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1 CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Ein Perspektivwechsel In der CBM-Unterrichtseinheit lernen die Schülerin- nen und Schüler die neuen „Sustainable Development Goals“ (SDGs) kennen, die sogenannten UN-Nach- haltigkeitsziele. Diese Entwicklungsziele beschäftigen sich mit der Frage, in welcher Welt wir leben wollen. Dabei wird das Thema Nachhaltigkeit mit den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales be- handelt. Die Lernenden sind von den Zielen unmittel- bar betroffen: Zum einen hängt ihre Zukunft von dem Gelingen der Entwicklungsziele ab. Zum anderen können sie dazu beitragen, dass diese Ziele erreicht werden. Der Fokus der vorliegenden Unterrichtseinheit liegt auf drei wichtigen Neuerungen der Nachhaltigkeits- ziele, mit denen sich die Lernenden kritisch auseinan- dersetzen. Diese Neuerungen sind: 1. Fokus auf Nachhaltigkeit mit den drei Dimensio- nen Ökologie, Ökonomie und Soziales, 2. Verantwortung der einkommensstarken Länder für eine globale nachhaltige Entwicklung, 3. Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe der globalen Ziele. Diese drei Aspekte waren in den Vorgängerzielen, den Millenniumsentwicklungszielen (Millenium Develop- ment Goals, MDGs), so nicht enthalten. Die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele sind nicht frei von Widersprüchen und Kritik, haben aber eine neue Qua- lität: Mit ihnen stehen erstmalig alle Länder der Welt in der Pflicht, ihre Produktions-, Konsum- und Le- bensweisen zu verändern und damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Es geht nicht – wie zuvor in den Millenniumszielen – um die bloße Bekämpfung von Armut in den sogenannten Entwicklungsländern. Die folgende Unterrichtseinheit stellt zu diesen As- pekten jeweils in Kürze Hintergrundwissen sowie Auf- gaben mit weiterführenden Informationen für die Lehrkräfte zur Verfügung. Fächerbezug: Die Themen der Unterrichtseinheit bieten curriculare Anknüpfungsmöglichkeiten an die Fächer Politik und Wirtschaft: z. B. internationale Beziehungen und Globalisierung, Industrie- und Entwicklungsländer, Nord-Süd-Konflikte sowie Interdependenzen, nachhaltige Entwicklung; Geografie: z. B. Klimawandel, Globalisierung und deren Auswirkungen auf Industrie- und Entwicklungsländer, Leben in der „Einen Welt“, Friedenssicherung; Ethik: angewandte Ethik, verantwortliches Handeln, globale Gerechtigkeit; Religion: Welt und Verantwortung, Christsein und Engagement, Einsatz für Frieden, Gerechtig- keit und Bewahrung der Schöpfung. Unterrichtseinheit für die Sek. II Illustration: CBM Bei den neuen SDGs ist die ganze Welt gefragt!
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Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Ein ... · Oberbegriffen zusammen. 4. Sie besprechen die Ergebnisse in der ... Dreiklang aus Sozialem, Ökonomie und Ökologie. Die Lernenden

Sep 17, 2018

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Page 1: Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Ein ... · Oberbegriffen zusammen. 4. Sie besprechen die Ergebnisse in der ... Dreiklang aus Sozialem, Ökonomie und Ökologie. Die Lernenden

1CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Ein Perspektivwechsel

In der CBM-Unterrichtseinheit lernen die Schülerin-nen und Schüler die neuen „Sustainable DevelopmentGoals“ (SDGs) kennen, die sogenannten UN-Nach-haltigkeitsziele. Diese Entwicklungsziele beschäftigensich mit der Frage, in welcher Welt wir leben wollen.Dabei wird das Thema Nachhaltigkeit mit den dreiDimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales be-handelt. Die Lernenden sind von den Zielen unmittel-bar betroffen: Zum einen hängt ihre Zukunft von demGelingen der Entwicklungsziele ab. Zum anderenkönnen sie dazu beitragen, dass diese Ziele erreichtwerden.

Der Fokus der vorliegenden Unterrichtseinheit liegtauf drei wichtigen Neuerungen der Nachhaltigkeits-ziele, mit denen sich die Lernenden kritisch auseinan-dersetzen.

Diese Neuerungen sind:1. Fokus auf Nachhaltigkeit mit den drei Dimensio-

nen Ökologie, Ökonomie und Soziales, 2. Verantwortung der einkommensstarken Länder

für eine globale nachhaltige Entwicklung,3. Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe

der globalen Ziele.

Diese drei Aspekte waren in den Vorgängerzielen, denMillenniumsentwicklungszielen (Millenium Develop-ment Goals, MDGs), so nicht enthalten. Die neuennachhaltigen Entwicklungsziele sind nicht frei vonWidersprüchen und Kritik, haben aber eine neue Qua-lität: Mit ihnen stehen erstmalig alle Länder der Weltin der Pflicht, ihre Produktions-, Konsum- und Le-bensweisen zu verändern und damit einen Beitrag zurNachhaltigkeit zu leisten. Es geht nicht – wie zuvor inden Millenniumszielen – um die bloße Bekämpfungvon Armut in den sogenannten Entwicklungsländern.

Die folgende Unterrichtseinheit stellt zu diesen As-pekten jeweils in Kürze Hintergrundwissen sowie Auf-gaben mit weiterführenden Informationen für dieLehrkräfte zur Verfügung.

Fächerbezug:

Die Themen der Unterrichtseinheit bieten curriculareAnknüpfungsmöglichkeiten an die Fächer

• Politik und Wirtschaft: z.B. internationale Beziehungen und Globalisierung, Industrie- undEntwicklungsländer, Nord-Süd-Konflikte sowieInterdependenzen, nachhaltige Entwicklung;

• Geografie: z.B. Klimawandel, Globalisierungund deren Auswirkungen auf Industrie- und Entwicklungsländer, Leben in der „Einen Welt“,Friedenssicherung;

• Ethik: angewandte Ethik, verantwortliches Handeln, globale Gerechtigkeit;

• Religion: Welt und Verantwortung, Christsein und Engagement, Einsatz für Frieden, Gerechtig-keit und Bewahrung der Schöpfung.

Unterrichtseinheit für die Sek. II

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Bei den neuen SDGs ist die ganze Welt gefragt!

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2CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Ziel-Kompetenzen1

Erkennen: Die Schülerinnen und Schüler ...• kennen die neuen Nachhaltigkeitsziele und

wissen, warum sie relevant sind für eine welt -weite nachhaltige Entwicklung;

• erkennen, dass alle Menschen von der erfolg -reichen Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele unmittelbar betroffen sind;

• wissen um die drei wichtigen Neuerungen derNachhaltigkeitsziele und kennen den Unterschiedzu den Millenniumszielen.

Bewerten:Die Schülerinnen und Schüler ...• werden sich der gemeinsamen globalen Verantwor -

tung zur Erreichung der Ziele bewusst und reflek-tieren insbesondere die Rolle der Industrieländer;

• beziehen durch kritische Reflexion Stellung zuFragen der Nachhaltigkeit;

• erarbeiten, warum die Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen in den Zielen wichtig ist.

