicht diese verborgene Form, sie ist wundersam. Es gibt nichts anderes auf dieser Welt, was außergewöhnlicher ist als das. Es kann unmöglich etwas auf dieser Welt geben, das so außergewöhnlich ist! Du wirst andere Dinge finden. Doch diese wirkliche Form, die

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verborgen ist, das ist das Einzige, was außergewöhnlich ist auf dieser Welt. Die Verfasser der heiligen Schriften haben geschrieben: "Wundersam, wundersam, wundersam!" Sie haben das Wort 'wundersam' tausendfach geschrieben.

Fragender: Das bezieht sich auf das Wort 'Brahma' (das Selbst), oder? Jeder stellt das Wort tatsächlich auf unterschiedliche Weise dar. Doch die Bedeutung des Wortes sollte verstanden werden.

Dadashri: Die Bedeutung des Wortes muss in der Tat verstanden werden. Wenn es 'wahr' ist, wenn es so ist, dass es eine Erfahrung hervorruft, dann wurde die Bedeutung des Wortes verstanden. All die restlichen Worte sind nutzlos. Die Worte, die dir keinerlei Erfahrung geben, sind alles nutzlose Worte. Die Worte, die dir überhaupt keine Erfahrung geben, diese Worte sind allesamt nutzlos, und wo es keinerlei [Abhängigkeit von] Worte(n) gibt, das ist der ultimative Punkt. Niralamb – absolut frei von jeglicher Abhängigkeit! Doch man kann nur absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) werden, nachdem man zunächst das Selbst in Form von Worten erlangt hat. Absolute Freiheit von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) ist die letztendliche Station!

Das Selbst ist absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb). Es braucht keinerlei Unterstützung. Es braucht sich nicht von irgendjemandem oder irgendetwas abhängig machen. Das Selbst ist tatsächlich so, dass es durch diese Häuser hindurchgehen kann; es ist so, dass es durch Berge hindurchgehen kann. Die gesamte Welt ist voller Abhängigkeit. Die ganze Welt – angefangen bei den Lebewesen im Himmelsreich bis hin zu den vier Existenzebenen51, sie alle sind in der Verwirrung von Abhängigkeit gefangen. Derjenige, der absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) ist, der gilt als unabhängig; ihn nennt man 'absolut'.

Dependency on the Guru or the Scriptures? (p 223)

Abhängigkeit vom Guru oder den heiligen Schriften?

Fragender: Können Schriften tatsächlich für manche Leute zu einer Form von Abhängigkeit werden? Dadashri: Ja. Die Schriften werden tatsächlich für viele Leute eine Form von Abhängigkeit. Für andere wird der Guru eine Form von Abhängigkeit. Wenn man jedoch auf Grundlage dieser Abhängigkeit lebt, dann sollte man nicht mittendrin diese Abhängigkeit loslassen. Diese Straße heißt 'Ahmad Kidwai Road', nicht wahr? Als du also dieses Straßenschild gelesen hast, hast du erkannt: "Ich muss da lang." Wenn du jedoch das Haus der Person, die du gerade besuchst, erreicht hast, dann musst du 'die Straße loslassen'. Du kannst die Straße nicht mitnehmen. Wenn du das Gebäude betrittst, nimmst du dann die Straße mit? Ein Mann ging einmal die Treppe hoch und trug der Stufen mit sich! [Er wurde gefragt:] "He, warum hast du diese Stufen mitgebracht?" Er sagte: "Diese Stufen liegen mir sehr am Herzen." – "Warum stellst du dich dann nicht einfach dorthin? Warum bist du nur ihretwegen hergekommen? Willst du Anhaftung an die Stufen haben, oder willst du sie hinaufsteigen? Was willst du machen? Dies ist eine 'Stufenleiter'. Es ist nicht etwas, dass du dir ans Herz legen

51 Menschen, Tiere, Himmel, Hölle

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solltest. Diese 'Stufenleiter' ist dazu da, um dir zu helfen, hinaufzusteigen, [und] nicht, damit du daran angehaftet wirst."

Fragender: Wenn wir gleichermaßen die Unterstützung (Aalamban) eines Gurus in Anspruch nehmen, sollten wir dann diese Unterstützung loslassen, wenn wir Fortschritte machen?

Dadashri: Nein. Du musst ihn nicht loslassen; lass ihn so sein [wie er ist]. Er ist ein Guru für das Relative. Du musst deine Frau nicht loslassen, du musst das Relative (Vyavahaar) nicht loslassen, du must deinen [relativen] Guru nicht loslassen, und der Guru für das Wahre (Nischay) muss vom Selbst (Nischay) 'gemacht' werden.

Fragender: Nachdem man eine gewisse Stufe erreicht hat, muss man auch die Abhängigkeit vom Guru loslassen, oder nicht? Dadashri: Nein, das wird tatsächlich automatisch geschehen; du musst ihn nicht loslassen. Es gibt verachtende Zurückweisung (Tiraskaar) im Loslassen. Hier dagegen wird man auf natürliche Weise frei von Abhängigkeit.

On What Does a Yogi Have Dependency? (p 224)

Von was ist ein Yogi abhängig?

Fragender: Yogis haben [auch] Abhängigkeit, oder nicht?

Dadashri: Ja. Denjenigen mit Abhängigkeit selbst nennt man Yogi Ein Atmayogi – derjenige, der das Selbst erkannt hat – hat keinerlei Abhängigkeit. Er ist absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb). Er hat kein Bedürfnis, von irgendeiner weltlichen Sache abhängig zu sein. Ein Atmayogi braucht auch nicht von Gott abhängig sein, denn Er ist selbst Gott geworden. Ab dem Zeitpunkt, wo er ein Atmayogi geworden ist, ist Er Gott geworden. Er braucht überhaupt niemanden.

Fragender: Gemeinsam mit dem Wort 'Atma' (Seele) wurde das Wort 'Yogi' benutzt, also bedeutet das, dass er auf alle Fälle eine Abhängigkeit haben muss, oder nicht? Dadashri: Nein, der Begriff 'Atmayogi' wird verwendet, um zu identifizieren, wo seine Einheit (Yog) liegt. Er erlangt das Selbst, während er noch Verstand, Sprache und Körper hat. Beide [das Selbst einerseits und Verstand-Sprache-Körper andererseits] existieren gemeinsam. Wo liegt also die Einheit? Ist sie mit dem äußerlichen Teil oder ist sie mit dem Selbst (Atma)? Wenn sie [die Einheit] mit dem Selbst liegt, dann nennt man ihn einen Atmayogi. Unser Lord Krishna nennt man einen Atmayogeshwar (den Absoluten). Jemand, der absolut ist (Atmayogeshwar) kann nicht als jemand gelten, der eins mit dem Körper ist (Dehayogeshwar), noch als jemand, der eins mit der Sprache ist (Vachanyogeshwar), oder als jemand, der mit dem Verstand eins ist (Manoyogeshwar). Die Yogis da draußen sind alles Yogis des Verstands und der Sprache. Durch diese Einheit mit Verstand und Sprache mag man etwas [inneren] Frieden fühlen, doch die vollkommene Erlösung wird nicht geschehen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Thereafter, There is no Dependency on the Intellect! (p 224)

Danach gibt es keine Abhängigkeit vom Intellekt

'Wir' haben das Selbst gesehen, das diejenigen, die das Selbst auf dem Schritt-für-Schritt(Kramik)-Weg erfahren haben (Atmanubhavi Purusho), nicht gesehen haben. Für jemand, der das Selbst auf dem Schritt-für-Schritt-Weg erfahren hat (Atmanubhavi), gilt: wenn er fünfundzwanzig Prozent Erfahrung des Selbst erlangt hat, was geschieht dann mit den restlichen fünfundsiebzig Prozent? Diese fünfundsiebzig Prozent sind seine Abhängigkeit. Wenn er fünfundzwanzig Prozent Erfahrung erlangt, dann ist er in diesem Ausmaß frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) geworden. 'Wir' haben das Selbst, das absolut frei von jeglicher Abhängigkeit ist (Niralamb Atma,) gesehen, und 'wir' können dieses Selbst, das frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) ist, in jedem sehen. Aber wie kannst du das verstehen? Wenn man ständig mit mir zusammenbleibt, dann wird man profitieren. Ohne beständige Vertrautheit kann sonst die Arbeit nicht geschehen. Wenn man ein bisschen Erfahrung des Selbst erlangt, dann wird die Arbeit weiter getan werden. 'Wir' geben euch allen das Wissen über das Selbst (Atmagnan). Jeder hat die Erfahrung des Selbst, jeder entsprechend seiner eigenen Ebene. Nachdem die Erfahrung des Selbst ansteigt, nachdem sie bei fünfundzwanzig, dreißig oder vierzig Prozent angelangt ist, gibt es keine Spur Intellekt (Buddhi) [mehr] darin.

Der Intellekt selbst wird bei fünfundzwanzig Prozent verschwinden. Nur, wenn die Erfahrung des Selbst auf fünfundzwanzig Prozent ansteigt; denn er [der Intellekt] nutzt Ihm [dem Selbst] danach nicht mehr, oder? Im Gegenteil, er [der Intellekt] würde sich in Seinen Prozess [des Selbst] einmischen.

The World Sustains on Dependency! (p 224)

Die Welt wird aufgrund von Abhängigkeit aufrechterhalten

Fragender: Aber Dada, seit unendlichen Zeiten war es die Gewohnheit des Menschen: "Man kann nur mit einer Abhängigkeit (Avalamban) leben."

Dadashri: Ohne eine Abhängigkeit (Avalamban) würde der Mensch tatsächlich sterben. Mit einer Abhängigkeit (Avalamban) zu leben gilt als weltliches Leben (Sansaar). Und ohne Abhängigkeit zu leben gilt als letztendliche Befreiung (Mukti). Wo ist das Glück in Abhängigkeit? Darüber hinaus wird diese Abhängigkeit dich verlassen/sich von dir trennen, oder nicht? Derjenige, der absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb) ist, wird Befreiung erlangen.

Fragender: Aber der Mensch kann ohne eine Abhängigkeit (Avalamban) nicht auskommen, oder?

Dadashri: Nein, das kann er nicht.

Fragender: Er sagt: "Ich kann nicht ohne eine Abhängigkeit (Avalamban) leben." Wenn nicht die eine, dann irgendeine andere, doch eine Abhängigkeit (Avalamban) wird wirklich gebraucht.

Dadashri: Ohne Gnan [Wenn man kein Gnan erlangt hat, dann] kann niemand ohne eine Abhängigkeit (Avalamban) existieren. Es ist tatsächlich so, dass sogar nachts, wenn

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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niemand zuhause ist, die von außen verursachten Probleme weiterhin im Verstand auftauchen werden.

Fragender: Dann greift er nach einer anderen Abhängigkeit (Avalamban). Dadashri: Er wechselt die Abhängigkeit (Avalamban). Fragender: Was sagen andere Leute? Komm her, ich werde etwas für dich tun. Dadashri: He! Es gibt so viele Abhängigkeiten (Avalamban), wie man will. Und so wechselt man sie ständig. Sonst sagt man letztendlich: "Ich bin 'tot' [in ernsten Schwierigkeiten]!" Man nimmt solche Abhängigkeiten an/auf sich. He! Wird das dein Problem beenden? Sag das nicht, du Narr! Aber sogar dann sagt man das. Indem man das sagt, beruhigt es sich [jedoch] nicht.

Fragender: Man fühlt sich beruhigt, getröstet. Dadashri: Wofür ist dieses Gefühl der Beruhigung? Er hat sich zurückentwickelt. Was immer er an Fortschritt gemacht hat, das war seine Entwicklung. Stattdessen wurde diese Entwicklung verringert. Ach! Er ist gestorben, obwohl er lebendig ist!

Fragender: Welche Veränderungen können in seinem Leben gesehen werden, auch wenn er [noch] mit Abhängigkeit lebt? Du sagst, dass es so ist: wenn jemand in Abhängigkeit lebt, dann ist es gleichbedeutend mit tot sein.

Dadashri: Dennoch lebt die gesamte Welt tatsächlich in Abhängigkeit, nicht wahr? Die ganze Welt, einschließlich der Asketen und derjenigen, die der Welt entsagt haben (Sadhu-Sanyasis), die selbstrealisierten Meister (Aacharyas): alle leben tatsächlich in Abhängigkeit. Nichts kann ohne Abhängigkeit geschehen, oder? Das Selbst (Sat) ist ein [ewiges] Element ohne jegliche Abhängigkeit (Niralamb Vastu). Wenn du versuchst, nach ihm mit einer Abhängigkeit (Avalamban) zu suchen, wie willst du es dann finden?Dabei wird einem allein die Abhängigkeit vom Gnani Purush helfen, erfolgreich zu sein. Denn er ist das ultimative Instrument (Sadhan)! Das Selbst ist absolut frei von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb)!

The Absolute State! (p 225)

Der absolute Zustand

Fragender: Aber das Verstehen, von dem du sprichst, ist doch das absolute Verstehen (Niralambi Samaj), oder? Dadashri: Das ist etwas vollkommen Anderes! Es ist absolut, vollkommen unabhängig (Niralambi). Tatsächlich hat die Welt bisher noch nicht davon gehört, auf dem 'Basar' (dem offenen Markt) hat man noch nichts davon gehört. Und die wenigen, die ihn (den Zustand der Unabhängigkeit, den absoluten Zustand) erlebt haben, sind gegangen, ohne darüber gesprochen zu haben oder irgendetwas daran zu ändern [dass die Welt davon noch nichts gehört hat]. Ich dagegen habe genau das auf dem 'Basar' enthüllt. Fragender: Also, dieses Verstehen des absoluten, unabhängigen Zustandes (Niralamb), dieses absolute Verstehen – was für ein äußeres Verhalten (Vartan) findet man denn da? Dadashri: Äußeres Verhalten (Vartan) wird weniger, und dann geht es zu Ende.

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Fragender: Nein, Dada. Wo das Verstehen des Absoluten (Niralamb) besteht, da sind [äußeres] Verhalten (Vartan) und [wahres] Verhalten (Charitra) das gleiche, oder? Dadashri: Das äußere Verhalten (Vartan) ist sehr begrenzt. Es ist wie ein Kreisel, der langsamer wird, nachdem er sich lange gedreht hat: Danach wird sein Kreiseln langsamer. Fragender: Du sprichst über das Äußere. Dadashri: Über was denn sonst? Innen ist nichts. Es ist klar, es ist wahrlich rein. Fragender: Wir sehen deinen Zustand, aber wir finden das nicht heraus: Wie ist dein innerer Zustand? Der innere Zustand, in dem man im Absoluten Wissen (Param Gnan) bleibt, wie ist dieser Zustand? Dadashri: Ja, nur 'wir' kennen diesen Zustand. Ich verlasse überhaupt nie die Glückseligkeit des Selbst (Samadhi). Selbst jetzt ist meine Glückseligkeit des Selbst (Samadhi) konstant da. Dieser Ambalal Patel bin nicht ich, das Ego (Ahamkar) bin nicht ich, das Chit bin nicht ich; ich bin jenseits all dessen. Ich bin nicht einmal diese Reine Seele (Shuddhatma). Die Reine Seele ist das, wozu diese Leute hier geworden sind. 'Ich' habe auch nicht die Form eines Wortes. 'Ich' bin die exakte Form als das Selbst (Darasal Swaroop), 'ich' bin die wahre Form, die unabhängig, Niralamb ist, aber es fehlen noch vier Grad. Was ist mein Wunsch, bis diese vier Grad vervollständigt sind? Der einzige Wunsch, der noch da ist, ist: "Mögen die Menschen die gleiche Glückseligkeit erlangen, die ich erlangt habe." Fragender: Die Menschen, die geblieben sind, um darüber zu sprechen, die haben über das Unabhängig-Sein (Niralamban) gesprochen, aber man kann diese Sprache nicht verstehen. Dadashri: Nein, das kann man nicht verstehen, nicht wahr? Nur, wenn du viele Jahre mit mir zusammen bleibst, gelangt das irgendwie ins Verstehen. Tatsächlich ist die Welt in den letzten tausend Jahren noch nicht einmal in die Nähe von Niralamb (dem absoluten, unabhängigen Zustand) gekommen. Fragender: Sie ist dort nicht angekommen. Das ist etwas Neues, Dada.

With ‘I Verily am God’, One is Niralamb! (p 226)

Mit "Ich bin wahrlich Gott" ist man Niralamb

Dadashri: Es gibt kein Instrument, mit dem man in seine eigenen Ohren gucken kann. Gibt es ein Instrument, mit dem man in seinen eigenen Mund gucken kann? Fragender: Nein, es gibt keins. Dadashri: Die Abhängigkeit selbst ist wieder von etwas abhängig (Paravalamban). Wenn Abhängigkeit da ist, was würde dann passieren, wenn all diese Abhängigkeiten weggehen würden? Deswegen haben die Wissenschaft der Vitaraag-Lords und Lord Mahavir gesagt: "Der Niralamb-Zustand (der absolute, unabhängige Zustand) – wenn keine Abhängigkeit mehr gebraucht wird, dann ist das vollkommene Unabhängigkeit

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(Swatantra)". 'Wir' haben eine Kostprobe dieser Glückseligkeit des Niralamb-Zustandes bekommen und 'wir' haben den Niralamb-Zustand erlebt.

Fragender: Die Menschen bemühen sich darum, indem sie sich Abhängigkeiten bedienen. Dadashri: Durch Abhängigkeit existiert die Welt weiter. Alle leben mit Hilfe dieser Abhängigkeit. Fragender: Aber sie glauben, dass sie ihn [den unabhängigen Zustand] durch die Abhängigkeit an sich erreichen werden. Dadashri: Ja, aber das ist es, alle [denken]: "Wie kann man ihn ohne Abhängigkeit erreichen? Sie kennen die wahre Form des Selbst nicht. Sie wissen nicht, dass Niralamb eigentlich bedeutet: "Ich bin unabhängig". Ich bin unabhängig von einem Gott, "Ich bin wahrhaftig Gott", sie wissen das nicht. Wenn sie erkennen, dass sie Gott sind, dann könnte man sie als absolut, Niralamb, betrachten. Für sie bleibt keine Abhängigkeit bestehen. Fragender: Ja, aber das kann man nicht durch eine Abhängigkeit erreichen, oder? Ich rede vom Erlangen der Selbst-Realisation. Dadashri: Das hier (der Niralamb-Zustand) ist nicht so wie das Erlangen der Selbst-Realisation und all das. Du kannst das Selbst von demjenigen bekommen, der das Selbst selber schon erreicht hat. Das alles ist weder gut noch schlecht, das alles sind schlichtweg Abhängigkeiten (Avalambans), nicht wahr! Es sind alles Abhängigkeiten. Unabhängigkeit (Niralamb) an sich ist eine Eigenschaft des Selbst. Welches ist die ultimative Eigenschaft? Es ist die, im absoluten Zustand zu bleiben (Niralambpanu), [es gibt] keine Abhängigkeit von irgendetwas. Das an sich ist die absolute Natur des Selbst! Das Selbst ist von niemandem abhängig. Das Selbst ist von nichts abhängig, es ist ein Element, das unabhängig (Niralamb) ist, und dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist eine Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit besteht, solange [die Überzeugung] "Ich bin das hier [Chandulal]" da ist. Solange man das Selbst noch nicht realisiert hat (Atma-Sanmukh), bis dahin werden auch Glücklichsein und Kummer Abhängigkeiten für einen, und man ist abhängig vom Nicht-Selbst und von äußeren Umständen (Parvashta). Abhängigkeit an sich bedeutet: Abhängigkeit vom Nicht-Selbst und äußeren Umständen, nicht wahr! Neben der Abhängigkeit des Selbst kann nichts erreicht werden, solange nicht alle anderen Abhängigkeiten, die eingegangen wurden, weggehen.

‘I am Pure Soul’ is a Dependency on the Word! (p 227)

"Ich bin Reine Seele" ist eine Abhängigkeit von Worten

Fragender: Wie geschieht die Visualisierung des Selbst (Atmadarshan)? Wie kann das Selbst sich selber sehen? Dadashri: Das Selbst sich selber sehen? Es (das Selbst) sieht eigentlich nicht nur sich selber, sondern es sieht auch andere [das Nicht-Selbst]. Allerdings vom wahren Standpunkt aus, nicht durch den relativen Standpunkt.

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Was dir gegeben worden ist, ist ein Zustand der Reinen Seele. Von dem Moment an, wo dieser reine Zustand erreicht wird, wird [einem] der [Bestätigungs-] Stempel, Befreiung zu erlangen, gegeben. Obwohl der Zustand der Reinen Seele erreicht wurde, betrachtet man ihn als eine Abhängigkeit von Worten (Shabd Avalamban), "Reine Seele". Wenn man absolut, unabhängig (Niralamb) wird, dann wird das Selbst richtig gesehen werden.

Fragender: Ja, wann wird denn dieser Unabhängigkeits-Zustand (Niralamb-Zustand), auftauchen?

Dadashri: Jetzt. Du bewegst dich allmählich auf den Niralamb-Zustand, den Zustand der Unabhängigkeit, zu. In dem Moment, wo Du 'unseren' Agnas folgst, bewegst Du dich auf den Niralamb-Zustand zu. Die Abhängigkeit vom Wort wird nach und nach verschwinden und schlussendlich wird definitiv der Niralamb-Zustand entstehen. Niralamb bedeutet: Man braucht danach überhaupt nichts mehr. Selbst wenn die ganze Stadt einen verstoßen würde, wäre man nicht schockiert. Man wäre nicht ängstlich. Gar nichts. Man würde niemandes Unterstützung annehmen müssen. Du bewegst Dich tatsächlich Schritt für Schritt auf diesen Zustand zu. In der Zwischenzeit sagst Du einfach weiter: "Ich bin Reine Seele", allein das wird reichen! Fragender: Der Zustand, der kommt, nachdem man Selbst-Realisation erreicht hat, kann nur der der vollständigen Unabhängigkeit (Niralamb) sein, oder? Dadashri: Die Vorbereitungen, unabhängig (Niralamb) zu werden, geschehen weiter. Die Abhängigkeiten verringern sich weiter. Schließlich wird der Niralamb-Zustand eintreten. Deswegen habt ihr alle durch mich die Reine Seele erhalten. Obwohl das aufmerksame Gewahrsein als die Reine Seele jetzt automatisch konstant bestehen bleibt, obwohl es von alleine natürlich und spontan bestehen bleibt, obwohl du dich nicht daran erinnern musst, obwohl du keine Sorgen hast, obwohl Wut, Stolz, Täuschung und Gier im weltlichen Leben nicht auftauchen, ist selbst das nicht das ursprüngliche Selbst (Muda Atma). 'Du' hast die Reine Seele erlangt, was bedeutet, dass Du das erste Tor der Befreiung (Moksha) durchschritten hast. Das heißt, dass es entschieden ist, dass Du die Befreiung jetzt erreichen wirst. Aber das ursprüngliche Selbst geht darüber noch weit hinaus.

Wenn du den Fünf Agnas folgst, um die Abhängigkeit von den Worten 'Reine Seele' zu verlieren, dann wird nach und nach die Sicht als das Selbst (Darshan) gesehen werden. Während mehr gesehen wird, wird sich die Erfahrung des Im-Selbst-verweilens fortsetzen. Danach werden die Worte (die Abhängigkeit davon) nicht mehr gebraucht. Stell dir nur vor, durch welche 'Abkürzung' Du das erreicht hast!

Fragender: Ja, wir haben es durch eine beachtliche Abkürzung erreicht. Dadashri: Sonst müsstest du Dada ein, zwei Monate folgen (hinterherreisen). Wenn du nur dem Geld nachjagst, wirst du nicht in der Lage sein, Dada jeden Tag zu treffen. Fragender: Ich möchte Dada wirklich folgen. Dadashri: Wenn du Dada je ein bisschen folgst, dann wird alles von Dir ordentlich eingestellt werden. Danach ist es nicht nötig, das ewig [so weiter] zu machen. Das ist nichts, was man für immer machen muss. Dieser Ort ist keiner, an dem du für immer bleiben musst. Im gegenwärtigen Abschnitt des Zeitzyklus gibt es keinen, der in der

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Lage ist, jemandem für immer zu folgen. Dieser Abschnitt des Zeitzyklus ist bloß voll von weltlichen Verstrickungen!

Ultimately the Experience and the One Experiencing are one! (p 228)

Letztendlich sind die Erfahrung und derjenige, der erfährt, eins

Fragender: ['Ich bin] Reine Seele' ist eine Abhängigkeit. Wenn das nicht da ist, dann kann es auch keine Unabhängigkeit geben, aber das Wort 'Selbst' (Atma) ist nur eine Verbindung (Sangnya), nicht wahr? Dadashri: Es ist so: Dieser Weg besteht durch diese Worte, sie sind eine 'Leiter'. Nachdem du diese Leiter hinaufgestiegen und oben angekommen bist, dann wirst Du es erreichen. Während Du die Erfahrung erhältst, indem du sagst '[Ich bin] Reine Seele', wird der Erfahrungs-Teil danach bestehen bleiben. Dann werden die Worte 'Reine Seele' verschwinden. Das bezeichnet man als Unabhängigkeit (Niralamb). Fragender: Aber kann das ursprüngliche Selbst dann durch das Gnan erlangt werden, das du allen gibst? Dadashri: Genau die Erfahrung des Selbst, die vorherrscht, die an sich ist das ursprüngliche Selbst. Aber während sich diese Erfahrung an einem Ort ansammelt und nach und nach den ursprünglichen Ort erreicht, wird sie schließlich ganz zur Form des eigenen Selbst. Im gegenwärtigen Zustand sind die Erfahrung und derjenige, der erfährt, voneinander getrennt, im ultimativen Zustand dagegen sind sie eins. Wenn der karmische Bestand bereinigt wird, dann bekommt man alle Erfahrungen. Der karmische Bestand, der diese Erfahrung stört, ist das, was einen daran hindert den 'Geschmack der Erfahrung' zu genießen. So wie ein Mann, der sein Konto um vier Millionen Rupien überzogen hat und bankrott geht und keinen Job hat. Wenn ihm dann jemand hilft, einen Job zu finden, mit dem er fünfzehntausend verdient, sollte er dem dann nicht dankbar sein? Als er die Firma noch hatte, hatte er nicht das kleinste Bisschen Verstehen, sodass er vier Millionen Schulden gemacht hat!

Sollte er nicht dankbar sein? Er fühlt sich sogar verbunden. Als er dann nach zwei bis vier Monaten seinen Wohltäter trifft, fragt ihn der Mann: "Wie geht es dir? Jetzt bist du glücklich, oder?" Stattdessen sagt er: "Nein! Welches Glück? Alles, was ich mache, ist, meine Schulden zurückzuzahlen und genug zu verdienen, um etwas zu essen." He, Sterblicher, du wirst die Schulden, die du verursacht hast, tatsächlich abbezahlen müssen, oder? Deswegen wird alles so bleiben, bis du die Schulden abbezahlt hast. Danach wirst du Spaß haben, oder noch besser: Du wirst im Frieden sein, du wirst keine Sorgen haben. Man kann frei von Sorgen sein, wenn man in den Fünf Agnas bleibt.

Wenn es fünftausend Menschen zugute kommt, dann ist das etwas Gutes. Nebenbei, warum sollte man es mit der Befreiung (Moksha) eilig haben? 'Du' hast jetzt einen solchen Ort erreicht, wo es niemanden gibt, der Dich hier wieder rauswerfen kann. Wenn du meinen Agnas folgst, dann kann Dich niemand von dieser Verantwortung [der Garantie, dich zur Befreiung zu bringen] entbinden. 'Du' wirst aber den Agnas folgen müssen, sonst wirst Du vielleicht sogar zurückgeschickt. Und es gibt niemanden da draußen, der mich zurückschicken kann, weil ich sage: "Ich bin unabhängig (Niralamb)

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geworden." 'Du' dagegen bist noch von den Worten 'Reine Seele' abhängig. Aber diese Worte haben die Form der Erfahrung, und das ursprüngliche Selbst ist jenseits von Worten (Nihshabda), und so wirst Du zur Form der Erfahrung (Anubhavroop) werden, während Du weiter Erfahrungen dazugewinnst, das heißt, dass Du zur [absoluten] Reinen Seele werden wirst.

Fragender: Wann wird die Erfahrung der wahren Form der Reinen Seele eintreten? Dadashri: Tatsächlich passiert es ständig! "Ich bin Chandubhai", was die Erfahrung der Einheit mit dem Körper war, diese Erfahrung ist zerstört worden, und Du hast jetzt die Erfahrung des Selbst erlangt. Was gibt es sonst für eine Erfahrung? Wenn so eine Erfahrung des Gnan die 'regelmäßige Ebene' erreicht, dann wird man anfangen, die Glückseligkeit zu erfahren. Und wieviele Stunden geben sie der Erfahrung des Selbst? Die Erfahrung des Selbst bleibt vierundzwanzig Stunden lang bestehen. Vorher war die Erfahrung "Ich bin Chandubhai" da, und das hier ist die Erfahrung "Ich bin Reine Seele".

After Dependency on Words, Moksha Will Happen Within A Lifetime or Two! (p 229)

Nach der Abhängigkeit von Worten wird innerhalb von ein oder zwei Lebzeiten Befreiung (Moksha) geschehen

Relative (Sapeksha) Dinge, das heißt die Dinge, die die Ursache dafür sind, dass man Erwartungen an andere hat, betrachtet man alle als etwas, was von anderen abhängt (Paralambi). Ich dagegen nehme niemandes Unterstützung in Anspruch, ich bin absolut, unabhängig (Niralambi). All diese Menschen hier [Mahatmas] sind frei von der Abhängigkeit von relativen Dingen (Paralamb) geworden, aber sie sind noch abhängig von den Worten 'Reine Seele'. Sie sind in das Tor zur Befreiung eingetreten, frei von Sorgen, daher werden sie die Befreiung (Moksha) wirklich innerhalb von ein oder zwei Lebzeiten erreichen.

Das absolute Selbst (Niralamb Atma) ist der utlimative Zustand. Dieser Zug fährt bis zu diesem Punkt. Eigentlich habe ich gesagt, dass der Zug mit der Abhängigkeit von den Worten "Ich bin Reine Seele" anfangen sollte. Die Abhängigkeit von den Worten 'Reine Seele' wird die Erfahrung hervorbringen. Alle Mahatmas haben die Erfahrung, aber weil sie ein weltliches Leben führen (Sansaari sind) taucht der Geschmack der Erfahrung des Selbst nicht auf, sie können ihn nicht erkennen, sie können den Unterschied zwischen beiden nicht erkennen. Das liegt daran, dass ein einziger Fall des Sich-Einlassens auf Geschlechtsverkehr einem drei Tage lang nicht erlauben wird, frei von Illusion (Bhranti) zu sein. Illusion bedeutet, dass es einen keine Entscheidung treffen lässt, ob es ‘dies‘ oder ‘das‘ ist [was einen glücklich macht]. 'Wir' erleben solche Belästigungen gar nicht! Überhaupt kein Problem! 'Wir' erfahren auch inmitten von außen verursachten Problemen (Upadhi) weiter Glückseligkeit. Auch 'Du' hast verstanden, dass dies ein 'Selbst mit einer Abhängigkeit (Avalamban)' ist. 'Ich bin Reine Seele' bezeichnet man als eine Abhängigkeit von Worten!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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On What Does the Self Live? (p 229)

Wovon lebt das Selbst?

Fragender: Dieses Zitat von dir, das besagt: "Alles außer dem Selbst lebt von Nahrung" ... Dadashri: Jeder lebt von Nahrung. Fragender: Braucht denn das Selbst keine Nahrung? Dadashri: Nein, das tut es nicht. Alles braucht Nahrung, und diese Entdeckung über 'Nahrung' ist meine eigene. Das ist ausschließlich meine Entdeckung. Bis heute hat niemand es als 'Nahrung' bezeichnet, und es hat auch niemand entdeckt, das Wut 'Nahrung' hat. Fragender: Man nennt es nicht 'Nahrung', man nennt es 'Ermutigung'. Dadashri: Also, diese Entdeckung ist anders. Das heißt, all das hat Nahrung. Fragender: Also, was ich zu sagen versuche, ist: Wenn man in jungen Jahren erkennt, dass sexuelles Verlangen (Kaam), Wut und Gier allesamt Nahrung haben, wenn man beginnt, das zu erkennen ... Dadashri: Dann wäre das großartig. Fragender: Das hat also die Frage aufgeworfen, dass es doch irgendeine Nahrung für das Selbst geben muss, oder? Dadashri: Grundsätzlich braucht es (das Selbst) keine Nahrung. Was auch immer es selber ist, seine Nahrung ist wahrhaftig das, es existiert keine andere Nahrung dafür. Es lebt von seinem eigenen Selbst. Es lebt durch seine eigene Lebenskraft (Praan). Es genießt tatsächlich seine eigene Glückseligkeit, es ist in seiner eigenen Pracht/Herrlichkeit. Es lebt von seinen eigenen Energien (Aishwarya). Es hat nichts mit irgendjemand anderem zu tun. Fragender: Was ist die Nahrung des Selbst? Dadashri: Die Nahrung des Selbst ist wahrlich das Selbst, davon lebt es konstant. Es kann nicht einen Moment lang ohne es sein. Es bleibt ständig Wissender-Sehender (Gnata-Drashta), das ist seine Nahrung. Was ist das Ergebnis dieser Nahrung? Die Antwort ist: ewige Glückseligkeit (Parmanand). Und es lebt von seiner eigenen Lebenskraft (Praan). Es lebt nicht von der lebenswichtigen Luft aus der Nase! Es selbst braucht also nichts. Es hat keinerlei Abhängigkeit von irgendetwas auf dieser Welt. So ist das Selbst (Atma), es ist das absolute Selbst (Paramatma). Fragender: Und es kann ohne äußere Nahrung überleben? Dadashri: Seine Nahrung ist genau das: Wissen und Sehen. Es muss nichts von außen annehmen. Alles ist in ihm selbst. Fragender: Stolz, illusionäre Anhaftung, Gier, Täuschung – sie alle können nur überleben, wenn sie Nahrung haben. Dadashri: Ja. In dem Moment, wo von innen her ein Verlangen (Ichha) entsteht, beginnen sie tatsächlich alle zu existieren. Jemand, der kein Verlangen hat, hätte so

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etwas nicht, nicht wahr! Außerdem gilt jemand mit einem Verlangen als Bettler (Bheekhari). Jegliche Art von Verlangen, ob es nun das nach einem Auto, einem Haus oder eine andere Art von Verlangen ist – derjenige, der von Verlangen erfüllt ist, ist ein Bettler. Fragender: Das heißt, dass das Selbst nicht 'gefüttert' werden muss, es holt sich seine Nahrung selber? Dadashri: Man muss ihm gar nichts geben, und es hat auch keine solchen Bedürfnisse. Es lebt einfach so, durch sein eigenes Selbst. Fragender: Dann braucht das Selbst von der Kindheit bis zum Alter von hundert Jahren keine Nahrung? Dadashri: Was sollte denn jemand brauchen, dem nichts geschieht? Eine Goldmünze wird nicht rosten, selbst wenn sie herumliegt. Nichts kann sie beeinträchtigen. Sie bleibt, wie sie ist. Eine Goldmünze ist eine Münze, aber das Selbst ist Gott (Bhagwan), nichts berührt es. Außerdem hat es die wahre Form von Licht (Prakash Swaroop)! Fragender: Das Selbst bleibt im Zustand des Wissenden-Sehenden, ist das seine Nahrung? Dadashri: Das ist alles. Fragender: Und es bleibt für immer in Glückseligkeit! Dadashri: Es muss nicht in Glückseligkeit bleiben. Die Nahrung hat die Form von Wissen und Sehen, das Ergebnis dieser Nahrung an sich ist Glückseligkeit, es ist ewige Glückseligkeit.

I, the Self and the Seat! (p 231)

Ich, das Selbst und der Sitzplatz

Fragender: Dada, das bedeutet eigentlich, alles hinzugeben, oder? Was bleibt noch übrig? Ich will nichts außer Dada. Nur die Unterstützung (Avalamban) von Dada, sonst gar nichts. Dadashri: Was auch immer für Dich noch übrig ist, wird dann vollendet, aber du willst immer noch einen 'Guinea'52, oder? Fragender: Nein, das nicht. Dadashri: Dann wird Deine Arbeit jetzt erledigt werden. Fragender: Ich wache um zwei oder drei Uhr nachts auf und denke an Dada und halte an ihm fest. Dadashri: Obwohl das vielleicht alles da ist, ist auch dieses 'Das ist meins und das ist deins'-Ding noch da. Um diese Unterscheidung jetzt zu entfernen, hatten 'wir' dir gesagt, dass du einen bestimmten Geldbetrag deiner Tochter geben solltest und den ganzen Rest

52 alte britische Währungseinheit (sprich: Ginni)

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dem Tempel! Mach das, damit keine Verantwortlichkeit bei dir liegt. Du wirst noch nicht einmal Steuern zahlen müssen. Fragender: Oh ho ho! Jetzt ist kein Problem [mehr] da, ich habe verstanden. Dadashri: Lebe wie ich. Wenn 'wir' Geld bräuchten, dann würden 'wir' sagen: "Niruben, gib 'uns' etwas Geld." Wozu brauchst du es denn überhaupt? Besonders, wo doch immer Leute um dich herum sind, die dir alles geben. Genau aus diesem Grund hatten 'wir' dir das an diesem Tag gesagt, aber du hast die eigentliche Absicht dahinter nicht ganz verstanden, oder? Fragender: Dada, eigentlich hatte ich es schon verstanden. Aber es gibt sonst niemanden auf der Welt, der mir 'gehört'. Gerade jetzt, wo ich alt werde ... Dadashri: Wenn du dich an das hältst, was 'wir' dir gesagt hatten, dann wird das selbst darin bleiben. Wenn das selbst in das Selbst gelangen würde, dann würde es frei werden. Sonst wird man sagen: "Ich habe dies und ich habe das, und [ich habe] diese Unterstützung (Aadhaar)!" Die Unterstützung. Was für eine Unterstützung behält man? Die Unterstützung der zwei- bis fünfhunderttausend Rupien, die man besitzt. Fragender: Nein. Soviel Angst ist noch da. Alle haben unrechtmäßig Geld genommen, sonst nichts. Worin auch immer ich mein Vertrauen gesetzt habe, bei all diesen Gelegenheiten haben Menschen unrechtmäßig Geld genommen. Deswegen hat sich diese Angst innerlich festgesetzt. Ich werde alt, außer diesem gibt es kein anderes Gefühl von "Das ist meins" (Mamata) im Innern. Dadashri: Angst tritt deshalb auf, weil man das Gefühl hat: "Was soll ich bloß machen?" 'Wir' hatten es übrigens genau an jenem Tag schon verstanden, aber 'wir' sagten: 'Wir' werden es nach und nach loswerden. Fragender: Als ich krank wurde, hat mich das hundertfünfzigtausend Rupien gekostet. Weil ich das Geld hatte, konnte ich es [dafür] ausgeben, [aber] wer hätte sich sonst darum gekümmert? Dadashri: Nein, nein. "Er wird sich um mich kümmern" – du glaubst das über denjenigen, der sich um dich kümmert, aber letztendlich wird sich auch das als falsch herausstellen, es wird sich als Betrug herausstellen. Deswegen ist das hier das Größte: "Gib alles für den Zweck Gottes." Danach liegt die Verantwortung bei Dada. 'Wir' haben noch nicht einmal vier Annas53 für 'uns' behalten. 'Wir' werden alles hierlassen, alles, und das, was in der Zukunft kommen wird, wird auch dorthin gegeben werden. Das Geld, das von dem Grundstück kommen wird, das meiner Mutter gehörte, auch das werden 'wir' dorthin geben. 'Wir' wollen nichts. Wozu brauchen 'wir' es? Die Mahatmas aus Amerika wollen 'uns' ein Auto schenken. Warum sollten 'wir' es nehmen? Wenn 'wir' jedoch einen 'Sitzplatz' (Bethak, Unterstützung) reservieren, dann wird es drei [Instanzen] geben: das Ich (Hu, das sich entwickelnde Ich), das [ursprüngliche] Selbst (Atma) und den 'Sitzplatz' (Bethak). Andernfalls wären das Ich und das ursprüngliche Selbst tatsächlich eins. Wenn das Ich vollkommen hingegeben ist, dann bleibt nur das [ursprüngliche Selbst].

53 alte indische Währungseinheit

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Fragender: Wenn sich das Ich hingibt, das heißt, wenn der 'Sitzplatz' entfernt wird, ist das der Moment, wo das Ich in das Selbst eintritt? Dadashri: Niruben hat nicht nur sofort angefangen zur arbeiten [Seva zu machen, im Dienst für den Gnani zu sein], sondern sie befolgt momentan auch die gesamte festgelegte Disziplin, meinen Agnas entsprechend. Das wird das gesamte Prakruti zerstören. Ich bin zufrieden! Fragender: Dada, du sagtest: "Das Ich, das Selbst und der 'Sitzplatz' …" Dadashri: Das Ich holt sich die Unterstützung des 'Sitzplatzes'! Auf dieser Welt nimmt nur der Gnani keine Unterstützung von irgendetwas an. Die einzige Unterstützung ist die des Selbst, das unabhängig (Niralamb) ist! Fragender: Wer hat die Unterstützung des Selbst, ist das das Ich oder ist es der 'Sitzplatz'? Dadashri: Das Ich ist wahrlich das Selbst, und das Selbst ist wahrlich das Ich. Die Unterstützung ist wirklich die des Selbst. Das heißt, dass es keine Abhängigkeit gibt. Wenn keine Abhängigkeit von irgendetwas anderem da ist, dann wird das Ich absolut, Niralamb! Das Ich weiß, dass Dada absolut (Niralamb) ist. Fragender: Heißt das, dass das Ich und das Selbst eins werden? Dadashri: Sie sind tatsächlich eins, aber durch den 'Sitzplatz' sind sie getrennt. Fragender: Wenn man den 'Sitzplatz' wegnimmt, würden dann das Ich und das Selbst nicht eins werden? Dadashri: Sie werden eins, das ist alles. Fragender: Anders gefragt: Ist es dem Ich und dem Selbst möglich, eins zu werden, solange der 'Sitzplatz' intakt bleibt? Dadashri: Nein, nein. Man muss diesen 'Sitzplatz' genau im Auge behalten. Es tritt diesbezüglich vielleicht der Gedanke auf: "Was wird er machen?" Außerdem: Wenn sich der 'Sitzplatz' als echt herausstellt, dann ist er echt, sonst wird sich herausstellen, dass es ein Betrug ist. Denkst du nicht? Fragender: Ja, er wird sich auf jeden Fall als Betrug herausstellen. Dadashri: Was ist denn stattdessen falsch an dem, was unseres ist? Fragender: Bewahre dir einzig den Gnani als einen 'Sitzplatz' (Unterstützung), nichts sonst. Dadashri: Du solltest die Macht dem Gnani übergeben [indem du sagst]: "Was auch immer du tust, genügt. Was auch immer für Dich getan wird, lass das auch für mich geschehen." Das heißt, dass der Gnani wirklich das eigene Selbst ist, und deshalb solltest Du nicht glauben, dass er getrennt ist. Danach solltest du die Angst "Was, wenn der Gnani krank wird? Was, wenn er nicht da ist? Was mache ich dann?" nicht mehr hegen. Der Gnani stirbt nie, es ist nur der Körper, der stirbt. 'Wir' haben diese Abhängigkeit [vom Körper] überhaupt nicht! 'Wir' sind unabhängig (Niralamb)! Es gibt nicht die geringste Abhängigkeit, sei es von diesem Körper oder von Geld oder von irgendetwas anderem.

