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8. DGP-Hochschultag „Pflegeforschung im Dialog“ Fachhochschule Bielefeld, 10.11.2017 Jacqueline Rixe (M.Sc. Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Forschungsabteilung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, EvKB) SEKUNDÄRE TRAUMATISIERUNGEN VON PSYCHIATRISCH PFLEGENDEN: ERGEBNISSE EINER DEUTSCHLANDWEITEN PRÄVALENZSTUDIE
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Sep 17, 2018

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1 1

8. DGP-Hochschultag „Pflegeforschung im Dialog“

Fachhochschule Bielefeld, 10.11.2017

Jacqueline Rixe (M.Sc. Gesundheits- und Pflegewissenschaften,

Forschungsabteilung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, EvKB)

SEKUNDÄRE TRAUMATISIERUNGEN VON PSYCHIATRISCH PFLEGENDEN: ERGEBNISSE EINER DEUTSCHLANDWEITEN PRÄVALENZSTUDIE

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2 2

1. Theoretischer Hintergrund

Definition

Akute Symptome und längerfristige Auswirkung

Forschungsstand: Prävalenz und Risikofaktoren

2. Wissenschaftliche Zielsetzung und Fragestellung

3. Methodik

4. Ergebnisse

5. Diskussion

6. Schlussfolgerungen

Agenda

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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3 3

Definitions- und „Begriffschaos“ (Lemke 2017, S. 18)

Definition, die der Arbeit zugrunde liegt:

„Traumatisierung, die ohne direkte sensorische

Eindrücke des Ausgangstraumas, sowie mit (zumeist

größerer) zeitlicher Distanz zum Ausgangstrauma

entsteht“ (Daniels 2006, S. 2)

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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4 4

Definitions- und „Begriffschaos“ (Lemke 2017, S. 18)

Definition, die der Arbeit zugrunde liegt:

„Traumatisierung, die ohne direkte sensorische

Eindrücke des Ausgangstraumas, sowie mit (zumeist

größerer) zeitlicher Distanz zum Ausgangstrauma

entsteht“ (Daniels 2006, S. 2)

→Traumatisierung durch Geschichten/Schilderungen

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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5 5

Akute Symptome:

Intrusion,

Vermeidung,

Hyperarousal,...

Längerfristige Auswirkungen:

Körperliche Ebene (Stresssymptome: Erschöpfung, innere Unruhe,…)

Soziale Ebene (Misstrauen, Meidung von Patientenkontakt,…)

Emotionale Ebene (Leere, Wut, Angst, Gefühlsschwankungen,…)

Kognitive Ebene (veränderte Weltsicht, Sicherheitsgefühl↓,…)

Gefahr: Meidung von Kontakt zu Patienten/-innen

Theoretischer Hintergrund

… Parallelen zur PTBS-Symptomatik (Daniels 2008)

aber auch: Posttr. Wachstum (PTG)

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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6 6

Theoretischer Hintergrund

… Parallelen zur PTBS-Symptomatik (Daniels 2008)

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

Empathie & Exposition

→ Neuropsychologische Theorie

(Daniels 2007)

Entstehung

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7 7

Forschungsstand ST bei psychiatrisch Pflegenden:

Englischsprachiger Raum: Syst. Review (Beck 2011)

→ Fazit: KEINE Prävalenzstudie zu psychiatrisch Pflegenden

Griechenland: deskriptive Studie (Mangoulia et al. 2015)

→ Fazit: starke positive Korrelation mit Burnout

Deutschsprachiger Raum: Studie von J. Daniels (2010)

→ Fazit: 39,5% sekundärtraumatisiert (1/3 schwer und 2/3 moderat)

bei 59,9% klangen Symptome innerhalb von 4 Wochen ab

hochsignifikanter Prädiktor: dissoziative Verarbeitung

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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8 8

Forschungsstand Risikofaktoren:

Meta-Analyse (Hensel et al. 2015)

→ Analyse von 38 Studien, Identifizierung von 17 Risikofaktoren

→ Risikofaktoren mit geringer Signifikanz: eigene Vortraumatisie-

rung und drei „Caseload-Faktoren“ (ratio, volume, frequency)

→ Protektivfaktoren mit geringer Signifikanz: soziale Unter-

stützung und Unterstützung am Arbeitsplatz

Meta-Analyse (Cieslak et al. 2014)

→ stark positive Korrelation mit Burnout (vgl. Mangoulia et al. 2015) 1

Systematisches Review (Baum 2016)

→ höhere ST-Raten unter Frauen

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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9 9

Wiss. Zielsetzung und Fragestellung

Ziel: Klärung der Relevanz des Themas für die psych. Pflege

in unterschiedlichen psychiatrischen Settings

Forschungsfragen:

1. Wie viele psychiatrisch Pflegende haben sich im Laufe

ihrer Berufstätigkeit durch das Hören von Geschichten/

Berichten bereits belastet gefühlt?