Handeln: Die Schülerinnen und Schüler ...• nehmen Bereiche der persönlichen Mitverantwor-

tung für Mensch und Umwelt als Herausforderungan;

• entwickeln die Bereitschaft, Ungerechtigkeitenentgegenzuwirken;

• setzen sich mit nachhaltigen Handlungsmöglich-keiten für ihr eigenes Leben auseinander.

UN-Nachhaltigkeitsziele

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1 Die angestrebten Lernziele orientieren sich am KMK-Orientierungsrahmen für Globales Lernen und den drei Bereichen „Erkennen, Bewerten, Handeln“, www.engagement-global.de/globale-entwicklung.html

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3CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Zeit Einheit Methode20-30 Min. Aufgabe 2.1 Herausforderungen Zitatanalyse mit der Think-Pair-Share- der Industrieländer Methode S. 845-60 Min. Aufgabe 2.2 Faktencheck in Rechercheteams S. 9 Industrieländer = Entwicklungsländer?

Baustein B: Zweite Neuerung „Verantwortung der einkommensstarken Länder“

Baustein A: Einführung und erste Neuerung „Fokus Nachhaltigkeit“

1 Unter dem Begriff „Schüler“ sind auch Schülerinnen gefasst. 2 Die angestrebten Lernziele orientieren sich am KMK-Orientierungsrahmen für Globales Lernen und den drei Bereichen

„Erkennen, Bewerten, Handeln“, www.engagementglobal.de/globale-entwicklung.html

Zeit Einheit Methode10-15 Min. Einstiegsaufgabe Gedanken-Landkarte Globale Ungerechtigkeiten S. 415-20 Min. Aufgabe 1.1 Vergleich Millenniums- Analyse anhand von Piktogrammen und Nachhaltigkeitsziele in Partnerarbeit S. 530-40 Min. Aufgabe 1.2 arbeitsteilige Gruppenarbeit zu den Was bedeutet Nachhaltigkeit? Dimensionen Soziales, Ökologie, Ökonomie S. 6 5-15 Min. Zusatzaufgabe 1.3 Kopfstandübung: Warum sind die Nach- Die junge Generation haltigkeitsziele NICHT relevant für uns? S. 7

Baustein C: Dritte Neuerung „Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe der globalen Ziele“

Baustein D: Abschluss

Zeit Einheit Methode45-90 Min. Variante 1: Rhetoriksession über V1: Pro-Kontra-Debatte

die Nachhaltigkeitsziele S. 13Variante 2: V2: Nachhaltigkeitsrecherche und Engagement für Nachhaltigkeit Markt der Möglichkeiten S. 14

Zeit Einheit Methode10 Min. Aufgabe 3.1 Werden Menschen mit Faktencheck und Tafel-Visualisierung

Behinderungen in den Nachhaltig-keitszielen berücksichtigt? S. 10

5-10 Min. Aufgabe 3.2 Warum dürfen Menschen Argumentationskette zum Kreislauf mit Behinderungen in den globalen aus Armut und Behinderung Zielen nicht vergessen werden? S. 11

20-30 Min. Aufgabe 3.3 Hindernisse über- Videoarbeit mit Beobachtungsaufgabenwinden – die Geschichte von und Transfer auf die eigene UmweltGilbert aus Ghana S. 12

Unterrichtsablauf

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Hintergrundinformationen zu denMillenniums- und Nachhaltigkeitszielen

Wachsende Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit –diese weltweiten Probleme führten am Anfang des 21. Jahrhunderts dazu, dass sich die führenden Politiker -innen und Politiker der Welt bei den Vereinten Natio-nen (UN) versammelten und gemeinsame Strategienzur Bewältigung der Probleme entwickelten. In die-sem Prozess sind die sogenannten acht Millenniums-ziele entstanden, als Rahmen für die weltweiteArmutsbekämpfung bis 2015. Nach Ablauf der Fristzur Erreichung der Millenniumsziele wurde Bilanz ge-zogen. Unbestritten ist: Die Millenniumsziele verein-ten die Welt wie nie zuvor in dem gemeinsamenAuftrag, Armut und Hunger zu bekämpfen. So lebenheute nach Angaben des letzten UN-Berichts zur Um-setzung der Millenniumsziele im Vergleich zu 1990eine Milliarde Menschen weniger in extremer Armut.2

In den ärmsten Regionen der Welt sind – bezogen aufdie Gesamtbevölkerung – nur noch halb so viele Men-schen unterernährt. Der UN-Bericht stellt aber auchfest, dass zahlreiche Entwicklungsprobleme nicht ge-löst werden konnten und der damals beschlosseneAuftrag für Millionen Menschen unerfüllt bleibt!

Neue Perspektiven geben die Sustainable Develop-ment Goals (SDGs), die sogenannten nachhaltigenEntwicklungsziele. Die 17 Ziele und 169 Unterzielesind Teil der Agenda 2030, die im Jahr 2015 von derUN-Generalversammlung verabschiedet wurde. Siesind darauf ausgerichtet, weltweit eine nachhaltigeEntwicklung zu schaffen. Die SDGs sind umfassenderals die Millenniumsziele und fordern tiefgreifendeVeränderungen in allen Ländern. Wie aber soll dieWelt bis 2030 gestaltet werden? Welche Neuerungenbringen die SDGs mit sich? Um die Beantwortungdieser Fragen geht es in den folgenden Bausteinen.

Die Nachhaltigkeitsagenda: Resolution der General-versammlung vom 01.09.2015: A/RES/69/315@ www.un.org/depts/german/gv-69/band3/

ar69315.pdf

Weitere Internettipps zum Thema: @ www.project-everyone.org; www.17goals.org;

www.worldslargestlesson.globalgoals.org

Info für die Lehrkraft

Als Alternative zum Einstieg kann das Kurzvideoüber die Nachhaltigkeitsziele genutzt werden, das von der UN produziert wurde:@ www.globalgoals.org

Globale Ungerechtigkeiten

Methode: Gedanken-Landkarte

Materialien: Piktogramme der Nachhaltigkeits-ziele (Kopiervorlage in Anlage 1, Seite 16)

Ablauf:

1. Die Lehrkraft stellt zu Beginn der Einheit denSchülerinnen und Schülern folgende Frage:„Was sind für euch die größten Ungerechtig-keiten unserer Welt?“ Die Meinungen der Ler-nenden werden im Plenum gesammelt. Sieerstellen eine Mindmap an der Tafel, in dersich die Ergebnisse der Klasse wiederfinden.

2. Die Lehrkraft stellt mithilfe der Hintergrund-informationen die Nachhaltigkeitsziele vor.Diese Ziele bilden die Vorstellung einer ge-rechteren Welt ab.

3. Die Lernenden erhalten die Piktogramme derNachhaltigkeitsziele. Gemeinsam untersuchensie, welche der 17 Ziele die von den Lernen-den gesammelten Ungerechtigkeiten bekämp-fen. Welche Ziele bleiben übrig? Auf welcheUngerechtigkeiten machen diese Ziele auf-merksam? Die Lernenden ergänzen die fehlen-den Aspekte an der Tafel. Die Diskussion kannausgeweitet werden, indem über die Relevanzder fehlenden Bereiche gesprochen wird.

4. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren, in-wiefern sie dieser Vorstellung der UN voneiner gerechten Welt zustimmen. Haben sie einanderes Bild von einer gerechten Welt?

4CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Baustein A:Einführung und erste Neuerung: „Fokus Nachhaltigkeit“

Einstiegsaufgabe 10-15 Min.

2 Millenniums-Entwicklungsziele – Bericht 2015, Hrsg.: Vereinte Nationen, 2015, S. 3 (Vorwort von UN-Genersalsekretär Ban Ki-Moon) und S. 4

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5CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Info für die Lehrkraft

Mögliche Oberbegriffe sind Soziales, Ökologie, Öko-nomie. Diese drei Bereiche verdeutlichen, dass dieneuen Nachhaltigkeitsziele in ihrer grundsätzlichenZielrichtung umfassender gestaltet sind als die Mil-lenniumsziele. Hier zwei Beispiele:

1. Die Millenniumsziele waren stark auf die sozialeEbene beschränkt. Der Schwerpunkt lag auf der Be-kämpfung von Armut und Hunger; hingegen erhieltdie Ökologie einen geringeren Stellenwert. So wurdein der Umsetzungsperiode der Millenniumsziele einAnstieg des Kohlenstoffdioxidausstoßes festgestellt –ein Indiz für die Vernachlässigung des ökologischenAspektes.

Auch politische Strukturen wurden nicht hinterfragtund Ursachen von Armut (wie Machtkonzentrationen,

Aufgabe 1.1 15-20 Min.

Vergleich Millenniums- und Nachhaltigkeitsziele

Methode: Analyse anhand von Piktogrammen inPartnerarbeit

Materialien: Piktogramme der Nachhaltigkeits-ziele und der Millenniumsziele (Kopiervorlage inAnlage 1, Seite 16 und Anlage 2, Seite 17)

Ablauf: Die Lernenden vergleichen in Partner-arbeit die einzelnen Ziele der Millenniums- undNachhaltigkeitsziele mithilfe der Piktogramme:

1. Welche Gemeinsamkeiten undUnterschiede entdecken sie?

2. Welche Ziele sind hinzugekommen? 3. Sie fassen die Nachhaltigkeitsziele unter

Oberbegriffen zusammen.4. Sie besprechen die Ergebnisse in der

Großgruppe.

Die Lehrkraft kann an dieser Stelle kritische Rück-fragen stellen und die Schülerinnen und Schülerzur Stellungnahme anregen: Wie bewerten sie dieWeiterentwicklung hin zu den Nachhaltigkeitszie-len? Sind sie zu unrealistisch oder ambitioniert?Oder haben sie die Kraft, weltweit mehr Engage-ment zu mobilisieren?

ungleiche Verteilung, Klimawandel) nicht themati-siert. In den Nachhaltigkeitszielen hingegen ist es bes-ser gelungen, alle drei Bereiche Soziales, Ökologieund Ökonomie zu integrieren und Wechselwirkungendarzustellen.

2. Die Millenniumsziele galten nur für die sogenann-ten Entwicklungsländer. Die Industrieländer hattenlediglich die Rolle der Geldgebenden. Die Nachhal-tigkeitsziele hingegen fordern, dass alle Menschenweltweit einen nachhaltigeren Lebensstil führen undnicht auf Kosten anderer und der Natur leben.

Die Nachhaltigkeitsziele sind zwar umfassender alsihre Vorgängerziele, doch gerade diese umfangreicheAusgestaltung kann von den Schülerinnen und Schü-lern als überkomplex und nicht greifbar empfundenwerden.

In diesem Fall bietet es sich an, den Text von MarianneBeisheim „2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung:Mehr als eine Liste frommer Wünsche“ zu nutzen.Dort werden Argumente vorgestellt, inwiefern dieZiele als ein erheblicher Fortschritt zu betrachten sind.Einige dieser Fortschritte werden in dieser Unter-richtseinheit behandelt. Eine detaillierte kritische Aus-einandersetzung folgt zudem in der Abschlusseinheit(siehe Baustein D, Rhetoriksession).

Marianne Beisheim, „2030 Agenda für nachhaltigeEntwicklung: Mehr als eine Liste frommer Wünsche“,24.09.2015:@ www.swp-berlin.org > Publikationen >

kurz gesagt

Zur weiteren kritischen Auseinandersetzung mit denNachhaltigkeitszielen:

• Blog Postwachstum: „SDGs: Steht Nachhaltigkeitunter Wachstumsvorbehalt?“ von Irmi Seidl undAngelika Zahrnt; 28.09.2015

@ www.postwachstum.de

• ZEIT ONLINE: „Träumerei, die die Welt ver -ändert“ von Alexandra Endres; 03.08.2015

@ www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/un-entwick-lungsziele-nachhaltigkeit-vereinte-nationen

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Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Methode: arbeitsteilige Gruppenarbeit zu den Dimensionen Soziales, Ökologie und Ökonomie

Materialien: ein DIN-A4-Blatt pro Gruppe

Ablauf: Die UN versteht Nachhaltigkeit als einenDreiklang aus Sozialem, Ökonomie und Ökologie.Die Lernenden bilden drei Grupen, zu jeder Do-mension eine.

Für zehn Minuten tauschen sie sich darüber aus,was Nachhaltigkeit für ihre jeweilige Dimensionbedeutet. Ihre Ergebnisse halten sie auf einemDIN-A4-Blatt in Stichpunkten fest (rot für Sozia-les, grün für Ökologie, blau für Wirtschaft). An-schließend stellen die Gruppen nacheinander ihreAntworten mithilfe des DIN-A4-Blatts vor.

Die Lehrkraft stellt Reflexionsfragen: Wie hängendiese Dimensionen miteinander zusammen? Wowidersprechen sie sich gegenseitig? Welche Kon-flikte gibt es? Ist Nachhaltigkeit ein erreichbaresZiel?

Zusätzliche Diskussionsfrage: Inwiefern sind dieNachhaltigkeitsziele nachhaltiger als die Millen-niumsziele?

Alternative Methode: Anstatt einer Präsentationder Gruppenergebnisse vor dem Plenum kann al-ternativ die Methode „Gruppenpuzzle“ zum Ein-satz kommen. Nachdem die Stammgruppen ihreErgebnisse zu dem jeweiligen Nachhaltigkeits -bereich erarbeitet haben, werden die Gruppen neugemischt. Und zwar so, dass in jeder GruppeSchülerinnen und Schüler aus jedem Nachhaltig-keitsbereich vertreten sind. In diesen Experten-gruppen tauschen sich die Teilnehmenden über ihrWissen aus und visualisieren ihre Ergebnisse. Dieletzte Phase beginnt mit der Klärung noch offenerFragen in der Großgruppe und einer Ergebnisdis-kussion.

Aufgabe 1.2 30-40 Min. Info für die Lehrkraft

In der breiten Öffentlichkeit existieren viele verschie-dene Verständnisse von Nachhaltigkeit. Eine eindeu-tige Definition, die auf die Zustimmung aller trifft, gibtes bisher nicht. Einigkeit herrscht allerdings hierüber:Nachhaltigkeit soll dabei helfen, die Lebensgrundlagealler Menschen – heute und zukünftig – zu sichern. Esgeht also um Generationengerechtigkeit und globaleGerechtigkeit.

