1 Christoph Perleth Institut für Pädagogische Psychologie „Rosa und David Katz“ der Universität Rostock August-Bebel-Str. 28, 18051 Rostock, Tel.: 0381 / 498 – 2650, Mail: [email protected]Einführung in die Sonderpädagogische Diagnostik Achtung Voraussetzung für Teilnahmebestätigung: Korrekte Beantwortung der Kontroll- fragen bis 1.2.10. Achtung: Teilnahmebestätigungen für den Besuch der Vorlesung bis Ende Wintersemester 2010/11. Fehlerquellen bei der Beurteilung Das diagnostische Gespräch Verhaltensbeobachtung Diagnostische Methoden • Entwicklungsdiagnostik • Intelligenz • Konzentration/Aufmerksamkeit • Persönlichkeitsdiagnostik • Motorik • Analyse sozialer Beziehungen Informationsquellen der (son- der-)pädagogischen Diagnostik
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5. Kapitel_ In Formations Quell En Sonderpadagogischer Diagnostik
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Christoph PerlethInstitut für Pädagogische Psychologie
Voraussetzung für Teilnahmebestätigung: Korrekte Beantwortung der Kontroll-fragen bis 1.2.10.Achtung: Teilnahmebestätigungen für den Besuch der Vorlesung bis Ende Wintersemester 2010/11.
Fehlerquellen bei der BeurteilungDas diagnostische GesprächVerhaltensbeobachtungDiagnostische Methoden• Entwicklungsdiagnostik• Intelligenz• Konzentration/Aufmerksamkeit• Persönlichkeitsdiagnostik• Motorik• Analyse sozialer Beziehungen
Informationsquellen der (son-der-)pädagogischen Diagnostik
Beurteilungsfehler:• Ähnlichkeitsfehler vs. Kontrastfehler (bzw.
Sympathie- und Antipathiefehler).• Milde-/Strengefehler, zentrale Tendenz.• Fehlbeurteilungen gegenüber Angehörigen
anderer (Sub-) Kulturen.• Hof- oder Halo-Effekt.• Fehler des ersten Eindrucks.• Primacy- bzw. Recency-Effekt.• Erwartungsfehler (Rosenthal-Effekt, selffulfilling
Signale, die Bereitschaft ausdrücken, zuzuhören und zu verstehen:• Kopfnicken (nicht Kopfschütteln).• Zugewandter, freundlicher Blick (nicht Blick
abwenden).• Zugewandte Köperhaltung (nicht sich
zurücksetzen).• Äußerungen wie „Ja“, „Hm“, „Genau“, „Aha“ usw.
(nicht „Nein“, „Aber“, „Ach was“ usw.)
Das diagnostische Gespräch
Durchführung eines diagnostischen Gesprächs:• Angenehme Atmosphäre schaffen.• Gespräches steuern und gliedern.• Genügend Redezeit einräumen.• Nonverbale Signale beachten.• Auf das Wesentliches konzentrieren.• Wertungen vermeiden, keine eigenen
• Verhalten: Physische Aktivität eines lebenden Organismus, die von Beobachtern feststellbar ist.
• Beobachtung: Absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens.
„Eine Beobachtung besteht in der Wahrnehmung eines Verhaltens oder einer Verhaltensäußerung durch einen Beobachter. Verhalten ist jedes Agieren, jede Reaktion oder Nichtreaktion, die überhaupt der Beobachtung zugänglich ist“ (Jäger, 2000, S. 50).
Verhaltensbeobachtung
Begriffsbestimmung
• Verhalten: Physische Aktivität eines lebenden Organismus, die von Beobachtern feststellbar ist.
• Beobachtung: Absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens.
Phasen der wissenschaftlichen Beobachtung:• Phase der Vorentscheidung und Vorbereitung• Phase der Beobachtung• Phase der Beschreibung und Protokollierung• Phase der Analyse und Beurteilung
Verhaltensbeobachtung
Begriffsbestimmung
• Verhalten: Physische Aktivität eines lebenden Organismus, die von Beobachtern feststellbar ist.
• Beobachtung: Absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens.
