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26.03.2015 1898ArnoHolz:[Selbstanzeige]Phantasus
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ArnoHolz
[Selbstanzeige]
Phantasus.Berlin.JohannSassenbach.
Als die jungen Dichter der achtziger Jahre mitten im tiefsten
deutschenLiteraturfrieden pltzlich ber die aufgeschreckte
Bourgeoisie herfielen und
dieGelbveigleinausihrenVersenreuteten,umdafrKartoffelnzupflanzen,glaubtensie,damit
die Lyrik, wie der Kunstausdruck lautete, "revolutionirt" zu haben.
Ich schlugauch die Trommel, schwenkte abwechselnd auch die Fahne,
rasselte mit meinemeingebildeten Zahnstocher ebenfalls und bin also
ber die Stimmung, die damalsrumorte, einigermaen informirt. Wir
hatten Glck und stehen heute in denKonversationlexiken als Begrnder
der sogenannten "Grostadtlyrik". Dann kam
dasJahr1890,indemdasneueDramageborenwurdeichwei,Spavgelbehaupten,essei
unterdessen schon lngst wieder gestorben , und die Lyrik, die bis
dahin dasInteresse,wenigstens der Produzenten, fast ausschlielich
behauptet hatte, geriethimHandumdrehen wieder in Geringschtzung.
Die eben noch auf der
Barrikadegestanden,dieebennoch,eineneueWeltinihrerLeier,voneinemnahenMorgenrothgetrumt,dasdenSpeckigen,dienichtdurchdasNadelhrgingen,dasJngsteGerichtbedeutensollte,denMhsligenundBeladenenaberdieAuferstehung,dieGttinvongestern
irrte wieder umher, gechtet wie Genoveva. Nur wenige Getreue, die
einvorsorglichesGeschickmit begtertenVterngesegnet, folgten ihr
indieEinde,woderMondsichinihrenBrillantringenspiegelteundunterseltsamenPappeln,dieunterseltsamenHimmelneinseltsamesRauschenvollfhrten,triebnuneinseltsamerKultussein
seltsamesWesen . . . Ichkondensire nur
ichbertreibenicht.DasKleiddieserwohlhabendenJnglingewarschwarzvomschwerenViolettderTrauer,sehnendgrnschillerten
ihre Hnde, und ihre Zeilen Explosionen sublimer Kmpfe
warenSchlangen, die sich wie Orchideen wanden. Der graue Regenfall
der Alltagsascheerstickte sie. Sie wollten das schreckliche Leben
der Felsen begreifen und
erfahren,welchenerhabenenTraumdieBumeverschweigen.AusihrenBchernderPreisundHirtengedichte,
der Sagen und Snge, der hngenden Grten und der heroischenZierrathe,
der donnernden Geyser und der unausgeschpften Quellen
duftetenHarmonien inWei,vibrirtenVariationen
inGrauundGrn,schluchztenSymphonienin Blau und Rosa. Noch nie waren
so abenteuerlich gestopfte Wortwrste in
sokunstvolleOrnamentikgebunden.Halfnichts.IhrDaseinbliebeinsubmarinesunddasdeutsche
Volk interessirte sich fr Lyrik nur noch, insofern sie aus den
DamenFriederikeKempnerundJohannaAmbrosiustrufelte.
Allein,wiedreitausendJahrenachdenProphetenschonBrneentdeckte:nichtsist
flchtiger als dieZeit, nichts ist dauernd als derWechsel!Und so
soll denn,wie
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mansichheutezuflstertnicht,wiefrher,indenDachstubenvonBerlinN.,wodieBegeisterungfieberte,onein,dieKunstistinzwischenglcklichexklusivergeworden,sondernindenliterarischenZirkelnvonBerlinW.,woderGeschmackdomizilirtdieVerstoene
wieder zurckgekehrt sein und beladen mit Schtzen, mit
tausendKleinodien, um die sie die Einsamkeit bereicherte, wieder
unter uns weilen als:heimlicheKaiserin.
Heilihr!Wasknnteschnersein?IhrgaltenmeineerstenSeufzerundichwareigentlichineinemAlter,womangewhnlichschonverstndigerist,als[211]ichmirallenErnstesnocheinbildete,ichwrdenieinmeinemLebeneineZeileschreiben,dienicht
zugleich einVerswre.AlleKunstwarmir Poesie und alle Poesie Lyrik.
Ichliebtesie,wieeinPageseineKniginliebt,fhltemitWollustaufmeinenArmenihreseidene
Schleppe und war selig, wenn ich nachts auf ihrer Schwelle lag.Wenn
ichdaher imMoment von ihrer heimlichenKaiserinnenschaft noch nicht
ganz
berzeugtbinundichbinsnicht,sobildeichmirwirklichein,dadieGrndedieserSkepsiseinigermaen
schmerzliche sind und nicht blos von einem Individuum herrhren,
dasdas Allerheiligste nie mit Fen betreten. Ich war noch nicht
Zwanzig, als ich
dieerstenVersemeinesersten"Phantasus"schrieb,undglaubealsomiteinigemRechtandieBrustschlagenzudrfen:"anch'io!"
Ichwei nicht, obmanmir sofort Recht gebenwird.Aber der groeWeg
zurNatur zurck,den seit
derRenaissancedieKunstnichtmehrgegangenunddennachden allerdings
noch nicht berall und vllig berwundenen Eklektizismen
einerJahrhunderte langen Epigonenzeit endlich breit wiedergefunden
zu haben, einer derdenkwrdigsten Glckszuflle unseres Zeitalters
bleiben wird, den in der Literatur,eine Generation vor uns, zuerst
der Roman betrat und dann, erst in unseren
Tagen,endlichauchdasDrama,dieserWegistvonderLyriknochnichtbeschrittenworden.WederinDeutschlandnochanderswo.WobisherauchnurderVersuchdazugemachtwurde,
fhrte Das technisch zu Monstrositten wie bei Walt Whitman. Das
Altezerbrach, aber ein Neues wurde nicht an seine Stelle gesetzt.
