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A. Kern, M. Karwowski, J. Militký; Oberleis, Österreich, [in:] S. Sievers, O. H. Urban, P. Ramsl (eds.); Lexikon zur keltischen Archäologie L-Z, Mitteilungen der Prähistorischen

Jan 29, 2023

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Österreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch-historische Klasse

MITTEILUNGEN DER PRÄHISTORISCHEN KOMMISSION

Herausgegeben von Herwig Friesinger

BAND 73

LEXIKA UND FACHWÖRTERBÜCHER

Redaktion: Anna Preinfalk Peter C. Ramsl Otto H. Urban

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Vorgelegt von w. M. Herwig Friesinger in der Sitzung am 11. Dezember 2009

Koordinationsteam : Eugene Warmenbol (Belgien)

Susanne Sievers (Deutschland) Stephan Fichtl (Frankreich)

lohn Collis (Großbritannien und Irland) Daniele VitaliIRoberto Tarpini (Italien)

leannot Metzler (Luxemburg) Otto H. Urban/Fritz Moosleitner (Österreich)

Zenon Wozniak (Polen) Mircea Babe~ (Rumänien) Gilbert Kaenel (Schweiz)

Mit ja Gustin (Slowenien, Kroatien, Serbien) Karol PietaiGertruda Bfezinova (Slowakei)

Martin Almagro-Gorbea (Spanien) Vladimir Salac (Tschechische Republik)

Mikl6s Szab6 (Ungarn) Gerhard Dobesch (Alte Geschichte)

Patrizia de Bernardo StempeVHelmut Birkhan (philologie)

Übersetzungen: H. Ulreich (Spanisch), R. Tarpini, Chr. Prillinger, A. Preinfalk (Italienisch), K. Kowarik, A. Pleyer, A. Preinfalk (Französisch), A. Preinfalk, P. C. Ramsl (Englisch),

H. Salacova (Tschechisch, Slowakisch), M. Tapavicki-Ilic (Slowenisch, Kroatisch, Serbisch), L. Dietrich, T. Sorocenau (Rumänisch, Bulgarisch), F. Schweighart, A. Kreiter (Ungarisch)

Umschlagbild: Ortband-Ornament von Pottenbrunn (Graphik: P. C. Ramsl) Vorblatt: Verbreitungskarte der spätlatenezeitlichen Oppida, © www.oppida.org

Nachblatt: Verbreitungskarte keltischer Stämme, © www.oppida.org (Grafiken: C. Feliu, S. Ficht!, G. Pierreve1cin)

Die verwendete Papiersorte ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig.

Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-7001-6765-5

ISSN 0065-5376 Copyright © 2012 by

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien

Satzherstellung: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn Druck: Wograndl Druck GmbH, Druckweg 1, A-72l 0 Mattersburg

http ://hw.oeaw.ac.at/6765-5 http ://verlag.oeaw.ac.at

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belter ---+ Helmbuschhalter, drei Dolche, mehr als 100 Schuhnägel sowie acht Münzen (da­runter zwei republikanische Denare, geprägt 79 und 46 v. Chr.) und zwei Nemausus-Dupon­dien der ersten Serie, geprägt zwischen 28 und 10 v. Chr.). Die drei Katapultpfeilspitzen tra­gen einen identischen Stempel: LEG XIX. Die 19. Legion ist im Jahr 9 n. Chr. in der Varusschlacht bei Kalkriese vernichtend ge­schlagen worden; die Kennnummer ist nicht mehr vergeben worden. Die Katapultpfeil­spitzen vom Döttenbichl müssen dementspre­chend älter als 9 v. Chr. sein; es liegt nahe, sie mit dem Alpenfeldzug des Drusus 15 v. Chr. zu verbinden.

