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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Kultur und Gesellschaſt in Ägypten Insight Nr. 102 - Februar 2011 SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 1 dies ist keine normale Ausgabe von “SEKEM Insight”. Seit dem 25. Januar 2011 ist der gesellschaft- liche Wandel in Ägypten in aller Munde. Es ist kaum nötig, den Ver- lauf der Entwicklung der vergan- genen Wochen nachzuzeichnen. Notwendig ist es allerdings, zu erklären, wie es SEKEM in diesen Zeiten des Umbruchs ergeht. SEKEM hat sich stets dem Wandel verschrieben und trat immer wieder für ihn ein. Die aktuelle Entwicklung hat auch das soziale Umfeld der Menschen, die in Kairo und der Umgebung von Belbeis tätig sind, nicht unberührt gelas- sen. Zeitweise war der Bürobe- trieb nur eingeschränkt möglich, oft konnten nicht alle Farmmitar- beiter zur Arbeit erscheinen. Viele Leitungen der SEKEM-Firmen dis- kutieren mit ihren Mitarbeitern bis heute die Umbrüche, in deren Mitte sie sich überraschend wie- derfanden. Während der späten Januartage wurde der SEKEM- Geist besonders spürbar, als viele SEKEM-Mitarbeiter nachts auf eigene Initiative „ihre“ Farm und ihre Kollegen bewachten. Wir publizieren in dieser Aus- gabe auf Seite 3 die jüngste Erklä- rung SEKEMs, allen Mitarbeitern, Freunden und Partnern zur Infor- mation. D ie jährliche Generalversammlung des Weltzukunftsrates in Deutschland und die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Mexiko sind beides hochdotierte Veranstaltungen, in denen sich Helmy Abouleish als Ratsmitglied bzw. Delegierter enga- giert. Beide Veranstaltungen drehen sich um eine der Kerninteressen von SEKEM - der Landwirtschaft - und der zentralen Gefahr des Klimawandels, einem großen Problem für SEKEMs Entwicklung. Letzten November traf sich der Weltzukunftsrat (WZR) – eine gemein- nützige Stiftung zum Schutz der Rechte zukünftiger Generationen, mit langjährigen Beziehung zu SEKEM – für vier Tage zur vierten alljährlichen Generalversammlung in Hamburg. Als Ratsmitglied und Berater des WZR wurde Helmy Abouleish eingeladen, an der Versammlung teilzunehmen. Während der Versammlung kris- tallisierte sich das Thema der Cancún, Kopenhagen, Hamburg: SEKEM engagiert sich für das Klima Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihr Redaktionsteam Helmy Abouleish spricht regelmäßig zur Klimaarbeit der SEKEM-Initiative auf zahllosen Veranstaltungen von internationalem Format - zuletzt in Cancún. Revolution Stellungnahme der SEKEM-Initiative Klimawandel Kopenhagen, Cancún, Hamburg Biodiversität Vielfalt erleben - mit SEKEM und Partnern Ägyptischen und europäische Ingenieure installierten gemeinsam mit den Auszubildenden des Berufsbildungszentrum “Scheffler-Spiegel” auf der SEKEM-Farm, die Generatorenergie teilweise ersetzen.
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SEKEM Insight 02.11 DE

Mar 25, 2016

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Entwicklung und Kultur in Ägypten. Ausgabe Februar 2011.
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Page 1: SEKEM Insight 02.11 DE

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in ÄgyptenInsight

Nr. 102 - Februar 2011

SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 1

dies ist keine normale Ausgabe von “SEKEM Insight”. Seit dem 25. Januar 2011 ist der gesellschaft-liche Wandel in Ägypten in aller Munde. Es ist kaum nötig, den Ver-lauf der Entwicklung der vergan-genen Wochen nachzuzeichnen. Notwendig ist es allerdings, zu erklären, wie es SEKEM in diesen Zeiten des Umbruchs ergeht.

