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Tour 01 Hohenschoenhausen - Museum Lichtenberg...Büro für Wirtschaftsförderung Berlin Lichtenberg Bezirksamt Lichtenberg von Berlin Abt. Personal, Finanzen, Immobilien und Kultur

Jul 15, 2020

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In Kooperation mit

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Lichtenbergentdecken:Hohenschönhausen

Rad- und Fußtouren durch den Bezirk

1Zur Orientierung:

Weg gut befahrbar

Weg mit Einschränkungen

Weg mit Beeinträchtigungen

Hinweis auf Rastmöglichkeiten

zusätzliche Ziele außerhalb der Routen

Orientierungskarte auf den Mittelseiten

Die Autoren: André Deschan Architekt, ArchitekturhistorikerJulia Novak Autorin, RegisseurinSteffen Maria Strietzel Architekt, HistorikerMarina Wesner Architektin

Gestaltung: Jan Lengert ZenonDesign

Redaktion: Thomas Thiele MuseumsleiterAndré Deschan Architekt, Architekturhistoriker

Gefördert durch: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe BerlinvisitBerlin – Berlins offizielles ReiseportalBüro für Wirtschaftsförderung Berlin LichtenbergBezirksamt Lichtenberg von BerlinAbt. Personal, Finanzen, Immobilien und KulturMuseum Lichtenberg im Stadthaus

E

Bildquellen:Archiv Museum Lichtenberg: 4u, 5 (2x), 6o (2x), 7o (T. Grabka), 7u (U. Städler), 11u, 13 (2x), 14o (J. Fischer), 14u (Spindler), 15o, 15u (D. Christel), Archiv Museum Pankow: 10u (H. Friede), Deschan, André: 6u, Lo Curto, Giovanni: 4o, 11o, 12u, Monatshefte für Baukunst und Städtebau Jahrgang 1935, S. 177ff.: 12o, Wikipedia.org: 10o (Z thomas)

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Hohenschönhausen, 1352 erstmals urkundlich erwähnt, war biszum Ende des 19. Jh. ein Straßendorf angelegt um ein Rittergut,wovon heute noch das sogenannte Schloss Hohenschönhausenzeugt. Mit der Parzellierung des Gutes und dem Verkauf an In-vestoren entstand ab 1892 um den Obersee – der zur Sicherungder Wasserversorgung angelegt wurde – eine Villenkoloniesowie das Brauhaus. Der Park um den Obersee erhielt eine land-schaftliche Prägung – Pferdeomnibuslinien fuhren entlang derab 1893 bebauten Berliner Straße (heute Konrad-Wolf-Straße)in die Stadt.

Auf dem IX. Parteitag der SED 1971 wurde das sozialistischeWohnungsbauprogramm gegen die Wohnungsnot in derHauptstadt beschlossen. Bis 1984 wurden auf dem Arealen derArbeiter-Gartenkolonien und Rieselfelder, die Komplexe »Ho-henschönhausen I und Hohenschönhausen II« an der Lands-berger Allee sowie an der Hauptstraße umgesetzt. Gebautwurden rund 8000 Wohnungen für 25.000 Einwohner. Durchden damit verbundenen Straßenausbau wurde das alte Dorfbild,wie bei vielen 1920 zu Groß-Berlin eingemeindeten Vororten,zerstört. Die erhaltenen eingeschossigen Wohnhäuser und dieSchule am Schloss sowie die Taborkirche lassen jedoch den ur-sprünglichen Charakter der Vorstadt erahnen und leiten zur Vil-lenkolonie am Park um den Obersee, die den großbürgerlichenCharakter an einigen Stellen bewahrt hat. Die städtischen Er-weiterungen Hohenschönhausens in der Weimarer Republiksind mit den Reformwohnhausbauten und -schulbauten nam-hafter Architekten bis hin zur Anlage des Wasserwerkes im Stileder Backsteingotik an der Landsberger Allee »erfahrbar«.

