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SCHLUSS MIT DEN

VORURTEILENDie 5 größten Vorurteile gegenüber

zugewanderten MitbürgerInnen – Seite 07

„Zielpunkt nimmt spezielle Wünsche und Bedürfnisse von Migranten als Kunden sehr ernst und hat seit letztem Jahr in allen 300 Filialen eine stetig steigende

Zahl sogenannter Ethnoprodukte fix eingelistet. Die Nachfrage ist sehr gut. Wir haben darüber hinaus festgestellt, dass diese Artikel auch von Österreichern

sehr gerne gekauft werden.“ Mit einem Augenzwinkern ergänzt Satek: „Das Gefühl des letzten Urlaubs in Kroatien oder der Türkei kann so ein

wenig länger konserviert werden. Dazu tragen wir gerne bei.“

Jan Satek, Vorstandsvorsitzender Zielpunkt

Österreichs Wirtschaft hat das Potenzial von MigrantInnen längst erkannt!

INTEGRATION

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„Heute“: Immer mehr Bankenbieten sogenanntes „Ethno-Banking“ an. Was unterschei-det Ihr Institut von den ande-ren Anbietern?Peter Bosek: „Gleich vorweg,der Begriff „Ethno-Banking“schubladisiert meiner Meinungnach zu sehr. Unsere Kundenhaben ähnliche Bedürfnisse –unabhängig von der Bevölke-rungsgruppe oder Religion. Wirwollen unsere Kunden bestmög-lich betreuen, und dabei ist die

Beratung in der Mutterspracheder Schlüssel.“

„Heute“: In welchen Filialengibt es diese fremdsprachigeBeratung?Peter Bosek: „Insgesamt bietenwir in 15 Filialen die Beratungauf Serbisch und Kroatisch bzw.in 11 Filialen auf Türkisch an. InWien wird diese Betreuung bei-spielsweise im 5., 10. oder 16. Be-zirk, aber auch in Mödling oderWiener Neustadt angeboten.“

„Heute“: Gibt’s auch Produk-te, die besonders auf die Be-dürfnisse von Migranten Rück-sicht nehmen?Peter Bosek: „Wir haben einProdukt, das für Migranten be-sonders interessant ist. Sehr oftwird Geld an die Familien insHeimatland überwiesen. Da bie-ten wir mit der vergünstigtenAuslandsüberweisung in dieseLänder ein besonderes Service:Statt der üblichen 9,70 Euro kos-tet es nur 3 Euro.“

„Heute“: Wie wird das Serviceangenommen?Peter Bosek: „Gut. Wir habendurchwegs positive Rückmel-dungen, auch wenn die Aus-landsüberweisung ein wenig zähangelaufen ist. Die kulturelleVerbindung zwischen Beraterund Kunde stärkt aber das Ver-trauen. Die Beratung in derMuttersprache schätzen dieKunden sehr.“

Kundenberatung inder Muttersprache

www.erstebank.at

Peter Bosek, Privat- und Firmenkundenvorstandder Erste Bank Oesterreich im „Heute“-InterviewFo

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In Zeiten, in denen der ersteStaatssekretär für IntegrationSebastian Kurz einen Wettbe-werb unter dem Motto „Top-100-MigrantInnen“ launcht, istdas Thema Zuwanderung undIntegration in der österrei-chischen Bundespolitik endlichsalonfähig geworden. Erfolgrei-che MigrantInnen gibt es ja be-reits, allerdings werden sie inunserer Gesellschaft immernoch nicht ausreichend wahrge-

nommen. In der heutigen viel-fältigen Medienlandschaft sindLeserInnen nicht nur auf dieMainstream-Medien angewie-sen – ZuwanderInnen wählenbewusst auch Ethno-Medien alseine unabdingbare Informati-onsquelle. Dass dies der Fall ist,bestätigt eine kürzlich durchge-führte Ethno-Marketing-Studieim Auftrag des Finanzmarke-tingverbandes (mehr auf Seite4): Ethno-Medien werden

