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Saul Frampton
Wenn ich mit meiner Katze spiele – woher weiß ich, dass sie nicht mit mir spielt?
Montaigne und die
Fragen des Lebens
Aus dem Englischen
von Hans Stilett
Knaus
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Das Original erschien 2011 unter dem Titel When I Am Playing
with My Cat, How Do I Know She is Not Playing with Me?
Montaigne and Being in Touch with Life bei Faber and Faber
Limited, London.
Alle im Buch enthaltenen Montaigne-Zitate beziehen sich, soweit möglich,
auf folgende Ausgaben: Michel de Montaigne: Essais. Deutsch von Hans
Stilett. Frankfurt am Main 1998, und Michel de Montaigne: Tagebuch der
Reise nach Italien über die Schweiz und Deutschland. Deutsch von Hans Stilett.
Frankfurt am Main 2002.
Die Zitate wurden behutsam an die neue Rechtschreibung angepasst. Auslas-
sungen werden durch »…« markiert, Einschübe erfolgen in Klammern.
Bei allen im Text erwähnten Publikationen wird der Titel der deutschen Aus-
gabe angeführt, insofern eine solche existiert. Das Erscheinungsjahr bezieht
sich auf die Originalausgabe.
Die Todesnot auf Seite 264 folgt der Übersetzung von Werner von Kloppen-
fels in: Englische und amerikanische Dichtung. Band 1: Von Chancer bis Milton.
München 2000.
Verlagsgruppe Random House FSC® N001967
Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier
EOS liefert Salzer Papier, St. Pölten, Austria.
1. Auflage
Copyright © Saul Frampton, 2011
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013
beim Albrecht Knaus Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Lektorat: Ralf Pannowitsch
Gesetzt aus der Adobe Caslon
von Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Einband: Friedrich Pustet KG, Regensburg
Printed in Germany
ISBN 978-3-8135-0454-5
www.knaus-verlag.de
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Wir sind, ein jeder von uns,
reicher, als wir glauben.
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Inhalt���
Vorwort 9
1. Geweckt vom Klang eines Spinetts 21
2. Weil er er war, weil ich ich war 33
3. Soll man beim Knall einer Arkebuse den Kopf
einziehen oder aufspringen? 49
4. Philosophieren heißt sterben lernen 75
5. Que sçais-je? – Was weiß ich? 93
6. Wenn ich mit meiner Katze spiele – wer weiß, ob ich nicht
mehr ihr zum Zeitvertreib diene als sie mir? 111
7. Wir sollten unsere Gehirne an anderen
reiben und verfeinern 141
8. Der Stein des Weisen 177
9. Die Versuchungen der Venus 195
10. Die Berührung einer vertrauten Hand 217
11. Ein Hund und ein Pferd, ein Buch und ein Glas 247
12. Über Erfahrung 275
Anhang 314
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Vorwort���
Irgendwann gegen Ende des 16. Jahrhunderts reckte sich
Michel Eyquem, Seigneur de Montaigne, zur Decke seiner
Bücherei hoch und kratzte eine Inschrift ab, die er dort ein
paar Jahre zuvor angebracht hatte. Die Bücherei befand sich
im dritten Stock eines Rundturms, der sich an einer Ecke des
Herrensitzes Montaigne im Périgord erhob. Aus den Fenstern
konnte Montaigne in seinen Garten hinabschauen, in den Hof,
auf seine Weinberge und den größten Teil seines Schlosses. Es
stand auf einem Hügel, ein paar Meilen nördlich der Dor-
dogne und etwa dreißig Meilen östlich von Bordeaux.
Um Montaigne herum, auf fünf Regale verteilt, standen
9
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seine Bücher, ungefähr tausend an der Zahl. In ihnen blätterte
er »ohne Ordnung, ohne Plan«, wobei er sich aus dem Stuhl
erhob, um in dem Raum, der einen Durchmesser von sechzehn
Schritt hatte, herumzuschlendern. Das ergab ungefähr fünfzig
Schritt für eine Runde. Über seinem Kopf rankten sich antike
und biblische Zitate um die Balken der Decke – wie Weinran-
ken, die sich um die Äste eines Baums winden.
Die von Montaigne entfernte Inschrift war ein Vers des rö-
mischen Dichters Lukrez: Nec nova vivendo procuditur ulla vo-
luptas – »Aus der Verlängerung des Lebens entsprießt kein
neues Vergnügen«. Das war eine Empfindung, die Mon-
taigne bis dahin gehegt hatte. Wie die meisten Denker seiner
Zeit folgte er einer christlichen und stoischen Philosophie, in
der das Leben als Vorbereitung für das Nachleben betrachtet
wurde. Die Philosophie habe folglich die Aufgabe, den Men-
schen gegen die Wechselfälle des Schicksals abzuhärten – und
mit Schicksalsschlägen war Montaigne reichlich bedacht wor-
den: Seine älteste Tochter war im Alter von nur zwei Monaten
gestorben – das erste von fünf Kindern, die alle sehr früh starben.
Sein jüngerer Bruder war auf absurde und tragische Weise von
einem Tennisball erschlagen worden, und seinen besten Freund
Étienne de La Boétie fällte mit Anfang dreißig die Pest. Sein Va-
ter, den er so verehrt hatte, war kürzlich nach einem langen und
schmerzhaften Nierenleiden gestorben. Überdies überzogen hef-
tige Religionskriege das Land und setzten Montaignes Heimat
in Brand: Katholiken kämpften gegen Protestanten, Väter gegen
ihre Söhne, Massaker wechselten sich ab mit Meuchelmorden.
Und so hatte Montaigne, nachdem er seine Tätigkeit als
Richter aufgegeben und sich in sein Landschloss zurückgezo-
gen hatte, an der Wand seiner Bücherei eine lateinische Inschrift
angebracht, in welcher er sein Vorhaben bekundete, der Welt zu
entfliehen und ohne Bürden dem Tod entgegenzurobben:
10
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11
Im Jahre des Herrn 1571, am Vorabend des ersten März,
seines Geburtstags, zieht sich Michel de Montaigne,
achtunddreißig Jahre alt, verschlissen von der Knecht-
schaft des Hofdiensts und der öffentlichen Ämter, aber
noch im Besitz seiner Kräfte, in den Schoß der gelehrten
Musen zurück, wo er hofft, in Frieden und Sicherheit,
sofern das Schicksal es ihm erlaubt, die Frist zu verbrin-
gen, die ihm vielleicht noch bleibt von seinem bereits
mehr als zur Hälfte verstrichenen Leben, und so widmet
er den Wohnsitz seiner Ahnen und süßen Rückzugsort
seiner Freiheit, Seelenruhe und Erholung.