Die Funde vom Döttenbichl können als Relikte eines Opferplatzes der einheimischen Bevöl­kerung gedeutet werden. Diese Funktion lässt sich aus der exponierten, siedlungsungüns­tigen Lage, den eindeutig bewussten Deponie­rungen (z. B. paarweise und x-förmig nieder­gelegte Lanzenspitzen und senkrecht zwischen Kalksteinen verkeilte Eisensichein) und dem intentionellern Unbrauchbarmachen einiger Gegenstände (verbogene Fibeln, deformierte Pfeilspitzen) erschließen. Auch die Zusam­mensetzung der einheimischen Funde ent­spricht dem Fundspektrum von inneralpinen eisenzeitlichen Kultstätten. Unsicher ist, ob es sich um einen ---+ Brandopferplatz handelt; brandpatinierte Eisenobjekte und verschmorte Glasperlen lassen auf Opferfeuer schließen, kalzinierte Tierknochen sind bislang aber nur in Spuren bekannt.

Die römischen Waffen sind als geopfertes Beutegut zu verstehen; nach einem Kampf mit römischem Militär (darunter Legionäre und Bogenschützen) im Umkreis von Ober­ammergau hat die einheimische Bevölkerung die Waffen zusammengelesen und in ihrem ---+ Heiligtum am Döttenbichl nach einem Brandritus im Opferfeuer niedergelegt.

Lit.: Zanier 1994, Zanier 2002b.

Amei Lang

Oberleis, Österreich

Obergösgen, Schweiz Hard, Kanton Solothurn

1903 wurde eine Hügelgräbernekropole der älteren Eisenzeit ausgegraben.

Unter den vier untersuchten Hügeln lieferte Tumulus 2 eine weibliche Nachbestattung. Die Ausstattung besteht aus einem Reif am rechten Arm und zwei Paaren von Hohlringen aus Bronze, einer ---+ Fibel an der linken Schul­ter und einem Keramikgefäß (verschwunden) zu Füßen des Bestatteten.

Auch wenn die gerippten, röhrenförmigen Rei­fen mit Muffenverschluss auch schon in LTA auftreten können, ist die Fibel mit freiem Fuß, ursprünglich mit ---+ Korallen- oder ---+ Email­knopf verziert, mit vier Spiralen und innerer Bogensehne, charakteristisch für LTBl. Es handelt sich um die einzige Nachbestattung zu Beginn des 4. Jhs. v. Chr. im Hügelkontext, die im Schweizer Mittelland und im Jura be­kannt ist. Die anderen ---+ Lateneausstattungen, die identifiziert wurden, können der Stufe LTA zugeschrieben werden und zum überwiegen­den Teil hier in die ältere Phase um die Mitte des 5. Jhs. v. Chr. (LTA 1) (---+ Murten/Morat)

Lit.: Lüscher 1981. Gilbert Kaenel

Oberleis, Österreich MG Ernstbrunn, Niederösterreich

Höhensiedlung der Latenekultur auf der Ober­leiserberg (457 m über NN).

Der Oberleiserberg ist eine typische mehrperi­odige Höhensiedlung mit topographisch und verkehrstechnisch sehr günstige Lage: ein leicht nach Westen geneigtes ovale Plateau (6,5 ha; ca. 360 x 250 m), das im Westen, Nor­den und Osten steil abfällt. Im Süden - ein weiteres verflachtes, tiefer gelegenes Gelände (sog. "Vorburg", ca. 1,5 ha) . Im Laufe der langjährigen Ausgrabungen (H. Mitscha-Mär-

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Oberleis, Österreich

heim und E. Nischer-Falkenhof: 1925- 1930, 1933; H. Friesinger: 1976-1990; A. Stuppner 1996-2001, 2003-2005, 2007; geophysikali­sche Prospektion - ArcheoProspections Wien: 1997-98) konnten dort reiche, sowohl ur- als auch frühgeschichtliche Besiedlungsspuren entdeckt werden. Der Oberleiserberg ist in mittleren Donauraum eine der wenigen latene­zeitlichen Höhensiedlungen mit erhaltenen Spuren intensiver, ein beträchtliches Gebiet einnehmender, Bebauung. Mit dieser Besied­lung können zurzeit über 24 (Stand 2007) ar­chäologisch erforschte Wohn- und Siedlungs­objekte, eine beträchtliche Zahl von kleinen Objekten sowie eine größere Sammlung von Oberflächen- und Lesefunden in Verbindung gebracht werden (das typische Grubenhaus ist eine rechteckige, ca. 50 cm in den gewach­senen Fels eingetiefte Konstruktion von ca. 5 x 3 m Grundfläche). Offen bleibt die Frage nach dem Zusammenhang der latenezeitlichen Besiedlung und der das ganze Plateau umge­benden riesigen Wälle.

