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Antiberliner 23

May 30, 2018

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  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    1/8

    Kam p f b l a t t f r N a t u r f r e u n d e / / N r. 2 3 / / Au g u s t / S e p t e m b e r 2 0 0 9

    2 REMEMBER. Vor 70 Jahrenbegann mit dem berfall

    auf Polen der ZweiteWeltkrieg

    6 REVOLT. Im Iran kmpfteine neue Generation

    gegen die theokratische

    Diktatur

    4 RECYCLE. Der New GreenDeal soll das Klima

    retten, ist aber die

    gleiche Scheisse in grn

    A

    NTIBERLINER

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    2/8

    In eigener Sache

    Der Anti-

    berliner ist

    eine Zei-

    tung fr

    linke Politik

    und Kultur, die alle

    zwei Monate erscheint

    und kostenlos in Ber-lin verteilt wird. Oft

    werden wir verstnd-

    nislos nach unserem

    Namen gefragt und

    was wir denn gegen

    die Berliner htten.

    Dabei leben wir sogar

    sehr gern in Berlin.

    Ihren Namen hat die

    Zeitung vom ehemali-gen Berliner CDU-Br-

    germeister Eberhard

    Diepgen, der die

    Kreuzberger als Anti-

    berliner brandmarkte,

    nachdem sie am 1.

    Mai 1987 nachdrck-

    lich darauf bestanden

    hatten, den Tag der

    Arbeit ohne Polizei zufeiern. Ein Ehrentitel

    also fr anstndige

    Berliner ...

    Impressum: V.i.S.d.P.: E. Diepgen,

    Fasanenweg 30,

    10123 Berlin

    Redaktionskontakt:

    [email protected]

    www.antiberliner.de Untersttzt von: Antifa-

    schistische Linke Berlin

    Namentlich gekenn-

    zeichnete Artikel spie-

    geln nicht unbedingt

    die Position des Redak-

    tionskollektivs wider

    0 2 // / A n t i b e r l i n e r 2 3 / 2 0 0 9

    I

    m Vordergrund des gegen-

    wrtigen erinnerungspoliti-

    schen Diskurses stehen so-mit Daten, die ein positives

    Selbstbild von Deutschland mit-

    formen. Das Unterstreichen die-

    ser historischen Ereignisse sorgt

    dafr, dass andere geschichtliche

    Daten zusehends in den Hinter-

    grund treten. Durch die derzeit

    ffentlich hervorgehobenen Tage

    findet hier eine Verschiebung bis-

    heriger Bezugsdaten statt, dieletztlich zu einer Verschiebung

    des vorherrschenden Konsenses

    beitrgt. Jahrzehntlang stand im

    Mittelpunkt der erinnerungspo-

    litischen Manahmen die Aus-

    einandersetzung mit dem deut-

    schen Faschismus. Zu Recht! Die

    Verbrechen der nationalsoziali-

    stischen Vernichtungsmaschine-

    rie drfen nicht in Vergessenheitgeraten. Entsprechend stellte der

    1. September nach dem Ende des

    Faschismus ein zentrales Datum

    dar, an dem sich der Widerstand

    gegen Krieg und Faschismus ar-

    tikulierte.

    Ein bedeutendes DatumIn diesem Jahr jhrt sich am

    1. September der berfall auf Po-

    len durch Nazideutschland zum

    70sten Mal. Dieser war der Auftakt

    zum Zweiten Weltkrieg. Von An-

    fang an herrschte die Logik der

    Vernichtung: In der Art und Wei-

    se der Kriegsfhrung gegen Polen

    war die Barbarei des Holocaustangelegt, die ersten Vernichtungs-

    lager befanden sich auf polni-

    schem Boden. Schon in den

    1920iger Jahren erklrte Hitler die

    Gewinnung von Lebensraum im

    Osten zum entscheidenden Poli-

    tikziel. Den Kern der NS-Ideolo-

    gie bildete der Kampf ums Da-

    sein zwischen hheren und nie-

    deren Rassen, wobei die Polenvon den Nazis als slawische Un-

    termenschen klassifiziert wurden.

    Langfristig waren die slawischen

    Polen zur Vernichtung durch

    Zwangsarbeit, die angeblich

    deutschbltigen Polen zur voll-

    stndigen Assimilation bestimmt.

    Internationale VerflechtungAm 28. April 1939 kndigte das

    Deutsche Reich den deutsch-pol-

    nischen Nichtangriffspakt von

    1934 auf. Am 22. August erluter-

    te Hitler der Wehrmachtsfhrung

    seine Kriegsziele fr den bevorste-

    henden Angriff auf Polen: Bei der

    Lsung der Ostfrage stehe dieVernichtung Polens im Vorder-

    grund, dazu sei die Beseitigung

    der lebenden Krfte erforderlich.