Dass er dafür seinen Geburtstag wählte, zeugt von einem
melancholischen Fatalismus: Montaigne befürchtete, dass er
bereits den Anfang vom Ende erreicht hatte. Und so hatte er
sich – bald selbst gequält von der Krankheit, die seinen Vater
dahingerafft hatte – in dieses Zimmer im dritten Stock des
Rundturms zurückgezogen, um dort ungestört die kurze Zeit
zu verbringen, »die ihm vielleicht noch bleibt«.
n
Montaigne ist heute berühmt als Autor der Essais – einem der
herausragenden Werke der Renaissance, das ebenbürtig ne-
ben Shakespeares Dramen und Cervantes’ Don Quijote steht.
Darin unternimmt er es, eine erstaunliche Vielzahl von The-
men zu »probieren« oder sich darin zu »versuchen« (essayer):
von der Kriegskunst bis zum Müßiggang, von der Trunken-
heit bis zu den Daumen. Begonnen ein paar Jahre nach Mon-
taignes Rückzug und über zwanzig Jahre hinweg bis zu seinem
Tod kontinuierlich ergänzt, stellen diese Essais ein erstaun-
liches Kompendium von Überzeugungen und Haltungen der
Renaissance dar.
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12
Die Tatsache jedoch, dass Montaigne die Worte des Lukrez
an der Decke seiner Bücherei weggekratzt hat, zeugt auch da-
von, dass sich seine Weltsicht im Verlauf des Schreibens auf er-
staunliche Weise wandelte – von einer Philosophie des Todes
hin zu einer Philosophie des Lebens.
Zutiefst geprägt vom Tod seines Vaters und dem stand-
haft-stoischen Sterben seines Freundes La Boétie, hatte sich
Montaigne anfänglich vorwiegend mit dem Tod beschäftigt:
»Philosophieren heißt sterben lernen«, erklärt er schon im Ti-
tel eines der frühesten Essais. Im Verlauf seines Schreibens
wandte er sich jedoch von diesem Pessimismus ab – und einer
neuen Lebensphilosophie zu: »Glücklich zu leben und nicht,
wie Antisthenes sagte, glücklich zu sterben führt meiner Mei-
nung nach zur menschlichen Glückseligkeit.« Wie James Ste-
wart im Film Ist das Leben nicht schön? begann auch Montaigne
die Verzweiflung abzulehnen und die Beschaffenheit des einfa-
chen Erdendaseins zu ertasten. Und so entwickeln sich die Es-
sais von einem simplen Zeitvertreib zu einer Art Neusichtung,
Neubestimmung und Neugestaltung seines Lebens: »Beson-
ders zu dieser Stunde, da ich merke, wie sehr mein Leben an
Zeit abnimmt, will ich, dass es an Gewicht zunehme; ich will
der Schnelligkeit seiner Flucht durch die Schnelligkeit mei-
nes Zugriffs Einhalt gebieten … Je kürzer ich das Leben noch
besitze, desto tiefer und umfassender muss ich von ihm Besitz
ergreifen.«
Und Montaignes Schreiben quillt förmlich über vor Leben!
In mehr als hundert Essais und mit ungefähr einer halben Mil-
lion Worten zeichnet er jeden Gedanken, jeden Geschmack
und jede Empfindung auf, die ihm in den Sinn kommen. So
schreibt er Essais über den Schlaf und die Traurigkeit, über
Gerüche, Kinder, über Freundschaft, Eros und Tod. Und als
letztes Vermächtnis schreibt er einen Essai über die Erfahrung,
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13
in dem er über das Wunder der menschlichen Existenz an sich
meditiert.
In den Essais und dem Reisetagebuch, in dem er von seiner
Reise nach Italien berichtet, erforscht Montaigne die Schmer-
zen, Paradoxe und Freuden des Daseins. Er fragt, ob man sich
beim Knall einer Arkebuse lieber wegduckt oder davonrennt
und ob man lieber ausharren oder aber auf den Feind zustür-
men soll. Er gibt Platons Ansicht wieder, dass man bis acht-
zehn keinen Alkohol trinken solle und bis vierzig nur in Ma-
ßen, aber danach so oft wie möglich bis zur Trunkenheit. Er
beurteilt die Schönheit der Huren von Florenz (»Nichts Be-
sondres!«) und bemerkt, dass die Italiener eine Vorliebe für
große Brüste haben. Er verliert seine Brieftasche, sticht sich
ins Auge. Er fährt mit dem Schlitten den Mont Cenis hi-
nunter. Er besucht Pisa und trifft dort den gelehrten Doktor
Borro, der ihm ein Buch über Ebbe und Flut schenkt.
Im Zentrum seiner Myriaden von Interessen steht jedoch
die Erfahrung seines eigenen Selbst. Montaigne befindet sich
nämlich an der Wasserscheide zweier großer geistiger Bewe-
gungen des vergangenen Jahrtausends: dem verdunkelten Ge-
wölbe des mittelalterlichen Christentums und dem gewaltigen
Erblühen der Wissenschaften im 17. Jahrhundert. Für beide
ist das Alltagsleben nur ein Anlass zur Abstraktion – in den
Wissenschaften wird es unter dem Blickwinkel von Mecha-
nik und Materie betrachtet, in der Religion unter dem Zei-
chen von Vergänglichkeit und Sünde. Montaigne gleicht
einem Mann, der auf dem Bahnsteig zwischen diesen beiden
Zügen wartet. In dieser stillen Wartezeit, die vielleicht nur ein
paar Dekaden gegen Ende des 16. Jahrhunderts umfasst, ent-
faltet sich das Leben. Denn was Montaigne entdeckt, ist die
Macht des Unauffälligen und des Alltäglichen: der Wert des
Hier und Jetzt. Und im Mittelpunkt steht die Idee, dass ein
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jeder von uns – und er nimmt sich selbst als wichtigstes Bei-
spiel – eine besondere Art hat, die Welt zu betrachten. Er sagt,
er zähle sich selbst »zur gewöhnlichen Art, außer darin, dass
ich mich hierzu zähle«.