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Die Tour startet an derKleinhaussiedlung Titastraße 1920-1927 Architekten: Otto KuhlmannBruno Taut

Bereits 1920 wurden einige Bau-ten im Gebiet um die Paul-Koe-

nig-Straße, Titastraße und dem Malchower Weg nach Entwürfenvon Otto Kuhlmann errichtet. Dazu gehören u.a. die torähnli-chen Gebäude in der Paul-Koenig-Straße, die den Eingang zurSiedlung symbolisieren. 1925 beauftragte die GEHAG (Gemein-nützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft) BrunoTaut weitere 43 Häuser zu planen. Um einen quadratischenPlatz und die einmündenden Straßen sind zweigeschossigeDoppelhäuser, einige mit eingeschossigen Verbindungsbauten,angeordnet. Wesentliche Gestaltungsmerkmale waren das fürTaut typische intensive Farbkonzept. Es haben vielfältige Verän-derungen an den Fassaden und Grundrissen stattgefunden undsomit ist der ursprüngliche Charakter nur noch zu erahnen. Seit2001 gibt es eine Erhaltungssatzung zum Schutz des Ensembles.

Malchower Weg 45

Rad auf dem Gehweg Richtung Hauptstraße schieben

TaborkircheWehrkirche um 1270

Der älteste Teil der Kirche ist derChor. Er ist aus Felsteinquader-mauerwerk erbaut und weist früh-romanische Elemente auf, derOstgiebel bereits gotische Spitzbo-genfenster. Das Langhaus (erbautim 15. Jh.) verfügt über einen Mit-

telpfeiler, welcher das Kreuzgratgewölbe trägt. Im 18. Jh. wurdeein neuer Turm mit Barockhaube erbaut. (1953 wegen Baufäl-ligkeit abgetragen). Der Glockenstuhl befindet sich nun außer-halb der Kirche. Die drei Glocken stammen aus dem Jahr 1918.Der Altar (1450) entstammt der Dorfkirche in Wartenberg undwurde 1924 in die Taborkirche eingebaut. 1989 fand eine Res-taurierung des Innenraumes statt.

Hauptstraße 9-10

laufnah, Rad auf dem Gehweg schieben

Tour 1 Kleinhaussiedlung Paul-Koenig-Straße t 1,

4 km

s0,

2 km

s

4

Paul-Koenig-Straße/Titastraße

Hauptstraße 422

1

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Ehemalige Dorfschule1899

Die Schule war mit vier Klassen-räumen und je zwei Wohnungenfür verheiratete bzw. ledige Lehrerausgestattet. Nach Schließung ausPlatzmangel, zugunsten der Kna-ben- und Mädchenschule in derRoedernstraße (1906), wurde das Gebäude als Jugendheim ge-nutzt. In den 1920er Jahren wurden aus dem ehemaligen Ju-gendheim Diensträume der örtlichen Polizei. In den 1930erJahren wurde das Gebäude wieder zur Schule umfunktioniertund behielt auch nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970erJahre diese Funktion. Gegen Ende der 1970er Jahre bezog dieBauleitung für das Neubaugebiet »Hohenschönhausen II« dasHaus. 1983 eröffneten dann ein Jugendklub (bis 1990) sowiedie Anne-Frank-Bibliothek (bis 2002).

laufnah, Rad auf dem Gehweg schieben

Gutshaus »Schloss« Hohenschönhausenum 1690

Eine erste Bebauung an dieserStelle erfolgte zwischen dem 13.und 15. Jh. Das Gutshaus erbauteum 1690 die Familie Röbel. In denfolgenden Jahren gab es viele Um-bauten und Besitzerwechsel. 1817erwarb der preußische Reformer und Staatsrat Christian Fried-rich Scharnweber Haus und Gut. Der Bankier Henry Suer-mondt wandelte das gesamte Gut in veräußerbare Parzellenum. 1893 ließ der Kaufmann Gerhard Puchmüller Wand- undDeckenmalereien im Vestibül anbringen. Von 1910-1929 be-wohnte Paul Schmidt, der Erfinder der Trockenbatterie, dasHaus. Anschließend ging es in den Besitz der Stadt Berlin überund wurde für soziale Zwecke genutzt, u.a. als Krankenhaus(Entbindungsklinik). Seit 2008 ist es im Besitz des Förderkreises»Bürgerschloss Hohenschönhausen«. Zwischen 2015 und 2018ist eine gesamte Rekonstruktion des Gebäudes geplant.

