Unser Thema 8 Armut - Bielefeld · Bielefeld Unser Thema 8: Armut Armutsbegriffe und empirische Untersuchungen
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BielefeldUnser Thema 8: Armut
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Armutsbegriffe und empirische Untersuchungen
2
Inhalt
Zum Thema 3
1. Definitionen und Beispiele für die 3Messung absoluter Armut
2. Definitionen und Beispiele für die 4Messung relativer Armut
3. Beispiele für Gruppen mit erhöhter Armutsgefährdung 9
Fazit 12
Die Fußnoten befinden sich am Ende des Textes.
von Jakob GuzyStadt Bielefeld, Amt für Demographie und Statistik
Bielefeld, März 2017
3
Zum Thema
Das Thema Armut wird in Medien, Politik und
im Privatleben immer wieder kontrovers disku-
tiert, denn es verdeutlicht unterschiedliche Le-
benschancen auf eine besonders eindrückliche
Art und Weise. Häufig werden Motive von hun-
gernden Kindern, Obdachlosen oder ihre Rente
verbessernde Senioren aufgegriffen und prägen
so die Vorstellungen über dieses Phänomen. Die
Ursachen von Armut werden bei alledem höchst
unterschiedlich gedeutet, zum Teil wird der ge-
sellschaftlich-strukturelle, zum Teil die individuel-
le Verantwortung betont. Einigkeit besteht meist
darüber, dass Armut ein gesellschaftlich relevan-
tes Problem ist, das bekämpft oder gelindert wer-
den sollte.
Was bedeutet Armut genau? Zunächst könnte Ar-
mut als Mangelsituation beschrieben werden, die
durch starke materielle und immaterielle Entbeh-
rungen gekennzeichnet ist – es fehlt an wichtigen
Ressourcen. Hauptsächlich wird Armut dabei vom
Einkommen und der finanziellen Lage abhängig
gemacht, in einem weiteren Sinne betrifft sie
auch Aspekte wie Bildung, Gesundheit, Partizipa-
tionsmöglichkeiten oder Prestige.1
Armut entsteht nicht direkt aus biologischen Vor-
bedingungen. Wer arm wird, ist nicht bereits in
den Genen festgesetzt, sondern wird im Laufe
des Lebens durch eigene und fremde Handlungen
beeinflusst. Hierbei spielt auch der gesellschaftli-
che Kontext eine Rolle: Während beispielsweise
in Entwicklungsländern Menschen hungern und
Mängel in der medizinischen Versorgung be-
stehen, stellen in vielen Industrieländern sozia-
le Sicherungssysteme, z.B. durch eine Form von
Sozialhilfe, das zum Überleben Nötigste bereit.
Trotzdem sind in beiden Regionen bestimmte
Gruppen von Armut betroffen. Auch im Laufe der
Zeit können sich Konventionen ändern und ein
ehemals akzeptabler Lebensstandard kann heute
als arm gelten, was etwa am gestiegenen Bedarf
an Wohnfläche pro Person ablesbar ist.2
Es wird bereits in dieser kurzen Ausführung deut-
lich, dass die Thematik sehr vielschichtig ist und
ein einzelner Ansatz nur schwerlich allen Situa-
tionen und Kontexten gerecht werden kann. Da
der Armutsbegriff aber einen wichtigen Beitrag
zur Beschreibung der sozialen Situation darstellt,
versuchen Wissenschaftler auf unterschiedliche
Weise, Armut zu erklären und statistisch messbar
zu machen.
Die notwendigen Bezugsgrößen, nach denen Ar-
mut in einer Untersuchung bestimmt wird, sind
nicht allgemeingültig festgelegt. Zwar haben sich
im Laufe der Zeit bei Wissenschaftlern, Instituti-
onen und Medien für bestimmte Maße Konven-
tionen etabliert, welche Berechnungsschritte und
Grenzwerte verwendet werden können. Je nach
Datengrundlage, Indikator und den einfließenden
Wertvorstellungen können jedoch unterschied-
liche Schlüsse daraus gezogen werden. Der Po-
litikwissenschaftler Christoph Butterwegge führt
hierzu aus, dass eine vordergründig wertfreie
Armutsmessung auch mit wissenschaftlichen
Methoden nicht machbar sei – spätestens, wenn
es an die Interpretation der Daten geht, können
Werturteile nicht vermieden werden.3
Umso wichtiger ist es also, sich mit den Untersu-
chungen, Kennzahlen und Argumenten vertraut
zu machen. Der vorliegende Text soll hierbei eine
Orientierung bieten, um die unterschiedlichen
Ansätze sachgerecht beurteilen zu können. Dazu
werden im Folgenden gängige Armutskonzepte
beschrieben sowie die Zusammenhänge erläutert,
in denen sie verwendet werden. Zu den Ansätzen
werden jeweils beispielhafte empirische Untersu-
chungen vorgestellt. Zuletzt wird detaillierter auf
Personengruppen eingegangen, die als besonders
von Armut gefährdet gelten.
1. Definitionen und Beispiele für die Messung absoluter Armut
Das Messkonzept der absoluten Armut soll hel-
fen, die extreme Verelendung der Bevölkerung
in bestimmten Ländern der Dritten Welt zu be-
schreiben. Der Begriff ergibt sich daraus, dass zur
statistischen Definition eine feste Grenze an Res-
sourcen bestimmt wird, unter welcher eine Person
als arm gilt. Die Grenze wird so festgelegt, dass
Personen, die sie unterschreiten, Schwierigkeiten
haben, elementare und lebenswichtige Grund-
bedürfnisse zu stillen. Personen, die nach diesem
Verständnis absolut arm sind, haben zum Beispiel
4
keinen gesicherten Zugang zu ausreichend Nah-
rung, Gesundheitsversorgung, Wohnraum oder
Bildung, häufig geht sie mit existenzieller Not
einher. Berichterstattung über Kriege, humanitäre
Krisen und daraus entstehende Fluchtbewegun-
gen, aber auch Erfahrungen von Mangel und Not
der Nachkriegsgenerationen zeigen die Bandbrei-
te der Situationen auf, in welcher dieses Verständ-
nis von Armut relevant ist.
Die Vereinten Nationen haben mit der Agen-
da 2030 das Ziel verabschiedet, absolute Armut
weltweit einzudämmen.4 Für die dort verwen-
dete Definition unterscheidet ein konkret fest-
gelegter Grenzwert auf Basis von Berechnungen
der Weltbank zwischen arm und nicht-arm. Sie
ergeben eine Armutsgrenze von 1,90 US Dollar,
das heißt: Weltweit gelten diejenigen Menschen
als arm, denen weniger als der Gegenwert von
1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung steht. Die
letzte offizielle Schätzung der Weltbank für das
Jahr 2013 besagt, dass 766,6 Millionen Menschen
oder 10,7% der Weltbevölkerung unter absoluter
Armut leiden.5
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Natio-
nen ergänzt diesen einkommens- und konsumba-
sierten Indikator um mehrdimensionale Konzepte,
die auch Armut in anderen Lebensbereichen ab-
decken soll: Der Human Development Index (HDI)
setzt sich aus der Lebenserwartung, dem Bildungs-
grad und dem Pro-Kopf-Einkommen zusammen,
während der Multidimensional Poverty Index (MPI)
aus Gesundheits- und Bildungsindikatoren sowie
grundsätzlichen Aspekten zum Lebensstandard
gebildet wird.6
Diese Konzepte absoluter Armut beziehen sich
heute hauptsächlich auf Schwellen- und Entwick-
lungsländer. Sie werden zumeist im Kontext globa-
ler politischer Prozesse oder der Entwicklungszu-
sammenarbeit diskutiert. Für einen wirtschaftlich
hoch entwickelten Industriestaat wie Deutschland
scheinen sie weniger geeignet, da das grundsätz-
liche körperliche Überleben im Regelfall durch die
sozialen Sicherungssysteme gewährleistet wird.