Das bekannteste Nachhaltigkeitsmodell besteht auseinem Dreiklang aus Sozialem, Ökonomie und Öko-logie. Es macht auf einen wichtigen Zusammenhangaufmerksam: Nachhaltigkeit kann nur erreicht werden,wenn alle drei Dimensionen berücksichtigt werden.

Folgende Stichpunkte sind in Zusammenhang mitNachhaltigkeit zu nennen:• Soziale Nachhaltigkeit: Allen Menschen eine

würdige Existenz durch den Zugang zu welt -weiten Ressourcen ermöglichen: z.B. Zugang zuNahrung, Bildung, Erwerbsarbeit, Gesundheits-versorgung, Information, Kultur, politische Parti-zipation, Mobilität etc. Hierbei geht es darum,Ressourcen innerhalb der Länder und zwischenden Staaten gerecht zu verteilen.

• ökologische Nachhaltigkeit: Sicherung, Schutzund ggf. Wiederherstellung der natürlichen Lebensgrundlagen (sauberes Wasser, reine Luft,intakter Boden);

• ökonomische Nachhaltigkeit: dauerhafter undtragfähiger Wohlstand, sparsamer und effizienterUmgang mit Kapital und natürlichen Ressourcen,menschenwürdige Anstellungsverhältnisse undSchutz vor Ausbeutung, verantwortungsbewussteUnternehmensführung.

Diese drei Dimensionen bedingen und verstärken sichwechselseitig. So soll etwa eine nachhaltige Landwirt-schaft nicht nur helfen, den Hunger zu beenden. Siesoll dabei auch Ökosysteme und die natürliche Vielfalterhalten, Klimaveränderungen standhalten und füreine sichere Existenz der Bauern sorgen.

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Info für die Lehrkraft

In dieser Aufgabe geht es darum, dass die Schülerin-nen und Schüler die Bedeutung der Nachhaltigkeits-ziele auf ihr eigenes Leben übertragen. In derDiskussion mit den Lernenden kann die Definition vonNachhaltigkeit nach Brundtland hinzugezogen wer-den: Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung,die den Bedürfnissen der heutigen Generation ent-spricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Genera-tionen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zubefriedigen.3

Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dasssie von dieser Nachhaltigkeitsperspektive profitieren.Gleichzeitig stehen sie selbst in der Verantwortung,sich für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen.

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Drei Bereiche von NachhaltigkeitDer zentrale Überschneidungsbereich soll eine gelungene Nachhaltigkeit darstellen.

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Soziales

WirtschaftÖkologie

Die junge Generation

Methode: Kopfstandübung

Ablauf: Die Schülerinnen und Schüler stellen fol-gende Frage auf den Kopf und beantworten sie:Warum ist Nachhaltigkeit für uns als junge Gene-ration relevant? Die Kopfstandsfrage könnte z.B.so formuliert werden: Warum sind die Nachhaltig-keitsziele für uns NICHT relevant? Anschließenddrehen sie ihre Antworten wieder um.

Alternative: Die Lernenden schreiben als Haus-aufgabe einen Aufsatz über das Thema.

Zusatzaufgabe 1.3 5-15 Min.Eine von verschiedenen Darstellungsformen für dengenannten Dreiklang ist das Schnittmengen-Modell.Dieses ist zwar nicht unumstritten, es verdeutlicht je-doch die Zusammenhänge und Wechselwirkungensehr eindrücklich. Neben dieser Darstellung existierenallerdings zahlreiche weitere und bisher gibt es keinModell, das alle Aspekte der Nachhaltigkeit angemes-sen berücksichtigt. Zudem wird in manchen ModellenKultur oder Politik als vierte Dimension ergänzt.

Weitere Informationen finden Sie unter: @ www.nachhaltigkeit.info

Eine anschauliche Grafik zu den Zielkonflikten zwi-schen den einzelnen Dimensionen gibt es in dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich GlobaleEntwicklung (S. 41): @ www.engagement-global.de/

lernbereich-globale-entwicklung.html

3 Weiterführende Quelle: Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, veröffentlicht 1987; das engl. Original „Reportof the World Commission on Environment and Development: Our Common Future“ ist als Anhang des Dokuments A/42/427 online zu finden unterwww.un.org/en/documents/index.html

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Baustein B:Zweite Neuerung: „Verantwortung der einkommensstarken Länder für eine globale nachhaltige Entwicklung“

Info für die Lehrkraft

Die Zitate machen auf Ressourcenverschwendung,wachsende soziale Ungleichheit, ungerechte Wirt-schaftssysteme sowie auf Umweltzerstörungen in denIndustrieländern aufmerksam. Nachdem die Schüle-rinnen und Schüler die Aussagen der Zitate benannthaben, empfiehlt es sich, eine Diskussion anzuregen,in der sie Stellung beziehen und die Inhalte der Zitatebeurteilen. Stimmen sie den Aussagen zu? Wie bewer-ten sie die Verantwortung der Industrieländer?

Videos, die zum Nachdenken anregen:

• Trailer für den Film „Zeit für Utopien“@ www.zeit-fuer-utopien.com

• Teaser #6 für den Film „Zeit für Utopien“: „Niko Paech und der Weg in die Postwachstums -gesellschaft“ (07.03.2018) auf

@ www.youtube.com

• Oxfam: „Verrückt, wie einfach der Weg aus sozia-ler Ungleichheit sein kann“ (11.08.2015)

@ https://www.oxfam.de/multimedia/verrueckt-einfach-weg-sozialer-ungleichheit

Herausforderungen der Industrieländer

Methode: Zitatanalyse mit der Think-Pair-Share-Methode

Materialien: Zitate (Kopiervorlage Anlage 3,Seite 18)

Ablauf: Die Schülerinnen und Schüler lesen sichdie Zitate durch. Im Sinne der Think-Pair-Share-Methode machen sie sich im ersten Schritt eigen-ständig Gedanken und Notizen zu folgendenFragen: Was sagen die Zitate aus? Welche Haupt-probleme der einkommensstarken Länder werdendort benannt?

Im zweiten Schritt tauschen sie sich mit ihrem Sitznachbarn bzw. ihrer Sitznachbarin darü-ber aus, um anschließend ihre Ergebnisse im Ple-num vorzustellen und zu besprechen.

Ergänzend zu den Zitaten können Cartoons einge-setzt werden, die die Texte verbildlichen und damitverstärken. Passende Cartoons (auf Englisch) sindhier zu finden: www.polyp.org.uk > Gallery > „The Media“, „Wealth&Poverty“, „Aid&Trade“, „No Words / International“ sowie „Consumerism&Growth“.

Diese machen auf provokante und prägnanteWeise auf die benannten gesellschaftlichen Schief-lagen aufmerksam.

Aufgabe 2.1 20-30 Min.

4 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Studie „Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN: Sind die Industriestaaten bereit?“, Dr. Christian Kroll,08.09.2015, S. 3. www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/die-nachhaltigen-entwicklungsziele-der-un-sind-die-industriestaaten-bereit

Hintergrundinformation

Während die Millenniumsziele den Fokus auf die Beseitigung der Armut in den sogenannten Entwick-lungsländern legten, erweitern die Nachhaltigkeits-ziele ausdrücklich die Perspektive auf alle Länder derWelt. „Waren die MDGs aus Sicht der einkommens-starken Staaten das Fernglas, durch das sie auf die Entwicklungsländer blickten, so sind die SDGs der

Spiegel, in dem sie ihre eigene Politik und Leistungerkennen.“4 Einkommensstarke Länder haben somitnicht mehr allein die Rolle eines „finanziellen Geber-landes“ inne. Vielmehr werden von ihnen als globalenAkteuren fundamentale politische und ökonomischeVeränderungen gefordert.

