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Der ERZÄHLENDE WANDERWEG CAPRIASCA – SCHWEIZ Der ERZÄHLENDE WANDERWEG CAPRIASCA – SCHWEIZ 071073 Scu Tess Op rA 11.5.2007 9:44 Pagina 1
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Oct 28, 2019

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Der ERZÄHLENDEWANDERWEGCAPRIASCA – SCHWEIZ

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EinführungEin Stein, ein See, zwei Wandbilder, ein Brunnen, ein Dorf, ein Turmund ein Sarg.All diese Objekte, die sich in unserer Gegend befinden, sind Zeugeeiner Geschichte oder Legende. Wir waren bei den alten Leuten vonunseren Dörfern und haben uns die Geschichten erzählen lassen,die auch sie als Kinder gehört haben. Alle Geschichten haben wiraufgeschrieben und illustriert.Auf diese Weise können wir die wunderbaren Erzählungen weiter-geben, die seit Generationen nur mündlich übermittelt wurden. DieKette, die sich mit unseren Vorfahren verbindet, wird somit nichtunterbrochen.Die Broschüre begleitet Sie auf einem Wanderweg durch die schöneCapriasca. Auf dem Weg erfahren Sie an mehreren Punkten dieGeschichten und Legenden, die damit verbunden sind.Wir hoffen, dass Sie damit unsere herrliche Gegend besser kennenlernen und noch mehr schätzen können. Wir wünschen Ihnen eineschöne Wanderung.

Die Schüler der Capriasca

Sehenswürdigkeiten und WanderzeitenDer «erzählende Wanderweg» kommt an acht Sehenswürdigkeiten vorbei.Wenn Sie wollen, können Sie sich an unseren Wandervorschlag (Seite 20und 21 in dieser Broschüre) halten. Sie finden hier eine Übersicht dergesamten Wanderung mit den ungefähren Wanderzeiten.Die eigentliche Wanderzeit (ohne Pausen) beträgt zirka vier Stunden.

Parkplatz des Gemeindehauses von Origliozum Punkt 1 (Abendmahl) 1,2 20 Min.

Punkt 1 (Abendmahl) zumPunkt 2 (Brunnen von Moncrini) 0,9 25 Min.

Punkt 2 (Brunnen von Moncrini) zumPunkt 3 (Kloster Bigorio) 1,3 40 Min.

Punkt 3 (Kloster Bigorio) zumPunkt 4 (Dorf Bigorio) 0,7 15 Min.

Punkt 4 (Dorf Bigorio) zumPunkt 5 (Kirche von Tesserete) 0,75 15 Min.

Punkt 5 (Kirche von Tesserete) zumPunkt 6 (Teufelsstein) 0,9 20 Min.

Punkt 6 (Teufelsstein) zumPunkt 7 (Turm von Redde) 2,0 40 Min.

Punkt 7 (Turm von Redde) zumPunkt 8 (Origliosee) 2,4 45 Min.

Punkt 8 (Origliosee) zumAusgangspunkt (Gemeindehaus von Origlio) 0,6 10 Min.

Wanderstrecke Km Wanderzeit

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Hinweise und VorschlägeDer «erzählende Wanderweg» kann auch mit dem Mountainbike zurück-gelegt werden. Wer sich lieber mit dem Velo auf die Tour begibt, wähltdann zwischen den Punkten 2, 3, 4 und 5 die normale, aber wenig befah-rene asphaltierte Strasse Richtung «Convento Bigorio».Wer den «erzählenden Wanderweg» auf der vorgeschlagenen Routewählt, beginnt beim Parkplatz des Gemeindehauses Origlio.Dieser Parkplatz istleicht zu finden, erliegt direkt an derKantonsstrasse und istmit «P lago» gekenn-zeichnet. Da der ganzeWanderweg ein eigent-licher Rundgang ist,können Sie natürlichauch an jedem beliebi-gen anderen Punktbeginnen.Die wichtigsten Ort-schaften des Wander-weges können auchmit öffentlichen Ver-kehrsmitteln erreichtwerden. Vom Zentrumoder vom Bahnhof Lu-gano fahren die gelbenPostautos nach Origlio,Ponte Capriasca, SalaCapriasca und Tesse-rete. Der Bus der«Autolinee RegionaliLuganesi» verbindetdas Zentrum und denBahnhof von Luganodirekt mit Tesserete.

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Höhenprofil

Airolo

Bellinzona

Lugano

Chiasso

TessereteOriglio

Locarno

800

728

Kloster Bigorio Turm von Redde

700

600

500

400

3000 2 4 6 8 10

Höhe

über

Mee

r

km

620◆◆

550◆◆

◆ ◆

615◆◆

530◆ ◆

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445◆◆

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1WanderrouteVom Parkplatz des Gemeindehauses von Origlio bis zurKirche «St. Ambrogio» in Ponte Capriasca (Punkt 1).

Alpen-Löwenzahn Taraxacum alpinum

Blume 5-20 cm hoch, kurzer Stiel mit einzelner gelber Blüte ø 3 - 4,5 cm.Häufig in Feldern und an Wegrändern.Blüht im Frühling.

Gehen Sie der Fliessrichtungdes Wassers dem kleinen Bachentlang. Sie entfernen sichalso vom Gemeindehaus (Fotooben) und wandern RichtungNorden. Nach ca. 300 Meternerreichen Sie eine schmale,asphaltierte Strasse.

Gehen Sie hier rechts über dieBrücke und folgen Sie diesemWeg, der immer parallel zueinem Bächlein leicht ansteigt.Nach ungefähr 400m sehenSie linkerhand einen Spielplatz,der ans Fussballfeld von PonteCapriasca grenzt. Von diesemPunkt aus können Sie schonden Turm der Kirche St.Ambrogio sehen (Foto rechts).Behalten Sie den Turm imAuge und folgen Sie denStrassen durch PonteCapriasca, die zu dieser Kircheführen.

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1Das Abendmahlvon Ponte Capriasca

Die Kirche von St. Ambrogio in Ponte wurde in Jahre 1356 eingeweiht.Aus dieser Zeit (romanisch) stammt noch der eigentliche Kirchturm.Die letzte grosse Restaurierung wurde 1835 durchgeführt. In dieserPeriode hat man die Kirche so rekonstruiert, wie wir sie heute sehen.Der Grundriss hatte damals die Form des griechischen Kreuzes ange-nommen (die vier Arme des Kreuzes haben die gleiche Länge).In dieser Kirche befindet sich eines der wichtigsten Kunstdenkmäler derganzen Schweiz. Es handelt sich um das Wandgemälde mit dem Titel:«Das Abendmahl».