Aus diesem Grund wird in der hiesigen Armutsde-
batte meist auf das Konzept der relativen Armut
zurückgegriffen.
2. Definitionen und Beispiele für die Messung relativer Armut
Das Konzept der relativen Armut setzt nicht im
Vorfeld einen konkreten Geldbetrag als Mindest-
voraussetzung für einen angemessenen Lebens-
standard fest, sondern definiert eine Schwelle im
Vergleich zum durchschnittlichen Lebensniveau
der Gesellschaft.
Dieser Ansatz umfasst ein Mindestmaß an Bil-
dung, kultureller und sozialer Teilhabe sowie das
Bedürfnis nach Sicherheit und Beschäftigung.
Wenn etwa Medien (Fernsehen, Zeitung) oder
moderne Kommunikationsmittel (Internet, Handy)
der Mehrheit der Bevölkerung ohne große Hürden
zugänglich sind, wird sich eine Person ohne Zu-
griff auf diese Möglichkeiten ausgegrenzt fühlen.
Ohne denselben Informationsstand ist sie bei Ge-
sprächen mit Mitmenschen oder bei den Möglich-
keiten politischer Partizipation benachteiligt.
Liegen derartige Mangelsituationen vor, können
Gefühle wie Scham und Ohnmacht entstehen.
Dies gilt insbesondere für Kinder, wenn (Marken)
Kleidung fehlt, man nie jemanden einladen oder
in den Urlaub fahren kann. Auch negative Folgen
für die Gesundheit können auftreten, wenn nicht
genügend Geld für hochwertige Lebensmittel
oder medizinische Behandlungen vorhanden ist.7
Die Europäische Union verfolgt bereits seit 1984
einen Ansatz relativer Armut, der mehrere inhalt-
liche Dimensionen abdeckt:
„Personen, Familien und Gruppen sind arm, wenn
sie über so geringe (materielle, kulturelle und so-
ziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebenswei-
se ausgeschlossen sind, die in ihrer Gesellschaft
als Minimum annehmbar ist.“8
Da viele dieser Aspekte über finanzielle Mittel be-
einflusst werden können, spielt bei der Messung
der relativen Armut das Einkommen meist eine
zentrale Rolle.
5
Armutsgefährdungsquoten
In der Praxis wurde und wird folglich hauptsäch-
lich der materielle Aspekt von Armut untersucht.
Meist wird dieser über die Armutsgefährdungs-
quote (teils auch Armutsrisikoquote genannt) dar-
gestellt. Dieser Indikator ist „sicherlich der popu-
lärste Indikator zur Messung monetärer Armut“9
und findet sich regelmäßig in der Berichterstat-
tung zur nationalen und internationalen sozialen
Lage wieder.10
Um diese Quote zu bestimmen, wird zunächst das
sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen berech-
net, das Spareffekte gemeinsamer Haushalte von
mehreren Personen berücksichtigt.11 Die Armuts-
gefährdungsquote beschreibt die Personen, deren
Einkommen unter einem bestimmten Prozentsatz
des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens liegt.
Als Grenzwert wurde von der Europäischen Union
ein Prozentsatz von 60% verankert, das mittlere
Einkommen wird dabei im Normalfall über den
Median bestimmt.12 Mit diesen Vorgaben kann
auf Basis einer repräsentativen Einkommenserhe-
bung für eine Bezugsregion sowie ein Bezugsjahr
nun auch eine konkrete Armutsgefährdungs-
schwelle berechnet werden. Liegt das Äquiva-
lenzeinkommen darunter, gilt man als „von Armut
gefährdet“.13 Die entsprechende Gefährdungs-
quote errechnet sich durch den Anteil derjenigen
unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle an
allen Einwohnerinnen und Einwohnern. Da für
diese Definition im gesamten europäischen Raum
Daten vorliegen, können verschiedene deutsche
Städte und Regionen verglichen werden.
In Tabelle 1 sind die Armutsgefährdungsschwel-
len für Nordrhein-Westfalen und Deutschland
sowie die Armutsgefährdungsquoten nach der
beschriebenen Definition für die Stadt Bielefeld,
weitere Großstädte sowie den Vergleichsregionen
Ostwestfalen-Lippe, Nordrhein-Westfalen sowie
Deutschland insgesamt von 2007 bis 2015 auf-
geführt. Für die Stadt Bielefeld ergibt sich auf
Tabelle 1: Armutsgefährdungsschwellen in Euro und -quoten in Prozent nach ausgewählten
Regionen, gemessen am Bundes- bzw. Landesmedian
Ergebnisse des Mikrozensus. Ab 2011 basiert die Hochrechnung auf den fortgeschriebenen Ergebnissen des Zensus 2011.
Quelle: IT.NRW; Statistische Ämter des Bundes und der Länder.
Stadt / RegionBundesmedian
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Schwelle 764 787 801 826 849 870 892 917 942
Bielefeld 17,7 16,9 17,6 19,7 20,1 20,7 21,8 22,8 20,1
Dortmund 20,5 21,3 22,2 23,0 23,5 25,4 25,0 23,5 25,7
Duisburg 22,2 19,2 22,9 21,5 23,2 24,6 24,3 24,8 26,6
Düsseldorf 15,7 13,8 14,1 15,4 18,7 17,2 16,7 17,7 18,3
Essen 12,6 16,3 16,8 17,8 19,4 19,7 20,6 20,8 21,0
Köln 16,9 16,8 17,4 17,3 19,6 20,2 21,5 20,5 19,6
OWL 14,5 14,3 14,6 15,7 15,7 14,5 15,3 16,0 16,3
NRW 14,6 14,7 15,2 15,4 16,4 16,3 17,1 17,5 17,5
Deutschland 14,3 14,4 14,6 14,5 15,0 15,0 15,5 15,4 15,7
Stadt / RegionLandesmedian (NRW)
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Schwelle 763 785 796 815 835 855 873 895 918
Bielefeld 17,6 16,8 17,1 18,8 19,3 19,8 20,5 21,7 18,5
Dortmund 20,3 21,2 21,8 22,1 22,5 24,1 23,1 22,0 24,1
Duisburg 22,0 19,1 22,5 20,6 22,2 23,4 22,8 23,2 25,3
Düsseldorf 15,5 13,8 13,8 14,8 17,8 16,3 15,8 16,4 17,1
Essen 12,6 16,2 16,5 17,1 18,7 18,8 19,1 19,5 19,8
Köln 16,7 16,7 17,1 16,6 18,8 19,2 20,4 19,3 18,5
OWL 14,4 14,2 14,2 15,0 15,0 13,8 14,2 14,8 15,0
NRW 14,5 14,6 14,9 14,7 15,6 15,4 16,0 16,2 16,3
6
Basis des Mikrozensus im Vergleich zu Deutsch-
land insgesamt ein leicht gesteigertes einkom-
mensbezogenes Armutsrisiko. Die Armutsgefähr-
dungsschwellen für einen Einpersonenhaushalt
im Jahr 2015 liegen bei 918 Euro für den Landes-
median NRW bzw. bei 942 Euro für den Bundes-
median, das heißt: Liegen alle Einkommen einer
Person (Lohn, Rente, Transferleistungen) unter
diesem Wert, so gilt sie als armutsgefährdet. Im
Jahr 2010 hatten die Schwellenwerte jeweils noch
über 100 Euro weniger betragen (815 Euro bzw.