gegenüber Fahrradverleih / gastronomische Einrichtungen

laufnah, Rad auf dem Gehweg schieben

0,1

kms

0,2

kms

5

Hauptstraße 43 3

Hauptstraße 44 4

Gutshaus »Schloss« Hohenschönhausen t

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Das ehemalige Rathaus 1909

Bei seiner Errichtung 1909diente das Gebäude als Rat-haus und Wohnhaus zu-gleich. Im Erdgeschoss wa-ren die Büros des Gemeinde-vorstands, der Sitzungssaalsowie die Polizeiwache. EineEtage darüber befand sich

die Wohnung des Gemeindevorstehers. Etage 2 und Dachge-schoss wurde von Mietern bewohnt. Mit der Bildung des eigen-ständigen Stadtbezirks Hohenschönhausen 1985 zog dieVerwaltung in einen Neubau in der Große-Leege-Straße 103und das gesamte Gebäude wurde zum Wohnhaus (mit Arztpra-xen im Erdgeschoss) umgebaut.

Radweg-Markierung auf der Straße

Wohnanlage Suermondtstraße1927Architekten: Max Werner Gustav und Carl Gause

1912 wurde der WeißenseerWeg nach Henry Suermondt,dem Sohn eines Stahlunter-nehmers und Besitzer desRittergutes Hohenschönhau-sen (ab 1889), benannt. Suer-

mondt war Gesellschafter der Grunderwerbs- und Bau-Gesellschaft zu Berlin. Dieser begann ab 1893 das Gut in die»Kolonie Hohen-Schönhausen« umzuwandeln und ließ Land-häuser zwischen dem Orankesee und der Berliner Straße er-richten. 1927 gab die Pankower Heimstätten GmbH eineWohn- anlage entlang der Suermondtstraße (von Seefelder- bisDegnerstraße) in Auftrag. Als federführender Entwerfer der ab-wechslungsreich mit Art Déco-Elementen gestalteten Wohn-hausgruppe gilt Max Werner (u.a. Haus am Waldsee in Zehlen-dorf). Umsetzung des Entwurfs: G.& C. Gause (u.a. HotelAdlon/Berlin und Erlöserkirche/Jerusalem) sowie die HallsiegBaugesellschaft.

Über Suermondstraße (Radweg) bis Klarastraße, links einbiegen

0,6

kms

0,7

kms

6

Hauptstraße 505

Suermondtstraße 38–556

Tour 1 Das ehemalige Rathaus t

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Haus LemkeMies van der Rohe Haus 1932-33 Architekt: Ludwig Mies van der Rohe

Das Haus der Eheleute Lemkeist ein minimalistischer Back-steinbau mit L-förmigen Grund-riss. Der damalige Bauhausdi-rektor Mies van der Rohe entwarf es 1932 für Martha und KarlLemke, den Besitzer einer graphischen Kunstanstalt und Dru-ckerei. Der Bauherr wünschte sich einen klaren Grundriss mitrepräsentativen Räumen für seine Kunstobjekte. Die Wandflä-che besteht fast vollständig aus Fensteröffnungen und bindetsomit die Landschaft des großen Gartengrundstückes an dieInnenräume. Das Inventar wurde zum Teil von Mies van derRohe oder seiner Partnerin Lilly Reich entworfen. Die originaleGartengestaltung des Doppelgrundstückes am Obersee, vonKarl Foerster und Herta Hammerbach, nimmt den von Miesvan der Rohe geplanten Übergang vom Haus in die Landschaftauf. 1945 wird das Gelände am Obersee durch die Rote Armeebesetzt und zur Sperrzone, das Gebäude wird als Garage ge-nutzt.

Von 1960-1989 über-nahm das Ministeriumfür Staatssicherheit derDDR das Haus. Es wur-den zahlreiche Umbau-ten und Veränderungenvorgenommen. 1977 wurde die Anlageunter Denkmalschutz ge-stellt. 1990 wurde der Be-

zirk Hohenschönhausen Eigentümer und benannte das Hausnach seinem Erbauer. Die parkähnliche Anlage ist zusammenmit dem Gebäude von 2000-2002 rekonstruiert worden. DerNachlass von Karl Lemke, (Möbel sowie eine Gemälde- undUhrensammlung), befinden sich im Besitz der Staatlichen Mu-seen zu Berlin. Das Haus Lemke fungiert nun als Galerie fürModerne Kunst, die sich vor allem Mies van der Rohe verpflich-tet sieht.