Schulter an Schulter mitdeutschsprachigen Main-stream-Medien gerne gelesen.Unter der größten Zuwanderer-community des Landes – denAustro-BosniakInnen, -Kroa-tInnen und -SerbInnen – beleg-ten laut dieser Studie geradeMedien in der Muttersprache –wie etwa das MonatsmagazinKOSMO – die ersten Plätze. Dasie oft in der Muttersprache er-scheinen, sprechen diese Me-

dien ihre LeserInnen direkterund persönlicher an und be-rühren somit die Herzen der je-weiligen Communitys. In die-sem Sinne begrüße ich engereKooperationen zwischen öster-reichischen Mainstream-Me-dien und Ethno-Medien.

Herzlichst, IhrDejan Sudar

„Wir brauchen mediale Integration!“

www.kosmo.at

Dejan Sudar, Herausgeber des Monatsmagazins KOSMO

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Z uwanderer nutzen ger-ne Dienstleistungen ös-terreichischer Banken.

Das IFQM Institut für qualitati-ve Marktforschung und die Wie-ner Diversity-Marketing-Agen-tur „Brainworker – CommunityMarketing“ befragten von Feb-ruar bis April 2011 im Auftragdes FinanzmarketingverbandesÖsterreich (FMVÖ) Personenmit Migrationshintergrund zuihrem Vertrauen und ihren Er-wartungen in Finanzdienstleis-ter. Die Umfrage umfasste Perso-nen mit Migrationshintergrundaus Bosnien-Herzegowina, Kroa-tien, Serbien (BKS) und der Tür-kei. Der Grundtenor dieser Um-frage ist ein hohes Vertrauen die-ser Zielgruppen in heimischeBanken – insbesondere bei be-

rufstätigen Personen (30+): Aufeiner Skala von 1 bis 10 liegt derMittelwert dieser Altersgruppebei 8,17. Zuwanderer erwartenauch viel von ihren Finanz-dienstleistern. Der Interessenfo-

kus der Zielgruppe liegt dabeiauf günstigen Konditionen, sodie Studie. So sind für 75,5 bis87,3 % der Befragten günstigeKonditionen „sehr wichtig“. Auf

Platz zwei rangiert offene undehrliche Kommunikation. Zwi-schen 75 und 86,7 % der Befrag-ten ist diese „sehr wichtig“. Umdie Kommunikation mit ihrenethnischen Kunden zu verbes-

sern, setzen heimische Bankenimmer stärker auf verschiedeneEthno-Banking-Konzepte. „DieHerausforderung des Ethno-Banking liegt darin, die Ansprü-

che aller Teilzielgruppen zu er-kennen und Kundinnen undKunden gemäß ihrer Erwartun-gen zu servicieren“, betont Ma-nuel Bräuhofer, Executive Mana-ger von „Brainworker – Commu-nity Marketing“ und einer vonÖsterreichs Ethno-Marketing-Pionieren. Welche Rolle die Mut-tersprache für ein nachhaltigesVertrauen von ethnischen Kun-den spielt, zeigt die Studie: Fürsogar 88,1 % der Zuwanderermit türkischem Migrationshin-tergrund ist ein gleichbleibenderAnsprechpartner, der die ent-sprechende Muttersprachespricht, „wichtig“ oder „sehrwichtig“. Neben der Mutterspra-che ist für die meisten Zuwande-rer auch wichtig, dass die Bank-berater hinsichtlich ihrer Kulturausgebildet sind, um dann einekompetente Beratung leisten zukönnen: Für 71,9 % der TürkIn-nen und 55,5 % der BKS-Zu-wanderer sind Kulturkenntnisse„wichtig“ oder „sehr wichtig“. Unser leckeres Schnitzel –

das Lieblingsgericht al-ler WienerInnen – ist ein

Ausländer! Was heute in Wienals typisches lokales Gericht fürdie Einheimischen und Touris-ten gilt, hat möglicherweise sei-ne Ursprünge in Oberitalien.Von dort könnte das Schnitzelim 14. oder 15. Jahrhundertnach Wien gekommen sein.

