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REISEN // DEUTSCHLAND // ENTLANG DER DONAU

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DIE

SCHÖNE BLAUE

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Johann Strauss widmete ihr einen

Walzer. Wir begeben uns im Motorrad­

takt auf Spurensuche „an der schönen

blauen Donau“ wie hier bei Maria­

posching in Niederbayern am Rande

des Bayerischen Waldes.

Erst beschaulich, dann grandios und immer wieder für Überraschungen bereit – so gibt sich die Donau auf ihrem Weg von den

Quelllüssen bis Passau. Nicht minder abwechslungsreich sind die Landschaften und Fahrstrecken entlang ihrer Ufer.

Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann // Fotos: Helmut Hofmann, Dr. Ingrid Gloc-Hofmann

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Hoch oben im Schwarzwald ent­

springt das Quelllüsschen Breg. Aber

noch ist es ein langer Weg, bis daraus

der grandiose Fluss namens Donau

entstehen wird.

Die Donau taucht ab! Eine Tafel infor­

miert über den eigenwilligen Weg des

Flusses, zu sehen ist er nicht mehr.

Perfekte Schwarzwaldidylle: Wir beinden uns auf über 1.000 Hö­henmetern inmitten des hüge­

ligen, dunkel bewaldeten Hochlandes. Die Hitze ist gewichen und ein mildes, spätsommerliches Lüftchen bläst uns um die Nasen. Vorbei an Kuhherden auf saftig grünen Hochlandweiden, vorbei an urigen Bauernhäusern mit tief herab­gezogenen Walmdächern und riesigen Werbetafeln für „Cuckoo clocks“, die berüh mten Kuckucksuhren, haben uns ungemein schmale, kurvige Landsträß­chen an diesen abgeschiedenen Ort bei Furtwangen geführt.

Was aber hat das mit der Donau zu tun? Diesem zweitgrößten europäischen Strom? Nun, in einem schattigen Hain zu unseren Füßen beobachten wir, wie ein zartes Bächlein aus dem Felsen her­vorsprudelt, um dann recht abrupt bergab zu ließen. Es ist die Breg, einer der Quelllüsse der Donau. Ein paar Schritte weiter erinnert die kleine Mar­tinskapelle daran, dass schon der römi­sche Kaiser Tiberius vor 2.000 Jahren

nach dem Ursprung der Donau forschte. Heute ist klar erwiesen: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg.“

Am Fuße des Schwarzwaldes, ein ganzes Stück hinter Donaueschingen, kommen die beiden Quelllüsse zusam­men und lassen so die Donau entstehen. Dennoch existiert eine historische Do­nauquelle, die Quelle des Donaubaches. Elegant in Stein gefasst, bewundern wir sie direkt neben dem barocken Fürsten­bergischen Schloss Donaueschingen. In Stein gemeißelt steht da die beeindru­ckende Fließlänge der Donau geschrie­ben: „Bis zum Meere 2.840 Kilometer“. Und darüber weist die Marmorskulptur der „Mutter Baar“ ihrer Tochter, der „jungen Donau“, den Weg gen Osten.

NaturphänomeneDa nun die Ursprungsfrage des Flusses geklärt ist, kann die Fahrt beginnen! Die lange Strecke der Donau bis zu ihrer Mündung ins Schwarze Meer haben wir vorerst nicht im Sinn. Ihren Verlauf in Deutschland jedoch wollen wir im

Detail unter die Lupe, und die Umge­bung in Flussnähe unter die Räder neh­men. Wir ziehen durch eine weite Ebene, um bald auf zahlreichen Kehren in das immer enger werdende Tal im „Natur­park Obere Donau“ einzutauchen. Und plötzlich ist die Donau weg. Abgetaucht! Zwischen dichtem Laub sehen wir nur noch ausgedörrten Boden. Die Donau­versinkung, so lesen wir nach, ist ein

» ANFANGS TUT SICH DIE DONAU SCHWER, DOCH DIE MOTORRAD-STRECKEN SIND EIN GENUSS «

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Markenzeichen Idylle: So gibt sich der

Naturpark Obere Donau mit seinen

Sehenswürdigkeiten wie Mühlheim an der

Donau, Schloss Werenwag (rechts) und

dem Benediktinerkloster Beuron (unten).

weltweit einmaliges Phänomen. Etwa zur Hälfte des Jahres versickert das Wasser im karstigen Untergrund und ließt in einem unterirdischen Höhlen­system in den Aachtopf und damit in den Bodensee und in den Rhein. Faszi­nierend! Doch einige Kilometer luss­abwärts ist die Donau, gespeist durch weitere Nebenlüsse, wieder da.