Ich halte es nicht
frberflssig,dennichmchtegeradeindiesemPunktnichtgernmiverstandenwerden,hinzuzufgen:ichverehreinWaltWhitmaneinendergrtenMenschen,diejegelebthaben.
Nur war keine Bewunderung kann mir darber hinweghelfen in ihm
alsKnstlereinezugroeDosisVictorHugo.NichtunterdiegroenBildnerseinerKunstgehrter,sondernunterihregroenRedner.Ja,erwarsogarunzweifelhaftihrweitausgrter.
Da wir Kuriosen der Modernen Dichtercharaktere" damals die
Lyrik"revolutionirt" zu haben glaubten, war ein Irrthum und
vielleicht nur
deshalbverzeihlich,weilersoungeheuernaivwar.DadasZieleinerKunststetsdasgleichebleibt,nmlichdiemglichstintensiveErfassungdesjenigenKomplexes,derihrdurchdie
ihr eigenthmlichenMittel berhaupt offen steht, messen ihre
einzelnen Etappensich naturgem lediglich nach ihren verschiedenen
Methoden, um dieses Ziel zuerreichen.Man revolutionirt eineKunst
alsonur, indemman ihreMittel revolutionirt.Oder vielmehr, da ja
auch diese Mittel stets die gleichen bleiben, indem man
ganzbescheidennurderenHandhabungrevolutionirt.DieserIdeengangmagheutevielleichtManchembereitsselbstverstndlichscheinen.Inmeiner"Kunst",1890,
lieferte
ichzuihmdieBasis.JedenfallsZweierleistehtfest:ihnbesadamalsnochNiemandvonuns,und
auch heute noch handhabt die Lyrik ihreMittel in der selbenWeise,
in der
sieschonunsereGrovtergehandhabthaben.DieVerseselbstderAllerjngstenbeiunsunterscheiden
sich in ihrer Struktur in nichts von den Versen, wie sie vor
hundertJahrenschonGoethegekonntundwiediesesichjaauchwiedernichtvondenVersenunterschiedenhatten,wie
sie bereits dasMittelalter skandirte, oder, wennman
nochweiterwill,dieAntike.MankannindieLyrikwenigstensindieniedergeschriebeneder
Kulturvlker, die andere, ber die gengende Dokumente noch nicht
vorhanden
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sind,entziehtsichleider[212]unsererBeurtheilungzurcktauchen,sotiefmanwill:man
wird, rein formal, so unzhlige Abnderungen es durch alle Vlker und
Zeitenaucherfahren,stetsaufdasselbeletzteGrundprinzipstoen.Damanaufdiesesnichtfrherkommenkonnte,alsbisessichperspektivischvoneinemneuenbot,erklrtsichhinlnglichdurchsichselbst.TrotzdemwirdesstetsetwasHeiklesbleiben,einsolchesletztes
Prinzip przisiren zu wollen. Namentlich, wenn man es als Erster
thut. DerZweite hat es dann schon leichter. Aber ich mchte es
nennen, das alte, dasberlieferte: ein Streben nach einer gewissen
Musik durch Worte als
Selbstzweck.Odernochbesser:nacheinemRhythmus,dernichtnurdurchDaslebt,wasdurchihnzum
Ausdruck ringt, sondern den daneben auch noch seine Existenz rein
als solchefreut.
IndiesemStreben,daseindurchausuerlichesist,weilesauseinemQuellfrsich
fliet und nicht unmittelbar aus demWesen dieser Kunst, mit dem es
nichts zuthunhat, trifftsich,
ichwiederhole,reinformalallebisherigeLyrik.Ausihmgebarensich nach
und nach alle ihre Formen. Keine dieser Formen lie den Worten
denMitteln dieser Kunst! ihren natrlichen Werth und eine nach der
anderenwirthschaftete ab, sobald es sich ergab, da dieWelt, ber die
sie sich hatte stlpenwollen, fr ihren umcirkeltenMechanismus denn
doch einWenig zuweitwar.Dannwarmit ihr gefat,was sichmit ihr hatte
fassen lassen und die zuAnderem nichtsmehr taugte, wanderte, ein
Prparat mehr, in das gelehrte Naturalienkabinet
dersogenannten"Poetik",wosienun,zuihrenSchicksalsgenossinneninSpiritusgesetzt,dieSehnsuchtallesnachgeborenenDilettantenthumesweckt.