Das Abendmahl erinnert an das letzte Nachtessen, das Jesus mit denzwölf Aposteln einnahm, bevor er gekreuzigt wurde. Das Fresko vonPonte ist eine der wichtigsten Kopien des berühmten Abendmahls vonLeonardo da Vinci, das sich in Mailand befindet. Diese Kopie ist auchdeshalb besonders wertvoll, weil sie besser erhalten ist als das Original.Leider kennt man weder den Namen des Künstlers noch das genaueDatum der Entstehung dieses grossen Werks. Man vermutet, dass dasGemälde um das Jahr 1540 entstanden ist.Wir betrachten nun das Fresko und erinnern uns an die Worte von Jesus(Lukasevangelium): «Doch siehe, die Hand dessen, der mich verratenwird, ist mit mir auf dem Tische.» Und wir sehen vor uns die Reaktionder Apostel.Andrea (die Namen stehen am unteren Rand) scheint sagen zu wollen:«Damit habe ich aber wirklich nichts zu tun!».Petrus (neben Andrea) hat schon ein Messer in der Hand. Vielleichtbereitet er sich auf einen Angriff gegen den Verräter vor.Judas hält den Geldbeutel fest in der Hand und spricht mit keinem deranderen Aposteln. Hat er wohl das Gefühl, dass seine finsteren Absich-ten durchschaut worden sind. Mit dem Arm stösst er den Salzbehälterum: das bringt Unglück, sagte man im Mittelalter.Matthäus auf der rechten Seite scheint zu fragen: «Habt ihr gehört, waser gesagt hat?» Und Thaddäus antwortet: «Was mich betrifft, ich binsicher nicht gemeint!».

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So wie wir heute dieses Bild betrachten, so haben auch die Einwohnervon Ponte seit hunderten von Jahren diese Szene als eines der wichtig-sten Ereignisse des Evangeliums angesehen. Dies war auch der Grund,weshalb im Mittelalter im Innern der Kirchen Wandgemälde angebrachtwurden. Die Bilder halfen den Gläubigen die Ereignisse der Bibel, wel-

che von den Priestern übermitteltwurden, besser zu verstehen.

Die Einwohner von Ponte lieben«ihr Abendmahl» (Italienisch:cenacolo), deshalb ist auch fol-gende Legende entstanden:

Eines Tages, um das Jahr 1500herum, kam in Ponte ein Reiter anund die Bauern sahen, dass ermüde war. Sie gaben ihm Speisund Trank, liessen ihn ausruhenund fragten ihn, woher er komme.Er sagte, dass er eine lange Reisehinter sich habe, dass er ausFrankreich komme und dort sei-nem Meister Leonardo da Vincials Kunstmaler half.

Um den Leuten für die Gast-freundschaft zu danken, schlugder Maler vor, in der Dorfkircheein Wandgemälde zu machen.Das einzige, was er dazu brauche,seien Farben und Pinsel.

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Er arbeitete viele Tage und die Leute aus dem Dorf waren überraschtüber das Können des Künstlers. Als er sein Werk beendet hatte, wollte erweiterreisen, ohne irgend eine Entschädigung zu verlangen. ImGegenteil: er bedankte sich bei den Leuten, dass er Gast sein durfte unddass sie ihn in der Kirche arbeiten liessen. Ja, in Wirklichkeit wurde erverfolgt und war froh, für einige Zeit an einem sicheren Ort bleiben zukönnen.

Die Bewohner gaben ihm jedoch zum Abschied siebzig Scudos(Fünflirastücke). Doch er ging auf den Dorfplatz, rief alle armen Leutezusammen und verteilte das Geld. Als Erinnerung überliess er denLeuten ein rotes Seidenband, das er jeweils um die Hüfte trug.

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2WanderrouteVon der Kirche St. Ambrogio in Ponte Capriasca (Punkt 1)zum Brunnen von Moncrini in Sala Capriasca (Punkt 2).

Frühlings-Krokus Crocus albiflorus

4-6 cm hohe Blume, kurzer Stiel, Blüten weiss bis violett.Ziemlich häufig auf Wiesen und Feldern. Blüht während der Schneeschmelze.

Wenn Sie aus der Kirche kommen, gehen Sie nach links. Nach un-gefähr 50 Metern gehen Sie wieder links und bei der anderen Kir-che von Ponte (San Rocco) nehmen Sie die asphaltierte Strasse,die halb rechts nach oben inden Wald führt. Diese Wald-strasse wird von den Tessinern“Bossag” genannt. Sie werdenbemerken, dass es sich um einsehr steiles Strassenstück han-delt (25%). Bis vor wenigenJahren, als die Strasse fürden motorisierten Verkehr ge-schlossen wurde, war es diesteilste befahrbare Streckevom ganzen Kanton.

Gehen Sie weiter bis ans Endedes Aufstieges und dann, beider horizontalen Kantons-strasse, nach links. Jetzt sehenSie die Kirche von Sala Caprias-ca (Foto rechts). Gehen Sie aufdem Fussteig um die Rechts-kurve herum und schon baldsehen Sie den Friedhof undkurz davor ein einzigartigesMonument.

Das Dorf Sala Capriasca

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2Das Zauberwasservom Brunnen Moncrini

Der Brunnen wurde im Jahre 1996 an diese Stelle gebracht. Früher stander in den Rebbergen von Sala. Er war am Wegrand der alten Strasse, diezum Kloster Bigorio aufsteigt.

Vor vielen Jahren, im 18. Jahrhundert, lebte in der Capriasca ein begab-ter Steinmetz namens Carlo Martino Moncrini. Er lernte diesesHandwerk von seinem Onkel Bartolomeo und mit der Zeit verstand eres immer besser, den Stein zu bearbeiten. Er besass einen ausgeprägtenSinn für das Schöne, war gleich-zeitig sehr gläubig und stellteseine Kunst in den Dienst derMenschen. Der Brunnen, den Siehier sehen, ist sein wichtigstesWerk. Der Brunnen wird auchBrunnen der heiligen Luziagenannt.Er hat die Form einer Pyramideund besteht aus 19 rechteckigenSteinblöcken. Die Steine stam-men aus der Region.Der ganze Brunnen ist eine ArtPuzzle von geformten und deko-rierten Granitmassen. Er ist bei-nahe 3 Meter hoch und 1,3 Meterbreit. Auf den Blöcken sind folgendeFiguren dargestellt: 2 Toten-köpfe, ein Heiliger, Bilder vonFrauen, und wahrscheinlich einSelbstbildnis (die Figur in derMitte, mit der Röhre im Mund,aus welcher einst das Wasser her-vorsprudelte).Auf anderen Blöcken sind Worteeingehauen. Neben einem Toten-kopf liest man: «PESA LAMORTE» (Der Tod wiegt schwer)Das erinnert uns an unser ver-gängliches Menschsein. Rechtssteht geschrieben: «DIO VEDETUTO» (Gott sieht alles). Das istvielleicht eine Antwort auf eineandere Aussage: «Nur Gott istunvergänglich und ewig».Zwischen den beiden Totenköp-fen lesen wir «SA.LU.» dieInitialen der Heiligen Luzia(Santa Lucia), Beschützerin derAugen.Auf dem mittleren Block nebendieser Schrift war ein Bild derHeiligen Luzia. Es ist leidergestohlen worden. Unten in der