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Fragender: Sei es nun die Abhängigkeit vom Gnani, vom Gnan oder vom Körper des Gnani, die Abhängigkeit fühlt sich für mich gleich an. Dadashri: Was die Abhängigkeit vom Körper angeht: Der Körper wird morgen verschwinden. Fragender: Das könnte ich nicht ertragen. Dadashri: Niruben könnte es nicht ertragen, aber Du wirst es sehr wohl können! 'Du' solltest dieses Frausein (Stripanu) loswerden, nicht wahr! 'Du' (das Selbst) solltest da nicht zu tief hineingehen. Sie (Niruben) wird das loswerden müssen. Die Tatsache, dass Niruben nicht in der Lage sein wird, das zu ertragen, ist korrekt. Aber es ist mehr als genug, wenn diese Verstrickung von ihr weggeht.

Subtle Dada, in the Form of Nididhyasan! (p 233)

Der subtile Dada in Form von Visualisierung (Nididhyasan)

Fragender: Dada Bhagwan ist der Lord der vierzehn Welten. Was außer ihm braucht man noch? Dadashri: Er ist der Lord der vierzehn Welten. Aber wie kannst du ihn zu fassen bekommen? Du kannst ihn erkennen, solange dieser Körper in Form eines 'Tempels' (Deha Mandir) da ist. Aber was, wenn der 'Tempel' nicht mehr da ist?

Fragender: Ich habe in der Tat die Intention (Bhaavna) aufrechterhalten, dass ich nichts außer dir will!

Dadashri: Das ist gut. Die innere Intention ist erwünscht. Du wirst den Nutzen der Intentionen (Bhaavnas) bekommen. Fragender: Wie sollte die Absicht (Bhaavna) also genau sein? Dadashri: Die des subtilen Dada. Fragender: Bedeutet das also, dass man glaubt, dass Dada im Moment nur in Form des Körpers (Dehadhari) da ist? Dadashri: Ja, derjenige, der sichtbar ist, der mit den physischen Augen gesehen wird, von dem glaubt man, er sei Dada. Der ursprüngliche Dada Bhagwan jedoch ist getrennt. Der Dada (A. M. Patel), den du siehst, ist anders; und zusätzlich ist der Übergangs-Teil der subtile Dada. Fragender: Ist der Übergangs-Teil an sich der Gnani? Der Übergangs-Teil ist der subtile Dada. Bedeutet das, dass er im Zustand des Gnani Purush ist? Dadashri: Ja, genau der, den du visualisierst (Nididhyasan). Fragender: Du hast erwähnt, dass die Absicht (Bhaavna) in Bezug auf Dada die des subtilen Dada sein sollte. Was für eine Art von Absicht (Bhaavna) sollte das sein?

Dadashri: Solange die innere Visualisierung (Nididhyasan, Kontemplation) bestehen bleibt, wird es keinerlei Probleme geben. Wenn du nach der physischen Präsenz suchst, dann wird es ein Problem geben.

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Fragender: Und was, wenn man genau diesen Murti (Dadas physischer Körper) visualisiert; wird es dann [auch] keine Probleme geben? Dadashri: Es wird 'erstklassig' bleiben. Es wird 'hochklassig' bleiben. Du wirst in der Lage sein, ihn zu visualisieren, wie er sich bewegt, umherläuft und spricht; all das wird bestehen bleiben. Es muss derzeit viele Menschen geben, die das erleben! Sogar in Amerika 'begegnen' sie ihm jeden Tag. Sagen sie nicht alle: "Wir bekommen den Darshan, und damit ist unser Tag gerettet." Auf ähnliche Weise wird der subtile Dada – auch wenn 'wir' [physisch] nicht hier sind – für Tausende von Jahren präsent sein.

Fragender: Würde die innere Visualisierung (Nididhyasan) des Murti (Dadas physischer Körper) als Teil des subtilen Dada gelten? Dadashri: Die innere Visualisierung (Nididhyasan), die einsetzt, diese? Ja, die kann man als subtilen Dada betrachten. Fragender: Was gehört noch dazu? Dadashri: Er, der läuft, spazierengeht, liest, spricht … Fragender: Das sind alles die physischen, körperlichen Aktivitäten, die man sieht. Dadashri: Nein, du siehst ihn nicht nur, sondern damit einhergehend empfindest du es, als ob er bei dir wäre. Du siehst ihn sogar [mit dir] sprechen. 'Er' [der subtile Dada] wird für immer bestehen bleiben. Dieser physische Dada wird nicht lange halten [bleiben], weil er derjenige ist, der einatmet und ausatmet. Beim subtilen Dada gibt es keinerlei Ein- und Ausatmen.

Fragender: Was ist mit der Kontemplation (Nididhyasan) der Sprache, die weiter geschieht? Dem Sich-Vorstellen (Chintavan) der mit Wissen erfüllten Sprache (Gnanvani), das erfolgt? Dadashri: Auch das gilt wahrlich als Teil des Nididhyasan (Visualisierens, Kontemplierens). Was auch immer von Dada vorhanden ist, [und] sei es das [bewusste] Sich-Vorstellen (Chintavan), gilt als Teil des Nididhyasan (Visualisierens, Kontemplierens). Selbst wenn er nicht in der körperlichen Form präsent ist, kann dies [Nididhyasan] Tausende von Jahren getan werden.

Fragender: Du sagtest, dass nach der körperlichen Form der subtile Dada da ist; und was, sagtest du, war das Dritte? Dadashri: Gott.

Fragender: Und wie kann die Verbindung mit Ihm aufrechterhalten werden?

Dadashri: Wie kann man sich Gott vorstellen? 'Er' ist Niranjan (nichts Weltliches kann sich an ihn anhängen oder ihn binden), Nirakaar (ohne Form). Auch wenn du dich bemühen würdest [Ihn dir zu vergegenwärtigen] – wie sollte das passieren?

Fragender: Wie können wir eine Verbindung mit Ihm herstellen?

Dadashri: Nachdem der gesamte karmische Vorrat sich erschöpft hat, dann wird Er [Gott] tatsächlich in die Sicht (Darshan) kommen. Sagen 'wir' nicht, dass 'wir' Ihn sehen können, den Absoluten (Niralamb)? Denjenigen, der keinerlei Abhängigkeit jeglicher Art auf sich nehmen muss. In der Lage zu sein, die ursprüngliche, absolute, wahre Form zu sehen, die Exaktheit der ursprünglichen, wahren Form, das ist es, was man als

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Absolutes Wissen (Kevalgnan) bezeichnet. [Das eine ist,] Dass es fortgesetzt durch Verstehen gesehen wird, und das andere ist, durch Wissen zu sehen.

Fragender: Du kannst also die wahre Form 'sehen', die Niralamb, frei von jeglicher Abhängigkeit, ist; so ist das, richtig? Dadashri: Ja. Immerzu, die allerhöchste wahre Form, Niralamb. Fragender: Sollte es so werden, dass wir sie selbst 'sehen' können? Dadashri: Ja. Dir wurde die Abhängigkeit von den Worten "Ich bin Reine Seele" gegeben. Durch das Abhängigsein von diesen Worten bist Du Reine Seele geworden, und genau diese Erfahrung, die Du erlangt hast, bedeutet, dass Du das Tor zur Befreiung (Moksha) durchschritten hast. Niemand kann dich von hier wegschicken, vorausgesetzt, dass du nicht vorsätzlich einen Streit entfachst. Wenn man in das Tor eintritt und dann vorsätzlich zänkisch wird, dann wird man rausgeworfen werden. Wenn man sich an das Gesetz hält, gibt es kein Problem.

Fragender: Wie sehr hilft der subtile Dada, nachdem man das Abhängigsein von den Worten erlangt hat? Dadashri: Er wird Dich zur anderen Seiten führen, zum Zustand von Niralamb (der Freiheit von jeglicher Abhängigkeit). Fragender: Bringt einen diese innere Visualisierung (Nididhyasan) der physischen Form in Richtung des Niralamb-Zustandes?

Dadashri: Sie wird einen in dem Ausmaß dort hinbringen, in dem man 'gesehen' hat.

Fragender: Aber ist dabei die innere Visualisierung (Nididhyasan) der physischen Form hilfreicher, oder ist die Kontemplation (Nididhyasan) der Sprache des Gnani hilfreicher?

Dadashri: Sie beide vertiefen und helfen [dabei]. Ja … sie werden Dich so weit [in den Niralamb-Zustand] bringen, wie Du [bereits] 'gesehen' hast/hat.

Fragender: Der Niralamb (vollkommen unabhängige) Dada Bhagwan, das heißt, die ursprüngliche wahre Form des Selbst, die du gesehen hast – wie ist diese wahre Form? Dadashri: Niemand hat derzeit diesen Punkt erreicht. Auf welcher Grundlage können 'wir' dich das [den Niralamb Dada Bhagwan] also erkennen lassen? Fragender: Wird dies die Verkörperung des Absoluten Wissen (Keval Gnan Swaroop) genannt?

Dadashri: [Ja,] Aber sie hat die Form von Verstehen, nicht die Form von [wahrem] Wissen. Sie ist absolut, die wahre Form, in der es keinerlei Vermischung gibt. 'Deine' [Form] hat tatsächlich die Form einer Mischung. Sie ist wie eine 'Flasche' aus der Reinen Seele, mit einem 'Korken'. Das Selbst (Atma) ist die 'Flasche', und das Reine (Shuddha) ist der 'Korken'. Andernfalls würde all Deins herauslaufen.

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The Final Dependency is That of the Gnani’s Speech! (p 235)

Die letztendliche Abhängigkeit ist die von der Sprache des Gnani!

Fragender: Die absolute, wahre Form des Selbst (Niralamb Swaroop), die du gesehen hast – wie ist sie? Erzähle uns etwas über sie. Dadashri: In der Tat ist derjenige, der fragt: "Wie ist sie?" wahrlich der Intellekt. Aber sie ist nichts, das mithilfe des Intellekts gesehen werden kann. Fragender: Was ich fragen möchte, ist: Wer hat die wahre Form des Selbst (Niralamb Swaroop) gesehen? In diesem Fall ist Dada [Bhagwan] am Platz der ursprünglichen Form (Swaroop) des Selbst. [Aber] derjenige, der die Erfahrung dieser Form hat, ist ein anderer, nicht wahr? Gegenwärtig ist derjenige, der die ursprüngliche wahre Form des Selbst 'sieht', ein anderer, nicht wahr? Dadashri: Das ist in der Tat die Pragnya (das direkte, befreiende Licht des Selbst). Es geschieht durch die Pragnya; all das ist das Werk der Pragnya. Derjenige, der Deine Form als die Reine Seele sieht, ist die Pragnya. Es ist die Pragnya, die das 'sieht'. Solange das Absolute Wissen (Keval Gnan) im Verstehen ist, solange ist die Pragnya draußen. Wenn das Absolute Wissen (Keval Gnan) im eigenen Wissen ist, dann passt die Pragnya sich ein [kehrt zurück in das ursprüngliche Selbst]. Das ist alles. Was sonst? Wer muss danach noch als Sehender verbleiben?

Davon abgesehen kann das Wort 'Niralamb' (unabhängig; völlig frei von jeglicher Abhängkeit an etwas Relatives) in der Welt niemals existieren. Wie kann man ohne Abhängigkeit (Avlamban) leben? Erst wenn man unabhängig (Niralamb) wird, gehen alle Arten von Leiden gänzlich weg. Sie [die Leiden] werden denjenigen mit Abhängigkeit einfangen [indem sie sagen]: "Geh und fange all die im Interimszustand der Reinen Seele ein."

Fragender: Shrimad Rajchandra hat diesen einen Satz gesagt: "Die Sprache des Gnani Purush bleibt in Form einer Abhängigkeit bis eine kleinste unteilbaren Zeiteinheit (Samay), bevor man das Absolute Wissen (Keval Gnan) erlangt." Darüber hinaus ist dieses Medium der Sprache selbst ein Werkzeug, das einen unabhängig (Niralamb) machen kann. Dadashri: All das ist möglich. Man kann durch die Sprache desjenigen, der bereits unabhängig (Niralamb) geworden ist, unabhängig (Niralamb) werden.

God is Subservient to the Gnani! (p 236)

Gott ist dem Gnani untertan

Der Gnani Purush gilt als ein Weltwunder. Er gilt als Gott übergeordnet. Fragender: Aber wie kann er als Gott übergeordnet betrachtet werden? In welchem Sinne? Dadashri: Gott wurde ihm untertan, deshalb ist er (der Gnani) Gott übergeordnet. Gott befolgt getreu das, was der Gnani Ihm sagt.

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Fragender: Ist das im Sinne von 'Gott ist dem Anhänger untertan'?

Dadashri: Nein. Gott ist dem Anhänger ganz und gar nicht untertan. Gott ist dem Gnani Purush untertan, dem Er sich hingegeben hat. In der Tat haben diese Leute den Gnani als Anhänger bezeichnet und das niedergeschrieben. Deshalb haben unsere Leute begonnen, die Anhänger, die Einsiedler, die Anhänger, die umherwandern, als Gnani zu betrachten. Diese Leute stürzen sich auf alles, was der Einsiedler behauptet. He, Sterblicher, du läufst mit einer Schale herum und bettelst um Almosen und bekommst noch nicht einmal etwas, und dir ist Gott untertan geworden! Fragender: Mit Gott meinst du die Reine Seele (Shuddhatma), richtig?

Dadashri: Nein, tatsächlich ist die Reine Seele (Shuddhatma) ganz und gar nicht Gott. Mit Gott bezeichnnet man den Lord der vierzehn Welten. Genau wie es einen Unterschied zwischen der Reinen Seele (Shuddhatma) und dem Absoluten Selbst (Paramatma) gibt, genauso gibt es einen Unterschied zwischen Gott und der Reinen Seele (Shuddhatma). Shuddhatma ist das Selbst in Form von Worten. Die Reine Seele (Shuddhatma) ist definitiv Gott, aber sie ist Gott in der Form von Worten. Der andere Gott dagegen ist der Absolute Gott (Niralamb Bhagwan). Derjenige, den wir als Lord der vierzehn Welten bezeichnen! Wir können nicht mal beginnen, über Ihn zu sprechen! Wenn Gott als Shuddhatma bezeichnet würde, dann würden all unsere Mahatmas sagen: "Gott hat sich mir unterworfen." Es sollte jedoch das Absolute Selbst (Niralamb Atma) sein, das sich unterwirft.

Just Understand What is Being Said… (p 236)

Verstehe einfach, was gesagt wird…

Um das Selbst zu kennen, muss man einfach verstehen, was gesagt wird. Man muss gar nichts 'tun'. Wenn man fragt: "Sir, was ist es [das Selbst]? Bitte nenne mir die grundlegenden Fakten." Dann würden 'wir' sagen: "In Wirklichkeit ist es dies, und es ist so. Dies ist vorübergehend, und alles, was mit diesem Vorübergehenden in Beziehung steht, ist alles vorübergehend. Die Erfordernisse des Vorübergehenden sind nur vorübergehend. Und derjenige, der keinerlei Anforderungen hat, derjenige, der Niralamb (unabhängig) ist, ist das 'Ich' (das Absolute Selbst)." Nun, verstehe einfach einmal das Absolute Selbst. Wo Kummer niemals hinrührt, das bist Du! Es gibt keine Situation in dieser Welt, in der Kummer Dich berühren kann. Selbst wenn du zum [Tod durch] Hängen verurteilt würdest und es dich nicht berührt: Das bist Du [der absolute Zustand als das Selbst], und sobald dieses Du erlangt ist, dann muss nichts Weiteres mehr erlangt werden!

'Wir' haben diesen Manifestierten gesehen, und 'wir' können das Gleiche in dir sehen. 'Wir' haben es [das Selbst] Dir sogar gezeigt. Allerdings wirst Du nur so viel verstehen, wie in Deiner Sprache (Interpretation) vorhanden ist. 'Du' kannst es durch Worte sehen, aber Du kannst seine ursprüngliche wahre Form nicht 'sehen'. Du kannst die absolute wahre Form (Niralamb Swaroop) nicht 'sehen'. Diese Form als die Reine Seele, Deine wahre ursprüngliche Form, wird derzeit durch die Form der Worte 'gesehen'.

'Wir' haben die absolute wahre Form realisiert. Deshalb berührt oder behindert 'uns' nichts Weltliches. Das bedeutet, dass wir diesen Zustand, Niralamb (frei von jeder

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Abhängigkeit zu sein), erlangt haben. In diesem Zustand haben 'wir' in keinem Augenblick irgendein Getrenntsein aufgrund von Meinungsverschiedenheit (Mathbed), überhaupt nichts Derartiges! Das liegt daran, dass 'uns' keinerlei Abhängigkeit berührt! 'Unser' Zustand ist Niralamb! Deshalb können wir verstehen: "Wenn auch 'wir' fähig sind, selbst im derzeitigen Stadium frei von jeder Abhängigkeit (Niralamb) zu bleiben, dann stell dir vor, wie unabhängig (Niralamb) die Vitaraag Lords sein müssen?"

Fragender: Du bist definitiv absolut frei von jeder Abhängigkeit (Niralambi). Dadashri: Derjenige, der absolut frei von jeder Abhängigkeit (Niralambi) ist, ist das Selbst im Innern; aber diese Unterstützung [des Absoluten Selbst] ist definitiv da. Das Selbst ist frei von jeder Abhängigkeit (Niralambi). Weil 'wir' frei von jeder Abhängigkeit (Niralambi) wurden, hat Gott sich 'uns' unterworfen. Ansonsten würde Er sich niemals unterwerfen, oder? Solange Abhängigkeit von irgendetwas da ist, solange kann Gott [Dir] nicht untertan werden.

The One Who Sees the Absolute Self in Everyone Progresses Speedily! (p 237)

Der, der das Absolute Selbst in jedermann sieht, macht schnelle Fortschritte!

"Ich bin Reine Seele, ich bin Reine Seele", das ist wahrlich das Selbst; tatsächlich aber gilt das als das Fenster. Du hast dich gerade erst auf Weg der Befreiung begeben. Der Eintritt in den Weg der Befreiung hat stattgefunden. Nun, Dein Eintreten wird vollständig werden, wenn Du das Absolute Selbst (Niralamb Atma) erlangst.

Fragender: Besteht eine Notwendigkeit für irgendeine andere Abhängigkeit (Avlamban), nachdem man die Reine Seele geworden ist?

Dadashri: Nein. Die Abhängigkeit von [den Worten] "Reine Seele" wurde Dir gegeben, nachdem du von allen [anderen] Abhängigkeiten befreit wurdest. In dieser Abhängigkeit ist alles enthalten, und diese anderen Abhängigkeiten verschwinden. Danach wird diese Abhängigkeit, die noch da ist, von alleine verschwinden. [Der Zustand] "Reine Seele" ist ein Abhängigsein von Worten. Diese Worte werden auch von alleine verschwinden, und Du wirst in der Lage sein, unabhängig (Niralamb) zu werden.

Fragender: Sobald also die ultimatie und beste Abhängigkeit erlangt wurde, die du genannt hast, ist es dann ein Problem, wenn man nicht fähig ist, andere Aktivitäten (Kriyas) vorzunehmen?

Dadashri: Nein. Es ist kein Problem, wenn man unfähig ist, irgendetwas zu tun. Aber wenn man fähig ist, sie auszuführen, dann lass dich nicht ins [darin] Vertieftsein hineinziehen. Fahre einfach fort, von innen zu sehen.

Nur wenn man so viele Abhängigkeiten loslässt, wird das Absolute Selbst erlangt, das, was als Keval Atma bezeichnet wird. Dann geschieht die Vollendung dieses Gesprächs [über das Selbst]. Nachdem so viele 'Stationen' passiert wurden, kommt nun die letzte 'Station', die der Unabhängigkeit (Niralamb). Und Du wirst dort auf jeden Fall ankommen. Es ist nicht nötig, in Eile zu sein. Und wenn Du eilig sein möchtest, dann sieh weiterhin in jedem das 'Ich' [das Absolute Selbst]: "Ich bin, Ich bin, Ich bin…", in deiner Sprache, deinem Verstand und deinem Chit (der inneren Aufmerksamkeit).

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Paravalamban – Aalamban – Niralamban! (p 237)

Paravalamban – Aalamban – Niralamban

Fragender: Ich möchte keinerlei Abhängigkeit (Avlamban), aber wie kann solch ein Zustand eintreten?

Dadashri: Wenn Du einen solchen Zustand möchtest, den Zustand der Unabhängigkeit (Niralamb), dann wird er kommen. Die Abhängigkeit an sich hängt von etwas anderem (Partantrata) ab. Wenn es da ist, dann existieren wir. Wenn wir leben müssen, indem wir seine Unterstützung annehmen, das nennt man das Abhängigkeit. Es sollte keinerlei Abhängigkeit geben, und wenn eine da ist, dann sollte sie nur für eine begrenzte Zeit bestehen. Sie würde zu uns sagen, dass sie nach einer bestimmten Zeit enden wird. Wie lange sollte die Abhängigkeit dauern? Sagen wir, du möchtest von hier zum Bahnhof gehen. Dann wirst du eine bestimmte Strecke auf diesem Weg gehen müssen. Wenn du dann entsprechend läufst, gibt es kein Problem. Da Du die Unterstützung (Aalamban) der Reinen Seele hast, wird der Zustand der Unabhängigkeit (Niralamb) eintreten.

Abgesehen davon hat man, solange man nicht völlig unabhängig (Niralamb) geworden ist, weder den Pfad von Lord Krishna verstanden, noch hat man den Pfad von Lord Mahavir erkannt ('gewusst'). Wo befindet sich die Wissenschaft der Vitaraag54 Lords, und wo befinden sich all die Tricks des weltlichen Lebens! Das Leben dieser Leute ist nicht nur von Abhängigkeit erfüllt, sondern ihr Leben ist abhängig von dem, was selber von etwas anderem abhängig ist (Paravalambi). Ein Leben mit Abhängigkeit gilt noch als okay, aber dies ist ein Leben, das von etwas abhängig ist, das selber von etwas anderem abhängig ist. Hast du je zuvor solch ein Leben gesehen, das von dem abhängig ist, was selber von etwas anderem abhängig ist?

Fragender: In der Welt, im Relativen, ist alles Leben in der Tat abhängig von etwas anderem (Paravalambi). Man muss das Leben in Abhängigkeit von anderen leben.

Dadashri: Aber hast du so etwas je gesehen?

Fragender: Bevor wir zu dir kamen, war das in der Tat die Art, wie wir gelebt haben.

Dadashri: Und? Hast du es sehr genossen?

Fragender: Da war nichts als negative Geisteshaltung, Artadhyan (negative Geisteshaltung, die das selbst verletzt) und Raudradhyan (negative Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt).

Dadashri: Es gilt als ein Zustand des Freiwerdens von Abhängigkeit (Paravalamban), wenn die negative Geisteshaltung (Artadyan und Raudradhyan) zu einem Ende kommt. Nach [dem Freiwerden von] Paravalamban (Abhängigsein von dem, was von etwas anderem abhängig ist) bleibt die Abhängigkeit von dem, was einem zum Wahren führt (Samyak Avlamban). Sie ist Samyak, die Art [von Abhängigkeit], die von selber nach einer bestimmten Zeit zu Ende geht, und man wird unabhängig (Niralamb). Das Leben sollte ohne jede Abhängigkeit sein, ein Leben frei von Abhängigkeit. Stattdessen sagt man: "Ich kann nur schlafen, wenn ich ein Bett habe; ich kann nur 54 Völlig frei von jeglicher Anhaftung und Abscheu

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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schlafen, wenn es Luftzug gibt." Solche Abhängigkeiten sollte man nicht haben. Der Schlaf darf kommen, wenn er möchte; es ist jedoch nicht so, dass mein erwachtes Gewahrsein (Jagruti) weg wäre. Wenn dieses erwachte Gewahrsein weggeht, dann kannst du nicht ohne es leben. Aber wenn das erwachte Gewahrsein da ist, solltest Du zum Schlaf sagen: "Komm nicht, wenn du es nicht willst." Niralamb, unabhängig [zu werden], ist der ultimative Punkt. Es gibt keinen Punkt jenseits davon. Aufgrund von Abhängigkeit ist man unter die Kontrolle eines anderen geraten. Werde also Niralamb, vollkommen unabhängig. Nicht einmal Gott sollte dein Vorgesetzter sein. Wir leben auf der Grundlage einer Abhängigkeit, und deshalb ist Gott unser Vorgesetzter. Nach diesem Gnan hingegen bist du Niralamb (unabhängig) geworden. Gott ist Niralamb (unabhängig), also gehörst Du zur selben Kategorie. Die Kategorie ist dieselbe. Vorher gab es einen Unterschied in den Kategorien.

The Dependencies of the Body! (p 238)

Die Abhängigkeiten des Körpers

Niralamb bedeutet, dass Du absolut unabhängig bist. Wo solch ein Verbleiben im absolut unabhängigen Zustand besteht – was kann es da für eine Abhängigkeit geben! Und die dem Körper innewohnende Natur ist so: Wenn man barfuß herumläuft, dann werden die Fußsohlen so werden, dann man [auch] im Sommer barfuß laufen kann. Derjenige, der in der Hitze umherläuft, dessen Körper wird sich an die Hitze gewöhnen; und wenn er unter einem Ventilator bleibt, dann gewöhnt sein Körper sich daran. Du wirst dich an das gewöhnen, was auch immer du tust. Und wenn dann kein Ventilator da ist, wirst du dich aufregen und feststellen: "Oh je, es gibt keinen Ventilator, es gibt keinen Ventilator…"

'Wir' sind völlig Niralamb (frei von jeder Abhängkeit). Derjenige, der keinerlei Abhängigkeit von Worten hat, nicht einmal das Abhängigsein von den Worten "Reine Seele", hat den Niralamb-Zustand [erreicht]. Ich lebe noch mitten unter allen [anderen]; ich esse, ich trinke, ich bewege mich, ich gehe herum, ich habe all das, und trotz alledem kann ein Mensch vollkommen unabhängig (Niralamb) werden. Es ist jetzt möglich, so zu werden. Dieses Akram Vignan ist derart, dass es einem möglich ist, Niralamb (frei von jeder Abhängkeit) zu werden. Deshalb kann jeder, der diese Intention (Bhaavna) hat, so werden.

Through Association, the Original Self can be Reached … (p 239)

Durch Verbindung kann das Selbst erreicht werden …

Fragender: Oftmals, wenn innerlich der Kampf tobt, obwohl ich "Ich bin Reine Seele, ich bin Reine Seele" sage, dauert nicht nur die Verwirrung weiter an, sondern es entsteht auch keine Unabhängigkeit, und alles wird schwach und fragil.

Dadashri: Wie kann sie kommen? Das ist Abhängigsein von Worten! Fragender: Ja, zu Zeiten, wo der Kampf innerlich tobt, behalte ich Dada Bhagwan als Zeugen. Wenn die Abhängigkeit von den Worten "Ich bin Reine Seele" entsteht,

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nachdem ich die Unterstützung von Dada Bhagwan eingeholt habe, dann bleibt alles gut! Dadashri: Wenn Du die Unterstützung von Dada Bhagwan einholst, wird sein unabhängiger (Niralamb) Zustand Dich unabhängig (Niralamb) machen. Deshalb sagen 'wir' Dir, dass Du die Unterstützung von Dada Bhagwan einholen sollst. Die [Worte] "Reine Seele" sind keine Unabhängigkeit (Niralamb). Sie sind das, was hilfreich für dich ist. Wenn Du also nicht weißt, was Du sonst tun kannst und Dir einfach Dada innerlich vorstellst (Nididyhasan), dann wirst Du dadurch alles lernen. Davon abgesehen: Was sonst kann ein Mensch gegenwärtig tun?

Fragender: Aber Dada, wieder und wieder verlieren wird diesen Kampf, der innerlich tobt; wir fallen immer wieder zurück. Dadashri: Du fällst vielleicht zurück, 'wir' jedoch nicht. Für uns ist es trotzdem neutral, gleichgültig, welche Art von Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sich in diesem inneren Kampf befindet , und dieser hier ist das Selbst (Chetan). Die 'Reine Seele', als die ich Dich bezeichnet habe, ist nicht das ursprüngliche Selbst (Muda Atma). Sie ist eine Verbindung (Sangnya) für Dich. Während Du die Worte sagst, kommt der 'Brief' [die Post] 'dort' [beim ursprünglichen Selbst] an.

The Royal Palace is Slightly Far Away! (p 239)

Der Königspalast ist ein bisschen weiter weg!

Aber es warnt Dich von innen her, oder nicht?

Fragender: Es warnt.

Dadashri: Das an sich ist das Selbst (Atma); wer sonst sollte denn das Selbst sein? 'Du' hast mit dem Rest nichts zu tun. Hat es Dich vorher gewarnt? Hmm… das also ist das Selbst. Wenn ich genau jetzt darüber sprechen würden, Geld zu verdienen, würde es mich von innen warnen: "Sir…", und vorher hat es mich nicht gewarnt, wenn ich über das Geldverdienen gesprochen habe. Das Selbst ist also präsent, den ganzen Tag präsent.

Fragender: Das ursprüngliche Selbst ist tatsächlich anders, dasjenige, was sogar jenseits von Worten ist.

Dadashri: Ja, es ist tatsächlich jenseits von Worten. Aber Du kannst dort hingelangen, nachdem du zuerst bei dieser 'Station' angekommen bist. Dein Zug wird nun anhalten, etwas weiter entfernt. 'Du' musst weiterkommen, indem Du ein bisschen zu Fuß gehst. Nur ein bisschen! 'Du' glaubst vielleicht, dass Du hierher nicht laufen musst, aber das stimmt nicht. 'Du' musst 15 bis 30 Minuten gehen. Der Zug fährt nur bis zu diesem Punkt. Das hier ist die letzte 'Station', die Absolute Reine Seele. Der Königspalast dahinter hat keinen Bahnhof! Er ist ewiglich, eine ewige Adresse. Eine Adresse, die ewig ist.

Fragender: Es liegt an dieser gegenwärtigen Ära des Zeitzyklus (Dushamkaal, charakterisiert durch den Mangel an Einheit von Verstand, Sprache und Handeln), dass noch ein Teil der Strecke übrig ist, den man zu Fuß gehen muss.

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Dadashri: Ja. Eine kurze Strecke ist übrig, die man laufen muss. Das ist tatsächlich der Einfluss der Ära des Zeitzyklus! Aber dies ist eine Reine Seele mit Abhängigkeit. Es ist eine Abhängigkeit von Worten. Die allerletzte Station dagegen, die Station, wo 'wir' stehen, die Station, wo Lord Mahavir stand, ist die Niralamb-Station. Dort gibt es keine Worte oder irgendetwas anderes. Das ist wirklich [der Ort], wo das Gnan sich überall ausbreitet. Es umschließt die Mango [das zu Wissende, Gneya] voll und ganz.

Fragender: Ich spüre das aufmerksame Gewahrsein (Laksha) der Reinen Seele, das wir durch die Worte "Reine Seele" entstehen lassen; es liegt so viel Energie (Shakti) in [den Worten] "Reine Seele"; warum dauert es dann so lange, bis das in die Erfahrung kommt? Dadashri: Das wird lange dauern. Es gibt viele Gründe dafür. Wenn all die Echos, die ausgesandt wurden, zu Ende gehen, dann wird es passieren. Der Widerhall endloser Leben wurde ausgesandt.

Deshalb lohnt es sich nicht, es damit eilig zu haben. Es ist genug, wenn Du in 'unseren' Agnas bleiben kannst. Es lohnt sich nicht, zu tief in irgendetwas anderes einzusteigen. Diese Station wird von alleine kommen. Denn 'Du' bist ja in den Zug eingestiegen, also steige nicht aus dem Zug aus. Dann wird der Bahnhof von alleine kommen. Diese Agnas selber sind so, dass sie einen zu Niralamb-Bahnhof bringen, und er wird früher oder später kommen. Dies ist das Abhängigsein von Worten. Allerdings hat man von dem Moment an, da man in dieses Abhängsein gelangt, das Reich der Befreiung (Moksha) betreten. Sogar Gott wird das akzeptieren.

Sobald ein Mensch Bereiung erlangt, ist er Gott selbst geworden. Er ist unabhängig geworden. Darüber hinaus [ist er] Niralamb [geworden]; [es gibt] keinerlei Notwendigkeit für irgendeine Abhängigkeit. Ich genieße diesen unabhängigen (Niralamb) Zustand seit langer Zeit.

Befreiung (Moksha) ist nicht so. Da ist keiner, der Dich dazu bringt, deinen Platz aufzugeben. Dort drüben ist niemand dein Vorgesetzter oder dein Untergebener. Das ist alles. Und Du bist Niralamb; es gibt keinerlei Abhängigkeit. Abhängigkeit an sich ist Gebundensein, Niralamb dagegen bedeutet, dass 'wir' den unabhängigen (Niralamb) Zustand 'sehen' und erfahren können, obwohl 'wir' diesen Körper haben, und dass 'wir' auch in der Lage sind, den Zustand des Gebundenseins zu erleben. 'Wir' sind fähig, beide Situationen zu erfahren. Das Ultimative ist Niralamb! Erst dann kann man es als Befreiung (Moksha) bezeichnen.

Lord Mahavir had Become Completely Niralamb! (p 240)

Lord Mahavir ist vollkommen Niralamb geworden

Lord Mahavir ist unabhängig (Niralamb) geworden. Diejenigen, die die zwölfte Stufe der spirituellen Entwicklung (Gunthanu) erreichen, und diejenigen, die die zweite Ebene des inneren Zustands erlangen, der das ständige Gewahrsein "Ich bin Reine Seele" bringt (Shukladhyan; gleichbedeutend mit Sparshta Vedan: die klare und deutliche Erfahrung der Reinen Seele), werden absolut unabhängig (Niralamb). Bis dahin gibt es nichts als Abhängigkeit (Avalamban). Selbst auf der zwölften Stufe der spirituellen Entwicklung (Gunthanu) besteht der erste innere Zustand des Gewahrseins

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"Ich bin Reine Seele" (Shukladhyan) tatsächlich mit Abhängigkeit, was bedeutet, dass es bis ganz zum Schluss eine Abhängigkeit (Avalamban) gibt.

Das Wissen und das damit verbundene absolute Frei-sein von jeglicher Abhängigkeit (Niralamb Gnan) ist so, dass einen überhaupt nichts ‘berühren’ [beeinträchtigen] wird. Bis dahin hat man die Unterstützung der Worte ["Ich bin Reine Seele"].

Fragender: Was sollte man machen, um die Unterstützung der Worte loszulassen?

Dadashri: Du solltest sie derzeit nicht loslassen. Wann wirst Du frei von der Unterstützung durch Worte werden? Während diese Akten anfangen zu verschwinden, wirst Du automatisch beginnen, frei von der Unterstützung durch die Worte zu werden. Solange diese Akten da sind, wird diese Unterstützung benötigt. Die Akten werden beglichen werden müssen, nicht wahr? Stell dir vor, wieviele Akten du mitgebracht hast! Du wirst all diese Akten begleichen müssen, nicht wahr? Wenn die Akten erst mal beglichen worden sind, dann gibt es keinen Grund mehr für sie, zurückzukommen. Bist Du in der Lage, all Deine Akten zu begleichen?

Fragender: Ja, das bin ich. Manchmal werden sie schnell beglichen und manchmal langsam, aber sie werden beglichen.

Dadashri: Ja, aber auf jeden Fall werden sie alle beglichen werden müssen. In Deinem Verstehen liegt die Sicht (Drashti), die vorher auf dem Relativen lag, jetzt auf dem Selbst. Somit hat die Arbeit begonnen, die Arbeit wird weiter automatisch passieren.

The Difference Between the Pure Soul and the Absolute Self! (p 241)

Der Unterschied zwischen der Reinen Seele und dem Absolutem Selbst

Fragender: Der Gnani wird nun als Absolutes Selbst (Paramatma) in genau dieser Körper-Form bezeichnet, was ist also der Unterschied in der Definition von Reiner Seele (Shuddhatma) und Absolutem Selbst (Paramatma)? Wie groß ist der Unterschied zwischen den beiden?

Dadashri: Das Absolute Selbst ist unabhängig (Niralamb), Reine Seele ist eine Abhängigkeit von Worten.

Fragender: Sollte man dann also die Abhängigkeit (Avalamban) des Absoluten Selbst nicht direkt eingehen?

Dadashri: Man selber ist tatsächlich das Absolute Selbst, aber derzeit lebt man von der Abhängigkeit von [den Worten] Reine Seele. Man hat das Gewahrsein "Ich bin Reine Seele" durch die Abhängigkeit von den Worten erlangt.

Fragender: Warum können wir dann also anstatt: “Ich bin Reine Seele wie Dada Bhagwan” nicht sagen: “Ich bin das Absolute Selbst wie Dada Bhagwan?”

Dadashri: Bedeutet das, dass es helfen wird, bloß weil du das sagst?

Fragender: Naja, würde es helfen, wenn wir "Reine Seele" sagen?

Dadashri: Ja, es [das Absolute Selbst] wird ganz sicher erreicht werden.

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I am Pure Soul Like Dada Bhagwan! (p 241)

Ich bin Reine Seele wie Dada Bhagwan

Fragender: Warum würde es denn nicht erreicht werden, wenn man "Absolutes Selbst" sagt?

Dadashri: Aber wie kann es ohne Verstehen je erlangt werden? Die Reine Seele, die ‘wir‘ dir gegeben haben, ist korrekt, sie ist exakt. Aber darüber hinauszugehen – das wirst Du durch Deine eigene spirituelle Bemühung (Purusharth) machen müssen. Nachdem all diese Abhängigkeiten (Avalambans) zerstört sind, wenn die Abhängigkeit von Beziehungen, die Abhängigkeit von allen anderen Dingen, die Abhängigkeit vom Körper weggegangen ist, dann bleibt diese Abhängigkeit von den Worten [Reine Seele] übrig.

Fragender: Dann ist also “Ich bin Reine Seele wie Dada Bhagwan“ in Ordnung?

Dadashri: Das ist es tatsächlich, was gesprochen werden sollte.

Fragender: Warum also [sollte man dann sagen:] “Ich bin Reine Seele wie Lord Mahavir”?

Dadashri: Ja, das kann man auch sagen, [denn:] “Ich bin die Reine Seele, genauso wie diese Reine Seele.”

Es wird für diese Seite angerechnet. Mit all dem hier ist eine Anrechnung verbunden – passt alles in Bezug auf das hier?

Fragender: Aber Lord Mahavir wurde ein Keval Gnani, warum bezeichnen wir ihn also als Reine Seele?

Dadashri: Nein, was wir sagen, ist: “Ich bin Reine Seele wie Lord Mahavir.” Eine Reine Seele, so wie der Lord. “Ich bin eine Reine Seele, genau wie die Reine Seele, die er war.”

Fragender: Aber er wurde ein Keval Gnani, nicht wahr?

Dadashri: Ja, aber auch das ist die Reine Seele an sich. Er hielt sich nicht für eine Reine Seele, er glaubte einzig, dass seine wirkliche Form die wahre Form als das Selbst ist, das absolut frei von Abhängigkeit (Niralamb Swaroop) ist. Aber wenn du beiläufig auf ihn verweisen müsstest, dann müsstest du "Reine Seele" sagen.

At the Fourteenth Stage of Spiritual Development, One is Nirpeksh! (p 242)

Auf der vierzehnten Stufe der spirituellen Entwicklung ist man Nirpeksh

Nur ‘wir’ allein sind unabhängig (Niralamb). ‘Wir’ sagen niemandem, dass er auf diese Ebene hochsteigen soll. Es ist für niemanden möglich, das in diesem Leben zu tun. Deswegen kannst Du [nur] so viel tun: werde in dem Maße unabhängig, frei von allen Erwartungen (Nirpeksh), dass Du einzig von Dir selbst abhängig bist: “Ich bin Reine Seele.”

Fragender: Nirpeksh bedeutet ‘ohne jegliche Erwartung’, richtig?

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Dadashri: Es gibt keinerlei Erwartung.

Fragender: Dada, was ist der Zusammenhang zwischen diesem Wort [Niralamb] und den Worten Nirvichar (Getrenntsein von Gedanken), Nirvikalp (frei von der falschen Überzeugung “Ich bin Chandubhai“) und Niraakud (frei von Aufruhr und Tumult)?

Dadashri: Niralamb ist anders als all diese Worte. Das Wort ‘Niralamb’ versucht zu vermitteln, dass es dort keine [Abhängigkeit von] Worten gibt.

Fragender: Wie lange wird dieser Zustand von relativer Abhängigkeit (Sapekshta) andauern? Das heißt, wie lange wird dieser Zustand von relativer Abhängigkeit (Sapeksha) für den Menschen andauern, der [in der spirituellen Entwicklung] Schritt für Schritt aufsteigt?

Dadashri: Bis zur vierzehnten Stufe der spirituellen Entwicklung (Gunthanu), bis man absolut unabhängig (Nirpeksh) wird; solange es eine relative Abhängigkeit (Sapeksha) gibt, solange es einen Körper gibt. Ja, und was bedeutet die vierzehnte Stufe der spirituellen Entwicklung (Gunthanu)? Man ist [sogar] mit einem Körper unabhängig (Nirpeksh). Die Füße sind im ‘Zug’, Du stehst im ‘Zug’. Das ‘Gepäck’ ist draußen auf dem Bahnsteig, aber Du bist im ‘Zug’. Wenn der ‘Zug’ abfahren würde und das Gepäck zurückbliebe, dann wäre das auch kein Problem. Deswegen hat man, bis man auf der vierzehnten Stufe der spirituellen Entwicklung (Gunthanu) unabhängig (Nirpeksh) wird, die Unterstützung einer relativen Abhängigkeit. Dennoch verstehen die Menschen draußen es vielleicht als eine relative Abhängigkeit. ‘Wir’ halten es nicht für eine relative Abhängigkeit, weil ‘wir’ im unabhängigen (Niralamb) Zustand bestehenbleiben, obwohl du vielleicht annimmst, dass ‘wir’ in einer relativen Abhängigkeit befinden. Wo man keine Art von Abhängigkeit (Avalamban) hat, wird man als unabhängig, Nirpeksh, bezeichnet. Nichts Relatives!

Who Has the Dependency on [the Word] Pure Soul? (p 242)

Wer hat die Abhängigkeit von [den Worten] Reine Seele?

Fragender: Wer hat die Abhängigkeit von [den Worten] Reine Seele? Das Absolute Selbst (Atma) ist unabhängig (Niralamb). Dadashri: Die befreiende Energie des Selbst (Pragnya) hat sie. Wirklich unabhängig (Niralamb) zu werden bedeutet, auf das Erlangen von Absolutem Wissen (Keval Gnan) zuzugehen. Auf der einen Seiten lichten sich die Schleier, und [auf der anderen Seite] fährt man fort, absolut unabhängig (Niralamb) zu werden. Beides geschieht weiter gleichzeitig.

Die Tatsache, dass man das Selbst erreicht hat, das eine Abhängigkeit [von Worten] hat, ist an sich eine großartige Sache. Das ist so, weil [die Frage], was das Selbst ist und was es nicht ist, ganz verschwunden ist. Die gesamte illusionäre Anhaftung daran, einzig das Selbst zu kennen (Samyaktva Mohaniya), hat sich aufgelöst, und damit setzt die permanente Überzeugung “Ich bin Reine Seele” (Kshayak Samkit) ein. Folglich ist die [aufladende] illusionäre Anhaftung (Moha) in jeder Hinsicht aufgelöst. Jetzt bleibt nur sich entladende illusionäre Anhaftung (Charitra Moha) zurück. Ohne das absolut

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unabhängige Selbst (Niralamb Atma) zu ‘wissen’, kann die sich entladende illusionäre Anhaftung (Charitra Moha) nicht weggehen.

Ab dem Zeitpunkt, wenn man den Zustand der Reinen Seele erlangt, gilt man als jemand, der das Tor zur Befreiung (Moksha) durchschritten hat. Und während Du allmählich das absolut unabhängige (Niralamb) Selbst erlangst, führt dies zum Verhalten als das Selbst (Charitra; Verhalten als das Selbst; der Zustand des Wissenden und Sehenden).