SEKEM hat sich stets dem Wandel verschrieben und trat immer wieder für ihn ein. Die aktuelle Entwicklung hat auch das soziale Umfeld der Menschen, die in Kairo und der Umgebung von Belbeis tätig sind, nicht unberührt gelas-sen. Zeitweise war der Bürobe-trieb nur eingeschränkt möglich, oft konnten nicht alle Farmmitar-beiter zur Arbeit erscheinen. Viele Leitungen der SEKEM-Firmen dis-kutieren mit ihren Mitarbeitern bis heute die Umbrüche, in deren Mitte sie sich überraschend wie-derfanden. Während der späten Januartage wurde der SEKEM-Geist besonders spürbar, als viele SEKEM-Mitarbeiter nachts auf eigene Initiative „ihre“ Farm und ihre Kollegen bewachten.

Wir publizieren in dieser Aus-gabe auf Seite 3 die jüngste Erklä-rung SEKEMs, allen Mitarbeitern, Freunden und Partnern zur Infor-mation.

D ie jährliche Generalversammlung des Weltzukunftsrates in

Deutschland und die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Mexiko sind beides hochdotierte Veranstaltungen, in denen sich Helmy Abouleish als Ratsmitglied bzw. Delegierter enga-giert. Beide Veranstaltungen drehen sich um eine der Kerninteressen von SEKEM - der Landwirtschaft - und der zentralen Gefahr des Klimawandels, einem großen Problem für SEKEMs Entwicklung.

Letzten November traf sich der Weltzukunftsrat (WZR) – eine gemein-nützige Stiftung zum Schutz der Rechte zukünftiger Generationen, mit langjährigen Beziehung zu SEKEM – für vier Tage zur vierten alljährlichen Generalversammlung in Hamburg. Als Ratsmitglied und Berater des WZR wurde Helmy Abouleish eingeladen, an der Versammlung teilzunehmen.

Während der Versammlung kris-tallisierte sich das Thema der

Cancún, Kopenhagen, Hamburg: SEKEM engagiert sich für das Klima

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Ihr Redaktionsteam

Helmy Abouleish spricht regelmäßig zur Klimaarbeit der SEKEM-Initiative auf zahllosen Veranstaltungen von internationalem Format - zuletzt in Cancún.

RevolutionStellungnahme der SEKEM-Initiative

KlimawandelKopenhagen, Cancún, Hamburg

BiodiversitätVielfalt erleben - mit SEKEM und Partnern

Ägyptischen und europäische Ingenieure installierten gemeinsam mit den Auszubildenden des Berufsbildungszentrum “Scheffler-Spiegel” auf der SEKEM-Farm, die Generatorenergie teilweise ersetzen.

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SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 2

Finanzierung des Klimaschutzes im Rahmen des „Nachhaltigen Wirtschaftsprogramms“ des WZR als inhaltlicher Schwerpunkt Helmy Abouleishs heraus. Auf den ersten Blick mag das überraschend erschei-nen, da internationale Finanzpolitik normalerweise nicht mit nachhalti-ger Landwirtschaft, dem Kerngeschäft SEKEMs, in Verbindung gebracht wird. Die Kommission für zukunftsgerechte Finanzpolitik präsentierte jedoch eine Lösung, um der Sackgasse zu ent-fliehen, in der sich die internationale Gemeinschaft derzeit im Hinblick auf die enormen Finanzierungslücken für den Klimaschutz befindet. Da der Klimawandel eine grundle-gende Herausforderung für die Landwirtschaft darstellt, berührt internationale Finanzpolitik sehr wohl auch das Kerngeschäft SEKEMs.

Die vorgeschlagene Lösung des WZR und seiner Kommission für zukunfts-gerechte Finanzpolitik umfasst so genannte Sonderziehungsrechte, die vom internationalen Währungsfonds vergeben würden. Diese Rechte könn-ten bei Banken in reales Geld umge-tauscht werden. Um einen Missbrauch dieser Gelder zu verhindern, würde die Verteilung der Sonderziehungsrechte an besondere zielorientierte Projekte wie die Konstruktion von Windkraftanlagen geknüpft. Eine übernationaler Aufsichtsrat würde zusätzlich einen Missbrauch zu ver-hindern suchen.

