-
Veranstaltungsort:OPER HALLE
Universitätsring 2406108 Halle (Saale)
Schulabonnement,Kartenreservierung und Verkauf:
Karin PreukTel. 0345 5110-776Fax 0345 5110-781
[email protected]
Begleitmaterial für Pädagoginnen und Pädagogen
MUSIKTHEATER
ALTER: AB 7 JAHRE
ANNIEMehrspartenproduktion der Oper Halle mit dem neuen theater,
dem Thalia Theaterund der Staatskapelle Halle
-
WIR GEHEN INDIE OPER HALLE
AM
...............................
-
ANNIEMusical von CHARLES STROUSE | Buch THOMAS MEEHAN |
Songtexte MARTIN CHARNINNeue deutsche Fassung HOLGER HAUER und
JÜRGEN HARTMANN
Premiere am 3. November 2018 | Oper HalleDauer: ca. 2 h 30 min |
eine Pause
Musikalische Leitung: PETER SCHEDDINGRegie: PETER DEHLERBühne:
BIRGIT VOSSKostüm: CORDULA ERLENKÖTTERChoreografie: RAFAL
ZEHBeleuchtung: PETER ERLENKÖTTERDramaturgie: HENRIETTE HÖRNIGK /
PHILIPP AMELUNGSEN1. Regieassistenz: BERNHILD BENSE / 2.
Regieassistenz: GABRIELE BERNSDORFAusstattungsassistenz: MARKUS
NEESER
SCHAUSPIELER*INNEN DES NEUEN THEATERS HALLE:Mrs. Hannigan,
Leiterin des Waisenhauses DANNE SUCKELOliver Warbucks,
Industriemagnat und Milliardär PETER W. BACHMANNWäschemann,
Polizist, Butler, Notar, Minister u.a. ANDREAS RANGERoosevelt TILL
SCHMIDT
MITGLIEDER DES KINDER- UND JUGENDCHORES DER OPER HALLE:Annie
EMMA MICHAELIS / PHILINE GÖTZ / MARTHA ADELBERGGrace Farrel LINDA
RABISCH / LIA WEISSRooster Hannigan MARTIN BREITKOPF / EMANUEL TILL
/ als Cover: MAXIMILIAN WÖLFERLily Ramada, Freundin von Rooster
EMMA NEBE / KATHARINA KRANNICHBert Healy, Moderator TIMON FURCHERT
/ JESPER VÖCKS / als Cover: MAXIMILIAN WÖLFERKleines Waisenhauskind
Molly AMADEA VOIGT / META ZAPRASISKleines Waisenhauskind Kate LILLI
KRÜGER / CLARA JOACHIMIKleines Waisenhauskind Tessie TESSA MOSSNER
/ JETTE MEYERGroßes Waisenhauskind Pepper ROSA EIMANN / LAURA
FRIEDEMANN / PHILINE GÖTZGroßes Waisenhauskind Duffy JOHANNA ECKERT
/ UNA VELETANLICGroßes Waisenhauskind July LOTTE TAPPER / MAGDALENA
HERZFELD / MARTHA ADELBERGSternchen CHARLOTTE VOGEL / VICTORIA
MEISSNER / ERIKA PAETZHOLDT1. Boylan-Sister SARAH HAIMB / GAJA LÜER
/ als Cover: LEONIE STRASSBURGER2. Boylan-Sister ANGELINA IVANOVA /
CHARLOTTE VOGEL / ERIKA PAETZHOLDT3. Boylan-Sister JOHANNA RAUCH /
CLARA ADELBERG / als Cover: RICARDA OPPENHORSTSophie RICARDA
OPPENHORST / LEONIE STRASSBURGER / KIM JANASEnsemble ANNA HENSE /
LYDIA PAUL / ALEXA HÄNSEL, JULIUS DÖRNER / JOEL KUNDE / MARTIN
WOLFF, ANTON HUSCHKA / LUCA SPITZLEY / OLE ZEITLER, MARVIN SCHÄFER
/ MAXIMILIAN WÖLFER / KONRAD KRÜGER
THEATERPÄDAGOGISCHES BEGLEITMATERIAL & WEITERE
INFORMATIONEN:Frauke Kuhfuß-Knauer, Musiktheaterpädagogik Oper
HalleE-Mail: [email protected] | Tel.: 0345-5110-531
Mitarbeit am pädagogischen Begleitmaterial: Selma Louise Kniehl,
Praktikantin MusiktheaterpädagogikFotos: Falk Wenzel
1
-
HANDLUNGNew York 1933. Die elfjährige Annie lebt in einem
Waisenhaus für Mädchen. Annie ist dort vor zwölf Jahren vonihren
Eltern abgegeben worden. Allerdings haben sie versprochen, Annie so
bald wie möglich wieder dort abzuho-len. Immer wieder versucht sie
vergeblich, dem Waisenhaus - und vor allem der kinderhassenden
Heimleiterin Miss Hannigan - zu entfliehen. Auf der Suche nach
ihren Eltern trifft sie dabei auch auf Menschen, denen es aufgrund
der verheerenden Wirtschaftskrise noch viel schlechter geht als
ihr.
Als Annie gerade wieder einmal eingefangen und ins Waisenhaus
zurück gebracht worden ist, trifft dort Gr ace Farrell, Sekretärin
des Milliardärs Oliver Warbucks, ein. Sie ist auf der Suche nach
einem fotogenen Waisenkind, das das Image von Warbucks verbessern
soll, indem es die Weihnachtsfeiertage mit ihm verbringt. Die Wahl
fällt, sehr zum Ärger von Miss Hannigan, auf Annie.
Annie stellt den sonst so geordneten Ablauf in der Warbucks
Villa völlig auf den Kopf und wickelt alle um den kleinen Finger.
Auch Warbucks und sie werden nach anfänglichen Schwierigkeiten
Freunde. Mit ihrer optimistischen und lebensfrohen Art steckt sie
sogar den amerikanischen Präsidenten Roosevelt an, der mit Warbucks
befreundet ist.Warbucks verspricht Annie, ihre Eltern zu finden. Er
startet einen Radioaufruf mit Aussicht auf eine hohe Belohnung für
diejenigen, die bei der Suche erfolgreich helfen. Aus Geldgier
beschließen Miss Hannigan, ihr krimineller Bruder und dessen
Freundin, durch einen fiesen Plan die Belohnung zu kassieren.
Warbucks misstraut ihnen und setzt alle Hebel in Bewegung, um Annie
zu helfen. In letzter Minute greift sogar das FBI ein, um Annies
wirkliche Eltern zu finden. Und sie finden tatsächlich die Wahrheit
heraus und entlarven die Betrüger. Aber sie haben nicht nur gute
Nachrichten für Annie. Sie erfährt schließlich, warum sich ihre
Eltern all die Jahre nicht bei ihr gemeldet haben.