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Info für die Lehrkraft

In dieser Aufgabe werden die zuvor erörterten Zitatemit ihren Kritikpunkten konkretisiert. Die Lernendensollen nicht nur die Situation in Deutschland untersu-chen, sondern auch andere Industrieländer in ihre Re-cherche einbeziehen.

Nach der Präsentation der Ergebnisse bietet es sich an,die Zitate in den drei Dimensionen Soziales, Ökologieund Ökonomie zu verorten und die Zusammenhängefestzustellen. Zudem gibt es Thesen, die auf die Pro-bleme im eigenen Land aufmerksam machen, wie bei-spielsweise Herausforderungen im Bildungssektor.Andere Zitate verweisen auf Probleme im eigenenLand, die jedoch weltweite Auswirkungen haben, wiedie Verschwendung von Lebensmitteln. Wiederum an-dere Zitate machen die internationale Verantwortungdeutlich, wie z.B. die Verantwortung von deutschenUnternehmen im Ausland.

Recherchetipps:

• Die Gegenthesen online suchen, auf Eng lisch.

• „Armut- und Reichtumsbericht“ des Bundes -ministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)

• Atlas der Globalisierung „Weniger wird mehr“(2015) von Le Monde diplomatique

• Welt-Sichten (Magazin für globale Entwicklungund ökumenische Zusammenarbeit):

@ www.weltsichten.org

• Statistisches Bundesamt:@ www.destatis.de

• Portal Globales Lernen: @ www.globaleslernen.de

• Studie der Bertelsmann Stiftung „Die nachhaltigenEntwicklungsziele der UN: Sind die Industriestaa-ten bereit?“, Dr. Christian Kroll, 08.09.2015:

@ www.bertelsmann-stiftung.de

• Schattenbericht „Großbaustelle Nachhaltigkeit –Deutschland und die globale Nachhaltigkeits-agenda“:

@ www.2030report.de

• Die Open Knowledge Foundation Deutschland(OKF DE) betrachtet Indikatoren zur Umsetzungder Agenda 2030 und beurteilt die EntwicklungenDeutschlands:

@ www.2030-watch.de/monitoring

Filmtipp zum Thema Lebensmittelverschwendung:

• „Taste the waste“ von Valentin Thurn

Industrieländer = Entwicklungsländer?

Methode: Faktencheck in Rechercheteams

Materialien: Internetzugang und eine These pro Rechercheteam (Kopiervorlage Anlage 4, Seite 19)

Ablauf: „Wenn man die neuen Nachhaltigkeits-ziele der UN als Maßstab nimmt, sind alle Länderjetzt Entwicklungsländer“, so Dr. Christian Kroll,Studienleiter der Bertelsmann Stiftung5.

Inwiefern sind einkommensstarke Länder tatsäch-lich Entwicklungsländer? Die Schülerinnen undSchüler unterziehen verschiedene Thesen einemFaktencheck: Schildern diese Aussagen reale Pro-bleme oder sind es übertriebene Sichtweisen?

Hierfür bilden die Lernenden Rechercheteams, diejeweils zu den unterschiedlichen Sätzen Inhalte ausdem Internet zusammentragen. Sie sollen Belegefür oder gegen die Aussagen finden und sie mit Bei-spielen untermauern. Es sollen nur seriöse Mediengenutzt werden. Wichtig ist, die Quellen anzugeben.

Die Lernenden fassen ihre Ergebnisse kurz undknapp zusammen und stellen sie der Klasse vor.

Aufgabe 2.2 45-60 Min.

5 Quelle: Bertelsmann-Studie „Industriestaaten drohen neue UN-Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen“, Dr. Christian Kroll, 08.09.2015: www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/september/industriestaaten-drohen-neue-un-nachhaltigkeitsziele-zu-verfehlen

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Baustein C:Dritte Neuerung: „Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe der globalen Ziele“

Info für die Lehrkraft

Menschen mit Behinderungen sind unter anderem inden für sie wichtigen Zielen Gesundheit (Ziel 3) undGeschlechtergerechtigkeit (Ziel 5) nicht genannt. Diefolgenden Ziele jedoch sichern ihnen spezielle Unter-stützung zu: • Armutsbeseitigung (Ziel 1), • Ernährungssicherung (Ziel 2), • Bildung (Ziel 4), • Sanitärversorgung (Ziel 6), • Beschäftigung (Ziel 8), • Verringerung von Ungleichheit (Ziel 10), • öffentliche Infrastruktur (Ziel 11) sowie in den • Unterzielen zur Katastrophenvorsorge (Unterziele

1.5 und 11.5). In einigen dieser Ziele tauchen Menschen mit Behin-derungen implizit unter „Menschen in prekären Le-benssituationen“ oder „verwundbare Gruppen“ auf. InParagraph 23 der Entwicklungsagenda werden sieausdrücklich zu diesen Personengruppen hinzuge-zählt.

Zusätzlich kann diskutiert werden, inwiefern Men-schen mit Behinderungen nicht auch in dem Terminus„alle Menschen“ eingeschlossen sind. Hier kann Pa-ragraph 4 als Argumentation hinzugezogen werden.

Die vollständige 2030-Agenda mit ihren Nachhaltig-keitszielen finden Sie unter:@ www.un.org/depts/german/gv-69/band3/

ar69315.pdf

Werden Menschen mit Behinderungen inden Nachhaltigkeitszielen berücksichtigt?

Methode: Faktencheck und Tafel-Visualisierung

Materialien: für jedes Zweierteam ein Ziel inkl.der jeweiligen Unterziele in ausgedruckter Form

Ablauf: In Partnerarbeit analysieren die Schüle-rinnen und Schüler jeweils eines der 17 Ziele in-klusive der Unterziele in Bezug auf folgendeFrage: In welchen Punkten werden Menschen mitBehinderungen explizit oder implizit genannt?

Die Schülerinnen und Schüler erstellen gemein-sam eine Tabelle an der Tafel und listen die Ergeb-nisse aller Gruppen auf.

Im zweiten Schritt untersuchen sie, ob es Punktegibt, in denen Menschen mit Behinderungen zwarnicht genannt wurden, aber nach Meinung der Ler-nenden dazugehören sollten.

Aufgabe 3.1 10 Min.

6 Quelle: Millenniums-Entwicklungsziele – Bericht 2015, Hrsg. Vereinte Nationen, New York, 2015 (deutsch)

Hintergrundinformation

In den Millenniumszielen wurden Menschen mit Be-hinderungen nicht berücksichtigt6. Um Armut undUngleichheit jedoch wirkungsvoll bekämpfen zukönnen, müssen sie fester Bestandteil der globalenEntwicklungsstrategie sein. Denn weltweit stellensie die größte Minderheit unserer Weltbevölkerungdar: Es gibt insgesamt eine Milliarde Menschen mit

Behinderungen – und 80 Prozent von ihnen leben inden ärmsten Regionen der Welt.

