Liebe Leserinnen und Leser, allerorts in Deutschland rüsten sich die Stadtwerke für die Energiewende und verlegen Glasfaserkabel, um die Datenströme zu bewältigen, die künftig zwischen Haushalten und Versorgern fließen werden. Denn in naher Zukunft werden unsere alten Stromzähler, aber auch andere Verbrauchszähler durch intelligente Zähler, so genannte Smart Meter, ersetzt. Die Daten werden dann direkt zwischen Ver - sorger und Verbraucher ausgetauscht. Die Installation von Smart Metern ist bei Neubauten (und Kom- plettsanierungen) laut Gesetz vorgeschrieben und sie sind fester Bestandteil eines noch größeren in- telligenten Systems – des Smart Grid. Das (Strom)Netz der Zukunft soll die breitflächige Nutzbarmachung erneuerbarer Energien und die systematische Umsetzung von Energiesparmaßnah- men ermöglichen. Die Grundlage dafür bilden die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Das IKT-Netz soll den Energietransport steuern, um Energie aus Quellen wie Wind, Sonne, Was- ser oder Erdwärme effizient zu verteilen (dazu empfehle ich Ihnen den Gastbeitrag von Prof. Broy auf der nächsten Seite). Während mit Hochdruck daran gearbeitet wird, die physischen Voraussetzungen für das Smart Grid herzustellen – so wie die Stadtwerke dies mit schnellen Datenleitungen tun – wird mit nicht minderem Hochdruck an der Sicherheit des intelligenten Stromnetzes gearbeitet. Das Fraunhofer AISEC gehört zu einem Konsortium aus Wissenschaft, IT-Sicherheitsindustrie und Versor - gungswirtschaft, das im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die Rahmenbedingungen für das künftige Energieinformationsnetz definieren soll. Neben Netzausbau und Gerätestandards geht es bei diesem Projekt des BMWi unter dem Namen »Sichere Informations- und Kommunikationstechnologien für ein intelligentes Stromnetz« um neue Sicherheitskonzepte. Diese sollen die Versorgungssicherheit auf der einen und den Schutz der persön- lichen Daten der Verbraucher auf der anderen Seite gewährleisten. Zudem widmen sich unsere For - scher am AISEC seit geraumer Zeit der Sicherheit von Smart Metern. In verschiedenen Projekten arbeiten sie an der Absicherung der Geräte gegen Manipulationsangriffe von außen. Als Teil der Mor - genstadt-Vision der Fraunhofer-Gesellschaft erarbeiten wir zudem Sicherheitskonzepte, um intelli- gente Netze von Morgen, zu denen Smart Grids gehören, abzusichern. Darüber möchten wir Sie auf den folgenden Seiten informieren und Ihnen einen kurzen Einblick in unsere Arbeit gewähren, aber auch Hintergrundinformationen liefern. Ich möchte Sie auch ganz herzlich zu unserer Tagung Ende Oktober einladen. Schwerpunkt der Tagung grids – smart, safe, secure ist der Einsatz der IT-Sicher - heit zur Gewährleistung des sicheren und verlässlichen Betriebs von Smart Grids (safe und secure). Nutzen Sie die Gelegenheit, sich persönlich mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu diesen Themen auszutauschen. Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Viel Vergnügen bei der Lektüre des »Smart Letter« Ihre Claudia Eckert FRAUNHOFER RESEARCH INSTITUTION FOR APPLIED AND INTEGRATED SECURITY AISEC SMART LETTER Sondernewsletter des Fraunhofer AISEC zu Smart Grid und Smart Meter 2012 Inhalt n IKT-Architektur für das intelli- gente Stromnetz n Smart Meter Security n Ausgewählte Projekte zu Smart Meter Security n Lesenswertes zu Smart Grid n grids – smart, safe, secure n smart metering technology workshop n latest news/links Der Begriff intelligentes Strom- netz (englisch smart grid) um- fasst die kommunikative Ver- netzung und Steuerung von Stromerzeugern, ... eine Veranstaltung von AISEC und Hanser-Verlag Jetzt anmelden
Der Sondernewsletter des Fraunhofer AISEC zu den Themen Smart Grid und Smart Meter
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Liebe Leserinnen und Leser,
allerorts in Deutschland rüsten sich die Stadtwerke für die Energiewende und verlegen Glasfaserkabel,
um die Datenströme zu bewältigen, die künftig zwischen Haushalten und Versorgern fließen werden.
