42 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 23 (3, 4) 2014 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion EU Interpretation Manual 2007: Water courses of plain to montane levels with the Ranunculion fluitantis and Callitricho-Batrachion vegetation BfN-Handbuch: Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batra- chion Beschreibung: Der LRT umfasst natürliche und naturnahe Fließgewässer (Bäche und Flüsse), die typi- scherweise eine flutende Unterwasservege- tation vom Typ der Potamogetonetalia oder aus flutenden Wassermoosen aufweisen. Sie haben in Brandenburg meist mäßige, sel- tener auch starke Strömung, und meist som- merwarmes, seltener sommerkaltes Wasser. Eine Häufung der Vorkommen gibt es in Grund- und Endmoränengebieten. Im Rhi- thral (Oberlauf) typischerweise niedrige und relativ konstante Wassertemperaturen, hohe Fließgeschwindigkeit, hoher und konstanter Sauerstoffgehalt, grobkörnige Substrate und geringer Trübstoffgehalt. Natürliche Erosi- onsprozesse führen zur Ausbildung von Gleit- und Prallufern) und typischen Mäan- derschleifen. Typisch ist auch eine jahreszeit- lich und abhängig von Niederschlagsereig- nissen wechselnde Wasserführung. Im Potamal (Mittel- und Unterlauf) relativ ho- he Wassertemperatur mit größeren Schwan- kungen, geringe Fließgeschwindigkeit, gerin- gerer und schwankender Sauerstoffgehalt, hoher Trübstoffgehalt, überwiegend feinkör- nige Substrate, Sedimentations- und Erosions- prozesse, ziemlich gleichmäßige Wasserfüh- rung mit geringen Durchflussschwankungen. An Seeausflüssen: hohe Wassertemperaturen (besonders im Sommer), geringer und schwankender Sauerstoffgehalt. Biotoptypen: 01110 Bäche und kleine Flüsse pp 01111 naturnahe, unbeschattete Bäche und kleine Flüsse pp 01112 naturnahe, beschattete Bäche und kleine Flüsse pp 01113 begradigte, weitgehend naturferne Bäche und kleine Flüsse ohne Verbauung pp 01120 Flüsse und Ströme pp 01121 naturnah, flachufrig mit Ufervegetation pp 01122 naturnah, teilweise steilufrig pp 01130 Gräben pp 01131 naturnahe, unbeschattete Gräben pp 01132 naturnahe, beschattete Gräben pp 01200 Schwimmblatt- und Unterwasservegetation in Fließgewässern pp 01203 Hornblatt-Gesellschaften pp 01207 Unterwasser-Laichkrautgesell- schaften und sonstige Unterwasser- vegetation in Fließgewässern pp 01210 Röhrichtgesellschaften an Fließgewässern pp 01212 Kleinröhrichte pp 012121 Pfeilkraut-Igelkolben-Röhricht v 012122 Berlen-Bachröhricht v Naturnaher Bach – Fredersdorfer Mühlenfließ (26.04.2013) Foto: F. Zimmermann 012124 Flutschwadenröhricht v 012125 Brunnenkresse-Röhricht v 012129 sonstige Kleinröhrichte pp Charakteristische Vegetationstypen: (sofern die Gesellschaften auch in Standge- wässern vorkommen, treffen die Angaben mit v selbstverständlich nur für Vorkommen in Fließgewässern zu!) V Ranunculion fluitantis NEUHÄUSL 1959 v A Ranunculetum fluitantis (ALLORGE 1922) W. KOCH 1926 v A Veronico-Beruletum erecti (ROLL 1939) PASS. 1982 v A Callitricho-Potamogetonetum berchtoldii PASS. 1982 v A Sparganio emersi-Potamogetonetum pectinati HILB. 1971 v Lebensraumtyp 3260