Eswrdenatrlichstutzigmachen,wennessichergbe,dadiesesStrebenalsursprnglich
letztes formales Grundprinzip sich nur in der Lyrik allein
nachweisenliee. Man wrde dann daraus folgern mssen, so sehr sich
die Einsicht, die dafrkeinen gengenden Grund finden kann, dagegen
auch strubt, da der Lyrik
diesesStrebenamEndedocheigenthmlichseinknnteundalsSchlufolgerungwrdesichdannnatrlichganzvonselbstergeben,daesalsoausihrauchnichtmehreliminirbarseinwrde.DemistabernichtimGeringstenso.DiesesStrebenhatseineRiesenrolleimGegentheil
nicht nur in derLyrik, sondern auch in ihren
beidenSchwesterknstengespielt, imEpos und imDrama.Und in
diesenBeidenkeinvorwrtsSchreitenderkanndarbermehr imZweifel sein
liegt
seineKraftbereitsgebrochen.EinEpiker,dereinemvorgefatenKlangschemazuLiebesichnochanderNiederschrift,undseiesauchnureiner
einzigenSilbe, hindern liee, ist heute einfachnichtmehr
denkbar.VondenblichenNachffernsmmtlicherEpochenseheichnatrlichab.DiesePlebswird
es immer geben. Und wenn sich auf der anderen Seite allerdings auch
nichtleugnen lt, da neuerdings einige, wie es scheint, wieder
zurckbleibendeDramatiker unter dem erleichterten Beifall eines
darber natrlich nicht entrstetenPublikums sich in die alten
Eierschalen ihrer Kunst wieder zurckgerettet haben,
sodarfdasabschlieendeUrtheilberdieseCouragiertengetrostderZukunftberlassenwerden.DieEntwickelungschreitetberjedenArchaismusunaufhaltsamhinweg,undwerdieUnvorsichtigkeitbegeht,
sichunter ihreFuspitzenzuverirren,wird, falls erunter diesen
Fuspitzen verharrt, sich unter diesen Fuspitzen eines schnen
Tageszerquetscht finden. Das ist das Gesetz. Es ist in unser
Belieben gestellt, an ihm
zuzweifeln,nichtaber,unsdurchunserenZweifelseinerWirkungzuentziehen.
[213] Die Revolution der Lyrik, von der so Viele schon fabeln,
da sie lngsteingetreten sei, wird nicht eher eintreten, als bis
auch diese Kunst, gleich
ihrenvoraufgegangenenSchwestern,sichvonjenemPrinzip,dassienochimmereinengtunddasihreSchaffendennochimmerinZungenredenlt,dieschonihreUrururgrovtergesprochen,endlichemanzipirtundeinneues,das
sievonallenFesseln,die
sienochtrgt,erlst,dassievonallenKrcken,aufdenensienochhumpelt,befreit,endlichandessenStellesetzt.Erstdannwird
indiegroeneueuropischeLiteraturbewegung, in
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derihrebeidenSchwesterknstesichbereitsbefinden,endlichauchdieLyrikgemndetsein,
und dann erst, nicht frher, werden ihre Anhnger davon trumen drfen,
ihrerheimlichenKaiserinberihreRivalinnenhinweg,fallsihreKraftsiesoweittrgt,dieZukunftzuerobern!
Welches dieses Prinzip sein wird? Ich hatte das alte, das heute
nochherrschende, zu definiren gesucht als "ein Streben nach einer
gewissenMusik
durchWortealsSelbstzweck."Odernochbesser:"nacheinemgewissenRhythmus,dernichtnurdurchDaslebt,wasdurchihnzumAusdruckringt,sonderndendanebenauchnochseine
Existenz rein als solche freut." Aus dieser Definition, deren
Fassung
ichpreisgebe,ergiebtsichzwingenddieneue:eineLyrik,dieaufjedeMusikdurchWorteals
Selbstzweck verzichtet und die, rein formal, lediglich durch einen
Rhythmusgetragen wird, der nur noch durch Das lebt, was durch ihn
zum Ausdruck ringt.
Esscheint,alswrdeindieserLyrik,wasmanbisherunter"Form"verstand,keinenPlatzmehrfinden.EinTrugschlu.Manschlietihnimmer.Manschloihnauchdamals,alswir
vornun schon fast einemDezenniumdarangingen, diePapiersprache,
umdie
essichjetztendlich,wiemirscheint,auchinderLyrikhandelt,oderdochwenigstensumderen
Suprematie, aus dem Drama zu drngen. Es war unglaublich, was wir da
zuhrenbekamen.WirwarendiestumpfsinnigenBarbaren,dieindieblhendenKulturenuralterSchnheitwiedieHunnenbrachen,
Ignoranten, die von der voraufgegangenenHerrlichkeit einer
glnzendenReihe von verrauschten Epochen keineAhnung hatten,und was
wir schufen, war "eine Thierlautkomoedie, zu schlecht selbst
frsAffentheater." Erst heute, allmhlich, zum Theil wenigstens, ist
mandahintergekommen: jene Sprache, die wir herauffhrten, die wir fr
eine neueEntwickelungmglichkeit als nothwendiges unterstes
Fundament legten, auf dem
derAufbau,undsollteesauchnochsolangedauern,nununmglichmehrgehindertwerdenkann,
dieseSprache,weit entfernt, nicht so differenzirt zu seinwie die,
auf diemannaiver Weise uns hinwies, setzte im Gegentheil ein Knnen
voraus, das
ungleichverfeinerterwaralsdasdurchdieZeitengeradezuzurreinenMaschinegewordenederUeberlieferung,mitdemmanheutebeliebigsogenanntekorrekteIbsenprosadrechselt,odergarmagderHimmelihrvergebenfnffigeJambenabhackt.