2
-
3
HINTERGRUNDDas Musical ANNIE spielt in einer Zeit des Umschwungs
und der großen Geldsorgen. Annie ist ein 11 Jahre altes Waisenkind,
das während der Weltwirtschaftskrise in New York lebt. Ihr
Geburtstag ist der 28. Oktober 1922, das Musical setzt 1933 ein.
Immer wieder werden Anspielungen auf die damalige Zeit gemacht. So
inspirieren War-bucks und Annie zum Beispiel Präsident Roosevelt
während eines Besuches im Weißen Haus zu den New-De-al-Reformen.
Ein Schreiben des FBI zeigt, dass es unmöglich sein wird, Annies
Eltern zu identifizieren. Über tau-send angebliche Eltern seien als
Lügner entlarvt worden. Deshalb stimmt Annie ihrer Adoption durch
Warbucks letztendlich zu. Der New Deal war eine Serie von
Wirtschafts- und Sozialreformen in den Jahren 1933 bis 1938, die
unter US-Präsident Roosevelt als Antwort auf die
Weltwirtschaftskrise durchgesetzt wurden. Die zahlreichen
Maß-nahmen wurden von Historikern unterteilt in solche, die
kurzfristig die Not lindern sollten, also eine Erleichterung
‚relief’ darstellten, in Maßnahmen, welche die Wirtschaft beleben
sollten – die sogenannte Erholung ‚recovery’, und in langfristige
Maßnahmen – welche eine Reform mit sich brachten. Die
Erleichterungsmaßnahmen waren meist Hilfen für die zahlreichen
Arbeitslosen und Armen, während mit der Erholung unter anderem die
Änderung der Geldpolitik gemeint war. Unter der Reform verstand man
die Regulierung der Finanzmärkte und die Einführung von
Sozialversicherungen.
ENTSTEHUNG Das Musical ANNIE entstand 1974 und basiert auf dem
Comicstrip LITTLE ORPHAN ANNIE aus dem Jahr 1924 von Harold Gray.
Gray orientierte sich wiederum an einem Gedicht von James Whitcomb
Riley. Nach Gray’s Tod wurde der Comic von verschiedenen Autoren
bis 1974 fortgesetzt. Durch den großen Erfolg des Musicals erfuhr
der Comicstrip 1979 eine Wiederaufnahme und Fortsetzung. Diese
hielt bis 2010 an. Der Comic handelt von dem Waisenkind Annie,
deren Markenzeichen ihre markante rote Wuschelkopf-Frisur ist und
die Tatsache, dass ihre Augen stets als leere »Kuller« gezeichnet
sind. Annie wird stets von ihrem Hund Sandy begleitet. Und
schließlich von Oliver Warbucks aufgenommen, einem typischen
Früh-Kapitalisten, der in unermesslichem Reichtum lebt. Während
dieser auf Geschäftsreise ist, flieht sie allerdings vor dessen
Ehefrau und erlebt verschiedene Abenteuer, die oft in Zusammenhang
mit ihren reichen Eltern und der Wirtschaft stehen. So wollen zum
Beispiel Kriminelle sie entführen. Nach Erfolgsstücken wie SPRING
AWAKENING und der DREIGROSCHENOPER ist ANNIE die zweite
Mehrspartenproduktion der Oper Halle mit dem neuen theater Halle,
dem Thalia Theater Halle und der Staatska-pelle Halle. Das bewährte
Produktionsteam um Peter Schedding, den Musikalischen Leiter der
Produktion, und Choreograf Rafael Zeh wird um Regisseur Peter
Dehler ergänzt.
DER AUTOR JAMES WHITCOMB RILEYJames Whitcomb Riley war ein
bedeutender, amerikanischer Kinderbuch- und Bestseller-autor und
veröffentlichte über eintausend Gedichte. Dabei zählen LITTLE
ORPHAN ANNIE und THE RAGEDDY MAN zu den Bekanntesten. 1849 in
Greenfield, Indiana, geboren, schrieb Riley die Mehrheit seiner
Gedichte im Hoosier-Dialekt und war für eben Selbige auch bekannt.
Die ersten Gedichte schrieb er in Bezug auf seine Eltern, auf Armut
und auf den Verlust des Stadthauses, welches die Familie aus
Geldnot aufgeben musste. Riley war schlecht in der Schule und kam
mit gesellschaftlichen Vorgaben und Zwängen schwer zu-recht. Früh
verlor er seine Mutter an einer Herzkrankheit. Die Tatsache, dass
der vom Krieg traumatisierte Vater sich die letzten Wochen kaum um
die Mutter gekümmert hatte, be-schäftigte ihn zunehmend. Seine
erste Publikation erschien ohne Bezahlung 1872 unter dem
Pseudonym ‚Jay Whit’ in der Zeitung Indiana polis Mirror. Nach
einigen Schwierigkeiten erlangte er mit der Zeit immer größere
Berühmtheit, so war er 1888 zum Beispiel im Weißen Haus mit anderen
Autoren zum Mittagessen eingeladen. Er hielt viele Kontakte zu
damaligen Berühmtheiten wie zum Beispiel Mark Twain. Riley ist noch
heute bekannt durch die Riley Children’s Foundation, die das Riley
Hospital For Children in Indianapolis, Indiana baute.
-
4
GEDICHTAUSZUG
LITTLE ORPHAN ANNIE von James Whitcomb Riley
Little Orphan Annie’s come to our house to stay, An’ wash the
cups an’ saucers up, an’ brush the crumbs away, An’ shoo the
chickens off the porch, an’ dust the hearth, an’ sweep, An’ make
the fire, an’ bake the bread, an’ earn her board-an’-keep; An’ all
us other children, when the supper-things is done, We set around
the kitchen fire an’ has the mostest fun A-list’nin’ to the
witch-tales‚ at Annie tells about, An’ the Gobble-uns‚ at gits you
Ef you Don’t Watch Out! An’ one time a little girl ‚ud allus laugh
an’ grin, An’ make fun of ever’ one, an’ all her blood-an’-kin; An’
wunst, when they was »company,« an’ ole folks wuz there, She mocked
‚em an’ shocked‚ em, an’ said she didn’t care! An’ thist as she
kicked her heels, an’ turn’t to run an’ hide, They wuz two great
big Black Things a-standin’ by her side, An’ they snatched her
through the ceilin’‚ fore she knowed what she’s about! An’ the
Gobble-uns‚ ll git you Ef you Don’t Watch Out! An’ little Orphant
Annie says, when the blaze is blue, An’ the lamp-wick sputters, an’
the wind goes woo-oo! An’ you hear the crickets quit, an’ the moon
is gray, An’ the lightnin’-bugs in dew is all squenched away, - You
better mind yer parunts, an’ yer teachurs fond an’ dear, An’
churish them ‚at loves you, an’ dry the orphant’s tear, An’ he’p
the pore an’ needy ones‚ at clusters all about, Er the Gobble-uns‚
ll git you Ef you Don’t Watch Out!