Denn in naher Zukunft werden unsere alten Stromzähler, aber auch andere Verbrauchszähler durch
intelligente Zähler, so genannte Smart Meter, ersetzt. Die Daten werden dann direkt zwischen Ver-
sorger und Verbraucher ausgetauscht. Die Installation von Smart Metern ist bei Neubauten (und Kom-
plettsanierungen) laut Gesetz vorgeschrieben und sie sind fester Bestandteil eines noch größeren in-
telligenten Systems – des Smart Grid. Das (Strom)Netz der Zukunft soll die breitflächige
Nutzbarmachung erneuerbarer Energien und die systematische Umsetzung von Energiesparmaßnah-
men ermöglichen. Die Grundlage dafür bilden die Informations- und Kommunikationstechnologien
(IKT). Das IKT-Netz soll den Energietransport steuern, um Energie aus Quellen wie Wind, Sonne, Was-
ser oder Erdwärme effizient zu verteilen (dazu empfehle ich Ihnen den Gastbeitrag von Prof. Broy auf
der nächsten Seite). Während mit Hochdruck daran gearbeitet wird, die physischen Voraussetzungen
für das Smart Grid herzustellen – so wie die Stadtwerke dies mit schnellen Datenleitungen tun – wird
mit nicht minderem Hochdruck an der Sicherheit des intelligenten Stromnetzes gearbeitet. Das
Fraunhofer AISEC gehört zu einem Konsortium aus Wissenschaft, IT-Sicherheitsindustrie und Versor-
gungswirtschaft, das im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
(BMWi) die Rahmenbedingungen für das künftige Energieinformationsnetz definieren soll. Neben
Netzausbau und Gerätestandards geht es bei diesem Projekt des BMWi unter dem Namen »Sichere
Informations- und Kommunikationstechnologien für ein intelligentes Stromnetz« um neue
Sicherheitskonzepte. Diese sollen die Versorgungssicherheit auf der einen und den Schutz der persön-
lichen Daten der Verbraucher auf der anderen Seite gewährleisten. Zudem widmen sich unsere For-
scher am AISEC seit geraumer Zeit der Sicherheit von Smart Metern. In verschiedenen Projekten
arbeiten sie an der Absicherung der Geräte gegen Manipulationsangriffe von außen. Als Teil der Mor-
genstadt-Vision der Fraunhofer-Gesellschaft erarbeiten wir zudem Sicherheitskonzepte, um intelli-
gente Netze von Morgen, zu denen Smart Grids gehören, abzusichern. Darüber möchten wir Sie auf
den folgenden Seiten informieren und Ihnen einen kurzen Einblick in unsere Arbeit gewähren, aber
auch Hintergrundinformationen liefern. Ich möchte Sie auch ganz herzlich zu unserer Tagung Ende
Oktober einladen. Schwerpunkt der Tagung grids – smart, safe, secure ist der Einsatz der IT-Sicher-
heit zur Gewährleistung des sicheren und verlässlichen Betriebs von Smart Grids (safe und secure).
Nutzen Sie die Gelegenheit, sich persönlich mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu
diesen Themen auszutauschen. Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre des »Smart Letter«
Ihre Claudia Eckert
Ihre Claudia Eckert
F r a u n h o F e r r e S e a r c h I n S T I T u T I o n F o r a p p l I e d a n d I n T e G r aT e d S e c u r I T y a I S e c
SMART leTTeRSondernewsletter des Fraunhofer AISeC zu Smart Grid und Smart Meter
SMART GRId:IKT-ARChITeKTuR FüR dAS InTellIGenTe STRoMneTz
Die Energiewende ist politisch ein-
geläutet. Wir befinden uns damit
am Beginn eines großen struktu-
rellen Veränderungsprozesses, in
dem sich die Energieerzeugung, de-
ren Verteilung und Nutzung in
Deutschland wie auch in Europa
nachhaltig (in doppeltem Wortsinn)
verändern wird. Für den Übergang
von zentraler zu dezentraler Ener-
gieversorgung mit dem Mix an er-
neuerbaren Energien bedarf es
eines effizienten Managements. Wir
benötigen intelligente Stromnetze,
so genannte Smart Grids, auf Basis
von IKT (Informations- und Kommu-
nikationstechnologien). Auf dem
Weg zu einer dezentralen, regene-
rativen Energieversorgung müssen
wir jedoch noch wesentliche He-
rausforderungen meistern.