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42 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 23 (3, 4) 2014
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-BatrachionEU Interpretation Manual 2007: Water courses of plain to montane levels with the Ranunculion fluitantis and Callitricho-Batrachion vegetationBfN-Handbuch: Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batra-chion
Beschreibung:Der LRT umfasst natürliche und naturnahe Fließgewässer (Bäche und Flüsse), die typi-scherweise eine flutende Unterwasservege-tation vom Typ der Potamogetonetalia oder aus flutenden Wassermoosen aufweisen. Sie haben in Brandenburg meist mäßige, sel-tener auch starke Strömung, und meist som-merwarmes, seltener sommerkaltes Wasser. Eine Häufung der Vorkommen gibt es in Grund- und Endmoränengebieten. Im Rhi-thral (Oberlauf) typischerweise niedrige und relativ konstante Wassertemperaturen, hohe Fließgeschwindigkeit, hoher und konstanter Sauerstoffgehalt, grobkörnige Substrate und geringer Trübstoffgehalt. Natürliche Erosi-onsprozesse führen zur Ausbildung von Gleit- und Prallufern) und typischen Mäan-derschleifen. Typisch ist auch eine jahreszeit-lich und abhängig von Niederschlagsereig-nissen wechselnde Wasserführung. Im Potamal (Mittel- und Unterlauf) relativ ho-he Wassertemperatur mit größeren Schwan-kungen, geringe Fließgeschwindigkeit, gerin-gerer und schwankender Sauerstoffgehalt, hoher Trübstoffgehalt, überwiegend feinkör-nige Substrate, Sedimentations- und Erosions-prozesse, ziemlich gleichmäßige Wasserfüh-rung mit geringen Durchflussschwankungen. An Seeausflüssen: hohe Wassertemperaturen (besonders im Sommer), geringer und schwankender Sauerstoffgehalt.
Biotoptypen:01110 Bäche und kleine Flüsse pp01111 naturnahe, unbeschattete Bäche und kleine Flüsse pp01112 naturnahe, beschattete Bäche und kleine Flüsse pp01113 begradigte, weitgehend naturferne Bäche und kleine Flüsse ohne Verbauung pp01120 Flüsse und Ströme pp01121 naturnah, flachufrig mit Ufervegetation pp01122 naturnah, teilweise steilufrig pp01130 Gräben pp01131 naturnahe, unbeschattete Gräben pp01132 naturnahe, beschattete Gräben pp01200 Schwimmblatt- und Unterwasservegetation in Fließgewässern pp01203 Hornblatt-Gesellschaften pp01207 Unterwasser-Laichkrautgesell-schaften und sonstige Unterwasser-vegetation in Fließgewässern pp01210 Röhrichtgesellschaften an Fließgewässern pp 01212 Kleinröhrichte pp 012121 Pfeilkraut-Igelkolben-Röhricht v012122 Berlen-Bachröhricht v Naturnaher Bach – Fredersdorfer Mühlenfließ (26.04.2013) Foto: F. Zimmermann
Charakteristische Vegetationstypen:(sofern die Gesellschaften auch in Standge-wässern vorkommen, treffen die Angaben mit v selbstverständlich nur für Vorkommen in Fließgewässern zu!)
