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Work-Life Balance und nachhaltiges Arbeiten Beate Littig Institut für Höhere Studien, Wien Hirschwang, 27. Juni 2007
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Work-Life Balance und nachhaltiges Arbeiten Beate Littig Institut für Höhere Studien, Wien Hirschwang, 27. Juni 2007.

Apr 05, 2015

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Emlin Nabholz
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Page 1: Work-Life Balance und nachhaltiges Arbeiten Beate Littig Institut für Höhere Studien, Wien Hirschwang, 27. Juni 2007.

Work-Life Balance und

nachhaltiges Arbeiten

Beate LittigInstitut für Höhere Studien, Wien

Hirschwang, 27. Juni 2007

Page 2: Work-Life Balance und nachhaltiges Arbeiten Beate Littig Institut für Höhere Studien, Wien Hirschwang, 27. Juni 2007.

Themenüberblick

Soziale Nachhaltigkeit, nachhaltiges Arbeiten und Work-Life Balance

Gegenwärtige Trends in Österreich Vorschläge und Empfehlungen für

politische Maßnahmen

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Was ist Work-Life Balance?

Maßnahmen zur Förderung von WLB zielen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Leben

WLB ist in erster Linie Arbeits-Zeit-Politik

Es gibt ein enges und ein erweitertes Verständnis von WLB

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The Canadian Centre for Occupational Health and Safety (http://www.ccohs.ca/oshanswers/psychosocial/worklife_balance.html ,5/07):

“Simply put, work/life balance initiatives are any benefits, policies, or programs that help create a better balance between the demands of the job and the healthy management (and enjoyment) of life outside work. Work/life initiatives can potentially deal with a wide range of issues including:

• on-site childcare,• emergency childcare assistance,• seasonal childcare programs (such as March break or Christmas),• eldercare initiatives (may range from referral program, eldercare assessment,

case management, a list of local organizations or businesses that can help with information or products, or seminars and support groups),

• referral program to care services, local organizations, etc.,• flexible working arrangements,• parental leave for adoptive parents,• family leave policies,• other leaves of absence policies such as educational leave, community service

leaves, self funded leave or sabbaticals,• employee assistance programs,• on-site seminars and workshops (on such topics as stress, nutrition, smoking,

communication etc),• internal and/or external educational or training opportunities, or• fitness facilities, or fitness membership assistance (financial).“

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Lyn Mayes, Acting Operations Manager NZBCSD (New Zealand Business Council

for Sustainable Development):

“Work-Life Balance is fundamental to Sustainable Business which is ultimately about improving the quality of life for everyone. It results in a win - win situation because people will be more productive if they are happy in their jobs and this is more likely if they are able to balance work commitments with family life. Companies that have introduced, for example, flexible hours or work patterns, working from home or childcare, tend to benefit from a high level of commitment and loyalty among staff and low levels of absenteeism and turnover. Finding, recruiting and training an employee is expensive. Losing that investment is a costly and often unnecessary waste.”

(http://www.dol.govt.nz/worklife/nzbcsd.asp (6/2007)

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z.B. IBM Austria:

“Eine ausgeglichene Work-Life Balance unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches, engagiertes und motiviertes Arbeiten. Wir unterstützen sie dabei, die richtige Balance zwischen zwischen Beruf, Familie und Freizeit zu finden - etwa mit Angeboten zur Kinderbetreuung oder Well-being (z.B. Yoga-Kurse, Massage etc.) Ein flexibles Arbeitsumfeld bildet eine wesentliche Grundlage für ausgeglichene Work/Life Balance: Moderne und mobile Kommunikationsmittel machen es möglich, dass bereits ein Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich als TelearbeiterInnen tätig sind. Das bedeutet flexibles Arbeiten wo immer sie gerade sind: beim Kunden, unterwegs oder zu Hause.”

(http://www-05.ibm.com/employment/at/diversity/balance.htlm ,

6/2007)

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Wer sind die Akteure – mit welchen Interessen?