Man könnte also sagen, dass Montaignes Text die erste
zusammenhängende Darstellung des menschlichen Bewusstseins
in der Literatur des Abendlands bildet. Das heißt nicht, dass die
Menschen in früheren Zeiten ihres Selbst unbewusst gewesen
wären oder dass keine Berichte über individuelle Lebensläufe
geschrieben worden wären (man denke nur an Augustinus oder
an Abaelard). Niemand aber hatte der tatsächlichen Lebenser-
fahrung eine solche Aufmerksamkeit geschenkt oder das Leben
als Grundlage einer moralischen Lektion betrachtet – nämlich
als ein Argument für politische und religiöse Toleranz und eine
Begründung fürs Weiterleben. Der christliche Stoizismus des
16. Jahrhunderts betrachtete Körper und Sinne als etwas, das
überwunden werden musste und dem man mit Gleichgültigkeit
begegnen sollte; das Leben war ein Ding, auf das man leicht ver-
zichten konnte, sofern der moralische und theologische Preis da-
für in Ordnung war. Montaigne hingegen lehnt diese Gleichgül-
tigkeit ab und findet im Verlauf seiner Essais die Begründung
des Lebens im Leben selbst. Er denkt über den Geruch seines
Wamses nach, über das Jucken in seinem Ohr. Er verkostet den
Wein und das Wasser in den Städten, die er besucht. Er glaubt,
dass Sonnenschirme eher den Arm belasten, als dem Kopf
Erleichterung zu verschaffen, und notiert die Auswirkungen di-
verser Klistiere: »Unzählige Fürze.« Er kitzelt sich selbst. Ihm
träumt, dass er träume. Er reißt sich sogar selber aus dem Schlaf,
will er doch »wenigstens einen Schimmer von ihm erhaschen«.
Laut Montaigne muss man das Leben aktiv und nicht pas-
siv leben, und seine Vitalität hat selbst Nietzsche – der mit
Komplimenten eher geizte – zu dem Ausruf bewegt: »Dass ein
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solcher Mensch geschrieben hat, dadurch ist wahrlich die Lust
auf dieser Erde zu leben vermehrt worden. … Mit ihm würde
ich es halten, wenn die Aufgabe gestellt wäre, es sich auf der
Erde heimisch zu machen.«
n
Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum man diesem
gaskognischen Adligen des 16. Jahrhunderts zuhören sollte.
Die moderne Philosophie – und manche würden sagen: die
moderne Welt überhaupt – nimmt etwa dreißig Jahre nach
Montaigne ihren Anfang, als sich Descartes in eine kleine
ofenbeheizte Stube einschließt und sich jene Frage stellt, die
für ihn das Grundproblem der Philosophie ist: Was können
wir mit Sicherheit glauben? Als Antwort gelangt er zum den-
kenden Ich, das in der Maxime Cogito ergo sum (Ich denke, also
bin ich) seither zum Steckenpferd aller Philosophen gewor-
den ist. Das Gebäude, das Descartes und andere Denker des
17. Jahrhunderts um diesen Satz herum errichtet haben – die
gewaltige Glas- und Stahl-Kathedrale der Vernunft –, hat den
eher bescheidenen Turm Montaignes in den Schatten gestellt.
Das Ergebnis war, dass er in aller Stille unter unseren intellek-
tuellen Horizont gerutscht ist: als ein essayistischer Sonderling
aus der Provinz, oftmals verwechselt mit Montesquieu, dem
politischen Theoretiker der Aufklärung.
Man kann Montaigne jedoch als jemanden verstehen, der
eine Alternative zur Philosophie von Descartes bietet – ein
mehr auf den Menschen gerichtetes Konzept, das keine ab-
soluten Gewissheiten für sich beansprucht, aber auch frei von
dem ist, was manch einer in jenen Absolutheitsansprüchen an-
gelegt sieht: die totalitären politischen Bewegungen des 20. Jahr-
hunderts und die individualistischen Verirrungen des moder-
nen westlichen Lebens.
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Im Zentrum von Descartes’ Philosophie steht nämlich das
intellektuelle Prinzip der Teilung, ein Versuch, in einer durch
religiösen und politischen Aufruhr verunsicherten Welt Klar-
heit zu schaffen. Er erklärt, seine »Methode« bestehe unter an-
derem darin, die geistigen Probleme »in so viel einzelne Teile
zu zerlegen« wie möglich und nur das als wahr zu akzeptie-
ren, was wir »klar und deutlich« wahrnehmen können – also
getrennt von den übrigen Dingen. Dieses Prinzip liefert die
Grundlage für seine Trennung von Körper und Seele: Die
Seele sieht er als »ein und dieselbe«, hingegen könne er »keine
körperliche oder ausgedehnte Sache denken, die ich nicht in
Gedanken leicht in Teile zerlegen kann«. Für Descartes läuft
wahres Wissen auf eine einzige und unzweideutige Sichtweise
hinaus. Er verwendet die Metapher von der Stadt, die ein »ein-
ziger Baumeister« entworfen hat, statt dass sie sich organisch
und ungeplant »von der Hand verschiedener Meister« entwi-
ckelt hätte.
Montaigne hingegen geht mit einem älteren, weniger schnei-
denden, aber vielleicht würdigeren intellektuellen Instinkt zu
Werke: dem der größeren Nähe. Statt die Dinge voneinander
abzugrenzen und zu teilen, möchte Montaigne sie zusammen-
bringen, dichter an sie herankommen, am besten ganz nahe,
und so nicht zuletzt an sich selbst. Und statt nach festen Ge-
wissheiten zu suchen, die ihn von der Gemeinschaft trennen,
misst er dem Prinzip des Vertrauens eine weit größere Bedeu-
tung bei. Für Montaigne sind die menschlichen Beziehungen
das wichtigste Feld des Erkenntnisgewinns: Wenn erst das
Vertrauen wiederhergestellt ist, werden Verständigung, Tole-
ranz und schließlich auch Wahrheit folgen; die Suche nach
Beständigkeit und Gewissheit ist für ihn hingegen nur Starr-
sinn in anderem Gewand. Hier erweisen sich die Unterschiede
in den Persönlichkeiten und Lebensumständen beider Philo-
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sophen als aufschlussreich: Descartes flieht auf fremdem Bo-
den in ein einsames und stickiges Zimmerchen, wo er mit sto-
ischer Haltung keine »Leidenschaften« oder »Sorgen« an sich
herankommen lässt. (Eine neuere Biographie beschreibt ihn
als »zurückgezogenen, mürrischen und überempfindlichen
Einzelgänger«.) Ganz anders Montaigne, der im Zentrum der
französischen Religionskriege schreibt: Als Edelmann und
Unterhändler zwischen den sich bekämpfenden Parteien ver-
sucht er verzweifelt, diese »uns heute zerfleischenden Parteiun-
gen und Unterparteiungen« aufzuheben. Denn inmitten dieser
Kriege beginnt Montaigne zu erkennen, dass dergleichen Kon-
flikte von der Suche nach politischer und religiöser Gewissheit
angeheizt werden. Und während manche den gefühllosen Sto-
izismus der Antike als Ideal angesehen haben, eine von Des-
cartes gebilligte Moralphilosophie, begreift Montaigne immer
klarer, dass diese Lehre die Spaltungen seiner Zeit noch ver-
schärft, dass sie die Menschen von Selbsterkenntnis und Ver-
ständnis für andere abschneidet und am Ende dazu führt, dass
man Mord und grundlose Grausamkeit akzeptiert und sogar
Gefallen daran findet.