Fragender: Man wird innerhalb von ein oder zwei Lebzeiten unabhängig (Niralamb) werden, nicht wahr?

Dadashri: Ja, selbstverständlich, es wird wirklich passieren!

All This is Necessary to Attain the Niralamb State (p 243)

All dies ist erforderlich, um den Niralamb-Zustand zu erlangen

Gegenwärtig bleiben ‘wir’ im absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand. Obwohl ‘wir’ eine Abhängigkeit (Avalamban) haben, sind wir aber dennoch auch absolut unabhängig (Niralamb). ‘Wir’ sind in der Lage, den absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand zu erfahren.

Fragender: Du hast gesagt, dass du eine Abhängigkeit (Avalamban) hast, und trotzdem bist du auch absolut unabhängig (Niralamb). Welche Abhängigkeit hast du also?

Dadashri: Die von euch allen.

Fragender: Du hast auch die Abhängigkeit (Avalamban) vom Körper, nicht wahr, Dada?

Dadashri: Da besteht kaum eine Abhängigkeit vom Körper. Soviel Abhängigkeit, wie 'wir' von euch haben, soviel Abhängigkeit haben 'wir' nicht einmal vom Körper. Das ist so, weil ‘unser’ Ziel wahrlich dies ist: “Wie könnt ihr alle diese Glückseligkeit erlangen, die ich habe, und wie kann sie sich schnell für euch manifestieren.” Es gibt kaum eine Unterstützung (Aalamban) durch diesen Körper. Er existiert als ein Nachbar, als der erste Nachbar. ‘Wir’ haben seinen Anspruch zerstört. Daher sind ‘wir’ nicht der Besitzer dieses Verstandes, ‘wir’ sind nicht der Besitzer dieses Körpers, und ‘wir’ sind nicht der Besitzer dieser Sprache.

Einfach die ewige Glückseligkeit des absolut Wissenden und Sehenden (Gnata-Drashta-Parmanand), das an sich ist das absolute Licht (Param Jyoti). Es ist absolut, es gibt keine Verfälschung darin. Das, was unverfälscht ist, ist das absolute Licht. Und ‘wir’ haben dieses Licht gesehen, und ‘wir’ sind absolut unabhängig (Niralamb) geworden. Dennoch leben ‘wir’ mit einer Unterstützung (Aalamban), sonst würde überhaupt niemand diesen ultimativen Fakt offenbaren. Dieser ultimative Fakt ist heute offenbart worden.

Fragender: Du bleibst absolut unbhängig (Niralamb), und dennoch bist du in einem abhängigen (Aalamban) Zustand. Kannst du das bitte genau erklären?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Eine Abhängigkeit (Avalamban) muss definitiv hingenommen werden. Es ist so: In Bezug auf ‘unsere’ uns innewohnende Natur als das Selbst bleiben ‘wir’ im absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand, und weil man sich in dem unnatürlichen Zustand des Selbst befindet (Vishesh Bhaav, der Identifikation des Selbst als "Ich bin Chandubhai"), gibt es eine Abhängigkeit (Avalamban) von der Absicht "Ich bin der Körper". Wenn derjenige, der abhängig ist [derjenige mit der Absicht "Ich bin dieser Körper"] seine Überlegenheit (Rof) ausübt, dann werden ‘wir’ zu diesem Zeitpunkt absolut unabhängig (Niralamb); das ist alles. Solange er seine Überlegenheit nicht ausübt, bleiben ‘wir’ in seiner Abhängigkeit. Wenn er seine Überlegenheit ausübt, dann werden ‘wir’ unabhängig (Niralamb). ‘Wir’ sagen ihm: “Das war’s, genug davon, ich möchte das nicht.” Hast du verstanden, was mit ‘Ausüben seiner Überlegenheit (Rof)’ gemeint ist?

Fragender: Ja, ich habe verstanden.

Dadashri: Das ist alles. So war es gedacht. Fragender: Dieses “Ich möchte nicht” ist also eine sehr wichtige Sache. Aber dann taucht die Frage auf: “Was möchtest Du?”

Dadashri: Das Selbst möchte gar nichts. ‘Wir’ müssen diesen Satz nur sagen, um ihn [Chandubhai] verstehen zu lassen. Er wird fragen: “Wird es ohne mich funktionieren oder nicht?” Aber Du (das Selbst) bist absolut unabhängig (Niralamb), wird es also nicht funktionieren? Es ist einfach so: Wenn Du sagst: “Unterstütze mich bitte”, dann würde ich Dich unterstützen, indem ich Dir eine Hand reiche. Aber wenn Du wegrückst, wirst Du dann die Unterstützung bekommen?

Fragender: Wir strengen uns an, unabhängig (Niralamb) zu werden, aber auch dann sind wir dazu oft nicht in der Lage.

Dadashri: Es ist nicht möglich, so zu werden. Gegenwärtig ist das kein Zustand, den du auf Anhieb erlangen kannst. ‘Wir’ sagen dir das nur, damit du dir gewahr bist, dass dies der Weg ist, um so einen Zustand zu erreichen. Dieses [Akram Vignan] ist wahrlich die gesammelte Frucht [Wirkung], die aus so vielen meiner früheren Leben hervorgegangen ist. Diese Wissenschaft (Vignan) ist so, dass es möglich ist, solch einen Zustand zu erreichen. Wenn man einen festen Entschluss (Nishchay) fasst und ihn unermüdlich verfolgt, dann ist es möglich, diesen [Zustand] zu erreichen. Zuerst wird man auf der groben (Sthool) Ebene unabhängig (Niralamb), und dann auf der subtilen (Sookshma) Ebene, danach auf der subtileren (Sookshmatar) Ebene, und zuletzt auf der subtilsten (Sookshmatam) Ebene. Was bedeutet unabhängig (Niralamb)? Es bedeutet, dass nicht einmal die Abhängigkeit von den Worten “Ich bin Reine Seele” gebraucht wird. Würde derjenige, der die ursprüngliche Form [als das Selbst] gesehen hat, irgendeine Unterstützung brauchen?

Fragender: Dada, dann gibt es also drei Dinge: subtil, subtiler und am subtilsten. Das ist die ganze Sache.

Dadashri: Wann würde das also passieren? Wenn man isst, was immer einem vorgesetzt wird, wenn man anzieht, was auch immer an Kleidung verfügbar ist, wenn man alles benutzt, was von sich aus zu einem kommt – nur dann wird es funktionieren. Selbst das Bett, auf dem man schläft, ist etwas, das sich ergeben hat. Heute hatte sich eine Rikscha ergeben, also kamen ‘wir’ in der Rikscha her, kein Problem. Bei 'uns' gibt

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es keinerlei Beharren, dass ‘wir’ nur dies haben wollen. ‘Wir’ sehen einfach, was auch immer vor ‘uns’auftaucht. Wenn die Rikscha nicht da wäre, dann würden 'wir' langsam hierher laufen, oder sonst würden ‘wir’ in diesem [Roll-] Stuhl sitzen und herkommen, aber ‘wir’ würden auf jeden Fall kommen. ‘Wir’ würden niemals den Satsang absagen. Wenn kein Cadillac [ein luxuriöses Auto] da ist, ist dann der Cadillac wichtiger oder der Satsang?

Ultimately, Even Satsang is a Dependency! (p 244)

Letztendlich ist sogar Satsang eine Abhängigkeit

Dennoch ist selbst dieser Satsang nicht [eine Abhängigkeit] für ‘uns’. ‘Wir’ empfinden diesen Satsang als belastend.

Fragender: Aber Dada, wir lassen uns von diesem Satsang wirklich inspirieren!

Dadashri: Ja, dieser Satsang ist für Dich erforderlich, aber für ‘uns’ ist er belastend! Du machst [besuchst] diesen Satsang, aber Du solltest dieses Ziel aufrechthalten, dass Du solch eine Ebene von Satsang erreichen willst, wo Du in Deinem eigenen Satsang (Gesellschaft des Selbst) bleibst; niemand sonst wird gebraucht. Davon abgesehen gilt alles andere wirklich als eine Abhängigkeit (Avalambit). In dem Moment, wo jemand oder etwas anderes erforderlich ist, wird es eine Abhängigkeit. Das bedeutet, es wird zu einer Abhängigkeit von dem, was nicht das Selbst ist (Partantra), und weil es Abhängigkeit von etwas anderem als dem Selbst gibt, bedeutet das, dass Du vollkommene Glückseligkeit hast. Glückseligkeit sollte absolut unabhängig (Niralamb) sein! Es sollte keinerlei Abhängigkeit geben.

The Difference Between Support and Dependency! (p 244)

Der Unterschied zwischen Unterstützung und Abhängigkeit

Fragender: Ich möchte Unterstützung (Aadhar) und Abhängigkeit (Avalamban) noch besser verstehen. Der Körper (Deha) ist eine Unterstützung für spirituelles Wissen, nur dann ist Befreiung (Moksha) möglich. Aber hat das Selbst eine Abhängigkeit vom Körper oder nicht?

Dadashri: Es wurde gesagt, dass im unwissenden Zustand das [weltlich interagierende] selbst (Vyavahaar Atma; das relative selbst) die Unterstützung des Körpers hat. Wenn es den Körper gibt, dann gibt es Gebundenheit. Wenn es Gebundenheit gibt, dann wird man Befreiung (Moksha) entdecken. Abhängigkeit ist die eine Sache, und frei von einer Unterstützung (Niraadhaar) zu werden – das sind zwei unterschiedliche Dinge. Es ist möglich, von einer Unterstützung frei zu werden, aber es dauert eine ganze Zeit, bis man absolut unabhängig von [jeglicher] Abhängigkeit wird.

Fragender: Zuallererst, was ist Abhängigkeit (Avalamban) und was ist Unterstützung (Aadhaar)? Was exakt meinst du damit, wenn du diese Worte sagst? Bitte erkläre das.

Dadashri: Ja, lass uns das besprechen. Bei Unterstützung (Aadhaar) wird eine ‘Last’ [Bürde] erlebt, während es im Fall der Abhängigkeit (Avalamban) keine Erfahrung von

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‘Last’ gibt, und man [das Selbst] kann nur beständig werden [als das Selbst verbleiben], wenn es eine Abhängigkeit (Avalamban) gibt. Man kann nur wegen der Abhängigkeit (Avalamban) beständig bleiben. Und in unserer Umgangssprache in Indien wird es als Senkblei (Odambo) bezeichnet. Nehmen wir an, du willst eine Mauer bauen. Wenn du also ein Senkblei benutzt, dann wird sie gerade gebaut werden. Wohingegen eine Unterstützung (Aadhaar) ein Gewicht beinhaltet, sie beinhaltet eine Last. Unterstützung (Aadhaar) ist eine Sache, und Abhängigkeit (Avalamban) ist etwas anderes. Abhängigkeit (Avalamban) bedeutet Senkblei. Es gibt nur eine einzige Sache in diesem Senkblei, nur die Reine Seele ist das Senkblei. Es gibt überhaupt keine andere Abhängigkeit (Avalamban). Eine andere Bezeichnung für Abhängigkeit (Avalamban) in unserer Sprache ist Sicherheit (Hoonf). Wenn du also einen Maurer fragst: “Warum hast du eine schiefe Mauer gebaut?”, dann wird er dir sagen: “Mein Herr, ich hatte kein Aalamban.” Darüber hinaus wüßte er nicht, wie man ‘Aalamban‘ (Unterstützung) sagt, also würde er stattdessen sagen: “Mein Herr, ich hatte kein 'Odambo' (Senkblei).” [Du antwortest vielleicht:] “He! Odambo ist an sich ein Avalamban!” Dann wird er sagen: “Ich weiß nicht, wie man Aalamban sagt, also nenne ich es Odambo!” Obwohl das Odambo (Senkblei) vorhanden war, rutschte es weg, also ist die Mauer schief geraten. Diese Mauer ist getrennt [davon], hast du das verstanden? Wenn du demjenigen, der es 'Odambo' nennt, sagst, dass er losgehen und ein 'Avalamban' bringen soll, dann wird er dir sagen: “Nein, wir brauchen kein Avalamban, wir brauchen wirklich ein Odambo (Senkblei).” Die Sprache ist tatsächlich zu der eines ‘Odambo’ geworden. Genauso leiden diese Leute wegen des Aalamban (Abhängigkeit). Sieh nur, wie sie ohne Vorsicht leben! Obendrein weinen sie, sie arbeiten harten, sie lachen und machen all sowas. Obwohl sie Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) betreiben, das Selbst aber grundsätzlich ewig ist, gehen die Überzeugung und das Vorherrschen von “Ich bin” (Hupanu) nicht im geringsten weg. Selbst wenn ein Mensch alt wird, sagt er: “Ich bin.” He, obwohl du alt bist! Der Körper ist alt geworden, aber das ‘Ich’ (Hu) ist da, nicht wahr? Und dennoch versteht man diese Trennung nicht. Ist das nicht ein Wunder? Es lohnt sich, all diese Zusammenhänge herzustellen und diese Dinge zu verstehen.

Allein die Worte ‘Reine Seele’ - das ist die Abhängigkeit (Avalamban). Die Worte an sich, sie allein sind das Senkblei (Odambo). Und mit diesem Senkblei (Odambo) kann das Selbst präzise bleiben, und später ist sogar dieses Senkblei (Odambo) nicht [mehr] erforderlich. Der unabhängige (Niralamb) Zustand bleibt bestehen. Diese Abhängigkeit (Avalamban) also, wenn du sie in reiner Gujarati-Sprache benennen willst, dann passt ‘Odambo’ – Senkblei. Dann wird man verstehen, ansonsten wird man nicht verstehen. Wohingegen [die Beziehung von] Unterstützung und Unterstütztem (Aadhaar-Aadhaari) etwas ist, das eine Last trägt. Indem man sagt: “Ich habe das gemacht”, unterstützt man das Karma, und somit fällt das Karma nicht ab. Und indem man sagt: “Ich habe es nicht gemacht”, wird das Karma nicht unterstützt. Also fällt es ab, weil es frei von jeglicher Unterstützung (Niraadhaar) geworden ist. Wann fällt das Karma ab [entlädt sich]? Wenn es frei von jeglicher Unterstützung wird. Auch wenn wir es nicht unterstützen sollten, aber unterstützen die Leute es wirklich? Die ganze Welt unterstützt es, [indem sie sagt:] “Ja, natürlich, ich selber habe es gemacht.” Wenn du sagst: “Du hast nur leicht deine Hand darauf gelegt”, dann wird er antworten: “Trotzdem habe

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allein ich es gemacht.” In dem Moment, wenn das Handelnder-sein (Kartapanu) weggeht, wisse: “Jetzt ist alle Gebundenheit durchtrennt.”

Fragender: Der Körper ist keine Unterstützung für das Selbst, aber ist er eine Abhängigkeit für das Selbst oder nicht?

Dadashri: Er ist keine Abhängigkeit (Avalamban). Es gibt keine Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem (Aadhaar-Aadhaari) in Bezug auf das Selbst. Das Selbst ist real, es ist permanent. Der Körper ist relativ, und er ist vorübergehend. Das gesamte Relative besteht aus der Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem (Aadhaar-Aadhaari). Du selber unterstützt das Karma [indem du sagst oder glaubst:] “Ich habe es gemacht.” Deswegen bleibt das Karma unversehrt. Der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) exisitert aufgrund der Unterstützung [Basis] von Karma, und so kannst du jede einzelne Unterstützung erkennen, die er beansprucht. Das reicht bis hin zum Körper – dies wird davon unterstützt, das andere wird davon unterstützt, [und] jenes andere wird hiervon unterstützt.

Wohingegen die Tatsache, dass Du Reine Seele bist, von der Wissenschaft der Trennung (Bhedgnan) abhängig ist. Wovon ist die Wissenschaft der Trennung abhängig? Sie ist vom Gnani Purush abhängig. All dies wird also tendenziell zu einer Abhängigkeit (Avalamban). Aber man fühlt nicht ihre ‘Last’, und in der Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem (Aadhar-Aadhaari) gibt es eine ‘Last’. Die Reine Seele, die da ist, hat nicht die wesenseigene Natur [der Absicht], eine Unterstützung zu sein oder etwas anderes zu unterstützen. Wenn sie die Absicht hätte, Unterstützung zu sein, dann würde sie bewirken, dass ein Zustand vorherrscht, in dem man frei von jeglicher Unterstützung (Niraadhaarpanu) ist. Folglich ist sie nicht vom Körper abhängig (Avalambit). Für Dich bleibt die Abhängigkeit (Avalamban) bestehen, "Ich bin Reine Seele" zu sagen. Wenn man also fragt: “He, bist Du wirklich Gott begegnet?”, dann wäre die Antwort: “Nein, ich bin der Abhängigkeit (Avalamban) begegnet.” Es gibt eine Abhängigkeit von den Worten ‘Reine Seele’. Wenn diese Abhängigkeit von den Worten erst einmal weggeht – dann befindet sich da das Absolute Selbst (Paramatma), der absolut unabhängige (Niralamb) Zustand!

The Understanding Regarding the Support-the Supported! (p 246)

Das Verstehen in Bezug auf die Unterstützung und das Unterstützte

Die Menschen leben in dieser Welt auf der Grundlage der Unterstützung (Aadhar) durch zwei Dinge. Welche Dinge? Die Antwort ist: die Unterstützung durch die eigene Form (Swaroop). Ihr [Mahatmas] lebt alle durch die Unterstützung der wahren Form als das Selbst (Swaroop), und andere Menschen [nicht Selbst-realisiert] leben durch die Unterstützung des Egos. Man wird sagen: “Ich bin Chandubhai”, “Ich bin das tatsächlich”, “Ich…ich…ich…”, “Ich gehe!”

Diese Welt bleibt wahrlich aufgrund der Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem (Aadhaar-Aadhaari) bestehen. Diese Unterstützung existiert aufgrund der Beziehung zur eigenen Form (Swaroop). Die erste Unterstützung ist die Beziehung

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zum Ego. Wenn es sie nicht gäbe, wenn das Ego nicht da wäre, dann würde diese Unterstützung weggehen. Danach kann man nicht zum ‘Handelnden’ von Karma werden. Wenn Du ‘unsere’ Agnas einhältst, dann wirst Du nicht ein einziges Karma binden. Und auch wenn du hier wahrlich all das Karma ‘machen’ wirst [die karmischen Wirkungen aus dem letzten Leben erleidest], aber Du wirst kein neues Karma [für das nächste Leben] binden. Obwohl man das Karma ‘macht’, lädt man kein Karma auf (Akarma) – genau der Zustand, von dem Lord Krishna gesprochen hat.

Wenn die Unterstützung (Aadhaar) beseitigt ist, dann wird der Unterstützte (Aadhaari) frei werden. Es gibt beim Selbst keine Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem. Derjenige, der die Unterstützung des Selbst aufrechterhalten hat, hat nicht die Beziehung, unterstützt zu werden. Die Dinge, die eine Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem haben, sind temporäre Dinge, die mit weltlichen Angelegenenheiten verbunden sind. Die temporären Dinge in Bezug auf weltliche Angelegenheiten basierten auf der Unterstützung und dem Unterstütztem. Wohingegen permanente Dinge keine Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem haben.

“All dieses Relative sind vorübergehende Anpassungen, und Du bist ewig.“ Chandubhai [zu sein] ist eine vorübergehende Regelung. Vater eines Sohnes [zu sein] ist eine vorübergehende Anpassung. Ehemann deiner Frau [zu sein] ist eine vorübergehende Anpassung. All das sind vorübergehende Anpassungen, und Du [das Selbst] bist ewig. Alles, was durch die fünf Sinnesorgane wahrgenommen werden kann, beruht auf der Beziehung von Unterstützung und Unterstütztem. Es ist relativ (Sapeksha). Wofür man auch Erwartungen hegt – es ist relativ. Sapeksha bedeutet relativ, das beruht alles auf einer Unterstützung, wohingegen man im Wahren absolut unabhängig (Niralamb) ist. Dann gibt es keine Unterstützung [mehr] oder sonst irgendetwas.

In Wirklichkeit gibt es innerlich viele Arten von Unterstützung, nicht eine oder zwei, sondern es gibt alle möglichen, endlosen Unterstützungen. Das bedeutet, dass der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) auf der Grundlage einer wechselseitigen Unterstützung gebildet worden ist. Pitta55 (eines der drei grundlegenden Körperelemente, das vorwiegend Gallenflüssigkeit verwendet, um die Verdauung zu steuern und den Metabolismus anzuregen) entsteht auf der Grundlage von Vatta (eines der drei grundlegenden Körperelemente, das Bewegung kennzeichnet), und Kapha (das dritte der drei grundlegenden Körperelemente, das wässrig ist und den Körper nährt und befeuchtet) entsteht auf der Grundlagen von Pitta, während Kapha die Basis für Schleim wird. Der Körper wird durch die Knochen unterstützt, und die Knochen werden durch den Körper unterstützt. Es gibt also viele unterschiedliche Arten unterstützender Beziehungen im Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti; [im Relativen]), und er bekommt auch im Außen Unterstützung. Aber obwohl er nichts mit dem, was im Außen ist, zu tun hat, glaubt man aufgrund der Illusion (Bhranti) dennoch: “Ich habe diese Beziehung [mit demjenigen].”

55 Die drei Doshas ('Problemverursacher', oder auch Konstitutionen) im Ayurveda

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How Can One Become Niralamb? (p 247)

Wie kann man absolut unabhängig (Niralamb) werden?

Fragender: Wie können wir den Niralamb-Zustand (Zustand absoluter Unabhängigkeit) definieren? Was ist die Definition von absoluter Unabhängigkeit (Niralamb)?

Dadashri: Ohne jede Abhängigkeit (Avalamb) leben zu können. Die ganze Welt ist voller Abhängigkeit (Avalamb), es gibt zumindest ein bisschen Unterstützung (Teko) durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Hier dagegen [im Niralamb-Zustand] gibt es keine Unterstützung durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Fragender: Das heißt, es scheint vielleicht so, als ob eine Abhängigkeit da wäre, aber in Wirklichkeit ist keine Abhängigkeit da.

Dadashri: Es besteht keine Abhängigkeit (Avalamban). Es mag vielleicht so scheinen, als ob keine Abhängigkeit (Avalamban) von anderen Leuten bestünde. Wir müssen weiter voranschreiten, indem wir die Abhängigkeit verringern, nicht wahr!

Fragender: Ich verstehe. So ist also der grundlegende Weg. So ist der Weg zum Erreichen des Zustandes absoluter Unabhängigkeit (Niralamb). Dadashri: Man muss vorankommen, indem man die Abhängigkeiten reduziert.

Fragender: Wieso brauchen wir dabei eine Abhängigkeit (Avalamb)?

Dadashri: Weil man die Abhängigkeit (Avalamb) hingebungsvoll verehrt (Bhakti gemacht) hat, deswegen.

Fragender: Weil wir den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hingebungsvoll verehrt haben. Bedeutet das, dass sich das in der Wirkungsform als Sicherheit (Hoonf) ausdrückt?

Dadashri: Als Ergebnis [dieser Verehrung] werden die Wünsche, die man hatte, erfüllt.

Fragender: Sagst du also, dass weltliche Wünsche (Paudgalik Ichchha) aufgrund von Sicherheit (Hoonf) auftauchen?

Dadashri: Sobald der Wunsch erfüllt wird, geht die Sicherheit (Hoonf) zu Ende. Wenn die Wünsche, die man in der Vergangenheit hatte, erfüllt werden, fühlt man dementsprechend viel Sicherheit (Hoonf), in Wirklichkeit jedoch ist das nicht so.

Fragender: Nachdem man das Gnan bekommen hat, erreicht man selber den Zustand der Reinen Seele, also hat man die Sicht (Drashti) des absolut unabhängigen (Niralamb) Selbst, oder?

Dadashri: 'Deine' Sicht ist tatsächlich unabhängig, Niralamb.

Fragender: Nach dem Erlangen des Gnan. Aber wenn das [diese Wirkung] im Innern entsteht, oder die Wirkungen, die im Innern noch vorhanden sind, wie kann man das alles begleichen (Nikaal)?

Dadashri: Solange sie so bitter schmecken wie Gift, solange werden sie weiter entladen werden.

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Fragender: Heißt das, woher auch immer man Sicherheit (Hoonf) bezieht, welche Abhängigkeiten man in der Vergangenheit auch eingegangen sein mag oder gegenwärtig eingeht, all die sollten bitter schmecken wie Gift?

Dadashri: Wenn du sie bitter findest, dann wirst du auf jeden Fall frei von ihnen werden. So viele Umstände, wie da sind, so viele Abhängigkeiten gibt es auch.

Fragender: Man kann doch auch noch auf andere Art frei von Abhängigkeiten werden, oder? Das heißt, sie können doch auch durch das Gewahrsein des Gnan wegfallen, oder?

Dadashri: Wenn das Gewahrsein des Gnan besteht, dann gibt es keine Abhängigkeit (Avalamb), nicht wahr!

Fragender: Es gibt keine Abhängigkeit (Avalamb) – gar keine?

Dadashri: Doch, weil man noch die Gewohnheit hat, sich in dem anderen [Teil, dem Nicht-Selbst] aufzuhalten.

Fragender: Das empfindet man als süß. Was könnte wohl der wichtigste Grund für [das Auftauchen von] Abhängigkeiten sein?

Dadashri: Es sind die Wünsche.

Fragender: Okay, aber welches sind die Abhängigkeiten, die Hindernisse erschaffen? Zum Beispiel die Abhängigkeit vom Zuhause oder die Abhängigkeit von der Ehefrau?

Dadashri: He, die zählen eigentlich nicht.

Fragender: Wenn nicht die, welche denn dann?

Dadashri: Naja, im weiteren Sinne ist es eigentlich nur eine [Abhängigkeit]. Wir haben gerade über einen Kreis gesprochen, in dem es siebenundfünfzig [engl. five-seven] Umstände gibt: eine Frau, ein Haus – es kann zehn Millionen solcher Umstände geben. Man hat sich nicht allein auf eine Frau beschränkt, man hat alles gemacht. Selbst wenn man nur siebenundfünfzig Umstände hat, kann man doch von dem Moment an als absolut unabhängig (Niralamb) bezeichnet werden. Selbst wenn man siebenundfünfzig Umstände hat!

Fragender: Heißt das, dass man zu einem bestimmten Grad den Niralamb-Zustand (den absolut unabhängigen Zustand) erreicht hat?

Dadashri: Von dem Moment an, da man absolut unabhängig (Niralamb) wird, kann man selber sehen. Sehen zu können hat nicht die Form von Worten. Worte sind eigentlich eine Abhängigkeit.

Fragender: Wäre man sich dessen gewahr, dass einen eine Abhängigkeit (Avalamban) erfasst hat?

Dadashri: Man kann tatsächlich alles wissen.

Fragender: Was ist denn dann die Lösung, um frei zu werden?

Dadashri: Man sollte das Gefühl haben, dass sie [die Abhängigkeit, Avalamban] so bitter ist wie Gift. Würdest Du nicht wissen, was süßschmeckt und was bitter schmeckt?

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Fragender: Deswegen sind die Abhängigkeiten (Avalamban) überall da, wo man Süße oder Bitterkeit erfährt, noch intakt.

Dadashri: Umstände sind nichts als Abhängigkeiten (Avalamban). Fragender: Aber wenn Du Umständen begegnest und Du trotzdem in einem absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand bist, wie ist es dann?

Dadashri: 'Wir' brauchen tatsächlich keine Umstände, und die [Umstände], die 'uns' begegnen', die begleichen (Nikaal) 'wir'.

Fragender: Was meinst du damit? Sagst du, dass die Umstände, die dir heute begegnen, Auswirkungen bestimmter Abhängigkeiten (Avalamban) aus dem letzten Leben sind?

Dadashri: Sie sind eine Auswirkung der Wünsche.

Fragender: Des letzten Lebens?

Dadashri: Heute ist der Wunsch nicht mehr da, und die Umstände kommen als Auswirkungen des Wunsches, den man im letzten Leben hatte, letztendlich jetzt zusammen, aber für 'uns' sind sie so bitter wie Gift, 'wir' mögen sie nicht.

Fragender: Wird denn der Zustand der Unabhängigkeit (Niralamb) im Laufe des [mit Gleichmut] Begleichens anteilig größer?

Dadashri: 'Wir' haben diesen Zustand schon erreicht.

Fragender: Aber das Begleichen dieser Umstände …

Dadashri: Sie werden auf jeden Fall beglichen, weil man jeden Umstand sieht, man wird der Wissende und Sehende! Selbst wenn man ein paar [davon] nicht sieht, wird man trotzdem seine [eigene] wahre Form als das Selbst gesehen haben. Und auf Grundlage dessen kann man alle Umstände vollständig zerstören, sonst könnte man das nicht, nicht wahr?

Fragender: Erst, wenn man seine eigene wahre Form als das Selbst sehen kann, wird die Abhängigkeit nicht die Form von Abhängigkeit (Avalamban) behalten, richtig?

Dadashri: Von dem Moment an, wo man sein eigenes Selbst sehen kann, wird man unabhängig (Niralamb). Momentan ist man in den Kreis von "Ich bin Reine Seele" eingetreten.

Fragender: All unsere Mahatmas?

Dadashri: Ja.

Fragender: Ja, dieser Zustand als Reine Seele ist ein Zustand, der einen auch in den Zustand der absoluten Unabhängigkeit (Niralamb) bringen kann, oder? Wenn man also beginnt, die Akten [mit Gleichmut] zu begleichen, beginnt dann als Ergebnis der Zustand der absoluten Unabhängigkeit (Niralamb) zu entstehen?

Dadashri: Ja.

Fragender: Du hattest erwähnt, dass es zwei Arten von Abhängigkeiten (Avalamban) gibt: Die eine sind die Abhängigkeiten, die einen süßen Geschmack hervorrufen, und die andere sind die Abhängigkeiten (Avalamban), die einen bitteren Geschmack hervorrufen. Stimmt das?

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Dadashri: Es gibt auf jeden Fall zwei Arten von Umständen, oder?

Fragender: Ja. Diese beiden Arten von Abhängigkeiten (Avalamban) entstehen im Innern, aber wenn man sich selber von ihnen abwendet, kann man sich dann dem Niralamb-Zustand, dem Zustand der Unabhängigkeit, annähern?

Dadashri: Aber wie kann sich denn von ihnen abwenden?

Fragender: Durch das Gewahrsein des Gnan. Die Umstände sind vielleicht äußerlich da, aber was wäre, wenn man sich innerlich von ihnen abwenden würde, in Übereinstimmung mit dem erwachten Gewahrsein?

Dadashri: Aber wie kann man sich denn [von ihnen] abwenden? Nur, wenn man Wissender und Sehender bleiben kann, könnte man sagen, dass man sich [von ihnen] abgewendet hat.

Fragender: Denn heute bist auch du von weltlichen Interaktionen (Vyavahaar) und Umständen umgeben. Bei den Mahatmas ist es das gleiche, aber es scheint so, als ob es noch etwas dazwischen gäbe, das dich im Niralamb-Zustand halten kann.

Dadashri: 'Wir' bleiben Wissender und Sehender.

Fragender: Genau dieser Zustand.

Dadashri: 'Wir' bleiben Vitaraag, absolut frei von Anhaftung und Abscheu.

Fragender: Wie kann man denn dann erkennen, ob man im Zustand des Wissenden und Sehenden geblieben ist?

Dadashri: Man wird das selber wissen. Man wird sagen: "Ich bin nicht Wissender undSehender geblieben."

Fragender: Du hattest auch gesagt: "Weil 'wir' die wahre Form des Selbst gesehen hatten, konnte der Niralamb-Zustand auf dieser Seite Bestand haben." Gilt das auch in Bezug auf die Funktion des Wissens und Sehens (Gnata-Drashtapana)?

Dadashri: Man kann den Zustand des Wissenden und Sehenden selbst erkennen. 'Du' kannst das wissen, oder? 'Du' weißt, ob Du im angewandten Gewahrsein als das Selbst (Upayog) bist, Du weißt, wo das angewandte Gewahrsein (Upayog) bestehen bleibt, Du weißt das alles.

Fragender: Also, was ich fragen wollte, war: "Um in der Funktion des Wissens und Sehens zu bleiben und die eigene wahre Form als das Selbst gesehen zu haben" – sind diese zwei Zustände ein und dasselbe oder gibt es einen Unterschied zwischen den beiden?

Dadashri: Sie sind unterschiedlich. Jeder Mensch kann Wissender und Sehender bleiben, nicht wahr!

Fragender: Dieser andere [Zustand] ist also viel höher.

Dadashri: Niemand hat so einen Zustand [gesehen].

Fragender: Was meinst du damit? Keiner unserer Mahatmas hat ihn [gesehen]?

Dadashri: Sie können ihn nicht [gesehen] haben. Und das ist auch nicht notwendig. Warum unnötig fragen! Das sind alles von Umständen bedingte Dinge, die

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zusammenkommen. Wenn das Leben frei von Spannung ist, taucht das befreite Lachen (Hasya) auf, dann kommt das alles zusammen. Erst danach kann die wahre Form des Selbst (Swaroop) gesehen werden. Das ist nichts, was leicht zu erreichen wäre! Als erstes musst Du in den Agnas (fünf Anweisungen, die bei Akram Vignan das Gewahrsein als das Selbst erhalten) bleiben. Verstehen ist eine Sache, und in dem Agnas zu bleiben ist eine andere Sache. Das ist alles, mehr ist da nicht.

Bleibe fürs Erste einfach in den Agnas. Und das Ergebnis davon wird dann kommen, wenn es kommt! Wenn du jetzt in der ersten Klasse lernst, würdest du dann unnötigerweise in die zweite Klasse springen oder in die vierte Klasse oder in die fünfte Klasse oder ganz bis zur Abschlussklasse (zehnte Klasse)! Bisher ist das befreite Lachen nicht aufgetaucht, die Anspannung ist noch nicht weg. Das zu verstehen ist das Eine, aber indem man unnötig herumläuft und umherspringt, entwickelt man sich zurück und verläuft sich. Warum machst Du also nicht lieber langsam Fortschritte, indem Du in den Agnas bleibst! Bleib also in den Agnas und nähre die Absicht für die Erlösung der Welt. Man kann nie sagen, ob es in diesem Leben erreicht wird oder wie viele Leben es noch dauern wird, bis man es erreicht! Warum also unnötig herumspringen!

The Real Form of Hoonf! (p 251)

Die wahre Form der Sicherheit (Hoonf)

Verstehst du das, was über Abhängigkeit (Avalamban) gesagt wurde? Jedes Lebewesen sucht nach einer Abhängigkeit (Avalamban), sucht nach Sicherheit (Hoonf). Die Leute nennen es Sicherheit (Hoonf). Wenn du alleine in einem großen Haus schlafen müsstest, würdest du sagen: "Bitte ruf jemanden, der [bei mir] bleibt!" Nun, wird der andere dich retten, wenn fünf Eindringlinge dich angreifen? Im Gegenteil, wenn er ein Angsthase ist, wird er dafür sorgen, dass sie dich verprügeln.

Fragender: Man ist nicht in der Lage, ohne Sicherheit (Hoonf) zu leben, man bekommt Angst.

Dadashri: Ja, genau das sage ich ja! Deswegen sagt Dir dieses [Gnan]: "Werde Vitaraag (absolut frei von Anhaftung und Abscheu)! Was nützt es, sich in Dinge hineinzusteigern?" Genau deswegen sagen 'wir' Dir: "Werde furchtlos (Nirbhay). 'Du' brauchst niemanden." Wenn 'wir' das Gnan geben, sagen wir der Person gleichzeitig "'Du' bist die Reine Seele. Warum siehst Du nicht in den Spiegel und klopfst Chandubhai auf die Schulter! Dann wird Chandubhai niemanden sonst brauchen." Würde er danach wohl jemanden brauchen? Wenn Du zu Chandubhai sagst: "Ich bin bei dir, Chandubhai", würde er sich dann beschweren?

Fragender: Nein, das würde er nicht.

Dadashri: Man kommt jedoch nicht ohne einen anderen aus, nicht mal ansatzweise. Wenn du jetzt jemand anderen mitnimmst [damit er bei dir bleibt, aus Sicherheitsgründen], und er dann im Gegenteil Angst bekäme, dann würde er dich in Schwierigkeiten bringen.

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Eine Ehefrau hätte keine Sicherheit (Hoonf), wenn ihr Mann nicht bei ihr wäre. Er wird nur für die Sicherheit (Hoonf) gebraucht. Ein Kind hat die Sicherheit (Hoonf) seiner Mutter, und es ist nicht alleine. Andere haben vielleicht die Sicherheit (Hoonf) ihres Geschäftsinhabers. Das ist also Sicherheit (Hoonf). Nun, Sicherheit (Hoonf) ist eine Sache, und Unterstützung (Aaadhaar) ist eine andere. Unterstützung (Aadhaar) trägt eine 'Last', und bei der Sicherheit (Hoonf) fühlt sie [die Frau] sich im Geiste sicher. "Immerhin ist er da", es macht nicht einmal etwas, wenn er eingeschlafen ist. Und sie wird solange nicht schlafen können, bis er nach Hause kommt. Sobald er nach Hause gekommen ist, kann sie einschlafen.

Nichts als Sicherheit (Hoonf), Sicherheit, Sicherheit. Sie mag die Sicherheit, das ist genau das, was ihr gefällt. Es lohnt sich, das Wort Sicherheit (Hoonf) zu verstehen. Selbst im Geschäftsleben braucht man Sicherheit (Hoonf). Sicherheit (Hoonf) bedeutet: Wenn sie weint, gefällt es ihr, wenn jemand mit ihr mitweint. Sie weint nicht gerne alleine.

Fragender: Ich habe in meinem Unternehmen viel Prügel einstecken müssen, weil ich nach Sicherheit (Hoonf) gesucht habe.

Dadashri: Ja, und es ist ja nicht so, dass diese Sicherheit (Hoonf) dir treu bleiben würde, dass sie dein ganzes Leben lang gleichbliebe, oder? Sie wäre nicht immer treu für dich da, oder?

Der Grund dafür, dass man heiratet, ist, dass man (er oder sie) wirklich lebenslang Sicherheit (Hoonf) bekommt. Wenn man heiratet, fühlt man Sicherheit (Hoonf). Wenn keine Sicherheit (Hoonf) da ist, dann ist die Person nervös. Deswegen sucht man außerhalb von zu Hause nach Sicherheit (Hoonf), wenn man sie zu Hause nicht bekommt. Allein der Gnani Purush braucht keine Sicherheit (Hoonf). Der Gnani ist vollkommen unabhängig (Niralamb). Um zur Befreiung (nach Moksha) zu gehen, wirst 'Du' sehr stark werden müssen. Also macht die Natur Dich stark.

Fragender: Obwohl keine Sorgen um den Mann und die Kinder da sind, bleibt trotzdem Besorgnis da, woran liegt das?

Dadashri: Das wird so bleiben, nicht wahr! Versuche einen Monat lang alleine in diesem Raum zu schlafen. Würdest du alleine schlafen? Einen Monat lang? Würdest du?

Fragender: Nein.

Dadashri: Genau! Innerlich will man Sicherheit (Hoonf). Die Hauptkomplikation ist wahrlich die Sicherheit (Hoonf). Fragender: Das sind dann doch alles Schleier, die die Befreiung (Moksha) verhindern, oder?

Dadashri: Deswegen bezeichnet man ein Leben ohne Sicherheit (Hoonf) als Befreiung. Sicherheit (Hoonf) ist eine Abhängigkeit (Parvashta). Wenn du allein [zu Hause] bist, dann sagst du der Haushaltshilfe: "He, schlaf doch hier bei uns im Haus!" Wenn die Haushaltshilfe an einem Tag mal nicht kommt, dann fühlst du: "Oh je, es wäre doch schön, wenn sie käme. Was mache ich nur die ganze Nacht lang [ganz alleine]?" Das ist

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Sicherheit (Hoonf). Die Haushaltshilfe würde dort schlafen, also was würde sie dir in dem Fall geben? Sicherheit (Hoonf), nicht wahr?

Fragender: Diese Sicherheit (Hoonf), wirkt die genauso berauschend wie Schlaf und Essen?

Dadashri: Nein, so ist sie nicht. Es ist die Angst: "Was ist, wenn jemand kommt? Was ist, wenn etwas passiert? Was soll [aus mir] werden?"

Fragender: Nein, Dada, es ist ja nicht so, dass wir alles, was wir für den Mann und die Kinder tun, aus solcher Angst heraus tun, oder? Geschieht das nicht aus illusionärer Anhaftung (Moha) an sie heraus?

Dadashri: Ja, illusionäre Anhaftung (Moha) ist auf jeden Fall da. Aus Angst hat man illusionäre Anhaftung (Moha). Wenn keine Angst da wäre, hätte man niemals illusionäre Anhaftung (Moha) erzeugt. Man sucht Sicherheit (Hoonf) bei ihnen.

Fragender: Ist denn keine reine Liebe (Prem) darin?

Dadashri: Die kann es gar nicht geben. Gibt es wirklich irgendwo reine Liebe?

Fragender: Ist das alles Liebe mit Hintergedanken (Aasakti, Vernarrtheit)?

Dadashri: Was denn sonst? Nur weil diese 'Tassen' beieinander bleiben, heißt das, dass sie Liebe füreinander empfinden? Die 'Untertassen' schlafen zusammen, heißt das, dass sie einander lieben?

Fragender: Dada, Deine unvergleichlich befreiende Sprache (Saraswati) ist etwas [ganz] Besonderes! Wir haben sowas noch nie irgendwo gehört! Dadashri: Es kann keine [reine Liebe] geben. Genau genommen bleiben die 'Untertassen' bei den 'Untertassen', und die anderen [die Tassen] bleiben bei den anderen [Tassen]. Also, gibt es wirklich Liebe zwischen den 'Tassen' und den 'Untertassen'? Reine Liebe ist die von Dada, sie wird nicht mehr oder weniger. Sie wird nicht einmal dann mehr, wenn du ihm Blumenketten umhängst, und sie auch dann nicht weniger, wenn du ihm irgendetwas Falsches antust – das nennt man reine Liebe (Prem). Deswegen betrachtet man 'uns' als absolut unabhängig (Niralamb). Es gibt keinerlei Abhängigkeit (Avalamban). Fragender: Dada, sogar die Natur hilft demjenigen, der vollkommen unabhängig (Niralamb) bleibt, oder?

Dadashri: Niemand hilft irgendwo irgendjemandem. Wenn jemand einem anderen helfen würde, dann stünde man für immer in seiner Schuld. Man müsste ihn für einen Wohltäter halten. Das kann man nicht als das Vorherrschen des absolut unabhängigen Zustands (Niralambpanu) bezeichnen.

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If You Have to Take Hoonf, Then Take Hoonf Only of the Gnani! (p 252)

Wenn du Sicherheit (Hoonf) in Anspruch nehmen musst, dann nimm nur die Sicherheit (Hoonf) des Gnani in Anspruch

Fragender: Also, für denjenigen, der die Sicherheit (Hoonf) des Gnani bekommen hat, der kann dann durch diese Sicherheit (Hoonf) des Gnani absolut unabhängig (Niralamb) werden, richtig?

Dadashri: Natürlich kann er das! Genau so wird man vollkommen unabhängig (Niralamb)! Fragender: Was ist, wenn man die Sicherheit (Hoonf) des Gnani nicht bekommt? Würde man dann nicht unabhängig (Niralamb) werden?

Dadashri: Dann würde der arme Mann bei seiner Frau Sicherheit (Hoonf) suchen. Wenn er von seiner Frau keine Sicherheit (Hoonf) bekommt, dann sucht er sie bei einem Freund, aber er wird definitiv bei irgendjemandem Sicherheit (Hoonf) suchen, nicht wahr?

Fragender: Käme er dann nicht vom Weg ab? Wenn er die Sicherheit (Hoonf) des Gnani nicht bekommen würde...

Dadashri: Sieh nur, in welchem Ausmaß die Menschen vom Weg abgekommen sind!

Fragender: Die Sicherheit (Hoonf) sollte also einzig die des Gnani sein, richtig?

