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Plattenspieler Pear Audio Blue Captain John HandyAutor: Christian Bayer Fotografie: Rolf Winter

Was bedeutet eigentlich Pear Au-

dio? Und was Pear Audio Blue? Und

wer bitte ist Captain John Handy?

Ein Freund, ein guter Freund

Es gibt nicht viele Informationen über die Plattenspieler der Pear-Audio-Familie, die Peter Mezek in Slowenien herstellt unddie denen der Firma Nottingham Analogue Studio (kurz: Not-tingham oder NA) ähneln. Was bedeutet das? Entweder hat Mezek etwas zu verbergen oder er hat nichts zu verbergen. Er hatAngst, dass ihm Geheimnisse gestohlen werden oder er hatnichts, was man ihm stehlen könnte. Im Fall von Peter Mezekmuss man nicht zweimal überlegen: Der Mann hat Ahnung unddavon reichlich, doch dazu später mehr. Also will er nicht, dassman ihm in die Karten schaut. Wer aber ist „man“? NottinghamAnalogue, der rührige deutsche NA-Vertrieb, die Analog-Ge-meinde? Und wie kommt es, dass Mezek diese Laufwerke so bautund nicht NA? Diese Fragen sind nicht so einfach zu beantwor-ten und ich versuche mich, so gut es geht, an die Fakten zu hal-ten. Denn es gibt sie, diese Geschichten, die einfach nicht auf-zulösen sind. Geschichten, die an Familiengeschichten erinnern,bei denen sämtliche Familienmitglieder an einem Tisch sitzenund doch vollkommen unterschiedliche Versionen ihres Erle-bens zum Besten geben können. Also: Nottingham Analogue wurde 1978 von Tom Fletcher ge-gründet, und die auf seinen Ideen basierenden Plattenspieler sindeigenartig und einzigartig, denn sie stellen einen vom Main -stream abweichenden Ansatz dar. Augenfälligstes Merkmal warenund sind schwere Teller und schlappe Motoren. Die Idee dahin-ter: durch den schwachen Motor Vibrationen erst gar nicht ent-stehen zu lassen und somit nicht auf den Teller und final die Na-del zu übertragen. Dafür muss man allerdings den Teller vonHand anschieben. Läuft er dann, tut er das mit stoischer Ruhe. –Das Konzept scheint aufzugehen, denn von Besitzern der Flet-cher-Designs, ganz konkret auch von meinem Kollegen AmréIbrahim, höre ich nur Gutes. Fletcher sagte einmal, wenn ein Mo-tor einen Teller aus dem Stand bewegen könne, sei er zu stark, umvernünftig Musik spielen zu können. Doch wie wirkt sich das Fletcher-Prinzip konkret auf die Mu-sikwiedergabe aus? Exemplarische Laufruhe eines Plattenspielerslässt sich besonders gut mit Klaviermusik dokumentieren. Alsolege ich die unvergleichlichen Play Bach Aufnahmen Recital Play

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Bach (Decca 6.28150, DLP, Frankreich 1965) des Jacques LoussierTrios auf und höre gleich die gesamte zweite Seite mit der Partitaen si bemol durch. Unfassbar delikat perlt diese Musik aus denLautsprechern, betört mich das Klavier Loussiers, der eben beiBach und im Jazz so ganz zu Hause ist, mit seinem unwidersteh-lichen Anschlag. Wie das Klavier ein- und ausschwingt, wie esnachhallt und die Töne verebben, diese Stabilität und Unerschüt-terlichkeit in der Abbildung, das können nur wenige Laufwerke.Um das auch an dynamischerer Musik zu überprüfen, lege ichMiles Davis’ Bitches Brew (Columbia PG26, DLP, USA ca 1972)auf – „Pharao’s Dance“ nimmt die gesamte erste Seite ein. Miles’sogenannte „elektrische Phase“ hatte sich schon in den vorange-gangenen Alben angekündigt. Nun aber brach sie sich endgültigmit diesem Meilenstein Bahn. Der geniale Musikmagier hatte er-kannt, dass Hard-Bop und Modern Jazz erst einmal ausgedienthatten und er sich bei Funk und Rock bedienen musste, wollte erweiter am Puls der Zeit bleiben. Und Puls beschreibt es richtig.