Helmy Abouleishs Einsatz für die Kommission für zukunftsgerechte Finanzpolitik führte zu seiner Wahl zum Vorsitzenden der Kommission.

Wirtschaft

Der Vorschlag des WZR für die Finanzierung von Maßnahmen gegen den Klimawandel bietet ein Lösungsansatz für das dominierende Problem der jährlichen Konferenz des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen: nämlich die Entwicklung eines Nachfolgeregimes für das Kyoto-Protokoll, welches 2012 ausläuft, sowie die finanzi-elle Absicherung dessen Umsetzung. Dieses Nachfolgeregime bekam den Namen long-term coopera-tive action (LCA). Die 16te Version dieser umfassendsten internatio-nale Klimakonferenz (COP16) fand in Cancún, Mexiko, vom 29. November bis zum 10. Dezember 2010 statt. Es war das zweite Mal, dass Helmy Abouleish als Mitglied der ägypti-schen Delegation nach COP15 2009 in Kopenhagen daran teilnahm.

Kopenhagen und Cancún

Als Landwirtschaftsexperte und Geschäftsmann eines Entwicklungslandes aus Afrika bzw. des Nahen Ostens, welches zudem sehr anfällig für den Klimawandel ist, widmete sich Helmy der Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, der Ökoindustrie sowie der Finanzierungsprobleme.

Während der Verhandlungen für einen neuen LCA Verhandlungstext versuchten Helmy Abouleish und die Vertreter der anderen Entwicklungsländer „nachhaltige Landwirtschaft“ in den Text aufzu-nehmen. Aufgrund der Opposition der Industriestaaten fiel Landwirtschaft jedoch komplett aus dem LCA-Text raus. Es besteht jedoch langfristig die Möglichkeit, dass Landwirtschaft eine noch größere Rolle spielen kann.

Auf dem Weltklimagipfel (ein Gipfel während COP16, 5. Dezember) befür-wortete Helmy Abouleish eine ökolo-gischere Wirtschaft durch nachhaltige Landwirtschaft. Wenn die richtigen Anreize gesetzt werden und soziales Unternehmertum an Dynamik gewinnt, so hat nach Helmys Ansicht der pri-vate Sektor das größte Potenzial den

Klimawandel zu bekämpfen. Zudem sei der Transfer von Technologien für Entwicklungsländer unerlässlich, um ihre Industrien in kohlenstoffarme Industrien umzuwandeln.

Helmy Abouleish unterstützte den WZR Vorschlag zur Finanzierung des Klimaschutzes, welcher auch Thema einer Nebenveranstaltung der Klimakonferenz war. Er setzte sich zudem für die Vereinfachung des Verfahrens von natio-nalen Anstrengungen der Klimawandelminderung (NAMAs) ein. NAMAs sind Projekte die von Industrieländern finanziert, durch Technologietransfer unterstützt und die allein von Entwicklungsländern durchgeführt werden können. Ein neu gegründeter Green Climate Fund wird die Mittel an Entwicklungsländer ver-geben, die bis 2020 auf 100 Milliarden US Dollar pro Jahr anwachsen sollen.

Zusammenfassend ist festzuhal-ten, dass die Klimaverhandlungen in Cancún überraschend koopera-tiv verliefen. Ganz im Gegenteil zum Gipfel in Kopenhagen 2009, welcher allgemein als Misserfolg angesehen wird. Ein Nachfolgeregime ist beson-ders für die Entwicklungsländer wie Ägypten, das Heimatland SEKEMs, von Bedeutung, welche besonders durch den Klimawandel gefährdet sind. Privatwirtschaftliche Unternehmen wie SEKEM würde von der Beteiligung an klimafreundlichen Projekten (z.B. NAMAs) profitieren, welche wiederum die Wettbewerbsfähigkeit Ägyptens fördert. Cancún brachte glücklicher-weise einen Konsens mit mehreren vielversprechenden Ansätzen wie dem des Green Climate Funds auf den Weg. Auch Helmy Abouleish zog ein positi-ves Fazit und sieht die Chancen für ein Nachfolgeregime zum Kyoto Protokoll nach wie vor als gegeben.