In Anbetracht der vielfältigen Quellen für
erneuerbare Energien wie Wind, Wasser,
Sonne oder Erdwärme kommt dem Smart
Grid eine wichtige und entscheidende Auf-
gabe zuteil. Dazu zählt die Steuerung und
Überwachung des Stromnetzes und damit
die Sicherung stabiler Energieversorgung
bei dezentralen Erzeugern. Dabei geht es
nicht nur um die Stabilität des Netzes, son-
dern auch um die Qualität des Strom-
netzes. Denn die Verbraucher, die Konsu-
menten des Stroms, treten zunehmend als
Stromproduzenten auf. Die so genannten
Prosumer speisen die überschüssige Ener-
gie, die sie beispielsweise durch Solarkollek-
toren auf ihren Haus dächern gewinnen, ins
Stromnetz ein. Um eine stabile Energiever-
sorgung zu gewährleisten sind genaue Vor-
hersagen zu Aufkommen und Bedarf bis
hin zur Wettervorhersage notwendig. Auch
diese Aufgabe muss das Smart Grid über-
nehmen, die Koordination des Energiebe-
darfs und der Energieerzeugung – das Wet-
ter vorhersagen kann es freilich nicht, aber
es kann Daten von Wetterstationen schnel-
ler verarbeiten und unterschiedliche Szena-
rien errechnen und dementsprechend die
Verteilung organisieren. Die IKT soll also
helfen, den augenblicklichen und zukünf-
tigen Energiebedarf abzuschätzen, mobile
Erzeuger und Verbraucher (Stichwort: Elek-
tromobilität) zu steuern und letztendlich di-
rekt beim privaten und industriellen Konsu-
menten zu optimieren.
Die Anforderungen an die Architektur eines
IKT-Netzes sind hoch: Damit sind nicht nur
die Anforderungen an Logik und Funktio-
nalität sowie die Interaktion der Kompo-
nenten und ihrer Schnittstellen gemeint.
Auch die Hardware (Elektronik) mit schnel-
len Kommunikationsverbindungen (z. B.
Glasfasernetz), die Sensorik und Aktuatorik
spielen eine entscheidende Rolle. Zukünftig
wollen wir in der Lage sein, Energie aus je-
dem beliebigen Winkel Deutschlands (und
noch besser Europas) an jeden beliebigen
Ort, d. h. dort wo sie gerade benötigt wird,
zu leiten. Dafür benötigen wir ein einheit-
liches Protokoll für alle Geräte, die am Netz
angeschlossen sind – ganz gleich, ob es sich
um einen Erzeuger oder einen Verbraucher
handelt. Zudem muss die Einbindung von
Altgeräten möglich sein. Neben der tech-
nischen Herausforderung gibt es hier also
noch eine energiepolitische: die Einigung
auf Standards.
Wenn uns das gelingt, so können wir ein
»Internet der Energie« schaffen, in dem die
hohe Anzahl an Energiequellen flexibel ge-
managt werden kann. Das stellt zwar hohe
Anforderungen an die Modalitäten der En-
ergiekostenabrechnung, fordert jedoch
gleichzeitig globale sowie lokale Markt-
transparenz bis hin zu virtuellen Kraftwer-
ken. Ein weiterer möglicher Ansatz ist die
Strombörse für den kleinen Verbraucher.
Um das zu verwirklichen sind jedoch stan-
dardisierte Produkte, ein geregelter Handel
und einfache Vergleichsinstrumente not-
wendig.
Wir haben es also letztlich mit zwei Netzen
zu tun: dem Informationsnetz und dem En-
ergienetz, das wiederum aus vielen Teilnet-
zen besteht. Um neue Mehrwerte zu schaf-
fen und neue Businessmodelle einzuführen
ist es notwendig, Lernkurven zuzulassen
und Autonomie und Kontrolle im Smart
Grid herzustellen.