826 Euro), das durchschnittliche Nettoäquiva-
lenzeinkommen hat sich also erhöht. Wie sich die
Differenzen zwischen Landes- und Bundesmedian
ergeben, wird nun kurz beschrieben.
Wie erläutert, basiert die Berechnung der Ar-
mutsgefährdungsschwelle auf dem Median der
Vergleichseinkommen. Das kann zu unterschied-
lichen Ergebnissen führen, denn je nach Einkom-
mensverteilung im Vergleichsgebiet können die
berechneten Quoten stark schwanken. Basiert der
gewählte Median auf einem höheren durchschnitt-
lichen Einkommen, so wird durch den prozentu-
alen Bezug auch eine tendenziell höhere Anzahl
armutsgefährdeter Personen berechnet. Umge-
kehrt ist die Armutsgefährdungsquote niedriger,
wenn auch der Vergleichsmedian niedriger ist.
Sichtbar wird dies am Beispiel Bielefelds: Legt man
als Messlatte das durchschnittliche Einkommen
aller nordrheinwestfälischen Einwohnerinnen und
Einwohner an, liegt die Armutsgefährdungsquo-
te bei 18,5 % im Jahr 2015 – fast 61.800 Per-
sonen sind also von Armut gefährdet gewesen.
Die Quote liegt über dem Wert für Deutschland
insgesamt, der sich am Bundesmedian orientiert
(15,7 %). Vergleicht man die Bielefelderinnen
und Bielefelder aber mit allen Bürgern Deutsch-
lands – legt als Messlatte für die Berechnungen
also den Bundesmedian an – steigt die Armuts-
gefährdungsquote auf 20,1 %, was ca. 67.130
Menschen entspricht. Das liegt daran, dass das
mittlere Einkommen in Bielefeld geringer ist als
das mittlere Einkommen im gesamten Bundes-
gebiet. Es könnte der Eindruck entstehen, dass
plötzlich über 5.000 Menschen mehr von Armut
bedroht sind – tatsächlich hat sich die reale Ein-
kommenssituation aber gar nicht verändert, nur
die Definition der Kennzahl.
Für die tatsächliche Armutssituation sind neben
dem Einkommensniveau auch die Lebenshal-
tungskosten in der betrachteten Region von Be-
deutung (man denke z. B. an die Mietpreisunter-
schiede zwischen den Metropolen und dörflichen
Regionen). Dieser Faktor kann neben der Wahl
eines regional spezifischen Vergleichsmaßes auch
durch den Einbezug des Preisniveaus einer Region
kontrolliert werden. Im Ergebnis führt dies dazu,
dass Ballungsräume mit relativ hohen Mietpreisen
von einer höheren Armutsgefährdung betroffen
sind, da gerade bei niedrigen verfügbaren Ein-
kommen ein großer Teil für Mieten ausgegeben
werden muss. Entsprechend errechnet eine aktu-
elle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft
Köln für städtische Regionen in Deutschland eine
deutlich höhere preisbereinigte Gefährdungsquo-
te als für ländliche Regionen (21,4% vs. 13,7%).14
Sollen regionale Rahmenbedingungen bei der
Armutsmessung berücksichtigt werden, kann die
Benutzung des Landesmedian je nach Fragestel-
lung zu aussagekräftigere Ergebnissen führen.
Mit einem Wert von ca. 3 Prozentpunkten über
der zusammengefassten Armutsgefährdungsquo-
te Deutschlands befindet sich Bielefeld hier etwas
unter dem Niveau anderer Großstädte in NRW.
Auch wenn die Bielefelder Zahlen aufgrund der
geringen Stichprobengröße des Mikrozensus
vorsichtig interpretiert werden sollten, lässt sich
insgesamt ein paradoxes Muster in der Armuts-
gefährdungsquote erkennen: In Zeiten ökonomi-
scher Krisen (z. B. 2008) kann das Maß aufgrund
des relativen Bezugs auf das Medianeinkommen
ein sinkendes Armutsrisiko suggerieren, während
eine positive Konjunktur mit steigenden Einkom-
men auch zu einem steigenden Armutsrisiko füh-
ren kann.
Georg Cremer weist in seinem aktuellen Buch
zum Thema Armut darauf hin, dass kleinere
Schwankungen der Armutsgefährdungsquote
wenig aussagekräftig seien. Der Professor für
Volkswirtschaftslehre und langjährige General-
sekretär des Deutschen Caritasverbands spricht
sich darüber hinaus gegen eine Skandalisierung
von Armutsquoten aus, da der Begriff durch die
zu häufige Nennung an Effekt verliere. Er ergänzt,
dass die größten Veränderungen der Armutsge-
fährdungsquote bereits Ende der 1990er Jahre bis
7
ca. 2005 stattgefunden hätten – im Vergleich sei-
en die letzten Jahre relativ stabil. Trotzdem habe
entgegen der Erwartung auch keine Entspannung
der Situation stattgefunden, so dass konkrete,
zielgerichtete Instrumente zur Armutsbekämp-
fung weiterhin notwendig seien.15
Mit dem „Bericht zur Armutsentwicklung in
Deutschland 2017“, der teilweise identische
Gefährdungsquoten auf Basis des Mikrozensus
benutzt, vertritt der paritätische Gesamtverband
eine andere Strategie. Die Autoren interpretieren
die leichte, aber stetige deutschlandweite Stei-
gerung der Armutsgefährdung seit ca. 2006 als
eben das: Eine deutliche Verschlechterung für ei-
nen Teil der Gesellschaft, während Wohlhabende
ihre Situation verbessern konnten. Diese inkon-
sistente Entwicklung stelle eine gewisse Abkopp-
lung der von Armut betroffenen vom gesamtge-
sellschaftlichen Reichtum dar. Wirtschaftliches
Wachstum führe nicht zwangsläufig dazu, dass
alle im gleichen Maße davon profitieren – somit
bestehe weiterhin der Bedarf an umfassenden
politischen Maßnahmen.16
Soziale Sicherungsleistungen
Die Ausführungen sollten verdeutlichen, dass das
relative Armutsmaß auch durch inhaltliche Ein-
stellungen beeinflusst wird. Um andere Perspek-
tiven miteinzubeziehen, sollte nach Möglichkeit
auf weitere Kennzahlen zurückgegriffen werden.
Die amtliche Statistik, etwa der Bundesagentur
für Arbeit, bietet hierbei als Datengrundlage eini-
ge Vorteile: Die Informationen werden zum Teil im
Rahmen der standardmäßig durchgeführten Ver-
waltungsprozesse erfasst und verursachen somit
bei der Erhebung und Aufbereitung in der Regel
vergleichsweise geringe Kosten. In einigen Berei-
chen liegen gut gepflegte und nahezu vollständi-
ge Datensätze vor, etwa wenn Angaben verpflich-
tend sind. Bei der Betrachtung von Armut zeigen
sich allerdings auch bei amtlichen Statistiken
„blinde Flecken“, denn wenn Vorgänge nicht er-
fasst werden, fließen sie in keine Statistik ein. Wer
zum Beispiel aus Scham ihm oder ihr zustehende
Sozialleistungen nicht beantragt, wird auch nicht
statistisch erfasst.