Mühlheim, unser heutiges Tagesziel, ist ein kleines, hoch über der Donau platziertes Städtchen. Durch die Altstadt führen zwei parallel verlaufende, von schmucken Fachwerkhäusern gesäumte Straßen auf zwei prächtige Schlösser zu. Wir mieten uns im sympathischen Gasthof Hirsch ein und lassen uns die typischen regionalen Köstlichkeiten schmecken: Leberspätzlesuppe, Maul­taschen mit Fleisch­ und Gemüsefül­lung, Rinderzunge in Burgundersoße mit hausgemachten Spätzle – echt schwä­bisch lecker!

Dicker Nebel hüllt früh das Städt­chen ein, doch bis wir aus den Betten ge­krabbelt sind und ausgiebig gefrühstückt haben, hat er sich aufgelöst. Die Mor­gensonne lässt das Donautal erstrahlen,

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es wird nun richtig idyllisch. Kurven­reich ziehen wir durch den Naturpark Oberes Donautal, wo sich die Donau durch Kalkfelsen und begrünte Hänge windet. Bemerkenswerte Bauten säumen unseren Weg wie das Benediktiner­kloster Beuron und eine ganze Reihe spektakulär auf Felsspornen platzierte Burgen: Burg Wildenstein, Schloss Werenwag und Ruine Hausen. Bei Hau­sen queren wir die immer noch junge Donau unter dem Schutz des Brücken­heiligen Nepomuk. Die „Hohenzollern­straße“ ist hier die Hauptroute und diese bringt uns schließlich nach Sigmaringen mit seinem prunkvollen Hohenzollern­schloss und zu einer kleinen Überra­schung: In den Räumen der traditions­reichen Brauerei Zoller­Hof residiert ein Zündapp­Museum, piekfein eingerich­tet, und die Sammlung ist umfassender als die Präsentation in Nürnberg, der Heimatstadt der Zündapp­Werke.

In schwungvollem Rhythmus geht es auf lichter Hochebene oberhalb der Donau weit zurück in die Vergangen­heit. Bei Heuneburg siedelten einst die Kelten. Im sechsten vorchristlichen Jahr­hundert erbauten sie hier eine mächtige Festungsanlage mit Fürstensitz und klei­nen Reet gedeckten Wohnhäusern. Von den Wehrgängen aus blicken wir auf das unten liegende, breite Donautal. Die Aussicht, die wir so zum Spaß genießen können, hatte damals eine vortreliche Sicherheitsfunktion.

Unterirdische KarstquelleEinen kleinen Schwenk weg von der Donau können wir uns nicht verkneifen. Am Rande der Schwäbischen Alb zwei­gen wir in das Tal der Zwiefalter Aach und in das Große Lautertal ab, ein ab­solutes Motorradparadies mit herrlich rhythmischen Kurven. Selbst am Wo­chentag kurven hier so einige Motorrad­fahrer. Wie es wohl am Wochenende zu­geht? Wir schwingen uns unserem Ziel entgegen: Blaubeuren, ein Kleinod der Schwäbischen Alb und malerisch gelegen, hat gleich zwei Highlights zu bieten, das mittelalterliche Benediktinerkloster und den Blautopf. In dieser unterirdischen Karstquelle entspringt das Flüsschen Blau, das gerade mal 15 Kilometer sein Eigen nennen darf. Denn nach dieser kurzen Strecke erreicht es das Stadt­gebiet von Ulm und ließt der Donau zu.