2. Wie viele psychiatrisch Pflegende weisen im Laufe ihrer

Berufstätigkeit eine sekundäre Traumatisierung auf?

3. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem psychia-

trischen Setting und der ST-Prävalenz bzw. dem ST-

assoziierten Symptomausmaß psychiatrisch Pflegender?

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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10 10

Studiendesign: Deskriptive Studie (Prävalenzstudie)

Datenerhebung: konstruierter Fragebogen

Ethische Überlegungen:

Ethikvotum und Einwilligung der Personalräte

Stichprobe: Psychiatrisch Pflegende (n = 400)

Datenanalyse: quantitative Analyse per SPSS

Strategien gegen potentielle Verzerrungen:

Stichprobengröße, Gewährleistung von

Anonymität, Mixed Mode Design etc.

Methodik

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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11 11

Screeninginstrumente:

STSS (Secondary Traumatic Stress Scale, Bride et al. 2003)

→ englischsprachig, 17 Items, Zeitaufwand 10 Min.

→ Vergleich mit bereits vorhandenen Daten weltweit

ProQOL V (Professional Quality of Life, ProQol.org 2016)

→ deutsche Version verfügbar, 30 Items, Zeitaufwand 10-15 Min.

→ Vergleich mit pflegespezifischen Ergebnissen aus Griechenland

→ Evaluation? Übersetzung stark überarbeitungsbedürftig

FST© (Fragenbogen zur Sekundären Traumatisierung)

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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12 12

FST© (Fragenbogen zur Sekundären Traumatisierung, Daniels 2006)

→ Konstruktion auf Grundlagen einer qualitativer Erhebung

→ deutschsprachig, 31 Items zum Symptomausmaß (ordinalskaliert) und

ein Item zur Symptomdauer (nominalskaliert), Zeitaufwand ca. 10 Min.

→ direkter Vergleich mit (pflegespezifischen) Ergebnissen aus Deutsch-

land möglich (Daniels 2006, Daniels 2008, Daniels 2010)

→ Psychometrische Evaluation bereits erfolgt (Weitkamp et al. 2014)

→ Fragebogen steht kostenlos zur Verfügung

→ für Interessierte: Ergebnis über Online-Fortbildungsinstitut verfügbar

(http://www.sekundaertraumatisierung.de)

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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13 13

Studiendesign: Deskriptive Studie (Prävalenzstudie)

Datenerhebung: konstruierter Fragebogen

Ethische Überlegungen:

Ethikvotum und Einwilligung der Personalräte

Stichprobe: Psychiatrisch Pflegende (n = 400)

Datenanalyse: quantitative Analyse per SPSS

Strategien gegen potentielle Verzerrungen:

Stichprobengröße, Gewährleistung von

Anonymität, Mixed Mode Design etc.

Methodik

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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14 14

Studiendesign: Deskriptive Studie (Prävalenzstudie)

Datenerhebung: konstruierter Fragebogen

Ethische Überlegungen:

Ethikvotum und Einwilligung der Personalräte

Stichprobe: Psychiatrisch Pflegende (n = 400)

Datenanalyse: quantitative Analyse per SPSS

Strategien gegen potentielle Verzerrungen:

Stichprobengröße, Gewährleistung von

Anonymität, Mixed Mode Design etc.

Methodik

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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15 15

Studiendesign: Deskriptive Studie (Prävalenzstudie)

Datenerhebung: konstruierter Fragebogen

Ethische Überlegungen:

Ethikvotum und Einwilligung der Personalräte

Stichprobe: Psychiatrisch Pflegende (n = 400)

Datenanalyse: quantitative Analyse per SPSS

Strategien gegen potentielle Verzerrungen:

Stichprobengröße, Gewährleistung von

Anonymität, Mixed Mode Design etc.

Methodik

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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16 16

Die Stichprobe

Schriftl. Befragung

414 Datensätze

Online-Befragung

1375 Datensätze

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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17 17

Soziodemographische Merkmale

65,4% weiblich,

34,6% männlich

↑ 17,6% zwischen 26-30J.