Rad auf dem Gehweg schieben

0,1

kms

7

Haus Lemke t

Oberseestraße 60 7

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1,2

kms

1,9

kms

Villa Vermander1936

Ein weiteres Landhaus am Oberseemit wechselhafter Geschichte ist dieVilla des FleischwarenfabrikantenEduard Vermander von 1936. Des-sen Fleischwarenfabrik befand sichin der Große-Leege-Straße 99 in Ho-

henschönhausen (heute Baustofflager – Gebäudereste erhalten).Von 1945 bis 1948 war es der Sitz von Generalmajor AlexejSidnjew, dem Chef des sowjetischen Ministerium für Staatssi-cherheit (MGB) im sowjetischen Sektor Berlins. (1948 wurdeSidnjew unter Stalin wegen »Plünderungen« hingerichtet.) Ab1951 war das Haus Eigentum des Ministeriums für Staatssi-cherheit der DDR und wurde als Gästehaus von der Hauptver-waltung Aufklärung, unter Markus Wolf, genutzt.

Bar im Wasserturm (am Obersee)

Elsastr., Suermondtstr. bis Buschallee Radweg auf der Straße

Fußtour die Oberseestraße entlang bis zur Nr. 15

Wohnhäuser Buschallee1928-30Architekt: Bruno Taut

Die Buschallee gehört bereits zumOrtsteil Weißensee, sollte jedoch ar-chitektonisch im Zusammenhanggesehen werden. Die Wohnhäuserwurden ab 1928 im Auftrag der

GEHAG errichtet. Die ursprünglich dreigeschossigen Zeilen-bauten mit Dachbodengeschoss begleiten die Buschallee beid-seitig auf rund einem Kilometer. Es fanden nach 1945 etlichebauliche Veränderungen statt, auch die für Bruno Taut typischeFarbgestaltung wurde vereinfacht. Auf der Nordseite wurde dasDachgeschoss (Trockenboden) durch den Einbau zusätzlicherWoh- nungen entstellt. Vor die gesamte Wohnung gelegte, lau-bengangartige Loggien betonen die Linie der Straße. Die abge-stuften Eckgebäude an den Straßenkreuzungen fungieren alseingeschossige Ladenbauten. 1993 wurden die Wohnhäuser inihre ursprüngliche Farbfassung zurückversetzt und große Teileder Loggien durch Vollverglasung geschlossen.

über Hansastraße dann links Indira-Gandhi-StraßeTeils Radweg auf der Straße

Tour 1 Villa Vermander t

10

Oberseestraße 54-568

Buschallee 8-49 und 50-1079

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Kindl Brauerei Schultheiss Brauerei AG1902/1928-29Architekten: Hans ClausRichard Schepke

Als eine Art Wahrzeichen am ehe-maligen Lichtenberger Weg stehtder hohe Turm der Mälzerei des1902 als Weißbier-Brauerei Gabriel & Richter gegründeten Un-ternehmens. Das 33 Meter hohe Mälzereigebäude entstand je-doch erst 1928, nach der Übernahme durch die Kindl Brauerei(1920). In den 1950er Jahren entwickelte sich das Areal zur größ-ten Brauerei der DDR. Ab 1970 wurde die Technik im alten Mäl-zereigebäude modernisiert und ein 15 Tonnen-Sudhaus ausLudwigsburg importiert. So hatte die nun unter dem Namen VEBGetränkekombinat Berlin eingetragene Brauerei eine Produkti-onsmenge von rund 1 Mio. Hektoliter pro Jahr. Heute ist dieBraustätte Teil der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei GmbH.

Sportforum direkt nebenan, separater Radweg

Sportforum Hohenschönhausen1955-59Architekten: Kollektiv Walter Schmidt & Heinz Scharlipp

Das 1954 vom Ministerium desInnern in Auftrag gegebene Sport-forum Hohenschönhausen warEuropas größtes Sport- und Trainingszentrum und die Kader-schmiede des DDR-Sports. Neben der von 1956-58 gebauten »Dy-namo-Sporthalle« wurde im Sportforum 1958 das offene Kunst-eisstadion fertiggestellt. 1963 entstand eine Überdachung in ein-facher Bauweise, worauf die Bezeichnung »Wellblechpalast« zu-rückzuführen ist. Nutzer war u.a. der SC Dynamo Berlin (heuteEisbären Berlin). 1986 eröffnete auf dem Gelände die weltweit erste400m-Hallen-Eisschnelllaufbahn. Das Fußballstadion wurde 1970fertiggestellt, es war vor allem Spiel- und Trainingsstätte des staat-lich protegierten Vereins »Berliner Fußballclub-Dynamo« (BFC).Das gesamte Areal des Sportforum umfasst ca. 50 Hektar und be-herbergt derzeit u. a. rund 30 Sportvereine in 35 Sportanlagen undden größten deutschen Olympiastützpunkt (OSB).