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Mitte sehen wir die Jahreszahl 1770, welche wahrscheinlich dem Jahrdes Brunnenbaus entspricht.Der Kanal in welchem Wasser fliesst, endet in einem Steinblock in derForm eines eigenartigen Tieres, vermutlich eines Drachens. In seinerNähe trägt ein Block die Unterschrift des Steinhauers.Es gibt einige schöne Traditionen im Zusammenhang mit diesemBrunnen, der für die Bevölkerung von Sala sehr wichtig war. An Osternund am Tag der Heiligen Luzia (13.Dezember) wuschen die Mädchen amBrunnen die Augen aus, um sie zu schützen. Sein Wasser hatte wunder-same Kräfte und wurde als gesegnet angesehen, weil es von den heiligenBildern geschützt war: Es wurde den Kranken zum Trinken gegeben unddiente zum Benetzen der Lippen von Sterbenden. Im Winter holten dieLeute Wasser an diesem Brunnen, weil das Wasser der anderen Brunnengefroren war.Der Brunnen lässt eigenartige Bilder in uns entstehen: Er ist sehr origi-nell und schön, lässt aber auch ein wenig Angst aufkommen. Er zwingtuns über das Leben und den Tod nachzudenken, und er scheint erstelltworden zu sein, um den Leuten Fragen zu stellen.Sicher hatte der Künstler Carlo Martino Moncrini mehr als nur einen ein-fachen Brunnen gestalten wollen.

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3WanderrouteVom Moncrini-Brunnen in Sala Capriasca (Punkt 2) zum Kloster Bigorio (Punkt 3).

Frühlings-Küchenschelle Anemone vernalis

Die Pflanze ist 5-8 cm hoch, mit weissen, hängenden Glocken-

blüten.Blüht im März und formt weisse Teppiche auf Feldern und imkalkarmen Niederwald oder Gehölz.

Gehen Sie einige Schritte zurück, bis zur Kirche von Sala Capriasca.Dann gehen Sie die schmale Strasse entlang durch das Dorf. WennSie zum Berg hinaufschauen, sehen Sie das Kloster von Bigorio, dasnächste Ziel auf Ihrem Weg. Der Pfad, um zum Kloster zu kommen,wird von den gelben Wanderwegweisern angezeigt. Falls Sie mitdem Fahrrad unterwegs sind, dann folgen Sie jetzt der asphaltier-ten Strasse Richtung Bigorio und weiter bis zum Convento.

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Langsporniges Stiefmütterchen Viola calcarata

2-4 cm hohe Blume, ø 1 - 1,5 cm.Farbe violett mit gelbem Staubblättern. Blätter mit runder Zahnung. Wächst an Mauern und Wegrän-dern. Blüht im Frühling.

Kapuzinerkloster Santa Maria von Bigorio. Gründungsjahr 1535. 1767 wurde das Kloster renoviert und er-weitert und bekam die Struktur, die wir heute noch sehen. In der Kirche des Klosters befindet sich überdem Hauptaltar ein wunderschönes Gemälde aus dem 16. Jahrhundert, das die Jungfrau mit dem Jesus-kind darstellt. Über dem Eingang können Sie ein Glasfenster von «fra Roberto» (dem einzigen noch im Klo-ster lebenden Mönch und Künstler) bewundern.

Wenn Sie lieber wandern, schlagen wir Ihnen die folgende Varian-te vor: Gehen Sie durch das Dorf und dann halb links, den gelbenWegweisern folgend bis zur Kirche von «Santa Liberata». Dort bie-gen Sie in die Strasse ein, die horizontal von der Kirche wegführt(sie heisst «via Santa Liberata»).Man kann auf der Strasse ca. 200mfahren, dann beginnt der Wanderweg.Nachdem Sie ca. 100m auf dem Pfad aufwärts gegangen sind,finden Sie neben einer Holzgartentür einen Stein mit einem ein-gemeisselten Kreuz und das Datum «1748». Ein bisschen weiterfindet man einen Brunnen (Foto auf der gegenüberliegendenSeite, oben rechts). Dies ist der Ort an dem Carlo Martino Moncri-ni den Brunnen, den wir früher beschrieben haben, vor 200 Jah-ren hingestellt hat. Während Sie weitergehen, können Sie dieTrockenmauern und die Kopfsteinpflasterung, die den Weg fürKarren befahrbar machte, bewundern.Gehen Sie noch ungefähr 200 Meter weiter, bis Sie zu einer Weg-verzweigung kommen, wo Sie der Anzeige auf dem Stein folgenmüssen, die nach rechts hoch zum Kloster führt. Der Aufstiegdauert noch zehn bis fünfzehn Minuten bis Sie zu einer asphal-tierten Strasse kommen. Überqueren Sie diese, um auf das letzteWegstück zum Kloster zu gelangen.

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Das Wunder der Esel

Um die Pforte des Klosters Bigorio ist ein Wandgemälde geschaffenworden. Auf diesem sieht man zwei Engel, die einen Brotbeutel und ei-ne Weinflasche tragen.Es ist die Darstellung eines Wunders, das vor vielen Jahren geschehenist; die zwei Engel versinnbildlichen zwei Esel.....

In diesem Kloster lebten einmal viele tugendhafte Mönche, die ein ein-faches und armes Leben führten: Sie assen nur Kräuter, Kastanien,

eine einfache Knoblauchsuppe und tranken verwässerten Wein. DasFleisch und die Fische, der Wein und das Fett waren für die Krankenvorgesehen, die diese Stärkung brauchten. Um 1570 war der Winter sehr hart. Es fiel viel Schnee und die Mönchehungerten. Der Zugang zum Kloster war sehr schwierig, aber der Vater von Bru-der Michael, Maestro Bernardo di Colli von Sala wollte den Mönchenmit seinen Eseln Nahrung bringen. Er packte in die Tragtaschen Vorräte aus seinem Keller, lud sie auf dieEsel und bereitete alles für den beschwerlichen Aufstieg vor. Die Stras-se, die zum Kloster führte, war steil und der Schnee machte den Aufstiegnoch schwieriger. Als alles bereit war, ging er ins Haus um ein bisschenKautabak zu holen, den er während des Aufstiegs kauen wollte. Die Esel blieben alleine vor dem Haus. Als er wenig später zurückkam,waren die Esel nicht mehr vor der Türe. Er konnte sich nicht vorstel-len, dass sie alleine zum Kloster gegangen waren und begann sie zu su-chen.Als die Tiere ohne Führer beim Kloster ankamen, schlugen sie ihreKöpfe gegen die Klosterpforte. Die Mönche hörten das Klopfen undöffneten die Türe. Sie sahen die zwei vollgepackten Esel. Sie warennoch beim Abladen, als Bernardo auch beim Kloster ankam. Er war derSpur der Esel gefolgt.Er erzählte den Mönchen, was passiert war, und diese dankten demHerrn für seine Güte und Vorsehung.

