ePaper vom 23. Oktober 2017 Stadt Augsburg, Amt für Statistik und Stadtforschung, Bahnhofstraße 18 1/3, 86150 Augsburg, Tel. (0821) 324 – 68 51, Fax – 68 77 E-Mail: [email protected]Internet: http://www.augsburg.de/statistik Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet 500 Jahre Reformation – Die Augsburger Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben. Mit der Übersetzung und dem Druck der deutschen Lutherbibel brachte er den Menschen mit dem Protestantismus auch eine neue Weltsicht nahe. In Augsburg wurde am 25. Juni 1530 mit der „Confessio Augustana“ das Bekenntnis zum Protestan- tismus niedergeschrieben, die seitdem als Lehrgrundlage für viele protestantische Gemeinschaften gilt. Im Jahr 1555 kam es mit dem Augsburger Religionsfrieden zur Gleichstellung zwischen dem katholischen Glaubensbekenntnis und der Confessio Augustana. Die Reichsstadt Augsburg entschied sich, im Gegensatz zu vielen anderen freien Reichsstädten, eine kaisertreue und meist konfessionsneutrale Politik zu führen. Die Augsburger Bürger selber standen aber aufgrund der Lage ihrer Stadt und der starken Handelsbeziehungen mit dem katholischen Bayern dem Katholizismus näher. Erkennbar war dies an der meist größeren Anzahl katholischer Ratsmitglieder. Die Reformation ging, wie auch in anderen Städten, nicht spurlos an der Gesellschaft vorbei. Auch nach 500 Jahren machen sich die religiösen, sozialen und kulturellen Auswirkungen in der Stadt Augsburg bemerkbar. Mit dieser Kurzmitteilung will das Amt für Statistik und Stadtforschung die Entwicklung und die Anteile der zwei großen christlichen Konfessionen in der Augsburger Bevölkerung darstellen. Zur Vereinfachung werden nachfolgend die Mitglie- der der römisch-katholischen (r.k.) Kirche als katholisch / Katholiken und die Mitglieder der evangelisch-lutherischen (ev.) als evangelisch / Protestanten benannt. Alle anderen, muslimischen, jüdischen, buddhistischen, freien christlichen, orthodoxen oder sonstigen Religionen, werden wie die konfessionslosen unter „sonstige / keine“ Konfession geführt. Entwicklung der Konfessionen in Augsburg Die ersten genauen Daten zu den Konfessionen in Augsburg wurden bei der Volkszählung 1833 erhoben. Damals waren 61,2 Prozent katholisch, 38,4 Prozent evangelisch und 0,4 Prozent gehörten einer anderen oder keiner Glaubensrichtung an. Bis zur Volkszählung 1933 stieg der Anteil der Katholiken fast kontinuierlich auf 79 Prozent an und ging dann wie auch jener der Protestanten langsam wieder zurück. Die Augsburger mit sonstiger / keiner Konfession wurden nach und nach mehr und erreichten bei der Volkszählung 1987 bereits einen Anteil von 14,8 Prozent (s. Abb. 1). Ab 1999 stehen jährliche Daten über die Religionszugehörigkeit aus dem Melderegister zur Verfügung. Zum 31.12.2016 waren nur noch 41,0 Prozent der wohnberechtigten Bevölkerung in Augsburg katholisch, 14,9 Prozent evangelisch, während die Übrigen (sonstige / keine Konfession) mit 44,1 Prozent inzwischen sogar den größten Anteil einnehmen (s. Abb. 2). Abb. 1: Entwicklung der Konfessionen in Prozentanteilen an der Bevölkerung für die Jahre 1833 bis 1987 Stand: jeweils zum Volkszählungsstichtag Quelle: Volkszählungen, Bayerisches Landesamt für Statistik Abb. 2: Entwicklung der Konfessionen in Prozentanteilen an der Bevölkerung seit 1999 Stand: jeweils zum 31.12 Quelle: Wohnberechtigte Bevölkerung lt. Melderegister, Bürgeramt 61,2 60,6 61,7 66,9 67,2 66,7 67,2 69,0 70,1 71,8 72,7 77,9 78,1 79,0 77,5 75,9 75,4 74,3 72,7 