Matthias KeitelMatthias Keitel unterstützt Helmy Abouleish als Analyst, insbesondere hinsichtlich seiner

Arbeit für mehrere Gremien des World Economic Forum, UN Global Compact, UNFCCC und anderer

internationaler Organisationen.

Mehr Informationen:http://www.worldfuturecouncil.org!

SEKEM setzt sich auch auf dem eigenen Gelände für mehr erneuerbare Energien ein.

Page 3: SEKEM Insight 02.11 DE

SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 3

Liebe Freunde SEKEMs!

Am 11. Februar wurden wir Zeugen eines historischen Ereignisses, das mit Sicherheit in den kommenden Geschichtsbüchern als Meilenstein der ägyptischen Geschichte festge-halten werden wird: Präsident Mubarak ist nach fast drei Wochen überwiegend friedlicher Demonstrationen zurückgetreten.

Während der letzten 60 Jahre regierten Ägypten drei Präsidenten: Gamal Abdel Nasser, Anwar Sadat und Hosny Mubarak. So wurde das Land über die letzten Jahrzehnte von Militärgenerälen geführt, mit dem Ergebnis, dass es heute verarmt ist und als Entwicklungsland eingestuft wird.

Die lange und erfolgreiche Geschichte Ägyptens, unsere praktischen Erfahrungen mit den Mitarbeitern SEKEMs und auch die Eigeninitiative und Ausdauer, mit der die ägyptische Jugend die jüngsten Ereignisse möglich machte zeigt uns, dass hier weit mehr Potential vorhanden ist. Durch die letzten dunklen Jahrzehnte hindurch orientierte man sich aber aus der aktuellen Situation heraus nur an den alten Werten: die Pyramiden und Tempel, und die alte unglaublich reiche Geschichte dieses Landes.

Durch die jüngste Entwicklung ist nun der Weg frei, zeitgemäße Werte zu schaffen, und das brachliegende Potential des Landes weiter zu entwickeln. Dies war und ist nur möglich durch eine ganzheitliche und nachhaltige Arbeitsweise, die Bereiche umfasst die weit über das Materielle hinausgehen.

SEKEM hat von Anfang an in diesem Sinne gearbeitet, und wir sind davon überzeugt, dass dies auch die aktuellen Ereignisse mit ermöglicht hat. Durch mehr als 30 Jahre ganzheitlicher Entwicklungs- und Bildungsarbeit konnten wir zur Entstehung eines neuen Bewusstseins in der Gesellschaft beitragen. Es wirkt nun ein neuer Geist der Eigeninitiative und Eigenverantwortung statt Resignation, der ein Nährboden für die Protestbewegung war, die sich eine neue Zukunft für Ägypten nicht nur gewünscht hat, sondern aktiv dafür kämpft.

In diesem Sinne wird SEKEM nun neue Wege aufzeigen und mitgestalten in eine freiheit-lich-demokratische, friedliche und fruchtbare Zukunft hinein. SEKEM möchte Diener des Zeitgeistes sein.

Wir danken Ihnen, den Lesern von SEKEM Insight und allen übrigen Freunden und Unterstützern von Herzen für Ihre Hilfe, Ihre unermüdliche Anteilnahme an SEKEM und Ihren ermutigenden Zuspruch für unser Tun - ohne all dies wäre unsere erfolgreiche Arbeit nicht möglich gewesen.

Wir hoffen, im gemeinsamen Tun und vom Geisteslicht geführt, die zeitgemäßen Wege in die Zukunft zu finden. SEKEM Insight wird wie bereits seit Jahren weiterhin über diese Entwicklung berichten.