Für die Armutsmessung wird von wissenschaftli-
chen, politischen sowie wirtschaftlichen Akteuren
ebenso wie von Medien und kommunaler Verwal-
tung regelmäßig auf den Datenfundus der Bun-
desagentur für Arbeit zurückgegriffen. Die Maß-
nahmen dieser Institution haben u. a. das Ziel, „in
vertretbarem Umfang eine Teilhabe am sozialen
und kulturellen Leben in der Gemeinschaft“ zu
ermöglichen.17 In den entsprechenden Datensät-
zen werden z. B. bewilligte Sozialleistungen etwa
nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II und XII auch
kleinräumig dargestellt, für Bielefeld bis auf die
Ebene der Statistischen Bezirke. Daraus lassen
sich dann zusammenfassende Kennzahlen (z.B.
Mindestsicherungsquote, Transferleistungsquote)
ableiten.
In gewisser Weise wird durch diese Statistiken die
rein einkommensbasierte Armutsgefährdungs-
quote erweitert: Zwar bestehen viele Sozialleis-
tungen aus finanziellen Transfers und hängen von
der materiellen Situation der Empfängerinnen
und Empfänger ab. Doch soll durch die Leistun-
gen explizit auch eine angemessener kulturel-
le und soziale Teilhabe ermöglicht werden, was
sich etwa in Sprachtrainings, Lehrkursen und Bil-
dungsmöglichkeiten zeigt. Im Folgenden werden
nun Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für die
Stadt Bielefeld dargestellt.
In Abbildung 1 sind die absoluten Empfänger-
zahlen von Grundsicherung für Arbeitssuchende
nach SGB II nach verschiedenen Untergruppen für
die Jahre 2007 bis 2016 aufgeführt. Diese um-
gangssprachlich als Hartz IV bezeichnete Sozial-
leistung soll ermöglichen, „ein Leben zu führen,
das der Würde des Menschen entspricht“18 und
somit Armut verhüten. Betrachtet werden nur
erwerbsfähige Leistungsberechtigte zwischen 15
Jahren und der Regelaltersgrenze bis zur Rente.
Dies sind Personen, die zwar prinzipiell mindes-
tens drei Stunden täglich arbeiten können, jedoch
nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt aus
eigenen Kräften und Mitteln zu sichern.
Die Zahl aller Leistungsberechtigten hängt sicht-
lich mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusam-
men, so dass in Folge der Finanzkrise im Jahr
8
2010 mit 26.877 Personen insgesamt der höchste
Wert zwischen 2007 und 2016 zu verzeichnen ist.
Die Anzahl sank auf etwa 25.000 (Juni 2014) und
stieg bis Mitte 2016 wieder auf 26.214 Personen
an. Anhand der Differenzierung der Nationalität
lässt sich diese Entwicklung auf eine steigende
Anzahl ausländischer Leistungsbezieher zurück-
führen. Denn während deren Zahl von 8.643
Personen im Jahr 2011 auf 10.765 im Jahr 2016
stieg, sank die Zahl der deutschen Leistungsbe-
rechtigten im gleichen Zeitraum von 16.768 auf
15.306 Personen. Differenziert nach Geschlecht
sind ab 2010 keine größeren Unterschiede in
den Trends zu erkennen, wobei die Anzahl der
leistungsberechtigten Frauen grundsätzlich über
der der Männer liegt. Schließlich lassen sich durch
die sogenannten „Aufstocker“ Personen identifi-
zieren, die im Zusammenhang der Diskussionen
über den Niedriglohnsektor als „working poor“
bezeichnet werden: Sie sind zwar erwerbstätig,
haben aber ein so geringes Einkommen, dass sie
trotzdem nach SGB II leistungsberechtigt sind. In
Bielefeld schwankt die Anzahl dieser Personen,
die von „Armut trotz Arbeit“ betroffen sind, zwi-
schen 652 im Jahr 2009 und 451 im Juni 2016.
Die bislang dargestellten Daten bildeten haupt-
sächlich die finanziellen Aspekte von Armut ab.
Wie in dem einleitenden Abschnitt bereits aus-
geführt, ergibt sich Armut jedoch nicht alleine
aus der Einkommenssituation. Merkmale wie Bil-
dungsstand, Gesundheit und Erwerbsstatus einer
Person oder ihrer Eltern können mit berücksichtigt
werden, da sie bereits bei Kindern und Jugendli-
chen Risikofaktoren sind. Um diese Facetten ab-
bilden zu können, haben Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler multidimensionale (mehrere
Aspekte umfassende) Armutsmaße entwickelt
und untersucht. Auch wenn Einigkeit darüber
bestand, dass Armut vielschichtig ist, führten un-
terschiedliche Definitionen und Messmethoden
dazu, dass sich kein einzelner Ansatz auf Dauer
als Standard durchgesetzt hat.19 Die Annahmen
entsprechender Untersuchungen müssen also je-
weils im Detail geprüft werden. Um einen Über-
blick über diese Herangehensweise zu geben,
werden nun einige multidimensionale Ansätze
vorgestellt.
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit nach Revision 2016; eigene Darstellung.
Abbildung 1: Erwerbsfähige Leistungsberechtigte mit Grundsicherung für Arbeitssuchende
nach SGB II in Bielefeld jeweils im Juni des Jahres
9
Weitere Armutskonzepte
Ein älteres Konzept, das aus Theorien von Ger-
hard Weisser aus den 1950er Jahren hervorging,
ist der Lebenslagenansatz. Dieser geht über die
reine Einkommensbetrachtung hinaus und ana-
lysiert verschiedene Lebensbereiche, die für eine
soziokulturell angemessene Lebensführung als re-
levant angesehen werden. Dafür werden jeweils
Messverfahren und Schwellenwerte festgesetzt
und empirisch überprüft. Zentrale Lebensbereiche
stellen bei diesem Ansatz Einkommen (gemessen
über das Nettoäquivalenzeinkommen), Arbeit
(gemessen über Erwerbsstatus und Arbeitsplatz-
sicherheit), Bildung (gemessen über Bildungs-
abschluss oder Berufsausbildung) und Wohnen
(gemessen über Wohnraumversorgung pro Haus-
haltsmitglied) dar. Für jeden Aspekt wird jeweils
eine Untergrenze festgelegt, nach der sich der
Anteil der als arm geltenden Personen richtet. Der
Lebenslagenansatz bildete theoretische Grundla-
gen für den 2. Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung, konnte sich aber in der Folge
nicht flächendeckend als Instrument der Armuts-
messung durchsetzen.20
Ebenfalls für diesen Bericht der Bundesregierung
wurde auch das Konzept der Verwirklichungs-
chancen des Nobelpreisträgers Amartya Sen ge-
nutzt. Zentral für diesen Ansatz ist die Befähigung,
bestimmte Lebensbedingungen zu erreichen, die
einem erfolgreichen Leben entsprechen. Materi-
elle oder immaterielle Ressourcen dienen hierbei
in erster Linie unterstützend in der Realisierung
der Verwirklichungschancen.21 Sen entwickelte
zu diesem Ansatz und angrenzenden Themen
(Freiheiten, Gerechtigkeit) eine ganze Reihe um-
fassender Theorien. Aber auch nach diesem Ver-
ständnis muss noch jeweils konkretisiert werden,
welcher Aspekt von Armut wie gemessen wird.
