Am Donnerstag, 14. Juli, sind mit Anna Maria Kaufmann und dem Tenor Rafael Cavero zwei Weltstars auf der Open-Air-Bühne in Stadtlohn zu Gast. Begleitet werden die beiden Talente von den Frankfurter Sinfonikern. Wochenpost-Interview: Weltstar Anna Maria Kaufmann zu Gast in Stadtlohn Weltstar Anna Maria Kaufmann wird am Donnerstag, 14. Juli, mit Tenor Rafael Cavero und den Frankfurter Sinfonikern zu Gast auf der Open-Air-Bühne in Stadtlohn sein. Wochenpost-Re- dakteurin Silke Sandkötter hatte am Montag die Möglichkeit, mit der sympathischen Sängerin ein Interview zu führen: Frau Kaufmann, wo erwischen wir Sie gerade telefonisch? Anna Maria Kaufmann: Ich habe gleich Proben und bin jetzt dabei, meinen Tag zu organisieren. Sie treten am 14. Juli im Rah- men der großen Anna-Maria Kaufmann-Gala in Stadtlohn auf. Wissen Sie eigentlich, wo dieses Stadtlohn liegt? Kaufmann: Ehrlich gesagt nicht genau. Stadtlohn liegt im Westmüns- terland. In der Nähe der nieder- ländischen Grenze. Kaufmann: Da war ich noch nie. In der Nähe von Münster habe ich aber Bekannte. Das werde ich de- nen sagen. Die müssen unbedingt zur Gala nach Stadtlohn kommen. Können Sie uns etwas zum Pro- gramm in Stadtlohn verraten? Kaufmann: Ich werde auf jeden Fall meine Lieblingstitel singen. Die Titel, denen ich meine Karriere aus dem Phantom der Oper zu ver- danken habe. Außerdem werde ich etwas aus der Klassik singen, was ich liebe. Vielleicht wird es die Arie der Lucia. Ein Duett aus Phantom der Oper. Zudem etwas aus Car- men. Und einen besonderen Song möchte ich singen. Das ist ein Song von Leonard Cohen mit dem Titel „Hallelujah“. Den würde ich sehr gerne singen. Ich bin dabei, die Arrangements für das Orches- ter zu bekommen. Aber ich glaube, das klappt. Mit dem Musical „Phanton der Oper“ sind sie in der Rolle der Christin und an der Seite von Peter Hoffmann berühmt gewor- den. Haben Sie diesem Musical alles zu verdanken? Kaufmann: Sagen wir so: Vielleicht sollte es so sein, dass ich diesen Weg als Sängerin gehe. Vielleicht wäre es auch anders gekommen, aber ich habe damals diese Chance als Sängerin bekommen, habe vor- gesungen, vorgetanzt, vorgespielt und die Rolle bekommen. Ich bin ständig von München nach Ham- burg mit dem Zug gefahren, bis ich ausgesucht wurde. Ich bin in der Rolle richtig auf- gegangen und ich denke, dass ich dieser Rolle viel zu verdanken habe. Ich habe zwölf Jahre lang eine wichtige Wegstrecke meines Lebens mit Peter Hoffmann bei Konzerten, bei Fernsehsendungen und verschiedenen Aufnahmen verbracht. Ich habe über Sie gelesen, dass Sie bereits als Kind den Traum hatten, Musikerin zu werden. Was macht die Faszination dieses Berufes aus? Kaufmann: Ich wollte immer sin- gen und ich habe schon als Kind gesungen. Allerdings ohne zu wis- sen, was man damit machen kann, denn ich bin in einem kleinen kanadischen Dorf aufgewachsen. Das war irgendwie nicht so klar, als wenn man in einer Großstadt damit aufwächst. Ich habe überall gesungen, meine eigene Band ge- gründet, im Chor gesungen usw.. Ich habe Gitarre gelernt, damit ich singen konnte. Das war immer ein Teil meines Lebens. Ich liebe es zu singen, zu spielen und zu tanzen. Das gehört irgend- wie zusammen. Auf der Bühne zu stehen oder vor der Kamera - da gehöre ich halt hin. Das ist mein Leben. Zu singen ist ein Gottes- Geschenk. Im idealen Fall stehe ich auf der Bühne und bin nicht mehr ich. Ich habe mich vorbereitet, ich singe und stehe da und es fließt durch mich etwas, was ich weiter- geben kann. Das ist ein unglaub- liches Gefühl. Wie wichtig sind das Publikum und der Kontakt zu Publikum für Sie? Kaufmann: Das ist ganz wichtig. Ich mag es sehr, wenn ich zum Publikum spreche und etwas mo- deriere. Ich finde die persönliche Verbindung zum Publikum sehr wichtig. Einfach zu zeigen, ich bin nicht nur