Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit.ch · Flugschrift Nr. 129 | 2011 . Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten Ausgabe 2011 Autoren Gabriella Silvestri, Simon Egger
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Flugschrift Nr. 129 | 2011
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten Ausgabe 2011 Autoren Gabriella Silvestri, Simon Egger Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW CAVO-Stiftung, Fachstellen Obst der Kantone BE, LU SG, TG und ZH, Jardin Suisse, Schweizer Obstverband SOV Projektgruppe SOFEM (KTI-Projekt „Sortenwahl für eine nachhaltige Feuerbrandstrategie im Schweizer Mostapfelanbau“)
Impressum
2 Flugschrift Nr. 129 | 2011
Impressum Herausgeberin Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil, Schweiz Telefon 044 783 61 11, Fax 044 780 63 41 info@acw.admin.ch www.agroscope.ch
Text & Grafik Gabriella Silvestri, ACW Titelbild Robert Brunner, Brunner AG Copyright ©2011, Forschungsanstalt Agroscope Changins-
Wädenswil ACW. Nachdruck mit Quellenangabe erwünscht.
Inhaltsverzeichnis
Flugschrift Nr. 129 | 2011 3
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .................................................................................................... 4 1.1. Wichtige Hinweise ..................................................................................... 4 1.2. Anforderungen an das Pflanzgut ............................................................... 4
Die Anerkennung / Zertifizierung für Obstgehölze .............................. 5 1.3. Weiterführende Informationen ................................................................... 5
1.3.1. Mostobstanbau ......................................................................... 5 1.3.2. Feuerbrand ............................................................................... 5 1.3.3. KTI Projekt SOFEM: Prüfung feuerbrandrobuster Mostapfelsorten .................................................................................. 5
2. Sortenbewertung ........................................................................................ 6 2.1. Saftqualität und technologische Eigenschaften ......................................... 6
2.1.1. Rohstoffqualität ........................................................................ 6 2.1.2. Saftqualität ............................................................................... 6
2.2. Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlinge ................................. 7 2.2.1. Feuerbrand-Management......................................................... 7 Fachgerechte Baumerziehung ........................................................... 7
2.3. Agronomische Eigenschaften .................................................................... 8 2.3.1. Wuchsstärke ............................................................................ 8 2.3.2. Ertrag ....................................................................................... 8 Ernte .................................................................................................. 8 2.3.3. Befruchtung .............................................................................. 8
3. Sortenblätter ............................................................................................. 10 3.1. Wichtige Hinweise ................................................................................... 10 3.2. Nicht zu empfehlende Sorten .................................................................. 10 3.3. Erläuterungen zum Gebrauch der Sortenblätter ...................................... 10
3.3.1. Safteigenschaften .................................................................. 10 3.3.2. Anfälligkeit .............................................................................. 11 3.3.3. Baum und Produktion ............................................................. 11
Dank .............................................................................................................. 12
Bohnapfel ...................................................................................................... 13
Boskoop ........................................................................................................ 14
Empire ........................................................................................................... 15
Enterprise ..................................................................................................... 16
Florina ........................................................................................................... 17
Grauer Hordapfel .......................................................................................... 18
Heimenhofer ................................................................................................. 19
Ingol............................................................................................................... 20
Liberty ........................................................................................................... 21
Reanda .......................................................................................................... 22
Reglindis ....................................................................................................... 23
Remo ............................................................................................................. 24
Rewena .......................................................................................................... 25
Rubinola ........................................................................................................ 26
Sauergrauech ............................................................................................... 27
Schneiderapfel ............................................................................................. 28
Spartan .......................................................................................................... 29
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften ............................ 30
Anhang B – Projekt SOFEM ........................................................................ 77 Ausgangslage ................................................................................................ 77 Das Projekt ..................................................................................................... 77 Weitere Informationen .................................................................................... 77
1. Einleitung
4 Flugschrift Nr. 129 | 2011
1. Einleitung In einem zunehmend liberalisierten Marktumfeld ist die Versorgung mit Mostobst höchster Qualität ein wichtiger Trumpf der Schweizer Mostereien für eine konkurrenzfähige inländische Produktion. Die Positionierung der Schweizer Obstgetränke als natürliche und gesunde Erfrischung, aus Schweizer Rohstoff, in der Schweiz hergestellt, kommt bei vielen Konsumenten gut an. Aufgrund des generellen Rückgangs der Mostapfelbestände drohen qualitativ hochwertige Mostäpfel in der Schweiz zur Mangelware zu werden. Verschärft wird die Situation durch die Bakterienkrankheit Feuerbrand. Der Erreger Erwinia
amylovora befällt vorwiegend apfelfrüchtige Rosengewächse und stammt ursprünglich aus Nordamerika. In der Schweiz wurde er erstmals 1989 nachgewiesen und hat sich seither stark verbreitet. Seit 2000 sind dem Feuerbrand ca. 15‘000 Hochstammbäume zum Opfer gefallen, zudem sind 30 - 50% der bisher angebauten Mostapfelsorten mittel bis stark feuerbrandanfällig. Zusätzlich geht die Zahl der Feld-obstbäume wegen ihrer Überalterung, wegen der Mechanisierung und Rationalisierung der Landwirtschaft und weil sie oft in Bauzonen stehen zurück. Hochstammbäume sind wichtige Rohstofflieferanten: die Mostereien beziehen den grössten Anteil an Mostobst nach wie vor von Hochstammbäumen. Nur mit dem säurearmen Abgang aus den Tafelapfelanlagen bekommt man keinen qualitativ guten Most. Feldobstbäume spielen zudem eine wichtige Rolle für die biologischen Vielfalt, prägen das Landschaftsbild und sind aus unseren Regionen nicht wegzudenken. Es braucht verlässliche Entscheidungsgrundlagen, damit Mostereien und deren Produzenten ihre Anbauplanung auf Sorten ausrichten können, die den heutigen hohen Anforderungen genügen. Dies sowohl für den Hochstammanbau als auch für intensiver bewirtschaftete Mostobstanlagen. Die Sorten müssen gegen Feuerbrand und weitere Krankheiten robust sein, die nötigen technologischen Eigenschaften für die Verarbeitung mitbringen, eine hervorragende Saftqualität liefern sowie möglichst regelmässige und hohe Erträge liefern. Dieses Ziel verfolgte das von der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW durchgeführte Projekt „Sortenwahl für eine nachhaltige Feuerbrandstrategie im Schweizer Mostapfelanbau SOFEM“. Das von der Centralgenossenschaft für Alkoholfreie Verwertung Schweizer Obstprodukte CAVO unterstützte und gemeinsam mit den Mostereien durchgeführte Projekt wurde durch die Kommission für Technologie und Innovation KTI des Bundes mitfinanziert. Projektpartner von ACW waren zudem die Fachstellen Obst der Kantone BE, LU, TG, SG und ZH, die Obstbaumschulen (Jardin Suisse) sowie der Schweizer Obstverband SOV. Im dreijährigen Projekt wurden bereits bekannte, wie auch neue Apfelsorten auf ihre Feuerbrandanfälligkeit geprüft. Weiter wurden die Saftqualität und technologische Eignung für die Verarbeitung ermittelt sowie Erhebungen über Produktions- und Wuchsverhalten durchgeführt.