Smart Grid: Durch IKT-Technik intelligent gesteuertes Stromnetz
Micro Grid: Lokale Unterstruktur (Teilnetze) der Energieerzeugung, -speicherung und des Energieverbrauchs
Super Grid: Koordinierte Übertragung von Strom über große Distanzen
Virtuelles Kraftwerk: Zusammenschaltung kleiner, dezentraler Stromerzeuger zu einem Verbund, der Großkraftwerke ersetzen kann
Prosumer: Im Energiebereich: Einheit, die in zeitlicher Folge sowohl als Verbraucher als auch als Erzeuger im Netz auftritt
Glossar
Über den Autor Prof. Dr. Dr. h.c. Man-fred Broy ist Inhaber des Lehrstuhls »Soft-ware & Systems En-gineering«, Fakultät für Informatik an der Technischen Univer-sität München. Prof. Broy (*1949) forscht auf dem Gebiet der Modellierung und Entwicklung komplexer softwareintensiver Systeme auf wissenschaft-licher Grundlage. www.professoren.tum.de/broy-manfred/
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SMART MeTeR SeCuRITySIcherheITSarchITeKTuren Für SMarT MeTer
Der Weg zur Energiewende in
Deutschland und Europa führt zu
einer Verlagerung der Energieein-
speisung von zentralen Energie-
quellen auf dezentrale. Dabei soll
das intelligente Stromnetz, das
Smart Grid, eine Steuerungsfunkti-
on übernehmen. Das auf IKT (Infor-
mations- und Kommunikationstech-
nologie) basierende Smart Grid
koordiniert Bedarfe, Erzeugung und
Verbrauch. Die Verbraucher werden
in das Smart Grid über so genannte
Smart Meter (intelligente Stromzäh-
ler) eingebunden, die den Energie-
verbrauch und -bedarf messen sol-
len und diesen an die Versorger
übermitteln. Dadurch ergibt sich ein
flexibles Energiemanagement, das
in Echtzeit Strom aus unterschied-
lichsten Quellen effizient verteilen
kann. (Dazu auch der Beitrag von
Prof. Broy auf Seite 2)
Bereits seit Januar 2010 ist in Deutschland
der Einbau von Smart Metern für Neu-
bauten und bei Komplettsanierungen vor-
geschrieben. Diese werden in Zukunft in
den meisten Haushalten installiert sein und
den alten Stromzähler abgelöst haben.
Smart Meter sind in ein Kommunikations-
netz eingebunden – sie stehen in perma-
nentem Kontakt mit den Stromnetzbetrei-
bern und werden von diesen fernausgele-
sen. Die Geräte werden in Zukunft jedoch
nicht nur Informationen liefern, sondern
könnten auch steuernde Funktionen über-
nehmen. Das gibt ihnen eine besondere si-
cherheitstechnische Bedeutung, zumal sie
sich physisch an Orten befinden, die sich
der Kontrolle und Aufsicht der Stromnetz-
betreiber entziehen. Ungesicherte Geräte
könnten manipuliert werden, um beispiels-
weise falsche Verbrauchszahlen an den En-
ergieversorger zu senden, Verbrauchsdaten
des Haushaltes auszulesen und vieles mehr.
Um die Sicherheitsanforderungen an ein
Smart Grid zu untersuchen und um die Her-
stellung sicherer Geräte für Verbraucher zu
ermöglichen, betreibt das Fraunhofer AISEC
ein Smart Meter Security Testlabor. Hier
werden marktübliche Smart Meter gezielt
auf die Möglichkeiten der Kompromittie-
rung untersucht. Dabei sind bis jetzt zahl-
reiche Schwachstellen zu Tage getreten.