Wer gerne zum Gulasch greift,dem ist schon längst bekannt,dass dieses Gericht aus dem be-nachbarten Ungarn kommt. In-teressant ist die Tatsache, dassdas Wiener Gulasch in Un-garn eigentlich „Pörk-ölt“ heißt. DasungarischeWort „Guly-ás“ bezeichnetwiederum eineGulaschsuppemit viel Paprika.Der Legendenach ist das Wie-ner Gulasch An-fang des 19. Jahr-

hunderts entstanden, als ein un-garisches Regiment in Wien sta-tioniert war.

Ausländer sind uns Wurs(ch)t!Das typische Wiener Fastfood –Würstel aller Art – kann sichauch seiner Internationalitätrühmen. Diejenigen, die sich in der Mittagspause mit einerKäsekrainer belohnen, müssen die Ursprünge dieser Wurst inSlowenien suchen. Die KrainerWurst ist dort sogar ein Natio-nalgericht. Die Käsekrainerhingegen ist eine beliebte

Variation des Originalrezeptsund wurde erst Anfang der1980er-Jahre in Österreich er-funden.

Auch bei Süßem haben die Wie-ner gerne über die Grenzen ge-schaut. So sind Buchteln – auchdie im Hawelka – immerhin einursprüngliches böhmisches Ge-richt, die beliebten Knödel tei-len wir ebenfalls mit unserennördlichen Nachbarn. Die lecke-re Füllung unserer Germknödel

– das Powidl – ist auch eintschechischer „Zuagraster“.Der österreichische Aus-druck für die deutschenEierkuchen – „Palatschin-ke“ – stammt ursprünglichaus dem Rumänischen

und kam über dasTschechische ins Wie-nerische. Alle diese„Ausländer“ habendie ursprüngliche

Wiener Küche we-sentlich bereichert

und zu ihrer Popularität in derganzen Welt beigetragen.

„Man kann andere Kulturen nur richtigbedienen, wenn man seine eigene Kul-tur kennt; erst dann kann ein Gefühlder Wertschätzung gegeben werden,

um Vertrauen aufzubauen.“Manuel Bräuhofer, Brainworker –

Community Marketing

Peter BosekErste Bank

Viele unserer Kunden könnensehr gut Deutsch, nur bei bank-spezifischen Gesprächen tun siesich oft in der Mutterspracheleichter. Wir setzen hier an undbieten in 23 Filialen Betreuungin der jeweiligen Muttersprachean. Unsere Betreuer beraten inausgewählten Filialen in Wien,Mödling und Wiener Neudorfin Türkisch und Bosnisch/Ser-bisch/Kroatisch.

Rainer HauserBank Austria

Bei der Bank Austria ist „Eth-nobanking“ kein Schlagwort,sondern gelebte Praxis. Über100 Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter mit Migrationshinter-grund betreuen in den Bank-Austria-Filialen Kunden mitMigrationshintergrund in ihrerMuttersprache. Produktinfor-mationen in den wichtigstenSprachen wollen wir aber nochverstärkt anbieten.

Georg Kraft-KinzRaiffeisenlandesbank (NÖ-W)

Wien lebt durch die Vielfaltder Menschen in dieser Stadt.Als Bank sagen wir „ja“ zu die-ser Vielfalt, weil es gut für dieStadt ist und weil wir zuge-wanderte Menschen in dieserStadt als MitarbeiterInnen undals Kunden gewinnen wollen.Dabei setzen wir immer aufWertschätzung und Respekt.

Wolfgang KleinBAWAG P.S.K.