↓ 2,0% ≥ 61J.

↑ 44,0% verheiratet

↓ 1,2% verwitwet

72,2% nein

27,8% ja

↑ 80,0% (G)Krankenpflege

↓ 0,0% Master/Promotion

↑ 87,1% stationär

3,2% ambulant

↓ 2,9% teilstationär

Geschlecht (w/m)

Alter (Kategorien (Kat.))

Familienstand (Kat.)

Aus-/Fort-/Weiterbil-

dung/Studium? (j/n)

Ausbildung (Kat.)

Berufsfeld (Kat.)

59,1% weiblich

40,9% männlich↑

↑ 19,4% zwischen 51-55 J.

↓ 3,7% ≥ 61J.

↑ 46,9% verheiratet

↓ 3,7% verwitwet

83,3 % nein

16,7 % ja

↑ 75,5% (G)Krankenpflege)

↓ 2,5% Master/Promotion

↑ 76,8% stationär

9,3% ambulant

↓ 5,5% teilstationär

414 Papier-Fragebögen 1373 Online-Fragebögen

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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18 18

Beteiligung pro Bundesland

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

0

100

200

300

400

500

600re

lati

ve H

äu

fig

keit

ab

so

lute

Häu

fig

keit

Absolut

Prozent

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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19 19

Die Stichprobe

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deskriptiven Studie (J.Rixe)

Online-Befragung

1375 Datensätze

Schriftl. Befragung

414 Datensätze

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20 20

Die Stichprobe

Schriftl. Befragung

414 Datensätze

Online-Befragung

1375 Datensätze

Gesamtstichprobe

1789 Datensätze

S

E

L

E

K

T

I

O

N

Auswertung

1284 Datensätze

Ausgeschlossen (n = 2):

Einschlusskriterien nicht erfüllt

Ausgeschlossen (n = 503):

Analysekriterien nicht erfüllt

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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21 21

1. Wie viele psychiatrisch Pflegende haben sich im Laufe

ihrer Berufstätigkeit durch das Hören von Geschichten/

Berichten bereits belastet gefühlt?

Ergebnisse

74,6% (n = 1284) gaben an, sich schon einmal durch das

Hören von Geschichten belastet gefühlt zu haben

Auswertung

1284 Datensätze

Filterfrage JA

(n = 958)

Filterfrage NEIN

(n = 326)

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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22 22

2. Wie viele psychiatrisch Pflegende weisen im Laufe ihrer

Berufstätigkeit eine sekundäre Traumatisierung auf?

Ergebnisse

Auswertung

1284 Datensätze

Filterfrage JA

(n = 958)

Filterfrage NEIN

(n = 326)

sekundärtraumatisiert

(n = 274)

nicht sekundärtraumatisiert

(n = 1010)

schwer sekun-

därtraumatisiert

(n = 100)

moderat sekun-

därtraumatisiert

(n = 174)

nicht sekun-

därtraumatisiert

(n = 684)

nicht sekun-

därtraumatisiert

(n = 326)

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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23 23

2. Wie viele psychiatrisch Pflegende weisen im Laufe ihrer

Berufstätigkeit eine sekundäre Traumatisierung auf?

Ergebnisse

21,3%

78,7%

ST-Prävalenz (rel. Häufigkeit, Angabe in Prozent)

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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24 24

2. Wie viele psychiatrisch Pflegende weisen im Laufe ihrer

Berufstätigkeit eine sekundäre Traumatisierung auf?

Ergebnisse

Lokalisations- und Dispersionsparameter des Summenwertes

Gesamt

Mittelwert 57,40

Standardfehler des Mittelwertes ,58

Median 54,00

Modus 41,00

Standardabweichung 17,94

Spannweite 102,00

Minimum 32,00

Maximum 134,00

Perzentile 25 43,00

50 54,00

75 66,00

155

31

124

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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25 25

2. Wie viele psychiatrisch Pflegende weisen im Laufe ihrer

Berufstätigkeit eine sekundäre Traumatisierung auf?