»Wir haben an den Angriffen auf Industrie-
steuerungsanlagen durch Stuxnet und
Duqu bereits gesehen, dass auch abge-
schottete Steuerungsnetze wie industrielle
Steuerungsanlagen nicht automatisch ge-
gen Angriffe resistent sind«, gibt Dr. Frede-
ric Stumpf zu bedenken. »Bezogen auf
Smart Grid und Smart Meter bedeutet dies,
dass geeignete Schutzmaßnahmen von An-
beginn in die Geräte und Infrastrukturen in-
tegriert werden müssen, um derartige An-
griffe weitestgehend zu vermeiden und zu
verhindern.« Die Angriffsszenarien in einem
von dezentral erzeugten Informationen ab-
hängigen, rückgekoppelten Netz sind viel-
fältig: Beim Verbraucher installierte Smart
Demand mamagementUse can be shiftet to off-peak time to save money.
Smart applicationsCan shut off in response to frequency fluctuations.
ProcessorsExecute special protection schemes in microseconds.
GeneratorsEnergy from small generators and solar panels can reduce overall demand on the grid.
Disturbance in the grid
Isolatet microgrid
Central power plant
Office
Wind farmIndustrial plant
StorageEnergy generated at off-peak times could be stored in batteries for later use.
SensorsDetect fluctuations and distur-bance, and can signal for areas to be isolated.
Die Sicherheit der einzelnen Komponenten wie z.B. Smart Meter ist Voraussetzung für die Sicherheit des Gesamtsystems Smart Grid.
Smart Meter lösen zunehmend die klassischen Verbrauchszähler ab, er-fordern jedoch ein neues Sicherheitsdenken. Quelle: Meterus
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1. SecuGate
Entwicklung einer innovativen Sicherheits-
architektur für Smart Meter Gateways
Gemeinsam mit dem Münchener Unter-
nehmen Giesecke&Devrient entwickelt das
Fraunhofer AISEC sichere Architekturen für
Smart Meter Systeme, die eine deutlich hö-
here Resistenz vor Angriffen als das BSI Pro-
tection Profile bieten. Gleichzeitig soll der
Zertifizierungsaufwand bei der Zertifizie-
rung eines Gateways nach einem Protec-
tion Profile deutlich reduziert werden. Der
Fokus liegt hierbei auf dem Smart Meter
Gateway, das als zentrale Kommunikations-
einheit zwischen Meternetzwerk, Heim-
netzwerk und dem Backend des Providers
fungiert. Zum Schutz der Vertraulichkeit
und Integrität der Messdaten dient ein
Hardware-Sicherheits-Modul (HSM), das
über zusätzliche Security-Funktionen als ein
nach BSI Protection Profile spezifiziertes
HSM verfügt, als Vertrauensanker. Sensible
Daten werden damit nur verschlüsselt in si-
cherheitskritische Bereiche ausgelagert.
Diese Architektur trägt als wichtiges Subsy-
stem einen erheblichen Teil zur Sicherheit
und Stabilität des Smart Grid bei.
Das Gateway als zentraler Kommunikati-
onsknoten muss wesentliche Sicherheits-
funktionalitäten integrieren. Dafür wurde
am Fraunhofer AISEC eine zweigeteilte Ar-
chitektur, bestehend aus einem Gateway
Board und einem HSM entwickelt. Dieser
Ansatz erfordert nicht die Vertrauenswür-
digkeit der Gerätesoftware und bietet so-
mit eine deutlich höhere Robustheit und Si-
cherheit als der im BSI Protection Profile
spezifizierte Ansatz. Dies wird dadurch er-
reicht, dass das HSM alle sicherheitsrele-
vanten Operationen kapselt und ebenfalls
der Kommunikationsendpunkt aller Kanäle,
über welche sensible Messdaten transpor-
tiert werden, darstellt. Es ist speziell gehär-
tet gegen physische Manipulationsversuche
und bietet auch softwareseitig deutlich we-
niger Angriffsfläche. Zu den unterstützten
Sicherheitsfunktionen zählen unter ande-
rem die Handhabung des kryptographi-
schen Schlüsselmaterials und der Zertifi-
kate, der Aggregation von Messdaten und
die Absicherung von Kommunikationskanä-
len. Außerdem sind Beschleuniger für sym-
metrische- und asymmetrische Kryptogra-
phie, Hashfunktionen und Zufallszahlenge-
nerierung fest integriert. Das Gateway
