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HEILIGES LAND 101. Jahrgang September 2006 Heft 3
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46712 Heiligland 3/2006 · 2018. 2. 27. · Entretien avec Henri Boulad Le devoir de l’église – une présence rayonnante 14 «Kassensturz» 15 Zeitschrift des Schweizerischen

Jan 23, 2021

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HEILIGES LAND101. Jahrgang September 2006 Heft 3

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HEILIGES LAND101. Jahrgang September 2006 Heft 3

Liebe Leserin, lieber Leser,

Da die Generalversammlung am 18.9. in Luzern dieChristen Ägyptens zum Thema hat, sollte auch dieseNummer den Kopten gewidmet sein. Doch die Aktu-alität hat uns eingeholt, der sechste grössere Krieg istim Heiligen Land vom Zaune gebrochen worden undbringt Tod und Zerstörung im Libanon und in Nord-israel. Doch auch unter diesen Umständen bleibt die Hoff-nung wach und es gibt Christen, die aus dem Glau-ben an Jesus Christus auf Frieden und Versöhnunghoffen und sich dafür einsetzen. Sie bitten um unse-re Unterstützung und unser Gebet.Zum 100-Jahr-Jubiläum der Zeitschrift haben wir aufFarbe umgestellt. Leider hat die Fülle der Texte dies-mal nicht mehr Bilder erlaubt.

Hans Rahm

Inhalt

Projekt 3

Es begann vor 100 Jahren 4

Einladung zur GV am 18.9. 5

GV-Gast Bischof Tadros 7

Die heilige Familie in Ägypten 8

Programm und Traktanden derGeneralversammlung Beihefter

Nachrichten 10

Zum Krieg im LibanonElias Jabbour, Haifa 12

Entretien avec Henri BouladLe devoir de l’église – une présence rayonnante 14

«Kassensturz» 15

Zeitschrift des Schweizerischen Heiligland-Vereins (SHLV) – Solidarität mit den Brüdern und Schwestern in den Ursprungsländerndes Christentums. Erscheint viermal jährlich.Präsident: Pfarrer Thomas Bieger, Postfach 9665, 8036 ZürichProjektleiter: Andreas Waldvogel, Solothurnerstrasse 19, 4053 BaselSchriftleitung: Hans Rahm, Pérolles 18A, 1700 Fribourg, E-Mail: [email protected] ist im Mitgliederbeitrag von jährlich Fr. 30.– inbegriffen.Geschäftsstelle: Schweizerischer Heiligland-Verein, Winkelriedstrasse 36, Postfach, CH-6002 Luzern, Tel. +41 41 429 00 03, Fax +41 41 429 00 01, www.shlv.ch, [email protected]änderungen: Bitte an Geschäftsstelle melden. Postkonto: 90-393-0Druck: Birkhäuser+GBC AG, 4153 Reinach BL

Fotohinweise:Titelbild: Blick auf das KlosterDeir es-Sourian im Wadi Natrounin ÄgyptenS. 1, 16: Photoagentur Ciric S. 4, 8: Hans RahmS. 7: Pfarrer Cedrack

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Während 25 Jahren (1978-2003) besorgte Pfr. NazihHayek melkitischer Priesterin Ramallah Palästina im Auf-trag der Gesellschaft der Mis-sionare des Hl. Paulus (Pau-listen) aus Libanon religiöseLiteratur in arabischer Spra-che für die christlichen Schu-len, Priesterseminare, Biblio-theken und Buchhandlungen.Er organisierte auch zahlrei-che Bücherausstellungen inden Dörfern und Städten Is-raels und Palästinas, die sichgrosser Beliebtheit erfreuten,vor allem unter den Jugend-lichen, deren Freude am Le-sen geweckt wurde.Diese Bücher werden vomPaulus-Verlag (Editions St-Paul) der Missionare des Hl.Paulus im Libanon gedrucktund im ganzen Nahen Osten,von Ägypten bis Irak vertrie-ben. Es gehört zur Hauptauf-gabe der Paulisten schon seitüber hundert Jahren, diechristliche Botschaft in Wortund Schrift in den arabischenLändern der Region zu ver-breiten als Prediger, Seelsor-ger, Katecheten, Lehrer undTheologen.Ungefähr 500.000 Druck-erzeugnisse verlassen jedes

Jahr die Druckerpresse inJounieh, dem Sitz des Ver-lagshauses. Ca. 80 Titel wer-den jährlich neu herausgege-ben oder aufgelegt und dasgesamte Sortiment zählt heu-te um die 500 Publikationen.Bibelausgaben für Kinder,Comics, Bilderbände derchristlichen Kulturgüter, wis-senschaftliche Werke derBibelauslegung, der Theolo-gie, Philosophie, Kirchenge-schichte, Ethik, Liturgik unddes Kirchenrechts, Schriftenzum ökumenischen undinterreligiösen Dialog, kirch-liche Zeitschriften, Biogra-phien der Kirchenväter undHeiligen, religiöse Erbau-ungsliteratur und Lehrmittelfür den Religionsunterrichtund die Katechese u.v.m. bil-den das breite Literaturange-bot für jung und alt, für The-ologen und Laien.

Israelisches EinfuhrverbotPfr. Hayek verliess 2003 Ra-mallah und übernahm dieLeitung des Verlags im Liba-non. Zudem verbietet Israeldie Einfuhr arabischer Lite-ratur aus dem Libanon, wasdie Missionsarbeit der Pauli-

sten im Heiligen Land sehrerschwert. So wartet nun seitJahren eine Lieferung von50.000 Büchern im Wert vonca. 200.000 USD auf die Ein-fuhrgenehmigung des StaatesIsrael. Die christlichen Schu-len und Bibliotheken könnendie dringend benötigten undbestellten Lehrmittel nichteinführen. Was tun? Die Bücher zurück-schaffen in den Libanon? Aberdas kleine Verlagshaus könn-te die 9 Tonnen Bücher nir-gendwo lagern! Ausserdemsind die Transportkosten undEinfuhrzölle schon bezahlt!