    Am 23. August 1939 folgte der

    deutsch-sowjetische Nichtan-

    griffspakt, dessen geheimes Zu-

    satzprotokoll die Interessengebie-

    te aufteilte. Demnach sollten Ost-

    polen und das Baltikum unter so-

    wjetische Verwaltung fallen, derwestliche Teil an das Deutsche

    Reich. Die Westmchte hatten

    lange damit spekuliert, dass ein

    Angriff Nazideutschlands Rich-

    Gedenkpolitik la BRD

    Deu t s c h e S o l da t en z e r s t r en a u f e i n em ge s t e l l t en F o t o e i n en p o ln i s c h enS c h l a gb a um b e i Gda s k

    Im offiziellen Erinnerungsdiskurs wird gerade vieler Daten gedacht sowohl der 60ste Jah-

    restag der Grndung der BRD als auch der 20ste Jahrestag der sogenannten friedlichen Re-

    volution, die die Mauer zum Einsturz brachte, bestimmen im Jahre 2009 mageblich die

    ffentliche Wahrnehmung. Tenor in beiden Fllen ist die Darstellung der BRD als demokra-

    tischen Vorzeigestaat, der aus den Verbrechen des Nationalsozialismus gelernt hat

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    3/80 3 // / A n t i b e r l i n e r 2 3 / 2 0 0 9

    An der Brse werden nur solche Unternehmen

    belohnt, die ihr Handeln ausschlielich anKundenbedrfnissen und Markterfordernissen

    (...) ausrichten.

    Eigentlich eine Binsenweisheit, die der Bahnvorstand

    in einer Broschre zum geplanten Brsengang da verbrei-

    tet. Gerade die Kundenbedrfnisse beeinflussen schlielich

    die Aktienkurse. Was sollte auch sonst an dieser Brse

    geschehen, wenn nicht die besten Unternehmen (also sol-

    che, die die Menschheit gerade mal wieder um Lngen

    nach vorne brachten) dafr belohnt und die schlechteren

    (also solche, die gierig nur an sich selber dachten) abge-

    straft wrden. Deshalb drngt es natrlich viele

    Unternehmen an die Brse, um endlich beim groenGerechtigkeits-Rating mitmachen zu knnen.

    So auch die Bahn. Gestartet war sie aus den hinteren

    Reihen, gebremst durch die Leiber schlafender Beamter,

    die auf die Bremskltze drckten. Doch der Wille zur

    Vernderung war da und so konnte der inzwischen in

    Ehren pensionierte Bahnchef noch krzlich verknden:Die Bahn von heute hat mit der von gestern nichts mehr

    zu tun. Denn: Wir haben aus dem Unternehmen

    Bahn einen Dienstleister gemacht und den Kunden in

    den Mittelpunkt gestellt. Was liegt da also nher, als sich

    von der Allgemeinheit seine Beliebtheit an der Brse, dem

    Herzen der Demokratie, besttigen zu lassen? Schlielich

    habe der Umbau der frheren Behrde seit 1994 zwar

    viele Opfer gefordert. Heute arbeite man dafr mit der

    Hlfte der einstigen Belegschaft doppelt so effizient. Mal

    nachgerechnet bedeutet das dieser Tage bei der Berliner S-

    Bahn, dem Tochterkonzern, am Standort Berlin

    Alexanderplatz: Von heute Null Zgen/Tag fuhr damalsnur die Hlfte! Schlechte Zeiten waren das damals. Und

    irgendwie hrt sich das so an, als gbe es noch einiges an

    Einsparpotential. Mein Tipp: Bei den Ticketkontrolettis.

    Zurckbleiben, bitte!

    Tante Kthe plaudert aus dem Nhkstchen

    Die Hlfte von Null

    tung Osten der verhassten Sowjet-

    union Macht und Einfluss neh-

    men wrde und verhielten sich

    zgerlich. Diese fatale Fehlein-

    schtzung der Gefahr kann nur

    durch den massiven Antikommu-

    nismus erklrt werden, der sich

    nach 1945 weiter zum Kalten

    Krieg entwickelte. Zwar fordertenFrankreich und Grobritannien

    ultimativ den sofortigen Rckzug

    aller deutschen Truppen aus Polen.

    Und als Hitler dies ablehnte, er-

    klrten beide Staaten dem Deut-

    schen Reich am 3. September so-

    gar den Krieg. Eine Offensive der

    Westmchte blieb aber trotz der

    Zusagen gegenber Polen aus.

    Verbrechen der WehrmachtMit dem Polenfeldzug begann die

    gezielte und organisierte Massen-

    vernichtung polnischer Zivilisten,

    die bis 1945 andauerte. Einsatz-

    gruppen des Sicherheitsdienstes

    (SD) und der Polizeireservebatail-

    lone begleiteten die Wehrmacht in

    ihrem Auftrag, die Bekmpfung

    aller reichs- und deutschfeindli-chen Elemente rckwrts der

    fechtenden Truppe und die weit-

    gehende Vernichtung der polni-

    schen Intelligenz durchzusetzen.

    Nach Fahndungslisten ermorde-

    ten sie bis Ende 1939 etwa 60.000

    polnische Brger, darunter ber-

    proportional viele Lehrer, rzte,

    Juristen, Professoren, Priester und

    Bischfe sowie Vertreter von Par-teien und Gewerkschaften der

    polnischen Arbeiterbewegung.

    Die deutsche Besatzungspolitik

    zielte auf eine rasche Germani-

    sierung Polens. Bis Ende 1945

    wurden etwa 900.000 Menschen

    in den annektierten Gebieten des

    Nachbarstaates vertrieben. Die

    verbleibenden Juden wurden in

    den Vernichtungslagern der Nazisermordet.

    Erinnerung als PflichtDer Deutsche Faschismus kostete

    mehr als 50 Millionen Menschen

    im Zweiten Weltkrieg das Leben.

