Akuttherapie und Management der Anaphylexie · 5.5 Antihistaminika (H2-Rezeptorantagonisten), z.B. Ranitidin - zur Wirksamkeit von H2-Rezeptorenblockern in der Therapie akuter anaphylaktischer
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Tabelle 2 Schweregradeskala zur Klassifikation der Anaphylaxie (Quelle: S2-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie, Allergo J Int 2014; 23: 96)
3 Risikofaktoren der schweren Anaphylaxie
- es gibt Risikofaktoren für das Auftreten von schwerer (d.h. Grad III und Grad IV) Anaphylaxie
- Risikofaktoren, die unabhängig vom Auslöser bestehen:
o sind ein hohes Lebensalter
o schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
o bestehendes und insbesondere schlecht eingestelltes Asthma bronchiale
o Einnahme von Medikamenten, die eine Mastzellaktivierung bzw. Leukotrienbildung
fördern (z.B. NSAR)
- für die Insektengiftallergie zusätzlich als RF die Einnahme von ß-Blockern und ACE-
Hemmern, körperliche und psychische Belastungen
4 Diagnose
folgende Symptome als charakteristische Kriterien werden als eine Anaphylaxie angesehen:
plötzliches Auftreten von Symptomen an der Haut (z.B. akute Urtikaria, Angioödem, Flush, Schleimhautschwellung) zusammen mit
plötzlichen respiratorischen Symptomen (z.B. Dyspnoe, Giemen, Husten, Stridor) oder
plötzliche kardiovaskuläre Symptome (z.B. Hypotonie, Synkope, Tachykardie) oder
plötzliches Auftreten von Symptomen an zwei oder mehr der Organsysteme Haut (z. B. akute Urtikaria, Angioödem, Flush, Schleimhautschwellung), Gastrointestinaltrakt (z.B. Bauchkrämpfe, Erbrechen), Atemtrakt (z.B. Atemnot, Giemen, Husten, Stridor) oder Kreislaufsystem (z.B. Blutdruckabfall, Kollaps, Inkontinenz) nach einem Kontakt mit einem wahrscheinlichen Allergen oder Anaphylaxietrigger oder
Blutdruckabfall nach Kontakt mit einem für den betroffenen Patienten bekannten Allergen oder einem anderen Anaphylaxietrigger
Stop-Perfusor nach 30min bei Stabilisierung und Rückgang aller Symptome
NW i.v. - Gabe
- arrhythmoges Potential → cave bei Pat. mit KHK, Gefahr Auslösung ACS bis akutem Myokardinfarkt – keine KI bei schwerer lebensbedrohlicher Anaphylaxie!
- Risiko-Abwägung bei Pat. mit kardialen Vorerkrankungen
bei zusätzlichem Larynxödem und/oder Bronchospasmus
ein wichtiger pathophysiologischer Aspekt der Anaphylaxie ist die resultierende Hypovolämie, die durch adäquate Volumengabe behandelt wird
5-10 ml/kg KG in den ersten 5 min, im Verlauf bis zu 2–3 Liter Flüssigkeit je nach Klinik des Pat., im Kindesalter initial 20 ml/kg KG
5.4 Antihistaminika (H1-Rezeptorantagonisten), z.B. Fenistil
- die zentrale Rolle von Histamin als Mediator allergischer Reaktionen und die Wirkung von H1-Antihistaminika bei akuter Urtikaria oder Rhinokonjunktivitis sind unbestritten, ihre Wirkungen auf den Kreislauf und die Bronchokonstriktion sind jedoch nicht belegt
- günstiges Nutzen-Nebenwirkungs-Profil und eine große therapeutische Breite
- Empfehlung: bei allen anaphylaktischen Reaktionen, d.h. alle Schweregrade Gabe bereits im Anfangsstadium zur Blockade der Histaminwirkung
i.v. Antihistaminika der ersten Generation: Dimetinden (Fenistil® 0,1 mg/kg KG)
5.5 Antihistaminika (H2-Rezeptorantagonisten), z.B. Ranitidin
- zur Wirksamkeit von H2-Rezeptorenblockern in der Therapie akuter anaphylaktischer Reaktionen gibt es wenig Evidenz, aber auch keine wesentlichen Nebenwirkungen aufweisen
- keine Anwendung mehr in der ZNA!
5.6 Glukokortikoide
- aufgrund des langsamen Wirkeintritts in der akuten Phase eine untergeordnete Rolle
- zu ihrer Anwendung in dieser Indikation liegen keine systematischen klinischen Studien vor
- aber sie sind effektiv bei Behandlung von Asthma und wirken protrahierten oder
biphasischen anaphylaktischen Reaktionen entgegen (bis zu 72 h möglich)
- eine unspezifische membranstabilisierende Wirkung tritt innerhalb von 10-30 min nach
Zufuhr hoher Glukokortikoiddosen auf d.h.
500-1000 mg unabhängig von der Potenz des Glukokortikoids
- bei allen ausgeprägten schweren Reaktionen (ab Grad II) ist prinzipiell eine stationäre Überwachung zu prüfen, Aufnahmeindikation durch FA oder OA gestellt
- bei Anaphylaxien mit bedrohlicher Allgemeinreaktion intensivmedizinische Überwachung
Patientenmanagement und Selbstmedikation bei Entlassung
- Aufklärung über wesentliche Verhaltensmaßregeln, die zur Prophylaxe und Behandlung von anaphylaktischen Reaktionen geeignet sind
- grundsätzlich sollen alle Patienten mit durchgemachter Anaphylaxie und nicht sicher vermeidbarem Auslöser sowie alle erwachsenen Patienten mit Mastozytose ein Notfallset zur Soforthilfe erhalten (Rezeptierung durch den Hausarzt)
- Bestandteile Notfallset s. Tabelle 8, Verordnungsschema s. Abb. 2 (Empfehlung für den Hausarzt zur Rezeptierung)
- Indikationen für die Verordnung eines Adrenalin-Autoinjektors s. Tabelle 9 - Aufklärung über die mögliche Sedierung durch ältere Antihistaminika (z. B. Fahruntüchtigkeit) - Empfehlung ambulante Weiterbehandlung durch Allergologen
Tabelle 8: Bestandteile des „Notfallset zur Soforthilfe“ für Patienten (Quelle: S2-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie, Allergo J Int 2014; 23: 96)
→ Fenistil®-Tropfen N1= 20ml=20mg: 0,1mg/kgKG, bei ca. 70kg 7ml im Notfall trinken (ca. ½ Flasche)
3. Glukokortikoid:
→ bei Bienen- und Wespenallergie: Celestamine liquidum ® 0,5 = Betamethason, im
Notfall gesamte Flasche = 15 mg trinken
→ bei allen anderen Allergien 100mg Predisolon N1 p.o.
4. bei Asthma bronchiale inhalatives ß2- Sympathomimetikum:
→ z.B. Sultanol® Dosier-Aerosol, 1-2 Hub = 100-200 µg im akuten Anfall
Abbildung 2: Rezeptierungsempfehlung
Tabelle 9: Indikationen für die Verordnung eines Adrenalin-Autoinjektors (Quelle: S2-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie, Allergo J Int 2014; 23: 96)