Umgehen des VerbotesWie wäre es, wenn anderedie Bücher zu einem günsti-gen Preis kaufen würden, umsie dann den Schulen und Bi-bliotheken zur Verfügung zustellen? Die Verteilung würdevom Sekretariat für diechristlichen Schulen in Jeru-salem übernommen. DieseIdee veranlasste Pfr. Hayek,einen Appell an verschiedenekirchliche Hilfsorganisatio-nen zu richten mit der Bitteum Unterstützung.Der Verlag halbiert sogar denKaufpreis, um wenigsten die

Bücher für Schulen und Bibliotheken in Palästina

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Herstellungskosten deckenzu können. Und sofern genü-gend Käufer gefunden wer-den, ist die Büchersendunggerettet! Ganz zu schweigenvon der Freude und dem Ge-winn, der den lesehungrigenKindern, Schülern und Stu-denten entstünde! Wir vom SHLV haben be-schlossen, diese Bücherak-tion mit 10’000 CHF zu unter-stützen, und bitten Sie dafürfreundlich um Ihre Mithilfe.Gerade in einer Zeit, wo Pa-lästina in politischer und so-zialer Hinsicht eine grosseDurststrecke durchstehenmuss und regelrecht ausge-hungert wird, wenn man andas Los der Hunderten vonAngestellten der palästinensi-schen Autonomiebehörde –das sind Lehrer, Ärzte, Fami-lienväter – denkt, die wegenausstehenden Hilfszahlungender EU und von Israel zu-rückbehaltenen Steuergelderseit Monaten keinen Lohnmehr erhalten, wäre es gera-dezu grotesk ihnen auchnoch die geistliche Nahrungvorzuenthalten?!Natürlich ruft die materielleNot nach realem Brot undWasser, aber ich glaube, auch

die Menschen in Palästina le-ben nicht vom Brot allein.

Den anderen Durst stillenMir kommt da nicht nur das«Brot»-Wort Jesu in denSinn, sondern auch die Ge-schichte von der Frau aus Sa-maria, die am Dorfbrunnen(ganz in der Nähe des heuti-gen Ramallah!) Wasser holt,um ihren Durst zu stillen,und nach der Begegnung mitJesus den Wasserkrug stehenlässt, offenbar, weil ER mitSEINEM WORT ihre Sehn-sucht für immer gestillt hat!Seit dem Wegzug der Pauli-sten aus Ramallah fehlt nundieses «Brot» und «Wasser».Mit unserer Aktion bewirkenwir vielleicht, dass der Wis-sensdurst vieler Kinder,Schüler, Eltern und Lehrer,Theologen und Laien gestilltwird, dass sie neue Freude,Hoffnung und Mut für ihreZukunft schöpfen. Denn dieBotschaft Jesu spendet auchheute noch in Wort undSchrift Geist und Leben!In diesem Geist verbundengrüsst Sie dankbar und herz-lich Andreas Waldvogel, Projektleiter

Dies ist die erste Seite des Pil-ger-Briefs des Vereinsschweizer. Jerusalem-Pilger.Im Laufe der vergangenen100 Jahre wurde daraus dieZeitschrift Heiliges Land desSchweizerischen Heiligland-Vereins. Der erste Pilgerbriefumfasst 12 Seiten, trägt dasDatum des 7. Februars 1905und wurde von Pfarrer MaxDudle in Diepoldsau-Schmit-ter verfasst. Die Titel sind: 1. Entstehung und Zweck

dieser Pilgerbriefe.2. Ein Wort an die Pilger3. Jerusalem auf der Welt-

ausstellung zu St. Louis4. Verschiedene Nachrichten

aus dem hl. Lande5. Vorstandssitzung in Zug6. Totenliste7. Personalien8. Ein Dankeswort

So beganns vor 100 Jahren

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Am Montag, 18. September2006, 11 Uhr im Hotel Am-bassador, Luzern

«Seht, der Herr fährt auf ei-ner leichten Wolke daher; erkommt nach Ägypten. Vorseinem Angesicht zitterndie Götter Ägyptens, denÄgyptern verzagt das Herzin der Brust.» (Jes 19,1f)

Liebe Vereinsmitglieder, lie-be Freunde und Gönnerin-nen des SHLVAn der diesjährigen 105. GVrichtet sich unser Augen-merk nach Ägypten. UnserGast aus Port Said, BischofTadros von der Koptisch-Or-thodoxen Kirche und Caritas-arbeit wird Ihnen auf Seite 7persönlich vorgestellt.

Ägypten«Als Israel jung war, ge-wann ich ihn lieb, ich riefmeinen Sohn aus Ägypten»(Hos 11,1)Dieses vielseitige Land ist unsbekannt von der Josefsge-schichte, dem Exodus insverheissene Land bis zurFlucht der Heiligen Familienach Ägypten. Im islamischgeprägten Ägypten sind die

Christen eine Minderheit, siemachen über 10 Prozent derBevölkerung von insgesamt70 Millionen aus. Die Kopten (= «Ägypter»)sind die Nachkommen derim 4. Jh. christlich geworde-nen Bewohner Ägyptens. Im7. Jh. eroberten muslimischeAraber das damals christli-che Ägypten. Der EvangelistMarkus brachte das Evange-lium nach Alexandrien undgründete ihre Kirche. Seineberühmtesten Nachfolgersind Pantänus, Clemens,Athanasius (295-373) undCyrillus (Ephesus 431).

Monophysiten? Nein!Nach dem Konzil von Chalze-don (451 n.Chr.) wurden dieKopten fälschlicherweise als«Monophysiten» (nur eineNatur) bezeichnet. Doch alleorientalisch-orthodoxen Kir-chen haben Jesus Christusimmer als Gott und Menschbekannt. Deshalb haben imJahre 1988 Papst JohannesPaul II. und Papst ShenoudaIII. in einer gemeinsamen Er-klärung festgehalten, dasszwischen Katholiken undKopten diesbezüglich keinUnterschied besteht.

