BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG Risikobewertung von Kupfer für Verbraucher auf Basis von Monitoringdaten Dr. Britta Michalski Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“
BUNDESINSTITUT
FÜR RISIKOBEWERTUNG Risikobewertung von Kupfer
für Verbraucher auf Basis von Monitoringdaten
Dr. Britta Michalski
Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 2
Überblick
Expositionspfade
Kupfergehalte in Lebensmitteln
Vergleich Rückstandsversuche und Monitoringdatenam Beispiel Äpfel und Weintrauben
Risikobewertung für Verbraucher
Fazit und Ausblick
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 3
Kupfer: Anwendungen in der Landwirtschaft
Pflanzenschutzmittel
− Fungizid z.B. gegen Schorf in Äpfeln, Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln und Falschen Mehltau an Hopfen oder Wein, max. jährliche Gesamtmenge 3 kg Cu/ha (Hopfen: 4 kg Cu/ha)
Futtermittelzusatzstoff
− Kupfer ist essentielles Spurenelement für Tiere
Düngung
− Mineraldünger für Pflanzen, Kupfer ist essentielles Spurenelement für Pflanzen
− Eintrag über Gülle (v.a. von Schweinen)
− Eintrag über Klärschlämme
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 4
Kupfer: Expositionspfade von Verbrauchern
Quelle: planet-wissen.de
Natürlicher Hintergrund
Supplemen-tierung
Pflanzen-schutz
Trink-wasser
Biozide
Pflanzliche Lebensmittel
Tierische Lebensmittel
Nahrungs-ergänzung
Supplemen-tierung
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Empfohlene Kupferaufnahme
Essentielles Spurenelement
Angemessene Zufuhr
− 1,0-1,5 mg/Tag (ab 15 Jahre)
− Säuglinge und Kinder entsprechend weniger
Sichere Gesamttageszufuhr (Tolerable Upper Intake Level )
− Erwachsene 5 mg/Tag
− Kinder/Jugendliche: 1 mg/Tag (1-3 Jahre), 2 mg/Tag (4-6 Jahre), 3 mg/kg (7-10 Jahre), 4 mg/Tag (11-17 Jahre)
Anreicherung von Lebensmitteln in DE nicht empfohlen
Referenzen:SCF, 2006: Tolerable upper intake levels for Vitamins and Minerals, Scientific Committee for Food (SCF) der EFSA, www.efsa.europa.eu/de/ndatopics/docs/ndatolerableuil.pdfBfR, 2004: Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln, http://www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_mineralstoffen_in_lebensmitteln_bfr_wissenschaft_4_2004.pdf
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Lebensmittel mit hohen Kupfergehalten
Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs
Nüsse (13-37 mg/kg), Kakaopulver (38 mg/kg), Ölsaaten (12-17 mg/kg), Hülsenfrüchte (6-8 mg/kg), Weizenkeime (17 mg/kg), Weizenkleie (13 mg/kg)
Lebensmittel tierischen Ursprungs
Leber (Kalbsleber: 55 mg/kg), Niere (4-8 mg/kg), Garnelen (11 mg/kg), einige Käsearten (13 mg/kg)
Trinkwasser
zulässig bis zu 2 mg/L; Problem: Kupferleitungen mit zu geringer Kalkschicht auf der Innenseite (kalkarme Gebiete, Wasser mit pH < 7,4)
www.zentrum-der-gesundheit.de
www.welt.de
http://tagebuch.allesrohkost.de
http://www.umwelt-energie-report.deReferenz: Der kleine Souci – Fachmann – Kraut: Lebensmitteltabelle für die Praxis, Hrsg. Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Wiss. Verlagsgesell-schaft mbH, Stuttgart, 3. Auflage 2004
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 7
Trauben: Ergebnisse aus Rückstandsversuchen
Anwendung in der EU:
4x 1.5-2 kg Cu/ha, Intervall 7 Tage, BBCH 71-89, Wartezeit 14-21 Tage
Rückstände S-EU: 2.2, 4.1, 4.6, 5.1, 6.2, 7.0, 7.1, 7.5, 7.6, 8.7, 9.4, 11, 12 mg Cu/kg