Selten bin ich in diese nicht so leichtzugängliche Musik so hineingezogenworden, hat ein Laufwerk – und nichteinmal ein kostspieliges – so souverändie Übersicht behalten und die schierunendlichen harmonischen und dyna-mischen Verflechtungen vollkommenverständlich gemacht: Fletchers Kon-zept geht auf.Lassen Sie mich noch einmal zu derspannenden Historie zurückkommen.Wie kommt es, dass Mezek diese Lauf-werke so baut und nicht NA? Woherkannten sich Peter Mezek und TomFletcher? Ihre Freundschaft reicht bisin die späten 80er-Jahre des letztenJahrhunderts zurück. Nun kann ich

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Plattenspieler Pear Audio Blue Captain John Handy

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auch zu meinen Ausgangsfragen zurückkehren. Pear Audio Limi-ted wurde am 19. Juli 1991, vor genau 25 Jahren also, in Englandvon John Burns und Charlie Brennan gegründet. John Burns warder Linn-Qualitätsmanager, Charlie Brennan Linn-Verkaufslei-ter. Und Peter Mezek war in den 80er-Jahren sehr erfolgreicherLinn-Vertriebsleiter in Österreich und hatte ein legendäres La-dengeschäft in Wien. 1990 auf der C.E.S.-Messe in Chicago hörteCharlie zum ersten Mal Shahinian Lautsprecher und wussteschlagartig, dass seine Zeit bei Linn zu Ende war: So „etwas“, soeine musikalisch überragende Vorführung hatte er noch niegehört. Noch im Flugzeug zurück nach Schottland schrieb er sei-ne Kündigung – ein Umstand, der dem Vernehmen nach auchdem zunehmenden Druck im Unternehmen geschuldet war.Wieder zu Hause angekommen, schickte er die Kündigung abund rief sofort seinen Kumpel John an, der ebenfalls kündigte,denn ohne Charlie wäre die Linn-Familie auch für John nichtmehr dieselbe gewesen. Doch Ivor Tiefenbrun wollte ihn als Ge-heimnisträger zuerst nicht ziehen lassen. Schließlich einigte man sich doch und so kauften Charlie undJohn mit ihrer Linn-Ablösung eine LKW-Ladung ShahinianLautsprecher und gründeten Pear Audio. Der Name kam ihnenspontan, als Johns Frau ein Birnenbäumchen nach Hause brach-te. Das Logo zeichnete ein Linn-Grafiker, der Steuerberater arbei-tete ebenfalls für Linn. Doch der Anfang der Firma ist unglück-lich. Der LKW mit ihrer Ware, den sie beim Linn-Geländegeparkt hatten, wurde gestohlen und ist nie wieder aufgetaucht.Außerdem wurde Charlie krank. Genau da kommt Peter Mezekins Spiel, der beide gut kannte. Mezek hatte inzwischen die Nasevom Audiobusiness voll, Laden und Vertrieb mit gutem Gewinnverkauft und war mit 37 Angestellten ins Bootsbaugewerbe ein-gestiegen. Doch dann spielte ihm John seinen ersten ShahinianLautsprecher vor und damit war’s auch um Peter geschehen. Er

Den ganz besonderen Mix, den Peter Mezek mit seinen Pear Audio Produk-ten anrichtet, kann man mit einer Pizza Margherita vergleichen: eigentlichbekannte Zutaten, deren Qualitäten und Verarbeitung aber über Durch-schnitt oder mehr entscheiden. Die einteilige Zarge, den integrierten, be-wusst schwachbrüstigen Motor mit dem Leichtriemen, das feine Tellerlagerund den massiven Teller amalgamiert der slowenische Meister mit dem Ge-heimwissen seines Freundes Tom Fletcher zu etwas ganz Feinem