Da damit gegen die Groen, gegen die Gewaltigen der Geschichte,
die
indiesenFormen,alssienochnichtausgeleiertwaren,Unvergleichlichesgeleistethaben,auch
kein Titelchen gewagtwar, da damit dasVerdikt vielmehr nur
aufDiejenigenfiel,die,miteinerfrsieberflssigenBescheidenheitnichtgeradebehaftet,vorjenenEinzigen
jeder lebendigenRespektsempfindungso
totalbaarwarenundesnatrlichauch noch sind , da dieses Geziefer sich
nicht entbldet, die Gefe, in die jeneLeuchtenden
ihrenGeistgegossen,
inseinever[214]krppeltenFingerzunehmen,umdieseManipulationnunauchzuversuchenundsojenenAuserwhltengewissermaennachtrglichKonkurrenzzumachen,dieserganzeIdeenkomplex,solltemanmeinen,war
so selbstverstndlich, da es wirklich berflssig erscheinen mute, ihn
damalsauchnurzustreifengeschweigedenn,ihngarumstndlichfestzulegen.Trotzdemleseich
noch heute: "Ich glaube nicht, da Jemand das Wesen unseres modernen
Stilesrichtigwrdigenkann,derwieHolzberShakespearezusprechenvermag."IchhabeberShakespearenochniemalsgesprochen,sondernmichnurbegngt,zukonstatiren,daunsereSpracheimDramanichtmehrdieseineistunddaunsereimGegensatzzualler
voraufgegangenen, die wir nur noch, um mich so auszudrcken,
"historisch"genieen, die heute lebendige ist. Und da kommt Das nun,
genirt sich nicht, seineMikrobenhaftigkeit schtzend vor einen
Giganten wie Shakespeare zu stellen, undschreibt: "unseresmodernen
Stiles", den "richtigwrdigen zu knnen" dieser kostbarberzeugte
Thrhter des Allerheiligsten, auf den die Entwickelung wirklich
erstgewartet zu haben schien,mir absprechenmu. "Unseres", das heit
alsodesjenigenStiles,der,soweiterbereitsStilgewordendenneinandererist,wenigstensbeiunsin
Deutschland, vorlufig noch nicht zu entdecken von mir in
Gemeinschaft mit
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meinem Freunde Johannes Schlaf berhaupt erst geschaffen wurde! .
. . Es
hiee,dieserSorte,diesichheute,GoetheimMaulundMikoschimHerzen,inAllesmengt,undzwarinJedes,wiedasExempelwiederlehrreichbelegt,umsodreister,jeklglichwenigersiedavonversteht,selbstverstndlichzuvielEhreanthun,wennmansichauchnureinenEinzigenausihrlangteundihnunterdieDouchehielte.DieSektewirddochnichtalle.Aberichgestehegern,ichhabedurchdieseLeutegelerntunderklredaherdiesmal
ausdrcklich:KeinRuhmder altenZeitwird dadurch, da ich heute auch
inderLyrikihrealtenFormenfraltesEisendeklarire,angetastet.AuchichdieHerrendrfen
davon berzeugt sein wei ein goethesches Lied ber einen Schmarren
vonLudolf Waldmann zu stellen und in meinem Schdel befindet sich
ein Archiv, mitlyrischen Wunderwerken gewesener Generationen so
vollgepropft, da ich wirklichdavon berzeugt bin, es wird in ihrer
Art Kstlicheres nie geschaffen werden. Nurebenunddarumdreht es
sich,wiees sichstetsdrehenwird in solchenFllen: ini h r e r Art!
Die Menschheit, so weit sie Lyrik betreibt, hat aber sagen wir
hchstenszehn,fnfzehnJahrtausendebereitshintersichundallerWahrscheinlichkeitnachmindestensdiezehnfacheZeitaufeinekleineHandvollJahrtausendemehroderwenigerkannes
jadabeizumGlcknichtankommennochvor sich.Eswirddahermuthmalich noch
eine ganze Reihe von solchen Arten geben und jede wird ihrHchstes
erreicht haben und dann nothwendig der nchsten Platz machen
mssen,nachdem sie im Grunde genommen eigentlich immer wieder nur
Das fr ihre
Zeitgeleistethabenwird,wasdievoraufgegangenebereitsfrihreZeitgeleistethatte.Dasistalles.Mirscheint,eskannSimpleresnichtgeben.
EineLyrik,dieaufjedeMusikdurchWortealsSelbstzweckverzichtetunddie,rein
formal, lediglich durch einen Rhythmus getragen wird, der nur noch
durch
Daslebt,wasdurchihnzumAusdruckringt.EinesolcheLyrik,dievonjedemberliefertenKunstmittel
absieht, nicht, weil es berliefert ist, sondern, weil smmtliche
WerthedieserGruppelngstaufgehrthaben,Entwickelungwerthezusein,habeichinmeinemBucheversucht.