Board hingegen unterstützt Anwendungen,
welche als weniger sicherheitsrelevant ein-
gestuft werden können. Dazu zählen Fire-
wall-Funktionalität, um Anfragen an das
HSM bereits im Vorfeld zu filtern, und eine
GUI-Anwendung, so dass der Verbraucher
über ein am Gateway Board angebrachtes
Display Verbrauchsdaten und Tarifinformati-
onen abrufen kann. Schließlich besitzt das
Gateway Board einen Massenspeicher, auf
welchem das HSM verschlüsselte Daten
auslagern kann. Da die Anforderungen
nicht durch Standard-HSMs umgesetzt wer-
den können, wird auf eine JavaCard 3.0
Connected zurückgegriffen, die mit einem
Servlet um die Gateway Funktionalität er-
weitert wurde. Die entwickelte Sicherheits-
architektur ist so konzipiert, dass sie auch
auf andere Anwendungsszenarien des Am-
bient Assisted Living z.B. in der Medizin
übertragbar ist. Zusätzlich wird der Zertifi-
zierungsaufwand für Gateway-Hersteller
erheblich verringert, da die wesentlichen Si-
cherheitsfunktionen durch das HSM zur
Verfügung gestellt werden und dement-
SecuGate: Gateway und JavaCard3.0 als HSM
AuSGewählTe PRoJeKTe zu SMART MeTeR SeCuRITy
Ein Schwerpunkt der Arbeiten von Fraunhofer AISEC ist die Absicherung von intelligenten Messsystemen wie
Smart Meter und dabei insbesondere die Entwicklung sicherer Smart Meter Gateways. Smart Meter Gateways
stellen eine kritische Komponente dar, da über sie die Verbindung mit dem intelligenten Stromnetz hergestellt
wird. Dass diese Verbindung besonders schützenswert ist, zeigt die Entwicklung eines Schutzprofils (Protection
Profile) beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das einen Rahmen für Sicherheitsstan-
dards von Smart Metern bilden soll. Fraunhofer AISEC entwickelt in zahlreichen Projekten, verlässliche, marktrei-
fe Sicherheitslösungen für Smart Meter Gateways, die das Protection Profile des BSI umsetzen, aber auch darüber
hinaus gehen. Drei ausgewählte Projekte sollen nachfolgend kurz skizziert werden.
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sprechend die Zertifizierungsanforderungen
durch die JavaCard 3.0 Connected und
dem integrierten Servlet erfüllt werden
würden.
2. SmartMeS – entwicklung eines
Sicherheitskonzepts zu Smart Meter
Security auf Basis des Protection Profile
des BSI
Die Umsetzung des Protection Profile (PP)
des BSI für Smart Meter Gateways stellt
viele Hersteller vor neuartige Herausforde-
rungen. Hierbei ist insbesondere die Anbin-
dung des Hardware Security Modules und
dessen korrekte Einbindung in das Ver-
schlüsselungs- und Authentifizierungskon-
zept des Gateways eine besondere Heraus-
forderung.
IT-Sicherheitsexperten des Fraunhofer AISEC
haben im Rahmen des Projektes SmartMes
wesentliche Elemente des Protection Profile
nach Version [V01.01.01] mit vergleich-
baren Komponenten prototypisch umge-
setzt. Weiterhin wurden Sicherheitskon-
zepte, die über das PP hinaus gehen,
integriert. So wurde beispielsweise das ein-
gesetzte Hardware Security Module (HSM)
dazu verwendet, die Integrität der auf dem
Gateway eingesetzten Software sicherzu-
stellen, d.h. unautorisierte Manipulationen
können so erkannt werden. Hierzu wurde
ein Secure Boot umgesetzt, bei dem das
HSM als Vertrauensanker agiert und beim
Bootvorgang die Integrität aller Software-
komponenten (Anwendungen, Betriebssy-
stem, Bootloader etc.) prüft, um sicherzu-
stellen, dass nur Software geladen und
ausgeführt wird, die von einer vertrauens-
würdigen Quelle freigegeben worden ist.
Die Forscher am AISEC gingen bei diesem
Projekt sogar einen Schritt weiter und nah-
men den gesamten Lebenszyklus eines
Smart Meters und Gateways unter die
Lupe. Dabei wurden alle Sicherheitsaspekte
von der Herstellung, über die korrekte und
sichere Einbringung von Schlüsseln bis hin
zu Betrieb und Wartung berücksichtigt.
