17Polymerforschung II 16 II Polymerforschung I Aktuell
_ Mit rund fünf Millionen Euro fördert die Exzellenzinitiative
von Bund und Ländern die Berlin-Bran-denburg School for
Regenerative Therapies, kurz BSRT. Das Zentrum für
Biomaterialentwicklung der GKSS in Teltow war von Beginn an
maßgeblich an den Planungen für die Graduiertenschule beteiligt.
„Der Gewinn im Exzellenzwettbewerb ist ein tolles Ergebnis für
uns“, sagt Prof. Dr. Andreas Lendlein. „Die Gra-duiertenschule
bietet erstmalig in Deutschland Wissenschaftlern und
Wissenschaftlerinnen ganz unter-schiedlicher Disziplinen eine
struk-turierte und gezielte Ausbildung im Bereich Regenerative
Medizin an.“
Ausbildung talentierter DoktorandenInsgesamt kann die Schule pro
Jahr bis zu 42 Doktorandinnen und Doktoranden aus medizinischen,
natur- und ingenieurwissenschaft-lichen Studiengängen mit
Stipendien ausstatten.
In Teltow werden Einführungs-kurse, Seminare und Praktika für
alle ausgewählten Doktoranden durchgeführt. Dazu werden sechs bis
zehn Ausbildungsmodule extra eingerichtet. In der Regel bestehen
diese aus kleinen Modulen für jeweils zehn Doktoranden. Außer-dem
werden einige Doktorarbeiten
TELTOW AM ERFOLG DES BERLINER ExzELLENzWETTBEWERBS BETEILIGT
neue graduiertenschule für doktoranden.
direkt bei der GKSS durchgeführt. Die Graduiertenschule ist eine
gemeinsame Initiative der Charité- Universitätsmedizin Berlin und
der Humboldt-Universität. An der BSRT beteiligen sich neben den
Universi-täten aus Berlin und Potsdam, die Max-Planck-Institute für
molekulare Genetik sowie für Kolloid und Grenz-flächenforschung,
das Zentrum für Biomaterialentwicklung der GKSS in Teltow, das
Zuse-Institut Berlin, das Deutsche Herzzentrum und das Robert
Koch-Institut sowie die International Max Planck Research Schools
„Biomimetic Systems“ und „Computational Biology and Scientific
Computing“.
KurzFrIstIges zIel: CO2-abgas uM bIs zu 70 PrOzent
reduzIeren
_ Geesthachter Polymerforscher entwickeln in der
Helmholtz-Allianz Mem-Brain Membranen, die effizient CO2 aus dem
Abgas filtern.
Die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg planen neue Kohle-
kraftwerke in Brunsbüttel und Hamburg-Moorburg. Von Beginn an regt
sich Widerstand gegen den Bau der Kohlekraftwerke. Ein Vorwurf der
Umweltschützer lautet: Mit der Energieerzeugung durch Kohle werde
zuviel CO2 freigesetzt. Vielleicht lässt sich in Zukunft der
Klimaschutz verbessern. Denn vor den Toren Hamburgs, in Geesthacht,
wird jetzt als Teil der Helmholtz-Allianz Mem-Brain an
emissions-freien Kraftwerken geforscht.
22 Millionen Euro für den UmweltschutzDie Helmholtz-Gemeinschaft
fördert Mem-Brain mit insgesamt 22 Millionen Euro – rund 2,6
Millionen Euro davon kann das Institut für Polymerforschung der
GKSS nutzen. „Ich gehe davon aus, dass durch un-sere Forschung in
den kommenden Jahren rund 70 Prozent der CO2 - Emissionen von
Kraftwerken redu-ziert werden können“, erklärt Prof. Klaus-Viktor
Peinemann, GKSS-Membranforscher. „Unsere Idee ist, neue Materialien
auf Polymerbasis zu erforschen, die selektiv CO2 fil-tern.“ Für
CO2-freie Abgase müssen Membranen entwickelt werden, die hoch
durchlässig für das Klimagas sind und gleichzeitig den sehr
viel
kleineren Stickstoff zurückhalten. Dabei setzen die Forscher zum
Beispiel auf Waschflüssigkeiten, die schon heute zur CO2-Trennung
genutzt werden. Diese Flüssigkeiten sollen Bestandteil der Membran
werden.
Federführend beteiligt an der Allianz ist das Forschungszentrum
Jülich. Neben dem GKSS-Forschungszen-trum zählen zu den weiteren
Part-nern das DESY, das Hahn-Meitner-Institut, das
Ernst-Ruska-Centrum Jülich, das HITK in Hermsdorf, das belgische
VITO-Institut, die RWTH Aachen, die Ruhr-Uni Bochum, die
Universität Karlsruhe, die Uni-versität Twente in Enschede und die
Universität Valencia.
_ Mem-Brain Kick-off Meeting in Geesthacht. unter den
teilnehmern: Prof. Volker abetz
(rechts), Prof. Klaus-Viktor Peinemann (2.v.links), dr. suzanna
Pereira-nunes (9.v.links)
19Veranstaltungen I Polymerforschung II 18
neue abteIlung In teltOW nutzt bIOPOlYMere
_ Biomimetische Materialien – so lautet der Name der neuen
Abteilung am Institut für Polymerforschung am Standort Teltow. „Wir
versuchen, die Bauprinzipien der Natur in der Entwicklung von
Biomaterialien direkt zu nutzen oder nachzuah-men“, erklärt
Abteilungsleiter Dr. Axel Neffe seine Tätigkeit. Seit Mitte des
Jahres ist die Abteilung mit ins-gesamt zehn Mitarbeitern besetzt.