[215]Wozu noch der Reim? Der Erste, der vor Jahrhunderten! auf
SonneWonnereimte,aufHerzSchmerzundaufBrustLust,wareinGenie,derTausendste,vorausgesetzt,
da ihn diese Folge nicht bereits genirte, ein Kretin. Brauche ich
denselbenReim,denvormirschoneinAnderergebrauchthat,sostreifeichinneunFllenvon
zehn den selbenGedanken.Undman sollmir die Reime nennen, die in
unsererSprache noch nicht gebraucht sind. Gerade die
unentbehrlichsten sind es in
einerWeise,dadieBezeichnung"abgegriffen"aufsiewieaufdiekostbarstenSeltenheitenklnge.Esgehrtwirklichkaum"Uebung"dazu:hrtmanheuteeinerstesReimwort,so
weiman in denweitausmeisten Fllenmit ttlicher Sicherheit auch
bereits daszweite. Wir vom Publikum haben dann schon immer
antizipirt, womit, um mitLiliencron zu reden, der "Tichter" nun
erst hinterdreinhinkt. Wir hren Witzen zu,wissen aber leider immer
schon die Pointen. Das wre drollig und schade, da
esausstrbe,wennesaufdieDauernichtsolangweiligwre.SoarmistunsereSpracheangleichauslautendenWorten,sowenigliegtdies"Mittel"inihrursprnglich,damansichernichtallzusehrbertreibt,wennmanblindbehauptet,
fnfundsiebenzigProzentihrer smmtlichenVokabelnwaren fr dieseTechnik
von vorn herein unverwendbar,existirten fr sie gar nicht. Ist mir
aber ein Ausdruck verwehrt, so ist esmir in derKunst
gleichzeitigmit ihm auch sein realesAequivalent.Kann es uns
alsowundern,das uns heute der gesammte Horizont unserer Lyrik um
folgerecht fnfundsiebenzigProzent enger erscheint
alsderunsererWirklichkeit?DiealteFormnageltedieWeltaneinerbestimmtenStellemitBretternzu,dieneue
reitdenZaunniederundzeigt,da die Welt auch noch hinter diese
Bretter reicht. Gewi, es mag Individualittengeben, die sich wohl
fhlen werden in dem alten Mausloch bis in alle Ewigkeit.Niemandwird
sie daranhindern.Nurwird ihreThtigkeit fr denFortschritt in
ihrerKunstungefhrdenselbenWerthhaben,denheutedasSoldatenspielenunsererkleinen
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Kinder fr den knftigen Weltkrieg hat. Der Tag, wo der Reim in
unsere Literatureingefhrt wurde, war ein bedeutsamer als einen noch
bedeutsameren wird ihreGeschichte den Tag verzeichnen, wo dieser
Reim, nachdem er seine
Schuldigkeitgethan,mitDankwiederausihrhinauskomplimentirtwurde.FrStruwwelpeterbcherundHochzeitkarminakannerjadannimmernoch,jenachBedarf,durchdieHinterthrwiedereingelassenwerden.
AehnlichdieStrophe.WievieleprachtvollsteWirkungenhabennichtungezhltePoeten
Jahrhunderte langmit ihr erzielt!Wir alle, wenn wir Besseres nicht
zu
thunwissenundalteErinnerungenlocken,wiegenunsnochinihr.AberebensowenigwiedieBedingungenstetsdieselbenbleiben,unterdenenKunstwerkegeschaffenwerden,genau
so ndern sich auch fortwhrend die Bedingungen, unter denen
Kunstwerkegenossenwerden. Unser Ohr hrt heute feiner. Durch jede
Strophe, auch durch dieschnste, klingt, sobald sie wiederholt wird,
ein geheimer Leierkasten. Und geradedieserLeierkasten ist es, der
endlich aus unsererLyrik herausmu.Was imAnfangHohes Liedwar, ist
dadurch, da es immerwiederholt wurde, heute
Bnkelsngereigeworden.
Es kann natrlich nichtmeineAbsicht sein,Alles,was die
bisherigeFormvonder zuknftigen trennenwird, hier schon heute
positiv und negativ in Paragraphen
zuzwngen.Esgengt,davorlufigdasPrinzipgegebenist.Man[216]kannunmglichbereitsdieBltteraneinemBaumzhlen,dessenKeimkaumerstausderErde
ragt.Ihre ungefhren Umrisse lassen sich bestimmen ihre Zahl und
Pracht ist Sache derEntwickelung.
WiewenigmirinmeinemBucheDas,wasmirvorschwebte,schongeglcktist,fhle
ich selbst am Tiefsten. Nur hier und da, in einzelnen Gedichten, in
kleinenAbstzen, oft nur in wenigen Zeilen, glaube ich es bereits
gelungen. Mein
Leben,dessenuereUmstndeleiderniedanachgeartetwaren,daichIdeen,dieichfrdieeinzig
fruchtbringenden hielt, ungestrt nachgehen durfte, hat mich die
Zeit, dieKonzentration und die Kraft, die dazu gehrt htten, diese
Arbeit, die sich als dienatrlicheAufgabe einer ganzenGeneration
darstellt, sofort selbst, allein und bis insEinzelnste zu
bewltigen, nicht aufbringen lassen. Aber ich gebe die Hoffnung
nichtauf, da es mir gelingen wird, untersttzt von gleich
Ueberzeugten, die mir folgenwerden und die, je nach ihrer
Individualitt, das Angefangene vertiefen undweiterbildenwerden,mit
jedemneuenBuchemeinemZielumeinenSchritt nher zukommen.
Es istmirkeinenAugenblick zweifelhaft, damanmich sofort
aufGoetheundnamentlichauchaufHeineverweisenwird:Da,siehDiran,
ihre"FreienRhythmen"istindenennichtAlles,wasDuwillst,lngsterfllt?DieseBesserwissenden,ichkannmirnichthelfen,sindeinBischenschwerhrig.DergeheimeLeierkasten,vondemichbehauptete,daerfrfeinerHrendedurchunsereganzebisherigeLyrikklnge,klingtdeutlichauchdurchjenesogenannten"FreienRhythmen."SiemgenmeinetwegenvonAllem
frei sein, von demman , da sies sein sollen nur nicht von
jenemfalschen Pathos, das die Worte um ihre usprnglichen Werthe
bringt. Dieseursprnglichen Werthe den Worten aber gerade zu lassen
und die Worte
wederaufzupustennochzubronzirenodermitWattezuumwickeln,istdasganzeGeheimni.In
diese Formel, so unscheinbar sie auch aussieht, konzentrirt sich
Alles.Wenn
icheinfachundschlichtnotabenevorausgesetzt,damirDiesesgelingt,nurmilingtesmir
leider noch meistens! "Meer" sage, so klingts wie "Meer" sagt es
Heine
inseinenNordseebildern,soklingtswie"Amphitrite".DasistderganzeUnterschied.Eristallerdingssowesenstief,dadasGros,
ichgebemichdaabsolutkeinenIllusionenhin, hchst wahrscheinlich erst
hinter ihn kommen wird durch seine Enkel. Diezeitgnssische
franzsische verslibreBewegung ich habe sie leider zu
wenigkontrolirenknnen,aberichvermuthe,daihreletzteTendenzsichmitmeinerdeckt
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scheintmirinTheorieundPraxiserstbiszuGoetheundHeinegelangt.Jedenfalls:vonAllen,
die inDeutschland bisherVerse geschrieben,wei ich nur Einen:
Liliencron!Man lese sein Lyrikon "Betrunken." Da ist alles bereits
erreicht. Aber er wuteoffenbar selbst nicht, was ihm gelungen war,
und die Wunderthr, die seineWnschelruthe schon gesprengt hatte,
fiel, ohne da er Dessen, wie im
Mrchen,gewahrwurde,wiederhinterihminsSchlo.ErwarzusehrDichter,"nur"Dichter,umzu
ahnen, welchen seltsamen Dingen er bereits auf der Spur gewesen.