Es ist wichtig, auch die Mutter-sprache des Kunden zu sprechen.Wir haben den unschätzbarenVorteil, dass rund 15 % unsererFilial-Mitarbeiter Zuwanderer-sprachen sprechen. Wir könnenalso unseren Kunden zuhörenund gemeinsam Lösungen fin-den. Das stärkt die Vertrauens-basis und nimmt Ängste desKunden, Frage zum eigenen,besseren Verständnis zu stellen.

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Die erste groß angelegte Ethno-Banking-Studieweist hohes Vertrauen von Zuwanderern in heimische Banken aus.

Nicht nur Kebab oder Cevapcici kommen von woanders. AuchSchnitzel, Buchteln und Gulasch sind in die Wiener Küche ein-gewandert – und haben sich dort gut integriert!

„Ausländer“ zum Fressen gern

Die Diskussion über das Eige-ne und das Fremde hat unsMenschen seit eh und je be-schäftigt. Fremde Kulturenempfinden manche immernoch abstoßend. Wien hat inden letzten Jahrzehnten eineeinzigartige Chance bekom-men, die Heimat vieler Kultu-ren und Religionen zu werden.Die meisten haben sich hiergut integriert und werden – sowie unsere ursprünglich frem-den und heutzutage typischwienerischen Gerichte – in ab-sehbarer Zeit aus der WienerKultur nicht mehr wegzuden-ken sein.

[Kommentar]

Dr. Nedad MemicChefredakteur

KOSMO

Banken punkten bei Zuwanderern

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Bei MigrantInnen in Öster-reich soll auf die Leistungund nicht auf die Herkunft

geschaut werden“,mahnt Inte-grationsstaatssekretär Sebasti-an Kurz – und setzt auf mehre-re Maßnahmen:

Motivation schaffen. Besondersin den vergangenen Jahren hates viel Hetze gegen MigrantIn-nen, aber auch viele Träumerei-en gegeben – damit soll jetzt end-lich Schluss sein. Es sei wederrichtig, dass es nur Probleme ge-be, noch dass alles eitel Wonne

sei. IntegrationsstaatssekretärKurz hat zum Thema einen „völ-lig neuen Zugang“. Bei Migran-ten und Migrantinnen müsseman die Motivation und die Ei-genverantwortung stärken undder „Mehrheitsgesellschaft“ zei-gen, dass es auf die Leistung an-kommt. Vorurteile sollen abge-baut werden, gerade dadurch,dass man auch die positiven Bei-spiele von Integration zeigt.

Vorurteile abbauen. Mit der Ak-tion Top 100 werden Vorbildergezeigt und Nachahmer ani-

miert – dafür holt der Staatsse-kretär Persönlichkeiten ausSport,Wirtschaft und Kultur vorden Vorhang. Diese sollen alsBotschafter fungieren und zei-gen: Integration funktioniert,wenn man sich anpasst undwenn man etwas leistet. Wich-tig dafür ist auch die Berufsan-erkennung bei ZuwandererIn-nen – eine Rot-Weiß-Rot-Cardsoll in Zukunft noch mehr Spit-zenkräfte anlocken.Bei den vor-handenen zugewanderten Fach-kräften muss man endlich dieLeistung anerkennen und das

Potenzial nutzen. Entscheidendist dabei auch ein rascheres un-bürokratisches Verfahren.

Maßnahmenkatalog AnfangJuli. Darin soll es um die Inte-gration durch Leistung gehen –mit einer unabhängigen Exper-tise der 20 besten Köpfe.

Angebot des Integrationsfonds.Der Österreichische Integrati-onsfonds (ÖIF) setzt einen kla-ren Schwerpunkt auf die Sprach-vermittlung. Gute Deutsch-kenntnisse sind schließlich derSchlüssel zu erfolgreicher Inte-gration. Die Bandbreite reichtvon der Abhaltung und Quali-tätssicherung von Deutschkur-sen bis zur Entwicklung berufs-spezifischer Kurse.