    Allein 6 Millionen jdische Men-

    schen und 100.000 Sinti und

    Roma wurden industriell ermor-

    det. Die Erinnerung an den Be-ginn dieses Vernichtungskriegs

    darf nicht untergehen, verdrngt

    oder gar vergessen werden. Ent-

    sprechend wurde am 1. Septem-

    ber 1957 zum ersten Mal in der

    BRD der Antikriegstag began-

    gen. Aufgerufen dazu hatten die

    Antimilitaristische Aktion, ein

    Bndnis der Sozialistischen Ju-

    gend Die Falken, der Solidari-ttsjugend, der Naturfreundeju-

    gend und der Verband der Wehr-

    dienstverweigerer. Unter der Lo-

    sung Nie wieder Krieg wurde

    dieser Tag in den folgenden Jahr-

    zehnten immer wieder von den

    Gewerkschaften und der Frie-

    densbewegung genutzt, um dem

    Unmut gegen die Remilitarisie-

    rung der BRD, den Nato-Dop-pelbeschluss oder die Kriegsein-

    stze der Bundeswehr Ausdruck

    zu verleihen. Nie wurde der An-

    tikriegstag ein ffentlicher Ge-

    denktag und gerade heute anlss-

    lich des 70. Jahrestages des ber-

    falls auf Polen ist es nur gerecht

    laut zu fragen: Wo ist die groe

    Trauerfeier, die den Beginn der

    grten Barbarei der Mensch-heitsgeschichte thematisiert?

    Do: Antikriegstag

    Zum fnften Mal in Fol-

    ge wollen Neonazis an-

    lsslich des Antikriegs-

    tages durch Dortmund

    marschieren. Sie mobi-

    lisieren fr den 5. Sep-

    tember 2009 zu einem

    nationalen Antikriegs-tag in die Ruhrmetro-

    pole. In den letzten

    Jahren hat sich der Auf-

    marsch zum wichtigsten

    bundesweiten Event der

    Autonomen Nationa-

    listen entwickelt. Zu-

    letzt hatten am 1. Mai

    2009 ber 400 Neona-

    zis eine Gewerkschafts-demonstration brutal

    angegriffen. Umso

    wichtiger ist es nun,

    die Proteste gegen den

    Naziaufmarsch zu un-

    tersttzen und nach

    Dortmund zu fahren.

    Anreiseinfos gibt es

    unter: www.antifa.de

    BRD im Krieg

    4.000 Soldaten der

    Bundeswehr sind noch

    immer am Hindukusch

    stationiert. Viele Afgha-

    nen nehmen sie jedoch

    nicht als die Aufbauhel-

    fer wahr, als die sie in

    der BRD prsentiert

    werden und so werdendie deutschen Soldaten

    immer fter zum Ziel

    von Angriffen. Sie se-

    hen sich sich deshalb

    seit Anfang des Som-

    mers legitimiert mit

    Panzern und Granaten

    gegen Aufstndische

    vorzugehen. Verteidi-

    gungsminister FranzJosef Jung will jedoch

    bis heute nicht von ei-

    nem Kriegseinsatz spre-

    chen.

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    4/8

    Green New Deal kologischtransformierter Kapitalismus?

    D

    ie Verzweigung der Klimakrise mit anderen

    akuten Krisen wie der Energie- oder Nah-

    rungskrise deutet ebenfalls darauf hin, dass das

    Thema nicht einfach in der Mottenkiste ver-

    schwindet. Die Doppelkrise von konomie

    und kologie brachte einen wahren Boom von New Deal Pro-jekten mit Bezgen aufFranklin D. Roosevelt hervor. Die Projek-

    te sind bestimmt nicht identisch, doch sie verbindet die Vorstellung,

    dass staatliches Handeln die Lsungen fr relevante gesellschaftli-

    che Probleme einleiten und zugleich Machtkonstellationen dauer-

    haft verndern soll. Teile der Obama-Administration, die Grne Par-

    tei oder transnationale Konzerne wie E.ON, Nike und Hewlett-

    Pakkard erhoffen sich durch einen Green New Deal neue Wachs-

    tumsimpulse und einen kologischen Innovationsschub, indem bei-

    de Krisen produktiv mit miteinander bearbeitet werden.

    Der Green New Deal (GND), um den sich die Debatte hierzu-lande dreht, wird seit 2007 von der Green New Deal Group (New

    Economics Foundation), bekannten Journalisten wie Thomas L.

    Friedman und in Westeuropa besonders von den Grnen vorange-

    trieben. Auf internationaler Ebene wird ein hnliches Konzept auch

    im Umweltprogramm der UNO (UNEP) diskutiert.

    Hinter den Konzepten ver-

    birgt sich im Wesentlichen ein

    sozial-kologisches Investitions-

    programm, welches den Sprung

    in Richtung einer nachhaltigenkonomie ermglichen soll.

    Konkret geht es um den Ausbau

    des ffentlichen Verkehrs, die

    kologische Sanierung von Ge-

    buden, Frderung erneuerbarer

    Energien und umweltfreundli-

    cher Technologien. Auerdem

    soll dem globalen Kapitalismus

    ein globales Regelwerk verpasst

    werden. Und zu guter Letzt wur-de die soziale Komponente hin-

    zugefgt, die in den ersten GND-

    Papieren ein Leerstelle war. Mehr

    Chancengleichheit und soziale

    Teilhabe durch massive Investitionen in Bildung und berufliche Qua-

    lifizierung sind mittlerweile auch Teil des Konzepts.

    Neue Karten oder neue Spielregeln?Ursprnglich bedeutet new deal, dass die Karten neu verteilt wer-

    den. Ein kurzer Blick auf den historischen New Deal von FranklinD. Roosevelt (1932) legt nahe, dass nicht nur die Karten neu ver-

    teilt wurden, sondern auch nach neuen Regeln gespielt wurde.