Es fehlen spezifische und allgemeinverbindliche
Vorgaben, mit welchen Daten, Fragen und Sta-
tistiken die Theorien praktisch umgesetzt werden
können.22
Einen Mittelweg hat die Europäische Union für
die wissenschaftliche Begleitung der Strategie
Europa 2020 gewählt, deren Kernziel u. a. die
Verminderung von Armut und sozialer Ausgren-
zung ist. Neben der Armutsgefährdungsquote
fließen sowohl die Anzahl der erwerbstätigen
Haushaltsmitglieder als auch eine Umsetzung des
sogenannten Deprivationsansatzes mit ein. Die-
ser misst über neun Kriterien das Maß materieller
Entbehrung, die z. B. das Fehlen eines Telefons
oder Autos sowie Probleme bei der Finanzierung
von Miete oder Heizkosten abfragen.23
Alle skizzierten multidimensionalen Armutstheo-
rien setzen an verschiedenen Stellen bestimmte
Annahmen voraus. Da diese stark von normativen
oder politischen Einstellungen geprägt sind, gibt
es unter den Experteninnen und Experten für kei-
nen der Ansätze einhellige Zustimmung. Die Mes-
sung der einzelnen Aspekte stellt weiterhin hohe
konzeptionelle Anforderungen an die Akteure; es
geht um Fragen wie: Hat die vermeintlich objek-
tive Sicht des Forschers oder die subjektive Pers-
pektive einer Betroffenen mehr Gewicht? Je mehr
Aspekte in die Armutsmessung eingehen, desto
höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige Fa-
cetten für bestimmte Personen nicht zutreffen
oder nur schwer messbar sind. Außerdem verur-
sachen Erhebung und Analyse dieser komplexen
Armutsmessungen mehr Aufwand und Kosten.
Aus diesen Gründen sind große Untersuchungen,
die diese Aspekte umfassend mit berücksichtigen,
eher selten.
3. Beispiele für Gruppen mit erhöhter Armutsgefährdung
Bislang wurden verschiedene theoretische und
statistische Aspekte der Armutsmessung beschrie-
ben, die einen eher generellen Blick auf die Situa-
tion ermöglichen. Im Folgenden soll die Situation
bestimmter Bevölkerungsgruppen, die aufgrund
ihrer spezifischen Lebensumstände als besonders
gefährdet gelten, genauer beschrieben werden.
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche, die in Armut leben, sind
auf besondere Weise benachteiligt: Defizite in
den frühen Lebensphasen können zu ungenutz-
ten Potentialen oder Entwicklungsverzögerungen
führen, die Folgen für ihr gesamtes Leben nach
sich ziehen. Da Kinder und Jugendliche ihre Situ-
ation noch nicht selbstständig gestalten können,
obliegt Eltern und, wenn es hier Probleme gibt,
10
auch den Behörden eine besondere Verantwor-
tung. Insofern ist es besorgniserregend, wenn
wissenschaftliche Untersuchungen ein hohes und
weiterhin ansteigendes Niveau von Kinderarmut
feststellen.24
In den Untersuchungen werden die Zahlen zur
Armut von Kindern auf indirekte Weise ermit-
telt, da Kinder kein eigenes Einkommen haben.
Das folgende Beispiel bezieht sich zunächst auf
die Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Min-
derjährige werden hier innerhalb von Bedarfs-
gemeinschaften (z. B. ihrer Familie) erfasst, die
Leistungen des SGB II erhalten (z. B. Sozialgeld).
Kinderarmut kann nun gemessen werden, indem
man den Anteil der Kinder mit Leistungen nach
SGB II an allen Kindern der Region errechnet. Im
Ergebnis waren in Deutschland im Jahre 2015
14 % der Kinder unter 15 Jahren nach dieser
Definition von Kinderarmut betroffen. Besonders
hoch lagen die Quoten in Bremen und Berlin mit
je 31,5 %.25 Bielefeld wies nach den revidierten
Daten der Bundesagentur für Arbeit im Juni 2016
einen Wert von 22,2 % oder ca. 10.250 Kindern
unter 15 auf, die betroffen waren.
Auch Armutsgefährdungsquoten nach der bereits
erläuterten Definition lassen sich weiter differen-
zieren, so dass für verschiedene Altersgruppen ein
genaueres Bild gezeichnet werden kann.26 Abbil-
dung 2 zeigt für das Jahr 2015, dass Kinder unter
18 Jahren in Deutschland mit 19,7 % ein erhöh-
tes Armutsrisiko im Vergleich zum Durchschnitt
(15,7 %) aufwiesen. Mit 25,5 % lag das Risiko
für Personen zwischen 18 und 25 Jahren sogar
noch höher. Für bestimmte Personengruppen ist
Armut im jungen Erwachsenenalter jedoch zeit-
lich begrenzt, denn die Ausbildungsphase kann
– im Tausch für bessere Berufschancen – bewusst
als einkommensschwache Zeit in Kauf genom-
men werden. Insbesondere Studierende fallen in
diese Kategorie; selbst dann, wenn sie etwa dank
einkommensstarker Elternhäuser finanzielle Rück-
lagen besitzen. Die Werte sind somit vorsichtig
zu interpretieren, da diese spezielle Gruppe im
Sinne ihrer Bildungsmöglichkeiten teilweise nicht
armutsgefährdet ist.
Der Unterschied zwischen der Messung über SGB
II-Leistungen und der Messung über Armutsge-
fährdungsquoten erklärt sich durch den relativen
Abbildung 2: Armutsgefährdungsquoten in Deutschland in Prozent nach Altersgruppen
Ergebnisse des Mikrozensus. Ab 2011 basiert die Hochrechnung auf den fortgeschriebenen Ergebnissen des Zensus 2011.
Quelle: IT.NRW; Statistische Ämter des Bundes und der Länder; eigene Darstellung.
11
Bezug letzterer: Wenn sich z. B. die Arbeitsmarkt-
situation verbessert, beziehen weniger Menschen
Leistungen wie Arbeitslosengeld II und die entspre-
chende Quote sinkt. Weil durch mehr Menschen
in Arbeit aber auch das Äquivalenzeinkommen
steigt, kann sich diese Erhöhung sogar negativ auf
die Armutsgefährdungsquote auswirken.