Um das Jahr 300 kamen un-ter Kaiser Diokletian Tausen-de von ägyptischen Christenum. Daher beginnt ihre Zeit-rechnung «Kalender derMärtyrer» mit dem Regie-rungsantritt Diokletians, demJahr 284. Die Verfolgungendete 313 mit dem Ediktvon Mailand unter KaiserKonstantin. Da verschiedeneChristen das verweltlichteGrossstadtleben nicht mehrertrugen, zogen sie, allenvoran Antonius und Paulus,in die Wüste, um dort Gott zusuchen und ihm zu dienen.Abertausende von Ägypternsind den Wüstenvätern ge-folgt, um in der EinsamkeitZwiesprache mit Gott zu hal-ten. Dieser Gottes-Dienst hatin der ganzen damaligen Weltgrossen Anklang gefunden.Alle Mönchsgemeinschaftenfinden ihren Ursprungirgendwie in der ägyptischenWüste.

Kirche der MärtyrerDie Kopten nennen sich «Kir-che der Märtyrer». Koptenfinden wir in der Emigrationvor allem in den USA, Kana-da, Australien und Europa. InÄgypten leiden sie zuneh-

Einladung zur GV des SHLV

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mend unter Diskriminie-rung. Die Re-Islamisierungin den letzten vierzig Jahrenisolierte die Kopten vom po-litischen Leben. Der grundle-gende Ansatz im Islam heisst«Religion und Staat» beru-hend auf dem islamischenRecht, der Scharia. Die Religionsfreiheit des Is-lam ist die Freiheit eines je-den, sich zum Islam zu be-kehren. Wenn ein MuslimChrist werden möchte, musser das Land verlassen.

Islamistische ÜbergriffeKürzliche Ministerwahlenzeigten eine Zunahme derFundamentalisten um 88 Sit-ze. Von den 55 koptischenAnwärtern wurde keiner ge-wählt. Vor allem aus Ober-ägypten, aber auch aus Ale-xandrien, Kairo und demNildelta sind immer wiederbeunruhigende Nachrichtenvon gewalttätigen Auseinan-dersetzungen zwischen Mus-limen und Christen sowievon Kirchenzerstörungen zuhören. Ägypten leidet unter grosserWirtschaftsstagnation. Rund40% der Bevölkerung mussmit weniger als US$ 2 pro Tag

auskommen. Die Arbeitslo-sigkeit grassiert. Nebst dergrössten Unterstützungdurch die USA und EU erfährtÄgypten weitere Hilfe von Ja-pan, Deutschland, der Welt-bank und aus bilateralen ara-bischen Fonds.

CaritasarbeitIn diese Armut greift nun derCaritasdienst unseres GV-Gastes aus Port Said, 120Meilen von Kairo entfernt,ein. Die Vereinigung DSSA(Development & Social Ser-vice Association) steht unterseiner Leitung mit dem Se-gen seines Oberhauptes,Papst Shenouda III., dem117. Nachfolger des Hl. Mar-kus. Für seine Kinder-, Ju-gend- und Elternarbeit erhältBischof Tadros keine staatli-che Unterstützung. Deshalbreist er einmal pro Jahr nachEuropa, um bei uns offeneHerzen für seine mausarmenFamilien zu finden. Sie leben unter besorgniser-regenden hygienischen Be-dingungen. Arbeitslose Anal-phabeten brauchen Ausbil-dung, aber auch in Katecheseund Geselligkeit. Elternbera-tung und medizinische Ver-

sorgung bilden weitereSchwerpunkte. Dieser Vereinfür Entwicklungs- und Sozial-dienst in einer der ältestenKirchen der Welt ist zu 80%mit Kinder- und Jugendarbeitbeschäftigt und besteht seit1983. So freuen wir uns, diesen en-gagierten und lebensfrohenChristen in der Ausübung derNächstenliebe «caritas Chri-sti urget nos» auf der Grund-lage des Evangeliums beizu-stehen und sie finanziellweiterhin zu begleiten.

Jesus in ÄgyptenWar nicht auch die HeiligeFamilie auf der Flucht nachÄgypten auf die Diakonie derMitmenschen angewiesen?Mit den Gaben von Gold,Weihrauch und Myrrhemachten sich Maria und Jo-sef mit Jesus auf einem Esel,begleitet von der HebammeSalome, in der Sorge um dasKleinkind, eilends auf undflohen in ein fremdes Land.In der Wüste trotzten sie vie-len Gefahren. Sie litten unterHunger und Durst, warenRäuberbanden und wilden,giftigen Tieren ausgesetzt.Um den Verfolgern des wü-

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tenden Königs auszuweichen,konnten sie nur über Umwe-ge das Ziel erreichen. Insge-samt legten sie 2000 km zuFuss zurück bis sie nach 31⁄2Jahren wieder in Nazaret ein-trafen. In Deir El Moharraq, in derMitte Ägyptens, weilte dieHeilige Familie sechs Mona-te. Diesen Ort nennt manauch das 2. Betlehem. Dermeist besuchte Pilgerort imAlten Kairo gilt der Kircheder Hll. Sergius und Bacchusmit der Grotte, in der Maria,Jesus, Josef und Salome Zu-flucht suchten. Doch von alldiesen Begebenheiten wirduns Sajedna Tadros viel mehrzu berichten wissen.