In dieser Flugschrift werden die Sorten, die im SOFEM-Projekt die besten Resultaten erzielten, detailliert beschrieben. Im Anhang werden zudem alle Resultate der sortenreinen Apfelsäfte aus den SOFEM-Verarbeitungsversuchen von 2008 bis 2010 sowie die bereits in der Empfehlung aus dem Jahr 2005 zusammengefassten und an der ACW im Verlauf der letzten vier Jahrzehnte durchgeführten Pressversuche aufgelistet1. Diese Zusammenstellung der Analysenwerte soll auch dazu dienen, verschiedene Versuchsjahre miteinander zu vergleichen und die Vielfalt der Sorten aufzuzeigen. Die Auflistung dient als Information, ist aber nicht als Empfehlung zu verstehen. 1.1. Wichtige Hinweise Die Beschreibungen beruhen auf dem gegenwärtigen Stand des Wissens. Künftige Ergebnisse und Erfahrungen können zu Anpassungen führen. Die Bewertung der Sorten basiert auf Untersuchungen im Rahmen des SOFEM-Projektes, auf Erfahrungen der Obstbauberatern von kantonalen Obstfachstellen, auf Erhebungen bei Schweizer Produzenten und Baumschulen sowie auf Literaturangaben in- und ausländischer Quellen. Die Liste beruht soweit möglich auf langjährigen Erfahrungen im Anbau und in der Verwertung. Für neuere Sorten sind die Erfahrungswerte in der Schweiz jedoch noch gering, unter anderem was das Ertragsverhalten, die Krankheitsanfälligkeit im Feld und die Eignung der Sorten für den Hochstammobstbau betrifft. Die Beurteilung der Feuerbrandanfälligkeit einzelner Sorten ist komplex, doch mit steigenden Datenumfang entsteht nach und nach ein genaueres Bild. Durch die Kombination künstlicher Inokulationsversuche, mehrjähriger Feld-beobachtungen, die Berücksichtigung von Erkenntnissen anderer Forschungsinstitute sowie den Vergleich mit Literaturangaben kann die Einstufung der Sorten immer besser abgesichert werden. Trieb- und Blüteninokulationen unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus liefern wertvolle Angaben zur Feuerbrandanfälligkeit, Erhebungen von Praxisdaten über mehrere Jahre ergänzen die Laborbefunde und können sie validieren helfen. Besonders wichtig bei der Beurteilung der Sortenanfälligkeit ist die Berücksichtigung des Infektions-Potentials aus dem Umfeld, der Witterungsbedingungen, des Blühverlaufs und des Baumalters (Kap. 2.1.1, Seite 7). 1.2. Anforderungen an das Pflanzgut Bei Neu- und Ersatzpflanzungen mit Mostapfelsorten gelten für die Auswahl des Pflanzgutes dieselben Bedingungen wie für das Tafelobst: Bestes, gesundes, wüchsiges und sortenechtes
Pflanzmaterial ist die Voraussetzung für gesunde Bäume und eine gesunde Anlage.
Das Pflanzmaterial sollte aus anerkannten zertifizierten Baumschulparzellen stammen.
1 Höhn E. & Leumann R., 2005. Mostapfel-Sortenempfehlung vom Anbau bis zur Saftqualität. ACW.
1. Einleitung
Flugschrift Nr. 129 | 2011 5
Auskunft über die Verfügbarkeit von anerkanntem zertifiziertem Vermehrungsmaterial gibt es unter www.concerplant.ch → Zertifizierung → Zertifiziertes Material, Produzenten oder Mail Anfrage an psi@acw.admin.ch. Die Anerkennung / Zertifizierung für Obstgehölze Die Anerkennung von Obstgehölzen ist ein freiwilliger Zusatz zum Pflanzenpass. Sie stützt sich auf die Obst- und Beerenobstpflanzgutverordnung. Anerkannte Obstgehölze müssen folgende Kriterien erfüllen: Sortenechtheit. Freiheit von Virosen und Phytoplasmosen, garantiert
durch das Anerkennungsschema. Frei von besonders gefährlichen Schadorganismen
(Quarantäneorganismen). Dafür bürgt der gesetzlich vorgeschriebene Pflanzenpass.
Einhaltung von Toleranzen bei Qualitätsorganismen wie Spinnmilben, Blattläusen, Schorf, Mehltau usw.
Äussere Qualität, wie minimaler Stammdurchmesser und minimale Höhe der Pflanze und Veredelungsstelle über Boden.
Kennzeichnung mit einer offiziellen Etikette. Dies ermöglicht die Rückverfolgbarkeit bis hin zur Mutterpflanze im Nuklearstock.