• Verhaltensbeobachtung: Zentrale Methode der Informationserhebung für Diagnostik und Forschung.
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Verhaltensbeobachtung
Einsatzbereiche der Verhaltensbeobachtung (Beispiele):• Lern- und Verhaltensanalyse.
• Interventionsvorbereitung (Entscheidung über Intervention).
• Interventionskontrolle bzw- -steuerung.
• Schullaufbahn- Berufsberatung.
• Forschung (Hypothesentestung).
Ein System zur Einteilung von Formen der Verhaltensbeobachtung (nach Kleber)
Verhaltensbeobachtung
Form des Protokolls.Kodierung:
Fraktioniert vs. unfraktioniert.Zeit:Strukturiert vs. unstrukturiert.Strukturiertheit:
Gelegenheitsbeobachtung vs. systematische Beobachtung.
Anlass.
Beobachtung im Feld vs. Labor.Ort:Offene vs. verdeckte Beobacht.Offenheit:
Teilnehmende vs. nicht-teilnehmende Beobachtung.
Distanz:
Selbst- vs. Fremdbeobachtung.Richtung:
Äuß
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Aspe
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Inne
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Aspe
kte
Unsystematische Verhaltensbeobachtung
Zielt eher auf Breite als auf Genauigkeit.Oft zufällig, ungeplant, subjektiv.Funktionen:• Erste Hinweise für Situationen von
Problemverhalten. • Ermittlung konkreter Verhaltensweisen für
Problemverhalten.• Operationalisierung des Verhaltens.• Erste Hinweise zu auslösenden und/oder
aufrechterhaltende Faktoren.
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Unsystematische Verhaltensbeobachtung
Beispiel: Gelegenheitsbeobachtung:• Bewusste, ungeplante, nur bedingt gezielte
Beobachtung; diskontinuierlich.
• Aufgefallenes Verhalten/Ereignisse werden willkürlich schriftlich festgehalten.
• Für Lehrkraft: Was passiert in der Klasse?
• Funktion:- Fragestellungen aufwerfen.- Problemfelder und Störvariablen erkennen.- Festlegen von Schülern für genaue Beobachtung.
Unsystematische Verhaltensbeobachtung
Bsp: Technik des kritischen Ereignisses• Vollständige, kontinuierliche Protokollierung
eines vorher festgelegten Verhaltens und dessen Auswirkungen.
• Erfassen eines größeren Abschnitts des Verhaltensstroms.
• Beschrieben werden sollten:- Situative Bedingungen der Tätigkeit,- die beobachtete Tätigkeit,- sichtbare Ergebnisse der Tätigkeit.
Verhaltensweisen/VerhaltensereignisseMalt während des UnterrichtsHört trotz mehrfacher Aufforderung nicht aufSchaut aus dem FensterWeigert sich mitzuarbeitenHolt Schulbrot aus der Tasche und isst es
Mutzeck, W. (1998). Verhaltensbeobachtung in der Schule. Kiel.
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Beispiel für unsystematische Beobachtung• Verhaltensanalyse (S-O-R-K-C):
Unsystematische Verhaltensbeobachtung
der Lehrer schimpft oder die Klasse sich beschwert.
dann zeigt Anita Stör- und/oder Kasperlverhalten bis
Lehrer spricht mit anderen Schüler
Lehrer ruft nächsten auf.
Anita liest ordentlich,
Lehrer ruft Anita auf,
Konsequenz KReaktion RSituation S
Unsystematische Verhaltensbeobachtung
Gefahren/Probleme bei der unsystematischer Beobachtung: • Konzentration auf herausragende Ereignisse
Übergeneralisierung.• Keine Angaben zur Frequenz des beobachteten
Verhaltens.• Gedächtniseffekte.
Systematische Verhaltensbeobachtung
Ziel: Eher Genauigkeit als Breite:
Überprüfung von Aussagen u. Hypothesen.
Anwendung eines Beobachtungssystemsund genauer Verfahrensvorschrift für Datenerhebung und -weiterverarbeitung.