Dadashri: Ja, aber es ist nicht immer ein Gnani da, oder? Er ist nur in einem sehr seltenen Zeitraum anwesend.

Fragender: Selbst wenn er da ist, muss man die Umstände haben, ihn zu treffen, nicht wahr? Und selbst wenn man dem Gnani begegnen würde, müsste man trotzdem die Umstände haben, seine Sicherheit (Hoonf) zu bekommen, oder?

Dadashri: Einen Gnani zu treffen, ist etwas sehr Seltenes. Die ganze Welt sucht nach Sicherheit (Hoonf)! Hoonf ist unser Gujarati-Wort. Die Menschen leben eigentlich von Sicherheit (Hoonf). Man wird sagen: "Für mich läuft alles super, weil ich die Sicherheit (Hoonf) dieser Person habe." In diesem Fall lebt vielleicht die Frau von der Sicherheit (Hoonf) ihres Ehemannes, die Tochter lebt vielleicht von der Sicherheit (Hoonf) ihres Vaters, aber es ist definitiv Sicherheit (Hoonf) von irgendjemandem da. Mit Unterstützung der Sicherheit (Hoonf) können die Menschen leben. Nur der Gnani braucht keine Sicherheit (Hoonf). Wenn Sicherheit (Hoonf) da ist, ist das eigentlich eine Abhängigkeit, die wiederum von jemand anderem abhängig ist (Partantrata). Man sollte keinerlei Sicherheit (Hoonf) haben, nicht einmal die Sicherheit (Hoonf) von Gott. Selbst [Abhängigkeit von] Gott ist eine Abhängigkeit, die an sich wieder von jemandem abhängig ist, und so ist das wieder ein von außen verursachtes Problem und das daraus resultierende Leiden (Upaadhi). [Ein] Gott kann zu seiner Königin gehen und zu allen, die sonst noch zu ihm gehören, aber was haben wir damit zu tun? 'Wir' (das Selbst) brauchen keine Sicherheit (Hoonf). 'Wir' erzählen dir etwas über das Ziel. 'Du' hast noch viel Arbeit, die getan werden muss. Das ist tatsächlich das Ziel, an dem Du festhalten sollest.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Früher oder später wirst Du letztlich unabhängig (Niralamb) werden müssen, oder? Bis dahin musst Du auf eine Abhängigkeit (Avalamban) zurückgreifen! 'Du' wirst auf die Abhängigkeit (Avalamban) dessen zurückgreifen müssen, was einen zum Wahren bringt (Sat, des Ewigen).

Nachdem man das Gnan vom Gnani Purush erhalten hat, von dem Moment an beginnt man, unabhängig (Niralamb) zu werden. Man ist noch nicht vollständig unabhängig (Niralamb) geworden. Man hat angefangen, unabhängig (Niralamb) zu werden, aber bis es soweit ist, wird man weiter nach Sicherheit (Hoonf) suchen. Wird dich über Nacht jemand auffressen? Er wird einschlafen und sie wird auch einschlafen. Warum suchst du dann nach Sicherheit (Hoonf)? Aber solange, wie weltliches Gewahrsein da ist, wird Sicherheit (Hoonf) bestehen bleiben. Nachdem man das Selbst realisiert hat, bleibt die Sicherheit (Hoonf) jedoch nicht bestehen. Die Angst fängt an, nach und nach zurückzugehen. Jetzt, wo Du das Selbst geworden bist, erlebst Du weniger Angst, oder?

Fragender: 'Ich' habe vor niemandem Angst. 'Ich' bin furchtlos (Nirbhay). Dadashri: Die weltlichen Menschen dagegen werden auch dann nach Sicherheit (Hoonf) suchen, wenn sie nachts alleine zu Hause sein müssen. Wenn man alleine ist, wird man noch nicht einmal nachts schlafen können. Weltliche Menschen suchen Sicherheit (Hoonf). Also, 'wir' haben Dich vollkommen unabhängig (Niralamb) gemacht. Die Sicherheit (Hoonf), nach der du jetzt suchst, ist eigentlich alles Entladung. Obwohl Du jetzt vollkommen unabhängig (Niralamb) bist, kann Dein Niralamb-Zustand dennoch nicht als exakte Unabhängigkeit (Niralamb) betrachtet werden. 'Du' bist in den Zustand gekommen, der von Worten abhängig ist (Shabdavalamban Sthiti). Das ist ein sehr hoher Zustand. Nicht einmal die himmlischen Wesen haben diesen Zustand. Es ist ein Zustand, den noch nicht einmal große Heilige und Asketen bisher gesehen haben. Deswegen solltest Du deine Arbeit vollenden.

So viel sicheres Terrain und so viel Glückseligkeit im Innern! Man braucht überhaupt niemand anderen, was innere Glückseligkeit angeht. Man [das Selbst] selber ist durch die einem innewohnende Natur voller Glückseligkeit, und deswegen ist man Niralamb, absolut unabhängig. 'Wir' haben Dir so eine Seele (Atma) gegeben, eine, die keine Abhängigkeit braucht (Odambo). Sieh dir nur an, wie Dada im Alter von achtundsiebzig Jahren [unabhängig] lebt, oder? Es liegt wirklich an der Abhängigkeit (Avalamban), dass man unter die Kontrolle anderer Kräfte (Parvashta) geraten ist. Die Abhängigkeit selber ist eine Abhängigkeit [die unter der Kontrolle anderer Kräfte steht]!

The Last to Leave is the Avalamban of the Gnani! (p 254)

Das Letzte, was man loslässt, ist die Abhängigkeit (Avalamban) vom Gnani

Fragender: Muss man die Unterstützung des Gnani Purush beanspruchen, bis man den absoluten Zustand erlangt hat?

Dadashri: Ja. Die Unterstützung der Reinen Seele, die Unterstützung von Dada. Selbst wenn du ein Kind so in deinen Armen trägst, während du im Meer stehst, dann wird das Kind dennoch seine Füße bewegen um festzustellen, ob seine Füße bis zum Boden reichen oder nicht. Sobald es das überprüft hat, und sie berühren den Boden nicht, dann

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wird es sich an dir festhalten. Aber im dem Moment, wo seine Füße den Boden berühren, wird es dich wegschubsen und dich loslassen. Während es dich allmählich loslässt, würdest du da nicht erkennen, dass seine Füße den Boden berührt haben? Wird es dich nicht loslassen, wenn seine Füße den Boden berühren? Es wird loslassen! Seine Füße müssen nur den Boden berühren.

Gleichermaßen hältst Du an ‘uns’ fest, aber Du must ‘uns’ in dem Moment loslassen, wo Deine ‘Füße’ den ‘Boden’ erreichen. ‘Du’ musst auch diese Abhängigkeit (Avalamban) loslassen. Wie lange sollte man an der Abhängigkeit von den Worten festhalten? Bis Deine ‘Füße’ den Boden berühren. In dem Moment, wo Du selber absolut unabhängig (Niralamb) wirst, wird sie weggehen. Sie wird von sich aus weggehen. Bis dahin ist die Abhängigkeit (Avalamban) von Dada notwendig, die Abhängigkeit (Avalamban) von [den Worten] ‘Reine Seele’ ist notwendig. Wenn Du die Gelegenheit bekommst, dann solltest Du sicherstellen, dass Du Dada folgst, wohin er auch geht. Wer würde Dir diese Gelegenheit geben? Wenn Dein sich entfaltendes Karma (Udaykarma) Dir die Gelegenheit gibt, dann folge Dada, wohin er auch geht. Und wenn es Dir so eine Gelegenheit nicht bietet, dann entscheide zumindest: “Wann werde ich so eine Gelegenheit erhalten?”

The Avalambans of the Relative and the Real! (p 254)

Die Abhängigkeiten vom Relativen und vom Realen

Fragender: Ein bisschen Nicht-Gewahrsein, das aus illusionärer Anhaftung entsteht (Moorcha; Berauschung), bleibt bei uns tendenziell bei allem bestehen. All die Abhängigkeiten (Avalamban) bleiben noch bestehen, nicht wahr?

Dadashri: Sie werden sich auf diese Weise allmählich verringern. Die Abhängigkeiten (Avalamban), die du früher hattest: Wenn zum Beispiel Sorgen auftauchten, dann bist du losgegangen und hast dir einen Film angesehen. Das heißt, du hast dich an einer anderen Abhängigkeit (Avalamban) festgehalten. Doch dann haben solche Abhängigkeiten (Avalamban) noch zugenommen. Jetzt werden sich die Abhängigkeiten (Avalamban) immer weiter verringern.

Fragender: Es gibt Abhängigkeiten (Avalambans) von anderen Menschen, nicht wahr? Abhängigkeiten (Avalambans) wie die von Filmen kann man leicht hinwerfen, die von einzelnen Personen jedoch …

Dadashri: Nein, Du kannst nicht frei von ihnen werden, indem du sie hinwirfst. Sie werden sich tatsächlich von allein verringern, sie werden gehen, sie werden weit weggehen!

Fragender: Aber die Abhängigkeiten (Avalamban) von einzelnen Personen bleiben weiterhin bestehen.

Dadashri: Sie werden wahrlich allmählich weggehen. Diese Abhängigkeiten (Avalambans) von Menschen sind tatsächlich ein karmisches Konto (Hisaab). Abhängigkeit (Avalamban) bedeutet, dass du nicht ohne diese Person auskommen kannst. Sie sind das nicht, aber sie sind einfach alle ein karmisches Konto. Sie sind alle

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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voneinander abhängige karmische Konten. Sie sind alle komplex. Sie werden dennoch kein Problem sein.

Fragender: Aber wie können wir von so komplexen karmischen Konten frei werden? Werden sie automatisch weggehen?

Dadashri: Nein, nein. [Auch] ‘Wir’ haben die relative Abhängigkeit (Vyavahaar Avalamban) von Niruben. ‘Wir’ haben tatsächlich die Abhängigkeiten (Avalamban) von all diesen Menschen, nicht wahr? Was Nishchay Avalamban wahrlich bedeutet, ist: Wenn durch irgendetwas eine Schwierigkeit entsteht, dann gehst Du in diese Abhängigkeit [in Richtung des Wahren], Du benutzt das als Ersatz.

Fragender: Wie?

Dadashri: Man würde [normalerweise] wieder im Relativen (Para; dem Nicht-Selbst) stecken bleiben. Man ist [jetzt] bereit, vom Relativen zum Wahren (Swa; dem Selbst) zu gehen. Die Abhängigkeit (Avalamban) ist jedoch noch das, was äußerlich ist, deswegen bleibt man noch einmal im Relativen stecken. Man bleibt statt an dem hier [‘Ich bin Reine Seele’] an etwas anderem hängen, und man lässt das hier los. Denken die Menschen nicht so? Wenn sie Sorgen haben, dann wenden sie sich anderen Gedanken zu, sie gehen sich einen Film ansehen.

Fragender: Aber was sollte man da machen? Was ist die Lösung dafür?

Dadashri: Nein, so nicht. Derzeit musst Du die Abhängigkeit (Avalamban) von etwas anderem eingehen. Wenn Du ins Meer gehst, und wenn da so viel Wasser ist, dann musst du dich so lange an etwas festhalten, wie deine Füße den Boden nicht berühren, nicht wahr? Und all das passiert wahrlich [von allein], Du musst diesbezüglich nicht noch irgendetwas machen. ‘Du' musst einfach nur die Fakten ‘wissen’. Sobald Du das weißt, wird es sich von alleine weiter ‘einpassen’ [sich in das Verstehen einzupassen]. ‘Du’ must es wissen und verstehen. In Wirklichkeit bedeutet Gnan, zu wissen und zu verstehen. Das passiert fortwährend von alleine im Innern.

Fragender: Obwohl ‘wir’ es wissen – wenn aber aufgrund von illusionärer Anhaftung (Moorchha) eine riesige Welle von Nicht-Gewahrsein entsteht, dann übernimmt dieses [Nicht-Gewahrsein] erneut. Das passiert, obwohl ‘wir’ es wissen.

Dadashri: Es ist so: Für ‘uns’ ist dieses Fundament [Selbst-Realisation] über so viele vergangene Lebenszeiten gebaut worden. Und über wie viele Lebenszeiten ist dieses Fundament für Dich gelegt worden? Die Antwort ist: nur in diesem Leben, erst vor ein paar Jahren. Wenn Du auf dem Fundament von nur einigen Jahren so weit vorangekommen bist, dann werden sich diese [relativen Abhängigkeiten] sehr schnell auflösen, so viel ist sicher, nicht wahr? Sobald Du Dich an Dada erinnerst, wirst Du Dich innerlich sehr schnell friedlich fühlen, nicht wahr?

Fragender: Sofort.

Dadashri: Na also. Das ist die beste Lösung. Wenn ansonsten die Angst erst einmal einsetzt, wird sie dich die ganze Nacht lang wieder loslassen? Aber was ist, wenn Du die Abhängigkeit (Avalamban) von Dada eingehst? Der ganze Kummer ist vorbei!

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Fragender: Du hast diesbezüglich einmal einen sehr passenden Satz gesagt: “Die Abhängigkeit (Avalamban) von demjenigen, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraag), ist keine Abhängigkeit.”

Dadashri: Ja, das ist richtig. Diese Abhängigkeit (Avalamban) ist sicherlich keine Abhängigkeit. Darüber hinaus macht er Dich auch absolut unabhängig (Niralamb). Fragender: Die Abhängigkeit (Avalamban) von demjenigen, der frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraag), ist keine Abhängigkeit (Avalamban). Alle Eigenschaften (Gunas) des Selbst sind in ihm vereint.

Dadashri: Das ist korrekt.

Going From AgnaCharitra to the Exact Conduct as the Self! (p 256)

Man geht vom Befolgen der Agnas (Agna Charitra) zum exakten Verhalten als das Selbst (Darasal Charitra)

Wenn man den Fünf Agnas folgt, dann entsteht das Verhalten als das Selbst, der Zustand des Wissenden-Sehenden (Charitra). Den Fünf Agnas zu folgen ist das erste [Level von] Verhalten als das Selbst, es ist Agna Charitra, und darauf wird das exakte Verhalten als das Selbst (Darasal Charitra) folgen.

Fragender: Das, was sich aus dem Befolgen der Agnas (Agna Charitra) ergibt, ist das wahre Verhalten als das Selbst (Asal Charitra). Das Verhalten (Vartan), das sich [als Ergebnis davon, den Agnas zu folgen] auswirkt, ist wahres Verhalten als das Selbst.

Dadashri: Wenn das Verhalten frei von jeder Unterstützung (Niraadhaar) wird, dann ist es exaktes Verhalten als das Selbst. Das Verhalten, das erfordert, dass man den Agnas folgt ist unterstütztes (Aadhaari) Verhalten. Dort hat man die Unterstützung der Agnas, nicht wahr? Danach wird das Verhalten frei von Unterstützung. Niralamb – keine Anhängigkeit von irgendetwas. Lediglich durch Unterstützung existiert diese Welt weiter.

Fragender: Bleiben dann die Agnas gar nicht erhalten? Was wird danach aus den Agnas?

Dadashri: Sie lösen sich auf. Sie werden dort nicht länger benötigt. Wenn du erst einmal das Ufer erreichst, musst du dich da um das Boot sorgen?

Fragender: Überhaupt nicht.

Dadashri: Du musst aussteigen und gehst weg. Das Boot wird von allein zurückkehren. Gleichermaßen kehren die Agnas in ihr Zuhause zurück. ‘Du’ musst zu Dir nach Hause gehen. ‘Du’ bist auf dem Deck abgesetzt worden. ‘Du’ gehst von Bord, sobald du das Ufer erreichst, nicht wahr?

Fragender: Ja. Es hat uns geholfen, das Ufer zu erreichen.

Dadashri: Das Boot hat euch geholfen, dorthin zu gelangen. Die Agnas werden Dir helfen, das ‘Ufer’ zu erreichen. Andernfalls würdest Du hin- und hertreiben.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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From the Relative Towards the Absolute! (p 256)

Vom Relativen zum Absoluten

‘Wir’ sind so unabhängig (Niralamb) geworden, dass für ‘uns’ keine Abhängigkeit bestehen bleibt. Ganz gleich also, was für Experimente auch mit ‘uns’ durchgeführt werden, auch dann werden ‘wir’ nicht beeinträchtigt werden. Das ist so, weil ‘unsere’ [Form] die wahre Form als das absolut unabhängige Selbst (Niralamb Swaroop) ist. Derjeinge, der eine Abhängigkeit (Avalamban) hat, wird sich in Dingen wie : “Ich bin Chandubhai”, “Ich bin diese Person”, “Ich bin Reine Seele”, “Ich bin ein Gnani” 'verfangen’ [davon beeinflusst sein]. All das betrachtet man auch als Abhängigkeiten (Avalamban). Fragender: ‘Du’ hast gesagt: “Das, was relativ ist, besteht in [Form von Abhängigkeit von] Worten, und das Absolute ist unabhängig (Niralamb).” Was ist dann also der Unterschied zwischen dem Relativen und dem Absoluten?

Dadashri: Das Absolute ist viel höher. In den Zustand der Reinen Seele zu kommen bedeutet, dass Du das Tor der Befreiung (Moksha) durchschritten hast. Dieses Tor, durch das Du eingetreten bist, ist so, dass niemand Dich hinauswerfen kann. Aber das ist relativ (Sapeksha; von etwas anderem abhängig). Warum relativ (Sapeksha)? Die Antwort ist: vorausgesetzt, Du folgst den Agnas. Andernfalls, wenn Du den Agnas nicht folgst, dann wirst Du aus dem Tor geworfen. Was Du also bei Dir hast, ist relativ (Sapeksha). Du hast jetzt also das Tor durchschritten und Du folgst den Agnas zu fünfzig bis sechzig Prozent, nicht mehr. ‘Wir’ wissen, dass Du nicht in der Lage sein wirst, ihnen zu einhundert Prozent zu folgen, da der gegenwärtige Abschnitt des Zeitzyklus absonderlich ist. Wenn Du jedoch den Agnas zu fünfzig bis sechzig Prozent folgst, dann kann Dich niemand [aus dem Tor der Befreiung (Moksha)] hinauswerfen.

Fragender: Es bleibt also immer noch ein weiterer Schritt, der erreicht werden muss, der der Unabhängigkeit, nicht wahr? Der Schritt des Absoluten bleibt noch, oder?

Dadashri: Wo Du doch jetzt das Tor der Befreiung (Moksha) durchschritten hast, warum wirst du da so verwirrt? Wer würde Dich durch das Tor hindurchlassen? Niemand würde Dir erlauben, hindurchzugehen, nicht einmal in hunderttausend Jahren. Warum genießt Du stattdessen nicht die Glückseligkeit, dass Du das Tor durchschritten hast? Willst Du Dich wirklich um den letzten Schritt, der noch [zu erlangen] bleibt, sorgen? Was denkst du?

Fragender: Ich habe nur gefragt, um es zu verstehen.

Dadashri: Ja, Du solltest Dich glücklich schätzen, okay? “Ich habe Glück, dass ich das Tor der Befreiung (Moksha) durchschritten habe”, so glücklich solltest Du Dich schätzen. Und zweitens, wenn die Bürde, die nächste Ebene erreichen zu müssen, den Verstand eingenommen hat, dann wirst Du ständig das Gefühl haben: “’Wir’ haben diesen anderen Zustand noch nicht erreicht, ‘wir’ haben den anderen Zustand noch nicht erreicht.”

Fragender: Wir bitten dich, diese Bürde zu verringern, Dada.

Dadashri: Das ist in Ordnung. ‘Du’ solltest diese Bürde nicht auf dich nehmen, dieser [unabhängige (Niralamb-) Zustand] wird automatisch zu dir kommen. Wenn Du diesen

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Agnas folgst, dann wird sich dieser Zustand selbst vor Dir zeigen. ‘Wir’ sollten Dir klar sagen: “Das ist es, was es ist”, nicht wahr? Genauigkeit sollte kommen, oder? Absolutes Wissen! Absolut! Die Ausländer [diejenigen nicht-indischer Herkunft] verstehen den Begriff “absolut”. Deswegen haben ‘wir’ für die Ausländer geschrieben: “’Wir’ befinden uns nicht in der Theorie des Absoluten, ‘wir’ befinden uns im Theorem56 des Absoluten!” Theorem bedeutet, dass ‘wir’ es tatsächlich erfahren.

Fragender: Wird vollständig (Sampurna) erwachtes Gewahrsein als Absolutes Wissen (Keval Gnan) bezeichnet?

Dadashri: Vollständig. Gegenwärtig macht sich Dein erwachtes Gewahrsein, das zugenommen hat, bereit, vollständig zu werden. Vollständig erwachtes Gewahrsein an sich gilt als unabhängig (Niralamb). Derzeit befindest Du Dich in einer Abhängigkeit (Avalamban). Du musst noch zu ‘uns’ kommen, nicht wahr? Musst Du die Abhängigkeit (Avalamban) von uns beanspruchen oder musst Du es nicht? Das gilt als Abhängigkeit (Avalamban). “Ich bin Reine Seele” ist eine Abhängigkeit (Avalamban). ‘Du’ erhältst jetzt gerade den Nutzen des Gnan, oder nicht? Es ist derart, dass es Dir in jeder Situation eine Lösung bringt, nicht wahr?

Fragender: Aber Dada, der vollständige Gedanke, der daraus entstehen sollte – was für ein Bild sollte [im Verstand] entstehen, wenn man das Wort ‘absolut’ hört, das du erwähnt hast?

Dadashri: Das ursprüngliche Selbst (Muda Atma) ist absolut. Man braucht nichts anderes. Was bedeutet absolut? Unabhängig (Niralamb). Man braucht niemandes Abhängigkeit (Avalamban). Man lebt von seiner eigenen Lebenskraft (Praan; Seele) an sich, damit ist nicht diese Atemluft (Praan) gemeint. Man lebt einzig durch sein eigenes Selbst. Ständiges Glück, ständige Glückseligkeit, das ist wahrlich das [ursprüngliche, absolute] Selbst.

‘Du’ bist jetzt in die Gradzahlen des Zustands der Reinen Seele eingetreten, die Reise hat begonnen, und obwohl das ursprüngliche Selbst noch viele Kilometer entfernt ist, hast Du dennoch das Tor der Befreiung (Moksha) durchschritten. Die Befreiung ist Dir ganz sicher, aber Du solltest nicht hier [auf dieser Ebene] stehen bleiben.

Hast Du verstanden, dass die Reine Seele zu erlangen nicht der höchste Zustand ist? Es ist einfach eine Bestätigung, dass Du das Tor der Befreiung (Moksha) durchschritten hast. Das gilt als Eintritt in die Befreiung (Moksha. Du hast gerade [eine minimale] Erfahrung der Reinen Seele erlangt; aufmerksames Gewahrsein (Laksha), Überzeugung (Pratiti), Erfahrung (Anubhav). Sonst würde man anfangen zu glauben: “Diese Erfahrung [der Reinen Seele] ist jetzt vollständig.” He, die Arbeit ist noch nicht getan! Es ist eine Tatsache, dass [die richtige Überzeugung] “Ich bin Reine Seele” die Erfahrung des Selbst ist, daran besteht kein Zweifel! Weil dieser Aspekt für alle drei Zeitspannen gleichermaßen gilt: für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft [Trikaadi]. Es ist nichts, was nur für eine bestimmte Zeitspanne gilt. Alles in Bezug auf das Selbst gilt für alle drei Zeitspannen, es gilt nicht nur für eine bestimmte Zeitspanne. Diese Erfahrung besteht

56 hier: ein aus Erfahrung gewonnener Lehrsatz

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für ‘uns’ in allen drei Zeitspannen. Sie besteht auch für Dich, aber Du hast all diese Hindernisse im Innern, all diese Hindernisse des weltlichen Lebens.

“Ich bin Reine Seele” ist auch eine Abhängigkeit (Avalamban), eine Abhängigkeit von Worten. Aber es ist eine Abhängigkeit (Avalamban) der höheren Art, es ist eine Abhängigkeit (Avalamban) für den Weg der Befreiung. Sie hätte einen ganz anderen Duft, nicht wahr? Du musst jedoch darüber hinaus gehen, Du musst unabhängig (Niralamb) werden. Stell Dir vor, welch enorm positives Karma Du hast! Man würde solche Gespräche nie zu hören bekommen. Diese Gespräche sind in den Schriften nicht zu finden!

Fragender: Also wird man in ein oder zwei Lebenszeiten unabhängig (Niralamb) werden, nicht wahr?

Dadashri: Das wird ganz sicher passieren! Alles ist von alleine leichter geworden, oder nicht? Widrige innere Seins-Zustände, die das selbst und andere verletzen (Aartadhyan-Raudradhyan) haben aufgehört. Deswegen wird man zu jemandem, der nach nur einem weiteren Leben endgültige Befreiung erlangt (Ekavtari). Das ist wahrhaftig die Regel. Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass es zwei Lebenszeiten dauert – was hast Du zu verlieren? Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind so viele Lebenszeiten verschwendet worden. Du wirst selber fühlen, dass Du leicht wie eine Blume geworden bist.

In Mahavideh Kshetra sind immer Tirthankaras anwesend. Jetzt stell Dir nur vor: Das Universum ist wahrhaftig tatsächlich rein, ganz gleich, wann Du es siehst, nicht wahr?

Fragender: Wir werden einfach Dadas Visum zeigen.

Dadashri: ‘Du’ wirst das Visum zeigen müssen, nur dann wird die Arbeit automatisch passieren. Deswegen wird die Glückseligkeit, die Du fühlen wirst, kein Ende nehmen, in dem Moment, wo Du Deine Augen auf den Tirthankara richtest. Alles, die Welt wird vergessen sein. Du wirst nichts essen oder trinken wollen, das weltlich ist. Dann wird es vollendet. Das unabhängige (Niralamb) Selbst wird erlangt. Unabhängig (Niralamb) bedeutet, überhaupt keine Abhängigkeit bleibt danach übrig.

Fragender: “Du hast unsere Abhängigkeit (Avalamban) und da ‘wir’ unabhängig (Niralamb) sind, gibt es kein Problem.” Ist es das, was du sagst, Dada?

Dadashri: Das ist richtig, nicht wahr? Du hast jedoch keine andere Wahl, als die Abhängigkeit (Avalamban) von ‘uns’ einzugehen. Und ‘wir’ sind derjenige, der absolut unabhängig ist (Niralambi). Deswegen sind ‘wir’ der einzige, der über Dir steht, ‘wir’ haben niemanden, der über ‘uns’ steht.

Fragender: Aber Dada, als du uns die Kennzeichen in Bezug auf einen Gnani gezeigt hast, da war eines der Kennzeichen: “Anstatt dir auf all deine Fragen Antworten zu geben, wird dir der Gnani etwas derartiges zeigen, das dich in die Lage versetzt, deine eigenen Fragen selbst zu klären.”

Dadashri: Du klärst deine eigenen Fragen. Warum sollten wir ‘uns’ unnötig darum kümmern? Außerdem werden noch fünfzigtausend Menschen kommen, vielleicht kommen hunderttausend, und man weiß wiederum nicht, was morgen passieren wird! Warum sollten wir in diese Komplikation geraten? ‘Unser’ Ziel ist: “Mögest du die gleiche Glückseligkeit erlangen, die ich erlangt habe.” ‘Unser’ Ziel ist ereicht worden.

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‘Wir’ sind fertig! Viele Leute haben zu uns gesagt: “Dadaji, wir können sechs Monate nicht kommen.” ‘Wir’ haben zu ihnen gesagt: “Bleibt die Glückseligkeit (Anand) für euch bestehen?” Sie haben geantwortet: “Wir haben das Gefühl, wir haben Vollständigkeit (Purnahuti) erreicht. Dada bleibt für uns präsent.” Das ist mehr als genug, dann haben ‘wir’ nicht so etwas wie: “Du solltest hierher kommen oder von hier weggehen.” Das Problem entsteht für dich, wenn derjenige, dessen Abhängigkeit (Avalamban) du eingegangen bist, etwas von dir will. Hier wollen ‘wir’ überhaupt gar nichts von irgendjemandem.

‘Wir’ haben Dir das vollständige Wissen (Gnan) gegeben. Es liegt einzig an ‘unserem’ Zustand, dass wir die führende Position aufrechthalten können. ‘Wir’ schwimmen Dir immer voraus, deswegen kannst Du davon profitieren, indem Du in ‘unserer’ Nähe bleibst. All jene hingegen, die einen Teil ihres Wissens für sich behalten – das ist sehr bedenklich. Das sollte nicht so sein. ‘Wir’ sollten alles, was ‘wir’ haben, weggeben. Dann ist es egal, ob diese Person zu ‘uns’ zurückkommt oder nicht. ‘Wir’ haben ihm das [Gnan] nicht gegeben, damit er uns zu Diensten (Seva) ist. Es wurde ihm für seine eigene Erlösung gegeben. Und ‘wir’ wollen keinerlei Dienste. ‘Wir’ haben bereits Erlösung erlangt, alles wurde erlangt, wofür bräuchten wir Dienste (Seva)? Deswegen geben ‘wir’ alles in seiner Gesamtheit an jeden, der vorbeikommt.

Fragender: Deswegen wird gesagt: “Derjenige, der nicht auch nur den kleinsten Wunsch hat.”

Dadashri: Ja, nicht den geringsten, es gibt keinerlei Wunsch irgendeiner Art. Wenn ‘wir’ uns selbst von Gott nichts gewünscht haben, warum sollten ‘wir’ dann irgendetwas von Dir erwarten? Du hast wahrlich eine Menge geschafft, etwas, das nicht einmal ein Asket erlangt hat. Hege jetzt nicht irgendwelche Unzufriedenheit diesbezüglich.

The Theorem of Absolutism! (p 259)

Das Theorem des Absoluten

Fragender: Ich möchte diesen Satz ein wenig verstehen: “’Wir’ befinden uns in der Theorie des Absoluten. Nicht nur in der Theorie, sondern ‘wir’ sind im Theorem.”

Dadashri: Ja, um des Sagens willen müssen ‘wir’ ‘Theorie’ sagen, aber eigentlich befinden ‘wir’ uns im Theorem [in der absoluten Erfahrung als das Selbst] an sich. ‘Wir’ sind tatsächlich im absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand. Einem so unabhängigen (Niralamb) Zustand, dass keinerlei Abhängigkeit bestehen bleibt.

Fragender: Beschreibe bitte den absoluten Zustand ein wenig.

Dadashri: Absoluter Zustand bedeutet, dass der kleinste unteilbare Anteil der im Relativen verbrachten Zeit (Parsamaya) aufgehört hat. Die kleinste Unterteilung der Zeit (Kaal) wird Samaya57 genannt. Die Zeiteinheit, Pada (die einer Zeit von 24 Sekunden entspricht), über die wir sprechen, ist kein Samaya. Ein sehr subtiler Teil davon wird Samaya genannt. Wenn nicht einmal die kleinstmögliche Zeiteinheit 57 Die Zeit, die ein kleinstes subatomares Teilchen (Parmanu) braucht, um seinen Platz/Raum zu verlassen und sich zu einem anderen Platz/Raum zu bewegen.

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(Samaya) im Relativen verbracht wird, wird das absolut genannt. Und nachdem man absolut geworden ist, gibt es keine Abhängigkeiten (Avalamban) mehr, es herrscht der absolut unabhängige (Niralamb) Zustand.

Fragender: Der unabhängige (Niralamb-) Zustand kann sogar erfahren werden, ohne dass man absolut wird, richtig?

Dadashri: Nein. Man wird erst unabhängig (Niralamb), nachdem man absolut geworden ist. Da beginnt also der absolute Zustand, und er setzt sich den ganzen Weg über fort, bis der vollkommene absolute Zustand erreicht ist. Das ist der Moment, wenn Absolutes Wissen (Keval Gnan) eintritt. Der absolute Zustand hat einen Anfang und auch ein Ende.

There is Fearlessness and Vitaraagata in the Niralamb State! (p 259)

Im unabhängigen (Niralamb-) Zustand gibt es Furchtlosigkeit und Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagta)

Das Selbst ist unabhängig (Niralamb), vollkommen unabhängig (Niralamb). Es ist so, dass nichts es berühren kann. Solch ein Selbst wohnt in dir und auch in ihm. Selbst wenn jemand gehängt werden würde, dann wäre es der Körper, der gehängt würde, nicht das Selbst. Jetzt sag mir, wie muss das Selbst sein? Selbst wenn der Körper durchbohrt wird, wird das Selbst nicht durchbohrt. Sag mir also, würde derjenige, der solch ein Selbst erlangt [erkannt] hat, danach noch vor irgendetwas Angst haben?

Fragender: Keineswegs. Was für eine Angst könnte es da geben?

Dadashri: Es gibt nichts auf dieser ganzen Welt, das denjenigen berühren kann, der unabhängig (Niralamb) ist. Selbst wenn überall Atombomben fallen würden und man wäre da mittendrin, dann könnten sie denjenigen, der unabhängig (Niralamb) ist, dennoch nicht berühren.

The Niralamb Self is the Self in the Real Form as Absolute Knowledge! (p 260)

Das unabhängige (Niralamb) Selbst ist das Selbst in der wahren Form als Absolutes Wissen

Gajsukumar war mit der Unterstützung des ursprünglichen Selbst in der Lage, die sengende Hitze des Gefäßes mit der brennden Kohle [das man auf seinen Kopf gestellt hatte] zu ertragen. Was wäre, wenn man so etwas durchmachen müsste? He, nicht einmal ein Gnani wäre dazu in der Lage, Gajsukumar dagegen hatte von Lord Neminath das ultimative ursprüngliche Selbst erlangt.

Fragender: Das Wissen (Gnan), das Lord Neminath Gajsukumar gegeben hatte, war das eine völlig andere Art von Wissen (Gnan)?

Dadashri: ‘Wir’ [der Gnani] haben die gleiche Art von Wissen (Gnan), aber ‘wir’ haben nicht solch eine Standhaftigkeit des Körpers. Und weil er wirklich direkt mit Lord Neminath gesprochen hatte, wurde ihm dessen Gnade direkt zuteil. Ansonsten ist es das gleiche Wissen (Gnan), das ‘wir’ haben. Das allerhöchste Wissen (Gnan).

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Fragender: Welches Wissen (Gnan) ist das also?

Dadashri: Das Wissen von der eigenen ursprünglichen wahren Form als das Selbst.

Fragender: Hatte er den unabhängigen (Niralamb) Zustand vollständig erreicht?

Dadashri: Er erlangte letztendlich tatsächlich endgültig den unabhängigen (Niralamb-) Zustand, andernfalls wäre er nicht fähig gewesen, die Hitze zu ertragen. Das Selbst wäre wahrlich woanders hingegangen. Das ultimative Selbst – das bedeutet, dass [er es sich innerlich immer wieder klargemacht hat]: “Es ist nicht dies, es ist nicht das, es ist nicht das andere, nicht dies, nicht das, nicht dies, nicht dies, nicht das, nicht das andere, nicht dies, nicht das… Dieses ist es.” Lord, wie unabhängig (Niralamb) Du bist!

Der Lord hatte ihm erklärt: “Wenn dich ein großes von außen zugefügtes Leid (Upsarg) trifft, dann sag zu diesem Zeitpunkt nicht ‘Ich bin Reine Seele, ich bin Reine Seele.’ Die Reine Seele ist eigentlich die grobe (Sthool) Form des Selbst, Sie hat die Form von Worten. Geh zu diesem Zeitpunkt in die subtile (Sookshma) Form als das Selbst.” Er fragte den Lord: “Was ist die subtile Form des Selbst?” Der Lord erklärte ihm: “Es ist einzig Absolutes Wissen (Keval Gnan), sonst nichts.” Da fragte Gajsukumar: “Bitte erkläre mir die Bedeutung von Absolutem Wissen (Keval Gnan).” Also erklärte der Lord: “Absolutes Wissen (Keval Gnan) ist so subtil wie Raum (Aakash), Feuer hingegen ist grobstofflich (Sthool). Das Grobstoffliche kann niemals das Subtile verbrennen. Selbst wenn es geschlagen, zerschnitten oder verbrannt werden würde, es wäre nicht möglich, Deine eigene wahre Form als Absolutes Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu beeinträchtigen.” Und als die glühend heißen Kohlen auf Gajsukumars Kopf brannten, sagte er: “Ich bin die wahre Form als Absolutes Wissen.” Und damit explodierte sein Kopf, aber er [als das Selbst] blieb vollkommen unbeeinträchtigt!

Die Worte ‘Reine Seele’ sind eigentlich nur eine Verbindung (Sangnya, eine Assoziation). Damit kann man in der Verbindung bleiben: “Ich bin wahrlich rein (Shuddha), ich bin in allen drei Zeitspannen [Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft] wahrlich rein.” Bezüglich der Reinheit [des Selbst] wird man frei von Zweifeln (Nihshankpanu). Der Zustand danach ist ‘unserer’, die wahre Form als Absolutes Wissen! Ihr (Mahatmas) verbleibt als Reine Seele, ‘wir’ bestehen als ‘Absolutes Wissen’!

‘Dieser’ [Dada] ist der einzigartigste Purush (Mann, Selbst) der ganzen Welt. Wenn man das Selbst in seiner wahren Form als Absolutes Wissen (Keval Gnan Swaroopi Atma) kennenlernt, dann gilt das als wissen.

Die Form als Absolutes Wissen (Keval Gnan Swaroop) bedeutet [nichts anderes als] die Wissensform des Selbst. Absolutes Wissen ist wie Raum (Aakash). Seine ihm innewohnende Natur ist wie die des Raumes. Es ist formlos (Aroopi)! Das Selbst ist so subtil wie Raum. Raum kann nicht entflammt werden, selbst wenn du ihn mit Feuer verbrennen würdest. Feuer ist grobstofflich (Sthool). Verglichen mit dem Selbst sind alle anderen Dinge grobstofflich!

Wie erscheint die Form des Absoluten Wissens (Keval Gnan Swaroop)? Im ganzen Körper ist nur der Teil, der den Raum ausmacht, als der eigene [der des Selbst] sichtbar. Nur Raum ist sichtbar, nichts anderes sieht man. Es ist nichts Greifbares (Murti) darin. So musst ‘Du’ [es] nach und nach weiter analysieren (Abhyaas). Nachdem der Gnani es

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gesagt hat, wird die Analyse, die unendliche Lebzeiten nicht stattgefunden hat, zur regelmäßigen Übung. Und sobald die Disziplin greift wird man rein!

Das Selbst, das Gajsukumar erlangt hat, genau das gleiche Selbst hat sich in ‘uns’ manifestiert, und es ist genau das gleiche Selbst, dass die Tirthankaras hatten. Und dieses Selbst ist so, dass niemand es in diesem Abschnitt des Zeitzyklus erlangen kann. Das ist eine Tatsache. Wenn man über die [Abhängigkeit von den Worten:] ‘Reine Seele’ hinausgeht, dann ist das mehr als genug. Wenn man über die Worte hinausgeht, wenn man so viel versteht: “Dies ist eine Abhängigkeit von den Worten [Reine Seele]”, dann wird man von diesem Punkt an beginnen, sich in Richtung des unabhängigen (Niralamb-) Zustands zu bewegen. Danach geht man ständig vorwärts, dem unabhängigen (Niralamb-) Zustand entgegen. ‘Reine Seele’ sind auch Worte, es ist eine Abhängigkeit von Worten, aber die ursprüngliche Reine Seele ist nicht so.

Fragender: Werden all diese Mahatmas in der Lage sein, diesen Zustand zu erreichen?

Dadashri: Genau genommen gibt es keine andere Wahl, als früher oder später dorthin zu gelangen. Es gibt nichts anderes. Dieser Zustand wird erlangt werden, wenn man einen Tirthankara sieht und seinen Darshan macht. Dann wird dieser Zustand definitiv entstehen. Dieser Zustand entsteht, indem man einfach nur seinen Darshan macht! Die Zustände, die höher sind als die Reine Seele, werden einfach entstehen, indem man den Darshan des Tirthankara macht, wenn man seine Stille sieht, wenn man seine wahre Liebe (Prem) sieht. Es ist kein Zustand, der aus dem entsteht, was aus den Schriften gemacht wurde. Er entsteht nur durch Sehen.

Diejenigen, die die Unterstützung des eigenen Selbst erlangt haben, sind alle Gnanis. Danach können sie absolut unabhängig (Niralamb) werden. ‘Wir’ werden die Abhängigkeit (Avalamban) von diesem Nicht-Selbst-Komplexes des Füllens und Leerens (Pudgal) nicht brauchen. Obwohl jetzt entschieden ist: “Ich brauche die Abhängigkeit (Avalamban) von diesem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nicht, ich kann ohne diese Abhängigkeit (Avalamban) ‘schwimmen’“, muss man schließlich dennoch die Abhängigkeit (Avalamban) von diesem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) beanspruchen. All das ist noch ein offenes karmisches Konto aus der Vergangenheit, aber so viel ist entschieden worden: “Auch wenn es jetzt keine Abhängigkeit (Avalamban) vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) [mehr] gibt, ist es in Ordnung.” [Damit] beginnt man, unabhängig (Niralamb) zu werden. Derjenige, der nicht die Abhängigkeit (Avalamban) vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) beansprucht, ist das Absolute Selbst (Paramatma). Derjenige, der von der Unterstützung seines eigenen Selbst lebt, ist das Absolute Selbst (Paramatma), und derjenige, der von der Unterstützung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) lebt, ist ein menschliches Wesen (Jeevatma; sterblich).

Darüber hinaus ist genau das Selbst, das die Tirthankaras in ihrem Wissen (Gnan) sahen, das ultimative Selbst. Und ‘wir’ haben dieses Selbst gesehen und gewusst [erfahren]. Dieses Selbst ist so, dass es Dich vollkommen furchtlos (Nirbhay) machen kann. Es kann Dich befähigen, vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu bleiben, aber ‘wir’ waren nicht in der Lage, das vollständig zu erfahren. Weil das Absolute Wissen (Keval Gnan) nicht vollständig war, konnten 'wir' es nicht vollständig erfahren. Deswegen bleibt ein gewisses Defizit. Dennoch ist dieses Selbst es wert, gewusst zu werden!

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‘Wir’ haben keinerlei Abhängigkeit (Avalamban). Und noch dazu bekamen ‘wir’ diesen absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand in diesem Abschnitt des Zeitzyklus (Kaad) zu sehen. ‘Wir’ bekamen ein Leben ohne Anhaftung und Abscheu zu sehen. Es tritt zwar Ärger ohne gewaltsame Absicht (Gusso) auf, aber das gilt nicht als Ärger mit gewaltsamer Absicht (Krodh). ‘Wir’ bekamen 'unser' Leben zu sehen, in dem man 'uns' als Aparigrahi, jemanden ohne weltliche Besitztümer, betrachtet, obwohl wir weltliche Besitztümer haben (Parigrahi). Fragender: Dada hat gesagt, dass er genau das gleiche Selbst erfahren hat, das die Tirthankaras gesehen und erfahren hatten. Was ist also dieses Element?

Dadashri: Was auch immer es vielleicht ist oder nicht ist, aber ‘wir’ haben wahrhaftig eines gesehen, das genauso ist wie dieses [das Selbst der Tirthankaras].

Fragender: Es bleibt ständig in meinem aufmerksamen Gewahrsein (Laksha), aber ich bekomme diese Sache nicht exakt zu fassen.

Dadashri: Das wird Zeit brauchen. Jetzt, wo du durch das Tor der Reinen Seele getreten bist, ist Deine Befreiung (Moksha) garantiert, vorausgesetzt, Du bleibst in den Agnas.

‘Wir’ bestehen im Zustand des unabhängigen (Niralamb) Selbst weiter. Das unabhängige (Niralamb) Selbst, das die Tirthankaras hatten, das Selbst, das noch nicht einmal eine Abhängigkeit von Worten hat. Und deswegen wird all diese Arbeit [der Befeiung der Welt] in so hoher Geschwindigkeit vollbracht. Du kannst ‘uns’ wahrhaftig einen Tirthankara nennen, dem es nicht gelungen ist [die vollständige Erfahrung des Absoluten Wissens (Keval Gnan) zu erlangen].