Kopten in der SchweizIn der Schweiz gibt es zweikoptische Gemeinden. Inder Deutschschweiz feiertdie koptische Pfarrei ihreGottesdienste als Gäste in re-formierten oder katholi-schen Kirchen in Zürich,Biel und Basel. Anfang desJahres konnten die Koptendie Kirche der Adventisten inDietlikon kaufen. Nach demOsterfest ist der Mönch-spriester Cedrack nach

sechsjährigem Pastoralein-satz wieder nach Ägypten zu-rückgekehrt. Der verheira-tete Pfarrer Mikhail betreutdie welsche Gemeinde inMeyrin bei Genf, sowie inLausanne und Yverdon.Was aber ägyptische Christenin der Schweiz besondersinteressiert, sind die Heiligender Thebäischen Legion, ihreVorfahren. Die Reise mit un-sern Gästen führt uns von Zü-rich, Wasserkirche undGrossmünster, bis in diePfarrkirche zu Andermatt,wo die Reliquien der ent-haupteten Hll. Felix und Re-gula und Exuperantius aus-gestellt sind. Urs und Viktormit der neuen Bistumsheili-gen Verena von Zurzach, an-zutreffen in der Verena-schlucht, werden den Ausflugbereichern, bis wir schliess-lich das Patronatsfest am 22.September in der Abtei St.Maurice feiern.

Thomas Bieger, Präsident

Programm, Traktandenund Anmeldetalon der GVin der Mitte des Heftes

Unser Gast an der GVBischof Tadros von PortSaid, Ägypten

Bischof Tadros ist 1943 ge-boren. Er arbeitete einigeJahre als Elektroingenieur inOberägypten, bevor er 1968in die USA emigrierte. 1974kehrte er nach Ägypten zu-rück und trat ins Kloster ein.1976 wurde er zum Bischofgeweiht.1981 liess Präsident Sadatnach islamistischen UnruhenPapst Shenouda III. unterHausarrest stellen und siebenBischöfe festnehmen, darun-ter auch Bischof Tadros.Nach 10 Monaten Gefängnisdurfte er jedoch erst nach einpaar Jahren in sein Bistumzurückkehren, wo er seinenEinsatz für die Armen undBenachteiligten weiterführt.

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Die Heilige Familie in Ägypten

Der Evangelist Matthäus berichtet alseinziger über den Aufenthalt der Heili-gen Familie in Ägypten. «Als die Stern-deuter wieder gegangen waren, er-schien dem Josef im Traum ein Engeldes Herrn und sagte: Steh auf, nimm dasKind und seine Mutter, und flieh nachÄgypten» (Mt 1,13). Nach dem Tod desHerodes heisst ihn der Engel, mit Jesus

und Maria zurück nach Nazareth in Ga-liläa zu ziehen. Dass Josef seine Verlob-te Maria nicht verstossen hat, wie ermerkte, dass sie ein Kind erwartete,sondern sie als seine Frau bei sich be-hielt, tat er ebenso auf Weisung des En-gels des Herrn.Nach dem Evangelisten Matthäus er-scheint der Engel des Herrn dreimal

Die Heilige Familie unterwegs in Ägypten. Ikone aus dem Emir Tadros-Kloster, Kairo

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dem Josef im Traum. Wie das genau vorsich ging, beschreibt er nicht. Wichtigerist dem Evangelisten, dass Josef auf dieWeisung hört und seine Familie schütztund dafür sogar in die Fremde geht, insLand, aus dem Gott das Volk Isreal ausder Knechtschaft errettet hat. Matthäuswendet den Vers aus den Propheten(Num 23, 22; Hos 11,1) «Aus Ägyptenhabe ich meinen Sohn gerufen» aufJesus an. Dieser Vers steht auch auf derIkone der Flucht nach Ägypten.Der Aufenthalt Jesu in Ägypten ist denChristen Ägyptens sehr wichtig. Siefeiern den «Eintritt nach Ägypten» am14. Bashons des koptischen Kalenders,dem 1. Juni. Mindestens dreieinhalbJahre soll sich die Heilige Familie imLand am Nil aufgehalten haben, davonsechs Monate in einer Grotte, wo im 4.Jahrhundert das Kloster Deir el-Muhar-raq in der Nähe von Assiut entstand. Lokale Traditionen über die Reise derHeiligen Familien haben sich über Jahr-hunderte gehalten und wurden immerweiter erzählt. Patriarch Theophilus vonAlexandrien zeichnete im 4. Jahrhun-dert den Weg der Heiligen Familie auf-grund einer Vision auf. Viele Geschich-ten und Wundererzählungen ranken

sich um die Orte, wo sich die HeiligeFamilie aufgehalten haben soll. Sie zeugen vom starken Glauben an Je-sus Christus auch unter schwierigen Be-dingungen im Land, das zur Wiege deschristlichen Mönchtums wurde und be-deutende Kirchenväter hervorgebrachthat. Auf ihrer Flucht benutzte die Heili-ge Familie nicht die grossen Strassen,die von den römischen Besatzungstrup-pen kontrolliert wurden. Sie reisten mitihrem Esel durch das fruchtbare Nildel-ta und fuhren mit einem Nilboot vomheutigen Kairo nach Oberägypten. Unterschlupf fanden sie oft bei einfa-chen Leuten, aber auch bei ihren jüdi-schen Glaubensgenossen, von denen esvor allem in den Zentren sehr viele gab.An verschiedenen Orten werden nochheute Spuren der Heiligen Familie unddes Segens Christi gezeigt. Im Nordenvon Kairo in Mataria steht der Marien-baum, am Felsen von Gabal el-Tair bliebder Abdruck der Hand Jesu, als er seineMutter vor einem herabfallenden Felsbewahrte. Auch Quellen und Brunnenzeugen vom Segen des Erlösers, abernoch viel mehr die zahlreichen Klösterund Kirchen. Hans Rahm

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«Im Libanon herrscht einapokalyptischer Krieg»Der maronitische Bischof vonByblos, Bechara Rai, hat ein so-fortiges Eingreifen der internatio-nalen Gemeinschaft gefordert. Siesoll darauf bestehen, dass beideParteien das Feuer einstellen. Da-nach soll die Hisbollah isoliertwerden.Die internationale Gemeinschaftmüsse auch Druck auf Iran undSyrien ausüben, welche die Hiz-bollah manipulieren. «Was jetztim Libanon geschieht, ist ein apo-kalyptischer Krieg, der keinerleiNormen des internationalenRechts oder den Grundsatz derSouveränität beachtet», klagte derBischof Israel an.Laut Rai nimmt es sich Israel her-aus, die Souveränität des Landeszu verletzen und alles zu bombar-dieren. Man könne aber nicht einganzes Land für eine Terrorgrup-pe wie die Hizbollah verantwort-lich machen. Die Hizbollah, soder Bischof, sei eine Rebellen-gruppe, die sich anmasst, denStaat auszuhebeln.Der Libanon und seine Menschenhätten mit dem Konflikt mit Israelnichts zu tun, unterstrich der Bi-schof. Trotzdem werde das Landjetzt systematisch zerstört.