Die Anerkennung ist ein offizielles Qualitätssicherungs-System, das vom Bund überwacht wird. Die praktische Durchführung liegt bei Concerplant, einem paritätisch zusammengesetzten Verein, dem Baumschulen und die Obstwirtschaft angehören. Weitere Informationen zur Anerkennung unter www.nuklearstock.agroscope.ch und www.concerplant.ch → Zertifizierung. 1.3. Weiterführende Informationen 1.3.1. Mostobstanbau ACW-Flugschrift Nr. 129 – „Beschreibung wertvoller
Mostapfelsorten“. www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
Sortenblätter Mostapfelsorten (einzeln abrufbar). www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
Normen und Vorschriften für Mostobst, definiert von SOV und Swisscofel. Schweizer Obstverband → BRANCHENINFOS → Qualitätsnormen und Vorschriften für Früchte
Informationen zu den Mostobstpreisen, SOV. Schweizer Obstverband → BRANCHENINFOS → Mitteilungen, Konzepte, Diverses
1.3.2. Feuerbrand ACW-Merkblatt Nr. 732 – „Sortenanfälligkeit von
Kernobstsorten“. www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
Weitere Informationen und Merkblätter zur Bakterien-Krankheit Feuerbrand siehe www.feuerbrand.ch.
1.3.3. KTI Projekt SOFEM: Prüfung feuerbrandrobuster Mostapfelsorten Berichte 2008 – 2011.
www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
2. Sortenbewertung
6 Flugschrift Nr. 129 | 2011
2. Sortenbewertung Hochwertige Mostapfelsorten sollen eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen.
Anforderungsprofil für Mostapfelsorten Feuerbrandrobust und allgemein robust gegen
Krankheiten (z.B. Schorf, Mehltau und Krebs). Sehr gute Saftqualität (Geschmack und Aroma). Säuregehalt ab 5 g/l und Zuckergehalt ab 45 °Oe
(11.2 °Brix). gute Pressbarkeit und Saftausbeute ab 77 %
(Gewichtsanteil gewonnener Saft aus den Früchten). Gute und möglichst regelmässige Erträge. Kurzes Erntefenster und geeignet für maschinelle
Ernte. Gute Wuchseigenschaften und stabiler Kronenaufbau.
2.1. Saftqualität und technologische Eigenschaften 2.1.1. Rohstoffqualität Die Saftqualität wird massgeblich durch die Sorte bestimmt, weshalb der Sortenwahl entscheidende Bedeutung zukommt. Das volle Qualitätspotential einer Sorte wird aber nur erreicht wenn die Früchte ausgereift, sauber und gesund sind. Unreife und unterentwickelte Äpfel enthalten mehr Stärke, weisen ein grasiges Aroma auf und gelten sensorisch als leer. Zwar ist ihr Säuregehalt höher und durch ihre Festigkeit und die dadurch entstehende grobkörnige Maische lassen sie sich gut abpressen, doch ist einerseits ihr Zuckergehalt tief und andererseits ergeben sie eine geringere Ausbeute, da die Früchte weniger saftig sind. Bei überreifen Früchten ist die Säure zum Teil schon abgebaut, sie sind weich und die Maische weist eine musartige Konsistenz auf. Dies hat zur Folge, dass sie sich schlechter pressen lassen und wiederum die Saftausbeute geringer ist. Die Säfte weisen zudem eine stärkere Trübung und eine höhere Viskosität auf. Dagegen ist bei optimal ausgereiften Früchten die Stärke in Zucker umgewandelt und das sortenspezifische, fruchtige und volle Aroma entwickelt. In den Qualitätsvorschriften des Schweizer Obstverbandes SOV sind diese Gegebenheiten berücksichtigt und dementsprechend die Mindestanforderungen an den Reifegrad, die Gesundheit und die Sauberkeit festgelegt2. Mostobst wird in die folgenden Qualitätskategorien eingeteilt: „Spezialmostäpfel“, „Gewöhnliche Mostäpfel“, „Mostbirnen“ und „Übriges Mostobst“. Für die ersten drei Kategorien sind zum Zeitpunkt der Ablieferung im Verarbeitungsbetrieb folgende Kriterien zu erfüllen (Mindestanforderungen): gesund, weder unreif noch überreif, frisch, sortentypisch ohne qualitätsbeeinträchtigende Zwischenlagerung frei von fremdem Geruch und Geschmack sauber, frei von Fremdstoffen Toleriert werden trocken vernarbte Hagelschäden, sortentypische Berostung und Schorf auf höchstens ¼ der
2 SOV. Normen und Vorschriften für Mostobst, Ausgabe 2011.
Fruchtoberfläche. Spezialmostäpfel sind in der Regel als Gesamternte eines Baumes und sortenrein abzuliefern. Es gelten folgende zusätzliche Qualitätsanforderungen: ohne grosse Verletzungen, voll entwickelt und farblich ausgebildet, sortentypisches Fruchtfleisch. 2.1.2. Saftqualität Zu den wichtigsten Geschmackskomponenten von Apfelsäften gehören der Zucker-, der Säure- und der Gesamtphenolgehalt. (Abb. 1) 3. Der Zuckergehalt wird durch die Oechslegrade oder die Brixwerte angezeigt. Ob ein Saft als süss oder sauer empfunden wird, ergibt sich aus dem Zucker/Säure-Verhältnis (ZSV), dem Verhältnis von Gesamtzucker (g/l) und Gesamtsäure (g/l). Herbe oder adstringierende Noten werden hauptsächlich den Polyphenolen zugeschrieben. Aufgrund von Degustationsresultaten mehrerer Jahre haben Schobinger und Müller (1975) folgenden Zusammenhang zwischen dem Zucker/Säure-Verhältnis und der sensorische Charakterisierung von Apfelsäften ermittelt:
sauer leicht sauer harmonisch leicht süss süss <12 12-15 15-18 18-23 >23
Abb. 1: Geschmackstyp eines Apfelsaftes und Zucker-, Säure- sowie Polyphenolgehalt (Schobinger & Müller 1975).
Basierend auf dem Zucker- und Säuregehalt sowie auf der Pressbarkeit (Ausbeute in %) wurden die Säfte im SOFEM-Projekt wie folgt bewertet:
°Oechsle Säure (gAS/l)
Ausbeute %
absolut ungenügend < 41.0 < 4.0 < 75 ungenügend 41.0-45.0 4.0-5.0 75-77 genügend 45.1-50.5 5.1-6.0 77-82 gut 50.6-55.5 6.1-9.0 82-85 sehr gut > 55.6 > 9.0 > 85
3 Schobinger U. & Müller W., 1975. Produktions- und verwertungstechnische Aspekte bei der Beurteilung von Apfel- und Birnensorten für die Getränkeherstellung. Flüssiges Obst 42, 414-419.