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stieg bei Pear Audio ein, John sollte England, Peter Österreichübernehmen, den Rest Europas wollte man sich teilen. Dazu kames nie so richtig, Pear Audio UK blieb und bleibt auf Großbritan-nien beschränkt. John Burns vertreibt nach wie vor Well Tempe-red, Shahinian, Dynavector, Charlie Brennan erholte sich undmanagte unter anderem Arcam. Und Peter Mezek? Neben Shahinian vertrieb er unter anderemlange die Well Tempered Plattenspieler. Als sich Bill Firebaugh,genialer Erfinder und Gründer der Firma, jedoch aus dem Ge-schäft zurückzog, sank die Qualität der Laufwerke und Tonarme.So suchte Mezek nach einer Alternative und fand sie mithilfe vonTom Fletcher, in dem er seit ihrer ersten Begegnung einen See-lenbruder gefunden hatte, wie er erzählt. Also entwickelte Flet-cher den NA 294 für Mezek und ließ ihn in seiner Firma herstel-len. Leider erkrankte Tom schwer und überschrieb NA seinerengsten Mitarbeiterin. Als er sich wider Erwarten einigermaßenerholte, war in seiner Firma jedoch kein Platz mehr für ihn. Alsogründete er Fletcher Audio, entwickelte dort zwei weitere Plat-tenspieler und arbeitete bis zu seinem Tod 2010 eng mit PeterMezek zusammen. Hier gerate ich auf unsicheren Grund. War-um? Peter Mezek sagt, dass Tom seine Geheimnisse, sprich dieWeiterentwicklungen der Nottingham Analogue Laufwerke undTonarme der letzten Lebensjahre mit ihm geteilt habe. Schautman sich die Pear Audio Plattenspieler an, spricht vieles dafür.Der ständige Innovationsdrang Fletchers scheint sich hier wider-zuspiegeln, während die NA-Modelle eher verfeinert wurden. DerPear Audio Namenszusatz stammt übrigens von Peter Mezeksverstorbenem Hund Blue. Fehlt nur noch die Antwort auf dieletzte Eingangsfrage: Wer ist Captain John Handy? Fast alle PearAudio Plattenspieler tragen Namen berühmter Musiker aus der

Die leichte Aluminiumheadshell ohne Fingerlift lässt sich dank einer Hülsefeinfühlig für den perfekten Nadel-Azimuth verstellen. Da die Kunststoff-schrauben nicht ins Decca passten, habe ich herkömmliche verwendet. Das im Vergleich zum Cornet 2 einfachere Gegengewicht erleichtert dieEinstellung der Auflagekraft beim Cornet 1 deutlich.Der Cornet 1 in seiner ganzen schrulligen Eleganz. Rechts vom Tellerlagerkann man den „Speed Enhancer“ erkennen

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Frühzeit des Jazz, zu denen auch der Altsaxofonistder New-Orleans-Schule Captain John Handygehörte. Tom Fletcher liebte diese Musiker, die fürdie weitere Entwicklung des Jazz, des Rhythm-and-Blues und des Rock’n’Roll eine so wichtige Rollespielten, und so war die Namensgebung für PeterMezek nur logisch, denn die Musik soll, wie schonerwähnt, immer im Mittelpunkt seiner Produktestehen.Ich habe zwar keine Aufnahmen von Captain JohnHandy zur Hand, entscheide mich aber für Musik,die mit den subtilen und ungewöhnlichen IdeenFletchers und Mezeks korrespondiert. Kennen SieWilly Michl? In München ist der sogenannte Isarin-dianer weltbekannt. Michl hat in den 70er-Jahrenwegweisende Platten aufgenommen. Bekannter istBlues goes to Mountain, aber ich halte Blues + Balla-den (Decca 6.22 605, LP, DE 1976) für die bessereScheibe. Willy Michls Blues ist kraftvoll, stark, vol lerGefühl und Seele. „Drah di net um“ beginnt mit ei-