Alleinerziehende
Kennzahlen zur Kinderarmut weisen hauptsäch-
lich auf die finanzielle Situation der Eltern hin, die
möglicherweise Probleme haben, ihren Lebensun-
terhalt zu bestreiten. Dies gilt auch für Alleinerzie-
hende, die generell unter hoher Belastung stehen:
Neben alltäglichen Aufgaben des Haushalts und
der Lebensführung, der Fürsorge und Erziehung
des Kindes (oder der Kinder) besteht gleichzeitig
die Notwendigkeit, ein ausreichendes Einkommen
zu erwirtschaften. In diesen Konstellationen ist
vor allem in den frühen Lebensjahren des Kindes
in der Regel höchstens eine Teilzeitbeschäftigung
möglich.27 Wenn keine Unterstützung in Form von
flexiblen Betreuungsangeboten oder anderen so-
zialen Netzwerke vorhanden ist, führt dies häufig
zu finanziellen Engpässen. So waren im Dezember
2015 im gesamten Bundesgebiet 38,1 % (NRW:
45,7 %) der Alleinerziehenden auf Leistungen aus
dem SGB II angewiesen; in Bielefeld war im Juni
2016 sogar mehr als jede zweite alleinerziehende
Person betroffen (54,6 %).28
Die Veränderung der Lebens- und Familienformen
in der Gesellschaft führten auch dazu, dass die
absolute Zahl der Alleinerziehenden zunimmt:
Während es im Jahr 1993 in Deutschland 1,3
Millionen Alleinerziehende gab, waren es 2015
bereits 1,64 Millionen.29 In Bielefeld ist der Anteil
Alleinerziehender an allen Haushalten seit 2013
stabil, doch Ende 2016 stellten Alleinerziehen-
de mehr als jeden fünften Haushalt mit Kindern
(22,43 %). Experten gehen davon aus, diese Fa-
milienformen auch in Zukunft besondere Unter-
stützung erhalten müssen.30
Ältere Menschen
Von der demographischen Entwicklung betroffen
sind auch die älteren Bevölkerungsgruppen. So
wird in Bielefeld von 2015 bis 2045 die Anzahl
der 65- bis 79-Jährigen voraussichtlich um über
15 % zunehmen, die Anzahl der über 80-Jährigen
sogar um gut 60 % – im Gegensatz zu allen ande-
ren Altersgruppen, die voraussichtlich schrump-
fen werden.31 Altersarmut wird somit aufgrund
der absoluten Zahlen ein immer wichtigeres The-
ma werden.
Bezüglich Altersarmut gelten spezifische Rah-
menbedingungen, denn ein Großteil der Älteren
ist von gesetzlichen Rentenleistungen abhängig.
Vor dem Hintergrund, dass sich das Verhältnis
von Beitragszahlern und -empfängern im Lau-
fe des demographischen Wandels verschieben
wird, ergeben sich zahlreiche Herausforderungen
für das generationengestützte Rentensystem in
Deutschland.32 Diese Situation sorgt dafür, dass
Arbeit auch für Menschen im hohen Lebensalter
immer wichtiger wird: So hat der Anteil der 55-
bis 64-Jährigen, der einer Erwerbstätigkeit nach-
geht, seit 2005 stark zugenommen und 55- bis
60-Jährige weisen heute eine höhere Beschäfti-
gungsquote als der Durchschnitt aller Altersgrup-
pen auf. Verlieren Ältere dann aber ihre Anstel-
lung, finden sie oft keine neue Stelle und bleiben
arbeitssuchend.33
Weitere Bausteine zur finanziellen Absicherung
im Alter, wie die private Altersvorsorge oder der
Erwerb von Wohneigentum, sind stark von der
finanziellen Lage im mittleren Lebensabschnitt
abhängig. Wer dann eine gut bezahlte Beschäfti-
gung hat, hat nicht nur höhere Rentenansprüche,
sondern schafft es auch eher, private Vorsorge zu
treffen. Für Menschen mit unstetigen Erwerbsver-
läufen, die bereits von Armut betroffen waren,
fehlen diese Möglichkeiten. Das führt einerseits
dazu, dass mehr Personen auf einen Zuverdienst
durch Arbeit im Rentenalter angewiesen sind,
12
andererseits müssen häufiger staatliche Hilfen
wie die Grundsicherung im Alter in Anspruch ge-
nommen werden.34 Ein weiteres Problem ist die
fehlende Perspektive älterer Betroffener: Armut-
sepisoden im mittleren Lebensalter lassen sich
vielleicht noch durch Qualifizierungsmaßnahmen
und einen Übergang in Arbeit überwinden, ein
Lebensabend in Armut wird jedoch zu einer dau-
erhaften Belastung.
Altersarmut ist auch ein häufiges Thema in den
Medien geworden.35 Vor allem die Entwicklung
im zeitlichen Verlauf zeigt die Probleme auf: Von
2005 bis 2015 ist in Deutschland ein konstanter
Anstieg der Armutsgefährdungsquoten in den Al-
tersgruppen 50 bis unter 64 (11,4 % auf 13,1 %)
sowie 65 und älter (11 % auf 14,6 %) zu ver-
zeichnen (siehe Abbildung 2). Auch Analysen des
Sozioökonomischen Panels, einer der wichtigsten
repräsentativen Wiederholungsbefragungen in
Deutschland, weisen z. B. für 65- bis 75-Jährige in
den neuen Bundesländern ein stark gestiegenes
Armutsrisiko aus.36
Doch nicht nur auf finanzieller Ebene sind Men-
schen, die im Alter in Armut leben, benachteiligt.
Sie haben zudem eine kürzere Lebenserwartung
als wohlhabende Personen.37 Schlussendlich ent-
stehen für ältere Menschen auch lebensprakti-
sche Probleme, die sich nur indirekt in den sta-
tistischen Kennzahlen wiederfinden lassen: Wenn
der Gang zum Sozialamt aufgrund körperlicher
Probleme nur beschwerlich angetreten werden
kann, wird auch auf etwaige Hilfsleistungen nicht
zugegriffen.
Fazit
Bereits zu Beginn wurde beschrieben, dass der
Umgang mit dem Thema Armut immer auch mit
Werturteilen verbunden ist. Die Einbeziehung
oder das Weglassen von Aspekten des Armuts-
begriffs, die bewusste Auswahl oder Nichtbeach-
tung bestimmter Kennzahlen sowie die konkre-
ten Berechnungsschritte sind notwendigerweise
immer auch Ausdruck der Einstellung und Inten-
tion derjenigen, die sich mit der Armutsthematik
befassen. Zahlreiche Untersuchungen belegen,
dass Armut negative Folgen für die Menschen
hat; soziale Ausgrenzung, schlechtere Gesundheit
und weniger Bildung sind nur einige davon. Häu-
fig unterliegen betroffene Gruppen einer mehr-
fachen Belastung, da verschiedene Risikofaktoren
zusammenfallen: Eine arbeitssuchende 60-Jährige
kann zusätzlich gering qualifiziert sein, was ihre
Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiter verringert;
ein alleinerziehender Vater kann zusätzlich Aus-
länder sein und mit Sprachbarrieren zu kämpfen
haben. Dies wird besonders problematisch, wenn
sich Armut über den individuellen Lebensverlauf
oder sogar über Generationen hinweg verfestigt.38
Politische Entscheidungen wie die Einführung des
Mindestlohns, Reformen des Rentensystems39
oder das Unterhaltsrecht für Alleinerziehende40
verdeutlichen, dass dringender Handlungsbedarf
bestand. Um derartige Maßnahmen effektiv pla-
nen, umzusetzen oder evaluieren zu können, müs-
sen ein gemeinsames Verständnis der Problemla-
gen und der Kriterien für die statistische Messung
von Armut vorliegen. Wichtig für die Praxis sind
verlässliche Kennzahlen und eine gute Datenla-
ge. Auf diese Weise sind sogar zeitliche und in-
ternationale Vergleiche möglich. Auf der anderen
Seite ist die Armutsthematik äußerst komplex, so
dass ihr eine Reduktion auf einzelne Kennzahlen
und einfache Kausalzusammenhänge von Ursa-
che und Wirkung kaum gerecht werden kann.