INFO // Zündapp bei Zoller-Hof

Was hat Bier mit einer Zündapp zu tun? In der Brauerei Zoller-Hof in Sigmaringen verbirgt sich ein einmaliges Zündapp-Museum. Auf 700 Quadratmetern Ausstellungsläche werden Motorräder, Mopeds, ein Flugmotor sowie der legendäre „Janus“ präsentiert. Geschickt dazwischen platziert sind Bierlaschen und sonstige Produkte der Brauerei Zoller-Hof sowie historische Werbetafeln für Zündapp-Maschinen. Eine Werbekampagne? Sicher, aber auch ein sehr ehrgeiziges und attraktives Projekt. 1917 wurde die Firma Zündapp von Fritz Neumeyer in Nürnberg gegründet. Dieser große deutsche Motorradhersteller war Teil der Nürnberger Motorradindustrie, bis der Firmensitz 1958 nach München verlegt wurde und das Unternehmen 1984 Konkurs ging. Eine Ausstellung zur Geschichte der Zündapp-Werke ist im Nürnberger Museum Industriekultur zu sehen. Doch die weltweit größte Zündapp-Samm-lung indet man in Sigmaringen. Grundstein für das Museum bilden die in 50 Jahren zusam-mengetragenen Exemplare des Zündapp-Sammlers Adolf Mattes aus Tuttlingen. 2008 baute die Brauerei Zoller-Hof eine neue Flaschenabfüllanlage und so schuf man in den frei gewor-denen Räumen dieses Motorrad-Museum. Der gesamte Komplex ist als „gläserne Produktion“ gestaltet, was einen besonderen Reiz ergibt, da Besucher vom Zündapp-Museum aus in die benachbarte Halle mit der hochmodernen Flaschenabfüllanlage blicken können und um-gekehrt. Unbedingt sehenswert! Das Museum ist zwischen 1. April und 31. Oktober geöfnet.

www.zuendappmuseum.de www.zoller­hof.de

Riedlingen am Fuße der Schwäbischen Alb hat ein besonders hübsches historisches

Stadtbild zu bieten. Von der Donauinsel aus überblickt man das Panorama.

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Zum Himmel streben sie alle: Das Ludwig­

Auer­Denkmal vor der Heilig­Kreuz­Kirche

in Donauwörth (links) und der verspielte

Kuchlbauer­Turm in Abensberg (oben).

Durch etwas zähen Nachmittagsverkehr kämpfen wir uns dort zum Ulmer Münster vor, dem Wahrzeichen der ehe­mals freien Reichsstadt. Dessen Turm wurde zwar erst 1890 vollendet, doch ist er heute mit 161 Metern der höchste Kirchturm der Welt. Alle Achtung!

Ab Ulm hat uns die Donau wieder. Schon deutlich angewachsen, bildet sie beidseitig eine weite Auenlandschaft mit kleinen Baggerseen und Mooren, das Donauried. Nette historische Städtchen wie Laupheim, Günzburg oder Dillingen haben hier Fuß fassen können. Gesellig geht es dort zu, auf den schmucken Marktplätzen sitzen die Leute und ge­nießen die warme Abendsonne; ideale Orte zum Übernachten. Schon freuen wir uns auf ein gemütliches Hotelzim­mer und ein leckeres Abendessen, aber oje! Die gesamte Region im Umkreis von hundert Kilometern ist ausgebucht! Der Grund dafür ist das Kernkraftwerk Gundremmingen. Weithin sichtbar bla­sen seine Kühltürme weiße Dampfsäu­len in den blauen Himmel und in diesen

Tagen steht Revision an. An die 3.000 Arbeitskräfte sind angereist und nehmen die gesamte Hotellerie in Beschlag. Wei­ter südlich, in München, tobt das Okto­berfest, was ebenfalls Hotelgäste in die Peripherie treibt. Doch nach einer kleinen Odyssee haben wir Glück und ergattern dank freundlicher Zimmervermittlung eine hübsche Unterkunft im ziemlich abgelegenen Örtchen Biberbach.

Mannigfache KulturEtwas östlich von Donauwörth spült der Lech jede Menge neues Wasser in die Donau und lässt sie sichtlich anwachsen. Eine idyllische Flusslandschaft breitet sich zu ihren Seiten aus, oberhalb derer wir eine kurvige Hochstraße nehmen. In Neuburg an der Donau mit seinen verwinkelten Altstadtgassen und Häu­sern in hellen, sonnigen Farben wie sie für Süddeutschland typisch sind, wacht ein prächtiges Renaissanceschloss erha­ben über dem Fluss. Ingolstadt und Voh­burg folgen und dann, bevor die Donau sich wieder in ein schmales Schnecken­