Makroebene: Nationalstaaten und Supranationale Organisation (EU, OECD): Demographischer Wandel, Beschäftigungsstrategie, Sozialstaat, Geschlechtergleichstellungspolitik

Meso: Unternehmen: CSR, Human Resource Management (LL, Gesundheit, geringere Fluktuation/Vereinbarkeitsproblematik; Flexibilisierung der Arbeit (Ort/Zeit/Inhalt)

Mikro: ArbeitnehmerInnen: Vereinbarkeit von Familienverpflichtungen und Beruf, Weiterbildung, private Interessen (ind. Zeithandeln; Netzwerke)

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WLB als Vereinbarkeitspolitik

Diskussion über WLB in Österreich am Anfang

WLB mit Vereinbarkeitsproblematik von Familie und Beruf aus Frauenperspektive vielfach gleichgesetzt

WLB als Qualitätsverbesserung von Leben und zur Vereinbarkeit mit Tätigkeiten außerhalb von Familie kaum bewusst

WLB im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitspolitik kaum thematisiert

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WLB und Nachhaltigkeitspolitik

Die Erfordernisse der sozialen Säule nachhaltiger Politik

Eine integrative Betrachtung der Nachhaltigkeitssäulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales

Gender Mainstreaming der Nachhaltigkeitspolitik

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Sustainable Development(nachhaltige/zukunftsfähige/

dauerhafte Entwicklung):

“development which meets the needs of the present generation

without compromising the ability of future generations to

meet their own needs” (Brundlandt-Commission 1987: 43-44)

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Normative Prinzipien des Leitbildes nachhaltige Entwicklung

Recht auf ein menschwürdiges Leben für alle

Soziale Gerechtigkeit (intra- und intergenerativ, international)

Politische Partizipation aller gesellschaftlich relevanten Akteursgruppen

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Soziale Nachhaltigkeit

• Selbstbestimmte Lebensführung durch nachhaltiges Arbeiten (Absicherung von Übergängen; Gesundheit; „Mischarbeit“ )

• Gleichberechtigte Teilhabe an der BürgerInnengesellschaft (Partizipation)

• Ermöglichung sozialer Innovationen und Erhalt/Weiterentwicklung der Sozialressourcen (u.a. leb.langes Lernen)

• Chancengleichheit im Zugang zu grundlegenden ges. Ressourcen (Bildung)

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WLB und die Nachhaltigkeitsstrategie der österreichischen Bundesregierung

(2002)*

Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen in Beruf und Familie (Leitziel 3)

Gesundheitsförderung (Leitziel 2) Förderung des sozialen Zusammenhalts

(bürgerschaftliches Engagement) (Leitziel 5) * (http://www.nachhaltigkeit.at/strategie.php3)

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Gegenwärtige Trends in Österreich ISteigende Frauenbeschäftigung

1.000,000

1.100,000

1.200,000

1.300,000

1.400,000

1.500,000

1.600,000

1.700,000

1.800,000

1.900,000

2.000,000

Frauen Männer

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Gegenwärtige Trends in Österreich IISinkende Geburtenzahlen

1

1,2

1,4

1,6

1,8

2

2,2

2,4

2,6

2,8

3

1960 1970 1980 1990 1995 1998 1999 2000

Q: EUROSTAT

A

DK

EU

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Gegenwärtige Trends in Österreich IIIZunehmende Flexibilisierung

    1987 1991 1997 2004

Teilzeitbeschäftigung F 15,9% 19,5% 28,1% 39,9%

  M 1,3% 1,5% 4,1% 5,0%

Reg. Schichtarbeit F 9,0% 9,3% 12,7% 14,9%

  M 15,0% 14,5% 17,0% 18,3%

Reg. Nachtarbeit F 2,4% 3,7% 5,1% *)

  M 9,2% 8,7% 10,9%  

Wochenendarbeit F n.e. 12,6% 23,6% *)

  M n.e. 13,1% 20,7%  

Reg. Überstunden F 17,0% 16,2% 24,6% 13,4%

  M 29,0% 28,9% 28,6% 23,3%

*) n.e. nicht erfasst Im MZ 2004 wurde nach regelmäßig geleisteter Abend-, Nacht- oder Wochenendarbeit gefragt. Davon sind 42,6% der Frauen und 47,1% der Männer betroffen.Definition TZ: 1987 (13-35 Std/Woche, inkl. Personen in Karenz, Präsenz- und Zivildienst); 1991, 1997 und 2004 (12-35 Std/Woche, exkl. Personen in Karenz, Präsenz- und Zivildienst, Labour-Force-Konzept).Quelle: Statistik Austria (div. Jahrgänge der Statistischen Nachrichten bzw. Statistik Austria 2005)

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Gegenwärtige Trends in Österreich

Steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen Teilzeitbeschäftigung von Frauen zur

Vereinbarkeit Familie und Beruf Rückgang der Geburtenzahlen v.a. von

qualifizierten Frauen Flexibilisierung und Entgrenzung von

Arbeitszeit Modifziertes Breadwinner-Modell/Erosion

des männl. Normalarbeitsverhältnisses- und -lebenslaufs

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Flexibilisierungsstrategien von