Qualifizierte ausländischeFacharbeiter sind längst beiuns im Lande – aber: Nur jederfünfte ausländische Facharbei-ter, der in Österreich lebt, lässtsich seine Berufsausbildungauch anerkennen! Und: Nur je-der dritte ausländische Akade-miker lässt sich sein Studiumanerkennen. Wichtig für Zu-wanderer: Lassen Sie sich IhreAusbildung anrechnen – jeder,der in Österreich etwas leistet,wird es zu etwas bringen.Wichtigste Voraussetzung füreine erfolgreiche Integration istauf jeden Fall die Sprache: Werseinen Weg in Österreich ma-chen will, muss Deutsch ler-nen. www.integrationsfonds.at

Weitere Infos

„Integration durch Leistung“ – so lautet dasneue Leitbild, das Neo-Staatssekretär Sebasti-an Kurz (ÖVP) bei der Integration zur Geltungbringen will. Wir haben für Sie alle Infos.

Integration durch Leistung

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz trifft regelmäßig junge Leute mit Migrationshintergrund – seine Botschaft:„Lernt’s Deutsch, macht’s was aus eurem Leben!“

www.integrationsfonds.at

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Kaum eine andere Bevölke-rungsgruppe in Österreichist mit so vielen Vorurteilen

behaftet wie ZuwandererInnen.

ZuwandererInnen belasten dasösterreichische Sozialsystem.Laut letzten Angaben aus demSozialministerium haben auslän-dische StaatsbürgerInnen um 300Mio. Euro mehr in die Kranken-kassen eingezahlt, als für sie anLeistungen ausgegeben wurde.

ZuwandererInnen erscheinenam häufigsten in der Kriminal-statistik. 2010 lag der Auslände-rInnenanteil unter allen ermittel-ten Tatverdächtigen unter einemDrittel (28,8 Prozent). Somit wa-ren mehr als zwei Drittel derStraftäterInnen österreichischeStaatsbürgerInnen.

ZuwandererInnen werdenStaatsbürgerschaften regelrechtnachgeschmissen. Laut StatistikAustria sinkt die Zahl der einge-

bürgerten AusländerInnen in Ös-terreich in den letzten Jahrendeutlich: Wurden im Jahr 200024.320 Personen eingebürgert,waren es 2010 nur noch 6135 Per-sonen.

ZuwandererInnen nehmen Ös-terreicherInnen die Arbeitsplätzeweg. Insbesondere im techni-schen Bereich herrscht ein ekla-tanter Fachkräftemangel. So feh-len in Österreich derzeit mehr als10.000 IT-Experten, die mannicht mit den einheimischenFachkräften abdecken kann.

ZuwandererInnen werden nachder Öffnung des ArbeitsmarktsÖsterreich überschwemmen.Nach der Arbeitsmarktöffnungzu den neuen EU-Ländern imMai haben nur rund 8700 Perso-nen die Möglichkeit genutzt, nachÖsterreich zuzuwandern, um hiereinen Job zu suchen. Das sind ge-rade zwei Promille der 3,4 Millio-nen Beschäftigten in Österreich.

Wir räumen mit den fünf größtenVorurteilen gegenüber unseren zu-gewanderten MitbürgerInnen auf.

Traum von bösen Ausländern geplatzt

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Der Wiener Nachbar-schaftsservice „wohn-partner“ wurde 2011 für

sein Engagement im Gemeinde-bau mit dem ÖsterreichischenIntegrationspreis ausgezeichnet.Im Gemeindebau leben verschie-denen Kulturen und Ethnien Türan Tür. Um Konflikten vorzubeu-gen wurde 2010 von Wohnbau-stadtrat Dr. Michael Ludwig derNachbarschaftsservice „wohnpart-ner“ ins Leben gerufen. „DerÖsterreichische Integrationspreisfür ‚wohnpartner‘ ist eine erneuteAnerkennung und Bestätigung,

dass wir den richtigen Weg gehen.Wir schaffen Bewegungsräume,bringen die Menschen zusammenund ermöglichen damit ein Zu-sammenleben in gegenseitigemRespekt“, so Wohnbaustadtrat Dr.Michael Ludwig.