Ergebnisse

FST©-Summenwerte (Lokalisations- und Dispersionsmaße aufgeteilt nach Geschlecht)

weiblich männlich

Mittelwert 58,02 56,38

Standardfehler des Mittelwertes ,73 1,06

Median 54,00 52,00

Modus 41,00 39,00

Standardabweichung 17,68 18,67

Spannweite 82,00 102,00

Minimum 32,00 32,00

Maximum 114,00 134,00

Perzentile 25 44,00 42,00

50 54,00 52,00

75 67,00 64,00

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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26 26

3. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem psychia-

trischen Setting und der ST-Prävalenz bzw. dem ST-

assoziierten Symptomausmaß psychiatrisch Pflegender?

Ergebnisse

Es gibt KEIN psychiatrisches Setting, das frei

von sekundärer Traumatisierung ist!

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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27 27

Diskussion

Stichprobe:

Altersstruktur stimmig, Ungleichgewicht stationär/ambulant

Subjektives Belastungserleben:

Einfluss der ST-assoziierten Vermeidungssymptomatik???

ST-Prävalenz:

ca. jede / jeder fünfte psychiatrisch Pflegende wies rück-

blickend eine ST auf → relevantes Thema

Prävalenz liegt deutlich unter bisherigen Prävalenzdaten

(vgl. Daniels 2010) → (Selbst) Selektions-Bias?!?

Frauen wiesen mehr Symptome einer ST auf (vgl. Baum 2016)

ST-Prävalenz in verschiedenen psychiatrischen Settings:

In allen Settings ist ST ein relevantes Thema!

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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28 28

Diskussion

Studiendesign:

für Fragestellung indiziert

und handhabbar

Erhebungsinstrument:

FST© ideal für Vergleich

in 10-15 Min. ausfüllbar

halboffene Antwortformate

Abfrage vieler Infos

Stichprobe: n = 1284

Rekrutierung:

Mixed Mode Design

Studiendesign:

keine kausalen oder zeitlichen

Zusammenhänge

Erhebungsinstrument:

kategoriale Skalenniveaus

Fragebogendramaturgie

Retrospektionseffekte

nicht vollstandardisiert

Stichprobe: non-probabilist.

Rekrutierung:

(Selbst-) Selektions-Bias

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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29 29

Schlussfolgerung

1. ST = relevantes Thema in der psychiatrischen Pflege

2. ST = relevante arbeitsbedingte Belastung in allen

psychiatrischen Settings

3. Chronifizierungsrisiko → Unterstützung!!!

4. Symptomhäufungen im FST© =

gezielte Ansatzpunkte für Prävention und Kuration

5. weiterführende Analyse der vorhandenen Datensätze:

POTENZIAL!!!

6. gesamtgesellschaftliche und gesundheitspolitische

Bedeutung ↑ ???

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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30 30

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Literatur: Baum, N. (2016). Secondary Traumatization in Mental Health Professionals. A Systematic Review of Gender Findings. Trauma Violence Abuse,

17(2), 221-235.

Beck, C.T. (2011). Secondary Traumatic Stress in Nurses: A Systematic Review. Archives of Psychiatric Nursing, 25(1), 1-10.

Bride, B.E., Robinson, M.M., Yedigis, B. & Figley, C.R. (2003). Development and Validation of the Secondary Traumatic Stress Scale. Research

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Cieslak, R., Luszczynska, A., Shoji, K., Douglas, A., Melville, E. & Benight, C.C. (2014). A Meta-Analysis of the Relationship between Job Burnout

and Secondary Traumatic Stress among Workers with Indirect Exposure to Trauma. Psychological Services, 11(1), 75-86.

Daniels, J. (2006) Sekundäre Traumatisierung- kritische Prüfung eines Konstruktes. Dissertation. Universität Bielefeld.

Daniels, J. (2007). Eine neuropsychologische Theorie der Sekundären Traumatisierung. Zeitschrift für Psychotraumatologie, Psychotherapie-

wissenschaft, Psychologische Medizin (ZPPM), 5(3), Themenschwerpunkt Sekundäre Traumatisierung, 49-61.

Daniels, J. (2008). Sekundäre Traumatisierung; Interviewstudie zu berufsbedingten Belastungen von Psychotherapeuten. Psychotherapeut, 53(2),

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Daniels, J. (2010). Sekundäre Traumatisierung von Pflegerinnen und Pflegern. Ergebnisse einer Onlinestudie. Psych. Pflege Heute, 6(4), 202 -

205.

