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Mit: Edvard Munch, Vera Marie von Claer, Neo Rauch N º 81 Dezember 2013 Seit 1930 Rasende Moderne Alfred Flechtheims schillerndes Leben Chinas Malerei Eine Jahrhundertschau Schätze im Bungalow Die spektakuläre Altmeister-Sammlung des Werner Marks Kennen wir uns? Der Siegeszug des Retrofuturismus € 11,80 (D) SFR 20,– (CH) € 13,– (A, I, LUX, NL)
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Weltkunst_Dezember2013.pdf Ankündigung Liechtensteinisches Landesmuseum Wemhöner Grabher Sammlung

Oct 23, 2015

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Kult & Kultur
Liechtensteinisches Landesmuseum, Vaduz,
27. November bis 12. Januar

Erstmals wird eine Auswahl der insgesamt 700 Werke umfassenden Ikonensammlung Wemhöner-Grabher im Museum präsentiert. Die Ausstellung bietet damit passend zur Weihnachtszeit einen einzigartigen Überblick über die russische Sakralkunst vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Heiligenbilder der Ostkirchen, die enger als andere Bildformen Tradition und Glauben verbinden, sind bekanntermaßen ganz der byzantinischen Kunst verhaftet. Doch auch hier lassen sich Einflüsse, zum Beispiel der Malerei der italienischen Akademien der Barockzeit und sogar der deutschen Nazarener, ablesen. Das Spektrum der Sammlung umfasst schlichte bäuerliche Madonnen in kleinem Format für die private Andacht ebenso wie große Kirchenikonen, Fahnen und Epitaphien, die mit ihrer Darstellung der Grablegung Christi im orthodoxen Ritus der Karfreitagsliturgie öffentliche Verwendung fanden. Nicht nur in Ei-Tempera bemalte Holztafeln sind jetzt in Vaduz zu sehen, sondern die ganze Bandbreite künstlerischer Techniken innerhalb der russischen Ikonen, darunter Ölbilder auf Leinwand, Stickereien, geschnitzte Tafeln, auch Bilder mit handwerklich aufwendig getriebenen oder gravierten Metallbeschlägen, stimmungsvoll glänzend in Silber oder Gold. Lisa Zeitz
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Page 1: Weltkunst_Dezember2013.pdf Ankündigung Liechtensteinisches Landesmuseum Wemhöner Grabher Sammlung

Mit: Edvard Munch, Vera Marie von Claer, Neo Rauch

Nº 81 Dezember 2013    Seit 1930

Rasende Moderne Alfred Flechtheims schillerndes Leben Chinas Malerei Eine JahrhundertschauSchätze im Bungalow Die spektakuläre Altmeister-Sammlung des Werner Marks

Kennen wir uns? Der Siegeszug des Retrofuturismus€ 11,80 (D)

SFR 20,– (CH)€ 13,– (A, I, LUX, NL)

Page 2: Weltkunst_Dezember2013.pdf Ankündigung Liechtensteinisches Landesmuseum Wemhöner Grabher Sammlung

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Im Stil spätbyzantinischer Ikonen hebt der Christus Pantokrator seine Hand zum Segen. Er stammt aus der Ikonen-Sammlung Wemhöner-Grabher, die eine Auswahl ihrer Objekte russischer Sakralkunst im Landesmuseum Liechtenstein zeigt

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Ausstellungen, Auktionen,kunstmessen, PersonAlien,nAchrichten im Dezember

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Pierre huygheCentre Pompidou, Paris, bis 6. Januar

Während der Fiac, der Pari-ser Messe für zeitgenössische Kunst, gab es einen heimli-chen Star in der Stadt – einen Windhund mit rosafarbenem Bein. Wenn man gegen Mit-tag am Hôtel de Ville vorbei-lief, konnte man ihn beob-achten. Wie eine Erscheinung stolzierte er dort mit langsam geschmeidigen Bewegungen über den verdreckten Platz. Auch in seinem derzeitigen Lebensraum, dem Centre Pompidou, wirkt das zarte Geschöpf geradezu surreal, fügt sich damit aber umso besser in die umgekrempelte Welt von Pierre Huyghe ein.