66,5 38,4 39,0 37,8 31,5 31,0 31,4 31,2 29,3 28,3 26,4 25,9 20,9 19,8 18,9 19,0 20,4 20,8 21,7 20,2 18,7 0,4 0,5 0,5 1,6 1,8 1,9 1,9 1,7 1,6 1,8 1,4 1,3 2,1 2,1 3,4 3,7 3,7 4,0 7,0 14,8 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 1833 1840 1852 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1925 1933 1939 1946 1950 1961 1970 1987 sonstige / keine evangelisch römisch- katholisch 54,4 53,5 52,4 51,4 50,6 50,0 49,4 49,0 48,4 47,8 47,2 46,4 45,7 44,8 43,9 42,9 42,0 41,0 18,0 17,9 17,9 17,8 17,7 17,7 17,5 17,5 17,4 17,3 17,2 16,9 16,8 16,5 16,2 15,7 15,3 14,9 27,6 28,5 29,7 30,8 31,7 32,3 33,1 33,6 34,2 35,0 35,6 36,7 37,5 38,6 39,9 41,4 42,7 44,1 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
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ePaper vom 23. Oktober 2017
Stadt Augsburg, Amt für Statistik und Stadtforschung, Bahnhofstraße 18 1/3, 86150 Augsburg, Tel. (0821) 324 – 68 51, Fax – 68 77
E-Mail: [email protected] Internet: http://www.augsburg.de/statistik Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
500 Jahre Reformation – Die Augsburger Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit
Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben. Mit der
Übersetzung und dem Druck der deutschen Lutherbibel brachte er den Menschen mit dem Protestantismus auch eine
neue Weltsicht nahe. In Augsburg wurde am 25. Juni 1530 mit der „Confessio Augustana“ das Bekenntnis zum Protestan-
tismus niedergeschrieben, die seitdem als Lehrgrundlage für viele protestantische Gemeinschaften gilt. Im Jahr 1555 kam
es mit dem Augsburger Religionsfrieden zur Gleichstellung zwischen dem katholischen Glaubensbekenntnis und der
Confessio Augustana. Die Reichsstadt Augsburg entschied sich, im Gegensatz zu vielen anderen freien Reichsstädten,
eine kaisertreue und meist konfessionsneutrale Politik zu führen. Die Augsburger Bürger selber standen aber aufgrund
der Lage ihrer Stadt und der starken Handelsbeziehungen mit dem katholischen Bayern dem Katholizismus näher.
Erkennbar war dies an der meist größeren Anzahl katholischer Ratsmitglieder. Die Reformation ging, wie auch in anderen
Städten, nicht spurlos an der Gesellschaft vorbei. Auch nach 500 Jahren machen sich die religiösen, sozialen und
kulturellen Auswirkungen in der Stadt Augsburg bemerkbar.
Mit dieser Kurzmitteilung will das Amt für Statistik und Stadtforschung die Entwicklung und die Anteile der zwei großen
christlichen Konfessionen in der Augsburger Bevölkerung darstellen. Zur Vereinfachung werden nachfolgend die Mitglie-
der der römisch-katholischen (r.k.) Kirche als katholisch / Katholiken und die Mitglieder der evangelisch-lutherischen (ev.)
als evangelisch / Protestanten benannt. Alle anderen, muslimischen, jüdischen, buddhistischen, freien christlichen,
orthodoxen oder sonstigen Religionen, werden wie die konfessionslosen unter „sonstige / keine“ Konfession geführt.
Entwicklung der Konfessionen in Augsburg
Die ersten genauen Daten zu den Konfessionen in Augsburg wurden bei der Volkszählung 1833 erhoben. Damals waren
61,2 Prozent katholisch, 38,4 Prozent evangelisch und 0,4 Prozent gehörten einer anderen oder keiner Glaubensrichtung
an. Bis zur Volkszählung 1933 stieg der Anteil der Katholiken fast kontinuierlich auf 79 Prozent an und ging dann wie auch
jener der Protestanten langsam wieder zurück. Die Augsburger mit sonstiger / keiner Konfession wurden nach und nach
mehr und erreichten bei der Volkszählung 1987 bereits einen Anteil von 14,8 Prozent (s. Abb. 1).