V Ranunculion fluitantis NEUHÄUSL 1959 vA Ranunculetum fluitantis (ALLORGE 1922) W. KOCH 1926 vA Veronico-Beruletum erecti (ROLL 1939) PASS. 1982 vA Callitricho-Potamogetonetum berchtoldii PASS. 1982 vA Sparganio emersi-Potamogetonetum pectinati HILB. 1971 v
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BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER LEBENSRAUMTYPEN DES ANHANGS I DER FFH-RICHTLINIE IN BRANDENBURG 43
Löcknitz im NSG Löcknitztal (04.06.2011) Foto: F. Zimmermann
V Potamogetonion pectinati (W. KOCH 1926) GÖRS 1977 ppA Potamogetonetum lucentis HUECK 1931 ppA Potamogetonetum perfoliati W. KOCH 1926 ppV Ranunculion aquatilis PASS. 1964 ppA Ranunculo-Hottonietum palustris R. TX. 1937 ppA Ranunculetum aquatilis SAUER 1947 vV Eleocharito-Saggitarion saggittifoliae PASS.1964 ppA Sagittario sagittifoliae-Sparganietum simplicis R.TX. 1953 nom. cons. propos. vA Eleocharito-Hippuridetum vulgaris PASS. 1955 ppV Glycerio-Sparganion emersi BR.-BL. et SISS. in BOER 1942 ppA Nasturtietum microphylli PHILIPPI in OBERD. 1977 vA Glycerietum plicatae (KULCZ. 1928)
catum P. tenuilineatum, Unio crassus, Pota-mal: Acroloxus lacustris, Anodonta anatina,
Bathyomphalus contortus, Bithynia tentacu-
lata, Dreissena polymorpha, Lithoglyphus
naticoides, Pisidium amnicum, P henslowa-
num, P. nitidum, P. supinum, Pseudanodonta
complanata, Sphaerium rivicola, S. solidum,
Theodoxus fluviatilis, Unio pictorum, U. tu-
midus, Valvata naticina, V. piscinalis, Vivipa-
rus viviparus
Kartierungshinweise:Der LRT 3260 umfasst neben natürlichen Fließgewässern (Bäche, Flüsse) auch durch-strömte Altarme sowie ständig wasserfüh-rende und ständig fließende naturnahe Grä-ben. Dazu gehört bei Vorkommen der ty-pischen Vegetation das gesamte Gewässer einschließlich der Uferröhrichte und Hoch-staudenfluren; fließgewässerbegleitende Ge-hölze sind ggf. dem LRT 91EO zuzuordnen. Gewässer mit Schlammfluren gehören (als gesamte Gewässer) zum LRT 3270. Dies be-trifft in Brandenburg vollständig Elbe und Oder (ggf. mit Ausnahme von durchström-ten Altarmen).
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Aufgrund starker Beschattung ist die ty-pische krautige Unterwasservegetation oft nur fragmentarisch vorhanden. Solche Ge-wässer gehören bei natürlicher oder natur-naher Ausprägung und ständiger Wasser-führung trotz weitestgehend oder ab-schnittsweise fehlender Unterwasservegeta-tion zum LRT 3260, wenn z. B. die sonstige typische Ufer- und Begleitvegetation vor-handen ist und zumindest abschnittsweise die typische Unterwasservegetation vorhan-den ist.Gräben (künstliche geschaffene Fließgewäs-ser) gehören ebenfalls zum LRT 3260, wenn sie ständig Wasser führen, fließen, fließge-wässertypische Vegetation vorhanden ist und die Ufer nicht verbaut sind. Dies gilt ins-besondere, wenn beispielsweise aus alten topografischen Karten erkennbar ist, dass in örtlicher Nähe einmal ein naturnahes Fließ-gewässer vorhanden war. Meliorationsgrä-ben (Entwässerungsgräben) sind grundsätz-lich keine FFH-LRT.In gestauten Fluss- und Bachabschnitten mit geringer Fließgeschwindigkeit können Pflan-zengesellschaften dominieren, die eher den LRT 3150 charakterisieren. Bei typischer fließgewässerartiger Gewässermorphologie (langestreckt, Fließrichtung erkennbar) hat dennoch i.d.R. eine Zuordnung zum LRT 3260 zu erfolgen, sofern zumindest noch einzelne Florenelemente der Fließgewässer vorkommen (z. B. Sagittaria sagittifolia,
Sparganium emersum etc.).
Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) bei Liebenwalde (16.05.2014) Foto: O. Brauner
Ökologische Erfordernisse für einen günstigen Erhaltungsgrad:Unverbaute, nicht begradigte (mäandrieren-de) und unbelastete Fließgewässer und Fließgewässerabschnitte mit natürlicher Se-dimentation und naturbelassenen Uferzonen
Kennzeichen und Indikatoren für die Verschlechterung des Erhaltungsgrades:Signifikanter Rückgang der flutenden Unter-wasservegetation in Verbindung mit Was-sertrübung (Belastung mit organischen Stoffen) und dem Verlust natürlicher Fließ-bett- und Uferstrukturen
Gefährdungsfaktoren und -ursachen:Eutrophierung durch Nährstoffeinträge – Einleitung von Abwässern und Klärwasser, winterliches Ablassen von Fischteichen in die Fließgewässer, Stauhaltung sowie fischerei-liche Übernutzung (Netzkäfighaltung); ther-mische Belastung durch Einleitung von Kraftwerkskühlwasser; Lauf- und Struktur-veränderungen durch wasserbautechnische Maßnahmen (Laufbegradigung, Uferverbau und Sohlvertiefung, Verrohrung); Grund-wasserabsenkung in den Wassereinzugsge-bieten; Zerstörung der Vegetation durch Motorbootsverkehr
Grundsätze für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen:Schutz und Erhaltung der Fließgewässer in ihrer Hydrologie, Trophie und in ihrem na-turnah mäandrierenden Verlauf mit unbefe-
stigten Ufern; Renaturierung begradigter und verbauter Fließgewässer und Fließge-wässerabschnitte in Anhalt an ihren Ur-sprunglichen natürlichen Verlauf, sofern möglich, Beseitigung wasserbautechnischer Anlagen zur Stauhaltung (z. B. Querbau-werke
Monitoring:Hydrologie: Pegeldynamik über Dauerpegel, Fließgeschwindigkeiten und Durchflussmen-gen, Strukturveränderungen im Gewässer-bett und Sedimentationsprozesse; Gewäs-sergüte (biologisch, chemisch), Vegetation und Fauna (Fischzönosen, Makrozooben-thos), Nutzungen (Nährstoff- und Schad-stoffeinträge über Einleitungen und Zuflüs-se, Fischerei, Bootsverkehr)
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BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER LEBENSRAUMTYPEN DES ANHANGS I DER FFH-RICHTLINIE IN BRANDENBURG 45
Bewertungsschema
Kriterien/Wertstufe A B C
Vollständigkeit der lebensraum-typischen Habitatstrukturen
hervorragende Ausprägung gute Ausprägung mittlere bis schlechte Ausprägung
Weitgehend festgelegtes Gewässer, stark eingeschränkte Uferdynamik, jedoch nur abschnittsweise beeinträchtigte Gewässersohle
Bei Vorliegen einer aktuellen Gewässerstrukturgütekartierung:
Gewässer-Strukturgüteklasse(GSGK)
GSGK 1 Falls die relevanten Abschnitte in der GSGK unterschiedlichen Klas-sen zugeordnet sind, wird das gewichtete Mittel gebildet.
GSGK 2 Falls die relevanten Abschnitte in der GSGK unterschiedlichen Klas-sen zugeordnet sind, wird das gewichtete Mittel gebildet.
GSGK 3, 4 oder schlechterFalls die relevanten Abschnitte in der GSGK unterschiedlichen Klas-sen zugeordnet sind, wird das gewichtete Mittel gebildet.
Ggf. detaillierte Bewertung nach Einzelkriterien der Gewässerstrukturgütekartierung, falls diese für den betreffenden Abschnitt nicht aktuell vorliegt:
Art, Struktur und Diversität desSohlensubstrates entsprechen dem potenziell natürlichenZustand, besondereSohlenstrukturen in typischer Anzahl und Ausprägung vorhanden, kein Verbau
Sohlenstruktur entsprichtüberwiegend dem potenziellnatürlichen Zustand, besondereSohlenstrukturen nur inAnsätzen oder in geringer Anzahl vorhanden
stärkere anthropogeneVeränderung der Sohlenstruktur(Verschlammung, Einbringung von künstlichem Sohlendeckwerk z. B.Steinschüttungen)