Auch zwei weitere Hauptpreisegingen an Wiener Institutionen,und zwar an das „Hausbesuchs-programm HIPPY für Eltern vonVorschulkindern in Wien, Nie-derösterreich und der Steiermark“der beratungsgruppe.at sowie anden „KunstSozialRaum Brunnen-passage“ der Caritas der Erzdiöze-

se Wien. Den vierten Preis bekamein steirisches Projekt: „Roma-Ju-gend“ des Lions Club Murau. DenEhrenpreis erhielt der Wiener Mar-meladenhersteller Hans Staud, derseit den 1970er-Jahren Mitarbeite-rInnen verschiedener Nationalitä-ten in seinem Werk beschäftigt.Der Österreichische Integrations-preis ist eine Initiative des ORF, desVereins „Wirtschaft für Integrati-on“ und der österreichischen Wirt-schaft. Ausgezeichnet werden Inte-grationsprojekte in Österreich.Heuer wurde der Preis bereits zumzweiten Mal vergeben.

Ivona Dadic ist 1993 auf dieWelt gekommen. Ein Jahrdavor flüchteten ihre Eltern

vor dem Krieg in Kroatiennach Österreich. Vor acht Jah-ren fiel sie durch ihre sportli-chen Fähigkeiten in der Schuleauf. Heute trainiert die Leicht-athletin beim PSV HornbachWels. Sie war mehrfache öster-

reichische Nachwuchsmeiste-rin und Staatsmeisterin. In Ös-terreich fühlt sich Ivona wohl:„Ich bin stolz, für Österreichstarten zu dürfen“, sagt die junge Welserin zu uns.

Für die Brüder Alichan undTurpolchan Jakiev war dieKindheit alles andere als

leicht. Mit ihren Eltern flüch-teten sie im Jahr 2005 nach Ös-terreich, nun wurde der Fami-lie Asyl gewährt. Der 15-jähri-ge Turpolchan und der 18-jäh-rige Alichan gehören heute zuden Zukunftshoffnungen desösterreichischen Ringersports.Turpolchan hat bei zahlreicheninternationalen Turnieren ge-

wonnen und war österrei-chischer Kadettenmeister.Auch Alichan trägt den Meis-tertitel. Für die Brüder habenihre Trainer nur Worte des Lo-bes: „Sie sind tadellose Sportlerund bestens integriert“, hörtman in der Polizeisportverei-nigung Wien, wo beide Bur-schen trainieren.

Ivona DadicSportartLeichtathletikVerein PSV Hornbach Wels

Alichan JakievSportartRingerVereinPSV Wien

Turpolchan JakievSportartRingerVereinPSV Wien

Was kann Sport in punctoIntegration leisten? AufInitiative von Sportmini-

ster Norbert Darabos werdenseit 2010 Projekte gefördert,welche die Integrationskraft desSports nutzen. Mit beein-druckenden Ergebnissen!

Ringen um Integration. ImTurnsaal der VS Engerthstraßeherrscht Länderspielstimmung.Die Ringer-Auswahl der Schule

tritt zu einem Vergleichskampfgegen die Vertreter der VS Ro-bert-Blum-Straße an. Dem Or-ganisator Karl Schlagenhaufengeht es dabei primär um Integra-tion und weniger um Ringer-

nachwuchsförderung. Vielmehrverfolgt das Projekt vier grundle-gende Ziele: Gewaltprävention,Integration, Erziehung und erstin vierter Linie Talentefindung.Rund 700 Kinder in sechs ver-schiedenen Schulen sind es, dieder Ringer Club Technopool imRahmen der Turnstunden undauch in Neigungsgruppen trai-niert. „Für uns ist das eine vor-bildliche Initiative, bei der durchFörderung nachhaltige Akzente

gesetzt werden können“, soSportminister Norbert Darabos.