Andere,Jngere, kamen erst spter und waren zweifellos schon
beeinflut. Es warenKrfteunter ihnen, darunter sogar eine erste
Kraft wie Mombert, aber Alles blieb nur einTappen. Was mit der
einen Leistung bereits errungen war, wurde mit der anderenwieder
preisgegeben.Eswar berall, falls ichmich hier des ehemaligen
Jargons
derseligenGartenlaubebedienendarf,nurerst"Instinkt",nochnirgends"Ueberlegung".
[217]IchhabemirmeinBuch,hnlichwiemeinDrama"Sozialaristokraten",alsdasersteeinerReihegedacht.
IchsetzteberdiesebeabsichtigteReihemeinenaltenTitel "Phantasus",
weil es mich drngt, eine Idee, die ich als junger Mensch
nurunvollkommenhabeausdrckenknnenundmitMitteln,dienichtmirselbstgehrten,heute
vollkommener auszudrcken und mit Mitteln, die ich nicht mehr
meinenVorgngern verdanke. Da ich mir jedoch die Zahl der
Einzelstcke, die in diesemersten Theil nur fnfzig betrgt, im
vollendeten Werke als eine ungleich
grerevorstelle,soglaubteich,denVersuch,schonjetztdurchdieseFragmentediegeplanteKompositiondurchschimmernzu
lassen,nochnichtunternehmenzudrfen.Eswrdealsoziemlichaussichtslosbleiben,schonjetztzwischendeneinzelnenGedichtenjenenFaden
zu suchen, der unmglich bereits da sein kann.Die fr den
erstenAugenblickvielleicht etwas sonderbar anmuthende
Druckanordnung unregelmig abgetheilteZeilen und unsichtbare
Mittelachse, die ich fr diese Form bereits seit Jahrenvorgesehen,
inzwischen ist sie glcklich "modern" geworden habe ich gewhlt,
umdiejeweiligbeabsichtigtenLautbildermglichstauchschontypographischanzudeuten.Dennwennirgendeinebisher,soistesgeradedieseForm,die,umihrevolleWirkungzu
ben, den lebendigen Vortrag verlangt. Und so wenig allerdings eine
solche"Typographie"auchschongengenmag,unsstehtleidereinanderesMittelfrsolcheZwecke
zur Zeit noch nicht zur Verfgung. Was ich auf dieseWeise gegeben,
ichwei, sind also gewissermaen nurNoten.DieMusik aus ihnenmu sich
Jeder, dersolcheHieroglyphenzulesenversteht,alleinmachen.
Meine ersten Anstze zu der, wie ich glaube, eigenthmlichen
Technik
desBuches,derletzteEinfachheitdashchsteGesetzist,dermglichsteNatrlichkeitdieintensivste
Kunstform scheint und die, wenigstens in solcher Bewutheit, noch
vonKeinem bisher durchgefhrt wurde, reichen bei mir weit zurck.
DasEinleitungsgedicht,daslteste,dasinseinerTechnikallerdingsnochbedenklichzurckistunddemdieUeberlieferungnochausallenPorengucktichglaubtetrotzdem,nichtvon
ihm absehen zu drfen, weil es sich spter fr mich herausstellte, da
zuflliggerade in ihm psychologisch mein Ausgangspunkt gesteckt ,
datirt bereits aus
demJahre1886.DannkamendieProsaexperimentegemeinsammitJohannesSchlaf,dieinden
"NeuenGleisen"niedergelegt sind,underst1893, alsovolle sieben Jahre
spter,gabichneueProben.Sieerschienenim"ModernenMusenAlmanach"vonOttoJuliusBierbaumundveranlatendamalsdasSchlagwort
"Telegrammlyrik".HattedieKritikdamalsRecht,sostammtensievoneinemIdioten.Unterdessenhabensieaberdochinder
Stille gewirkt und ich wrde deshalb einigermaen berrascht sein,
wenn
manheuteversichernwollte,daichnochmitihnenalleinstnde.DaichmitihnenerstsosptaufdenPlatztrete,hat,umschlielichauchDasnochnichtunerwhntzulassen,seinenGrunddarin,dasiebentoteJahrehintermirliegen,indenenichversuchthatte,michmeinenknstlerischenPlnenzuLiebe,die
ichandersnichtglaubtedurchfhrenzu knnen, materiell unabhngig zu
machen. Leider vergeblich. Ich diente um
dieRahelundkriegtenichtmaldieLea!ErstvoretwaeinemJahr,durchdieInitiativedes
https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1893_bierbaum.htmlhttps://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1885_liliencron.html
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26.03.2015 1898ArnoHolz:[Selbstanzeige]Phantasus
https://www.unidue.de/lyriktheorie/texte/1898_holz.html 8/17
HerausgebersdieserZeitschriftichbitteihn,mirdieseZeilenichtzustreichen,wares
mir ermglicht worden, meine unterbrochenen Arbeiten wieder
aufnehmen
zudrfen.Meintman,meineVerseseiengarkeine,[218]sondernnurabgetheilteProsa,sohabe
ichnichtsdagegen.EskommtmirauchhierwiedernichtaufdenNamenan,sondernnur
auf dieSache.Unddie besteht, ichwiederhole, darin, da
ichdenWeg,dendasDramabereitsgegangen,nunendlichdeutlichauch
frdieLyrikzeigenwill.Da sie ihn nicht gehen wird, ist vollkommen
ausgeschlossen. Er allein fhrt in dieZukunft.