First Publication Date: Indianapolis Journal (Nov. 15, 1885),
originally published as The Elf Child
-
5
DER COMICZEICHNER HAROLD GRAYHarold Lincoln Gray wurde am 20.
Januar 1894 in Kankakee geboren. Bekannt wur-de er durch seinen
Comic-Strip LITTLE ORPHAN ANNIE. Nach Absolvierung seines
Wehrdienstes arbeitete Gray zunächst als Graphiker für die Chicago
Tribune. Am 5. August 1924 startete er in der New York Daily News
die Geschichte des kleinen Waisenmädchens Little Orphan Annie, die
ursprünglich einen männlichen Protago-nisten haben und Little
Orphan Otto heißen sollte. Der Verleger fand jedoch, dass die
Geschichte eine weibliche Hauptfigur brauchte. Die Strips fanden
zügig landesweit Verbreitung. Die ersten Alben erschienen schon im
Jahr 1926. Bis zu seinem Tod im
Jahr 1968 zeichnete Gray LITTLE ORPHAN ANNIE.
DER KOMPONIST CHARLES STROUSECharles Strouse wurde 1928 in New
York City geboren. Seine Eltern arbeiteten in der Tabak industrie
und hatten nicht viel mit Musik zu tun. Im Alter von zehn Jahren
bekam Charles Strouse Klavierunterricht, welchen er mit 15 Jahren
an der Eastman School of Music in Rochester fortsetzte. Um sich
über Wasser zu halten, begleitete er verschiedene Sänger in
Nachtclubs am Klavier. Nach seinem Abschluss 1947 gewann er zwei
Stipendi-en für Tanglewood, einer Musikalischen Proben- und
Konzertstätte für Nachwuchstalente in Massachusetts. In der darauf
folgenden Zeit hatte Strouse verschiedene musikalisch ausgeprägte
Jobs, wie zum Beispiel Vertonungen und Kompositionen für die
Filmproduk-tionsgesellschaft 20th Century Fox. Sein bekanntestes
Werk ist neben der Filmmusik für BONNIE UND CLYDE, das Musical
ANNIE. Der Musical-Klassiker aus dem Jahr 1977 er-
lebte mehr als 2500 Vorstellungen am Broadway, erhielt elf
Nominierungen für den Tony-Award, den amerikani-schen
Musical-Oskar, und wurde in sieben Kategorien – darunter als bestes
Musical und beste Neukomposition – ausgezeichnet. Internationale
Popularität erlangte die Eröffnungsnummer »It’s a hard knock life!«
1998 durch das Remake des amerikanischen Rappers Jay Z. Der Song
hielt sich wochenlang an der Chartspitze. Von seinem Charme und der
liebenswürdigen Rotzigkeit seiner jungen Protagonisten hat ANNIE
bis heute nichts eingebüßt.
-
ANNIE AN DEN BÜHNEN HALLEDER REGISSEUR PETER DEHLERPeter Dehler
erhielt nach dem Abschluss der 10. Klasse eine Berufsausbildung als
Elektriker. Mit 17 Jahren wurde er Mitglied der Rockband
KNÄCKEBROT. Es folgten Auftritte als Liedermacher und Schauspieler
am »Poetischen Theater Louis Fürnberg« in Leipzig, wo er auch als
Regisseur und Techniker wirkte. Von 1986 bis 1990 war er Student an
der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. Dehler war
von 1999 bis 2016 Schau-spieldirektor am Mecklenburgischen
Staatstheater Schwerin, inszenierte dort u.a. Mel Brooks
satirisches Musical THE PRODUCERS. Im Sommer 2014 war Dehler
Regisseur bei den Störtebeker-Festspielen in Ralswiek auf der Insel
Rügen. Am neuen theater Halle setzte er den Rio Reiser Liederabend
WANN, WENN NICHT JETZT? und die Bühnenfassung von Christa Wolfs
Roman DER GETEILTE HIMMEL in Szene. Peter Dehler hat fünf Kinder.
Er wohnt in Schwerin und Berlin.
DER CHOREOGRAF RAFAEL ZEHRafal Zeh studierte an den staatlichen
Ballettschulen in Poznan und Danzig (Polen). Stipendien führten ihn
an die Ballettschule Cosi-Stefanescu in Reggio Emilia (Italien).
Nach dem Abschluss seiner Ballettausbildung folgten Engagements an
der Oper in Breslau und am Theater Görlitz. Zu seinen solistischen
Aufgaben gehörten Haupt-rollen u.a. in DER NUSSKNACKER, LA FILLE
MALLE GARDÉE, BOLERO, ROMEO UND JULIA, GISELLE, LE SACRE DU
PRINTEMPS, PETRUSCHKA, PEER GYNT, MAX UND MORITZ, ANTIGONE und im
Requiem von W.A. Mozart. Von 2003 bis 2011 war Rafal Zeh als Solist
Mitglied des Ballett Rossa in Halle und tanzte in zahlreichen
Choreografien von Ralf Rossa. Gastspiele führten den Tänzer nach
Brasilien, Italien, Zypern und Polen sowie an zahlreiche deutsche
Opernhäuser. Seit 2011 ist Rafal Zeh freischaffend, aber auch
weiterhin für Projekte an der Oper Halle choreografisch tätig wie
z.B. bei 2011 für die deutsche Erstaufführung von 13 – DAS MUSICAL,
2014 als choreographischer Assistent beim Musical PETER PAN und
2017 als Choreograf für die Neuproduktion des Jugendmusicals SPRING
AWAKENING.
6
-
FÜNF FRAGEN AN…PETER DEHLER, DEN REGISSEUR VON ANNIEWas ist für
Sie das Besondere an dem Stück ANNIE?Für mich ist die größte
Herausforderung, mit diesen vielen wunderbaren Kindern und
Jugendlichen zu arbeiten. Sie sind keine Profis, umso erstaunlicher
finde ich das hohe künstlerische Niveau der vielen jungen Akteure.
Ich bin begeistert von dem Engagement während der Probenarbeit. Für
den Zuschauer wird es auch sicher eine große Freude und
Überraschung sein, so viele Kinder auf der altehrwürdigen
Opernbühne zu sehen.
Die Geschichte von ANNIE spielt zur Zeit der
Weltwirtschaftskrise 1933 in den USA. In welcher Zeit und an
welchem Ort siedeln Sie Ihre Inszenierung an und weshalb?Wir lassen
die Handlung an dem Ort und zu der Zeit, die von den Schöpfern des
Musicals vorgesehen wurden. Es ist für die Handlung sehr wichtig
und charmant, das ausgerechnet ein 11-jähriges Waisenhaus-mädchen
den amerikanischen Präsidenten auf die Idee des »Big Deal« bringt.