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4WanderwegVom Kloster Bigorio (Punkt 3)zum Dorf Bigorio (Punkt 4)

Feuerlilie Lillium bulbiferum

30-50 cm hohe Blume, wechselständige Blätter, gelb-orangerBlütenkelch mit braunen Punkten. Wächst auf kalkhaltigem, feuchtem Boden. Blüht Juni-Juli.

Gehen Sie auf der Bergseite der Kirche auf den Stationenweg, derzum Dorf Bigorio (unteres Foto) hinunterführt. Im ersten Teil,steigen Sie den Kreuzweg hinunter (Foto unten). Dieser Weg istfast 200 Jahre alt. Die Sgraffitos (Kratzputz), die Sie an den einzel-nen Stationen sehen, wurden im Jahre 1979 realisiert.

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Bruder Cercòtt 4In diesem Teil des «erzählenden Weges» berichten wir über das DorfBigorio. Wenn Sie durch die kleinen Gassen gehen, können Sie sich gutvorstellen, wie das Dorfleben früher war, als es noch keine Autos, Fern-seher und Telefone gab. In den engen Strassen von Bigorio konnte man dann und wann BruderCercòtt treffen, der von Haus zu Haus ging, um Almosen zu betteln. Wirwollen Ihnen diese populäre und in der ganzen Region beliebte Personnäher vorstellen.

Bis vor einigen Jahren war der Kapuzinerorden im Kloster Bigorioziemlich gross. Die Mönche dieses Ordens lebten arm und alles, wassie brauchten, erarbeiteten sie sich selbst: Sie arbeiteten in ihremGemüsegarten und halfen in den Kirchen der Region aus. Aber das al-les reichte ihnen damals nicht zum Leben und sie mussten auf die Ge-schenke Gottes vertrauen, und auf die Güte und die Grosszügigkeit derMenschen.

In allen Dörfern der Capriasca kam regelmässig ein Bettelbruder, «fraCercòtt» oder «fra Teston» (Bruder Hartnäckig) an den Häusern vorbei.Dieser musste weniger studieren als seine Brüder, weil seine einzigeAufgabe in der Gemeinschaft das Geldsammeln war.

Sommer, Winter, Regen, Sonne, Wind und Schnee: Keine Schwierig-keit konnte diesen Mann von der Erfüllung seiner Aufgabe abhalten.Das Leben im Kloster hing auch davon ab, wie erfolgreich er alsSammler war. Stellt ihn Euch vor mit rasiertem Kopf, barfuss, mit derTasche auf den Schultern oder am Arm. Er stand früh auf und ging aufden beschwerlichen Wegen zu den Dörfern und den Häusern. Einigeschlossen die Türe vor seiner Nase, aber normalerweise wurde erfreundlich und herzlich empfangen, weil die Menschen die Geistlichengerne hatten und sie sich von ihren Besuchen Gnade und Segnung er-hofften.

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Häufig wartete man auf denMönch, um ihm die eigenen Pro-bleme zu erzählen und er hörte auf-merksam zu und versuchte zu trö-sten. Wenn jemand Probleme mitseinen Zähnen oder dem Zahn-fleisch hatte, half der Bruder mitseinen Instrumenten. Eine der Auf-gaben von Bruder Cercòtt wartatsächlich die des Zahnarztes.

Die Leute wussten was die Mön-che brauchten und sie bereitetenihre Gaben vor. Der Mönch sam-melte Kastanien, Nüsse, Kartof-feln, aber auch Weizen, Wolle undWein, in Bigorio auch Grappa. DasHolz war sehr begehrt und dieMönche brauchten es, um im Win-ter ein einziges Zimmer im Klosterzu beheizen. Um das Papier zubekommen, welches als Fenster-scheiben benutzt wurde, mussteman bis nach Canobbio gehen, woes eine Papierfabrik gab.

Im Juli ging der Bruder auf dieAlp, um Butter, Käse, und «For-maggini» zu sammeln. Er liess sichvon einem Pfarrer, der diese Alpensegnete, begleiten. Um den Spen-dern zu danken, brachten die bei-den Roggenbrot, Tabak, Nähna-deln und Spinat-Kräuter-Kuchen

Im Museum des Klosters befinden sich Instrumente, die Fra Cercòtt benutzte, um den Leuten die Zähne zu ziehen.

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(«Scarpazza») mit. Nach dem Grasschneiden im August brachte jederBauer von Lugaggia mindestens ein Heufuder in einen offenen Stall,der auf dem Lande war und «barcòta di frà» genannt wurde.

Am Schluss der Arbeit wurde das Heu, von den Frauen ins Kloster ge-bracht. Dieses Heu wurde gebraucht, um den Esel von Bruder Cercottim Winter zu füttern. Die Frauen bekamen als Dank für ihre Arbeit vonden Mönchen einen Becher voll «Ratafià» (Nussbranntwein).

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5WanderrouteVon Bigorio (Punkt 4)zur Kirche Santo Stefano in Tesserete (Punkt 5)

Kartäuser-Nelke Dianthus carthusianorum

20 bis 25 cm hohe Blume, ø 1-1,5 cm, Farbe purpur dunkel.Wächst einzeln oder in kleinen Büscheln. Blüht den ganzen Sommer.

Nachdem Sie durch das Dörfchen Bigorio gegangen sind, gehtder Abstieg zur Kirche St.Stefano in Tesserete weiter. Folgen Sieimmer den Wegweisern.Nach wenigen Minuten werden Sie die Kirche mit ihrem schönenromanischen Turm sehen. Das ist ihr Ziel. Kurz vor der Kirchesehen Sie links ein modernes Gebäude ungefähr 100 Meter lang.Sie können es über eine Fussgängerüberführung erreichen. Es istdie Scuola Media, die regionale Schule für die Oberstufe. Hierwurde auch diese Broschüre zusammengestellt.

Santo Stefano–Kirche von Tesserete.Der Turm stammt aus dem 12. Jahrhundert.Die Front mit dem eingegliederten Turm isteinzigartig im Kanton Tessin.Links: Das Grab der Contessa Crassa.

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Die Geschichteder Contessa Crassa 5Auf der Wiese, welche die Pfarrkirche von Tesserete umgibt und die aufden Fussballplatz des Kirchgemeindehauses hinausgeht, befindet sichein Sarg aus Granit. Nach dem Glauben der Leute handelt es sich da-bei um den Sarg der Contessa Crassa, die vor ungefähr tausend Jahrenhier lebte...