In den neuen Nachhaltigkeitszielen ziehen sich hinge-gen die Belange von Menschen mit Behinderungenwie ein roter Faden durch das Dokument!

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11CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Behinderung

Armut

Ausgrenzung Krankheit

Info für die Lehrkraft:

Die Nachhaltigkeitsziele sind nur erreichbar, wennMenschen mit Behinderungen und andere vulnerableGruppen berücksichtigt werden. Weltweit stehen Men-schen mit Behinderungen jedoch oft vor Hindernissen,die sie in ihrer Selbstbestimmung behindern. In denärmsten Regionen der Welt wird dies durch den Kreis-lauf aus Armut und Behinderung deutlich: DurchMangelernährung, unsauberes Trinkwasser oder feh-lende sanitäre Anlagen haben Menschen in Armut einerhöhtes Risiko, zu erkranken. Nur selten können siesich die Transportkosten zu einem Arzt oder Medika-mente leisten. Krankheiten werden häufig chronischund führen zu Behinderungen. Geld für Hilfsmittel istkaum vorhanden.

Menschen mit Behinderungen sind wiederum starkvon Ausgrenzung betroffen. Bildung und Arbeitsmög-lichkeiten werden ihnen vielfach verwehrt. Somitschließt sich der Kreislauf aus Armut und Behinde-rung. Doch auch in sogenannten Industrieländern be-stehen Barrieren.

Für eine tiefergehende Auseinandersetzung bietet essich an, an dieser Stelle über die Definition von Be-hinderung zu sprechen. Denn das soziale Modell vonBehinderung macht auf eben diese Hindernisse alsstrukturelle gesellschaftliche Defizite aufmerksam.

Weitere Informationen zu den Themen Behinderung,Inklusion sowie Definitionen gibt es unter: @ www.cbm.de/schulen > Angebote für Sek I/II

Dort finden Sie die „Arbeitsblätter Inklusion“ und die CBM-Broschüre „Thema Behinderung“.

Warum dürfen Menschen mit Behinderun-gen in den globalen Zielen nicht vergessenwerden?

Methode: Argumentationskette zum Kreislauf ausArmut und Behinderung

Materialien: Grafik „Kreislauf aus Armut und Be-hinderung“ für jeden Schüler (Kopiervorlage inAnlage 5, Seite 20)

Ablauf: Die Schülerinnen und Schüler erklärenanhand der Grafik „Kreislauf aus Armut und Be-hinderung“ und der angegebenen Zahlen, warumes wichtig ist, Menschen mit Behinderungen inden globalen Zielen zu berücksichtigen. Die Schü-lerinnen und Schüler finden konkrete Beispiele fürdie in der Grafik genannten vier Aspekte und er-läutern diese anhand einer Argumentationskette(wenn ... dann ... /wenn nicht ... dann nicht).

Zusatzfrage: Gibt es einen Kreislauf aus Armutund Behinderung auch in Deutschland? Eine hilf-reiche Diskussionsgrundlage bietet der aktuelleArmuts- und Reichtumsbericht.

Aufgabe 3.2 5-10 Min.

Kreislauf aus Armut und Behinderung

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Info für die Lehrkraft

Zu 1: Link zum Film:@ www.endthecycle.info > stories > Gilbert Da der Film auf Englisch ist, ist es sinnvoll, ihn imNachhinein kurz gemeinsam zusammenzufassen.

Zu 2: Die Schülerinnen und Schüler sollen unter-schiedliche Behinderungsarten (Hör-, Seh-, Körperbe-hinderungen, Menschen mit Lernschwierigkeiten etc.)sowie verschiedene Lebensbereiche (Bildung, Arbeit,Freizeit) berücksichtigen. Sie sollen wahrnehmen,dass es verschiedene Formen von Hindernissen gibt,z.B. physische Hindernisse (wie Treppen oder auchGesetze) und sogenannte Barrieren in den Köpfen(wie Vorurteile, Berührungsängste).

Um diese beiden Formen von Hindernissen zu visua-lisieren, zeichnet die Lehrkraft eine Treppe mit vielenStufen auf ein Flipchartpapier. Die Treppe symboli-siert die physischen Hindernisse. Auf ein weiteresFlipchart-Papier zeichnet die Lehrkraft einen mensch-lichen Kopf mit einer großen Denkblase und einemStopp-Schild darin als Beispiel für „Barrieren in denKöpfen“. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihrePost-its der jeweiligen Kategorie zuordnen. Bei dieserÜbung geht es darum, dass die Lernenden die Per-spektive wechseln und verstehen, dass es Strukturenin der Gesellschaft gibt, die für Menschen behinderndwirken, und somit das Problem nicht primär bei derPerson selbst liegt.

Zu 3: Um Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, müssen Hindernisse ab-gebaut werden. Die Schülerinnen und Schüler sollenhierfür Lösungsmöglichkeiten entwickeln. Dabei er-kennen sie, dass auch sie dazu beitragen können, Hin-dernisse abzubauen, indem sie • selbst sensibel sind für Hindernisse von Menschen

mit Behinderungen, • in ihrem Umfeld auf Hindernisse aufmerksam

machen und • ihre eigene Einstellung gegenüber Menschen mit

Behinderungen hinterfragen. Denn Vorurteile stellen oft das größte Hindernis füreine gleichberechtigte Teilnahme von Menschen mitBehinderungen an der Gesellschaft dar.

Hindernisse überwinden – die Geschichtevon Gilbert aus Ghana

Methode: Videoarbeit mit Beobachtungsaufgabenund Transfer auf die eigene Umwelt

Materialien: Kurzvideo von Gilbert (Englisch), Post-its, zwei Flipchart-Blätter

Ablauf:

1. Die Lernenden schauen sich das Video von Gil-bert aus Ghana an. Sie bekommen den Auftrag,die Hindernisse, auf die Gilbert in seinem Lebengestoßen ist, auf Post-its zu notieren.

2. Die Lernenden sammeln in Gruppenarbeit wei-tere Hindernisse für Menschen mit Behinderun-gen – bei uns und weltweit – und schreiben siejeweils auf Post-its. Die Ergebnisse werden imPlenum besprochen und die Post-its auf die vonder Lehrkraft vorbereiteten Flipcharts geklebt.

3. Gemeinsam Ideen sammeln: Wie können die gefundenen Hindernisse abgebaut werden? Wiehat Gilbert die Barrieren überwunden? Inwie-fern können die Nachhaltigkeitsziele in Zukunftdazu beitragen? Und was können die Lernendentun, um Hindernisse für Menschen mit Behin-derungen abzubauen – bei uns und weltweit?

Zusatzaufgabe als Hausaufgabe oder Projekt:Die Lernenden übernehmen die Perspektive vonMenschen mit Behinderungen und erkunden ihreUmwelt, indem sie sich in die Lage eines blinden,gehörlosen oder im Rollstuhl sitzenden Menschenversetzen. Dazu können sie sich z.B. die Augenverbinden lassen. Ist zum Beispiel ihr Lieblings-café, das Kino, die Schule barrierefrei?

Hinweis: Rollstühle können bei DRK Ortsverbän-den, örtlichen Krankenhäusern oder Sanitätshäu-sern angefragt werden. CBM verleiht zudemSimulationsbrillen. Schreiben Sie eine Mail an:

Marzena Gergens Telefon: (0 62 51) 131- 2 95E-Mail: [email protected]

Aufgabe 3.3 20-30 Min.