Für alle SEKEM-Mitarbeiter in herzlicher Verbundenheit

Helmy Abouleish Dr. Ibrahim Abouleish

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SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 4

Monokulturen, Sorten-Einfalt und Gentechnik sind heute bestim-mend für die moderne Agrarindustrie. Das bedroht nicht nur unsere Ökosysteme, die Vielfalt in der Natur und die Existenz einer nachhaltigen Landwirtschaft. Auch die Wahlfreiheit der Verbraucher wird dadurch zuneh-mend eingeschränkt – insbesondere durch die Ausbreitung von gentech-nisch veränderten Organismen (GVO).

Deren weltweite Präsenz ist eine Gefahr für den Fortbestand einer gen-technikfreien Landwirtschaft. Denn durch den zunehmenden Einsatz von GVO kommen auch die Landwirte in Bedrängnis, die nichts mit Gentechnik zu tun haben wollen. Schon heute geben Erzeuger enorme Summen für die Kontrolle ihrer Waren aus, um Verunreinigungen auszuschließen. SEKEM ist da keine Ausnahme.

Mehrheit lehnt Genfood ab

Das Meinungsbild in der Bevölkerung bezüglich Gentechnik in der Landwirtschaft aber ist ein-deutig. Eine Studie des Bundesamts für Naturschutz (BfN) im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) vom Oktober 2010 kommt zu dem Ergebnis: 87 Prozent der Deutschen lehnen Agro-Gentechnik ab.

Trotz dieser Mehrheitsmeinung ver-harrt insbesondere die EU-Kommission bei ihrer positiven Haltung zur Gentechnik. Dies ist eine klare Missachtung der Verbrauchermeinung zu Gunsten der Agrar-Lobby. Dabei wissen auch die EU-Politiker seit lan-gem von der kritischen Haltung der Bürger zum Thema Gentechnik.

Die Initiative Vielfalterleben

SEKEM partizipiert daher in der „Initiatve Vielfalterleben“. Sie macht

Vielfalt Erleben - ohne Gentechnik in Lebensmitteln

Wirtschaft

2011 zum Aktionsjahr für Vielfalt: Die Initiative soll das bis dato größte, bundesweite Engagement von vielen gleichgesinnten Partnern gegen Grüne Gentechnik und für die Förderung und den Erhalt von Vielfalt wer-den. Im Bündnis Vielfalterleben schlie-ßen sich auf Initiative von Alnatura viele Partner aus den Bereichen Umwelt- und Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Lebensmittel-Verarbeitung sowie Handel zusammen, um gemeinsam mit möglichst vielen engagierten Verbrauchern die Politik zum Umdenken und konkreten gesetz-geberischen Maßnahmen zu bewegen. Offizieller Start von Vielfalterleben war am 15. Februar 2011; an diesem Tag ging auch die Kampagnen-Website www.vielfalterleben.info als zent-rale Aktionsplattform des Bündnisses online.

Die öffentliche Petition gegen Agro-Gentechnik

Vielfalterleben möchte mit einer öffentlichen Petition und einer gro-ßen Unterschriftenaktion die ver-antwortlichen Politiker für die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung sensibilisieren. Wichtigster Meilenstein der Aktion ist die Petition, um eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu erreichen. Hierfür wird der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) als politischer Vertreter der Aktion Vielfalterleben im Frühjahr 2011 eine Petition einreichen. Deren genauer Wortlaut steht noch nicht fest; sicher aber ist, dass sich die Petition gegen Agro-Gentechnik richten wird. Voraussichtlicher Beginn der sechs-wöchigen Zeichnungsfrist ist Ende März 2011. Ziel ist es, in den ersten drei

Wochen mindestens 50.000

Unterschriften zu sammeln, damit sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit den Forderungen der Initiative auseinandersetzen muss. Im Falle einer erfolgreichen Petition wird der Gentechnik-Experte Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW, als Petent vor dem Ausschuss auftreten.