Montaigne beschließt daher, seine Moralvorstellungen auf
Grundlage seines näheren Umfelds zu entwickeln, und beginnt
schon einmal damit, sich selber zu prüfen oder zu »probieren«.
Und was er dabei entdeckt, ist die bisher noch nie dagewe-
sene Erfahrung der Existenz. Noch nie wahrgenommen we-
gen all der Jahrhunderte christlichen Moralisierens, aber auch,
weil ihre Allgegenwart sie unsichtbar gemacht hatte. Während
Descartes’ Trennung von Körper und Geist ihn selbst von an-
deren Körpern und anderen Menschen abtrennt, sieht Mon-
taigne die Verbindung zu seinem eigenen Körper als Türöffner
zur »Grundform« des Menschlichen – und so zur Gesellschaft
insgesamt. Selbsterkenntnis führt uns also in uns selbst hinein,
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doch dann auch wieder aus uns hinaus in andere: Wir müssen
uns selbst kennenlernen, bevor wir unsere Mitmenschen ver-
stehen können – aus moderner Perspektive ein logisches Para-
dox, aber nicht für Montaigne.
Montaignes Essais tragen das Bejahen von Abweichung
und Verschiedenheit in sich – einer Verschiedenheit freilich,
die sich um unsere Ähnlichkeiten herum aufbaut. Er sieht
das Reisen als einen Weg, »unsere Gehirne an anderen (zu)
reiben und (zu) verfeinern«, und schreibt in Italien auf Ita-
lienisch und bei seiner Rückkehr nach Frankreich wieder auf
Französisch. Er sammelt brasilianische Liebeslieder aus der
Neuen Welt, womit er vielleicht zum ersten Fan der Weltmu-
sik wird. Er bewundert die Türken dafür, dass sie Hospitäler
für Tiere geschaffen haben, und sinnt darüber nach, ob Ele-
fanten eine Religion besitzen. Montaignes Denken führt also
weniger zu Gewissheiten als zu Einfühlung, da er sieht, dass
unsere hartnäckigsten Überzeugungen nur auf Gewohnheit
beruhen. Damit entwachsen Montaignes Essais ihrer stoi-
schen Jugendphase – der Besessenheit von Schlachtfeldern
und militärischen Taktiken. Stattdessen beginnt er zu erkun-
den, was in Freund und Feind vorgeht, in Tieren und Kanni-
balen, in Katholiken, Protestanten und Juden, und schließlich
fragt er sich sogar: »Wenn ich mit meiner Katze spiele – wer
weiß, ob ich nicht mehr ihr zum Zeitvertreib diene als sie
mir?«
Vor allem aber entwickelt Montaigne eine Philosophie, wel-
che auf den Dingen beruht, die um ihn herumliegen: Sie wird
genährt von unseren natürlichen Fähigkeiten und ist unver-
seucht von Dogmatismus und Zweifel, den künstlichen Zusatz-
stoffen des Stoizismus. Statt in der Kathedrale der Vernunft Zu-
flucht zu suchen, durchforscht Montaigne die Brandungszone
des Daseins, in welcher der Tod nach dem Leben schnappt, und
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errichtet eine Schutzhütte aus allem, was er dort vorfindet: aus
Sand und Muscheln, Freundschaft und Sex, Tanz und Schlaf,
Wassermelonen und Wein. Seine Themen sind der Sturz von
seinem Pferd, der Knall einer Arkebuse, sein Hund, seine Katze,
seine Nierensteine und die ihn umgebenden Bilder und Klänge.
Aber die Schutzhütte ist auch aus ihm selbst und seinem Buch
zusammengezimmert – einem Buch, das »mit seinem Autor we-
sensgleich ist, nur mit mir beschäftigt, unabdingbarer Teil mei-
nes Lebens« und mit dem er jeden Tag Hand in Hand die Welt
abschreitet. Statt in der Suche nach Gewissheit über uns hinaus-
zugreifen, zeigt uns Montaigne eher, wo wir bereits stehen. Und
statt über das Menschliche hinaus nach Wahrheiten zu forschen,
wirft er ein einfacheres, aber weitaus wichtigeres philosophisches
Problem auf: »Habe ich meine Zeit vertan?«
n
»So sind wir niemals bei uns, wir sind stets außerhalb.«
Montaignes Schreiben ist der Versuch, zu sich heimzukeh-
ren und sich ganz nahe zu kommen. Er beobachtet sich selbst,
wenn er die Stufen zu seiner Bibliothek hinaufsteigt und sich
in seinen Sessel setzt. Von hier jedoch wendet er sich dem
Leser in einer Geste zu, die durch und durch gesellig ist: Er
stellt sich uns vor, und nicht etwa nur seine Gedanken, sondern
auch sein Haus und seine Weinberge, seine Bücher und sein
Schreiben, seinen Handschlag, sein Lächeln und sein kasta-
nienbraunes Haar. Wir sind, sagt er, »überaus körperlich« und
gewinnen an Lebensbewusstheit, wenn wir die Widerspiege-
lung dieser Körperlichkeit in den anderen sehen – eine Ein-
sicht, die er in sich selbst findet, dann aber auf Freunde und
Familie ausdehnt, auf Diener und Nachbarn, Deutsche und
Italiener, selbst auf Tiere, so dass sie schließlich auch zur Ver-
trautheit zwischen uns Lesern und dem Autor führt.