1000
800
600
400
200
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
60 55 50 45 40 °Oe
Pol
yphe
nole
(mg/
l)
Säure (g/l)
herb - süss herb - sauer
süss sauer
einseitig süss,leer
einseitigsauer, leer
15 14 13 12 11 10 °Brix
harmonisch
1000
800
600
400
200
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
60 55 50 45 40 °Oe
Pol
yphe
nole
(mg/
l)
Säure (g/l)
herb - süss herb - sauer
süss sauer
einseitig süss,leer
einseitigsauer, leer
15 14 13 12 11 10 °Brix
harmonisch
2. Sortenbewertung
Flugschrift Nr. 129 | 2011 7
Bei den Polyphenolen (Folin mg/l) gelten Werte bis 100 als sehr niedrig, Werte zwischen 100 und 200 als niedrig, solche zwischen 200 und 300 liegen im Mittelfeld, Werte zwischen 300 und 400 gelten als hoch und Werte über 400 als sehr hoch. Eine entscheidende Rolle spielt bei der Beurteilung von Säften zusätzlich zum Geschmack das Aroma. Ein Apfelsaft sollte sich durch typisches, fruchtiges Apfelaroma auszeichnen. Aufgrund der sensorischen Beurteilung können Säfte nach der Totalpunktzahl wie folgt klassiert werden4:
16.5 – 18.0: vorzüglich 15.0 – 16.0: sehr gute Handelsware 13.5 – 14.5: gute Handelsware 12.0 – 13.0: genügend 10.5 – 11.5: ungenügend 9.0 – 10.0: unbrauchbar unter 9: zuwider, verdorben Dabei werden „Klarheit und Farbe“ (3 Punkte), der Geruch (Aroma, 5 Punkte), der Geschmack (5 Punkte) und der Gesamteindruck (5 Punkte) benotet. Unverzichtbar für eine komplette Beurteilung der Säfte ist die Erfassung der mündlichen Bemerkungen, erreichen doch vor allem säurereiche Säfte meistens tiefere Punktzahlen. Gerade solche Sorten können jedoch in Mischung als hervorragende Säurelieferanten dienen, zum Beispiel bei der Verwertung von Tafelobstabgang, welcher meist säurearm ist und zu geringe Gehalte an Gerbstoffen und geschmackswirksame Inhalts-Stoffen aufweist. 2.2. Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlinge Mostapfelsorten sollen robust gegen Befall durch Pilz-Krankheiten sein, die zu empfindlichen Ertragsreduktionen führen können. Der Befall und der Zeitpunkt des Auftretens von Krankheiten und Schädlingen ist abhängig vom Klima und von der gerade herrschenden Witterung. Im Feldobstbau sind Pflanzenschutz-Massnahmen nur soweit notwendig, damit kein wesentlicher Minderertrag oder eine stärkere Schädigung des Blattwerkes resultiert. Bei dieser extensiven Produktionsart kommt dem Gedanken des Landschaftsschutzes und der Erhaltung des Lebensraums verschiedener Insekten, Vögel und anderer Tiere eine besondere Bedeutung zu. Durch die Wahl von robusten Sorten kann der Einsatz von Hilfsstoffen weitgehend reduziert werden und noch gezielter sowie Nützlings- und umweltschonender erfolgen. Mit einer minimalen, unter Berücksichtigung der Infektionsbedingungen und den entsprechenden Verhältnissen angepassten Bekämpfungs-Strategie können die Krankheiten in der Regel so eigedämmt werden, dass eine normale Entwicklung der Bäume gewährleistet ist. Bei starkem Schorfinfektionspotential ist jedoch auch bei schorfresistenten Sorten zur Vermeidung eines Resistenzdurchbruchs ein minimaler, gezielter Fungizid-Einsatz nötig (Resistenzmanagement). 4 18-Punkte Bewertungsschema des Schweizer Obstverbandes SOV.
Für Feldobstbäume sind Wühlmäuse die gefährlichsten Schädlinge, vorbeugende Massnahmen und konsequente Bekämpfung sind diesbezüglich eine Daueraufgabe. Weitere tierische Schädlinge (Läuse, Rote Spinne) sind vor allem bei Jungbäumen zu beachten, damit der Baumaufbau gewährleistet werden kann. Der Apfelwickler muss in vielen Lagen nicht bekämpft werden. In Lagen mit hohem Befallsdruck ist eine Behandlung zu Beginn des Auftretens sinnvoll, um die Rohstoffqualität und somit Saftqualität nicht zu gefährden. 2.2.1. Feuerbrand-Management Ein nachhaltiges Management des Feuerbrandes setzt die Beachtung und Umsetzung vieler Einzelmassnahmen voraus. Die Wahl von Sorten, die bezüglich Feuerbrand robust sind, ist in Gebieten, wo der produzierende Feldobstbau aufrecht-erhalten werden soll, eine der wichtigsten Massnahmen. Die Wahl von feuerbrandrobusten Sorten entbindet nicht von einer fachgerechten Baumerziehung und -pflege. Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, kann das Bakterium auch bei robusten Sorten in symptomlosen Pflanzenteilen befallener Bäume nachgewiesen werden. Diverse Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich die Wahl robuster Sorten in Kombination mit Kulturmassnahmen lohnt. Wenn zur Blütezeit eine hohe Infektionsgefahr herrscht, können grundsätzlich alle Kernobstsorten befallen werden. Dies gilt umso mehr in Regionen mit sehr starkem Infektionsdruck, bedingt durch Befall in den Vorjahren. Bei robusten Sorten breitet sich jedoch nach einem Befall das Bakterium in der Wirtspflanze weniger schnell aus (Befallsfortschritt). Daher ist bei diesen Sorten eine Sanierung durch geeignete Kulturmassnahmen am aussichtsreichsten. Somit ist es sehr wichtig bei Remontierung und Neupflanzungen feuerbrandrobuste Sorten zu verwenden. Je älter und ruhiger (d.h. weniger wüchsig) ein Baum ist, desto geringer der Befallsfortschritt. Feuerbrand ist eine meldepflichtige Quarantäne-Pflanzenkrankheit (Gemeindeverwaltung oder Kantonale Fachstelle). Die möglichen, bzw. vorgeschriebenen Sanierungsmassnahmen sind der BLW Richtlinie Nr. 3 «Bekämpfung des Feuerbrandes» zu entnehmen. Verantwortlich für den Vollzug sind die Kantone. Nach Direktzahlungsverordnung (DZV) Artikel 54, Absatz 1bis sind phytosanitäre Massnahmen gemäss Anordnung der Kantone umzusetzen. Fachgerechte Baumerziehung Ziel des Baumschnittes ist, ein tragfähiges, gut belichtetes Kronengerüst zu erziehen, das auch im fortschreitenden Lebensalter des Baumes gute Ernten bei guter Fruchtqualität bringt. Fehlerhaft erzogene und vernachlässigte Bäume bringen quantitativ und qualitativ unbefriedigende Erträge und sind keine Zierde des Landschaftsbildes. Gepflegte Baumbestände von robusten Sorten können zudem bei allfälligen Feuerbrandbefall besser überwacht und saniert werden.