Auch christliche Gegenden imBombenhagelDie Lebensverhältnisse im Liba-non haben sich seit Beginn derisraelischen Angriffe drastisch ver-schlechtert. Im Gegensatz zu an-

derslautenden Berichten betonendie Franziskaner von Beirut, dassIsrael auch christlich dominierteViertel von Beirut wie Dawra, aberauch die kleinen Städte Jouniehund Yarzeh bombardierte. Amschlimmsten sei die Situation aberim Süden des Landes. Alle Stras-sen in den Süden seien gesperrt,nahezu sämtliche Brücken zer-stört. Es fehle an Lebensmittelnund Medikamenten.

Kinderhilfe hilft in Nord-israel, Libanon und GazaSeit den Angriffen der israeli-schen Armee im Gazastreifen undim Libanon wird die Arbeit derlokalen Hilfseinrichtungen im ge-samten Nahen Osten immer wich-tiger. «Die Zahl der Menschen,die in sozialen und medizini-schen Einrichtungen Hilfe su-chen, steigt ständig», beschreibtAnna Beck, Geschäftsleiterin desWerks Kinderhilfe Bethlehem, die aktuelle Lage.Das Werk ist nicht nur in Bethle-hem tätig, sondern unterstütztauch Projekte im Norden Israels,im Libanon und im Gazastreifen.Besonders in Beirut müssen Tau-sende Flüchtlinge versorgt wer-den. Die Kinderhilfe Bethlehemruft zu Spenden auf: Postkonto: 60-20004-7.

Franziskaner im HeiligenLand fürchten Einbruch derPilgerzahlenDie Franziskaner im Heiligen Landfürchten, dass die Kampfhandlun-

gen in Israel und Palästina zu ei-nem Einbruch der Pilgerzahlenführen. Die vorzeitige Abreise vonBesuchern sei «der eigentlicheSchaden», sagte der Franziskaner-Kustos Pierbattista Pizzaballa. Erist der Chef der internationalenFranziskanergemeinschaft, die vonkatholischer Seite die heiligenStätten im Nahen Osten betreut.

Nahost: Kirchenführer for-dern Ende aller GewaltNach der neuen Eskalation desNahostkonflikts haben die Jerusa-lemer Patriarchen und Bischöfe ineinem gemeinsamen Aufruf einEnde der Gewalt gefordert. «AlleGewalt gegen die menschlicheWürde auf israelischer oder palä-stinensischer Seite muss beendetwerden.» Das Leid der Bevölke-rungen könne nur aufhören, wenndie Rechte beider Seiten aner-kannt würden, betonen die christ-lichen Kirchenführer.

Christen und MuslimenObdach gebenIn Beirut und im Südlibanon ha-ben Klöster, katholische Schulenund Ordenshäuser ihre Tore fürdie Betroffenen der Bombardie-rungen geöffnet, «ohne zwischenChristen und Muslimen zu unter-scheiden». Der Generalobere desmaronitischen Marienordens, Pa-ter Semaan Abou Abdou sagte, essei eine Pflicht der Ordensleute,den Ausgebombten eine würdigeUnterkunft bereit zu stellen. Auchder griechisch-katholische melki-

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tische Patriarch Gregorios III.(Laham) hat an alle melkitischenBischöfe und Ordensoberen imLibanon appelliert, «Tore undHerzen» für die Opfer der Bom-bardierungen zu öffnen.

Genf: 40 Jahre Konzils-Erklärung «Nostra Aetate»Bekannte katholische und jüdi-sche Persönlichkeiten sind in Genfzusammengetroffen, um über dieim Oktober 1965 erlassene Erklä-rung des Zweiten VatikanischenKonzils «Nostra Aetate» zu debat-tieren. Unter den Teilnehmern derVeranstaltung zum jüdisch-christ-lichen Dialog sah man BundesratPascal Couchepin, die KardinäleLustiger und Cottier sowie Bischö-fe und Rabbiner. «Der Antisemi-tismus, ein immer wieder auftau-chender Krake, ist eine Sünde ge-gen Gott und gegen die Men-scheit», erklärte Amédée Grab,Präsident der Schweizer Bischofs-konferenz und Bischof von Chur.Alfred Donath, Präsident desSchweizerischen Israelitischen Ge-meindebundes, und Kurt Koch,Bischof von Basel, erinnerten andie Geschichte des Dialogs zwi-schen Juden und Katholiken inder Schweiz.

Jerusalemer Mufti über-raschend entlassenEkrem el Sabri, geistiges Ober-haupt der Palästinenser, ist über-raschend abgesetzt worden. Palä-stinenserpräsident Mahmud Abbasversetzte den Mufti von Jerusalem

laut örtlichen Medienberichten inden Ruhestand, weil er die Alters-grenze erreicht habe. Zum neuenMufti wurde der Direktor der El-Aksa-Moschee, Scheich Muham-mad Hussein, ernannt.