Deshalb bleibt quasi allesda wo es »hingehört«.
Was haben Sie als Regisseur bisher inszeniert? Inwiefern
unterscheidet sich für Sie die Arbeit an einem Musical von der
Arbeit an einem Schauspiel oder einer Oper?Ich habe schon mehr als
150 Inszenierungen gemacht, sowohl Schauspiel als auch Musical,
Opern,Weihnachtsmärchen, Kabarett und vieles mehr. Das ist sicher
alles sehr verschieden. Aber im Grunde genommen ist die
Probenarbeit eine gemeinsame aufregende Reise, mit dem Ziel, ein
Publikum zu finden, das sich für unsere Arbeit interessiert. Der
Vorteil der Musiktheaterabläufe ist, dass die Kollegen immerschon
studiert zur ersten Probe kommen. Schauspieler hingegen haben
meistens mehr Produktionen pro Spielzeit und fangen erst mit dem
Beginn der szenischen Proben mit ihrer Arbeit an. Da wird dann das
Stück erst einmal gemeinsam gelesen.
Wie ist für Sie die Probenarbeit mit Kindern und
Jugendlichen,die in diesem Musical ja teilweise Hauptrollen
haben?Das erstaunlichste ist, wie viel Zeit und Kraft die Kinder
und Jugendlichen in diese Arbeit investieren.Fast täglich nach der
Schule noch 3-5 Stunden Proben. Das ist ein immenser Aufwand und
ich habe sehrgroßen Respekt davor. Die Proben machen riesige
Freude, weil die Spontanität und die Authentizität derjungen
Darsteller mich begeistert. Aber ohne meine erfahrenem Mitarbeiter
für Choreografie und Gesang, Gabi Bernsdorf und Rafel Zeh, wäre ich
sicher überfordert.
Hat ANNIE für das junge Publikum heute eine gesellschaftliche
Relevanz und wenn ja, welche?Annie ist ein modernes Märchen, das
uns sagen könnte: Glaube daran, dass die Welt besser werden
kann.Und diese Hoffnung kann jeder gut gebrauchen, da bin ich
sicher.
FÜNF FRAGEN AN…CHORSÄNGERIN ANGELINA IVANOVAHallo Angelina,
schön dass du Zeit gefunden hast. Bei dir ist ja einiges los
gerade. Abi, Opernchor und die Vorbereitungen auf einen Film über
das Musical ANNIE, welches im Herbst Premiere an der Oper Halle
hat. Außerdem hast du seit 5 Jahren Gesangsunterricht und bist
Mitglied in dem Theaterclub der Oper, dem MOP. Was reizt dich
persönlich am meisten an der Arbeit mit und in der Oper?An der Oper
fühle ich mich wie ein Teil eines großen Ganzen. Das gemeinsame
Schaffen mit vielen engagierten Menschen inspiriert mich, für mein
Leben und für meine Arbeit.
7
-
8
Du hast dich entschieden einen Film über die Proben,
Vorbereitungen und Abläufe hinter den Kulissen von ANNIE zu drehen.
Ein tolles Projekt. Wie kamst du auf die Idee?Ich finde das
Geschehen hinter den Kulissen eines Opernhauses wahnsinnig
spannend. Die langenVorbereitungen auf ein Stück – wir proben schon
seit Januar musikalisch für Annie – bekommt dasPublikum aber
niemals mit. Mich interessiert vor allem der Probenprozess. Was da
entsteht und wieein Ensemble in der Arbeit zusammenwächst. Das
wollte ich gern dokumentieren und damit auchim filmischen Bereich
Erfahrungen sammeln.
Bist Du schon lange im Jugendchor der Oper Halle und wie oft
probst Du zurzeit?Ich bin erst ein Jahr dabei. Ich bin in den Chor
eingestiegen, nachdem ich an der Oper das MusicalSPRING AWAKENING
gesehen habe, wo auch der Kinder – und Jugendchor auf der Bühne
stand.Ich fand deren Leistung beeindruckend, deshalb habe ich für
Annie vorgesungen. Wir proben drei- bisviermal in der Woche für
ANNIE, dazu kommen noch Probenwochenenden und ein einwöchiges
Chorlager.
Hast du schon eine persönliche Lieblingsszene oder ein
Lieblingslied aus ANNIE?Am meisten gefällt mir die Szene, in der
ich solistisch eingesetzt bin, das Stück »Ganz ohne Lächeln
siehstdu nackig aus«, welches sehr melodisch ist. Außerdem gefällt
mir die Choreographie der Szene.
ANNIE ist im Spielplan 2018/2019 bereits mit über 15
Aufführungen vermerkt.Kriegst du immer noch vor jeder Vorstellung
Lampenfieber?Etwas Aufregung gehört schon zu jeder Aufführung. Die
Aufregung bedeutet für mich aber eher dieFreude darüber, dass ich
auf der Bühne stehe, als wirkliches Lampenfieber.
-
9
VORBEREITUNGSANSÄTZE FÜRDEN MUSICALBESUCH
WAS IST EIGENTLICH EIN MUSICAL?
Ein Musical ist ein Theaterstück mit Gesang und Tanz. Musicals
entstanden zunächst in den 1920er Jahren in New York, in Theatern
an der weltberühmten Straße »Broadway«. Neben dem Londoner Westend
ist der Broadway auch heute noch die wichtigste
(Ur)-aufführungsstätte für Musicals. Anders als in der Oper werden
im Musical oft neue Stücke herausgebracht, erst als »Test« an
kleineren Bühnen, dann – wenn sie erfolgreich sind – an den großen
Häusern. Danach werden Musicals manchmal verfilmt, wie z.B. auch
ANNIE, die gleich mehrfach verfilmt wurde.Die privaten
Musicalbühnen spielen oft über Jahre das gleiche Musical en suite.
Manche Broadway-Musicals dür-fen nur in einer einzigen
Bühnenversion um die Welt reisen, sie sehen also überall gleich aus
und spielen in dersel-ben Inszenierung. In Deutschland findet man
private Musicaltheater auch. An Stadttheatern oder Opernhäusern
werden Musicals aber mit anderen Werken abwechselnd gespielt, das
nennt man Repertoire-Betrieb.