Auch Qualität und Menge der Funde unter­scheiden diese Fundstelle von den anderen nie­derösterreichischen Höhensiedlungen. Einige der Funde deuten auf weit reichende mittelbare und unmittelbare Fernkontakte hin. Der Ober­leiserberg lieferte eine die zahlreichsten Funde keltischer Münzen - zurzeit 145 bekannte Exemplare, vor allem boisehen Münzen. Der ältesten Münzengruppe (Mittellatene-Zeit) sind zuzurechnen: deutlich barbarisierte 1/8-Statere vom Athena-Alkis-Typ sowie 4 Exem­plare kleiner Silbermünzen der Gruppe -+ Ro­seldorf/ -+ NemCice Ir. Den Hauptteil der Sammlung bilden aber Münzen, die in das 1. Jh. v. Chr. gehören. Vertreter von goldenen Münzen sind Muschelstatere (2 Ex.) und Mün­zen der Muschel-Serien: 1/3 Statere (1 Ex.) und 1/8 Statere (4 Ex.) sowie 1/8 Statere mit dem Motiv "T" (6 Ex.). Die zahlreichste Gruppe der boisehen Serien sind kleine Silber­münzen von Typ Karlstein (59 Ex.). Eine Be­sonderheit sind die sog. lokalen Emissionen

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(19 Ex.): drei Gruppen von Didrachmen von Typ Oberleiserberg (Gewicht ca. 5 g), die Nachahmungen norischer, pannonischer und vielleicht boiseher Vorbilder sind. Die Samm­lung von Münzen wird durch importierte Emissionen ergänzt: norische Tetradrachmen und Obolen (22 Ex.), pannonische Münzen von Kapos-Typ, darunter interessante (lokale?) Nachahmungen (19 Ex.), Münzen aus der westkeltischen Zone (vindelikische Büschel­quinare, 2 Ex.) sowie der einzige antike Import - eine numidische bronzene Münze von Mas­sinissa und seinen Nachfolgern von 1. Hälfte des 2. Jh.

Die weiteren metallenen Funde der -+ Latene­kultur sind sehr zahlreich vertreten, vor allem -+ Fibeln (zurzeit registrierte ca. 250 Stücke aus Eisen, ca. 50 aus Bronze und 2 aus Silber). Große Konzentrationen von manchen Fibel­Typen (eiserne Nachahmungen der Schüssel­fibeln - ca. 70 Ex.; einmalige gegossene Bron­zefibeln mit "pseudo-Mittellatene" Konstruk­tion - ca. 30 Ex.) können auf eine lokale Her­stellung hindeuten. Andere Fibeln vertreten eine Reihe von Typen mit Mittel- (verschie­dene Varianten der eisernen Drahtfibeln; Typ -+ Mötschwil) und Spätlateneschema (u. a. Schüsselfibeln, darunter ein silbernes Exem­plar; Typ -+ Nauheim und deren Varianten. Beltz Variante J; Almgren 65 und deren eiserne Nachahmungen; Almgren 18 sowie einzelne eiserne "geschweifte" Fibeln). Von den ande­ren metallenen Funden bemerkenswert, außer zahlreichen typischen eisernen -+ Werkzeugen (-+ Messer, Tüllen-Beile und -Hacken, -+