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Die ganze Zeit über ruft er uns ins Gedächtnis: Wenn du
einen Freund hast, den du sehr schätzt, dann triff dich mit
ihm; wenn du deine Kinder magst, setze dich mit ihnen an
den Tisch; wenn du jemanden liebst, dann rücke ganz nahe
an seine Seite. Und wenn wir mit dem Leben wieder in Be-
rührung kommen wollen, dann sollten wir uns daran erin-
nern, was Flaubert einer niedergeschlagenen Briefpartnerin
schrieb: »Lesen Sie Montaigne, lesen Sie ihn langsam und mit
Bedacht! Er wird Sie beruhigen. … Sie werden bald merken,
dass Sie ihn lieb gewinnen.«
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21
1���Geweckt vom Klang eines Spinetts
Von den Hängen des Puy de Sancy in den Bergen der Au-
vergne hinab windet sich die Dordogne wie ein Darm durch
den breiten Bauch Frankreichs. Gespeist wird sie von ihren
Nebenflüssen Cère und Vézère. Sie schwillt allmählich an,
ehe sie nach Westen in Richtung Bordeaux und in die breite
Mündung der Gironde fließt, mit der sie schließlich auf das
Meer trifft. Sie belebt die ganze Gegend und brachte einst die
Schiffe für den Wein heran. In römischen Zeiten taufte man
dieses wasserreiche alte Land denn auch treffend »Aquita-
nien«.
Montaigne wurde am 28. Februar 1533 zwischen elf und
zwölf Uhr mittags geboren. Es war ein ziemlich ereignisrei-
ches Jahr. Heinrich VIII. heiratete Anne Boleyn und wurde
für diesen Affront vom Papst exkommuniziert. Kurz darauf
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22
sollte seine Tochter zur Welt kommen – Elisabeth. Ata-
hualpa, der letzte Kaiser der Inkas, wurde von den spani-
schen Eroberern erdrosselt, obwohl man als Lösegeld für
ihn einen ganzen Raum mit Gold gefüllt hatte. Kurz nach-
dem der protestantische Theologe Johann Calvin Frankreich
verlassen hatte, traf Katharina von Medici als Frau Hein-
richs II. dort ein – und brachte die Vorliebe für Artischo-
cken und Aspik, für Kalbsbries, Trüffeln und Eiercreme mit.
So verhalf sie der französischen Küche auf die kulinarische
Weltkarte und gab den Köchen etwas zu tun, während sie
selbst die nächsten Windungen und Wendungen im Kampf
zwischen Protestanten und Katholiken ausbrütete und das
Jahrhundert seinen Fortgang nahm.
Montaigne wurde »Michel Eyquem de Montaigne« ge-
tauft, wobei »Eyquem« der Familienname war, den er spä-
ter fallen ließ, »Montaigne« hingegen der Name des Adels-
schlosses, in dem er geboren wurde. Seine Familie verdankte
ihr Vermögen der günstigen Lage von Bordeaux als Ausfuhr-
hafen der Erzeugnisse dieser fruchtbaren Gegend. Zwischen
dem 12. und 15. Jahrhundert war Aquitanien (beziehungs-
weise die »Gascogne«, wie es auch genannt wurde) in eng-
lischer Hand, nachdem Eleonore von Aquitanien Heinrich
Plantagenet, den englischen Thronerben, geheiratet hatte.
Die englische Herrschaft war 1453 zu Ende gegangen, als
John Talbot in der Schlacht von Castillon ein paar Meilen
südlich von Montaigne besiegt worden war, was den Hun-
dertjährigen Krieg beendet hatte. In dieser Zeit war Bor-
deaux eine wohlhabende Stadt geworden, hatte es doch von
der englischen Vorliebe für den hellroten Wein der Gas-
cogne, den clairet, mächtig profitiert.
Für die Wirtschaft war die englische Niederlage zunächst
verheerend gewesen, doch allmählich erholte sich der Handel.
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Nachdem Montaignes Urgroßvater, der Kaufmann Raymond
Eyquem, ein Leben lang mit Wein, Hering und Färberwaid
gehandelt hatte und seinen Stand und Wohlstand durch die
Heirat mit einer wohlhabenden Frau noch erhöhen konnte,
hatte er Schloss und Gut Montaigne für neunhundert Franken
gekauft. Es gibt eine wunderbare Geschichte über den Tag, an
dem Raymond den Kauf perfekt machte: Als der Verkäufer
das Haus verlassen hatte, verbarrikadierte Raymond die Tür
und entkorkte eine Flasche Wein. Das Schloss kann man noch
besuchen. Es steht ein paar Meilen nördlich der Dordogne
auf einem windigen Plateau, einem mit Wein bedeckten Hü-
gel (der Name »Montaigne« bedeutet ja Berg oder Gebirge).
Das ursprüngliche Schloss brannte 1885 ab und wurde durch
eine Neorenaissance-Kopie ersetzt, aber Montaignes Turm
überlebte auf wundersame Weise. (Aus Illustrationen des frü-
hen 19. Jahrhunderts wie der am Beginn dieses Kapitels kön-
nen wir eine Vorstellung davon bekommen, wie das Haus ur-
sprünglich ausgesehen hat.)
Als Eigentümer dieses Adelssitzes durften Raymond und
seine Nachkommen den Titel »Seigneur de Montaigne« füh-
ren. Die Rolle eines Seigneurs ergab sich in feudalen Zeiten
im Wesentlichen daraus, dass er seine eigenen Ländereien
und zugleich Ansprüche auf die umliegenden Gebiete besaß.
Jährlich erhielt er von seinen Pächtern den cens, eine Zahlung,
mit der sie seine Besitzansprüche anerkannten. Und wenn ein
Pächter ein Stück Land verkaufte, bekam der Seigneur bis zu
fünfundzwanzig Prozent des Erlöses; gleichzeitig stand es ihm
frei, das Land selber zu kaufen. Montaignes Vater Pierre ver-
stand es hervorragend, seine Pachtverträge neu zu organisieren
und die Einnahmen zu maximieren. Montaigne selbst wiede-
rum erntete die Früchte dieser Investitionen; so brauchte er in
der dritten Generation seine Hände nicht mehr mit Handels-
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geschäften zu beschmutzen, was ihm das Recht gab, sich selbst
als echtes Mitglied des Adels zu betrachten.
Der Seigneur hatte auch das Recht des »gemeinschaft-
lichen Ofens« inne. Außerdem waren die Pächter verpflichtet,
seine Kornmühlen und seine Weinpressen zu benutzen, wo-
für sie eine Gebühr entrichten mussten. Diese Wirtschafts-
macht spiegelte sich in seinem gesellschaftlichen Rang in der
Gemeinde wider. Der Seigneur durfte ein Schwert tragen und
in der Kirche als Erster die Kommunion empfangen. In einem
Raum des Schlosses musste er bei Streitigkeiten der Pächter
diese anhören und ein Urteil fällen – ganz gleich, ob es um ver-
misste Pflüge ging oder um widerspenstige Kühe, die an verbo-
tenen Stellen grasten.