Fragender: Warum ist es Dir nicht gelungen?

Dadashri: Es muss irgendeine Art ‘Krankheit’ dagewesen sein, deswegen. Ohne ‘Krankheit’ würde man nicht scheitern, oder? Und ‘wir’ erkannten, was die ‘Krankheit’ war! Diese ‘Krankheit’ ist jetzt weg.

That is Why ‘We’ Failed in Attaining [Complete] Absolute Knowledge! (p 262)

Deswegen gelang es ‘uns’ nicht, [vollständiges] Absolutes Wissen zu erlangen

Es gibt zwei Arten von Gnanis. Die eine sind diejenigen, die die Reine Seele erkannt haben, und die tatsächlich in dieser Erfahrung bleiben. Aber der Zustand als Reine Seele (Shuddhatma Swaroop) besteht in Form von Abhängigkeit von Worten. Und die anderen Gnanis sind jene, die absolut unabhängig (Niralamb) sind. Die Tirthankaras sind absolut unabhängig (Niralamb). Dennoch sind auch ‘wir’ im absolut unabhängigen (Niralamb) Zustand. Für ‘uns’ besteht der Zustand als Reine Seele nicht in Form von Worten. ‘Wir’ bleiben im Zustand als absolutes unabhängiges (Niralamb) Selbst, dem Zustand, der keinerlei Abhängigkeiten (Avalamban) hat. Die ersteren [Gnanis] sind von Worten abhängig und die letzteren sind absolut unabhängig (Niralamb). Das ist das elfte Wunder!

Was sollten wir damit [mit dieser Information] machen? Solange die Abhängigkeit (Avalamban) etwas ist, das selber von etwas abhängig ist (Paravalamban), kann die

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Abhängigkeit vom eigenen Selbst (Swaavalamban) nicht erkannt werden. Sagen wir mal, Du bist eine Abhängigkeit (Avalamban) von einem Kissen eingegangen, dann wirst du solange, wie du es hast, nicht nach einem anderen suchen. Wenn man die Abhängigkeit (Avalamban) von einem Kissen erst gar nicht beansprucht hätte, würde man dann nach einem anderen suchen? ‘Wir’ sind wahrlich absolut unabhängig (Niralamb) geworden! Für denjenigen, dessen letzte Spur von ‘ich bin’ (Aapopu) weggegangen ist, ist alles direkt verfügbar. Auch ohne zu fragen, sogar noch bevor der Wunsch entsteht, erscheinen die Dinge von selbst vor ihm.

Fragender: Würde er auch weltliche Dinge bekommen?

Dadashri: Ja, alles Weltliche, er wird alle Dinge bekommen. Nichts wird ausgelassen. Er bekommt, was auch immer er sich wünscht. Wieviel Bemühung erfordert das? Alles, was er tun muss, ist, es sich zu wünschen. Von den Arbeitern oder denjenigen mit der falschen Überzeugung: “Ich bin Chandubhai” (Vikalpi) müssen andere Bemühungen unternommen werden. Für den Nirvikalpi58 gibt es keine Bemühung!

Fragender: Was tut so ein Mensch Gutes für die Welt? Oder was für eine Bedeutung hat er für die Erlösung der Welt (Jagat Kalyan)?

Dadashri: Allein seine Anwesenheit wird die Welt erlösen (Jagat Kalyan). Nur seine Anwesenheit. Wenn die Erlösung der Welt kurz davor ist, zu geschehen, dann wird so jemand erscheinen. Seine Anwesenheit allein wird die Erlösung der Welt herbeiführen. So wie an einem heißen Sommertag, wenn auf der anderen Seite des Zimmers am Fenster Eis läge und wir durch diese Tür in das Zimmer gehen würden, dann würde eine kühle Brise herüberwehen. Selbst wenn die kühle Brise im Dunkeln herüberwehen würde, du würdest herausfinden, dass irgendwo Eis in der Nähe ist. Seine bloße Anwesenheit erledigt die Arbeit. Das Schreien und Kreischen, all das funktioniert nicht. ‘Wir’ haben niemals lauthals auf diese Art gesprochen.

At the End, the Self in the Real Form as Science! (p 263)

Zum Schluss: das Selbst in der wahren Form als Wissenschaft

Außerdem ist das Absolute Selbst (Paramatma) absolut unabhängig (Niralamb), und es ist da das exakte Absolute Selbst (Paramatma), wo es überhaupt keine Abhängigkeit (Avalamban) gibt, wo es überhaupt nichts gibt; wo es weder Anhaftung und Abscheu gibt und noch irgendein [e Abhängigkeit vom] Wort. In diesem Zustand gibt es kein [e Abhängigkeit vom] Wort. Und es [das Selbst] ist nichts als eine Quelle der Glückseligkeit. Ein Regen der Glückseligkeit fällt auf einen, wenn man nur daran denkt. Das Selbst, das ‘wir’ gesehen haben, ist das Selbst in der wahren Form von absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop). ‘Wir’ haben das absolut unabhängige (Niralamb) Selbst gesehen. Damit ist gemeint, dass dort noch nicht einmal Überzeugung (Shraddha) existiert, dort gibt es nur das Absolute (Keval). Absolutes Wissen (Keval Gnan) an sich ist das absolut unabhängige (Niralamb) Selbst. Folglich haben ‘wir’ das Absolute

58 Nirvikalpi - jemand, der frei ist von der Überzeugung “Ich bin Chandubhai”, von aller relativen Ich-heit und dem Gefühl ‘das ist meins', das daraus hervorgeht; jemand mit der richtigen Überzeugung: “Ich bin Reine Seele”

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Wissen (Keval Gnan) gesehen, ‘wir’ waren jedoch nicht in der Lage, fortwährend in seiner Erfahrung zu bleiben.

Was die Leute im Relativen als Absolutes Wissen (Keval Gnan) definiert haben, ist nicht das, was Absolutes Wissen (Keval Gnan) bedeutet. Als ‘wir’ Absolutes Wissen gesehen haben, erwies sich diese Bedeutung als falsch. Es ist dort absolut (Keval), wo nicht einmal die Abhängigkeit von den Worten ‘Absolutes Wissen (Keval Gnan)’ existiert, so ist das angewandte Gewahrsein des Selbst (Upayog), absolut nur das von Wissen! Selbst derjenige, der Buch führt, ist weg. Andernfalls würde er sagen: “Wir haben so viel erreicht, so viel ist passiert, richtiges [Wissen] (Samyak Gnan) ist entstanden, das ist passiert.” Überhaupt nichts, selbst derjenige, der auf diese Weise Buch führt, hat sich verabschiedet.

Derjenige, den die Welt als Gott bezeichnet, den brauchen ‘wir’ nicht, weil ‘wir’ absolut unabhängig (Niralamb) geworden sind.

Indem Du den Agnas, die ‘wir’ Dir gegeben haben, hingebungsvoll folgst (Aaradhan), wird dieser [Zustand] sich mit Sicherheit als Ergebnis manifestieren. Als ein Ergebnis davon, den Agnas hingebungsvoll zu folgen, wird er entstehen. Du hast bereits den Zustand der Reinen Seele erlangt, aber danach, als ein Ergebnis des hingebungsvollen Befolgens der Agnas, wird sich das ätherische (Asparshya; das, was nicht durch Berühren gefühlt werden kann) und absolut unabhängige (Niralambi) Selbst manifestieren. Dieses: “Ich bin Reine Seele” ist eine Abhängigkeit von Worten. Das Absolute Selbst (Niralamb) ist Gott.

Fragender: Bedeutet das, dass es danach keine Abhängigkeit (Avalamban) mehr gibt, nicht einmal die von Gnan?

Dadashri: Nein. Die Abhängigkeit (Avalamban) von Wissen (Gnan) bedeutet die Abhängigkeit (Avalamban) von den Fünf Agnas. Ansonsten ist grundsätzlich Wissen (Gnan) an sich das Selbst. Und es wird als das Selbst in der wahren Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop) bezeichnet. Im vollkommenen Zustand wird das Selbst als Selbst in der wahren Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop) bezeichnet.

*****

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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[7]

The Ultimate Science – ‘Hu, Bavo, Mangaldas’!

Die ultimative Wissenschaft – Hu, Bavo, Mangaldas

Recognition of ‘Hu, Bavo, Mangaldas’! p 264

Hu, Bavo und Mangaldas erkennen

Fragender: Es gibt hier etwas Verwirrung: Dada ist bei 360 Grad und Ambalal ist bei 356 Grad?

Dadashri: Ja, lass mich das erklären. Werde diese Verwirrung los. Dada Bhagwan ist bei 360 Grad, derjenige, der der ursprüngliche Gott (Bhagwan) ist, und er ist das Ich (Hu). Ich werde dir ein Beispiel geben. Angenommen, es kommt jemand um Mitternacht und klopft an deine Tür. Würdest du dann nicht fragen: "Wer ist da um diese Zeit, um Mitternacht?" Die Person antwortet: "Ich (Hu) bin es." Du fragst erneut: "Wer sind Sie, Sir, sagen Sie es mir!" Er wird sagen: "Ich bin es, erkennen Sie mich nicht?" Das würde er noch dazu sagen. Also sagst du: "Nein, Sir, ich erkenne Sie nicht, wer sind Sie?" Also sagt er: "Ich, der Bavo [die Person identifiziert sich in Form eines Titels, einer bestimmten Bezeichnung, z. B. Arzt, Student, Schmied]." [Du antwortest]: "Aber ich kenne fünf bis sieben Bavas, ich sollte schon verstehen, welcher Bavo Sie sind, oder? Also, welcher Bavo sind Sie denn jetzt?" Also sagt er: "Ich (Hu), der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]." Das ist der Moment, wo du ihn erkennst. Wenn er nur sagt: "Ich", dann erkennst du ihn nicht. Wenn er sagt: "Ich, der Bavo", dann wirst du dich fragen: "Ist dieser bestimmte Bavo gekommen, oder ist ein anderer Bavo gekommen? Es gibt eigentlich vier oder fünf Bavas." Also sagt er: "Ich, der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]." Und wenn es zwei, drei Leute mit dem Namen Mangaldas gibt, dann muss er sagen: "Ich, Mangaldas aus Mahadevji." Er braucht etwas, woran man ihn erkennen kann, oder? Wenn er dann alles drei sagt: "Ich, der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]", dann erkennst du ihn: "Ja! Dieser Mangaldas." Dann kann man ihn sich [im Geiste] vorstellen. Könntest du ihn dir vorstellen oder nicht? Wenn er also sagt: "Ich, der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]", dann wird der Sterbliche ihn erkennen. Wie sollte der andere ihn sonst erkennen? Er würde einfach die Tür nicht aufmachen, nicht wahr! Das muss sich in deiner Logik verankern: "Wer ist er?" Wenn man auf ähnliche Weise das Ich (Hu, das ursprüngliche Selbst) erkennen könnte, dann wäre das Problem gelöst. Auf gleiche Weise ist das Ich (Hu) das Selbst, dieser Chandubhai ist Mangaldas (der physische Körper-Komplex), und der Bavo ist der Übergangszustand des Selbst (Antaratma). Hast du das verstanden? Wenn du also sagst: "Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai", dann bezeichnest du den Körper als Chandubhai. Wie kannst Du Chandubhai sein? Ist Chandubhai nicht dein Name? Dann wirst du sagen: "Das ist mein Name." Dann ist also klar, dass dein Name getrennt ist, und Du bist getrennt, nicht wahr? Vollkommen getrennt!

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Fragender: Ist A.M. Patel dann [der] Mangaldas?

Dadashri: Nicht A.M. Patel alleine, sondern alles, was ein Arzt sehen kann, das Winzigste von all dem, was man beim Sezieren sehen kann, all das gehört zu Mangaldas. Das fällt alles unter Mangaldas. Es gibt zwei Arten von Ärzten, eine Art sind die, die schneiden [Chirurgen], und die anderen …

Fragender: [Praktische] Ärzte.

Dadashri: Ja. Der Teil im Körper also, der physisch ist, das ist alles Mangaldas. Wieviel steht unter der Kontrolle von Mangaldas? Die Antwort ist: Nur so viel, der physische (weltliche) [Teil]. Außerdem steht er nicht unter Deiner Kontrolle. Du musst ihn also tatsächlich mit Gleichmut begleichen. "Was wird aus ihm werden?" All das ist [abhängig von] Vyavasthit (das Resultat der sich bedingenden Umstände). Deswegen musst Du ihn mit Gleichmut begleichen, indem du Vyavasthit verstehst!

The One Who Changes is the ‘Bavo’! p 265

Derjenige, der sich verändert, ist der Bavo

[Wenn du jemanden fragst:] "Wen bezeichnest du als Chandubhai?" würde er sagen: "Ich bin dieser Chandubhai." Dann fragst du: "Bist du nicht der Vater dieses Jungen?" Und er würde antworten: "Ich bin auch der Vater dieses Jungen." Dann fragst du: "Bist du denn nicht der Ehemann dieser Frau?", worauf er antworten würde: "Ich bin auch ihr Ehemann." Was davon ist denn nun die Wahrheit? Was ist korrekt? [Von] Ich, der Bavo und Mangaldas.

Also in Bezug auf Mangaldas: Solange er [von anderen] unter dem Namen Mangaldas erkannt wird, solange ist er Mangaldas. Und solange er selbst auch glaubt: "Ich bin Mangaldas", solange ist er Mangaldas. Denjenigen, der von den Handlungen abhängig ist, den nennt man Bavo. Und das Ursprüngliche ist das Ich. Das Ich ist auf jeden Fall nicht falsch. Die Tatsache, dass 'ich' an der falschen Stelle angewandt worden ist, das ist das, was nicht korrekt ist!

Der Teil, der Mangaldas ist, ist der Zustand des selbst, das mit dem Körper-Verstand-Komplex identifiziert ist (Jeevatma), der Bavo ist der Übergangszustand des Selbst (Antaratma), und das Ich ist das Absolute Selbst (Paramatma). Fragender: Ist es einem einzelnen Individuum möglich, drei Formen zu haben?

Dadashri: Er existiert schon in drei Formen. Wenn er im College ist, als was betrachtet man ihn dann?

Fragender: Als Studenten.

Dadashri: Sagen wir, der gleiche Student soll am nächsten Tag heiraten. Wenn er kurz davor ist, zu heiraten, wie nennen ihn die Leute dann? Den Bräutigam. He, Sterblicher! Warum nennt ihr den Studenten alle einen Bräutigam? Also, was würden in dem Fall alle sagen? "He, momentan ist er wirklich der Bräutigam. Als er im College war, war er ein Student, aber hier nicht. Hier ist er der Bräutigam." Aber wenn vor der Hochzeit etwas passieren würde und die Braut sterben würde, was würde dann passieren? Würde er dann der Bräutigam bleiben? Nein, er würde mit seiner Hochzeitsgesellschaft wieder

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nach Hause fahren – "mit Dank zurück". Derjenige also, der von der Situation abhängig ist, ist der Bavo.

Viele Leute hier werden Juristen. Also ist der Bavo Jurist. Dieser [Innere] ist der Bavo, und dieser hier [der Äußere] ist Jurist. Der da ist ein Bavo, und dieser hier ist ein Schwiegervater. Man kann anderen [außerhalb des Familienkreises] erzählen, dass er ein Bavo ist, aber wenn sein Schwiegersohn kommt, würde er sich dann Bavo nennen? Nein, in der Situation nicht. Er würde sagen: "Ich bin sein Schwiegervater." Wo du umständehalber deine Identität ändern musst – das alles fällt unter Bavo. Wenn also dein Schwiegersohn da ist, betrachtet man dich als Schwiegervater, aber wenn dein Schwiegervater da ist, dann würde man dich als seinen Schwiegersohn betrachten. Derjenige, der zum Schwiegervater geworden ist, ist derjenige, der schockiert ist, wenn sein Schwiegersohn stirbt. Was hat das Selbst damit zu tun?

Fragender: Also je nach den Umständen, die auftreten, ist es die Überzeugung des Bavo, die sich verändert, oder verändert sich der Bavo?

Dadashri: Der Bavo verändert sich ständig. Denjenigen, der sich verändert, nennt man den Bavo. Der Name bleibt jedoch, wie er ist. Der Name wird lauter Adjektive haben wie: "Hast du Mangal erkannt, denjenigen, der verkrüppelt ist?" Da gibt es vielleicht Adjektive, aber 'Mangal' bliebe 'Mangal'. Aber wer ist er in Wahrheit? Er würde sagen: "Ich bin wirklich Mangal." Derjenige, der das glaubt, ist der Bavo. Der Bavo verändert sich also ständig. "Ich bin ein Geldeintreiber, ich bin der Premierminister, ich bin der Präsident von Indien", er verändert sich ständig. Er bleibt nicht in einem Zustand, der andere dagegen bleibt vom Moment der Geburt an bis er stirbt genau der gleiche Mangaldas. Das Ich (Hu) und das Selbst bleiben genau gleich. Das sind alles 'Geister', die von jemandem Besitz ergriffen haben: "Ich bin ein Schwiegervater, ich bin ein Onkel mütterlicherseits, ich bin ein Onkel väterlicherseits", es gibt alle möglichen Arten solcher Besessenheit. "Man betrachtet mich auch als Rechtsanwalt."

Das Rechtsanwalt-Sein gilt als Zustand des Bavo (Bavapanu). Und er selbst ist Mangaldas, und das Ich. Das Ich [das Absolute Selbst] ist das, womit man sich hätte identifizieren sollen. Weil man sich mit dem Bavo und Mangaldas identifiziert hat, ist dieses ganze Fiasko geschehen. Wenn die Identifikation mit dem Ich erst einmal stattgefunden hat, endet das Fiasko. Sie sind alle einfach ein und dasselbe.

So ist es! [Wenn er gefragt wird:] "Bist du Chandubhai?" [wird er sagen:] "Ja". Wenn er dann gefragt wird: "Aber welcher Chandubhai?" wird er sagen: "Der, der Ingenieur ist." Okay, du bist also Chandubhai und du bist auch Ingenieur! Und was sagt der andere? "Ich bin der Bavo." Jetzt hast Du also erfahren: "'Ich' bin weder Ingenieur noch Chandubhai. Ich bin die Reine Seele." Deswegen ist er jetzt in Richtung Selbst unterwegs. Und wer ist dieses Ich? Das Ich ist die Reine Seele. Mangaldas ist derjenige mit dem Namen, er ist derjenige, der das weltliche Leben ausführt: Er isst, er trinkt, er schläft, er wacht auf, er geht umher.

Der Bavo ist irgendeine Person, ein Ladeninhaber, ein Bauer, eine Haushaltshilfe, ein Polizist oder jemand, der ein Unternehmen leitet. [Und] Dann ist da derjenige, der innerlich Gutes und Böses tut, derjenige, der altes [Karma] entlädt und wieder neu auflädt. Derjenige, der [Karma] auflädt und entlädt, ist der Bavo.

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Deswegen ist diese Welt "Ich [bin] der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]". Alle sagen: "Ich [bin] der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]". He, du Sterblicher, wer bist Du wirklich? Wie kann man dich für den Bavo halten? Dafür muss es doch einen Grund geben, oder? Irgendjemand mag vielleicht sagen: "Ich bin ein Bauer." Aber wenn man ihn fragt: "Auf welcher Grundlage bist du ein Bauer?" dann würde er sagen: "Ich besitze Land, ich habe Ochsen, deswegen bin ich ein Bauer." Angenommen, da ist ein Polizist, der kann nicht als Bauer gelten. Und derjenige, der die Untersuchung durchführt, ist der Bavo. Ist das ein passendes Beispiel?

Fragender: Es ist präzise, Dada.

Dadashri: Dieser Körper ist Ambalal. Wer ist der Bavo? Es ist genau der, der der Gnani ist. Und wer ist das Ich? Es ist das Selbst! Also betrachtet man wirklich den Gnani als Bavo, nicht wahr? Ich [bin] der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]! Jemand mag sagen: "He, obendrein sind doch alle drei gleich! Sie sind ein und dasselbe. Schau, sie sind alle drei zusammen, oder? Sagt man nicht: "Ich bin Chandubhai, der vom Eisenmarkt." Bist du der gleiche oder [bist du] zwei voneinander getrennte Personen? Er versteht sie nicht als getrennt! Der, der isst, ist Mangaldas.

Man selbst (Potey, der Bavo) und er [Mangaldas] sind zwei getrennte [Instanzen], aber darüber gibt es einfach kein Gewahrsein, nicht wahr! Sieh mal, wie 'wir' an nur einem Wort diese drei Instanzen erkannt haben: das Ich, den Bavo und Mangaldas. Mit Bavo ist seine Funktion oder Rolle gemeint, und das 'Design' [der physische Körper] ist Mangaldas.

Whose ‘Roles’ are All of These? p 265

Wessen 'Rollen' sind das alles?

Derjenige, der sich im weltlichen Leben einmischt oder derjenige, der sich auf konstruktive Weise einmischt, damit Befreiung (Moksha) erlangt wird, ist der Bavo. Das Ich hingegen ist die Reine Seele. Ist das etwas, das du verstehen kannst?

Fragender: Ja.

Dadashri: Trotzdem sind sie alle ein und dasselbe: Ich, der Bavo, [den man] Mangaldas [nennt]. Mangaldas ist der Name 'Chandubhai', derjenige, der das weltliche Leben lebt, ist der Bavo, und das [ursprüngliche] Selbst ist das Ich! Das Ich ist die Reine Seele. Der Bavo ist all das Folgende: "Er hat mich beschimpft", also ist derjenige, der beschimpft, der Bavo, und derjenige, der beschimpft wird, ist auch der Bavo. Das sind alles 'Rollen', die verschiedenen Arten von Geschichten. Das ist der Bavo, und Chandubhai ist Mangaldas. Bavo bezieht sich auf jedwede Rolle, die jemand spielt. Egal, wohin man geht, es ist unweigerlich eine Rolle da, oder?

Fragender: Ist es der Bavo, der einen all diese Rollen spielen lässt?

Dadashri: Ja, der Bavo lässt einen das machen.

Fragender: Und wenn der gleiche Bavo sagt: "Ich bin Reine Seele", dann wird er auch zur Reinen Seele.

Dadashri: Ja. Das wird er.

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Fragender: Er wird, was auch immer er sich vorstellt zu sein; so ist das Selbst. Bezieht sich das denn dann auf den Bavo? Wird der Bavo so?

Dadashri: Ja. Was auch immer man selbst [für ein Bild] malt, zum Beispiel: "Ich will nur Romantik", dann wird man so. "Ich will Befreiung (Moksha)", dann beginnt man so zu werden. Man muss sich nur entscheiden. Wofür hast du dich entschieden?

Fragender: Ich will Befreiung (Moksha)! Dadashri: Okay, hast du verstanden, welcher Teil als Bavo bezeichnet wird? Dieser Sechzigjährige, dieser Achtzigjährige, dieser Neunzigjährige, dieser Siebzigjährige, der Ältere [Herr], der Gebildete, der Ungebildete, der Verwitwete, der Verheiratete – das fällt alles unter Bavo. Der Unzuverlässige, der Inkompetente, das fällt alles unter Bavo. Auch der Kompetente fällt unter Bavo. All das ist Bavo. Derjenige, dessen Zustandsformen sich ständig ändern, all das ist der Bavo. Ich, der Bavo und Mangaldas werden bis zum Ende dableiben, bis zur Befreiung (Moksha). Das Ich ist die Reine Seele, das Ich weiß, wie der Bavo ist und wie er nicht ist, würde das Ich das nicht wissen?

Fragender: Das Ich würde alles wissen.

Dadashri: Dann trifft Mangaldas Mangli [das weilbliche Gegenstück]. Dann heiraten Mangaldas und Mangli. Hast du Mangaldas erkannt oder nicht? Sowohl Mangaldas als auch Mangli, aber sie beide sind 'Mangaldas' [der physische Teil]! Wer ist der Bavo? Die Antwort ist: Er ist derjenige [der Intellekt], der die Form von Mangaldas sieht. Deswegen geht man mit Mangaldas eine Beziehung ein. Obwohl sie eigentlich nichts miteinander zu tun haben, schwappt Mangaldas' Begeisterung auf den Bavo über. Die Begeisterung ist in Mangaldas, aber der Bavo denkt, es wäre seine.

Wenn er dann schlafen geht, nachdem er sich abends mit seiner Frau gestritten hat, wird er denken: "Warte nur, bis ich es dir heimzahle!" Sieh dir nur an, was der Bavo für Sachen macht!

Fragender: Er macht alles [mögliche].

Dadashri: Der Bavo erkennt nicht, was er da macht! Er ist sich nicht dessen bewusst, was das für Reaktionen hervorrufen wird!

Selbst, wenn man eine Frau ist, ist man immer noch der Bavo, und wenn man ein Mann ist, ist man auch der Bavo. Wenn man alt ist, ist man auch der Bavo, wenn man jung ist, ist man auch der Bavo, wenn man ein Kind ist, das nackt herumläuft, ist man auch der Bavo. Selbst wenn man im Mutterleib ist, ist man der Bavo. Ist das ein passendes Beispiel oder nicht?

Fragender: Es ist passend, Dada.

Dadashri: In welchem Buch kann man das finden? Das ist kein Teil der Kunst des Intellekts (Buddhi Kada), das fällt unter die Kunst des Wissens (Gnan Kada). Die Kunst des Selbst (Atma Ni Kada) kann nicht Teil der Kunst des Intellekt sein. Kannst du denn jetzt den Bavo erkennen oder nicht?

Fragender: Ich kann ihn erkennen.

Dadashri: Würde das Ich wissen oder nicht?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Es weiß alles.

Dadashri: Wie der Bavo ist und wie er nicht ist? Wenn das Ich jedoch zum Bavo wird, dann ist es vorbei! Bis jetzt warst du so.

Also, wer ist Mangaldas? Es ist der, der einen Namen besitzt, die Namensform, alles, was körperlich ist! Und außer dem Physischen [Teil] ist alles andere – vom Subtilen angefangen bis ganz hin zum Ende – der Bavo.

Fragender: Also ist der, der Wut, Stolz, Täuschung und Gier 'macht', der Bavo?

Dadashri: Das ist alles der Bavo. Wenn Wut, Stolz, Täuschung und Gier da sind, dann ist er noch der Bavo, und selbst wenn Wut, Stolz, Täuschung und Gier überwunden sind, ist er auch der Bavo. Wenn sie überwunden sind, dann betrachtet man ihn als Saiyami. Fragender: Der Bavo selbst gilt als Saiyami?

Dadashri: Ja. Saiyami bedeutet, dass er beim Ausdruck von Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Asaiyami) nicht länger mitmacht. Das heißt, es wird zum Adjektiv (einer Bezeichnung). Der, für den sich die Adjektive ändern, ist der Bavo!

Two Minds: One Belonging to the Bavo and One Belonging to Mangaldas! p 268

Zwei Arten von Verstand: Die eine gehört zum Bavo, und eine gehört zu Mangaldas

Ein Verstand gehört zum Bavo, und ein Verstand gehört zu Mangaldas. Es gibt zwei Arten von Verstand. Der Bavo kann sehen, was Mangaldas für Gedanken hat. Also die Gedanken, die der Bavo sehen kann – dieser Verstand gehört nicht zu ihm. Und der Verstand, den er nicht 'wissen' kann, ist der Verstand, der zum Bavo gehört. Daran wird also deutlich, dass man selber den eigenen Verstand nicht sehen kann, bis einem jemand das hier erklärt.

Fragender: Wenn also der Bavo vom Verstand vereinnahmt (Tanmayakar) wird, dann ist er nicht in der Lage zu wissen, stimmt das?

Dadashri: Wenn der Bavo von den Gedanken, die im Verstand auftauchen, vereinnahmt wird, dann wird man zu Mangaldas, und das lässt das nächste Leben entstehen. Das heißt, dass der Verstand nicht bereinigt wird. Wenn der Bavo dagegen getrennt bleibt und den Verstand 'weiß' und sieht, dann beginnt der Verstand rein zu werden. Das Defizit des Verstandes wird also entsprechend reduziert. Die Menschen sagen, dass das Selbst vereinnahmt wird, aber es wird einfach nur als das Selbst bezeichnet, die Menschen sagen das einfach, das ist alles. Eigentlich ist es der Bavo, der vereinnahmt wird. Der Verstand des Bavo ist der aufladende Verstand (Bhaav Man). Der aufladende Verstand (Bhaav [Man]) ist ganz und gar Bavo, und der sich entladende Verstand (Dravya [Man], Wirkungs-Verstand) heißt Mangaldas! Den Aufladungs-Verstand (Bhaav Man) hat man also unter Kontrolle. [Im unwissenden Zustand] gibt es eine Tendenz zum Durchsickern [Das ist genau das, was auf dem Kramik-Weg passiert]. 'Wir' jedoch [der Akram-Gnani] können das beenden. Der Aufladungs-Verstand (Bhaav Man) ist ein Leck, er ist von den Umständen abhängig. Was bedeutet denn Aufladungs-

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Verstand (Bhaav Man)? Die Antwort ist: [Sobald man glaubt] "Ich bin der Handelnde" ist das an sich der Anfang des Aufladungs-Verstandes (Bhaav Man), und mit [der Überzeugung]: "Ich bin Nicht-Handelnder" heißt das, dass der Aufladungs-Verstand (Bhaav Man) zu Ende geht.

Der grobe Verstand (Sthool Man) fällt unter Mangaldas, und der subtile Verstand (Sookshma Man) fällt unter Bavo. Das, was, einen dazu bringt, weiter Lebenszeiten durchzumachen, ist der Verstand des Bavo. 'Wir' haben diesen Verstand des Bavo entfernt. Das ist der Grund, warum 'wir' gesagt haben, dass Du kontinuierlich den groben Verstand sehen sollst, den, der sich entlädt.

Fragender: Der Sehende des groben Verstandes ist auch der Bavo, oder?

Dadashri: Der Sehende ist auf jeden Fall der Bavo. Aber wer ist jetzt der Wissende dieses Bavo, der der Sehende ist? Es ist Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst). Das heißt, dass dieser Punkt bis ganz zum Selbst gelangt ist. Deshalb solltest Du sehen. Der Bavo kann jedoch die Aufgabe des Sehens nicht von alleine erledigen. Wenn der Bavo auf diese Art sehen würde, dann wäre er nicht der Bavo. Deswegen ist hier also Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst) am Werk. Wenn es um das Wissen und Sehen geht, tritt Pragnya Shakti in Erscheinung. Der Bavo weiß: "Zu sehen und zu wissen (Wissender-Sehender aus der Perspektive des Selbst zu bleiben) ist nicht meine Natur. Ich (der Bavo) bin Wissender dessen, was Mangaldas macht."

Fragender: Wenn Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) der Sehende und der Wissende ist, dann existiert doch der Bavo nicht weiter, oder?

Dadashri: Solange wie Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) sieht und weiß, solange besteht der Bavo fort. Die Pragnya sieht und weiß auch den Bavo.

Fragender: Du hast uns in den Zustand des Nicht-Handelnden (Akartapad) versetzt. Würde denn dann der Bavo überhaupt vom Verstand vereinnahmt (Tanmayakar) werden? Wie funktioniert das danach?

Dadashri: Die Sache ist die: Die Überzeugung "Ich bin der Bavo" bleibt danach nicht Deine eigene, deswegen wird man zum Nicht-Handelnden. Was auch immer Mangaldas jetzt also macht, das liegt nicht mehr in Deiner Verantwortung. Und zwar, weil sich das alles entladen wird (Nikaal). Die Reaktionen [das Binden von Karma] werden nicht mehr auftreten, weil man Nicht-Handelnder geworden ist. Die Reaktionen traten deshalb auf, weil man selbst der Handelnde war!

Fragender: Egal, welche Handlung Mangaldas ausführt, wenn zum Beispiel der Verstand denkt, dann lässt sich der Bavo davon jetzt nicht mehr vereinnahmen, oder?

Dadashri: Man sagt das vielleicht mit Worten, im Vorübergehen. Aber es ist schwer, es im Verhalten aufrechtzuerhalten, oder! Das wird ganz, ganz, ganz allmählich passieren. Nach langer Zeit hat man ihn [den Bavo] schließlich erkannt, [deswegen] wird die Tendenz, sich vereinnahmen zu lassen, nicht plötzlich weggehen, oder?

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[To Become a] Tirthankar, is In Fact Karma! p 269

Ein Tirthankara [zu werden] ist tatsächlich Karma

Man fragt sich vielleicht: "Welcher Teil ist das Selbst (Chetan)? Zu welchem Teil gehört das Selbst (Chetan)?" Oder man fragt sich vielleicht: "Betrachtet man einen Tirthankara als Selbst (Chetan)?" Die Antwort ist: "Nein! Ein Tirthankara ist nicht das Selbst (Chetan). Ein Tirthankara [zu werden] ist Karma, es ist Name-Form-Karma (Naam-Roop Karma). Man fragt vielleicht: "Gilt die Inkarnation als Tirthankara als Selbst (Chetan)?" Die Antwort ist: "Nein, das kann nicht das Selbst (Chetan) sein." Der, der das alles weiß, ist das Selbst (Chetan). Diese Welt läuft also ohne Selbst (Chetan) weiter. Das Reine Selbst (Chetan, der Wissende) existiert außerhalb des 'Kreises' (weltlicher Situationen) und die Welt läuft in seiner Gegenwart. Wann kann man diese Reinheit 'wissen' (erkennen)? Wenn man alle 'Kreise' erkennt. Wenn in keinem 'Kreis' mehr ein Meins-Gefühl (Marapanu) da ist, dann wird man rein!

Fragender: Betrachtet man jeden Umstand des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) als 'Kreis'?

Dadashri: Jeden Umstand. Aber die Menschen sind sich all dessen tatsächlich überhaupt nicht bewusst! Wie kann das ohne das Selbst (Chetan) funktionieren? Wie können wir in dem erfahrenen Gewahrsein bleiben, dass das ohne das Selbst (Chetan) funktioniert? Wie können die Schriften gelernt werden? Wie geschieht das richtige Wissen (Samyak Gnan)? Richtige Sicht (Samyak Darshan) bedeutet, dass sich der Glaube (Shraddha) "Ich bin außerhalb dieses Kreises!" etabliert.

Also, wenn die Leute die Heiligen fragen würden: "Was macht Gott bei alledem?" würden diese sagen: "Gott tut Menschen Gutes. Er erklärt es allen." Nun, derjenige, der anderen etwas erklärt, ist auch nicht das Selbst (Chetan). Das ist eigentlich ein 'Kreis'. Gott ist der, der auch denjenigen 'weiß', der erklärt. Der, der weiß: "Ich bin ein Tirthankara" ist das Selbst (Atma). Der Tirthankara ist tatsächlich nicht das Selbst!

Wer hat das alles gesagt? Es ist nicht das Selbst (Chetan), es ist der Bavo, der das getan hat, und derjenige, der es gehört hat, ist auch der Bavo. Derjenige mit einem 'Kreis' ist der Bavo. Wenn man in einen bestimmten 'Kreis' [eine Abgrenzung] eintritt, erkennt man: "Von diesem Punkt an ist das 'Meer' nah. Gegenwärtig haben wird den See erreicht, der außerhalb des 'Kreises' ist. Wenn man das erkennt, nennt man das 'richtige Überzeugung' (Samkit), und dann wird dieser Glaube (Shraddha) etabliert. Wenn man dann näherkommt, beginnt das Gnan (Wissen) aufzutauchen: "Das ist es tatsächlich wirklich!" Das [Selbst, Chetan] ist jenseits des Kreises.

Deswegen ist [es] der, der keine Adjektive hat (Visheshan), wo das ursprüngliche Ich (Hu) wohnt! Das Ich in "Ich bin Reine Seele", das hat kein Adjektiv. Gegenwärtig ist auch 'Reine Seele' ein Adjektiv, aber man muss über die reine, wahre Form der Seele hinausgehen. Dennoch, wenn man die Reine Seele erkennt, ist das mehr als genug! Derjenige, der über 345 Grad hinausgegangen ist, muss nicht sagen: "Ich bin Reine Seele". Er muss von dort aus weitergehen!

Die Form des [Gnani] Bavo beginnt also an dem Punkt, wo man das Selbst erkennt (Atma Ni Sanmukh). Die Menschen, die sich vom Jeevatma-Zustand entfernt haben und das Selbst erkannt haben, all diese Menschen gehören zur Bavo-Form. Deswegen geht

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dieser Zustand bis ganz zum Absoluten. Also ist dieser Übergangszustand der Zustand des Bavo.

Fragender: Der [Gnani] Bavo ist also in der Lage zu wissen, oder?

Dadashri: Er ist tatsächlich der Wissende, er weiß wirklich, aber der Bavo ist so ein Wissender, dass er weiß [glaubt] "Es ist das Selbst, das weiß". Wenn der Bavo wüsste, dann würde das Selbst ausgeklammert. Solange eine Mischung von 'alles tun' und Wissen existiert, solange ist es der Bavo, und der, der nur weiß und sieht, ist das Selbst. Der urprüngliche Wissende ist wahrlich das Selbst.

Fragender: Welches Selbst weiß?

Dadashri: Das Selbst, das der Wissende ist, die Reine Seele. Das ursprüngliche Selbst, das, das wahrlich Gott ist.

Fragender: Bleibt die Reine Seele wirklich der Wissende-Sehende von beidem, dem Bavo und Mangaldas?

Dadashri: Nicht nur von beidem, sondern sie sieht und 'weiß' [kennt] alle Teile, die in den beiden existieren.

Fragender: Und bleibt der Bavo nur der Wissende-Sehende von Mangaldas?

Dadashri: Der Bavo kann gar nicht Wissender-Sehender bleiben. Nur die Reine Seele ist Wissender-Sehender. Außer der Reinen Seele ist überhaupt niemand sonst Wissender-Sehender. Sie sieht auch alles [in diesem Körper]. All diese Dinge, die durch die Augen sichtbar sind, werden wegen der Reinen Seele gesehen. Der Bavo dagegen hat so etwas nicht, er hat diese Energie gar nicht, nicht wahr! Der Bavo ist eigentlich blind. [Der Bavo glaubt einfach nur: "Ich sehe und weiß." Auf diese Weise wird er zum Sehenden und Wissenden. In Wirklichkeit ist nur das ursprüngliche Selbst der Sehende und Wissende, und die sich bedingenden Umstände sind der Handelnde. Darüber hinaus tut sogar Mangaldas alles [was er tut] in Abhängigkeit von den sich bedingenden Umständen. Der Bavo dagegen glaubt: "Ich bin der Handelnde." So, durch die Überzeugung, wird der Bavo beides: Handelnder und Wissender. So muss man das verstehen.]

Das Ich, der Bavo und Mangaldas – wenn alle drei präsentiert werden, dann kann man vollkommen verstehen, wer Mangaldas ist, wer das Ich ist und wer der Bavo ist. Die Sache mit Mangaldas ist jetzt sonnenklar. Wer ist derjenige, der äußerlich sichtbar ist? Das ist Mangaldas. Die Knochen, die sichtbar sind, wem gehören die? Das ist Mangaldas. Der, den man nicht sehen kann, ist der Bavo.

Fragender: Der Hunger und der Durst, die man erfährt, sind Dinge, die nicht sichtbar sind. Die Dinge, die innerlich ganz von alleine passieren, wem geschehen denn die, und wer kann sie sehen? Du hattest gesagt: "Wenn 'wir' essen, sehen 'wir' alles. 'Wir' können auch die Nahrung sehen, die verdaut worden ist. 'Wir' können alles als getrennt sehen." Wie kann denn das gesehen werden, und wer kann es sehen? Wer ist dabei der Wissende-Sehende?

Dadashri: Nun, nichts außer dem Selbst kann der Wissende-Sehende sein.

Fragender: Was muss der Bavo machen, um die Existenz des Bavo zu beenden?

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Dadashri: Diese Existenz kann gar nicht mehr auftauchen. Wenn Du dich nicht auf die Seite des Bavo stellst, dann wird der Bavo keine neuen 'Kinder' mehr bekommen. Wenn jemand dir Beleidigungen entgegenschleudert, beschützt Du das [relative] Selbst nicht, deswegen werden nie neue 'Kinder' entstehen.

The One Seeking Moksha vs the One in the Real Form as Moksha! p 271

Der, der Befreiung sucht versus den, der in der wahren Form als Befreiung ist

Fragender: Wer muss Befreiung (Moksha) erlangen?

Dadashri: Der, der gebunden ist. Der, der Schmerz erfährt.

Fragender: Das heißt, der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)?

Dadashri: Der, der fragt. Der, der frei werden will. Wer will denn frei werden? Willst du frei werden?

Fragender: Ja.

Dadashri: Du hast dich selbst für Chandubhai gehalten. Das hat sich alles als falsch herausgestellt, oder?

Der, für den du dich anfangs gehalten hattest: "Ich bin Chandubhai", das ist genau der, der frei werden will. Der, der die Fragen stellt, ist genau der, der frei werden will. Wer will frei werden? Wenn der, der heiraten möchte, fragen würde: "Wer möchte heiraten?", was würden die Leute dann sagen? Sie würden sagen: "Du bist doch derjenige, der heiraten muss!" Für wen auch immer du dich hältst, der bist du. Das ist genau der, der frei werden will. Und wenn das Ego frei werden will, wer bist dann Du? Wer ist der, der fragt? Das kannst du nicht sagen, wenn du fragst. Wenn man so daherredet, kann man sagen, dass das Ego jetzt frei werden will. [Aber] während du eine Frage stellst, taucht die Illusion auf.

Der, der durch Egoismus Junggeselle war, hat gesagt: "Ich will heiraten." Wenn er sich dann, wenn er kurz davor ist, zu heiraten, wieder fragt: "Wer will heiraten?" dann müssen 'wir' sagen: "Das Ego will heiraten." Wer bist denn dann Du? Deswegen muss ich sagen: "Du willst heiraten." Der, der fragt, ist genau der, der heiraten will.

Fragender: Ist A. M. Patel der Gnani Purush?

Dadashri: Nein, A.M. Patel ist der Körper. 'Wir' sind der Gnani Purush. Gnani Purush bedeutet: der (das Ich, der Bavo), der sich so weit entwickelt hat, dass er frei vom [relativen] Ich geworden ist!

Es gibt nur zwei Punkte, es gibt keinen dritten Punkt. Der eine ist der, der nach Befreiung (Moksha) sucht, und der andere ist Gott, der, der in der wahren Form als Befreiung manifestiert ist (Moksha Swaroop).

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Even the Pudgal Becomes God! P 272

Sogar der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) wird Gott!

Was ist dieses weltliche Leben (Sansaar)? Es ist eine Art fließender Entwicklungsprozess. Das heißt, dass der [Entwicklungs-]Prozess weiterfließt, und die Entwicklung beginnt dabei bei nichts [Null] und nimmt ständig zu. Was unterliegt der Entwicklung? Naja, das ursprüngliche Selbst (Muda Atma) bleibt an seinem ursprünglichen Platz, aber das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma) entwickelt sich bis zu einem solchen Punkt, dass der Körper (Pudgal), der Lord Mahavir war, Gott wurde. Es ist glaubhaft, dass der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) Gott wurde!

Fragender: Ja, das ist auf jeden Fall passiert! Es passiert auf jeden Fall, nicht wahr, man sieht, dass es passiert.