ner repetitiven Gitarrenfigur, die zu einem groovi-gen Solo wird, bevor Michls rezitativer Vortrag dasmusikalische Zepter in die Hand nimmt. Ob manden Text nun genau versteht oder nicht, spielt keineRolle, Willy Michls Seelenausdruck nimmt einengefangen. Das bringt mich zum Kern dessen, warumwir uns bei image hifi mit hochwertigen und auchkostspieligen Komponenten beschäftigen. Weil sieuns im Idealfall der Musik, ihrer Idee, dem Aus-druck näherbringen. Genau das kann der CaptainJohn Handy.Mag das Pear-Audio-Grundkonzept auch mit denfrühen Fletcher-Designs identisch sein, so ließ PeterMezek bei der Entwicklung seiner Pear-Audio-Lauf-werke doch keinen Stein auf dem anderen. Sprich,alle früheren NA-Erkenntnisse wurden überprüftund mithilfe von Fletchers späten Ideen infrage ge-stellt. Nichts sei einer Laune unterworfen, schreibtMezek auf seiner Website, alles werde auf seineTauglichkeit im Zusammenspiel des Gesamtorche-sters Plattenspieler durch geschulte Ohren geprüft.Vielleicht kann man in diesem Zusammenhangtatsächlich die Schallplatte mit einer Partitur ver-gleichen und den Plattenspieler mit einem Orches -ter. Der Konstrukteur wäre in diesem, zugegebener-maßen etwas freien, aber durchaus interessantenBild, der Dirigent. Je länger ich darüber nachdenke,desto lieber mag ich das Bild, vor allem weil es sicheben nicht um eine Materialschlacht vermeintlichbesserer Materialien handelt, sondern weil bei allenEntscheidungen immer die Musik im Vordergrundsteht. Die eigentlichen Features des Plattenspielerssind seit früheren Berichten über NA, spätestensaber seit dem wunderbaren Artikel meines Kollegen

Hier sehen wir im Vergleich die optionalen Spikes, die mit 70Euro / Stück zu Buche schlagen, mit den eingeschraubtenStellfüßen des Laufwerks. Entgegen dem Mainstream wer-den sie mit der Spitze nach oben unter den Dreher gestellt

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che Laufruhe, die diesen Laufwerken eigen ist. Umauf Touren zu kommen, braucht der Teller einenkleinen händischen Antriebsschwung. Gewöhntman sich an dieses Handling, kann man es als Ritu-al auffassen oder den Dreher einfach immer laufenlassen. Aber das haben Sie nicht von mir, ok? DerTonarm basiert auf dem NA AceSpace Arm, ist aberin vielen Details verändert worden. Er hat die klas-sische „Rega“-Einbaulänge von 222 mm und passtdamit auch auf viele Fremdlaufwerke. Was hat Me-zek im Vergleich zum Cornet 2 verändert? Er be-dämpft das Lager durch eine Art Silikon, das abernicht so träge wie Silikon reagieren soll. Ansonstenist es das von den NA-Armen bekannte Einpunkt-design, welches durch winzige Kugellager und spe-zielle Pins stabilisiert wird. Das äußere Carbonrohrist identisch mit dem des großen Bruders. Wo deraber über ein zweites, inneres Rohr zur Dämpfungverfügt, ist der „Kleine“ nur intern bedämpft. Sein

Amré Ibrahim über den Pear Audio Kid Punch inimage hifi 3/15 bekannt. Der Captain kostet wenigerals die Hälfte des Kid Punch, verzichtet dabei vor allem auf die separate Motoreinheit, die hier imChassis integriert ist, sowie auf die externe Motor-steuerung. Außerdem arbeitet auf der POM-Ton-arm-Basis der kleinere Cornet 1 Tonarm. Die Zargeaus nicht näher spezifiziertem Holz ist aus einemStück gearbeitet. Es lässt sich ein hartes, steifes undleichtes Holz tasten, das nur gewachst wird. Der Plattenteller besteht aus einer leichten Alumi-niumlegierung, ist gut 7 kg schwer und mit zweiGummiriemen außen bedämpft. Sein Lager bestehtaus einer Speziallegierung mit mindestens 70% Kup-fer, außen hart, innen weich gearbeitet und eng tole-riert. Jeder Teller wird analog zu seinem Gewicht aufeinen speziellen Motor angepasst. Das ist konse-quent, funktioniert wie erwähnt sehr, sehr gut undsorgt sicher zu einem guten Teil für die sprichwörtli-