haus aus trutzigen Kalkfelsen zurück­zieht, steuern wir Abensberg an. Schon aus einiger Entfernung wird man der ungewöhnlich piigen Stadtsilhouette gewahr. Man stelle sich vor, über dem typischen bayerischen Städtchen erhebt sich ein kunterbunter, verspielter Turm mit Erkerchen und Wendeltreppen, der am Ende von einer monströsen goldenen Kuppel überdeckt wird. Er sieht wirk­lich witzig aus und ist natürlich ein Be­suchermagnet, der Hundertwasserturm, den der Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser für das Gelände der Brauerei Kuchlbauer kurz vor seinem Tod entworfen hat. Gleich nebenan geht es erstaunlich ruhig zu, ist Abensberg doch ein sehenswertes altes Städtchen mit mittelalterlichen Stadtbefestigungen und Türmen.

Zurück zur Natur. In Eining über­queren wir die Donau auf einer der Fäh­ren, die, an einem Seil hängend, einzig von der Strömung des Flusses angetrie­ben und vom Flößer mit Muskelkraft manövriert werden. Von hinten, auf

» VIELFALT UND FASZINIERENDE PERSPEKTIVEN SORGEN IMMER

WIEDER FÜR DEN KICK «

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einer traumhaften Kurvenstraße im dichten Waldgelände, pirschen wir die Weltenburger Enge an, dort wo sich hin­ter dem trutzigen Kloster Weltenburg die Donau zwischen 80 Meter hohen Felswänden hindurchquetscht. Erleben lässt sich das Schauspiel nur per Boot. Wir wollen wenigstens das Wasser que­ren, da fällt die Entscheidung für die Fähre bei Stausacker nicht schwer. Und weil es so schön ist, fahren wir mit ihr gleich zweimal. Am Ende des Donau­durchbruchs, oberhalb des Zulusses der Altmühl in die Donau, erwartet uns dann das gigantische Panorama der Befreiungshalle in Kelheim.

Stilvolle HighlightsRegensburg empfängt uns am nächsten Tag mit strahlend schönem Wetter. Die Sonne glitzert im Donauwasser und hüllt die Stadtsilhouette mit Dom und Steinerner Brücke in warmes Spätsom­merlicht. Genau der passende Rahmen, um eine Hochzeit stilvoll zu begehen. Ganz frech platzieren wir uns am

Donauufer neben einer herausgeputz­ ten Mercedes­Benz­Limousine aus den 1950er­Jahren. Ein Chaufeur mit wei­ßen Samthandschuhen ist soeben unter den wachsamen Blicken des Bräutigams dabei, die Braut mitsamt ihrem wallen­den Kleid in den Wagen zu verfrachten.

Szenenwechsel: Entlang der aufstei­genden Silhouette des Oberpfälzer und des Bayerischen Waldes ziehen wir wei­ter Richtung Südosten. Architektonische Kostbarkeiten sorgen immer wieder für Augenschmaus: In Donaustauf, hoch über dem linken Ufer, erhebt sich ein gigantischer weißer Tempel, die Walhalla. Seit 1842 werden hier auf Veranlassung des bayerischen Königs Ludwig I. be­deutende Persönlichkeiten mit Marmor­büsten und Gedenktafeln geehrt.

Es folgen das Schloss Wörth, die erfrischend helle Altstadt von Straubing und das Benediktinerkloster Oberalteich in Bogen. Breit und mächtig dehnt sich hier die Donau aus, von weiten Fluss­auen begleitet. Wir können es wieder nicht lassen. So peilen wir Mariapo­

Superlative: Die Regensburger Histo­

rische Wurstkuchl (oben) gilt als welt­

weit älteste Wurstbraterei ihrer Art und

Weltenburg ist wohl die älteste beste­

hende Klosterbrauerei der Welt (rechts).

sching an, denn dort verkehrt eine der traditionellen Donaufähren. Berge im Hintergrund, strahlend blauer Himmel über uns – einfach ein Traum! So eine Fährfahrt ist natürlich auch ein gesel­liges Ereignis. Vor allem, wenn einer der Fahrgäste berichtet wie einmal das Seil der Fähre gerissen ist und diese dann manövrierunfähig den Strom hinab­düste. Erst 15 Kilometer weiter, kurz vor

» HAUTNAH AM FLUSS BRINGEN UNS DONAUFÄHREN VON EINEM

UFER ZUM ANDEREN «

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Eine der schönsten Fährfahrten ist die

bei Stausacker nahe der Weltenburger

Enge (oben). Zum Finale genießen wir

das Stadtpanorama von Passau mit

den Flüssen Donau und Inn (rechts).