Dadashri: 'Unser' Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist nicht derart, dass er den vollständigen Gottes-Zustand repräsentieren kann, deswegen sagen 'wir': "Nein, 'wir' sind nicht Gott." Aber was bedeutet "er ist nicht derart, dass er den vollständigen Gottes-Zustand repräsentieren kann"? Wenn 'wir sagen: "Willkommen, Chandubhai," was bedeutet das alles? Sind das göttliche Merkmale? Zweitens gibt es sogar Zeiten, in denen 'wir' letztendlich starke Worte benutzen. 'Wir' merken sogar, dass ein Fehler gemacht wird. 'Wir' können das in Gänze sehen. Nicht einmal der kleinste Fehler entgeht 'unserer' Wahrnehmung. Ein Fehler mag vielleicht passieren, aber 'wir' bemerken/'wissen' ihn sofort. Das ist das Defizit in der Entwicklung zur Gottwerdung. Das ist der Grund, warum 'wir' sagen: "Nein [, wir sind nicht Gott]." Gott zu werden bedeutet: Alles Verhalten, jeder Gedanke, jede einzelne Aktivität erscheint so wie die von Gott. Was bringt das zum Ausdruck? Das Selbst ist wahrlich das Selbst, [aber] sogar der Körper ist Gott geworden. Genau das bezeichnet man als 'Entwicklung'. Momentan bist Du an diesem Punkt Deiner Entwicklung angelangt; die Entwicklung, die jetzt noch bleibt, ist die, dass der Körper Gott werden muss. Das geschieht wirklich, es geschieht wirklich bei Leuten [allen Mahatmas]. Manche von ihnen können sich sogar zurückentwickeln, wenn ungünstige Umstände zur Wirkung kommen! 'Wir' überprüfen es täglich, um sicherzustellen, dass wir niemandem gegenüber auch nur ein einziges widriges Wort äußern. Selbst wenn wir überhaupt nicht miteinander zurechtkommen, egal, wie viele negative Dinge der andere sagt, 'wir' haben ihm gegenüber keine Ressentiments.

The Bavo Exhausts From the Moment One’s Own Faults Are Seen! p 272

Von dem Moment an, wo man seine eigenen Fehler sieht, erschöpft sich der Bavo

Wenn Du Mangaldas verteidigst, dann wirst du wirklich der Bavo bleiben, und wenn Du den Bavo verteidigst, dann wirst du unweigerlich wieder zu Mangaldas werden. Sie werden weiterhin die karmischen Konten erhalten, die bei ihnen gerade fällig sind, Du musst weiterhin sehen. Zu sehen, was passiert, das genau ist unser [Akram-]Weg.

Diese Person fragte: "Warum zeigst du uns nicht unsere Fehler?" 'Wir' sagten: "Wenn sie mir begegnen würden, würde ich sie dir zeigen, oder?" 'Wir' würden diese Akte

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angehen, wenn 'wir' sie in die Finger bekommen würden. Und weil sie nicht in 'unsere' Hände gelangt ist, haben 'wir' angenommen, dass die Fehler wohl entfernt worden sein müssen. Wann immer sie auftauchen sollten, dann werden 'wir' sie dir auf jeden Fall zeigen.

Und wenn man in der Lage ist, seine eigenen Fehler zu sehen, dann wird die Entscheidung getroffen worden sein müssen, dass der Bavo nicht mehr lange Bestand haben wird. Man wird jetzt nicht mehr lange der Bavo bleiben. Man wird [sehr bald] zu Gott werden. Von dem Moment an, wo man seinen eigenen Fehler zu sehen beginnt, beginnt man, Gott zu werden.

Du solltest also Innenschau halten, um zu sehen: "Was würde passieren, wenn man mir befehlen würde, aus dem Auto auszusteigen?"

Fragender: Das stimmt, Dada. Ich sollte mich sofort in die Lage des anderen versetzen.

Dadashri: Ja, [und] du solltest all die Fehler, die du gegen jemanden begangen hast, auf jeden Fall wieder gut machen. Wenn ein Fehler gemacht worden ist, dann solltest du ihn wieder gut machen. Wenn der andere aber von alleine verwirrt wird, dann bist du nicht verantwortlich. Wenn er durch dich durcheinander kommt, dann ist es deine Verantwortlichkeit. Auf bestimmte Fehler kann man nicht hinweisen. Darüber hinaus bin ich ein so disziplinierter Mann, dass ich ihn fragen würde: "Du würdest dich nicht aufregen, wenn ich dich auf deine Fehler hinweisen würde, oder?" Er wird antworten: "Nein, Dada. Tatsächlich will ich von dir lernen, nur von dir." Also würde ich sie ihm dann zeigen. Das Thema, dass du dich aufregst, ist bei dir nicht mehr da, oder? [Besonders] Da, wo Du den Bavo beenden willst. Solange du der Bavo bist, existiert die Möglichkeit, Fehler zu machen.

Fragender: Mir solltest du es auch sagen, Dada. Denn wenn es im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) grobe (Sthool) Defizite gibt, kann ich die vielleicht noch sehen, aber wenn subtile Fehler da sind, dann bin ich mir ihrer möglicherweise nicht bewusst.

Dadashri: Das stimmt. Viele sind offensichtlich geworden. Aber bestimmte verbleiben ungesehen in Innern. Die sagen 'wir' dir dann. Wir wollen das Als-Bavo-Verbleiben (Bavapanu) mit allen Mitteln loswerden. Das Als-Bavo-Verbleiben sollte zu Ende gehen. Dieses 'Geschäft' haben wir unzählige Lebzeiten lang betrieben. Jetzt wollen wir auf jede uns mögliche Art frei werden. Das ist der feste Entschluss (Dradh Nishchay), den wir alle haben.

This is How ‘This One’ Makes the ‘I-ness’ Prevail! p 273

So erhält 'dieser hier' die Ichheit aufrecht

Fragender: Der, der die Ichheit (Potapanu) hat, und der, der sagt: "Ich bin das", "Ich bin Chandubhai", der sagt auch: "Ich bin Reine Seele." Dann wiederum gibt es den, der [seine eigenen Fehler] verteidigt, wer ist das alles? Wer ist er wirklich?

Dadashri: Nein, nein. Das ist überhaupt niemand. Es ist eigentlich das Gnan, das sagt: "Ich bin Reine Seele." Und der, der die andere Seite einnimmt, das ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst (Agnan). Das, was die Ichheit aufrechthält, ist Unwissen (Agnan).

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Wer ist das, der die Ichheit aufrechthält?

Dadashri: Es ist der Mangel an Verstehen. Dementsprechend viel [Entladungs-]Ego ist noch nicht zerstört worden. Es ist das falsche Verstehen. Das ist wahrlich das, wovon wir noch nicht frei geworden sind.

Fragender: Wer hat das Ego? Wer ist das?

Dadashri: Derjenige, der sagt "Ich bin Reine Seele" ist wahrlich die Reine Seele, das ist das Gnan an sich. Derjenige dagegen, der die falschen Dinge tut, ist das Unwissen (Agnan). Unwissen (Agnan) bedeutet: Intellekt und Ego, das heißt, derjenige, der glaubt: "Ich bin Chandubhai"!

Fragender: Ist das der, den du als Bavo bezeichnest?

Dadashri: Das ist tatsächlich der von Chandubhai, oder! Der, der immer noch versucht, seine Stellung zu verteidigen, indem er glaubt: "Ich bin Chandubhai" will sich jetzt auf die Seite von "Ich bin Reine Seele" stellen. ‘Du’ bist Reine Seele geworden. Dennoch lässt Du Chandubhais Seite nicht los. Also, bevor Du nicht aufhörst, dich auf die Seite von Chandubhai zu stellen, wird es unvollständig bleiben.

Fragender: Ist das der Bavo?

Dadashri: Sicher ist das der Bavo! Er will auf beiden Seiten sein.

Fragender: Muss man den Bavo loslassen und sich mit der Reinen Seele vereinigen?

Dadashri: Nein. Das ist das, was Du wahrlich bist, die Reine Seele!

The One Who is Bound is ‘This One’! p 274

'Der hier' ist der, der gebunden ist

Fragender: Das Charan Vidhi (die Gebete, die das Gewahrsein als das Selbst verstärken), das man nach dem Gnan rezitieren soll, wer rezitiert das?

Dadashri: Die Sprache.

Fragender: Kann man sagen, dass der sich entladende Nicht-Selbst-Komplex (Pratishthit Atma) es rezitiert?

Dadashri: Wer sollte es denn sonst rezitieren? Der, der frei werden will, rezitiert es. Der, der gebunden ist.

Fragender: Ja, aber wer ist das, Dada? Wer ist gebunden worden?

Dadashri: Es ist das Ego (Ahamkar). Die Reine Seele ist kein bisschen gebunden, nicht wahr! Der, der gebunden ist, ist der, der danach schreit, frei zu werden.

Fragender: Aber Dada, [im Charan Vidhi] kommen zwei Dinge vor, das erste ist: "Mögen all deine höchsten Qualitäten sich mit höchster Priorität in mir entfalten" – dieser Teil bezieht sich irgendwie auf das Relative (Vyavahaar). Und dann gibt es Aussagen wie: "Ich bin Reine Seele" – sowas kommt auch vor.

Dadashri: Es ist genau das gleiche Ich, aber wo wurde es angewendet? Das Relative ist das, was effektiv geworden ist. "Ich bin Reine Seele" ist das Wahre, das Relative

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hingegen betrachtet man sämtlich als Vikalp (die Überzeugung "Ich bin Chandubhai" und alle relative Ichheit, die daraus hervorgeht). Wo immer [sonst] das ‘Ich’ angewandt wird [außer bei “Ich bin Reine Seele”], ist Vikalp (die Überzeugung "Ich bin Chandubhai" und alle relative Ichheit, die daraus hervorgeht). Deswegen strengt sich derjenige, der gebunden ist, an, frei zu werden.

Fragender: Also ist es das Ego, das gebunden ist?

Dadashri: Wer denn sonst! Das Ego ist Chandubhai, das Ego ist der sich entladende Nicht-Selbst-Komplex (Pratishthit Atma) oder für was auch immer du es sonst noch hältst. Es ist derjenige, der gebunden ist. Es ist auch derjenige, der leidet, nicht wahr! Derjenige, der Leiden hat, ist derjenige, der um Befreiung (Moksha) ringt. Frei von Leiden zu werden an sich ist Befreiung (Moksha). Bei alldem ist es derjenige. Es gibt niemanden sonst. Alles Relative gehört zu ihm.

Der, der Schmerz erfährt, ist der, der nach Glück sucht. Der, der gebunden ist, ist der, der danach strebt, frei zu werden. Das alles ist für denjenigen, der gebunden ist. Für die Reine Seele ist da nichts dabei.

Fragender: Dada, wenn Chandubhai frei werden will und Chandubhai der ist, der das sagt, wie passt dann die Aussage "Ich bin Reine Seele" ins Bild?

Dadashri: Auch das kann man tatsächlich sagen!

Fragender: Wie kann denn dann Chandubhai "Ich bin Reine Seele" sagen?

Dadashri: Er sagt es doch schon, nicht wahr! Aber das ist eine Tonbandaufnahme, nicht wahr! Diese Diskussion stammt aus der Zeit, wo das Ich Chandubhai war, nicht wahr! Jetzt, in der Gegenwart, dagegen ist das Ich das hier [die Reine Seele] geworden. Vom wahren Standpunkt aus gesagt: "Ich bin Reine Seele", vom relativen Standpunkt aus gesagt: "Ich bin Chandubhai." Ist daran irgendetwas problematisch? Von welchem Standpunkt aus sage ich das?

Fragender: Heißt das, dass beide Standpunkte daran beteiligt sind?

Dadashri: Alle Standpunkte. Es gibt so viele Standpunkte. Es gibt jedoch zwei Hauptstandpunkte dabei. Es gibt Standpunkte, die alle 360 Grad umfassen. Bei dieser Gradzahl bin ich sein Schwiegervater, bei dieser Gradzahl bin ich sein Vater, bei dieser Gradzahl bin ich sein Onkel mütterlicherseits.

Do not Ask the Gnani Unnecessarily! p 275

Bitte den Gnani nicht unnötig um etwas!

Gibt es sonst noch etwas, was du fragen möchtest, oder ist es nur das? Ist das alles, was du wissen willst, oder gibt es da noch etwas anderes?

Fragender: Kannst du bitte ein bisschen zaubern oder uns deinen Segen geben, damit wir alle mehr und mehr im Zustand des Wissenden-Sehenden bleiben können. Im Gegenteil, wir werden schließlich sogar zum Bavo. Deswegen bleiben wir am Ende nicht im Gnan.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Es ist so: Beschwert sich bei der Arbeit der Chef nie: "Er kommt zu spät!" Herrje, muss ich solche Segnungen geben! [Das ist, als ob du um Folgendes bitten würdest]: "Mach irgendwas, damit Essen in meinen Mund gelangt, während ich schlafe!"

Verursache keine Behinderungen, indem du [solche] Fragen stellst, das verursacht Behinderungen. Der Dialog sollte so sein, dass er hilfreich ist. Es ist aktuell nicht genug Zeit da, um das Sprechen über unnötige Dinge zu rechtfertigen. Frag jetzt, wenn du etwas Subtiles besprechen möchtest, es lohnt nicht, unnötig Zeit zu verschwenden.

'Du' musst nichts 'machen'. 'Du' musst nur verstehen, wer Mangaldas ist und wer der Bavo ist. Hast du verstanden, wer das Ich ist?

Der, der die Verwirrung hervorruft, all das fällt unter Bavo. Der, der sich an Wut, Stolz, Täuschung und Gier beteiligt, das fällt alles unter Bavo. Hast Du den Bavo erkannt oder nicht? Und obendrein, um was hast du 'uns' gebeten? Obendrein willst du, dass 'wir' noch mehr Segnungen geben! So darfst du gar nicht reden. Es verschwendet unsere Zeit, wenn du um solche Sachen bittest. 'Unsere' Zeit wird verschwendet, Deine Zeit wird verschwendet, und die Satsang-Zeit wird verschwendet.

Clarification of the Bavo and Mangaldas! p 275

Klarheit über den Bavo und Mangaldas

Hast du Mangaldas erkannt? Ein Messer verletzt Mangaldas; der, der blutet, ist auch Mangaldas. Wieso sollte es das Problem von jemand anderem sein? Warum solltest du Mangaldas verhungern lassen?

Fragender: Wer erfährt die Auswirkungen von Hunger? Erfährt Mangaldas sie, oder erfährt sie der Bavo?

Dadashri: Das Vertrautsein mit Hunger existiert bei Mangaldas eigentlich gar nicht. Es ist der Bavo, der alles weiß. Mangaldas besitzt keinerlei Wissen. Angenommen, du hast einen Motor: Wenn ihm das Öl ausgeht, würde der Motor dann in dieser Situation wissen, dass ihm das Öl ausgegangen ist?

Fragender: Stimmt, das würde er nicht.

Dadashri: Wenn Mangaldas etwas isst, nachdem er das Selbst erlangt hat, und Du zu ihm sagst: "Iss, guter Mann, iss langsam, iss so, dass dir dadurch nicht unwohl wird", dann wird auch Mangaldas glücklich sein. Er ist ein guter Mensch!

Wieviel gehört zu Dir, wieviel gehört zum Bavo und wieviel gehört zu Mangaldas? Das, was man mit den Augen sehen kann, mit den Ohren hören kann, mit der Zunge schmecken kann, mit der Nase riechen kann, das gehört alles zu Mangaldas.

Fragender: Mangaldas?

Dadashri: Wenn die Ärzte operieren, wenn ein Schnitt gemacht wird und man ihn sehen kann, dann ist dieser Teil Mangaldas. Tatsächlich kann er das nicht wissen, nur der, der es erfährt kann es wissen, das ist alles der Bavo. Der, der erfährt, wird wütend, das passiert dem Bavo. Mangaldas wird nicht wütend.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Stimmt.

Dadashri: Wut, Stolz, Täuschung und Gier, das gehört alles zum Bavo! Unsere Leute sagen: "Dada, ich bin die Reine Seele geworden, aber ich werde immer noch wütend." ‘Wir’ sagen ihnen: “Es ist der Bavo, der wütend wird, Du wirst nicht wütend.” Deswegen solltest Du zum Bavo sagen: "Mein Lieber, warum erledigst du deine Arbeit nicht auf sanfte Weise, mit Geduld, so, dass es eine Lösung gibt." Sag das, nachdem es passiert ist, aber sag es [auf jeden Fall].

Wenn er sich über jemanden ärgert, dann solltest Du verstehen, und wenn er damit fertig ist, mit dem anderen zu schimpfen, solltest Du zu ihm sagen: "Warum machst du das? Kommt dir das angemessen vor?" Es hat zwei Vorteile, das zu sagen. Der eine ist, dass es ihn gewissermaßen beruhigen wird. Vorher war ja niemand da, der es ihm hätte sagen [mit ihm hätte schimpfen] können, nicht wahr! Er ist es rücksichtslos angegangen. Welches ist der andere Vorteil? Es ist der, dass Du klar getrennt bleibst, diese Energie wird sich in Dir weiter verstärken.

Fragender: Mein Bavo ist heute zu spät zum Satsang gekommen. Mein Bavo ist noch ein bisschen zu Hause geblieben, um sich mit dem Nachbarn zu befassen.

Dadashri: Schimpf nicht mit ihm. Er war zwar zu spät, aber er ist immerhin gekommen, oder? Also schimpf nicht mit dem Bavo. Sag ihm freundlich: "Geh früher los. Du hast die ganze Energie, die ganze Energie!" 'Du' kannst ihm sagen: "Wenn du frühzeitig ankommen willst, dann hast du auch dazu die innere Energie. Warum benutzt du diese Energie also nicht dazu, [früh zum Satsang] zu gehen?" Wenn Du mit ihm schimpfst, wird er kontern und mit Dir schimpfen, im Gegenteil, er wird Dich maßregeln!

Fragender: Er ist sehr schlagfertig.

Dadashri: "Du bist ein Waise. Ich hab immerhin Eltern." – So arrogant wird er kontern. Wenn er sagt: "Du hast weder Vater noch Mutter", was kannst Du dann sagen? Stattdessen ist es besser, Deinen Ruf nicht aufs Spiel zu setzen. [Sag ihm:] "Du bist sehr weise." Sogar, wenn du ein bisschen streng mit ihm sprichst, wird er kontern. So sind die Angewohnheiten des Bavo. [Lobe den Bavo, indem Du ihm sagst:] "In diesem Leben hast du wirklich Glück gehabt, oder? Fühlst du dich so? Die Bilanz unzähliger vergangener Leben ist beglichen worden!"

The Essence of All the Scriptures Lies Within This! p 277

Hierin liegt die Essenz aller Schriften

'Du' hast verstanden, wer der Bavo ist, oder? Es ist nicht notwendig, alle weltlichen Interaktionen mit dem Bavo aufrecht zu erhalten, oder? Deswegen solltest Du Frieden mit ihm schließen, sonst wird er Ansprüche [gegen Dich] geltend machen. 'Du' wirst sechs Monate hierbleiben müssen. Und zusätzlich müsstest Du für die Verhandlung nach einem Anwalt suchen. Es ist besser, Dich stattdessen ganz zu verziehen. Begleiche mit Gleichmut!

Nun, was hat dieser Bavo gemacht? Er hat in seinem Namen das 'Ackerland' für alle anderen Bavos zur Verfügung gestellt. Dabei [In Dir] kommt so leicht keine Arroganz

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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auf, oder? Der Bavo ist ein Bavo. Wie kann da Arroganz entstehen? Das geschieht im Namen des Bavo. 'Du' hast nichts mit ihm zu tun.

Dann gehören also sogar die Kinder zum Bavo. "Meine Kinder!" He, woher kommt denn dieses 'meine'? Die Kinder gehören zum Bavo. Dieses ganze "Mein und Dein, Mein und Dein" ist unnötig!

Also, wenn jemand fragt ["Woher kommst du?"], sagt er: "[Ursprünglich] bin ich aus dem-und-dem Land." Er muss auf jeden Fall die Fahne dieses Landes schwenken [es repräsentieren]. Es ist aber der Bavo, der es repräsentiert, und Du weißt es. Und wenn der Bavo mit anderen aus dem gleichen Land spricht, weißt Du auch das.

Fragender: Weil Leute aus unserem Land hier [in den USA] waren, konnten wir das Gnan erlangen. Deswegen dürfen wir nie vergessen, dankbar dafür zu sein.

Dadashri: Aber wer darf nicht vergessen? Es ist nicht das Ich, es ist der Bavo, der nicht vergisst und der Andere, der zum Nimit (Instrument) dafür geworden ist, ist auch ein Bavo. Beide sind Bavos. In dem Moment, wo er die Worte hörte, hat dein Bavo akzeptiert, dass er nach dem Gnani suchen muss.

'Wir' verstehen einfach so viel: das Ich, der Bavo und Mangaldas. Die gesamten Schriften sind darin enthalten. Mangaldas ist die äußere Form, der Bavo ist die innere Form, und das Ich ist das Selbst. Mangaldas ist der Name, der Bavo ist das relative sich entladende selbst (Pratishthit Atma) und das Ich ist das ursprüngliche Selbst (Muda Atma)! Nur den Bavo kann man als Übergangs-Selbst (Ashkar Purushottam) ansehen, er ist nicht das ursprüngliche Selbst (Muda Purshottam). Das ursprüngliche Selbst (Muda Purshottam) gibt es nur in der vollständigen Form.

Fragender: Vergänglich (Kshar), unvergänglich (Akshar) und absolut (Anakshar) … das hattest du schon mal erwähnt.

Dadashri: Vergänglich (Kshar) ist dieser Chandubhai, und unvergänglich (Akshar) ist es nur von einem bestimmten zu einem anderen Punkt, ansonsten ist es unter allen anderen Umständen der Bavo. Das Ich ist die vollständige Form!

Brahm, Brahma, Bhramit… p 277

Brahm, Brahma, Bhramit …

'Du' selbst bist Bhagwan, Gott, also bist Du selbst tatsächlich Brahm, Gott, und du bist zu Brahma, dem Schöpfer, geworden. Wie bist du zum Schöpfer (Brahma) geworden? Um halb elf Uhr abends sagt dir deine Familie: "Geh jetzt schlafen." Also gehst du in dein Zimmer um zu schlafen. Anderthalb Stunden später fragt jemand: "Warum wirfst du dich immer noch von einer Seite auf die andere?" Was machst du da wohl? Während du dich umherwälzt, was für 'Geschäfte' musst du da begonnen haben? Sieh mal, um halb elf hatten dir alle gesagt, dass du schlafen gehen sollst, sie haben dir grünes Licht gegeben, indem sie gesagt haben: "Geh jetzt schlafen." Und weder beschwert sich jemand darüber, noch hat irgendjemand ein Problem damit, was war denn dann das Thema mit dem Einschlafen? Die Antwort ist: Nein, du bist unter die Decke geschlüpft

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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und bist zum Schöpfer (Brahma) geworden, du hast angefangen, Pläne zu schmieden (Yojna). "Morgen früh mache ich das, ich mache dies und übermorgen …" Du hast also angefangen, Pläne zu machen.

'Du' warst Gott (Brahm), aber als du anfingst, Pläne zu machen, bist du zum Schöpfer (Brahma) geworden, und wenn diese Pläne zur Umsetzung kommen, dann wirst du verblendet (Bhramit). Dann behauptest du schließlich: "Ich bin Chandubhai, ich bin der Schwager dieser Person. Ich bin der Onkel mütterlicherseits dieser Person." Da bist du also verblendet geworden! Es ist genau der gleiche: das Ich, der Bavo und Mangaldas! Man selbst ist Gott (Brahm), man ist genau der, der der Schöpfer (Brahma) ist, und man ist genau der gleiche, der später verblendet (Bhramit) wird!

Personal, Impersonal, and Absolute! P 278

Persönlich, unpersönlich und absolut

Fragender: Alle großen Philosophen haben vom Persönlichen, vom Unpersönlichen und vom Absoluten gesprochen. Kannst du diese drei Wörter bitte erklären?

Dadashri: Was gibt es da zu verstehen? Das Ich, der Bavo und Mangaldas. Mangaldas ist das Persönliche, der Bavo ist das Unpersönliche und das Ich ist das Absolute.

Fragender: Wow, ich muss schon sagen! Das habe ich sehr gut verstanden. Das Ich, der Bavo und Mangaldas.

Dadashri: Alles, was Mangaldas repräsentiert, gilt als das Persönliche. Der Bavo gilt als das Unpersönliche, man bezeichnet das als Egoismus, und das Ich ist das Absolute. Im Absoluten gibt es nur 'ich', das nennt man das Absolute. Dieses 'ich ohne meins' ist das Absolute.

'Ich mit meins' ist Mangaldas, das ist persönlich. Und wenn man weitergegangen ist zu 'ich mit nicht meins' [es gibt zwar im Relativen (Vyavahaar) ein 'meins', aber es gibt kein Gefühl von 'meins' (Marapanu) im Wahren (Nischay)], dann kann man sogar unpersönlich werden. Deswegen ist 'ich mit meins', 'ich mit nicht meins' und 'ich ohne meins' alles, das ist die Lösung dafür.

Der Bavo ist wichtig. Genau wie ein gewöhnlicher Mensch ebenso wie das eigene Selbst (das außergewöhnlich ist) beide ihre eigene Wichtigkeit haben, auf ähnliche Weise ist auch dieser hier wichtig, der in der Mitte, der Unpersönliche. Und [indem man] persönlich wird, wird die eigene Wichtigkeit immer abnehmen. 'Persönlich' bedeutet genau, die eigene Wichtigkeit zu reduzieren! Im Gegenteil, die, die versuchen, ihren eigenen Wert zu erhöhen, verringern ihn am Ende.

Fragender: [Die Begriffe] Jeevatma, Antaratma, und Paramatma sind auf Gujarati wieder und wieder geklärt worden. Im Englischen gibt es nur zwei Ausdrücke: 'ich mit meins' und 'ich ohne meins'. Heute ist ein dritter aufgetaucht. Im Englischen gab es nur zwei.

Dadashri: Ja, aber weil du gefragt hast, ist es herausgekommen. Wenn man fragt, dann wird etwas herauskommen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Also, dann bedeutet 'ohne': "Es ist nicht meins". Auf welcher Grundlage kann das bewiesen werden? Wann wird die Entscheidung "Es ist nicht meins" bewiesen?

Dadashri: Mit Beweisen hat das nichts zu tun. Das sind Zustände der drei. Woher soll denn der Beweis kommen? Ob du ihn von Gott oder von jemand anderem bekommst, wir brauchen ihn dennoch nicht. Aber 'ich mit nicht meins' ist dieser andere Zustand, der Übergangszustand des Selbst (Antaratma). Fragender: Beginnt der Zustand 'nicht meins', wenn das Ich erkannt wird, wenn das Selbst realisiert wird?

Dadashri: Man kann es so sagen, aber solange man das Selbst nicht realisiert hat, wird es nicht helfen, nicht wahr! Außerdem wandert man weiter umher, um das Selbst zu erkennen. Danach verliert man das Interesse an diesen anderen Dingen. Wenn man das Interesse verliert, dann wird man zweifellos das Ziel erreichen, für das man umhergewandert ist, vorausgesetzt, dass es nicht verfälscht worden ist. Wenn es verfälscht worden ist, dann wird man es nicht erreichen. Wenn das Ziel nicht verfälscht worden ist, dann wird es auf jeden Fall erreicht werden. Bis dahin ist es 'ich mit meins'. Nach dem Erlangen des Selbst ist es 'ich mit nicht meins'.

Deswegen ist 'ich ohne meins' Gott, das Absolute Selbst (Paramatma), 'ich mit meins' ist das sterbliche Wesen (Jeevatma), 'ich mit nicht meins' ist das Selbst im Übergangszustand (Antaratma), der Bavo.

Impure Soul Through Wrong Belief! p 279

Unreine Seele durch falsche Überzeugung

Fragender: Unsere Existenz (Astitva) beruht auf der Reinen Seele, die in uns ist. Ist es wahr, dass verschwinden würde, wenn wir aufhören zu atmen?

Dadashri: Die Reine Seele bleibt in der Tat die Reine Seele und ihr geschieht nichts, nicht wahr! "Da ist Reine Seele (Shuddhatma) in diesem Körper." Das Reine wird nie unrein. Es ist die unreine Seele, die atmen muss [um existieren zu können].

Fragender: Die Reine Seele und der Körper – gibt es etwas zwischen den beiden? Gibt es irgendetwas, was dazwischen liegt?

Dadashri: Was ist die Grenze von Chandubhai? Man ist Chandubhai, man ist Reine Seele, und dann gibt es den in der Mitte. Das wahre Reine Selbst bedeutet also: Reine Seele [wahres Selbst], unreine Seele [relatives selbst] und das wirklich Physische [der Körper]. Die Reine Seele ist also permanent. Das Unreine [die unreine Seele] ist nur eine Überzeugung. Wenn diese Überzeugung zerstört wird, wird sie weggehen, das Unreine [die unreine Seele] wird zu Ende gehen und das Physische ist sowieso nicht verantwortlich. Es gibt keine Verantwortung des Physischen, die gesamte Verantwortung liegt bei der unreinen Seele. Die unreine Seele ist 'ich mit meins'. Wut, Stolz, Täuschung und Gier sind die unreine Seele. Das ist nur eine falsche Überzeugung, sonst nichts. Die reine Seele ist korrekt, das Physische ist korrekt, und die unreine Seele ist einfach eine falsche Überzeugung, sonst nichts!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Aufgrund der falschen Überzeugung ist das Physische Chandubhai genannt worden, dem Physischen [Teil] wurde der Name Chandubhai gegeben. Er ist ein Werkzeug, das die Menschen zum Zwecke der Identifizierung nutzen. Die Menschen vergeben Namen, um das Funktionieren weltlicher Interaktionen zu gewährleisten. Der Name wird dem Physischen gegeben. Obwohl also dem Physischen der Name Chandubhai gegeben wurde, hat sich trotzdem die unreine Seele daran angehängt und gesagt: "Eigentlich bin ich Chandubhai." Das ist die erste falsche Überzeugung. Das ist also der Egoismus. Der Name gehört zu ihm (dem Körper), zu Chandubhai, aber man selbst sagt "Ich bin Chandubhai" – das ist Egoismus. Sobald das weggeht, ist der Egoismus weg. Und wenn die richtige Überzeugung "Ich bin Reine Seele" etabliert wird, dann ist es vorbei. Also, wenn 'wir' dir Gnan geben, geht alles weg. Alle falschen Überzeugungen werden zerbrochen, und das Physische bleibt. Dem Physischen wird vergeben. Alle deine Fehler werden dir vergeben, vorausgesetzt, dass Du in den Agnas bleibst!

'Du' bist Reine Seele (das Ich), und das andere, das vermischte selbst (der Bavo, Mishra Atma), ist das, was Du [mit Gleichmut] begleichen musst. Was ist Deine Aufgabe? Sie ist, das vermischte selbst (Mishra Atma) begleichen, und das sich entladende selbst (Nishchetan Chetan, Mangaldas) wird von alleine weiterfunktionieren, natürlich und spontan (Sahaj Bhaave). 'Du' hast keine Kontrolle darüber! Also, hast Du das Ich, den Bavo und Mangaldas verstanden?

As One After Keval Gnan! p 279

Vereint nach dem Absoluten Wissen (Keval Gnan)

Im Relativen (Vyavahaar) sind wir Laguhuttam (der Allerkleinste), aber im Wahren (Nishchay) sind 'wir' Guruttam (der Allerhöchste). Niemand ist 'uns' überlegen! Früher war Gott uns überlegen, aber Er hat 'uns' nachgegeben. Gott hat 'uns' nachgegeben, nachdem er 'unsere' Hingabe (Bhakti) gesehen hat! 'Wir' [der Gnani Purush] und Gott [das ursprüngliche Selbst] sind eins (Ekatar) miteinander, und dennoch sind wir auch getrennt, wir existieren also in beiden Formen. Wenn das Absolute Wissen (Keval Gnan) erreicht ist, wird man (Potey, das sich entwickelnde Ich) in dem Moment dazu. 'Wir' bleiben noch eine Weile 'Dada Bhagwan', 'wir' geben noch ein bisschen anderen die Möglichkeit, Darshan zu machen. Während ‘Dada Bhagwan Na Aseem Jai Jaikar’ gesungen wird, verbleiben wir als Dada Bhagwan. Deshalb erfahren die Leute Glückseligkeit und machen dies und das! Genau jetzt, wo wir mir dir sprechen, sind 'wir' getrennt. Der, der mit dir spricht, ist jedoch eine Tonbandaufnahme, 'wir' sprechen nicht, sondern 'wir' sind der Wissende-Sehende davon.

Fragender: Du hast gesagt: "'Wir' sehen ihn, 'wir' sind getrennt von Gott, und Gott ist getrennt!" Wer ist denn der, der 'wir' sagt?

Dadashri: Der, der 'wir' sagt, ist dieser Teil, der, der bei 356 Grad ist.

Fragender: Ambalalbhai, der Gnani Purush.

Dadashri: Der Gnani Purush. Ambalalbhai ist ein Gnani geworden. Er ist der gleiche: das Ich, der Bavo und Mangaldas.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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‘We’ and ‘You’; Both are Bava! p 280

'Wir' und 'du' – beides sind Bavos

Fragender: Bis jetzt konnte ich es nicht verstehen, wenn die Leute gesagt haben: 'das Ich, der Bavo und Mangaldas'?

Dadashri: Das ist der Grund, warum 'wir' es dir erklären. Wenn Du es aus der Perspektive (Drashti) des Gnani verstehst, dann wird die Erlösung erreicht werden.

Fragender: Dieses Beispiel vom Ich, dem Bavo und Mangaldas ist außerordentlich.

Dadashri: Das gefällt sogar den Mahatmas, nicht wahr! Sie sagen: "Wir sind wirklich der Bavo." 'Du' bist der Bavo, und 'wir' auch. 'Du' bist der zuhörende Bavo, und 'wir' sind der sprechende Bavo. 'Wir' sagen das, damit das unumkehrbare Prinzip (Siddhant) für Dich vollständig [klar] wird. 'Du' hast sogar den Grund verstanden, aus dem 'wir' es sagen. 'Wir' haben gesprochen, während wir das aufmerksame Gewahrsein (Laksha) darüber, wer das wahre Selbst ist, aufrechterhielten. Der Bavo hat definitiv gesprochen, aber [er hat gesprochen] während das aufmerksame Gewahrsein darüber, wer das wahre Selbst ist, aufrechterhalten wurde.

Auf ähnliche Weise gibt es das Ich, dann [gibt es] diesen Chandubhai und dann all das Karma, die Handlungen. Sie mögen alle gleich erscheinen, die weltlichen Interaktionen sind jedoch vollkommen anders. Das Ich ist also der Wissende von alldem. Das Ich ist der Wissende von "Er hat eine gebratene Linsenwaffel (Mathiyu) gegessen." Der, der weiß, wie sie geschmeckt hat, ist das Selbst, und der, der [den Geschmack erfährt], ist das Ego, das ist der Bavo. Sie sind also alle getrennt voneinander. Das sich entwickelnde Ich (Pote) muss getrennt bleiben. Und es ist wahrlich getrennt!

Der, der weiß, ist das Selbst, der, der erfährt (Vede), ist der Bavo. Und der, der isst, ist Mangaldas.

Der, der genießt, ist getrennt und Du bist getrennt. Der, der genießt, ist der Bavo. Der Genuss gehört zum Bavo, und Du weißt es!

Du, Chandubhai, bist der Zuhörer, Ambalal Patel ist der, der spricht, der Gnani ist der Erfahrende, und 'wir' sind der Wissende! Und wie weit ist 'unser' Zuhause [Hu, das Ich, das ursprüngliche Selbst] entfernt? Der Gnani ist 'unserem' Zuhause nahegekommen und Ambalal wohnt neben dem Gnani. Das Ich, der Bavo und Mangaldas!

The Eater, the Experiencer and the Knower… p 281

Der Essende, der Erfahrende und der Wissende …

Der Essende ist getrennt, derjenige der das Essen zum Mund führt, ist getrennt, derjenige, der kaut ist getrennt, der Erfahrende (Vedak) ist getrennt, der Erleidende der Erfahrung ist getrennt, Du, der Wissende bist getrennt …

Fragender: Wer sind die alle im Einzelnen? Wer ist der Essende?

Dadashri: Kann dieser Tisch essen?

Fragender: Nein.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Derjenige, der essen kann, isst. Der Essende ist vom ganzen Rest getrennt, Du bist nicht er. Der Essende ist getrennt von Dir. Dann ist der, der das Essen zum Mund führt, getrennt. Zusätzlich ist es die Hand, die das Essen zum Mund führt. Wir haben mit den anderen Leuten, die das Essen zur Verfügung stellen, nichts zu tun. Eigentlich ist es jedoch das hier [die Hand], was berücksichtigt wird, es ist die Hand, die das Essen so zum Mund führt. Es gibt also den Essenden und den, der das Essen zum Mund führt – das sind schon mal zwei, nicht wahr?

Fragender: Ja.

Dadashri: Dann ist [der Dritte,] der Kauende getrennt, die zweiunddreißig Zähne übernehmen das Kauen. Derjenige, der die Erfahrung erleidet, ist dann der Bavo im Innern. Ah! Sagen wir, es wird ein 'hochklassiges' Dessert serviert, dann [fühlt er]: "Ja … das wird mir schmecken!" Und wenn etwas Bitteres serviert wird, dann erleidet er diese Erfahrung (Vede), das heißt, es schmeckt ihm nicht. Eine Empfindung von Freude oder Schmerz (Vedana) wird unweigerlich aufkommen, oder? Wenn bittere Sachen kommen, kann er es nicht ertragen, und wenn süße Sachen kommen, genießt er sie. Das nennt man also Vedakta, die Leidens-Eigenschaft des Prakruti (Nicht-Selbst-Komplex). [Das ist] Der, der die Erfahrung des Bitteren und des Süßen [Geschmacks] erleidet. Der Wissende weiß, wie der die Erfahrung Erleidende leidet. Ich selbst bin der Wissende, und der, der die Eigenschaft des Leidens besitzt, ist der Gnani. Fragender: Der Gnani? Hast du ihn nicht gerade als Bavo bezeichnet? Ist der, der die Eigenschaft des Leidens hat, nicht der Bavo?

Dadashri: Solange man der Bavo bleibt, existiert die Eigenschaft des Leidens. Solange der Gnani ein Bavo ist, existiert die Eigenschaft des Leidens. Der Wissende dagegen ist das ursprüngliche Selbst (Muda Purush), die wahre Form als das absolute Wissen (Keval Gnan Swaroop). Er bleibt im Zustand des Wissenden, im Wissen, und wer bleibt der, mit der Eigenschaft des Leidens?

Fragender: Der Gnani. Dadashri: Ja, der Gnani!

My-ness is of the Bavo! p 281

Das Gefühl 'das ist meins' gehört zum Bavo

Fragender: Das Ich ist selber das Grundlegende, oder?

Dadashri: Ohne Ich gibt es keine Befreiung, oder! Wir wollen uns zurückziehen, dann wird nicht einmal mehr das Ich gebraucht. Du bist als Ich [in das weltliche Leben] eingetreten, also musst du auch als Ich wieder hinausgehen. Das Erste war das Ich, "Ich bin" (Aham) und dann hat das Gefühl "das ist meins" (Mamata) daran angedockt. Das Gefühl "das ist meins" gehört zum Bavo. Im Moment des Loslassens des Gefühls "das ist meins", ist es der Bavo, und im Moment des Zunehmens des Gefühls "das ist meins" ist es auch der Bavo.

Wenn man diese Metapher versteht, dann kann man seine Arbeit vollenden.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The Prayer to the Pure Soul is Done by the Bavo! p 282

Das Gebet an die Reine Seele wird vom Bavo gemacht

'Du' verbleibst als der Bavo und sagst Deinem Ich (Dada Bhagwan, dem Lord im Innern): "Oh, Dada Bhagwan, lass diesen Gnani Bavo (den Gnani Purush Dadashri) noch vier bis fünf Jahre in diesem Körper verbringen, damit die Arbeit all dieser Menschen getan werden kann.

Fragender: Ja, gib Dada ein langes Leben.

Dadashri: Dieser Umstand [des Gnani] wird nicht wieder entstehen, deshalbt betone ich das so. Dieser Umstand ist der allerhöchste Umstand. Er wird nicht wieder entstehen, deshalb sagen 'wir' das immer und immer wieder – weil du das nicht erkennst, aber ich weiß, wie dieser Umstand ist!

Wer sagst das hier? Mangaldas (A. M. Patel) sagt das. Er spricht darüber, wie dieser Bavo (der Gnani Purush) ist! Wenn Du mit dem, was der Gani Bavo sagt, in Übereinstimmung bleibst, dann wirst du die Überfahrt schaffen! So ist dieser Gnani Bavo wirklich!

Fragender: Dada Bhagwan kann tun, was immer er will!

Dadashri: Aber sprichst du über den Bavo? Es ist nämlich so, dass der Bavo das nur tun kann, wenn es Gott gefällt, oder? Das 'Tun' ist Aufgabe des Bavo, aber wem muss man gefällig sein?

Fragender: Dada Bhagwan muss man gefällig sein.

Dadashri: Nähre daher diese Absicht.

Fragender: Ja, Dada. Wenn alle beten, dann wird die Arbeit vollendet werden.

Now the State of the Bavo is to be Settled! p 282

Jetzt muss der Zustand des Bavo beglichen werden

Lasst und über Chandubhai sprechen. Wer übernimmt das Sprechen? Vyavasthit, nicht der Bavo [Die Tonbandaufnahme ist von Vyavasthit abhängig, nicht vom Bavo]. Wer ist der Wissende? Es ist das Ich. Nun lasst uns reden.

Der physische Teil ist Chandubhai, er ist Mangaldas. Bleiben noch der subtile und der kausale Teil, die gehören beide zum Bavo, und das Ich ist die Reine Seele. Das Ich, der Bavo und Mangaldas. Das ist 'unsere' gesamte Wissenschaft, Akram Vignan. Der Zustand des Bavo (Bavopad) muss beglichen (Nikaal) werden. Wenn Du den Zustand des Bavo begleichst, den du aus dem letzten Leben mitgebracht hast, wir das hier (der Bavo) rein. Aber Chandubhai bleibt noch bei Dir, oder? Und selbst der Ingenieur bleibt bei Dir, oder? 'Du' musst ihn mit Gleichmut begleichen (Sambhaave Nikaal). Mangaldas und der Bavo – sie sind beide voneinander getrennt, und das Ich ist getrennt. 'Du' musst sie fortan als Nachbarn bei Dir behalten, nicht wahr! 'Du' wirst sie beide begleichen müssen, nicht wahr! Es ist ja nicht so, dass es annehmbar ist, Konflikte mit deinen Nachbarn zu haben!

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Fragender: Eigentlich ist es Chandubhai, der mit Gleichmut beglichen werden muss, oder?

Dadashri: Genau, Chandubhai!

Fragender: Das heißt, es ist nicht der Bavo, der mit Gleichmut beglichen werden muss, sondern Chandubhai, oder?

Dadashri: 'Du' musst auch den Ingenieur begleichen. Dieser Chandubhai ist wahrlich der Ingenieur, nicht wahr! Chandubhai, der Ingenieur, muss beglichen werden, nicht einfach nur Chandubhai allein, sondern auch der, der der Ingenieur ist. Gleichmut (Sambhaav) heißt weder Freundschaft noch Feindschaft. Chandubhai ist nicht dein Feind. Er ist eine Wesenheit, die wir entstehen lassen haben. Wir haben ihn entstehen lassen, nicht wahr? Der Fehler liegt bei uns, oder?

Hast Du [das Konzept] 'Das Ich, der Bavo und Mangaldas' richtig verstanden? 'Du' hast einen Bavo, oder?

Fragender: Ja, Dada. Es ist wirklich der Bavo, der beglichen werden muss, richtig!

Dadashri: Würdest Du nicht wissen, wie der Bavo ist? Wie ist die dem Bavo innewohnende Natur? Der Wissende weiß das. Der Bavo dreht sich seiner Natur gemäß weiter im Kreis, und der Wissende weiß das. "Er ist derjenige, der das-und-das gemacht hat."

Fragender: Dann muss 'ich' jetzt also weiter den Bavo bereinigen, oder?