Unterschriften und Saatgut für den Erhalt von Vielfalt

Die mehrmonatige Sammlung von Unterschriften gegen Gentechnik - in Schriftform und online - hat Mitte Februar zeitgleich mit dem Aktionsstart begonnen; ebenso startet dann der Verkauf von acht verschiedenen bio-logischen und damit gentechnikfreien Saatgutsorten. Die Vielfalterleben-Saatguttütchen sind in den Alnatura Super Natur Märkten, bundesweit bei dm und Budni in Norddeutschland erhältlich. Der Erlös aus dem Verkauf der Tütchen unterstützt den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und den Verein für wesensgemäße Bienenhaltung Mellifera. Den voraussichtlichen Abschluss der Kampagne bildet die Übergabe der Unterschriftenkarten: Die Initiatoren von Vielfalterleben werden diese im Sommer 2011 mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion an Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, übergeben.

Quelle: Vielfalterleben

SEKEM setzt sich im Rahmen der „Initiative Vielfalterleben“ des Partners Alnatura gegen Gentechnik und für Vielfalt in der Landwirtschaft ein

Page 5: SEKEM Insight 02.11 DE

SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 5

Impressionen aus SEKEM

F ünfzig Mädchen und Buben im Alter von 3 bis 6 Jahren besuchen den SEKEM Kindergarten. In zwei altersgemischten Spielgruppen werden die Kinder an sechs Tagen in der Woche betreut. Die meisten Kinder kommen aus der unmittelbaren Umgebung von SEKEM, aus den Dörfern, in denen auch viele

SEKEM-Mitarbeiter leben. Sie werden von 4 Erzieherinnen betreut, die in SEKEM fortgebildet wurden und mit viel Liebe und Engagement ihre Gruppen leiten.

Neben zahlreichen Tätigkeiten wie Wasserfarbenmalen, Spielturnen und Backen findet jede Woche eine Eurythmiestunde statt, in der die Kinder mit großer Ernsthaftigkeit und Freude das Spiel zwischen Bewegung, Klängen, Gedichten und Geschichten erleben. Die Eurythmielehrerin versteht es, die Übungen so auszu-wählen, dass sie einerseits die Kinder begeistern und zum lebhaften Mittun anregen und andererseits ihre Konzentration, Geschicklichkeit und auch die Koordination der Bewegungen fördern.

Impressionen

Page 6: SEKEM Insight 02.11 DE

SEKEM Insight | Februar 2011 | Seite 6

Mit einem Rekordwachstum von 37 Prozent verzeichnet die Bochumer GLS-Bank, seit langem aktiver Partner der SEKEM-Initiative 2010 das größte Plus ihrer bisherigen Geschichte. Das Geschäftsvolumen der GLS-Gruppe (Bank, Stiftung und Beteiligungsgeschäft) beträgt nun-mehr 2,4 Mrd. Euro.

Das Modell GLS-Bank zeige, so Vorstandssprecher Thomas Jorberg bei der Jahrespressekonferenz in Bochum, dass eine „zukunftsfähige und auf den Menschen mit seinen ganzheitlichen Bedürfnissen ausge-richtete Bankarbeit möglich ist und an Bedeutung gewinnt“.

Die Bank konnte 2010 über 18.200 neue Kundinnen und Kunden begrüßen. Immer mehr Menschen nähmen die GLS-Bank als ihre Universalbank wahr.

„Wir bieten als einzige sozial-ökolo-gische Bank in Deutschland die kom-plette Angebotspalette vom Girokonto über sinnvolle Finanzierungen und Beteiligungen bis hin zu Stiftungs- und Schenkungsangeboten an“, so Jorberg weiter. Die GLS-Bank hat derzeit über 91.000 Kundinnen und Kunden. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den ver-gangenen zwölf Monaten um 77 auf jetzt 313 Beschäftigte.