durch das Gelände Sportforum oder entlang Konrad-Wolf-Straße in die Simon-Bolivar-Straße

0,6

kms

1,1

kms

11

Indira-Gandhi-Straße 66-69 10

Indira-Gandhi-Straße 51-55 11

Sportforum Hohenschönhausen t

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Wohnanlage »Flusspferdhof« 1932-34Architekten: Paul Mebes und Paul Emmerich

Auftraggeber des Ensembles war 1930 die Gemeinnützige Woh-nungsbau-Aktiengesellschaft Berlin (GEWOBAG). Die Wohn-anlage, nach den Skulpturen im Brunnen benannt, wurde1932-34 von den Architekten Mebes und Emmerich gebaut, diein Berlin eine Vielzahl von Mehrfamilienhäusern und Siedlun-gen dieses Bautypus schufen. So ist auch diese Wohnanlageeine Kombination aus schlichten und preiswerten Straßenfas-saden und einer lichten und luftigen Hofseite mit filigranenDoppelbalkonanlagen. Diese Konzentration auf den Innenraummit Spielflächen und Wasser-becken zieht sich über drei pa-rallel liegende Wohnzeilenzwischen Große-Leege-Straßeund Goeckestraße. Aufgelo-ckert werden diese Zeilenbau-ten von den zurückgesetz-ten Laubengangbauten in derBlockmitte, deren Achse ein vorspringender, großzügig verglas-ter Treppenturm ist. Links und rechts vom Turm sind durchTreppen angehobene Vorplätze zu den Läden im Erdgeschossmit den Waren des täglichen Bedarfs für die Bewohner ange-legt. Die Wandbilder in den Durchfahrten zeigen moderneSportarten und Szenen aus dem Familienleben mit allegori-schen, sozialreformerischen Motiven, entworfen von IlseMebes, der Frau des Architekten Paul Mebes. 1995-97 wurdendie Wohnungen modernisiert und die Außenanlagen original-getreu wieder hergestellt.

Küstriner Straße 45

entlang Große-Leege-Straße in die Werneuchener Straße

Tour 1 Wohnanlage »Flusspferdhof« t 0,

6 km

s

12

Große-Leege-Straße 68–82 12

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PestalozzischuleManfred-von-Ardenne-Gymnasium 1955-57Architekten: Entwurfsbüro Hoch-bau II Groß-Berlin

Ganz anders als im gutbürgerli-chen Gewand der Roedernschule(s. Nr. 14) zeigt sich die Pestalozzischule im hellen Zeitgeist der1950er Jahre der DDR. Auf dem weitläufigen Straßenblock ent-stand ein geschwungener Baukörper – dem Straßenverlauf derWerneuchener Straße folgend – mit zwei langgestreckten Sei-tenflügeln und einer Turnhalle an der Wriezener Straße. DieSgraffito an den Fassaden stammen von Gottfried Richter. Wiebereits beim Eintreten durch das Portal mit drei geschosshochverglasten Flügeltüren in das Treppenhaus erkennbar, setzt sichder Grundgedanke – lichtdurchflutete Lernatmosphäre zu schaf-fen – bis in die Schulräume fort. 1994 wurde das Gebäudeen-semble modernisiert und trägt seit 2006 den Namen Man-fred-von-Ardenne-Gymnasium.

Konrad-Wolf-Straße 28 und weitere

über Küstriner und Wriezener Straße in die Roedernstraße

RoedernschuleObersee-Grundschule 1912/1913Architekt: Carl James Bühring

Die Roederschule wurde als Knaben-und Mädchenschule, benannt nachdem preußischen Juristen und Politi-ker Siegfried von Roedern, 1913 eröff-net. Bühring, der auch das Muni-zipalviertel mit Schulbau an der Woelkpromenade in Weissen-see entwarf, schuf hier einen dreigeschossigen Hauptbau mitzwei Seitenflügeln zur Rückseite. Untypisch für Bühring, ist dasGebäude nicht in Backstein errichtet, hat jedoch Terrakottareliefsund allegorischen Figurenschmuck zur Fassadengliederung.2008-11 wurde das Gebäude denkmalgerecht modernisiert. Diegroße Aula im Mittelteil ist weitestgehend im Originalzustandhergerichtet worden. In der DDR trug die »9. Oberschule« denNamen Nikolai Bersarin und heißt nun Obersee-Grundschule.