Diese Herausforderung kann an der Situation
von Kindern und Jugendlichen in Bielefeld ver-
deutlicht werden: Die aufgeführten Armutsge-
fährdungsquoten basieren auf dem Mikrozensus,
der mit gut 830.000 Befragten deutschlandweit
eine äußerst große Erhebung ist. Doch selbst die-
se Stichprobe ist nicht groß genug, als dass sich
spezifische Altersgruppen im Stadtgebiet auswer-
ten lassen könnten. Auf Grundlage der Daten der
Bundesagentur für Arbeit wiederum erhalten wir
eine genaue Anzahl von betroffenen Kindern in
Bielefeld, aber die dahinterliegende Armutsdefini-
tion kann problematisch werden, weil sie von den
politischen Rahmenbedingungen abhängig ist.
Eine eingehende inhaltliche Auseinandersetzung
ist also ebenso wichtig wie die Einbeziehung ver-
schiedener Indikatoren, um die soziale Lage ange-
messen abbilden und daraus die richtigen Schlüs-
se ziehen zu können.
13
Fasst man alle Untersuchungen und Ansätze zu-
sammen, so lässt sich daraus folgern, dass es auch
in Bielefeld im Laufe der zukünftigen demogra-
phischen Veränderungen für bestimmte Bevölke-
rungsgruppen zu einer Verschärfung der sozialen
Lage kommen kann: Nicht nur Alleinerziehende
sowie Kinder und Jugendliche sollten besonders
im Blick behalten werden, sondern auch die äl-
teren Einwohnerinnen und Einwohner. Ihr höhe-
rer Anteil an der Bevölkerung wird in Verbindung
mit dem steigenden Renteneintrittsalter zu mehr
Konkurrenz unter Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmern ab 55 Jahren führen. Unter diesen
Umständen gewinnen Konzepte wie lebenslanges
Lernen und aktives Altern stark an Bedeutung.
In jedem Fall wird es auch weiterhin kontroverse
Diskussionen um das Thema Armut geben. Der
Sozialwissenschaftler und Armutsforscher Chris-
toph Butterwegge stellt dazu fest, dass Armut ein
Diskursthema ist: Der Armutsbegriff müsse immer
wieder neu austariert und ausgehandelt werden,
da auch unsere Gesellschaft kontinuierlichen Ver-
änderungen unterworfen sei.41 Folglich wird sich
auch die Armutsmessung jeweils an die zukünf-
tigen gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen
müssen.
14
Fußnoten
1) Huinink, Johannes/Schröder, Torsten (2014):
Sozialstruktur Deutschlands. Konstanz und
München: UVK Verlagsgesellschaft, S. 140.
2) Siehe Statistisches Bundesamt (2016):
Statistisches Jahrbuch 2016, S. 569. Online
unter (19.02.2017): https://www.destatis.
de/DE/Publikationen/StatistischesJahr-
buch/StatistischesJahrbuch2016.pdf?__
blob=publicationFile
3) Vgl. Butterwegge, Christoph (2009): Armut
in einem reichen Land. Wie das Problem ver-
harmlost und verdrängt wird. Frankfurt/New
York: Campus, S. 10.
4) Informationen online unter (19.02.2017):
http://www.bmz.de/de/ministerium/zie-
le/2030_agenda/17_ziele/index.html
5) Der Grenzwert wird berechnet, indem das
finanzielle Existenzminimum von 15 der
ärmsten Länder der Welt herangezogen wird,
also jene Summe, die den Grundbedarf an
Nahrung, Kleidung und Behausung deckt.
Diese Werte werden dann jeweils in eine
vergleichbare Währung umgerechnet und ge-
mittelt. Vgl. World Bank (2016): Poverty and
Shared Prosperity 2016: Taking on Inequality.
Washington: World Bank Group, S. 35f.
6) Vgl. online unter (19.02.2017) http://hdr.
undp.org/en/content/multidimensional-
poverty-index-mpi und http://hdr.undp.
org/en/content/human-development-
index-hdi. Beide Kennzahlen sind nicht ohne
Kritik, da sie Inhalte stark komprimieren und
es in den Zielländern häufig zu Problemen
bezüglich Datenerhebung kommt.
7) Geißler, Rainer (2014): Die Sozialstruktur
Deutschlands. Wiesbaden: Springer, S.
249ff.; Chassé, K. A. (2010): Kinderarmut in
Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschich-
te 51-52/2010, S. 16-23.
8) Zitiert nach: Bundesministerium für Arbeit
und Sozialordnung (2001): Lebenslagen in
Deutschland. Der erste Armuts- und Reich-
tumsbericht der Bundesregierung. Bonn.
9) Munz-Koenig, Eva (2013): Armutsgefähr-
dungsquote und Mindestsicherungsquote:
Zwei Indikatoren zur Messung monetärer
Armut. In: Sozialer Fortschritt 5/2013, S. 124.
10) Beispielhaft: „Jeder Fünfte in Deutschland von
Armut bedroht“, DIE ZEIT vom 03.11.2016.
Online am 19.02.2017: http://www.zeit.de/
wirtschaft/2016-11/armut-deutschland-
statistisches-bundesamt
11) Für die Bestimmung dieses Hilfswerts muss
zunächst auf Basis einer Erhebung ermittelt
werden, wie hoch das Nettoeinkommen
innerhalb eines jeden Haushalts ist. Für
Deutschland respektive Europa werden von
amtlicher Seite bevorzugt der Mikrozensus
des Statistischen Bundesamtes bzw. die
europaweite Befragung „Leben in Europa“
(EU-SILC) verwendet. Das Einsparpotential
wird über Bedarfsgewichte berechnet, welche
allen Personen im Haushalt anhand der
modifizierten OECD-Skala zugeteilt werden:
Der ersten erwachsenen Person im Haushalt
wird der Faktor 1, jeder weiteren Person mit
14 oder mehr Jahren der Faktor 0,5 und
Kindern unter 14 der Faktor 0,3 zugewiesen.
Das Nettoeinkommen des Haushaltes wird
durch die summierten Bedarfsgewichte geteilt
und ergibt das Nettoäquivalenzeinkommen,
das jeweils für alle Mitglieder des Haushaltes
gilt. Beispielhaft lässt sich das Vorgehen an
einer Familie mit zwei 40-jährigen Erwachse-
nen und zwei Kindern im Alter von 15 und 5
Jahren und einem gemeinsamen Einkommen
von 2400 Euro€nachvollziehen: Dem Haus-
halt wird zunächst nach der OECD-Skala ein
Bedarfsgewicht von 2,3 (1+ 0,5 + 0,5 + 0,3)
zugewiesen, dann wird das erwirtschaftete
Einkommen durch diesen Wert geteilt. Allen
Haushaltsmitgliedern wird also ein Äquiva-
lenzeinkommen von ca. 2400/2,3 = 1.043€
zugeordnet.
12) Wenn man alle Einkommenswerte der Größe
nach sortiert, ist der Median derjenige Wert,
der diese Reihe genau in der Mitte teilt, so
dass die eine Hälfte aus kleineren, die andere
Hälfte aus größeren Werten besteht. Alter-
nativ ließe sich der bekanntere arithmetische
Mittelwert verwenden. Das wird allerdings
eher selten getan, da die Quoten in der Folge
anfälliger auf besonders extreme Werte
reagieren würden. In der Praxis hieße das:
Reiche mit extrem hohen Einkommen würden
die Armutsgefährdungsquote stark nach oben
verzerren.