Einhaltung der Phasen einer Verhaltens-beobachtung (Vorbereitung, Beobachtung, Aufzeichnung, Ergebnisdarstellung, Beurteilung)
Gütekriterien beachten!
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Systematische Verhaltensbeobachtung
Isomorphe Beobachtungssysteme:Gesamtes Verhalten einer Person wird vollständig mittels Alltagssprache wiedergegeben.
Reduktive Beobachtungsysteme:Nur bestimmte interessierende Aspekte, Kategorien oder Verhaltensweisen werden beobachtet (z.B. Kategoriensysteme).
Quantifizierung von Verhalten:• Verhaltenshäufigkeit. • Verhaltensdauer.• Verhaltensintensität.
Systematische Verhaltensbeobachtung
Welchen Verhaltensausschnitt beobachten?• Ereignisstichproben: Für die Fragestellung
wichtige Ereignisse, egal wann sie auftreten.• Zeitstichproben: Was alles in bestimmtem
Zeitraum geschieht.Was wird beobachtet?• Verhaltenseinheit = inhaltliche Bestimmung
dessen, was beobachtet werden soll:- kleinstes, nicht mehr reduzierbares Verhalten oder- komplexes Verhaltensmuster
Systematische Verhaltensbeobachtung
Beobachtungssysteme• sollen die reliable Zuordnung von
Ereignissen in einer bestimmten Situation zu Aussagen über diese Situation ermöglichen.
- Prädiktoren (Eigenschaften…, z.B. Scham) und- Indikatoren („Symptome“, z.B. „rot werden“).
Beispiel: Interventions-begleitende Beobachtung
Grundraten unterrichtsbezogener VerhaltensweisenVerhalten 1. Tag 2. Tag 3. Tag
Sich melden I II I
Antwort geben I
anderen zuhören I
Konzentriert nach vorne sehen I II
….
Summe 2 3 4
Beispiel: Interventions-begleitende Beobachtung
Grundraten nicht unterrichtsbezogener VerhaltensweisenVerhalten 1. Tag 2. Tag 3. Tag
Unterhält sich mit Nachbarn nicht III IIII Izum Thema
Kramt im Ranzen II I
Schaut aus dem Fenster III II II
Legt den Kopf auf den Tisch I III
…
Summe 9 9 4
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Systematische Verhaltensbeobachtung
Zeichensysteme:• Unterscheide
- Prädiktoren (Eigenschaften…, z.B. Scham) und- Indikatoren („Symptome“, z.B. „rot werden“).
• Probleme:- Was ist ein guter Indikator? (z.B. Woran
erkennt man Angst?)- Sind alle Indikatoren gleichrangig? - Habe ich alle relevanten Indikatoren erfasst?
Systematische Verhaltensbeobachtung
Kategoriensysteme: qualitatives Beschreibungssystem, das einen in der Regel einheitlich gedachten Verhaltens-aspekt zu jedem Zeitpunkt abdeckt
ständiges Protokollieren.jede auftretende Verhaltensweise wird einer Kategorie zugeordnet.
• Hohe Anforderungen an die Beobachter (z.B. 3-Sekundenrhythmus Training erforderlich).
• Hochinferente Kategorien.
Beispiel für ein hochformalisiertes Verfahren: Verhaltensbeobachtung nach Flanders.• Lehreräußerungen
- Akzeptiert Gefühle.- Lobt oder ermutigt.- Geht auf Gedanken der Schüler ein.- Stellt Fragen.- Trägt vor.- Gibt Anweisungen.- Kritisiert oder rechtfertigt Maßnahmen.
psychodiagnostische Gespräche• Tiefenpsychologisch fundierte Anamnese.• Projektive Verfahren (Rohrschach, Familie in Tieren).
Diagnostische Methoden: Persönlichkeitsdiagnostik
Cattells FaktorentheorieEigenschaften: Relativ stabile Dispositionen. Spezifikationsgleichung: V = sjaA + sjtT + sjeE+ sjmM+ sjrR+ sjsS• V = Verhalten.• A = ability source traits (Fähigkeit).• T = temperament source traits.• E = ergic source traits.• M = motivation source traits. • R = role traits.• S = states (momentane Zustände/Stimmungen). • sjx = Gewichtung je nach Situation.