3. Smart Meter aT – Studie zur
Sicherheit von Smart-Meter-Systemen
in Österreich
Aufgrund einer EU-Direktive, die eine voll-
ständige Umstellung des Messwesens im
Energiebereich auf Smart Meter bis 2022
vorsieht, wurde auch in Österreich eine
Verordnung bezüglich der Anforderungen
von intelligenten Messgeräten (IMA-VO) er-
lassen.
Basierend auf der österreichischen IMA-VO
2011 erstellte Fraunhofer AISEC eine Studie
zur Sicherheit von Smart Metern im Falle
der Umsetzung der Verordnung. Dabei wur-
de eine systematische Analyse derartiger
Systeme auf etwaige Angriffsmöglichkeiten
und deren Auswirkungen für die Verbrau-
cher und das Energienetz durchgeführt. Re-
ale Systeme wurden hierbei nicht betrach-
tet, sondern vielmehr aufgrund von
Erfahrungen mit bisher existierenden Syste-
men und deren Schwachstellen eine gene-
rische Analyse möglicher Einfallstore durch-
führt.
Ausführliche Informationen zu den Smart-Meter-Aktivitäten des Fraunhofer AISEC erteilt Dr. Frederic Stumpf unter [email protected] Weitere Informationen: www.aisec.fraunhofer.de/smartgrid
SmartMes: Schematische Anordung mit Gateway und HSM als sicheres Element zwischen Smart Meter und Versorger.
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leSenSweRTeS zu SMART GRId auSGeWählTe puBlIKaTIonen deS FraunhoFer aISec
Zu den Autoren Prof. Dr. Claudia Eckert Direktorin der Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC), München und Lehrstuhl an der Fakultät für Informatik, Technische Universität München
Dr. Christoph Krauß Leiter Innovation und Strategie des Fraunhofer AISEC, München
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Sicherheit im Smart Grid
Sicherheitsarchitekturen für die Domänen Privatkunde und Verteilnetz unter Berücksichtigung der Elektromobilität
datenschutz und datensicherheit – dud Volume 35, Number 8 (2011), 535-541, DOI: 10.1007/s11623-011-0133-8 www.springerlink.com/content/g2443j13g769t377/
Kontakt Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG · Lucia Femerling / ProjektleitungKolbergerstr. 22 · DE 81679 München · Tel.: +49 89 99830-674 · Fax: +49 89 [email protected] · www.grids-tagung.de
Tagungsleitung und Fachbeirat
· Dr. Christoph Krauß » Fraunhofer AISEC
· Dr. Jörg Benze » T-Systems Multimedia Solutions GmbH
· Steffen Fries » Siemens AG
· Prof. Dr. Thomas Hamacher » TU München
· Steffen Heyde » secunet Security Networks AG
· Rolf-Dieter Kasper » RWE Deutschland AG
· Prof. Dr. Georg Sigl » Fraunhofer AISEC, TU München
· Jürgen Spänkuch » Infineon Technologies AG
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Beiträge von
BMW Group · Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie · E.ON Netz GmbH · ETH Zürich · Fach hoch schule Salzburg · Fraunhofer AISEC · Fraunhofer IWES · GAI NetConsult GmbH · Infineon Technologies AG · Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ·OFFIS e.V. · secunet Security Networks AG · Siemens AG · TenneT TSO GmbH · Texas Instruments Deutschland GmbH · T-Systems Multimedia Solutions GmbH · T-Systems International GmbH · Salzburg Research Forschungsgesellschaft m.b.H. ·Westfalen-Weser-Ems Verteilnetz GmbH
Themenschwerpunkte
· Sicherheit der Smart Grid Infrastruktur
· Smart Meter und Gateway-Sicherheit
· Energiemanagement und Elektromobilität
· Testen, Evaluieren, Zertifizieren
CHV_Sem_Smart Grids_CHV_Sem_Smart Grids 10.09.12 15:31 Seite 1
Hier twittert das PR-Team der Fraunhofer Research Institution for Applied and Integrated Security AISEC http://ais.ec/impressum http://www.aisec.fraunhofer.de