Ab 1999 stehen jährliche Daten über die Religionszugehörigkeit aus dem Melderegister zur Verfügung. Zum 31.12.2016
waren nur noch 41,0 Prozent der wohnberechtigten Bevölkerung in Augsburg katholisch, 14,9 Prozent evangelisch,
während die Übrigen (sonstige / keine Konfession) mit 44,1 Prozent inzwischen sogar den größten Anteil einnehmen
(s. Abb. 2).
Abb. 1: Entwicklung der Konfessionen in Prozentanteilen
an der Bevölkerung für die Jahre 1833 bis 1987
Stand: jeweils zum Volkszählungsstichtag
Quelle: Volkszählungen, Bayerisches Landesamt für Statistik
Abb. 2: Entwicklung der Konfessionen in Prozentanteilen
an der Bevölkerung seit 1999
Stand: jeweils zum 31.12
Quelle: Wohnberechtigte Bevölkerung lt. Melderegister, Bürgeramt
Außenzuzüge andere / ohne Außenwegzüge andere / ohne
Saldo sonstige / keine
729
66532
1.346
2.464
3.757
4.378
5.2475.449
4.827
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Saldo Katholiken Saldo Protestanten
Saldo sonstige / keine Außenwanderungssaldo
500 Jahre Reformation – Die Augsburger Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit
ePaper vom 23. Oktober 2017 7
Altersstruktur nach Religionszugehörigkeit
In der Augsburger Bevölkerung sind die 26-jährigen Männer und die 25-jährigen Frauen (1,8 %) am stärksten vertreten.
Dies gilt mit leichter Abweichung auch für die Katholiken (25-jährigen Männer: 2,1 % und 25-jährige Frauen, 1,9 %). In
den jeweiligen Altersgruppen finden sich bei den Protestanten 27-jährige Männer (2,0 %) und 23-jährige Frauen (2,0 %)
am häufigsten, bei den anderen / ohne Konfession 29-jährige Männern (1,9 %) und 30-jährigen Frauen (2,0 %).
Abb. 13: : Alterspyramide – Katholiken und Protestanten
Stand: 31.12.2016
Quelle: Melderegister, Bürgeramt
Abb. 14: : Alterspyramide – Personen mit sonstiger / keiner
Konfession i
Stand: 31.12.2016
Quelle: Melderegister, Bürgeramt
Die Konfessionen in Bayern und Deutschland
Betrachtet man die Ergebnisse des Zensus 2011, so überwog in Bayern die Zahl der Gemeinden (82,8 %) in denen
Katholiken den größten Anteil ausmachen. Alle Gemeinden in Oberbayern und Niederbayern waren überwiegend
katholisch. In der Oberpfalz waren es 96,3 Prozent, in Schwaben 95,3 Prozent und in Unterfranken 87,0 Prozent. Bei den
Einwohnern selber sah es etwas anders aus (s. Abb. 16).
2.000 1.500 1.000 500 0 500 1.000 1.500 2.000
0
5
10
15
20
25
30
35
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45
50
55
60
65
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75
80
85
90
95
100
105
rk. / männlich rk. / weiblich
ev. / männlich ev. / weiblich
2.000 1.500 1.000 500 0 500 1.000 1.500 2.000
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
100
105
sonstige / keine männlich sonstige / keine weiblich
500 Jahre Reformation – Die Augsburger Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit
ePaper vom 23. Oktober 2017 8
Das Statistische Landesamt ermittelte für das Jahr 2011, dass über drei Viertel (76,5 %) der niederbayerischen Bevölke-rung katholisch war; die Oberpfälzer lagen mit 73,1 Prozent knapp dahinter. In Oberbayern war hingegen nur gut jeder Zweite (51,1 %) katholisch, in Schwaben waren es knapp 60 Prozent (59,3 %). Die Gruppe der evangelischen Bevölke-rung war in Mittel- (42,8 %) und Oberfranken (42,2 %) am größten. Die meisten Menschen mit einer anderen bzw. ohne Konfession lebten in Oberbayern (35,4 %), die wenigsten in der Oberpfalz und Niederbayern (14,4 bzw. 15,2 %).