    Strukturelle sozial-politische Vernderungen wie das Verbot von Kin-

    derarbeit, Einfhrung der Arbeitslosen- und Sozialversicherung so-

    wie von Mindestlhnen, waren begleitet von staatlichen Beschfti-

    gungs- und Investitionsprogrammen und der Gewhrung gewerk-

    schaftlicher Rechte. Auerdem fanden tiefgreifende Vernderungen

    in der Marktwirtschaft und im Finanzsystem statt, z.B. durch die In-

    stallation einer staatlichen Brsenberwachung und eines einkom-

    men- und vermgensabhngigen Steuersystems.Heute, nach etwa 80 Jahren, steht die Welt vor einer Wirtschafts-

    krise hnlichen Ausmaes. Gerade weil infolgedessen immer mehr

    Menschen klar wird, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Ge-

    schichte sein kann, sind einige Strategen fleiig am Werk, die Basis

    der kapitalistischen konomie Profit, Wachstum, Privateigentum

    und Konkurrenz zu bewahren

    und die jetzige Form des Kapita-

    lismus in einen Grnen Kapitalis-

    mus zu transformieren.

    Ralf Fcks, Vorsitzender derHeinrich Bll Stiftung, ist ein fh-

    render Denker des GND. Er be-

    schreibt den Kapitalismus als eine

    zwar gefrige, aber enorm pro-

    duktive Wohlstands-Maschine.

    Entgegen z.B. der Prognose einer

    finalen Ressourcenkrise, die zum

    Zusammenbruch des Kapitalismus

    fhren knnte, findet sich bei ihm

    ein unerschtterliches Vertrauen indie Anpassungsfhigkeit des Kapi-

    talismus an die jeweiligen histori-

    schen, gesellschaftlichen Bedin-

    gungen. Der Kapitalismus sei dem-

    SCHWERPUNKT

    Die Finanzkrise ist erwachsen geworden und prsentiert sich heute als noch nicht ganz ausgereifte Wirtschaftskri-

    se. Doch noch vor einem halben Jahr hat eine andere Krise die Titelbltter in Beschlag genommen die Krise im

    Treibhaus. Angesichts insolventer Banken und strauchelnder Schlsselindustrien im globalen Norden rckte sie aus

    dem Rampenlicht im brgerlichen Bltterwald. Doch wer die Klimawandeldebatte fr einen Medienhype hlt, un-

    terschtzt die weitreichenden Folgen der globalen Erwrmung

    0 4 // / A n t i b e r l i n e r 2 3 / 2 0 0 9

    New G r een Dea l : N i c h t m eh r a l s e i n T r o p f en a u f d en h e i s s en S t e i n , d e r d i e P o l e s c h m e l z en l s s t

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    5/8

    nach ein System, was bisher jede Opposition in Innovation umge-

    wandelt hat.Diese Einschtzung wrden wahrscheinlich viele teilen, doch

    ohne diesen Siegerglanz in den Augen. Denn Elemente von Kritik

    Sozialer Bewegungen am Kapitalismus wurden auch in der Vergan-

    genheit nicht eins zu eins bernommen, sondern so umgedeutet,

    dass sie der Legitimation einer entstehenden neuen Form des Ka-

    pitalismus dienen konnten. Die grnen Strategen sehen die Krisen

    ls Chance fr einen solchen Strukturwandel. Einen Wandel hin zu

    einer vermeintlichen nachhaltigen Wirtschaftsordnung, in der der

    Wert der Umwelt eingepreist wird. Ob es neue Spielregeln gibt oder

    wie diese aussehen knnten, bleibt vorerst unklar.

    Magic bullet und die WidersprcheSchon viele begaben sich auf die Suche nach dem magic bullet, dem

    Allheilmittel. Mit dem GND sollen nun mind. zwei Fliegen mit ei-

    ner Klappe schlagen werden und dabei alte Widersprche zwischen

    kologie, konomie und sozialen Interessen endgltig aufgelst

    werden. Zwei Argumentationskrcken helfen dabei, die Idee zu stt-

    en. Zum einen wird fr die bei-

    den Krisen nicht etwa der indu-

    trielle Kapitalismus oder seinegrundstzlichen Funktionsweisen

    verantwortlich gemacht, sondern

    eine besondere Spielart nmlich

    der finanzmarktgetriebene Turbo-

    kapitalismus. Eine Entartung, die

    durch einen staatlichen Ordnungs-

    ahmen wieder reguliert werden

    muss. Wer sich aber mit den Ursa-

    hen vom menschengemachten

    Klimawandel beschftigt, wird feststellen, dass der deutliche Anstiegvon CO2 (und quivalenten) in der Atmosphre mit dem Zeital-

    er der Industrialisierung der intensiven Ausbeutung von Boden,

    Rohstoffen sowie dem Verbrennen fossiler Rohstoffe zusammen-

    fllt.

    Auch die Krisen durch berakkumulation sind keine neuzeitli-

    che Entwicklung, die auf den Neoliberalismus zurckgefhrt wer-

    den knnten. Diese Krisen gehren zum Kapitalismus wie der

    Zwang immer mehr Profit bei stndigem Wachstum zu produzie-

    en.