Man erzählt, dass in der Mitte des 11.Jahrhunderts eine adelige Mailän-derin, eine Gräfin, die ganze Region der Capriasca (la Pieve Crivias-ca) besass.Die adelige Dame, Witwe des Azzo Crasso, war klein, dick und hatteverkrüppelte Füsse, so dass sie, wenn sie ging, wie eine Gans schau-kelte. Wegen ihres Aussehens wurde sie bei ihrem Erscheinen jeweilsausgelacht. Darum liess sie sich einen unterirdischen Geheimgang bau-en, der von ihrem Schloss in die Kirche führte.Sie hatte zwei Söhne, Arnolfo und Azzone, leidenschaftliche Jäger,aber auch junge, unbeherrschte Egoisten.Die Bauern mussten tagtäglich Frechheiten und Anmassungen ertra-gen. Sie trauten sich nicht zu wehren, weil sie von ihren Herren abhän-gig waren. Der Einzige, der das Volk unterstützte und der etwas zu sa-gen hatte, war der Dorfpfarrer, Don Fedele. An einem Festtag entschieden die beiden Brüder mit ihren Freundenauf die Jagd zu gehen. Bevor sie aufbrachen, informierten sie den Pfar-rer, mit dem Beginn der Messe auf sie zu warten, falls sie zu spätzurückkämen. Arnolfo und Azzone brachen mit ihren 5 treuen Freun-den erst auf, als die Sonne schon einige Zeit am Himmel stand. Sie gin-gen in Richtung San Clemente. Als sie dort angekommen waren, liessen sie ihre beiden Hunde, Mobund Zira, von der Leine. Diese rannten in den dichten Unterwald aufder Suche nach Füchsen, welche sich in den letzten Jahren sehr ver-mehrt hatten und eine grosse Bedrohung für die Hühner darstellten.

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Die Hunde kamen ohne Erfolg zurück und die Jagdgesellschaft pirsch-te noch einige Zeit im Wald herum, ohne irgendein Tier zu sehen. Siegingen deshalb in Richtung Bigorio, wo sie die Jagd fortsetzten.In der Zwischenzeit war es Zeit für die Messe und der Siegrist hatte dieGlocken schon dreimal läuten lassen. Die Gläubigen, gelangweilt durch das Warten, protestierten bis derPfarrer nachgab und die Hei-lige Messe zu lesen begann. Unterdessen entschieden sichdie erfolglosen und verärger-ten Jäger nach Tesseretezurückzukehren. Kaum beider Kirche angekommen, tra-ten sie ein und bemerkten,dass die Messe schon begon-nen hatte. Arnolfo und Azzo-ne wurden noch wütender.Ihre Wut steigerte sich mitder Müdigkeit und dem Är-ger ins Unerträgliche. Siekonnten sich nicht mehr be-herrschen und ihre Wut über-bordete.Azzone nahm seinen schuss-bereiten Bogen und schossden Pfeil genau ins Herz vonDon Fedele, welcher in die-sem Moment die Arme zumHimmel erhoben hatte, umden Segen zu erbitten.

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Eingeschüchtert durch den Mord flüchteten die beiden Brüder, ohneSpuren zu hinterlassen. Die Bauern, nicht in der Lage sofort zu reagie-ren, weinten um ihren Pfarrer. Die Zeit verging. Das Volk der Capriasca erholte sich nicht von diesemSchock. Und die Contessa Crassa liess ein Testament erstellen, in demsie ihr ganzes Hab und Gut in der Region der Kirchgemeinde von St.Stefano hinterliess. Sie erhoffte sich, die Seelen ihrer beiden Söhne da-durch retten zu können. Eine Kopie dieses Testamentes aus dem Jahr1078 befindet sich noch heute in der Kirche von Tesserete und ist Zeu-ge von der Erschaffung derBürgergemeinden der Ca-priasca.Die Folgen dieses Testamen-tes kann man heute noch be-obachten. Tatsächlich wirdin der Fastenzeit in der Kir-che Santo Stefano eine Mes-se zum Gedenken der Seelevon der Contessa Crassa ge-lesen.Die Pfarrgemeinde von Tes-serete erhält jedes Jahr vonden Bürgergemeinden einenBetrag, genannt «Milch vonSan Giovanni». Es handeltsich um den Betrag, der demWert der Milch entspricht,die am Tag des Heiligen Jo-hannes (24.Juni) auf denAlpweiden gemolken wird.

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Wenn Sie auf der Treppe vordem Hauptportal dieser schö-nen Kirche stehen, so sehen Sievor sich den Friedhof.

Drehen Sie sich jetzt leicht nachlinks, dann sehen Sie (ungefähr300 m entfernt) ein hellrotes,dreistöckiges Gebäude. Dies istdie Primarschule (Unterstufe)von Tesserete (Foto rechts). DasGebäude hat 50 Jahre lang alsKaserne der Schweizer Armeegedient. Im Jahre 2007 wurdedas Haus von der Gemeinde Ca-priasca gekauft und für denneuen Zweck umgebaut und angepasst.

Unser Weg führt direkt an dieser Schule vorbei. Wir gehenzuerst zum Parkplatz des Sportzentrums, dann amPrimarschulhaus vorbei und die Strasse hinauf zumSchwimmbad. Am Ende der langen Mauer und der Einzäunungsehen wir auf der rechten Seite einen Felsblock. Die Tessinernennen ihn “Sass dal diavul”. Das ist der Teufelsstein.

Es handelt sich um einen erratischen Block, welcher vor unge-fähr 15 000 Jahren vom damaligen Gletscher an dieser Stelleabgelagert wurde. Beim genaueren Hinschauen sehen wir scha-len- und linienförmige Einbuchtungen. Handelt es sich wohl umeinen Schalenstein, welcher vor tausenden von Jahren von dendamaligen Bewohnern der Capriasca behandelt wurde? Das Fotoist vor dem Bau des Schwimmbades aufgenommen worden. ImJahre 2006 fand die Einweihung dieser Freizeitanlage statt.

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6WanderrouteVon der Santo Stefano-Kirche in Tesserete (Punkt 5)zum Teufelsstein (Punkt 6)

Schlüsselblume Primula vulgaris (Hudson)

3 – 4 cm hohe Blume mit 5 Blütenblättern, die den gelbenKelch bilden.Blüht schon ab Februar auf Feldern und in Wäldern.

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Der Teufelsstein 6Dieser riesige Stein in Mitten der Felder (früher hatte es hier Weidenund Kulturland) warf natürlich manche Frage auf.Die Leute dachten deshalb, dass wohl der Teufel seine Finger im Spielhatte.