Konrad-Wolf-Straße 28 und weitere

zurück zur Konrad-Wolf-Straße, nach links abbiegen

13

Roedernschule t

Werneuchener Straße 25-28 13

Roedernstraße 69–72 14

0,6

kms

0,8

kms

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0,1

kms

Ehemalige Löwenbrauerei 1899-1908Architekten: G. Lüdicke/C. Eitner/C.Eisele

Die auf Initiative von GerhardPuchmüller, (1893-1910 Besitzervom Gut Hohenschönhausen)gegründete »Kommandit-Gesell-

schaft Brauhaus Hohenschönhausen«, war Auftraggeber für dieLöwenbrauerei an der Degner-/Berliner Straße. Die dreistöckigeVilla an der Konrad-Wolf-Straße wurde 1907 nach den Plänendes Architekten C. Eisele errichtet. 1922 firmierte das Unter-nehmen zur »Löwenbrauerei Böhmisches Brauhaus AG«.Brauchwasser lieferte der eigens dafür angelegte Obersee mitseinem Wasserturm. Nach den Kriegszerstörungen fanden ab1945 mehrere Umbauten statt, jedoch kein Brauereibetrieb. Dasnoch erhaltene Mälzereigebäude diente dem VEB »Bärensiegel«bis 1989 als Kornbrennerei und Lager. Seit 2002 wird das Ge-bäude von der Caritas als Seniorenheim St. Albertus genutzt.

rechts in die Oberseestraße bis zur Degnerstraße

Kino Venus Uhu-Filmbühne

Ursprünglich befand sich an diesemOrt die Gleisschleife und das Depotder Elektrischen Kleinbahn Berlin-Hohenschönhausen. Ab 1929 wurdedas Straßenbahndepot als Nährmit-telbetrieb des Unternehmers CarlBresin genutzt. 1947 kauften Anna

und Georg Reichardt die kriegszerstörte Halle und eröffneten1956 ein Kino mit 586 Sitzplätzen, die Uhu-Filmbühne. Zwi-schen 1959 und 1990 befand sich das Kino im staatlichen Besitzund wurde mehrfach umgebaut. 1966 erhielt es ein geräumigesFoyer mit weitläufiger Kassenhalle zur Straßenfront und erhieltden neuen Namen »Venus« Nach 1990 wurde das Filmtheaterreprivatisiert, musste aber aufgrund der Konkurrenz des 1998eröffneten Großkinos am S-Bahnhof Hohenschönhausen 2004schließen und wird seitdem als Lagergebäude genutzt.

Gebäude nebenan, Rad schieben

Tour 1 Ehemalige Löwenbrauerei t 0,

3 km

s

14

Degnerstr. 22/Konrad-Wolf-Str. 14 15

Degnerstraße 916

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Alte Feuerwache Hohenschönhausen1912

Das 1912 errichtete Gebäude mitFahrzeughalle und Dienstwohnun-gen ersetzte die den Anforderungennicht mehr zeitgemäße Wache aufdem Hof des HohenschönhausenerSchlosses. Der Neubau hatte, neben großen Garagen für dieLöschfahrzeuge und den Räumen der Dienststelle, elf Wohnun-gen für Feuerwehrangestellte und Gemeindebedienstete. Starkkriegszerstört wurde das Gebäude wiederaufgebaut und dientebis 1988 als Feuerwache. Bis 1996 stand das Gebäude leer. 1997-2000 Umbau – initiiert durch den Verein »Alte Feuerwache e. V.,Haus der offenen Kinder- und Jugendarbeit«. Dieser fand einenBetreiber für ein Hotel, mit dem das Haus zum »Hotel Alte Feu-erwache Berlin« mit 26 Zimmern und einem großen Restaurantumgebaut wurde. Der Turm auf der Dachmitte ist nicht mehr er-halten, nutzerbedingt entstanden weitere große Gauben.