»Thematisch wird eine breite Fülle von tragischen als auch
humorvollen Stoffen behandelt, die zu unterschied-lichsten Zeiten
und an unterschiedlichsten Orten spielen. Auch für gesellschaftlich
oder politisch sensible Themen hat sich das Musical stets offen
gezeigt. Viele Musicals basieren dabei auf literarischen Vorlagen
verschiedener Gattungen und Epochen. Auch musikalisch ist ein
breites Spektrum stilistischer Einflüsse erkennbar: von Popmu-sik,
Tanz – und Unterhaltungsmusik bis zu Jazz, Swing, Soul und Rock’n’
Roll, um nur einige zu nennen. Gattungs-geschichtlich haben
Elemente des Dramas, der Komödie, der Revue, der Operette, des
Varietés und der Oper Einfluss auf die Entwicklung des Musicals
genommen.« (Wikipedia)
Grundgesetz des Musicals: Die Melodien sollen einfach, populär
und leicht zu behalten sein. Vielfach enthalten die Songs
folkloristische, also auf volkstümlicher Überlieferung beruhende,
Elemente und/oder bekannte Tanzformen. Im Musical wird überhaupt
viel getanzt, berühmte Gruppenchoreografien daraus werden immer
wieder auch in anderen Zusammenhängen wie z.B. Flashmops
nachgetanzt.
Musical-Darsteller haben eine anstrengende Ausbildung von
mindestens 3 Jahren. Dabei lernen sie lernen singen, sprechen auf
der Bühne, tanzen und Schauspiel allgemein. Es gibt in Deutschland
sowohl staatliche als auch pri-vate Hochschulen, die angehende
Musical-Darsteller*innen ausbilden. Im Vergleich zu Schauspiel,
Oper und Ballett spielt beim Musical die Bühnentechnik eine primäre
Rolle. Die Ge-sangstechnik bei Musical-Darsteller*innen ist anders
als im klassischen Gesang, deshalb benutzen die Darstel-ler*innen
Mikroports. Diese werden durch den Tonmeister eingerichtet und
gesteuert. Die Bühne wird bei den gro-ßen Musicalproduktionen von
vielen hunderten Scheinwerfern ausgeleuchtet. Dazu kommen
sogenannte Special Effects. Ebenso aufwendig sind oft die
Bühnendekoration und -technik mit spektakulären Verwandlungen von
einem Bild zum anderen – Flugwerke, Nebel, Regen, Wind,
Sonnenuntergänge, ganze Bühnen die nach unten ver-schwinden und
andere, die hoch gefahren werden – der Fantasie sind keine Grenzen
gesetzt. Auch an prächtigen Kostümen und ausgefeilter Maske wird an
den großen Musicaltheatern nicht gespart.
-
PRAKTISCHE ÜBUNGENFÜR DEN UNTERRICHT
AUFWÄRMEN WIE DIE ECHTEN SÄNGER UND SÄNGERINNENHier eine
klassische Aufwärmübung aus dem Musikunterricht mal szenisch
abgewandelt:F/S/CH/SCH• Aufstellen im Kreis• Spielleiter*in macht
die Laute vor (laut, kurz, mit Zwerchfell), alle machen laut mit.•
Dann wird mit beiden Händen (Arme angewinkelt, Finger ausgestreckt)
pantomimisch ein Karton »gebaut«und »weitergegeben« während die
Konsonanten weiter im Rhythmus von allen laut gesprochen werden.
Das Ganze passiert synchron und kann sich im Tempo steigern.• F:
Breiten (links und rechts), S: Längen (vorne und hinten), CH: oben
& unten, SCH: weitergeben des Kartons (nach rechts
schieben)
BILDERFOLGENMUSIK-STOPP-STANDBILDEin Ausgangsstandbild (3-4
Schüler*innen) wird mit Musik aus ANNIE, z.B. anhand des Songs
»Dieses Leben stinkt«, überprüft. Wenn sich die Musik/der Text
ändert und das Bild nicht mehr passt, kann jemand »Stopp!« rufen
und das Bild passend um modellieren. (ANMERKUNG: Manchmal lassen
die Schüler*innen die Schüler vom Standbild »hängen«. Dann bestimmt
der Spielleiter/die Spielleiterin jemanden, der das Bild umbaut.
Nicht zu lange damit warten und ggf. auch die Darsteller*innen
auswechseln!)
• Choreografie aus dem Musik-Stopp-Standbild: etwa 4-5
Um-Modellierungen werden schrittweise auswendig gelernt und als
Choreografie durchgeführt.
• Szenisches Spiel in Bildern mit Regieanweisung: Spielleiter*in
liest eine Abfolge von »Regieanweisungen«.Die Spielenden handeln
nicht kontinuierlich, sondern nur ruckartig in Bildern.
• In Kleingruppen (3-4 Schüler*innen) werden Bilderfolgen zu
vorgegebenen Szenen entwickelt. Beispiel: »Ich glaube es gefällt
mir hier!« aus ANNIE.
RHYTHMICALSVARIANTE 1: Die ganze Gruppe lernt einen einfachen
Grundschritt:Schritt rechts, antippen – dann Schritt links,
antippen. Erst wenn das perfekt funktioniert, geht es weiter.Sätze
oder Namen aus ANNIE werden dazu rhythmisch im 4/4 Takt
gesprochen.Im zweiten Durchgang kann dazu auf einen vorgegebenen
Vokal (im Beispiel das i) geklatscht werden.
TIPP: Grundschritt nicht zu schnell machen. Wenn die
Schüler*innen durcheinanderkommen, immer auf den Grundschritt
zurück gehen und nach und nach Sätze und Klatschen wieder dazu
nehmen.Am Ende den Text wegnehmen, Grundschritt und Klatschen
bleibt.
Beispiel: Metrum (4/4): I I I I Satz: Die-ses Le-ben stinkt
Klatschen auf i: _ _
Mögliche Textbeispiele: »Ja morgen, schon morgen Mädchen hier,
Mädchen da Bin reich und mächtig«
Rhythmisch geübte Klassen können dann auch mehrere Rhythmen
gleichzeitig klatschen und sprechen, dazu
10
-
11
in Gruppen einteilen und nacheinander jeweils die Schritte, dann
die Sätze und erst am Schluss das Klatschen aufbauen.
VARIANTE 2: Es werden unterschiedliche Tätigkeiten gestisch
dargestellt (z.B. Berufstätigkeiten) und dieserhythmisiert.
Eventuell ergänzt durch ein Wort oder einen Satz wie unter Variante
1. Das Klatschen kann durch die Tätigkeit ersetzt werden.
(Beispiel: Putzen und Zimmer aufräumen der Mädchen unter Miss
Hannigan.)
GUCK MAL HIER! EIN DINGS!Im Kreis aufstellen (Leitfrage – Wie
definiert man Gegenstände über das Spiel?)Pantomimisch werden Dinge
erfunden, kurz mit selbigen gespielt und weitergegeben, möglichst
aus dem Musical. »Hier, ein Hund!« Der nächste nimmt es an, »Danke
für den Hund!« verwandelt es in etwas Neues, gibt es weiter
usw.