Sängerin, sondern auch Mensch. Sie werden häufig als Musical- Diva oder Opern-Diva bezeich- net. Mögen Sie diesen Ausdruck überhaupt? Kaufmann: Ich finde den Ausdruck nicht so schlimm. Wenn man das über jemanden sagt, dann hat es eher etwas Elegantes und dann hat man etwas erreicht. Ich sehe das eher als Kompliment und nicht von der Seite, dass ich zickig bin. Ich glaube nicht, dass ich so extrem schwierig bin, deshalb macht es mir nicht so viel aus. Nehmen wir das Beispiel Sophia Loren. Das ist eine Frau, die auch als Diva bezeichnet wird. Sie ist aber deswegen nicht schwierig. Es hat in diesem Zusammenhang eher etwas mit einer angeborenen Eleganz zu tun. Ich betrachte Diva eher als eine Auszeichnung. Sie sind in der Klassik und im Musical Zuhause. Gibt es noch eine andere Musiksparte, die sie gerne einmal ausprobieren wür- den? Kaufmann: Ich bin klassisch aus- gebildet, aber ich bin, so glaube ich, die geborene Crossover-Sän- gerin. Ich werde beispielsweise auch einen Popsong singen, der klassisch präsentiert wird. Das hat damals auch Peter Hoffmann ge- macht mit Rock-Classics. Das war eine neue Idee. Das singe ich auch sehr gerne. Es gibt gute und schlechte Musik und ich ver- suche stets, die Lieder mit meiner Stimme und meinen Gefühlen zu singen. Heute gibt es zahlreiche Musi- cals, die durch das Land touren und auf verschiedenen Bühnen zu sehen sind. Glauben Sie, dass Sie Wegbereiterin dieser Musi- cal-Begeisterung in Deutschland sind? Kaufmann: Das habe ich noch nie so betrachtet. Vielleicht ist es so. Der erste kommerzielle Erfolg war das Phantom der Oper. Ich war Christin und damit habe ich viel- leicht das kommerzielle Musical mitgeprägt. Sie sind im Vorjahr als Stargast bei Holiday on Ice aufgetreten. Wie war der Ausflug auf das Eis? Kaufmann (lacht): Ich bin in Ka- nada aufgewachsen. Wenn man dort nicht Schlittschuhlaufen kann, dann macht man etwas ver- kehrt. Es macht mir einfach Spaß. Holiday on Ice hat angefragt und ich habe zugesagt. Es ist super. Ich habe die Möglichkeit, auf di- ese Art Halbträume zu erleben. Obwohl ich keine Prima-Ballerina bin, konnte ich beim Phantom der Oper meine Ballettausbildung nut- zen. Und bei Holiday on Ice konnte ich mein Schlittschuhtraining, das ich als Kind hatte, verwenden. Es macht einfach Spaß. Zum Schluss etwas ganz anderes: Sind Sie als geborene Kanadierin fußballbegeistert? Kaufmann: Ich habe durch das Singen der Deutschland-Hymne Kontakt zum Fußball bekommen. Ich habe einen deutschen und ei- nen kanadischen Pass. In Kanada habe ich die Hymne häufig vor den Spielen gesungen. In Deutschland dann 1994 erstmals vor dem Spiel Deutschland gegen Kanada. Danach habe ich sie noch mehr- fach gesungen, unter anderem vor dem Finale der EM 1996 in Wemb- ley. Das letzte Mal habe ich die deutsche Hymne in Südkorea 2002 gesungen. Durch diese Verbindung habe ich mir Fußballspiele ange- schaut und dort habe ich meine Begeisterung für den Fußball ge- funden. Es gibt schließlich viele Parallelen zu meinem Beruf. Die da wären? Kaufmann: Ein Fußballer muss sich auch hinter den Kulissen sehr gut vorbereiten. Es kommt alles auf ein Spiel an, auf das lange hin- gearbeitet wird. Das ist bei uns vor dem Auftritt ähnlich. Es ist mit viel Aufregung und Anspannung ver- bunden. Man muss auf den Punkt genau Höchstleistungen bringen. Verfolgen sie eigentlich momen- tan die Spiele der Frauen-Welt- meisterschaften? Kaufmann: Ein bisschen. Sind Sie denn für Deutschland oder für Kanada? Kaufmann: Im Fußball bin ich für Deutschland, weil ich hier den Fußball überhaupt kennengelernt habe. Beim Eishockey bin ich aller- dings für Kanada. „Ich wollte immer singen“ Anna Maria Kaufmann kommt im Rahmen der Veranstaltung „Spec- trum“ nach Stadtlohn. Die Wochenpost hat die erfolgreiche Sängerin vorab interviewt. Foto: dapd