2. Sortenbewertung
8 Flugschrift Nr. 129 | 2011
2.3. Agronomische Eigenschaften 2.3.1. Wuchsstärke Hochstammbäume werden bei stark wachsenden Sorten meistens direkt auf die Unterlage veredelt. Schwach wachsende Sorten eignen sich für den Aufbau eines stabilen, grossen Kronengerüstes (Oeschbergkrone) weniger. Hier ist die Verwendung von Stammbildnern vorteilhaft, zum Beispiel durch Kopfveredlung. Als Stammbildner besonders zu empfehlen ist dank ihrer allgemeinen Robustheit und Vitalität die Sorte Schneiderapfel. Vielversprechende Sorten aus dem SOFEM-Projektes werden diesbezüglich in Pilotanlagen weiter beobachtet. 2.3.2. Ertrag Die Ertragsleistung einer Sorte muss in Beziehung zur Wüchsigkeit des Baumes gesetzt werden: eine sehr ertragreiche Sorte mit schwachem Wuchs hat einen geringen absoluten, jedoch einen sehr hohen relativen Ertrag. Für die Praxis bedeutet dies, dass diese Sorte, um einen hohen Flächenertrag zu erzielen, enger gepflanzt werden muss, damit sie den zur Verfügung stehenden Standraum ausnutzen kann. Je nach den angestrebten Produktionszielen und der Anbauform (Hochstamm Traditionell oder Spindel, in Kombination mit der Ökoqualitätsverordnung, bzw. Niederstamm) ist dies bei der Sortenwahl zu berücksichtigen. Ernte Damit die Mostobstproduktion rentabel gestaltet werden kann, muss die Ernte möglichst rationell abgewickelt werden können, zum Beispiel durch den Einsatz von Schüttel- und Auflesemaschinen. Zur Sicherstellung der Mostobstqualität soll das Obst ausgereift, aber noch festfleischig geerntet und rasch abgeliefert werden, damit die Früchte möglichst schnell verarbeitet werden können. Auch qualitativ hochwertiges Mostobst wird nach langen Standzeiten unter dem Baum oder bei der Mosterei minderwertig.
Tab. 1: Reifezeiten der beschriebenen Apfelsorten.
2.3.3. Befruchtung Alle Apfelsorten sind auf einen fremden Pollenspender angewiesen, um einen genügenden Fruchtansatz zu erzielen. Angaben zur Befruchtung befinden sich in Tabelle 2, Seite 9. Gute Pollenspender sind diploide Sorten, bei triploiden Sorten muss hingegen darauf geachtet werden, dass genügend diploide Befruchtersorten mit geeigneter Blütezeit vorhanden sind.
August September Oktober 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 Reglindis Rubinola Reanda Remo Spartan Florina Liberty Rewena Enterprise Boskoop Empire Schneiderapfel Heimenhofer Ingol Sauergrauech Grauer Hordapfel Bohnapfel
2. Sortenbewertung
Flugschrift Nr. 129 | 2011 9
Tab. 2: Befruchtung der beschriebenen Apfelsorten. f = früh, mf = mittelfrüh, m = mittel, ms = mittelspät, s = spät
Blütezeit Pollen geeignete Pollenspender (Auswahl)
Bohnapfel mf-m triploid, Pollen schlecht
Ananas Reinette, Glockenapfel, Sauergrauech
Boskoop mf triploid, Pollen schlecht
Alkmene, Ananas Reinette, Danziger Kantapfel, Empire, Florina, Glockenapfel, McIntosh, Schneiderapfel, Schweizer Orangenapfel, Spartan, Summered
Empire mf diploid, Pollen gut
Julyred, McIntosh, Spartan, Summerred
Enterprise s diploid, Pollen gut
keine Angaben
Florina mf-m diploid, Pollen gut
Liberty, Rubinette
Grauer Hordapfel ms diploid, Pollen gut
Heimenhofer, Sauergrauech
Heimenhofer ms diploid, Pollen gut
Grauer Hordapfel, Spartan
Ingol mf-m diploid, Pollen gut
Glockenapfel
Liberty mf diploid, Pollen gut
Alkmene, McIntosh, Primerouge = Akane
Reanda mf diploid, Pollen gut
Reglindis, Retina, Rewena
Reglindis mf-m diploid, Pollen gut
Alkmene, Florina, Reanda, Retina
Remo mf diploid, Pollen gut
Reanda, Rewena
Rewena s diploid, Pollen gut
Reanda, Reglindis, Retina
Rubinola ms diploid, Pollen gut
Retina
Sauergrauech m diploid, Pollen gut
Ananas Reinette, Danziger Kantapfel, Glockenapfel, Grauer Hordapfel, McIntosh
Schneiderapfel ms triploid, Pollen schlecht
keine Angaben
Spartan ms diploid, Pollen gut
Empire, Glockenapfel, Julyred, Kidd‘s Orange, Maigold, McIntosh, Rubinette
3. Sortenblätter
10 Flugschrift Nr. 129 | 2011