Der französische Künst-ler, Jahrgang 1962, pfuscht hier wie auf der letzten docu-menta ordentlich in der Natur herum, lässt es regnen und schneien und einer Frauenskulptur einen Bienen-kopf wachsen. In einem Aquarium ist sogar ein gro-ßer, lebendiger Einsiedler-krebs zu bestaunen, der in einem bronzenen Brancusi-Kopf lebt. Très poétique! Annabelle Hirsch

Kult & Kultur Liechtensteinisches Landesmuseum, Vaduz,27. November bis 5. Januar

Erstmals wird eine Auswahl der insgesamt 700 Werke um-fassenden Ikonensammlung Wemhöner-Grabher im Mu-seum präsentiert. Die Aus-stellung bietet damit passend zur Weihnachtszeit einen einzigartigen Überblick über die russische Sakralkunst vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Heili-genbilder der Ostkirchen, die enger als andere Bildformen Tradition und Glauben ver-binden, sind bekannterma-ßen ganz der byzantinischen Kunst verhaftet. Doch auch hier lassen sich Einflüsse, zum Beispiel der Malerei der ita-lienischen Akademien der Ba-rockzeit und sogar der deut-schen Nazarener, ablesen.

Das Spektrum der Samm-lung umfasst schlichte bäuer-liche Madonnen in kleinem Format für die private An-dacht ebenso wie große Kir-chenikonen, Fahnen und Epitaphien, die mit ihrer Dar-stellung der Grablegung

Christi im orthodoxen Ritus der Karfreitagsliturgie öffent-liche Verwendung fanden.

Nicht nur in Ei-Tempera bemalte Holztafeln sind jetzt in Vaduz zu sehen, sondern die ganze Bandbreite künstle-rischer Techniken innerhalb der russischen Ikonen, da-runter Ölbilder auf Leinwand, Stickereien, geschnitzte Tafeln, auch Bilder mit hand-werklich aufwendig ge-triebenen oder gravierten Metallbeschlägen, stim-mungsvoll glänzend in Silber oder Gold. Lisa Zeitz

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Ich habe die Kunst in die Wiege gelegt bekommen. Mein Vater, Erwin Hege-

mann, war einer der besten Porträtmaler seiner Zeit. Er hat die Callas, Herbert von Karajan und Willy Brandt ge-zeichnet oder „in Essig und Öl verewigt“, wie er scherz-haft sagte. Waren wir im Urlaub, hat er immer Land-schaftsbilder oder Pferde gemalt – er war ein richtiger Pferdenarr. Ich habe zunächst einen anderen Weg einge-schlagen. Nach Studium und

Holger Hegemann, Galerist in München

Promotion war ich Topmana-ger bei großen Konzernen und bin heute noch Inhaber einer Unternehmens bera- tung. Mein zweites Standbein ist seit Dezember 2011 die Galerie in der Münch ner Ha-ckenstraße. Zuvor hatte ich mich bereits mit meinen drei Geschwistern um die Atelier-galerie meines 1999 verstorbe-nen Vaters gekümmert. Mich interessieren figurative und abstrakte Werke zeitgenössi-scher Maler und Bildhauer, die ein Sammler in den eige-

ZeigeN, VerhülleNKolumba, Köln, bis 25. August

Die Wahrheiten des Glaubens sind Glaubenswahrheiten. Sie lassen sich nicht beweisen. Das Numinose kann um-schrieben, angedeutet, in Gleichnissen verbildlicht werden. Doch immer bleibt ein Rest, der auf das Ganze zurückverweist: auf das Ver-borgene, Unsichtbare, Glaub-Würdige. Die Religion ist deshalb dem Museum fremd, obwohl es eine Vielzahl von Museen gibt, die religiöse Kunst ausstellen.

Diesem Paradoxon hat das Kolumba, das Kunstmuseum des Erzbistums Köln, seine neue Jahresausstellung gewid-met. Der enigmatische Titel „zeigen verhüllen verbergen. Schrein“ will dabei als Weg-leitung dienen. Denn wie im-mer ist es ein Gespräch mit und über Kunst, ungeachtet ihrer Entstehungszeiten und Genregrenzen. Diesmal zur Ästhetik des Unsichtbaren.