Unbehandelte Kontrolle: 0,83-2,4 mg Cu/kg
Rückstände N-EU:3 x
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 8
Trauben: Ergebnisse aus dem nationalen Monitoring
Quelle: BVL, Monitoringberichte und zugehörige Tabellenbände, www.bvl.bund.de
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Äpfel: Ergebnisse aus Rückstandsversuchen
Anwendung in den Versuchen: 10x 0.23 kg Cu/ha, Intervall 7-14 Tage, BBCH 81-87, Wartezeit 0-3 Tage
Rückstände N-EU:0.99, 1.4, 1.8, 2.1 (2), 2.2, 3.1 mg Cu/kg
Unbehandelte Kontrolle: 0,3-1,0 mg Cu/kg
RHG in Äpfeln: 5 mg/kg
Foto: shutterstock
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 10
Äpfel: Ergebnisse aus dem nationalen Monitoring
Quelle: BVL, Monitoringberichte und zugehörige Tabellenbände, www.bvl.bund.de
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 11
BfR-Risikobewertung für Verbraucher: Toxizität
Chronische Toxizität
− WHO (1996): basierend auf Humandaten wurde das akzeptable Level auf 0,15 mg Cu/kg KG/d für Kinder und 0,2 mg Cu/kg KG/d für Erwachsene festgesetzt; gestützt durch Tierstudien (1 Jahr-Hundestudie, NOAEL = 15 mg Cu/kg KG/d, Sicherheitsfaktor 100)
− EFSA (2008): ADI 0,15 mg Cu/kg KG/d
Akute Toxizität
− Aufgrund der geringen akuten Toxizität für den Menschen ist für Kupfer keine ARfD festgesetzt
• Toxizität unabhängig vom verwendeten Kupfersalz
• Bewertung immer auf „Reinkupfer“ (Cu) bezogen
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 12
• Nur chronische Risikobewertung erforderlich
• Annahme: alle Lebensmittel enthalten einen mittleren Kupferrückstand und werden in mittlererMenge verzehrt
BfR-Risikobewertung für Verbraucher: Exposition
Verzehrsdaten entsprechend dem deutschen NVSII-Modell, das Daten für 2-4-jährige Kinder und 14-80-jährige Erwachsene enthält
Rückstände in Lebensmitteln entsprechend den Ergebnissen des deutschen Lebensmittel-Monitorings(Mittelwerte)
Rückstände in Trinkwasser in Höhe des Trinkwassergrenzwertes von 2 mg/L angenommen
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 13
BfR-Risikobewertung für Verbraucher
ADI
− 0,15 mg Cu/kg KG/d
2-4 jährige Kinder
− Aufnahme 0,128 mg/kg KG/d (entspricht 85 % ADI)
− bei Bezug auf ca. 16 kg KG: 2 mg/Tag (Bereich des tolerable upper intake levels!)
14-80 jährige Erwachsene
− Aufnahme 0,077 mg/kg KG/d (entspricht 51 % ADI)
− bei Bezug auf ca. 70 kg KG: 5 mg/Tag (Bereich des tolerable upper intake levels!)
Britta Michalski, Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, 21.11.2014 Seite 14
Fazit und Ausblick
Kupfer ist nicht nur im Bereich der Ökotoxikologie problematisch und mögliche Verbraucherrisiken sind ebenfalls zu berücksichtigen
Bewertungen der Kupferexposition von Verbrauchern müssen übergreifend über alle Anwendungsbereiche und gesetzlichen Regelwerke erfolgen
Gerade bei Kindern besteht für dauerhafte Erhöhungen der Rückstände in viel verzehrten Lebensmitteln kein Bewertungsspielraum
Die Kupferminimierung ist konsequent fortzusetzen
Weitere Erkenntnisse zur Kupferexposition sind durch Messungen im Rahmen der TDS (Total Diet Study) zu erwarten
BUNDESINSTITUT
FÜR RISIKOBEWERTUNG DANKE FÜR IHRE
AUFMERKSAMKEIT
Dr. Britta Michalski
Bundesinstitut für RisikobewertungFachgruppe Rückstände und Analyseverfahren Max-Dohrn-Str. 8-10 � 10589 BerlinTel. 0 30 - 184 12 - 4272 � Fax 0 30 - 184 12 - 64272britta.michalski@bfr.bund.de � www.bfr.bund.de