    Doch wer Wachstum als ein zentrales Problem benennt, kannkaum mit neuer Wachstumsdynamik locken. Aber genau darum geht

    es beim Green New Deal: grne Autos, grne Huser, grne Infra-

    truktur sind die Hoffnungstrger profitabler Investitionen. Mit der

    Aussicht auf diese Weise der Doppelkrise Herr zu werden, wird der

    GND zu einem potentiell hegemoniefhigen Projekt. Er verspricht

    neue Jobs, neue Anlagemglichkeiten und Rettung vor dem Kli-machaos. Wer wre nicht begeister t?

    Linke PerspektivenWas hier kritisiert werden soll, ist sicher nicht das Bemhen, Wege

    aus den verschiedenen Krisen zu suchen. Die Kritik wendet sich

    vielmehr gegen den trger ischen Technik- und Steuerungsoptimis-

    mus, gepaart mit einem Pragmatismus, der Ursachen und Wider-

    sprche der Krisen schlicht ausblendet. Derzeit scheint der GND

    der einzige Ansatz zu sein, der soziale wie kologische Fragen ein-

    bezieht. Deshalb sollten wir dazu eine Position entwickeln. Dar-ber hinaus ist es aber viel wichtiger eigene Strategien zur

    (klima)politischen Intervention in die aktuelle Krisensituation zu

    entwickeln. Sicher, grner Kapitalismus ist kapitalistisch und daher

    abzulehnen. Doch ein mobilisierungsfhiges Konzept, was dem

    GND ernsthaft etwas entgegensetzten kann, verlangt mehr.

    Mit dem Fokus auf die COP15, die UN-Klimakonferenz in Ko-

    penhagen im Dezember 2009, wurden in den letzten Monaten De-

    batten ber antikapitalistische Po-

    sitionen in der Klimapolitik be-

    gonnen. Im Zentrum steht die Ab-lehnung der false solutions, der

    marktbasierten Lsungen, also der

    flexiblen Mechanismen des Kyoto-

    Protokolls. Anstelle dieser falschen

    Lsungen geht es um Klimage-

    rechtigkeit, Ernhrungssouverni-

    tt und darum, die fossilen Res-

    sourcen im Boden zu belassen.

    Hinter diesen Schlagworten ver-

    bergen sich Ideen von einer dezentralen, sozial-kologischen Ener-gieversorgung, Bewegungsfreiheit durch kostenlose ffentliche Ver-

    kehrsmittel, eine andere Landwirtschaft und vieles mehr.

    Klar ist, wenn sich die WTO Ende November 2009 in Genf tr ifft

    zehn Jahre nach Seattle und eine Woche spter die UN-Klima-

    konferenz beginnt, Weichen gestellt werden fr die zuknftige Ent-

    wicklung der globalen Verhltnisse. Diese Auseinandersetzungen

    sollten wir nicht ignorieren, sondern uns vielmehr mit radikalen

    Positionen einmischen.

    Ines Koburger [Gegenstrom Berlin]

    Mehr dazu: ak 536, berlegungen zum Green New Deal im

    Angesicht der (grnen) Krise | ak 534, Klimapolitik in der Kri-

    se | rls Standpunkte 11/2009, Die Green New Deals Positio-

    nen von links

    0 5 // / A n t i b e r l i n e r 2 3 / 2 0 0 9

    Ma yda y - Dem o n s t r a t i o n a m 1 . Ma i 2 0 0 9 i n B e r l i n

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    6/8

    Aufarbeitung

    Zwanzig Jahre nach dem

    Ende der Stroessner

    Diktatur in Paraguay

    (1954-1989) wurde

    jetzt das erste geheime

    Grab mit berresten von

    mindestens zwei Re-

    gimegegnern gefunden.Die Knochenreste waren

    Ende Juli auf dem

    Grundstck einer Son-

    dereinsatzstelle der Po-

    lizei im Hauptstadtvier-

    tel Baado Tacumb ge-

    borgen worden. Diese

    Entdeckung stellt einen

    entscheidenen Schritt

    fr die Menschenrecht-ler und Opferverbnde

    in dem postdiktatori-

    schen Paraguay dar.

    Laut der Komission fr

    Wahrheit und Gerech-

    tigkeit, die 2003 ins

    Leben gerufen wurde,

    verschwanden wh-

    rend der Diktatur 336

    Menschen, 20.000 wur-den willkrlich festge-

    nommen, 18.000 gefol-

    tert und mind. 59 hin-

    gerichtet.

    Freiheit statt Angst

    Am Samstag, den 12.

    September 2009 wer-

    den um 15 Uhr am

    Potsdamer Platz in Ber-lin Brgerrechtler unter

    dem Motto Freiheit

    statt Angst Stoppt den

    berwachungswahn!

    zu einer bundesweiten

    Demonstration auf die

    Strae gehen.

    Auf der Demo wird es

    auch einen antikapita-

    listischen Block geben.Dieser wird auch die zu-

    nehmende Repression

    gegen linke Aktivisten

    in Berlin thematisieren.

    0 6 / / / A n t i b e r l i n e r 2 3 / 2 0 0 9

    Die Revolte ist nicht

    von Himmel gefallen.