15
13) Gefährdung bedeutet, dass Personen einem
gesteigerten Armutsrisiko unterliegen, jedoch
nicht automatisch tatsächlich arm sind –
dieser Umstand wird manchmal verkürzt
dargestellt.
14) Weitere Informationen online unter
(19.02.2017) https://www.iwd.de/artikel/
staedte-machen-arm-316265/
15) Cremer, Georg (2016): Armut in Deutschland.
Wer ist arm? Was läuft schief? Wie können
wir handeln? München: C. H. Beck, S. 33.
16) Der Bericht basiert ebenfalls auf Zahlen des
Mikrozensus, vgl.: Der Paritätische Gesamt-
verband (Hrsg.) (2017): Menschenwürde ist
Menschenrecht. Bericht zur Armutsentwick-
lung in Deutschland 2017. Berlin. Online
unter (10.03.2017) http://www.der-pari-
taetische.de/armutsbericht/download-
armutsbericht/
17) Siehe SGB II § 20. Was „in vertretbarem Um-
fang“ bedeutet, unterliegt einem gewissen
politischen Diskurs.
18) Siehe SGB II §1.
19) Siehe dazu zum Beispiel Hauser, Richard.
(2008): Das Maß der Armut: Armutsgrenzen
im sozialstaatlichen Kontext. Der sozialstatis-
tische Diskurs. In Huster, Ernst-Ulrich/Boeckh,
Jürgen/Mogge-Grotjahn, Hildegard (Hrsg.):
Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung.
Wiesbaden: VS Verlag, S. 94-117.
20) Alle Armuts- und Reichtumsberichte sind
online abzurufen unter (19.02.2017)
http://www.armuts-und-reichtumsbericht.
de/DE/Bericht/Archiv/archiv.html
21) Siehe bspw. Sen, Amartya (2000): Ökonomie
für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit
und Solidarität in der Marktwirtschaft. Mün-
chen: Deutscher Taschenbuch Verlag.
22) Derartiges haben Amartya Sen und weitere
in den 1980er Jahren bezogen auf absolute
Armut erarbeitet, diese Arbeiten führten zur
Entwicklung des weiter oben angesproche-
nen Human Development Index.
23) Weitere Informationen online auf der
Seite des Statistischen Bundesamtes unter
(19.02.2017) https://www.destatis.de/
DE/PresseService/Presse/Pressemitteilun-
gen/2016/11/PD16_391_634.html
24) Siehe z. B. die Ergebnisse einer Untersuchung
der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahre
2016 (online am 19.02.2017 unter https://
www.bertelsmann-stiftung.de/de/presse/
pressemitteilungen/pressemitteilung/pid/
steigende-kinderarmut-beeintraechtigt-
chancen-fuers-ganze-leben/ und „Jedes
vierte Kind lebt in Armut“, Neue Westfälische
vom 21.11.2016.
25) Die Angaben basieren aus einer Auswer-
tung der Statistik der Bundesagentur für
Arbeit aus dem Jahr 2016, vgl. online unter
(19.02.2017) https://www.tagesschau.de/
inland/hartz-iv-kinder-101.html
26) Ein spezifischer Schwellenwert für Kinder
kann hier jedoch nicht ausgewiesen werden,
da der gesamte Haushalt für das Äquiva-
lenzeinkommen betrachtet wird.
27) Vgl. Lenze, Anne/Funcke, Antje (2016): Allein-
erziehende unter Druck. Rechtliche Rahmen-
bedingungen, finanzielle Lage und Reformbe-
darf. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, S. 17.
28) Quellen: Statistik der Bundesagentur für
Arbeit (2016): Analyse des Arbeitsmarktes
für Alleinerziehende in Deutschland bzw.
Nordrhein-Westfalen 2015 sowie eigene
Analyse, Daten nach Revision 2016.
29) Weiterhin ist mit knapp 89% der allergrößte
Teil davon weiblich. Die Daten basieren auf
dem Mikrozensus und werden vom Statisti-
schen Bundesamt bereitgestellt, vgl. online
(19.02.2017) unter https://www.destatis.
de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/
Bevoelkerung/HaushalteFamilien/Tabel-
len/2_8_LR_Familien.html
30) Vgl. Asmus, Antje/Pabst, Franziska (2017):
Armut Alleinerziehender. In: Der Paritätische
Gesamtverband (Hrsg.): Menschenwürde ist
Menschenrecht. Bericht zur Armutsentwick-
lung in Deutschland 2017. Berlin, S. 22-29.
31) Vgl. Tatje, Susanne: Demographiebericht
2016 „Blick zurück nach vorn“; Hrsg. Stadt
Bielefeld, Bielefeld 2016. Online unter
(19.02.2017): https://www.bielefeld.de/ftp/
dokumente/Demo-Heft11.pdf; dynami-
sche Anwendung online unter (19.02.2017):
https://www.bielefeld.de/data/demogra-
phiebericht2016/
16
32) Börsch-Supan, Axel (2011): Ökonomische
Auswirkungen des demografischen Wandels.
In: Aus Politik und Zeitgeschichte 10-11/2011,
S. 19-25.
33) Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Statistik/Ar-
beitsmarktberichterstattung (2016): Blick-
punkt Arbeitsmarkt: Situation von Älteren.
Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit.
34) Vgl. Rhein, Thomas (2016): Arbeiten im
Rentenalter: Erwerbstätigkeit 65plus in
Europa. Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung sowie Stadt Bielefeld
(2016): Lebenslagen und Soziale Leistungen
2014/2015, S. 56.
35) Siehe z. B. „Herbsterwachen“, Der Spiegel
Nr. 13 vom 21.03.2015 oder „Senioren an
der Armutsgrenze“, Westfalen-Blatt vom
13.10.2015.
36) Vgl. Grabka, Markus M./Goebel, Jan (2017):
Realeinkommen sind von 1991 bis 2014 im
Durchschnitt gestiegen – erste Anzeichen für
wieder zunehmende Einkommensungleich-
heit. In: DIW Wochenbericht 04/2017, S.
71-82.
37) Vgl. Butterwegge, Christoph (2009): Armut,
S. 93.
38) Hurrelmann, Klaus/Razum, Oliver (Hrsg.)
(2016): Handbuch Gesundheitswissenschaf-
ten. Weinheim: Beltz, S. 493ff.; Ministerium
für Arbeit, Integration und Soziales des
Landes NRW (2016): Sozialbericht NRW 2016.
Armuts- und Reichtumsbericht, S. 223ff.
Online unter (19.02.2017): http://www.
sozialberichte.nrw.de/sozialberichterstat-
tung_nrw/aktuelle_berichte/SB2016.pdf
39) Wie etwa das vorgelegte Gesamtkonzept zur
Alterssicherung des Bundesministeriums für
Arbeit und Soziales vom November 2016,
das zwar das Rentenniveau festschreiben soll,
aber weitere Schwerpunkte auf private Vor-
sorge setzt – diese ist für von Armut betroffe-
ne Menschen häufig schwer umzusetzen.
40) Wie etwa die Ausweitung des Unterhalts-
vorschusses zum 1. Juli 2017. Informationen
online unter (19.02.2017): https://www.
bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldun-
gen/ausweitung-des-unterhaltsvorschus-
ses-/113572
41) Vgl. Butterwegge, Christoph (2009): Armut,
S. 17.
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