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Gegengewicht wird klassisch auf das Endstück desTonarms aufgesteckt. Diese Lösung ist zwar deutlicheinfacher als die lager- und resonanztechnisch über-legene des Cornet 2, lässt sich aber auch unkompli-zierter handhaben. Der Motor sitzt, wie bereits er-wähnt, gut entkoppelt direkt in der Zarge. Derleichte, „fluffige“ Riemen läuft definiert entlang ei-ner rillenförmigen Vertiefung im Plattenteller. Un-ten schaut ein weicher Schlauch, Speed Enhancergenannt, aus der Chassisplatte heraus. Er soll leich-ten Berührungskontakt mit dem Plattenteller ha-ben. Verliert er den Kontakt ganz, gerät tatsächlichdas musikalische Gesamtgefüge leicht aus dem Tritt,als würde ein Pianist beim Spiel durch etwas irri-tiert. Zu stark sollte der Kontakt auch nicht sein,denn dadurch verändern sich subtile Feinheiten wieAnblasgeräusche oder Striche mit dem Besen überein Trommelfell hin zu einem flacheren, leicht be-legten Klang: Probieren Sie’s aus!Die verstellbaren POM-Füße sind für meinenschwierigen Boden die bessere Entkopplungslösungals die Spikes, die Mezek auch anbietet. Mit denenanstelle der Füße klingt der Captain allerdings mi-nimal spritziger und natürlicher. Aber das ist wirk-lich nur eine Nuance. Mezek ersetzt, wo es nur geht,Metallschrauben durch solche aus Kunststoff undrät, diese bloß nicht zu fest anzudrehen. Also genaudas Gegenteil mancher Empfehlung früherer Tage,speziell wenn ich an Linn denke, wo Fälle bekanntwurden, dass durch unbotmäßiges Zudrehen derMetallschraube für die Höhenverstellung des Ton-arms die Abschirmhülse desselben gesprengt wurde.Glauben Sie mir, das ist keine urbane Legende, dasist wirklich so passiert. Wer einen offenen Geist undebensolche Ohren hat, kann durch verschiedeneAnzugsmomente der Schrauben ganz eindeutigeKlangveränderungen wahrnehmen. Ich will Ihnenaber an dieser Stelle nicht die Freude nehmen, eige-ne Erfahrungen zu machen. Die Tonabnehmeremp-fehlung für den Cornet 1 beschränkt sich auf nichtallzu schwere Exemplare. Ich habe trotzdem dasneue Grado Reference Sonata 2 mit seinem schwe-ren Holzkorpus eingebaut. Auch wenn es von der

Resonanzfrequenz her insgesamt an der Toleranz-grenze liegt, war ich von der ersten Note an vom Ge-samtklang begeistert. Warum? Ein inneres „Ja“poppt hoch, ein Gefühl von Stimmigkeit, musikali-schem Fluss, leichtfüßigem, harmonischem Ge-samtklang. Ich bekomme den Eindruck, dass Pro-duktionsdetails wie die leichte, steife Holzzargeihren Widerhall im Klang finden. Meine Klangbe-schreibungen habe ich dann aber ausschließlich mitdem Decca Professional gemacht. Deccas scheinensich mit den Cornet-Armen besonders gut zu ver-tragen. Ist auch kein Wunder, denn Tom Fletcherliebte Decca-Tonabnehmer. Außerdem waren erund Glenn Croft gute Freunde. Croft ist wiederumseit ewigen Zeiten mit John Wright befreundet, derdie modernen Deccas herstellt; heute heißen sie ausrechtlichen Gründen „London“. Und Peter Mezeklässt sich seine Phonostufe von Glenn Croft bauen.Und nun ist abschließend noch einmal Zeit für dieeigentliche Hauptsache – Musik.Eine viel zu wenig beachtete LP des großen Pianis -ten und Komponisten Randy Weston ist Blue Moses(CTI 6016 / Speakers Corner / Sony RE, 1972 / 2015DE). Nur zwei Jahre nach Bitches Brew eingespielt,ist dieses Album doch aus ganz anderem Stoff ge-webt. Der Avantgardist Weston spielt hier aus -schließlich auf dem elektrischen Fender Rhodes Pi-