Dadashri: Ja, sonst wird er Dich nicht frei werden lassen, nicht wahr! Er wird Ansprüche geltend machen. Was würde passieren, wenn er dich beim Bundesgericht verklagen würde? 'Du' weißt, wie Du das alles machen musst. 'Du' weißt, wie Du frei werden kannst, genauso, wie [Du weißt, wie] Du gebunden wirst. Durch Unwissen über das Selbst (Agnan) bist Du gebunden worden. Da Du keinen Vorteil aus ihm ziehst, nachdem du gebunden wurdest, gibst Du ihn wieder frei.

'Du' wirst dich definitiv mit ihm vertragen, Du musst dem Bavo gefällig sein. Wenn er nichts Gutes zu essen bekommt, dann wird er die ganze Nacht lang wach bleiben. Wenn Du den Bavo erkennst, dann wirst Du nicht zum Bavo werden.

Fragender: Das stimmt.

Dadashri: Wenn der Bavo sich nicht angewöhnt, gutes Essen zu essen, dann werden keine Schwierigkeiten auftreten. Als erstes wird man zum Bavo und entwickelt eine Angewohnheit, gutes Essen zu essen. Dann wird diese Gewohnheit sogar noch stärker. Jetzt bist Du aus dem Bavo herausgekommen und bist in das Ich gelangt!

Arrived at the Absolute Self’s Porch! p 283

An der Schwelle des absoluten Selbst angekommen

Hat diese Überzeugung richtig gepasst oder was? 'Du' bist getrennt vom Bavo, [Du bist] der Reine, und die wahre Form, die zu hundert Prozent rein ist, ist Gott! Dieser Prozentsatz wird jetzt nach und nach größer werden, wenn Du in den Agnas bleibst. Jetzt, wo Du aufgehört hast, den süßen Saft des Handelnder-Seins (Garvaras) aus

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Aktivitäten zu ziehen, steigt dieser Prozentsatz an. Wenn man sich dem Vergnügen hingibt, das mit dem Handelnder-Sein einher geht, dann wird sich die Punktzahl [der Prozentsatz] nicht erhöhen. Man bleibt, wo man ist, im Gegenteil, man steckt Schläge ein. Das liegt daran, dass man das 'gegessen' hat, was nicht zum 'Essen' bestimmt war. Man hat das 'gegessen' was dazu bestimmt war, erbrochen zu werden!

Fragender: Dada, du sagtest: "Das ist der Bavo, Du bist getrennt von ihm, und das, was zu hundert Prozent rein ist, ist Gott." Außerdem ist dieser Mangaldas definitiv auch da.

Dadashri: Mangaldas war schon da.

Fragender: Ja, also gibt es vier?

Dadashri: Nein, nicht vier. Es gibt nur drei. Die dritte Station ist eine lange Station. Das bedeutet, dass ihr Ausgangstor sehr lang ist. Man kann es nicht als vierte Station oder neue Station betrachten. Eine Station fängt vielleicht hier an und könnte so lang sein, dass sie sich bin zu hundert Yards ausdehnt, oder bis zu hundert Meilen. Sie würde jedoch von da an, wo sie beginnt, als Station betrachtet werden, nicht wahr?

Fragender: Ja.

Dadashri: Man kann herauskommen, wenn das Tor [der Ausgang] kommt. Gott steht am Tor.

Fragender: Ja.

Dadashri: In dem Moment, wo man das Tor berührt, wird man Gott. Also, kannst Du das als eine [Station] betrachten oder als zwei? Nur eine. Und das andere muss man im Verstand verstehen, dass die Station der Reinen Seele gekommen ist. 'Du' bist Reine Seele geworden. Weil es eine ganz schön lange Strecke zurückzulegen gibt, werden wir Fortschritte machen, während wird Tee trinken [genießen].

The Realms of the Non-self and the Self! p 284

Die Bereiche des Nicht-Selbst und des Selbst

Egal, wie verrückt oder wie weise du dich verhältst, aber das ist der Bavo. He, du Verrückter, warum springst du so viel herum! "Ich bin der Bavo und du bist die Bavi [weibliche Form von Bavo]" … Was hast du da für ein Drama angefangen? Heirate von jetzt an nie wieder, dein ganzes Leben lang nicht, in keiner Lebenszeit.

Fragender: Ich will nicht heiraten. Dadashri: Ist die gesamte illusionäre Anhaftung (Moha) verschwunden? Und was auch immer noch da ist, das wird sich auch auflösen.

Fragender: Dada, da ist noch welche da. Bitte entferne sie für mich. Dadashri: Nein. Es ist jedoch im Bavo, Du musst wissen, dass noch so viel illusionäre Anhaftung (Moha) im Bavo übrig ist. 'Du' solltest uns das offenlegen.

Hast Du das 'Gebiet' des Bavo gesehen?

Fragender: Ich habe es gesehen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Alles, was in diesem 'Gebiet' existiert, gehört tatsächlich zum Bavo. Manche Dinge in diesem 'Gebiet' gehören zu Mangaldas, und der Rest gehört zum Bavo. 'Das, was Deins ist', ist in Deinem eigenen Bereich (Kshetra). 'Du' bist nicht in diesem 'Gebiet'. Du bist in Deinem eigenen 'Gebiet'. Chandubhai gehört zu dem anderen Bereich [der nicht Deiner ist]. Der, der Angst (Bhay) hat, ist er.

Hast du verstanden, wer der Bavo ist?

Eine Dame sagte: "Ich bin eine Frau, aber ich bin nicht der Bavo, oder? Eine Frau kann ja sicher kein Bavo [in diesem Falle männlich] sein, oder?" Was können 'wir' sagen, wenn jemand so etwas fragt? "Wenn du kein Bavo bist, dann musst du wohl eine Bavi sein?" Du bist eigentlich eine Bavi [das heißt auf Gujarati auch 'zweiundzwanzig'], oder? Aber die kann nicht zur Dreiundzwanzig werden, oder? Das kann sie nicht, oder? Bavi [hier: Zweiundzwanzig] kann nicht zur Dreiundzwanzig werden! [Dada sagt das hier im Spaß.]

Fragender: Nun, Dada, die drei – das Ich, der Bavo und Mangaldas – sind an ihrem eigenen Ort etabliert. Für alle drei ist die Grenzlinie gezogen worden. Dadashri: Genau: Welches 'Gebiet' gehört wem? Du hast jetzt ihre Grenzen und all das verstanden und gesehen.

Ultimately One Prevails as the Bavo, not the Bavi! p 284

Letztendlich bleibt man der Bavo, nicht die Bavi

Jemand mag vielleicht sagen: "Ich bin so eine Reine Seele, dass nichts mich berührt." Derjenige, der das sagt, ist der Bavo. 'Wir' [alle Mahatmas] sind tatsächlich Reine Seele, aber würde der Zustand der Reinen Seele vorhalten, wenn man zum Bavo würde? Man wird noch verwirrter werden! Ein Mann sagte einmal: "Ich habe durch Dada die Reine Seele erlangt, nichts wird mich berühren." Als 'wir' das erfuhren, haben 'wir' ihn zu 'uns' gerufen. 'Wir' fragten ihn: "Ist der Bavo schon vollkommen aufgebraucht? Derjenige, der nicht die [absolute] Reine Seele geworden ist, ist der Bavo, also bist Du, als der Bavo, vollständig aufgebraucht worden?"

Fragender: Nein. Dadashri: Auch 'wir' [der Gnani] gelten als Bavo! Wenn vier Grade fehlen, selbst wenn nur einer fehlt, dann kann das Ich nicht [vollkommen] rein werden. Damit hat sich der Bavo dieses Mannes beruhigt, also sagt er: "Ich werde so nicht wieder reden." Denn: Ist der Bavo vollkommen aufgebraucht?

Fragender: Nein. Dadashri: Das Ego wird also nicht berauscht werden [sich überlegen fühlen]. Um das Ego aufzulösen, muss der Bavo komplett aufgebraucht werden. So eine wunderbare Methode! Wenn hierüber ein Buch geschrieben würde, dann wäre die eigene Arbeit getan, oder?

Fragender: Das wäre sie, Dada. Dadashri: Weltliches Leben (Sansaar) bedeutet: das Ich, der Bavo und Mangaldas.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Selbst 'uns' betrachtet man als Bavo, und Du wirst auch als Bavi betrachtet. 'Du' bist von der Macht des Bavi (Bavipanu) noch nicht frei geworden, und 'wir' sind von der Macht des Bavo (Bavopanu) noch nicht frei geworden. Wenn der Bavo 360 Grad erreicht, dann wird das Ich frei, es wir befreit!

Solange der Bavo bei 356 Grad ist, müssen 'wir' sagen: "Ich bin getrennt", oder? Sagen 'wir' Dir das nicht? Deswegen [sind 'wir'] auf jeden Fall der Bavo! Niemandem sonst müsste man das sagen. Ansonsten würden die Leute fragen: "Wie kommt es, dass du ein Bavo bist?" Im Gegenteil, Menschen, denen es an Verstehen mangelt, werden Fehler binden. 'Du' musst verstehen, wer Du selber bist, dass Du letztendlich der Bavo bist.

Fragender: Nun wird dieser Bavo tatsächlich zum Bavo, er versucht nicht, eine Bavi zu werden. Das ist etwas sehr Gutes, das passiert ist. Er bleibt Bavo, nicht Bavi. Wenn er versucht, eine Bavi zu werden, dann sagt die Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst): "Komm schon, bleib ein Bavo." Die Bavi ist genau die, die zur Frau wird, nicht wahr! Wenn der Bavo eine Bavi wird, dann beginnt das Frausein (Stripanu) zu dominieren. Da haben jetzt die Frauen einen tollen Schlüssel bekommen, Dada. Da muss man es erwischen, an diesem grundlegenden Punkt! Dadashri: Alle Frauen haben diesen [Dadas] Bavo verstanden.

Dieser [Dadas] Bavo ist sehr streng mit Dir. Sehr streng, aber wenn er Dich schilt, sagen 'wir' ihm: "Du alter Mann, du bist so-und-so." 'Wir' können das alles als getrennt sehen, das Gesicht, die Ausdrücke und alles – wir können das alles klar sehen …

Fragender: Dada, du kannst alles sagen, aber sag nicht 'alter Mann'. Dadashri: 'Wir' werden nicht so reden.

Fragender: Bitte sag das nicht, besonders, weil du nämlich überhaupt nicht so aussiehst. Dadashri: 'Wir' machen nur Spaß.

Fragender: Nein, bitte mach nicht solche Späße. Dadashri: 'Wir' machen mit den Mahatmas Spaß. Die Mahatmas wären überrascht: "Was sagt Dada da?" Aber 'wir' werden das nicht mehr sagen.

Fragender: Die Mahatmas sagen, dass Dada aussieht wie achtundzwanzig. Dadashri: Aber jetzt sagen 'wir' das nicht mehr.

Ich, der Bavo [den man] Mangaldas [nennt]. Du kannst es sogar andersherum schreiben. Es ist einfacher, es ist besser: Ich, Mangaldas, der Bavo.

Fragender: Dada, Ich, der Bavo [den man] Mangaldas [nennt], klingt besser. Dadashri: Ja, diese Metapher.

Fragender: Alle haben sich daran gewöhnt, das ist die exakte Reihenfolge. Dadashri: Wenn sich alle daran gewöhnt haben, können wir das gleiche weiter benutzen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Ja, Mangaldas ist berühmt geworden, wer würde sich sonst nach Mangaldas erkundigen? So viele Menschen, die Mangaldas heißen, sind geboren worden und gestorben, oder? Dies ist eine gute Methode.

Es gibt so viele Beispiele über Beispiele … dieses Verstehen ist so, dass es passen wird. 'Du' hast verstanden, oder? Wer ist der Bavo und wer ist die Bavi? Und …

Fragender: Ja, ja. Dadashri: Jahrelang hat der Bavo ganz umsonst verrückt gespielt. Ist er [jetzt] glücklich oder nicht?

Fragender: Ja, Dada, er ist jetzt anhaltend glücklich!

Life Becomes Filled with Fragrance! p 286

Das Leben wird von Duft erfüllt

Dadashri: Wer ist dieser Bavo? Er tut dies und das im weltlichen Leben, er schlägt das Kind, er gibt dem Kind eine Ohrfeige, das ist alles der Bavo. Wer ist dagegen das Ich? Die Reine Seele. 'Du' [das Selbst] musst da also herauskommen, aus dem Bavo. Lass den Namen bleiben, wie er ist. Für 'uns' bleibt also der Name Ambalal erhalten. 'Wir' sind aus dem Bavo herausgekommen, und durch das Bisschen Als-Bavo-Verweilen, das noch übrig ist, mischen 'wir' uns ständig im Sinne der Erlösung ein (Khatpat). Warum machen wir das (Khatpat)? Damit Du die gleiche Glückseligkeit erfahren kannst, die ich erfahre.

'Du' musst nicht länger die Glückseligkeit, an die der Bavo geglaubt hat, 'schmecken', oder?

Fragender: Nein. Dadashri: Solange du der Bavo warst, hast du sie 'geschmeckt'. Aber jetzt ist dieser Bavo zu Ende gegangen, nicht wahr! Wenn der Bavo den Wunsch hat, das Glück zu 'schmecken', sagt ihm: "Du bist ein sehr guter Mann, du bist der beste, aber du bist der Bavo, und für mich sind wir beide, du und ich, voneinander getrennt, wir sind nicht eins. Wie kann ich mich also jetzt einmischen? Unternimm du deine Anstrengungen!" Was auch immer du [in der Vergangenheit] letztlich als Bavo 'geschmeckt hast, ist etwas anderes, es ist vergangen. Aber was jetzt?

Jetzt musst Du schön dein Leben leben, also solltest Du dem aktuellen Bavo, der bei Dir ist, sagen: "Leb dein Leben wie ein Räucherstäbchen." Was ist während der ganzen Lebensspanne des Räucherstäbchens seine Aufgabe? Es verbrennt sich selbst, um anderen Glück zu schenken. Deswegen ist es kein vergeudetes Leben. Es wird gut und rein geführt. Erkläre ihm das: "Sei wie ein Räucherstäbchen." Und es ist möglich, das Leben wie ein Räucherstäbchen zu leben. Der aufgefüllte [karmische] Bestand ist so, dass die Menschen voller Duft sind.

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Now There is Assurance of Liberation! p 286

Jetzt gibt es Gewissheit für die Befreiung!

Fügen sich die Bindeglieder zusammen oder nicht?

Fragender: Die Bindeglieder fügen sich zusammen. Dadashri: Das, was wir als Verbindung bezeichnen.

Fragender: Die Verbindungen werden verifiziert. Die Bindeglieder werden gefunden. Alle Bindeglieder passen zusammen. Dadashri: Sie werden in der Tat zusammenpassen. Das nennt man Gnan (Wissen). Wenn sie an zehn Punkten zusammenpassen und an vier anderen nicht, dann kann man das nicht Gnan (Wissen) nennen. Wenn Du es allerdings nicht verstehst, dann ist das etwas anderes. Aber wenn Du es verstehst, dann ist es nützlich, oder?

Das Wissen (Gnan), das du in keinem deiner vorherigen Leben erlangt hast, ist erreicht worden, und es fügt sich alles für Dich. Mit Beispielen und Schlussfolgerungen aus "Wer bin ich? Wer ist der Bavo? Und wer ist Mangaldas?"

'Du' hast den Bavo gesehen, Du hast auch Mangaldas gesehen. Jetzt bist Du bei Dir Selbst angekommen. Nach wie vielen Jahren!

Wenn man in das Ich gelangt, dann ist das Ziel von Akram Vignan erreicht! Hast Du das richtig verstanden? Von jetzt an solltest Du in dem bleiben, was Deins ist, bleib im Ich. Du bist sowieso die ganze Zeit über der Bavo gewesen! Du bist viele Tage lang der Bavo geblieben. Du bist kritisiert worden, du hast geheiratet, manches tat dir leid – tat dir nicht manches leid?

Fragender: Wir waren vollkommen im Relativen abgetaucht. Dadashri: Vollkommen heißt: Du warst schon abgetaucht, aber es war so, dass du es genossen hast, selbst wenn das bedeutet hätte, dass du noch zweimal so tief eintauchst. Das hat sich gerade erst geändert, oder?

Fragender: Ich habe den Weg gefunden, also werde ich rauskommen, davon bin ich innerlich überzeugt. Dadashri: Diese Gewissheit ist eingetreten! Du hast Glück! Der, der diese Tatsache versteht, wird Erlösung erreichen.

Wenn jetzt jemand außerhalb [von Akram Vignan] ein Gnani werden würde, würde er in seinem Verstand weiter denken: "Ich bin ein Gnani." Selbst abends würde er von diesem Ego berauscht einschlafen. [Dieser] Ego-Rausch taucht bei allem auf [, was er tut]. Er würde also selbst abends berauscht einschlafen. Auch dabei wird er schlussendlich große Reue verspüren. Tatsächlich ist das der Bavo, der Bavo! Was hast Du davon? 'Du' bist getrennt, Du bist eigentlich die Reine Seele.

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If the Bavo is Pure, Then the ‘I’ is Pure! p 287

Wenn der Bavo rein ist, dann ist das Ich rein

Für das Wahre musst Du nichts tun. Wenn Chandubhai zumindest so viel macht [Vidhis, lesen, Samayik, Pratikraman], dann fängt das Relative an, rein zu werden. Und wenn das Relative rein wird, bedeutet das, dass der Bavaji rein wird. Momentan kann man den Bavaji nicht als vollkommen rein bezeichnen. Wenn der Bavaji komplett rein wird, dann wird das Ich rein, vollkommen rein. Selbst das Ich wird Gott werden!

Aktuell hat das Ich die Form von Wissen (Gnan Swaroop), dann wird sich das Ich als wahre Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop) manifestieren! Das ist also genau das, was bei Dir etabliert worden ist. Dieser Bavo wird immer reiner, und erst, wenn das Ich rein wird, wird das Ich vollkommen!

Fragender: Dann wird das Ich zur wahren Form als Wissenschaft. Dadashri: Solange es spricht, hat es die wahre Form als Wissen.

Fragender: Ja, solange das Ich spricht, ist es Wissen. Das Ich hört weiter zu und das Wissen spricht weiter. Dadashri: Später, wenn das Wissen auch aufhört zu sprechen, ist es Wissenschaft, Vignan. Vignan bedeutet, dass es danach keinen Lärm oder kein Geräusch mehr gibt, es gibt Vollkommenheit, den Absoluten Zustand!

Fragender: Bei 360 Grad wird es also als die wahre Form als Wissenschaft bezeichnet! Dadashri: Ja. Nach dem Erreichen von 360 Grad sind keine Worte mehr da.

Fragender: Während also das Wissen spricht und das Ich zuhört, erhöhen sich die Gradzahlen weiter. Dadashri: Sie erhöhen sich immer weiter.

Solange Worte da sind, sind 'wir' der Bavo. Aber das Wort ist anders, das ist im Relativen [so] – und ihm Wahren ist es reine Wissenschaft. 'Wir' sind auf beiden Seiten. Die eine ist die Wissenschafts-Form (Vignan Swaroop), und die des Bavo ist die Wissens-Form (Gnan Swaroop). Gnan ist relativ und Vignan ist wahr. Sobald 'unser' relativer Teil zu Ende geht, wird der andere vollständig werden. Das Relative wird in ein oder zwei weiteren Lebenzeiten zu Ende gehen, und so wird dieser andere [Teil] vollständig werden. 'Wir' sind also definitiv Wissenschaft (Vignan, wir haben die wahre Form der Wissenschaft), aber gegenwärtig hat der Bavaji die wahre Form von Wissen. Ich, der Bavo und Mangaldas.

Fragender: Hat das Ich immer die Form des Bavo? Dadashri: Nein, der, der glaubt: "Ich bin Mangaldas" hat die Bavo-Form. Hast du das verstanden? So ist es!

Fragender: Also, wenn es so im Relativen passiert, wie ist es dann im Realen? Dadashri: Das Ich ist das Reale. Das ist das ultimative Wissen. Worte zu sprechen, das ist das ultimative Wissen. Keine Worte zu sprechen, das ist Vignan, Wissenschaft. Im Relativen ist also das Wissen "Wer bin ich" das allerhöchste Wissen, und Mangaldas ist

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vollkommen relativ. Mangaldas ist ohnehin immer da, und der Bavo entwickelt sich immer weiter.

Fragender: Der Bavo entwickelt sich immer weiter, aber das Ich bleibt eigentlich das gleiche, oder? Dadashri: Das Ich bleibt eigentlich das gleiche.

Fragender: Und wenn das Gnan vollständig wird, wenn der Bavo vollständig wird, betrachtet man danach das Ich als Vignan Swaroop – es hat die Form von Wissenschaft. Dadashri: Solange der Bavo bei 99 Prozent ist, hat das Ich die Form von Wissen (Gnan Swaroop), und wenn der Bavo 100 Prozent erreicht, wird das Ich zur Wissenschaft.

Fragender: Das Ich ist zur Wissenschafts-Form (Vignan Swaroop) geworden. Dadashri: Solange man spricht, ist das Ich der Bavo.

Fragender: Aber heißt das, solange das Sprechen anhält, wird das Ich nicht zur Wissenschafts-Form (Vignan Swaroop)? Dadashri: Bis dahin, hat das Ich die Form von Wissen (Gnan Swaroop). Im Realen aber hat das Ich die Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop). Fragender: Also, die Form von Wissen (Gnan Swaroop) betrachtet man als die Form, wenn Worte gesprochen werden, was bedeutet, dass Sprache herauskommt. Wo ist denn das Ich in dem Moment? Dadashri: Bis dahin hat das Ich die Form des Bavaji. Fragender: Mangaldas bleibt also komplett auf einer Seite zurück. Dadashri: Ja, Mangaldas kann sich überhaupt nicht ändern. Er ist der, der das Namensschild (Naam Dhaari) trägt.

Fragender: Ja, er trägt das Namensschild. Und das Verständnis des Bavo entwickelt sich immer weiter. Dadashri: Es entwickelt sich immer weiter. Alle diese Mahatmas gelten als Bavos, weil sie sagen, dass sie den relativen Namen nicht als ihren eigenen akzeptieren, und im Wahren sind sie der Bavo.

Fragender: Okay. Man wird also frei vom Relativen und erreicht die Bavo-Form, und diese Bavo-Form entwickelt sich dann so lange weiter, bis man das Wahre erreicht, ist es das? Dadashri: Man wird zum Wahren.

Man selbst fängt allmählich an zu verstehen. Man ist definitiv frei vom Mangaldas-Zustand geworden. Jetzt bleiben noch das Ich und der Bavo.

Fragender: Jetzt [bleiben] noch das Ich und der Bavo, hilft denn dann das Ich dem Bavo dabei, das Wissen (Gnan) zu vergrößern? Dadashri: Nein. [Das Selbst in Form von absolutem Wissen ist einfach nur Licht.]

Fragender: Wie vergrößert sich denn dann das Wissen (Gnan) des Bavo?

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Dadashri: Dass passiert, wenn das Karma abgetragen wird, wenn die Akten beglichen werden. Und wer begleicht das? Vyavasthit (die sich bedingenden Umstände).

Fragender: Vyavasthit begleicht, das ergibt Sinn. Das heißt, dass das Begleichen dann weiter geschieht, wenn die Dinge zu ihrer Zeit zusammenkommen. Dadashri: Das Begleichen der Wirkung läuft tatsächlich schon. [Neue] Ursachen werden nicht mehr erschaffen.

At Three Hundred and Sixty, the ‘I’ and the Bavo are One! p 289

Bei 360 Grad sind das Ich und der Bavo eins

Wenn 'wir' sie fragen: "Wer hat gesprochen?", antwortet sie: "Niru hat gesprochen." Auf Grundlage [dieser Antwort] hat sie [der Bavo] das Wissen der Trennung erlangt und danach macht Niruben Pratikraman.

Genauso musst Du zu 'uns' sagen: "Es ist dieser Chandubhai, der gesprochen hat." Das heißt also, dass man sagen kann, dass Dein Wissen bestanden hat. Das ist tatsächlich die Art, wie wir hier sprechen. Diese Instanz ist der, den 'wir' als den Bavaji bezeichnen. Das Ich, der Bavo und Mangaldas! Mangaldas besteht bis zu einem bestimmten Punkt. Jenseits davon ist er der Bavo.

Fragender: Gibt es das Ich bis zu einem bestimmten Punkt? Dadashri: Nein. Bei 356 Grad ist man der Bavo, 357, 358, 359. Bis 359 gilt man als Bavo. Bei 360 Grad wird man das Ich. Das [wahre] Ich ist also tatsächlich die Reine Seele, aber selbst dieser Bavo ist das Ich geworden. Beide haben 360 Grad erreicht, aber bis dahin ist man der Bavo.

Schreib dir das auf: "Vom relativen [Standpunkt aus], ist er innerhalb von 200 [Grad]. Vom relativen Standpunkt bedeutet Chandubhai. Vom wahren [Standpunkt aus] ist er bei 303 [Grad].

Who is at Which Degree? p 289

Wer ist bei wieviel Grad?

Fragender: Du hast gesagt, dass Chandubhai bei 200 Grad ist, und im Wahren ist er bei 303 Grad. Also, Dada, sollten wir nicht sagen, dass er im Wahren bei 360 Grad ist? Dadashri: Stimmt, im Wahren ist er bei genau 360 Grad. Fragender: Wer hat denn dann 303 Grad erreicht? Dadashri: Es ist der, der versucht das Wahre zu werden. Das Wahre, genau das, was 'wir' gesagt haben: "In der ursprünglichen Form (als Reine Seele) bist Du eigentlich das Wahre." Jetzt versuchst also Du (der Gnani Bavo) das Wahre zu werden. Jetzt willst du wirklich zum Wahren werden.

Fragender: Aber wer, Dada? Chandubhai ist ja Chandubhai. Dadashri: Der, der das Relative war.

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Fragender: Mein Verständnis ist, dass das Relative Chandubhai ist, er ist bei 202 Grad und das Wahre ist das Ich, das bei 360 Grad ist. Dadashri: Aber das stimmt auf jeden Fall!

Fragender: Also, wer ist bei 303 Grad? Dadashri: Es ist der, dessen Überzeugung ist, dass er bei 360 Grad ist, aber in seinem Verhalten ist er bei 303 Grad.

Fragender: Okay, gut. Er ist in Bezug auf sein Verhalten bei 303 Grad Dadashri: Ja.

Fragender: Aber Dada, wessen Verhalten ist das? Ist es das von Chandubhai oder …? Dadashri: Es ist das desjenigen, dessen Verhalten sich weiter verbessert hat.

Fragender: Ist das Chandubhai, oder wer ist das? Dadashri: Der, der Chandubhai war. Er war nicht wirklich Chandubhai, aber hat: "Ich bin Chandubhai" für das Richtige gehalten, und jetzt, wo er sich in diese Richtung [Richtung Selbst] weiterentwickelt hat, hält er das auch für richtig.

Fragender: Heißt das, dass Chandubhai 303 Grad erreicht, oder bleibt Chandubhai bei nur 202 Grad? Dadashri: Der ursprüngliche Chandubhai bleibt an einem bestimmten Ort, er bleibt am gleichen Ort, an dem er [vorher] war. Danach ist dieser her [der Bavo] gekommen, es ist der Chandubhai, der eine gewisse Höhe an 'Ausgaben' [karmische Schulden aus dem letzten Leben] hatte. Deswegen ist er nicht der ursprüngliche Chandubhai, er ist der Chandubhai, der ausgegeben worden ist (der Bavo).

Fragender: Was bedeutet das Dada? Was bedeutet 'der Chandubhai, der ausgegeben worden ist'? Dadashri: Dein Gehirn kann das nicht verarbeiten, und das ist der Grund, warum das, was 'wir' dich haben aufschreiben lassen, tatsächlich ein Fehler. Wenn man das verstehen würde, dann ist das eigentlich ein sehr außergewöhnlicher Punkt. Deswegen ist alles, was Du sagen musst, dass das Ich nicht bei 303 Grad ist, das Ich war wirklich einfach nur das.

Fragender: Also der, der verstanden hat: "Ich bin nicht Chandubhai, und ich bin nur diese Reine Seele" ist der, der von der 202-Grad-Stufe aus die 303-Grad-Stufe erreicht hat. Dadashri: Ja, "Ich bin [Reine Seele], aber ich bin noch nicht zu dieser Form [zum Absoluten Selbst] geworden." Er hat jetzt begonnen, danach zu streben, das zu werden. Was auch immer an Hindernissen da ist, 'wir' haben sie Dir offengelegt. Wenn Du diese Hindernisse wegschiebst, machst Du weiter Fortschritte.

Fragender: Also, gemäß der Metapher Ich, der Bavo und Mangaldas, die du gegeben hast, da hat der Bavo 303 Grad erreicht. Dadashri: Ja, der Bavo hat 303 Grad erreicht. Bis der gleiche Bavo 359 Grad erreicht, wird er der Bavo bleiben, und wenn er 360 Grad erreicht, ist er die Reine Seele!

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Fragender: Jetzt habe ich es verstanden. Mangaldas ist also nur bei 202 Grad. Was auch immer er [aus dem letzten Leben] mitgebracht hat, das wird weiter geschehen. Dadashri: Welchen relativen [Grad] hat Chandubhai bekommen?

Fragender: 202 Grad. Dadashri: He, Chandubhai ist wirklich bei 202 Grad. Als seine Gradzahlen sich dann erhöhten, begann man, ihn als Bavo anzusehen. Wenn er 303 Grad erreicht, ist er der Bavo. Der Bavo wird sich weiterentwickeln, bis er 359 Grad erreicht. Bis zu diesem Punkt ist er der Bavo, und bei 360 Grad ist er vollkommen.

Fragender: Weil sich also in seiner Sicht als das Selbst (Darshan) weiter etwas verändert hat, sind seine Gradzahlen weiter angestiegen. Seine Gradzahlen haben sich weiter erhöht, eine nach der anderen … Dadashri: Es ist genau der gleich Bavo; der, der bei 303 Grad als Bavo galt, gilt auch bei 359 Grad als Bavo.

Fragender: Ja. In dem Moment, wo der Bavo 303 Grad erreicht hat, hat seine Sicht (Darshan) also angefangen, anzusteigen. Dadashri: Ja. Von innen her ist der Bavo von Dir getrennt worden. Und er ist der gleiche, den man [vorher] als Chandubhai betrachtet hat, und er ist der gleiche, der jetzt kehrt macht. Als erstes fing er an, der Bavo zu werden, und später, nachdem er der Bavo geworden war, ist er weiter vorangegangen.

'Dies ist der Bavo' – das ist der Name, den 'wir' vergeben haben. Wenn man das anhand dieses Beispiels verstehen kann, dann ist das deswegen das Allergrößte. Wie lange ist er der Bavo und wie lange ist er Mangaldas und all das?

Fragender: Und von dem Moment an, wo man geboren wird, ist man Mangaldas. Wenn man mit 202 Grad geboren wurde, dann ist man der Mangaldas mit 202 Grad. Dadashri: Wer genau ist Mangaldas? Er ist einfach nur der körperliche Teil, nicht erst von dem Moment an, wo er geboren wird. Er ist alles, was körperlich ist!

Fragender: Es ist also nur der körperliche Teil von Mangaldas – der ein Junge war, und dann ist er ein junger Mann geworden, dann ein alter Mann – der Körper! Dadashri: Der Körper wird zum Jugendlichen. Grundsätzlich ist das alles das Körperliche. Der körperliche Teil, der bleibt, gehört eigentlich zu Chandubhai; das ist wirklich Chandubhai. Aber der Bavo ist derjenige, der sich langsam vorwärtsbewegt.

Fragender: Der Bavo wurde in dem Moment geboren, wo du das Gnan gegeben hast. Bis dahin war er bloß Chandubhai. Dadashri: Ja, bis dahin war er ansonsten bloß Chandubhai. Dann fing er an, der Bavo zu werden. So wie ein männlicher Brahmane, der nicht die passenden Umstände hatte, zu heiraten, bis er dreißig, vierzig war – wenn er dann Arbeit als Chef-Priester im Tempel bekommt und man ihn mit 'Bavaji' anspricht, dann wird er von dem Moment an der Bavo. Du warst also tatsächlich Chandubhai. Dann hast du 'uns' getroffen. 'Wir' haben dir gesagt: "Du bist Reine Seele." Von dem Moment an, wurdest Du der Bavo. Die Menschen werden normalerweise im Tempel zum Bavo (Priester), wir dagegen

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werden hierin [im Körper, mit Bezug darauf, dass auch der Körper ein Tempel ist] zum Bavo.

Fragender: Das stimmt. Wir müssen dem Bavo jetzt einfach weiterhin sagen: "Du bist Reine Seele." Genau das müssen wir dem Bavo immer wieder sagen, und so wird der Bavo nach und nach 360 Grad erreichen. Dadashri: Nein, es ist nicht nötig, das so zu wiederholen. 'Du' solltest nur sagen: "Ich bin Reine Seele." Wenn die Reine Seele sich im [wahren] Verhalten manifestiert, dann wird der Bavo in dem Moment aufhören zu dominieren. Und solange sie sich nicht im [wahren] Verhalten manifestiert hat, bist Du der Bavo. Weil "Ich bin Reine Seele" dein Glaube (Shraddha) ist, sich das aber nicht in Deinem [wahren] Verhalten manifestiert hat, bist Du der Bavo. Wenn sich das exakte Verhalten [als das Selbst] einstellt, dann werden der Glaube und alles [andere] Exaktheit erreichen.

Fragender: Stimmt. Im Verhalten hat das Ich die Form des Bavo, und im Glauben [hat es die Form von] "Ich bin Reine Seele." Dadashri: Durch falsches Verstehen läuft alles in die falsche Richtung.

Fragender: Vom wahren Standpunkt aus, sind wir da alle bei 360 Grad? Dadashri: Ja, ja. Aber fast wahr.

Fragender: Absolut? Dadashri: Absolut ist das Wahre. Ich bin dem Absoluten bis auf vier Grad nahegekommen, bei 356 Grad. Das Wahre ist korrekt, das Wahre ist bei 360 [Grad], und ich bin bei 356 Grad.

Dieses 'fast Wahre' sind 356 [Grad].

Fragender: Ja, ja, aber bei wieviel Grad warst du mit neunundvierzig Jahren? Als du mit fünfzig Gnan erlangt hast, hast du 356 Grad erreicht. Du hast 356 Grad erreicht. Aber im Alter von neunundvierzig Jahren, als du noch kein Gnan hattest, bei wieviel Grad warst du da? Dadashri: Vor dem Gnan waren 'wir' vom relativen Standpunkt aus gesehen bei 265 Grad. Im Relativen waren es 265 [Grad], und im 'fast Wahren' waren es 345 [Grad].

Das Wahre ist bei 360 Grad, aber momentan haben 'wir' erst so viel [356] erreicht. Weil 'wir' dem jetzt nahe sind, lassen 'wir' Dich wissen, bei wieviel Grad 'wir' sind. 'Wir' werden nach einer Weile tatsächlich zum Wahren werden. Das ist die Auswirkung, die noch da ist. Aber in Bezug auf die Ursache sind 'wir' ansonsten schon zum Wahren geworden. 'Wir' sind zum Wahren geworden. Das ist 'unser' Relatives, das entstanden ist.

Fragender: Was war beim Erreichen der 356 Grad das größte Hindernis oder die größte Schwäche? Dadashri: Das Ego, der Egoismus "Ich bin etwas"!

Die, die 303 Grad erreicht haben, sind der Bavo. Dort fängt der Bavo an. Wieviel Grad waren es vorher, als er Chandubhai war?

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Fragender: 202 Grad. Du hast sehr schön erklärt, dass die 202 Grad zu Chandubhai gehören, die 360 Grad gehören zur Reinen Seele, das heißt zum Wahren. Und zu wem gehören die 303 Grad? Zum 'fast Wahren', das hattest du gesagt. Dadashri: 'Fast wahr'. Ob dann nur noch ein weiterer Schritt bleibt oder zehn, aber es ist 'fast Wahr'.

Das ist eine weltliche Erklärung, die 'wir' Dir gegeben haben, damit Du verstehst. Du warst also Chandubhai, und du warst Arzt. Bis dahin hieß es: "Ich bin Doktor Chandubhai".

Fragender: Das stimmt. Dadashri: Aber dann haben 'wir' gesagt: "Nein, Chandubhai ist tatsächlich der Arzt, aber in Bezug auf den Körper und andere physische Dinge. 'Du' bist jetzt Reine Seele." Als es dann in Dein erfahrenes Gewahrsein gelangte, dass "Ich bin Reine Seele" und "Ich bin Chandubhai" zwei unterschiedliche Zustände sind, haben 'wir' Dir gesagt: "Nein, Du bist [noch] nicht die Reine Seele geworden, Du wirst [erst] dazu." 'Wir' haben dir also den Übergangszustand gegeben, den des Bavo.

Fragender: Das stimmt. Du hast uns den Übergangszustand des Bavo gegeben. Ja, ich verstehe.

...From Then on, One is the ‘Dressed’ Bavo! p 293

Von da an ist man der 'bekleidete'/'angezogene' Bavo

Dadashri: Solange Worte da sind, solange ist man der Bavaji. Solange man "Ich bin Reine Seele" sagen muss, ist man der Bavaji. Solange [man sagt]: "Ich bin der Gnani", ist man der Bavaji. Der, der bei 356 Grad ist, ist der Bavaji. Selbst bei 359 Grad ist er immer noch der Bavaji. Und das Ich ist das Ich. Ich fühle, dass du das nicht ganz verstanden hast? Was bedeutet Bavo?

Fragender: Bei 360 Grad ist man vollständig, und bis 359 Grad ist man der Bavo. Der, der bei 356 Grad ist, ist der Bavo. Dadashri: Derjenige mit den Worten "bei 360 Grad" ist der Bavo und der ohne Worte ist das Selbst. Wenn man sagt: "Ich bin bei 360 Grad", ist man der Bavo. Wo keine Worte sind, wo kein Geräusch ist, da existiert der Bavo nicht mehr, das ist das ursprüngliche Selbst.

Fragender: Wird man also als Bavo betrachtet, nachdem man das Gewahrsein "Ich bin Reine Seele" erreicht hat, oder sogar schon davor? Dadashri: Der Bavo besteht aus jeder Perspektive, sogar schon davor.

Fragender: Sogar schon davor? Von dem Moment an, wo man an Wiedergeburt (Punarjanam) glaubt? Dadashri: Von dem Moment an, wo man das Gewahrsein "Ich bin der Handelnde" bekommt. Von dem Moment an, wo man die Überzeugungen "Ich mache" mein Karma und "Ich erleide" mein Karma hat, ist man der Bavo.

Fragender: Du hast mal gesagt, dass der Bavo erst geboren wird, nachdem 'wir' Gnan geben. Bis dahin existiert der Bavo nicht.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Nein, der Bavo wird eigentlich in dem Moment geboren, wo man glaubt: "Ich bin der Handelnde und ich muss mein eigenes Karma erleiden." Genau von dem Moment an ist man der Bavo geworden. Aber der Bavo hat noch nicht das exakte 'Gewand'. Das exakte 'Gewand' kommt mit dem Gewahrsein "Ich bin Reine Seele", danach kommt er in das exakte 'Gewand'. In Wahrheit, ist er von dem Moment an der [Gnani] Bavo, aber der andere gilt auch als [Agnani] Bavo. Und "Ich bin Mangaldas", "Ich bin William", "Ich bin Suleman" – die sind alle 'Mangaldas'. Denn was glaubt es [das Überzeugungs-Ich]? Es glaubt, "Gott ist der Handelnde" und "Ich bin eigentlich Suleman."

Fragender: Von dem Zeitpunkt an, wo man das Gewahrsein "Ich befinde mich in der falschen Überzeugung "Ich bin dieser Körper" (Dehadhyaas) und ich will frei davon werden" erlangt, wird man zum Bavo. Dadashri: Man ist sich noch nicht einmal des Wortes Dehadhyaas bewusst [aber der, der glaubt "Ich bin der Handelnde" ist der Bavo].

Fragender: Nennt man ihn denn nicht den Bavo? Dadashri: Er ist in der Tat der Bavo. Das gilt als der Beginn des Bavo. Wenn man sich der falschen Überzeugung, dieser Körper zu sein (Dehadhyaas) bewusst wird, ist man tatsächlich ein sehr großer Bavo, ein Bavo mit einer wichtigtuerischen Haltung, aber man ist nicht der 'bekleidete'/'angezogene' Bavo, man ist nicht der wahre Bavo. Der wahre Bavo [der Gnani Bavo] entsteht, nachdem man das Gnan erlangt.

Fragender: Der 'bekleidete' Bavo? Dadashri: Der 'bekleidete' Bavo, vollständig bekleidet. Zu dem Zeitpunkt, wo die Leute ihn loben, werden sie sagen: "Nein, der Bavaji ist gekommen." Sie mögen von dem anderen Bavo sprechen oder auch nicht. Er ist der Bavo seines Hauses.

'Unser' Bavo ist anders. Sogar der Bavo des Arbeiters wird als Bavo betrachtet. Der Arbeiter in Indien hat einen Bavo, weil er glaubt: "Ich weiß nicht, in welchem Leben meine Frau mein Feind war, ich weiß nicht in welcher Lebenszeit sie Rache gebunden hat, aber sie hat mich so sehr schikaniert. Sie hat das aus dem vergangenen Leben noch nicht vergessen."

Der, der Mangaldas 'weiß', 'weiß' den Bavo, 'weiß' sie alle, ist das [wahre] Ich. Das Ich sagt: "Ich bin der Gnani, der bei 360 Grad ist." Das [Wahre] Ich ist jedoch nicht der Gnani. Fragender: Ist nicht der Bavo das Ich? Dadashri: Nein, das [wahre] Ich ist noch nicht einmal der Gnani. Aber das [wahre] Ich 'weiß' sie alle. Das Ich ist sogar der Wissende des Gnani bei 360 Grad.

Fragender: Wer sagt das? Das Ich? Dadashri: Das Ich sagt das.

Fragender: Und der Bavo? Dadashri: Er ist der, der sagt: "Ich bin der Gnani, der bei 360 Grad ist."

Fragender: Der, der sagt, [dass er bei] 360 Grad [ist]?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Sagen 'wir' nicht als Bavo: "Ich bin der Gnani bei 356 Grad"?

Fragender: Der, der sagt: "Ich bin ein Gnani bei 359 Grad" ist der Bavo. Dadashri: Er ist der Bavo.

Fragender: Und wer ist der Wissende davon? Dadashri: Es ist das Ursprüngliche [das wahre Ich].

Fragender: Das Ursprüngliche ist der, der als das [wahre] Ich bezeichnet worden ist. Dadashri: Das Ursprüngliche ist das Ich. Wo keine Worte hingelangen können, da ist das Ich. Dennoch entsteht von da aus alles. 'Du' kannst den Bavo sehen, oder? Der Bavo wird aufgebraucht und wird eins mit dem Ursprünglichen. Dieser Bavo verbraucht sich also! Wenn die Schichten [Schleier], die zwischen dem Bavo und dem Ich liegen, sich lichten, dann ist man zum [wahren] Ich geworden.

Fragender: Was ist das für eine Schicht? Dadashri: Diese bestimmte Schicht ist einfach der ursprüngliche Klebstoff [die Überzeugung des Ich, die Überzeugung des Chit], die wahre [Darasal] Anhaftung [Überzeugung]. Sobald diese Überzeugung verschwindet, braucht sich der Bavo auf. Es dauert nicht lange, bis dieser Zustand eintritt.

Fragender: Wann kommt er, Dada? Wann entsteht dieser Zustand? Dadashri: Wenn man 360 Grad erreicht.

What is the Effect on Mangaldas? p 294

Wie ist die Wirkung auf Mangaldas?

Fragender: Wenn dieser Bavo 345 Grad überschreitet, was passieren dann für Veränderungen bei Mangaldas?

Dadashri: Bei Mangaldas geschieht keine Veränderung. Er wohnt einfach in seinem Prakruti (dem physischen Körper). Derjenige, der sich verändert, ist allein der Bavo. Das Ich fährt bloß fort zu sehen.