Die Seigneurie Montaigne wurde während des 15. und be-
ginnenden 16. Jahrhunderts von Raymond, seinem Sohn Gri-
mon und dessen Sohn Pierre, Montaignes Vater, sorgfältig auf-
gebaut. Pierre war der Erste in der Familie, der sich mit dem
aristokratischen Brauch des Waffentragens abgab, dem alther-
gebrachten Recht des Adels, dessen Privilegien (zum Beispiel
die Steuerfreiheit) aus seinem Militärdienst für den König
herrührten. Pierre kämpfte im frühen 16. Jahrhundert in den
Kriegen zwischen Frankreich und Italien. Als er 1528 im Alter
von dreiunddreißig Jahren aus Italien zurückkehrte, heiratete
er Antoinette de Louppes (oder Lopez) aus einer anderen rei-
chen Kaufmannsfamilie in Bordeaux, die möglicherweise einer
Linie von bekehrten spanischen Juden entstammte. Zwei Jahre
später wurde er wie sein Vater Ratsherr und Profos von Bor-
deaux und stieg 1554 zum Bürgermeister auf – eine Position,
die Montaigne später ebenfalls innehaben sollte.
Montaigne betete seinen Vater an; er beschrieb ihn als »den
besten Vater, den es je gab, und den bis in sein hohes Alter ver-
ständnisvollsten«. Er hatte jene Art von exzentrischer Energie,
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welche die meisten geliebten Väter besitzen, und gab damit
ein bewundernswertes, doch nicht zu einschüchterndes Vor-
bild ab. Er machte sich aus bleigefüllten Rohrstöcken Hanteln
und versah einige Schuhe mit Bleisohlen, »die seine Beine für
ein leichtes Laufen und Springen kräftigen sollten«. Selbst als
er schon über sechzig war, konnte er noch über einen Tisch
springen, die Treppen vier Stufen auf einmal hochjagen und
sich in vollem Pelzgewand in den Sattel schwingen. Mon-
taigne erzählt, dass er auf seine eigene Weise am Schreiben
interessiert war. Er schrieb ein Tagebuch über seine Zeit in den
italienischen Kriegen (was ihm Montaigne in seinem Tage-
buch einer Reise nach Italien nachmachen sollte) und führte
Buch über alle Geschehnisse, egal wie alltäglich sie auch sein
mochten: »Unsere Reisen und Abwesenheiten, unsre Hoch-
zeiten und Todesfälle, Eingang guter oder schlechter Nach-
richten, Wechsel der wichtigsten Bedienten und dergleichen
Dinge mehr. Eine alte Gepflogenheit, die wiederzubeleben ich
gut fände: Jeder schreibe bei sich zu Hause über sein Haus!
Was bin ich doch für ein Trottel, es versäumt zu haben.«
Über seine Mutter Antoinette sagt Montaigne wenig, und
seine Beziehung zu ihr scheint etwas kühl gewesen zu sein. Es
gibt Belege dafür, dass sie mit der Aufteilung des Familienbe-
sitzes in ihrem Testament nicht glücklich gewesen ist. Man hat
auch angedeutet, dass Montaigne sie weniger interessant als
ihren tollkühnen Ehemann fand, da sie ja von eher kaufmän-
nischer Herkunft war. Sie lebte jedoch noch, als Montaigne die
Essais schrieb, und vielleicht hat ihn das gehemmt. Sie über-
lebte ihn sogar und blieb die ganze Zeit über im Schloss woh-
nen. Man kann sich fragen, ob Montaignes Turm nur eine
Fluchtburg vor all den Streitigkeiten in Politik und Stadtrat
war oder auch vor Zwängen, die ganz in der Nähe lauerten.
Pierre und Antoinette hatten zwei Söhne, die im Kindes-
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alter starben, bevor Michel geboren wurde. Das mag erklä-
ren, weshalb sein Vater ihm gegenüber so viel Nachsicht wal-
ten ließ. Michel hatte sieben jüngere Geschwister – Thomas
(1534), Pierre (1535), Jeanne (1536), Arnaud (1541), Léonor
(1552), Marie (1555) und Bertrand-Charles (1560) –, eine rei-
che Nachkommenschaft, die ihn sein eigenes Unglück, fünf
von sechs Töchtern im frühen Kindesalter verloren zu haben,
vielleicht noch schwerer ertragen ließ. Von seinen Schwestern
wurde Jeanne zur Protestantin, hatte aber wiederum eine Toch-
ter, Jeanne de Lestonnac, die den Orden »Töchter der Gesell-
schaft Unserer Lieben Frau« gründete und von der katholi-
schen Kirche später heiliggesprochen wurde. Léonor, die fast
zwanzig Jahre jünger als Montaigne war, heiratete einen Rats-
herrn aus dem Stadtrat von Bordeaux und bekam eine Toch-
ter, die auch Jeanne hieß. Marie heiratete 1579, starb aber bald
darauf kinderlos.
Von den Söhnen wurde Thomas, der nur ein Jahr jünger
war als Montaigne, ebenfalls Protestant. Im Hause ihrer bei-
der Schwester Jeanne starb Montaignes Freund La Boétie. Er
hatte gerade noch Zeit, Thomas wegen seiner protestantischen
Ansichten bittere Vorwürfe zu machen. In einer Nebenbe-
merkung geht Montaigne auf das Schicksal von Thomas’ Be-
sitztümern im Médoc ein, jener Landzunge, die nördlich von
Bordeaux in den Atlantik reicht: »Im Médoc muss mein Bru-
der, der Herr d’Arsac, zusehn, wie an der Küste ein Teil seines
Landbesitzes unter den Sandmassen begraben wird, die das
Meer ausspeit; noch ragen die Dachspitzen einiger Gebäude
hervor, aber seine landwirtschaftlichen Liegenschaften haben
sich bereits in recht magre Weiden verwandelt.«
Ein weiterer Bruder war Pierre junior, der Seigneur von La
Brousse nahe Montravel, ein paar Meilen weiter nach Süd-
osten. Montaigne erwähnt ihn als Reisebegleiter während der
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Bürgerkriege. Er war nicht verheiratet und hat kaum Spuren
hinterlassen – einen Auftrag für eine Rüstung, seinen Namen
in einem Buch. Der jüngere Bruder Arnaud starb mit sieben-
undzwanzig, nachdem er von einem Tennisball am Kopf ge-
troffen worden war (damals waren die Bälle noch schwerer
und härter). Sein Tod hatte insofern ein unerfreuliches Nach-
spiel, als eine Goldkette Arnauds im Besitz von Montaignes
Frau wiedergefunden wurde, was manch einen auf eine Be-
ziehung zwischen den beiden schließen ließ. Andere sprechen
von einem unschönen Streit um den Nachlass des verstorbe-
nen Bruders (die Kette wurde schließlich Mutter Antoinette
übergeben, die behauptete, es sei ihre eigene). Ob dieser Vor-
fall Anzeichen oder Ursache für die ein wenig förmliche Be-
ziehung Montaignes zu seiner Frau gewesen ist, werden wir
nie erfahren. Bertrand-Charles, der jüngste Bruder, war Seig-
neur von Mattecoulon drei Meilen nördlich. Er begleitete
Montaigne auf seiner Italienreise und hatte unzweifelhaft ein
kampflustiges Naturell: Er schlug einen Mann nieder, der die
Jungfrau Maria beleidigt hatte, und tötete einen anderen im
Duell.