Christen im Irak massiv vonVerfolgung bedrohtChristen sind im Irak massivenVerfolgungen ausgesetzt und wer-den auf vielfältige Weise bedrohtund diskriminiert. Das geht auseinem Hintergrundpapier des UN-Flüchtlingshochkommissariats(UNHCR) hervor.Nach Auffassung des UNHCR hatsich die Situation von Angehörigenreligiöser Minderheiten im Irakseit dem Einmarsch der Koali-tionstruppen und dem Sturz desSaddam-Regimes im März 2003insgesamt spürbar verschlechtert.Zwar sei die gegenwärtige iraki-sche Regierung bemüht, das Rechtauf Religionsfreiheit zu schützen.Angesichts der landesweit anhal-tenden Gewalt und der begrenztenEinflussmöglichkeiten der iraki-schen Sicherheitskräfte sei ein ef-fektiver Schutz der Religionsfrei-heit jedoch nicht gewährleistet.

Religiöses Erbe in Nord-zypern schützenDas Europaparlament hat gefor-dert, das religiöse Erbe Nordzy-perns besser zu schützen und zubewahren. Mehr als 200 Kirchen,Kapellen und Klöster seien seit dertürkischen Besetzung 1974 ent-weiht oder zu Moscheen, Militär-

lagern und Krankenhäusern um-gewandelt worden, teilten die In-itiatoren der in Strassburg verab-schiedeten Erklärung mit. Auchseien Kirchenbesitztümer, darun-ter 15.000 Ikonen, verschwunden.

Türkei: «Attentat auf Priesterwar Tat eines Geistesgestör-ten»Der Generalsekretär der katholi-schen Bischofskonferenz der Tür-kei, Monsignore Georges Maro-vitch, hat die Messerattacke aufden Pfarrer von Samsun, PaterPierre Brunissen, in ihrer Bedeu-tung zurückgestuft. Es habe sichum die Tat eines Geistesgestörtengehandelt.In Samsun habe es viele Solidari-tätsbekundungen für Brunissengegeben, der in der Stadt bekanntund geschätzt sei. Viele Bürgermuslimischer Konfession hättensich als Blutspender für den Prie-ster angeboten.

Umstrittenes Minarett ja –Gebetsrufe neinDas Solothurner Bau- und Justiz-departement hat die Baubewilli-gung für das Minarett in Wangenbei Olten erteilt und damit die Be-schwerde des türkisch-kulturellenVereins teilweise gutgeheissen.Gebetsrufe bleiben untersagt.Dem Entscheid der kantonalenStelle war ein langer Rechtsstreitum das sechs Meter hohe, symbo-lische Minarett vorausgegangen.

Quelle: Presseagentur Kipa-Apic

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von Elias Jabbour, House of Hope Internatio-nal Peace Center, Shefa-Amer, 17. Juli 2006

Das Heilige Land war Zeugeeines Krieges nach dem an-deren seit 58 leidvollen Jah-ren. Das ist nun der sechstegrössere ungesunde undnutzlose Krieg zwischen Ju-den und Arabern. Lange Er-fahrung hat mich gelehrt,dass auch dieser nirgendwo-hin führen wird.Gewalt führt meistens zumehr Gewalt. Es sollte jeder-mann klar sein, dass derFriede die einzige gesundeLösung ist. Krieg ist eine Zeit-verschwendung, eine Geld-verschwendung und nochwichtiger, er führt zum Verlustvon wertvollem Menschen-leben auf beiden Seiten.Der israelisch-arabische Kon-flikt hat ungesunde Dimen-sionen erreicht. Was wir indiesen Tagen erleben, isteine weitere Welle desKampfes und des Todes. Sieentfaltet sich im wunder-schönen Libanon und inNordisrael. Die Ergebnissewerden wie in der Vergan-genheit mehr Blutvergiessen

und mehr Zerstörung sein.Haben wir davon nicht schongenug erduldet?

Kinder sind die OpferWenn ich die unausgespro-chene Angst in den Gesich-tern von unschuldigen Kin-dern betrachte, ob Judenoder Arabern, Palästinen-sern, Israelis oder Libane-sen, rufe ich der ganzen Weltzu: Was tun wir denn? Was fürEltern sind wir?

Friedenslager unmöglichDas Haus der Hoffnung plan-te dieses Jahr ein Arabisch-Jüdisches Friedenslager mitdem Ziel jedermann hier imNahen Osten und auf derganzen Welt zu zeigen, dassfriedliche Ko-Existenz dieAntwort auf unseren Konfliktist. Liebe, Verständnis, Tole-ranz, Akzeptanz und Respektdes anderen sollten denKriegshorror, den Tod unddie Zerstörung ersetzen.Wir sind betrübt, dass wir un-ter diesen Umständen diesesJahr das Friedenslager absa-gen mussten. Wir sollten umdas Ende dieses chronischenisraelisch-arabischen Kon-fliktes beten. Er sollte fried-

lich gelöst werden auf der so-liden Basis der Gerechtigkeitfür Israelis, Palästinenserund Araber der Region.Bitte betet weiterhin für uns– eure Brüder und Schwe-stern – in diesen schreck-lichen Zeiten. Bitte behaltetuns in euren Gedanken undvergebt uns, dass wir nicht inKontakt mit euch bleibenwegen den ungewöhnlichenund unausstehlichen Bedin-gungen, unter denen wir inletzter Zeit zu leben haben.Ich möchte, dass alle meineBrüder und Schwestern wis-sen, was in diesem Teil derWelt geschehen ist. Denn ichfühle, dass es ihr Recht istund meine Pflicht, ihnen zuerzählen.