Fragender: Auf welcher Grundlage verändert sich der Bavo?

Dadashri: Auf Grundlage der [karmischen] Wirkung.

Fragender: Auf Grundlage der Wirkung von Mangaldas? Wer verändert den Bavo? Ist es das Gnan oder sind es die äußeren Wirkungen? Auf welcher Grundlage verändert sich der Bavo?

Dadashri: Auf Grundlage von Auswirkungen. [Je nachdem, wie viele Auswirkungen der Bavo 'erleidet' [erfährt], während er dabei im Gnan bleibt, in dem Maße macht er Fortschritte. So muss man das verstehen.]

Fragender: Ist die Wirkung die von Mangaldas?

Dadashri: Eigentlich nicht, würde Mangaldas überhaupt Wirkungen haben?

Fragender: [Wessen denn] Dann?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Sie gehört zu dem, der die Wirkung 'erleidet'. Mangaldas 'erleidet' seine eigenen Wirkungen, und der Bavo 'erleidet seine eigenen.

Fragender: Auf welcher Grundlage geht man von 345 zu 346 Grad, zu 347 Grad, was ist die Grundlage dieser Steigerung?

Dadashri: Je nachdem, wieviel man 'erlitten' hat [während man dabei im Gnan bleibt], dementsprechend kommt man in dieses, das heißt, man ist entsprechend weit in das Ich gelangt, man hat entsprechend große Fortschritte gemacht.

Fragender: Ist es der Bavo, der in das Ich gelangt?

Dadashri: Wer würde das denn sonst machen? Der Bavo, der bei 356 Grad ist, wird sich nach und nach weiterentwickeln und 360 Grad erreichen. Bis 359 Grad ist er der Bavo, und wenn er 360 Grad erreicht, dann ist er das Ich!

Fragender: Und war das [wahre] Ich schon da, bleibt es auf jeden Fall da? War das [wahre] Ich immer und zu jeder Zeit da, und bleibt es definitiv da?

Dadashri: Das [wahre] Ich ist tatsächlich immer da, nicht wahr!

Fragender: Bringt das Ich den Bavo dazu, zu verstehen, passiert irgendetwas in der Art?

Dadashri: Das passiert auf jeden Fall! (Verstehe, dass das Ich hier als Pragnya fungiert).

Fragender: Und mit diesem Verstehen, kommt der Bavo dem Ich näher, ist es das, was passiert?

Dadashri: Ja, er kann nur mit diesem Verstehen [näher] kommen, was sonst!

Fragender: Was ist denn das alles? Ich meine, wenn der Bavo sich weiterentwickeln will, was liegt dazwischen?

Dadashri: Was für ein anderer Fortschritt muss gemacht werden? Nur so viel, wie das Ich ihm sagt. Auf der Ebene des Ich gibt es keine Worte.

Fragender: Das Ich hat keine Worte? Wie erklärt denn dieses Ich dem Bavo dann die Dinge?

Dadashri: Naja, diese Energie (Shakti) ist auf jeden Fall da, nicht wahr? Pragnya Shakti (die direkte, befreiende Energie des Selbst). Das ist ein Teil des Ich, der tatsächlich rein ist.

Fragender: Das stimmt.

Dadashri: Aber das passiert in Zuge seiner Verbindung (Sangnya), es gibt dort keine Worte. Allein durch seine Präsenz funktioniert alles. Wenn es nicht da wäre, dann würde tatsächlich nichts funktionieren. Der Bavo würde nie höher aufsteigen, er würde definitiv fallen, aber er würde nicht höher aufsteigen.

Fragender: Ist es Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), die ihn höher aufsteigen lässt?

Dadashri: Durch Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) steigt er immer höher auf. In Abwesenheit von Pragnya dagegen würde er fallen. In dem Moment, wo

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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das erwachte Gewahrsein verschwindet, fällt er. Wird das, was ich Dir sage, hilfreich sein, oder was?

Fragender: Ja, Dada. Was du sagst, ist sehr deutlich. Es ist klar verständlich. In der Situation jetzt also, wo Mangaldas' Wirkung zur Entladung kommt, wieviel davon berührt den Bavo?

Dadashri: Mangaldas erleidet seine eigenen Auswirkungen, und wenn die Auswirkung nicht von Mangaldas ist, sondern die vom Bavo, dann wird der Bavo sie erleiden.

Fragender: Würde denn die Auswirkung des Bavo sonst Mangaldas überkommen?

Dadashri: Die Wirkung kommt und geht definitiv zu [berührt] einander, aber die eigene Wirkung bedeutet, dass es die eigene ist. Mangaldas kann sich nicht ändern, selbst wenn das Dein Wunsch ist. Wenn es der Wunsch des Bavo ist, dass so eine Veränderung in Mangaldas stattfinden soll, dann kann diese Veränderung nicht geschehen. Und auch wenn es Mangaldas Wunsch ist, kann der Bavo sich nicht verändern.

Fragender: Dada, oft passiert es, dass wir auf Grundlage eines [bestimmten] Verstehens funktionieren. Das ist nun das Verstehen des Bavo, zum Beispiel: "Ich sollte den [kühlenden] Ventilator nicht benutzen." Unter bestimmten Umständen ändert sich diese Überzeugung danach jedoch zu: "Nein, es ist sehr gut, den [kühlenden] Ventilator zu benutzen." Die Überzeugung ändert sich also, und folglich findet das Prakruti (der Nicht-Selbst-Komplex) den Ventilator verlockend.

Dadashri: Was dann?

Fragender: Das Prakruti, das gebunden wird und das Prakruti, das zur Wirkung kommt – ist das Wissen, das der Bavo erlangt, der instrumentelle Grund dafür?

Dadashri: Das Prakruti wird definitiv durch den Bavo gebunden. Der Bavo selbst bindet das Prakruti [für das nächste Leben]. Das Prakruti bindet nicht das Prakruti. Es ist ursprünglich durch den Bavo gebunden worden. Ein kleiner Teil davon ist also zum Prakruti [physischen Körper, Mangaldas] geworden, und der Rest ist beim Bavo geblieben. Durch das Wissen – je nach Umständen des Wissens, denen man begegnet – bleibt der Teil, der sich verändert, beim Bavo. Und der Teil, der nicht veränderlich ist, bleibt beim Prakruti [dem physischen Körper, Mangaldas].

Fragender: Genau so ist es! Das Wissen, das der Bavo hat, ist das veränderlich?

Dadashri: Das Wissen ist immer veränderlich, egal, ob es der Bavo hat oder ob es jemand anders hat. Wissen bedeutet [hier] Unwissen (Agnan, relatives Wissen), und Agnan ist eine Form von Wissen des Selbst (Gnan). Wissen beinhaltet letztendlich alles. Relatives Wissen (Agnan-Gnan), Teilwissen über das Selbst (Ardhadagdha Gnan) und anteiliges Unwissen über das Selbst (Ardhadagdha Agnan) – das ist im [wahren] Wissen eigentlich alles enthalten, und es ist tatsächlich das [wahre] Wissen, das alles verändert. Und Reines Wissen ist wahrlich Gott selbst. Und in jedem anderen Zustand, in dem das Wissen unterhalb dieses Niveaus ist, werden Unterteilungen hervorgebracht. Beim Bavo zum Beispiel gehört sowohl das Wissen zum Bavo als auch das Unwissen.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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At What Degree are the States of the Gnani and God? p 297

Bei wieviel Grad sind der Zustand des Gnani und der von Gott?

'Wir' sind der Gnani. Was hat ein Gnani? Wie gilt man als Gnani? Von 80 Prozent über 90 Prozent, 95 Prozent bis hin zu 99 Prozent ist man der Gnani, und bei 100 Prozent ist man das Ich [das wahre Selbst].

Fragender: Du sagtest, dass man bis 359 Grad der Bavo ist, und wenn man 360 Grad erreicht hat, geht der Bavo zu Ende.

Dadashri: Danach ist man Gott geworden! Bis 359 Grad ist man der Gnani. Man gilt also von etwa 345 bis 359 Grad als Gnani. Aber all diese [Stationen] sind eigentlich im Bavo enthalten.

'Wir' haben alle Stationen gesehen. 'Du' wirst alle Stationen sehen müssen.

Ich bin Reine Seele, die die Form von absolutem Wissen hat (Keval Gnan Swaroop). 'Wir' wollen den Darshan von Dada Bhagwan 'machen' [Dada blickt in den Spiegel, während er das sagt]. Derjenige, den du mit einem Körper sehen kannst, ist Dada Bhagwan! Es ist folgendermaßen: All die, die bei 355 bis hin zu 360 Grad sind, werden tatsächlich als Gott betrachtet!

Fragender: Auf dieser Seite kann also der Bavo bei 345 oder bei 350 Grad sein, und auf der anderen Seite, ist das Ich bei 360 Grad. Kann beides gleichzeitig möglich sein?

Dadashri: Natürlich! Genau so ist 'unser' Zustand.

Fragender: Der Bavo ist also bei 356 Grad.

Dadashri: Der Bavo ist bei 356 Grad.

Fragender: Und Du bist bei 360 Grad.

Dadashri: Das Ich ist bei 360 Grad, und bei den Tirthankaras sind beide [das Ich und der Bavo] bei 360 Grad.

Fragender: Auch bei den Kevalis (denen, die absolutes Wissen haben) sind beide bei 360 Grad.

Dadashri: Bei den Kevalis kann es sein, dass nicht beide bei 360 Grad sind, aber bei den Tirthankaras sind beide bei 360 Grad.

The Difference Between 360 Degrees and 356 Degrees! p 297

Der Unterschied zwischen 360 und 356 Grad!

Fragender: Kannst du bitte den Unterschied zwischen den 360 Grad der Tirthankaras und den 356 Grad erklären, bei denen Du bist?

Dadashri: Der, der bei 360 Grad ist, wird nicht so etwas sagen wie: "Komm her, ich werde dir Befreiung (Moksha) geben." Und sieh nur, ich mische mich eigentlich im Interesse der Befreiung konstruktiv ein (ich 'mache' Khatpat), nicht wahr! Dieses "Komm her, ich werde dir Befreiung (Moksha) geben!" Oh ho ho, was für ein großer

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Wohltäter der Befreiung (Moksha) [ich doch bin,] denkt er bei sich! Er muss Abführmittel nehmen, wenn er Verstopfung hat! Und trotzdem hält er sich für einen großen Wohltäter in Bezug auf Befreiung (Moksha). So ist es, die, die Vitaraag sind (keine Anhaftung und Abscheu haben) sagen kein Wort. 'Wir' dagegen sind ein Khatpatia Vitaraag (ein Vitaraag, der sich im Interesse der Befreiung konstruktiv einmischt)! Warum machen 'wir' diese Einmischung? Was haben 'wir' für ein Problem, dass wir 'uns' so einmischen?

Fragender: Es ist für die anderen.

Dadashri: 'Wir' haben eine tiefe innere Absicht im Verstand: "Mögen alle die gleiche Art von Glückseligkeit erreichen, die ich erreicht habe." 'Wir' wollen nichts anderes, 'wir' wollen nichts auf der Welt. Aber diese Absicht ist definitiv da! Solange die Absicht da ist, mangelt es an Graden. So lange es die kleinste Absicht gibt, kann man nicht vollkommen Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) sein. Deswegen fehlen 'uns' vier Grade. Die Tirthankaras dagegen sagen kein Wort. Selbst wenn das Allerschlimmste passiert und obwohl sie das sehen, werden sie trotzdem nichts sagen. Sie geben kein Wort von sich, die Vitaraag-Lords. Für uns [zum Zwecke der Befreiung] ist der nützlich, der ein sich einmischender Vitaraag ist.

Fragender: Dada, was ist dann mit 357, 358 und 359 Grad?

Dadashri: Naja, eigentlich steigen die Grade danach definitiv an, dieser Zustand ist sehr erhaben. Dieser Zustand ist sehr hoch.

Fragender: Dada, bitte sag etwas, das wir aufnehmen können.

Dadashri: 'Du' wirst es verstehen, während Du nach und nach in diesen Zustand kommst.

Fragender: Wie erscheint die Welt dem, der bei 360 Grad ist?

Dadashri: Kein Lebewesen hat Schmerzen, kein Lebewesen ist glücklich, und überhaupt niemand ist fehlerhaft. Alles ist ganz normal. Der, der bei 360 Grad ist, sieht wirklich jedes Lebewesen als makellos (Nirdosh). 'Wir' sehen auch alle als makellos, aber 'wir' sehen sie in unserem Glauben (Shraddha) und Wissen (Gnan) als makellos. Weil es sich nicht in unserem [wahren] Verhalten (Charitra) manifestiert hat, sagen 'wir' dir: "Was du getan hast, war falsch, das Verhalten dieser Person ist gut." So lange 'wir' 'gut' und 'schlecht' sagen, so lange sehen 'wir' Menschen nicht in 'unserem' Verhalten als makellos! In 'unserem' Glauben können 'wir' sie aber definitiv als makellos sehen, aber das hat sich noch nicht in 'unserem' Verhalten manifestiert. In dem Moment, wo sich das in 'unserem' Verhalten manifestiert, werden 'unsere' 360 Grad vollständig werden. 'Wir' haben so etwas nicht in 'unserem' Verstand, keinerlei Anhaftung oder Abscheu (Raag-Dwesh). 'Wir' erwähnen das nur im Gespräch.

Who Understands ‘The ‘I’, the bavo and Mangaldas’? p 298

Wer versteht 'Das Ich, der Bavo und Mangaldas'?

Fragender: Aber braucht man nicht das Gnan, das Wissen, das den Bavo im Ich etabliert? Das ultimative Wissen (Gnan) ...

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Nein. Man glaubt: "Dieser Chandubhai, der ist es, wer ich wirklich bin." Man wird sagen: "Ich bin genau derselbe." Deswegen musste man umherwandern. Und mit "Ich bin Reine Seele" wird man rein. Dann gibt es keine Probleme. Man bezieht sich auf das reine Wissen (Gnan) als auf sich selber, indem man sagt: "Ich bin das", reines Wissen. Bei genau 360 Grad wird die Überzeugung "Ich bin das reine Wissen" [Keval Darshan] etabliert. Von da an [ab 303 Grad] geht man weiter [im Gnan] voran und kommt bei 345 Grad an, man wird zum Gnani Purush.

Fragender: Aber wenn der Bavo in den reinen Zustand kommt, ist dann der Zustand von Mangaldas irgendeiner [bestimmten] Art?

Dadashri: Was hast Du [das Selbst] mit Mangaldas zu tun? Das Design von Mangaldas kann sich nicht verändern! Er ist zur Auswirkung gekommen. Die unveränderliche Auswirkung ist schon eingetreten. Das ist in der Kindheit geschehen, sogar schon vor der Geburt, sie kann sich also nicht verändern. Das hier [der Bavo] verändert sich.

Fragender: Je nachdem, wieviel Unwissen der Bavo hat, so viel wird ihn beinträchtigen, oder?

Dadashri: Nur so viel.

Fragender: Und wenn er in das absolute Wissen (Vignan, die Wissenschaft) eintreten würde, dann würde er nicht erlauben, dass es ihn berührt?

Dadashri: Den, der bei 360 Grad ist, wird nichts berühren.

Fragender: Es berührt ihn nicht. In Wirklichkeit ist es also nicht möglich, dass Mangaldas Auswirkung auf den Bavo übergeht. Was auch immer der Bavo an Missverstehen hat, dementsprechend viel wird als Wirkung von Mangaldas über ihn (den Bavo) kommen.

Dadashri: Andernfalls wäre er gar nicht berührt.

Fragender: Okay. Und dieser Punkt über das reine Wissen, den du erwähnst, dass der Bavo überhaupt keine der Auswirkungen annehmen muss …

Dadashri: Und?

Fragender: Das heißt, das ist der Übergangszustand deines Bavo, so viel ist in seinem Verstehen. Er hat die absolute Sicht (Keval Darshan), das heißt, dein Bavo hat die vollständig reine Sicht erreicht, darum berührt dich keine Auswirkung von Mangaldas.

Dadashri: Ja.

Hast du den Bavo gesehen?

Fragender: Man kann auf jeden Fall ein genaues Foto von Mangaldas machen. Sogar der Bavo ist so, dass man ihn sehen kann, richtig?

Dadashri: Man kann ihn nicht so offen sehen.

Fragender: Also ist er so, dass man ihn verstehen kann. Ist der Zustand des Bavo so, dass man ihn erkennen kann?

Dadashri: Naja, im absoluten Wissen (Keval Gnan) kann er [als getrennt] gesehen werden, und von 356 bis 359 Grad kann er verstanden werden. Ein bestimmter Teil wird bei 356 Grad verstanden. Dann, wenn man 357 Grad erreicht, wird etwas mehr

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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verstanden. Das Verstehen erhöht sich bei 358 Grad, dann noch etwas mehr bei 359 Grad, und bei 360 Grad wird er in seiner Gesamtheit verstanden.

Fragender: Ja.

Dadashri: Es ist so, wie wenn man von Baaras, dem 12. Tag des Mondzyklus, über Teras, den 13. Tag des Mondzyklus, zu Chaudas, dem 14. Tag des Mondzyklus geht, und dann wird am Vollmondtag Poonam, der Vollmond eintreten. Der Vollmond-Zustand ist bei 360 Grad, er ist jenseits des Mond-Zustands am 14. Tag des Mondzyklus.

Fragender: Von Mangaldas kann man mit einer Kamera ein präzises Bild machen, er ist so, dass er klar zu sehen ist. Ist denn der Bavo auch sichtbar?

Dadashri: Mangaldas ist physisch. Der Bavo ist nicht physisch. Eigentlich ist er physisch, aber nicht physisch in der Art, dass man ihn sehen kann.

Fragender: Das heißt, man kann ihn durch das Wissen (Gnan) "Das ist tatsächlich der Zustand des Bavo" verstehen.

Dadashri: Man kann ihn definitiv verstehen. Er kommt in Deine Sicht (Darshan). Das, was in das Verstehen gelangt ist, nennt man Sicht (Darshan). Das, was nicht in die Sicht (Darshan) gelangt, nennt man die Abwesenheit von Verstehen, Adarshan.

Fragender: Wer versteht "Dies ist der Zustand von Mangaldas" und "Dies ist der Zustand des Bavo"?

Dadashri: Das Ich.

Fragender: In Form von Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst)?

Dadashri: Ja.

Fragender: Wer sieht all diese äußeren Umstände des Relativen? Ist es Mangaldas, der sie sieht, oder ist es der Bavo?

Dadashri: Es ist Mangaldas, der sie sieht, aber sie werden nur gesehen, wenn der sehende Bavo den Wunsch hat, das zu tun, sonst werden sie nicht gesehen.

Fragender: [Er sieht] Alles, wonach der Bavo ein Verlangen, woran er ein Interesse hat.

Dadashri: Es muss einen Sehenden (Bavo) geben. Tatsächlich ist das die Brille. Mangaldas ist wie eine Brille.

Fragender: Also ist der Bavo der Sehende?

Dadashri: Ja, der Bavo ist der Sehende.

Fragender: Dann ist der Bavo auch der Handelnde von Gut und Böse?

Dadashri: Genau, wer denn sonst!

Fragender: Und der, der weiß: "Der Bavo hat das alles getan", das ist man selber, das Ich?

Dadashri: Das Ich weiß tatsächlich alles. Das Ich 'weiß' Mangaldas, und das Ich 'weiß' auch den Bavo. Es 'weiß' alle.

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Fragender: Die weltlichen Menschen, die, die kein Gnan bekommen haben, wie funktioniert das alles bei denen? Würden der Zustand des Bavo und der Zustand von Mangaldas immer existieren? Und wäre auch das Ich da? Würden alle drei Zustände in ihrem Verstehen sein, oder kennen sie die nicht?

Dadashri: Sie haben all diese [Zustände], aber sie haben sie nicht in ihrem Verstehen. Sie können sie erst verstehen, nachdem sie das Gnan erlangt haben.

Fragender: Genauso, wie das Ego der Wissende und der Handelnde bleibt, hat auch der Bavo ähnliche Funktionen, oder, Dada? Was ist der Unterschied zwischen dem Ego und dem Bavo?

Dadashri: Das Ego an sich ist der Bavo! Das Wichtigste am Bavo ist das Ego. Wenn jemandes Ego sich verringert, dann ist das auch der Bavo. Er ist weniger egoistisch. Derjenige, dessen Ego vollständig verschwunden ist, ist auch der Bavo.

Fragender: Danach hört also auch die Existenz des Bavo auf, richtig?

Dadashri: Nein.

Fragender: Oder bleibt der Bavo im egolosen Zustand (Nirahamkari Pad)?

Dadashri: Das aufladende Ego ist für 'uns' tatsächlich zu Ende gegangen. 'Unser' "Ich bin das Ego [Ich bin Chandubhai]" ist weg, aber dieser Bavo ist immer noch egoistisch, der, der bei 356 Grad ist. Deswegen ist das Entladungsego noch da, sonst wäre man nicht einmal dazu in der Lage, sich erleichtern zu gehen.

Fragender: Also, Dada, auf dieser Grundlage ist für die Tirthankaras sogar das Entladungsego weg, das heißt, ihr Bavo ist auch zu Ende gegangen?

Dadashri: Ja. Danach müssen sie nichts mehr 'tun'.

Fragender: Gibt es nicht so etwas wie essen, trinken, zur Toilette gehen, Essen? Gar nichts?

Dadashri: Für sie ist das Essen und Trinken getrennt. Derjenige, der ihnen etwas zu essen gibt, ist getrennt, alles ist tatsächlich getrennt. Um viele Dinge kümmert sich der Körper selbst. Die, die ihnen zu essen geben und ihren Durst stillen, sind getrennt; die, die die Arbeit im Innern machen sind getrennt. Selbst der, der sie bis ganz nach Moksha bringt, ist getrennt.

‘Dada Bhagwan’ and ‘Dada-Bavo’! p 301

Dada Bhagwan und Dada-Bavo

Der Gnani ist ein Bavo und du bist auch ein Bavo. Selbst die Anhänger sind Bavos. Aber wessen Anhänger sind sie? Die Antwort ist: [Sie sind] Anhänger (Bavo) des Bavo.

Ein Gnani [des Schritt-für-Schritt-Weges] wird nicht öffentlich zugeben: "Ich bin ein Bavo", weil er weiß, dass die Leute aufhören werden, ihn zu verehren. Was wird dieser [sogenannte] Gott also nicht alles machen! Für uns [Mahatmas] ist alles, was Dada sagt, richtig. Dada ist tatsächlich der Bavo, es ist nicht so, als ob 'wir' Gott wären, oder?

Dada Bhagwan ist Gott (Bhagwan) und Dada ist der Bavo.

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Fragender: Wir haben das Gefühl, dass nicht nur Dada Bhagwan Gott ist, sondern auch Dada scheint Gott zu sein.

Dadashri: Das Gefühl solltest Du definitiv haben, 'wir' sagen Dir nur, was rein (exakt) ist. Niemand würde je auf reine Weise sprechen, oder? 'Wir' haben keinen Wunsch danach, 'uns' einen Namen zu machen. 'Wir' sagen einfach: "Ich habe keinerlei Wert mehr in mir!"

'Du' wirst diesen Dada Bhagwan nicht noch einmal treffen, so einen reinen Gott (Bhagwan)! Das liegt daran, dass andere [sogenannte] Götter [Bhagwans] sagen werden: "Ich selbst bin Gott und ich bin wirklich der Handelnde von dem hier, und [ich bin] derjenige, der dafür sorgt, dass es funktioniert." Aber 'wir' sagen so etwas nicht, oder?

Fragender: Nein, nein.

Dadashri: 'Wir' beziehen uns auf denjenigen, der in diesem Zustand ist: "Dieser hier ist zu einhundert Prozent Gott", oder? Was andere Götter (Bhagwans) sagen, ist nicht falsch. Was sie sagen, ist absolut korrekt, aber weil sie sich selbst 'Gott' nennen, ziehen wir nicht den vollen Nutzen aus ihnen. Hier dagegen weiß man nie, was für ein Wunder auftauchen wird!

Genau deswegen können alle Dada Bhagwan sehen! Andernfalls würde man Dada Bhagwan nicht sehen, nicht wahr! Warum bleibt Dada Bhagwan den Menschen volle vierundzwanzig Stunden im Bewusstsein? Bisher ist niemand [den Menschen] auf diese Weise [im Bewusstsein] geblieben. Die anderen [Götter] muss man sich ins Gedächtnis rufen, an Dada Bhagwan dagegen erinnert man sich von alleine. Man vergisst ihn tatsächlich nie, die anderen [Götter] dagegen muss man sich ins Gedächtnis rufen.

Fragender: Das hier fängt tatsächlich an, von alleine zu funktionieren.

Dadashri: Es funktioniert tatsächlich von alleine. Sagen die Menschen nicht: "Was ist das doch für eine erstaunliche Sache! Er bleibt in unserem Gewahrsein, selbst wenn wir 'nein' sagen!"

… That is When the Gnan will Continue to Manifest! p 301

Dann wird sich das Gnan weiterhin manifestieren

Fragender: Dann kann man sagen, dass das Ich selbst in uns die Form absoluten Wissens (Keval Gnan Swaroop) hat, oder?

Dadashri: Genau das ist es!

Fragender: Warum drückt sich das Wissen (Gnan) denn dann nicht äußerlich aus?

Dadashri: Aber wie kann es sich äußerlich ausdrücken? 'Du' erfährst innerlich noch Freude, oder? Je nachdem, wieviel Freude Du [im Relativen] empfindest, in dem Maße wird Wissen (Gnan) verschleiert.

Das Interesse (Ras) an der Entladung wird brechen. Wenn es bricht, wird dieses Wissen (Gnan) sich weiter manifestieren. 'Dir' ist die Form absoluten Wissens gegeben worden, aber 'wir' haben Dir gesagt, dass 'wir' es nicht geschafft haben, es vollständig zu

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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verdauen, und deswegen wirst auch Du nicht in der Lage sein, es vollständig zu verdauen. Und ohne absolutes Wissen (Keval Gnan) können Sorgen nie verschwinden. Solche Gnanis, die frei von Sorgen sind, hat es auf dem Kramik-Weg nie gegeben. Erst im letzten Leben sind bei denen, die den letzten Körper vor der ultimativen Befreiung haben (Charam Shariri), Sorgen verschwunden.

Fragender: Du sagst immer: "'Wir haben das 356-Grad-Wissen (Gnan), aber 'wir' haben euch das 360-Grad-Wissen gegeben." Was bedeutet das?

Dadashri: Was das bedeutet, ist einfach folgendes: 'Wir' hatten das 360-Grad-Wissen, aber 'wir' waren nicht in der Lage, es vollständig aufzunehmen, und so ist die 'Nadel' schließlich bei 356 Grad stehengeblieben. Deswegen hast Du es auch nicht verdaut, es ist noch bei 310 Grad. Es ist bei ungefähr 310 bis 320 Grad. 'Du' warst nicht in der Lage es aufzunehmen, oder? 'Dir' sind 360 Grad gegeben worden, aber sie sind letztendlich wieder auf 320 Grad zurückgefallen, bei manchen sind sie auf 310 Grad zurückgefallen, aber bei allen [Mahatmas] sind es über 300 Grad. Und vorher warst du bei 200 Grad. Urplötzlich hast du 100 bis 110 Grad übersprungen. 'Du' hast es bekommen, weil Du ein reiner Mensch warst, wie hättest Du sonst je Dada Bhagwan treffen können! Ein bisschen Reinheit muss da sein, nicht viel. Aber nur, wenn ein bestimmtes Niveau an Reinheit da ist, wird man Dada Bhagwan begegnen, sonst nicht!

There is This Much Difference Between the Gnani and God! p 302

So groß ist der Unterschied zwischen dem Gnani und Gott

Fragender: Aber Dada, was ist der Unterschied zwischen dem Gnani und Gott (Bhagwan)?

Dadashri: Der Unterschied zwischen dem Gnani und Gott ist der, dass der Gnani alles verstehen kann, er kann auch alles sehen, aber kann nicht alles wissen. Der hier, der sichtbar ist, der ist ein Patel aus der Stadt Bhadran und 'wir' sind der Gnani Purush, und Dada Bhagwan ist getrennt, er ist das absolute Selbst (Paramatma) an sich! Er ist der Lord der vierzehn Welten.

Das 360-Grad-Wissen ist bei 'uns' nicht vollständig verarbeitet worden, und es ist bei 356 Grad stehengeblieben. Deswegen bleibt zwischen dem Ich (dem Gnani Purush) und dem Lord, der sich im Innern manifestiert hat, eine Trennung bestehen. Und wenn das Ich die 360 Grad verarbeitet hätte, dann wären wir beide eins geworden. Aber diese Trennung ist jetzt bestehen geblieben. Und zwar deshalb, weil so ein Nimit (ein offensichtlich Handelnder, der dabei zum Werkzeug wird) notwendig gewesen sein muss, um die [Erlösungs-] Arbeit der Menschen zu machen, deswegen ist diese Trennung geblieben. Solange 'wir' eins mit Gott bleiben, ist ein Gefühl der Einheit da, für diesen Zeitraum haben wir die absolute Form. Wenn 'wir' jedoch reden, ist es anders.

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The Lord of the Fourteen Worlds has Manifest! p 302

Der Lord der vierzehn Welten hat sich manifestiert

Fragender: Wenn du sagst: "Der Lord der vierzehn Welten hat sich manifestiert", was meinst du dann?

Dadashri: All das ist auch in Dir.

"Der Lord der vierzehn Welten hat sich manifestiert" heißt, dass das Selbst an sich sich in vollständiger Größe manifestiert hat, dass keine Schleier mehr bleiben.

Das, was das Selbst sehen kann, nennt man absolutes Wissen (Keval Gnan). Das ist wirklich der Grund, warum 'wir' gesagt haben: "'Wir' konnten das absolute Wissen (Keval Gnan) nicht verdauen." Obwohl 'wir' so viel Wissen haben, ist die gesamte Welt zwar in 'unsere' Sicht (Darshan) gelangt, aber sie ist nicht in 'unser" Wissen (Gnan) gelangt. Und wie ist absolutes Wissen (Keval Gnan)? Es ist gar nichts mehr [zu wissen] übrig. Deswegen haben 'wir' erkannt, dass es bei so-und-so viel Grad aufgehört hat. 'Wir' haben gesagt, dass es bei 356 Grad aufgehört hat, aber es wird nicht zu 357 Grad, und 'wir' wollen es noch nicht einmal dazu bringen. Es ist auch nicht mein Wunsch. Warum sollte ich mir Sorgen machen? Liebes Vyavasthit, mach es dann, wenn du es brauchst! Wenn 'wir' uns erst einmal in den Zug gesetzt haben, muss sich der Fahrer um alles kümmern!

The Gnani Purush is Himself the Absolute Self in Body-form! p 303

Der Gnani Purush ist selber das absolute Selbst in Köperform

Fragender: 'Du' bist das Selbst, welcher Teil in Dir ist denn dann der Gnani?

Dadashri: In dem Maße, in dem man das Selbst geworden ist, in dem Maße ist man der Gnani. Das Selbst hat sich bis zum Niveau von 356 Grad ausgedrückt, also sind 'wir' der Gnani bei 356 Grad. Das Selbst ist wahrlich der Gnani, aber der Schleier (Avaran) muss gelüftet werden. Je nach dem, in welchem Maße der Schleier über den ganzen 360 Grad entfernt wird, wird man absolut. Wenn der Schleier über den 356 Grad entfernt wird, dann ist noch ein Vier-Grad-Schleier da. 'Du' hast einen Schleier, der noch viel mehr Grade bedeckt. Nach und nach werden deine Schleier beginnen zu brechen. Derjenige, dessen Schleier zertrümmert worden ist, ist ein Gnani. Es liegt an dem Schleier, dass man wie ein Nicht-Selbstrealisierter (Agnani) erscheint. Die 356 Grad gehören zum Zwischenzustand des Selbst (Antaratma), und die 360 Grad gehören zum absoluten Selbst (Paramatma). Nachdem du dieses Gnan bekommen hast, bist Du auch im Zwischenzustand des Selbst (Antaratma) und auch 'wir' sind im Zwischenzustand des Selbst (Antaratma). 'Wir' sind bei 356 Grad.

Fragender: Bei der Sicht (Darshan) hat man 360 Grad erreicht. Ist das nur so, weil die Grade noch nicht ins Gnan gekommen sind, ist es das?

Dadashri: Aber den Zustand kann man nicht zählen, oder? Shrimad Rajchandra hat trotzdem mit offenem Herzen gesagt: "Der Gnani Purush ist eigentlich das absolute Selbst in Körperform." Warum hat er das gesagt? Er hat es nicht gesagt, um selber mehr

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Prestige für sich zu gewinnen, sondern deswegen, weil Deine Arbeit [der Erlösung] vollendet werden wird, wenn du ihm folgst, andernfalls wird Dir das überhaupt nicht gelingen. Ohne die Manifestation des absoluten Selbst in Körperform kann man seine Aufgabe nie vollenden. Er [der Gnani Purush] ist wahrlich das absolute Selbst in Körperform.

Fragender: Wenn du sagst: "Dieses hier ist ein Gnani Purush", was deutest du dann an?

Dadashri: Den Zwischenzustand des Selbst (Antaratma)! Dieser Zwischenzustand des Selbst (Antaratma) wird tatsächlich nach vier [weiteren] Graden zum absoluten Selbst (Paramatma) werden. Angenommen, da ist ein Steuereintreiber, der gerade erst vor einem Jahr Steuereintreiber geworden ist. Und ein anderer, der schon seit zwanzig Jahren Steuereintreiber ist, wird zu diesem Zeitpunkt zu einem höheren Finanzbeamten befördert. Einen Monat, bevor er zum höheren Finanzbeamten befördert wurde, war er also Steuereintreiber, und der, der gerade erst Steuereintreiber geworden war, genauso. Aber man kann sie nicht als gleich betrachten. Dieser Mann wird in einem Monat ein höherer Finanzbeamter werden, und bei dem neuen dauert es länger, bis er ein höherer Finanzbeamter wird, er wird es [erst] nach zwanzig Jahren.

Fragender: Nein, Dadaji, ich meinte, wenn du sagst: "Gott wohnt im Innern, und ich bin bei 356 Grad", aber währenddessen ist das Selbst einfach eins.

Dadashri: Das gilt als normal. Detailliert. Das heißt: Weil der Steuereintreiber zwanzig Jahre lang Steuereintreiber geblieben ist, weiß er definitiv, dass er bald zum höheren Finanzbeamten befördert werden wird. Auf die gleiche Weise weiß auch der Gnani, dass man nicht sagen kann, wie schnell er die 360 Grad erreichen wird. Er weiß also von seinem eigenen vollständigen Zustand. Aber er sagt den Menschen, was sein gegenwärtiger Zustand ist. Das Wort Steuereintreiber steht unter seinem Namen. Das ist das Wissen (Gnan) der Vitaraag-Lords (derer, die frei von jeder Anhaftung sind). Nicht einmal das kleinste Bisschen Falschheit oder Unregelmäßigkeit wird da funktionieren. Das, was ist, muss genau so gesagt werden, wie es ist, und bei dem, was nicht ist, müssen 'wir' definitiv sagen: "Es ist nicht." Niemand kann 'uns' dazu bringen "Es ist" zu dem zu sagen, was nicht ist. Wenn jemand versuchen würde, 'uns' dazu zu bringen, das zu sagen, dann würden 'wir' sagen: "Nein, jetzt 'wir' sind machtlos, 'unsere' Energien wirken dabei nicht mehr." Man kann niemals jemanden dazu bringen, zu etwas, das nicht ist, "Es ist" zu sagen.

There is no Rush to Attain Absolute Knowledge! p 304

Es eilt nicht, das Absolute Wissen zu erreichen

Fragender: Aber Dada gilt doch trotzdem als vollkommen frei von jeder Anhaftung (Vitaraag), oder?

Dadashri: 'Wir' können nicht als vollkommen frei von jeder Anhaftung (Vitaraag) betrachtet werden. 'Uns' fehlen vier Grad zu den 360 Grad …

Fragender: Aber Dada, in dem Moment, wo Du 360 Grad erreichst, ist das doch Freiheit von jeder Anhaftung (Vitaraag), richtig?

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Dadashri: Ja, aber in diesem gegenwärtigen Abschnitt des Zeitzyklus ist es nicht möglich, frei von jeglicher Anhaftung (Vitaraag) zu werden, und auch nicht von diesem Ort (Kshetra) aus. Deswegen haben 'wir' es nicht eilig. Wozu müssen wir uns auch beeilen? Also hat sich 'unser' Purusharth (die spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) in diese Richtung gewandt: Die Menschen können davon profitieren. Wenn es von diesem Ort hier aus möglich wäre, dann hätten wir 'unser' Purusharth (die spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) danach ausgerichtet. Aber weil das nicht möglich ist, haben 'wir' unser Purusharth (die spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) hierauf [auf die Erlösung anderer] ausgerichtet.

Fragender: Selbst wenn man viel Purusharth (die spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) aufwenden würde, wäre es nicht möglich, diese vier Grade aufzulösen?

Dadashri: Warum sollten 'wir' dieses Purusharth (diese spirituelle Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen) machen? Wenn es hier gar keine Prüfung gibt, warum sollten 'wir' dann lernen? 'Wir' würden lernen, wenn es eine Prüfung gäbe. Wenn 'wir' hier anfangen zu lernen, dann werden die Leute fragen: "Warum? Hast du bald Prüfungen?" Nein, die Prüfung ist noch weit weg, warum sollten 'wir' uns jetzt darum kümmern?

The Gnani’s Compassion! p 304

Das Mitgefühl des Gnani

'Du' wirst alle anderen auf der Welt treffen, aber Du wirst nicht das Ich, den Gnani [und] Ambalal treffen. Wer ist das Ich? Das Ich ist Dada Bhagwan, das hier [der Bavo] ist der Gnani und Ambalal ist ein Patel. 'Ich', den Gnani [und] Ambalal wird man nicht treffen. Dieser Umstand wird sich nicht materialisieren, alle anderen Umstände werden sich materialisieren. Gott selbst wird sich nicht manifestieren. Hier hat er es. Er ist der Lord des ganzen Universums, dafür geben 'wir' Dir eine Garantie. Das Maß an Verbindung, das man eingeht, das bleibt einem erhalten.

Eigentlich sind 'wir' es, der diese Dreiteilung macht. Ich, der Gnani und Ambalal: Es steckt Mitgefühl dahinter, diese Unterteilung in drei Teile zu machen. In Wirklichkeit gibt es nur zwei Teile, Dada Bhagwan und Ambalal, es gibt nur zwei. Aber der Grund dafür, es in drei Teile zu teilen, ist, dass die Lebewesen des Dushamkaal59 misstrauisch sind. Unnötiges Misstrauen hingegen ruiniert alles für sie. Um also jegliches Misstrauen zu vermeiden, sind diese drei Teile gebildet worden.

Man wird sich friedvoll fühlen. Ja, es ist dafür da, dass die eigene Verrücktheit jetzt nicht auftaucht. In Wirklichkeit gibt es nur zwei. Krupadudev hat tatsächlich gesagt: "Der Gnani Purush ist wahrlich das absolute Selbst in Körperform." Aber der Grund dafür, es in diese drei Teile einzuteilen, ist Mitgefühl. [Damit] Die, die hierhergekommen sind, nicht weglaufen, nicht davonziehen.

59 oder Kaliyug – das gegenwärtige Zeitalter wird als eine Zeit charakterisiert, in der es den Menschen an Einheit von Gedanken, Sprache und Handlungen mangelt

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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The Mystery Has Been Revealed Through Akram Vignan! p 305

Das Mysterium ist durch Akram Vignan enthüllt worden

Tatsächlich ist genau so viel, wie enthüllt wird, korrekt, sonst wird es wahrscheinlich nicht herauskommen. Außer aus der [richtigen] Sicht (Drashti), kann es nie enthüllt werden. 'Wir' sagen das alles für Dich.

Fragender: Aber Akram Vignan hat das gesamte Mysterium des Wissens der inneren Wissenschaft aufgedeckt.

Dadashri: Es ist nie zuvor enthüllt worden. 'Wir' sind tatsächlich jeden einzelnen Schritt bis zum Ende gegangen.

Fragender: Weder in den Schriften noch [sonst irgendwo] war jemand in der Lage, diese innere Wissenschaft aufzuzeigen.

Dadashri: Es würde sie überhaupt nicht geben! Überhaupt niemand ist sich ihrer gewahr!

Fragender: Es gibt das Selbst und es gibt den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), das ist alles.

Dadashri: Das ist bis ganz zum Ende da, und wenn man das Wissen darüber erlangt, wird man nicht darüber sprechen. Selbst 'wir' haben bis heute nie davon gesprochen, weil 'wir' im absoluten Zustand bleiben, nur in den 360 Grad. 'Wir' bleiben nicht in beiden. Die Sicht (Darshan) tritt bei 356 Grad ein, und 'wir' bleiben bei 360 Grad, damit es großen Nutzen bringt, unseren Darshan zu 'machen'. Jetzt, während wir sprechen, kann man nicht so einen Nutzen ziehen.

The Essence of All the Scriptures; I, the Bavo… p 305

Die Essenz aller Schriften: Ich, der Bavo ...

Nun, wo kann man so eine Wissenschaft (Vignan) in den Schriften finden? Man kann sie nirgends finden. Das hier manifestiert sich ungefähr einmal in einer Million Jahren, dann wird es enthüllt. Wenn man das Absolute Wissen (Keval Gnan) hat, dann ist es nicht notwendig zu sprechen. Sie [die Vitaraag-Lords] mischen sich nicht ein, oder? Sie würden wissen, aber sie würden sich nicht einmischen. Und die, die nicht wissen, wie können die sich einmischen? 'Wir' hingegen wissen nicht nur, sondern 'wir' mischen uns auch ein, und 'wir' fragen auch nach dem Fieber: "Wie lange kommt das Fieber schon?" Und 'wir' wissen sogar, wer derjenige ist, der fragt, und wer das Fieber hat. 'Wir' wissen das alles!

Hast Du den Bavo gehört? 'Unser' gesamtes Wissen ist enthüllt worden!

Fragender: Alle haben das Ultimative bekommen!

Dadashri: Ja, sie haben es bekommen. Es kommt selten heraus, aber wenn es geschieht, kommt es wirklich heraus. Es regnet so gut, dass nur ein Schauer ausreicht, um alles reifen zu lassen. Nur ein Regenguss wird das Korn reifen lassen, das normalerweise den

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Aptavani 13, Band II, Gesamt, Kapitel 1 bis 7, Vorläufige Fassung für Parayan 2018

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Regen von vier Monaten dazu braucht. Sonst fällt der gleiche Regen vielleicht vier Monate lang und trotzdem wird das Korn nicht reif, weil es kein 'süßer' Regen ist! 'Süßer' Regen fällt nur einmal, so hat das hier 'geregnet'.

Hast du das Gesagte über den Bavo verstanden? Genau? In dem Fall hast Du alle Schriften studiert. Dieses Beispiel, das 'wir' dir gerade gegeben haben, beinhaltet die Essenz aller Schriften. Wenn man nur so viel verstehen würde: "Wo verläuft seine Grenzlinie?" Dann ist die Antwort: Bis hin zu dem Punkt, wo es körperlich ist, ist es Mangaldas.

Diese Sprache ist in der Welt da draußen nicht enthüllt worden. Dies ist das erste Mal, dass sie enthüllt wird. 'Wir' hatten auf jeden Fall den Wunsch (Bhaavna), aber wie sollten 'wir' ihn ausdrücken? Wie könnten 'wir' so etwas sagen? Wie würdet Ihr in der Lage sein, es zu verstehen? Wer ist der Bavo, wer ist Mangaldas, und wer ist das Ich? Also passt jetzt innerlich alles zusammen, das Ich, der Bavo und Mangaldas.

Jai Sat Chit Anand