    Seit den 90er Jahren

    schlitterte der Iran in eine groe

    gesellschaftliche Krise. Nach dem

    Ende des langen Krieges gegen

    den Irak 1988 kamen die inneren

    Widersprche der Gesellschaft im-

    mer strker an die Oberflche. Eine

    neue Generation Zweidrittel derMenschen im Iran sind unter 30

    Jahre alt erlebte ein Land, im dem

    statt der Versprechen der Revolu-

    tion von 1979 ein alltglicher po-

    litischer und kultureller Terror vor-

    herrschte. Die allgemeine soziale

    Lage der Bevlkerung war kata-

    strophal, whrend sich eine neue

    Klasse an klerikaler Oligarchie im-

    mens bereicherte. Zu dieser neu-en Klasse zhlt auch Ahmadine-

    schad. Hinter ihm stehen der ideo-

    logische Militrapparat und ein ra-

    dikal-fundamentalistischer Flgel

    im Klerus. Unter seiner Prsident-

    schaft wurde im Iran heftig weiter

    privatisiert, wodurch sich der mi-

    litrische Machtapparat massiv be-

    reicherte. Kurz vor der Wahl stell-

    te sich Ahmadineschad zwar sehrpopulistisch als sozial dar: Er er-

    hhte die Lhne fr einige Arbei-

    ter und Rentner und lie auf dem

    Land Kartoffeln verteilen. Aber so

    dumm waren die Leute dann auch

    nicht.

    Rebellion im Nahen OstenVor zehn Jahren hatten die

    Studierenden zum ersten Malwieder rebelliert. Das war wie ein

    Fanal, danach beherrschten sozia-

    le Konflikte das Land. Die Studie-

    renden radikalisierten sich zuse-

    hend, eine neue Arbeiterbewe-

    gung fasste neuen Mut, und eine

    neue Frauenbewegung trat her-

    vor.

    Der jngste Wahlbetrug Ahma-

    dineschads wirkte dann wie eine

    Kriegserklrung und war der An-

    lass dafr, dass die angestaute Un-

    zufriedenheit explodierte. So

    brennen inzwischen im armenSden Tehrans genauso die Barri-

    kaden wie im reicheren Norden.

    Die Vorhut der Revolte stellen je-

    doch eher die gebildeten Jugend-

    lichen. Im Iran besuchen mehr

    Leute pro Kopf eine Universitt

    als in Deutschland, und die Mehr-

    zahl der Studierenden ist weiblich.

    Die Bewegung ist basisdemokra-

    tisch organisiert. Sie verabredensich ber das Internet und auch

    ber die Dcher Teherans. Hier

    versammeln sie sich fast jede

    Nacht und rufen Parolen oder zu

    Aktionen

    auf.

    Die Oppositionspolitiker Mus-

    sawi und Karrubi haben sich in-

    zwischen hinter die Bewegung

    gestellt, wenngleich sie selbst ei-

    gentlich aus den Tiefen des Sy-

    stems kommen. Jedoch haben die

    Reformunfhigkeit des Systems,

    welches sich durch den Wahlbe-

    trug Ahmadineschads zeigte, und

    der Kampf der Leute auf der Stra-e, ihnen den Weg zurck ins

    Establishment komplett ver-

    sperrt.

    Wem gehrt die Strae?So kommt ein richtiger Massen-

    aufstand mit einer tiefen Spal-

    tung der Elite zusammen eine

    gute Mischung fr eine

    Revolution. Das Landwird sich sicher nicht

    mehr beruhigen, ohne

    ein Massaker histori-

    schen Ausmaes. Die in-

    ternationalistische Linke

    sollte ihre Passivitt endlich

    aufgeben und sich aktiv mit

    dieser Revolte solidarisieren.

    Sie kann viel gewinnen, denn

    der Nahe Osten wrde sichdurch den Erfolg dieses Protestes

    sehr zum Positiven verndern

    die anderen Diktaturen wrden

    auch destabilisiert und der Islam

    als Ideologie des Widerstands

    wrde seine Hegemonie verlie-

    ren. Endlich wrde ein groes

    Fenster geffnet, damit die Linke

    und die sozialen Bewegungen

    wieder zu einer relevantenMachtfaktor werden knnten.

    Pedram Shahyar

    Mehr: www.nyi-berlin.net

    Iran: Die groe RevolteIm Iran erleben wir derzeit einen groen Aufstand. Die Bilder erinnern sehr an die Mona-

    te vor der Revolution von 1979. Die Massen werden auf der Strae von Paramilitrs gejagt

    und erschossen, in den Gefngnissen herrscht der schlimmste Terror, mit unter Folter er-

    mordeten Jugendlichen, und dennoch machen die Leute weiter. Die groe Angst vor die-

    ser theokratischen Diktatur ist gebrochen

    W a h l b e t r u g a l s

    K r i e g s e r k l r u n g

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    7/8

    Nazihausbesetzung

    Bereits bis 1998 hattees in der Sdheide, in

    Hettendorf ein Natio-

    nales Schulungszen-

    trum gegeben. Jetzt

    besetzten Neonazis der

    Kameradschaft73 aus

    Celle im Namen Jrgen

    Riegers ber zwei Wo-

    chen ein ehemaliges

    Hotel. Erneut wolltensie ein nationales

    Schulungszentrum er-

    richten. Derzeit sieht

    sich Rieger im Besitz ei-

    nes Pachtvertrags, ge-

    schlossen mit der ihm

    nahe stehenden Eigen-

    tmerfamilie Hennies.

    Aufgrund hoher Schul-

    den unterliegt das Hausjedoch einem Zwangs-

    verwalter, der den Ver-

    trag aufgrund der nied-

    rigen Pacht als sitten-

    widrig betrachtet. Das

    Lneburger Landgericht

    besttigte diesen

    Standpunkt zuletzt, die

    Nazis mussten gehen.