Aber geradezu überschüttet mit Aufmerksamkeit wurde
in Montaignes Familie ganz klar der erstgeborene Sohn
Michel oder »Michou«, wie er zärtlich genannt wurde. Mon-
taignes Vater scheint nach Maßgabe des 16. Jahrhunderts recht
fortschrittlich gewesen zu sein. Er hat seinen Sohn nicht ge-
schlagen und dachte immer, dass Kinder nicht heftig aus dem
Schlaf gerüttelt werden sollten, »in dem sie ja viel tiefer ver-
sunken sind als wir«. Deshalb wurde der junge Michel sanft
von der Musik eines Spinetts geweckt – »stets stand mir da-
für jemand zu Diensten«, vermerkt er in den Essais. Wegen der
damaligen Popularität humanistischer Ideen erzog man ihn
so, dass er nur Latein sprach. Montaigne war noch ein kleiner
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Junge, als ein Lehrer namens Horstanus eingestellt wurde, der
ihn in dieser Sprache unterweisen sollte, und dem Dienstper-
sonal war es verboten, in Hörweite französisch zu sprechen.
Laut Montaigne entwickelte sich sogar um das Schloss herum
der Brauch, lateinische Bezeichnungen zu verwenden: »Kurz,
wir latinisierten uns dermaßen, dass einiges hiervon bis in die
rundum liegenden Dörfer drang, wo es für manche handwerk-
liche Berufe und Arbeitsgeräte heute noch lateinische Be-
zeichnungen gibt, die sich durch ständigen Gebrauch dort
eingewurzelt haben.« Er sagt, noch mit sechs Jahren habe er
»Französisch oder das heimische Périgordisch nicht besser als
Arabisch« verstanden und »vom Kapitol und von seiner Lage
früher als vom Louvre, vom Tiber früher als von der Seine«
gewusst. Und Jahre später, als sein Vater von den Schmerzen
eines Nierensteins ohnmächtig in seine Arme sank, sei es ein
lateinischer Fluch gewesen, der seinen Lippen entfuhr.
Trotz dieser Erziehungsmethode bestand Pierre darauf,
dass sein Sohn die gaskognische Herkunft nicht verleugnen
solle. So wurde er als Kleinkind in Pflege gegeben, und bei
seiner Taufe waren es zwei Dorfbewohner, die ihn über das
Taufbecken hielten. Das mag wie erstaunliche gesellschaftliche
Gleichheit aussehen, sollte aber auch ein Zuversicht spenden-
des Symbol für die auf Michel zukommende Verantwortung
sein, wenn er einst die Herrschaft als Seigneur übernehmen
würde – solch ein Generationswechsel war für die Einhei-
mischen oft mit großer Unsicherheit verbunden. Montaig-
nes frühes Dasein scheint also von seiner außergewöhnlichen
Erziehung, aber auch durch die Erfahrung menschlicher Ge-
meinschaft geprägt worden zu sein. So wurden ihm Lektionen
zuteil, die bis an sein Lebensende fortwirkten.
1540 ging die humanistische Erziehung des nun siebenjäh-
rigen Montaigne weiter: Er wurde auf das Collège de Guyenne
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in Bordeaux geschickt, das im Jahr seiner Geburt eingerichtet
worden war. Montaigne hielt es für das beste in ganz Frank-
reich. Der Schultag dauerte hier von sieben Uhr morgens bis
neun Uhr abends, und das Schuljahr erstreckte sich über elf
Monate. Am Anfang wurde den Kindern das Lateinische rein
mechanisch eingetrichtert, wobei der Lehrer im Klassenzim-
mer die Bankreihen abschritt, bis die ganze Klasse die Wörter
perfekt beherrschte. Dann begannen sie, sowohl lateinische als
auch französische Texte zu lesen und Aufsätze in beiden Spra-
chen zu schreiben. In den höheren Klassen umfasste das Pro-
gramm auch Cicero, Ovid, Seneca und Lukan sowie die Ge-
schichtswerke von Titus Livius. Mit sechzehn (oder vierzehn,
je nach Reifegrad) studierte man Philosophie, Logik (haupt-
sächlich die aristotelische), Physik sowie die Mathematik der
alten Griechen. Es war eine Eliteausbildung mit einem radi-
kal modischen Touch: Montaignes Schulfreund Florimond
de Raemond erinnert sich daran, wie die Lehrerschaft es ab-
lehnte, am Beginn jeder Unterrichtsstunde das Kreuzeszeichen
zu machen, weil sie das für »Firlefanz« hielt.
Während seiner Schulzeit hatte Montaigne das große Glück,
von einigen Mitgliedern der europäischen Bildungselite unter-
richtet zu werden, unter anderem von dem schottischen Hu-
manisten George Buchanan, der später zum Lehrer von Maria
Stuart und Jakob I. wurde.
Montaigne nahm an der Aufführung von Theaterstücken
aus Buchanans Feder teil und bewies sich darin offensichtlich
als begabter junger Schauspieler. Schon »vorzeitig« spielte er
nach eigenem Bekunden Hauptrollen, und in Sachen Theater
habe man ihn als »rechte Hand« des Schulleiters betrachtet.
Mit Bedauern konstatiert er, dass man anders als im Altertum
die Schauspielerei nicht mehr als durch und durch achtbaren
Beruf für aristokratische junge Männer ansah.