Restaurant im Gebäude

entlang der Waldowstraße

Wasserturm am Obersee 1900Entwurf: Otto IntzeAusführung: Firma Erich Merten & Knauff

Der 1900 vom Aachener Talsperren- und Was-serbauingenieur Intze (u.a. 1895-98 Rektorder Technischen Hochschule Aachen) errich-tete Wasserturm entstand zur Unterstützungder Wasserversorgung durch den Obersee.Dieser wurde 1895 zur Gründungszeit der Lö-wenbrau AG als deren Wasserspeicher ange-legt. Dem Entstehen der Villenkolonie umden Ober- und Orankesee folgte ein höherer Wasserbedarf, dender eiserne Hochbehälter im Turm deckte. 1922 stillgelegt,wurde der Behälter 1933 demontiert. Nach einer wechselvollenGeschichte, u.a. als Flak-Stützpunkt bis 1945 und in der DDRals Funkstation der Gesellschaft für Sport und Technik genutzt,beherbergt er nun ein Café, die »Bar im Wasserturm«.

Café im Turm, nachmittags geöffnet, Mai bis Oktober

0,4

kms

15

Waldowstraße 1 17

Waldowstraße 20 18

Wasserturm am Obersee r

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Lichtenberg entdecken

Anfang des 20. Jahrhunderts als größtes Dorf Deutschlands in der zeitge-nössischen Presse, machte die zielstrebige Politik des BürgermeistersOskar Ziethen aus dem an die Berliner Ringbahn grenzendem Dorf undGutsbezirk eine unaufhaltsam wachsende Stadt. Die Firma Siemens-Halske und das Bremsenwerk von Gustav Knorr waren die industriellenHauptakteure. Doch die Industriestadt Lichtenberg stellte fast alle Pro-dukte her, die das moderne Leben verlangte – Textilien, Lebensmittel, Kar-tonagen, Lederwaren, zeitweilig sogar Automobile, Flugzeuge undZugmaschinen. Eine großstädtische Infrastruktur und ausgedehnteArbeiterquartiere brachten Arbeit und Wohnen zusammen. Seit 1920 Be-standteil von Großberlin war der Bezirk auch in der DDR ein wirtschaft-liches Schwergewicht. Für industrielle Wohnbauten wurde Lichtenbergzum Experimentierfeld. Wohnungen für über 100.000 Menschen entstan-den zwischen 1960 und 1985. Neu-Lichtenberger waren außer in denBetrieben und auch in der Hauptverwaltung des Ministeriums für Staats-icherheit angestellt. Mit dem Ende der DDR gingen wirtschaftliche undpolitische Bedeutung verloren. Es blieben aber viele Zeugnisse der altenIndustrie und der politisch überwundenen Vergangenheit.

2

Hohenschönhausen

Alt-Lichtenberg

Die philanthropische Gründung der Deutschen Kaiserin ist ein Mythos.Zwei Kleinhäuser für arme Familien von 1894 stehen der Ansiedlung vonStadtvillen des aufstrebenden Bürgertums gegenüber. HerrschaftlicheJagd – und Pferderennen machten den Vorort zum Magneten der Wohl-habenden. Kaiser Friedrich Wilhelm II. traf in einem eigens errichtetenPavillon zu seinen Rennbahnbesuchen ein. Im Prinzenviertel wurde sei-nen Familienmitgliedern die Ehre von Straßennamen zuteil. Eine Vorort-idylle am Ostend Berlins, die jene anzog, die am Westend noch nicht Fußfassen konnten, unter ihnen Hedwig Courths-Mahler. Auch andere Pro-minenz wohnte hier, so Ernst Torgler, Fraktionschef der KPD und Ange-klagter im Reichstagsbrandprozess. Das Jahr 1945 erteilte dem Ortsteileinen Platz in der Weltgeschichte. Die deutsche Wehrmacht gestand imOffizierskasino der Festungspionierschule ihre bedingungslose Kapitula-tion ein. Karlshorst wurde zum Standort der Sowjetischen Militäradmi-nistration in Deutschland. Viele der hier wohnenden Menschen verlorenihre Häuser an die Besatzungsmacht. Die nannte den Ortsteil »Karlowka«,bis ihr Nachfolger aus der Russischen Föderation 1994, getrennt von denanderen Siegermächten, verabschiedet wurde.

3 Karlshorst

1

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