VARIANTE ZUM ERKLÄREN VON REQUISITEN:Ein Blatt Papier wird im
Kreis herumgegeben und erhält durch jeden Spieler eine neue
Bedeutung,die ohne Worte dargestellt wird (z.B. Flasche, Besen,
Hund, Hut, Wischlappen).Anschließend können auch noch mit
Zeitungspapier und Tesafilm in ein paar Minuten Requisiten
gebasteltwerden (Vorgabe vom Spielleiter, z.B. Spiegel, Besen,
Flasche etc.) und in kleinen Gruppen dazu eine Szene improvisiert
werden. Um den Bezug zu ANNIE herzustellen, bietet sich dabei auch
nochmal dabei der Einsatz von Musik aus dem Musical an.
TIPP: bei kleinen Szenen und Standbildern immer den Rahmen
schaffen. Das heißt: Bühne räumlich definieren, ebenso den Platz
der Zuschauer, einen akustischen Vorhang (Trommeln der Zuschauer
auf ihre Beine), Auf- und Abtritt, Verbeugen. So entsteht eine
kleine, überschaubare Theatersituation. Wenn vorhanden, bietet sich
auch der Einsatz von einfachen Kostümen an.
KONFLIKTE NACHSTELLENKonflikte aus dem Stück ANNIE werden in
Standbildern (3-4 Schüler) nachgestellt (Themen z.B.: Gewalt,
Angst, Bedrohung, Einsamkeit, Neid, Alkoholismus, Polizeigewalt).
Die Hälfte der Schüler*innen präsentiert ihre Stand-bilder, die
andere Hälfte sieht sich die Bilder an und bespricht die
dargestellten Konflikte. Einzeln dürfen die Schüler*innen nun nach
vorn gehen und das Konfliktbild in ein harmonisches Bild umwandeln.
Anschließend präsentieren die Darsteller der Standbilder das
ursprüngliche und das abgewandelte Bild. Dann Wechsel zu der
anderen Hälfte der Schüler*innen zu einem zweiten Durchlauf mit
Standbildern und der Umwandlung derKonflikte.Anschließend kurze
Reflektion zu dem Gesehenen.
FANTASIEREISEDiese Fantasiereise kann nach den Warmups gemacht
werden, um die Kinder auf die Zeit und die Atmosphäre des Stücks
einzustimmen. Dazu liegen alle entspannt auf dem Boden, Arme neben
sich, Beine ausgestreckt. Die Spielleiter*in liest den Text vor. Am
Ende Musikeinsatz »Hooverville« aus dem Musical ANNIE.
EINLEITUNG: Augen schließen, entspannt liegen, Atem ruhig
fließen lassen etc.
TEXT:Endlich Ferien! Du hast deine Koffer gepackt. Nun soll es
losgehen. Draußen hupt ein Taxi, Du setzt deinen Rucksack auf,
nimmst deinem Koffer, gehst raus aus dem Haus und setzt dich in das
Taxi. Da drinnen riecht es muffig, aber der Taxifahrer ist nett.
Während er vor sich hin plappert und von seiner großen Familie
erzählt,wirst du unendlich müde. Es ist noch so weit bis zum
Flughafen und die Packerei war so anstrengend.Du schlummerst
ein.
-
12
Plötzlich gibt es einen Ruck, der dich vom Sitz wirft. Der
Taxifahrer flucht laut. Aber in welcher Sprache flucht er denn?
Englisch? Spanisch? Oder eine Mischung aus beidem? Du schaust durch
das Fenster nach draußen und siehst, dass du hoch auf einer
riesigen Brücke über einem endlos scheinenden Wasser bist. Das
sieht gar nicht nach deiner Heimatstadt aus! Aufgeregt klopfst du
an die Scheibe, um den Fahrer zu fragen, wo ihr seid. Verwundert
bemerkst du im gleichen Moment, dass vorhin da noch keine Scheibe
war. Der Fahrer beachtet dich nicht und flucht weiter
unverständliches Zeug.Ihr kommt nur langsam vorwärts, über die
Brücke nähert ihr euch einer großen Stadt. Viel schwarzer Rauch
steigt aus den Schornsteinen auf. Soviel Rauch, dass man im
Morgendunst kaum die Silhouetten der großen vielstöckigen Häuser
erkennt. Irgendwie sieht das im fahlen Licht fast aus wie New York,
nur – fehlen die ganz großen Wolkenkratzer. Wie eine uralte
schwarzweiß Aufnahme von vor hundert Jahren. Draußen fahren
nurOldtimer rum und – kaum zu glauben, auch ein paar Kutschen.Der
Verkehr wird immer dichter. Ihr fahrt jetzt durch Häuserschluchten.
Menschen hasten durch die Straßen, die Männer alle mit Hüten, die
Frauen in ziemlich züchtigen Kleidern und Röcken. Ihr fahrt weiter.
Die Luft wird schlechter und die Häuser schwärzer.Hier gehen die
Menschen langsamer, manche lungern auf den Straßen herum. Hier und
da sieht man ein Lagerfeuer auf dem Bürgersteig. Die Menschen
blicken deinem Taxi nach, ihre leeren Blicke verfolgen dich. Sie
sehen sehr arm aus. Jetzt hält das Taxi. Du siehst draußen gar
keine normalen Häuser mehr, eher Hütten. Wo bist du gelandet? In
einem Slum? Langsam öffnest du die Tür. Der Gestank ist
unerträglich, ein beißender Geruch nach Rauch, gekochtem Kohl und
Abwässern. Langsam steigst du aus.
MUSIKEINSATZROLLEN EINNEHMEN
Die Schüler*innen können sich mit Hilfe der folgenden
Rollenkarten leicht in die Rollen aus ANNIE einfühlen.Vorangestellt
sind die Fragen zur Rolle und die Lebensmotto-Aufgabe, die für alle
Rollen gelten.SPIELMÖGLICHKEITEN:• Karten werden ausgeteilt, wenn
vorhanden auch Kostüme oder Kostümteile (Schals, Hüte, Tücher
etc.)• Schüler*innen lesen im Gehen durch den Raum laut ihren Text
für sich, in der Ich-Form(Beispiel: »Ich bin ein 11-jähriges
Mädchen und lebe in einem Waisenhaus in New York.«)• Die jeweiligen
Gruppen (z.B. alles Annies) finden sich zusammen, setzen sich auf
den Boden und diskutieren die u.g. Fragen• Die Gruppen treten
gemeinsam auf (siehe Tipps zum Auftritt) und lesen ihren Rollentext
chorisch vor. Dann tritt jede*r einzeln vor und liest mit
entsprechender Haltung das Zitat vor. Dann alle verbeugen, Applaus
Abtritt.TIPP: zum Auftritt der Gruppen kann kurze Auftrittsmusik
(z.B. »Tomorrow bei Annie) eingespielt werden.• Statuenpark:
Gruppen zu viert finden sich zusammen, die unterschiedliche Rollen
verkörpern. Zwei sind die Bühnenbildner, die aus den anderen beiden
eine Statue bauen (die lassen das wie Schaufensterpuppen geschehen
ACHTUNG: vorher kurz absprechen, wo man anfassen darf und wo nicht.