Diagnostische Methoden: Persönlichkeitsdiagnostik
Cattells FaktorentheorieDatenquellen:
L-DatenQ-DatenT-Daten
Terminologie:Surface vs. source.Constitutional traits vs. environmental mould traits.
Forschungsprogramm:Verhaltensuniversum ermitteln.Oberflächeneigenschaften ermitteln. Dem Verhalten zugrunde liegende Faktoren ermitteln.
Diagnostische Methoden: Persönlichkeitsdiagnostik
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Cattells FaktorentheorieErgebnis: Test 16 PF: • Sachorientierung vs. Kontaktorientierung• Emotionale Störbarkeit vs. emotionale
Widerstandfähigkeit • Besonnenheit vs. Begeisterungsfähigkeit• Zurückhaltung vs. Selbstsicherheit• Vertrauensbereitschaft vs. skeptische Haltung• Unbefangenheit vs. Überlegenheit• Sicherheitsinteresse vs. Veränderungsbereitschaft• Spontaneität vs. Selbstkontrolle
Persönlichkeitsdimensionen Eysencks in Bezug zu den vier
Temperamenten von Hippokrates
Aus Brickenkamp(1997, S. 543)
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Persönlichkeitspsychologie und -diagnostik heuteForschung und Diagnostik eher zu Teilbereichen der Persönlichkeit.„Big Five“: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeitz.B. Selbstkonzeptz.B. Hierarchische Konzeption von Shavelsonz.B. Studie von Weinert (Scholastic) oder Heller z.B. Angstz.B. kognitive Streßbewältigungstheorie von LazarusDifferentielles Angstdiagnostikum von Rost & Schermer
Diagnostische Methoden: Persönlichkeitsdiagnostik
Hierarchische Strukturen des Selbstwertgefühls in der Mitte der
Grundschuljahre (Harter, 1998, 1999)
Aus Berk (2005, S. 433)
Persönlichkeitspsychologie und -diagnostik heuteForschung und Diagnostik eher zu Teilbereichen der Persönlichkeit.„Big Five“: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeitz.B. Selbstkonzeptz.B. Hierarchische Konzeption von Shavelsonz.B. Studie von Weinert (Scholastic) oder Heller z.B. Angstz.B. kognitive Streßbewältigungstheorie von LazarusDifferentielles Angstdiagnostikum von Rost & Schermer
Diagnostische Methoden: Persönlichkeitsdiagnostik
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Motorische Entwicklung:• Phase 1: Eher ausagierende, diffuse, grob koordinierte
Bewegungen• Phase 2: Verfeinerung, verbesserte Steuerung und
Anpassung an momentane Anforderungen• Phase 3: Automatisierung
Einflussfaktoren auf motorische Lernprozesse:• Frühkindlicher Bewegungsdrang.• Visueller und des kinästhetischer Sinn. • Reifungsprozesse (ZNS, mot. Ausführungsorgane).• Lernumgebung.• Sprache.
Diagnostik des Lehrerverhaltens:• Beispiele für Dimensionen (Lukesch):
- Strukturiertheit vs. Unstrukturiertheit.- Strenge vs. Schülerorientierung.- Monitoring (Überblick über Klassengeschehen).- Zeitverschwendung vs. Zeitnutzung.
• Beispiele für Diagnostische Verfahren zur Lehrerbeurteilung:
- Durch Experten: Diverse Checklisten und Fragebögen.
- Durch Schüler: z.B. Dortmunder Skala zum Lehrerverhalten.
- Dozenten durch Studierende: HILVE, MILVA.
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Diagnostik sozialer Beziehungen in der Schulklasse:• Soziogramm nach Moreno
- Neben wem möchtest Du sitzen? Neben wem auf keinen Fall?
- Wen willst Du zu Deinem Geburtstagsfest einladem? Wen willst Du dort nicht sehen?
- Auswertung: Darstellung als Netz und in Tabellenform
- Star, Clique, Außenseiter (ignorierte und abgelehnte)