Hezbollah’s SackgasseIch denke in aller Ehrlich-keit, dass, was «Hezbollah»gemacht hat, falsch ist, undwir verurteilen es scharf. Wirkönnen nicht Feuer mit Feu-er bekämpfen und erwarten,dass wir eine gangbare Lö-sung erreichen. Die Gefan-gennahme von zwei israeli-schen Soldaten dürfte nichtdas beste Mittel sein, umlibanesische Gefangene aus

Überlegungen zum Krieg im Libanon

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israelischen Gefängnissen zubefreien, auch wenn sie fürJahre illegal festgehalten wur-den. Unter demselben Zeichen istIsraels Antwort in hohemMasse unakzeptabel und äus-serst unverhältnismässig. DasBombardieren und Beschies-sen des Libanons mit höchst-technischen Waffen und dasTöten von unschuldigen Zivi-listen können mit keinen Ar-gumenten gerechtfertigt wer-den. Wenn die israelischenHandlungen als Vergeltung zuverstehen sein sollen, habensie jedes Mass der Vergeltungüberschritten.Israel hat Flugplätze, Brüc-ken, Elektrizitätswerke zer-stört und zivile Häuser demErdboden gleichgemacht undTausende ohne Wasser, Elek-trizität und Unterkunfthinterlassen. Die wahllosenisraelischen Flugangriffe, dieFrauen, Kinder und alteMenschen getötet haben,können nicht akzeptiert wer-den. Ich sage dies mit gros-ser Liebe! Diese Handlungenwerfen kein gutes Licht aufIsrael. Im Gegenteil, siestreichen die unmenschlicheSeite hervor.

Kinder im GefängnisVor kurzem haben Paläs-tinenser einen israelischenSoldaten im Gaza-Streifengefangen genommen, umdie Freilassung von Tau-senden von palästinensi-schen Frauen, Kindern undälteren Menschen, die ille-gal in israelischen Gefäng-nissen festgehalten werden,als Gegenleistung für seineFreilassung zu erreichen.Einmal mehr hat Israel aufden Dialog verzichtet und zi-vile Infrastrukturen bom-bardiert, noch mehr un-schuldige Frauen und Kin-der getötet für einen fehl-geschlagenen Versuch seineFreilassung zu sichern.Trotz der Tatsache, dass diePalästinenser unter israeli-scher Besetzung leben unddass Widerstand gegen dieBesetzung gerechtfertigt ist,unterstützen wir solche Ta-ten nicht, weil wir an fried-lichen und zivilen Wider-stand glauben.Während Jahren hat Israelrund 10'000 Palästinenser inseinen Gefängnissen festge-halten. Das sind nicht allesTerroristen, wie Israel glau-ben zu machen versucht,

denn viele sind Frauen undKinder. Zusätzlich hat Israelvor kurzem palästinensischeRegierungsminister und Par-lamentsmitglieder entführtund immer noch schweigendie mächtigsten Führer derWelt!

Raum für GerechtigkeitnötigBeide, Palästinenser undHezbollah, sollten die gefan-genen israelischen Soldatensofort freilassen und gleich-zeitig sollte Israel seine mili-tärischen Angriffe auf Liba-non und Gaza einstellen unddie Tausende Palästinenserund Libanesen freilassen,die sie entführt haben unddie ohne Gerichtsverhand-lung festgehalten werden –insbesondere Frauen undKinder.Gerechtigkeit muss Raumgewinnen auf allen Seiten,um Frieden wiederherzu-stellen. Welche Seite Sieauch wählen, keine einseiti-ge Lösung ist die Antwort.Wir rufen auf und arbeitenfür Frieden und Gerechtig-keit für alle!Möge der Herr Sie wohlaufund glücklich erhalten.

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Henri Boulad SJ, qui a été pen-dant 12 ans directeur de CaritasEgypte, est actuellement recteurdu collège des Jésuites au Caire. Ila fait ses études au Liban, enFrance et aux Etats-Unis. A partles conférences qu’il donne enEurope et au Proche Orient, men-tionnons ses nombreux de livrespubliés dans différentes langues.Signalons un des tout derniers:(Henri Boulad: Changer le mon-de, Editions Saint-Augustin 2004,ISBN 2-88011-339-3)La revue «Heiliges Land» a puavoir un entretien téléphoniqueavec lui.

HL: Quelle est la situationdes chrétiens d’Egypte faceà la majorité musulmane?

Henri Boulad: On ne peut pas direque la minorité chrétienne d’E-gypte soit vraiment opprimée oupersécutée, mais elle est certaine-ment discriminée. Surtout quandon compare avec l'âge d'or – de1850 à 1950 – où chrétiens etmusulmans vivaient en parfaiteharmonie, tant sur le plan politi-que que social, avec la possibilitépour les chrétiens d’accéder àn'importe quel poste. Depuis lesannées 70, la montée de l'islamis-me a fortement marginalisé leschrétiens. Cette radicalisation se

manifeste entre autres par l’exten-sion du voile des femmes, qui faitque pratiquement toutes les mu-sulmanes sont aujourd’hui voi-lées. La pression sur les chrétiensse manifeste plus particulière-ment dans certaines zones sensi-bles de la Haute-Egypte où leschrétiens ont connu une véritablepersécution, allant jusqu’au mas-sacre, comme cela s’est vu pardeux fois dans le village de Koshehen Haute-Egypte. Mon ami Willi-am Wissa, correspondant de plu-sieurs journaux égyptiens à Paris,a publié sur ces évènements unouvrage très documenté, quimontre, à quel point la police et legouvernement sont de mècheavec les intégristes pour n’interve-nir qu’après le massacre. Ce livre,qui est paru en arabe, va êtrebientôt être publié en français.

HL: Y a-t-il un dialogue ent-re chrétiens et musulmans?

Boulad: Au plan théologique, sû-rement pas. On est dans l’impas-se. Mais il existe une convivialitéréelle dans la vie quotidienne. Parexemple, nos élèves, qui sont à60% musulmans vivent en parfai-te harmonie avec leurs camaradeschrétiens. Mais, derrière cettecordialité de façade, il existe sou-vent pas mal de sous-entendus.

HL: Y a-t-il des influencesde l'étranger?Boulad: Nos medias – surtout laTV –, qui sont soutenus par l'Ara-bie Saoudite, introduisent enEgypte un type d'Islam wahhabi-te que nous ignorions dans lepassé. Les Saoudiens financentaussi de nombreux hôpitaux etcentres sociaux – tant en Egypteque dans le reste du monde. Grâ-ce à leur petro-dollars, ils par-viennent ainsi à manipuler l'opi-nion et à imprégner la sociétéd’une idéologie obscurantistequi fait lentement son chemin.L'Europe vit dans une naïveté in-croyable par rapport à l'Islam.