Daniels, J. (2016). Fortbildungsinstitut für Sekundärtraumatisierung. Diplompsychologin Dr. Judith Daniels.

http://www.sekundaertraumatisierung.de/ [14.08.2016]

Hensel, J.M., Ruiz, C., Finney, C. & Dewa, C.S. (2015). Meta-Analysis of Risk Factors for Secondary Traumatic Stress in Therapeutic Work With

Trauma Victims. Journal of Traumatic Stress, 28(2), 83-91.

Lemke, J. (2017). Sekundäre Traumatisierung. Klärung von Begriffen und Konzepten der Mittraumatisierung. 5. Auflage. Kröning: Asanger Verlag

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Mangoulia, P., Koukia, E., Alevizopoulos, G., Fildissis, G. & Katostaras, T. (2015). Prevalence of Secondary Traumatic Stress Among Psychiatric

Nurses. Archives of Psychiatric Nursing, 29(5), 333 - 338.

ProQOL.org (2016). Mitgefühlszufriedenheit und Mitleidsmüdigkeit Compassion Satisfaction and Compassion Fatigue (PROQOL), Version 5.

http://www.proqol.org/uploads/ProQOL_5_German_7-2011.pdf [26.09.2016]

Rixe, J. & Luderer, C. (2017). Das Trauma aus 2. Hand: Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden. Pflege & Gesellschaft,

22(3), 213-230.

Weitkamp, K., Daniels, J.K. & Klasen, F. (2014). Psychometric properties of the Questionnaire for Secondary Traumatization. European Journal of

Psychotraumatology, 5:21875.

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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Forschungsstand ST bei psychiatrisch Pflegenden:

Englischsprachiger Raum: Syst. Review (Beck 2011)

→ diverse Studien in der Somatik (z.B. Onkologie, Notaufnahme)

→ eine Studie im forensischen Kontext (25% mit ST-Symptomen)

→ Fazit: KEINE Prävalenzstudie zu psychiatrisch Pflegenden

Griechenland: deskriptive Studie (Mangoulia et al. 2015)

→ Querschnittstudie mit ProQol (Paper & Pencil)

→ n = 174 Pflegende in Athen (Psychiatrien)

→ 44,8% hohes ST- bzw. CF-Risiko / 11,5% niedriges Risiko

→ starke positive Korrelation mit Burnout

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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Forschungsstand ST bei psychiatrisch Pflegenden:

Deutschsprachiger Raum: Studie von J. Daniels (2010)

→ Online-Erhebung, retrospektiv mit FST©

→ n = 179 (Psychiatrische Pflege, Soziale Arbeit, Ergotherapie)

→ 39,5% sekundärtraumatisiert

→ 1/3 schwer und 2/3 moderat sekundärtraumatisiert

→ bei 59,9% klangen Symptome innerhalb von 4 Wochen

→ häufige Symptome: Grübeln, sich aufdrängende Gedanken,

depressive Verstimmung, Gereiztheit, Sicherheitsbedürfnis ↑,…

→ hochsignifikanter Prädiktor: dissoziative Verarbeitung

Theoretischer Hintergrund

Sekundäre Traumatisierungen von psychiatrisch Pflegenden: Ergebnisse einer deutschlandweiten Prävalenzstudie (J.Rixe)

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1. Wie viele psychiatrisch Pflegende haben sich im Laufe

ihrer Berufstätigkeit durch das Hören von Geschichten/

Berichten bereits belastet gefühlt?

Ergebnisse

592 311

149 158

0%

20%

40%

60%

80%

100%

weiblich (n=741) männlich (n=469)

1.1. Geschlecht

2.1. Filterfrage:Antwort nein

2.1. Filterfrage:Antwort ja

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3. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem psychia-

trischen Setting und der ST-Prävalenz bzw. dem ST-

assoziierten Symptomausmaß psychiatrisch Pflegender?

Berufsfeld (ambulant, stationär, teilstationär, Sonstiges)

Einsatzschwerpunkt

Allgemeinpsychiatrie, Abhängigkeitserkrankungen, Psychotherapie und/oder

Psychosomatik, Traumabehandlung, es gab keinen Schwerpunkt, ich weiß nicht

mehr so genau, Sonstiges)

Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie, Erwachsenenpsychiatrie, Geronto-psychiatrie,

Forensik, ich weiß nicht mehr so genau, Sonstiges)

Behandlungsrahmen

z.B. ambulant aufsuchend, Institutsambulanz, offen, (fakultativ) geschlossen

Team (z.B. multiprofessionell mit/ohne TT, Pflegeteam, kein Team, etc.)

Ergebnisse

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