xxxMitspielerPlattenspieler: Garrard 401 Tonarm: Schick 12 Tonabnehmer:Grado Reference Sonata 2, Decca Professional Vollverstärker:Accuphase E-260 Vorverstärker: Croft Micro 25 „R“, Tobian SC8Endverstärker: Tobian SA35, Eastern Electric Minimax Lautspre-cher: Tobian 10, Wolf von Langa Son Kabel: Lautsprecherkabel:Belden 9497 und Tellurium Q Ultra Black, NF-Kabel: Audio Consul-ting, Jupiter und Tellurium Q Ultra Black, Tellurium Black Wave-form Digitalkabel, Funk Tonstudiotechnik, Lencomotion, silvercorespace cable Netz: Isotek Aquarius EVO3, Kreder Audio Tuning Tu-ning: Acoustic Revive, bFly audio, Fast Audio, Krynaxxxx

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ano und das beim eher weichspülenden CTI-Labeldes Produzenten Creed Taylor. Dass er trotz Rhodesund CTI seine Musik aber null verwässert, sprichtfür seinen Charakter. Auf dem Titelstück funkelndie Rhythmen, perlt das Rhodes und tragen Don Se-beskys kongeniale Bläserarrangements zu einemunwiderstehlichen Drive bei. Dabei verschmilztamerikanischer Jazz organisch mit mystischerGanawa-Musik Marokkos, wo Weston seit 1969wohnte. Um die Energie am Ende wieder etwas her-unterzufahren, höre ich mir noch „Sun Shower“vom Live-Doppelalbum Piccolo (MilestoneM55004, DLP, USA 1977) des Ron Carter Quartetsan. Dieses wunderbare Pianoquartett mit zwei Bäs-sen (neben Carter noch der zweite Bass-Gigant Bu-ster Williams) vereint Finesse mit Attacke, Eleganzmit Dynamik. Den Piccolobass Ron Carters, den erauch gerne mit einem Bogen streicht, kann man im-mer vom Kontrabass Buster Williams’ unterschei-den – sowohl von der Spielweise her, als auch vomKlang. Und bei Ben Rileys Beckenarbeit kommt mirimmer wieder, ähnlich wie bei Play Bach der Ge-danke: „So muss ein Becken klingen. So klingt einBecken.“ Und ja, das ist auch der Verdienst des Dec-ca, aber man muss ein Decca eben führen könnenund das gehört aufgrund böser Resonanzen, die esmangels herkömmlicher Aufhängung und aufwen-

diger Dämpfung zurück in das Tonarmrohr jagt, zuden schwierigsten Jobs des Tonarmmarkts – derCornet 1 meistert ihn. Mit dem Pear Audio Blue Captain John Handykönnte ich mir vorstellen, alt zu werden. Er kann fürMusikliebhaber das Ende der Upgraditis und derAudiophilia Nervosa bedeuten. Mit ihm lässt sichzufrieden Platte um Platte hören, er wird zumFreund, mit dem man musikalisch durch dick unddünn gehen kann, einem Freund fürs Leben.

xxxxPlattenspielerPear Audio Blue Captain John HandyPrinzip: Riemengetriebenes Laufwerk mit einpunktgelagertemTon arm Cornet 1 Aufbau: Zarge aus Vollholz, Plattenteller Alumi-nium (7 kg) Antrieb: Wechselstrommotor Geschwindigkeiten:33 / 45 U/min Gleichlaufschwankungen: 0,043 (IEC) Maße(B/H/T): 42,5/35,5/9 cm Gewicht: 18,8 kg Garantie: 2 JahrePreis: 3499 Euro

Kontakt: Libra Audio, Weilbergstraße 6, 61389 Schmitten, Telefon0700/77200000, www.pearaudio.dexxxx


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