3. Sortenblätter In den nachfolgenden Sortenblättern sind 17 aufgrund der Ergebnisse aus dem SOFEM-Projekt für den Schweizer Mostobstanbau wertvolle Sorten beschrieben. Die Sorten sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Es gibt keine Sorte, die in allen Eigenschaften die höchsten Ansprüche erfüllt. Aus Sicht der Mostereien ist die Saftqualität das wichtigste Kriterium, gemessen am Geschmack und Aroma sowie Zucker-, Säure- und Gerbstoffgehalt. Als minimale Anforderungen gelten >45 °Oe, >5 g Säure und >77 % Ausbeute. Zudem ist eine Staffelung des Ernte-zeitpunktes von Vorteil. Als Leitlinie dienen im Weiteren folgende Kriterien: möglichst hohe und regelmässige Erträge, Feuerbrandrobustheit und nicht zu hohe Schorf-, Mehltau-, Krebs- sowie Moniliaanfälligkeit. Bei der Anbauform Hochstamm (Traditionell oder Spindel) sollte der Fokus vermehrt auf die Anbaurobustheit gelegt werden und je nach Baumform ist die Wuchsstärke und Kronenstabilität zu berücksichtigen. 3.1. Wichtige Hinweise Diese Flugschrift soll Sorten für verschiedene Produktionsrichtungen aufzeigen, vom extensiveren Hochstamm, der nebst Mostobstproduktion auch den Zielen Landschaftsbild und Ökologie gerecht wird, bis zu hauptsächlich produktionsorientierten Mostobstanlagen. Auf eine zu starke Spezifizierung (z.B. Anbaueignung) wurde bewusst verzichtet. Die genauen Sortenbeschreibungen sollen der Beratung und Produktion die Grundlagen für diese Entscheide liefern. Um Fehlinvestitionen zu vermeiden und je nach angestrebtem Ziel eine geeignete Sortenwahl zu treffen, sollen Abnehmer (Obstverarbeiter) und Beratung unbedingt mit einbezogen werden. Die in der Flugschrift aufgeführten und als „Spezialmostäpfel“ geltenden Sorten sind in Tabelle 3 aufgelistet (SOV, Stand 2011). Eine zukünftige Anpassung der Liste ist nicht ausgeschlossen. Für „Spezialmostäpfel“ gelten höhere Richtpreise im Vergleich zu „Gewöhnlichen Mostäpfel“. Angaben über die Qualitätsanforderungen an Spezialmostäpfel sind im Abschnitt 2.1.1. auf Seite 6 zu finden.
Bohnapfel Sauergrauech Remo Boskoop Schneiderapfel Rewena Grauer Hordapfel Spartan Heimenhofer Reanda
Tab. 3: Liste der in der Flugschrift beschriebenen Apfelsorten, die als Spezialmostäpfel gelten (SOV, Stand 2011). Bei den Sorten Reglindis und Sauergrauech besteht noch eine gewisse Unsicherheit bei der Beurteilung der Feuerbrandanfälligkeit. Diese Sorten können deshalb in Lagen mit hohem Feuerbranddruck nicht ohne weiteres empfohlen werden. Reglindis ist eine frühreifende Sorte und kann in Absprache mit dem Abnehmer zum Anbau in Betracht gezogen werden, um eine frühe und schnelle Verarbeitung sicherzustellen. Spartan ist trotz mässiger Saftqualität erwähnt, da sie
insbesondere als feuerbrandrobuster Pollenspender für spätere Sorten empfohlen werden kann. 3.2. Nicht zu empfehlende Sorten Gegen Feuerbrand hoch anfällige Sorten (Tabelle 4, siehe auch ACW-Merkblatt Nr. 732 „Feuerbrandanfälligkeit von Kernobstsorten“) sollen im Feld- und Gartenobstbau nicht mehr gepflanzt werden, weil das Risiko von starkem Feuerbrandbefall bereits vor dem Ertragsalter zu gross ist.
Berlepsch Jakob Lebel Berner Rosen Jonagold-Gruppe Blauacher Leuenapfel Champagner Reinette Menznauer Jäger Damason Reinette Tobiässler Engishofer Topaz Fraurotacher Weinapfel, Thurgauer Goldparmäne
Tab.4: Gegen Feuerbrand hoch anfällige Sorten sollen für Neu- und Ersatzpflanzungen nicht empfohlen werden. Aufgelistet sind Mostapfelsorten, es gibt weit mehr anfälligen Sorten als die aufgeführten (siehe auch ACW-Merkblatt Nr. 732). 3.3. Erläuterungen zum Gebrauch der Sortenblätter Die Sortenblätter können auch einzeln abgerufen werden unter www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse Spezialmostäpfel Gilt die Sorte als Spezialmostapfel (SOV, Stand 2011), so ist dies unter dem Sortennamen erwähnt.
Herkunft Hier werden Herkunftsland und Abstammung angegeben. Die Muttersorte steht dabei an erster Stelle. Ebenso wird das Züchtungsinstitut erwähnt.
Erfahrungswerte in der Schweiz Diese Information gibt an, wie viel Erfahrung über die Eigenschaften der jeweiligen Sorten in der Schweiz bereits vorhanden ist: Hoch: die Sorte ist im Schweizer (Most)-Apfelanbau
bereits (lokal) verbreitet. Die Angaben können sich somit auf langjährige Beobachtungen und Erfahrungen stützen.
Mittel: dabei handelt es sich meist um neuere Sorten, die lokal zurzeit bereits angepflanzt werden.
Gering: die Sorte ist vielversprechend, für die Schweiz sind jedoch noch wenige bis keine Erfahrungswerte vorhanden. Hier ist noch eine gewisse Vorsicht geboten.
3.3.1. Safteigenschaften
Ernte Erntezeitfenster dargestellt als Monatseinteilung (Zahl): A = Anfang, M = Mitte, E = Ende des jeweiligen Monats.