Deggendorf, konnte das Boot wieder eingefangen werden.

In ihrem letzten Teilstück auf deut­scher Seite wird die Donau beidseitig von grünen Hügeln idyllisch eingefasst. Auf beiden Seiten in Ufernähe verlaufen Landstraßen. Wir entscheiden uns für die nördliche, da ruhigere Trasse. Nette Dörfer und Städtchen begleiten unseren Weg. In Vilshofen fahren wir hinüber auf die Südseite, um die Mündung der Vils in die Donau aufzuspüren. Dann

nur noch wenige Kilometer und schon düsen wir dem krönenden Abschluss entgegen, der Drei­Flüsse­Stadt Passau.

Eine derart auserwählte Lage und diese Ansammlung an famosen Bauten muss man wirklich suchen. Einheimische und Touristen tummeln sich an allen Ecken und Enden. An den Anlegestellen warten Schife, um Passagiere zu Donau­rundfahrten aufzunehmen, und die Kneipenkultur ist mehr als sympathisch. So also sieht das deutsche Finale aus: Da

stehen wir nun in dieser wunderschönen, mediterran anmutenden Stadt Passau, am Ende unserer Tour, und sehen zu, wie die Donau am Zusammenluss mit Inn und Ilz dort nach Südosten entschwin­det. Zwischen grün bewaldeten Hängen nimmt sie Kurs auf Österreich. 632 Kilo­metern Fließlänge ab der Bregquelle sind wir dem Fluss in nächster Nähe gefolgt, um dabei auf zwei Rädern 875 Kilome­ter zurückzu legen. Eine sehr viel längere Strecke hat die Donau noch vor sich ...3

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AllgemeinesDie Donau ist nach der Wolga der zweitgrößte und zweitlängste Strom Europas. Ihre Fließlänge beträgt 2.857 Kilometer, die in diesem Fall rückwärts ab der Mündung ins Schwarze Meer zur Quelle hin gemessen werden. Auf seinem Weg berührt der Fluss zehn Anrainerstaaten, 655 Strom-kilometer weist er in den deut-schen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern auf.

Der Ursprung der Donau ist we-niger spektakulär als ihr berühm-ter Name. Östlich des Schwarz-waldes, bei Donaueschingen, kommen die zwei schon recht ansehnlichen Quelllüsse Brigach und Breg zusammen, um danach noch das Donaubächlein auf-zunehmen – der oizielle Beginn der Donau! Gemächlich plätschert das Flüsschen am Anfang dahin. Bei Immendingen und Fridingen versickert sie an etwa 155 Tagen im Jahr und überlässt ihr Wasser dem Zuluss zum Rhein. Erst 42 Nebenlüsse im deutschen Raum lassen sie nach und nach zum beeindruckenden Strom an-wachsen. Einige der Wichtigsten werden folgendermaßen beschrie-ben: „Iller, Lech, Isar, Inn ließen rechts zur Donau hin; Wörnitz, Altmühl, Naab und Regen kom-men ihr von links entgegen.“ Wobei so mancher von ihnen, wie beispielsweise die Iller und der Inn, bei ihrer Mündung wesent-lich mehr Wasser mit bringen als die Donau selbst.

Wo die Staustufen entsprechend ausgelegt sind, ist die Donau zwi-schen Ulm und Kehlheim schif-bar, allerdings nur für kleinere Boote wie die „Ulmer Schachtel“, die seit dem Mittelalter zur Per-sonen- und Warenbeförderung eingesetzt wurde. Für die Groß-schiffahrt ist sie erst etwa 440 Kilo-meter unterhalb der Quelle bei Kilometer 2.415 befahrbar. Mit dem Main-Donau-Kanal, der hier in die Donau mündet und damit

die Nordsee über den Rhein, Main und die Donau mit dem Schwar-zen Meer verbindet, wird sie zur internationalen Wasserstraße.