Die Einheimischen sagten, dass der Teufel unter diesem Stein einengoldenen Schatz versteckt halte.Tatsächlich handelt es sich um einen unglaublich schweren Stein. Undkein Mensch hätte die Kraft zu diesem Schatz zu kommen, ohne mitdem Teufel einen Pakt zu schliessen. Der Satan hatte die Bedingung gestellt, dass er den Goldschatz denje-nigen zwei Personen überlassen würde, die sich bei Vollmond um Mit-ternacht an dieser Stelle einfinden würden. Sie sollten satanische Verse zitieren und sich nach jedem Vers einesKleidungsstücks entledigen bis sie vollständig nackt vor dem Steinständen.In diesem Moment würde der Beelzebub den Stein hochheben und dieBeiden könnten den wertvollen Schatz hervornehmen.Die zwei mutigsten Männer von Tesserete, Arturo und Alfredo, wolltenzu dem Goldklumpen kommen und entschlossen sich, die Herausfor-derung anzunehmen. Sie machten sich bei Dunkelheit auf den Weg,denn der Mond war noch nicht aufgegangen. Natürlich hatten sie auchein wenig Angst, doch ihr Stolz wollte es nicht zulassen, das Abenteu-er abzubrechen.In der Zwischenzeit stand der Mond am Himmel und das fahle Lichtformte komische Schatten. Der Wind rauschte durch den Wald und derRuf der Eule und des Kauzes sorgten für eine unheimliche Stimmung.

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Als die beiden Männer beim grossen Stein ankamen, begannen Sie, dieteuflischen Verse aufzusagen und sich auszuziehen, genauso wie es mitdem Satan ausgemacht war. Plötzlich begann der Boden zu beben wiewenn sich die Erde in zwei Teile zerbrechen wollte und der Stein be-gann sich langsam zu heben.Arturo und Alfredo schauten sich in die Augen und ihre Angst wurdeimmer grösser. Auf einmal begannen sie zu rennen, so schnell sie ihreBeine trugen und kamen wenig später ausser Atem und halb nackt inTesserete an.

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Als die Leute des Dorfes ihre abenteuerliche Geschichte hörten, wur-den die beiden Männer ausgelacht. Und so hatten die zwei Pechvögelausser ihrer grossen Enttäuschung auch noch jahrelang den Spott derBevölkerung zu ertragen. Lange Zeit später versuchten noch andereMenschen den Stein zu zerstören um den Schatz bergen zu können. Siesetzten Sprengladungen an doch der Stein blieb intakt. Es entstandeneinzig ein paar Risse und kleine Löcher. Noch heute liegt der Stein zwi-schen Feld und Wald. Und nach dieser Legende wurde der Goldschatznoch nicht geborgen. So wird er wohl noch hier liegen…

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7WanderrouteVom Teufelsstein (Punkt 6)zum Turm von Redde (Punkt 7)

Kuckucksblume Traunsteinera globosa

10-15 cm hohe Pflanze. Die rosa Blüten bilden einen kugelförmigen Blütenstand. Häufig in Magerwiesen. Blüht im Sommer.

Gehen Sie 40 Meter zurück, bis Sie wieder beim Wegweiser sind.Schlagen Sie die Richtung nach San Clemente ein. Nach einigerZeit kommen Sie auf eine asphaltierte Strasse. Jetzt gehen Siehalb links durch einen Dorfteil von Vaglio. Dann kommen Sie amlandwirtschaftlichen Betrieb «La Fonte» vorbei und nach weiteren200 Metern in den Wald. Unmittelbar nach der Kurve steigt eineForststrasse leicht an.

Folgen Sie dieser Waldstrasse ungefähr 1,5 km, bis Sie links dasKirchlein von San Clemente sehen. Sie gehen dann etwa 100mnach rechts, um zum Turm von Redde zu gelangen.

Die ersten Hinweise über dieses Gebäudegehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Es gehörte der Familie Rusca, Leute die vonComo kamen und sich im Luganese nieder-liessen. Wahrscheinlich wurde das Turm-haus gebraucht um den Weg zwischen demLuganersee und den Alpen zu kontrollieren.In der Nähe entstand ein Dorf, welchesschon im 16. Jahrhundert verlassen wurde.Im Bild rechts: die Kirche von San Clemente.

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Die Legendedes Redde - Turms 7Was macht ein Turm inmitten eines Waldes? Wozu diente er? Wer wohn-te darin?Die Geschichte, die sich wie alle Legenden auf einen Kern Wahrheitstützt, versucht auf diese Fragen, Antworten zu geben.

Früher hatte es im Wald von San Clemente ein Dorf namens Redde,welches neben einem Turm gebaut worden war. Im Dorf lebte ein sehrgläubiger und liebenswerter Mann, der Jakob hiess. Der Mann sah, dassdas Dorf dunkel und traurig war. So beschloss er eine Kirche zu bauenund Mönch «frà Jacopone» zu werden. Einige Monate später wollten ihn einige Kinder überraschen und ihmdanken, weil er das Dorf fröhlicher gemacht hatte. Sie überlegten lan-ge, was sie ihm schenken könnten. Schliesslich entschieden sie sich, inder Nähe der Kirche einen Hühnerstall zu bauen, weil sie wussten, dassBruder Jakob an Hühnern seine helle Freude hatte. Als der Mönch vonHaussegnungen zurückkam und den wunderschönen Stall sah, beganner vor Freude zu tanzen. Monate vergingen und die Hühner begannenendlich, Eier zu legen.

Eines Tages sah Bruder Jakob ein unförmiges Ei, welches an der Spit-ze ein kleines Löchlein hatte. Und er vermutete, dass die Überlebens-chancen dieses kleinen Kükens minimal waren. Der Mönch überlegte,was dieses Löchlein verursacht haben könnte, aber er fand keineAntwort. Einige Tage später fand er im Hühnerstall die Eierschalen. Weil er dasKüken nicht sah, glaubte er, dass es tot war. Plötzlich bemerkte er je-doch, dass im Stall ein seltsames Tier, mit einem Schlangenleib,Schwanz und mit kleinen Hörnern herumkroch. Bruder Jakob, der ver-

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mutete, dass jemand dieseTierart schon kannte, rief ei-nige Leute aus dem Dorf, umes ihnen zu zeigen. Aber nie-mand hatte je ein ähnlichesTier gesehen.

So kam Bruder Jakob auf dieIdee, antike Bücher zu studie-ren, um den Namen des Tie-res zu erfahren. In einem die-ser Bücher fand er tatsäch-lich die zutreffende Beschrei-bung. «Gallo basilisco»: Sel-tenes Tier mit Schwanz undLeib einer Schlange, das 2bis 8 Füsse haben kann. Eshat einen tödlichem Blickund Atem und es schlüpft auseinem deformierten Ei. Alsder Mönch die Beschreibungdes Tieres gelesen hatte, ginger in den Hühnerstall. Aber die komische Echse war verschwunden.Bruder Jakob suchte es mit Hilfe einiger Einwohner und fand das Tierbeim Trinken am Dorfbrunnen. Das Wasser dieses Brunnens war aberungeniessbar und der «Gallo basilisco» (Basilisk) wurde mit der Pestangesteckt. Nachdem das Tier getrunken hatte, kletterte es auf denTurm des Dorfes und von dort steckte es mit seinem Blick die Dorf-bewohner mit der Pest an, sodass diese starben.