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Baustein D:Abschluss

Variante 1: Rhetorik-Session über die Nachhaltigkeitsziele

Info für die Lehrkraft

Für die Lernenden ist es grundsätzlich ratsam, sich imVoraus mit möglichen Argumenten der Gegenseite zubeschäftigen, um sie besser entkräften zu können. Fürdie Rolle der Moderatoren ist es wichtig, dass sie sichwährend der Diskussion Notizen machen und die ge-nannten Argumente festhalten. Als Abschluss emp-fiehlt es sich, dass die Lehrkraft eine Feedback-Rundeeinleitet, in der alle Schülerinnen und Schüler Rück-meldung zur Diskussion geben und ihre persönlicheMeinung reflektieren können. Welche Seite war für siepersönlich am überzeugendsten?

Da die Kontra-Seite die tendenziell schwierigere Auf-gabe hat, sind folgende Artikel zu empfehlen – zu fin-den in der Zeitschrift „welt-sichten“, Ausgabe 9/2015,oder in der Volltextsuche von:@ www.welt-sichten.org

• „Schlechter Start“von Tidiane Kassé, 28.09.2015

• „Die Kunst der schönen Worte“von Bernd Ludermann, 03.08.2015

Rhetorik-Session zum Thema „Nachhaltig-keitsziele – die Welt verändern“

Methode: Pro-Kontra-Debatte

Materialien: Internetzugang, Glocke

Ablauf: Die Debatte über die Umsetzbarkeit derNachhaltigkeitsziele soll beginnen!

Zunächst werden zwei Moderatoren bestimmt. Da-nach teilt sich die Klasse in zwei Gruppen. Einedavon befasst sich mit Argumenten gegen die Nach-haltigkeitsziele, die andere macht sich auf die Suchenach Argumenten, die für die Nachhaltigkeitszielesprechen. Die Gruppen teilen ihre Ergebnisse so auf,dass jeder Lernende ein Argument vorbringen kann.

Die Moderatoren setzen sich währenddessen mit derallgemeinen Thematik auseinander, entwickeln eineEinleitung in die Diskussion und überlegen sichSpielregeln für die Debatte. Im Internet können dieSchülerinnen und Schüler als Unterstützung nachentsprechenden Inhalten recherchieren.

Nach der Vorbereitungsphase kommen alle Lernendenwieder zusammen.

Die Gruppen sitzen sich gegenüber. Die Moderatorenleiten in das Thema ein. In jeder Runde bringen dieGruppen abwechselnd die Argumente vor. Ein Vertre-ter der Pro-Gruppe steht auf und trägt das erste Argu-ment inklusive Begründung vor.

Der Lernende der Kontra-Gruppe, der das passendeGegenargument hat, stellt sich gegenüber auf undnennt seine These. Die Diskussion zwischen denbeiden beginnt. Wenn sie keine weitere Begründunghaben, endet die Runde. Die Moderatoren vergebenje Runde gemeinsam mit der Lehrkraft jeweils einenPunkt für das überzeugendere Argument.

Nun beginnt ein Vertreter der Kontra-Gruppe. EinVertreter der Pro-Gruppe mit entsprechendem Ge-genargument tritt dazu und die Zweier-Diskussionbeginnt. Falls Argumente genannt werden, für die eskeine Gegenargumente gibt, kann ein Springer bestimmt werden, der einspringt und improvisiert.Die Gesamtdebatte kann nach der Uhr (30 Min.) gestoppt oder bis zum Ende geführt werden.

Die Debatte ist beendet, wenn alle Schülerinnen undSchüler ihre Argumente vorgetragen haben. Die Mo-deratoren fassen die wichtigsten Argumente beiderSeiten kurz zusammen.

Aufgabe 45-90 Min.

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Variante 2:Engagement für Nachhaltigkeit

Aufgabe „Was können wir tun?“

Methode: Nachhaltigkeits-Recherche

Materialien: Internetzugang

Ablauf: Inwiefern taucht das Thema Nachhaltigkeitim Alltag der Schüler auf?

Es werden Teams gebildet, die jeweils zu folgendenStichpunkten im Internet recherchieren: nachhaltigeKleidung, nachhaltige Ernährung, nachhaltiger Um-gang mit Lebensmitteln, nachhaltiges Reisen, nach-haltiger Konsum, Umgang mit Plastik.

Folgende Fragen sollen beantwortet werden: Von wel-chem Grundproblem wird ausgegangen? Warum istdie Beschäftigung mit dem Thema relevant für Schü-lerinnen und Schüler? Wie sieht die Lösungsperspek-tive aus?

Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt. Wel-che Aspekte waren für die Lernenden besonders in-teressant, was setzen sie bereits im Alltag um undwelche Ideen möchten sie gerne ausprobieren?

Alternative Aufgabe zur Engagementförderung:

Methode: Markt der Möglichkeiten

Materialien: Plakate für jede Gruppe

Ablauf: Die Lehrkraft stellt den Schülerinnen undSchülern die Titel verschiedener Projekte vor, die

sich auf unterschiedliche Art und Weise mit Nach-haltigkeit befassen.

Mögliche Projekte sind: Repaircafé, SolidarischeLandwirtschaft, Food-sharing, faire Kleidung,Teilen – Tauschen – Schenken, Urban Gardening,ethische Banken, politische Mitgestaltung, Bil-dungsarbeit, Containern, Umsonst-Laden, Second-hand, Upcycling, Recycling, entwicklungspolitischeBildungskampagnen, Transition Towns, EssbareStadt, plastikfreier Supermarkt.

Mindestens zwei Lernende ordnen sich einem derThemen zu. Als Hausaufgabe bekommen sie denAuftrag, zu ihrem Thema zu recherchieren und dieErgebnisse stichpunktartig festzuhalten.

In der darauffolgenden Unterrichtsstunde finden sichdie Schülerinnen und Schüler in ihren Gruppen zu-sammen und gestalten ein Plakat zu ihrem Thema.Das Plakat soll so gestaltet werden, dass das Themafür Außenstehende verständlich und sofort greifbarwird. Anschließend werden alle Plakate zu einem„Markt der Möglichkeiten“ im Klassenraum aufge-hängt. Die Lernenden schauen sich die unterschied-lichen Projekte zu zweit an und tauschen sichdarüber aus.

Danach wird im Plenum besprochen, was die Schü-lerinnen und Schüler besonders interessant fanden,was sie bereits davon umsetzen und was sie gerne aus-probieren möchten. Fallen ihnen noch weitere Bei-spiele ein?

Aufgabe 45-60 Min.

Info für die Lehrkraft:

Zur Auseinandersetzung mit der Frage nach Engage-mentmöglichkeiten bietet sich der Dokumentarfilm vonFranziska Kahle und Hanna Hoeft „Stadt im Wandel.Anders leben“ an. Dort werden Projekte und Ideen ausdem Raum Darmstadt dokumentiert, die als Inspirationfür eine nachhaltige Lebensweise dienen können (Beispiele: Repaircafé, solidarische Landwirtschaft,Foodsharing).