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Um die grundlegenderen Ziele von Montaignes Erziehung
zu begreifen, muss man sich die Bedeutung des Humanismus
als intellektuelle Kraft des 16. Jahrhunderts vor Augen füh-
ren. Der Humanismus war im späten 14. Jahrhundert in Ita-
lien entstanden und hatte sich in den folgenden zweihundert
Jahren in ganz Europa verbreitet. Er lief auf den Versuch hi-
naus, die Kultur des Altertums, die mit dem Fall des römischen
Imperiums verloren gegangen war, nachzuahmen und wieder-
zubeleben. Darin liegt die »Wiedergeburt«, die den Kern der
Renaissance-Idee bildet. Im Herzen der Bewegung stand die
Betonung der studia humanitatis (Grammatik, Rhetorik, Lite-
ratur und Moralphilosophie) im Gegensatz zu den studia
divini tatis (Theologie und Naturwissenschaften) – im weites-
ten Sinne wechselte man also vom Studium Gottes und der
Logik zum Studium der Sprache. Im Kielwasser ihrer neuen
linguistischen Fähigkeiten versuchten die Humanisten die
klassische Vergangenheit wiederzugewinnen, aber gleichzeitig
wollten sie sich diese rhetorischen Künste im politischen und
diplomatischen Leben ihrer Zeit zu Nutze machen.
Das intellektuelle Herz der Bewegung war der Glaube, dass
Sprache – das heißt die Fähigkeit zu sprechen – das entschei-
dende Merkmal des Menschseins sei: Die Sprache sei es, die
uns von den Tieren unterscheide. Schon Cicero meinte: »Die
Menschen übertreffen die Tiere vor allem darin, dass sie spre-
chen können.« Das bedeutete aber auch, dass man sich durch
sprachliche Vervollkommnung (indem man nämlich die an-
tiken Texte übersetzte, erforschte und kommentierte) gleich-
zeitig moralisch verbessern konnte – ein starker Gegensatz
zu unserem religiösen Status als Träger der Erbsünde. Durch
das Studium der Beredsamkeit vermochte sich der Mensch
zu entwickeln, den Tieren immer ferner zu rücken, ja sich ei-
ner gewissen Vollkommenheit anzunähern. Dies war das zen-
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trale Ziel der humanistischen Studien und nach den Worten
des deutschen Humanisten Johannes Santritter »die Königin
aller Dinge«.
In Montaignes Erziehung spiegelt sich also die Idealvorstel-
lung wider, durch Eloquenz zur Vollkommenheit zu gelangen.
Im Unterricht erwartete man daher von ihm, dass er die rhe-
torischen Figuren lernte und Handbücher zur Briefschreibe-
kunst durchforstete – etwa De conscribendis epistolis (Anleitung
zum Briefeschreiben) des niederländischen Humanisten Eras-
mus. Hierin wird in 195 Varianten vorgeführt, wie man seiner
Freude über den Erhalt eines Briefes Ausdruck verleihen kann:
»Ihr Brief hat mich zuhöchst ergötzt«, »Ihr Schreiben hat mich
mit unbeschreiblichem Entzücken erfüllt«, »Was Kleeblüten
für die Bienen sind und Weidenzweige für die Ziegen, was
Honig für die Bären ist – all dies ist Ihr Brief für mich« …
Weiter erwartete man von den Schülern, dass sie ihre eige-
nen Aufsätze polierten und umschrieben – ein Prozess, den
man an Montaignes Lebenswerk, den sich stetig anreichern-
den Fassungen der Essais, gut beobachten kann. Durch diese
Übungen wurden die Schüler auch in den moralischen und
politischen Bannkreis der Antike gezogen: In ihrem eigenen
strengen Unterricht studierten sie die klassischen und stoi-
schen Lektionen ein, die einen zum Manne machten.
Später sinniert Montaigne allerdings: »… was half ’s: Es
blieb halt eine Lehranstalt.« Er wird auch die Kehrseiten die-
ses ungestümen kulturellen Optimismus nicht vergessen, die
unrealistischen Erwartungen, die er ausgelöst hat. Trotz sei-
ner frühen Reife im Lateinischen spürt Montaigne, dass er aus
seinen Studien wenig Gewinn gezogen hat. So sagt er, dass
sein Vater aus den Investitionen in Montaignes Bildung keine
Früchte geerntet habe, weil »mein Acker steinig und unfrucht-
bar« gewesen sei. Während seiner Schuljahre fühlte sich Mon-
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Saul Frampton
Wenn ich mit meiner Katze spiele - woher weiß ich,dass sie nicht mit mir spielt?Montaigne und die Fragen des Lebens
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 320 Seiten, 12,5 x 20,0 cm30 s/w AbbildungenISBN: 978-3-8135-0454-5
Knaus
Erscheinungstermin: April 2013
„Hier erwacht jener Montaigne zum Leben, der mir beim Übersetzen der Essais vor Augenstand. Ein hervorragendes Buch.“ Hans Stilett Dass der Tod alles durchdringt, hat Michel de Montaigne viel zu früh lernen müssen.Wahrscheinlich weiß er deshalb am besten, was Leben wirklich heißt. Montaigne spürt demLeben nach, riecht, schmeckt, hört es. Er findet es in Freundschaft und Eros, im Spiel mit seinerKatze, in Wassermelonen und Wein. Sein Werk ist die Tür zu einer vor Leben strotzenden Welt– Saul Frampton liefert mit diesem außergewöhnlichen Buch den Schlüssel dazu und verführt,sich gemeinsam mit Montaigne aufs Leben einzulassen. „Wenn du einen Freund hast, den du sehr schätzt, dann triff dich mit ihm. Wenn du jemandenliebst, dann rücke ganz nahe an seine Seite“ – und wenn du wahres Glück finden willst,dann lass dich von Saul Frampton zu Montaigne verführen. Frampton, der britischeMontaigne-Kenner, hat „eines der besten Bücher, die jemals über Montaigne geschriebenwurden“ (The Telegraph) verfasst. Hans Stilett, der deutsche Montaigne-Experte undSchöpfer der hochgelobten Gesamtübersetzung der Essais hat es ins Deutsche gebracht.Herausgekommen ist ein Meisterwerk. Wer Montaigne liebt, findet all die Gründe dafür in diesemBuch vereint – alle anderen wird Saul Frampton mit seiner Leidenschaft für den lebensnahstenaller Philosophen anstecken.