Esistmerkwrdig,wasesfrLeutegiebt.ManhatsichmitallerEnergie,dieinEinem
ist, Jahre lang ber ein Problem das Gehirn zergrbelt und begeht
dann dieUnvorsichtigkeit, nachdem ein Resultat dabei
herausgesprungen scheint, an diesesResultat nicht nur zu glauben,
sondern, was schon bedeutend schwerer fllt,
auchdiesemResultatentsprechendzuhandeln,unddieGentlemanpflanzensichsofortaufwie
das schnste Ehrenspalier und brllen: Kennen wir! Wieder Einer, dem
dieTrauben zu sauer sind, weil sie ihm zu hoch hngen! So las ich
erst unlngst:
meinWollen,soweitessichumsTheaterdreht,"wrdeunbegreiflichsein,wennnichtklarwre":ichcitirewrtlich!"erwillnurgerades
o ,weilernichtandersk a n n ,ermacht aus seiner Noth eine Tugend fr
Alle. Diese Erkenntni (!) knnen auch
dielngstenundklarstenErrterungenKunstprinzipiennichtverdunkelnsiewrdenurdannals
irrthmlichsicherweisen,wennHolzeinmaldurchdieT h a t
bewiese,daernursodichte,weilerDasfrdasRichtigehalte,undaucha n d e
r s ,inderfralt und unwahr (!!) erklrten Weise Dramen zu schreiben
vermge, falls er
dieseWeisefrdierechteerkenneerstwennermaleinStckschreibt,wiedieAnderenesthun,
wird man ihm glauben mssen, da nur knstlerische Ueberzeugung und
nichtbemnteltesUnvermgenihnzwingt,inseinerWeisezuschreiben!"DerBiedere,derDieses
in seinerWeise geschrieben,mag unbesorgt sein. Ich beabsichtige
nicht,
vonseinemRechtaufStupidittGebrauchzumachen.Nurbinichwirklichneugierig.Wiewirdmanmirjetztkommen?Gegen"bemnteltesUnvermgen"wenigstensglaubeich,diesmal
glcklichgeschtzt zu sein. Ich fhrenur einenBeleg an. Ichhoffe,
erwirdausreichen. Denn er stammt von einem "Kunstrichter", der es
vor seinen
Lesernenergischablehnte,bermichalsDramatikerauchnurzureferiren,daElaborate,wiedie
meinigen, wahrscheinlich hnlich wie der Geschundene Raubritter
undVerwandtes "nicht in die Literatur gehrten." So tief schtzte er
mich in seinerTheaterrubrik.EinigeMonate frher, als er von der
Redaktion desPAN
aufgefordertwordenwar,ber"dieEntwickelungderneuerenLyrikinDeutschland"zuschreiben,hatte
dieser selbeManngeglaubt, bermich alsLyriker berichten zumssen:
"EristunterdenJngerenderglnzendsteVersequilibrist,dergeschicktesteundgewandtesteSprachtechniker,
der Knstler der Auenform". Das gengt. Auf alles Uebrigeverzichte
ich an dieser Stelle. Ich hoffe also, auf meine Zeitgenossen
undMitdeutschen, auf die,manmag sagen, wasmanwill, allesMoralische
doch immernoch seine sichereWirkung bt, einen gewissen Eindruck zu
Gunstenmeiner Sachenicht zu verfehlen,wenn ichmich jetzt vor sie
hinstelle und sage: "Lieber deutscherMichel! Du entschuldigst, da
ich Dich kollektiv anrede. Aber alles, was dieserglnzendste
Versequilibrist, dieser geschickteste und gewandteste
Sprachtechniker,dieserKnstlerderAuenformkannoder,nochbesser,wasmanihmzuschreibt,d
a
eresknnteundTausende,diedanachringen,wrdenfrohsein,wennsieesknntenoder
wenn man es ihnen zuschriebe, da sie es knnten , und wre es selbst
dasungezhltHundertfache,[219]istvorDem,wasunsnoththut,nochnichtsovielwerth,da
ich es hier auf Daumen und Zeigefinger lege und in die Luft knipse.
Er pfeiftdarauf! Er hat den schnen schillerndenMarschallsstab, der
demZwanzigjhrigenindieTrumegefunkelt,schonseitJahrundTagwiederindenTornistergestecktundistfroh,daihmheute,fnfzehnJahrespter,berseineSchulternwiederdiePikehngt.WirmssenAlles
vergessen undAlles vonNeuem anfangen! Unsere Vter in ihrer
https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1896_hart.html#versequilibrist
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https://www.unidue.de/lyriktheorie/texte/1898_holz.html 9/17
Art,wirinunserer.Nursokommenwirweiter."...