Die Einlagen sind nach Angaben von Finanzvorstand Andreas Neukirch von 1.152 Mio. auf 1.602 Mio. Euro gestie-gen. Das entspricht sogar einem Wachstum von 39 Prozent. Kräftig ent-wickelt habe sich die Bank auch im Kreditbereich. Insgesamt hat die GLS Bank damit 11.580 zukunftsweisende Projekte in den Bereichen Ökologie, Soziales und Wohnbau mit einem Volumen von 877 Mio. Euro finanziert.

Quelle: GLS-Bank

GLS-Bank verzeichnet Rekordwachstum

Mit welchen Gesetzen kön-nen Wälder eigentlich am besten geschützt werden? Der World Future Council (WFC), gibt Antworten auf diese Frage: er verleiht seinen renom-mierten Preis, den „Future Policy Award“, in diesem Jahr an das ins-pirierendste, innovativste und wir-kungsvollste Waldschutzgesetz. Die Verleihung wird im September in New York stattfinden. Das UNO Sekretariat des Übereinkommens über die biolo-gische Vielfalt (UN Secretariat of the Convention on Biological Diversity, CBD) und der World Future Council werden die offiziellen Gastgeber sein. Dr. Ibrahim Abouleish ist Mitglied des Rates des WFC im Arbeitsbereich „Nachhaltige Wirtschaft“.

„Ziel des Preises ist es natür-lich, weltweit Aufmerksamkeit für gute Gesetze zu schaffen und so das politische Handeln zu beschleu-nigen.“, betont Alexandra Wandel, Vorstandsmitglied der Stiftung mit Hauptsitz in Hamburg.

Ahmed Djoghlaf, Generalsekretär des CBD, sagt: „Die Wälder unse-rer Erde beherbergen mehr als 80 Prozent der biologischen Vielfalt. 2010 wurde besonders deutlich, dass die Abholzung und die Degeneration von Wäldern hauptverantwortlich für den beispiellosen Verlust an Biodiversität sind. Daher müssen schnell gute Gesetze gefunden werden, die die Artenvielfalt schützen.“

Nominierungen für den Future Policy Award werden von ausgewählten inter-nationalen Organisationen sowie von den Ratsmitgliedern und Beratern des World Future Council vorgenommen. Eine vergleichende Evaluation liegt dann der Entscheidung der Jury aus Experten von allen fünf Kontinenten zugrunde.

Quelle: WFC

Kurznachrichten

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korre-spondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure:Christina BoeckerBijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 1,3,5: SEKEM

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Die Entwicklung einer „grüne-ren“ Wirtschaft sowie institutio-nelle Reformen sind die Hauptziele der dritten Nachfolgekonferenz des Erdgipfels von 1992 (Rio+20). Deshalb organisierte der World Future Council (WFC) gemeinsam mit der New Economics Foundation, ANPED, ALOE und dem Stakeholder Forum am 8. und 9. Januar 2011 in New York einen Workshop zum Thema „Nachhaltiger Wirtschaftswandel und erforderliche politische Maßnahmen“.

Die Teilnehmer, Experten aus so genannten Denkfabriken, entwickel-ten acht Grundsätze für eine Grüne Wirtschaft. Im Anschluss brachte Dr. Maja Göpel, WFC-Direktorin für Zukunftsgerechtigkeit, diese Grundsätze in die Diskussion zur Vorbereitung des Umweltgipfels 2012 ein. Bis zum ersten offiziellen Rio+20-Vorbereitungstreffen Anfang März 2011 wollen die Workshop-Teilnehmer einen internationalen Rahmen sowie konkrete politische Maßnahmen für die Umsetzung einer nachhaltigen Ökonomie erarbeiten.

Quelle: WFC

Waldschutz des Thema des “Future Policy Award” 2011

Acht Grundsätze für eine grüne Wirtschaft

Mehr Informationen:http://www.gls-bank.de! Mehr Informationen:

http://www.wordfuturecouncil.org!

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