Mittelalterliches – mit dem Siegburger Kirchenschatz aus St. Servatius als besonderem Gast – dient dem ebenso wie Zeitgenössisches. Die freien Künste als „Erfindung“ der jüngsten Jahrhunderte kor-respondieren dabei mit den nützlichen Künsten.

Zu denen zählt nicht nur die museumseigene Design-sammlung Schriefers mit ihren prosaischen Beispielen von Behältnissen, die Prak-tisches schützen und trans-portabel machen. Das gilt durchaus auch für den be-rühmten Anno-Schrein und die drei anderen des Siegbur-ger Schatzes, die – unsicht-bar – die Reliquien bergen und zugleich ihre Präsenz und die Verehrung, die ihnen gebührt, mit höchster Hand-werkskunst und wertvollen Materialien vergegenwärti-gen. Dementsprechend ist es dem Besucher anheimgege-ben, sich auszumalen, welcher

250 Jahre KPMSchloss Charlottenburg, KPM Quartier & Bröhan-Museum, Berlin, bis 5. bzw. 26. Januar

Vor 250 Jahren gründete Friedrich der Große nicht bloß die Königliche Porzellan Manufaktur (KPM), sondern gab für das Neue Palais in Potsdam gleich auch ein Ser-vice in Auftrag. 1883 wurde es für eine Festtafel des Kron-prinzen Friedrich Wilhelm noch einmal aufgelegt – mit sieben wunderbaren Minia-turen von Adolph Menzel, die nun ebenso im Original wie auf der Terrine des 99-teili-gen Gedecks in Berlin zu be-wundern sind.

„KPM. Gestalten, Benut-zen, Sammeln“ heißt die

Christus als prächtiger „König der Herrlichkeit“ (19. Jh.), o. li. KPM-Terrine mit verspiel-tem Menzel-Motiv (1883)

tiefere Sinn hinter den Ober-flächen der sakralen wie der abstrakten Gemälde zu sehen und zu suchen sei. Mit den weltlichen Dingen, die in der mit Eisennägeln beschlagene Archivtruhe aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, dem Minne-kästchen der Renaissance oder dem von Felix Droese zum Kunstwerk erhobenen demolierten Stahlschrank einst den Blicken (und dem Zugriff) entzogen wurden, hat es die Vorstellungskraft gewiss leichter. Stets geht es um das Gestern und Heute, um das Gemeinsame und das Gegensätzliche.

Kunst sei dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen, soll Picasso gesagt haben. Das Kolumba setzt dem entgegen, Kunst könne auch dazu da sein, Zweifel von der Seele zu wa-schen, weil sie zeigt, was nicht zu zeigen ist. Peter Dittmar

Ausstellung in Schloss Char-lottenburg, das das Jubiläum als eines von drei Häusern feiert. Im benachbarten Brö-han-Museum liegt das Augen-merk auf der Zeit ab 1900, in der der Maler Theo Schmuz-Baudiß innovative Dekore im Geist von Jugendstil und Art déco auf die Porzellane brachte. Das Museum schöpft aus eigenen Beständen, weil Gründer und Sammler Karl H. Bröhan die prächtigen Mo-tive bevorzugt sammelte.

Den Traditionsbogen schlägt KPM in seiner Manu-faktur mit 300, teils noch nie öffentlich gezeigten Werken vom Rokoko über Prunkvasen des Klassizismus bis zu Trude Petris Designs aus den 1950er-Jahren. Christiane Meixner

Moderner Schrein? Marco Zanuso/Richard Sappers Fernseher „Algol II“ 1963/64. O.: Pierre Huyghes bunter Hund durchstreift Paris

WIE kAMEn SIE zur kunSt ?nen vier Wänden präsentieren kann. Wen ich als Künstler vertrete, der sollte fünf Krite-rien gerecht werden: Einzig-artigkeit, Emotion, Hand-werk, Leidenschaft und die Fähigkeit zur Komposition. Ich bin froh, dass etwa Künst-ler wie Andreas Kuhnlein, Igor Oleinikov oder Friedrich Eigner diese Kriterien erfül-len. Werke meines Vaters verkaufe ich natürlich auch.

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