    Doch die Gefahr istnicht gebannt: Rieger

    spekuliert mit hohen

    Summen. Er bietet fast

    das Doppelte des Ver-

    kehrswerts als Kauf-

    preis. Zieht die Ge-

    meinde mit, teilt er

    sich wohl das Geld mit

    den Eigentmern. Bleibt

    er Hchstbietender, gibtes bald ein aus fnf

    Bundeslndern schnell

    erreichbares Nazinest in

    der Sdheide.

    Demnach stnden un-

    sere Regierungen imDienst der interna-

    tionalen Hochfinanz, die uns zu

    heimatlosen Wanderarbeitern

    machen will. Diese in Neonazi-

    Kreisen immer wieder reprodu-

    zierten Textbausteine dienen ih-

    nen als Kodierung der klassisch

    antisemitischen Verschwrungs-

    theorie vom Weltjudentum, das

    angeblich berall die Strippenzieht und die Vlker zerstren

    will. Dass die Jenaer Neonazis mit

    dem Nationalen Sozialismus

    auch den gleichen Lsungsansatz

    wie ihre Vorbilder vor fast 80 Jah-

    ren propagieren, verwundert da-

    her nicht.

    Trotz massiver Proteste, Blok-

    kaden und Verbotsversuchen in

    Jena und Altenburg hat das Festder Vlker inzwischen eine uner-

    trgliche Kontinuitt erreicht. In

    den letzten vier Jahren hat sich die

    Teilnehmerzahl von anfnglichen

    500 Neonazis zwischenzeitlich

    mehr als verdreifacht (2007: 1.700

    Teilnehmer), whrend im letzten

    Jahr ein leichter Rckgang zu ver-

    zeichnen war (1.200 Teilnehmer).

    Diese Tatsache lsst sich allerdings

    nicht auf mangelnden Zuspruch

    zurckfhren, sondern auf einen

    Mobilisierungsfehler der Organi-

    satoren.

    Ursprnglich wollten sie das

    Fest der Vlker bis 2015 als fe-stes Event in Jena stattfinden las-

    sen. Doch der massive Widerstand

    eines breiten Bndnisses aus links-

    radikalen und zivilgesellschaftli-

    chen Gruppen zwang die Neona-

    zis im letzten Jahr ihre Veranstal-

    tung kurzfristig in eine kleinere

    Thringer Stadt zu verlegen. Im

    Vorfeld hatten mehr als 700 Men-

    schen in der Jenaer Erklrung

    namentlich angekndigt, dasrechte Event mit Blockaden zu

    verhindern.

    Der Umzug der Neonazis er-

    schwert die antifaschistische Mo-

    bilisierung. Whrend der Beginn

    des Fest der Vlker 2007 in Jena

    durch 3.000 Gegendemonstran-

    ten um mehrere Stunden verz-

    gert werden konnte, begaben sich

    2008 nur noch 2.000 Menschennach Altenburg, um das Fest zu

    blockieren. Diese Tendenz ist be-

    denklich, denn die Veranstaltung

    wirft durch Eintritts-Spenden

    und Merchandise geschtzte

    20.000 Euro fr die NPD und an-

    dere neonazistische Strukturen ab.

    Nach dem lukrativen Rock fr

    Deutschland im Juli 2009 in Gera

    mit 4.000 teilnehmenden Neona-zis und einem geschtzten Ge-

    winn von 60.000 Euro ist in die-

    sem Jahr auch fr das Fest der

    Vlker ein Aufschwung zu er-

    warten. Zumal in Pneck durch

    das Schtzenhaus von Jrgen

    Rieger bereits vorhandene Infra-

    struktur genutzt werden kann.

    Mehr: www.jena.antifa.net

    Am 12. September wollen die Jenaer Neonazis und ihre europischen Mitstreitenden auf

    dem Viehmarkt in Pneck ihr fnftes Fest der Vlker feiern. Das Event fr ein Europa

    der Vaterlnder wird von ihnen mit einer vermeintlich antikapitalistischen Rhetorik be-

    worben. Dahinter findet sich jedoch das alte NS-Weltbild

    Nazischweine auf dem Viehmarkt

    0 7 // / A n t i b e r l i n e r 2 3 / 2 0 0 9

    Jrgen Rieger

    D er 63jh-rige Jr-gen Rieger ist

    ein unter

    Neonazis und

    Holocaust-

    leugnern

    uerst be-

    liebter Anwalt. Er verteidigtsie jedoch nicht nur in

    Strafsachen, sondern tritt

    auch als Anmelder wichti-

    ger Neonazigroveranstalt-

    ungen auf. So fungierte er

    jahrelang als Verantwortlicher

    der seit 2005 verbotenen,

    jhrlichen Aufmrsche fr den

    Hitler-Stellvertreter Rudolf

    Hess. Auch die Neonazi-

    Demonstration am 1. Mai

    2008 in Hamburg, aus deren

    Reihen immer wieder Journa-listen attackiert wurden, wur-

    de von Rieger angemeldet.

    Nachdem er knapp 20 Jahre

    Hauptfunktionr der rassisti-

    schen Artgemeinschaft

    war, wurde er im letzten

    Jahr zum stellvertretenden

    Bundesvorsitzenden der NPD

    gewhlt. Schlagzeilen macht

    Rieger immer wieder mit

    Immobilienkufen, die fort-

    an der neonazistischen

    Infrastruktur dienen sollen.Das Geld dafr soll aus

    Grundstcksspekulationen

    und den Vermchtnissen

    von Alt-Nazis stammen.