Feile, Kesselhaken, Löffelbohrer, -+ Schlüs­sel), sind bronzene Trachtbestandteile ( -+ Pal­metten- und Ringknopf-Gürtelhaken, Riemen­zungen, Gürtelanhänger, Knotenringe, Zier­nägel, Zierknöpfe, Arm- und Halsringe. Gürtelkette ), Feinwerkzeuge (Pinzetten, Toi­lettenbesteck, Spiegel-Griffe und -Platten. Feinwaage, Feinsäge, beilfcirmige Knochen­säge, Angelhaken), bronzene Gefäße (Siebe. gegossene Füßchen von Eimern) und weitere

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Gegenstände (Ösenstifte mit Einkerbung, Zier­Bleche und -Beschläge, -+ Ketten, Sporen). Von O. stammt auch relativ zahlreiche Serie von Metallgegenständen mit zoomorphischen Darstellungen (eine Fibel, Schnallen, Zier-Ele­mente und -Beschläge). Besonderes Augen­merk verdient ein kleines bronzenes menschli­ches Votivfigürchen mit Torques und mächtig ausgebildetem Phallus. Eine weitere sehr um­fangreiche Gruppe latenezeitlicher Funde bil­det der gläserne Ringschmuck (Armringe und Ringperlen - 83 Ex.).

Die quantitativ stärkste Kategorie von Fund­stücken der Latenezeit bildet Keramikmaterial, deren überwiegende Mehrheit wurde mittels einer Töpferscheibe gefertigt. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Fragmente von Tongefäßen (Feinkeramik - ca. 40%, Grob­keramik - ca. 40%, Graphitton - ca. 20%). Aus Ton gemacht sind auch Spinn- und Schei­ben-Wirtel sowie Webgewichte. Die Tonge­fäße repräsentieren das typische Spektrum dieser Fundkategorie für den Mitteldonau­raum. Die Importe treten ganz selten auf (u.a. Fragmente der Campana-Waren, dakische Henkeltasse ). Allgemein zeichnet sich die -+ Keramik durch einen harten bis klingend harten Brand aus, die Oberflächen sind zumeist gut geglättet bis glatt, an der Innenseite der Objekte sind die Drehrillen von sehr fein und zart bis sehr kräf­tig ausgefertigt. Eine eigene Gruppe innerhalb der grautonigen Ware bilden die Produkte mit sandig-rauher bis grob sandpapierartiger Ober­fläche, die sowohl bei Schüsseln und Schalen, als auch bei Topfformen zu finden ist. Das For­mengut der grauen Keramik umfasst die reiche Palette spätlatt~nezeitlicher Tonprodukte und zeigt die vielfältigen Variationen sehr deutlich. Grosse Vorratsgefäße von dolienartiger Form sind ebenso im Fundmaterial anzutreffen, wie die Randbruchstücke verschiedener dickwan­diger Objekte belegen. Gefäße mit -+ Kamm­strichverzierung sind aus -+ Graphitton oder grauem, sandhältigem Ton hergestellt. Der

Oberleis, Österreich

überwiegende Teil dieser Gefäßgruppe ist un­verziert, vereinzelt sind umlaufende Tonleisten im Halsbereich und Kerbschnittverzierung auf denselben festzustellen. Der Kammstrich selbst kann flächig ausgeführt oder in Zonen gegliedert und von Kammstrichbündel ge­kreuzt sein, oder er ist von eingeglätteten Linien unterbrochen. Einige Kammstrichtöpfe sind an der Bodenunterseite mit eingeritzten Töpferzeichen versehen (das Zeichen mit 2 Wellenlinien ist aus dem keltischen Töpferzen­trum Milovice bei Musov (-+ Mähren) be­kannt, möglicherweise stammt das Stück vom Oberleiserberg von dieser Produktionsstätte. Neben den grautonigen Erzeugnissen sticht das bemalte Tongut hervor, von dem zahl­reiche Scherbenbruchstücke vorliegen. Die Mehrzahl der bemalten Keramikbruchstücke weist eine einfache zonale rot-weiß Bemalung auf, manchmal ist sie horizontal streifenfcirmig gegliedert. Nur in sehr geringer Anzahl (insge­samt 7 Stück) finden sich auch Scherben mit geometrischen Ziermustem, wie senkrechte Wellenlinienbündel, Gittermuster und Kurven­bzw. Bogenmuster. Die angeführten Keramik­arten - rot-weißbemalte Ware, graue bis gräu­lichbraune Ware, Kammstrichgefäße, Von'ats­gefäße (Dolien) - entsprechen den üblichen Formen in den mitteleuropäischen Oppida, mehrere Gefäßtypen weisen auf engere Verbin­dungen nach Südosten (z.B. Schüsseln vom Typ Bekasmeger) hin.