Ausbeute Der Gewichtsanteil gewonnener Saft aus den Früchten (kg bzw. Liter gewonnener Saft in Prozent aus 100 kg Obst).
3. Sortenblätter
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Ergebnisse aus sortenreinen Pressversuchen mit mindestens 250 kg Früchten. Diese Menge ist in Bezug auf Pressleistung und Saftausbeute mit den Werten vergleichbar, welche bei industrieller Verarbeitung erreicht werden. Es wurde kein Gebrauch von Enzymen, Klärungs- oder anderen Zusatzstoffen gemacht. Die Methodik der Pressversuche zur Prüfung der Eignung der Sorten für die Verarbeitungsindustrie und die Saftherstellung ist eingehend im SOFEM-Projektbericht beschrieben.
Analytik im Labor Die Werte zu den Zucker-, Säure- und Gesamtphenolgehalten wurden in den Labors der Forschungsanstalt ACW in Wädenswil an sortenreinen Apfelsäften gemessen (für die angewandten Analysenmethoden siehe Projektbericht). Die Zuordnung der Messwerte 1 bis 5 (sehr niedrig bis sehr hoch) für die Darstellung mittels Sterndiagrammen erfolgte gemäss folgender Einteilung:
Einstufung 1 2 3 4 5 °Brix <9.7 9.7-
10.8 10.9-12.1
12.2-13.2
>13.2
Apfelsäure (g/l)
<4.0 4.0- 5.0
5.1- 6.0
6.1- 9.0
>9.0
Saccharose (g/l)
<20 20-29 30-39 40-49 >49
Glucose (g/l)
<10 10-14 15-19 20-24 >24
Fructose (g/l)
<45 45-54 55-64 65-74 >74
Sorbit (g/l)
<2.5 2.5- 3.4
3.5- 4.4
4.5- 5.4
>5.4
Phenole (Folin, mg/l)
<100 100-199
200-299
300-399
>399
Sensorische Bewertung Degustationsergebnis anhand des 18-Punkte Bewertungsschemas des Panels Marktkontrolle SOV mit 10 Degustatoren (Mitglieder der gewerblichen Mostereien sowie Vertreter des SOFEM-Projektes). Wichtig für eine genaue Charakterisierung der Säfte ist neben der erzielten Punktzahl die Erfassung der mündlichen Bemerkungen, erreichen doch vor allem säurereiche Säfte meistens tiefere Noten. Gerade solche Sorten sind in Mischung hervorragende Säurelieferanten, zum Beispiel bei der Verwertung von Tafelobst-Abgang. 3.3.2. Anfälligkeit Mit den Sterndiagrammen wird die Anfälligkeit der Sorten gegenüber den Hauptkrankheiten Feuerbrand, Schorf, Mehltau, Krebs und Monilia dargestellt. Die Beurteilung erfolgt auf der „Notenskala“ 1 bis 9: 1 = die Sorte ist gegenüber dem Erreger resistent 3 = die Sorte zeigt gegenüber dem Erreger eine
schwache Anfälligkeit 5 = eine mittlere Anfälligkeit 7 = eine hohe Anfälligkeit 9 = eine sehr hohe Anfälligkeit Die zusätzlich erwähnten Angaben und die Bemerkungen dienen dazu, das Gesamtbild der Sorte zu vervollständigen.
3.3.3. Baum und Produktion Mit den Sterndiagrammen werden die wichtigsten Baum- und Produktionseigenschaften für Mostapfelsorten dargestellt. Die Beurteilung dieser Kriterien erfolgt ebenfalls auf der „Notenskala“ 1 bis 9 (Tabelle 5, Seite 12). Zusätzlich wird das Gesamtbild der Sorte mit der Beschreibung weiterer bekannter Faktoren ergänzt, so zum Beispiel: Blütezeit und Polleneigenschaften Eignung für die mechanische Ernte Ertragseintritt und Erntefester Wuchsform Besondere Anbaueignung
Dank
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1 3 5 7 9 Ertrag sehr schwach ungenügend genügend hoch sehr hoch Alternanz fehlend gering mässig stark sehr stark Vorerntefruchtfall fehlend gering mässig hoch sehr hoch Wuchsstärke sehr schwach schwach mittel stark sehr hoch Kronengrösse sehr klein klein mittel gross sehr gross Kronenstabilität sehr schlecht ungenügend genügend gut sehr gut Garnierung sehr schwach schwach mittel stark sehr stark
Tab. 5: Beurteilung der wichtigsten Baum- und Produktionseigenschaften basierend auf der „Notenskala“ 1 bis 9.
Dank Ein grosser Dank gilt der SOFEM-Projektgruppe für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit: Centralgenossenschaft für Alkoholfreie Verwertung
Schweizer Obstprodukte CAVO Jardin Suisse, Gruppe der Obstbaumschulen Kanton Luzern, Fachstelle für Spezialkulturen Kanton Zürich, Strickhof Fachstelle Obst Kanton Bern, Fachstelle für Pflanzenschutz Kanton St.Gallen, Fachstelle für Obstbau Kanton Thurgau, Fachstelle für Pflanzenschutz Schweizer Obstverband SOV Vielen Dank an Ernst Möhl, Robert Brunner, Oliver Gerber, Joseph Popp, Beat Felder, David Szalatnay, Klaus Gersbach, Michel Gygax, Richard Hollenstein, Urs Müller, Erich Dickenmann, Josiane Enggasser. Ein grossen Dank an Rolf Blapp für die vielen und qualitativ hervorragenden Veredlungen für die Versuche und an Reto Leumann, Leiter Versuchsbetrieb Obstbau ACW. Herzlichen Dank auch an den Produzenten, die wertvolle Hinweise über die Sorten gegeben haben und an die ACW-Mitarbeiter, die durch ihre Mitarbeit und Ratschläge das Projekt unterstützt haben. Bei der Kommission für Technologie und Innovation KTI des Bundes bedanken wir uns für die finanzielle Unterstützung des SOFEM-Projektes.