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Mastro Giovan Battista, derDorfälteste, entschloss sich,in Vaglio Hilfe zu holen. Errief die stärksten Männer zu-sammen und sie gingen zumTurm, um das todbringendeTier zu töten. Die mutigenMänner kletterten auf denTurm, aber die Echse schauteihnen in die Augen, so dassauch sie starben.

Mastro Giovan Battista liesssich nicht entmutigen undkehrte nach Vaglio zurück.Aber dieses Mal versammel-te er die klügsten Männer,weil er begriffen hatte, dassman das Tier nur mit Schlau-heit töten konnte. Die Weisenberieten und beschlossen ei-nen riesigen Spiegel vor dem Turm aufzubauen. Einer von ihnenmachte das Tier auf sich aufmerksam. Als die Echse ihn anschaute, ver-steckte er sich schnell hinter dem Spiegel und das Tier schaute sich sel-ber in die Augen und fiel tot um. Bevor es aber tot war, wurde die Pestdurch seinen Atem an die Luft abgegeben und so steckten sich diearmen Bewohner von Redde mit dieser Krankheit an und alle starben.Bald fielen die Häuser zusammen, doch noch heute kann man ihreReste sehen.

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8WanderrouteVom Redde-Turm (Punkt 7)bis zum Origliosee (Punkt 8)

Weisse Teichrose Nymphaea alba

Weisse, auffällige Blüten, ø 15 bis 25 cm. Schwimmend in stehenden Gewässern. Grosse, runde Blätter. Blüht im Sommer.

Gehen Sie 100 m zurück zur Forststrasse und dort nach rechtsbis Sie nach ca. 200 m zu einer Wegkreuzung kommen. Hier müs-sen Sie nach rechts gehen. Nach nochmals ca. 250 m zeigt derWegweiser nach Carnago-Origlio. Sie folgen dieser Richtung, in-dem sie hinuntergehen und den Forstweg verlassen.

Das Tal links von Ihnen, bildet die Grenze zum Dorf Comano undwird das Tal der Hexen genannt. Dort versammelten sich dieHexen für den Sabbat und es gibt Leute, die schwören dort Käm-me gefunden zu haben...

Am Ende des Abstiegs erreichen Sie die Kantonsstrasse, die Sieüberqueren müssen, um auf das Trottoir nach Cureglia zu gelan-gen. Gehen Sie 50 m weiter und folgen Sie der via Arbüstel. Die-se kleine Strasse führt sie bis zum See.Wenn Sie am See angekommen sind, raten wir Ihnen, im Uhrzei-gersinn um ihn herum zu spazieren und die Natur und die Ruhezu geniessen. Auf der andern Seite des Sees, in der Nähe des Re-staurants hat es Bänke und Sie können dort die Lektüre fortset-zen.

Der Origliosee entstand vor 13000 Jahren, als sich die Gletscher zurückzogen. Er hat einen Umfang von1200 m und ist 6,5 m tief.Der ganze See ist unter Naturschutz gestellt.

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Die Legende des Origliosees 8Das ruhige Wasser dieses kleinen Sees ist die Grundlage für die Le-gende, welche eine wertvolle Lehre erteilt.

Es war eine kalte Nacht im Herbst.Ein armer Bettler kam nach Ori-glio. Er klopfte an eine Haustüreund ein ca. 40 jähriger Mann öff-nete ihm: «Was wollen Sie umdiese Zeit?» fragte der Mann.«Ich bin müde und hungrig,»antwortete der Bettler. «HabenSie etwas Brot und einen Heu-haufen, wo ich schlafen kann?»Der Mann schickte ihn mit gro-ben Worten fort.

Der Bettler klopfte an einer an-deren Tür und dieses Mal öffne-te ihm ein junges Ehepaar. «Lie-be Leute, ich bin hungrig undmir ist kalt. Habt ihr ein Feuer, um mich zu wärmen und etwas zu es-sen?» bat der Bettler. «Geh nach Hause, wenn du warm haben willst.Wir kennen dich nicht und wollen dich nicht hereinlassen.» Der arme Bettler wurde immer müder und war verzweifelt, weil er auchvon allen andern Leuten zurückgewiesen worden war.

Er ging mit gesenktem Kopf weiter und ausserhalb des Dorfes, am Fus-se des Hügels von San Zeno, entdeckte er ein Häuslein. Er klopfte auchan diese Tür, und eine Frau öffnete ihm. An ihren Kleidern sah er,dass auch sie arm war, aber sie liess ihn dennoch eintreten und sagte:«Kommen Sie ruhig herein. Aber sehen Sie, ich kann Ihnen nichts ge-ben, weil auch meine Kinder vor Hunger weinen. Um sie zu beruhigen,

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habe ich ihnen gesagt, dass ich Kastanien in die Pfanne gelegt habe,aber es sind nur Kieselsteine. Aber setzen Sie sich ruhig neben das Feuer und wärmen Sie sich auf.Das Gesicht des Mannes, der von weit hergekommen war, erhellte sich.«Liebe Frau, nehmen Sie die Pfanne vom Feuer und leeren Sie denInhalt auf den Tisch.» Die Frau gehorchte, und als sie die Pfanne leer-te fielen Kastanien auf den Tisch. Die ganze Familie konnte essen bis sie satt war, und nach dem Essensagte der Mann: «Passt gut auf: heute Nacht werdet ihr fürchterlicheGeräusche hören, es wird einen Sturm geben. Aber ihr müsst keineAngst haben und auch nicht aus dem Haus gehen. Morgen, nachdemihr aufgestanden seid, geht zum Kornspeicher.» Dann dankte er ihnenund ging fort.

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Steife Segge Carex elata (Cyperaceae)

Gras 50 bis über 100 cm hoch.Gräser mit ährenförmigem Blütenstand.Verbreitet sich grossflächig auf sumpfigem Boden.

In jener Nacht hörte man Donner und Steinschlag, und man sah Blit-ze, und es regnete aus allen Kübeln. Am nächsten Morgen war es wie-der sonnig. Die Frau ging aus dem Haus und sah, dass das Dorf ver-schwunden war! An seiner Stelle war ein schöner kleiner See, der das Dorf und alle sei-ne Einwohner überschwemmt hatte. Nur die Frau und ihre Kinder, diemit dem Bettler Erbarmen hatten, wurden gerettet. Sie wurden für ihreGüte belohnt, denn im Kornspeicher fanden sie Säcke mit Mehl, Ka-stanien und Kartoffeln und auch 2 schöne Kühe mit ihren Kälbchen. Man sagt, dass jener Bettler in Wirklichkeit ein Engel Gottes war, derso die hartherzigen Leute bestrafte. Das Dorf Origlio wurde später wie-der am heutigen Ort aufgebaut.