    Die Ar t von Neonaz i f indetman nur noch se l ten esse i denn es g ibt Rechtsrock

  • 8/9/2019 Antiberliner 23

    8/8

    Schnste Nebensache

    Die Sommerpause ist

    vorbei, und die Ligen

    erffnen die Saison. Frfuballhassende Regio-

    nal-Express-Pendler ein

    Graus. Fr Fans und So-

    ziologen ein Grund,

    endlich aus dem Urlaub

    zurck zu kommen.

    Gnzlich Desinteressier-

    ten bietet sich die

    nchste Chance auf

    eine meinungsbildendeManahme:

    1.FC Union Berlin

    Hansa Rostock (21.8.):

    Das hchstklassige Spiel

    von Ex-DDR Oberliga-

    vereinen findet 20 Jah-

    re nach dem Mauerfall

    in der 2. Liga statt. Die

    Stimmung: Erstligareif!

    Hansa Rostock FC

    St.Pauli (1.11.): Frher

    ein Aufeinandertreffen

    von Ossis auf Wessis

    und Rechten auf Lin-

    ken. Heute lassen sich

    diese Klischees kaum

    noch aufrecht erhalten,

    was der Rivalitt aberkeinen Abbruch tut

    Hamburger SV Wer-

    der Bremen (19.12.):

    Werder kickte den HSV

    in der letzten Saison

    innerhalb eines Monats

    aus den Halbfinals des

    DFB sowie des UEFA Po-

    kals und siegte dannauch noch in der Liga.

    Dies wird bestimmt ein

    Fest der Liebe... so kurz

    vor Weihnachten.

    Tante Erna heute: Vergessene geschichtliche Tatsachen und Weisheiten

    Ihr besteht aus bis zu neun

    Leuten Wie habt ihr euch

    zusammengefunden?

    Frher hatten Felix (Schlag-

    zeug) und ich eine Punkband

    und wir wollten wieder Musik

    machen. Wir hatten uns musika-

    lisch ber Ska zum Reggae ori-

    entiert, deshalb war das neueProjekt dann eher Reggae-Rag-

    ga. Im Endeffekt ist es ein

    Freundeskreis, der sich zusam-

    mengeschlossen hat und immer

    mehr zusammen gewachsen ist.

    Was ist eure Motivation Musik zu

    machen?

    Meine persnliche Motivation

    ist es, mit der Musik Menschen

    zu erreichen. Wir singen berThemen, die uns beschftigen

    und hoffen, dass wir unsere H-

    rer dadurch zum Nachdenken

    bringen und eventuell sogar

    dazu, sich zu engagieren.

    Fr mich ist Musik ein

    Sprachrohr, um Leute mit be-

    stimmten Themen zu konfron-

    tieren oder sie in ihrem Denken

    und Handeln zu untersttzen.Warum macht ihr politische Texte?

    Politisch aktiv sein gehrt seit

    ich zwlf Jahre bin zu meinem

    Leben dazu, und Musik ist da-bei ein Weg, auf dieser Welt et-

    was zu bewegen und zu vern-

    dern.

    Ich war damals als Punk im

    AZ (Autonomes Zentrum)

    Heidelberg und in der Antifa

    aktiv und habe mit Flchtlings-

    initiativen zusammengearbeitet.

    Mit der Musik kam fr mich ein

    weiteres Mittel, meine mes-sage und den politischen

    Kampf nach auen zu tragen.

    Wir wollen Menschen motivie-

    ren und ihnen Kraft geben.

    Darum sind wir auch als Band

    aktiv und untersttzen ver-

    schiedene Kampagnen, Projek-

    te und Demos.

    Was hat dich damals politisch wer-

    den lassen?

    Ich denke, einen groen Teil

    haben meine Eltern dazu bei-getragen. Themen wie Krieg

    und Rassismus waren bei uns

    zu Hause schon damals prsent

    und ich er innere mich: Als klei-

    ner Junge schleppte mein Vater

    mich immer mit auf Demos.

    Mit ihm war ich auch fter in

    einem Asylbewerberheim

    Freunde besuchen und sah

    damals schon die unwrdigenLebensbedingungen der Men-

    schen dort.

    Auerdem ist meine Familie

    ja bunt gemischt was die Her-

    kunft angeht, deshalb war son

    Quatsch wie Nationalstolz eh

    nie denkbar. Aber so richtig ak-

    tiv wurde ich dann als Punk

    und ber das AZ. Ich hatte

    durch mein Outfit fter Stressmit Faschos und so kam dann

    eben der Wille, da was zu n-

    dern...

    Was steht aktuell an Verffentli-

    chungen an?

    Nach unserem letzten Album

    Voyage wird im Frhjahr

    2010 endlich das nchste Al-

    bum erscheinen. Schon jetzt

    gibt es einen neuen Song ( tra-vailler) mit Video zum Free-

    download auf unserer Home-

    page.

    Politisch aktivsein gehrt dazuSeit fast 10 Jahren machen Irie Rvolts (frhliche Aufstn-

    dische) vor wachsender Fangemeinde Musik. Dabei uern

    sie sich immer wieder zu politischen Themen oder spielen

    bei Demonstrationen. Der Antiberlinersprach mit Mal le-

    v, einem der Snger

    Pab lo Ma l l e vCha r l emo ine i s t S nge rvon I r i e Rvo l t s