Aus einem kleinen, sauber gedruckten Bchlein, das auf seinem
Umschlag,gezeichnetvonThomasTheodorHeine,hintereinervorgehaltenenLwenmaskeeinenbeliebten
Kletterknstler aus dem Zoologischen Garten zeigt wie es scheint,
inVertretungdesVerfassers,erfahreicheben,woichdieseZeilenbeendethabe,daichvonallenJngeren"dergesundesteundmithinuninteressanteste"bin.UmmeinenMangelanOriginalittzuverdecken,dienichtmeineSachewre,htteicheinst"vorlauter
Geistlosigkeit den konsequenten Realismus erfunden." Ich benutze
dieseGelegenheit, um hinzuzufgen, da ich mir bewut bin, mit diesem
meinem
neuenBuche,oderdochwenigstensmitDem,wasichmitihmbeabsichtige,ausdemgleichenBeweggrunde
diese "Erfindung" heute zum Abschlu zu bringen. Da ich
meinemSchicksalnichtentgehen,daichfrdiesenWahnwitzhngenwerde,weiich.AberichfrchtedenGalgennicht.Ichkenneihn.EristnurausZeitungpapier.
ErstdruckundDruckvorlage
DieZukunft.Bd.23,1898,30.April,S.210219.[PDF]
Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck
(Editionsrichtlinien). Zwei
Druckfehlerwurdenkorrigiert(S.216,218).
DerTexterschien
inderRubrik"Selbstanzeigen"undhataufgrunddieserPlatzierungkeineneigenenTitelbzw.erhltalsTitelersatzdietypographischherausgehobenenbibliographischenDaten
des angezeigten Buches. Der Titel "Revolution der Lyrik", der dem
Text hufigzugeschrieben wird, lt sich nach diesem Befund wie auch
aus seiner weiterenDruckgeschichtenichtrechtfertigen.
HolzhatdieSelbstanzeigedes (1898/99 in zweiHeften erscheinenden)
"Phantasus" in seineSchrift "RevolutionderLyrik" [PDF] aufgenommen
(Berlin: Sassenbach 1899, S. 2131). Siesteht dort neben anderen den
"Phantasus" betreffenden Texten vonHolz und solchen
seinerRezensenten die Zeugnisse werden durch verbindende Kommentare
zur "Geschichte einesKampfes" (unpag. "Vorwort") gefgt. Was sich in
diesem Zusammenhang ausdrcklich alsWiederabdruck gibt, ist
tatschlich eine durch zahlreiche, berwiegend stilistische
EingriffevernderteFassungderSelbstanzeige.
IndenzeitschriftenblichenSpartentiteldesTexteshatHolzabernichteingegriffen.Erlautet(S.21):
S e l b s t a n z e i g e .
Phantasus.Berlin.JohannSassenbach.
AuchdernchstevonHolzselbstbesorgteDruck(derstillschweigendverndertenFassung)inderWerkausgabe(Bd.10:DieneueWortkunst.Berlin:J.H.W.DietzNachfolger1925,S.487508[PDF])bernimmtdieTiteleidesErstdrucks(s.S.487).NurdieZuordnungdesTextesistneu:InderSammlungdersthetischenundliteraturtheoretischenSchriftenerffneterderenIII.Teil,
in dem Holz unter dem Titel "Evolution der Lyrik" (S. 485) seine
lyriktheoretischenSchriftenzusammenstellt.
ZeitschriftenRepertorien
https://www.uni-due.de/lyriktheorie/scans/1899_holz.pdfhttps://www.uni-due.de/lyriktheorie/scans/1898_holz.pdfhttps://www.uni-due.de/lyriktheorie/beiwerk/projekt.html#editionhttps://www.uni-due.de/lyriktheorie/scans/1925_holz.pdf
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https://www.unidue.de/lyriktheorie/texte/1898_holz.html
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BibliographiederZeitschriftendesdeutschenSprachgebietesbis1900.HerausgegebenvonJoachimKirchnerinvierBnden.Bd.3:DieZeitschriftendesdeutschenSprachgebietesvon1871bis1900.BearbeitetvonHansJessen.Stuttgart1977.Nr.15443(S.32).ThomasDietzel/HansOttoHgel:DeutscheliterarischeZeitschriften18801945.EinRepertorium.Bd.4.Mnchenu.a.1988.Nr.3322(S.13421344).FritzSchlawe:LiterarischeZeitschriften18851910.2.Aufl.Stuttgart1965(=SammlungMetzler,6),S.7172.
KommentierteAusgaben
LiterarischeManifestederJahrhundertwende18901910.Hrsg.vonErichRuprechtu.a.Stuttgart1970.Text(gekrzt,nach"RevolutionderLyrik"):S.2331Kommentar:S.3132.AnsichtenberLyrik.BeitrgezumDialogzwischenPoetikundPoesie.Hrsg.vonKarlHeinzHferu.a.Leipzig1980(=GermanistischeStudientexte).Text(gekrzt,nachErstdruck):S.151155Kommentar:S.320321.Naturalismus.ManifesteundDokumentezurdeutschenLiteratur18801900.Hrsg.vonManfredBraunecku.a.Stuttgart1987.Text(gekrzt,nach"RevolutionderLyrik"):S.364371Kommentar:S.371372.Lyriktheorie.TextevomBarockbiszurGegenwart.Durchges.u.bibliogr.erg.Ausg.Hrsg.vonLudwigVlker.Stuttgart2000(=UniversalBibliothek,8657).Text(gekrztnachderWerkausgabe.Bd.10.1925)mitEinleitungundErluterungen:S.266276.
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EditionLyriktheorieR.Brandmeyer
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