Ein Kaleidoskop an Landschafts-räumen säumt den Weg des Flusses. Angefangen im Schwarz-wald, erlebt man in Baden-Würt-temberg den Naturpark Obere Donau und die Schwäbische Alb. In Bayern folgen dann das Donau-ried, die Fränkische Alb und im weiten Donautal ab Regensburg die Ausläufer des Bayerischen Waldes. An der Lebensader Donau haben sich viele bedeutende Städte wie Tuttlingen, Ulm, Neu-burg an der Donau, Ingolstadt, Regensburg, Straubing und Passau entwickelt.

HighlightsVielfältige Landschaftsräume und so manches Naturphänomen erwartet einen im Donauraum. Reizvoll sind die Bregquelle im Schwarzwald und der Naturpark Obere Donau, wo sich die Donau ein tiefes Flussbett vorbei an wilden Kalksteinfelsen durch das Juragestein der Schwäbischen Alb gegraben hat. Idyllisch sind auch die Täler von Zwiefalter Aach und Großer Lauter. Ein einmaliges Naturphänomen ist der Blautopf in Blaubeuren, die zweitwasser-reichste Karstquelle Deutschlands, der die Blau entspringt. Wer sich für Flora und Fauna interessiert, den wird das Schwäbische Donau-moos mit seiner Artenvielfalt begeistern. Faszinierend ist der Donaudurchbruch bei Kloster

Weltenburg, der jedoch nur aus der Ferne einsehbar oder direkt per Boot anfahrbar ist. www.donauquelle.de www.blaubeuren.de www.arge­donaumoos.de  www.tourismus­landkreis­ kelheim.de/Naturlandschaften/ DonaudurchbruchWeltenburg

Flüsse bringen reiche zivilisato-rische Errungenschaften mit sich. So ist der Donauraum gespickt mit reizvollen und kulturhisto-risch bedeutsamen Orten und Bauwerken. Erwähnenswert sind Donaueschingen, Mühlheim an der Donau und das Benediktiner-kloster Beuron im Herzen des Naturparks Obere Donau. Ein kleines Juwel ist Sigmaringen mit dem prachtvollen Hohenzollern-Schloss und dem Zündapp- Museum in der Brauerei Zoller-Hof. Weniger bekannt, aber umso sehenswerter ist das Keltenmu-seum Heuneburg, wo man einen frühkeltischen Fürstensitz erleben kann. Auch Städte wie Riedlingen, Ulm, Günzburg, Dillingen, Neu-burg an der Donau, Ingolstadt und Abensberg sollte man sich nicht entgehen lassen. Spannend wird es mit der spektakulär plat-zierten Abtei Weltenburg, der Befreiungshalle in Kelheim und der tempelartigen Walhalla in Donaustauf. Und schließlich sind Städte wie Regensburg, Straubing und die Drei-Flüsse-Stadt Passau unbedingt einen Besuch wert. www.donaueschingen.de www.muehlheim­donau.de www.erzabtei­beuron.de

Am Abensberger Wahrzeichen: Der Maderturm ist Teil der ehemals aus 32 Rund­ und acht Ecktürmen bestehenden Stadtbefestigung.

Die Einfassung der historischen Donauquelle in Donaueschingen ist eine wahre Pracht.

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 www.sigmaringen.de www.heuneburg.de www.riedlingen.de www.guenzburg.de www.dillingen­donau.de www.neuburg­donau.de www.abensberg.de www.urbanplus.com/weltenburg www.kelheim.de www.walhalla­regensburg.de www.straubing.de

Erwähnenswert sind die zahl-reichen Brauereien. Dazu gehört das Familienunternehmen „Braue-rei Zoller-Hof“ in Sigmaringen. „Kuchlbauer“ in Abensberg im Hopfenanbaugebiet Hallertau ist eine vorwiegend auf Weißbier spezialisierte Brauerei. Als älteste Klosterbrauerei der Welt gilt die „Brauerei Weltenburger“, die 1050 von Benediktinermönchen ge-gründet worden war und die heute für ihr Barock Dunkel bereits meh-rere Auszeichnungen erhalten hat. Ebenfalls traditionsreich und eingesessen seit 1618 ist die „Brauerei Hacklberg“ in Passau. www.zoller­hof.de  www.kuchlbauers­ bierwelt.de/Kuchlbauer­Turm www.weltenburger.de www.hacklberg.de

AnreiseDen Ursprung der Donau im Schwarzwald erreicht man am besten über die A 81 Stuttgart-Singen. Ab der Ausfahrt Villingen-Schwenningen ist man rasch im Schwarzwald. Von Furtwangen aus sind es nur wenige Kilometer zur Bregquelle. Wer von Westen kommt, dem sei die Anreise über die A5 ab Freiburg empfohlen.