Fußball gibt den Kick! AuchFußball integriert. Beispielhaftsind dabei die Bemühungen des

Integrationsvereins „Roter SternBrigittenau“, der Jugendlichenmit Migrationshintergrunddurch sportliche Aktivität undWeiterbildung Hilfe zur Selbst-hilfe ermöglichen will.

Hilfe zur SelbsthilfeInitiator Bratislav Nikolic: „Wirtreten in Parks und ,Spielkäfigen‘mit Fußball spielenden Jugendli-chen in Kontakt und ermunternsie dazu, in einer gemeinsamenMannschaft aufzutreten. Mit die-sen Burschen trainieren wir drei-mal pro Woche und organisierenan den Wochenenden Freund-schaftsspiele.“ Gleichzeitig ver-sucht man, im unmittelbarenUmfeld Jobs und Lehrstellen fürdie jungen Fußballer zu finden.

Beeindruckende ErgebnisseDie Ergebnisse sind beeindru-ckend. Bei einem entsprechendenProjekt im Zeitraum Oktober2009 bis Februar 2010 konntenvon 70 Burschen 46 „unterge-

bracht“ werden. Zusätzlich wer-den Sprachkurse sowie Motivati-ons- und Persönlichkeitstrainingsangeboten. Diese vom Sportmi-nisterium geförderte Initiativewurde 2010 mit dem Integrati-onspreis Sport ausgezeichnet.

„Der Sport leistet einen wichtigen Beitragzur Integration und hilft, Barrieren zwi-

schen Menschen zu überwinden. Es zählenTeamgeist, Fair Play und Respekt.“

Sportminister Mag. Norbert Darabos

Integration im Sport: DasSportministerium hat im Vor-jahr eine Arbeitsgruppe zumThema Sport und Integrationeingerichtet und das Institutfür Kinderrechte und Elternbil-dung (IKEB) mit der Erstellungeiner Studie beauftragt. Zielwar es, eine Informations-grundlage für die Arbeitsgrup-pe zu schaffen, um eine Basisfür Initiativen zu bilden, dieSport als Mittel zur Integrationeinsetzen. Mittlerweile werdendie ersten Projekte gefördert.

[Info]

Den Österreichischen Integra-tionspreis 2011 erhielten fol-gende Institutionen und Projek-te: „wohnpartner“ (Wien),HIPPY (Wien), KunstSozialRaumBrunnenpassage (Wien) und„Roma-Jugend“ (Murau). „Die-ser Preis zeigt, dass die gelun-gene Integration gelebte Wirk-lichkeit ist“, sagten aus diesemAnlass Wiens BürgermeisterMichael Häupl und Raiffeisen-Generalanwalt Christian Kon-rad, Schirmherren des Preises.

[Info]

Ein vorbildliches Rin-gerprojekt in Wienbringt Kinder aus vielenLändern auf die Matte

Integration:Sport kann mehr!

Gemeinsam mit Ivica Vasticpräsentierte SportministerDarabos im Vorjahr ein Kin-derbuch für Integration

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Sie sindunsere

ZukunftViele JungsportlerInnen ha-ben Migrationshintergrund.

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Wien wohntIntegration

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Musik und Tanz könnenmigrantischen Jugend-lichen in Wien zu besseren Zukunfts-chancen verhelfen – davon ist die musika-lische Bewegung„Superar“ überzeugt.