Gesicht und Intimbereiche sind tabu!). Die Statuen denken sich
jeder ein zur Rolle passendes Motto aus. Dann dürfen alle
Bühnenbildner (und die Lehrer*innen!) als Besucher das interaktive
Museum betreten. Man darf um die Statuen herumlaufen und sie
einzeln antippen. Dann sagen sie ihr Motto (auch bei mehrmaligem
Antippen!).Danach Wechsel Bühnenbildner/Statuen für den 2.
Durchgang.• Abschied von der Rolle: Wenn Kostüme vorhanden, werden
sie im Kreis stehend nacheinander in der Mittevon den Schüler*innen
abgelegt mit dem Satz: »Ich war.........!«TIPP: Nach jedem
Spiel/Auftritt eine kurze Reflektion mit den Schüler*innen machen,
wie sich gefühlt habe,was gut geklappt hat, was Spaß gemacht hat
etc.
FRAGEN ZUR ROLLE:• In welcher Zeit lebst du? Und wo? Wie fühlst
du dich?Was ist dein Traum? Was macht dich traurig?Wen magst du?
Wen nicht?Wer ist dein bester Freund/deine beste Freundin?• Finde
dein eigenes Lebensmotto! (Für den Statuenpark)
-
ROLLENKARTEN
ANNIEDu bist ein 11-jähriges Mädchen und lebst in einem
Waisenhaus in New York. Du lebst mit der festen Überzeugung, dass
dich deine Eltern eines Tages abholen werden. Du hast einen
ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Im Waisenhaus leben viele andere
Mädchen mit dir. Ihr leidet unter der strengen und ungerechten Miss
Hannigan, der Leiterin des Waisenhauses. Wenn die kleine Molly
Angst hat oder nicht schlafen kann, tröstest du sie. Du ergreifst
mutig jede Möglichkeit zur Flucht, um deinem Traum zu
verwirklichen. Anfangs siehst du auch die Einladung vom Milliardär
Oliver Warbucks nur als Chance. Mit seiner Hilfe willst du endlich
deine Eltern finden. Aber dann steckst Du ihn mit deiner positiven
und freundlichen Art an und alles wird ganz anders. Zitat: »Einen
Dollar wett’ ich, dass schon morgen die Sonne scheint. Los denk nur
ganz schnell an morgen, keine Wolken mehr und keine Sorgen, keiner
weint!«
PEPPERDu bist 12 Jahre alt und das frechste Mädchen im
Schlafsaal des Waisenhauses. Du hast keine Illusionen. Du glaubst
nicht, dass du dem Waisenhaus entfliehen kannst. Manchmal bist du
zu den anderen Mädchen gemein, wenn sie dich nerven oder es dir
selbst nicht gut geht. Insgeheim bist du neidisch auf Annie, die
fest daran glaubt, ihre Eltern zu finden. Aber du selbst lässt für
dich keinen Traum mehr zu. Wenn es darauf ankommt, hilfst du den
anderen Mäd-chen aber auch. Zitat: »Mach’s gut Trottel. Und viel
Glück.«
MOLLYMit nur 6 Jahren bist du das jüngste Mädchen im Schlafsaal
des Waisenhauses. Du bist clever und gewitzt. Vor der strengen Miss
Hannigan hast du nicht wirklich Angst, weil du ihre Fassade
durchschaust. Du weißt, dass sie eigent-lich eine traurige Gestalt
ist und dass sie viel Alkohol trinkt, um das zu vergessen. Nachts
holen dich allerdings immer deine Albträume ein, dann kann nur
Annie dich trösten. Du wünscht dir wieder eine Familie. Aber Annie
willst du auch nicht verlieren. Zitat: »Es war meine Mama, Annie!
Wir sind mit der Fähre gefahren. Und dann ist sie weggegangen und
hat gewinkt. Und ich konnte sie nicht wiederfinden, nirgendwo.«
MISS HANNIGANDu bist 35 Jahre alt und Leiterin des Waisenhauses
für Mädchen in New York. Damit hast du eine feste Arbeitsstelle,
viele andere müssen hungern. Aber glücklich bist du nicht, denn du
bist allein und kleine Mädchen hasst du.Annie ärgert dich
besonders, weil sie immer wieder wegläuft. Du würdest gern einen
reichen Mann kennenlernen und dem ganzen Elend entfliehen. Aber
selbst der Mann von der Wäschereinigung will nichts von dir wissen.
Zu allem Überfluss hast du auch noch einen kriminellen Bruder, der
dich nur dann besucht, wenn er mal wieder Geld braucht. Das alles
ertränkst du im Alkohol, den du heimlich in großen Mengen trinkst.
Zitat: »Bäckchen hier, Zähnchen da, alles um mich herum ist
niedlich. Würd’ ich einen Hals umdreh’n, schlief die kleine Laus
endlich friedlich.«
OLIVER WARBUCKSDu bist 39 Jahre alt und ein Milliardär. Ganz in
der Nähe von New York hast du eine riesige Villa, in der du ganz
allein mit deinen Angestellten lebst. Dein Geld machst du mit
Fabriken. Viele Menschen leben zu deiner Zeit im Elend. Das hat
dich bisher aber nicht imnteressiert. Freunde hast du nicht, aber
viele wichtige Geschäftspartner und Politiker. Die
12
-
13
einzige, die dich wirklich mag, ist deine Sekretärin Grace.