Motorrad fahrenSo vielfältig wie die Landschafts-räume entlang der Donau, so ab-wechslungsreich gestalten sich

die Fahrstrecken. Im Schwarzwald indet man herrlich kurvige Berg-strecken und auch das Obere Donautal, die Schwäbische Alb und die Gegend bei Weltenburg glänzen mit schwungvollem Straßenverlauf. Zwischen Ulm und Ingolstadt und dann ab Regensburg bis Passau wird das Donautal weit und ofen. Hier empiehlt sich für kurvenreiche Einlagen die Fahrt auf Neben-strecken entlang der Hanglagen der Fränkischen Alb oder Ab-stecher in den Bayerischen Wald. In den Großstädten muss man sich zwangsläuig auf regen Stadtverkehr einstellen. Auch auf den Bundesstraßen ist die Ver-kehrsdichte höher, doch hat man stets die Möglichkeit, auf kleine Landnebenstraßen auszuwei-chen, auf denen es noch ruhig zugeht und die auch landschaft-lich schön gelegen sind.

Essen und UnterkunftFolgt man der Donau von Westen nach Osten, so kann man sich durch die gesamte Bandbreite der schwäbischen und der baye-rischen Küche hindurchkosten. Beides sind eher bodenständige, von bäuerlichen Ursprüngen geprägte Küchen. Klassisch für Schwaben sind die Eierteigwaren in den verschiedensten Variatio-nen wie Spätzle oder Maulta-schen, daneben auch gehaltvolle Suppen und Eintöpfe. In Bayern stehen deftige Fleisch- und Bra-tengerichte an vorderster Stelle wie Schweinebraten oder die Schweinshaxe, wozu Knödel und Kraut serviert werden. Knödel gibt es in vielen Variationen: Kar-tofel-, Semmel- oder Leberknö-del, die auch gerne in der Suppe gegessen werden. Und die ge-haltvollen süßen Mehlspeisen wie beispielsweise Germknödel sind

ganz und gar nicht zu verachten.In puncto Hotels und Pensionen wird man überall entlang der Donau fündig. Die Autoren haben übernachtet in:

• Berggasthof Kolmenhof*** an der Bregquelle im Schwarzwald, Neuweg 11, 78120 Furtwangen, Telefon (07723) 9310-0, ÜF im DZ p.P. ab 44,– Euro  www.kolmenhof.de

• Gasthof Hirsch, Hauptstraße 6, 78570 Mühlheim, Telefon (07463) 498, ÜF im DZ p.P. ab 25,– Euro  www.hirsch­muehlheim.de

• Hotel-Pension Schuderer, Laber-straße 3, 93161 Sinzing, Telefon (0941) 35078, ÜF/DZ 75,– Euro (Zimmerpreis)  www.pension­schuderer.de

• Hotel König****, Untere Donaulände 1, 94032 Passau, Telefon (0851) 385-0, ÜF/DZ 88,– Euro (Zimmerpreis)  www.hotel­koenig.de

LandkartenFür diese Tour wurden folgende Landkarten verwendet:• Mair Dumont Motorrad General-

karte, Maßstab 1:200.000, Nr. 16, ISBN 3-8297-2101-3, und Nr. 17, ISBN 3-8297-2102-1, je 5,90 Euro

• Mairs Geographischer Verlag, Generalkarte, Maßstab 1:200.000, Nr. 18, ISBN 3-82972-017-3, und Nr. 19, ISBN 3-82972-018-1, je 4,99 Euro

Wichtige AdressenDa es keine einheitlichen Informa-tionen zu den Gebieten entlang der Donau gibt, empiehlt es sich, Infomaterial zu Sehenswürdig-keiten, Unterkünften und Gastro-nomie in den einzelnen Städten und Gemeinden einzuholen. Einige Tipps: www.naturpark­obere­donau.de www.schwaebischealb.de  www.altbayerisches­ donaumoos.de www.regensburg.de/tourismus www.landkreis­deggendorf.de www.passau.de/Tourismus

Wo der Lech in die Donau mündet, gedeiht eine prächtige Auenlandschaft.

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