Bohnapfel
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Bohnapfel
Boskoop
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Boskoop
Empire
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Empire
Enterprise
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Enterprise
Florina
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Florina
Grauer Hordapfel
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Grauer Hordapfel
Heimenhofer
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Heimenhofer
Ingol
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Ingol
Liberty
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Liberty
Reanda
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Reanda
Reglindis
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Reglindis
Remo
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Remo
Rewena
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Rewena
Rubinola
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Rubinola
Sauergrauech
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Sauergrauech
Schneiderapfel
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Schneiderapfel
Spartan
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Spartan
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften
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Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften Nachfolgend sind die Ergebnisse aller im Rahmen des SOFEM-Projektes untersuchten Saftmuster aufgeführt, ergänzt mit jenen der Mostapfel-Sortenempfehlung aus dem Jahr 2005. Diese Zusammenstellung soll auch dazu dienen, verschiedene Versuchsjahre miteinander zu vergleichen und die Vielfalt der Sorten aufzuzeigen. Diese erweiterte Liste ist aber nicht als Empfehlung zu verstehen. Die Sorten sind in alphabetischer Reihenfolge und nach Versuchsjahr sortiert.
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Anhang B – Projekt SOFEM
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Anhang B – Projekt SOFEM Ausgangslage Aufgrund des generellen Rückgangs der Mostapfelbestände, in einigen Teilen der Schweiz verschärft durch starke Feuerbrandjahre wie 2000 und 2007, ist die Versorgung der Obst verarbeitenden Industrie mit qualitativ hochwertigen Schweizer Mostäpfeln zunehmend gefährdet. Mehr als 15‘000 Hochstammbäume sind seit 2000 dem Feuerbrand zum Opfer gefallen, zudem sind 30 bis 50 % der angebauten Mostapfel-sorten mittel bis stark feuerbrandanfällig; weitere Bäume werden der Bakterienkrankheit zum Opfer fallen. Experten schätzen, dass ohne Trendwende bis 2020 jährlich 5‘000 bis 10‘000 t Mostäpfel fehlen werden. Feuerbrandrobuste Sorten sind zentraler Bestandteil eines nachhaltigen Feuerbrand-Managements und helfen mit die Versorgung mit hochwertigem Schweizer Mostobst sicherzustellen sowie den landschaftsprägenden und ökologisch wichtigen Feldobstbau langfristig zu erhalten. In einem zunehmend liberalisierten Markumfeld sind hohe Saftqualität und kurze Transportwege dank einheimischer Produktion wichtige Trümpfe der Schweizer Obstverarbeiter. Eine hohe Saftqualität wird als Chance gegen die Preiskonkurrenz ausländischer Ware gewertet. Es braucht zuverlässige Entscheidungs-Grundlagen, die eine geeignete Sortenauswahl ermöglichen und Fehlinvestitionen vermeiden helfen. Das Projekt Das von der Forschungsanstalt Agroscope ACW zusammen mit den Mostereien durchgeführte Projekt „Sortenwahl für eine nachhaltige Feuerbrandstrategie im Schweizer Mostapfelanbau“ (SOFEM) hat im Sommer 2008 begonnen. Ziel war es, feuerbrandrobuste Mostapfelsorten zu finden, zu testen und in den Mostobstanbau einführen zu helfen, die den hohen Anforderungen bezüglich Saftqualität und technologischer Eigenschaften genügen. Dies sowohl für die Erhaltung und Erneuerung der für die Mostobstproduktion sowie ökologisch und landschaftlich wichtigen Hochstammanbau als auch für enger gepflanzte Mostobstanlagen. Die Ergebnisse dienen auch als Entscheidungsgrundlage für Beratung, Baumschulen und Naturschutzkreise. Die Umsetzung fokussierte auf vier Hauptaspekte: 1) Feuerbrand
Erhebung der Trieb- und Blütenanfälligkeit mittels künstlicher Inokulation im Quarantänegewächshaus und im Feld (Deutschland).
Felderhebungen, Mitberücksichtigung von klimatischen Daten, Blühverlauf und Befallsdruck (Prognosemodell MARYBLYTTM).
Tests zum asymptomatischen Befallsfortschritt. Screening mit genetischen Markern.
2) Verarbeitung und Saftqualität
Pressversuche mit Früchten robuster Sorten im industriellen Massstab bzw. mit Kleinpresse für kleinere Mengen.
Evaluation von Pressleistung, Saftausbeute und Saftqualität.
Chemische Saftanalysen im Labor und sensorische Qualitätsprüfung im Panel.
3) Wuchs und Produktion
Anlage von Testpflanzungen und Kronenveredlung auf Hochstamm.
Felderhebungen, Zusammentragen von Ergebnissen in- und ausländischer Anbauregionen und Versuchs-stationen.
Baumschule: Veredlung und Anzucht. Testen von feuerbrandrobuster Veredlungsunterlagen. 4) Synthese, Kommunikation und Implementierung
Wissensaustausch mit in- und ausländischen Partnern und Projekten.
Gesamtsicht und Bewertung aller relevanten Informationen.
Aktualisierung der Feuerbrandanfälligkeitsliste von Kernobstsorten (ACW-Merkblatt Nr. 732).
Verbreitung der Ergebnisse über Publikationsorgane und Beratung (wissenschaftlich und praxisorientiert).
Flugschrift Beschreibung von Mostapfelsorten. Bereitstellen von sauberem Ausgangsmaterial. Umsetzungsplan mit der Mostobstbranche und Konzept
für die Baumschulvermehrung. Kommunikation mit NGO’s. Das dreijährige Forschungsprojekt wurde von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes finanziell unterstützt. Auftraggeber und Hauptfinanzierungspartner war die CAVO-Stiftung in Bischofszell. Als Projektpartner haben die Fachstellen Obst der Kantone BE, LU, TG, SG und ZH aktiv am Projekt mitgearbeitet, ebenso wie Jardin Suisse und der Schweizer Obstverband SOV. Weitere Informationen Weitere Informationen zum SOFEM-Projekt sind zu finden unten www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse: Projektbericht 2008 - 2011 Zwischenbericht 2009/2010 Zwischenbericht 2008/2009
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