Abb. 15: Anteil der Konfessionen an der Bayerischen
Bevölkerung – Volkszählung 1987
Stand: Volkszählung 1987 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
Abb. 16: Anteil der Konfessionen an der Bayerischen Bevölkerung – Zensus 2011
Stand: Zensus 2011 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
Vergleicht man dies mit den Ergebnissen der Volkszählung 1987 (s. Abb. 15) so zeigt sich neben der deutlichen Zunahme von Personen ohne bzw. mit einer anderen Konfession ein deutlicher Rückgang bei den Personen mit katholischer Reli-gionszugehörigkeit. Der Anteil der Protestanten hingegen hat lediglich in Ober- und Mittelfranken ähnlich stark abgenommen.
Die Verteilung von Katholiken und Protestanten innerhalb Deutschlands ist aus Abb. 17 ersichtlich. Die Auswertungen der Zensusergebnisse 2011 zeigen vor allem einen Unterschied zwischen Süd- und Norddeutschland bzw. Ost und West.
Abb. 17: Anteil der Katholiken und Protestanten an der Bevölkerung in den Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands 2011
69,5 %
89,7 %
85,5 %
45,9 %
35,7 %
75,0 %
74,9 %
67,2 %
16,8 %
7,2 %
11,5 %
49,6 %
53,8 %
19,9 %
16,8 %
24,1 %
13,6 %
3,1 %
2,9 %
4,5 %
10,5 %
5,0 %
8,4 %
8,7 %
0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0
Oberbayern (3.598.126)Niederbayern (1.027.374)
Oberpfalz (969.868)Oberfranken (1.036.576)
Mittelfranken (1.521.484)Unterfranken (1.202.711)
Schwaben (1.546.504)Bayern (10.902.643)
kath. ev. sonstige / keine
51,1 %
76,5 %
73,1 %
40,8 %
28,7 %
61,8 %
59,3 %
53,8 %
13,5 %
8,3 %
12,5 %
42,2 %
42,8 %
19,3 %
15,8 %
20,3 %
35,4 %
15,2 %
14,4 %
17,0 %
28,5 %
18,9 %
24,9 %
25,9 %
0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0
Oberbayern (4.328.218)Niederbayern (1.172.834)
Oberpfalz (1.070.965)Oberfranken (1.063.454)
Mittelfranken (1.682.297)Unterfranken (1.300.647)
Schwaben (1.779.199)Bayern (12.417.614)
kath. ev. andere / ohne
Kiel
Wiesbaden
Stuttgart
Bremen
Mainz
Hamburg
Saarbrücken
München
Düsseldorf
Schwerin
Hannover
Dresden
Magdeburg
PotsdamBerlin
Erfurt
Landkreise und kreisfreie Städte
Anteil der Katholiken
an der Bevölkerung
bis unter 15 %
15 bis unter 30 %
30 bis unter 45 %
45 bis unter 60 %
60 % und mehr
Bundesland
Landkreis
Stand: Zensus 2011
Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Kiel
Wiesbaden
Stuttgart
Bremen
Mainz
Hamburg
Saarbrücken
München
Düsseldorf
Schwerin
Hannover
Dresden
Magdeburg
Potsdam
Berlin
Erfurt
Landkreise und kreisfreie Städte
Anteil der Protestanten
an der Bevölkerung
bis unter 15 %
15 bis unter 30 %
30 bis unter 45 %
45 bis unter 60 %
60 % und mehr
Bundesland
Landkreis
Stand: Zensus 2011
Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Statistische Ämter des Bundes und der Länder
500 Jahre Reformation – Die Augsburger Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit
ePaper vom 23. Oktober 2017 9
Die Konfessionen in den Augsburger Stadtbezirken
Im Stadtbezirk Bergheim leben anteilsmäßig mit 58,1 Prozent die meisten Katholiken. Dagegen sind im Spickel und dem
Universitätsviertel mit jeweils 21,4 Prozent die meisten Protestanten gemeldet. Personen mit „sonstige / keine
Konfession“ sind anteilsmäßig am stärksten im Stadtbezirk Links der Wertach - Nord vertreten, dort haben laut Melde-
register 62,9 Prozent der Einwohner eine andere oder keine Konfession.
Tab. 3: Die Konfessionen in den Augsburger Stadtbezirken
*) Wohnberechtigte Bevölkerung = mit Haupt- oder Nebenwohnsitz gemeldete Einwohner lt. dem Melderegister der Stadt Augsburg
Zeichenerklärung: „.“ = Zahlenwert geheim zu halten