Wien war schon immerdie MusikhauptstadtEuropas. Nun hat unse-

re Bundeshauptstadt die Chan-ce, sich als Europas Musikme-tropole neu zu definieren, undzwar durch eine einzigartige Be-wegung, die allen Kindern undJugendlichen zur Verfügungsteht und ihnen dadurch hervor-ragende Zukunftsperspektiveneröffnet. „Superar“ – so der Namedieser von Caritas Wien, den Wie-ner Sängerknaben und dem Wie-ner Konzerthaus gegründeten Be-wegung – bildet Kinder ab demzweiten Lebensjahr in den Berei-chen Gesang, Tanz und Orchesteraus. Ihr Ziel ist durchaus ambitio-niert: Entwicklung von Spitzenen-sembles in diesen Kunstformen.„Unser Ziel ist die Kunst auf ho-hem Niveau“, erklärt „Superar“-Managerin Caroline Rota-Ni-knafs. Doch neben Spitzenkunstvermittelt „Superar“ zentraleKompetenzen: Selbstvertrauen,

Respekt, Disziplin, Gemein-schaftssinn und Verantwortungs-bewusstsein. Im Fokus stehen ins-besondere migrantische Kinder,die in der Gesellschaft oft mit un-gleichen Chancen zu kämpfen ha-ben. „Bei ‚Superar‘ geht es uns da-rum, Kindern mit migrantischemHintergrund ihren rechtmäßigenPlatz im Zentrum der Gesellschaftzu geben! Und allen Kindern –migrantisch und nicht-migran-tisch – Freude zu schenken, die siestark macht“, so Rota-Niknafs.

Hohe Ansprüche. „Superar“ bieteteinen täglichen Musik- und Tanz-unterricht für Kinder und Jugend-liche zwischen zwei und 20 Jahrenin Kindergärten, Schulen und Ge-meindezentren. Die Teilnahme istfür jedes Kind kostenfrei. Ein be-sonders ausgeklügeltes Pyrami-densystem bietet besonders talen-tierten Kindern und Jugendlicheneine künstlerische Weiterentwick-lung auf hohem Niveau. Dafür

sorgen erstklassige MusikerInnen,SängerInnen und TänzerInnen,die täglich mit den Kindern arbei-ten. Dabei wird deren Selbstwert-gefühl und der gesellschaftlicheZusammenhalt durch regelmäßi-ge Auftritte – etwa auf renom-mierten Bühnen – gestärkt. Der-zeit findet an drei Wiener Volks-schulen täglich „Superar“-Unter-richt statt. Dazu entsteht in derehemaligen Ankerbrotfabrik im10. Bezirk ein CommunityArt Center und die „Su-perar“-Zentrale.

Vielfältige Unterstüt-zung. „Superar“ bietetauch Musik-, Tanz-und Teambuilding-Workshops für Fir-men an. Dazu kön-nen Unternehmendurch eine Spendevon 50.000 Euroim Jahr Paten füreinen „Superar“-

Standort werden. Wer nicht so vielGeld hat, kann auch Pate für ein„Superar“-Kind werden. Mit einerSpende von 100 Euro im Monatkönnen alle Interessierten den täglichen Musik- und Tanzunter-richt finanzieren und bekommendafür zwei Freikarten für jedes„Superar“-Konzert. Aus Wien solldas „Superar“-Konzept auch inweitere Länder Europas getragen

werden.

So tanztman sich

zum Erfolg

www.superar.eu

Die musikalische Bewegung „Superar“ bildet Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in den Bereichen Gesang, Tanz und Orchester aus

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www.novomatic.com

Integration darf keine Glückssache sein.

Wenn sich ein österreichisches Unternehmen im Jahr 2011 mit der Tatsache auseinandersetzen muss, weltweit rund 17.000 Mitarbeiter aus über sechzig Nationen zu beschäftigen (2.750 davon in Österreich), schrumpft der Globus schnell auf Augenmaß. Vermeintlich lebenswichtige Fragen

und vielfach herbeigeredete Probleme zum Thema Integration haben sich innerhalb der Novomatic-Unternehmensfamilie längst von selbst beantwortet:

Zusammen arbeiten heißt zusammen leben.

Als Arbeitgeber von Menschen mit alleine in Wien über 50 Prozent Anteil an zugewanderten Familien sind wir uns der verantwortungsvollen Aufgabe seit jeher bewußt und leben Integration und Chancengleichheit

jeden Tag aufs Neue.


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