Der Film kann direkt bei den Regisseurinnen käuflicherworben oder bei der CBM als Verleihmaterial bestelltwerden:

Marzena Gergens Telefon: (0 62 51) 131- 2 95

E-Mail: [email protected]

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Weitere Info für die Lehrkraft

Auch das folgende Zitat der Friedensnobelpreisträge-rin von 2014, Malala Yousafzai aus Pakistan, liefertinteressante Denkanstöße:

In diesem Zitat wird die politische Dimension desHandelns deutlich: Die Schülerinnen und Schüler kön-nen sich auch politisch für mehr Gerechtigkeit undNachhaltigkeit in Deutschland einsetzen. Die Ausei-nandersetzung mit der Thematik muss an dieser Stellenicht enden. Die Lernenden können konkret werdenund Projekte zum Thema Nachhaltigkeit in ihrerSchule planen, wie z.B. ein fairer Schulkiosk, „grü-nes“ Schulgebäude, Kleidertausch/Flohmarkt.

Weitere inspirierende Filme:

• „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“@ www.tomorrow-derfilm.de

• „Zeit für Utopien“@ www.zeit-fuer-utopien.com

CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

DIE ZEIT: Was kann ein Kind in Deutschlandtun?

Malala Yousafzai: Wir jungen Menschen sindalle sehr gut in Social Media, kennen uns mit Facebook und Twitter aus. Das sollten wir nutzen,um unsere Botschaften zu verbreiten. Wir könnenuns mit Freunden zusammentun und überlegen,wem wir wie helfen wollen. Jeder kann an die Re-gierung seines Landes schreiben und fragen, wassie für Kinder in ärmeren Ländern tut. Man mussden Leuten auf die Nerven gehen und sie zwingen,Bildung zu ihrer wichtigsten Aufgabe zu machen.

DIE ZEIT, Ausgabe vom 18.09.2014, von Katrin Hörnlein:

www.zeit.de/2014/39/malala-yousafzai-widerstand-gewalt-taliban

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Schülerinnen und Schüler in Bangladesch demons-

trieren für inklusive Bildung.

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18CBM Christoffel-Blindenmission Von Millenniums- zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtseinheit Sek II

Aufgabe: Lies dir die Zitate durch und beantworte folgende Fragen: 1. Was sagen die Zitate aus?

2. Welche Hauptprobleme der einkommensstarken Länder werden dort benannt?

3. Diskutiere deine Antworten mit deiner/m Sitznachbar/in. Besprecht danach eure Ergebnisse gemeinsam in der Klasse.

4. Wie bewertet ihr diese Aussagen?

Anlage 3: Herausforderungen der Industrieländer

1. „Wir als reiche Länder können uns mit unserer wachsenden sozialen Ungleichheit und Ressourcen -verschwendung nicht mehr länger als die Lehrmeister der Welt darstellen.“7 – Aart De Geus, Vorstands -vorsitzender der Bertelsmann Stiftung

2. „Wenn es den Entwicklungsländern gelungen sei, mithilfe der Millenniumsziele die Kindersterblichkeits -rate zu halbieren, dann sollten wir von den Industriestaaten verlangen können, mithilfe der neuen UN-Zieleihre eigenen Wirtschaftsmodelle sozial gerechter und nachhaltiger zu gestalten.“8 – Dr. Christian Kroll,Studienleiter der Bertelsmann Stiftung

3. „The climate change phenomenon has been caused by the industrialisation of the developed world. It's only fair and reasonable that the developed world should bear most of the responsibility.“9 – Ban Ki-moon,Generalsekretär der Vereinten Nationen

Während die Millenniumsziele den Fokus auf die Beseitigung der Armut in den sogenannten Entwicklungs-ländern legten, erweitern die Nachhaltigkeitsziele ausdrücklich die Perspektive auf alle Länder der Welt. „Warendie Millenniumsziele aus Sicht der einkommensstarken Staaten das Fernglas, durch das sie auf die Entwick-lungsländer blickten, so sind die Nachhaltigkeitsziele der Spiegel, in dem sie ihre eigene Politik und Leistungerkennen.“7

7 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Studie „Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN: Sind die Industriestaaten bereit?“, Dr. Christian Kroll, 08. 09.2015:www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/die-nachhaltigen-entwicklungsziele-der-un-sind-die-industriestaaten-bereit

8 Quelle: Bertelsmann Stiftung, „Industriestaaten drohen neue UN-Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen“, Dr. Christian Kroll, 08.09.2015:www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/september/industriestaaten-drohen-neue-un-nachhaltigkeitsziele-zu-verfehlen

9 Quelle: The Guardian online, „Ban Ki-moon: rich countries are to blame for global warming“. Material v. Associated Press, 05.12.2012: www.theguardian.com/environment/2012/dec/05/ban-ki-moon-rich-countries

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Thesen:

1. Noch nie war die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Cooperation and Development, OECD) so groß wie heute.

2. Die Herkunft von Kindern bestimmt ihre Aufstiegschancen.

3. Menschen mit Behinderungen sind von Ausgrenzung betroffen, denn sie dürfen in Deutschland nichtwählen.

4. „Das Essen, das wir in Europa wegwerfen, würde zweimal reichen, um alle Hungernden der Welt zu ernähren.“ (Zitat von Valentin Thrun aus der Dokumentation „Taste the Waste“) Diese Verschwendungverschärft das Hungerproblem im Süden.

5. Unsere Produkte werden so hergestellt, dass sie schnell kaputtgehen. Der daraus resultierende Schrottwird auf gefährliche Weise in den Entwicklungsländern entsorgt.

6. Unser unersättlicher Hunger nach Fleisch zerstört den brasilianischen Regenwald – ein Beispiel für modernes Landraub durch Großkonzerne.

7. Von den Tischen der Designer in die Fabriken Bangladeschs und zurück in die Klamottenläden des Westens: In Sachen Ausbeutung von Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie ist Deutschland Spitzenreiter.

Anlage 4: Industrieländer = Entwicklungsländer?!

Aufgabe: 1. Bildet Rechercheteams und untersucht eine der oben stehenden Thesen: Schildert die jeweilige

Aussage reale Probleme oder sind es übertriebene Sichtweisen?

2. Recherchiert im Internet nach Argumenten für oder gegen die These und untermauert sie mit Beispielen.

3. Gebt die Quelle Eurer Rechercheergebnisse an. Fasst Eure Ergebnisse stichpunktartig zusammen und stellt sie der Klasse vor.

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Zahlen:

Behinderung

Armut

Ausgrenzung Krankheit

Gra

fik:

CB

M

1. Weltweit gibt es eine Milliarde Menschen mit Behinderungen. Sie stellen somit die größte Minderheit dar.10

2. 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen leben in den sogenannten Entwicklungsländern.11

Anlage 5:Kreislauf aus Armut und Behinderung

10 Quelle: WHO and World Bank: World Report on Disability, 2011, Seite XI und 27: www.who.int/disabilities/world_report/2011/en/index.html 11 United Nations Development Programme (UNDP) discussion paper: „Disability and poverty: a survey of World Bank poverty assessments and

implications“ (Jeanine Braithwaite and Daniel Mont, SP discussion paper No. 0805, World Bank, February 2008):http://siteresources.worldbank.org/DISABILITY/Resources/280658-1172608138489/WBPovertyAssessments.pdf