HL: Quel est la proportiondes catholiques?

Boulad: Les catholiques – majo-ritairement coptes - représen-tent un chiffre de 200’000 envi-ron, pour une population de6 millions d’orthodoxes et de75 millions d’Egyptiens. Le grosdes chrétiens se trouve dans lesrégions de Minia et d'Assiout,ainsi qu’au Caire et à Alexandrie.La proportion des chrétiens esten baisse. Cela tient à plusieursfacteurs : D’abord le nombre deconversions à l'Islam, qui est del'ordre de 20’000 par an, selonce que m’a dit personnellement

Le devoir de l’église – une présence rayonnante

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le pape Chénouda. Deuxième-ment, l'émigration des chrétiensest plus forte que celle des mu-sulmans. Enfin, la natalité deschrétiens est inférieure à celledes musulmans.Tout jeune égyptien – catholique,orthodoxe ou musulman - rêved'émigration. Mais comme celle-ci devient presque impossible, cesjeunes sont bien forcés de rester.Depuis une trentaine d’années,nous essayons de donner un sensà la présence de ces jeunes chré-tiens en leur ouvrant des perspec-tives missionnaires. En 1981, j’ailancé avec des dizaines d’entreeux – toute confessions confon-dues - une mission au Soudan quia duré 15 ans. Puis ce fut le tourde la Tunisie, du Maroc, de laMauritanie et enfin du Tchad. Parlà, je cherche à ouvrir nos Eglisesd'Egypte à une dimension mis-sionnaire et apostolique qui leurmanque terriblement. D'autantque l'Egypte est le seul pays arabed'Afrique à posséder une égliseautochtone et nationale.

Qu'est ce que les chrétiensde Suisse pourraient ap-prendre de ceux d'Egypte?

Henri Boulad : D'abord le sensde Dieu. Pour l’Egyptien, Dieuest une réalité aussi évidente que

KassensturzIn den Monaten April bis Juni 2006 sind folgende Spendengelder beim Schweizerischen Heiligland-Vereineingegangen. Projektbezogene und allgemeine Spenden werden vom Vorstand verantwortungsvoll einge-setzt. Allen Spenderinnen und Spendern ein herzliches Vergelt’s Gott.

Projekte 2. Quartal 2006

Wohnungsbau Beit Sahour / Herbstaktion 2005 CHF 300.30Haus Gnade, Umbau, Haifa / Zeitschrift 2/2006 CHF 370.00Kinderheim Ain Warka, Libanon / Zeitschrift 1/2006 CHF 2'917.70Schulen im Südlibanon / Zeitschrift 4/2005 CHF 380.00Caritas Baby Hospital, Bethlehem CHF 100.00Carmel Sisters, Bethlehem CHF 90.00Dar el Kalima, Bethlehem CHF 70.00Haus Gnade, Haifa CHF 407.60Foyer de Charité, Adonis, Libanon CHF 150.00Mess-Stipendien CHF 14’884.00Mess-Stipendien speziell CHF 360.00Legate CHF 10’500.00freie Spenden CHF 4’008.50

Total CHF 34’537.80

cette table qui est devant moi.Cette foi indéracinable est l’ap-anage tant des chrétiens que desmusulmans.En deuxième lieu, les chrétiensd’Egypte ont acquis par rapport àl’Islam une lucidité et un réalismeque l'occident est loin de possé-der, faute d’avoir vécu dans despays majoritairement musul-mans. Si bien que l’approche del’Occident est en noir et blanc.Face à l’islam, ou bien c’est la na-ïveté et l’angélisme, ou bien c’estl’ostracisme et le rejet, un rejetqui va jusqu’au racisme. Dans unarticle récent du Courrier de Ge-nève, je mettais en garde l'Euro-pe contre l'infiltration islamiqueactuelle, subtile, systématique etsournoise, avec à l’arrière planune volonté affichée d'islamiser

l'Europe. Il ne faut pas prendrecette menace à la légère. L’Euro-pe est en train de se faire avoir et,sous prétexte de tolérance, ellerisque fort d’introduire chez ellel'intolérance. Au nom de la dé-mocratie, l’islam est en traind’occuper progressivement l'es-pace social et public. Il ne s’agitpas de paniquer, mais d'être vi-gilant, très vigilant. Autres éléments que les chrétiensd’Egypte pourraient vous appor-ter : le sens de la liturgie, le sensde la gratuité, le sens commu-nautaire, qui va souvent trop loinet tend vers l’enfermement dansle ghetto ou le clan. Mais cela estoriental plus que religieux,copte, chrétien ou musulman.

HL : Merci beaucoup.

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AAZZBBPP/Journal

CH-6002 Luzern

So archaisch, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Wasserpumpe desFellachen aus dem Dorf Hagaza bei Luxor in Oberägypten gar nicht. Sie ist mo-dern und gut gewartet. Sie wird mit Dieselöl betrieben und hat sogar Räder. KeinVergleich zum antiken Wasserrad, das von einem Ochsen gedreht wurde. Aberdas Bild bezeugt, wie wichtig Bewässerung im Niltal ist. Denn es regnet kaumdrei Tropfen im Jahr und seit dem Bau des Hochdammes bleibt auch die dün-gende Nilüberschwemmung aus.Sonne gibt es im Heiligen Land von Ägypten bis Irak im Überfluss, aber dasWasser wird immer knapper. Ohne Wasser wächst auf den von Wüsten umge-benen Feldern nichts. Daher sind die Wasserrechte in Palästina so wichtig undihr Verlust schürt die Tragödie der Ungerechtigkeit.Vor diesem Hintergrund bekommt das Wort des lebensspenden Wassers derTaufe auf Jesus Christus eine für uns unerwartete Tiefe und Dringlichkeit.