Unternehmen und Beschäftigten

Unternehmen Überbrückung von Be-

darfsschwankungen und Beschäftigung an Rändern der Regelarbeitszeit

Verlängerung der tägl./wöch. Arbeitszeit

Längere Durchrechnungszeiten

Zeitautonomie

Beschäftigte Vereinbarkeit mit

Familienaufgaben oder sonstigen Tätigkeiten außerhalb Erwerbstätigkeit

Verkürzung der zusammenhängenden tägl./wöch. Arbeitszeit

Mitbestimmung von Dauer und Lage der Arbeitszeit

Flexibilität in Ausnahmefällen

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Marginalisierung von Teilzeit

Teilzeitarbeit ist weiblich (85% Frauen) Teilzeitarbeit primär familienbedingt (62%

Frauen – 15% der teilzeitbesch. Männer) 9% der teilzeitbeschäftigten Männer und

Frauen finden keine Vollzeitbeschäftigung Teilzeit vor allem in in Hilfs- und

angelernten Tätigkeiten Teilzeit stärker in Dienstleistungs-

branchen

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Schlussfolgerungen I

WLB nur über Reduktion der Arbeitszeit möglich Flexible Arbeitszeitmodelle immer Kompromiss zwischen

ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen Entmarginalisierung von Teilzeitbeschäftigung notwendig,

um berufl. Nachteile zu vermeiden WLB als neuer Begriff geht über Vereinbarkeits-problematik

hinaus. WLB im Kontext nachaltigen Arbeitens ermöglicht eine

bessere Vereinbarkeit privater Verpflichtungen und Interessen mit der Erwerbsarbeit, der Chancengleichheit am Arbeitsplatz, der Erhaltung der Gesundheit und der Ermöglichung (zivil-)gesellschaftlichen Engagements.

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Schlussfolgerungen II

WLB

Unternehmen Arbeitszeitmodelle

Arbeitsorganisation, Unterstützungsangebote....

Familie/Partnerschaft

Betreuungsaufgaben geschlechtl. Arbeitsteilung

IndividuenSelbstbestimmte Tätigkeiten

WeiterbildungZivilges. Engagement ...

Staat - Sozialpolitische Rahmenbedingungen:Arbeitszeitregelungen, Soziale Sicherung (Über-gänge),Infrastrukturangebot, Steuer- und Lohnsystem ...

Kulturelle Normen

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Empfehlungen – langfristige Perspektive

Verkürzung der Arbeitszeit Flexible Arbeitszeitmodelle entsprechend

jeweiliger betrieblicher Situation Verbesserung der Rahmenbedingungen durch

den Staat (z.B. qualitätsvolle und flexible Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen, Ganztagsschulen, ...)

Erweiterter Arbeitsbegriff, der neben Erwerbsarbeit auch Betreuungs- , Hausarbeit und Eigenarbeit (unbezahlte Arbeit) und zivil-gesellschaftliches Engagement umfaßt sowie den selbstbestimmen Wechsel zwischen diesen Tätigkeiten sozial absichert

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Empfehlungen – unmittelbare Maßnahmen

Sensibilisierungs- und Beratungstätigkeit für gemeinsam auszuhandelnde flexible und familienfreundliche Arbeitszeit- modelle

Verbesserung der Rahmenbedingungen Anreize für Väter für Teilzeitarbeit und

Kinder- und Angehörigenbetreuung

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Literatur

E. Hildebrandt/B. Littig (Hg.)(2006): Concepts, Approaches and Problems of Work-Life-Balance Sonderheft (Special Issue) der European Societies, Journal der European Sociological Association (ESA), Vol. 8/2, 2006

E. Grießler/B. Littig (2005): „Social Sustainability. A catchword between political pragmatism and social theory“, in: Spangenberg, J./Giljum, S. (Eds.): Special Issue "Governance for Sustainable Development". International Journal for Sustainable Development. Vol. 8 (2), S. 65-79

B. Littig (2005): „Nachhaltige Entwicklung - Gerechtigkeit für zukünftige Generationen. Kritische Überlegungen aus geschlechterpolitischer Sicht“, in: Bidwell-Steiner, M./ Wozonig , K.S. (Hg.): Gender und Generationen, Band 2 der Reihe "Gendered Subjects", Studienverlag Innsbruck, S. 135-151

A. Leitner/B. Littig/A. Wrobleweski (2005): „Work-Life Balance in Österreich“, Endbericht am Institut für Höhere Studien für das österreichische ÖLebensministerium im Rahmen der Studie nicht-nachhaltige Trends in Österreich; download: http://www.ihs.ac.at/pdf/soz/wlb_end.pdf