Dies sind die Postdoktoranden Bui Duc Hanh, Martin Rößle und Stefan
Kamlage, die Doktoranden Susanna Piluso, Stefania Federico,
Alessandro Zaupa und Giuseppe Tronci sowie die Mitarbeiterinnen
Andrea Pfeiffer
und Heike Schmidt. Die Forscher beschäftigen sich mit bioaktiven
Peptiden und Kohlehydraten und wollen zum Beispiel Implantate auf
Biopolymerbasis entwickeln, die für die kontrollierte Freisetzung
von Wirkstoffen im Körper genutzt werden können. Biomimetische
Materialien als Ersatz für die extra-zelluläre Matrix sind darüber
hinaus für die Wechselwirkung zwischen Materialien und Zellen und
Geweben bedeutsam. „In Zukunft werden in-telligente biomimetische
Materialien neue Anwendungen, vor allem in der Medizin,
erschließen“, ist Dr. Neffe überzeugt.
n untersuchung und entwick-lung synthetischer systeme, die die
entstehung, Funktion und struktur biologischer substan-zen bzw.
Materialien sowie biologische Mechanismen und Prozesse
nachahmen.
bIOMIMetIK
n beispiele dafür sind Cellu-lose (Holz), gelatine, Collagen
oder auch dna.
bIOPOlYMere
der stOFF, MIt deM das salz getrennt WIrd
_ Viel Rummel um Strom aus dem Meer: Der norwegische Energielie-
ferant Statkraft baut jetzt das welt-weit erste Osmosekraftwerk.
Herz-stück der Anlage sind die am Institut für Polymerforschung in
Geesthacht entwickelten Membranen. Und das weckt Medieninteresse:
Gleich mehrere Zeitungsberichte und ein Beitrag im NDR
(Das!Forscht.) beschäftigen sich mit den „Wunder-membranen“ aus
Geesthacht.
Zu Beginn des Projektes im Jahr 2001 war der Erfolg noch nicht
abzu-sehen. GKSS-Projektleiter Prof. Dr. Klaus-Viktor Peinemann:
„Von den mehr als 50 verschiedenen Mem-brantypen, die wir hier bei
GKSS
erforscht haben, waren letztlich zwei Erfolg versprechend. Das
sind zum einen Cellulose-Acetat und die so genannte
Dünnfilm-Kompositmem-bran, TFC. Verglichen mit kommerzi-ellen
TFC-Membranen erbringen die GKSS-Membranen eine circa 30-fach
höhere Leistung.“
Mit Hilfe der bei GKSS entwickelten Hightech-Folien wird der
unter-schiedliche Salzgehalt von Meer- und Süßwasser zur
Stromerzeugung genutzt. An Flussmündungen treffen große Mengen
Salz- und Süßwasser aufeinander. Mit diesem Konzen-trationsgefälle
entsteht ein hoher osmotischer Druck – der eine Strom erzeugende
Turbine antreibt.
_ das Filmteam um ndr-Moderator Kristian
bader setzt das Modell des Osmosekraft-
werks in szene
_ Auf dem ersten Statusseminar des Berlin-Brandenburger Centrums
für Regenerative Therapien (BCRT) am 13. und 14. Oktober 2007 in
Teltow wurden die konkreten Projekte des Centrums vorgestellt und
durch den wissenschaftlich-technischen
retreat In teltOW erFOlgreICH
Beirat des BCRT begutachtet. Diese Klausurtagung wird jährlich
durch-geführt. Während am Samstag die Projektpräsentationen auf dem
Pro-gramm standen, wurde am Sonntag über mögliche Wege der
klinischen Translation und Produktentwicklung
_ Die Studienstiftung des deutschen Volkes lud vom 2. bis 15.
September 2007 zur 6. Sommerakademie nach Görlitz in Sachsen.
Von den insgesamt neun Arbeits-gruppen leiteten Prof. Dr.
Andreas Lendlein und Prof. Dr. Ralf-Peter Franke vom Institut für
Polymerfor-schung in Teltow die Arbeitsgruppe „Biomaterialien: Von
der Synthese bis zum intelligenten Implantat“.
sOMMeraKadeMIe gÖrlItz
Die 15 Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe diskutierten eine
Vielzahl fachspe-zifischer Themen im dicht gedrängten
Arbeitsprogramm. Am 6. September fand eine Exkursion zum Zentrum
für Biomaterialentwicklung in Teltow statt. Abschluss der
zweiwöchigen Akademie bildete ein Vortrag von GKSS-Forscher Dr.
Michael Schroeter zur Bedeutung multilateraler Kooperation in der
Biomaterialforschung. Die Teilnehmer bezeichneten die Veranstaltung
als „vollen Erfolg“. Michael Schroeter
diskutiert. Die Veranstaltung verlief äußerst erfolgreich. Der
Bericht des Retreat wird für Ende November erwartet. Sabine
Benner
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