Vom Origliosee (Punkt 8) zum Gemeindeparkplatzvon Origlio (Rückweg zum Ausgangspunkt)

Vom Seeufer in der Nähe des Restaurants kehren Sie zurück zumGemeindehaus, (asphaltierte Strasse). Um einen schönen Abschlussdes Ausfluges zu haben, raten wir Ihnen, durch den alten Dorf-kern zu wandern.So können Sie die Farben und die Häuser, die zum Teil aus demMittelalter stammen, bewundern.

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Diese Broschüre wurde im Schuljahr 1999/2000 von den Schülern und Lehrernder Primarschule und Oberstufe der Region Capriasca verfasst.

Folgende Schülerinnen und Schüler haben mitgewirkt: Lorenzo Agbomemewa,Luciano Agbomemewa, Sacha Aimaretti, Ashanty Albizzati, Debora Amato, Fe-derico Anastasi, Alessio Andreoli, Nathalie Anselmini, Marco Antonini, CécileAuf der Maur, Simone Baffelli, Joelle Balaguer, Michele Ballinari, Ruben Berna-sconi, Patrizia Besomi, Luca Bettini, Giovanni Bianchi, Alex Bizzozero, CorinneBolli, Nicola Bosia, Tania Bosia, Sara Bottani, Fabio Bracelli, Anna Brenni, DinoBudmiger, Jennifer Budmiger, Federica Burch, Paride Cacciabue, Patrick Calde-lari, Claudio Cambrosio, Martina Cameroni, Patrick Campana, Gianbattista Cam-plani, Valentina Camponovo, Bruno Caneva, Diego Cappellini, Francesca Careni-ni, Tecla Cassina, Simone Castelnuovo, Giacomo Cattaneo, Gaja Cedraschi, Ales-sio Cereghetti, Pamela Cistaro, Julien Clavien, Simona Colleoni, Gabriele Co-lombo, Narada Contreras, Cora Crivelli, Luna Curti, Cecilia Della Torre, PaolaDeluigi, Fabio Demartini, Ursula Demartini, Lucio Moreno de Oliveira, Denise DiMarzo, Lorena Domeniconi, Mélanie Egger, Silene Fassora, Lisa Foletti, MicheleFoletti, David Fontana, Valentina Fontana, Fabio Furlanetto, Sara Galli, FlorianoGazzola, Enrico Gervasoni, Ambra Gianinazzi, Dean Gianinazzi, Daniele Gio-vannini, Giorgia Gonalba, Federica Greco, Simona Greco, Dominique Houriet,Nicola Hubeli, Catia Jeronimo, Alexis Kessel, Stefano Lepan, Vittorio Lepori,Matteo Leuzinger, Luca Lorenzi, Alicia Maggi, Alice Manetti, Jonathan Marcelli-ni, Oliver Marioni, Marianna Mattich, Valentina Meier, Francesco Meli, EmilianoMena, Mara Menghetti, Elio Micheletti, Alessandra Mondini, Deborah Monticel-li, Oscar Morandi, Vera Moresi, Alexander Nanzer, Marvin Osenda, Claudio Pac-chiani, Elisa Pellegrini, Céline Perruchoud, Michele Pescia, Mirco Petrecchia,Sandro Peverelli, Carole Piccaluga, Daniele Piccaluga, Saro Pifferini, Laura Pio,Grazia Polli, Dorian Prati, Federica Quadri, Andrea Quarenghi, Gaia Ransenigo,Sara Regazzoni, Alessia Rezzonico, Gian-Piero Rieger, Moreno Rinaldi, JacopoRinaldo, Jeff Risi, Dunja Riva, Sandro Rocca, David Rovelli, Lorenzo Rovelli,Davide Sarinelli, Alessandra Savi, Nathan Schmitt, Ramon Schmutz, Simon Scia-roni, Ivano Sedili, Deborah Serrapica, Riccardo Sertori, Aomi Sessions, BesjanShaqiri, Laura Sigrist, Stella Sinisgalli, Simona Soergel, Barbara Stegmaier, Sa-nela Stojadinovic, Lorenzo Storni, Kevin Terribilini, Sharon Tomasi, Fiorenzo Val-negri, Lorenzo Visani, Samantha Volpe, Karrie Von Gunten, Miroslav Vuckovic,Francine Warnsing, Tina Warnsing, Sharon Widmer, Nanina Wiegner, Yael Wini-ger, Yuri Wismer, Fabio Zuffi.

Deutsche Übersetzung: Priska Egloff, Marco Bettoli, Rudolf Kienast, SabinaEgloff und Gian Battista Wiegner

Folgende Lehrerinnen und Lehrer haben mitgearbeitet: Pierluigi Ballarini, LuigiCappellini, Sara Cassina, Maurizio Cattaneo, Giorgio Cesarini, Andrea Chastonay,Jürg Etter, Paolo Foletti, Katia Gallinelli, Alberto Gandolla, Lorenza Gini, MarcelGini, Vladimiro Hofmann, Rudolf Kienast, Marco Moresi, Gienry Papiri, FaustoPoretti, Enrico Rezzonico, Elisabetta Ricco, Daniele Rossinelli, Giuseppe Somaz-zi, Eleonora Stella, Luca Torti.

Fotos: Maurizio Cattaneo, Aldo Morosoli und Renato Rossini.

Grafische Gestaltung und Blumenbilder: Aldo Morosoli.

Weitere Kopien dieser Broschüre erhalten Sie bei “Lugano Turismo” in Tesserete,bei den Primarschulen von Capriasca und Ponte Capriasca, sowie bei der “Scuolamedia” (Sekundarschule/Oberstufe) von Tesserete. Das kleine Werk ist auf italie-nisch und auf deutsch erschienen.

Zweite Auflage, März 2007.

Im Jahre 1999 haben wir für diese Publikation den Kulturpreis “Pro Ticino” erhal-ten. 2001 wurde sie auch mit dem Spezialpreis der “Regio Insubria” (grenzüber-schreitende Region nördlich von Mailand und Südtessin) geehrt.

Die Broschüre kostet Fr.1.-. Sie befindet sich auch auf der Website derSekundarschule von Tesserete: www.smetesserete.ch

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Die Broschüre wurde von diesen drei Schulen erstellt

Die folgenden drei Gemeinden haben das Projekt finanziell unterstützt

Origlio Ponte Capriasca Capriasca

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Agenzia di TessereteL'impegno e la fiducia di BancaStato nell'economia della Capriasca

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Agenzia di Tesseretevia Pietro FontanaTel. 091 803 30 00

Orario sportelli:dal lunedì al venerdì08.30 - 12.3013.30 - 17.00

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