Die Anfänge der latenezeitlichen Besiedlung am Oberleiserberg dürften mit der Mittellate­nezeit (sogar ältere Phase?) in Verbindung zu bringen sein. Angesichts des numismatischen Materials fällt die Zeit der intensivsten Besied­lung und des vermutlichen Niedergangs der Siedlung mit der Chronologie des übrigen archäologischen Materials weitgehend zusam­men: die Siedlung hat ihre Blütezeit in der frü­hen Phase des Spätlatenezeit erlebt und ist um die Mitte des 1. Jh. v. Chr. verfallen. Daraus folgt, dass das Ende der Siedlung am Oberlei­serberg mit dem Ausklingen der Latenekultur

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Oberndorf in der Ebene, Österreich

in Mähren zeitlich zusammenfällt. Beim ge­genwärtigen Forschungsstand fällt es schwer zu entscheiden, ob dieses Ereignis unmittelbar auf die Kriege der ---+ Boier gegen die ---+ Daker zurückzuführen ist. Das weitere Fortbestehen oder Überleben gewisser Elemente der Latene­kultur am O. in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. , oder eher sporadische Besiedlung

Luftbild des Oberleiser Berges

Lit.: Karwowski 2007, Kern 1996. Anton Kern - Maciej Karwowski - Ni Militky

Oberndorf in der Ebene, Österreich SG Herzogenburg, VB St. Pölten, Unteres Traisental, Niederösterreich Keltisches Gräberfeld im Unteren Traisental

Bei der Errichtung des Schnellstraßenzubrin­gers "Herzogenburg Süd" und in einer südlich davon gelegenen Schottergrube wurden 1982/ 83 14 Brandgräber der ---+ Hallstattkultur sowie 4 Brand- und 18 Körperbestattungen der Früh­latenekultur ergraben. Von der ausgedehnten, nur teilweise erfassten Nekropo le sind mehrere frühlatenezeitliche Kriegergräber und Doppel­bestattungen (zwei Frauen mit rundstabigen Halsreifen mit einfacher mittig angebrachter Knotenverzierung, Tonsitula und einer frühen

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vielleicht unterschiedlichen Charakters, kann allerdings nicht ausgeschlossen werden. Obwohl in den Dimensionen, bedingt durch naturräumliche Voraussetzungen, nicht so großzügig angelegt, ist der O. durchaus mit an­deren Höhensiedlungen wie ---+ Stare Hradisko in Mähren , ---+ Stradonice in ---+ Böhmen oder ---+ Velem St. Vid in Ungarn vergleichbar.

Foto: IUFG Wien, Fotoarchiv

Linsenflasche) und in einem Fall sogar Vier­fachbeisetzung (zum Teil in quadratischen und kreisfcinnigen Grabgärten) hervorzuhe­ben.

Aus dem Körpergrab einer Frau, das eine Brandbestattl.lng der Stufe HaC überlagerte, stammt außer dem Ringschml.lck (einfache rundstabige Anmeife und massive gerippte Fußreife) eine Weidacher ---+ Fibel mit einge­dellter Pauke. Diese zählt zu den spätesten Hallstattfibeln und ist in die Stufe HaD3 zu stellen. Somit wird eine kontinuierliche Bele­gung des Platzes von der Hallstattkultur bis in die Frühlatenezeit angedeutet. In unmittel­barer Nähe des Gräberfeldes wurde in der KG Unterradlberg 1986 von E. Wallner in Streulage ein eiserner Achsnagel mit bronze­nem Kopfabschluß mit ---+ Maskendarstellung der Stufe LTA aufgelesen.

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