Allerdings bemerkst du das erst sehr spät. Als das Waisen-kind
Annie über Weihnachten zu dir in die Villa zieht, stellt sie dein
ganzes, scheinbar geordnetes, Leben komplett auf den Kopf. Zitat:
»Es läuft doch prächtig, alles so, wie ich’s mag. Bin reich und
mächtig, alles gut jeden Tag. Warum das zerstör’n? Alles stimmt, so
scheint´s. Warum Nähe spür’n? Nähe ist nicht meins.«
GRACE FARRELLDu bist 23 Jahre alt und die sehr engagierte und
hübsche Sekretärin des Millardärs Oliver Warbuck. Du kannst gut
tanzen und kleidest dich elegant. Eigentlich bist du nicht nur
Warbucks kluge rechte Hand, sondern du organisierst sein ganzes
Leben. Dass du in ihn verliebt bist, merkt er nicht. Annie gefällt
dir auf Anhieb, als du sie im Waisenhaus triffst. Du freust dich,
dass sie Leben in die große leere Villa bringt. Und natürlich freut
dich vor allem, dass Annie Warbuck deutlich macht, was wirklich im
Leben zählt. Das verändert auch dein Leben. Zitat: »Ein kleines
Kind gab’s hier noch nie, es wird ganz wunderbar. Ja wir sind für
dich da.«
ROOSTERFast alle leiden Not im New York der dreißiger Jahre,
aber du hast das Gefühl, dass dir etwas anderes zusteht. Kriminell
zu sein, ist deshalb nur logisch für dich. Du bis 35 Jahre alt und
hast bisher nichts im Leben erreicht. Du rauchst, trinkst und gibst
gern vor jüngeren Frauen an. Um dir das leisten zu können, nimmst
du jeden krummen Job an: Diebstahl, Alkohol schmuggeln, Kinder
entführen – Hauptsache es bringt Geld. Deine Schwester Miss
Hannigan besuchst du nur dann, wenn du ganz pleite bist und nicht
mehr weiter weißt. Als Annie mit Hilfe von Oliver Warbucks nach
ihren Eltern sucht, heckst du einen fiesen Plan aus. Zitat: »Mutter
sagte: Findet den Weg zu Glück und Reichtum und zwar am besten vor
eurem Tod. Und ihr findet ihn nicht, wenn ihr nett seid.«
-
WAISENKINDER GESTERN UND HEUTE
Um den Schüler*innen bei all dem Spaß und der Vorfreude auf den
bevorstehenden Opernbesuch die Ernsthaftigkeit der schillernden,
unterhaltsamen Inszenierung von Annie trotzdem nahezulegen, können
als Vorbereitung Themen wie »Waisenkinder heute« und »Hintergründe
geflohener Kinder« thematisiert werden.
WAISENKINDER IN DEUTSCHLAND Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in
Deutschland zehntausende Kinder allein unterwegs – sie waren
traumatisiert, ausgehungert und häufig schwer krank. Viele dieser
Kriegswaisen kamen in Mecklenburg-Vorpommern an, einem wichtigen
Durchgangsort für die Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Allein 1945
waren dort 30.000 elternlose Flüchtlings-und Vertriebenenkinder
registriert. Der Strom der Kriegswaisen endete in den Jahren nach
dem Krieg nicht: An einem einzigen Tag im Mai 1947 kamen in
Pasewalk in Vorpommern 3.000 Kinder aus Ostpreußen an. Tausende von
deut-schen Kriegswaisen waren nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen
Ostpreußen und dem Baltikum unterwegs. Viele, die später als
Erwachsene in Polen, Litauen, Lettland oder Estland lebten, nahmen
eine falsche Identität an – man gab ihnen den Namen Wolfskinder.
.
In Deutschland leben heute die meisten Waiseninder, sofern kein
geeigneter Erziehungsberechtigter gefunden wird, in
SOS–Kinderdörfern oder anderen Einrichtungen freier Träger und
Jugendhilfsorganisationen. Da in vorherigen Genera-tionen viele
negative Erfahrungen in Waisenhäusern und Kinderheimen gemacht
wurden, werden diese Bezeichnungen für die Einrichtungen heute von
der Gesellschaft oft als Tabus wahrgenommen. Deshalb werden sie oft
vermieden, um den Betroffenen den Umgang mit ihrer Situation zu
erleichtern und sie nicht zu stigmatisieren.
UNBEGLEITETE KINDERSeit Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien
Anfang 2011 gibt es, nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF,
mehr als eine Million Flüchtlingskinder. Viele der
Flüchtlingskinder sind zu Waisen geworden und traumatisiert, da sie
mit ansehen mussten, wie Familienmitglieder getötet worden sind.
Sie sind – nach diesen Angaben – außerdem Opfer von sexueller
Gewalt, Folter und willkürlicher Haft und wurden häufig als
Kindersoldaten rekrutiert.Die sogenannten »Unbegleiteten
minderjährigen Ausländer« sind Kinder und Jugendliche, die noch
nicht volljährig sind und die ohne sorgeberechtigte Begleitung nach
Deutschland kommen. Sie haben internationalen Konventionen zufol-ge
(zum Beispiel UN-Kinderrechtskonvention und Haager Minderjährigen
Schutzabkommen) sowie nach europäischen und nationalen Vorgaben
Anspruch auf besonderen Schutz.Die Kinder und Jugendlichen werden
nach der Erstaufnahme in Kinderheime deutschlandweit gebracht und
wenn möglich an Familien weitervermittelt. Sie dürfen bis zu ihrem
18. Lebensjahr nicht in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. Sie
dürfen aber auch in der Zeit weder zu Besuch zurück, noch
Deutschland verlassen.
NACHBEREITUNGCOMIC ZEICHNENUm den Kindern nach dem Besuch in der
Oper eine Plattform für Fragen und eventuelle
Verarbeitungsmöglichkeit zu geben, können beispielsweise der Beginn
eines Comicstrips aus Little orphan Annie von James Whitcomb Riley
weiter gezeichnet werden.
• Wie geht die Geschichte aus? Erlebt Annie dabei noch andere
Abenteuer oder trifft sie neue Personen? Am Ende kann eine
Ausstellungssituation nachgespielt werden. Alle legen ihre fertigen
Comics gut sichtbarauf den Tisch und gehen dann als
»Museumsbesucher« rum.
• Was fällt euch auf? Was findet ihr interessant?Dann werden
noch einmal als Gruppe einzelne Arbeiten betrachtet und/ oder
besprochen.Passende Vorlagen in Form von Comicausschnitten findet
man im Internet.
14
-
QUELLENhttp://mieriesuperklasse.de/seiten/2_unterrichtsseiten/musik/oper_musical_ballett/uebung_zu_musical_1.html
http://www.mehr.de/fileadmin/medien/Starlight_Express/PDFs_und_Downloads/Unterrichtsmaterialien-2013.pdf
Spielzeitheft der Oper Halle 2018/19. Herausgeber: Dramaturgie
der Oper Halle und Öffentlichkeitsarbeit der Bühnen Halle.
http://www.musik-for.uni-oldenburg.de/szene/szspiel/reader.pdf
http://www.deutsches-musicalarchiv.de/chronologie/siedhoff-deutschsprachiges-musical
https://de.wikipedia.org/wiki/Little_Orphan_Annie
https://www.britannica.com/biography/Harold-Gray
http://charlesstrouse.com/index.php
https://en.wikipedia.org/wiki/James_Whitcomb_Riley
https://magazin.sofatutor.com/lehrer/2015/09/07/flucht-und-asyl-im-unterricht-thematisieren/
https://de.wikipedia.org/wiki/Musical
https://www.bellasoso.org/newpage1
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/alleinreisende-fluechtlinge-kinderheime-voll-belegt-100.html
https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Sozialreferat/Fluechtlinge/umF.html
15